Langsam zieht das Sonnenlicht sich hinter den dunkler werdenden Horizont zurück. In Gedanken versunken sitze ich auf deinem Bett und hänge meinen Gedanken nach. Noch immer bin ich vollkommen fasziniert von dem Workshop, den du vor ein paar Stunden absolviert hast. Vier verschiedene Trainer in vier Stunden, so großartige Bewegungsrichtungen. Hiphop - genau dein Ding. Meines war es auch, früher einmal, bevor ich mir diese bescheuerte Rückenverletzung zugezogen habe.
Als du mich fragtest, ob ich nicht Lust hätte dich zu begleiten und zuzugucken, habe ich mich gefragt ob ich es aushalte, euch zuzusehen ohne mich mit bewegen zu können. Letztendlich siegte die Neugierde und ich bin froh, zugesagt zu haben.
Ich bemerke nicht, dass du dein Zimmer hinter mir betrittst, bekomme es erst mit, als mich eines deiner Sofakissen mit voller Wucht am Kopf trifft. Erschrocken japse ich auf und drehe mich um. Da stehst du, du Held, und grinst mich mit deinem unverschämtesten dummer-Junge-Lächeln an. Fassungslos starre ich dich einige Sekunden lang an, ehe ich meine Augen verenge und mit ausgestrecktem Finger auf dich zeige.
„Du! Soll das eine Herausforderung sein, oder was, huh?!“
Dein Grinsen wird breiter, während du dir mit einer Hand eine widerspenstige Strähne deines blonden, wuscheligen Haares aus der Stirn schiebst und anschließend locker mit den Schultern zuckst.
„Ich dachte, ich wecke dich mal aus deinen Tagträumereien, bevor du mit offenen Augen einschläfst und vom Sofa krachst.“
Der Schalk sprüht geradezu aus deiner Stimme und deinen dunkelblauen Augen. Nun, du willst Krieg? Den kannst du haben! Noch bevor du wirklich realisierst was passiert, habe ich dir schon eines der Kopfkissen ins Gesicht geschleudert und kichere irre ob deines Gesichtsausdrucks. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten und plötzlich finden wir uns mitten in einer ausgewachsenen Kissenschlacht wieder – eine von der Sorte, bei der man sich vor Lachen kaum noch wieder einkriegen kann. Schwer bewaffnet stürze ich auf dich zu und versuche dich mit deinem „Kuschelkissen“ zu ersticken, was mir zweifelsohne gelungen wäre, wärst du nicht quiekend davongehüpft. Ich setze dir nach und versuche erneut, dich festzuhalten. Du duckst dich unter meinem Arm hindurch und erwischst mich wieder mit einem der weichen Sofakissen. Grummelnd schnappe ich mir das Wurfgeschoss und ziehe es dir von hinten über den Kopf, ehe ich endlich einen deiner Arme zu packen bekomme und versuche, dich auf deine Couch zu befördern, vor der wir mittlerweile stehen. Gar nicht geplant war dabei, dass wir alle beide fallen und das Gerangel somit auf dem Sofa fortgesetzt wird. Immernoch kann ich das Lachen nicht abstellen, das beständig aus meiner Kehle dringt und nur mit Mühe kommt ein Satz über meine Lippen.
„Nun gib schon auf, du Schuft! Du hast ohnehin keine Chance gegen mich!“
Dass du nicht gewillt bist zu kapitulieren hätte ich mir auch gleich denken können, doch spätestens die leichte Kopfnuss, die auf mein Appell hin folgt, gibt mir zu verstehen, dass du meine Meinung nicht teilst. Lachend siehst du mich an und windest dich aus meinem Griff, nur um dich sofort darauf mit zwei weiteren Kissen auf mich zu stürzen.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal solch einen Spaß hatte. Es muss lange her sein, denn ich kann mich nicht mehr daran erinnern, mich jemals so befreit gefühlt zu haben.
Mittlerweile schwer atmend sammle ich ein letztes Mal meine Kräfte und endlich, endlich schaffe ich es, dir Einhalt zu gebieten. Mit Mühe wälze ich mich herum und nagle dich unter mir auf der Matratze fest. Halb neben und halb über dich gelehnt, deine Arme mit einer Hand leicht fixiert, sehe ich von oben herab in deine glitzernden, blauen Tiefen. Dein Atem geht mindestens genauso schnell wie meiner und belustigt siehst du zu mir hinauf. Eine leichte Röte überzieht die makellose Haut deiner Wangen. Nur sehr, sehr langsam weicht das Grinsen sowohl von deinem, als auch von meinem Gesicht und macht einem sanften Lächeln Platz. Nicht zum ersten Mal schießt mir der Gedanke in den Kopf, dass du wunderschön bist. Leise schlucke ich. Meine Augen beginnen, unstet hin und her zu wandern, plötzlich kann ich deinem Blick nicht mehr standhalten. Verdammt, was ist denn jetzt los?
Immernoch halte ich dich mit meinem Körper gefangen, habe ein Bein über deine geschoben und mache dich so bewegungsunfähig, doch du leistest keine Gegenwehr mehr.
Langsam, fast wie in Zeitlupe, ziehst du eine Hand aus meinem Griff und führst sie federleicht an meine Lippen, streichst einmal vorsichtig darüber. Leise zischend atme ich aus. Ich hatte nicht bemerkt, die Luft überhaupt angehalten zu haben. Erneut sehe ich in deine Augen, und dieses Mal drohe ich darin zu versinken. Ebenso langsam wie deine Bewegung war, lasse ich mich weiter hinabsinken, den Blick immer wieder von deinen Augen zu deinen Lippen und wieder zurück wandern lassend. Scheiße, was tue ich hier? Bin ich wirklich gerade im Begriff meinen besten Freund, den einzigen, den ich hier habe und dem ich blind vertraue, zu küssen…?
Noch ehe ich diesen Gedanken zu Ende gesponnen habe, berühren sich unsere Lippen. Federleicht nur, wie der Kuss eines Schmetterlings. Im ersten Moment weiten sich deine Augen vor Überraschung und ich will mich schon – mindestens genauso schockiert wie du – zurückziehen, doch in diesem Augenblick lässt du dich fallen. Deine Arme schlingen sich um meinen Nacken während deine Augen kurz flackern und schließlich zufallen. Deine Hände graben sich in mein Haar und ich kann nicht anders, als ebenfalls nachzugeben. Auf den Unterarmen abgestützt neige ich meinen Kopf, schließe die Augen und komme dir entgegen.
Mein Gott, wo kommt dieses plötzliche Verlangen her?
Wir kennen uns seit über 3 Jahren, niemals habe ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet, mit dir ins Bett zu wollen oder auch nur etwas in der Richtung mit dir anzufangen. Warum nur kann ich jetzt an nichts anderes denken?
Mein Körper zittert vor Anspannung, als ich langsam beginne, den Kuss zu vertiefen. Vorsichtig knabbere ich an deiner Unterlippe, lecke schließlich sanft darüber und erbitte mir Einlass. Dein kurzes Zögern verrät mir, dass dir die Sache doch nicht so geheuer ist wie du vielleicht vorzugeben versuchst, doch Himmel, Marc, ich brauche dich jetzt! Nicht einmal wenn ich wollte könnte ich jetzt noch von dir lassen.
Ein leises Seufzen entfährt mir, als du deine Lippen teilst und ich endlich mit meiner Zunge das fremde, feuchte Terrain erkunden kann. So heiß… Neckend tippe ich schließlich deine Zunge an, fordere sie zum Spielen auf. Und endlich lässt du dich darauf ein.
Es ist der akute Luftmangel der uns nach einer Weile dazu bringt, uns voneinander zu lösen. Schwer atmend sehe ich dich an, meine Stirn an deine gelegt, nicht bereit, den Kontakt ganz aufzugeben. Die Pause währt nicht lang. Dieses Mal bist du es, der meine Lippen sucht und sie kurz berührt, bevor ich mich langsam aufrichte, darauf achtend dass du mir in eine sitzende Position folgst. Eine Weile lang tue ich nichts als dich zu betrachten. Ich kann in deinen Augen sehen, dass du abwägst, dich fragst wohin uns das hier führen wird. Und ehrlich? Ich kann es dir nicht beantworten. Alles, woran ich denken kann bist du. Mein Verstand scheint sich in Nichts aufgelöst zu haben. Nurnoch ein einziges Mal flackert kurz der Gedanke daran auf, ob es richtig ist was ich hier mache, ob es nicht alles zwischen uns zerstören wird. Unsere Freundschaft, unser Vertrauen ineinander. Doch es ist nur der feine, fast unsichtbare Hauch eines Zögerns, bevor ich meine Hände an deinen Seiten entlang nach unten und unter den Saum deines Shirts gleiten lasse.
Es fällt mir leicht, dich dessen zu entledigen, haben wir doch beide lediglich unsere Schlafshorts und ein T-Shirt an. Auch du bleibst nicht untätig und lässt schließlich deine Hände über meinen mittlerweile nackten Oberkörper wandern.
Langsam sinken wir zurück in die Waagerechte, wieder positioniere ich mich schräg über dir um dich überall berühren zu können. Mein ganzer Körper kribbelt, dort wo du mit deinen Fingern entlangstreichst scheint meine Haut zu glühen. Erneut finden sich unsere Lippen zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss.
Aus der Frage wie ich das hier tun kann wird zunehmen die Frage, wie ich so lange darauf verzichten konnte. Längst bin ich hart und auch dich lässt das Ganze nicht kalt. Ich kann deine Erregung überdeutlich an meiner Seite spüren, reibe mich leicht dagegen, bis dir ein Stöhnen entweicht. Zufrieden mit deiner Reaktion lasse ich mich tiefer gleiten, lasse meinen Mund zu deinem Ohr wandern, knabbere daran und suche mir dann einen Weg zu deinem Hals. Gleichzeitig finden meine Hände ihren Weg über deinen Oberkörper zu den kleinen rosa Knospen, zwirbeln sie bis du dich sehnsuchtsvoll unter mir windest. Ich kann nicht mehr anders als mich ein wenig gegen dich zu bewegen, mir ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Himmel, dieses Gefühl ist so unbeschreiblich gut.
Deine Hand greift in mein Haar, zieht mich sanft daran zurück zu deinem Mund. Ich kann davon nicht genug bekommen. Während wir immer wieder in einem Kuss versinken, gleiten meine Finger an deinen Seiten entlang, weiter nach unten in Richtung deiner Shorts, unter der sich mir voller Erwartung dein Schwanz entgegenstreckt.
Doch in dem Moment, in dem meine Fingerspitzen sich unter den Hosenbund wagen unterbrichst du den Kuss stöhnend und siehst mich flehend an.
„Warte Pat, warte… bitte.“
Sacht legst du deine Hand auf meine, die immernoch verharrend über deiner Körpermitte liegt. Frustriert seufze ich auf. Das kann jetzt bitte nicht dein Ernst sein…
Verlangend drücke ich mich an dich und ich sehe genau wie du kurz die Augen schließt und deine Unterlippe malträtierst. Dennoch schüttelst du den Kopf leicht, doch ich erkenne den Zwiespalt in deinen Augen. Vorsichtig ziehe ich meine Finger unter dem Bund deiner Shorts hervor und lege meine Hand von außen auf deine Erregung. Beinahe sofort kommt deine Reaktion, du kannst nichts gegen den Instinkt deines Körpers tun. Ergeben lässt du dich zurücksinken und suchst meinen Blick.
„Du weißt, dass das alles nur passiert weil du mich vollkommen verwirrst…?“
Deine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen und deine Unsicherheit ist nicht zu überhören.
Ich nicke und rücke noch näher an dich heran, verteile Schmetterlingsküsse auf deinem Hals, ehe ich ein „Du solltest öfter verwirrt sein…“, in dein Ohr hauche und in südlicheren Gefilden leicht zudrücke. Dein Stöhnen klingt wie Musik in meinen Ohren…
…
Nur sehr langsam komme ich zu mir. Das Tageslicht, das unbestreitbar dieses Zimmer erhellt, zwingt mich aus den Tiefen des Schlafes. Als ich mir darüber klar werde wo ich mich befinde, zucke ich zusammen und schnappe nach Luft. Ich bin ganz eindeutig hart, ich erinnere mich nur zu gut daran, welchem Umstand ich das zu verdanken habe und…oh bitte bitte, lass mich nicht im Schlaf gesprochen haben!
Vorsichtig drehe ich mich auf die Seite und betrachte das friedlich schlafende Gesicht meines besten Freundes. Leise grummelnd regt er sich und rutscht näher an mich heran. Tief durchatmend lege ich einen Arm um ihn und versuche die Augen schließend zu vergessen, was wir eben noch gerade im Begriff waren zu tun… oder eben auch nicht. Himmel nochmal, niemals würde ich auf die Idee kommen mit Marc… Nein, nein. Was auch immer mein Unterbewusstsein mir da vorgegaukelt hat, wir haken das ab unter… was auch immer.
Minimal schüttle ich den Kopf und beschließe, noch eine Runde zu dösen, als mich seine leise Stimme aus meinen Gedanken reißt:
„Hmm, du hast im Schlaf gesprochen, Kleiner…“
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2015
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