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Prolog
Und nun stehe ich hier. Unter mir Autos, Menschen, Verkehr. Wenn ich jetzt springe, bin ich dann frei? Verschwinden dann die Schmerzen, die ich habe? Wird mein Herz dann vollständig? Wenn ich jetzt springe, bin ich dann frei?


*
Kapitel Eins.
Durch das Autofenster beobachtete ich den grauen Himmel. Obwohl es Frühling war, verdeckten dicke Wolken die Sonne. Ich fühlte mich bedrückt, eingeengt in einem Ort, in dem ich von nun an leben sollte. Ergab das alles einen Sinn? Diese Frage stellte ich mir täglich. Seid einem Jahr ergab fast nichts mehr einen Sinn. Genau Heute vor einem Jahr, dem 17.4.2008 kamen meine Eltern durch einen Autounfall ums Leben. Von da an war jeder Tag gleich. Kalt, trüb und leer. Alle, von denen ich dachte, es wären meine Freunde gaben mich irgendwann auf. Sie hatten keine Geduld. Wer wollte schon mit dem hoffnungslosen, verbitternden Mädchen abhängen? Niemand.
Meine Tante drehte die Musik auf und legte mir ihre Hand auf die Schulter.
„Ab heute fängt ein neues Leben für dich an, Mia.“ Sie lächelte.
Ich war froh, dass sie da war. Die Einzige, die ich jetzt noch hatte, war sie. Sie tröstete mich ein ganzes Jahr lang, während sie selbst alleine trauerte. Es gab nur noch uns zwei. Das Jahr hatte sie verändert. Sie war immernoch die lustige, freundliche, fröhliche Mischa. Aber im Inneren ist etwas zerstöhrt worden, als sie vom Tod ihrer Schwester hörte. Das wusste ich. Eigentlich machte ich das alles nur für sie. Sie hat mir so lange geholfen, nun wollte ich sie glücklich machen. Ich musste es tun. Ich war ihr so viel schuldig.

Das Haus lag neben dem Wald. Die anderen Häuser sahen nicht weniger heruntergekommen aus, doch das stöhrte mich nicht. Es stöhrte mich sowiso nicht, umzuziehen. Mich hielt dort nichts mehr. Ich wollte einen Neuanfang, und meine Tante hat ihn mir ermöglicht. Eigentlich sollte ich dankbar sein. Aber ich war noch nicht so weit. Ich konnte noch nicht neu anfangen. Ich brauchte noch Zeit.


*
Kapitel Zwei.
Wir betraten das Haus, dass von Innen betrachtet sehr gemütlich aussah. Mischa lächelte. „Ist das nicht toll? Komm, such' dir schon mal dein Zimmer aus! Auspacken können wir ja danach noch!“ Ich nickte. Wir hatten nicht viel aus New York mitgenommen. Lächerliche vier Kartons standen im Hausflur, der Großteil Klamotten und Haushaltsgeräte. Ich lief die knarrende Treppe rauf, und entschied mich ohne die anderen Zimmer zu betreten für das Erste, was ich sah. Ein kleines Zimmer. Die Tapeten hingen schlampig herunter, das braun konnte man kaum erkennen. Gegenüber der Tür, war ein kleines Fenster, davor ein alter Sekräter, vor dem Sekräter ein Stuhl. Links daneben war das Bett. Eine mit staub bedeckte Decke lag sorgfältig darauf. Ein Kleiderschrank gab es hier nicht, überhaupt war das Zimmer ansonsten fast leer. Außer der zwei Regale, die noch unaufgebaut auf dem Boden lagen und dem dunkelroten Teppich war das Zimmer vollkommen leer. Ich setzte mich auf den Stuhl und schaute aus dem Fenster. Die Aussicht war voll mit kahlen Bäumen und Holz -
ich blickte in einen düsteren Wald. Ich stand auf und spürte den Schmerz in meinem Arm. Sofort kamen all die Erinnerungen wieder hoch. Letzte Woche erst wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich war mal wieder ein einer Phase, in der ich mit meinem Leben nicht mehr klar kam. Ohne Eltern? Ohne Freunde? Ich wollte nicht mehr. Ich kletterte aufs Dach, unseres Mehrfamilienhauses und blickte hinunter. Unter mir Autos, Menschen, Verkehr.
Würde ich dann frei sein?, fragte ich mich immer wieder. Würde der Schmerz endlich aufhören? Ich sprang. Die Ärzte meinten, es wäre ein Wunder. Für zwei Tage schien ich so gut wie tod zu sein. Am dritten Tag wachte ich auf. Ich konnte mich nur noch ans Hochhaus erinnern, der Rest war weg. Mir wurde eine Therapie zugewiesen, die ich ablehnte. Überhaupt wollte ich aus dem scheußlichen Krankenhaus weg – weg von allem.
Und jetzt war ich hier.
„Das ist aber ein schönes Zimmer“ Ich erschrak. Meine Tante lachte. Aber es war kein echtes Lachen. „Huch, ich wusste gar nicht, dass du in Gedanken ganz wo anders bist. Ich wollte nur fragen, was du heute essen möchtest. Spagetti Alio Olio? Die magst du doch so gerne.“ Mischa schaute mich flehend an. Das ich nur noch wenig aß, machte ihr Angst. Ich hatte keinen Hunger, aber ich wollte, dass Mischa glücklich war. „Ja, das wäre toll.“ Ich lächelte ein wenig. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich gerne draußen ein bisschen umsehen.“ Mischa nickte. „Klar, ich fände es toll, wenn du dich schon mal mit der Gegend vertraut machst.“ Ich nickte.
Als ich zur Haustür rausging, umkam mich ein komisches Gefühl. Es war kalt draußen, noch kälter als vorher, aber mir war plötzlich warm. Ich öffnete meine Jacke ein wenig und blickte ratlos nach links und rechts. Ich entschied mich für rechts und lief los. Es war schon dunkel, die einzige Orientierungshilfe waren die großen Laternen. Da auf meinem Weg die meisten Laternen kaputt waren entschied ich mich doch für die andere Richtung. Ich drehte mich um und erschrak fast zu Tode. An der Laterne, direkt vor unserem Haus stand ein Junge, und blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an. Die Laterne schien direkt in sein Gesicht – ein Gesicht, dass ich noch nie gesehen hatte. Es war blass, fast weiß, was seine dunkelbrauen Augen um-so-mehr herausstechen lies. Die vollen roten Lippen, ein Mund, wie gezeichnet. Kein Einziger Makel. Seine hohen Wangenknochen stießen hervor. Auch die dunklen Augenbrauen waren perfekt. Doch wovor ich am meisten Angst hatte, sein Gesicht besaß keine Einzige Falte. Kein einziger Strich. Ich hielt mir meine Hand vor den Mund um nicht loszuschreien. Seine dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht, doch er machte keine Anstalt, sie wegzustreichen. Er stand einfach nur da, die Hände zu Fäusten geballt, sodass seine Knochen scharf heraustraten. Ich wollte wegrennen, schreien, irgendwas tun, doch ich konnte nicht. Ich stand einfach nur da und schaute ihn an. Ich hörte, wie Mischa drinnen meinen Namen rief, doch ich konnte mich nicht bewegen. Mein Magen drehte sich um, als der Junge ungläubig „Mia“ flüsterte. Seine Stimme war unglaublich. So scharf, so weich, so dunkel, so bezaubernd. Er machte einen Schritt auf mich zu, und mir wurde heiß. Ängstlich schaute ich ihn an. Ich wollte ihn fragen, wie er heißt, was er hier macht, aber ich konnte nicht. Mein Hals war wie ausgetrocknet. Mein Herz glühte. Ich glühte.
Mischa rief wieder meinen Namen, und der Junge und ich zuckten zusammen. Erschrocken drehte er sich um und rannte weg ohne sich noch einmal umzudrehen. Die Laterne, an dem er eben noch stand, flackerte und flackerte. Und ging aus. Plötzlich war mir kalt. So kalt, wie noch nie zuvor.


*
Kapitel Drei.

Mitten in der Nacht wachte ich schweißgebadet auf. Die Decke kratzte unangenehm an meinem Körper, meine Haare klebten feucht an mir. Ich band mir meine Locken zu einem Zopf, zog mir einen Bademantel, den ich im Bad fand, an und schaltete das Licht an. Leise ging ich zum Fenster, um meine Tante im Zimmer neben mir nicht zu wecken. Die Laterne vor meinem Fenster war immernoch aus. Ich versuchte, ruhig durchzuatmen. Wer war dieser Junge? Er war sicherlich schon 17, zwei Jahre älter als ich. Was wollte er vor mir? Hatte er mich die ganze Zeit von der Laterne aus beobachtet? Mir wurde kalt. Verfolgte er mich? Ich schüttelte den Kopf. Das bildete ich mir nur ein! Ich wollte gerade den Vorhang zu ziehen, da flackerte die Laterne und ging kurz darauf wieder an – und darunter saß er und blickte mich mit seinen riesigen, unglaubliche Augen an. Ich hörte ein Geräusch hinter mir doch als ich mich umdrehte, war nichts zu sehen. Ich drehte mich zum Fenster zurück und blickte zur Laterne. Er war verschwunden.


*
Kapitel Vier.
In den nächsten vier Tagen begegnete ich dem unheimlichen Jungen nur einmal. Als Mischa und ich vom einkaufen nach Hause kamen, wie immer viel zu schnell unterwegs waren, fuhren wir an ihm vorbei. Ich sah seine Augen, doch ich hätte ihn gar nicht ansehen müssen, um zu wissen, dass er da war. Ich spürte ihn. Mir wurde heiß, wie bei meiner ersten Begegnung, und mein Herz fühlte sich ein wenig vollständiger als sonst an. Langsam bekam ich Angst. Wer war dieser Junge? Ein Mensch? Ein Vampir? Obwohl das Nachdenken darüber meinen Schmerz verringte, wollte ich, dass das aufhörte. In meinem Kopf war nur noch sein Gesicht, sein unglaublicher Körper, seine Hautfarbe, die Augen. An jenem Abend nahm ich mir vor, ihn zur Rede zu stellen. Mit Mischa hatte ich nicht gesprochen, wahrscheinlich würde sich sofort die Polizei verständigen. Das nächste mal, wenn ich ihn sehe, stelle ich ihn zur Rede! Sagte ich mir immer und immer wieder. Doch heute Abend würde sie mit Mischa essen gehen. Eine Woche war sie nun schon hier und Mischa fand, das sollte gefeiert werden. Das Restaurant war schön, und da nur wenig los war, war es recht gemütlich. Wie gerne ich jetzt mit ihren Eltern hier wäre. Ich seufzte. Nein, ich wollte neu anfangen. Ich wollte es für Mischa tun. Ich muss es schaffen. Doch ich schaffte es nicht, mich abzulenken. Nach dem wir das Essen bestellt hatten, sagte ich Mischa, ich würde eben mal kurz frische Luft schnappen. Ich verließ das Restaurant und setzte mich auf einen Stein nebenan. Tränen liefen mir über das Gesicht und das Gefühl von Leere machte sich in mir breit. Würde ich jemals darüber hinweg kommen? Ich legte mein Gesicht in meine Hände und versuchte an etwas anderes zu denken. Doch es klappte nicht. Obwohl ich nicht so war wie alle anderen Mädchen, wollte ich in diesem Moment nichts anderes, als zu Hause bei meinen Eltern sein, Freundinnen da haben, über Schminke und Jungs reden und nichts tun. Stattdessen war ich hier. Es half nichts, die Tränen wegzuwischen, denn sie kamen wieder und wieder. Ich wollte wieder reingehen, denn das Essen war inzwischen bestimmt schon da, doch da merkte ich es. Mein Herz fing an zu klopfen, mir wurde heiß. Erschrocken riss ich meinen Kopf hoch doch er war nirgends zu sehen. Ich stand auf und fing an zu laufen. Wohin? Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr. Ich lief und lief, das warme Gefühl wurde immer stärker. Und da sah ich ihn. Auf einer Mauer, über dem kleinen Kiosk, den ich entdeckte. Er sah auf mich herunter und mein Herz brannte. „Wer... bist du?“, meine Stimme war brüchig. Der Junge starrte mich an. „Warum lebst du?“ Ich stockte. Zum einen wegen seiner Stimme, zum anderen wegen seiner Frage. Langsam wurde ich wütend. Was bildete dieser Typ sich ein? „Willst du mich verarschen?“, es kam milder rüber als geplant. Er schluckte, verschluckte sich und schüttelte anschließend den Kopf. „Wieso verdammt noch mal bist du nicht tot?“, flüsterte er böse und seine Augen musterten mich hasserfüllt. Mit einem mal wurde mir kalt. Jetzt erst bemerkte ich die Schmerzen in den Beinen und in der Lunge, vom vielen Rennen. Ich kannte ihn nicht, und trotzdem trafen mich seine Worte sehr. Wie kann das sein? Schon so lange fühlte ich nichts mehr. Doch diesmal wollte ich nicht aufgeben. Ich musste herausfinden was oder wer er war. „Spinnst du? Seid Tagen beobachtest du mich. Vor meinem Fenster... die Laterne... ach komm schon, du weißt was ich meine! Warum tust du das? Wer bist du? Warum verfolst du mich? Was willst du von mir?“ Sein Blick durchbohrte mich, es schien, er blickte in mich hinein. Ich schaute weg. „Wenn du... wenn du nicht unter der Laterne bist, geht sie... dann ist sie aus. Ich... warum ist das so? Warum geht sie an wenn du darunter stehst? Warum siehst du... warum ist dein Gesicht... du siehst aus wie... Wer bist du?“ Meine Stimme war längst nicht mehr wütend. Ängstlich würde es eher treffen. Ich schaute ihn an und erwartete eine Antwort. Minutenlang stand ich da, doch es dauerte ewig, bis er endlich etwas sagte. „Ich verfolge dich?! Ich würde eher sagen, du verfolgst mich, oder was willst du hier?“ „Ich... ich habe gefühlt, dass du hier bist. Auf einmal wurde mir warm, mein Herz...“ Ich wurde rot. Was erzählte ich denn da? Er grinste blöd. „Ah ja? Und du bist dir sicher, dass alles okay bei dir ist?“ Sein spöttisches, abwertendes Lachen tat weh. Verletzt schaute ich weg und er hörte auf zu lachen. „Naja, ich glaube es ist besser, ich gehe jetzt.“ Seine Stimme war warm, sein Blick veränderte sich. Ein bisschen unsicher schaute er mich an. Und schon wieder war mir heiß. Warte!, wollte ich schreien, doch er war schon weg. Ich blieb noch einen Moment stehen, bis das Wärmegefühl nachließ, dann kehrte ich um, und machte mich zurück zum Restaurant. Erst jetzt bemerkte ich, wie dunkel es war. Vor dem Restaurant stand Mischa, aufgeregt diskutierte sie mit einem Polizisten. Als sie mich sah, rannte sie auf mich zu. Ich wollte mich entschuldigen, doch anstatt, dass sie mich umarmte hob sie ihre Hand – und schlug mir mitten ins Gesicht. „Wir sprechen uns zu Hause, hast du verstanden?“ Ich nickte. Sie sprach mit dem Polizisten, bedankte sich bei mir fremden Leuten und zog mich zum Auto. Während der ganzen Fahrt fiel kein Wort. Sie fuhr so schnell, dass ich Angst hatte, wir würden einen Unfall bauen. Als wir endlich in die Auffahrt fuhren, fing Mischa an. „Was hast du dir überhaupt dabei gedacht?“, schrie sie los. „Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht! Wir sind hierher gezogen, um einen Neuanfang zu machen! Und das erste was dir einfällt ist, wegzurennen. Dazu noch abends! Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Vielleicht Hausarest bis ans Ende deines Lebens?! Würde nur nichts bringen, da du sowiso nie rausgehst. Mia, du gibst dir selbst überhaupt keine Chance! Seid einem Jahr nun bist du völlig... anders! Du redest nicht viel, isst nicht viel, lachst nicht, du machst gar nichts! Was soll ich nur mit dir machen? Warum versuchst du es noch nicht mal? Warum tust du mir sowas an, he?! Warum? Denkst du es wird sich je etwas ändern, wenn du den ganzen Tag nur in deinem blöden Zimmer sitzt und nichts tust? Du musst langsam vorankommen, langsam erwachsen werden! Seid einem Jahr lasse ich dich nicht mehr zur Schule gehen, weil du da so willst! Mache alles, wie du das willst! Gebe dir alles, was du willst! Tue alles, nur für DICH! Ist dir das denn scheißegal? Kannst du nicht mal aus deiner eigenen kleinen Welt rauskommen, und die Augen öffnen? Das Leben entdecken? Dinge tun? Ich weiß, es ist sehr schrecklich, was passiert ist! Aber DU bist nicht tot! DU kannst noch so viel erreichen, und deine Eltern wären stolz auf dich, wenn du eines Tages wieder weitermachen würdest! Aber das tust du nicht! Und das bringt mich ans Ende! Ich kann nicht mehr, weißt du, Mia? Mir geht es auch schlecht. Ich kann nicht mehr! Ich weiß nicht, wie es mit dir weitergehen soll!“ Sie knallte die Autotür zu und verschwand im Haus.
In dieser Nacht blieb die Laterne aus.


*
Kapitel Fünf.
Als ich aufwachte, war Mischa nicht da. Weder im Haus, noch im kleinen Vorgarten. Das Auto stand auch nicht da. Aber das wunderte mich nicht. An ihrer Stelle hätte ich mich schon längst einweisen lassen. Es ist nicht ihre Schuld, dass ich nichts auf die Reihe bekomme. Sie hatte Recht! Ich musste anfangen, zu leben! Ich machte mir Frühstück, und fand ein Zettel von Mischa. „Mia! Ich bin für einen Tag ins Hotel gefahren, und komme heute Abend wieder! Wir sehen dann, wie es weitergeht! Gruß; Mischa“
Ich legte den Zettel beiseite und hoffte, Mischa würde mir verzeihen.
Nach dem Frühstück verließ ich das Haus, obwohl es regnete. Ich lief durch unendliche Straßen, durch den Wald, immer weiter. Irgendwann kam ich an eine Schlucht. Sie war wunderschön. Die Sonne spitzelte ein bisschen durch die Wolken, hier war es heller als sonst. Das Wasser unter mir war circa 30 Meter entfernt, und sah atemberaubend aus. So klar und frisch. Ich stellte mich mit einem kleinen Sicherheitsabstand aufs Gras und blickte runter aufs Wasser. „Mia, Hör auf damit!“ Vor Schreck taumelte ich zurück. Ich drehte mich um und sah in dunkelbraune Augen. „Wa-... Was?“ Verständnislos blickte ich ihn an. „Bitte... Spring nicht! Schmeiß dein Leben nicht weg. Egal, was passiert, dein Leben wegzuschmeißen ist keine Lösung! Es ist schwer, geliebte Menschen zu verlieren, aber...“ Er hielt sich die Hand vor den Mund. Ich riss die Augen auf. „Woher... Woher weißt du das?“, schrie ich ihn an. Meine Hände zitterten, ich hatte Angst. „Ich... Ich... Scheiße!“ Verzweifelt suchte er nach Worten. „Wer bist du, verdammt nochmal?“, brüllte ich ihn an. „Ich... bin Finn.“ Er guckte traurig. „Ich dachte du seist tot... Ich... Ich kann es dir nicht erklären, Mia!“ Er schluckte. Und als er mich ansah, war die Hitze in mir noch nie so stark gewesen. Mein Herz brannte, es fühlte sich so gut an, so vollständig. Ich wollte ihn anschreien, eine Erklärung verlangen, aber stattdessen musste ich mich darauf konzentrieren, dass Atmen nicht zu vergessen. Dieser Junge machte mich verrückt. „Bitte tu das nicht!“, flüsterte er. „Hör auf mich so anzugucken.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte nach. „Du tauchst einfach so in meinem Leben auf. Du... warst einfach da. Wenn ich nachts alleine draußen bin, es dunkel ist, mir etwas passieren könnte, dann sitzt du unter der Laterne und beobachtest mich. Als ich im Restaurant nach draußen gelaufen bin, es wurde dunkel, ich hätte mich verlaufen können, mir hätte viel passieren können. Auf einmal warst du da. Als wir mit dem Auto vom einkaufen kamen, wir waren viel zu schnell. Wir hätten locker einen Unfall bauen können. Auf einmal warst du da. Und jetzt, stehe ich an einer Klippe. Ich hätte runterfallen können oder mich runterstürzen lassen, ich hätte sterben können, und jetzt bist du hier.“ Ich achtete genau auf seine Reaktion. Erst schaute er auf seine Hände, dann ließ er den Kopf hängen. „Ich dachte, du seist tot, Mia. Du bist einfach gesprungen! Einfach so. Ich habe versucht, deine Aufprellung zu verhindern aber es hat nicht geklappt. Du lagst da. Regungslos. Mia, du warst tod. Wie kann das,...wie kann das verdammt nochmal sein?“ Ich starrte ihn verständnislos und ungläubig an. Er setzt sich mit hängenden Schultern ins Gras. „Als der Chef hörte, dass ich versagt hatte, schickte er mich wieder auf die Erde. Ich sollte mich um deine Tante kümmern, da sie nun alleine war. Und als ich ankam – standest plötzlich du da. Du kannst dir nicht vorstellen wie verwirrt ich war! Als ich dem Chef davon berichtete, war er außer sich! Er dachte, ich hätte mir die Geschichte mit deinem Selbstmordversuch nur ausgedacht um einem anderen Menschen als Schutzengel zu dienen. Er schickte mich zurück zur Erde! 2 Jahre Strafarbeit! Ich war so sauer. Aber weißt du was das Schlimmste ist? Ich kann nicht aufhören, dich zu beschützen. Ich will – aber es geht nicht. Ich muss einfach wissen, was du machst, Mia, und das macht mich verrückt!“ Mir war schwindelig. Er war... mein Schutzengel? Und wen meinte er mich seinem Chef?! Finn stand auf und ging zu mir. „Mia, ich kann fühlen, was du fühlst. Was du fühlst, wenn du mich siehst. Aber, das darf nicht sein. Ich bin dein Schutzengel. Das verstößt gegen die Regeln! Ich darf das nicht... Bitte...Verlieb dich nicht in mich.“ Ich atmete seinen Geruch ein und irgendwas in mir ratterte in mir. Ich wollte ihn. Sofort. Er blinzelte gequält. „Hör auf damit, Mia. Weißt du wie schwer das für mich ist, vor dir zu stehen und...und...Guck mich nicht so an, Mia, ich meine es Ernst, hör, hör auf dam...“ Er brach ab und zog mich an sich. Er legte mein Gesicht in seine Hände, zog mich noch näher an sich und küsste mich. Leicht. Zärtlich. Mir wurde immer schwindeliger. Mein Herz pochte, ich hatte das Gefühl, gleich zu explodieren. Meine Hände wanderten an seine Taille, an seinen Kopf, ich drückte mich immer mehr an ihn. Ich küsste sein Kinn, sein Ohr, seinen Hals. Er wandte sich ab. Er fuhr sich durch die Haare und funkelte mich an. „Ich hab doch gesagt, dass das nicht passieren darf! Wieso kapierst du das denn nicht, he?“ Ich hielt die Luft an. Eine Gruppe älterer Herren kam auf uns zu und Finn drehte sich um und stapfte davon. Er ging ins Holzhaus vom Förster, und knallte die Tür hinter sich zu. Mir wurde heiß und kalt. Ich verstand nichts mehr, es war einfach alles zu viel für mich. Ich lief zum Holzhaus und blieb kurz davor stehen. Ich legte mein Ohr an die Tür doch ich hörte nichts. Kurz darauf riss Finn die Tür auf und ich flog nach vorne über. Er fing mich mit einer Hand auf, schloss mit der anderen die Tür und presste mich gegen die Wand. Seine Hände wanderten in meine Haare, sein Mund traf meinen. Der Kuss war nicht mehr sanft und das war gut so. Ich hatte keine Ahnung was passiert war, ich wusste nur wie sehr ich ihn wollte. Er drehte mich von der Wand weg, und legte mich aufs Bett. Ein Bett? Wieso war hier ein Bett? War das überhaupt das Haus vom Förster? Was war das für ein Haus? All diese Fragen hätte ich mir stellen können doch im Augenblick gab es nur Finn und mich. Er stützte sich über mir ab, küsste mich, ich küsste zurück. Meine Hände wanderten unter sein T-shirt, und schon lag sein T-shirt auf dem Boden. Er zog mein Obeteil aus, öffnete meinen BH. Der Rest erledigte sich schnell. Als ich seine Hose öffnete, verkrampfte sich sein Bauch und er stöhnte auf. Sein Atem ging viel schneller als zu vor, mit zitternden Händen zog er meine Hose aus. Auch ich stöhnte kurz auf. Er küsste mich, sanft und leicht, und drang in mich ein. Wir beide stöhnten auf und ich merkte, dass ich mich nicht mehr lange zurückhalten konnte. Er wurde fester, wilder und gleichzeitig sanft. Ungefähr zwei Minuten hielten wir durch bis er „Mi-aaahh“ schrie, und ich den wunderschönsten Moment meines Lebens erlebte.


*
Kapitel Sieben.

Ich schlief in seinen Armen ein und wachte in seinen Armen auf. Und ich wusste, dass es richtig so war. Ich hatte so viele Fragen, doch jetzt zählte nur Finn und ich. Später würde Mischa kommen, und ich würde mich bei ihr entschuldigen. Ich würde ihr Finn als ganz normalen Jungen vorstellen, auch wenn ich wusste, dass er es nicht war. Er war mein Schutzengel. Auch wenn es noch so abwegig war, wusste ich, dass er die Wahrheit sagte.
ich blickte in Finns dunkelbraunen Augen und mein Herz fing an zu rasen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Finn.

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