Emma Bieling
SCHNEE
FLÖCKCHEN
KÜSSE
Über das Buch:
Es ist kurz vor Weihnachten, als Beth Hals über Kopf ihren Job im städtischen Alten- und Pflegeheim hinwirft. Sie will sich neu orientieren und eine Anstellung finden, die mit Kind besser vereinbar ist. Als ihr kleiner Sohn auf die Idee kommt eine Zeitung mit Stellenanzeigen am Kiosk für den Preis eines Bonbons zu kaufen, ist das der Beginn eines Abenteuers, das ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellt.
Ein winterlicher Liebesroman
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Copyright ©Emma Bieling
Erstausgabe 12/2021
Alle Rechte vorbehalten.
Jede Verwertung und Vervielfältigung, auch nur auszugsweise, sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher
Genehmigung der Autorin gestattet. Personen und Handlungen
sind frei erfunden.
Bildmaterialien:
Lukbar@depositphotos.com
almoond@depositphotos.com
mythja@depositphotos.com
Umschlaggestaltung: Coverdesign by A&K Buchcover
Lektorat: Sabine Kirste
Satz: Emma Bieling
Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Digital: BookRix GmbH & Co. KG
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Liebe Leserinnen & Leser,
den Ort Altkrähenburg gibt es nicht. Ebenso wenig all die wundervollen Protagonistinnen und Protagonisten in diesem Buch, die mir beim Schreiben so unglaublich ans Herz gewachsen sind. Na ja, fast alle ;o) Sie alle sind Teil meiner Fantasie, die ich gerne mit euch teilen möchte. Herausgekommen ist eine Geschichte voller Emotionen, Verwirrungen und einem Weihnachtswunder, das schöner nicht sein kann. Gleichzeitig es ist eine Hommage an die Weihnachtszeit, an eine Jahrtausende alte Tradition, an die Ruhe und Stille, und an das magische Gefühl, Teil von etwas Größerem, etwas Heiligen zu sein.
Ich wünsche euch frohe Lesestunden und ein ebenso frohes Weihnachtsfest an der Seite eurer Liebsten.
Fühlt euch umarmt,
eure Emma
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Personenliste:
Beth Kissler, 27 Jahre, Altenpflegerin und Mutter eines 7-jährigen Sohnes namens Vincent
Liselotte Knobloch, 79 Jahre, Witwe des verstorbenen Wilhelm Knobloch und Gründer des Unternehmens A perfect Christmas
Die Knobloch-Brüder:
Sohn Fridolin, 38 Jahre, Chef des Unternehmens Edler Weihnachtsschmuck, obwohl er eigentlich die Weihnachtszeit gar nicht mag.
Sohn Knud, 45 Jahre, Chef des Unternehmens Weihnachtsmann-Service & Weihnachtspersonal das er gemeinsam mit seiner großen Liebe Alex führt.
Sohn Maximilian, 51 Jahre, Chef des Unternehmens Weihnachts-Confiserie Knobloch; verheiratet mit Josephine
Sonstige Mitwirkende:
Josephine, 29 Jahre, Exfreundin von Knud und Mutter einer 8-jährigen Tochter namens Emily
Alex, 37 Jahre, Bruder von Josephine
Charlotte, 47 Jahre, Management und Büroleitung des Unternehmens Edler Weihnachtsschmuck, Exfrau von Maximilian
Eddy, 39 Jahre, gebürtiger Engländer, engster Vertrauter von Fridolin, dem jüngsten der drei Knobloch-Söhnen
Pfarrer Johann, 68 Jahre, Vertrauter aller Altkrähenburger
Hildegard, 55 Jahre, Haushälterin bei Pfarrer Johann
Kakadu Lucky, 13 Jahre, sozial und gesprächig, wenn auch nicht immer gesellschaftskonform
Mona, 32 Jahre, Halterin von Lucky, Freundin und Nachbarin von Beth,
Zoe, 31 Jahre, erblindet, spielt die Orgel in der Kirche nach Gehör
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„Manche Gedanken setzen sich in unserem Herzen nieder wie der leise fallende Schnee.“
Ernst R. Hauschka
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Umgebungskarte
Altkrähenburg am Bach, ein idyllisch gelegenes Fleckchen Erde irgendwo versteckt zwischen Bergen und hochgewachsenen Kiefernwäldern, durch die sich ein kleiner, von Krähen belagerter Bach wie eine blauschillernde Viper ins Dorf hinunterschlängelt. Es gibt eine Kirche, jede Menge wildlebendes Getier und zwei Dutzend Häuser, an denen die Zeit spurlos verbeigegangen scheint. In den Wintermonaten verschwindet der kleine Ort fast ausnahmslos unter einer glitzernd weißen Decke aus Schnee und Eis. Die Singvögel weichen den Krähen, und aus den gemauerten Schornsteinen der Häuser erhebt sich fast schon majestätisch der Rauch in den wolkenverhangenen Himmel empor. In dieser winterlichen Zeit ist oft das Knacken von Ästen zu hören, die unter der Last der Schneemassen ächzend nachgeben und brechen. Die kalte Luft vermischt sich an jenen frostigen Tagen der Winterzeit mit dem Duft von verbranntem Kiefernholz, während das Glockengeläut zum allabendlichen Gebet ruft und die kleine Gemeinde der Altkrähenburger an ihren Abendbrottischen vereint. Man kennt sich. Man schätzt sich. Man redet, teilt und speist miteinander. Und man hält auch in schwierigen Zeiten zusammen. Selbst dann, wenn es um eine der größeren Sünden geht wie -> Du sollst nicht lügen. Doch der Herr ist gnädig, weiß Pfarrer Johann zu verkünden, auch wenn ihm nicht ganz wohl bei Liselottes Plan ist. Doch wie könnte er der liebenswerten Rentnerin mit der bunten Altkrähenburger Strickmütze, die stets einen größeren Schein in das heilige Spendentöpfchen wirft, einen so wichtigen Gefallen abschlagen. …
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… »Und Sie glauben wirklich, dass Sie damit Ihre Kinder zurück an einen Tisch bekommen? Ich meine, die internen Streitereien haben sich über die letzten Jahre hinweg so sehr verhärtet, dass mir Ihr Unterfangen doch relativ aussichtlos erscheint. Vielleicht sollten wir stattdessen gemeinsam für die Versöhnung Ihrer Kinder beten.«
Liselotte Knobloch atmete schwer aus. »Ich bin in einem Alter, in dem man keine Zeit mehr für langwierige Fürbitten hat, was nicht heißen soll, dass der Herr im Himmel mir nicht ein wenig unterstützend zur Seite stehen könnte. Nein, es ist an der Zeit für eine menschliche List, einer kleinen Lüge und Ihrer Hilfe, damit sich die innerfamiliären Wogen wieder glätten und ich meinen Seelenfrieden finde.« Die alte Dame legte ihren Kopf schief und musterte ihr Gegenüber. »Sie werden mir doch helfen, Pfarrer Johann?«
Der Geistliche lockerte seinen Kragen. Nur schwerlich brachte er eine Antwort über die Lippen. »Also schön, ich werde es versuchen, auch wenn ich damit Gottes Zorn auf mich lade.«
Liselotte erhob sichtlich erleichtert ihr Glas. »Wie könnte der Herrgott Ihnen böse sein, wenn Sie einer bibeltreuen Frau mit gebrochenem Herzen helfen ihren einzigen und wahrscheinlich letzten Wunsch zu erfüllen.«
Pfarrer Johann lachte verzweifelt auf. »Ihre Worte in Gottes Ohr.« Mit zittriger Hand führte er das Weinglas zum Mund, während seine Gastgeberin ihm zuprostete. »Auf unseren Plan.«
22. Dezember
Die Geräusche der Großstadt durchdrangen selbst die kleineren Nebenstraßen. Beth hastete an den Häusern und Menschen vorbei, ohne auch nur ein einziges Mal aufzublicken. Tränen rannen über ihre vor Kälte erröteten Wangen. In ihrem Kopf rasten die Gedanken nur so durcheinander, während sie die Hand ihres Sohnes fest umklammerte, um ihn nicht im Gedränge zu verlieren. Vincent versuchte tapfer mit ihrem schnellen Schritt mitzuhalten. Jedes Wort, das seinem unschuldigen kleinen Mund entsprang, hinterließ an diesen feucht-kühlen Dezembermorgen eine Nebelschwade. »Cool wie du es der alten Nebelkrähe gezeigt hast.«
»Das war nicht cool, das war ziemlich dumm«, erwiderte Beth und wich einem älteren Ehepaar aus, das ihr entgegenkam.
»Sie hat es aber trotzdem verdient«, argumentierte Vincent dagegen und ballte seine kleine gebrechliche Hand zu einer Faust. »Wenn ich größer wäre, hätte ich ihr damit eine gegeben, boom.«
»Lass den Blödsinn«, ermahnte ihn Beth, blieb stehen und zog ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche, um damit den Rotz von Vincents Nase zu wischen, der sich einen Weg in die Öffentlichkeit bahnte. Sie konnte nicht glauben, dass sie gerade ihren Job geschmissen hatte. Einen Job, den sie ebenso sehr brauchte wie die Luft zum Atmen. Wie zum Teufel sollte sie die Miete für ihre kleine Zweizimmerwohnung zahlen? Wie ihren Sohn ernähren? Auf Vincents Vater war nie Verlass gewesen. Er hatte sich der Unterhaltszahlung von Anfang an verweigert und war schlussendlich untergetaucht. Und nun? Ein Krampf im Herzen ließ Beth schmerzvoll zusammenzucken. Wie erstarrt hielt sie den Atem an und wartete, bis sich das Herzweh löste, welches sie öfters in letzter Zeit bekam. Sie hatte bisher einfach nie die Zeit gefunden zum Arzt zu gehen. Ständig Überstunden oder Doppelschichten. Und das alles mit einem Kind. Da war es doch nur verständlich, dass sie ihren Sohn ab und zu auf Arbeit mitbrachte, um mit ihm für die Schule zu üben. Dabei arbeitete sie gerne im Alten- und Pflegeheim, schon wegen der vielen zerbrechlichen und einsamen Seelen, denen sie mehr als die vorgeschriebene Zeit widmete, auch wenn es ihrer Chefin nie gefiel. Ja, sie liebte ihren Job. Aber ihren Sohn liebte sie mehr.
»Tut dir wieder das Herz weh?«, fragte Vincent und starrte sie besorgt an.
»Ach was, ist nur etwas Seitenstechen vom schnellen Laufen«, log Beth. Sie wollte ihm keinesfalls Ängste bescheren, denen ein Kind in Vincents Alter noch nicht gewachsen war. Dennoch konnte sie ihre Tränen nicht verbergen, die ihr nun schwallartig übers Gesicht liefen, auch wenn sie diese unauffällig mit dem Ärmel ihrer Jacke wegzuwischen versuchte. Der Druck, der auf ihr lastete, war gerade um Einiges angestiegen. Aber hätte sie sich wirklich wohler gefühlt, wenn sie der Forderung ihrer Chefin nachgegeben und Vincent zukünftig zuhause gelassen hätte? Völlig auf sich allein gestellt? Du hast das Richtige getan, ploppte ihre innere Stimme auf. Sie stand Beth zwar nicht immer wohlwollend zur Seite, aber zumindest war sie stets ehrlich. In unzähligen Nächten hatte sich Beth schon oft mit sich selbst unterhalten, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ihr Verhalten das Resultat ihres zurückgezogenen Lebens sein könnte. Ihre Nachbarin nannte es sogar Vereinsamung und riet ihr, sich bei einer Dating-App anzumelden. Aber Beth hatte das stets mit einem argwöhnischen Blick zurückgewiesen. Sie war einfach nicht der Typ für virtuelles Liebesgeplänkel und endlos lange Chatnächte. Außerdem hatte sie auch keine Zeit dafür. Diese reichte gerade so für ihren Sohn Vincent, einen aufgeweckten 7-jährigen mit großen dunklen Kulleraugen und gekräuseltem rotem Haar, und ihren Vollzeitjob im Altenheim. Dabei hatte sie die Priorisierung stets auf ihren Sohn gelegt. Vincent war ihr Ein und Alles und vor einigen Wochen in die zweite Klasse der städtischen Bezirksschule aufgestiegen. Beth war unheimlich stolz auf ihn. Schluchzend warf sie ihre Hände vors Gesicht. »Was habe ich nur getan?« Ihr wurde bewusst, dass sie mit ihrer Spontanität vielleicht gerade Vincents Zukunft verbaut hatte. Ein Umstand, den sie sich nie verzeihen könnte.
»Mama, du sollst doch nicht weinen.« Vincent zerrte an ihrem Ärmel. »Das ist nicht gut für dein Herz.«
»Ich weine ja gar nicht.«
»Tust du doch!«
»Ich habe eine Wimper im Auge.«
»Und ich bin kein kleines Baby mehr.« Vincent verschränkte beleidigt die Arme. »Du kannst mit mir ruhig über deine Tränen reden. Ich weiß, dass Mädchen oft weinen.«
Beth steckte schluchzend das Taschentuch zurück, zupfte Vincents Mütze gerade und hockte sich zu ihm nieder. Gefühlvoll griff sie nach seinen Händen. »Weißt du was, du hast Recht. Ich werde mich bessern, versprochen.«
»Wirklich?«
»Großes Ehrenwort.«
»Okay. Und jetzt hör auf, wegen der alten Nebelkrähe zu weinen.«
»Ich weine ja gar nicht wegen Frau Ronneburger, sondern wegen meiner Arbeit. Wenn ich nicht arbeite, verdiene ich auch kein Geld.«
»Dann suchen wir dir einfach eine neue Arbeit.«
»Und wo sollen wir die suchen? Es ist Dezember, und in zwei Tagen Heiligabend.«
Über Vincents Gesicht huschte ein nachdenkliches Grübeln. »Hm, wir könnten drüben am Kiosk eine Zeitung kaufen und darin eine Arbeit für dich suchen.«
Beth wusste, dass ausgeschriebene Stellenanzeigen ganz sicher nicht mehr in gedruckten Zeitungen standen, sondern auf Internet-Portalen wie Stepstone oder Monster. Dennoch wollte sie Vincent nicht die Illusion rauben, ihr helfen zu können. Also stimmte sie zu und ließ sich von ihm über die Straße zum Kiosk ziehen.
»Was darfs denn sein?«, fragte der freundlich blickende Herr am Kioskfenster.
»Eine Zeitung mit Arbeitsstellen für meine Mama.«
Der Mann zog die Augenbrauen kraus. »Ah, du meinst eine Zeitung mit Annoncenteil.«
Vincent nickte und blickte stolz zu seiner Mutter auf. »Wichtig ist, dass ganz viele Arbeitsstellen drin sind.«
»Verstehe«, säuselte der Mann und zwinkerte Beth zu, bevor er mit seinem Kopf abtauchte und kurz darauf mit einer dickeren Tageszeitung vom Vortag erschien. »Hier, junger Mann, diese Zeitung wäre genau das, was du suchst.«
Vincent musterte die Zeitschrift. »Und was soll die kosten?«
»Was kannst du denn zahlen?«
»Ich habe kein Geld, nur Bonbons.«
»Dann kostet sie einen Bonbon.«
Beth nickte dem Kioskverkäufer dankend zu.
»Okay, abgemacht«, meinte Vincent und kramte in seiner Hosentasche nach einem Bonbon, das er auf die Zeitung legte. »Ist Zitronengeschmack«
»Oh, die mag ich am liebsten«, flunkerte der Verkäufer, schnappte sich das Bonbon und überreichte Vincent die Zeitung.
In der kleinen Zweizimmerwohnung angekommen, konnte Vincent es kaum erwarten, mit seiner Mutter die Stellenanzeigen durchzulesen. Aufgeregt tänzelte er durch die Küche. »Schnell, Mama, wir müssen die Zeitung aufschlagen und lesen, bevor andere die Arbeitsstellen wegschnappen.«
Beth lächelte und zog ihm die Mütze vom Kopf. »Aber vorher sollten wir unsere Jacken ausziehen und uns einen schönen heißen Tee aufbrühen.«
»Au ja, den leckeren Tee mit Zimt«, erwiderte Vincent und stürmte hinaus in den Flur, um seine Jacke auf den Schuhschrank zu werfen. Er war noch nicht groß genug, um an die Garderobenhaken heranzureichen. Deshalb schimpfte Beth auch nicht mit ihm. Geduldig sammelte sie seine Sachen ein und hing sie ordnungsgemäß an den Haken.
»Schau Mama, es schneit ganz dicke Flocken«, rief Vincent. Er drückte seine Nase fest gegen das Küchenfenster.
»Oh ja, ich sehe es.«
»Dann können wir später einen Schneemann bauen.«
»Ich dachte, du willst mit mir die Zeitung anschauen?«
»Das machen wir nach dem Tee und vor dem Schneemann.«
»Meinetwegen«, lachte Beth, obgleich ihr tief im Inneren eher nach Heulen zumute war. Sie rechnete nicht damit, auch nur eine vernünftige Stellenausschreibung in der Zeitung zu finden. Und während Vincent immer noch sein Gesicht gegen die Scheibe presste, setzt sie Wasser an und bereitete den Tee zu.
Zehn Minuten später saßen beide am Tisch und umklammerten ihre Teegläser. »Hm, schön warm«, strahlte Vincent übers Gesicht und pustete die warme Luft beiseite. »Und jetzt suchen wir dir eine schöne Arbeit ohne die doofe Nebelkrähe Frau Ronneburger.«
Beth schüttelte mahnend den Kopf. »Du sollst so böse Wörter doch nicht immer sagen.«
»Wie soll ich sie denn sonst nennen?«
»Einfach nur beim Namen.«
»Frau Ronneburger klingt aber viel zu lieb«, beschwerte sich Vincent und schlug die erste Seite der Zeitung auf. Enttäuscht blickte er auf ein Foto. »Warum ist da so ein großes Foto von einem dicken Mann drin?«
»Das ist kein dicker Mann, sondern unser Bürgermeister, den die Zeitung zum Thema Straßenausbau interviewt hat.«
»Und wann kommen die Arbeitsstellen?«
»Am Ende der Zeitung.«
Vincent kratzte sich am Kopf. »Dann sollten wir die Zeitung einfach von hinten lesen.«
»Gute Idee«, meinte Beth. Ihr Kinn auf die Handfläche gestützt, träumte sie sich für einen kurzen Moment zurück in die Vergangenheit, als ihre Eltern noch lebten. Ein friedvolles Lächeln huschte über ihr Gesicht beim Abspulen des Bildes ihrer Mutter, die mit Vincent auf ihrem Schoß gebettet dasaß und ihn in den Schlaf wiegte. Sie war so unglaublich glücklich in diesem Moment. Ganze vier Stunden hatte Beths Mutter mit Vincent auf dem Sofa gesessen und ihn voller Stolz betrachtet.
»Ich habe was gefunden«, verkündete Vincent und riss Beth aus ihren Erinnerungen. Mit seiner kleinen Hand wies er auf eine Annonce, die dickgedruckt aus den anderen hervorstach.
Pflegekraft dringend für sofort gesucht! Bewerbungen unter Telefonnummer Altkrähenburg-/96301
Beth biss sich grübelnd auf die Lippe und überlegte, ob es in Altkrähenburg vielleicht ein Alten- und Pflegeheim gab, von dem sie nichts wusste. Ihres Wissens zufolge lag Altkrähenburg sehr weit abseits der Stadt und hatte weder einen Supermarkt noch irgendwas anderes außer einer kleinen Pfarrgemeinde. Vincent war derweil vom Stuhl gesprungen und zerrte ungeduldig an ihrem Ärmel. »Nun mach schon, du musst anrufen.«
»Nun lass mich doch erst einmal auf der Karte nachschauen, wie weit es bis Altkrähenburg ist.«
»Das kannst du doch später«, protestierte Vincent und rannte das Telefon holen. Mit erwartungsvollem Blick starrte er seine Mutter an.
»Also schön, gib her.« Beth nahm das Telefon und wählte die Nummer. In Anbetracht dessen, dass sie noch nie von einer Pflegeeinrichtung in Altkrähenburg gehört hatte, drückte sie das Telefon fest ans Ohr.
»Liselotte Knobloch«, meldete sich eine älter klingende Dame.
»Verzeihen Sie die Störung, ich rufe wegen der Stellenanzeige in der Zeitung an.«
»Ah, Sie sind demnach eine Pflegekraft auf Arbeitssuche?«
»Ja, gewissermaßen.«
»Wie alt sind Sie denn, Kindchen, wenn ich fragen darf?«
»Siebenundzwanzig.«
»Oh, so jung noch.«
Beths Anspannung entlud sich in einem enttäuschten Seufzen. »Dann suchen Sie eine ältere Pflegekraft?«
»Oh, nein, nein. Siebenundzwanzig ist das perfekte Alter für den Job.«
»Wirklich?« Beth schöpfte wieder Hoffnung. »Ich meine, welche Voraussetzungen müsste ich denn aufweisen können?«
»Sofortigen Dienstantritt. Sie können doch sofort die Stelle antreten?«
»Ähm, na ja, eigentlich schon. Aber so kurzfristig bekomme ich das mit der Aufsicht für meinen Sohn nicht geregelt.«
»Ich brauche keine Aufsicht«, beschwerte sich Vincent hörbar laut. »Ich bin schon groß genug, um alleine zu bleiben.«
»Kommt gar nicht infrage«, erwiderte Beth und entschuldigte sich im selben Augenblick bei der älteren Dame. »Das er immer dazwischenreden muss.«
»Ach, lassen Sie Ihn doch, Kindchen. Kindermund tut Wahrheit kund. Und außerdem waren wir doch alle mal klein und haben uns unheimlich groß gefühlt.« Ein Lachen erklang durchs Telefon. »Was glauben Sie, wie oft mich meine drei Söhne in die verrücktesten und peinlichsten Situationen gebracht haben, weil sie munter frei heraus alles ausgeplappert haben. Und sei es nur die Tatsache, dass ich immer eine Rolle Toilettenpapier in der Handtasche bei mir trug, um den Jungs unterwegs den Po oder die Rotznase abzuwischen.«
Beth spürte wie der Druck, der bis eben noch ihren Körper dominierte, nachließ. »Dann kennen Sie die Problematiken ja bestens.«
»Als Mutter von drei Jungs, die unterschiedlicher nicht sein können, war ich quasi der Magnet aller Probleme. Und glauben Sie mir, Kindchen, die hören selbst dann nicht auf, wenn die Jungs erwachsen sind.«
»Oje, dann habe ich ja noch …«
»Jede Menge Spaß vor sich«, unterbrach Liselotte Knobloch sie. »Wie heißt er denn, der Bub?«
»Vincent. Er ist sieben Jahre alt.«
»Ein entzückender Name. Bringen Sie ihn doch einfach mit. Es gibt genug Platz im Haus, ein Gästezimmer, wo Sie beide über die Feiertage schlafen können und einen Garten voller Sträucher, um Verstecken zu spielen.«
Beth konnte ihr Glück kaum fassen. Sollte sie wirklich so schnell eine neue Anstellung bekommen? Irgendwo musste es doch einen Haken an der Sache geben, da war sie sich sicher. »Darf ich fragen, wer die zu betreuende Person ist? Oder handelt es sich um mehrere Personen?«
»Nein, nur eine ältere, aber sehr umgängliche Person«, antwortete Liselotte Knobloch und fügte hinzu: »Aber lassen Sie uns doch erst einmal zum wichtigsten Teil der Arbeitsstelle kommen, der Vergütung.«
Beth war das Thema ein bisschen peinlich, obgleich dieser Punkt schon ein entscheidender war. »Ähm, ok, wie Sie meinen.«
»Ich kenne zwar nicht Ihre Gehaltsvorstellung, aber ich verdopple Ihren bisherigen Stundenlohn, wenn Sie bereit sind, sofort mit Ihrem Sohn aufzubrechen und einen Weihnachtsbaum mitzubringen.«
Beth bekam Schnappatmung. »Was?«
»Eine Tanne oder Fichte zum Aufstellen und Schmücken. Sie haben doch ein Auto, wo man so einen Baum aufs Dach schnallen kann oder etwa nicht?«
Beth war regelrecht geplättet. Ein doppeltes Gehalt würde sie nirgendwo anders verdienen. »Nein, ich meine ja, vielleicht. Ich teile mir gewissermaßen mit meiner Nachbarin das Auto aus Kostengründen.«
»Na wunderbar. Dann bereite ich alles vor und freue mich, Sie und Ihren Sohn in meinem Haus bald begrüßen zu dürfen. Es ist übrigens das dritte Haus links nach der Kirche mit dem verrosteten Wetterhahn auf dem Dach.«
Beth benötigte einige Minuten, um das Telefongespräch sacken zu lassen. »Und, hast du die Arbeit?«, quengelte Vincent ungeduldig.
»Ja. Und ich muss das sofort Mona erzählen.« Beth sprang auf, eilte hinaus und warf die Tür freudig hinter sich ins Schloss. Im Treppenhaus war es still. Viel zu still für einen Mittwochvormittag. Schlief Mona etwa noch? Beth klopfe zaghaft und presste ihr Ohr gegen die Tür. Nichts, kein einziger Mucks. Es wird doch nichts Schlimmes passiert sein? Beth klopfte erneut. Wieder rührte sich nichts. Beth klopfte lauter. Aber außer einem »Ahrrr, Arschloch, Ruhe Arschloch« was von Lucky, Monas Kakadu stammte, vernahm sie nichts. Lucky war zuckersüß, aber frech wie Oskar. Und er war ein Überbleibsel aus Monas gescheiterter Ehe. Woher er all die Schimpfwörter hatte, konnte sich selbst Mona nie wirklich erklären. Aber ein Schuldiger war schnell gefunden. Der Exmann war schuld an Luckys gesellschaftsuntauglichen Verhaltensweisen, wer sonst. Beth wurde ungeduldig und klingelte. Aber auch dieses Mal öffnete ihre Freundin nicht die Tür. Es half alles nichts, sie musste auf Monas Wohnungsschlüssel zurückgreifen, die sie für Notfälle im Schlüsselkasten aufbewahrte. Beth stürmte zurück in ihre Wohnung, griff sich das Schlüsselbund und bemerkte im Augenwinkel einen Zettel auf dem Fußboden hinter ihrer Tür. Nanu, hatte sie den tatsächlich übersehen, als sie nach Hause kam? Sie faltete ihn auf und las.
Sorry Beth, konnte dich nicht auf Arbeit erreichen, deshalb die Info hier. Benny (du weißt schon, der süße Kellner aus dem Pub, für den ich die lustigen Spielsachen aus dem du weißt schon-Shop gekauft habe) hat mich spontan zu einem Kurztrip nach New York eingeladen.
Bin nach Weihnachten wieder zurück. Kümmere dich bitte um Lucky. Und pass auf, dass er nicht wieder den Medizinschrank kapert und sich die Aspirin-Tabletten schnappt.
Hab dich lieb. Küsschen, Mona
PS: Der Mini steht um die Ecke geparkt und müsste getankt werden.
23. Dezember
Maximilian & Josephine
Das Telefon schrillte über den langen Flur der Wohnung, die im Loft-Stil eingerichtet war. Maximilians wesentlich jüngere Ehefrau nannte den Wohntrend mit den gemauerten Innenwänden voller Stolz Industrial Style und gab nur allzu gerne vor ihren Freundinnen damit an. Die Last an Schulden, die dahintersteckte, verschwieg sie. Das Unternehmen ihres Mannes schrieb schon länger keine schwarzen Zahlen mehr, was ihre Ehe zunehmend belastete.
»Wer ist es denn?«, rief Josephine, noch bevor Maximilian den Hörer abgenommen hatte.
»Woher soll ich das wissen?«
Kopfschüttelnd nahm er den Anruf entgegen. »Knobloch.«
»Pfarrer Johann am Apparat, ich hoffe, ich störe nicht.«
»Wer ist es?«, tönte es erneut aus der Küche. »Wenn es Jaqueline ist, sag ihr, ich habe den Nagelstudiotermin verschoben.«
Maximilian verdrehte genervt die Augen. »Was kann ich für Sie tun, Pfarrer Johann?«
»Für mich nichts, eher für Ihre Mutter. Diese liegt sterbenskrank im Bett und möchte Sie sehen. Und sie würde Ihnen gerne ihren letzten Willen kundtun.«
»Was?« Ein schwermütiges Seufzen entwich Maximilians Kehle. Er hatte nicht mit solch einer Hiobsbotschaft gerechnet. Schon gar nicht kurz vorm Heiligen Abend. »Wie schlimm ist es, Pfarrer Johann?«
»Oh, ich befürchte das Folgenschwerste. Es wäre gut, wenn Sie sich gleich auf den Weg machen würden. Umso schneller Sie hier sind, umso besser.«
»Natürlich, Pfarrer Johann. Ich werde sofort ein paar Sachen packen und mich auf den Weg machen. Allerdings habe ich keine Ahnung, ob ich auf die Schnelle noch einen Flug bekomme.«
»Vertrauen Sie auf Gott, mein Sohn. Er wird es Ihnen ermöglichen, am Heiligen Abend bei Ihrer Mutter zu sein.«
»Ich hoffe, Sie behalten Recht. Und vielen Dank für Ihren Anruf.«
Josephine, die mittlerweile barfüßig aus der Küche gelaufen kam, blieb vor Maximilian stehen und musterte ihn. »Ist irgendwas passiert?«
Er nickte wortlos und verließ den Flur, um zur Wohnzimmerbar zu gehen und sich einen Whisky einzugießen. Josephine folgte ihm. Sie spürte die Ernsthaftigkeit, die von ihm ausging. »Was ist los?«
»Mutter liegt im Sterben.«
»Was? Ich meine, wieso?«
»Woher soll ich das wissen? Du weißt so gut wie ich, dass ich kaum noch Kontakt mit ihr habe.« Er leerte das Glas in einem Schluck und kniff die Augen fest zusammen. Der Whisky in seiner Kehle brannte genauso stark wie das aufkommende schlechtes Gewissen, das sich wie Gift in seinem Körper ausbreitete. »Ich hätte sie an ihrem Geburtstag besuchen sollen.«
Josephine strich ihm mitfühlend über die Schulter. »Wir haben ihr eine wunderschöne Geburtstagskarte geschickt.«
Im Selbstmitleid ertrinkend stieß er ihre Hand weg. »Ja, eine lausige Karte. Und das alles nur, weil du eine Fehde mit deinem und meinem Bruder anfangen musstest.«
Josephine schnappte nach Luft. »Ach, jetzt bin ich also daran schuld, dass mich dein Bruder während meiner Schwangerschaft betrogen hat?« Sie lachte theatralisch auf. »Du hast ja keine Ahnung, wie sehr es schmerzt, seinen Partner in flagranti zu erwischen und festzustellen, dass es der eigene Bruder ist, der nackt in deinem Bett liegt.«
»Nein, nein, nein, das ist nicht der wahre Grund für deinen Jahre währenden Zorn. Du bist sauer, weil er dich nicht mit einer Frau, sondern mit einem Kerl betrogen hat.«
»Nicht irgendeinem Kerl, meinem Bruder«, korrigierte Josephine ihren Mann. »Das ist ja wohl unverzeihbar.«
Maximilian winkte ab. »Ich habe die Nase gestrichen voll von dem ganzen Scheiß.«
»Ach ja? Und was soll das heißen?«
»Das muss ich mir noch überlegen. Aber eines ist sicher: So wie bisher kann es nicht weitergehen.«
23. Dezember
Knud & Alex
Als Alex das Haus betrat, war es stiller als sonst. Keine Musik, die aus der Küche an sein Ohr drang. Kein Duft von Bratgut oder sonstigen leckeren Gerüchen, die auf ein romantisches Abendbrot hoffen ließen. Er legte seinen Mantel ab, stellte den Aktenkoffer auf den Flurschrank und äugte beunruhigt in die Küche. Knud saß regungslos am Tisch und starrte zum Fenster.
»Was ist los? Bist du krank?«
»Nein, mir geht’s gut. Aber Mutter …« Er stockte und wischte sich eine herablaufende Träne aus dem Gesicht. »Sie liegt im Sterben und hat mich zu sich rufen lassen.«
Alex schluckte schwer. Er suchte nach tröstlichen Worten, irgendwas, das er seinem Lebenspartner sagen könnte. Doch nichts, was er hätte sagen können, hätte Knuds Schmerz gelindert. Mit einem bedauernden Seufzen ließ er sich auf einen der Stühle plumpsen. »Und was machst du dann noch hier? Du solltest längst unterwegs zu ihr sein.«
Knuds Blick wanderte entschlossen zu Alex. »Ich will, dass du mich begleitest.«
»Ich soll mitkommen?« Alex drückte hörbar laut Luft durch seine geschlossenen Lippen. »Bitte verlange das nicht von mir. Außerdem hat deine Mutter nach dir verlangt, nicht nach mir.«
»Weil sie bis heute nichts von unserer Liebe zueinander weiß.«
»Knud bitte, fahr ohne mich.«
»Nein, du wirst mich begleiten. Es ist an der Zeit mit offenen Karten zu spielen. Ich will, dass meine Mutter die Wahrheit erfährt, bevor sie …« Knud wagte nicht das Ende seines Satzes auszusprechen und vergrub stattdessen sein Gesicht in einem Tempo, um sich zu schnäuzen. Dann blickte er erneut die Liebe seines Lebens an. »Also?«
Alex rutsche nervös auf seinem Stuhl hin und her. Ein Teil von ihm war bereit, Knud auf seinem schweren Weg zu begleiten, der andere Teil scheute die Offenbarung. Nicht, dass er nicht zu seiner Homosexualität stünde, nein. Vielmehr war es die Furcht, auf seine Schwester Josephine zu treffen. Seit sie ihn mit Knud in flagranti erwischt hatte, war nichts mehr von der Schwesternliebe zu spüren, die sie ihm von Kindheit an entgegengebracht hatte. Stattdessen hatte sie ihn mit einem angewiderten Blick angestarrt und aus ihrem Leben verbannt. Nichts außer Funkstille war seither zwischen ihnen. Eine Mauer aus unerträglicher Abweisung und Stille. Alex wankte hin und her, aufgerieben zwischen alten Wunden und der Pflicht, seinem Partner zur Seite zu stehen. »Also schön, ich komme mit.«
Durch Knuds Gesicht huschte ein befreites Lächeln. »Das freut mich.« Seine Hand tastete nach der von Alex. »Komm, lass uns gemeinsam schnell ein paar Sachen zusammenpacken.«
23. Dezember
Fridolin
Die Shoppingmeile der Stadt war wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit gut besucht. Der Duft von Glühwein und süßen Gebäck vermischte sich mit der frostigen Schneeluft. »Da liegt ganz gewiss was in der Luft«, meinte der Postmann und zeigte hinauf zum Himmel. Fridolin nickte ihm zu, obgleich ihm die Wetterlage völlig egal war. Er hatte nicht vor, in dieser verrückten Zeit, wie er es nannte, auch nur einen Fuß außer Haus zu setzen. Er nahm die Post entgegen, nickte seinem Gegenüber freundlich zu und schloss die Tür ganz schnell wieder hinter sich. Wieso hatte er ausgerechnet mitten auf der Shoppingmeile eines der alten Herrenhäuser gekauft? Diese Frage stellte er sich jedes Mal zu dieser Jahreszeit. Doch eine klare Antwort darauf fand er nicht. Zumindest erschien ihm die Lage damals beim Erwerb ziemlich günstig für sein angrenzendes Geschäft, in dem er edlen Schmuck verkaufte. Auf dem Weg ins Wohnzimmer schaute er die Postsendungen grob durch. Rechnung, noch eine Rechnung, Dankeskarte, Spendenersuch, Steuerbüro, Weihnachtskarte. Letztere warf er mit einem missfälligen Blick in den Kamin. Er hasste Weihnachten. Und er hasste Weihnachtspostkarten. Und jeder, der ihn kannte, wusste das.
»Sir, Sie haben doch nicht etwa …?«, erklang die Stimme seines Hausangestellten hinter ihm. Eddy war gebürtiger Engländer, querschnittsgelähmt und die gute Seele des Hauses.
»Doch, habe ich«, murrte Fridolin zurück.
»Ohne darauf zuschauen und sie wenigstens durchzulesen?«
Fridolin wandte sich um. »Ach Eddy, es ist doch sowieso immer dasselbe Blabla, Jahr für Jahr.«
Eddy rollte kopfschüttelnd mit seinem Rollstuhl an ihm vorbei ins angrenzende Esszimmer. Auf seinem Schoss ruhte ein Tablett mit Geschirr. »Weil Sie, Sir, sich jedes Jahr zur Weihnachtszeit einmauern. Vielleicht sollten Sie mal rausgehen und schöne Dinge tun.«
»Rausgehen? Nein, danke. Ich ertrage weder den Duft von gebrannten Mandeln noch all die furchtbar grellen Lichter, die überall in den Schaufenstern blinken. Schlimm genug, dass ich mein eigenes Geschäft mit all dem Klimbim verhunzen muss.«
Eddy verdrehte die Augen, während er Teller, Glas und Besteck auf dem Esstisch platzierte. »Ihnen fehlt eine Frau, Sir. Eine, die Ihnen die schönen Dinge des Lebens wieder näherbringt und Sie dazu bewegt, jede ankommende Weihnachtskarte als etwas Wundervolles zu betrachten.«
Noch bevor Fridolin den ausgesprochenen Gedanken seines engsten Mitarbeiters etwas entgegenbringen konnte, schellte das Telefon und unterbrach die Unterhaltung.
»Schon gut, Eddy, ich geh dran. Und decke den Tisch bitte auch für dich und Charlotte ein. Ich möchte, dass wir heute alle gemeinsam zu Mittag speisen.«
Minuten später, als Fridolin das Telefongespräch beendet hatte, betrat Charlotte das Haus. In ihrem leicht ergrauten Haar funkelten Schneeflocken. »Ich glaube, wir bekommen dieses Jahr eine weiße Weihnacht«, murmelte sie und klopfte sich den Schnee von den Schultern. »Unser Stammkunde Herr Schiffer meinte gerade auch, dass es nach jeder Menge Schnee aussieht.«
»Ich hoffe, er irrt sich«, rief Eddy
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Emma Bieling
Bildmaterialien: Lukbar@depositphotos.com, almoond@depositphotos.com, mythja@depositphotos.com
Cover: A&K Buchcover
Lektorat: Sabine Kirste
Satz: Emma Bieling
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2021
ISBN: 978-3-7554-0275-6
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine verstorbene Großmutter