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Alles ganz normal

Mein Wecker klingelte und riss mich aus meinem Schlaf. Nur gut, dass heute Freitag und somit der letzte Arbeitstag der Woche ist. Mein Job stresst mich momentan wirklich sehr, so dass ich eigentlich nur noch in mein Bett möchte, sobald ich meine Wohnung betrete. Ach, ich bin übrigens Reiner, genauer gesagt, Reiner Hans. Ich bin 32 Jahre und arbeite bei einer großen Krankenkasse. Was solltet ihr noch über mich wissen? Gut, ich bin 1,92 Meter groß und sehe wirklich ganz akzeptabel aus. Leider sehen die Damen dies wohl anders, denn noch immer bin ich solo und daran wird sich wohl so schnell auch nichts ändern. Nun muss ich mich aber wirklich aus meinem Bett begeben, damit ich nicht doch noch zu spät auf Arbeit erscheine. Ich gehe also ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Danach trockne ich mich ab, rasiere mich gründlich und putze mir meine Zähne. Anschließend gehe ich zurück ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Was mich an meinem Beruf wirklich stört ist, dass ich immer einen sauberen Anzug anziehen muss und eine Krawatte umbinden muss. Aber, wenn man tagtäglich mit Kunden zu tun hat, bleibt einem nichts anderes übrig, es sei denn, man wechselt den Job. Aber ich verdiene hier gutes Geld. Und dann habe ich mir ja den Beruf auch selbst ausgewählt. Nachdem ich meinen Morgenkaffee getrunken hatte, machte ich mich schon, mit meiner Tasche, auf den Weg zu meinem Auto. Nach knapp einer Stunde Fahrt kam ich dann am Gebäude unserer Krankenkasse an und stellte mein Auto auf meinen Parkplatz ab. Nun musste ich mich aber wirklich sputen. Mit schnellen Schritten betrat ich unseren Eingangsbereich, holte mir meinen Schlüssel und meine Post und fuhr mit dem Fahrstuhl in die 12. Etage und lief schnell zum Zimmer 12.05. Schon von draußen hörte ich mein Telefon klingeln. Ich schloss schnell auf, knallte die Türe zu und rannte zum Telefon. Ich hatte gerade noch einmal Glück, denn die Anruferin war noch in der Leitung. Zum Glück konnte ich ihr schnell behilflich sein. Wir haben jetzt Januar und da wollen viele Mitglieder ihre Zuzahlungen des Vorjahres einreichen. Im Prinzip ist dies ja ganz einfach. Man muss ja nur das jährliche Bruttoeinkommen ansetzen, zwei Prozent davon ausrechnen und wenn man mit den Zuzahlungen darüber liegt, stellt man den Antrag auf Erstattung und reicht, wenn vorhanden, die Belege mit ein. Das einzige, was mich wirklich wahnsinnig stört und auch ärgert ist, dass auch bei Altersrentner, Rentner, welche aus gesundheitlichen Grünen nicht mehr Arbeiten können, Harz4-Empfänger oder Sozialhilfeempfänger ebenfalls die Brutto-Rente angesetzt wird. Da bekommen EU-Rentner gerade einmal 10,3 Tausend Euro Bruttorente und zahlen dann davon 1300 Euro für Krankenversicherung, Zusatzkrankenversicherung, und Pflegeversicherung an uns und ihnen bleibt dann nur noch 8,3 Tausend Euro im Jahr an Rente übrig. Und doch müssen wir die Bruttorente ansetzen. Wie unfair ist das eigentlich! Oder, und das Stinkt mir gewaltig. Wieso müssen eigentlich Versicherte ihren Zahnersatz selbst bezahlen und wird nicht von den Krankenkassen übernommen. Man muss sich allein einmal vorstellen, wozu ein ordentliches Gebiss sorgt. Viele denken nicht daran, was ein gut aussehendes Gebiss bewirkt und was dies an Folgekosten für die Krankenkassen einsparen würde. Ich denke jetzt zum Beispiel einmal an psychische Erkrankungen. Wer mit Zahnlücken herum laufen muss, da er oder sie einfach nicht in der Lage sind Kronen, Brücken oder Prothesen zu bezahlen, wird von der Gesellschaft ausgegrenzt, wird deswegen blöd angesprochen und bekommt auch keine Arbeit. Es ist ein Kreislauf den die Kassenärztliche Vereinigung absolut nicht interessiert. Ich kann aus Erzählungen meiner Eltern noch sagen, dass es dies in der damaligen DDR nicht gab. Die Staatliche Versicherung, wie es dort damals genannt wurde, zahlte alles und der Patient musste nichts aus eigener Tasche bezahlen. Gut, sollten die Rentner wirklich Zahngold haben wollten, dass mussten sie natürlich aus ihrer eigenen Tasche bezahlen. Auch geht es mir oft sehr Nahe, wenn ich Anfragen auf Kostenübernahme anlehnen muss. Gerade, wenn es sich um Rentner oder Rentnerinnen handelt und sie gerade einmal 618,00 Euro Rente im Monat erhalten. Aber auch wenn ich mir die Art der medizinischen Versorgung betrachte, könnte ich ausrasten. Eigentlich sollte wirklich jeder kranke Mensch die best-mögliche Behandlung, bei einer Erkrankung erhalten. Was aber schreibt unsere Vorschrift vor? Jeder Patient bekommt die kostengünstige und notwendige Behandlung. Wie krank muss ein Krankensystem denn sein, wenn sie dies schon in ihren Richtlinien so verankert? Schon seit Monaten geht es mir persönlich nicht gerade gut mit den Entscheidungen, welche

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Jörg R. Kramer
Bildmaterialien: Jörg R. Kramer
Cover: Jörg R. Kramer
Lektorat: Jörg R. Kramer
Korrektorat: Jörg R. Kramer
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2022
ISBN: 978-3-7554-0879-6

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