Bis auf das dünne Seidenhemdchen, das ich mir für das letzte Frühstück mit meiner großen Freundin und Retterin Mara noch schnell übergestreift hatte, war ich noch immer splitternackt. Noch hörte ich Mara mit ihren derben Stiefelsohlen im Treppenhaus auf und davon stampfen. Die Tür zwischen mir und meiner Freundin war, entgegen all meiner eindringlichen Warnungen, nun doch zugeschlagen worden. Mit einem kurzen metallischen Klicken, das mich an einschnappende Handschellen skrupelloser Häscher erinnerte, war der Türriegel wieder präzise in sein Schloss gefallen und dort deutlich hörbar, wie das Schloss einer Gefängniszelle, eingeschnappt. Mit Maras Stampfen entfernten sich auch die noch dumpfer klingenden Geräusche ihres Entführers von mir. Als er Mara, der ich kurz vor ihrer Abholung noch beim Verknoten ihrer schwarzen Augenbinde behilflich war, vor der Tür unserer Wohnung in Empfang nahm, hörte ich noch seinen Namen. Er nannte sich Alex. Das Letzte, was ich von den beiden hörte, war das Geräusch von unter den Rädern eines schweren Wagens knirschendem Kies, das sich innerhalb weniger Sekunden vollends verflüchtigt hatte. So allein in Maras Wohnung, nur von trauriger Dunkelheit umgeben, fühlte ich mich in diesem Moment wie lebendig begraben. Mich fröstelte, denn ich fühlte mich von einem auf den anderen Moment total isoliert. Nein, nicht wirklich isoliert … aber ja … doch … schon auch irgendwie isoliert. Allein gelassen und weggesperrt wären noch treffendere Worte für diese beklemmenden Gefühle gewesen. Mit dem Zuschlagen der Tür, war mir, als hätten mich zusammen mit meiner Freundin auch Glück, Mut und Zuversicht verlassen. Es fühlte sich an, als ob Mara mich in der Einsamkeit ihrer schicken Wohnung nutzlos, nur zum Nichtstun verurteilt, als leere Hülle meiner selbst zurückgelassen hätte. Nichteinmal diese schwarzen Schatten, wie Mara das immer nannte, wenn mich meine grausame Vergangenheit und meine Erinnerungen an Vergangenes wieder einholten, waren noch da. Aber das waren ja auch nur Maras süße Worte für das, was mich immer umgab und lähmte, wenn mich meine alten Ängste mal wieder tückisch überrumpelt hatten. Das war aber nicht das Gleiche, wie das, was ich selbst in solchen Momenten wirklich empfand. Nur waren es jetzt, im Unterschied zu früher, nicht meine Ängste um mich und mein Überleben, sondern meine Ängste um Mara, die mich blockierten. Also doch meine Ängste, nur eben jetzt nicht um mich selbst, sondern um andere. Diese verdammte Lügnerin, hatte das eigentlich gar nicht verdient, dass ich mich so sehr um sie sorgte. Warum musste sie auch immer alles schönreden? Von wegen Schatten, da war ja gar nichts, außer diesem dumpfen erdrückenden Nichts. Sie war weg und ich war hier, echt toll. Soll sie doch zur Hölle fahren mit ihrem Geschwafel von bla … bla … Schatten und Co. Ich war wieder auf mich gestellt und sah nichts vor mir, keinen Ausweg aus der Einsamkeit, nicht mal einen Schatten sah ich. Nur die Erinnerungen an ihre zärtlichen Berührungen, die mich in Gedanken auch jetzt noch so tröstend streichelten, waren mir noch von ihr geblieben. Leise Klänge des noch immer erwachenden Berlins mischten sich zu meinen Gedanken an unsere unzähligen leidenschaftlichen Küsse und ich spürte wieder den Hauch des Lebens, der sich ganz langsam erneut in mein Bewusstsein schlich. Mit dem leichten Lüftchen, das durch das geöffnete Fenster wehte, hauchten mir die Großstadtgeräusche neuen Lebensmut ein.
„Hatte Mara mich wirklich belogen oder war sie möglicherweise gerade dabei mich sogar noch zu betrügen“, murmelte ich mit gerunzelter Stirn zu mir selbst. Je länger ich nachdachte, desto mehr kam ich zu dem Ergebnis, dass sie mich, zumindest im Zusammenhang mit den Schatten, wohl doch nicht ganz belogen hatte. Es war nur so, dass ich mich selbst um etwas betrogen fühlte, das ich verloren hatte. Aber zum Glück hatte ich inzwischen wenigstens meine Zuversicht wiedergefunden. Aber im Hinblick auf diese Schatten, musste ich Mara nämlich doch mehr recht geben, als ich das in meinem ersten Zorn über sie und mein Alleinsein vorhin wollte. Manchmal gab es sie nämlich wirklich, diese Schatten im Nichts. Meine Gedanken schweiften kurz in mein altes Leben zurück, wo mir diese Schatten einige Male im letzten Moment höchster Gefahr, sogar noch rettende Sicherheit boten.
„Alexander der Schreckliche, war das nicht auch ein unberechenbarer Russe“, murmelte ich weiter zu mir selbst. In diesem Moment, das Grauen hatte jetzt wieder Besitz von mir ergriffen, kam mir ein neuer Gedanke in meinen betrübten Sinn. Gerade heute, am 2.3.2022, als die Welt vor einem neuen größenwahnsinnig agierenden Mann aus Russland, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, erneut vor Angst wie Espenlaub zitterte, war das wahrlich kein gutes Omen für Mara und mich. Dann fiel mir zum Glück wieder ein, dass die Schrecklichen, die Schutz suchende arme Menschen von Russland aus über die Grenze in das benachbarte Polen jagten, ja Iwan und Wladimir und nicht Alexander hießen. Vielleicht war das ja wenigstens ein gutes Omen für meine Freundin Mara? Der Rest der Grausamkeiten, der dann noch übrig blieb, war schließlich immer noch schlimm genug. Aber, dass Angst kein guter Begleiter war, das lehrte mich schon mein altes Leben, als ich noch als Straßenkind in der Hölle Osteuropas täglich, immer wieder tapfer, um mein damals unglückliches bisschen Leben kämpfen musste.
„Tapfer kämpfen, genau das musst du jetzt mal ohne mich tun!“, hörte ich unerwartet wie durch ein Wunder Maras Stimme tief aus meinem Herzen zu mir sprechen.
„Kämpfen? Ich? Aber gegen wen oder was denn?“, hörte ich meine innere Stimme, wie sie Maras wundervollem Rat, der aus dem Nichts kam und in meinem Kopf ganz langsam Unverständliches in Nachdenkliches verwandelte, vehement widersprach. Schließlich hatte sich Mara doch aus freiem Willen gegen mich und alle meine Versuche gestellt, sie von dem Risiko, in das sie sich gerade begeben hatte, abzuhalten. Kurz danach fiel der Groschen dann auch bei mir. Wie Schuppen fiel mir die Erkenntnis von meinen Augen, dass ich mich ohne Not, mal wieder selbst vor Angst, in meinem eigenen Gefängnis eingesperrt hatte. Als Mara ging, hatte ich mir fröstelnd meine eigenen Arme um meine nur spärlich bedeckte Brüste geschlagen und mir selbst die eigentlich zärtlich schmeichelnde Seide meines Nachthemdchens aus Angst zur Zwangsjacke werden lassen.
„Genau, du musst nur deine eigene Angst bekämpfen, damit hast du erstmal genug zu tun“, sagte ich zu mir selbst, nicke dabei entschlossen und atmete endlich wieder frei und tief durch. Aus, vielleicht begründeter, aber sicher unsinniger Angst heraus, hatte ich mich gerade innerhalb weniger Sekunden aller Erinnerungen an die vielen schönen Zärtlichkeiten, die ich mit Mara erlebt hatte, selbst beraubt. Jetzt wurde mir klar, dass es gerade diese Zärtlichkeiten waren, die uns diese Macht der Gefühle gaben, mit der Mara mir in den letzten Wochen mein erstes eigenes Selbstbewusstsein so einfühlsam entwickelt hatte. Erst mit Maras Hilfe war ich auf diesen, meinen ersten eigenen, wirklich guten, selbstbestimmten neuen Weg gekommen. Auf diesem Weg hatte ich inzwischen sogar schon fast mein wichtigstes Ziel, nämlich endlich einmal ohne Zweifel an mich selbst glauben zu können, erreicht.
Die Umklammerung meiner Arme, die ich mir noch vor Sekunden fröstelnd um meine Brüste geschlungen hatte, löste sich, denn ich war wieder von Angst und Zwang befreit. Meine Hände glitten wie von selbst unter die Seide, die mich jetzt, von dem Lüftchen bewegt, das immer noch durch das offene Fenster aus dem Garten herein fächelte, auf meiner Haut wie Engelshaar schmeichelte. Die Fingerkuppen meiner Hände glitten mir über meinen nackten Körper und fanden wieder intimste Stellen, mein Schlitzchen und andere erogene Falten, die sich alle so schön heiß und glatt anfühlten. Alles war zart und weich wie teuerste Seide, weil mich Mara noch kurz bevor sie ging, überall schön blitzblank glatt rasiert hatte. Obwohl ich schon wieder diese wohltuende Nässe zwischen meinen Schamlippen herausquellen spürte, wollte ich es mir nach den wunderbar ekstatischen Orgasmen, die ich noch vor weniger als einer Stunde zusammen mit Mara erlebt hatte, jetzt aber nicht selbst besorgen müssen. Auch der Silikonschwanz, den ich Mara zur Abschreckung, so falsch verstanden, unter der Dusche in ihre tastenden Hände gelegt hatte, war jetzt auch aus meiner Sicht wirklich keine gute Idee.
„Wie konntest du, Dummerchen, denn nur all das, was du schon seit Tagen von langer Hand geplant und so sorgfältig vorbereitet hattest, so schnell vor lauter Angst um Mara wieder vergessen“, sprach ich diesmal streng und vorwurfsvoll zu mir selbst. Selbst als Mara heute Morgen das verräterische Rascheln gehört hatte, mit dem ich das, was ich heute wirklich vorhatte, vor lauter Übermut und Zorn fast noch selbst verraten hätte, hatte ich gerade noch einmal die Kurve bekommen. Um ein Haar wäre ich mir, vor Angst und aus purer Feigheit heraus, fast selbst untreu geworden. Schnell leckte ich mir erneut meine Finger, die schon wieder nach grenzenloser Lust schmeckten, sauber ab und tapste zurück ins Schlafzimmer. Dort hatte ich, auf meiner Seite, unter Mara’s großen Queensize Bett noch einen weiteren Karton, den auch ein Amazon Logo zierte, vor Mara verborgen. Schwungvoll zog ich ihn, begleitet von einem staubig klingenden Kratzen, das sich wie ein kurzes Zischen und Fauchen anhörte, unter dem Bett hervor, öffnete ihn und lehnte den Kartondeckel hinten am Bett an. Jetzt hatte ich beide Hände frei und konnte mich weit über die offene Kiste beugen, um die ganzen frechen Ledersachen, die sich nagelneu in dem Karton befanden, endlich ungestört zu befingern. Bebend vor Erregung glitten meine Hände, wie Federn, die leicht im Wind schwebten, neugierig über meine reizvollen Errungenschaften, die sich schon während des Betastens Lust steigernd zu erkennen gaben. Fast andächtig begann ich den Inhalt der Schachtel Stück für Stück herauszunehmen und dann voller Vorfreude verspielt auf dem großen Bett zu sortieren. Die Kleidungsstücke, die, wie ich aus den Beschreibungen der Werbetexte wusste, alle aus schwarzem Leder waren, fühlten sich herrlich weich an. Die Lederhosen besonders, sie waren wie enge Jeans geschnitten und hatten eine samtweiche Oberfläche. In der Beschreibung stand, dass sie nicht spiegel glänzend, wie die Highheels-Boots, sondern mattiert aussehen sollten und deshalb gebürstet nachbehandelt worden seien. Gebürstetes Leder, das weicher war als poliertes und sich deshalb auf nackter Haut getragen besonders geschmeidig anfühlen würde. Das käme von den offenen Poren, die die Aufnahme von Feuchtigkeit besonders begünstigen und sich die lederne Jeans deshalb wie eine zweite Haut am Körper anschmiegen würde. All die Sachen, die so schwarz wie die Nacht waren, die mich in Mara’s Schlafzimmer wie immer umgab, erregten mich schon vor dem Anziehen total. Als ich mich hineingezwängt und darin eingeschnürt hatte, fühlte sich mein neues Outfit tatsächlich wie eine zweite Haut an. Triefend quetschten sich meine spiegelglatten Schamlippen im Saft meiner Lust, eng vom Leder meiner knallengen Jeans umschlossen, aneinander und kitzelten mich mit jedem Herzschlag pochend an meinem heiß verpackten Lustzäpfchen. Vom stetigem Druck des Leders, das sich hauteng gegen meinen blanken Venushügel drückte und mich dort immer mehr reizte, schrie meine aufgeheizte Klitoris jetzt schrill nach sofortiger neuer Befriedigung. Jetzt konnte ich es auch ohne den zweifelhaften Silikonpimmel nicht mehr lassen, mir mit meinen eigenen Fingern, durch das inzwischen von der Feuchte ganz weich gewordene Leder hindurch, mein splitternacktes Pfläumchen selbst noch einmal kräftig zu rubbeln. In mein lustvolles Stöhnen, das zunehmend immer lauter wurde, mischte sich noch leise ein ledernes Knarzen und Knirschen. Dazu quietschten immer lauter und schneller die aneinander reibenden Flächen meiner engen Hüllen. Die Lust, die ich dabei empfand, steigerte sich ins Unermessliche, weil das weiche Leder den Kontakt meiner Finger mit meiner Spalte zwar etwas verfremdete, aber die Intensität sogar noch verstärkte. Keuchend und schon fast laut vor Erregung kreischend bäumte ich mich kurz auf und streckte mich nach Atem ringend zur Decke. Hoch aufgerichtet wie eine Kerze, rieb ich mir, mit beiden Händen, weiter, wie wild, das aufgeweichte Leder, das in meinem Schritt mein glitschig kochendes Lustfleisch überspannte. Von einem gellenden Schrei begleitet ließ mir der nächste, mit geballter Energie heranrollende Orgasmus meine Knie schwach werden. Weit gespreizt sackte ich in einem Taumel der Lust in die Grätsche, wo ich mich, mit meinen beiden Händen im Schritt, mit meinem ganzen Körpergewicht, auf diesen, auf dem Boden sitzend, wieder fand. Ekstatisch verkrümmt, von heftig kreisenden Bewegungen meines Beckens begleitet, presste ich mir so, mit meinen Händen als Fruchtpresse, den letzten Saft aus meiner zuckenden Pussy. Wie aus einer überreifen, klebrig saftigen, zuckersüßen Mango, massierte ich den neuen glitschenden Nektar aus mir heraus. Mein Saft, der sich durch die Poren des Leders heraus nach außen durchdrückte, fühlte sich jetzt, so natürlich gefiltert, etwas dünnflüssiger an, als das Sekret, das Mara und mich vor einer guten Stunde schon ähnlich benetzte. Meine Finger bewegten sich noch sanft auf dem Leder in meinem Schoß, wo sie in dem dünnflüssigen Schleim kleine Kreise zogen, als mich meine innere Stimme erneut wieder neugierig etwas fragte.
„Ob mein Saft, so durch Leder gefiltert und vielleicht ja auch rauchig oder mit anderer herber Note neu aromatisiert, jetzt wohl anders als vorher schmeckt?“ Total fertig, aber megaentspannt döste ich zeitlos, genüsslich Daumen und Finger lutschend, neben dem Bett dahin, bevor ich wieder genug Luft und Kraft zum Aufstehen gesammelt hatte. Als ich dann aber den ersten Schritt tat, fühlte ich schon wieder ein neues aufregendes Kitzeln in meiner gerade noch so schön abklingenden Lust. Neugierig tat ich vorsichtig den nächsten Schritt und hörte ganz leise das feine Schmatzen, das mir bei jedem weiteren Schritt zwischen meinen Schenkeln entwich und mir an meinen Brüsten vorbeihechelnd bis hoch zu meinen Ohren ein neues Lied über meine gerade so lustvoll erlebte Befriedigung vorsang. Weil sich das enge Leder meiner Jeans mit dem Saft, der mir zwischen meinen nackt rasierten Schamlippen heraus in den engen Spalt zwischen Haut und Leder gequollen war, vollgesogen hatte, fühlte ich mich jetzt trotz meiner Lederhaut wie splitternackt. So eng und feucht mit meiner Kleidung verbunden, war ich vorher noch nicht mal mit meiner bisherigen Lieblingsjeans unterwegs gewesen. Im so total heiß und schön glitschig aufgeweichten, noch intensiv nach frischen wildem Sex riechenden Leder steckend, schlich ich durch die einsame Wohnung. Mit jedem weiteren Schritt fand ich mehr Gefallen, an dem, was ich mir gerade selbst Gutes getan hatte. Mein Gehen fühlte sich nun zwar sanfter, aber nicht weniger erregend als das wilde aufregende Fingern an. Bei dem Gedanken daran, dass mich meine neuen Klamotten, selbst noch im Ausklang der Lust, so schön verwöhnten, musste ich jetzt, sogar richtig dreckig, in mich hinein grinsen. Kurz darauf verbrachte ich eine sehr brave halbe Stunde erneut im Badezimmer, von der eine gute Viertelstunde nur für die Lederpflege mit Föhn und Ledertalg benötigt wurde. Die Körperpflege ging mir dann aber viel schneller als gemeinsam mit Mara unter der Dusche von der Hand, es gab ja diesmal auch keinen Anlass nochmal zu fingern. Außerdem hatte ich mit dem zum Glück noch jungen Tag noch viel mehr vor. Heute war endlich der perfekte Zeitpunkt für mich gekommen, um mich zum ersten Mal ganz alleine für ein eigenes Abenteuer ins belebte Berlin zu stürzen. Dieser Tag, der mit Maras Abenteuer begonnen hatte, war genau der richtige, um auch mein Abenteuertag zu werden. Noch war es früh genug, um auch meine Pläne in die Tat umzusetzen. Natürlich war mir sonnenklar, dass ich mich für das, was ich jetzt vorhatte, aber doch langsam sputen musste. Auf dem Weg vom Schlafzimmer zum PC, der im Wohnzimmer vor dem großen Fenster zum Garten stand, hörte ich jeden meiner Schritte. Wegen der Heels, die ich mir bis unter meine Knie sexy eng zugeschnürt hatte, hörten sich die Echos meiner Schritte, wie dopsende Tischtennisbälle an. Die Echos, die von den Holzbohlen und von Wänden, Möbeln, Fenstern und Türen, zurück in den Raum reflektiert wurden, tackerten prickelnd in meinen Ohren. Obwohl ich schon wieder saß, zitterten meine Finger, während ich in Google „Projekt Schattenglut“ eintippte und die Entertaste betätigte. Wie aus einem Maschinengewehr prasselten mir, während ich mit den Cursortasten über den Browser flog, aus dem Lautsprecher die einzelnen Menüpunkte, begleitet von hinterlegter Musik, laut entgegen. Die Speaker spien mir alle Informationen, die ich brauchte, blechern, so schrill mitten in mein Gesicht, dass ich mir am liebsten meine Ohren zugehalten hätte. Den Menüpunkt „Schattenbilder“ hatte ich schnell wiedergefunden, weil er sich noch an der gleichen Stelle wie an dem Tag befand, an dem ich diese ungewöhnliche Seite gefunden hatte. Kurz nachdem ich den Button betätigt hatte, ertönte auch schon ein Rufzeichen. Die Verbindung entwickelte sich so rasant, dass ich mich richtig damit beeilen musste, das Headset zu finden, aufzusetzen und das Mikro vor meinen vor Aufregung bebenden Lippen zu positionieren. Obwohl ich durch den Job im Callcenter, der Mara und mir leider wegen Corona abhandengekommen war, einiges an Übung hatte, schaffte ich es gerade noch rechtzeitig in dem Moment, als die erste Stimme aus der Schattenglut sich bei mir meldete. Sie klang ganz und gar nicht blechern, sondern sehr menschlich und warm. Es war eine weiche weibliche Stimme, aber voller Elan. Eine Stimme, der man gern zuhören und vertrauen wollte.
„Hallo! Herzlich willkommen in der Schattenglut. Mein Name ist Alena, kannst du mich gut hören?“
„Ja, alles prima, ich höre dich gut, ich heiße Ronja.“
„Schön, dass du anrufst Ronja, ich sehe, dass du dich für unsere Schattenbilder interessierst, möchtest du gern mal bei uns vorbeikommen und dir unsere Galerie ansehen, oder kann ich dir irgendwie anders weiter helfen?“
„Vorbeikommen hört sich schon mal gut an, aber lieber zum Mitmachen, statt zum Bilder gucken, wenn das auch geht?“
„Aber gern, wann hast du denn Zeit?“
„Wie wär’s in zwei Stunden?“
„Wir sind von 10:00 Uhr bis 2:00 Uhr durchgehend da, bist du mobil?“
„Ja, ich dachte, ich komme mit der S-Bahn zum Bahnhof Charlottenburg und von dort scheint es ja dann nicht mehr weit zu euch zu sein, oder?“
„Dann fährst du, aber besser von dort, mit der S6 zum Savignyplatz. Da sind wir dann gleich zwei Straßen um die Ecke.“
„Ok, kann ich dann bitte noch eine genaue Adresse von dir bekommen?“
„Komm einfach zum Restaurant Marjellchen. Das ist an der Ecke Mommsenstraße mit der Schlüterstraße. Dort holen wir dich dann gleich, nachdem du dort angekommen bist, ab. Ich gebe dir aber auch noch eine Handynummer, dann kannst du von unterwegs auch gern noch einmal anrufen, wenn doch mal wo etwas schiefgeht. Man weiß ja nie, was noch alles passiert. Aber keine Angst, hier bei uns ist nämlich auch immer jemand für dich da, der dir helfen kann, wenn mal etwas unvorhergesehen kräftig in die Hose geht. Volljährig bist du ja, oder?“
„Ja, ich bin fünfundzwanzig.“
„Prima, ich schicke dir dann zum Abholen die Maike. Sie hat lange rote lockige Haare und kommt mit ihrem Rolli, ist also schwer zu übersehen.“
„Mal sehen, aber egal, wir werden uns schon finden.“
„Wirklich alles ok, so für dich? ... oder hast du plötzlich Angst vor uns bekommen?
„Nee, wieso, alles ok. Ich freu mich schon darauf, euch alle kennenzulernen.“
„Prima, dann wünsche ich dir … hey, warte mal kurz eine Frage noch …“
„Ja …?“
„Bist du blind?“
„Scheiße ja, aber die Maike hätte ich auch ohne deine beschissene Frage gefunden.“
„Beschissene Fragen gibt es seltener als beschissene Antworten. Was glaubst du wohl, warum ich hier das Telefon mache?“
„Scheiße du auch?“
„Ja, ich auch, nur ohne Scheiße.“
„Sorry, konnte ich ja nicht hören.“
„Alles gut, bis später dann, wir freuen uns auf deinen Besuch.“
Texte: ©Lisa Mondschein
Bildmaterialien: ©horror-shop.com
Cover: ©Fizzy Lemon
Tag der Veröffentlichung: 26.03.2024
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