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Im schwebenden Nichts, war nicht nur Nichts.
Energie schwirrte herum. Plus und Minus.
Anziehen und Abstoßen. Und dann gab es den Urknall. Und nun sitze ich hier und warte auf meinen Urknall. Den Urknall der Liebe. Er saß nur da und schlürfte an seinem Kaffee und er merkte nicht wie es in mir brodelte. Die Anziehung in mir zu ihm ist stark, doch bei ihm schien ein schwebendes Nichts im Herzen zu existieren.
Wie kann ein Mann nur so blind sein und auf meine tausend Signale nicht ein einziges Mal reagieren. Meine Klassenkameraden und ich saßen im Café und besprachen die Hausaufgaben. Ich war nur mitgekommen, weil er da war. Ich hatte extra das schönste T-Shirt heute angezogen, meine Ohren geputzt, ja und sogar die Haare offen getragen, obwohl ich das nicht mochte. Nun zwirbelte ich an den Haaren herum und versuchte unauffällig meine Vorlieben beziehungsweise meine Abneigungen in die Runde zu werfen und um zu schauen welche Reaktion er machen würde. Ich erwartete ein „Oh, ich finde das auch so toll. Jaja, der Film ist super. Schön das du ihn auch magst. Kennst du die Szene mit...blabla….“, aber nichts dergleichen kam aus seinem Munde. Nun ja, er war ja keine Frau die anfing mit zu plaudern, um dem Gegenüber seine Geheimnisse entlocken zu wollen. Aber wenigstens eine kleine Rührung, ein Lächeln oder ein zufriedenes Zunicken hatte ich erwartet. Nichts. Stattdessen nippte er nochmals an seinem Kaffee und machte sich wieder an die Mathehausaufgaben dran. Er fragte: „Habt ihr was bei der 3c heraus?“
Niederschmetternd! Im Gedanken gab ich mir selber eine Kopfnuss. Das schien heute wieder kein zustimmendes Zeichen seinerseits zu geben. „Na gut du willst dich über Mathe unterhalten, gut pass auf jetzt wirst du staunen.“, dachte ich und sagte „Die war ganz einfach, da hab ich 36 raus. Da musst du nur-.“ „Falsch.“, antwortete jemand.
„Verloren.“, dachte ich. Nachdem ich für heute die Anlockversuche aufgegeben hatte, machten wir die Aufgaben zu Ende und jeder fuhr dann nach Hause.
Zuhause schwebte ich wieder auf Wolke sieben und meine Gedanken waren für ihn verloren. Ich liebe ihn und er weiß nichts davon. Sein Antlitz führte mich in eine andere Welt und ich stellte mir alles Mögliche mit ihm vor. In mir kribbelte es heftig und ich wollte nur noch ihn.
In meiner Vorstellung hielten wir Händchen zusammen, sahen uns Filme an, er half mir bei den Hausaufgaben, wir waren alleine, kuschelten und liebten uns.
Alles Träumereien, Wünsche und Hoffnungen, die nicht in Erfüllung gehen wollten.
Vor allen Dingen: Hoffnung. Nächste Woche fahren wir mit der Klasse ins Museum und ich hoffte auf Zweisamkeit und Erlösung.

Meine Gebete wurden erhört und wir verbrachten den ganzen Tag alleine. Wir durften nach dem Museumsgang Grüppchenweise die Stadt erkunden. Ich war mit ihm alleine, schwebte vor mich her und plapperte unsinniges Zeug, während er eher in Stille mit mir durch die Gegend zog.
Warum ist er so Blind. Tausende Male habe ich meine Haare gezwirbelt, war wenn möglich oft in seiner Nähe, quatschte über meine Vorlieben, versuchte seine Vorlieben zu entdecken und schwirrte um ihn herum mit rotem Gesicht, wie eine Biene um eine Blume herum. Und er merkt nichts. Er muss doch etwas gemerkt haben! Und doch sagte er nichts. Wenigstens ein: „Ich weiß ja das du mich magst, aber nee sorry…“, hätte zwar mein Herz durchschnitten, aber ich hätte wenigstens eine Antwort. So tappte ich wie ein blinder Bär in der Gegend herum, übermannt von Glücksgefühlen, aber trotzdem zu ängstlich das auszusprechen was mein Herz zerriss. Angst. Das war es eigentlich, warum ich ihm ES nicht sagen wollte. Angst. Vor der Zurückweisung und doch wenn er sie ausgesprochen hätte wäre es vielleicht sogar leichter gewesen. Aber Angst, die drei kleinen Worte zu sagen, die warf mich trotz der größten Benebelung um. Und doch wäre es beinah passiert. Da wo wir alleine waren. Ich war so dumm und fragte Ihn ob er denn jemanden mag. Er konnte keine klare Antwort geben, stellte jedoch die Frage zurück. Und ich hatte schon die Worte auf meiner Zunge, war Knallrot wie ein Pavianpo und…Nichts. Gestocktes Gestammel, Leugnen und großes Fragezeichen auf der Stirn. Wahrscheinlich deshalb, weil wir grade in dem Moment von einer Klassenkameradin beobachtet wurden, die zielsicher auf uns zusteuerte.

Jahrelang ging das so. Hübsch machen, Umwerben, Rot werden, kichern, Zeichen geben, Angst haben und hoffen. Angst. Drei kleine Worte. Nur drei. Es reichte schon diese auf Papier zu schreiben. Angst. Nichts. Und doch wäre der Mut die Erlösung gewesen. Hoffnung, Zweifel und Kummer. Gefühle durcheinander. Brodeln, hoffen, kribbeln und dann der Hass. Sauer, enttäuscht, wütend und trotzdem verliebt, verknallt und auf Wolke sieben. Chaos.
Wenn man verliebt ist, ist man im Chaos. Oder ist man im Nichts? Wer mutig ist erhält Klarheit und wer nicht, der fällt.
Jahre vergingen. Nichts. Wenn man jung ist, ist alles neu und was heute einfach erscheint, war damals dumm und schwerfällig. Warum hat er auf meine Signale nicht reagiert, wenigstens ein: „Nein.“ Waren meine Signale nicht deutlich genug?

Plötzlich Verwirrung. Ein anderer Junge, jahrelang in meiner Parallelklasse. Ich sehe ihn. Kennen tue ich ihn nur flüchtig. Doch plötzlich sehe ich seine Zeichen. Zu spät. In ihm ist Trauer, Kummer und Hoffnungslosigkeit. Nie hätte ich geahnt, dass dieser mich liebt. Seine Zeichen. Zu spät. Er hat mich geliebt. War oft in meiner Nähe. Hoffnung, Angst, Zeichen, Liebe und ein tiefes Nichts. Er hatte das gleiche mit mir, wie ich mit meinem durchlebt.
Was hat er alles durchlebt? Umwerben, brodeln, hoffen, kribbeln und dann sauer, enttäuscht, wütend und trotzdem verliebt, verknallt und auf Wolke sieben?
Jahre vergingen. Nichts.
Und niemand hatte das bekommen, was er wollte. Kummer, gebrochenes Herz und ein tiefes Nichts bleiben zurück. Jahre vergehen. Schule zu Ende, Umzug und auf nimmer wieder sehen.
Gedanken, traurige Gedanken, Schmerz und Kummer bleiben. Nachdenken. Selbst ich hatte jemanden nicht wahrgenommen und ihm Kummer bereitet. Ich war blind und habe die Zeichen des anderen nicht gesehen. Was hat er durchlebt? Ich war blind.
Blind vor Liebe.

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Tag der Veröffentlichung: 05.10.2010

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