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Erste Begegnung

Der erste Blick in deine Augen hat gereicht, um alle Schönheiten der Welt zu erblicken. Von da an glaubte ich,  ,die Eine' gefunden zu haben. Wie gesagt ich glaubte es. Ein Film spielte sich vor meinen Augen ab- die Zukunft, die ich mir erträumte, derer du Teil werden solltest. Ich war glücklich. Es kam mir vor, als sei ich bereits all die Wege durchschritten, die nötig wären, um einen Anfang zu setzen. Einen Anfang, dessen Ende du gemeinsam mit mir setzen solltest. Doch schnell bemerkte ich, dass ich mich im Film verfranzt hatte, der sich immer noch in meinem Kopf abspielte, also warst du immer noch das Mädchen, dessen Namen ich schon längst vergessen hatte, weil ich so sehr damit beschäftigt war, dir die Hauptrolle in meinem Film zu vergeben.

So merkte ich mir nur deine Augen, so unverwechselbar, so einzigartig, voller Lebensfreude und Elan. Ich war überwältigt, konnte nicht glauben, wie sich so viel Kraft in den Augen eines einzigen Menschen gesammelt haben konnte. Kraft, die mir fehlte, um bei diesem Anblick auf den Beinen stehen zu können, doch es ging nicht, ziemlich rasch saß ich mich hin, neben dich, worauf du mich mit überraschten, aber doch erfreuten Blicken ansahst. Diesen Akt legitimierte ich anhand unseres gemeinsamen Freundes. Wäre er nicht gewesen, so hätte ich mich nicht neben dich gesetzt, hätte dich nicht kennengelernt und nicht die Welt in deinen Augen erblicken dürfen.

Jedenfalls saßen wir dann zu dritt, ganz vorne, als nächste am Professor der Psychologie, als sei ich interessiert an dem, was er vorzutragen hat. Nicht im geringsten. Mein ganzes Interesse galt nur dir. Ich warf mehrere flüchtige Blicke zu, die du jedoch nicht erwidertest, sondern so tatst, als würdest du all deine Konzentration dem Professor widmen. So war es dem nicht. Ich wusste es gefiel dir, wie ich dich ansah und dabei so tat, als würde mein Blick das ein oder andere Mal zufälligerweise über dich wandern, während ich etwas anderes im Raum betrachtete. Doch gabst du kein Zeichen davon und bliebst dabei so zu tun, als würdest du dem Dozenten zuhören.

 So verliefen ungefähr anderthalb Stunden, die auch ruhig hätten länger dauern können, denn so verabschiedeten wir uns voneinander, ich, ohne mir deinen Namen gemerkt zu haben und du, ohne dich vorgestellt zu haben. So trennten wir uns dann und du bliebst für mich nur ''das Mädchen aus der Psychologievorlesung'', jedoch nicht im Herzen. Ich war verwundert, als du die Woche darauf durch die Tür gingst, durch die Reihen liefst, mit einer Eleganz, der ich zuvor noch nie begegnet war, nur um deinen Platz neben mir zu nehmen. Etwas, das selten vorkam, dass sich ein Mädchen, von dem ich leicht angetan war, aus eigenem Willen neben mich setzte.

Ich meine, es war eine Menge anderer Sitzplätze verfügbar, derer du dich hättest bedienen können. Aber nein, es musste der Platz neben mir sein. Ich konnte mich nicht beschweren. Und ich bemerkte, wie deine Augen wieder lachten, als du neben mir saßt. Ich dachte, es müsse dir die gleiche Freude bereiten, in meiner Nähe zu sein, wie mir, wenn ich deine Nähe genießen durfte. Doch schnell vergaß ich das wieder, denn meine Freude in jenem Moment war unvergleichbar. Ich muss gestorben sein, dachte ich mir, denn der Platz neben dir kann nur das Paradies sein. Ich störte mich immer noch daran, dass ich deinen Namen nicht wusste- es gab ja deine Augen- unvergleichlich schön- die man sehr schwer hätte verwechseln können- doch ich brauchte deinen Namen.

Es ging die Anwesenheitsliste herum, doch bevor ich erhaschen konnte, in welcher Zeile du nun unterschrieben hattest, setztest du so zügig, wie es nur ging, ein Gekritzel, das deine Unterschrift darstellen sollte- es hätte jede Zeile sein können, mit all den krakeligen Unterschriften. Ich behielt die Liste und tat so, als würde ich meine Unterschriftenzeile suchen- lächerlich, denn ich kam- durch meinen mit 'A' beginnenden Nachnamen direkt an zweiter Stelle, und entschied mich per Auschlussverfahren, alle Namen zu sortieren, die ich bereits kannte- nutzlos, ich bin nämlich eine Pfeife, was das Merken von Namen anbetrifft, schlecht für einen angehenden Lehrer, denn es waren viel zu viele unbekannte Namen dabei, als dass ich hätte deinen 'herausfiltern' können.

 So verging auch eine Woche, ohne nach deinem Namen gefragt zu haben. Ich drückte mich davor, denn ich sah es, zumindest für mich, als eine Schande an, den Namen einer solch schönen Besitzerin mit genauso schönen Augen nicht merken zu können. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste meinen Freund fragen, der dich bereits etwas länger kannte als ich. Kaum tat ich das, schon wurde ich komisch angeschaut, was mit der unausgesprochenen Frage 'Stehst du auf sie?' gleichzustellen sein dürfte, welche ich mit einem langgezogenen 'Neeeiin- sie ist nur sehr nett' entgegnete, was ich bis heute bereue, da ich seitdem mit meinem Gewissen zu kämpfen habe, weil ich nicht zu dem Stand, was ich eigentlich empfand.

Zweites Kapitel

Dann kam die langersehnte Begegnung. Unter dem mit Sternen verzierten Nachthimmel, in Begleitung von Gitarrenakkorden, Getränken und einer leichten Melancholie. Wir brauchten kein Licht, denn der Mond strahlte mit voller Kraft, vielleicht damit ich aus ihr Kraft schöpfen und das unausgesprochene kundtun würde. Schnell ließen wir uns mitreißen von den Emotionen, die aus den Gitarrensaiten emporströmten und sangen, so laut es nur ging, trotz später Stunde, dass uns der Hals austrocknete und wir schließlich immer wieder von unseren Getränken nippen mussten, dass wir nun, etwas benommen, immer näherkamen- immer näher und doch so distanziert, dass unsere Hände sich in sich verfingen, statt die Hand des anderen zu fassen. Leicht gesagt, schwer getan. so vergingen Stunden im Mondschein, der sich nun hinter dem immensen Gebäude zu verschwinden drohte und ich dich nur nch an deinem verführerischen Duft erkannte. So entschied man sich nach langem hin und her, das Konzert zu beenden und sich der Zweisamkeit zu begeben, einer Zweisamkeit, die eher der Einsamkeit gleichte als einem Miteinander. Wir gaben uns aufs Bett, du nahmst deinen Platz an der Wandseite und je mehr ich dir Platz machte, desto näher kauertest du dich an die Wand und zogst dich zurück vor dem, wonach du dich, genauso wie ich, seit langem sehntest. aber du hattest Angst. Angst davor, der Wahrheit zu begegnen. Ich hatte sie mir längst gestanden, du jedoch leugnetest sie mit jeder Geste, jeder Mimik, die dein Verstand dir vorschrieb, zu vollziehen. Und ich hatte Angst, dich zu erschrecken, dir wehzutun, dir eine Last auf die Schultern zu legen, dich vor Aufgaben stellen zu müssen, denen du nicht einmal im Ansatz gewachsen warst. Ich spürte es. Deine Hände zitterten, dein Atem stockte, du atmetest tief ein und lange aus- dein Puls stieg an. Woher ich das so genau weiß? Ich bin du& du bist ich- ganz einfach. Doch du siehst es nicht, deine Angst macht dich blind- blind.. to be continued

 

Wie hätte der Abend noch enden können?- frage ich mich. Die Antwort liegt auf der Hand- nicht anders. Es war eine Reihe von, manche mögen es Zufall nennen, schicksalhaften Gegebenheiten, die dazu führten, das er so endete, wie er musste, wie er das tat. Es genügte, deinen Atem, einer sommerlichen Brise gleichend, in meinem Gesicht zu spüren, deine zarte Haut zu berühren und dich dabei zu beobachten, wie du mit deiner leicht erchrockenen Art auf das letzte Stück des Bettes zurückzogst, obgleich ich dir doch nie schaden, wehtun würde. Doch du verstandest es nicht. Es waren nicht die niederen Gelüste, die mich in jener Nacht vorantrieben, sondern die Sehnsucht nach dir die mich von dir abhielt. Ich hatte mir vorgenommen, auf Schlaf zu verzichten und dir beim Schlafen zuzusehen, doch ich war erschöpft von der Bemühung, dir nicht zu nahe zu treten, das Bett ohnehin schon zu klein- und schlief ein. Dennoch konnte ich mich nicht beschweren. Ich fühlte mich zum ersten Mal im Leben so vollkommen. Schließlich wachte ich am nächsten Morgen auf- erschrak zuerst, du magst es mir vielleicht nicht glauben, du warst das erste Mädchen neben dem ich aufwachte und dachte: Neben mir liegt das schönste Wesen auf Erden! Ich gedachte, es auszusprechen sobald du aufwachen würdest, doch der Moment kam und ich konnte es nicht, mir stockte der Atem, mein Herz schlug schneller, meine Hände zitterten- ich konnte nicht über dein seidenes Haar streifen- ich war zu schwach.

Ich- mein einziges Hindernis

Manchmal stehe ich mir selbst im Weg, wie eine unüberwindbare Schwelle aus Furcht, Angst, Verzweiflung und Enttäuschung. Ich suche den Weg zu dir, meine ihn gefunden zu haben und folge meinem Gefühl, das mich zu dir hinzieht, doch je mehr ich mich nach dir sehne, umso qualvoller und länger werden die vermeintlichen Wege zum Glück- zu Dir! Kaum gedenke ich den Kampf verloren zu haben, schon glaube ich dem Trugbild, das Ziel erreicht zu haben, merke jedoch schon bald, dass ich erneut an meine Grenzen stieß. Grenzen, die ich selbst, wegen meiner selbst, trotz meiner selbst, für mich selbst, um deinetwillen setzte. Deinetwillen setzte ich sie, die Grenzen, aus Verzweiflung, aus Angst, dich zu verlieren, bevor ich dich überhaupt für mich gewinnen konnte. Solch wirre Dinge schießen mir jedes Mal durch den Kopf, wenn sich auch nur einen Funken an Gedanken an dich verschwendet wird. Bin ich denn verrückt geworden? Muss ich um meine geistige Gesundheit bangen? Andere nennen es Liebe, halten es für ein angenehmes Gefühl, die Nähe der Geliebten zu genießen- kennen die Kehrseite nicht, nämlich die, jemandem aus Liebe fernbleiben zu müssen.

Warum?

Du bist mir ein Dorn im Auge! Nicht, dass ich dich nicht mögen würde oder nicht leiden könnte, ganz im Gegenteil, du bist das Glück in Person, das mir genau dann widerfuhr, als ich es am wenigsten erwartete. Umso größer war letztlich die Freude, dich entdeckt zu haben, oder war es doch umgekehrt? Ich weiß es nicht. Genau das verstört mich daran. Strebte ich überhaupt nach Glück? War ich denn so verzweifelt, dass mir diesbezüglich niemand das Wasser reichen konnte? Musstest du ausgerechnet an jenem Tag, zu jenem Zeitpunkt, zu jenem Augenblick, zu jenem Herzschlag, der länger anzudauern schien, als er das vermochte, erscheinen? Ausgerechnet dann als die Leere in mir zu zerbersten drohte, setztest du dich mit großer Leichtigkeit und auch etwas spielerisch ins Zentrum meiner Welt, der Welt, die beinahe im Dunkeln versank. Der Welt die mir keine Aussicht mehr bot, dass ich nicht wusste wie mir sein sollte. Es fällt mir nicht leicht eine Entscheidung zu fällen. Soll ich mich glücklich schätzen, dir begegnet zu sein? ja? nein?

Kurz vor Schluss

Leise weine ich vor mich hin, Träne um Träne wächst mein Leid, ich ertränke mich in ihnen, ein leichter Beigeschmack des Whiskeys in Begleitung des bitteren Nachgeschmacks- gefolgt von Kummer, Frust, Trauer, Wut- eine Mischung, die sich wahrscheinlich in keinem Menschen zuvor konzentriert hatte. Schluck für Schluck scheint sich der Schmerz zu lindern, doch schnell wird es mir bewusst- es betäubt nur die Sinne, es macht nur den Anschein als würden alle Wunden heilen, doch wird am nächsten Morgen die Kruste erneut aufreißen und die Wunde weiter bluten, wieder wird zur Flasche gegriffen, ein Schluck und das Spiel beginnt von vorne- ein nie endender Teufelskreis? Oder endet er doch etwa mit dem Tod? Spät abends öffne ich die Augen und siehe da!- Ich befinde mich im Bus auf der Reise nach Wasweißichwohin.. Plötzlich habe ich alle Aufmerksamkeit der Welt nur für mich, alle Blicke kreuzen sich- mit mir in ihrem Mittelpunkt, spöttischer denn je, böse Absichten unterstellen sie mir- ich sei ein Herzensbrecher! Betrachten dabei jedoch nicht die Schattenseite..

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.09.2013

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