Schon wieder liege ich, wie auch schon die letzten drei Wochen, hier am Strand unseres Sees, da man es zu Hause wirklich nicht aushalten kann. Das Wetter scheint total verrückt zu spielen, denn die Temperaturen sind abartig. Um zehn Uhr zeigt das Thermometer schon 35 Grad Celsius an und nun haben wir es 15.30 Uhr und wir liegen bei 43 Grad Celsius. Nein, nicht in der Sonne, sondern im Schatten. Heute ist der dreiundzwanzigste Tag, wo es so brütend heiß ist und sogar im Wasser bekommt man keine Abkühlung mehr. Wenn ich so auf das Wasser sehe ist eigentlich kaum jemand im Wasser drin und dies sollte man sich auch reiflich überlegen. Erstens ist das Wasser nur noch lauwarm und zweitens schwimmen auf der Wasseroberfläche überall nur Algen herum, da der See ein geschlossener See ist. Also er hat keinen natürlichen Zulauf und auch keinen Ablauf. Ach Entschuldigung, mein Name ist Hendrick von Thun, ich bin 26 Jahre alt und Single. Warum eigentlich? Die Antwort weiß ich selbst nicht. Ich besitze ein sehr großes Vermögen und ich sehe auch noch ganz passabel aus. Modisch geschnittene dunkelbraune Haare, also an den Seiten schön kurz ja, hinten auch und auf dem oberen Teil meines Kopfes habe ich lockiges Haar, etwa zwölf bis fünfzehn Zentimeter lang. Weiterhin besitze ich ein schönes, aber auch leicht markantes Gesicht, schöne anliegende Ohren und besitze einen sportlich durchtrainierten Körper. Während meiner Jugend hatte ich einmal Leichtathletik betrieben und daher kann ich auch behaupten, ich bin in Besitz eines Muskel- oder auch Waschbrettbauches. Auch meine Beine können sich sehen lassen. Natürlich habe ich auch negative Seiten an mir. So trinke ich sehr gern Alkohol und ja, ich rauche gern Zigaretten oder wenn ich mal in Stimmung bin auch mal eine Zigarre. Weiterhin habe ich noch Angebereigenschaften. Eigentlich mache ich mir ja nichts aus Motorrädern oder schnellen Autos, doch wenn man eines der beiden sein eigen nennen kann, die Mädels sind beeindruckt und die Kerle stinken ganz schön ab, wenn ich angefahren komme. Also gut, ich habe zwei Autos, einen schwarzen Ferrari und einen normalen Mittelklassewagen, sprich nur einen Fiat Tipo. Dann besitze ich noch eine YAMAHA FJR 1300, also 106 KW und 1300 ccm. Gerade wenn ich einmal Abschalten möchte, nehme ich gern mein Motorrad und fahre einfach los. Gut, eine Kleinigkeit habe ich wirklich noch vergessen.
Meine Mam hat mir ein Haus gebaut, wobei Haus doch etwas untertrieben ist. Wenn ich jetzt sage, das Haus hat fast 400 m² Wohnfläche, muss ich wohl nicht mehr dazu sagen. Was sie sich dabei gedacht hat – keine Ahnung. Einen riesigen Pool, eine riesige Sauna und ein riesigen Fitnessraum im Untergeschoss. Einen riesigen Wohnbereich, ein irre großes Speisezimmer, eine riesige Küche mit allen hochmodernen Küchengeräten, ein Spielzimmer mit Billardtisch, mein Arbeitszimmer und ein extra Raucherzimmer. Dann ein Lagerraum für Weißwein, einen Lagerraum für Rotwein und einen Tiefkühlraum, sowie einen Vorratsraum. Dann einen Waschraum mit zwei Waschmaschinen, und zwei Trockner, sowie einer Bügelmaschine. Dann befindet sich noch mein Hauptbad hier unten mit eingelassener Doppelbadewanne, großer Doppeldusche, Doppelwaschtisch und abgetrennten WC in einem extra Glasraum. Dann befinden sich noch zwei Gäste-WC im Erdgeschoss. In der ersten Etage befindet sich mein Hauptschlafzimmer mit echt sehr großem Bett, begehbarem Kleiderschrank und meinem kleineren Badezimmer dahinter. Mit großer Dusche, Doppelwaschtisch und wieder abgetrenntem WC. Dann beherbergt diese Etage noch weitere 8 Schlafräume und jeder hat sein eigenes Bad. In der 2. Etage gibt es noch weitere 4 Schlafräume mit eigenem Bad und dann die große Dachterrasse. Um das Häuschen dann nur fast 6000 m² Grundstück und mit einem sehr hohen Zaum umgeben. An diesem stehen Koniferen, was keinen Blick auf das Grundstück zulässt. Natürlich habe ich noch einen echt großen Außenpool, welcher aber elektrisch abgedeckt werden kann und eine große Außenterrasse mit Grillplatz und genügend Sitz- und Liegemöglichkeiten. Na gut, eine große Garage habe ich auch noch. Eingerichtet ist das Haus wirklich sehr modern und auch komfortabel. Keiner konnte mir jemals beantworten, wozu ich alleine 12 zusätzliche Schlafräume benötige! Seit drei Jahren wohne ich nun in dem Haus und außer mir hat noch keiner dieses Haus zu Gesicht bekommen. Wie ich schon sagte, bin ich 26 Jahre jung und fühle mich wirklich sehr einsam und allein.
Auch wenn ich noch relativ jung bin, so bin ich doch ein ganz erfolgreicher Immobilienverkäufer. Gut, ich bin spezialisiert auf Luxusimmobilien, Luxuswohnungen und Gewerbeimmobilien. Voriges Jahr gab es einmal einen Monat, da hatte ich über 1,3 Millionen an Provision verdient. Wer jetzt aber denkt, Geld macht Glücklich, der irrt sich. Es ist angenehm, wenn man sich um das Geld keine Sorgen machen muss, aber glücklich macht Geld nicht. Eher sogar sehr traurig und auch sehr einsam. Ich gehöre nicht zu den jungen Geldmenschen, die damit Angeben und das Geld zum Fenster hinaus werfen, indem sie jeden und alles spendieren, damit man sie anerkennt oder akzeptiert. Ich bin da wirklich mehr als zurückhaltend. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass ich jemals einem Mädchen, einer jungen Frau oder einem jungen Mann etwas ausgegeben hätte. Oft stelle ich mir selbst die Frage, weshalb ich keine wirklichen Freunde oder wenigstens einen einzigen richtigen Freund habe? Seit drei Jahren habe ich die Schuld meinen Eltern zugeordnet. Mein Vater war schon ziemlich alt, als ich das Licht der Welt erblickte. Wobei ja das Alter immer im Auge des Betrachters liegt. Für mich war er aber alt. Immerhin war er 59 Jahre alt und meine Mutter war 24 Jahre alt. Verheiratet waren meine Eltern drei Jahre, als ich geboren wurde. Ja, meine Mutter wurde dieses Jahr 50 Jahre alt. Mein Vater… Was soll ich eigentlich über meinen Vater erzählen. So richtig gekannt habe ich ihn eigentlich nicht. Für ihn stand seine Arbeit immer an erster Stelle und so habe ich meinen Vater wirklich so gut wie nie gesehen. Ich war aufgestanden und er war schon auf Arbeit – ich ging ins Bett und er was noch immer auf Arbeit. Und dies geschah so sechs Mal in der Woche.
Nun hätte man ja denken können, dass ich mit meiner Mutter, da wir den ganzen Tag alleine waren, eine unbeschwerte und schöne Kindheit hatte. Schön wäre es ja gewesen. Die Erziehungsmethoden stammten aber von meinem Vater und meine Mutter musste sie umsetzen. Schon als vierjähriger Junge musste ich lernen, dass man für dass, was man gerne möchte hart Arbeiten musste. Wer muss schon mit vier Jahren sein Zimmer selbst sauber halten oder hatte einen eigenen Lehrer, der mich in Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtete? Ich hasste diesen Mann. Spielen, wie andere Kinder es gewohnt waren, kannte ich nicht.
Meine ersten hausfremden Kinder lernte ich in der Schule kennen. Schule? Ihr könnt mir glauben, hätte ich eine Schule besuchen dürfen, wäre ich heute vielleicht ganz anders. Mit sechs Jahren kam ich auf eine Privatschule mit angeschlossenem Internat. Man kann sich dies wirklich nicht vorstellen. Ich schlief mit neun anderen Jungen in einem Schlafsaal und immer war eine Erzieherin die ganze Nacht bei uns und saß auf einem Stuhl und wachte über uns. Gerade die ersten Wochen waren für uns alle sehr schwer. Jeden Abend weinten wir uns in den Schlaf, da uns unsere Mama oder unser Papa wirklich sehr fehlten. Doch eines Tages stellte sich dann die Routine ein. Wir wurden alle am Morgen geweckt, der erste Gang war zur Toilette, dann zum gemeinsamen Waschen und Zähneputzen und dann zurück und wir zogen uns an. Jeder von uns trug das gleiche Outfit, da es eine Schuluniform gab. Ich hasste diese Kleidung. Weiße Unterhosen und weißes Unterhemd, dunkelblaue Kniestrümpfe und nun kam es. Eine graue dicke Wollhosen mit Hosenträger, ein graues Oberhemd, wo wirklich alle Knöpfe geschlossen bleiben mussten, eine graue Weste und darüber dann noch eine dicke graue Jacke, woraus schon unsere Hose bestand. Dazu mussten wir schwarze Leder-Schnür-Schuhe tragen und auf dem Kopf eine graue fünfeckige Schirmmütze mit dem Logo der Schule vorn angebracht. Nachdem wir alle angezogen waren, brachte man uns in den Speisesaal und wir bekamen unser Frühstück. Dafür hatten wir zwanzig Minuten Zeit, da um sieben Uhr schon unser Unterricht begann. Ich muss heute aber ehrlich sein, ich hasste die Schule. Jedenfalls in den ersten vier Jahren. Man spürte es aber auch an meinen Noten. Am Anfang lagen die Noten bei 4 und 5! In der vierten Klasse dann zwischen den Noten 3 und 4!
Die vierte Klasse war vorüber und unsere erste Veränderung trat in Kraft. Wir erhielten eigene Wohnräume, wobei eigene doch übertrieben war. Wir lebten zu viert in einem Raum. Jeder von uns hatte seine eigene Wand. Dort standen dann das Bett, der Kleiderschrank und der Schreibtisch. Mir wurde die Wand mit dem Fenster zugewiesen und am Anfang ärgerte ich mich darüber. Als dann der erste Sommer kam, war ich echt froh darüber. Jeden Abend konnte ich das Fenster öffnen und bekam so immer frische Luft. Ab der Klasse 7 trat wieder eine Veränderung ein. Wir bekamen nun ein Doppelzimmer. Mein Zimmernachbar war ein Thorben Faber und wir verstanden uns wirklich gut. Zusammen erledigten wir auch unsere Hausaufgaben und er erweckte auch die Freude am lernen in mir. Dies sah man dann auch an meinen Noten. Auf dem Halbjahreszeugnis hatte ich noch drei Zweien stehen und am Ende der Schulzeit waren es nur noch Einsen. Auch mein Abitur schloss ich mit Eins ab und war der Jahrgangsbeste. Mein Verhältnis zu Thorben wurde immer besser und wir wurden wirklich sehr gute Freunde. Er half mir und ich half ihm, wir waren wie siamesische Zwillinge.
Nun war aber der Tag angebrochen, vor dem ich schon die letzten beiden Semester, die größte Angst hatte. Wir durften dieses Schulgefängnis verlassen. Elf Jahre hatten wir unsere Eltern nicht gesehen. Das einzige, was wir einmal im Monat erhielten war ein Brief unserer Eltern. Diesen hatte meine Mutter immer geschrieben und so habe ich auch ihr nur geantwortet. Wir erhielten nagelneue Zivilkleidung und ich fühlte mich darin ungewohnt und völlig fremd. Immerhin trugen wir elf Jahre unsere Schuluniformen und keine zivilen Sachen. Thorben und ich saßen zusammen in der großen Halle auf einem Stuhl nebeneinander. Beide waren wir still und sprachen kaum ein Wort miteinander. Dann kam ein Schulmitarbeiter und sagte Thorben bescheid, dass sein Fahrer vorgefahren ist. Nun sah er mich an und Tränen liefen sein Gesicht hinunter. Er sah mich an, umarmte mich ein letztes Mal, sah mir danach in die Augen und legte seine Lippen auf meine und küsste mich. Dann sprang er sofort auf und rannte zur Tür hinaus. Kurz darauf folgte ich ihm und schon fuhr sein Auto durch das Tor und er war verschwunden. So ein Mist aber auch. Ich stand nun mit meinen Fragen und den völlig neuen innerlichen Gefühlen vor der Tür und würde nie eine Antwort auf meine Fragen erhalten, da wir weder Telefon-Nummer noch Adressen ausgetauscht hatten.
Das nächste Auto fuhr vor und der Fahrer meines Vaters stieg aus dem Fahrzeug. Er holte meine Sachen, legte sie in den Kofferraum und öffnete mir die Tür zum Auto. Ich bestieg es, er schloss die Tür wieder, stieg ein und fuhr mich nach Hause. Während der ganzen Fahrt herrschte absolute Stille. Zu Hause angekommen hoffte ich, dass meine Eltern anwesend sein würden, um mich zu begrüßen. Doch als ich unsere Villa betrat war keiner Zu Hause. Ich ging hoch auf mein Zimmer, knallte mich auf mein Bett und fing an zu weinen. Erst jetzt begriff ich, dass meine Eltern mich absolut nicht liebten. Auch wenn dies wirklich zutraf, gab es aber einen anderen Grund. Mein Vater hatte einen sehr schweren Herzinfarkt und die Ärzte kämpften um sein Leben. Immerhin ist mein Vater jetzt 76 Jahre alt und in diesem Alter verkraftet man einen Herzinfarkt nicht ohne Nebenwirkungen. Mein Vater lag mehrere Wochen im Krankenhaus und danach in einer Reha-Klinik und ich war schon wieder weg. Ich begann meine Ausbildung zum Makler und spezialisierte mich auf Luxusimmobilien. Mit zwei Mädels wohnte ich in einer Wohngemeinschaft und fühlte mich ganz wohl dort. Doch am Abend meiner Abschlussprüfung erreichte mich ein Anruf meiner Mutter und sie berichtete mir, nein – sie befahl mir, sofort nach Hause zu kommen.
Ich rief den Fahrer meines Vaters an, gab ihm meine Adresse und bat ihn, mich sofort abzuholen. Er wollte sich sofort auf den Weg machen und ich hatte jetzt über zwei Stunden Zeit, meine ganzen Sachen zu packen. Denn mit dem heutigen Tag endete auch meine Zeit in der Wohngemeinschaft. Ich hatte meine Koffer und Taschen schon nach unten gebracht und ging noch einmal nach oben, meine Whiskeyflasche zu leeren. Innerhalb von 30 Minuten hatte ich eine knappe halbe Flasche getrunken und nun war sie endlich geleert. Die Flasche war endlich leer und ich so was von voll. Alleine gerade Laufen konnte ich nicht mehr. Also rutschte ich auf meinem Po die Stufen und Treppen hinunter und blieb auf der vorletzten Stufe einfach sitzen. Gut, ich hatte ja schon oft Whiskey getrunken, doch wieso drehte sich jetzt das Treppenhaus so schnell? Ich wollte Aufstehen, um vor der Tür auf den Fahrer zu warten. Da drehte es mich weg und ich landete auf meinen Taschen und Koffern. Plötzlich spürte ich etwas in meinem Magen und ich musste jetzt ganz schnell hier raus, sonst würde es peinlich für mich enden und ich hätte eine schöne Sauerei hinterlassen.In allerletzter Sekunde schaffte ich es zur Gosse an die Straße, kauerte mich hin und übergab mich. Man, hat das vielleicht gestunken. Zum Glück hatte ich jetzt alles raus und mein Fahrer fuhr vor. Er holte wieder meine Sachen aus dem Flur und legte alles in den Kofferraum. Danach half er mir zum Auto, setzte mich hinein und fuhr mich wieder nach Hause.
Als ich die Villa betrat, empfing meine Mutter mich weinend in Schwarz gekleidet und berichtete mir, dass mein Vater einen weiteren Herzinfarkt erlitten hatte und vor einer Stunde verstorben war. Wir gingen ins Schlafzimmer und da lag er in seinem Bett. Es mag zwar jetzt hart klingen, doch ich hätte meinen Vater nicht mehr wieder erkannt. Mit dem Mann aus meinen Kindheitstagen hatte dieser Mann keine Ähnlichkeit mehr. Mein Vater sah wirklich sehr alt aus, was mit 79 Jahren auch kein Wunder ist, aber auch sehr dünn und abgemagert. Obwohl ich wirklich keine Gefühle für meinen Vater hegte tat ich etwas, was ich von mir nie geahnt hätte. Ich setzte mich auf den Rand seines Bettes, streichelte mit den Fingern meiner rechten Hand seine Wange und legte danach meine beiden Hände auf seine gefalteten Hände. Diese lies ich eine ganze Weile dort liegen und verabschiedete mich von ihm. Gerade als ich sein Zimmer verlassen wollte, kamen drei Männer in das Schlafzimmer und zwei von denen trugen einen metallenen Sarg. Er wurde zur Gerichtsmedizin gebracht und nochmals genau untersucht und im Anschluss wieder hergerichtet. Zehn Tage später fand dann die Trauerfeier statt und im Anschluss daran wurde mein Vater in der Familiengruft beigesetzt.
War meine Mutter bisher wirklich in Trauer, blühte sie jetzt wieder auf. Sie war jeden Tag und jede Nacht unterwegs und trank sehr viel Alkohol. Nüchtern habe ich sie eigentlich nicht mehr erlebt. Auch am Tag der Testamentseröffnung war sie total betrunken. Sollte meine Mutter ihr Leben nur noch im alkoholisierten Zustand ertragen können, so ist dies ihr Problem. Aber zur Testamentseröffnung hätte sie auf den Alkohol verzichten sollen. Ich hatte mich wirklich geschämt, da sie wirklich den Mitarbeiter vom Nachlassgericht angebaggert hatte. Ich hatte sie dann angeschrieen und daraufhin verlies sie erst einmal den Raum und tankte etwas Frischluft. Der Mitarbeiter las mir in der Zeit den Teil vor, welcher für mich allein aufgesetzt wurde. Nun war ich doch etwas überrascht. Mein Vater hatte mir doch wirklich seine Firma vermacht und die Hälfte seines finanziellen Vermögens. Als meine Mutter dann ein klein wenig klarer im Kopf war, kam sie wieder dazu und es wurde der Rest verlesen. Sie erhielt die Villa sowie das Grundstück und die Hälfte seines finanziellen Vermögens. Als der Mitarbeiter dann die Unterlagen zusammenlegen wollte, fiel noch ein weiterer Umschlag heraus und den öffnete er dann auch. Hier hatte mein Vater noch festgelegt, dass ich auch noch seine Wertpapiere erben sollte. Diese ganze Testamentseröffnung ist ja nun nur ein behördlicher Vorgang, den wir auch noch bezahlen mussten. Was ich aber nun wirklich geerbt hatte, konnte der Beamte mir nicht beantworten. Wenn ich ehrlich sein sollte, interessiert hatte mich dies nicht wirklich. Geld hatte mich nie interessiert, denn als ich auf der Gefängnisschule war, hatte ich ja auch keines. Dieser Umstand war bestimmt der einzige Unterschied zwischen meinen Eltern und mir. Mein Vater ist mit viel Geld groß geworden und hatte es vermehrt und meine Mutter hatte Geld geheiratet. Dies war für mich der einzig plausible Grund, weshalb eine zwanzig-jährige Frau einen fünfundfünfzig-jährigen Mann heiratet. Dazu kam dann noch, sie musste wirklich nie mehr Arbeiten gehen.
Vier Wochen nach der Testamentseröffnung erhielt ich einen Anruf vom Anwalt meines verstorbenen Vaters und ich bat ihn zu uns in die Villa zu kommen. Meine Mutter war schon wieder unterwegs und eine Stunde später kam dann der Anwalt, ein gewisser Herr Schuster. Wir begrüßten uns und gingen in das ehemalige Büro meines Vaters. Nun wurde es wirklich Ernst. Als erstes nannte er mir den Betrag, welcher mir aus seinem finanziellen Vermögen zustand und ich erschrak. Mir standen doch wirklich 23 Millionen Euro zu, was ich nicht glauben konnte. Das Vermögen der Wertpapiere bezifferte er auf knapp 12 Millionen. Also beauftrage ich Herrn Schuster, die Wertpapiere zu veräußern. Dann kam er aber auf den Hauptgrund seines Besuches, die Firma meines Vaters. Fragte er mich doch wirklich, wann ich mit der Leitung oder Führung des Unternehmens beginnen möchte. Ich sah ihn nur an und schluckte. Gut, ich habe das Unternehmen geerbt und es gehörte nun mir, doch werde ich dort bestimmt nicht arbeiten. Der einzige Weg bestand nun darin, einen geeigneten Käufer zu finden und so viel Geld aus dem Unternehmen mitzunehmen wie es geht. Auch darum sollte er sich nun kümmern. Dann gab ich ihm meine Bankverbindung, damit er mir schon einmal die 23 Millionen überweisen konnte, beziehungsweise die Bank beauftragen konnte. Wir verabschiedeten uns und ich schaute mich noch etwas im Arbeitszimmer meines Vaters um.
Worüber ich mich wunderte war, im oberen Schubfach seines Schreibtisches lag ein Safeschlüssel, doch habe ich hier noch keinen gesehen. Also ging ich auf die Suche und fand doch wirklich einen Safe, welcher unter dem Teppich in den Fußboden eingebaut wurde. Mit dem Schlüssel öffnete ich diesen und holte alles heraus, was sich darin befand. Ich nahm fünf Holzkisten heraus, welche echt schwer waren. Zwei, die nicht wirklich schwer waren, zwei schwarze Samtstoffbeutel und zwei große Umschläge heraus. Als erstes öffnete ich die beiden leichteren Holzkisten und machte sie sofort wieder zu. Wozu benötigte mein Vater zwei Waffen? Also diese werde ich bei der Polizei
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Jörg R. Kramer
Cover: Jörg R. Kramer
Lektorat: Jörg R. Kramer
Korrektorat: Jörg R. Kramer
Tag der Veröffentlichung: 20.09.2022
ISBN: 978-3-7554-2091-0
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