Cover

Gesehen

"He - pass doch auf", das tiefe Timbre der Stimme klingt gereizt.

Erschrocken schaue ich dem Typen den ich gerade aus Versehen angerempelt habe weil ich in Gedanken war ins Gesicht. Dazu muss ich aber den Kopf in den Nacken legen weil er über einen kopf größer ist als ich.

Ich schaue in zwei aquamarinblaue klare Seen und bin verloren. Stammelnd bringe ich eine Entschuldigung hervor. "Ja, Ja schon gut" brummt der heiße Mann vor mir leicht genervt und schiebt sich dann an mir vorbei, vorsichtig die vollen Kaffeebecher balancierend. Ich sehe ihm hinterher und kann dann das enttäuschte Seufzen ganz knapp unterdrücken. Er hat sich nämlich zu einer sehr attraktiven Frau an einen Tisch gesetzt. 

Das bedeutet de Facto er ist Hetero und in festen Händen. Mist. Na ja, kann man nichts machen. Ich zucke innerlich mit den Schultern und wende mich mit schlechtem Gewissen an meinen Kumpel Danilo.

"Was hast Du gesagt? Sorry hab eben nicht alles mitbekommen.", zerknirscht schenke ich ihm meinen besten verzeih mir Blick.

"Der nette Mann will endlich wissen was Du möchtest.", zeigt mit dem Finger auf den Jungen hinter der Burger Theke und wirft ihm ein zuckersüßes Verführerlächeln zu. Ich verdrehe die Augen. Typisch Danilo, macht alles an was einen Schwanz in der Hose hat und nicht bei drei auf den Bäumen ist. Mit ihm unterwegs zu sein ist immer lustig aber oft auch total peinlich. Wohl gemerkt für mich - für ihn nicht, denn seine Devise lautet >ich bin ein Geschenk an die Männerwelt<.

"Tja also", unschlüssig schwanke ich zwischen dem Big Mäc und dem Chickenburger.

"Nu mach schon", Danilo lächelt zwar immer noch ist aber nun leicht ungeduldig "andere Leute haben auch Hunger.", und schaut mich bedeutungsvoll an.

"Ok - dann nehm ich den Bic Mäc, Pommes und ne Coke", sage ich mit wenig Begeisterung.

"Ich nehm das gleiche", säuselt Danilo und der Junge hinter der Theke wird ganz rot. Wir bezahlen, nehmen unsere Tabletts und ich schaue mich nach einem freien Tisch weit entfernt von dem heißen Typen von vorhin um.

Danilo wirft dem Jungen eine Kusshand zu und dem ist eindeutig der Kragen zu eng, denn er wird noch dunkler und schluckt hektisch, wobei er noch mit zwei Fingern am Hemdkragen zerrt und versucht diesen zu lockern.

Danilo grinst nur herausfordernd und als wir unseren Tisch erreichen hat er den Jungen auch schon wieder vergessen. Eben Typisch Danilo - er ist zwar ein Arsch aber man kann ihm nie lange böse sein.

Beim Essen linse ich verstohlen zu dem Typen rüber. Er macht mich ganz wuschig und auch wenn mein Verstand mir sagt das ER Tabu ist weil Hetro, trotzdem kann ich es einfach nicht verhindern ihn immer wieder anzusehen.

ER redet eindringlich auf die Frau ein und Oh Gott jetzt nimmt er ihre Hand zwischen seine und streichelt mit dem Daumen über ihren Handrücken. Ich stöhne unwillkürlich auf, weil ich mir vorstelle er streichelt in diesem Moment meine Hand. Danilo schaut mich fragend an, dann folgt er meinem Blick und ein gemeines Grinsen erscheint auf seinem Gesicht.

"Na Du musst es nötig haben, wenn Du jetzt schon Heteros anschmachtest" und bewirft mich mit einem Pommes. "Wasn aus Torsten geworden?" fragt er scheinheilig obwohl er ganz genau weiß, das Torsten mich schon fast abserviert hat.

"Du bist echt nen Arsch" und werfe nun ihn mit einem Pommes ab. "Du weißt genau das Torsten nur auf eine Gelegenheit wartet um Schluss zu machen." Ich seufze, traurig bin ich darüber nicht nur sauer weil er es von Anfang an doch nicht ganz so ehrlich mit mir meinte wie er mir immer weismachen wollte. Nun eiert er seit einer Woche rum und lässt keine Gelegenheit aus um mich zu provozieren damit er einen Grund hat mich abzuschießen. Ich denke er hat schon ein neues Opfer gefunden und will sich dann als armer verlassener Mann präsentieren.

Ist mir eigentlich egal, ich habe mich eh nur mit ihm nur eingelassen weil er so hartnäckig um mich geworben hat. Gut im Bett ist er, das muss ich ihm lassen aber sonst habe wir nichts gemeinsam. Wie ich es zwei Monate mit dem ausgehalten habe ist mir echt ein Rätsel. Plötzlich fasse ich einen Entschluss, er soll seinen Willen haben.

Ich hole mein Handy raus und ehe ich es mir anders überlegen kann schreibe ich Torsten eine SMS das Schluss ist dann drücke ich auf senden. Erleichterung macht sich in mir breit.

Danilo holt mich unsanft wieder aus meinen Gedanken "Hey, wenn Du den Typen weiter so anglotzt geht der noch in Flammen auf. Vergiss nicht, Du bist mit mir hier!" Seine Stimme klingt eifersüchtig.

"Blödmann", sage ich "Bist Du fertig? Wir wollten doch noch bei Saturn rein wegen dem neuen Spiel."

"Ja" ,grummelnd saugt er den Letzten Rest seiner Coke aus dem Becher dann bringen wir die Tabletts zur Abgabe. Natürlich kann ich es mir nicht verkneifen beim rausgehen nochmal in SEINE Richtung zu schauen.

Mein Herz setzt einen Schlag aus - er erwidert meinen Blick. Ich ertrinke in seinen blauen Augen und merke nicht das ich in Danilo reinkrache der kurz stehengeblieben ist um die Tür des Burgerladens zu öffnen.

Scheiße! Ist das peinlich und zu allem Überfluss werd ich auch noch rot. Aus dem Augenwinkel sehe ich wie der Typ sich gerade noch ein belustigtes Grinsen verkneift und mir zuzwinkert.

Schnell gebe ich Danilo einen Stoß in den Rücken. Der stoplert durch die Tür ins freie und ich hinterher. Draußen an der frischen Luft muss ich erst mal tief durchatmen. Ich bin völlig durcheinander, denn ich habe keine Ahnung was da eben passiert ist.

 

Schmunzelnd schaut Lars dem kleinen rotblonden Jungen hinterher. Der ist ihm sofort aufgefallen. Höchstens 20 Jahre schätzte er. Schlank und gut gebaut. Ein süßes Gesicht mit einem niedlichen Schmollmund der gerade darum bettelt geküsst zu werden. Und er hat genau die richtige Größe, so das er sein Kinn auf dessen Kopf legen könnte wenn er ihn umarmen würde.

Seine grauen Augen die ihn fasziniert und ungläubig angesehen haben als Lars den Kleinen mit Absicht angerempelt hatte waren jedes schlechte Gewissen wert.

Wenn er nicht mit seiner Schwester hier gewesen wäre, hätte er gern den Kleinen näher kenengelernt. Doch so wurde er mit Argus Augen beobachtet, denn Susi wusste nicht das er Schwul war.

Keiner aus seiner Familie wusste es und er würde einen Teufel tun bei diesen konservativen Spießern es an die große Glocke zu hängen.

Lars seufzte. Warum musste Susi ausgerechnet ihm ihre Probleme auf die Schultern laden. Er hatte weiß Gott im Moment selbst genug mit sich zu tun. Seine Gedanken schweiften wieder zu dem süßen rotblonden.

Oh ja er hatte es genau bemerkt wie der ihn angestarrt hat. Es hatte ihn ganz schön Mühe gekostet unbeteiligt zu wirken und sich nichts anmerken zu lassen. Und als Lars Susis Hand nahm, ist der Kleine fast ausgeflippt.

 Es lag soviel Sehnsucht in diesem Blick mit dem er Lars angesehen hatte. Wehmütig dachte an die verpasste Chance mit dem Süßen näher bekannt zu werden. Er rief sich zur Vernunft und versuchte wieder sich auf Susis Geplapper zu konzentrieren.

Ein Gedanke schoss ihm auf einmal durch den Kopf. Irgendwo hatte er mal gehört, das sich Menschen immer zweimal im Leben begenen. Wer weiß, vielleicht bekam ja er nochmal die Chance sich an den Kleinen ranzumachen aber diesmal richtig.

Danilo

"Sag mal bist Du bescheuert", Danilo gibt mir einen Stoß vor die Brust und ich taumle einen Schritt nach hinten. Er ist stinksauer "Beinahe hätte ich mich auf die Fresse gepackt."

"Sorry Mann ich bin gestolpert. Ist doch nichts passiert." ,entgegne ich und hebe beschwichtigend die Hände "Na komm schon lass uns probieren ob das neue Spiel hält was es verspricht. Hm?"

Schon wieder besänftigt, fährt sich Danilo nochmal durch die Haare. Jetzt sieht er noch sexyer aus und erntet viele bewunderne Blicke. Männlich wie Weiblich. Zufrieden richtet er nochmal seine Kleidung und dann ziehen wir los in Richtung Saturn.

Während mir Danilo auf dem Weg dahin die Ohren mit unwichtigem Gelaber vollquatscht driften meine Gedanken ab zu dem Tag als ich Danilo kennen gelernt habe.

 

Es war in der fünften Klasse als eines Morgens die Tür zum Klassenzimmer aufging und ein Neuer reinkam.

Schon ziemlich groß für einen zwölfjährigen. Blonde kurze Haare, die oben etwas länger waren und dank einer Tonne Haarspray hochstanden. Eine lange knallrote Strähne ging ihm  vom Ponny bis zum Kinn, betonte die Wangenknochen seines hübschen Gesichtes und gab ihm den letzten Schliff.

Aber was mir zu erst auffiel waren seine Augen. Die waren nicht einfach nur Braun - sondern von einem so hellem Braun das sie schon fast gelb waren. Katzenaugen die von einem dunklem Kranz langer Wimpern eingerahmt waren, die sogar Jennys falsche in den Schatten stellten.

Ich glaube nicht nur ich starrte den neuen mit offenen Mund an. Aber als er nach nur einem gelangweilten Blick durchs Klassenzimmer direkt auf mich zu kam, war ich geschockt.

Er ließ meinen Blick nicht eine Sekunde los und mir wurde ganz komisch Zumute. Als er bei mir ankam stellte er sich lässig vor "Hi ich bin Danilo. Ist der Platz neben Dir noch frei?" und streckte mir seine Hand hin.

Perplex schlug ich ein "Robert. Klar setz Dich.", und deute mit der freien Hand auf den Fensterplatz neben mir. Meine andere ist immer noch in seinem Griff gefangen. Dann drehte er sie um und drückte mir einen Kuss auf meinen Handrücken. Seine weichen warmen Lippen auf meiner Haut sanden ein warmes Kribbeln durch meinen gesamten Körper und ich erstarrte zur Salzsäule. Er sah mir noch ein letztes mal in die Augen nur das ich diesen Blick absolut nicht deuten konnte und ließ meine Hand los.

Das alles hatte noch nicht mal ne Minute gedauert. Doch als die gesamte Klasse johlte kam ich wieder zu mir und war komplett durcheinander. Zu diesem Zeitpunkt war ich eh nicht gerade beliebt bei meinen Klassenkameraden. Streber mag eben keiner und diese Aktion von dem Neuen würde die Situation eher verschlimmern.

Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare und dabei muss Danilo wohl meine Gedanken gelesen haben, denn er legte mir von links, weil er sich schon neben mich gesetzt hatte eine Hand auf den Arm und raunte mir zu "Mach Dir nichts draus, sind eh alles Idioten" und schenkte mir ein Lächeln das ich heute als sein ehrlichstes kenne und das nur ich zu sehen bekomme. Denn bei anderen Menschen hat er immer eine Maske auf und sein Benehmen grenz oft schon an Beleidigung doch mit seinem berühmten Verführer Lächeln nimmt er allem die Spitze und die Leute wissen dann nicht wie er es nun gemeint hat. Manchmal echt Lustig die Reaktionen zu beobachten. Von Ungläubig bis Stocksauer alles dabei und ich muss mich dann immer total zusammen reißen um nicht laut los zu prusten.

Tja seit diesem denkwürdigen Tag sind wir beste Freunde, denn Danilo hängte sich an mich wie eine Klette und schneller als mir lieb war hatte ich mich an ihn gewöhnt und konnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Bald ging er so bei mir zu Hause ein und aus wie ich bei ihm. Klebten wir schon in der Schule wie Pech und Schwefel zusammen, so verbrachten wir auch jede freie Minute miteinander.

Als wir fünfzehn waren gestand er mir eines Tages, das er von Männern fasziniert war und mit Mädchen nichts anfangen könne. Ich war geschockt und brauchte ein paar Tage um das zu verdauen. Ich ging ihm in dieser Zeit auch aus dem Weg. Aber er fehlte mir so, das es mir nach reiflicher Überlegung scheißegal war mit wem er in die Kiste hüpfte. Das sagt ich ihm auch so und als er mir freudestrahlend um den Hals fiel und dann auch noch anfing mich abzuknutschen war das doch ein wenig zuviel des guten. Ich schubste ihn weg und machte klipp und klar die Ansage - Freundschaft nur ohne anmachen und angrabschen, wenn er seine Hände nicht bei sich behalten könne würde ich ihn sofort auf den Mond schießen.

Er gab mir sein heiliges Versprechen das fast ein Jahr hielt. An meinem sechzehnten Geburtstag hat er es gebrochen. Wir hatten jede Menge getrunken und sind dann irgendwie zusammen im Bett gelandet. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern nur das es wunderschön war.

Am nächsten Morgen war ich total von der Rolle und hab ihn achtkantig rausgeschmissen. Das er weinte, mich anflehte und mir sagte, das er mich schon so lange liebt wollte ich nicht hören. Ich war einfach nur durcheinander und fühlte mich beschissen.

Ein paar Tage später schleppte ich ein Mädchen von der Disco ab und schlief mit ihr. Was soll ich sagen, es hatte mich überhaupt nicht angetörnt und war eher ein Pflichtprogramm.

Wütend darüber bin ich am nächsten Tag zu Danilo nach Hause. Kaum reingelassen worden stürmte ich in sein Zimmer und ging mit Fäusten auf ihn los. Ich schrie ihn an und tobte, doch er ließ alles ohne ein Wort zu sagen über sich ergehen und als ich mich ausgepowert hatte und nur noch wie ein Häufchen Elend weinend und zitternd auf dem Teppich kauerte, nahm er mich einfach in die Arme. Er hielt mich ganz fest umschlungen und streichelte meinen Rücken. Als ich mich beruhigt hatte redeten wir. Na ja, ich erzählte ihm was ich getan hatte und das es nicht an das heranreichte was wir miteinander geteilt hatten. Er hörte sich mein Gestammel schweigend an und als ich dann zaghaft fragte ob ich jetzt auch Schwul wäre brach er in schallendes Gelächter aus.  

Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und erklärte mir mit einem zärtlichen Lächeln das um seine Mundwinkel spielte, das müsse ich schon selbst herausfinden.

Wir redeten noch lange und wenn wir schon vorher beste Freunde waren, so schweißte uns dieser Tag noch mehr zusammen.

Es blieb bei dem einen Ausrutscher mit uns beiden und ich bin bis heute froh darüber. Denn ich kenne Danilo einfach zu gut, er ist und bleibt flatterhaft. Heute diese Blüte und morgen jene, er kann einfach nicht treu sein. Auch ich habe seit dem einige Erfahrungen gesammelt, allesamt mit Männern und es nicht bereut.

 

Chaos der Gefühle

"Erde an Robert. Hallo jemand da?", Finger schnipsen vor meinem Gesicht.

"Was?", erschrocken tauche ich aus meinen Erinnerungen auf.

"Mann, ich versuche schon seit gefühlten drei Stunden eine Antwort auf meine Frage zu bekommen.", schmollend zieht Danilo einen Flunsch. "Bist Du in Gedanken immer noch bei dem Typen? Du wirst doch wohl nicht in meiner Gegenwart Kopfsex mit dem veranstalten oder was!", so aufgebracht hab ich ihn noch nie erlebt. Seine Hand zittert, als er sich wieder durch die Haare fährt und diese hoffnungslos verwuschelt. Und warum glänzen seine Augen so verdächtig? Ratlos schaue ich ihn an. Er wird doch nicht?

"Du bist jetzt aber nicht eifersüchtig oder?", frage ich ungläubig "Ich sag doch auch nichts wenn Du jedem halbwegs knackigem Arsch hinterher hechelst."

"Du verstehst gar nichts.", blafft er mich an. Sein gesamter Körper ist so angespannt wie eine Stahlfeder kurz bevor sie losgelassen wird, seine Hände sind zu Fäusten geballt und seinen Gesichtsausdruck kann ich absolut nicht deuten. Das ist das erste mal in unserer Langjährigen Freundschaft das er mich ausschließt und ich ihn nicht lesen kann wie in einem Buch. Ein unerwarteter Schmerz ballt sich in meinem Magen zusammen.

"Dann erklärs mir! Ich kann nämlich keine Gedanken lesen wie Du anscheinend.", fahre ich ihn nun meinerseit grob an.

Mittlerweile sind wir stehen geblieben und stehen uns nun wie zwei Kampfhähne in der Arena gegenüber und das mitten in der Fußgängerzone vor dem Einkaufszentrum. Die gaffenden Menschen rund um uns nehmen wir nicht wahr. 

"Das mach ich doch nur weil ..." schreit er, bricht mitten im Satz ab und presst dann störrisch die Lippen zusammen.

Er verschränkt die Arme vor der Brust senkt den Kopf und scharrt mit dem linken Fuß Muster in die Gehwegplatten.

"Jaaaaa? Du machst das weil?", hake ich ungeduldig nach. "Eh Mann Du weißt das Du mir alles sagen kannst.", kommt es dann schon viel versöhnlicher von mir und gehe einen Schritt auf ihn zu. Doch als ich eine Hand nach ihm ausstrecke zuckt er zurück. Diese Reaktion irritiert mich und stirnrunzelnd versuche die Situation zu Cheken. Aber wie ich es auch drehe und wende ich komm nicht drauf was für eine verdammte Laus ihm über die Leber gelaufen ist. Dieser Typ macht mich wahnsinnig und ich hab echt keine Lust immer für seine schlechte Laune herzuhalten.

"Danilo", jetzt spreche ich mit ihm wie mit einem bockigem Kind "wenn Du mir nicht sagst was los ist kann ich Dir nicht helfen.", bittend sehe ich ihn an.

"Ach vergiss es", fährt er mich wütend an "mir ist die Lust an diesem Scheiß Spiel vergangen und ich habe auch keine Lust mehr mich von Dir voll labbern zu lassen. Man sieht sich." Dreht sich um, stürmt davon und lässt mich völlig Perplex zurück.

Ratlos schaue ich ihm hinterher und habe keinen Plan was ich von dieser ganzen verdammten Sache halten soll. Sein Geständnis von damals kommt mir wieder in den Sinn. Aber wir waren doch erst sechzehn gewesen und er hat in den letzten Jahren echt nichts anbrennen lassen. Was also sollte die ganze Aktion eben und was zum Kuckuck wollte er mir sagen?

 

Lars

Ich kann mein Glück kaum fassen. Da steht der süße rotblonde von vorhin vor dem Einkaufszentrum und streitet sich anscheinend mit seinem Freund. Als dieser dann auch noch davon stürmt und den Kleinen einfach stehen läßt, sehe ich meine Chance gekommen.
Also schlendere ich zu ihm rüber und freue mich über das freudige Erkennen was über sein süßes Gesicht huscht als ich ihn anspreche.

"Na dunkle Wolken am Beziehungshimmel", frage ich und zaubere ein unwiderstehliches Lächeln auf meine Lippen.

Er sieht mir irritiert in die Augen und sagt dann zu meiner größten Freude "Oh wir sind nicht zusammen. Er ist mein bester Kumpel, wir kennen uns schon lange.", und dann lächelt er wohl sein unwiderstehlichstes Lächeln, ich bin fasziniert und  werde sofort hart. Ich atme tief durch. Junge der Kleine geht mir ganz schön unter die Haut, dabei macht er gar nichts. Steht einfach nur da, die Sonne hinter ihm zaubert Lichtreflexe in sein Haar, betont sein Gesicht und dieses Lächeln. Am liebsten würde ich ihn mir einfach sofort über die Schulter schmeißen und wie ein Urmensch in meine Höhle tragen.

"Hast Du Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?", wage ich vorsichtig einen Vorstoß.

Er zuckt nur mit den Schultern und erwidert schüchtern "Ja warum nicht", und spielt nervös an seinem Hemdsaum. Mann bin ich bin froh, das ich nicht der einzige bin dem der Arsch auf Grundeis geht. Ich blicke mich um und entdecke ein kleines Cafe in der Nähe des Einkaufszentrums.

"Wollen wir ins LUNA gehen?", und deute auf das Cafe. Er nickt nur und wir setzten uns in Bewegung. Unauffällig komme ich etwas dichter, so das sich unsere Hände leicht berühren. OH Mann - leichte elektrische Ladungen zucken durch meinen ganzen Körper und ich kann mich nur mit Mühe zusammen reißen um nicht hier in aller Öffentlichkeit über ihn herzufallen. 

Ich bin ein Top und hab gern öfter mal was neues im Bett aber so aufgeregt und ungeduldig war ich zuletzt bei meinem ersten mal und das ist schon ewig her. Wir setzen uns vor dem Cafe an einen Freien Tisch und schon kommt die Bedienung und fragt nach unseren Wünschen. Ich muß schlucken, denn beihnahe wäre mir "1x den kleinen Arsch des süßen hier" rausgeruscht und mir wird heiß. Ach Du meine Güte so was ist mir echt noch nie passiert. >Ruhig atmen, reiß Dich zusammen, Du bist doch kein grüner Junge mehr< versuche ich mich zu beruhigen. Aber da schenkt er der Bedienung ein heißes Lächeln und schon ist es mit meiner Selbstbeherrschung auch wieder vorbei.

"Danke, wir haben es uns anders überlegt. Wir wollen nichts." knurre ich, schnappe mir die Hand des Kleinen und zerre ihn hinter mir her zu meinem Auto. Mit zitternden Händen schließe ich auf und schupse ihn wohl ziemlich unsanft auf den Beifahrersitz. Das er protestiert nehme ich nur am Rande wahr, denn ich bin so in meiner Erregung gefangen, das ich keinen klaren mehr Gedanken fassen kann.

"Hey, was soll das werden? Bist Du noch ganz dicht?" hektisch versucht er wieder aus dem Auto zu kommen und ich kann seine Angst und Panik praktisch riechen. Sie auf meinen Lippen schmecken und nun kommt entgültig das Tier in mir zum Vorschein. Drohend beuge ich mich vor und sehe mit Entzücken wie er vor mir zurückweicht.

Das heisere Knurren meiner Stimme erkenne ich nicht wieder, mein Verstand versucht verzweilfelt sich wieder einzuschalten. Ich bin erschrocken über mich selbst und taumle einen Schritt zurück. Fahre mit beiden Händen über mein Gesicht und durch meine Haare.

"Es tut mir leid.", stottere ich "Ich weiß auch nicht was da eben in mich gefahren ist. Bitte Du musst mir glauben, ich bin sonst nicht so." meine Stimme ist immer noch heiser und vibriert, flehend schaue ich ihm in die Augen.

"Kann ich jetzt wieder aussteigen?", fragt er zaghaft und ich sehe wie er am ganzen Körper zittert. Mein Gewissen läuft Amok und ich fühle mich nur noch schlecht.

"Ich fahre Dich nach Hause - Du bist viel zu aufgeregt um jetzt alleine durch die Strassen zu laufen.", mein Vorschlag kommt stockend über meine Lippen und ich füge noch ein geflüstertes "Bitte", hinzu.

Nach einer gefühlten Ewigkeit nickt er nur und ich sehe ihm an, das es eine schwere Entscheidung für ihn war mir trotz allem zu vertrauen. Erleichtert atme ich aus - ich hatte gar nicht germerkt, das ich ihn angehalten habe. Sacht schließe ich die Autotür als er sich richtig hingesetzt und anschnallt, schnell spurte ich ums Auto rum, schlüpfe hinters Lenkrad und lasse den Motor starten. 

"Wo wohnst Du?", frage ich neutral. "Lehmgasse 12 in Ruhstett", nur zögernd gibt er mir die gewünschte Antwort und fragt sich anscheinend ob er nicht eben einen schweren Fehler gemacht hat.

Ich lächle ihn beruhigend an "Keine Sorge, ich hab mich wieder unter Kontrolle. Normalerweise bin ich wirklich nicht so, das musst Du mir echt glauben.", versichere ich ihm ernsthaft und es ist mir unheimlich wichtig das er mir glaubt.

Nach zwanzig ziemlich schweigsamen Minuten, denn er hat jeden Versuch ein Gespräch zu führen erfolgreich abgeblockt, halte ich vor der gewünschten Adresse und ich versuche nochmal mein Glück in der vagen Hoffnung den Kleinen nicht total verschreckt zu haben.

"Hör mal, es tut mir wirklich aufrichtig leid was vorhin passiert ist. Gibst Du mir noch ne Chance das wieder gut zu machen?", und hasse mich dafür das meine Stimme so flehend klingt, als würde mein Leben davon abhängen. Schließlich bin ich ein ganzer Kerl und andere Mütter haben auch schöne Söhne. Aber Scheiße, ich will ihn und zwar so heftig das mein ganzer Körper schmerzt.

"Ich kenne noch nicht mal Deinen Namen", kommt es ganz leise von ihm. Ich schaue ihn entsetzt an und stammle dann wirklich und wahrhaftig meinen Namen. Das ist mir noch nie passiert und frage mich ernsthaft wann mir meine Sebstsicherheit abhanden gekommen ist.

"Kennst Du das Fever?", frage ich wenig hoffnungsvoll und stelle mich auf eine lange Wegbeschreibung ein.

"Der Schwulenclub in der Dorianstrasse?", kommt es zu meiner Überraschung von ihm und als ich nicke "Ja, kenne ich - warum?"

"Ähm ja", ich muss mich räuspern "Diesen Samstag ist Happy Hour, alle Cocktails zum halben Preis und ein DJ wird heiße Platten auflegen. Hast Du Lust mitzukommen?"

"Fragst Du mich jetzt ernsthaft nach einem Date?", quietscht er und schaut mich entgeistert an.

"Ja - was ist daran so verkehrt?", ich cheke es nicht warum der Süße so ungläubig tut. Er weiß doch sicherlich wie unwiderstehlich und vor allem wie Sexy er ist. 

"OK - Ja gern", und lächelt mich schüchtern an. Das ist so süß und trifft mich vollkommen unerwartet. Wenn ich jetzt nicht gesessen hätte, wäre ich garantiert aus den Latschen gekippt.

"Echt?", bringe ich nur raus und kann absolut nichts dagegen tun, das mein glückliches Grinsen von einem Ohr zum anderen reicht. Ich kann nur innerlich über mich selbst ungläubig den Kopf schütteln.

"Holst Du mich ab oder treffen wir uns dort?", will er von mir wissen.

"Wenn Du nichts dagegen hast hole ich Dich um neun ab, Ok?", entgegne ich und bin auf einmal total entspannt. Na so was, was die Aussicht auf ein Date bewirken kann und muss grinsen.

"Na dann - bis Samstag. Und übrigens ich heiße Robert.", sprichts und ist schon aus dem Auto raus. Schlägt die Tür zu und winkt mir noch mal kurz  bevor er im Haus verschwindet.

Ich stöhne gequält auf. Da wollte ich beihnahe einen heißen Typen entführen und wenn es ganz böse gekommen wäre sogar vergewaltigen und wusste noch nicht mal seinen Namen. Scheiße, was ist bloß in mich gefahren. Diese Seite von mir kenne ich nicht und bin echt schokiert darüber wie ich reagiert habe nur weil der Kleine die Bedienung im Cafe angelächelt hat. Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen, ich war Eifersüchtig. Ich muss lachen. Eifersüchtig, ich? War ich noch nie gewesen, egal wie heiß mein jeweiliger Fickpartner war. Aber ausgerechnet bei dieser halben Portion sind mir die Sicherungen durchgebrannt nur weil sein Lächeln jemand anderem galt und nicht mir. Na das konnte ja am Samstag was werden bei den ganzen notgeilen Typen im Club.

Nur wie konnte ich meinen Besitzanspruch so markieren, das es auch der letzte Idiot verstand? Darüber musste ich mir echt Gedanken machen.

Und während ich verschiedene Möglichkeiten durchspielte fuhr ich nach Hause.

 

 

 

 

 

Robert

Kaum hat sich die Haustür hinter mir geschlossen, lehne ich mich mit geschlossenen Augen dagegen.

Ich habe ein Date mit dem heißesten Mann der Stadt. Ein dümmliches Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus und mein Herzschlag verdoppelt sich noch einmal. Mein ganzer Körper zittert, die Gefühle fahren Achterbahn und stürzen Kopfüber ins Nichts.

Bis Samstag sind es noch drei Tage. Drei verdammt lange Tage, in denen er es sich anders überlegen könnte, jemand anders kennen lernen könnte oder schlimmer noch mich vergessen könnte.

Ich rutsche an der Tür zu Boden und Furcht breitet sich in mir aus. Knotet sich um meinen Magen und wir wird schlecht. Doch da ist dieser winzige Hoffnungsschimmer ganz hinten in meinem Herzen. Breitet sich aus und flutet meinen Körper. Erstens die Freude das Lars Schwul ist. Zweitens das er mich angesprochen hat. Und drittens das wichtigste überhaupt - der Animalische Besitzanspruch von Lars, der mich erschreckt aber auch unheimlich erregt hat.

Lars wäre der Bedienung beinahe an die Gurgel gegangen nur weil ich das junge Mädchen nett angelächelt habe.

Seufzend fahre ich mir durch die Haare und habe auf einmal ganz schön Schiss vor Samstag. Heute hat sich Lars im letzten Moment noch zusammen gerissen. Was passieren würde wenn ich in seiner Gegenwart einen anderen Kerl anlächelte und sei es auch nur aus Höfflichkeit wollte ich mir gar nicht erst ausmalen. 

 

Ich rapple mich hoch und auf dem Weg ins Bad entledige ich mich meiner Klamotten. Lasse sie liegen wo sie zu Boden fallen und stelle mich unter die Dusche.

Wie ferngesteuert findet meine Hand mein betstes Stück, das hart und prall ist. Es dauert noch nicht mal eine Minute bis ich stöhnend Erlösung finde. Heftig atmend stütze ich mich an der Wand ab und breche in leises Lachen aus, dass schnell lauter wird und von den Wänden wiederhallt. Dieses Glücksgefühl das meinen ganzen Körper durchströmt ist einfach unbeschreiblich.

Ich schüttle über mich selbst den Kopf. Dieser Lars bringt mich total durcheinander, sowas habe ich bisher noch nie bei einem anderen Mann gefühlt. Selbst jetzt kann ich seine Präsenz fast Körperlich spüren. Ist das die große Liebe von der man nur hinter vorgehaltener Hand spricht? Wenn ja, dann hat es mich voll erwischt und muss schon wieder lachen.

 

Nur mit einem Handtuch bekleidet sammle ich meine Sachen auf. Gerade hebe ich die Jeans hoch als mein Handy in der Hosentasche vibriert.

Ein Blick auf das Display zeigt mir das der Anruf von Danilo kommt. Seufzend gehe ich ran.

"Hey, na hast Du Dich beruhigt?", frage ich ihn vorsichtig. Ich hör nur ein atmen und ein Schlucken "Danilo?", frage ich nach.

"Äh - Ja", ein Räuspern dann höre ich seine leise Stimme "Entschuldige Mann. Ich... ich weiss auch nicht, ich wollte nicht...", seine Stimme klingt belegt und ich höre ein unterdrücktes Schluchzen. Ungläubig starre ich auf mein Handy und halte es mir wieder ans Ohr.

"Danilo - was hast Du? Weinst Du etwa? Was ist los Schatz - Bitte rede mit mir, schließ mich nicht aus!" flehe ich ihn schon fast panisch an. Ein Danilo der weint ist so selten wie Regen in der Wüste und wenn es mal passiert muss es ihm wirklich dreckig gehen.

"Was hast Du gesagt?", kommt es qietschend aus dem Handy.

"Ich habe Dich gefragt ...", fange ich an doch er unterbricht mich sofort.

"Du hast eben Schatz zu mir gesagt" haucht er ungläubig ins Telefon und ich schaue dieses ebenso an, schon wieder. Habe ich das wirklich gesagt? Wenn ja kam es ganz unbewußt und hat sich richtig angefühlt. Energisch schiebe ich diese Erkenntnis in den hintersten Winkel meines Gehirns zurück. Ich will das nicht. Also lenke ich schnell von diesem gefährlichen Thema ab und erzähle ihm von meinem bevorstehendem Date und schwärme ihm von Lars vor.

Schweigend hört er mir eine kleine Weile zu doch dann brüllt es aus meinem Handy direkt in mein Ohr "Du nennst mich Schatz und erzählst mir im nächsten Moment von einem Date mit einem anderen Kerl? Und nicht genug, Du quatscht mich voll wie toll und heiß der Typ ist! Du bist echt das letzte!", und nun höre ich ganz deutlich sein Schluchzen. Ich fühle mich so schlecht und weiß nicht was ich sagen soll.

"Danilo bitte - das wollte ich nicht, hör mir zu ich ...", doch er unterbricht mich schon wieder "Ich hasse Dich", schreit er und plötzlich ist nur noch ein tuten zu hören weil er aufgelegt hat.

Gott was für ein Schlamassel. Irgendwie ist alles aus dem Ruder gelaufen und total kompliziert geworden. Ob ich das wieder hinbiegen kann oder ob unsere langjährige Freundschaft heute ein Abrupptes Ende gefunden hat steht in den Sternen glaube ich.

Ach Scheiße! Wütend greife ich irgend etwas und schmeiße es an die Wand. Befriedigung finde ich dabei nicht.

Im Gegenteil, jetzt laufen mir auch die Tränen die Wangen herunter, ich breche auf dem Boden zusammen und heule Rotz und Wasser. Mein Herz hat einen gewaltigen Knacks bekommen und ich habe keine Ahnung ob das je wieder heilt. 

 

 

 

 

Ein heißes Date

Die letzten Tage habe ich nur mit Mühe überstanden. Danilo hat sich nicht wieder gemeldet und meine Versuche mit ihm in Kontakt zu treten sind allesamt gescheitert. Wenn ich anrief war nur die Mailbox dran, also hinterließ ich mindestens tausend Nachrichten, doch er rief nie zurück. Auf meine vielen SMS reagierte er auch nicht und ich wurde immer panischer. Ging sogar zu ihm nach Hause aber immer hieß es er wäre nicht da.

Und so verwandelte sich die Panik in Wut und ich wünschte ihn in die Hölle. Dann eben nicht, sagte ich mir und verfluchte seine Starrköpfigkeit. Sollte mir der blöde Kerl doch gestohlen bleiben, denn ich hatte wichtigeres vor. Heute ist Samstag und ich habe ein heißes Date.

Wie wird es sein mit Lars im Darkroom zu verschwinden und will ich das überhaupt? Energisch rufe ich mich zur Ordnung. Natürlich will ich es, unbedingt sogar und schiebe die leisen Zweifel beiseite. Die Sache mit Danilo geht mir heftig an die Nieren und versaut mir jede Vorfreude.

 

Zehn vor neun stehe ich immer noch vor dem Spiegel und zupfe an mir herum. Sitzt die Frisur? Sind die Klamotten Ok oder zu spießig? Was wird Lars tragen - Anzug oder Jeans? Meine Hände triefen vor Schweiß und ich bin so aufgeregt, das mir Kotzübel ist. 

Als es klingelt zucke ich zusammen. Wische mir ein letztes mal die Hände an der Jeans ab und öffne die Tür.

Da steht er - ein Gott von einem Mann und ich kann ihn nur mit offenen Mund anstarren. Lars trägt einen weißen Anzug und ein dunkelrotes Hemd mit passender Krawatte. Die dunklen Haare sind perfekt gestylt und seine Aquamarinblauen Augen strahlen. Sie ziehen mich magisch an und mir den Boden unter den Füssen weg. Meine Sprache ist mir auch abhanden gekommen, denn statt ein Hallo kommt nur ein heiseres Krächzen heraus. Mir wird ganz heiß und ich spüre das mir die Röte ins Gesicht schießt. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Er muss mich für total unterbemittelt halten.

"Du siehst absolut scharf aus Kleiner", raunt er und starrt mich hungrig an. Ich schenke ihm ein schüchternes Lächeln, denn seine Worte streicheln mein Ego ungemein. Er schnappt nach Luft und ein tiefes Brummen kommt aus seiner Kehle. Sein Blick wird noch intensiver und ich spüre schon förmlich wie er mir die Kleider vom Leib reißt.

"Wenn Du das noch mal machst, kann ich für nichts mehr garantieren", stöhnt er gequält und packt mich. Unsere Lippen treffen sich und ein Blitz geht durch meinen Körper. WOW - ist mein letzter Gedanke bevor sich mein Verstand verabschiedet, ich meine Arme um seinen Hals schlinge und mich an ihn presse.

Heftiges Atmen dringt an mein Ohr und ich tauche nur langsam wieder in die Realität auf.

"Hast Du das auch gespürt Kleiner? So ein Erdbeben habe ich noch nie erlebt", staunend flüstert er diese Worte und mein Instinkt sagt mir das sie wahr sind. Wir stehen immer noch engumschlungen vor meiner Haustür und geben bestimmt den Nachbarn reichlich Stoff für Klatsch.

"Ich glaube, ich habe mich eben unsterblich verliebt", haucht er mir ins Ohr und plötzlich krabbelt eine ganze Ameisenarmee über meinen gesamten Körper. Ein Glück das ich in seiner Umarmung gefangen bin, sonst wäre ich zu Boden gegangen weil meine Beine auf einmal aus Gummi sind.

 

Nur widerwillig entlässt er mich aus seiner Umarmung und schaut mir in die Augen. 

"Club oder Bett?", lautet seine einfache Frage. Ich bin unschlüssig und zögere. Wenn ich ehrlich bin will ich doch noch keinen Sex mit ihm sondern will ihn erst richtig kennen lernen bevor ich mit ihm schlafe.

Er bemerkt mein zögern und als ich seinem Blick ausweiche, ist es so als hätte ich es laut ausgesprochen.

"Also Club", seufzend nimmt er meine Hand und führt mich zu seinem Auto. Hält die Tür auf und wartet geduldig bis ich umständlich eingestiegen bin.

Die dreißig Minütige Fahrt zum Club vergeht wie im Flug. Wir unterhalten uns entspannt und er erzählt ein wenig von sich. Ich erfahre, das Lars siebenundzwanzig Jahre ist und bei einer Werbeagentur arbeitet. Er mag die gleiche Musik wie ich und liest auch gern Bücher. Wir reden über Gott und die Welt und ich habe das Gefühl, als würde ich ihn schon ewig kennen und nicht erst seit kurzem.

Das Auto stellten wir eine Seitenstrasse weiter ab und gehen das letzte Stück zu Fuß. Der Türsteher scheint Lars gut zu kennen, denn nach nur einem Blick winkt er ihn durch, ein süffisantes Grinsen auf dem Gesicht als sein Blick mich streift. Der Kerl ist mir Unangenehm und ein Schaudern geht über meine Haut. Der Club ist brechend voll. Laute Beats dröhnen aus riesigen Boxen und das Licht von Scheinwerfern zuckt über die sich windenden Tänzer. Lars packt mich fest bei der Hand als er mich durch die Menge und an die Bar führt.

"Was willst Du trinken?" schreit er mir ins Ohr weil die Musik so laut ist. Ich zucke nur mit den Schultern und überlasse ihm die Auswahl. Neugierig schaue ich mich um und stelle mit Entsetzen fest wie viele Augenpaare mich hungrig taxieren. Über meinen Körper wandern und an meinem Schritt hängen bleiben. Oder starren die mir auf den Arsch? Ich weiß es nicht und mir wird Hunde elend. Auf was zum Teufel habe ich mich hier nur eingelassen? Diese Typen benehmen sich schlimmer als ein Rudel hungriger Wölfe. Am liebsten würde ich Fluchtartig den Rückzug antreten, aber ich habe das Gefühl ich würde keine drei Schritte weit kommen und schon hätte mich einer von denen wie ein Stück Fleisch erlegt. Schaudernd wende ich mich wieder Lars zu, der unsere Getränke vom Barkeeper entgegen nimmt und mich zu einem relativ freien Sitzbereich navigiert. Erleichtert nehme ich in der hintersten Ecke platz. Schön mit dem Rücken zur Wand um keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

Kaum sitze ich kommt schon einer und fordert mich zum Tanzen auf. Hektisch schüttle ich den Kopf und deute auf Lars um dem Typen zu signalisieren, dass ich in Begleitung bin. Scheint diesen Blödmann aber nicht zu stören denn er weigert sich hartnäckig mein Nein zu akzeptieren. Hilflos schaue ich Lars an und der braucht nur eine Augenbraue zu heben und schon trollt sich der Kerl. Ungläubig starre ich ihn an doch der zuckt nur grinsend die Schultern. Na toll, das kann ja ein spaßiger Abend werden grummle ich. Nervös nippe ich an meinem Getränk und muss husten. Donnerwetter was ist denn das für Zeug. Es rinnt wie Feuer meine Kehle runter und Wärme breitet sich in meinem Magen aus.

"Hast Du noch nie Whisky getrunken?", fragt er an meinem Ohr und klopft mir auf den Rücken. Tränen schießen mir in die Augen und ich schüttle nur den Kopf. Als ich wieder atmen kann sehe ich sein belustigtes Grinsen und muss auch lachen. Sofort guckt er mich wieder ernst an und schaut auf meine Lippen. Ich lecke mir unbewußt über die Unterlippe und sehe wie Lars erstarrt. Langsam kommt sein Gesicht näher und er lässt meine Lippen nicht aus den Augen. Als ich leicht den Mund öffne überbrückt er die letzten Zentimeter und schenkt mir einen heißen Zungenkuss der dem von vorhin in nichts nachsteht, sondern diesen sogar noch übertrumpft.

Schwer atmend klammere ich mich an seinem Sakko fest und schaue in seine Aquamarinblauen Augen. Sie versprechen mir den Himmel auf Erden und ich bin bereit alle Zweifel und meinen gesunden Verstand über Bord zu werfen und mich hier und jetzt ihm hinzugeben. Ein wissendes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, denn er hat gesehen wie ich fühle. An meinem Gesicht, an meinem erregtem Körper und vor allem an meinem verhangenen Blick.  Lars erhebt sich aus seinem Sessel und reicht mir stumm die Hand. Ich lege meine in seine und lasse mich aus meinem Sessel und an seine Brust ziehen. Ich kann seinen hämmernden Herzschlag unter meinen Fingerspitzen fühlen und es fehlt nicht mehr viel das ich in meiner Unterhose komme ohne das er mich auch nur einmal dort berührt hat. Das ist einfach Wahnsinn und ich werde süchtig nach mehr.   

 

Komplizierte Verwicklungen

Gerade als wir gehen wollen, steht plötzlich Danilo wie aus dem Boden gestampft vor uns. Er ist stark angetrunken und auch sonst sieht er Scheiße aus. Danilo achtet stets penibel auf sein Äußeres. Aber jetzt hängt seine Hose so tief auf seiner Hüfte das sie sich jeden Moment selbstständig macht. Auf seinem T-Shirt sind undefinierbare Flecken und sein Gesicht sieht total verheult aus.

Geschockt löse ich mich sofort von Lars, überbrücke die paar Schritte die uns trennen und nehme Danilo in die Arme. Ich halte ihn und streichle seinen Rücken während er sich an mich klammert und irgendwas stammelt was ich nicht verstehe, weil die Musik so laut ist.

Hilflos schaue ich zu Lars der meine Nöte sofort erkennt. Erst ist er verärgert, schaut Danilo an als würde er ihn am liebsten erwürgen. Doch dann zuckt er resigniert mit den Schultern und mit vereinten Kräften schaffen wir Danilo aus dem Club. Die kalte Nachtluft scheint ihn etwas auszunüchtern. Auf dem Weg zum Auto löst er sich etwas von mir und lallt "Ich liebe Dich Robert, immer schon.", dann wird er lauter und schüttelt mich "Wie kannst Du mir nur so was antun?", taumelt einige Schritte zurück und deutet mit zitterndem Finger auf Lars "Der Typ ist Gift für Dich", nickt heftig mit dem Kopf und wiederholt nochmal "Jawohl das reinste Gift. Er kann Dich nicht glücklich machen. Niemand kann das, nur ich." Lars flippt total aus und geht Danilo an die Gurgel. Von der Größe und Statur her sind sie fast gleich. Nur das Danilo im Moment nicht er selbst ist.

"Wie kannst Du es wagen Robert in meiner Gegenwart eine Liebeserklärung zu machen.", seine Stimme zittert vor Zorn, sie klingt hart und unbarmherzig "Ich wische mit Dir den Boden auf Freundchen. Der Kleine gehört zu mir und Du lässt gefälligst Deine Griffel von ihm.", und schubst Danilo so hart vor die Brust das der fast nach hinten über fällt, kann sich aber im letzten Moment noch fangen.

Ich bin auch verärgert über seine Show motze ich ihn an "Du weißt doch gar nicht was Liebe ist, ja noch nicht mal wie sie geschrieben wird. Seit wir fünfzehn sind wechselst Du die Kerle wie Deine Hemden. Nie warst Du mit einem läger als ein paar Wochen zusammen. Also lass den Scheiß!"

"Du verstehst das nicht" heult er und der Rotz läuft aus seiner Nase "Ich habe auf den richtigen Moment gewartet aber immer kam was dazwischen. Hast Du nicht bemerkt das ich immer dann einen neuen hatte wenn Du mir was von anderen Jungs vorgeschwärmt hast die Du so toll fandest?" Zitternd steht er vor mir und ich muss ehrlich zugeben das mir das tatsächlich nie aufgefallen ist. Er wischt sich mit dem Ärmel über das Gesicht und schreit mich dann an "Ich kam mir dann immer so unzureichend vor, nicht gut genug für Dich. All die Jahre bist Du von eine katastrophalen Beziehung in die nächste geschlittert und immer habe ich gehofft Du würdest endlich merken das ich Dich ernsthaft liebe und nur auf ein Zeichen von Dir warte."

"Jetzt habe ich aber genug", brüllt Lars und ist darauf und dran Danilo zu verprügeln. Ich kann ihm grad noch in den Arm fallen und dränge ihn zurück. Ich stelle mich vor und mit dem Rücken zu ihm, seine Arme umschlingen augenblicklich meine Mitte.

 "Das ist Quatsch und Du weißt das", schreie ich zurück "Du hattest damals die Chance gehabt als ich zu Dir kam und das mit Paula erzählt habe und noch unzählige andere Gelegenheiten also schieb es mir nicht jetzt in die Schuhe das Du Dein Leben nicht auf die Reihe bekommst." Fassungslos starrt Danilo mich an, schwankt hin und her. Kann sich nur noch mühsam auf den Beinen halten. Ich mache mich von Lars los und fasse schnell nach seinem Arm um ihn zu stützen.

"Komm", sage ich leise und schaue ihm traurig in die Augen "Ich bringe Dich jetzt erst mal nach Hause und morgen reden wir noch mal in Ruhe - OK?"

Völlig fertig nickt er nur und lässt sich von uns zum Auto führen. Vorsichtig legen wir ihn auf die Rückbank und fahren zu mir. Ich bin Lars so dankbar das er mich trotz allem unterstützt und hilft Danilo aus dem Auto, in meine Wohnung und auf die Couch zu bugsieren. Der ist inzwischen fest eingeschlafen und ich schüttle nur den Kopf über soviel Dämlichkeit. Ich ziehe ihm noch die Schuhe aus und lege eine leichte Decke über ihn. Dann wende ich mich Lars zu und schaue ihn verzeihend an.

"Es tut mir leid das Danilo uns den Abend verdorben hat", sage ich leise zu ihm um Danilo nicht zu wecken.

"Dein Freund hat echt einen an der Klatsche. Führt der sich immer so auf wenn Du jemanden kennen lernst?", Lars ist immer noch auf hundertachtzig und ich sehe ihm an das er mit der Situation ein wenig überfordert ist. Ich schüttle den Kopf und betrachte Danilo in Gedanken "Nein es ist das erste mal, das er sich so benimmt." Lars schaut mich nachdenklich an, dann nimmt er mein Gesicht in beide Hände und gibt mir einen zarten Kuss.

Ich räuspere mich "Ähm ich glaube es ist besser wenn Du jetzt gehst."

"Was? Ich lasse Dich doch nicht mit dem allein. Der bringt es fertig und fällt in der Nacht über Dich her."

"Ganz bestimmt nicht", ich muss kichern und das scheint ihn etwas zu beruhigen. "Hör mal, gib mir Deine Nummer und ich melde mich in den nächsten Tagen bei Dir und wir holen unser Date nach versprochen.", versuche ich ihn zu locken dann stelle ich mich auf die Zehenspitzen, schlinge meine Arme um seinen Nacken und gebe ihm einen Kuss. Stupse leicht mit der Zunge an seine Lippen und fordere Einlass. Der wird mir auch prompt gewährt und mit einem heiseren Stöhnen zieht er mich fest an sich, umfasst mit beiden Händen meinen Hintern und presst mich an seine Erregung. Hoffungsvoll fragt er "Soll ich nicht doch hierbleiben zu Sicherheit?"

Ich bin versucht ihm nachzugeben, doch das kann ich Danilo nicht antun. Denn ich will die Sache zwischen uns klären und wenn Lars morgen früh halb nackt durch meine Wohnung hüpft ist das nicht gerade dienlich.

Also streichle ich Lars sanft über die Wange und er schmiegt sie in meine Handfläche. Bittend schaue ich ihm in seine wundeschönen Augen und er hält meinen Blick gefangen.

"Bitte versteh das. Ich muss das mit Danilo allein klären. Er ist mein ältester und bester Freund. Er ist mir sehr wichtig und so aufgewühlt habe ich ihn noch nie erlebt."

"OK, aber glücklich bin ich dabei nicht, denn ich bin immer noch der Meinung das dies keine gute Idee ist allein mit ihm zu sein. Doch eins sage Dir, sollte er es auch nur versuchen Dich anzufassen, bringe ich ihn um."

"Schhhh - sag so etwas nicht", ich lege ihm einen Zeigefinger an seine Lippen "Danilo ist im Grunde ein anständiger Kerl und würde nicht mal im Traum dran denken mich zu verletzen."

"Na gut, gib mir Deine Nummer und ich rufe Dich morgen Abend an um zu erfahren wie es gelaufen ist und wie es mit uns weitergeht. Aber ich warne Dich - ich will Dich und ich gebe nicht auf bis Du mir gehörst."

Kichernd gebe ich ihm meine Handynummer und er mir seine. Dann zieht er mich noch mal fest in seine Arme und küsst mir den Verstand weg. Nach einer halben Ewigkeit trennen wir uns und ich bringe ihn zur Tür.

Noch ein letzter kleiner Kuss und er ist weg. Seufzend suche ich mir mein Bettzeug zusammen und stelle noch einen Eimer neben Danilo, für alle Fälle. Dann mache ich es mir so gut wie möglich auf dem Teppich neben der Couch bequem um sofort zur Stelle zu sein wenn erforderlich.

Während ich ins Traumland abdrifte lasse ich meine Fantasie spielen und stelle mir vor was geworden wäre wenn Danilo nicht aufgetaucht wäre. Mit einem glücklichen Grinsen schlafe ich ein.  

Ein Kater und andere Schmerzen

Stöhnend werde ich langsam wach, denn ich habe höllische Rückenschmerzen von dem verdammt harten Boden. Ein warmer Körper schmiegt sich an mich, ein schwerer Arm liegt quer über meine Mitte und nagelt mich praktisch fest. Ich versuche mich etwas bequemer hinzulegen, was nicht einfach ist und lege Danilo einen Arm um.

Er muss in der Nacht aufgewacht und dann zu mir gekommen sein. Zu meiner Schande muss ich gestehen das ich davon überhaupt nichts gemerkt habe.

Die Sonne scheint ins Fenster und ich angle nach meinem Handy um zu schauen wie spät es ist. Mit einem Auge schiele ich auf das Display und bin sofort hellwach. Oh Mann schon fast zwölf. Mein Magen meldet sich und ich muss dringend aufs Klo. Also versuche ich mich vorsichtig von Danilo zu lösen ohne ihn zu wecken.

Mist. Jetzt legt der doch tatsächlich ein Bein über meinen Schenkel und zieht mich fester an sich, dabei murmelt er was. Ok, da bleibt mir wohl nichts anderes übrig.

"Danilo", sage ich leise und stupse ihn an. Keine Reaktion, nächster Versuch etwas energischer. Ich rüttle fester und sage nun lauter "Danilo."

"Hm - was?", kommt es verschlafen von ihm.

"Geh runter von mir, ich muss mal. Dringend - Nein sogar sehr dringend!", und versuche ihn weg zuschieben.

Endlich lässt er mich los und dreht sich stöhnend auf den Rücken. "Wie spät?", fragt er "Gleich zwölf" sage ich und frage dann "Willst Du auch einen Kaffee?"

"Leg noch zwei Aspirin dazu, dann sage ich nicht nein.", fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen und massiert diese. Ich stehe lachend auf und er verzieht gequält das Gesicht.

"So schlimm?", frage ich "Nein schlimmer", kommt es von ihm und ich muss schon wieder lachen. Grummelnd langt er nach einem Kissen und wirft es nach mir, doch bevor es mich treffen kann bin ich schon im Bad verschwunden und lache wieder.

   Auf Dusche habe ich jetzt keine Lust, also putze ich mir nur schnell die Zähne. Dann gehe ich in die Küche und schmeiße die Kaffeemaschine an.

Ich lehne mich an den Türrahmen zum Wohnzimmer und schaue auf Danilo runter. Seine Katzenaugen blinzeln noch verschlafen, als er meinen Blick bemerkt fangen sie an zu leuchten und ein träges Grinsen umspielt seine Mundwinkel. Seine Stimme ist noch rau vom Schlaf "Komm wieder kuscheln!", und streckt mir eine Hand entgegen. Ich mache es so wie Lars gestern im Club und hebe nur eine Augenbraue. Sofort wird er wieder ernst.

"Wir müssen reden also heb Deinen Arsch hoch und komm in die Küche", meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren hart aber wenn ich das durchstehen will darf ich ihm nicht wieder nachgeben. Denn Danilo weiß verdammt gut wie er mich um den Finger wickeln kann. Ich hole zwei Kaffeebecher aus dem Schrank , gieße etwas Milch bei mir rein und anschließend den Kaffee. Danilo trinkt seinen schwarz. Wie die Sünde fällt es mir ein und liege gar nicht mal so falsch.

Noch immer total verpennt schlurft Danilo hinter mir in die Küche und nimmt die zwei Aspirin entgegen die ich ihm gebe. Seine Sachen sind total zerknautscht und er sieht einfach schrecklich aus. Sein Haar steht nach allen Richtungen ab, Bartstoppeln bedecken sein Kinn, seine Augen sind ganz rot und haben dunkle Ringe. Dankend nimmt er seinen Becher entgegen und setzt sich umgekehrt auf einen Stuhl.

"Ich bin ja schon einiges von Dir gewöhnt", fange ich an und schaue ihm fest ins Gesicht "aber gestern hast Du echt den Vogel abgeschossen!" Hart stelle ich meinen Becher auf die Arbeitsfläche ab und verschränke meine Arme vor der Brust. Danilo zuckt zusammen, sagt aber nichts sondern pustet nur auf seinen Kaffe und nimmt dann einen Schluck. Ich warte ob er was sagen will doch stattdessen trinkt er in aller Seelenruhe seinen Kaffee, schluckt dann die Tabletten und sieht mich nicht einmal an. Mir platzt der Kragen "Wenn Du nicht sofort eine passende Erklärung für Deine gestrige Aktion parat hast kündige ich Dir die Freundschaft und Du fliegst raus." Jetzt habe ich seine volle Aufmerksamkeit.

Mit zitternder Hand stellt er seine fast leeren Becher auf dem Tisch ab, dann schaut er mir in die Augen und sein Blick ist unergründlich. "Ich habe es gestern schon gesagt. Ich will nicht Deine Freundschaft sondern Deine Liebe!", seine Augen leuchten geheimnisvoll und ein Versprechen unendlicher bedingungsloser Liebe liegt in ihnen.

Ich bekomme keine Luft, meine Kehle zieht sich zusammen, Tränen brennen in meinen Augen und mein Herz schmerzt.

"Sag das nicht", bringe ich gerade so mit brüchiger Stimme raus.

"Warum nicht?" , entgegnet er ruhig und seine Stimme umfließt mich wie Honig. Dunkel und flüssig. "Ich habe mich damals auf den ersten Blick in Dich verliebt. Wieder eine neue Stadt, wieder eine neue Schule. Ich hatte es so satt. Mir hat vor dem ersten Schultag gegraust und dann komme ich in dieses Klassenzimmer und da warst Du. Deine Haare haben geleuchtet weil die Sonne gerade in diesem Moment durch das Fenster hinter Dir schien. Deine Augen hatten einen warmen Glanz und haben mich gelockt. Dein Mund stand etwas offen und Du hast Dir leicht über die Lippen geleckt. Mein Herz flog Dir zu und die Erkenntnis war so klar wie ich Dich hier vor mir sehe, das Du für mich bestimmt bist. Ich habe Dich wieder erkannt und angenommen. Du bist meine Frau und ich Dein Mann."

"Was redest Du für einen Mist", schniefe ich und versuche mir mit zitternden Fingern die Tränen wegzuwischen, doch der Strom will einfach nicht versiegen. "Das kann gar nicht sein, als wir uns kennen lernten waren wir.."

"Zwölf", unterbricht er mich und seine Stimme ist absolut ruhig "das ist richtig und doch war es genau so wie ich es eben gesagt habe. Doch ich habe mich damals nicht getraut etwas zu sagen sondern einfach nur versucht Dich so fest wie es nur geht an mich zu binden, damit Du mir auch ja nicht entwischt." Er lächelt ein trauriges Lächeln, das seine Augen nicht erreicht.

"An Deinem sechzehnten Geburtstag bekam ich dann die große Chance Dir zu zeigen wie sehr ich Dich liebe, doch irgendwie ist danach alles Schief gelaufen.", müde fährt er mit beiden Händen durch seine Haare.

"Aber als ich ein paar Tage später zu Dir kam wegen der Sache mit Paula und wir uns ausgesprochen haben, da hättest Du mich überzeugen können Dir eine Chance zu geben.", Misstrauisch und leicht verärgert schaue ich ihm ins Gesicht und suche nach Zeichen für eine Verarsche, denn ich kann die ganze Sache nicht so recht glauben.

"Ja schon", druckst er rum "aber Du warst so durcheinander und ich wollte Dir Zeit geben mit Dir selbst ins reine zu kommen. Doch ich habe nicht damit gerechnet das Du schon ein paar Tage später einen Freund haben würdest. Ich war völlig geschockt und habe mich total betrunken um dem Schmerz zu entfliehen, hat nur leider nichts gebracht. Denn am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert und Du hattes immer noch diesen Sven!", seine Körperhaltung zeigt extreme Anspannung und strahlt seinen Schmerz fast greifbar aus.

"Ja, daran erinnere ich mich und ich habe mich deshalb sehr gewundert, denn Du trinkst sonst nie bis zur Bewusstlosigkeit. Doch Du wolltest mir partu nicht sagen warum Du das gemacht hast. Und nach einer Weile habe ich es aufgegeben zu fragen - du bist echt stur!", fassungslos schüttle ich den Kopf, das muss ich erst mal verdauen und das ist ein verdammt harter Brocken den es zu schlucken gilt. So richtig weiß ich immer noch nicht ob ich ihm glauben kann, denn schließlich hatte er so viele Kerle. Manche sogar nur für eine Nacht. Verhält sich so jemand, der angeblich unsterblich  in jemanden verliebt ist? Ich weiß es nicht und bin total frustriert.

 

"Kumpel, ich erinnere Dich nur ungern daran, aber Du hast bis vor kurzem alles gefickt was nicht bei drei auf den Bäumen war!", meine Stimme ist ruhig ohne jedes emotionale Zittern und ich bin sehr stolz darauf "also verzeih mir bitte, wenn Ich Dir nicht glaube." Als er was sagen will hebe ich eine Hand, denn ich bin noch nicht fertig und er klappt wieder seinen Mund zu.

"Das Du Dich damals in mich verliebt hast - OK das kaufe ich Dir ab. Aber das Du nach all dieser Zeit und was ich alles mit Dir miterleben durfte, mich immer noch so sehr liebst - Nein. Ich denke es ist nur verletzter Stolz weil Du denkst das ich Dich in Zukunft vernachlässige wenn ich mit Lars zusammen bin." 

Danilo ist bei meinen Worten aufgesprungen und tigert aufgeregt hin und her. Sein Körper ist angespannt und er hat die Hände zu Fäusten geballt. In seinem Gesicht arbeitet es und ich kann praktisch hören wie seine Zahnräder im Gehirn versuchen das gesagte zu verarbeiten. Tränen laufen ihm in silbernen Bächen die Wangen runter und tropfen auf sein T-Shirt.

"Du weißt gar nichts - weißt absolut nicht wie ich mich immer gefühlt habe wenn Du wieder jemanden kennengelernt hattest und in einer Beziehung warst. OK?", Danilos Stimme überschlägt sich fast und klingt drängend "Stattdessen habe ich versucht mir das Hirn weg zu ficken nur um den Schmerz zu verdrängen weil ich Dich nicht haben konnte, weil Du in den Armen eines anderen lagst und Dich hast von ihm berühren lassen. Weißt Du wie ich mich da gefühlt habe? Beschissen und voller Wut, denn am liebsten hätte ich die Kerle alle mit bloßen Händen in der Luft zerrissen, weil sie ihre Hände auf Deinem Körper hatten der mir gehört.", solch einen ungezügelten Zorn habe ich bei ihm noch nie erlebt und sie macht mir Angst, doch er hat sich so in Rage geredet das ich nicht weiß was ich machen soll damit er wieder runterkommt. 

"Aber alle diese sogenannten Freunde habe ich toleriert, weil ich ganz genau wusste das es nicht von Dauer ist. Doch dieser Lars ist anders. Er meint es ernst und ich habe gesehen wie Dich ansieht. Nur er ist in der Lage Dich mir weg zu nehmen. Dann wärst Du für immer unerreichbar für mich und das könnte ich nicht ertragen."

Ehrliche Angst spiegelt sich in seinen Augen wieder und lähmt mich. Mit zwei Schritten ist er bei mir, umschlingt mich mit seinen Armen und bettet seinen Kopf in meine Halsbeuge. Sein Griff ist schmerzhaft fest und ich kann seine Tränen auf meiner Haut spüren. Sein ganzer Körper bebt unter seinen Schluchzern und ich tue das einzig richtige und umarme ihn auch. Streichle seinen Rücken und flüstere beruhigende Worte in sein Haar.

So stehen wir engumschlungen und halten uns aneinander fest. Zwei Freunde von denen der eine mehr will als ich zu geben bereit bin. 

 

 

 

 

Lars und Ich

Es können nur Minuten, es könnten aber Stunden vergangen sein seit dem wir so da standen und uns umarmten.

Danilos Atem geht wieder ruhig und ich spüre ihn sacht auf meinem Hals. Die leichte Berührung seiner Lippen realisiere ich nicht gleich, doch als er zart mit der Zungenspitze über meine Halsschlagader leckt bringt mich das sofort ins hier und jetzt zurück. Ich will mich von ihm lösen doch er hält mich fest umklammert und ich bin in seiner Umarmung gefangen.

"Danilo nicht", bitte ich ihn, kann aber ein Stöhnen nicht unterdrücken das tief aus meiner Brust kommt. Das Gefühl ist einfach unglaublich. Als hätte mein Körper ein Eigenleben entwickelt, neigt sich mein Kopf von selbst zur Seite um seinem Mund den Zugang zu erleichtern. Gänsehaut überzieht meine Arme und ich fange an vor

Erregung zu zittern. Mit halbgeschlossenen Augen sieht mich Danilo mit seinen Katzenaugen an. Sie funkeln vor Leidenschaft und scheinen von innen heraus zu glühen. Ich schnappe nach Luft, da hat er auch schon seine Lippen auf meinen Mund gepresst und erobert mit seiner Zunge meine Mundhöhle.

Hilflos und gefangen in meiner wachsenden Erregung erwidere ich das Spiel seiner Zunge und der Tanz vernebelt alle meine Sinne. Seine Hände fahren über meine nackte Haut und hinterlassen eine feurige Spur wo sie mich berühren. Oh mein Gott, es ist der Wahnsinn. Es ist als hätte ich aufgehört Körperlich zu existieren und bestünde nur noch aus Gefühlen.

 

Das penetrante Geräusch nehme ich nur am Rande wahr. Erst als Danilo den Kopf hebt und in Richtung Tür schaut mit unwillig gerunzelter Stirn, realisiere ich das jemand an meiner Haustür Sturm klingelt.

Scheiße was mache ich hier - was passiert mit mir? Energisch löse ich mich von Danilo und fahre mir mit zitternden Händen über das Gesicht und durch meine Haare.

Das Klingeln hält an und ich setzte mich in Bewegung um dem Störenfried die Leviten zu lesen. Danilo packt meinen Arm und will mich aufhalten.

"Nicht", seine Stimme klingt verzweifelt "mach nicht auf. Bitte. Er geht wieder wenn Du nicht öffnest."

Er? Welcher Er? Mein Hirn arbeitet immer noch nicht richtig. Doch dann fällt es mir wieder siedend heiß ein - Lars. Danilo meint Lars. Es wirkt wie eine kalte Dusche.

"Wenn Du jetzt diese Tür aufmachst ist alles aus - Bitte ich flehe Dich an. Tue es nicht." Danilo weint wieder und packt meinen Arm fester, will mich mit aller Macht aufhalten. Doch ich muss die Tür öffnen, schon allein der Nachbarn wegen aber zum größten Teil auch weil ich dieser Situation entfliehen will.

Also renne ich fast die paar Schritte zur Tür, Danilo im Schlepptau und reiße sie mit einem großem Schwung auf. Lars steht tatsächlich vor mir und hat den Daumen immer noch auf dem Klingelknopf. Bei seinem Anblick breche ich fast zusammen und lehne mich mit zitternden Beinen an den Türrahmen.

Endlich ist Ruhe und ich seufze. Lars ist bei meinem Anblick erschrocken zusammengezuckt. Sein Gesicht verhärtet sich und seine blauen Augen schießen unheilvolle Blitze in Richtung Danilo. Er stürmt an mir vorbei, packt Danilo am T-Stirt und schmettert ihn mit dem Rücken an die Wand. Es kracht so laut, das ich Angst habe das Lars ihm alle Knochen beim Aufprall gebrochen hat.

"Was hast Du Dreckskerl mit ihm angestellt?, grollt Lars und seine Stimme verspricht keinen leichten Tod sollte ihm die Antwort nicht gefallen. "Warum ist Robert so durch den Wind? Wenn Du ihn angerührt hast bringe ich Dich um!" ich spüre wie ernst er es meint und werfe mich dazwischen als Lars Danilo eine verpassen will.

"Schon wieder!" Lars lässt ihn los und taumelt einen Schritt zurück "Du nimmst ihn schon wieder in Schutz", fassungslos schaut er mich an, die Hände immer noch zu Fäusten geballt und bereit jederzeit zu zuschlagen. Danilo hat sich bisher keinen Millimeter bewegt und auch kein Wort gesagt, sondern Lars nur trotzig in die Augen gestarrt. Die beiden stehen sich wie zwei Alphatiere gegenüber die um ein Weibchen kämpfen. Die Situation kommt mir so komisch vor, obwohl sie bedrohlich wirkt, das ich anfange zu lachen.

Lars sieht mich an als wäre ich von allen guten Geistern verlassen und das reizt mich noch mehr zum lachen. Ich kann einfach nicht aufhören und meine Beine knicken ein. Sofort werde ich von Armen umschlungen. Das es vier sind merke ich kaum. Ich bin so in meinem Lachkrampf gefangen das ich das Brennen auf meiner Wange im ersten Moment nicht wahrnehme. Erst als ich noch einen Klaps bekomme bin ich schlagartig ruhig. Mit einem Seufzer lehne ich mich nach vorn an Lars, spüre aber gleichzeitig den heißen Körper von Danilo an meinem Rücken.

 Das ist so absurd, das sich wieder kichern muss. Lars nimmt mein Gesicht in beide Hände und schaut mich besorgt an.

"Was zum Teufel ist hier los? Kleiner Du bist völlig fertig.", über meinem Kopf hinweg schaut er Danilo an. Was er dort sieht weiß ich nicht, aber sein Körper verspannt sich und ich spüre wie er sich wieder zum Angriff bereit macht. Ich klammere mich an ihn, vergrabe meinen Kopf an seine Brust und halte ihn somit ab eine Dummheit zu machen. Danilos Arme zucken von mir weg als hätte er sich verbrannt und ich höre sein schmerzvolles verzweifeltes Stöhnen. Doch ich blende es komplett aus - ich will es nicht wahrhaben.

Warum nur muss alles plötzlich so kompliziert sein? Vor einer Woche war meine Welt vollkommen in Ordnung, nun liegt sie in Trümmern. 

 

Ich stütze mich bei Lars ab, erhebe mich schwerfällig und ziehe ihn mit auf die Füße. Emotional Erschöpft und körperlich nicht ganz auf der Höhe lehne ich an seiner Brust und spüre seine beruhigende Nähe.

Danilo hockt immer noch zusammen gekauert wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und schluchzt haltlos.

"Ich liebe Dich! Tu mir das nicht an! Ich liebe Dich doch so sehr! Verlass mich nicht!", kommt es stockend und leise von ihm "Bitte - ich mache alles! Ich bin alles was Du verlangst! Ich kann so sein wie er - Du musst mir nur die Chance geben!", ich höre seine drängende Stimme umflort von so viel Schmerz und Einsamkeit das ich nicht anders kann als mich ihm zu zu wenden. Der Ausdruck in seinen Augen zieht mich magisch an, aber bevor ich auch nur eine Bewegung in seine Richtung machen kann, schließt sich eine Stahlklammer um meine Körpermitte und hält mich zurück. Ich werde fest an den Körper von Lars gepresst.

"Wenn Du noch ein Wort in diese Richtung sagst, brennen mir alles Sicherungen durch und dann kann selbst Robert Dich nicht mehr retten. Falls Dir also Dein Leben lieb ist raffst Du Deinen Kram zusammen und machst Dich vom Acker.", die tödliche Ruhe mit der Lars das sagt, jagt mir einen Schauer den Rücken runter.

"Sofort", schreit es jetzt. Selbst Danilo hat nun den Ernst der Lage erkannt. Springt auf und ist so schnell zur Tür raus als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.

Sanft dreht er mich zu sich um, legt einen Finger unter mein Kinn und hebt es an.

"Schau mich an", fordert er sanft und ich schaue in seine Aquamarinblauen Seen. Er blickt mich mit so viel Liebe an, das mein Herz schmerzvoll zu klopfen beginnt.

"Du gehörst zu mir und ich kämpfe um das was ich haben will. Mit allen Mitteln - hast Du das verstanden?", sagt er und zieht mich noch fester an sich. Ich nicke nur und er schnurrt Zufrieden "Gut - dann haben wir das geklärt. Wo sind wir gestern stehen geblieben?", und gibt mir einen Kuss.

Seine Lippen sind heiß und mein Mund öffnet sich von ganz allein so das seine Zunge ungehindert meine Mundhöhle stürmt und diese plündert. Ich komme ihm entgegen und wir fechten einen Kampf aus den ich Haushoch verliere.

Mein Körper brennt. Flüssiges Feuer rinnt durch meine Adern und meine Haut ist übersensibel. Jede kleinste Berührung löst ein Erdbeben aus und mein Unterleib zieht sich schmerzhaft zusammen.

Ich will ihn! Jetzt! Ich glaube das ich es sogar laut geschrien habe, kann mich aber nicht daran erinnern. Ich spüre nur wie Lars mich auf seine starken Arme nimmt und ins Schlafzimmer trägt.

Auch weiß ich nicht wie es passiert ist das meine Kleider plötzlich weg sind. Ich merke nur das ich auf einmal nackt bin und eine kühle Brise über meinen erhitzten Körper streicht. Gänsehaut überzieht mich und dann ist sein heißer nackter Körper da. Umfängt mich und deckt mich zu. Seine Wärme umhüllt mich wie ein Umhang und ich fühle mich sicher und geborgen.

Seine sanften Berührungen entfachen ein Feuer in mir wie ich es nie zuvor gespürt habe und die Vorbereitung ist so liebevoll und erregend das ich sofort komme, kaum das er in mich eingedrungen und den ersten Stoß getan hat. Mein Muskel zuckt unkontrollierbar um seine samtene Härte so das auch er sich nicht mehr beherrschen kann und mit aller Macht seinem Höhepunkt entgegen stürmt. Sein Atem stößt genau so hart gegen mein Rückrad wie sein Becken an meinen Hintern. Ein Arm umfasst meine Hüfte, seine Hand streicht über meinen Bauch und verwischt die Spuren meiner Lust während er mit der anderen Hand in meinen Haaren wühlt und mich etwas aufrichtet damit er mich Küssen kann.

Mit einem letzten tiefen Stoß entlädt er sich in mir und ein heiserer Schrei gegen meine Lippen geschleudert bricht er stöhnend auf meinem Rücken zusammen und ich werde tief in die Matratze gepresst.   

Heftig atmend zieht er sich aus mir zurück und rollt sich von mir runter. Dann zieht er mich in seine Arme an seine Brust und streichelt mich zärtlich. Die Nachbeben dieser Urgewalt erschüttern mein innerstes und lassen mich befriedigt und vollkommen glücklich zurück.

"Kleiner Du steckst voller Überraschungen.", immer noch nach Atem ringend schaut er mich ungläubig und fasziniert an. Mit zitternder Hand umfasst er mein Kinn und drückt mir einen glühenden Kuss auf die Lippen.

"Meins", grollt es dann aus tiefer Kehle und Lars zieht mich noch fester an sich. "Meins", sage auch ich lege einen Arm fest um seine Mitte. Wir lächeln uns zärtlich an und driften dann beide unter gegenseitigem streicheln langsam ins Traumland ab. 

 

 

 

Das Ende einer Liebe

Seit diesem denkwürdigem Tag ist fast ein Jahr vergangen. Lars ist praktisch schon am nächsten Tag bei mir eingezogen. Eigentlich wollte er nur Wechselsachen holen, kam dann aber gleich mit drei Koffern und einer großen Reisetasche. Ich staunte nicht schlecht als ich ihm half seine Sachen aus dem Auto zu holen.

"Was? Denkst Du ich lasse Dich auch nur eine Sekunde unbeaufsichtigt?", fragte er belustigt als er meine Verwirrung bemerkte. 

"Wenn Dein schräger Kumpel hier noch mal auftauchen sollte will ich zur Stelle sein", grollte er dann und drückte mir einen harten Kuss auf.

Fassungslos über so viel Macho Gehabe konnte ich nur den Kopf schütteln. Das zusammen Leben gestaltete sich in den ersten Wochen sehr schwierig. Lars hat mich auf Schritt und Tritt überwacht und ist kaum von meiner Seite gewichen, immer angespannt und auf dem Sprung in der Annahme Danilo käme jeden Moment um die Ecke und würde mich von ihm wegzerren.

Es hat mich harte Überredungskraft und jede Menge Nerven gekostet ihm glaubhaft zu versichern, das Danilo so viel Verstand besitzt ihm nicht in die Quere zu kommen. Mit viel Liebe und noch mehr Sex entspannte er sich allmählich und nach zwei Wochen holten wir unser missglücktes Date nach.

 

Wir gingen ins Fever und diesmal hatte ich keine Angst vor den Wölfen auf zwei Beinen, weil Lars gleich zu Anfang klar stellte zu wem ich gehörte.

Kaum das wir den Club betreten hatten zog er mich in eine feste Umarmung und küsste mir den Verstand weg. Völlig überrumpelt von dieser Attacke konnte ich mich nur an ihn festklammern sonst wäre ich zu Boden gegangen. Dann legte er mir Demonstrativ den Arm um meine Hüfte und führte mich zur Tanzfläche.

Als hätte er es mit dem DJ abgesprochen legte dieser eine langsame und sinnliche Scheibe auf. Und als dann "Falling Out Of Love" von Kyren aus den riesigen Boxen schallte Harmonierten wir perfekt mit einander. Unsere Körper umschlängelten sich, nur angedeutete Berührungen und ein sanftes Reiben Brust an Brust. Die Lippen nur Millimeter voneinander entfernt spürten wir den schneller werdenden Atem des jeweils anderen auf der sensiblen Haut.

Ich wollte in seinen blauen Augen ertrinken, wollte in seinem weichem Haar wühlen und von ihm verschlungen werden. Der Rausch des Augenblicks vernebelte meine Sinne total und ließ nur ein völlig losgelöstes Geschöpf ohne Verstand zurück. Ich bestand nur noch aus Gefühlen der Begierde. Schwebte, war Verführung pur und Verführter zugleich.

Seine Augen verdunkelten sich und die Leidenschaft die daraus leuchtete nahm mir den Atem. Er überbrückte die minimale Distanz die uns noch trennte und eroberte meinen Mund den ich nur zu willig unter seinem Druck öffnete. Als seine Lippen dann eine feurige Spur über meinen Hals zogen, warf ich den Kopf in den Nacken und stöhnte meine Lust heraus. Lars krallte sich an mir fest und war nur noch zitternde Erregung. Sein Atem ging stoßweise und als das Lied endete tauchten wir nur langsam wieder aus der Trance auf. Als der DJ schon längst einen neuen Titel startete, standen wir immer noch aneinander geklammert und starrten uns in die Augen.

Als er mir die Hand reichte und ich diese ergriff war es das Signal für unsere Flucht aus dem Club.

Lars fuhr in Rekordzeit die Strecke zu unserer Wohnung. Kaum schloss sich die Haustür hinter uns fielen wir auch schon übereinander her und diese Nacht war die längste, erfüllenste und sinnlichste die bisher erlebt habe.

 

Weihnachten steht kurz bevor und der Job von Lars in der Werbeagentur ist im Moment Stress pur. Jeden Abend kommt er sehr spät und völlig fertig nach Hause. Ich dagegen habe Semesterferien und versuche so gut es geht ihn zu entlasten. Geschenke für seine Eltern und meine kaufen. Den Baum besorgen. Die Besuchstermine mit den Verwandten absprechen. Und und und ... Zu sagen ich hätte den leichteren Part wäre eine maßlose Untertreibung.

In den ganzen Monaten die Lars und ich jetzt zusammen sind habe ich Danilo nicht oft gesehen. Er hat sich fast komplett von mir zurückgezogen. Die erste Zeit nach seinem überstürzten Abgang war er sogar ganz verschwunden gewesen. Als ich mit ihm reden wollte - gegen den ausdrücklichen Wunsch von Lars möchte ich hiermit erwähnen - sagten seine Eltern, er wäre vorübergehend zu einem Onkel an die Nordsee gezogen und sie wüssten nicht wann er wieder kommt. Also musste ich unser gestörtes Verhältnis notgedrungen ruhen lassen.

Trotzdem versuchte ich natürlich per Handy und SMS Kontakt zu ihm aufzunehem. Wie zu erwarten beantwortete er weder Mailboxnachrichten noch die Million SMS die ich gesendet hatte. Dabei wollte ich doch nur wissen wie es ihm geht und mich mit ihm aussprechen. Ich war in dieser Zeit sehr niedergeschlagen und Lars versuchte mit den lächerlichsten Methoden mich aufzuheitern und abzulenken. So plante er zum Beispiel ein Picknick im Park an einem Tag wo der Wetterbericht ein heftiges Gewitter voraussagte und dies auch Ausnahmsweise mal eintraf. Also saßen wir völlig durchnässt unter einem großem Baum, wohin wir uns geflüchtet hatten und warteten gefühlte fünf Stunden das das Gewitter abzog und wir wieder nach Hause konnten. Da es Ende September war und schon recht kühl, brauche ich nicht extra erwähnen, das wir erbärmlich gefroren haben. Als Lars dann noch vorschlug uns auszuziehen um uns gegenseitig mit unserer Körperwärme vor dem Erfrierungstot zu schützen, konnte ich nicht anders und brach in so schallendes Gelächter aus, das ich prompt einen Schluckauf bekam und das wiederum reizte Lars zum Lachen. Das war auch zu komisch. Wir sahen aus wie ertrunkene zerzauste Kater, die Kleidung voll von Gras Flecken und anderem undefinierbaren Zeug. Außerdem hatten wir einen prall gefüllten Korb mit lauter Köstlichen Sachen, die wir uns trotz allem dann schmecken ließen.

Als sich Danilo dann Anfang Oktober endlich bei mir meldete wäre ich vor Erleichterung beinahe zusammen gebrochen. Er rief mich eines Tages aus heiterem Himmel an und sagte mir das es ihm gut ginge, er mich aber nicht sehen wolle. Da half auch keine Bitten und Flehen. Seine Stimme hörte sich so Emotionslos an, das es mir kalt dem Rücken runter lief und ich ernsthaft befürchtete ihn als Freund für immer verloren zu haben. Er sagte das er noch Zeit bräuchte und legte dann auf. Ich blieb verwirrt und traurig zurück.

Zweimal sah ich ihn zufällig im Einkaufszentrum, wo ich schon die ersten Weihnachtsgeschenke besorgte. Jedes mal wenn sich unsere Augen in der Menge trafen und er sich umdrehte um zu flüchten, war es als würde mir jemand ein Messer ins Herz stoßen.

 

Heute habe ich was besonderes leckeres gekocht und warte schon über eine Stunde auf Lars. Als ich dann endlich nach über zwei weiteren Stunden den Schlüssel im Schloss höre, bin ich auf hundertachtzig. Doch bevor ich auch nur was sagen kann fällt mir sein Gesichtsausdruck auf und schlagartig ist aller Ärger vergessen.

Seine Kleidung ist zerknittert, die Harre völlig zerwühlt und seine Augen sind stark gerötet. Seine Körperhaltung ist die eines alten gebrochenen Mannes der alles im Leben verloren hat und nur noch auf den Tod wartet.

Ich kann sogar jetzt noch, nach Stunden die Tränenspuren auf seinen Wangen erkennen. Dies alles macht mir große Angst. Doch als er mir nur zögernd in die Augen blickt, zersplittert meine heile Welt in Milliarden von scharfkantigen Scherben die mein Herz tief verletzten und es gebrochen zurücklassen. Schon wieder.

Auch meine Augen füllen sich nun mit Tränen und als Lars mit bebenden Lippen mir dann das ungeheuerliche gesteht glaube ich erst nicht richtig gehört zu haben. Als er es noch einmal und diesmal lauter wiederholt kann ich nur aus lauter Unverständnis immer wieder den Kopf schütteln. Ich schreie, tobe, bekomme einen Weinkrampf und in meinem Schmerz gehe ich auch auf Lars los. Doch bevor ich ihn schlagen kann fängt er meine Handgelenke in der Luft auf und zieht mich in eine stahlharte verzweifelte Umarmung.

Er vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge und sein schluchzen schüttelt seinen gesamten Körper. Seine greifbare Verzweiflung macht es endgültig und kommt nun, wenn auch stark verzögert in meinem Verstand an. 

Lars wird mich verlassen. Seine Firma schickt ihn nach Japan. Er versteht es selbst nicht, denn ein Kollege träumt schon lange davon in der Partnerfirma dort zu arbeiten. Dieser beherrscht sogar die Sprache und weiß alles was man wissen muss um nicht anzuecken.  Doch nein, irgendein bekannter Designer der sehr hoch in der Hirachie in der Firma in Japan steht will nur mit Lars und keinem anderen zusammen arbeiten.

Uns bleiben nur noch das Weihnachtsfest und Sivester. Am dritten Januar soll er dann fliegen. Ich würde mit Freuden mein Studium hinschmeißen, wenn wir nur zusammen sein können. Doch die Bedingung für einen großen Deal zwischen Lars Firma und der in Japan lautet, Lars kommt allein und bleibt drei Jahre. 

 

Wir haben alle Weihnachtsessen und Besuche unserer beider Familien abgesagt und uns komplett eingeigelt.

Die gemeinsame Zeit die uns noch bleibt wollen wir nur allein miteinander verbringen ohne Störungen von außen. Für alle Freunde und Verwandte war es genau so ein Schock wie für mich und natürlich gingen sie uns gewaltig auf den Keks mit ihrer Neugierde und gut gemeinten Ratschlägen. Das Telefon stand einfach nicht mehr still bis ich nur noch total genervt den Stecker zog. Ich will keinen Trost, kein endloses Gespräch und vor allem keine mitleidigen Blicke. Alles was ich will ist Lars. Ich habe keine Ahnung wie ich diese Trennung überleben soll.

Drei Jahre - drei harte lange Jahre. Was ihn aber am meisten ärgert ist, das man ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hat und nicht mal vorher gefragt hat ob er damit einverstanden wäre. Kündigen ist keine Option. Die Jobs in dieser Branche sind dünn gesät und hart umkämpft. Also versucht er alles um noch den Kopf aus der Schlinge zu bekommen. Aber sein Chef lässt nicht mit sich reden, stellt sich auf stur, also schrieb er Mails an die Firma in Japan und bot seinen Kollegen wie sauer Bier an. Lobte ihn in den höchsten Tönen und bekam nicht eine Antwort. Schließlich griff er zum Telefon und rief dort an, doch er landete nur in sämtlichen Warteschleifen und bekam niemand an den Apperat der ihm helfen konnte oder wollte. Frustriert und wütend schmeißt er es an die Wand.

Durch das splitternde Geräusch alarmiert sprinte ich ins Wohnzimmer und finde Lars zusammengesunken auf der Couch. Er schaut mich so verzweifelt an, das ich weiß das die Entscheidung gefallen ist und es kein zurück mehr gibt. Ich straffe mich, drücke den Rücken durch und gehe langsam auf ihn zu. Setze mich auf seinen Schoß und schlinge die Arme um ihn. Augenblicklich werde ich von seinen Armen umfangen und er presst mich schmerzhaft fest an sich.

"Ich will nicht weg", flüstert er in mein Haar und sein Atem streift mein Ohr. "Ich liebe Dich Robert - hörst Du? Wenn ich Dich doch nur mitnehmen könnte. Oh Gott das überlebe ich nicht.", zitternde Finger streicheln meine Wange und seine wunderschönen blauen Augen schwimmen in Tränen, die sich lösen und in kleinen Bächen seinen Wangen herunter laufen und auf sein Hemd tropfen. Ich muss jetzt für uns beide stark sein. Zärtlich nehme ich sein Gesicht in meine Hände, hauche leichte Küsse auf seine Mundwinkel und seine bebenden Lippen.

Das Lächeln das ich aufsetze tut meinen Gesichtsmuskeln weh aber ich behalte es tapfer bei.

"Hör mal, was sind denn schon drei Jahre in der heutigen Zeit. Wozu gibt es Skype und Internet - Hm?

Wir können uns jeden Tag sehen, uns Mails schreiben oder Telefonieren! Und im Hand um drehen ist die Zeit um und Du kommst wieder nach Hause zu mir."

Zaghaft nickt er und erwidert mein Lächeln das genau so falsch ist wie meines. Dann krabble ich von ihm runter und reiche ihm meine Hand, die er mit festem Griff ergreift. Kaum habe ich ihn von der Couch auf die Füße gezogen nimmt er mich schon auf seine starken Arme und trägt mich ins Schlafzimmer.

 Heftig und fordernd prallen unsere Körper aufeinander. Mit Klauen und Zähnen fallen wir übereinander her und vreschmelzen miteinander mit nur einem einzigen Stoß. Wir lieben uns als wäre es schon das letzte mal.

 

Weihnachten ist vorbei und morgen ist Silvester. Nur noch vier Tage und Lars würde mich verlassen. Unsere Stimmung ist auf den Tiefpunkt. Wir versuchen uns von der bevorstehenden Trennung abzulenken. Ich helfe Lars Sachen zu packen. Für den Anfang würde er nur seine große Reisetasche und einen Koffer mitnehmen. Den Rest muss ich ihm dann an seine neue Adresse dort nachschicken. Wir machen Spaziergänge im Schnee, reden viel und Kuscheln auf der Couch. Die Nächte sind unglaublich. Obwohl das Liebesspiel fast verzweifelte Ausmaße annimmt wollen wir eigentlich nur dem jeweils anderen zeigen wie groß unsere Liebe für einander ist.

Silvester verbringen wir im Fever. Wir tanzen, trinken und als dann kurz vor Mitternacht runtergezählt wird machen wir lauthals mit. Punkt Null Uhr fallen wir uns in die Arme und versinken in einem alles verzehrenden Kuss. Der Darkroom muss sogar wegen Überfüllung kurzzeitig geschlossen werden. Doch da wir diesen so wie so nie benutzen ist uns das egal. Wir gehen statt dessen nach draußen und bewundern das Feuerwerk. Danach versuchen wir ein Taxi nach Hause zu bekommen was aber gar nicht so enfach ist. 

Als wir endlich die Haustür hinter uns schließen sind wir noch viel zu aufgekratzt um schlafen zu können. Also holt uns Lars noch zwei Bier aus dem Kühlschrank und setzt sich zu mir auf die Couch.

Das Schweigen wurde nach einiger Zeit unangenehm also fange ich an zu plappern mache Pläne wie wir die lange Trennung am besten überbrücken können. Doch das scheint Lars wütend zu machen. Sein Körper verspannt sich und hart knallt er die Flasche auf den Couchtisch. Dann springt er auf, schiebt seine Hände tief in die Hosentaschen und tigert auf und ab. Schließlich platzt ihm der Kragen und er schreit mich an.

"Sei endlich still!",erschrocken bleiben mir die nächsten Worte im Hals stecken und er sagt nochmal, diesmal leiser "Sei endlich still - verdammt". Er bleibt vor mir stehen und schaut mich einfach nur an.

"Kleiner ich schwöre Dir, wenn Du jetzt noch ein Wort in die Richtung sagst, das dieser Scheiß nicht so schlimm ist und wir das schon hin bekommen, dann lege ich Dich über´s Knie.", ich merke das es ihm verdammt ernst ist und halte den Mund. In seinen Augen glimmt ein Funke und ein Schmunzeln stiehlt sich auf seine Lippen.

"So ist es brav.", schnurrt er und dann wird er wieder ernst. Er kniet sich zwischen meine Beine, nimmt meine Hände in seine und spielt mit meinen Fingern. Dann greift er in seine Hosentasche, holt ein kleines Kästchen hervor und überreicht es mir mit feierlicher Mine.

"Robert ich liebe Dich von ganzem Herzen. Du bist meine große Liebe und das beste was mir in meinem Leben passiert ist. Ich werde um Dich kämpfen. Werde alle Hebel in Bewegung setzen, das Du mir entweder nach kommen kannst oder ich wieder zu Dir nach Hause kann. Das schwöre ich.", erwartungsvoll schaut er mich an und ich öffne das Kästchen. Zwei goldene Ringen liege auf schwarzem Samt und leuchten mit seinen wunderschönen blauen Augen um die Wette.

"Robert Gartz willst Du mich heiraten?" höre ich seine Frage und seine Stimme klingt belegt und unendlich zärtlich. Meine Kehle ist zu. Ich bekomme kein Wort heraus, kann ihn nur anstarren. Schließlich schaffe ich ein kleines Nicken und eine einzelne Träne löst sich aus meinen brennenden Augen. Seinen Anspannung löst sich und die Sonne geht in seinem Gesicht auf. Seine Augen strahlen und sprühen Funken. Ein glückliches Lächeln umspielt erst seine Mundwinkel und breitet sich dann rasant aus. Er greift in das Kästchen, nimmt den etwas kleineren Ring heraus und streift ihn über meinen linken Ringfinger. Er passt wie angegossen und ich bin total überwältigt.

Die Nacht ist zwar fast um aber wir feiern trotzdem noch sehr zärtlich und hingebungsvoll unsere Liebe.

 

Heute ist der dritte Januar und das verdammte Flugzeug wird in fünf Stunden starten. Dieses Scheiß Ding das mir meinen Lars wegnimmt und mich allein und verzweifelt  zurück lässt. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und bin völlig durch den Wind.

 Lars sieht auch nicht gut aus. Wir haben beide die ganze Nacht nicht geschlafen und sind nun müde und gereizt. Ich sehe wie sehr er sich zusammen reißt um nicht komplett aus zu rasten. Er ist wütend auf das Schicksal und verflucht diesen blöden arroganten Typen in Japan. Wenn es nicht strafbar wäre, würde er ihn mit Freuden in Stücke reißen. Ich hasse diesen unbekannten Mann und wünsche ihm alles schlechte an den Hals.

Als das Taxi kommt und der Fahrer seine Sachen einlädt kommt mir zu Bewusstsein das es ein Abschied für immer ist. Ich weiß es so genau, das Lars nicht wieder zu mir zurück kommt, das mir kurzzeitig sämtliche Lichter ausgehen und ich Ohnmächtig in seiner Umarmung zusammen sacke. Ich höre ihn erschrocken aufschreien und fühle ein leichtes Brennen auf meiner Wange. Es hat nur Sekunden gedauert aber ich sehe wie erschüttert er ist. Ich sehe wie er mit sich ringt ob er nicht den Job einfach hinschmeißt und bei mir bleibt. Doch bevor er eine große Dummheit machen kann löse ich mich aus seinen Armen, nehme sein Gesicht in beide Hände und gebe ihm einen Abschiedskuss. Dann umarme ich ihn noch mal und schubse ihn praktisch in das wartende Taxi. Schnell werfe ich die Tür hinter ihm zu bevor ich es mir anders überlege und ihn anflehe bei mir zu bleiben.

Ich gebe dem Fahrer ein Zeichen das er losfahren kann. Da mir Lars verboten hat mit zum Flughafen zu kommen stehe ich hier nun vor dem Haus und blicke ihm hinterher. Er meinte er könne es so schon nicht ertragen und wenn er mich allein auf dem Flughafen zurück lassen müsste, wäre er versucht das blöde Ticket einfach zu zerreißen. Ich schaffe es nicht einmal meine Hand für einen letzten Gruß zu heben so ausgelaugt bin ich. Als das Taxi um die letzte Kurve verschwunden ist, schleppe ich mich mit schweren Schritten und letzter Kraft in unsere nein jetzt wieder meine Wohnung und breche kaum das sich die Tür hinter mir geschlossen hat noch im Flur weinend zusammen.     

 

 

 

 

 

 

Ich hab Dich

Die ersten Tage und Wochen des neuen Jahres überstehe ich gerade so. Die Ferien sind vorüber und ich muss wieder jeden Morgen aufstehen um zur Uni zu gehen. Manche Tage sind so schlimm, das ich versucht bin mir einfach die Decke über den Kopf zu ziehen und für immer im Bett liegen zu bleiben.

Ich schlafe in eins von Lars T-Shirts das ich mir heimlich genommen habe und ich bilde mir ein ich könnte noch immer seinen Duft im Kopfkissen riechen. Ich umarme es fest und weine hinein. Streichle es und fühle mich ihm ein wenig nah.

Wie abgemacht Skypen wir jeden Tag. Wenn ich um Null Uhr mich vor den PC setzte und warte das sich die Verbindung aufbaut, ist es bei Lars schon sieben Uhr morgens. Wir können dann immer maximal eine Stunde reden und dann muss er zur Arbeit. Er sieht genau so schlecht aus wie ich mich fühle und es kostet mich unheimlich große Kraft nicht jedes mal in Tränen aus zu brechen, sondern ihm lächelnd von meinem Tag zu erzählen und ihm zu versichern das es mir gut geht.

 

Der Januar ist vorüber und auch der Februar ist schon wieder fast vorbei. Mir geht es immer noch schlecht und ich habe wohl ganz schön abgenommen weil ich keinen Appetit habe.

Meine Mutter schaut mich immer so besorgt an wenn ich zu Besuch komme. Ich könnte natürlich auch wieder in mein altes Zimmer ziehen, aber dafür fehlt mir einfach der Nerv. Es reicht schon wenn sie mich wie eine Glucke betütelt wenn ich für zwei Stunden zu Hause aufschlage. Noch mehr könnte ich nicht ertragen.

"Robert Schatz, der Danilo hat nach Dir gefragt." ist heute gleich das erste was sie mir noch vor der obligatorischen Begrüßung sagt. Ich erstarre in ihrer Umarmung und schlucke hart.  

"Was wollte er", meine Stimme klingt belegt und vibriert leicht.

"Och - das übliche", sie streicht einen imanigären Fussel von meinem Mantel "Wie es Dir geht, was Du so machst und ...", sie bricht ab und schaut mich unsicher an.

"Und?", hake ich nach und werde ungeduldig weil sie herumdruckst.

"Mama! Und?", ich wende mich etwas ab weil mir jetzt eine Ahnung kommt und stöhne auf als diese tatsächlich bestätigt wird.

"Na ja", räuspern "also mir ist vielleicht rausgerutscht das Lars weg ist und Du mit dieser Situation nicht so gut klar kommst", verlegen schaut sie mich an und bittet stumm um Verständnis.

"Vielleicht rausgerutscht?", meine Stimme wird immer lauter und überschlägt sich fast. Ich fahre mir in die Haare und tigere auf und ab.

"Mama wie konntest Du ihm das nur erzählen? Oh Gott", ich bin fassungslos und mir kommen mal wieder die Tränen. Was denkt er jetzt von mir. Erst macht er mir ein Liebes Geständnis und ich trete ihn mit Füßen. Dann entscheide ich mich für einen anderen so das ihm nichts anderes übrig bleibt als vor mir zu flüchten. Nun ist Lars weg und er könnte mir ein "ich habs Dir ja gesagt" unter die Nase reiben. 

Mir wird der Hals eng. Ich kann nicht länger hier bleiben. Zum Glück habe ich meinen Mantel noch nicht ausgezogen. So drehe ich mich einfach um und stürme in Panik aus der Haustür.

"Junge! Robert so warte doch!", ruft mir meine Mutter hinter her, doch ich bleibe nicht stehen sondern renne so schnell es eben auf dem vom Schneematsch rutschigen Weg geht weg von meinem Elternhaus in die einsetzende Dunkelheit. 

>Danilo hat nach mir gefragt< hämmert es ständig in meinem Kopf. Was mache ich wenn ich ihm begegne oder er, was alle Götter verhindern mögen plötzlich vor meiner Tür auftaucht. Schlitternd komme ich zum stehen und mir ist schlecht. Zitternd stütze ich mich an der Hauswand vor mir ab und lasse den Kopf hängen. Tränen laufen in wahren Sturzbächen meine Wangen runter und mein Körper wird von unterdrückten Schluchzern geschüttelt. Gott sei Dank ist es in der zwischenzeit schon Dunkel geworden und es sind nur wenige Menschen unterwegs.

Ich bin so in meiner Verzweiflung gefangen das ich die zarte Berührung an meinem Rücken und die Stimme die meinen Namen flüstert nicht gleich realisiere.

Erst als ich an eine kräftige Brust gezogen werde, jemand mir zärtlich durch die Haare streichelt und immer wieder meinen Namen in mein Ohr flüstert merke ich das etwas nicht stimmen kann.

Verwundert blicke ich auf und schaue mit brennenden Augen in hellbraune fast gelbe Katzenaugen. Die in der Dunkelheit im Schein der Strassenlampe fast fluozierend wirken. >Danilo< der Name schießt in mein Gehirn und ein >Endlich< bleibt in der Leere zurück. Schlanke Hände umfassen sanft mein Gesicht, Daumen wischen zärtlich die Tränenspur weg und dann senkt sich sein Mund auf meine bebenden Lippen.

Hilflos schließe ich die Augen und lehne mich an ihn. Kralle mich in seine Jacke um im nächsten Augenblick die Arme auf seinen Rücken zu legen und mich noch dichter an ihn zu pressen. Diese Umarmung tut so gut und ich merke wie erste Risse in meinem Herzen gekittet werden.

     

Der Kuss war nur kurz und doch hat er meine Wahrnehmung verschoben. Ich atme seinen vertrauten Duft ein und berausche mich an der Mischung von Moschus und Sandelholz seines After Shaves.

Tausend Fragen purzeln in meinem Kopf umher und doch kommt keine über meine Lippen. Ich habe Angst vor den Antworten. Also klammere ich mich an ihm fest, flüchte in diese tröstende Umarmung und verbanne alles schlechte vorüber gehend. 

Danilo hat seine Stirn an meine gelegt und streichelt mit der einen Hand meinen Nacken während seine andere locker auf meinem Rücken liegt.  

Ich flüstere seinen Namen und Erleichterung flutet meinen Körper. Ich bin nicht länger allein und vielleicht zeichnet sich jetzt endlich ein Lichtstreif am Horizont ab. Sein warmes Timbre holt mich in die Wirklichkeit zurück.

"Ach Robert", sagt er leise, streichelt dabei jetzt wieder meine Wange und schaut mir besorgt in die Augen "Was machst Du nur für Sachen - Hm?", seine Finger gleiten zu meinem Haar und spielen damit.

"Ich dachte die ganze Zeit du wärst glücklich mit Deinem Lars, dann erfahre ich das er weg ist und Du Dich mit gebrochenen Herz in Deiner Wohnung verkrochen hast. Deine Mutter hat alles in so düsteren Farben gemalt, dass mir Angst und Bange wurde um Dich. Ich bin vorhin bei Dir gewesen und als Du nicht geöffnet hast habe ich mir wahnsinnige Sorgen gemacht. Also rief ich Deine Eltern an und mir ist fast das das Herz stehen geblieben als mir Deine Mutter erzählte das Du völlig durcheinander und Kopflos weg gerannt bist. Ich bin natürlich sofort los um Dich zu suchen.", seine Stimme klingt erleichtert. Sie ist so zärtlich und ohne Vorwurf.

Ich lasse mich von ihm nach Hause führen und genieße es von ihm umsorgt zu werden. Er hilft mir aus dem Mantel und schiebt mich in die Küche. Drückt mich auf einen Stuhl und setzt Wasser für Tee auf. Er meint der würde meine Nerven beruhigen. Ich weiß gar nicht ob ich welchen im Haus habe und sage es ihm.

Darauf hin kramt er in meinen Schränken und findet tatsächlich ganz in der hintersten Ecke eine angefangene Packung Kräutertee. Wann habe ich die denn gekauft? Und schüttle mich jetzt schon. Ich mag Tee nicht so gern und mit Kräutertee kann man mich jagen.

Die zehn Minuten bis er fertig ist sind die längsten meines Lebens weil gespanntes Schweigen zwischen uns herrscht. Auch wage ich es nicht ihm in die Augen zu sehen aus Angst ich könnte darin was entdecken was ihm und mir Schmerzen bereiten würde.

 

Ich umklammere die Heiße Tasse und langsam taut sie meine eiskalten Hände wieder auf.

Das Schweigen wird immer unangenehmer und plötzlich fangen wir beide zur gleichen Zeit an zu sprechen.

"Ich wollte vorhin ...", fängt er an während von mir ein "Du hast ...", kommt.

Wir sehen uns an und plötzlich ist die alte Vertrautheit wieder da. Unsere Freundschaft hatte zwar einen gewaltigen Knacks bekommen aber sie ist nach wie vor vorhanden und mir fällt ein Stein vom Herzen.

Prustend lachen wir laut los und jeder versucht den anderen zu animieren den angefangenen Satz zu beenden. 

Schließlich gebe ich mich geschlagen und stelle die halbleere Tasse auf den Tisch.

"Ok", sage ich nun wieder ernst und will dann von ihm wissen "Du hast mich also gesucht?"

Er nickt nur und hat ein verboten süßes Lächeln auf den Lippen. Alarmglocken schrillen irgendwo in meinem Hinterkopf. >Vorsicht mach jetzt bloß keinen Fehler< flüstert ein Kobold in mein Ohr den ich ignoriere denn ich will einfach wissen ob er mir wirklich verziehen hat und wie er zu mir steht.

"Warum jetzt Danilo? Warum fragst Du ausgerechnet jetzt nach mir und nicht schon vor Monaten?", ich schaue ihm fest ins Gesicht um keine Regung zu verpassen. Da, ein Schatten huscht über sein Gesicht und einen kurzen Moment verhärten sich seine Züge. Dann schließt er gequält die Augen und atmet tief durch.

Als er sie wieder öffnet und mich ansieht geht ein Stromschlag durch mich durch so eindringlich ist sein Blick.

"Musst Du das wirklich fragen Robert? Du kennst die Antwort doch schon.", er ist ruhig - zu ruhig und gerade das beunruhigt mich. Ich rutsche auf dem Stuhl hin und her, muss mich räuspern und mein Lieder flattern.

Kurz zuckt sein Körper als wolle er sich in Bewegung setzten doch er hat sich sofort wieder unter Kontrolle.

Nun lehnt er sich gespielt entspannt an die Spüle, verschränkt die Arme vor der Brust und blickt mich unter halb gesenkten Lidern an. Seine gelben Augen schimmern geheimnisvoll zwischen seinen Wimpern hervor.

"Also gut", seine Stimme ist frei von jeder Emotion "doch mach mir hinterher keine Vorwürfe wenn Dir die Antwort nicht gefällt.", er atmet noch einmal tief durch und beginnt dann.

"Du kannst Dir sicher vorstellen das ich am Boden zerstört war als Du Lars mir vorgezogen hast.", als ich verschämt nicke fährt er fort.

"Natürlich hatte ich keine Lust mir euer Glück hautnah anzusehen. Dabei zu stehen wie ihr Händchen haltet und euch Küsst - Nein das konnte ich auf keinen Fall. Dann hättest Du mir auch gleich das Herz bei lebendigen Leib heraus reißen können. Ich war so froh als meine Mutter mir vorschlug zu Onkel Dieter zu fahren um Abstand zu bekommen. Und es hat einigermaßen geholfen. Ich habe lange Spaziergänge am Strand gemacht und gegrübelt. Mit mir gehadert und Dich verflucht. Als ich an einem recht stürmischen Tag wieder auf meinem Lieblingsfelsen am Strand saß und in Selbstmitleid zerfloss merkte ich nicht gleich das ich nicht mehr allein war. Ein älterer Mann stand neben mir und schaute einfach nur aufs Meer hinaus. Ich habe mich tierisch erschrocken als ich im Augenwinkel bemerkte wie sich etwas bewegte. Aber es war nur sein Haar das vom Wind zerzaust wurde. Ich glaube ich sah ganz schön bescheuert aus denn als er mich ansah lachte er. Dann sagte er, er hätte mich schon ein paar Tage beobachtet und ob ich ihm nicht erzählen wolle was mich bedrückt. Natürlich wollte ich nicht vor einem Fremden meine Seele ausbreiten. Aber er meinte das dies manchmal besser wäre als mit Freunden oder Verwandten zu sprechen weil Fremde unbeteiligt waren und die Sachlage somit objektiver betrachten können. Er lud mich zu einem Kaffee ein ich ging mit. Warum weiß ich auch nicht. Er war ganz schön hartnäckig und hat mir schließlich doch die ganze unschöne Geschichte aus dem Kreuz geleiert. Zu meinem Erstaunen fühlte ich mich hinter her wirklich wohler. Es hatte echt gut getan über alles zu reden. Meine Gefühle für Dich und Deine Reaktion darauf.

Er hörte einfach nur zu und stellte dann Fragen die mein innerstes total durcheinander brachten. Wir redeten sehr lange, doch was mir auffiel, er gab mir keine gutgemeinten Ratschläge wie es sonst bei solchen Gesprächen üblich ist. Das hat mich schwer beeindruckt und das sagte ich ihm auch. Er lachte nur und meinte für so was wäre er absolut ungeeignet. Ihm würde schön genügen wenn ich mein Verhalten überdenken und meine eigenen Schlüsse für die Zukunft daraus ziehen würde. Dann verabschiedeten wir uns und ich habe ihn danach nie wiedergesehen. Tja was soll ich sagen mir ging es mit der Zeit besser und ich fühlte mich soweit gestärkt wieder nach Hause zu kommen. Natürlich wollte ich Dir nicht begegnen und ging Dir aus dem Weg. Hat aber nicht immer geklappt wie Du weißt und allein Dein Anblick hat mich so fertig gemacht das mich am liebsten von einer Brücke gestürzt hätte.", ich zucke bei diesen Worten zusammen und fange an zu zittern. Oh mein Gott das es so schlimm um ihn stand habe ich nicht gewusst. Klar hatte ich mir Gedanken um ihn gemacht und war besorgt gewesen weil er nicht mit mir reden wollte doch das war noch viel krasser als ich gedacht hatte. Ich seufze und fahre mir durch die Haare. 

 

"Hey, mach Dir keine Gedanken um mich.", sagt Danilo mit merkwürdiger Stimme "Du weißt doch das ich hart im nehmen bin.", dann wuschelt er mir durch die Haare. Ich habe gar nicht gemerkt wie er neben mich getreten ist. Ein gequältes Lächeln huscht über seine Lippen und ist auch schon wieder verschwunden, so das ich jetzt nicht weiß ob ich es mir vielleicht nur eingebildet habe.

"Bleibst Du heute hier?", frage ich verzagt "ich mag nicht allein sein.", und schaue ihn unsicher an.

Er atmet tief durch und seine Augenlieder flattern. Schande was tue ich ihm an. Natürlich bleibt er nicht, was habe ich mir nur dabei gedacht. Ich bin so Egoistisch und doch wünsche ich es mir von ganzem Herzen.

"Ok", kommt es gefühlte Stunden später von ihm, obwohl es nur ein oder zwei Minuten waren. 

"Wie ich ja aus Erfahrung weiß, ist Deine Couch sehr bequem.", lacht er und weicht aber meinem Blick aus.

Erleichtert puste ich mir den Pony aus der Stirn. Meine Haare sind in den letzten zwei Monaten ganz schön gewachsen und ich müsste mal dringend zum Frisör.

Danilos Wangen sind etwas gerötet und sein Blick ist sehr intensiv. Gedanken verloren spielt er mit einigen Strähnen meines Haares und lässt sie durch seinen Finger gleiten. Mir wird ganz merkwürdig warm in der Magengegend und ich muss schlucken. Seine Augen glänzen und er leckt sich nur mit der Zungenspitze ganz leicht über die Lippen.

OK - diese Situation wird mir etwas zu heikel und ich versuche krampfhaft eine Lösung für dieses Problem zu finden ohne ihm weh zu tun. Nur mir fällt nichts ein - mein Kopf ist leer und ich verfalle leicht in Panik.

>Denk nach Du Idiot - wenn Du das nicht sofort beendest landen wir noch in der Kiste und das willst Du ihm auf keinen Fall an tun. Er würde sich nur Hoffnungen machen wo keine sind. Du liebst Lars.< 

 Meine Gedanken wirbeln im Kopf herum als Danilo sich jetzt auch noch leicht vorbeugt und mir einen Kuss auf die Stirn haucht, verabschiedet sich mein Gewissen und macht der Begierde platz. Oh Gott es ist so lange her das mich männliche Hände gestreichelt haben. Ich stöhne wohlig auf und höre wie er zischend Luft holt, bevor er mir fordernd seine Lippen auf den Mund presst.

 >Jaaaa< ist alles was ich noch denken kann, dann bin ich kein Mensch mehr sondern nur noch Lust.

 Unsere Zungen tanzen einen perfekt einstudierten Tanz und ich habe keine Ahnung wer dafür die Choreographie dafür gemacht hat, es fühlt sich einfach nur himmlisch an.

Längst stehen wir so aneinander gepresst, das nicht mal ein Stück Papier dazwischen passt. Seine Hände verbringen ware Wunder auf meiner nackten Haut. Moment - nackte Haut? Wo ist plötzlich mein Pullover und mein T-Shirt hin? Ach Scheiß egal - ich will mehr und dränge ihn an den Kühlschrank. Küsse mich seinen Hals hinunter zu seinen Brustwarzen. Brustwarzen? Wann hat er sein Oberteil ausgezogen - oder war ich das?

Wen interessiert das. Allein sein wohliges Stöhnen ist Musik in meinen Ohren und ich mein Ergeiz wird angestachelt. Ich will ihn zum Schreien bringen. Er soll alles vergessen und nur diesen Moment genießen. Morgen ist weit weg.

 

Blinzelnd öffne ich die Augen und werde vom Morgenlicht geblendet, denn die Sonne scheint genau in mein Gesicht. Ein warmer Körper schmiegt sich an meinen Rücken, ein Arm umschlingt meinen Bauch und ein Bein hat sich zwischen meine geschoben. Ein verträumtes Seufzen verlässt meine Lippen. Ich schließe meine Augen wieder und ich kuschele mich tiefer in diese wunderbar warme und beschützende Umarmung und lächle glücklich.

Doch plötzlich durchbohrt mich der Schock und ich zucke unter Schmerzen zusammen.

Fuck. Was in Gottes Namen habe ich getan? Verdammte Scheiße nochmal. Mir wird heiß und kalt und ich fange an zu zittern. Reue und Scham toben durch meinen Körper und formen das Wort Schlampe in meinen Kopf. Nach nur zwei Monaten Trennung betrüge ich Lars, verrate unsere Liebe nur weil ich meinen Schwanz nicht unter Kontrolle habe. Oh Gott... ich kann ihm nie mehr unter die Augen treten. Wir haben uns vor seiner Abreise ewige Liebe geschworen und wollten gleich nach seiner Heimkehr heiraten. Verzweiflung schnürt mein Herz und meine Kehle zu, ich bekomme keine Luft mehr und fange an zu hyperventilieren.

Als ich wieder zu mir komme, sitze ich auf Danilos Schoß. Er hält mich tröstend im Arm, streichelt meinen Rücken und flüstert mir beruhigende Zärtlichkeiten ins Ohr. Als meine Schluchzer endlich vereben - wann habe ich ich angefangen zu weinen? - hebt er mit einem Finger mein Kinn und wir schauen uns in die Augen. Sein Blick ist wissend, voller Schmerz und doch glimmt ganz Tief die Hoffnung. Wie lange wir uns einfach nur ansehen und ohne Worte kommunizieren weiß ich nicht, doch nach gefühlten Stunden lehne ich mich an ihn küsse den Puls an seinem Hals ganz sacht und schließe meine Augen. Bedächtig und langsam lässt Danilo mich wieder auf die Matratze gleiten und zieht die Decke über unsere Körper.

"Es wird alles gut Robert, ich verspreche es." Flüstert er in mein Ohr und zieht mich fest in seine starken Arme. Dieses Versprechen heilt meine Seele und ich schlafe erschöpft ein mit dem Gefühl seiner weichen Lippen auf meiner Stirn.

 

 

Alles auf Anfang?

Nach meinem Zusammenbruch haben Danilo und ich uns hingesetzt und ernsthaft ausgesprochen.

Ob wir alles aufgearbeitet haben wird die Zeit zeigen doch im Moment ist es gut so wie es ist.

Die Nacht mit ihm war phänomenal und hat auch fast alles erlebte mit Lars in den Schatten gestellt. Seine Zärtlichkeiten, die Leidenschaft und Hingabe haben mich in den Himmel gehoben und ich fühlte mich wie ein kostbarer Schatz in seinen Händen. Doch der Absturz durch die Erkenntnis das ich Lars betrogen habe hat mich in die tiefste Hölle katapultiert.

Was sollte ich jetzt tun? Es ihm zu beichten würde ihm das Herz brechen, doch es zu verschweigen wäre keine Lösung. So ein Bertug kommt immer ans Licht egal wie sehr man es verdrängt oder versucht es ungeschehen zu machen und dann wäre es noch grausamer für ihn. Ich weiß einfach nicht weiter und das macht mich fertig.

Lars und ich haben jetzt seit anderthalb Wochen nicht miteinander geskypt. Ich konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen und bekam schon Magenschmerzen wenn ich nur daran dachte das ich ihn nicht ewig mit Textnachrichten und Ausreden hinhalten kann.

 

Danilo hat sich um hundertachzig Grad gedreht. Er ist erwachsen geworden und versucht mir in meinem Gefühlschaos beizustehen. Baut mich auf wenn ich in meinem Selbstmitleid zu versinken drohe, gibt mir Halt in seinen starken Armen wenn die Verzeiflung mir den Atem raubt und beruhigt meine Seele mit seinen Liebevollen Worten. Schwüre voller Liebe, Hoffnung und Beständigkeit, sie kommen tief aus seinem Herzen und ich spüre die Wahrheit in ihnen. Langsam und fast unbemerkt kitten die Risse und ich finde zu meinem Selbst zurück, doch es bleibt die Angst das dies alles nur eine Scheinwelt ist die jeden Moment in sich zusammenfällt. Sie wird zwar jeden Tag weniger, doch sie ist da.

Die Tage verfliegen und Lars lässt sich nicht länger vertrösten, besteht praktisch darauf das wir persönlich reden. War ja auch klar, das ich irgendwann mit ihm reden muss. Mir ist schlecht und mein Kreislauf ist kurz vor dem Kollaps. Kalter Schweiß bildet sich auf meiner Stirn während sich die Verbindung aufbaut.

Meine Hände zittern und ich hoffe das ich gleich meine Stimme unter Kontrolle habe und nicht sofort anfange zu weinen.

Als es soweit ist, schauen wir uns nur an. Lange - vielleicht nur ein paar Minuten, es könnten aber auch nur Sekunden gewesen sein. Ich weiß es nicht. Unfähig ein Wort rauszubringen räuspere ich mich mehrmals und bringe dann ein kraziges Hallo herraus. Er nickt nur und fährt sich fahrig durch die Haare. Mir fällt mit einem mal auf das er meinem Blick ausweicht und versucht über Belanglosigkeiten zu reden. Das Wetter in Deutschland, Familienneuigkeiten und nun auch noch Tratsch aus seiner Firma. Ich stutze und bemerke das er immer wieder über den Bildschirm schaut, so als wäre er in Gedanken und das Gespräch mit mir nur eine Pflichterfüllung.

Ich unterbreche ihn: "Ich muss dir was sagen!". Jetzt habe ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Dann seufzt er und nuschelt "Ich dir auch." und schaut beschämt weg.

Oh ha -  also war meine Ahnung damals bei seiner Abreise doch richtig. Scheiße!!! Ok - Augen zu und durch. "Wer fängt an?" frage ich, halte den Atem an und bete das er den Anfang macht.

Er fährt sich wieder durch die Haare, verwuschlt sie komplett und räuspert sich mehrmals. Dann kommt es zögernt: "Also - ähh. Ja also - ähh." und verstummt. Dann flucht er laut "Scheiße!!!" wieder ein Moment der Stille. "Hör zu" er räuspert sich wieder "ich wollte das nicht, doch es ist einfach passiert. Tut mir leid."

Tränen glitzern in seinen Augen. Ich verstehe nur Bahnhof. Was tut ihm leid und frage danach.

Er druckst herrum und weicht wieder meinem Blick aus. Langsam werde ich sauer und motze schließlich: "Was tut dir leid?" Er zuckt zusammen und kneift die Augen zu. "Ich habe mich in meinen Chef verliebt und mit ihm geschlafen" sprudelt es aus ihm herraus und ich höre den Stein förmlich plumsen der auf seiner Seele lag. Die Anspannung aus seinem Körper ist raus und ich sehe die Erleichterung die das Geständnis ihm gebracht hat. Tja, dann sind wir ja schon zwei doch ich muss ihm meins noch beichten.

"Huhh - tja also" jetzt muss ich mich räuspern "Du bist nicht allein Lars." Ich sehe die Fragezeichen über seinem Kopf und schmunzle ein wenig auch wenn mein Herz vor Aufregung gallopiert und ich Schweißausbrüche habe. "Hähh" entkommt es seinen Lippen und er sieht total vewirrt aus. Ich muss es ihm sagen. Hoffentlich bekomme ich das hin, bevor ich doch noch hier zusammenklappe. Ich nehme all meinen Mut zusammen und gestehe "Ich bin in Danilo verliebt und habe auch mit ihm geschlafen." Lars ist total perplex und "Ne näh, das ist jetzt nicht wahr" entschlüpft ihm und er schaut mich ganz entgeistert an. Dann plötzlich ist er von Null auf Hundert und schreit mich Wut entbrannt an: "Du miese Schlampe, kaum bin ich weg lässt du dich von diesem Loser ficken. Gott ich bin so froh das ich noch die Kurve gekriegt habe und vor der Ehe herraus gefunden habe was für eine Bitch du bist. Wie lange geht das schon mit euch? Hast du gleich nach meiner Abreise die Beine für ihn breit gemacht? Konnest es wohl kaum erwarten wieder einen Schwanz in deinem Arsch zu haben. Verfluchter Dreckskerl. Ich mache mich hier fertig wegen dir und du lässt dich von einem anderen durchnehmen. Ich hasse dich!!!"

Immer noch fuchsteufelswild beendet er die Sitzung und ich sitze völlig erstarrt auf der Couch und schaue blicklos auf den Bildschirm meines Laptop. Was zum Geier war das gerade eben? Ich raffe es nicht und bin völlig durch den Wind.

 

So findet mich Danilo später als er von der Arbeit nach Hause kommt. Immer noch stehe ich neben mir und kann nicht begreifen was vorhin passiert ist.

"Robert Schatz?" Danilo setzt sich neben mir und legt einen Arm um meine Schultern Sein Blick ist besorgt und doch so voller Liebe. Wie Schuppen fällt es mir von den Augen, schließe sie und stöhne gequält auf. Gott, ich bin so ein Depp und habe den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Ich schaue Danilo ins Gesicht und dann überdrücke ich den Abstand. Werfe mich praktisch an seinen Körper und küsse ihn. Nach einem kurzem Überraschungsmoment schließt er fest die Arme um mich, übernimmt gekonnt die Führung und ich überlasse ihm gern die Zügel.

Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit voller Leidenschaft liegen wir nackt, aneinandergekuschelt auf der Couch und ich streichle sanft seine Brust. Fahre mit den Fingern seine Muskeln nach und bewundere andächtig sein tolles Sixpack. Nach der Hitze unserer Schweißtreibenen Beschäftigung von eben, kühlt die Nässe jetzt unangenehm und ich erzittere leicht. Danilo erhebt sich leicht und breitet die leichte Fleecedecke über uns, die ich immer über der Sofalehne zu liegen habe. So behütet kuschele ich mich wieder an Danilo und seufze zufrieden. Außerdem ertappe ich mich dabei wie ein glückliches Lächeln meine Mundwinkel umspielt. Schon verrückt das ganze.

"Verräts du mir nun was vorhin los war?" fragt Danilo und streicht mir eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. Ich lege mein Kinn auf die Hand auf seinem Brustkorb und schaue ihn an. Er lächelt mir aufmunternt zu und ich gebe dem Verlangen nach ihn zu küssen. Sanft berühren meine Lippen seine und als ich ihm danach in die Augen blicke leuchten sie voller Liebe und Zärtlichkeit. Er lächelt glücklich und krault meinen Nacken. 

 

Ich schau ihn immer noch an und lasse dann die Bombe platzen: "Lars hat sich in Japan in seinen Chef verliebt und mit ihm geschlafen."

Danilo steht der Mund vor Überraschung offen und ein "Was? Is nicht wahr." kommt ihm über die Lippen.

Ich schmunzle und nicke "Krass Alter. Das ist ja ein Hammer." Immer noch ungläubig runzelt er die Stirn, ich kann förmlich seine Gedanken rotieren sehen und dann strahlt er übers ganze Gesicht. "Dann war ja deine Beichte auch nicht so schlimm für ihn, schließlich hat er jetzt auch jemand neuen." und grinst zufrieden wie eine Katze die eine ganze Schale Sahne schlecken darf.

Betrübt gestehe ich ihm: "Leider hat er meinen Fehltritt nicht gut aufgenommen. Er hat vor Wut getobt, mich als Schlampe beschimpft und mir unterstellt das ich nur darauf gewartet habe das er geht damit ich für dich die Beine breit machen kann." Ungläubig schaut Danilo mir ins Gesicht "Seine Worte, nicht meine." kommt es noch geknickt von mir und ein paar Tränen lösen sich doch obwohl ich krampfhaft versuche sie wegzublinzeln.

"Dieses Arschloch. Wenn ich den in die Finger kriege..." Danilo kocht vor Wut "Geht selber fremd und beschimpft dich dann? Ich schwöre dir Schatz, wenn der nochmal hier auftaucht breche ich ihm sämtliche Knochen. Am liebsten würde ich ihm gleich meine Meinung sagen, aber ich denke er würde im Moment keinen Anruf von uns entgegennehmen. Trotzdem ist er en Vollidiot! Schatz es tut mir so leid, das du das erdulden musstest." Seine Arme schließen sich fester um mich und ziehen mich noch dichter an seinen Körper.

"Ich liebe dich Robert. Schon damals mit zwölf, jetzt und für immer." Er schaut mir fest in die Augen und ein Schauer läuft mir die Wirbelsäule runter. "Bitte sei mein, in diesem Leben und in allen die folgen. Bitte liebe mich, ohne dich kann ich nicht leben."

Geflascht kann ich nur nicken. Alle Anspannung fällt von ihm ab und jubelnd fällt er über mich her. Zeigt mir mit seinem Körper seinen Händen und seiner Stimme wie sehr er mich in seiner schlimmen Zeit vermisst hat und wie glücklich er jetzt ist.

Staunend nehme ich seine Gaben an, mein Herz pocht so heftig das es fast meinen Bruskorb sprengt und meine Seele vereinigt sich wieder mit der meines Geliebten. Jetzt kann ich es einsehen und verstehen. Ja Danilo hat mich von Anfang an geliebt und ich hatte mich auch auf den ersten Blick in ihn verliebt, aber ich hatte zuviel Angst es mir einzugestehen. Angst vor den Konsequenzen, ich war noch nicht bereit für ihn. Doch nun sehe ich alles Glas klar.

Ich liebe Danilo und will für immer mit ihm zusammen sein. Glücklich lächelnd und vollkommen befriedigt schlafe ich ein und Träume von einem gemeinsamen mit ihm.

 

 

 

 

Epilog

Acht Jahre sind seit jenem Denkwürdigen Tag vergangen und ich bin unendlich glücklich.

Ich konnte mein BWL-Studium erfolgreich abschließen und habe auch gleich danach einen guten Job gefunden. Danilo hat mir nach zwei Jahren Beziehung an meinem Geburtstag einen Antrag gemacht. Ganz romantisch in einem Restaurant mit Kerzenschein und sogar mit dem brühmten Kniefall. Ich war so gerührt das ich nicht sprechen sondern nur nicken konnte. Alle Leute haben applaudiert und ich bin sicher total rot angelaufen. Peinlich.

Als ich ihn später mal gefragt habe, warum ausgerechnet mein Geburtstag, meinte er mit Stolz geschwellter Brust das wäre ein Datum das ich wenigstens nicht vergessen würde und grinste mich an. Danilo Logik eben und musste lachen.

Meine Eltern und seine waren übrigens nicht überrascht als wir ihnen damals erzählten wir wären zusammen.

Mein Vater meinte nur lapidar "Wurde aber auch endlich Zeit - diesen Kindergarten hat ja keiner mehr ausgehalten." Sprachs und zog den überraschten Danilo in eine Bärenumarmung und verpasste ihm anschließend einen kräftigen Schulterklopfer der ihn fast in die Knie zwang. Als er mein Kichern hörte warf er mir einen Blick zu der bittere Rache schwor und ich schlug mir schnell die Hand vor dem Mund, konnte das Glucksen aber nicht unterdrücken. Nach dem geselligen Abend bei unseren Eltern kapitulierte ich recht schnell unter seinem Ansturm und ergab mich ihm ohne zu murren sondern mit Freude.

Jetzt wohnen wir in einem schmucken Häuschen samt Vorgarten mit weißem Zaun und einem Hund. Nur wenn Danilo seine Lederkluft anzieht und sein Motorrad anschmeißt überläuft es mich heiß und kalt. Ich fühle mich wieder jung und unbeschwert und kann es kaum abwarten hinter ihn zu klettern und meine Arme um ihn zu schließen. Fest presse ich mich an seinen Rücken während wir über die Landstraßen brausen und unsere Freiheit genießen.

 

Mit Lars habe ich mich auch vor einer Weile ausgesprochen. Wir sind uns zufällig in der Stadt über den Weg gelaufen und wie es der Zufall auch wollte genau vor dem Einkaufszentrum vor dem er mich damals angesprochen hatte. Wie damals sind wir ins Cafe Luna gegangen, doch diesmal haben wir auch Kaffee getrunken und geredet. Er entschuldigte sich für sein Benehmen und war wirklich geknickt und beschämt über seinen ausraster damals. Es täte ihm wahnsinnig leid und er hoffe ich würde ihm verzeihen. Habe ich und habe es ihm auch gesagt. Ich konnte ihm die Erleichterung ansehen und fragte ihn stattdessen über sein momentanes Leben aus. Froh darüber erzählte er mir, das er noch immer mit seinem Chef zusammen war und sehr glücklich in dieser Beziehung ist. Ich staunte nicht schlecht als ich erfuhr, das es der Designer ist der damals die ganze Sache angeleiert hatte und für unsere Trennung verantwortlich war.

Er hatte Lars bei einem seiner Besuche im Fever gesehen und sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Er ließ Erkundigungen über ihn einziehen und überwachen. Jede Veränderung in Lars seinem Leben wurde ihm sofort mitgeteilt. Natürlich auch unsere Beziehung und als klar wurde das es nicht nur eine vorübergehende Affäre war sondern was ernstes, nutzte er seinen Einfluss und seine Verbindungen um Lars nach Japan zu holen. Zu ihm und Lars endlich von mir zu trennen.

Ich war sprachlos und konnte nur den Kopf schütteln "Und du bist mit ihm wirklich glücklich? Wenn er nicht wäre Lars..." und lasse das andere unausgesprochen. Ich bin echt erschüttert.

"So komisch es jetzt auch klingen mag Robert, aber ich liebe ihn sehr auch wenn ich ihn damals zu Anfang gehasst und am liebsten erwürgt hätte." Lacht und ich kann sehen das er in Erinnerungen schwelgt. Komisch wie das Leben so spielt und die Liebe hinfällt. Ich schmunzle und bin trotzdem etwas wehmütig.

Wir reden noch über dies und das und ich erzähle ihm auch von meinem Leben mit Danilo.

"Wow - der hat sich ja ganz schön zum positiven verändert." Staunt Lars und nickt nachdenklich mit dem Kopf. Wir sehen uns an und die alte Vertrautheit ist wieder da, nur ohne Sexuelle Anziehung diesmal sondern rein freundschaftlich und es fühlt sich gut an.

 

Wir sind in Kontakt geblieben sehr zum Unmut seines und meines Partners. Doch mitlerweile kommen Kazu und Danilo gut miteinander aus. Sie werden nie beste Freunde sein, aber sie Respektieren einander und das reicht mir schon. Besser als sich die Köpfe einzuschlagen allemal, was beinahe bei Ihrem ersten Aufeinandertreffen passiert wäre. Wenn Lars nicht rechtzeitig eingefriffen hätte, Halleluja das hätte ein Blutbad gegeben obwohl alles nur ein Mißverständnis war. Die deutsche Sprache ist nun mal eine schwere Sprache und wenn man etwas falsch versteht ist der Ärger vorprogramiert. Ist aber noch mal alles gut gegangen zum Glück konnte Lars seinen Schatz überzeugen das Danilo ihn nicht beleidigt hatte sondern nur einen Scherz gemacht hat. Als Lars dann aber zu später Stunde und reichlich angetrunken angefangen hat mir an die Wäsche zu gehen, haben sich die beiden stillschweigend zusammen gerottet und mich gerettet. Wofür ich beiden unheimlich dankbar war und als ich etwas lallend Danilo mit genauen Worten und nicht gerade leise beschrieb wie ich mich bei ihm bedanken würde, wurde die Runde sehr schnell aufgehoben und ich nach Hause verfrachtet wo ich für meine vorlaute Klappe ordentlich büßen musste. Aber hey solche Bußen tat ich gern und mit Genuß.

 

Was gibt es noch zu erzählen? Eigentlich nichts, es wurde alles gesagt.

Lars lebt mit seinem Mann in Japan und ist zufrieden und glücklich mit seinem Leben. Danilo und ich haben uns hier etwas außerhalb einer Großstadt ein schönes Leben aufgebaut.

Einmal im Monat Skypen wir und erzählen den neuesten Klatsch und wenn die beiden aus Beruflichen Gründen in der Stadt sind treffen wir uns und machen einen drauf. Kazu und Danilo passen auf das wir nicht zu übermütig werden aber sonst ist es immer eine lustige Angelegenheit.

Unsere Liebe wächst und gedeiht mit jeden Tag mehr. Ich bin unendlich froh Danilo damals wieder in mein Leben gelassen zu haben und diesmal richtig mit allen Faceten einer Beziehung. Ja mit allen, denn es nicht immer alles gut sondern es gibt auch hin und wieder Streit und Meinungsverschiedenheiten. Wäre ja auch entzetzlich langweilig wenn alles Friede, Freude, Eierkuchen wäre. Gräßliche Vorstellung. So ist jeder Tag eine Überraschung und falls es doch mal Ärger im Paradies gibt, ist der Versöhnungdsex das allemal wert.

 

 

 

                                                       ENDE

 

Impressum

Texte: Beatrix Darosa
Bildmaterialien: 123rf und Sam Nolan
Tag der Veröffentlichung: 13.04.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Freundin Sam Nolan die mir das Cover gemacht hat und dann mein Beta sein wird. Was würde ich nur ohne Dich machen? Dank für Deine Freundschaft.

Nächste Seite
Seite 1 /