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1
Harley Beach. Ist doch total beschissen. Was fällt meiner Mum denn ein mich einfach zu meiner Tante und meinem blöden Onkel abzuschieben? Sie meinte, sie wolle ihre Ehe retten. Ich hasse Ralf. Wer heißt denn schon so? Was für eine Ehe überhaupt? Ich kann ihr das nie verzeihen dass sie sich neu verliebt hat. Das sie sowas überhaupt kann ist ja schon krank. Hat sie mit Dad denn schon abeschlossen? Schließlich war es ihre verdammte Schuld dass er sich umgebracht hat. Nur ihre. Ich hasse Mum.
Und jetzt sitze ich hier im Bus nach Harley Beach. Lieblingsplatz aller Touristen, die sich an den Strand legen wollen, lachend durch die Stadt spazieren möchten und ihre schlanken dünnen, zerbrechlichen Körper in Freizeitparks durch die Luft werfen lassen. Ich weiß jetzt schon, dass ich das nicht 2 Monate lang aushalten werde. Den ganzen Sommer den lachenden, unbeschwerten Gesichtern von bekloppten Menschen zu begegnen müssen
(2 davon Tante Kelly & Onkel Peter) – zum kotzen. Ich drehte die Musik lauter und lehnte mein Kopf gegen die kalte Fensterscheibe. Wenn es zu viel wird kannst du alles jederzeit beenden – wenn du nicht mehr willst, machst du einen Schlussstrich. Ich atmete durch.
Zwei Stunden später erreichte ich Harley Beach. Schon als ich ausstieg sah ich meine Tante, wie sie mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen auf mich wartete. Ich stapfte auf sie zu. Sie umarmte mich kurz und sah mich ein bisschen unsicher an. „Lucy. Mensch ist das lange her, seid ich dich das letzte mal gesehen habe.“ Ich verdrehte die Augen. „Stimmt. Du bist älter geworden. Wie alt bist du denn jetzt eigentlich? 50?“ Sie lächelte ein Lächeln, dass nicht ernst gemeint war. „Ich bin 39. Komm, Peter wartet schon im Auto auf uns.“
Während der Fahrt fragte mich Peter über die Schule und meine Zukunft aus. Doch schon nach wenigen Fragen gab er es auf. „Lucy? Du redest wohl nicht sehr gerne, was?“
„Es interessiert euch doch sowiso nicht welche Note ich in Mathe habe. Und meine Zukunft?“, ich grinste, „Wenn ich 21 bin werde ich mich umbringen.“ Meine Tante drehte sich zu mir um. „Soll das ein Witz sein? Ich hoffe, jemand hat dir gesagt das Witze auch witzig sein sollten.“ Ich hörte auf zu grinsen. „War kein Witz. Aber das Leben hört ab 21 eh schon auf. Nennt ihr es Leben jeden morgen aufzustehen um zu arbeiten, zu essen und zu schlafen? Jeden Tag die selbe Scheiße. Niewieder feiern gehen, sich betrinken. Was erlebt ihr denn da noch besonderes? Nichts. Und ich sag euch mal was: Vielleicht ist das was für euch. So langweilig wie ihr seid. Aber für mich ist das nichts. Kapiert ihr? Noch 5 Jahre hab ich Zeit. Dann hör ich auf. Fertig. Ich hab mal gelesen, dass...“ „Lucie! Hör auf damit!“ Meine Tante schrie mich an. „Hörst du? Ich will davon nichts mehr hören!“ Peter legte ihr seine Hand auf ihren Arm und wenige Minuten später fuhren wir in die Einfahrt des Hauses in dem ich 2 schreckliche Monate meines Lebens leben würde.

2
Mein Zimmer war schrecklich. Minzgrüne Wände, lilane Möbel. Kotz-Würg.
Nachdem ich meine Klamotten verräumt hatte, ging ich runter zum Abendessen.
Das Essen schmeckte scheiße. „Wäh. Was ist das?! Schmeckt wie Hundescheiße.“
Ich warf die Gabel auf den Boden, schnappte mir meine Jacke und lief zur Haustür.
Peter kam mir hinterher. „Lucifer, warte!“ Jetzt kam auch noch meine Tante. „So geht das nicht Lucy! Du kannst hier einen schönen Sommer verbringen, wenn du dich an gewisse Regeln hälst! Und zu diesen Regeln gehört unter anderem auch Benehmen. Von mir aus kannst du gerne draußen die Stadt erkunden. Aber du wirst nicht ins Prington-Virtel gehen und an keinem Abend später als 10 Uhr zu Hause sein! Genauso wie du keinen Alkohol drinken wirst! Haben wir uns verstanden?“
Wie bitte?! Ich ging ein Schritt auf sie zu. „Hör mir mal zu, Frau Ich-tue-so-als-wäre-ich-hier-die-Chefin, wir werden das anders machen. Ich benehme mich wie ich das möchte, gehe hin wo ich das will & wenn ich Alkohol trinken will dann mach ich das auch! Und wenn ich später als 10 zu Hause bin weil ich kein Bock auf euch habe dann bin ich auch später als 10 wieder hier! Kapiert?“ Ich schlug die Tür hinter mir zu.

Nicht zu fassen. Was bildete diese Frau sich eigentlich ein?
Mein Magen knurrte und ich fand nach ganzen 20 Minuten endlich
ein Restaurant. Ich bestellte mir etwas Kleines, und als ein Mitarbeiter mir mein
Essen brachte, kam mir eine Idee. „Könnte ich hier anfangen zu arbeiten für den Sommer?“
Der Mitarbeiter, der sich als Chef herausstellte hob eine Augenbraue hoch. „Theoretisch ja. Aber sie können hier nicht so einfach anfangen. Ich könnte ihnen die Bewerbungsmaterialen mitgeben und sie melden sich dann am besten nochm...“ „Ach komm schon, Jonny.“ Ein weiterer Mitarbeiter in weißer Schürze klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. „Du weißt, dass wir eine neue Angestellte gut gebrauchen könnten.“ Er zwinkerte mir zu. „Danke aber ich brauche deine Hilfe nicht“, fauchte ich ihn an. „Also, wann soll ich morgen kommen? Um 2? Alles klar, dann bis morgen.“ Ich stand auf, gab ihm 9 Dollar für das Essen, dass eigentlich 15 Dollar kostete aber ich fast nichts gegessen hatte, und verließ den Laden. Natürlich würde der Chef mich einstellen. Ich beschloss dem Prington-Virtel einen kleinen Besuch abzustatten. Schon vom weitem hörte man Polizeisirenen und Gebrüll. Ich entdeckte ein Straßenschild auf dem Prington-Street abgebildet war. Der Pfeil zeigte gerade aus doch der Weg war durch ein großes Tor verhindert. Acht große Schlösser davor. Scheiße. Ich drehte um und erschrak mich fast zu Tode. Hinter mir saß dieser blöde Restaurantmitarbeiter auf seinem BMX und grinste mich an. „Verfolgst du mich?“, giftete ich ihm zu. „Ich muss doch wissen was meine zukünftige Kolegin in ihrer Freizeit so macht.“ Er lächelte. „Du wurdest angenommen. Ich hab Jonny überredet. So jemanden wie dich hatten wir noch nie im Restaurant.“ „Jemanden wie mich?“ „Ja... Deine Art... Du bist sehr direkt und... zum Beispiel dein Kleiderstil. Ziemlich krasse Kombination.“ Er lachte. „Ach ja? So komm ich also rüber? Soll ich dir mal sagen wie du rüber kommst? Wie ein Stalker der nichts in der Birne hat und dumme Sprüche von sich gibt.“ Ich lies ihn stehen und lief weiter. „Hast du schon mal daran gedacht dass du andere damit verletzt, mit dem was du sagst?“, rief er mir hinterher. „Übrigens. Du hast dich noch gar nicht bedankt. Nur mit meiner Überredungskunst bist du jetzt mit dabei.“ Ich drehte mich um und machte drei Schritte auf ihn zu. „Ich hätte es auch ohne dich geschafft, glaub mir. Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Ich drehte mich um und ging. Er rief mir nichts mehr hinterher. Gut so. Dieser Idiot.

3
In dieser Nacht träumte ich von meinem Vater. Er hat mir bei allem geholfen und mir alles gegeben was ich wollte. Und dann kam meine Mutter. Sie hat mir ihm geredet und dann ist er weggegangen. Meine Mutter kam kurz zu mir und hat gesagt, Daddy würde zur Arbeit fahren, aber er kam nicht mehr zurück. Und dann klingelte es an der Tür. Mama war nicht da. Ich dachte sie wäre es, und machte die Tür auf aber draußen war nicht Mama sondern
Daddy – er lag da und war tot. Ich wachte schweißgebadet auf. Ich konnte einfach nicht mehr einschlafen und wollte in die Küche gehen, um mir etwas zu drinken zu holen aber aus der Küche hörte ich die Stimmen von meiner Tante und Peter. Ich versteckte mich im Wohnzimmer und versuchte zu verstehen, über was sie redeten.
„Sie kann nicht einfach das machen was sie will. Sie kennt einfach keine Regeln!
Und ihre Art... Peter, so geht das nicht. Weißt du, wann sie nach Hause kam? Um 12 Uhr! Um Mitternacht!“ „Ja ich weiß, Kelly. Aber weißt du was mir Sorgen macht? Ihr Denken über das Leben. Das sie sich umbringen möchte, weißt du was? Ich glaube es ihr. Aus ihrem Mund hört sich das ziemlich entschlossen an. Sie ist kein gewöhnlicher Teenager!“
Ich schloss die Augen. Ich hasste es wenn jemand so über mich redet. Ich hasse Kelly. Ich hasse Peter. Ich hasse die ganze Welt. Ich rannte die Treppen hoch in mein Zimmer, und es war mir egal ob sie das hörten oder nicht.

4
Drei Tage später machte ich mich fertig um zur Arbeit zu gehen, da klingelte es. Es war Finn, der BMX-Idiot. „Ich dachte, ich hole dich mal ab, dann musst du nicht immer so weit laufen.“ Er grinste. Ich grinste nicht. „Woher weißt du wo ich wohne, Finn? Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich schaffe die 20 Minuten schon alleine, okay? Hör endlich damit auf! Und sprich mich gefälligst im Restaurant nicht dauernd an, das nervt. DU nervst. Geh einfa..!“ Ich war ziemlich genervt. Doch etwas in Finns Augen hinderte mich daran weiter zu schimpfen. Vielleicht war es der Schmerz in seinen Augen, ich weiss es nicht. Ich wusste nur, dass er ab dem Moment der einzige Mensch war, bei dem es mir nicht egal war, wenn ich ihn verletze.

An diesem Tag redete er kein einziges mal mit mir. Weder während der Arbeit, noch während dem Aufräumen im Restaurant danach. Ich wusste nicht ob ich darüber traurig oder froh sein sollte. „Begleitest du mich heute noch mit heim?“ „Dann bis morgen, Finn.“ „Denkst du der Seefisch hier schmeckt lecker?“ Ich überlegte mir was ich sagen könnte. Denn ich wollte eine Antwort haben, die mir sagt, ob er sauer oder verletzt ist. Oder ob ich ihm egal bin oder ob er immer noch der gleiche lächelnde BMX-Fahrer ist. Doch mir fiel nichts passendes ein. Ich hatte keine Lust ihm auf dem Weg nach Hause zu begegnen um dann irgendetwas unüberlegtes zu sagen. Denn manchmal sage ich Dinge, die ich nicht so gemeint habe. Ich holte meine Tasche und ging. Es war schon nach zwölf und draußen war es ziemlich kalt und dunkel. Ich fing das erste mal an Harley Beach wirklich zu betrachten. Am Tag war es hier heiß, überfüllt und laut. In der Nacht ist es genau das Gegenteil, aber vor allem Leer. Genau wie in mir. Ich vermisste meinen Vater. Ich dachte nie viel nach über mich oder warum ich so bin wie ich bin. Mir ist klar, dass ich kalt bin. Ich rede nie viel und mir ist alles egal. Aber so bin ich einfach. Seid Dad tot ist. Da ich noch nicht müde war, entschloss ich auf der Brücke stehen zu bleiben, die ich überqueren musste. Die Sonne war schon längst untergegangen und ich musste aufpassen wo ich hintrat. Ich schaute raus aufs Wasser und dachte an meinen Tod. Tabletten sind grausam. Bevor man stirbt, wird man noch Minuten oder sogar stundenlang gequält. Erstechen? Mich von irgendeinem Hochhaus stürzen? Noch fünf Jahre. Ich ziehe das durch - hundert Pozent, sagte ich mir und ging weiter. 5 stutzbesoffene Typen kamen auf mich zu. Ich atmete kurz aus und ging mit erhobenen Schultern weiter. Ich hatte keine Angst, auch nicht als sie riefen „Hey Puppe, warte mal!“ Ich hatte keine Angst davor, welche Absicht sie hatten als sie mich festhielten und Geld verlangten. Auch nicht als sie sagten das böse Mädchen die nicht gehorchen, bestraft werden müssten. Ich gab ihnen kein Geld. Sie sagten, dass Wasser wäre sehr kalt, und ich würde mich bitter erkälten wenn ich durch Zufall reinfallen würde. Sie hielten mich fester und forderten Geld. Jeder normale Mensch hätte ihnen alles gegeben – aber ich nicht. Ich spuckte ihnen ins Gesicht. Weil das eben meine Art ist. Ich dachte sie würden mich zusammenschlagen oder sonst was, aber sie packten mich an Händen & Füßen und warfen mich ins Wasser. Von der Brücke ins Wasser waren es circa dreieinhalb Meter. Nicht so weit also, und beim Aufprall ins Wasser tat ich mir kein bisschen weh. Warum ich das erwähne? Deshalb, weil ich mühelos zum Ufer hätte schwimmen können. Und wenn ich nicht schwimmen könnte, hätte ich es mit paddeln locker geschafft. Ich rief auch nicht um Hilfe. Ich holte auch nicht tief Luft. Nein. Ich blieb einfach unter dem eiskalten Wasser.
Warum? Einfach so halt. Ertrinken stand nicht auf der nummer 1 der Liste mit meinen Lieblingsmethoden um das Leben zu beenden – aber es war immerhin eine weitere Methode.


5
Ich ertrank nicht. Durch welchen Zufall auch immer kam Finn genau in dem Moment, als ich durch die Luft ins Wasser flog. Ich sah ihn nicht. Aber ich hörte wie er „Lucy!“ schrie, und ich wusste sofort, dass es seine Stimme war. Circa 29 Sekunden war ich alleine im Wasser – unter Wasser. Ich erinnere mich noch genau wie er mich ansah als er mich an den Strand gezogen hatte und sich von seinem Schock erholt hatte. Ich kann es nicht beschreiben, sein Blick war nicht der normale freundliche Blick. Sein Blick war anders – irgendwie intimer.
Da ich auf einen Krankenwagen demonstrativ verzichtete, brachte er mich zu Kelly und Peter. Ich hatte definitiv keine Lust auf die gespielten oder nicht gespielten besorgten Blicke von ihnen und ging unter dem Vorwand „Bin müde!“ in mein Zimmer. Ich öffnete die Balkontüre, und setzte mich raus auf den Balkon. Ich sah Finn und wollte ihm noch etwas zurufen, doch dann entdeckte ich Peter vor ihm, und hörte ihnen zu.
„Das war wirklich unglaublich von ihnen, danke, wirklich ich danke ihnen von ganzem Herzen.“
„Das war doch selbstverständlich. Als ich gesehen habe, dass sie nicht mehr aufgetaucht ist, da... da habe ich natürlich sofort gehandelt.“
„Und sie sind sich sicher, dass da diese Idioten waren, die Lucy ins Wasser geworfen haben?“
„Ja, Sir. Wer denn sonst?“
„Nein, niemand. Sind sie mit Lucy befreundet? Sie sagten ja, sie arbeiten im gleichen Restaurant.“
„Nein, wir sind nicht befreundet, Sir.“
Mein Herz stoppte kurz.
„Nun ja, dann hat Lucy ihnen auch nichts von ihren Plänen erzählt?“
„Welche Pläne meinen sie denn?“
„...Ihre Selbstmordpläne.“

Eine schweigvolle Pause entstand. Ich wartete auf die Antwort von Finn doch er sagte nichts. Stattdessen sagte Peter etwas. „Naja, vergessen Sie's. Ich möchte nicht, dass sie sich einen Kopf darüber zerbrechen. Nunja, hätten sie etwas dagegen Lucy morgen abend heim zu bringen? Ich meine, wir wollen ja nicht, dass so etwas noch mal passiert.“
„Ja, nein, eh – Natürlich, Sir. Gute Nacht.“
Gute Nacht, Finn, dachte ich still, stand auf und ließ mich ins Bett fallen.


6
„Lucy? Warte. Ich bringe dich noch heim.“ Es klang nicht freundlich.
„Redest du jetzt wieder mit mir?“, fragte ich, nach dem wir schon die Hälfte des Weges gegangen waren, ohne etwas zu sagen. Er schaute mich an. Ohne Ausdruck. Nur so. „Ich weiß nicht wie das bei dir so ist, aber ich habe dir das Leben gerettet Lucy, und du hast dich kein einziges mal dafür bedankt.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich wusste noch nicht mal, ob ich überhaupt wollte, dass er mich aus dem Wasser zieht. Ich schaute zu Boden. „Du hättest problemlos zum Strand schwimmen können, denn du bist nicht tief gefallen und du hast dich nicht verletzt. Du hättest problemlos auftauchen können. Aber du bist es nicht.“ Ich nickte. Und schluckte. „Peter hat dir davon erzählt.“, sagte ich. „Wovon?“ Sein Lachen war eiskalt und er schaute mich das erste mal heute direkt an. „Davon das du vorhast dich umzubringen? Allerdings! Weißt du, dein Leben ist so leicht. Du hast Menschen um dich herum, die dich lieben. Denen du nicht egal bist. Alle wollen nur das Beste für dich.“ Ich wusste, dass er Recht hatte. „Aber du... du bist so unfreundlich. Ich habe dich beobachtet. Wie du mit deiner Tante und deinem Onkel umgehst, wie du dich dem Chef und den Kunden gegenüber benimmst. Jeder gibt dir eine 2. Chance, jeder bemüht sich um dich. Aber das ist dir scheiß egal! Soll ich dir mal etwas über mich erzählen?“ Seine Stimme wurde immer lauter. „Ich habe keine Familie. Niemanden. Ich saß 3 Jahre lang im Gefängnis. Autodiebstall. Scheiße man, mein Leben war versaut! Und es war wirklich versaut, nicht so wie du dein Leben bezeichnest! Ich war am ende, ich hatte nichts und Niemanden. Und Jonny hat mir eine Chance in seinem Laden gegeben. Den Rest musste ich mir selbst erarbeiten. Ich habe was aus meinem Leben gemacht. Ich habe gekämpft, immer weiter gekämpft. Ich war immer dankbar, dass ich ein Leben habe, nicht so wie du! Ich war ein schlechter Mensch, habe so viel Scheiße gebaut! Aber ich habe mich verändert, weißt du? Für mich, für andere. Aber du, du..., dir ist einfach alles scheiß egal, dabei könntest du es so leicht haben! Du bist so unfreundlich, so verbissen, so unglaublich egoistisch...“ Noch nie hatte mich jemand mit Worten mehr verletzt. Noch nie hatte mich jemand so getroffen. Was er sagte, wusste ich schon längst, aber es war das erste mal, dass ich traurig darüber war. Mit Tränen in den Augen fragte ich ihn: „Wa- Warum hast du mich nicht im Wasser liegen las- liegen gelassen?“ Auch er hatte Tränen in den Augen und schaute weg. „Weil tief in deinem Herzen etwas ist, dass mich verdammt nochmal verrückt nach dir macht.“ Ich konnte nichts mehr sagen. Er drehte seinen Kopf wieder zu mir und nahm mein Gesicht in seine Hände. Und das war unser erster, unglaublicher Kuss.


7
Von da an verbrachte ich jeden Tag mit ihm. Vor der Arbeit, danach und während der Arbeit. Er zeigte mir sein Leben, ich zeigte ihm meins. Ich liebte ihn mit jedem Tag, jeder Stunde, jeder Sekunde & jedem Augenblick mehr. In meinem Kopf war nur noch Platz für einen Namen. Finn. Er war anders. Er bemerkte Dinge, die niemand anderes auch nur denken würde. Er erfreute sich an Farben, die er schön fand, er bewunderte verschiedene Muscheln mit schönen Formen. Und jedes mal, wenn ich ihm in die Augen sah, in sein wunderschönes Lächeln blickte, da merkte ich, wie schön das Leben ist.


Epilog:

Nach den 2 Monaten bei meiner Tante und meinem Onkel, mit denen ich mich durch Finn besser verstand, verließ ich Harley Beach nicht mehr. Ich zog zu Kelly & Peter. Ich hatte verstanden, dass ich Hilfe brauchte. Meine Mum hatte nie Zeit für meinen Dad. Ich dachte damals, dass sei der Grund das Dad sich umgebracht hatte. Aber das war nicht der Grund. Der Grund waren 2 Flaschen Wodka. Meine Mutter hatte seid Dad sich umgebracht hat, nie Zeit für mich. Es gab einen neuen Mann in ihrem Leben und da hatte ich keinen Platz mehr. Ich wollte mich nie wirklich umbringen. Ich wollte nur, das Mum mich endlich mal bemerkt. Doch sie hat immer nur gemeint ich soll nicht so einen Quatsch reden. Und das hat mich dazu gebracht, zu der Idee es wirklich zu tun.

Meine Mum hatte nichts dagegen, dass ich hier her ziehe, was mich in meinem Glaube daran, dass ich ihr wirklich nicht sehr viel bedeute, nur bestärkt hat.
Hier bei Peter & Kelly ist es okay. Nicht die super-family aber es ist okay.
Es macht Spaß. Doch das ist nichts im Vergleich dazu, wenn ich mit
Finn zusammen bin.

Wenn Ich mit Finn zusammen bin, fühle ich mich vollständig.
Mit ihm fühle ich mich lebendig. ♥

Impressum

Texte: -
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Erst im härtesten Winter bemerkte ich, dass tief in mir ein unbesiegbarer Sommer herrschte.

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