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Gemeinsamer Anfang - Der Tod

Wie kam sie eigentlich hierher? Katja erinnerte sich daran, dass sie ja gerade noch mit den Freunden am See rund um das Lagerfeuer saß und jeder von ihnen eine Karte aus dem Kartenspiel zog, welches ihnen ´der Alte´ vor die Nase hielt. Auch sie hatte eine genommen! Und nun war sie hier, - aber nicht am Rande, sondern mitten im Moor. Und dabei hatte sie keine Ahnung, wie sie hierher gekommen war und wie sie je wieder herauskommen sollte.

Doch wo waren ihre Freunde? Wie unheimlich das Moor wirklich sein konnte, spürte Katja erst jetzt. Jetzt wusste sie auch wieder, warum sie sich immer gesträubt hatte eine Moorwanderung mitzumachen. Eigentlich liebte sie das Moor. Schon seit ihrer Kindheit hielt sich oft und gerne an dessen Rand auf und konnte sich stundenlang, sitzend an einen alten knorrigen Baum gelehnt, in Gedanken in all die Geschichten und Sagen vertiefen, die sie immer wieder über das Moor gehört hatte. Es war aber auch jedes Mal wieder ein faszinierendes Erlebnis.

 

Sie liebte es, über die Landschaft zu blicken, die moosig bewachsenen Flächen, die kleinen dunkelbraunen Tümpel, die zwischen dem braun grünen Moos zu sehen waren und unweigerlich jeden in die Tiefe zogen, der einen falschen Schritt tat. Die Schwarzerlen, die ihre Äste gegen den Himmel streckten und doch immer aussahen wie Totenbäume. Selbst der modrige, fast schon verwesende Geruch, der in der Luft lag, konnte diese Faszination nicht stören.

Doch nie konnte jemand sie dazu überreden, ´eine Wanderung über das Moor´ mitzumachen. Dabei waren diese geführten Wanderungen alles andere als gefährlich. Allein schon die Führer waren geschult und die Wege gesichert, so dass im Grunde eigentlich nichts passieren konnte. Nicht einmal bei einer Nachtwanderung, obwohl es hier schon so manchen gegruselt hatte. Vor allem Menschen aus den Städten, denen die vielen Geräusche und Laute der Natur gar nicht bekannt waren!

Zum Beispiel die Schreie eines Birkhuhnes oder das Schmatzen der Moorlandschaft, wenn mal wieder Gase aufstiegen, um an der Oberfläche zu zerplatzen. Dies konnte auf Fremde schon unheimlich wirken. Oder wenn jemand einen unüberlegten Schritt neben dem Weg getan hatte und auf dem sumpfigen Moos einsank, wo er das Gefühl bekam, er spüre schon die glitschigen Hände, die ihn ins Moor hinunter ziehen würden. Dies alles konnte schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen und so entstanden dann auch all die vielen Geschichten und Sagen rund um das Moor.

 

Die Irrlichter, die wie aus Geisterhand mal hier und mal dort auftauchten, wie kleine Flammen und so manchen einsamen Wanderer, der sich nicht auskannte, ins Moor lockten, wo er dann auf ewig gefangen war. Man sagte ja, dass die ´Irrlichter´ einst Menschen waren, die im Moor ihren Tod gefunden hatten und nun aus Rache, andere ebenfalls ins Moor lockten. Und obwohl Katja nicht an diese Geschichten glaubte, die über das Moor erzählt wurden, blieb trotzdem immer dieses Gefühl in ihr, dass dieses Moor einst ihr Schicksal werde! Von überall her blitzten jetzt winzige wunderschöne Lichter auf und in ihrem Kopf hörte sie leises Gemurmel, das sie zwar nicht verstand, aber sie spürte, dass dieses Murmeln sie immer weiter ins Moor locken wollte und nur schwer konnte sie ihnen widerstehen.

 

Sie sah Gestalten, die es gar nicht geben durfte: Moorweibchen, die in den Geästen der Schwarzerlen lebten und die Sumpfgeister, die gierig ihre schlüpfrigen Finger nach ihr ausstreckten, um sie in die Tiefe zu ziehen. Die Angst in Katja steigerte sich von Sekunde zu Sekunde mehr, ihr Herz pochte, der Puls raste, bis es sich langsam zur Panik entwickelte. Schon war ihr zumute, als würde jemand oder etwas ihr Herz zusammendrücken und alles Leben aus ihr herauspressen.

Sie schluchzte und stammelnd kamen immer wieder die Worte aus ihrem Mund: „Hilfe, so helft mir doch.“ „Lieber Gott, bitte, lasse mich einfach aufwachen, denn so etwas darf es doch gar nicht geben.“ Zum Schreien hatte sie keine Kraft mehr oder war es einfach nur die Angst, die sie hinderte, laut zu schreien? Waren dies schon die Moorgeister, oder gar die Toten, die das Moor verschlungen hatte und nicht wieder hergab? Würde sie sich in diesen Reigen einfügen? Nein, ganz bestimmt nicht, es musste einfach einen Weg hier heraus geben. Sie musste ihn nur finden.

Dabei war ihr gar nicht bewusst, wie sie überhaupt hierher gekommen war. Und was war das für eine Karte die sie in der Hand hielt? Sie warf einen Blick darauf: - es war der Tod! Ganz dunkel konnte sie sich noch daran erinnern, dass sie mit den Freunden am Lagerfeuer saß, voller Spannung, was es denn mit diesem See auf sich hatte und welche Abenteuer dort auf sie warteten.

 

 Ein Alptraum 

 - ja das musste es sein und gleich würde sie in ihrem Zimmer aufwachen und alles wäre gut. Nur, wie schaffte sie es aufzuwachen? Alle Gedanken daran halfen nicht, sie wurde einfach nicht wach. Also blieb, ihr wohl nichts anderes übrig als zu warten bis endlich der Wecker klingelte. „Aber was war das?“

Plötzlich in all dieser Dunkelheit erschien ein in allen Farben schimmernder Regenbogen, als würde er der Weg sein der sie, wie es schien, aus dem Moor führen könnte. Katja war sich nicht sicher, ob dies nicht einfach nur ein Wunschtraum war oder ob sie hier jemand noch tiefer ins Moor locken wollte. In der Mitte des Weges stand eine Gestalt, die mit einem Menschen nichts gemein hatte, aber auch wie ein Geist sah dieses Wesen nicht aus.

Trotzdem erinnerte sie dieses Etwas auch an den ´alten Mann´ vom See. Katja war sich sicher, jetzt war es soweit, dass sie Wirklichkeit und Traum nicht mehr voneinander unterscheiden konnte.

Viel konnte sie davon nicht sehen, doch was sie sah, war nicht gerade so vertrauenerweckend, dass sie der Gestalt folgen wollte. Lange rang sie mit sich selbst, doch als es nun auch noch zu regnen anfing, musste sie wohl oder übel eine Entscheidung treffen. Denn, wenn der Regen das Wasser noch weiter steigen ließ, waren ihre Chancen, hier heil herauszukommen gleich null.

 

Also machte sie einen Schritt auf die eigentlich nicht vorhandene Brücke und war erstaunt, dass sie sich als fester Untergrund entpuppte. Die Gestalt vor ihr winkte ihr zu und trotzdem schauderte Katja zusammen. Denn je näher sie der Gestalt kam, umso grauenhafter war sie anzusehen. Katja konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Geschöpf sie unversehrt aus dem Moor entlassen würde. Auch der Gestank von Moder und Schwefel war jetzt wesentlich stärker als vorher. Noch einige wenige Meter von dem Geschöpf entfernt konnte sie es nun genauer betrachten. Als Geschöpf konnte man dieses unförmige, wabernde etwas nicht bezeichnen.

 

Der Umriss hatte zwar etwas Ähnlichkeit mit der Gestalt eines Menschen, aber es wirkte fahrig und konnte sich kaum auf einem Punkt halten. Es war von einem Graubraun, das dem des Moores sehr ähnlich war. Anstelle der Augen sah man nur leicht grünlich schimmernde Flecken, denn ein Gesicht hatte das Wesen nicht. Hände und Füße konnte man auch mehr erahnen als sehen und während Katja noch dachte. „Was will dieses Wesen von mir?“ bekam sie auch schon die Antwort!

„Ich bin der Wächter des Moores, und weil ich weiß wie sehr du das Moor liebst, aber auch respektierst, kann ich dir helfen einen Weg daraus finden. Ich brauchte all meine Kraft, um mich so zu verändern wie du mich jetzt siehst, denn mein wahres Aussehen, könntest du nicht verkraften. Jeder andere Mensch wäre schon verloren gewesen. Du hörst mich auch jetzt nur mit deinem Herzen und nicht mit deinem Kopf. Folge der Brücke und sieh dich nicht mehr um, ansonsten kann ich dir nicht mehr helfen und du wirst eine Gefangene des Moores bleiben. Und verliere die Karte nicht!“

 

Katja nickte und blickte wieder auf diese ´Karte´. Den Tod in ihrer Hand, machte sie sich auf den Weg. Täuschte sie sich oder war das dort vorne nicht der alte knorrige Baum von dem aus sie immer auf das Moor sah? Also konnte sie doch noch nicht so tief im Moor sein, wie sie gedacht hatte. Ihren Blick fest auf den Baum geheftet lief sie auf dem Regenbogen in Richtung Sicherheit und Leben.

Doch kurz, einige Schritte waren es noch, bevor sie das Ende der Brücke erreicht hatte, war ihre Neugierde doch größer als ihre Angst. Da sie sich schon in trügerischer Sicherheit wähnte, blieb sie stehen, überlegte noch einmal kurz, aber es siegte die Neugierde und sie drehte sich um, um das zu sehen, was sie nicht sehen sollte.

Doch was sie nun zu sehen bekam, war mehr als sie verkraften konnte, da hatte dieses Moorwesen nicht gelogen. Der Wächter des Moores schwoll an, als würde er das gesamte Moor in sich aufnehmen, es wurde zu einer gewaltigen Masse mit unzähligen Händen und Fratzen, die aus allen Teilen des Wesens quollen und nach ihr griffen, sie nun von allen Seiten erfassten und zu zerreißen drohten. Sie hörte noch die Stimme: „Warum hast du das getan, habe ich dich nicht ausdrücklich davor gewarnt.

 

Die Karte in deiner Hand bedeutet ja nicht nur ´Tod´, sondern auch ´Neubeginn´! Du hättest nur weitergehen brauchen, um neu zu beginnen und wieder bei deinen Freunden zu sein. Doch du konntest deine Neugierde nicht zügeln. Nun bist du für immer eine Gefangene des Moores und keiner wird dich je wieder finden.“ Eine gnädige Ohnmacht umfing sie und langsam glitt ihr die bis zum Schluss festgehaltene Karte aus der Hand. Auch der Regenbogen wurde immer blasser, bis er ganz verschwand und die Dunkelheit wieder über dem Moor lag.

Wer ganz genau hinhörte, hörte auch das Klagen all derer, die den Weg aus dem Moor nicht mehr fanden und darin umkamen und zu denen nun auch Katja gehörte.

 

Am anderen Morgen, als die Gruppe sich beim Frühstück wieder traf, fiel Jürgen auf, dass Katja nicht anwesend war. Erst blickten sie in das Zelt, aber da war sie nicht, aber auch unten am See war nichts von ihr zu sehen. Sie riefen nach ihr, aber niemand gab ihnen eine Antwort. Bis zu dem Augenblick, als Martina aus dem Zelt ihrer Freundin Katja kam, in der Hand eine Spielkarte, verschmutzt, nass und nach Moder riechend, aber doch noch zu erkennen was darauf abgebildet war.

Es war ´der Tod´, die Spielkarte die Katja gezogen hatte, bevor der Alte sie wieder verlassen hatte. Schnell und ohne viele Worte packten die übrigen ihre Sachen zusammen und fuhren so schnell sie konnten weg von diesem Ort. Von Abenteuern hatten sie in der nächsten Zeit die Nase gestrichen voll. Aber auch die Polizei, die sie verständigten und die mit einem Suchtrupp und Spürhunden loszogen, fand keine Spur mehr von Katja.

Sie war und blieb verschwunden. Doch keiner der anderen erinnerte sich an ´den Alten´, oder wollte sich keiner daran erinnern, dass er sie alle eine Karte ziehen ließ? Aber alle anderen Karten waren verschwunden und keiner konnte sich an den Abend davor erinnern, außer dass sie am Lagerfeuer saßen und sie sich dann zu später Stunde zum Schlafen in die Zelte zurückzogen.

Keiner von ihnen erzählte jedoch, was ihm persönlich widerfahren war, nachdem er die Karte gezogen hatte. Obwohl - hier hätte ein jeder wohl so Einiges zu erzählen gehabt.

Gemeinsamer Anfang - Der Joker

’Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe’, sah ich, dass sich die Umgebung rund um mich zu verändern begann. Leichte Unruhe befiel mich, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Wo waren all die anderen geblieben? Auch der See war verschwunden und ich saß auf einen Stein. War es überhaupt ein Stein? Es war alles so seltsam, es war nicht dunkel und auch nicht hell und am Himmel sah ich auch nichts, als ein graues Gebilde. Wo war ich? Was war geschehen? Wie komme ich wieder in meine Welt? All diese Gedanken überfielen mich, ich musste mich schon sehr anstrengen, um nicht durchzudrehen.

„Langsam, tief durchatmen, Greta, bleib ruhig, denk nach, dann wird dir schon etwas einfallen“ - ich redete mir selbst gut zu.

Gesagt - getan! Nun saß ich aber schon Stunden, zumindest dachte ich das und wartete auf einen rettenden Einfall, der aber nicht wirklich kam. Nachdem ich aber auch schon Hunger und Durst verspürt hatte, überlegte ich nicht mehr lange und fing an die Umgebung zu erkunden. Um vielleicht etwas Essbares zu finden oder vielleicht doch einem anderen Lebewesen zu begegnen. Je länger ich ging, umso mehr fing die Gegend an, sich zu verändern, aber sie wurde nicht so, wie ich sie von der Erde aus kannte, obwohl Ähnlichkeiten dazu waren doch vorhanden.

Plötzlich stand ich vor einem kleinen Hügel, es war kein Gestein, aber auch kein Gras wuchs darauf. Trotzdem hatte ich das Gefühl, das es sich von innen her bewegte. Ich blieb einen Moment atemlos stehen. „Was konnte das sein?“ - dabei kamen mir so banale Worte wie: ´Ich habe Hunger und Durst´, in den Sinn. Angst verspürte ich in diesem Moment aber nicht. Noch während ich das dachte, kullerten ein paar Dinge den Hügel herunter, die aussahen wie Äpfel. Ich hob einen davon auf und überlegte, was ich jetzt tun sollte.

 

Ich entschloss mich einfach mal, das Ding zu probieren. Kräftig biss ich zu. Obwohl sie wie Äpfel aussahen, sie schmeckten aber ganz und gar nicht danach. Es schmeckte nach Nüssen und Brot und war doch so weich wie eine Pflaume. Aber mein Hunger war zu groß, als dass ich mir darüber lange Gedanken machte. Ich nahm noch ein paar weitere solcher »Äpfel« und ging einfach mal los. Auch dachte ich keinen Augenblick darüber nach, woher und von wem »diese Äpfel« stammten?

Einen Baum oder Strauch sah ich nirgends. Die Landschaft veränderte sich wieder. Irgendwie fand ich, dass es dunkler wurde, aber außer dem komischen Hügel sah ich immer noch nichts, als diese ebene Landschaft. Der Boden, auf dem ich ging, war fest und trocken, aber woraus er bestand, konnte ich nicht herausfinden. Kein Sand, keine Bäume, kein Lebewesen, nichts, an dem ich mich orientieren konnte, war vorhanden.

Langsam beschlich mich nun auch wieder die Angst, was den nun werden sollte.

Wer oder was war der Alte und was bezweckte er? Wohin waren alle meine Freunde verschwunden. Was erlebten sie gerade? Immer schneller wurde es nun dunkel, und da ich nun auch nichts mehr sehen konnte, war es wohl das Beste, ich legte mich hin und versuchte, zu schlafen. „Gott sei Dank, wenigstens friere ich nicht“, waren meine letzten Gedanken und dann schlief ich trotz all meiner Ängste schnell ein.

Ein leises melodisches Lachen riss mich aus dem Schlaf. Mit offenem Mund wie ein kleines Kind saß ich nun da und drehte mich um, um zu sehen, woher dieses Lachen kam.

 

„Hallo Fremde, wo kommst du denn her?“ Nun hörte ich auch die Stimme, zu der dieses Lachen gehörte. Ich sah auf und was ich hier sah, gefiel mir außerordentlich gut. Vor mir stand ein groß gewachsener, dunkelhaariger junger Mann mit stahlblauen Augen. Das wiederum kam mir so unwirklich vor, dass ich mich unwillkürlich nach einem weißen Pferd umsah, auf dem er hergekommen war, um mich auf sein Schloss zu holen. „Wo, wo, bin ich den hier, bin ich tot?“ Mit großen Augen und mit Angst in der Stimme stellte ich nun meine Frage.

Was würde ich nun zu hören bekommen? War ich noch auf der Erde oder wo sonst? Wieder lachte er dieses melodische Lachen, das mich so in seinen Bann zog. „Komm mit und du wirst es sehen.“ Er streckte mir die Hand entgegen, und als ich sie ergriff, fühlte ich ein Schaudern, das über meinen Körper floss, denn diese Kälte, die ich dabei verspürte, passte überhaupt nicht zu dem Aussehen und der Stimme des jungen Mannes. Aber was sollte ich tun? Endlich jemand mit dem Ich mich verständigen konnte und nun fühlte ich mich auch nicht mehr so allein.

Ich war nur noch gespannt, was als Nächstes folgen würde. Als ich aufgestanden war, betrachtete mich der junge Mann ausgiebig und was er sah, gefiel ihm wahrscheinlich, denn ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Nun denn, schöne Fremde, mein Name ist Theodor und wie darf ich dich nennen?“ Welch ein abscheulicher Name schoss es mir durch den Kopf. Der passt doch überhaupt nicht zu ihm. 

Aber ich riss mich zusammen und antwortete ihm: „Nenne mich einfach Greta.“ „Ist gut“, antwortete er, „dann komm, wir wollen weg, bevor es gefährlich wird. Mich wundert’s, dass ´ER´ dich noch nicht gefunden hat.“ Oh Gott, wo bin ich da nur hineingeraten? Sofort überfiel mich wieder panische Angst, was ihm aber nicht weiter auffiel, da er in langen Schritten vor mir herging und sich auch gar nicht umsah, ob ich ihm folgte.

 

„Theodor“, rief ich, „ich habe Hunger und Durst, können wir nicht irgendwo Rast machen? Gibt es hier keinen Ort, kein Wirtshaus oder etwas Ähnliches, bisher habe ich außer dieser ungewöhnlichen Landschaft und diesen komischen ´Äpfeln´ noch nichts gesehen. Und wo wir hier sind, weiß ich auch noch nicht?“ „Also, gut Greta, setze dich hin und ich erkläre dir was ich von dieser Zwischenwelt weiß.“ Ich hockte mich also auf den Boden, da es sonst nichts gab, worauf ich mich hätte setzen können und dieser Theodor ließ sich neben mir nieder. Er strich leicht über den Boden und schon kullerten von irgendwo her diese Früchte, die ich schon kannte.

Hungrig biss ich hinein und wie schon einmal schmeckten sie wieder nach Nüssen und Brot. Während ich nun die Früchte aß, fing Theodor an zu erzählen: „Ihr habt euch da auf ein sehr gefährliches Spiel eingelassen!“ Erstaunt fragte ich ihn: ‚Woher weißt du davon?‘ „Das tut nichts zur Sache“, antwortete er, „die Frage ist, wie kommt Ihr wieder aus der Sache heraus und wieder in eure Zeit?“ Nun wurde ich ganz aufgeregt: „Sind meine Freunde auch hier? Wo sind sie? Bitte bringe mich zu ihnen!“

Darauf antwortete er: „Ich weiß noch nicht, wo sie sich befinden und wie viele von ihnen es geschafft haben, ebenfalls hier in diese Welt zu kommen, aber ist es für Menschen aus anderen Welten alles andere als leicht, hier zu überleben. Dich hatte ich gespürt, als du in diese Welt gezogen wurdest, bei den anderen war dies nicht der Fall. Also werden wir uns auf die Suche machen und hoffen, dass wir sie finden. Warum ich dich gespürt habe? Ich weiß es nicht, aber ich denke, dass wir irgendwie miteinander verbunden sind. Wodurch? Das werden wir vielleicht noch herausfinden.

Nun komm aber endlich, wir müssen weiter, sonst kann es gefährlich werden.“ Das hörte sich für mich schon wieder weniger gut an: „Warum? Was ist hier los und wo müssen wir hin? Ich habe bisher außer dir noch nichts gesehen! Keine Tiere, kein Wasser, keine anderen Lebewesen und doch sprichst du von Gefährlichkeit?“

 

Alle redeten durcheinander, jeder wollte erzählen, was ihm passiert war, aber das wären zu viele Geschichten auf einmal, vielleicht kommt ja noch die eine oder andere Geschichte dazu. Wo aber war der Alte, der uns das eingebrockt hatte? Ich sah in nirgends, doch wir alle hörten in diesem Moment ein grelles Lachen und dann die Stimme des alten Mannes:

„Ihr wolltet ein Abenteuer! Nun hattet ihr eines! Glück gehabt, dass eine von euch so klug war, alle Karten ins Feuer zu werfen, denn sonst hätte es keiner von euch je wieder geschafft, in diese Welt zurückzukehren.“ Als wir uns ein wenig beruhigt hatten, wollten wir alle aber eigentlich nur noch weg von diesem See. Schweigend packte ein jeder von uns seine Sachen zusammen und wir fuhren ins nächste Dorf, wo wir uns in einem Gasthaus Zimmer mieteten.

 

Am nächsten Tag gedachten wir wieder nach Hause zu fahren und diese Geschichte so schnell wie möglich vergessen. Bevor wir uns aber in unsere Zimmer begaben, wollten wir noch einen kurzen Schlaftrunk zu uns nehmen und suchten die Gaststube auf. Schon als wir sie betraten, spürte ich plötzlich ein vertrautes Gefühl, und als ich meine Augen durch die Stube gleiten ließ, sah ich in die Augen jenes Mannes, der mir in der anderen Welt beigestanden hatte.

Er lachte uns an, mit seinem, mir so gut bekannten, melodischen Lachen und forderte uns auf, an seinem Tisch Platz zu nehmen. In dem guten Gefühl, nun in Sicherheit zu sein, begannen meine Freunde Ihre Geschichten zu erzählen und was ihnen alles widerfahren war.

Ich sah ’meinen’ Theodor nur an und lächelte, ich freute mich, ihn in dieser Welt wieder zu sehen und hoffte, dass wir den Kontakt zueinander nicht wieder verlieren würden. Doch ein Blick in seine Augen sagte mir, dass das nicht geschehen würde. Möglicherweise würde ich auch irgendwann von ihm erfahren, was er in der Zwischenwelt verloren hatte. Oder war auch er ein Wanderer zwischen den Welten? Wer kann es schon wissen.

Von den anderen unbemerkt tauschten wir unsere Telefonnummern aus. Keiner der anderen bemerkte die Vertrautheit zwischen Theodor und mir. Inzwischen fand ich auch seinen Namen nicht mehr so grässlich wie in der Zwischenwelt. Als wir uns schließlich zurückzogen in unsere Zimmer, stellte ich fest, dass ich todmüde war. Ich zog mich schnell aus, machte mich fürs Bett bereit, rollte mich wie eine Katze zusammen und war auch schon eingeschlafen.Was ich dann aber so träumte? Na ja, das war dann schon wieder eine ganz andere Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie ja irgendwann ....

Gemeinsamer Anfang - Gerechtigkeit

 .......ich schloss meine Augen, mir war ein bisschen schwindelig und kalt war mir plötzlich auch. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich den Mut hatte, meine Augen wieder zu öffnen. Es war dunkel, in der Mitte brannte unser Lagerfeuer und meine Freunde saßen immer noch an derselben Stelle. Der Wanderer war verschwunden und jeder starrte ziemlich ratlos auf die Karte in seiner Hand. „Was soll das denn jetzt?“, fragte Ralf in die Runde.

 „Mir ist richtig komisch geworden, euch auch?“ Alle nickten, „und kalt ist es plötzlich! Ich denke, wir hätten

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Christine Asen
Bildmaterialien: Christine Asen
Lektorat: Verschiedene
Tag der Veröffentlichung: 28.06.2015
ISBN: 978-3-7396-0243-1

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