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Leseprobe

 

Frank W. Werneburg

 

 

Lord Breakinghams
Geheimnis

 

 

Ein Internatsroman

- Inhaltsverzeichnis -

- Impressum - 

- Prolog - 

- 1 - 

- 2 - 

- 3 - 

- 4 - 

- 5 - 

- 6 - 

- 7 - 

- 8 - 

- 9 - 

- 10 - 

- 11 - 

- 12 - 

- 13 - 

- 14 - 

- 15 - 

- 16 - 

- 17 - 

- 18 - 

- 19 - 

- 20 - 

- 21 - 

- 22 - 

- 23 - 

- 24 - 

- 25 - 

- 26 - 

- Epilog - 

- Schlussbemerkungen - 

- Weitere Bücher des Autors - 

- Impressum -

 

 

 

© Text 2015/2019 Frank W. Werneburg

 

© Cover 2018 Frank W. Werneburg
unter teilweiser Verwendung von unter Creative-Commons-Lizenz stehenden Bildmaterials
Bild der Tower Bridge: © Chris Yunker unter CC BY 2.0
(voller Inhalt der CC BY 2.0: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/) 

 

Frank W. Werneburg

Philipp-Kühner-Straße 2
99817 Eisenach

 

Erzeugung des eBooks:
Werneburg Internet Marketing und Publikations-Service
Frank W. Werneburg
Philipp-Kühner-Straße 2
99817 Eisenach

 

Nähere Informationen und Kontaktmöglichkeit auch unter:
https://LordBreakingham.wordpress.com 

- Prolog -

Samstag, 24.03.2001 

Jeffery Peterson quälte sich missmutig aus dem Bett. Es war Samstag, und es war gerade erst kurz nach 7:00 Uhr. Musste denn um diese unmenschliche Zeit das Telefon klingeln, wenn ihn sein kleiner Sohn, der letzte Woche seinen 2. Geburtstag gefeiert hatte, schon mal ausschlafen ließ? Jefferys Frau Ling ließ aus ihrem Kissen nur ein unwilliges Grunzen vernehmen, ohne die Augen dabei zu öffnen.

„Peterson“, brummte er ins Telefon.

„Hi, Jeffery, alter Junge!“, antwortete ihm eine auffallend ausgeschlafene Stimme. „Wie geht’s dir denn so? Balfour hier. Du hast ja schon ewig nichts von dir hören lassen.“

Diesen Anrufer hatte Jeffery allerdings nicht erwartet. „Du von dir aber genauso wenig. Was verschafft mir denn die Ehre? Ist dir eigentlich klar, dass es hier gerade erst um 7 ist?“ Trotzdem freute er sich, wieder mal etwas von seinem alten Freund aus der Heimat zu hören.

„Da hab ich mich doch glatt verrechnet. Ich dachte, bei euch wär’s schon um 8. Habe ich dich etwa aus dem Bett geklingelt?“

Mittlerweile war der kleine Myles doch wach geworden. Ling schälte sich seufzend aus dem Bett. An Weiterschlafen war jetzt doch nicht mehr zu denken.

„Gut geraten! Aber leg mal ruhig los, munter bin ich jetzt ja doch. Wie läuft’s denn so auf unserer alten Insel?“

„Bei mir läuft alles bestens. Aber ich will gleich auf den Punkt kommen. Ich habe ein großes Problem – oder eher ein kleines. Kommt ganz darauf an, wie man es sieht. Vielleicht könntest du mir dabei helfen. Wir sollten diese Sache aber nicht am Telefon besprechen. Würde es dich denn stören, wenn ich in der kommenden Woche mal zu dir rüber komme?“

Jetzt war Jeffery doch baff. Was konnte für Balfour so wichtig sein, dass er deshalb extra nach Hongkong kommen wollte? Und wie konnte er dabei helfen? Natürlich sagte er seinem alten Freund zu. Schließlich hatte der einen großen Gefallen bei ihm gut – einen sehr großen sogar.

Als das Gespräch beendet war, zermarterte er sich den Kopf. Balfour hatte ihm am Telefon nicht mal eine Andeutung machen wollen. Dass es irgendetwas Illegales war, konnte er sich nicht vorstellen. Das würde nicht zu seinem Freund passen.

Als Ling wieder ins Zimmer kam, fand sie ihren Mann nachdenklich auf dem Bett sitzend vor. Seine Gedanken waren weit in die Vergangenheit gewandert …

 

* * *

 

Viele Jahre zuvor

Jeffery Peterson war nahe der englischen Ostküste unter Verhältnissen aufgewachsen, die man selbst bei gutwilliger Formulierung nur als ärmlich bezeichnen konnte. Sein Vater, ein ungelernter Hilfsarbeiter, hatte es kaum geschafft, genug Geld für das Nötigste heranzuschaffen. Als Jeffery und seine 1½ Jahre ältere 

 Schwester Docia alt genug waren, um auch mal ein paar Stunden allein bleiben zu können, hatte seine Mutter einen Teilzeitjob als Putzfrau angenommen. Viel war damit natürlich auch nicht zu verdienen gewesen, aber es hatte immerhin gereicht, die finanzielle Situation der Familie etwas zu entlasten. Trotzdem hatten seine Eltern darauf bestanden, dass ihre Kinder die A-Levels machten, denn sie sollten es später einmal besser haben. Um Geld zu sparen, waren Docias Schulbücher fast alle schon gebraucht gewesen – bevor sie dann nochmals an Jeffery weitervererbt worden waren. Anfangs wäre es Jeffery viel lieber gewesen, die Schule so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, später hatte ihm das Lernen aber wirklich Spaß gemacht, und er konnte die A-Levels als einer der Besten aus seiner Klasse absolvieren.

Balfour Belford dagegen stammte aus einer der angesehensten Familien der ganzen Grafschaft und würde einmal der Alleinerbe seiner Eltern sein. Von Anfang an hatte er nur die besten Privatschulen besucht.

Unter diesen Umständen wären sich die beiden Jungen wahrscheinlich nie über den Weg gelaufen, wären sie nicht zufällig beide Fans der nicht sehr verbreiteten Sportart Kin-Ball gewesen. Bei den Spielen der einzigen Mannschaft in der weiteren Umgebung lernten sie sich kennen und überraschend gut verstehen. Bald darauf waren sie gute Freunde.

Nach dem Schulabschluss konnte Jeffery dank seiner guten Noten eine Ausbildung als Buchhalter beginnen, während Balfour die Stadt verließ, um auf einer der angesehensten Universitäten Großbritanniens ein Jura-Studium zu absolvieren. Auch wenn sie sich jetzt nur noch in Balfours Semesterferien sahen, tat das ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Immer wenn Balfour zuhause war, zogen sie an den Wochenenden durch die angesagtesten Clubs der Gegend, wobei die Rechnungen natürlich fast immer von Balfour beglichen wurden.

Nach dem Ende seiner Ausbildung fand Jeffery sofort eine Stelle in der Buchhaltung der Euro-Asian Technologie Trading Companie. Erst Jahre später erfuhr er, dass sein Freund dabei über seinen Vater, der im Aufsichtsrat dieser Firma saß, nachgeholfen hatte.

Balfour kehrte nach Abschluss seines Studiums in die Heimat zurück, wo er sich mit Vaters Geld als Teilhaber in die angesehenste Anwaltskanzlei der Stadt einkaufte. Anscheinend leistete er wirklich gute Arbeit in seinem Fach, denn schon bald war er der Anwalt fast aller Reichen und Prominenten der näheren und weiteren Umgebung.

 

Doch dann kam der schwärzeste Tag in Jefferys Leben – völlig unerwartet natürlich, wie so etwas meist der Fall zu sein pflegt. Als er sich am Abend gerade fertig machte, um mit seiner derzeitigen Freundin tanzen zu gehen, stand plötzlich die Polizei vor seiner Tür. Ohne große Umstände erklärte man ihm, dass gegen ihn ein Haftbefehl wegen dringenden Mordverdachts vorläge. Natürlich blieb ihm nichts anderes übrig, als mitzugehen. Auf dem Revier wurde ihm erklärt, dass man ihn für den Mörder eines gewissen Bob Selby hielt. Dieser Name sagte ihm nicht das Geringste. Erst als man Jeffery ein Bild des Opfers zeigte, erkannte er den Mann. Der Typ hatte ihm ein paar Monate zuvor sein Mädchen ausgespannt, weshalb sie sich mehrmals in aller Öffentlichkeit gestritten hatten. Wahrscheinlich hatte Jeffery ihm auch die eine oder andere Drohung hinterhergeschrien; so genau konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Nun war dieser Bob jedoch ermordet aufgefunden worden. Natürlich hatten sich ein paar Leute sofort an die Auseinandersetzungen mit Jeffery erinnert. Hinzu kam, dass Zeugen zur fraglichen Zeit in der Nähe ein Auto gesehen hatten, welches von Typ und Farbe Jefferys Wagen entsprach. Das Kennzeichen hatte sich natürlich keiner der Zeugen gemerkt.

Jeffery saß also bis zum Hals in der Tinte. Was sollte er jetzt machen? Ihm wurde nahegelegt, einen Anwalt hinzuzuziehen. Sein Problem war allerdings, dass er außer Balfour keinen Anwalt kannte. Der war aber eher auf finanzielle Streitfälle und ähnliches spezialisiert, und die Dienste der Nobel-Kanzlei, für die Balfour arbeitete, könnte er sich ohnehin niemals leisten. Trotzdem rief er seinen Freund an. Vielleicht konnte der ihm ja einen weniger kostspieligen Kollegen empfehlen.

Obwohl es mittlerweile mitten in der Nacht war, kam Balfour sofort auf das Polizeirevier und erklärte Jeffery, dass er seinen Fall selbst übernehmen würde. Kostenlos natürlich, wie er hinzufügte. Einen auf Strafsachen spezialisierten Anwalt könne man im Notfall immer noch hinzuziehen. Den Beamten auf dem Revier schien Balfour Belford als örtlicher Prominenten-Anwalt durchaus bekannt zu sein, wie Jeffery an dem Respekt, den sie ihm entgegenbrachten, erkennen konnte. Auch er selbst wurde plötzlich erheblich höflicher als zuvor behandelt. Tatsächlich schaffte Balfour es, zumindest einen Teil der auf den ersten Blick so zwingenden Beweise nicht mehr so zwingend erscheinen zu lassen. Noch vor dem Morgengrauen konnte er eine vorläufige Aussetzung des Haftbefehls erwirken. Als das Labor ein paar Tage später Blutspuren an der Tatwaffe nachweisen konnte, die eindeutig weder vom Opfer noch von Jeffery stammten, fielen alle Anschuldigungen zu Jefferys großer Erleichterung in sich zusammen.

 

Trotz allem gab dieser Vorfall den Ausschlag für Jefferys Entscheidung, dem Mief seiner Heimatstadt endgültig den Rücken zu kehren. Da die Euro-Asian Technologie Trading Companie ständig auf der Suche nach Mitarbeitern war, die bereit waren, für einige Zeit in der Zweigstelle Hongkong zu arbeiten, bewarb er sich um eine Versetzung nach Asien. Anscheinend fiel die Beurteilung seiner direkten Vorgesetzten gut aus, denn es dauerte nur wenige Tage, bis Jeffery die schriftliche Zusage in der Hand hielt. Balfour konnte seine Hände diesmal nicht im Spiel haben, denn dem hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nichts von seinen Plänen erzählt gehabt. 

So kam es, dass Jeffery nur wenige Wochen später eine kleine Wohnung in Hongkong beziehen konnte. Von den Fenstern seiner Wohnung aus konnte er zwar nichts als andere Häuser sehen, dafür war der Ausblick von seinem Arbeitsplatz aber um so besser. Gut, genau genommen konnte er von seinem Schreibtisch aus nichts anderes als Wände sehen, denn das große Büro, das er sich mit 5 anderen Buchhaltern teilte, hatte überhaupt keine Fenster. Wenn er dieses aber verließ und bis ans Ende des Ganges ging, konnte er einen fantastischen Ausblick aus der 24. Etage des Bürohochhauses weit über den berühmten Hafen hinweg bis aufs Meer genießen.

Hier lernte er auch Fong Ling kennen, die in der Firma als Übersetzerin und Dolmetscherin arbeitete. Schnell fühlten sich beide zueinander hingezogen. Schon bald gingen sie fast an jedem Wochenende zusammen aus. Ling zeigte ihm Ecken ihrer Heimatstadt, die er alleine wohl nicht so schnell entdeckt hätte. In Gesprächen mit seinen Kollegen stellte er fest, dass viele von ihnen, die schon seit vielen Jahren hier arbeiteten, diese Winkel Hongkongs noch nie zu Gesicht bekommen hatten.

Als Hongkong dann 1997 aufhörte, eine britische Kronkolonie zu sein, zogen es viele seiner britischen Kollegen vor, in die Heimat zurückzukehren. Jeffery jedoch, der sich mittlerweile mit Ling verlobt hatte, entschloss sich zu bleiben. Da die Firmenspitze im Vereinigten Königreich jedoch Wert darauf legte, auch weiterhin möglichst viele britische Staatsbürger in den verantwortlichen Positionen der Zweigstelle zu beschäftigen, wurde Jeffery in nur wenigen Monaten mehrmals befördert, sodass er nun Abteilungsleiter über rund 200, jetzt überwiegend chinesischen, Angestellten war.

 

* * *

 

Dienstag, 27.03.2001

Ungeduldig trat Jeffery von einem Fuß auf den anderen. Laut Anzeigetafel war der Flug aus London schon vor Ewigkeiten gelandet. Was dauerte denn da bei der Abfertigung nur so lange? Auch wenn er sich natürlich freute, seinen alten Freund endlich mal wiederzusehen, lag der Hauptgrund seiner Ungeduld doch eher darin begründet, dass er endlich erfahren wollte, wobei er diesem helfen sollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Balfour endlich auf ihn zu. Die Begrüßung fiel herzlich, aber auch relativ kurz aus, da Jeffery endlich Fakten hören wollte. So neugierig war er seit seiner Kindheit nicht mehr gewesen, wenn er sich auf das Weihnachtsgeschenk gefreut hatte. Dabei wusste er nicht einmal, ob das Hilfegesuch überhaupt einen Grund zur Freude bot. Es könnte schließlich auch mit Unannehmlichkeiten verbunden sein. Wenn Balfour alleine nicht mit seinem Problem fertig wurde, war das sogar relativ wahrscheinlich.

Doch Jefferys Geduld wurde weiter auf die Probe gestellt, denn sein alter Freund wollte auch hier in der Öffentlichkeit des Flughafens nicht darüber sprechen. So musste er sich noch gedulden, bis sie nach einer längeren Fahrt mit der U-Bahn, die leider nicht ohne Umsteigen vonstattenging, in seiner Wohnung angelangt waren. Myles betrachtete den Besucher kritisch, denn seine Eltern brachten nicht allzu oft Fremde mit nach Hause.

Erst nachdem Balfour sich mit Ling, die er bisher nicht persönlich kannte, bekannt gemacht hatte, kam er zum eigentlichen Thema seines Besuches. „Dein Kleiner müsste doch jetzt so ungefähr 2 sein?“, begann er das Gespräch.

Jeffery war etwas verwirrt. Was sollte Myles denn mit Balfours Problem zu tun haben? „Seit ein paar Tagen“, bestätigte er, „Am 18. war sein Geburtstag.“

„Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, wie es für ihn wäre, wenn er jetzt plötzlich ohne euch auskommen müsste?“

Ling, die sich bisher hauptsächlich um ihren Sohn gekümmert hatte, wurde hellhörig. Misstrauisch sah sie den Besucher an, der davon jedoch nichts merkte, da sie hinter ihm stand. Aber auch Jefferys Blick wurde zunehmend ablehnend, sodass sich Balfour beeilte, fortzufahren.

„Ich hatte ein Ehepaar als Klienten, die auch einen Sohn in Myles’ Alter hatten. Leider sind beide vor kurzem bei einem Unfall ums Leben gekommen. Und ich habe nun die Aufgabe übertragen bekommen, für den Jungen liebevolle Pflegeeltern zu finden.“

Jetzt war die Katze aus dem Sack! Jeffery schluckte. „Und da hast du an mich – an uns gedacht.“

Balfour nickte.

Ling, die sich bisher nicht am Gespräch beteiligt hatte, kam an den Tisch und setzte sich zu den beiden Männern. Sie und ihr Mann tauschten ratlose Blicke aus.

„Ich möchte, dass es dem Kleinen gut geht.“ Balfour wandte sich jetzt direkt an Ling. „Ich kenne Jeffery schon seit unserer Jugend. Ich weiß, was ihm Familie bedeutet. Deshalb bin ich mir sicher, dass es dem Jungen hier gut gehen würde.“

„Es muss schlimm für so ein kleines Kind sein, niemanden mehr zu haben …“ Ling stand das Mitleid ins Gesicht geschrieben.

„Es geht mir hauptsächlich darum, für den kleinen Jungen ein liebevolles Zuhause zu finden. Ihr würdet vom Treuhandverwalter, der das Geld, das der Junge mal erben wird, in der Zwischenzeit verwaltet, einen angemessenen Unterhalt bekommen. Der Kleine würde euch also nicht auf der Tasche liegen, wenn ihr euch darum Sorgen macht.“

Jeffery schüttelte den Kopf. „Seit ich Abteilungsleiter bin, verdiene ich ganz ordentlich. Das wäre nicht das Problem. Aber ist dir bei Ling etwas aufgefallen?“

Etwas verwirrt blickte Balfour Jefferys Frau an. Vom Gesicht wanderte sein Blick weiter nach unten. War da etwa eine leichte Wölbung zu sehen?

Ling, die dem Blick gefolgt war, nickte und klopfte sich mit der Hand vorsichtig auf den Bauch.

„Ich werde wieder Vater“, bestätigte auch Jeffery. „Und genau das ist das Problem: Für 3 Kinder wäre die Wohnung definitiv zu klein.“

„Spätestens wenn unsere beiden etwas älter sind, werden wir auch so eine größere brauchen“, warf Ling, die anscheinend nicht abgeneigt war, dem fremden Jungen ein Heim zu bieten, ein.

Jeffery seufzte. Er war Balfour viel schuldig. Wie konnte er dessen Bitte da ablehnen? Und Ling war offenbar auch nicht abgeneigt. „Wie lange bleibst du noch hier?“, wandte er sich an seinen alten Freund. „Ich glaube, das muss ich noch mal überschlafen. So eine Entscheidung können wir nicht innerhalb von ein paar Minuten fällen.“

„Das dachte ich mir schon. Deshalb bleibe ich auch mindestens bis übermorgen. Das Hotel ist schon gebucht.“

„Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen. Du hättest für die paar Nächte doch Myles’ Zimmer haben können. Der hätte sich gefreut, wenn er ausnahmsweise mal bei uns hätte schlafen dürfen“, wandte Jeffery ein, der ansonsten froh war, etwas Bedenkzeit zu bekommen.

So wurde beschlossen, das Thema für den Rest des Tages ad acta zu legen und gemeinsam etwas durch Hongkong zu streifen. Allerdings wurde es kein langer Abend, da Myles in seinem Alter schnell müde wurde. So verabschiedete Balfour sich am frühen Abend von Jeffery und dessen Familie, damit diese ihrem kleinen Sohn ins Bett bringen konnten. Für den kommenden Abend verabredeten sie sich in einem Restaurant, in dem Jeffery und Ling schon einige schöne Stunden verbracht hatten.

Während ihr kleiner Sohn schlief, saßen Jeffery und Ling noch bis spät in der Nacht im Wohnzimmer und diskutierten das Für und Wider, ein Pflegekind aufzunehmen. Als sie endlich doch ins Bett fanden, waren es nur noch wenige Stunden, bis der Wecker sie wieder wecken würde.

 

Am Abend des folgenden Tages bereiteten sich Ling und Jeffery aufs Ausgehen vor. Es war schon praktisch, wenn man bei Bedarf immer einen bereitwilligen Babysitter zur Hand hatte. In ihrem Fall hieß diese allzeit zur Verfügung stehende Person Wei und war Lings jüngerer Bruder, der nur ein paar Straßen weiter wohnte. Myles war gerne bei seinem Onkel zu Besuch, denn dort bekam er immer mehr Süßigkeiten, als eigentlich gut für ihn war. Aber für solche Einwände fehlte ihm in seinem Alter natürlich jedes Verständnis.

Nachdem sie ihren Sohn für diese Nacht bei Lings Bruder abgegeben hatten, machten sich die Petersons auf den Weg ins Restaurant. The Jade Temple war eine gemütliche Gaststätte, deren Name nach wie vor in beiden Sprachen über der Tür prangte. Es gehörte zu der Art Gaststätten, die ein gewisses Niveau boten, zu deren Besuch man sich aber nicht extra besonders fein machen musste. Trotzdem trug Ling zur Feier des Abends ein elegantes Kleid, wie sie es gerne tat, wenn sie dem Alltag mal entfliehen konnte. Auch Jeffery hatte sich für einen Anzug – jedoch ohne Krawatte – entschieden. An ihrem vorab telefonisch bestellen Tisch mussten sie allerdings recht lange auf Balfour warten.

Wie sich herausstellte, hatte der sich zwar nicht verirrt, die für den Weg benötigte Zeit in der ihm fremden Stadt jedoch erheblich unterschätzt. Als er schließlich im The Jade Temple ankam, vermutet er beim Anblick des völlig entspannt wirkenden Paares sofort, dass er es geschafft hatte. Trotzdem wollte er Gewissheit haben, weshalb er, noch bevor er die – zu seiner Erleichterung 2-sprachige – Speisekarte zur Hand nahm, nachfragte. Nachdem er seinen Verdacht bestätigt bekommen hatte, atmete er erleichtert auf; den schwierigsten Teil hatte er geschafft! Alles andere konnte in gemütlicher Runde nach dem Essen besprochen werden.

Als man nach dem Essen bei einem Glas Wein zusammensaß, wollten auch Jeffery und Ling endlich die Details klären. Balfour erklärte ihnen, dass die bürokratischen Vorbereitungen wohl noch ein paar Wochen dauern würden. Immerhin mussten zusätzlich zu den britischen auch die Behörden Hongkongs in den unumgänglichen Papierkrieg einbezogen werden. Die Tatsache, dass Ling die vollwertige britische Staatsbürgerschaft hatte, weil ihre Hochzeit mit Jeffery noch in den letzten Wochen britischer Hoheit stattgefunden hatte, würde die Sache allerdings erleichtern.

„Ich schicke dir alle Papiere dann sofort zu, sobald ich wieder daheim bin“, erklärte Balfour, „Die Originale müsst ihr mir dann so schnell wie möglich unterschrieben zurückschicken. Die Kanzlei erledigt dann soviel wie möglich für euch, aber um ein paar Behördengänge hier wertet ihr wohl nicht herumkommen.“

Dann fiel Ling noch eine Frage ein, an die bisher offenbar noch niemand gedacht hatte. „Wie heißt der Kleine eigentlich? Das hast du überhaupt noch nicht gesagt.“ Auch Ling und Balfour waren im Laufe des Abends beim Vornamen angekommen.

„Chris Midford. Da ihr ihn ja nur in Pflege nehmt, ihn aber nicht adoptiert, wird er seinen Nachnamen auch behalten. Das ist euch doch bewusst?“

Die Petersons nickten. Ehrlich gesagt, war ihnen das zwar nicht bewusst gewesen – sie hatten schlicht und einfach überhaupt nicht darüber nachgedacht –, aber es war ihnen unwichtig, ob der Junge nun den gleichen Namen wie sie trug oder nicht. Das würde für sie nichts ändern.

Am Rest des Abends wurde in gemütlicher Runde über all die Themen gesprochen, die bisher zu kurz gekommen waren. Vor allem wollte Jeffery wissen, wie es in seiner alten Heimat so lief. Natürlich tauschte er regelmäßig Briefe mit seinen Eltern und seiner Schwester aus oder telefonierte mit diesen, aber dabei ging es immer überwiegend um familiäre Sachen.

„Ich habe letztens im Internet gelesen, dass der alte Duke im Sterben liegt. Stimmt das denn? Wenn ich mich nicht irre, sind vor ein paar Monaten doch erst sein Sohn und seine Schwiegertochter verunglückt.“

Balfour zuckte vor Schreck zusammen. Irgendwo in der Küche hatte jemand ein Glas fallen lassen. Jeffery wunderte sich etwas darüber, denn früher war sein Freund eigentlich nicht so schreckhaft gewesen. Vielleicht lag es ja an Überarbeitung, oder die Zeitumstellung steckte ihm noch in den Knochen.

Nachdem er tief durchgeatmet hatte, erwiderte Balfour: „Das stimmt. Soweit ich weiß, geben ihm die Ärzte nur noch wenige Wochen. Er ist über den Tod seines Erben wohl nicht hinweggekommen.“

„Und wer wird dann der neue Duke of East Anglia und erbt das ganze riesige Vermögen?“, machte sich Jeffery so seine Gedanken.

„Natürlich sein Enkel, wenn er erst alt genug ist.“

„Stimmt, der müsste ja mittlerweile auch so ungefähr 2 sein. Noch eine Waise in dem Alter.“ Früher hatte sich Jeffery nie Gedanken darüber gemacht, wie es für ein Kind sein musste, ohne Eltern aufzuwachsen.

Balfour schluckte sichtbar. Die Angelegenheit mit dem kleinen Chris schien ihm doch ziemlich nahezugehen.

Ling hatte die Unterhaltung bisher nicht besonders aufmerksam verfolgt. Für den britischen Adel interessierte sie sich nicht besonders. Jetzt, als es um noch ein Waisenkind ging, wurde die Unterhaltung auch für sie wieder interessant. „Für den Jungen haben die Möchtegern-Pflegefamilien bestimmt Schlange gestanden“, bemerkte sie.

„Ja“, war Balfours einziger Kommentar dazu, wobei ihm die Stimme fast versagte.

Jeffery seufzte. In einer solchen Verfassung hatte er seinen Freund noch nie erlebt. Eine bissige Bemerkung konnte er sich trotzdem nicht verkneifen. „Wenn man reich ist, geht’s einem halt sogar im Unglück noch etwas besser. Um den zukünftigen Duke unterzubringen, musste bestimmt niemand um die halbe Welt reisen.“

Balfour musste sich erst sammeln, bevor er antworten konnte. „Jetzt weiß ich zumindest, dass es Chris gut gehen wird. Das ist doch das Wichtigste. Stimmt’s?“

Dem konnten Jeffery und Ling nicht widersprechen.

Um seinen Freund, dem die Angelegenheit sehr nahezugehen schien, auf andere Gedanken zu bringen, fragte Jeffery ihn, wann er zurückfliegen würde.

„Morgen Mittag schon. Ich will die Sache so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen.“

„Dann werden wir uns wahrscheinlich nicht noch mal sehen. Morgen Vormittag habe ich einen wichtigen Termin. Da kann ich dich nicht zum Flughafen begleiten“, bedauerte Jeffery.

Um den Abschied noch etwas hinauszuzögern, wurde der Abend noch in einer Bar in feucht-fröhlicher Atmosphäre abgeschlossen. Es war schon weit nach Mitternacht, als Ling und Jeffery endlich im Bett lagen und sich noch etwas über ihr zukünftiges Pflegekind unterhielten.

- 1 -

Donnerstag, 24.06.2010

Endlich Ferien, 8 Wochen Sommerferien. Gibt es für einen Schüler ein schöneres Gefühl, als endlich die letzte Unterrichtsstunde vor den langen Sommerferien hinter sich zu haben? Nachdem Chris und Myles sich von ihren Freunden verabschiedet hatten, machten sie sich auf den Heimweg. Natürlich hatten sie schon Pläne für die freie Zeit. In diesem Jahr würden ihnen ihre Eltern hoffentlich erlauben, auf eigene Faust mit Bussen und U-Bahnen die Stadt kreuz und quer zu erkunden. Immerhin waren sie schon 11! Natürlich wussten sie, dass ihre Eltern die Sache ein wenig anders sahen. Aber schließlich hatten sie beide gute Zeugnisse vorzuweisen. War das etwa kein Argument, um schon als vernünftig genug zu gelten?

„Wartet doch mal!“

Hinter sich hörten die beiden Jungen schnelle Schritte. Sie brauchten sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass das nur ihre kleine Schwester Nolene sein konnte.

„Wollen wir nicht einen Umweg zu Onkel Wei machen? Der ist heute nicht an der Arbeit. Da können wir bestimmt ein paar Süßigkeiten abstauben.“

Dieses Argument war gut. Da ließen sich Chris und Myles gerne überreden. Hin und wieder hatte ihr kleines Schwesterchen wirklich brauchbare Ideen. Auf ihre geplanten Stadtausflüge – sollten sie diese wirklich erlaubt bekommen – würden sie sie aber trotzdem nicht mitnehmen.

Bei der Wohnung ihres Onkels angekommen mussten sie allerdings feststellen, dass niemand auf ihr Klingeln hörte. Anscheinend war er doch nicht daheim. Strafend sahen die Brüder ihre kleine Schwester an. Diese beteuerte jedoch, genau gehört zu haben, wie Onkel Wei ihrer Mutter erzählt hatte, er hätte den Rest dieser Woche frei.

„Dann wird er bestimmt wieder bei dieser Nuan sein“, stellte Chris daraufhin schulterzuckend fest.

Nuan war schon seit Jahren Onkel Weis Freundin. Trotzdem lebten beide immer noch in getrennten Wohnungen.

Grummelnd stimmten Myles und Nolene ihm zu. Aber da war halt nichts zu machen, sie mussten wohl oder übel den Heimweg antreten, ohne ihren Vorrat an Süßigkeiten aufgestockt zu haben. Dem am Weg liegenden Shoppingcenter statteten sie zwar einen ausgiebigen Besuch ab, wegen ihrer zur Neige gehenden Taschengeldvorräte konnten sie sich allerdings nicht mehr als eine kleine süße Wegzehrung leisten. Aber es war auch interessant, einfach nur die anderen Leute zu beobachten.

Als sie dann doch das Mietshaus erreicht hatten, in dessen 4. Etage sie wohnten, grinste Nolene ihre beiden Brüder an. „Wer hat heute die Ehre?“

 

* * *

 

Chris war ein für sein Alter durchschnittlicher Junge. In Europa hätte wohl jeder sein Haar bedenkenlos als schwarz bezeichnet. Verglichen mit dem asiatisch-schwarzen Haar, das seine beiden Geschwister von ihrer Mutter geerbt hatten, war seines aber doch erkennbar heller. Er trug sein Haar auch erheblich länger als sein Bruder Myles, der sich sein Haar immer ausgesprochen kurz schneiden ließ, weil er das für besonders cool hielt. Chris dagegen hätte sein Haar am liebsten einfach wachsen lassen, ohne es jemals abzuschneiden, wie er es einmal in einem Buch über Indianer gelesen hatte. Damit waren seine Eltern jedoch nicht ganz einverstanden gewesen. Nach intensiven Verhandlungen hatte man sich dann schließlich auf schulterlanges Haar geeinigt.

Als er noch ganz klein war, hatte er nicht wirklich verstanden, was es bedeutete, dass Myles und Nolene genau genommen nur seine Pflegegeschwister waren. Erst als er etwas älter geworden war, hatte er begriffen, dass seine Mum und sein Dad nicht seine wirklichen Eltern waren. Trotzdem hatten beide ihn immer genau wie ihre leiblichen Kinder behandelt.

Vor ein paar Jahren hatte sein Vater ihm dann mal die ganze Geschichte erzählt, wie er damals zu ihm nach Hongkong gekommen war. Natürlich konnte Chris sich nicht an diese Zeit erinnern. Dazu war er damals viel zu klein gewesen. Die vielen Fragen, die er daraufhin gestellt hatte, konnten ihm seine Eltern allerdings auch nicht beantworten. Sie wussten selbst nicht, wer seine leiblichen Eltern gewesen und wie genau diese gestorben waren. Sie konnten ihm nur sagen, dass der englische Anwalt – ein guter Freund seines Vaters –, der die Vermittlung damals organisiert hatte, versprochen hatte, ihn persönlich aufzuklären, wenn er erst alt genug wäre. Wann genau das sein sollte, wussten sie allerdings auch nicht.

Die Kinder der Petersons gingen auf eine der wenigen bilingualen Schulen Hongkongs, die es nach der chinesischen Übernahme noch gab. Viele ihrer Mitschüler hatten britische oder andere nicht-chinesische Eltern, die in einer der vielen westlich geleiteten Firmen hier arbeiteten. Das lag daran, dass in der Gegend mindestens so viele Langnasen wie Schlitzaugen wohnten, wie sich Europäer und Chinesen im Geheimen gegenseitig nannten. Nicht nur im Geheimen, wenn man es genau nahm. In der Schule redeten sich manchmal sogar gute Freunde scherzhaft so an. Beleidigt fühlte sich deshalb niemand; alle fanden das einfach lustig.

Die Mehrsprachigkeit an der Schule stellte für Chris, Myles und natürlich auch Nolene kein Problem dar, denn ihre Mutter hatte von Anfang an darauf geachtet, sich mit den Kindern in beiden Sprachen zu unterhalten. Einige ihrer Klassenkameraden hatten am Anfang allerdings erhebliche Probleme mit dem Kantonesischen, wie die hier übliche Sprache heißt, gehabt, da ihre Eltern mit ihnen zuhause immer nur englisch gesprochen hatten. Viele dieser Eltern konnten sich, obwohl sie teilweise schon seit vielen Jahren hier lebten, selbst kaum auf Kantonesisch verständigen.

Chris und sein nur wenige Wochen älterer Pflegebruder Myles verstanden sich sehr gut. Solange sie sich erinnern konnten, machten sie fast alles gemeinsam. Ihre einzige Rivalität bestand darin, dass sie sich schon seit Jahren ständig gegenseitig beweisen wollten, mehr Kraft als der jeweils andere zu haben. Was hatten sie sich dabei nicht alles einfallen lassen? Angefangen hatte es damit, dass sie alle möglichen schweren Gegenstände hochzuheben versucht hatten. Dann hatten sie ausprobiert, wer diese länger halten konnte. Die Sachen, die sie anfangs benutzt hatten, empfanden sie mittlerweile natürlich als lächerlich leicht. Später hatten sie angefangen, schwere Einkaufstüten die Treppe hoch zu tragen, obwohl sie normalerweise fast immer den Fahrstuhl benutzten. Dabei hatten sie genau gezählt, wer von ihnen den Einkauf mehr Stufen tragen konnte, bevor er absetzen musste. Beide konnten sich nicht mehr erinnern, wer von ihnen ursprünglich auf die Idee gekommen war, mal auszuprobieren, wie viele Stufen sie ihre kleine Schwester hochtragen konnten. Irgendwann hatten sie es beide geschafft, Nolene huckepack ohne Pause bis zur Wohnungstür zu tragen. Mittlerweile musste der ‚Träger vom Dienst‘ bei diesem Kräftevergleich nicht nur Nolene, sondern zusätzlich alle 3 Schultaschen bis in die 4. Etage tragen. Da sie das inzwischen beide regelmäßig ohne Erholungspause schafften, würden sie sich wohl bald eine neue Steigerung ausdenken müssen.

 

* * *

 

Donnerstag, 24.06.2010

Myles sah seine kleine Schwester an. „Wir könnten doch mal was anderes versuchen. Damit du auch stark wirst, darfst du heute mal einen von uns tragen.“

So leicht ließ sich Nolene allerdings nicht ins Bockshorn jagen. Trotz ihrer erst knapp 9 Jahre erkannte sie sofort, dass ihr Bruder sie nur ärgern wollte. „Und wenn ich dann genug Kraft habe, gebe ich dich einfach im Fundbüro ab. Chris ist nämlich sowieso mein Lieblingsbruder!“, stellte sie fest und streckte Myles die Zunge heraus.

Daraufhin legten die beiden Brüder wie üblich mit Schere-Stein-Papier fest, wer diesmal mit der Kraftprobe an der Reihe war. Da Myles mit seiner Schere über Chris’ Papier siegte, musste der Letztere heute seine Kraft unter Beweis stellen. Er nahm seine Schultasche vom Rücken und drehe sich um, damit Nolene auf seinen Rücken springen konnte. Nachdem Myles ihm seine Tasche in die noch freie Hand gedrückt hatte, begann der Aufstieg. Davon, es mühelos zu schaffen, konnte natürlich keine Rede sein, aber wie schon üblich, schaffte es Chris ohne abzusetzen bis vor die Wohnungstür. Schwer atmend ließ er seine Schwester absteigen.

In der Wohnung riefen sie nach ihrer Mutter, erhielten jedoch keine Antwort. Nur der Anrufbeantworter machte mit einem beständigen Blinken auf sich aufmerksam. Myles drückte den Wiedergabeknopf. Es war eine Nachricht ihrer Mutter, die ihnen mitteilte, dass sie erst später zurück sein könnte, da sie für einen verhinderten Dolmetscher eingesprungen sei. Seit sie sich um die Kinder kümmern musste, fertigte sie eigentlich nur noch hin und wieder schriftliche Übersetzungen an. Wenn Not am Mann war, half sie aber auch schon mal persönlich aus. Chris und seine Geschwister kannten das.

Als ihre Eltern am Abend die Zeugnisse begutachteten, waren sie mit ihren Kindern zufrieden. Alle 3 hatten wirklich gute Zeugnisse mit nachhause gebracht. Zur Belohnung wurde ihnen deshalb versprochen, in der kommenden Woche einen Familienausflug in den Ocean Park zu unternehmen.

 

Bevor es soweit war, mussten sie aber den Montag alleine verbringen; ihr Vater musste arbeiten, und ihre Mutter hatte auch noch etwas zu erledigen. Chris kam gerade aus dem Klo, da klingelte es. Als er den Hörer der Türsprechanlage in die Hand nahm, meldete sich der Briefträger, der einen großen Brief hatte, der nicht in den Briefkasten passte. Chris wollte gerade zur Haustür gehen, um den Brief in Empfang zu nehmen, da sah er, dass ihn Nolene neugierig aus der Tür ihres Zimmers beobachtete.

„Geh mal schnell runter. Der Briefträger hat einen ganz großen Brief abzugeben.“

„Wieso ich? Das kannst du doch selber machen“, wandte diese allerdings ein. So groß war ihre Neugier anscheinend doch nicht.

„Der Brief ist aber für Peterson. Wenn der Briefträger wissen will, wie ich heiße, muss ich ihm doch sagen, dass ich Chris Midford bin. Dann darf er mir den Brief überhaupt nicht geben. Oder willst du, dass ich ihn anlüge?“, gab Chris zu bedenken.

Nolene sah ihren Bruder misstrauisch an, setzte sich dann aber doch in Bewegung. Chris musste sich sehr zusammennehmen, um erst loszulachen, nachdem sie im Fahrstuhl verschwunden war. Sobald die Fahrstuhltür sich jedoch geschlossen hatte, prustete er los. Myles, der vor dem Fernseher saß und alles durch die offenstehende Tür gehört hatte, stimmte ein. Manchmal schafften sie es eben doch noch, ihre kleine Schwester auszutricksen!

Der Brief, den Nolene wenige Minuten später brachte, war wirklich groß. Genauer gesagt war er auffallend dick. Adressiert war er an Jeffery Peterson, ihren Vater. Chris und Myles drehten den dicken Umschlag unter genauer Beobachtung durch ihre Schwester hin und her. Außer dass er von einer Anwaltskanzlei in Großbritannien abgeschickt worden war, konnten sie jedoch nichts herausfinden. So legten sie ihn auf den Schreibtisch ihres Vaters und hofften, dass sie beim Öffnen dabei sein durften.

Ihre Geduld wurde allerdings auf eine harte Probe gestellt, da ihr Vater gerade heute besonders spät heimkam. Ihre Mutter, die sich selbst über den dicken Brief aus Europa wunderte, weigerte sich standhaft, diesen selbst zu öffnen. Als Jeffery Peterson schließlich nachhause kam, war es schon früher Abend. Auch er betrachtete den unerwarteten Brief von allen Seiten. Als er den Namen der Kanzlei las, murmelte er verwundert „Balfour“ vor sich hin.

Chris wurde hellhörig. Hatte sein Vater diesen Namen nicht mal erwähnt? War das nicht dieser Freund seines Vaters, der ihn damals nach Hongkong gebracht hatte? Er versuchte näher heranzukommen, um auch ja nichts zu verpassen. Seine Geschwister drängten allerdings auch neugierig nach vorne, obwohl ihnen dieser Name anscheinend nichts zu sagen schien.

Da auch seine Frau sehen wollte, was Balfour ihnen da schickte, war Jeffery plötzlich dicht von seiner gesamten Familie umlagert. „Na gut. Da ihr mir ja sowieso nicht von der Pelle rückt, bis ihr alle gesehen habt, was da drin ist, setzen wir uns alle an den Wohnzimmertisch“, legte er fest. „Sonst schlitze ich euch mit dem Brieföffner noch die Bäuche auf.“

So schnell wie jetzt war die Familie sonst nie um den Tisch versammelt – selbst dann nicht, wenn das Essen fertig war. Jeffery öffnete den Umschlag. Alle blickten etwas überrascht drein, als nur weitere Umschläge zutage kamen; einer, der fast so groß wie der äußere Umschlag war, und ein anderer Brief normaler Abmessungen. Auf letzterem war handschriftlich der Name ‚Jeffery‘ vermerkt. Unter den aufmerksamen Augen der ganzen Familie öffnete dieser auch diesen Umschlag. Darin befand sich ein längerer Brief. Als er diesen las, wurde sein Gesichtsausdruck zuerst aufmerksam, dann irritiert. Nach einem nachdenklichen Blick zu Chris las er schließlich weiter.

Wenige Minuten später legte Jeffery den Brief zur Seite. Sein Blick pendelte zwischen seiner Frau und Chris hin und her. Tief durchatmend wandte er sich dann an seinen Pflegesohn. „Der Brief ist von meinem alten Freund Balfour Belford. Du weißt doch, wer das ist?“

Chris bestätigte nur durch ein Nicken. Zum Sprechen war er im Moment nicht in der Lage. Was hatte das zu bedeuten? Sein Vater sah ungewohnt ernst aus.

„Der Verwalter, der die Angelegenheiten deiner toten leiblichen Eltern regelt, hat irgendwie organisiert, dass du ab September auf ein Internat in England gehen sollst“, fuhr sein Vater fort. Auch ihm schien die Stimme kurz vor dem Versagen zu sein.

Ling sah ihren Mann fast entsetzt an. Chris spürte die Blicke seiner Geschwister fast körperlich auf sich ruhen. Beide sagten keinen Ton.

Jeffery räusperte sich. „In dem Umschlag da sind die Unterlagen für dich. Balfour schreibt, da würdest du alles drin finden, was du wissen musst.“

Fast schon ängstlich griff Chris nach dem dicken Umschlag. Er was so nervös, dass er es nicht schaffte, diesen aufzureißen. Sein Vater schob ihm wortlos den Brieföffner herüber. Als er sah, wie Chris’ Hände zitterten, nahm er ihn jedoch wieder zurück und griff sich auch den Umschlag, um ihn selbst zu öffnen.

Der Inhalt bestand aus mehreren Hochglanzbroschüren und einer kleinen Aktenmappe. Auf der dicksten der Broschüren war ein großes, altes Haus in einer parkähnlichen Landschaft zu sehen. Darüber stand in großer Schrift „Tentlan House School“, darunter etwas kleiner „Bildungsinstitut für gehobene Ansprüche“. 

Da sowohl Chris als auch seine Eltern wie gelähmt dasaßen und diese und die anderen Broschüren nur anstarrten, griff sich Myles die Broschüre und blätterte darin. Niemand versuche ihn daran zu hindern. Chris sah verschiedene Bilder des Gebäudes, modern eingerichtete Unterrichtsräume, Schüler in verschiedenen Räumen und im Park sowie ein paar Aufnahmen einer kleinen Stadt.

Erst als sein Bruder das Heft komplett durchblättert hatte, zog Chris es wortlos zu sich heran. Seine Eltern und sogar seine kleine Schwester sahen weiterhin nur stumm zu. Gleich nach dem Aufschlagen fand Chris einen Werbetext:

 

Die Tentlan House School, gelegen in einer malerischen Parklandschaft am Rande der idyllischen südenglischen Kleinstadt Wonsham in West Sussex, stellt zweifellos eines der angesehensten Bildungsinstitute des Vereinigten Königreiches dar. 

Nicht zufällig vertrauen uns zahlreiche traditionsreiche Familien des britischen Adels die Ausbildung der nächsten Generation an. Auch Entscheidungsträger der Politik und Wirtschaft entscheiden sich für die Tentlan House School, wenn es um die Zukunft ihrer Söhne und Töchter geht. 

Dies ist kein Zufall.

Alle unsere Lehrkräfte haben sowohl beste Studienabschlüsse als auch hervorragende Zeugnisse ihrer vorherigen Tätigkeitsorte vorzuweisen. Vor einer Anstellung erfragen wir stets auch die Meinungen ihrer bisherigen Schüler und deren Eltern. Somit können wir garantieren, dass alle Lehrer sowohl in pädagogischer als auch in menschlicher Hinsicht den höchsten Ansprüchen gerecht werden.

Unsere Betreuer sind rund um die Uhr die primären Ansprechpartner der Schüler. Auch hier beschäftigen wir selbstverständlich ausschließlich hervorragend ausgebildete und von uns auf ihre Eignung überprüfte Erzieher.

Das erfahrene Sicherheitspersonal der Tentlan House School, welches sich überwiegend aus ehemaligen Polizeibeamten zusammensetzt, sorgt Tag und Nacht für die Sicherheit unserer Schüler. Auf Wunsch ist auch eine diskrete Begleitung einzelner Schüler bei Aktivitäten außerhalb des Schulgeländes (wie zum Beispiel einem Besuch Wonshams) möglich. 

Zahlreiches weiteres Personal trägt dafür Sorge, dass es unseren Schülern auch ansonsten an nichts mangelt.

In jedem Jahrgang nehmen wir maximal 25 Schüler auf. Somit können wir ein individuelles Eingehen auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers sicherstellen. Auch eine zielgerichtete Förderung individueller Talente ist so möglich.

Neben einer Schulbildung, die höchste Ansprüche erfüllt, bieten wir unseren Schülern im Rahmen modernster pädagogischer Konzepte auch Gelegenheit zu einer freien Persönlichkeitsentwicklung. Außerhalb der Unterrichtsstunden und sonstiger Pflichtveranstaltungen genießen die Mädchen und Jungen größtmögliche Freiheit in der Gestaltung eines individuellen Tagesablaufs.

Selbstverständlich sind wir uns auch unserer sozialen Verantwortung bewusst. In jedem Jahrgang vergeben wir 2 (in manchen Jahren sogar 3) Stipendien an außergewöhnlich begabte Kinder, deren Eltern ihnen ansonsten aus wirtschaftlichen Gründen keine hochwertige Schulbildung angedeihen lassen könnten. Eine nicht unerhebliche Anzahl ehemaligen Stipendiaten der Tentlan House School begleitet heute angesehene Funktionen in der britischen Wirtschaft. 

Wäre die Tentlan House School nicht auch für Ihre Tochter, Ihren Sohn die passende Bildungsanstalt? Kennen Sie eine wichtigere Investition, als die in die eigenen Nachkommen? Nur das Beste sollte für Ihre Kinder gut genug sein. 

Wenden Sie sich mit Ihren Fragen vertrauensvoll an uns. Alle Kontaktmöglichkeiten finden Sie am Ende dieses Booklets. Selbstverständlich werden wir alle Ihre Fragen schnellstmöglich beantworten. Gerne können Sie auch einen Besichtigungstermin vereinbaren.

Tentlan House School
Tentlan House
Wonsham, West Sussex 

 

Chris schluckte. Das klang alles so schrecklich geschraubt. Manche Sätze hatte er mehrmals lesen müssen, bis er zumindest glaubte, sie verstanden zu haben. Und da sollte er hin?

Ling war in der Zwischenzeit um den Tisch herumgegangen und hatte über Chris’ Schulter mitgelesen. Als sie merkte, dass ihr Sohn fertig war, schob sie die Broschüre zu ihren Mann hinüber, damit dieser den Text auch lesen konnte.

Der Rest des Abends verlief ungewöhnlich still. Jeder hing seinen Gedanken nach. Nolene war die einzige, die an diesem Tag Appetit aufs Abendessen hatte. Allen anderen war der Appetit vergangen.

Jeffery hatte in einer der anderen Broschüren noch gefunden, was der Besuch dieses Internats pro Schuljahr kostete. Obwohl er in seiner jetzigen Stellung gut verdiente – weit mehr, als er als junger Mann jemals zu hoffen gewagt hätte –, entsprach diese Summe immer noch fast der Hälfte seines Jahreseinkommens. Er konnte sich nicht erklären, wer Chris einen solch teuren Schulbesuch finanzieren sollte. Seiner Frau ging es ähnlich. Auch sie hätte gar zu gerne gewusst, wer der überaus großzügige Gönner ihres Pflegesohns, den sie schon lange als ihren Sohn betrachtete, war.

 

An den folgenden Tagen führte Jeffery mehrere lange Telefongespräche mit Balfour Belford. Leider konnte auch der ihm keine näheren Einzelheiten nennen. Oder wollte er das aus irgendeinem Grund nur nicht? Jeffery hatte irgendwie das merkwürdige Gefühl, sein alter Freund könnte doch mehr wissen, als er ihm sagte. Jedenfalls überzeugte Balfour die Petersons, Chris auf alle Fälle in das Internat zu schicken. Diese Chance dürften sie dem Jungen auf keinen Fall nehmen. Selbst seine Eltern hätten es sich damals nicht leisten können, ihn nach Tentlan House zu schicken. Schließlich stimmten Jeffery und Ling zu.

 

Auch während des versprochenen Besuchs im Ocean Park, für den sich Jeffery am Freitag extra freigenommen hatte, war die Stimmung bei allen Familienmitgliedern noch gedrückt. Besonders bei Chris wollte einfach keine rechte Stimmung aufkommen, aber auch Myles machte einen ziemlich bedrückten Eindruck. So lange er sich erinnern konnte, hatte er praktisch alles mit Chris gemeinsam unternommen. Wie würde das nun werden, wenn der ab September für lange Zeit nach England ging? Die schlechte Laune ihrer Brüder färbte auch auf Nolene ab.

Erst eine Fahrt mit der Achterbahn schaffte es, die Petersons auf andere Gedanken zu bringen – allerdings auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Während der Adrenalin-Schub die Stimmung bei den Kindern sichtbar verbesserte und sie ihre baldige Trennung vorübergehend vergessen ließ, war ihr Vater nach der Fahrt auffallend blass im Gesicht. Er musste mehrmals mühsam schlucken und hatte Mühe, sein Frühstück nicht auf dem Boden zu verteilen.

„Wirst du etwa alt?“, neckte Ling ihren Mann leise, weil die Kinder es nicht hören sollten, „Als wir uns damals kennengelernt haben, haben dir Achterbahnen noch nichts ausgemacht.“

Jeffery brauchte jedoch noch ein paar Sekunden, bis sein Magern sich wieder soweit erholt hatte, dass er sich aufs Kontern konzentrieren konnte. Dann legte er seiner Frau den Arm um die Schulter. „Vielleicht liegt es ja auch einfach daran, dass ich damals nicht dein Frühstück im Magen hatte?“ Als Ling protestieren wollte, zog er sie so eng an sich heran, dass sie sich kaum noch bewegen konnte.

Am plötzlichen Glucksen neben sich bemerkten sie, dass die Unterhaltung ihren Kindern doch nicht entgangen war.

„Ich habe mal gehört, wenn einem etwas schwer im Magen liegt, hilft eine große Portion Eis zum Kühlen.“ Myles grinste frech, während er mit beiden Armen die Größe der von ihm für nötig befundenen Eisportion darstellte.

Chris kam seinem Bruder sofort zu Hilfe. Mit verstellter Stimme, mit der er den Tonfall eines bekannten Fernsehmoderators nachzuahmen versuchte, erklärte er: „Ich kann der Diagnose von Dr. Myles Peterson nur zustimmen.“

Nolene hüpfte laut lachend um ihre Brüder herum.

Ihre Mutter ließ sich auf dieses Spiel ein. „Und wenn Prof. Dr. Dr. Ling Peterson diese Therapie nun als falsch ansieht?“ Während des Sprechens befreite sie sich aus der Umklammerung ihres Mannes.

„In der Schule haben wir gelernt, dass jeder das Recht hat, sich seinen Arzt auszusuchen. Wir entscheiden uns für Dr. Myles.“ Chris sah seine Schwester an. „Oder?“

Nolene hatte der Diskussion inhaltlich zwar nicht ganz folgen können, trotzdem stimmte sie ihrem Bruder sicherheitshalber zu. Die Hauptsache war schließlich, dass der Eis wollte – und Eis war immer gut.

Den geballten Argumenten ihrer Kinder konnten die Eltern nichts entgegensetzen. Also entschlossen sie sich, der Therapieempfehlung ihres von seinem Bruder zum Doktor beförderten Sohnes Myles zu folgen und die Parkgaststätte aufzusuchen.

Dort angekommen blieb Jeffery stehen und kratzte sich am Kopf. „Eigentlich bin ich doch der Einzige, dem etwas schwer im Magen liegt. Wartet ihr hier, während ich mein Eis esse?“

Eigenartigerweise stellten alle Familienmitglieder – sogar Ling selbst – plötzlich fest, dass das Frühstück heute wirklich sehr schwer verdaulich gewesen war und sie alle dringend eine Eistherapie brauchten.

Nachdem die Eisbecher – auch wenn sie nicht ganz die von Myles dargestellte Größe hatten – alle Mägen auf wundersame Weise geheilt hatten, wurde es noch ein schöner Tag im Freizeitpark. Auf der Heimfahrt am Abend schlief die kleine Nolene auf ihrem Sitz in der U-Bahn erschöpft ein. Nachdem sie zum Aussteigen geweckt worden war, musste sie sich deshalb von ihren Brüdern während des restlichen Heimwegs noch einige Witze auf ihre Kosten gefallen lassen.

- 2 -

Nachdem endgültig geklärt war, dass Chris ab September auf die Tentlan House School gehen würde, wurden die Ferien richtig hektisch. Was musste da nicht noch alles geklärt und organisiert werden? Zum Glück hatten seine Eltern den Großteil davon erledigt – er selbst hätte es ohnehin nicht gekonnt.

Natürlich brauchte er einen eigenen Pass, und da er Bürger Großbritanniens und nicht Hongkongs war, musste der natürlich im britischen Generalkonsulat besorgt werden. Als er seinen Pass endlich in der Hand hielt, war er auch irgendwie stolz. Einen eigenen Pass zu besitzen, fühlte sich schon fast richtig erwachsen an. Myles war natürlich neidisch, dass er keinen brauchte.

Dann musste natürlich die Reise nach England organisiert werden. Chris’ Vater führte zahlreiche lange Telefonate sowohl mit seinem Freund als auch direkt mit der Schule. Letztendlich wurde vereinbart, dass Chris schon am Tag vor der normalen Anreise der Schüler in London ankommen und dort von einem Mitarbeiter der Schule abgeholt werden sollte. Dieser würde dann auch mit ihm zusammen die Schuluniform besorgen, denn die gab es in Hongkong natürlich nicht zu kaufen.

In diesem Zusammenhang wurde auch offensichtlich, dass sich manche Sachen vor Ort oder zumindest im selben Land einfach unkomplizierter klären ließen. Alleine die 8 Stunden Zeitunterschied zwischen Hongkong und Großbritannien stellten schon ein ernsthaftes Kommunikationsproblem dar. Deshalb rang sich Jeffery Peterson dazu durch, seinem alten Freund Balfour Belford eine Vollmacht auszustellen, alle kurzfristig notwendig werdenden Entscheidungen bezüglich Chris zu treffen, und die Tentlan House School schriftlich darüber zu informieren. Chris hatte dabei ein etwas mulmiges Gefühl in der Magengegend, da er diesen Balfour noch nie getroffen oder auch nur gesprochen hatte – zumindest nicht, so lange er sich erinnern konnte.

Seine Mutter bestand darauf, Chris beizubringen, wie man sein Bett selbst machte. Auch das ordentliche Zusammenlegen der Wäsche ließ sie ihn üben. Schließlich musste er all das im Internat können, da es dort mit Sicherheit niemanden gab, der ihm das abnehmen würde, wie sie ihm erklärte. Zuerst hatte Myles seine Witze über diese Übungen gemacht. Als seine Mutter dann aber gemeint hatte, ihm könnte es auch nicht schaden, solche Sachen zu können, war die Schadensfreude auf Chris’ Seite gewesen.

Dann waren da noch die ganzen Kleinigkeiten gewesen, die allen so viele Nerven kosteten. So wurde von der Schule zum Beispiel verlangt, dass sämtliche Kleidungsstücke mit einem Namensschildchen zu versehen waren. Chris’ Eltern mussten zahllose Leute fragen, bis sie überhaupt in Erfahrung brachten, wo man solche Namensaufnäher anfertigen lassen konnte. Als diese dann endlich da waren, musste seine Mutter in jedes einzelne seiner Kleidungsstücke – ja, sogar in jede einzelne Socke – so ein Schildchen einnähen.

Chris’ Flug war direkt vom Nachlassverwalter seiner leiblichen Eltern gebucht und das Ticket am Flughafen in Hongkong hinterlegt worden. Als sein Vater das Ticket ein paar Tage vor dem Flug abholte, stellte dieses die nächste Überraschung dar. Chris würde sogar in der Business-Class nach London fliegen! Seine Eltern kommentierten das mit einem verständnislosen Kopfschütteln. Sie konnten sich einfach keinen Reim darauf machen, wer es so gut mit ihrem Pflegesohn meinte.

Am Tag vor Chris’ Flug brachte sein Vater ihm ein kleines Päckchen mit. Als er es auspackte, kam ein Handy zum Vorschein. Sowohl er als auch sein Bruder hatten sich schon lange eigene Handys gewünscht, aber ihre Eltern waren stets der Ansicht gewesen, nur für den Schulweg oder um mal ein paar Freunde zu besuchen, würden sie keine brauchen. Und jetzt schenkte sein Vater ihm eins!

Er erklärte Chris, dass sein neues Handy mit einer Prepaid-Karte versehen war, damit er Kontakt mit zuhause halten konnte. „Ich konnte nicht genau herausbekommen, wie viel ein Anruf aus England nach Hongkong damit kostet. Ganz billig wird es wohl nicht sein. Wenn sie leer ist, musst du dir dort eine kaufen. Ich nehme an, dass es mit einer britischen Karte auch etwas billiger als mit der von hier sein wird.“ Dann drückte sein Vater Chris noch 10 zugeklebte Umschläge in die Hand, beschriftet mit den 10 Monaten, die er bis zu seiner Rückkehr im Internat verbringen würde. „Und hier ist dein Taschengeld drin. Wir haben es natürlich schon umgetauscht. Versprich mir, jeden Monat wirklich nur den entsprechenden Umschlag aufzumachen! Du willst doch bestimmt in den letzten Monaten nicht ohne Geld dastehen?“

„Wir haben das Taschengeld etwas erhöht, weil wir nicht wissen, was du da so alles selbst bezahlen musst“, fügte seine Mutter noch hinzu. „Wenn es wirklich auf Biegen und Brechen nicht ausreicht, musst du uns eben anrufen. Dann finden wir schon eine Möglichkeit, dir über die Schule oder Mr Belford etwas zu schicken.“ Dabei versuchte sie, ein aufmunterndes Gesicht zu machen, was ihr allerdings gründlich misslang.

 

Am Abend des 2. Septembers 2010 fuhr die gesamte Familie Peterson dann zum Flughafen, um Chris, der doch eigentlich gar kein Peterson war, auf den Weg nach England zu bringen. Während der gesamten Fahrt waren alle recht bedrückter Stimmung. Besonders Chris selbst und seinem Bruder Myles, die, so lange sie sich erinnern konnten, wie Zwillinge aufgewachsen waren, fiel der Abschied schwer. Myles ging nun alleine in die Schule, die für ihn und Nolene schon vor 2½ Wochen wieder begonnen hatte, während sich für Chris, dem diese Zeit sehr einsam vorgekommen war, ab morgen das Leben sogar komplett ändern würde. Auch Nolene fiel es schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, in Zukunft nur noch Myles als einzigen großen Bruder zu haben. Ling und Jeffery schwankten innerlich immer noch, ob die Entscheidung, Chris auf das Internat zu geben, wirklich richtig war. Aber hätten sie es wirklich verantworten können, ihm diese Chance zu verbauen? Gerade Jeffery war sich aus eigener Erfahrung bewusst, welche Möglichkeiten sich für seinen Pflegesohn durch diese exklusive Schule eröffnen würden.

Als sie schließlich am Check-in-Schalter der Business-Class für Chris’ Flug anlangten, übernahm Chris’ Vater das Aufgeben des Gepäcks und die sonstigen Formalitäten. Die Angestellte am Schalter war schon darüber informiert, dass ein alleine reisender Junge zu erwarten war. Nach einem kurzen Anruf kam eine Stewardess, um Chris in Empfang zu nehmen. Sie würde ihn hier bis ins Flugzeug bringen und ihn auch in London durch die Abfertigung begleiten, bis sie ihn an den Mitarbeiter des Internats übergeben konnte. Verlorengehen konnte Chris also kaum, was besonders seine Eltern beruhigte. Aber auch er selbst war eigentlich ganz froh darüber, jemanden zu haben, der ihm half.

Jetzt kam der schwierigste Teil des Abends: der Abschied. Während Nolene offen heulte, versuchten alle anderen, genau das zu vermeiden. Ihren Eltern gelang das relativ gut, obwohl auch denen die traurige Stimmung ins Gesicht gemeißelt stand. Chris und Myles dagegen mussten gegen ihre aufkommenden Tränen ankämpfen, was ihnen höchstens mittelmäßig gelang.

Als Chris, begleitet von der Stewardess, schon durch die Sicherheitskontrolle hindurch war, rief ihm sein Vater noch hinterher: „Verlier den Zettel mit Balfours Telefonnummer nicht! Er hat versprochen, immer für dich erreichbar zu sein – wenn’s sein muss auch nachts.“

 

* * *

 

Freitag, 03.09.2010

Chris war aufgeregt. Und gleichzeitig langweilte er sich. Auch wenn sich diese Gemütszustände eigentlich widersprachen, trafen sie sich bei ihm im Moment. Aufgeregt war er, weil er ganz alleine im Flugzeug nach London saß. Nun, ganz alleine war er natürlich nicht; außer ihm waren hier noch zahlreiche andere Fluggäste und das Bordpersonal. Aber niemand, den er kannte. Noch nie war er für eine längere Zeit auf sich allein gestellt gewesen, obwohl auch das eigentlich nicht ganz stimmte. Als alleine reisendes Kind war er von einer Stewardess bis zu seinem Platz begleitet worden, und auch jetzt kümmerte sich das Kabinenpersonal besonders intensiv um ihn. Aber was würde auf ihn in England zukommen, im Internat? Waren das nicht wirklich genug Gründe, um aufgeregt zu sein? Trotzdem langweilte er sich auch. Anfangs war das ja alles noch interessant gewesen. Da hatte er beim Start die ganzen Lichter unter sich beobachten können. Aber jetzt war nichts zu sehen, denn durch die Zeitverschiebung flog die Nacht praktisch mit ihm mit. Als das Flugzeug am späten Abend gestartet war, zu einer Zeit, zu der er normalerweise schon längst im Bett lag, war er viel zu aufgewühlt gewesen, um zu schlafen. Erst Stunden später war seine Müdigkeit groß genug geworden, um einzuschlafen. Lange hatte der Schlaf aber nicht gedauert, dann war er wieder aufgewacht. Und jetzt konnte er nicht wieder einschlafen. Er hatte aber auch keine Beschäftigung. Die Themen in der Bordzeitschrift interessierten ihn nicht, und die Hefte, die ihm die Stewardess gebracht hatte, waren eigentlich für viel kleinere Kinder gedacht. Außer auf seinem Platz zu sitzen, konnte er nichts machen. Und deshalb war ihm langweilig. Es war ein richtiger Teufelskreis: Weil er zu aufgeregt war, konnte er nicht schlafen, weil er nicht schlafen konnte, langweilte er sich, und weil er sich langweilte, dachte er ständig daran, wie es wohl in diesem Internat sein würde, was ihn wieder neu aufregte. Chris sah auf seine Armbanduhr. Er hatte immer noch rund 5 Stunden Flug vor sich, bis er endlich in London war.

„Wie wär’s mit einem schönen, heißen Kakao?“

Ohne dass er ihr Kommen bemerkt hatte, stand die Stewardess, die ihn schon am Flughafen von seiner Familie in Empfang genommen hatte, neben ihm. Wahrscheinlich war ihr seine bedrückte Stimmung aufgefallen. Oder war ihr einfach nur aufgefallen, dass er munter war, während auch die meisten erwachsenen Passagiere schliefen? Vielleicht hatte sie auch nur Angst, er könnte irgendetwas machen, womit er die Schlafenden aufweckte.

Ein Kakao könnte ja nichts schaden. Chris nickte. Weil er sich nicht sicher war, ob die Stewardess es auch gesehen hatte, bestätigte er es schnell noch ganz leise: „Ja.“ Dabei hatte er irgendwie den Eindruck, seine Stimme würde so richtig jämmerlich klingen – fast wie bei einem Kleinkind, das gleich beginnen würde zu heulen. Er hoffte nur, die Frau würde es nicht bemerkt haben.

Als er wenige Minuten später seinen Kakao bekam, hatte er wenigstens etwas Ablenkung. Die Stewardess hatte ihm sogar noch 2 von diesen kleinen Döschen Kaffeesahne dazugelegt. Damit schmeckte der Kakao natürlich gleich noch mal so gut.

„Du solltest versuchen, noch etwas zu schlafen“, hatte ihm die freundliche Stewardess empfohlen, „Sonst haut dich die Zeitumstellung noch mehr um, als sie es sowieso tun wird. Der Körper braucht seine Zeit, bis er sich auf die 8 Stunden Zeitunterschied eingepegelt hat.“

Chris war klar, dass sie das gut meinte. Zuhause in Hongkong würde er an einem schulfreien Tag vielleicht gerade aufstehen, aber so hatte er bisher höchstens 3 oder 4 Stunden geschlafen. Mit dem süßen Kakao im Bauch machte sich die Müdigkeit jetzt auch wieder bemerkbar. Langsam glitt Chris in einen unruhigen Schlaf hinüber.

 

* * *

 

Das Flugzeug wurde gerade ans Gate rangiert. Obwohl alle Passagiere per Lautsprecherdurchsage dazu aufgefordert worden waren, sitzen zu bleiben, bis das Flugzeug stillstand, waren einige besonders Eilige schon dabei, ihr Handgepäck zusammenzusuchen. Chris hatte es nicht eilig, er blieb sitzen und wartete auf die Stewardess, die ihn abholen wollte. Sie waren überpünktlich gelandet. Ob der Mann vom Internat überhaupt schon auf ihn wartete? Erst als sich die Kabine schon weitgehend geleert hatte, kam seine persönliche Begleiterin und forderte ihn zum Mitkommen auf.

Es dauerte viel länger, als Chris erwartet hatte, bis er die ganzen Kontrollen und Abfertigungen hinter sich hatte. Aber dann war es endlich so weit, und er betrat – immer noch von der Stewardess begleitet und seinen Gepäckkarren vor sich herschiebend – den Bereich, in dem Verwandte und andere Leute auf die Ankommenden warteten. Ob einer von den vielen Leuten sein Empfangskommando war? Chris blickte sich suchen um, aber er wusste ja nicht, wie der Mann vom Internat aussah. Er wusste eigentlich nicht mal, ob es ein Mann war. Genauso gut konnte es auch eine Frau sein. Chris suchte mit den Augen die Schilder und Zettel ab, die manche der Wartenden hochhielten, aber er konnte seinen Namen nirgends entdecken. Seine Begleiterin schien seine Abholung aber auch nicht hier zu erwarten. Mit sanftem Druck ihrer Hand auf seinen Rücken forderte sie ihn zum Weitergehen auf. Sie führte ihn durch die Menschengruppe hindurch zu einem Schalter der Fluglinie, hinter dem eine Angestellte saß, die auch die Stewardessen-Uniform trug.

Nach einem kurzen Gespräch mit Chris’ persönlicher Stewardess deutete die Frau auf einen Mann, der ein paar Schritte entfernt in einem Wartebereich saß und eine Zeitung las. „Die Papiere habe ich schon überprüft. Ist alles in Ordnung“, fügte sie noch hinzu, als Chris’ Begleiterin gerade zu dem Mann gehen wollte.

Dieser hatte allerdings schon bemerkt, dass sein Schützling anscheinend angekommen war. Er legte die Zeitung ordentlich zusammen und stand auf. Der Mann trug einen Anzug mit Hemd und korrekt sitzender Krawatte, etwas, was Chris’ Vater nur machte, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ. Der Mann kam herüber. „Du bist Chris Midford, nehme ich an?“ Nachdem Chris diese Vermutung bestätigt hatte, fuhr er fort: „Mein Name ist Mr Cunnings. Ich bin einer der Schüler-Betreuer der Tentlan House School und damit beauftragt, dich abzuholen.“

Der Mann, der nach seiner Schätzung etwas älter als sein Vater war, sprach in einem Tonfall, wie ihn Chris bisher nur in alten Filmen bei Lords oder Butlern gehört hatte. Chris schluckte. Aber was hatte er eigentlich erwartet? Die Werbebroschüren der Schule waren doch auch in so einem Stil geschrieben. Wahrscheinlich sprachen dort alle so geschraubt. Ob wenigstens ein paar der Schüler ganz normal sprachen?

Nachdem dieser Mr Cunnings noch schnell ein Formular am Schalter unterschrieben hatte, nickte er Chris zu, um ihn zum Mitkommen aufzufordern. Dieser wollte sich eigentlich noch schnell bei seiner Stewardess verabschieden, aber die war schon verschwunden. Also nahm er seinen Gepäckkarren und trottete hinter Mr Cunnings her. Sie mussten ein ganzes Stück laufen, bis sie am Parkplatz angekommen waren. Das Auto sah so aus, wie es nach Chris’ Meinung zur Schule passte: eine große, schwarze Limousine mit dem Schulwappen, das er schon aus den Broschüren kannte, auf beiden Vordertüren, darunter jeweils der silberne Schriftzug „Tentlan House School“. Nachdem Mr Cunnings den Kofferraum geöffnet hatte, beförderte er Chris’ Reisetaschen hinein. Darüber war dieser auch froh, dann sah der Mann wenigstens nicht, dass er die Taschen kaum heben konnte, denn jede der beiden großen Reisetaschen wog erheblich mehr als Nolene. Schließlich hatte er alles mitnehmen müssen, was er in den nächsten 10 Monaten voraussichtlich brauchen würde – und noch einiges mehr, was er eventuell gebrauchen könnte.

Wenig später rollte der Wagen über eine mehrspurige Straße. Chris durfte sogar vorne sitzen. Schweigend betrachtete er die Umgebung. Nachdem zuerst irgendwelche Industriebauten vorgeherrscht hatten, waren es jetzt überwiegend kleinere Wohnhäuser. Chris dachte erst, das wären Außenbezirke Londons, doch dann sah er immer wieder andere Ortsnamen an den Ausfahrten der Straße, Orte, deren Namen er noch nie gehört hatte.

Bisher hatten er und Mr Cunnings kaum miteinander gesprochen, doch jetzt durchbrach Chris die Stille. Er hatte einfach zu viele Fragen, auf die er endlich eine Antwort wollte. „Wie ist das eigentlich so in der Schule?“

„Wie bitte?“, kam es irritiert vom Nebensitz.

„Ich meine, wie das dort so ist. Ich war noch nie auf einem Internat. Schlafen wir da in großen Schlafsälen? Und wo bekomme ich meine Schuluniform? Und überhaupt … Alles solche Sachen eben.“

Mr Cunnings räusperte sich. „In der Tentlan House School schlafen die Schüler selbstverständlich nicht in großen Schlafsälen. Jedes Zimmer wird von jeweils 3 Schülern gleichen Alters bewohnt. Da die Anzahl der Schüler gleichen Geschlechts natürlich nicht immer ein Vielfaches von 3 ist, sind manche Zimmer auch nur mit 2 Schülern belegt.“ Er sah Chris aus dem Augenwinkel an, als ob er sich nicht sicher war, ob dieser seinen Ausführungen auch folgen konnte. Dann fuhr er fort: „In deinem speziellen Fall ist vorgesehen, dass du dich heute Nachmittag in Begleitung eines Betreuers nach Wonsham begibst, um dort deine Schulbekleidung zu erwerben. Allerdings wird dich einer meiner Kollegen begleiten müssen, da ich zu dieser Zeit anderen Verpflichtungen nachzugehen habe.“

Chris dachte einen Moment nach. Hoffentlich würde das Geld, das ihm seine Eltern für solche Startausgaben zusätzlich zum Taschengeld mitgegeben hatten, auch reichen. Zur Not würde er eben das September-Taschengeld schon anbrechen müssen. Vorsichtshalber fragte es aber gleich nach: „Wie viel kostet die Uniform denn so etwa? – Damit ich genug einstecke“, fügte er noch schnell erklärend hinzu.

Mr Cunnings sah Chris kurz überrascht an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Verkehr widmete. „Die finanziellen Mittel für deine Schulkleidung und die benötigten Unterrichtsmittel wurden bereits zusammen mit dem Schulgeld für das gesamte Jahr an die Schule überwiesen. Soweit ich informiert bin, wurde noch ein zusätzlicher Betrag an die Schule überwiesen und diese beauftragt, dir dieses Geld, über das Jahr verteilt, als Taschengeld auszuzahlen.“

Noch ein Taschengeld? Seine Eltern hatten ihm doch schon Taschengeld mitgegeben. Aber das musste er ja schließlich keinem auf die Nase

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Frank W. Werneburg
Cover: Frank W. Werneburg
Satz: Frank W. Werneburg
Tag der Veröffentlichung: 14.06.2018
ISBN: 978-3-7438-7227-1

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