Deine Kraft, um zu leben
Nur wer aufgibt, hat verloren
Wolfram u. Kirsch
Inhaltsverzeichnis
Nur wer aufgibt, hat verloren
Deine Kraft, um zu leben
Nur wer aufgibt hat verloren
Beginn einer langen Reise
Gelungene OP?
Der steinerne Weg
Ein langer Weg
Wieder zu Hause
Gedanken zum Jahreswechsel
Die Operation
Die Botschaft
Myasthenia Gravis
Unvermeidliche Auswirkungen
Meine Erfahrungen bei Myasthenie, mit der TCM
ABER…
Lungenembolie mit Herzbeschwerden
Begegnung mit der Demenz
Erste Hilfe
Impressum
Texte: © Copyright by Wolfram U. Kirsch
Umschlag:© Copyright by Wolfram U. Kirsch
Printed in Germany
Kontakt:
www.wolframkirsch.com
bergsteiger_info@online.ms
Deine Kraft, um zu leben
Prolog
Diese Geschichte basiert auf Erlebnissen und Erfahrungen mit der schrecklichsten Geißel der Menschheit, dem Krebs. Den jeweils Betroffenen soll diese Erfahrung helfen, die Angst der Hilflosigkeit zu überwinden, dabei Mut machen, den steinernen Weg mit allen Höhen und Tiefen zu gehen, um weiter zu leben.
Keiner sollte alleinstehen, es gibt immer jemand, der DIR zur Seite steht.
DU schaffst das, weil DU das willst.
Zusammen mit DEINER Familie und Betroffenen zu kämpfen.
DU musst das nur WOLLEN.
Diese Last lässt sich zusammen BESSER tragen.
Nur wer aufgibt, hat verloren
Da sitze ich nun also hier, in einem Raum mit steriler weißer Wandfarbe und jeder Menge Computer am Bettgestell. Jedes Mal jagt mir ein Schauer über den Rücken, wenn sie Töne abgeben. Bei dem Anblick der ununterbrochenen Sinuskurven mit den farbigen Zahlen auf dem Monitor, verkrampft sich mein Magen. Es ist gut, dass mein Schließmuskel noch perfekt, funktioniert.
Im Nachbarbett schläft ein junger Mann, der sicherlich auch auf seine OP wartet. Oder hat er sie schon hinter sich? Jedenfalls sieht er zufrieden aus. Das machte mir auch wieder Mut.
Plötzlich wird die Zimmertür aufgerissen! Wie ein Blitz zuckt es mir durch den Körper! Mein Nachbar sitzt im Bett, seiner Mimik nach zu urteilen weis er, wer kommt.
»Herr Kirsch, wir werden noch Blut abnehmen und ihre stationäre Einweisung muss ich auch noch fertigmachen«, keucht mir eine kleine untersetzte Schwester entgegen, die bestimmt ihren Feierabend zu verpassen scheint.
„Wollen wir rechts oder links zapfen?“
»Mir ist das Wurst!«, mehr will ich ihr dazu nicht sagen, denn die scheint ohnehin jede Menge zu schnattern. Willenlos lege ich meinen rechten Arm auf die Unterlage und schiebe meinen Ärmel über den schlaffen Bizeps. Nach dem Erlebnis der Blutentnahme, durch die sehr schnell sprechende Schwester, klären wir die Detailfragen, wie sie bei einer Stationsaufnahme üblich sind. Nachdem sie sich durch den medizinischen Fragewald gearbeitet hat, klärt sie mich noch über die Hierarchie auf der Station auf, sie teilte mir noch mit, dass der Oberarzt gleichzeitig mein Chirurg sein wird, mit anderen Worten, ich soll mich auf dem Zimmer aufhalten. Nach dieser Belehrung, die mir vorkommt wie eine Gebrauchsanweisung für unmündige Patienten, verlässt sie Gott sei Dank das Zimmer. Ich wünsch mir, dieses Stresshuhn nicht so bald wieder zu sehen. Damit war für mich, auch die Mimik meines Bettnachbarn aufgeklärt.
»Hi, ich bin Toni. Ist die ‚Patrona‘ endlich weg? Wenn die ungeheuer gut drauf ist, kannst du dich frisch machen. Am besten, immer schlafend stellen oder Ruhe suchen, sonst geht die dir mit ihrer Stimmlage voll auf die Nüsse.«
Ich spüre, zwischen uns beiden scheint die Chemie zu stimmen, da beginnt sich ein angenehmes Gespräch zu entwickeln. Erneut geht die Tür auf. Der Oberarzt betritt das Zimmer, groß wie Herkules, nur rotblond gelockt, mit offenem Kittel. Sein Blick fällt auf das Namensschild am Bettgestell. »Herr Kirsch, mein Name ist Schäfer, ich bin der Oberarzt von der Chirurgischen.«
Er setzt sich neben mich an den Tisch, legt einen Fragebogen vor sich und zückt seinen Kugelschreiber. Dabei weht mir eine Knoblauchfahne aus seiner Richtung herüber.
»Da sie hier sind, gehe ich davon aus, dass sie im Vorgespräch mit Dr. Prätorius alle anstehenden Fragen zu dem Tumor geklärt haben. Als ihr Operateur bin ich hier, um Ihnen das Prozedere der OP zu erläutern, sollten sie Fragen haben, dann haben sie bitte keine Hemmungen. Ihre OP wird morgen früh acht Uhr sein. Geplant sind vier Stunden, aber sie brauchen sich nicht zu beunruhigen. Wir haben bisher jeden Patienten wieder zusammengeflickt, die springen alle wieder.« Dabei fiel ihm meine klar ersichtliche Zurückhaltung auf.
»Meine Knobifahne kommt vom Besuch beim Griechen, gleich hier um die Ecke. Der hatte unser ganzes OP-Team eingeladen, weil wir seinen Bruder nach einem Crash wieder zusammen genäht haben. Entschuldigung dafür. Was haben sie jetzt noch für Fragen Herr Kirsch?«
Wenn der wüsste, wie mir das, glatt am Arsch vorbei geht. Ändern lässt sich nichts und eine andere Chance gibt es nicht. So cool wie der ist, brauche ich keine Angst zu haben. »Können sie mir eventuell für die Nacht, ein paar ‘Leck-mich-am-Arsch-Tabletten‘ verordnen?«
»Na klar, aber ich denke mal, eine wird reichen. Sollten sie sonst noch Probleme haben, dann wissen sie ja, wo sich die Klingel befindet!« Damit verabschiedet er sich.
Mir läuft schon wieder, reine Gänsehaut über den ganzen Körper, die sich bis unter die Gürtellinie ausbreitet. Bildlich stelle ich mir vor, wie der mit Skalpell und einer Flex an mir schnippelt, und zu guter Letzt, wie das tapfere Schneiderlein, mit Nadel und Faden alles wieder zusammen näht. In dem Moment erzählt mir mein Zimmernachbar, »eh, das ist ja ein ganz Netter. Ich finde den richtig cool. Der kam auch vor der der Operation zu mir, das hatte mich schon beruhigt, seine ganze Art, und wie locker der ist«. Toni sagt das ganz locker heraus, dabei wird mir echt leichter.
In dieser Nacht, nachdem die Nachtschwester mich mit DER Tablette in den Traum gebracht hatte, träumte ich vom Kreta-Urlaub im vergangenen Jahr, mit Nixen am steinigem Strand, wildem Sex erleben. Wer alles dabei war, kann ich meiner Erinnerung nicht entlocken, aber erleben würde ich das schon ganz gern noch einmal. Bei diesem Gedankenchaos in meinem Kopf, merke ich nicht, dass die Sonne durch die Wolken in unser Zimmer scheint. Dieser Tag soll ein Guter werden, an dem ich versuche, all die schrecklichen Gedanken wegzuwischen.
»Guten Morgen, Männer«, posaunt die Schwester, dabei zieht sie hinter sich, den Pillen wagen mit der Lernschwester, der die Müdigkeit noch im Gesicht steht. Gott sei Dank, es war nicht die ‘Geier Wally‘ vom Vortag. »Herr Kirsch, frisch gelaunt, hopp-hopp, nochmal aufs Töpfchen. Ich habe hier noch eine Pille, damit bei der OP keine Schweinerei auf dem Tisch passiert.«
‘Na Bravo!‘, denke ich mir, »was soll da noch kommen, seit gestern Mittag habe ich bloß Wasser getrunken!«“ Ich habe Hunger, meistens werden friedliche Menschen in solch einer Situation böse. »Na aber klar, Schwester, geben sie mir schon das Pillchen.«Mein Plan steht fest, diese Pille versenke ich im Klo.
»Na Prima, ging doch Herr Kirsch. Die Azubi hilft ihnen beim anziehen des OP-Hemd, dann warten sie bitte hier bis sie abgeholt werden.«, »Ich will dem armen Kind, den Anblick vom alten Mann ersparen, denn ich bin garantiert nicht ihr Beuteschema.«.
‘Was habe ich nur für einen blöden Galgenhumor‘, denke ich mir, auch mein Bettnachbar wirft mir nun einen nicht gerade hoffnungsvollen Blick zu. Mit verschränkt unter seinem Kopf liegenden Armen liegt er im Bett, und beobachtet wie ich umgezogen werde, wahrscheinlich aber eher, die hübsche Lernschwester.
Planmäßig werde ich von zwei kräftigen Pflegern abgeholt. Zügig geht die Fahrt in den OP- Saal. Der Weg dorthin scheint endlos zu sein, dabei habe ich ein Gefühl wie ein Gladiator, der zu einem Kampf auf Leben und Tod, in die Arena vom Kolosseum gebracht wird. Diesen Kampf will ich nicht verlieren, das nehme ich mir ernsthaft vor. In Gedanken kämpfe ich zusammen mit den Göttern in weiß für das, was mir alles bedeutet, meinem Leben.
Mein Pulsschlag hämmert ständig in den Schläfen, dazu das üble Gefühl in der Magengegend, das unerträglicher wird. Noch immer kann ich mich zu einem Abbruch entscheiden. Aber was hätte das für Konsequenzen? Also lächle ich die OP-Schwester an, die mir gerade erklärte, wer sie ist und das sie jetzt die Narkose einleiten wird. Meine Gedanken gehen zurück auf die traumhaften Erlebnisse der letzten Nacht, doch dann werden die Augenlider immer schwerer bis ich weg…….
Beginn einer langen Reise
Es war ein grauer Tag, an dem der Himmel nicht wusste, ob er es regnen oder schneien lassen sollte. Die obligatorische Jahresuntersuchung bei meiner Hausärztin stand an.
Sie erklärte mir, »Herr Kirsch, sie sind genau wie ich Raucher. Aufgrund ihrer ständigen Anfälligkeiten scheint ihr Immunsystem einen Knacks zu haben. Wir wollen da nichts anbrennen lassen, und diese Signale ihres Körpers untersuchen. Ich werde sie zum Internisten überweisen, der mit ihnen einige Tests durchführt. Vorbeugen ist besser als heulen. Ich hab‘s auch machen lassen, es tut auch gar nicht weh.«
Gesagt getan. In meinem Kopf drehte sich alles um die Arbeit, das gebaute Haus, die Lehre beider Kinder oder den gemeinsamen 100. Geburtstag. Den Gedanken, dass da etwas in meinem Körper ist, was da nicht hingehört, räumte ich zur Seite. Getreu der Devise, ’dass was nicht sein soll, darf nicht sein‘, nahm ich, die vereinbarten Untersuchungstermine war, die sich bis zum Sommer hinzogen.
In der Zwischenzeit ohne Arbeit, aber als gut bezahlte ABM-Kraft, ging ich meine neue Tätigkeit an. Dabei war ich sogar glücklich, etwas zu tun, was mir lag, obendrein, sogar besser zu verdienen, als es in der letzten Firma gewesen war. Es war Sommer, bis hierher passte eigentlich alles.
Gerade an einem solchen Sommertag, der mit blauem Himmel und Temperaturen über der 30°Marke, eine Völkerwanderung zum nahegelegenen See verursachte, bekam ich von meiner Internistin einen Anruf mit der Bitte, so schnell als möglich zur Auswertung der bisherigen Untersuchungen, in die Sprechstunde zu kommen. Es war mitten während der Arbeit, das passte mir überhaupt nicht. Wer weiß, welche sinnlose Untersuchung nun wieder fällig sein würde.
»Herr Kirsch, unsere Kontrollen haben ergeben, dass in ihrem Brustkorb etwas wächst, was da nicht verloren hat«. Mit sehr ernstem Blick, ohne Vorwarnung ihrerseits, bekam ich so eine Klatsche, dass es mir für Sekunden den Atem verschlug. Gänsehaut nahm meinen Körper in Besitz. In diesem Moment hatte ich all die Bilder im Kopf, die ich bei jedem Fernsehbericht über Krebs, als Schreckensszenarium im Gedächtnis behalten hatte.
»Ich habe ihnen im Klinikum, einen schnellst möglichen Termin gemacht. Dr. Sandow, der OP-Arzt wird morgen früh bei ihnen, operativ eine Gefäßprobe entnehmen, damit wir dieses Gewächs näher bestimmen können. Der Eingriff ist ungefährlich, aber wenn sie dem nicht zustimmen, kann es sehr gefährlich für sie werden.«.
Ihrer Mimik zu Folge meinte die es bitterernst. In mir spulte sich ein Film ab, der jeden Horrorklassiker in den Schatten stellte.
»Sie sind der Meinung, es sei ernst und schnelles
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Wolfram U. Kirsch
Bildmaterialien: Wolfram U. Kirsch
Cover: Wolfram U. Kirsch
Lektorat: Wolfram U. Kirsch
Tag der Veröffentlichung: 02.11.2019
ISBN: 978-3-7487-1958-8
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Geschrieben von einem Betroffenen für Betroffene.