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Ich sah ihn kommen, den Tod. Nicht meinen, nicht der eines mir bekannten, nein, den Tod eines Mannes. Eines fremden Mannes. Ich sah seine Schulden, seine Sünden, seine Schatten. Ich stand nicht neben ihm, war in einer Ecke, verborgen im Dunkeln. Nicht das mich jemand dieser schluchzenden Menschen bemerkt hätte. Ich war unsichtbar für ihre Augen. Ich wartete auf die Seele dieses Mannes, wartete auf eine Seite seiner Seele, die Schattenseite, die Seite, die Luzifer zustand. Nicht mehr lange und es war so weit, die Seele entwich dem Mann, nur für die Augen von Unsterblichen zu sehen. Schatten und Licht umkreisten sich in einem immer währenden Tanz, Yin und Yang, gut und böse, richtig und falsch.
In diesem Moment kam eine zweite, verborgene, legendäre Gestalt ins Zimmer des Verstorbenen. Sie würdigte mich keines Blickes, wusste aber ganz genau das ich da war. Ihre weissen, strahlenden Flügel berührten die Trauernden und für einen kurzen Augenblick empfanden sie Trost, Liebe, Leben.
Der Engel trat neben die Hülle eines Mannes dessen Seele aufstieg. Sie hob die Hand in der sich ein gleissendes Licht erhob und den Tanz unterbrach. Yin, das Gut, richtig, das Licht, verschwand in seinesgleichen, in dem Licht das der Engel mitgebracht hat. Dieser Teil der Seele ging in den Himmel. Unterstand ab nun den Titanen.
Der Engel, Lilian, verschwand wie sie gekommen war, würdigte mich immer noch keines Blickes, trat aus dem Fenster und hob sich empor in die Luft.
Nun trat ich aus dem Dunkeln. In meiner Hand kein gleissendes Licht, in meiner Hand waren Schatten, es sah aus wie eine Kugel, eine Kugel die so schwarz war wie die Nacht, ohne Sterne, ohne Mond die sie beleuchtet. Yang, das Böse, falsch, die Schatten, die nun verzweifelt nach dem Licht suchten, schwirrte wie eine schwarze Wolke über der Hülle des Mannes. Wie der Engel vor mir erhob ich meine Hand, und wie zuvor verschwand der Schatten in seinesgleichen. Dieser Teil der Seele ging in die Hölle. Unterstand nun meinem Herrscher, Luzifer.
Ich breitete meine schwarzen Flügel aus und erhob mich ebenfalls in die Luft. Mein Name ist Shayen Torres. Ich bin 21Jahre alt, eine Dämonin, ein Schatten-Jägerin. Eine von etwa 100 Auserwählten Dämonen, die beauftragt wurden, Luzifers Eigentum zu holen, die Schattenseite einer Seele.

Elegant landete ich auf dem Dach eines Hochhauses und gönnte mir ein Pause. Das war meine neunte Seele heute, und es war noch nicht mal zwölf. Ich faltete meine Flügel auf den Rücken trat auf die Schwelle des Daches und beobachtete die Menschen von London, verstand nicht wie man so ahnungslos Leben konnte.Mein blonden Locken tanzten im Wind
„Wenn du runter fällst fange ich dich bestimmt nicht auf, Süsse.“ Gregs belustigte Stimme drang an mein Ohr. Hätte ich seine Gegenwart nicht gespürt, wehre ich wahrscheinlich wie eine Bekloppte in die Luft gesprungen. Greg, ebenfalls ein Schatten-Jäger der mir in London und Umgebung half, war ein Idiot! „Keine Sorge, ich kann auf mich selber aufpassen. Und sagst du mir noch einmal 'Süsse' schiss ich dich aus dem Himmel.“ Ohne ihn auch nur anzusehen entfaltete ich meine Flügel und stürzte mich senkrecht vom Dach, nach einem gewagten Manöver, das nicht jeder konnte, stieg ich wieder empor. Ich hörte Greg noch etwas wie „Charmant“ brummeln doch ich war schon fast an der Wolkendecke angekommen.
Mein Ziel war ein Haus am Rande von London, naja, 'Haus' war wohl der falsche Ausdruck, es war mehr eine Villa. Gräfin Cole war nun schon über neunzig Jahre alt, hatte ein langes und glückliches Leben. Sie hatte wenige Schulden, wenige Schatten. Sie würde Luzifer keine all zu grosse Macht geben, dachte ich mit einem boshaften Lächeln auf dem Gesicht. Luzifer, Satan, Teufel (oder wie man ihn auch immer nennen will) war mein Herrscher, mein Schöpfer aber man konnte die Fakten nicht leugnen, er war ein tyrannisches, masochistisches A.....!
Er lies keine Seelen im Fegefeuer verschmoren und er kam auch nicht plötzlich aufgetaucht wenn man schlecht über ihn Redet. Nein, er wahr einfach ein versnobter König der Hölle, der einige unheimliche Dinge drauf hat und seinem Volk einen so schlechten Ruf gemacht hat, das man uns in der Menschenwelt in diversen Horror und Thriller Filmen als Böses darstellte. Hurra!
Ich setze zum Sinkflug an und schon bald kam die Cole Villa in mein Sichtfeld. Ich landete wie schon zuvor grazil auf dem Balkon des Schlafzimmers, faltete meine Flügel zusammen und trat in das Zimmer ein.
Die Szene war ähnlich wie die bei dem Mann, nur diese hatte selbst für mich etwas Trauriges. Ich konnte schlecht sagen, dass ich langjährige Erfahrung hatte noch war ich herzlos, trotzdem machten mir die meisten Tode nur wenig aus. Menschen hatten ein kurzes Leben, dies wurde mir bei der Lehre zur Schatten-Jägerin beigebracht und war nicht zu ändern, zur Freude der Titanen und Luzifer, die ihre Macht daraus zogen.
Gräfin Cole hatte sich nur wenig, wenngleich fast keine Schulden zukommen lassen. Solche Menschen waren selten. Sie erfühlten mich immer mit einer Spur von Wärme.
Ich erwartete eigentlich, das Lilian wieder die Lichtseite der Seele holte, doch dies erwies sich als Fehler. Ich spürte seine Macht bevor ich ihn sah, es stellte mir die Haare zu berge, lies mein Blut in Wallungen erzittern und mein Instinkt sagte mir, ich sollte sofort die Fliege machen! Doch es war zu spät. Nicht das ich die Fliege gemacht hätte, dachte ich fast schon überzeugt.
Er kam wie ich über den Balkon in das Zimmer, doch nicht wie Lilian ignorierte er mich, schön wers. Seine grünen Augen musterten mich eindringlich als ob er etwas suchte oder als ob er mich prüfte. Ich senkte meinen Blick nicht, hielt seinem Stand. Er sah nicht älter als 25 Jahre aus, doch das täuschte. Engel wurden ab einem, für jeden bestimmten Alter, nicht mehr älter.
Dieser Engel vor mir schätze ich, rein von seiner Macht und seinem überheblichen Blick, auf über 400, wenn nicht 500 Jahre alt. Er hatte schwarzes Haar, das etwas zu lang war, da es ihm in die Augen fiel.
Sein Blick schweifte über meinen sehr weiblichen und üppigen Körper und danach zu dem Bett mit der Gräfin. Auch ich wandte den Blick von dem sexy Engel ab und sah zu dem Bett.
Es war bald so weit, Gott sei Dank, ich wollte keine Minute länger in diesem Zimmer bleiben.
Die Gräfin war allein in dem Zimmer, sie würde einfach einschlafen, würde keine Schmerzen haben. Doch gerade als die Seele sich von dem Körper zu lösen begann, und ich den Tanz von Licht und dem fast nicht vorhandenen Schatten sah, stürmten vier Leute durch die Flügeltür. Es sah so aus als ob es ein Arzt, eine Schwester und zwei bekannten waren. Sie wurden von dem Herzschlagmesser, der nun nur noch ein jämmerliches, ohrenbetäubendes Piepsen von sich gab, alarmiert. Doch es würden keine wiederbeleben nutzen, sobald sich die Seele löst, war alles zu spät.
Doch auf das was jetzt kam, hatte mich niemand vorbereitet. Der gestresste Arzt nahm eine ekelhaft lange Spritze in die Hand und ohne Vorwarnung stach er damit in das Herz der alten Frau. Ich riss die Augen auseinander und ein keuchen entkam meiner Beherrschung. Dies machte man bei Unfallopfern mit jungen Herzen, das Adrenalin half dem Herz und brachte es mit ein wenig Hilfe wieder zum Schlagen. Doch noch nie, NIE, hatte ich das bei einer so alten Frau gesehen. Und als ob das nicht schon schock genug für mich war, traute ich meinem Verstand nicht, als meine Augen das Nächsten unfassbare Aufnahmen.
Die Seele von Gräfin Marabella Cole stieg nicht etwa weiter auf, wie ich es mir gewohnt war.
Nein! Die Seele ging zurück in den Körper, und mit einem erstickenden Laut kam sie wieder zu Besinnung.
„Was war das!?“ Erst als der Engel mir Antwortet, bemerkte ich, das ich es Laut gesagt hatte.
„Sicher keine harmlose Spritze mit Adrenalin drin.“ Seine Stimme klang ganz ruhig, als ob er so etwas schon Millionen male gesehen hätte.
„Auf das wehre ich jetzt nie gekommen.“ Gab ich sarkastisch zurück, immer noch unter Schock, von dem was passiert war.
Der Instinkt, der mich hier hin gebracht hatte und der mir gesagt hat, dass ich hier die nächste Seele fand, war so still wie noch nie.
Er wandte seinen Blick nicht von der Frau ab, doch er wirkte nicht erstaunt, mehr neugierig, sagte trotzdem: „Wenn sie die Antwort kennen, müssen sie Ja nicht fragen.“
Irgendetwas in seinem Ton deutete mir, jetzt lieber den Mund zu halten. Ich jedoch, hatte anderes im Sinn.
„Das heisst, sie haben keine Ahnung.“ Das Wort 'keine' hatte etwa fünf Silben. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen über die Schulter hinweg an.
Seine grünen Augen fanden nun meine braunen, fast schwarzen. Er sagte nichts, doch sein durch dringlicher Blick war Straffe genug. Doch ich weigerte mich wie zuvor klein bei zu geben und sah ihn mit dem gleichen vernichtenden Blick an, wie er mich.
„Willst du dich mit mir anlegen, Dämon.“ Seine Stimme war nicht mal halb so wütend, wie ich es erwartet hatte. Mehr belustigt, was mich dagegen rassend vor Wut machte.
„Nein, Engel. Ich muss niemandem beweisen wer den grössten hat.“ Gab ich zuckersüss zurück.
Eine kleine Stimme in meinem Kopf sagte mir panisch, dass ich jetzt wegrennen sollte, wie schon zuvor. Doch dann hätte er gewonnen, und das war momentan das einzige was ich diesen sowieso schon viel zu überheblichen Augen nicht gönnte.
Mit einer unheimlichen Geschwindigkeit war er bei mir, hatte den kleinen Abstand zwischen uns in weniger als einer hundertstel Sekunde zurückgelegt. Nicht das er bei mir halt gemacht hätte, er drückte mich mit seiner Brust an die Wand des Schlafzimmers, seine Lippen waren an meinem Ohr. Es tat nicht weh, er tat mir nicht weh. Es wäre gerade zu leicht für ihn gewesen, meine Flügel zu brechen. Sie würden wieder verheilen, doch mit meinem jungen Alter ging das eine Weile.
Er war stärker als ich gedacht hatte.
Ich war nicht klein, ungefähr eins-siebzig. Doch er war riesig, sicher über eins-neunzig. Mein Atem kam stoss weisse und jedes mal berührten meine Brüste seine steinharte Brust.
„Gehen ihnen die Worte aus?“ Seine Stimme klang etwas heisser.
Irgendetwas ritt mich einfach, so das ich die nächsten Worte wieder provozierend und zuckersüss sagte: „Naja, ich werde nicht Handgreiflich. Das deutet mehr darauf, das ihnen die Worte ausgehen. Keine Sorge, sie haben noch genug Zeit ihren Wortschatz zu erweitern.“ Ein raues Lächeln drang an mein Ohr.
„Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Ihr selbsterhaltungs Trieb ist auch nicht sehr ausgeprägt, oder?“ Dieser belustigte Ton nervte. Meine Zähne zermahlten sich gegenseitig.
„Schon Dumm, wenn man nicht damit umgehen kann, das einem Jemand widerspricht. Da muss das Ego aber auch mächtig gefüttert worden sein.“ Oh Gott, ich sollte wirklich an meiner Selbsterhaltung arbeiten.
Er stemmte nun beide Hände an jeder Seite meines Kopfes ab und sah mir mit diesen viel zu grünen Augen in die meine. Sie sahen nun wütend aus, nicht mehr belustigt, doch irgendwie auch anerkennend, aber vorwiegend wütend.
„Ich bin schon mit solchen Leuten umgegangen, als sie noch nicht mal geplant waren, obwohl umgegangen da ein sehr nettes Wort dafür ist.“ Hmm, meine Schätzung könnte noch Stimmen.
Ich schenkte ihm ein Lächeln das alles heissen konnte, oder auch nichts. „Man geht nicht auf jüngere los, hat ihnen das ihre Mutter nicht gesagt?“
Der Belustigende blick trat zurück, was mich ehrlich gesagt beruhigte, so sah er nicht aus als ob er mir gleich den Kopf abreisst.
„Na also, da ist der selbsterhaltungs Trieb ja.“
Ich funkelte ihn wütend an. Sein Lächeln verschlug mir fast denn Atem. Er war hübsch, mehr als hübsch.
Bevor ich noch etwas sagen konnte, wurde ich gerufen. Der Ruf war etwas, dem wir nicht widerstehen konnten. Er kam von Luzifer persönlich.
Auch der Engel vor mir bemerkte ihn, er war nicht zu hören, man spürte ihn mehr. „Ich muss los.“ Ohne ein weiteres Wort lies er mich gehen, nahm seine Hände weg und trat zur Seite. Ich warf der Gräfin noch einen Blick zu, als ob ich wirklich sicher sein wollte, das sie noch lebte. Doch sie war noch da, munter wie es für eine 90 Jährige sicher nicht erlaubt war, vor allem keiner, die eigentlich hätte Tod sein müssen.
Ich trat Kopfschütteln auf den Balkon und erhob mich senkrecht in die Luft.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine beste Freundin, die es nicht immer war und es trotzdem ist.

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