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Kapitel 1: Der Unbekannte Schöne




Ich wachte auf und fühlte schon wieder ein nasses Kissen unter meinem Kopf. Ich habe schon wieder in meinem Traum geweint. Es war immer der selbe Traum. Egal was ich versuchte zu machen, es geschah immer und wieder. Jedes Mal stürzte ich diese dämliche Klippe runter und jedes Mal landete ich in seinen Armen. Und jedes Mal war ich glücklich, doch dies hielt nicht lange an, weil er sich in Luft auflöste und ich zu Boden fiel. Ich konnte ihn nie aufhalten. Ich konnte nicht mal sein Aussehen registrieren. Für immer bleibt er mein geheimnisvoller Retter. Oder würde ich ihn jemals sehen? Gab es ihn denn wirklich? Alles Fragen auf die ich keine Antworten hatte. Noch nie und jetzt auch nicht. Und warum zur Hölle war es dieser Traum, der immer erschien? Alles nur Fragen.
Beim Frühstück hatte ich keinen Hunger und deswegen saß ich nur da und starrte vor mich hin. Gut, dass meine Eltern schon längst arbeiten waren und nur unsere Nanny da war. Unsere, weil ich eine jüngere Schwester hatte. Tessa hatte aber genauso großen Hunger wie ich und stocherte in ihrem Omelett lustlos rum. Irgendetwas bedrückte sie, aber ich wollte sie nicht fragen, weil ich keine Lust hatte noch ihre Probleme zu verarbeiten. Ich meine, was für Probleme kann schon eine 10-jährige gehabt haben? Ich beobachtete sie eine Weile, doch dann wurde es mir zu blöd und ich stand auf, nahm mein Teller und brachte ihn zur Spüle. Den Rest konnten unsere Putzleute erledigen. Also stieg ich wieder die Treppe hoch und machte die Tür zu meinem Zimmer hinter mir zu. Ich setzte mich auf das Sofa und startete meinen Laptop. Sobald ich online war, fragte mich Maike, meine beste Freundin und Nachbarin, ob wir heute noch was machen könnten. Ich hatte kein Bock heute aus dem Haus zu kommen, also antwortete ich ihr mit nein

. Doch das war mir ein wenig zu grob, also schrieb ich:
Tut mir leid, aber ich hab heute irgendwie keine Lust rauszugehen. Sry, Schätzchen. Nächstes mal, okay?


Ihre Antwort war:
Okay, hast du etwas? Ist dir schlecht?


Nein mir geht gut, ich will nur nicht raus.


Verstehe. Soll ich vielleicht zu dir rüberkommen?


Ich blies meine Wangen auf und atmete laut aus. Ich hatte echt nichts gegen sie, aber manchmal verstand diese kluge Person nicht, wann sie unerwünscht war, oder wann ich gerne allein sein wollte. Doch ich wollte nicht unhöflich sein, also antwortete ich mit Ja

.
3 Minuten später stand sie vor der Haustür. Sie hatte einen pinken Bikini und eine pinke Hort-Pans, dazu noch pinke Flip-Flops an. Sie grinste mich an und ich verdrehte die Augen. "Sag mal, hast du Lust schwimmen zu gehen? Ich weiß du hast gesagt, du willst nicht raus, aber euer Pool ist viel größer als unserer, also dachte ich...", sagte Maike und zog eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen hoch und grinste mich an. Ja, sie konnte manchmal echt nervig sein. "Also gut, überredet!", sagte ich und machte eine Handbewegung, die ihr zeigte, dass sie reinkommen sollte.
Ein paar Stunden später gingen wir erschöpft und mit Badetüchern umwickelt in die Küche. Ich machte den Kühlschrank auf und musterte das Essen dort misstrauisch. "Sag mal, wollen wir nicht doch lieber in die Stadt?", fragte ich sie. Im Kühlschrank lag nur gesunde Nahrung, wie Möhren oder Salat. Meine Mutter meinte immer, ich sei ein wenig zu dick für meine 1,70 m, also sollte ich mich gesund ernähren. Aber ich denke, dass ich mit 60 kg noch lange nicht dick bin. Ich hab nur einen kurvigen Körper und das ist richtig gut. So sieht mein Busen nicht zu riesig aus. Ja ich hab Körbchengröße 85 C und bin damit vollkommen zufrieden. Meistens, aber nicht beim Sport. Das kann man sich denken warum.
Maike lachte auf. "Süße, hab ich dir doch gleich gesagt! Also gut wohin wollen wir?" Bevor ich irgendeine Antworte geben konnte, klingelte es an der Tür. Ich stöhnte und ging sie aufmachen. Ich öffnete die Tür und mir wären fast die Augen aus den Höhlen gefallen. Dort stand ein recht durch-trainierter, sehr gutaussehender junger Mann. Vielleicht war er unter die zwanzig. Er hatte kurze, glatte, schwarze Haare und Smaragd-grüne Augen, die mit sehr dichten, schwarzen Wimpern umrahmt waren. Sein Oval-herzförmiges Gesicht wurde durch die hohen, kantigen Wangenknochen sehr hervorgehoben. Er sah wie ein sexistischer, griechischer Gott aus. Ich blinzelte um mich zu vergewissern ob mir meine Fantasie keinen Streich spielte. Als ich wieder die Augen öffnete, stand dieser unbekannte Gott immer noch vor mir. "Britney, wo bleibst du denn?", fragte mich Maike, aber ich gab keine Antwort, ich sah weiter den Unbekannten an. Was er für Augen hatte! Was für Augen! Ich hörte Maike jetzt näher kommen. "Brit, wer ist..." Sie stockte mitten im Satz und musterte den jungen Mann mit offenem Mund an. "Ach du heilige Scheiße!", rief sie und rieb sich die Augen. Der Unbekannte lächelte und ich räusperte mich und er schenkte seine ganze Aufmerksamkeit an mich. "H-Hallo", ich stotterte ein wenig und wurde leicht rosa im Gesicht. "Wer sind sie?" Er reichte mir die Hand hin und ich schaute sie kurz an und dann begriff ich, dass ich sie schütteln musste. "Ich bin Steffen und du kannst mich ruhig duzen, so alt bin ich noch nicht. Wir sind eure neuen Nachbarn.", er lächelte. Steffen...,was für ein schöner Name. Ich lächelte auch. Dann erstarrte ich. Hatte er Nachbarn gesagt? Hatte er das jetzt gesagt oder bildete ich es mir ein? Noch bevor ich etwas sagen konnte, nahm Maike Steffens Hand und stellte sich vor. "Ich wohne auch direkt neben Britney" Sie himmelte ihn an! Ich glaubte es nicht! Noch vor kurzem war sie Hals über Kopf in den Stiefbruder von meinem Vater, André, verliebt und jetzt himmelte sie irgendeinen Typen, den sie nicht kannte, an. Oder war ich nur verärgert, weil ich ihn auch toll fand? Er schenkte ihr ein Killers Lächeln und sie viel fast, aber nur fast, in Ohnmacht. Er runzelte die Stirn, als ob er sich seiner Wirkung auf das weibliche oder in manchen Fällen männliche Geschlecht, nicht bewusst sei. "Schön, dass du vorbei gekommen bist, Steffen! Sonst noch was?", am Ende klang ich genervt. Warum musste er Maike so viel Aufmerksamkeit schenken? Ich versuchte mich in seine Gedanken einzumischen, doch ohne Erfolg. Das klingt jetzt bestimmt total bescheuert, aber es ist pure Wahrheit! Ich konnte wirklich Gedanken anderer lesen, schon seitdem ich ein kleines Mädchen war...

Da war ich gerade sechs Jahre alt und ich kann mich noch genau daran erinnern was passiert ist.
Meine Mutter war im achten Monat schwanger und erwartete ein Mädchen. Mir blieben noch zwei Wochen bis zum Schulanfang und ich war schon sehr auf die erste Klasse gespannt.
Ich spielte gerade im Garten und es war herrlich schönes Wetter. Nicht zu kalt und nicht zu heiß. Ich hatte ein weißes Kleid und einen Strohhut an. Keine Schuhe, meine Mutter bestand zwar immer darauf, dass ich Schuhe anzog, aber das habe ich nie getan. Dann fing es, von einen Augenblick auf den anderen, an zu regnen. Ich rannte zu meiner Mutter, die schon an der Tür stand und auf mich wartete. Sie rief zu mir ich solle mich beeilen und das habe ich auch getan. Ich ließ meine ganzen Spielsachen im Sandkasten liegen und fast bei meiner Mutter angekommen, sah ich mich nochmal um. Gerade in dem Moment als meine Mutter mich wieder auffordern wollte, reinzugehen, schlug ein Blitz auf mich ein und ich fiel in Ohnmacht. Zuerst war es Ohnmacht, meinte jedenfalls der Arzt zu meiner Mutter, doch dann war es Koma. So verbrachte ich ganze zwei Jahre meines Lebens im Krankenhaus und meine Mutter wäre in diesem Zeitraum durchgedreht, wäre mein Vater nicht gewesen.
Nach zwei Jahren Aufenthalt im Krankenhaus, wurde ich wach und gesund wieder entlassen. Es war genau derselbe Tag wie vor zwei Jahren. Mir blieben wieder genau zwei Wochen bis zum Schulanfang und meine Eltern wollten mich in die dritte Klasse schicken. Doch ich wollte nicht. Durch das Koma wurde ich irgendwie erwachsener im Hirn und konnte selbst meine Entscheidungen treffen. Ich habe mich entschlossen wieder von dem Punkt an anzufangen, wo ich geendet habe. Meine Mutter war nicht gerade überzeugt, aber mein Vater fand die Idee gar nicht mal so schlecht. Weil mein Vater ein erfahrener Arzt war, konnte er sehr leicht meine Geburtsurkunde fälschen und so war ich, Britney Cortney Gomez, wieder sechs Jahre alt. Aber das Wichtigste habe ich vergessen zu erwähnen: Nach dem Koma hatte ich nicht nur einen helleren Verstand, sondern ich konnte Gedanken lesen und die Auren anderer, sowie die längst verstorbenen Menschen sehen. Zuerst war das sehr verwirrend und erschreckend, dass die Menschen bunte Farben um sich herum hatten und, dass ich durchsichtige Gestalten sah, aber nach einiger Zeit gewöhnte ich mich dran. Außerdem bewegte ich mich so schnell wie das Licht und musste nur an einen Ort denken, an den ich wollte und wie durch ein Wunder, war ich dort. In den folgenden Jahren entdeckte ich noch mehr Gaben und hauptsächlich erlernte ich die Dunklen Küste. Niemand außer mir, weiß von dieser ganzen Gaben-Sache. Und nur meine Eltern wissen von der ganzen Urkundenfälschung und so weiter.


Wie gesagt, ich versuchte die Gedanke von Steffen zu durchforsten, doch es gelang mir nicht. Statt seine Gedanken zu hören, sah ich seine verwunderte Miene, doch als er merkte, dass ich ihn ansah, veränderte er seine Mimik in ein zauberhaftes Lächeln. Irgendetwas war doch an diesem Typen falsch! Nur was? Er sah mich an und in seinen Augen funkelte etwas, was mir sagte, ich solle mich nicht in seine Privatsachen einmischen. Ich zuckte zusammen. Hatte er etwa gemerkt, dass ich versucht habe seine Gedanken zu lesen? Fehlalarm! Die Antwort kam eine Sekunde später. „Bin ich wirklich so heiß oder warum starrst du mich so an, als ob du mich in Gedanken ausziehen würdest?“, sagte Steffen. Was für ein eingebildetes Arschloch und ich dachte schon, er hatte gemerkt, dass ich in seine Gedanke eindringen wollte. Hab ich auch, aber ich warne dich Süße, versuch das nicht noch mal!
Ich zuckte bei seinen unausgesprochenen Worten zusammen und starrte ihn fassungslos an. Er hatte, doch nicht... Will mich jetzt die Welt auf den Arm nehmen oder was ist los? Maike stupste mich an und holte mich so aus meinen Gedanken zurück. „Ich...äh... Ja tut mir leid, aber ich konnte nichts dagegen machen. Man hat ja nicht oft solch geilen Kerl wie dich vor seiner Haustür stehen.“, ich lächelte mürrisch und Steffen zog eine Augenbraue hoch. Punkt für mich! Tja, das haste jetzt nicht gedacht, was? Maike unterbrach mein inneres Gejubel, indem sie mich darauf hinwies, dass wir in die Stadt wollten und es schon langsam spät wurde. Ich verdrehte die Augen und schenkte Steffen noch mal ein Lächeln und verabschiedete mich von ihm. Das selbe tat Maike auch, aber sie nahm nochmal seine Hand und er grinste breit. Arrogantes Schwein.

Kapitel 2: Warum gerade ich?



Ein paar Einkaufszentren später setzte ich mich schlapp auf eine Bank im Park und seufzte. War das gut! Endlich wieder sitzen, denn ich saß vielleicht ganze sieben Stunden nicht mehr. „Brit, weißt du worüber ich nachgedacht habe?“, fragte Maike, die neben mir, genauso erschöpft wie ich, auf der Bank saß. „Nee, was denn?“, antwortete ich und stellte gleichzeitig die Frage, die sie hören wollte. Wenn ich sie nicht stellen würde, wäre sie schon wieder ausgetickt wie letztes Mal. Da waren wir gerade im Freizeitpark und sie meinte auch sie hätte über Etwas nachgedacht. (Was ich leider

nie erfahren konnte) In den Moment als sie vor sich hin quatschte, wurde ich von einem mega scharfen Typen abgeleckt, der gerade mit einem Eis vorbeikam. Nur da, nur einmal habe ich nicht zugehört und sie ist total ausgerastet. Sie meinte, ich höre ja nie zu und sie sei unwichtig und all solchen Kram. Man, wie ich damals genervt war! Also machte ich diesen Fehler nie wieder. Was für mich ein sehr großer Vorteil ist, denn wer will schon das Gejammer einer 16-jährigen anhören? Ich jedenfalls nicht.
„Dieser süße Junge... Steffen...“ O nein! Bitte halt bloß den Mund Maike! Der Typ ist doch der reinste Horror! Ich finde mich immer noch bescheuert, weil ich ihn haben wollte. (Was jetzt nicht mehr der Fall ist) „Sag nicht, du stehst auf ihn!?“, fragte ich sie genervt und rollte mit den Augen. Sie wurde rot. Okay, rot bedeutet entweder war sie wütend oder sie war verlegen, aber ich tippe eher auf das Letztere. „He! Er ist doch total schnucklig! Behaupte bloß nicht das Gegenteil, denn ich habe gesehen wie verrückt du ihn angesehen hast! Wetten in dem Moment gingen dir die total versauten Bilder durch den Kopf!?“, behauptete Maike. „Stimmt doch gar nicht!“ Okay, das war eine ziemlich große Lüge. Ich hab schon an Manches gedacht oder an vieles, aber.... Man wie gut kannte Maike mich eigentlich? Egal, denn ihr Blick verriet gerade, dass sie mir gar kein Wort glaubte. „Okay, okay! Ich hab da schon an Einiges gedacht, aber mehr auch nicht! Hast du nicht gemerkt wie arrogant dieses Schwein ist?“, fragte ich meine immer noch grinsende Freundin. Sie seufzte nur und stand auf. Sie guckte mich an und guckte wieder in die Ferne, als ob von dort, der schon lang gesuchte Prinz auftauchen würde. Dann meinte sie abwesend: „Was weißt du schon von Schweinen, du bist doch erst vierzehn!“ Das stach in mein Herz. Ich glaubte es nicht! Wird sich dieser Typ ehrlich zwischen uns beide stellen? Wenn ja, dann wäre das das schrecklichste, was uns je passiert ist. Außerdem war ich nicht vierzehn, ich war sogar fast zwei Monate älter als Maike. Ich war sechzehn und werde dieses Jahr siebzehn. Aber natürlich wissen es diese Leute

nicht. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre normal und hätte diese dämliche Entscheidung nie getroffen! Dann wäre ich jetzt offiziell sechzehn und niemand hätte was gesagt. „Glaub mir Maike, ich weiß viel mehr als du denkst...“, sagte ich genauso abwesend wie sie. Sie guckte mich schräg an und meinte: „Was soll das jetzt schon wieder heißen?“ Ich hatte jetzt kein Bock auf Erklärungen, also nahm ich meine Einkaufstüten und stand auf. „Nichts. Vergiss es.“ Ich wollte gerade gehen, doch sie hielt mich am Arm fest. „Nein sag!“, forderte sie mich auf. Ich hasste es, wenn mir Befehle erteilt wurden. „Maike, ich hab jetzt kein Bock auf diesen Müll! Ich geh nach Hause!“
Sie guckte mich entgeistert an und öffnete den Mund, aber sagte nichts und schloss ihn wieder. Dann entschied sie sich es trotzdem zu sagen: „Weißt du was? Du hast Recht! Ich hab jetzt auch keine Lust auf ein Streit. Komm lass uns über etwas Anderes reden.“ Ich grinste sie an. Das habe ich jetzt nicht erwartet, aber in letzter Zeit bekommt sie es immer hin jedem Streit aus dem Weg zu gehen, also nickte ich und schlug vor, in ein Café zu gehen.

„Sieh dir den mal an!“, sagte Maike und schaute mich erwartungsvoll an. Ich hob eine Augenbraue und lächelte. „Ist das dein Ernst? Dreh dich mal um und dann siehst du einen richtig heißen Typen.“ Sie drehte sich um und nach einiger Zeit kehrte sie ihr Gesicht wieder zu mir. Ich musste lachen als ich ihren Gesichtsausdruck sah. „Britney, ich glaube mich hat es erwischt!“, sagte sie immer noch im Schockzustand. Ich prustete los und sie guckte mich böse an, denn die Leute um uns starrten uns beide blöd an. „Ich dachte du stehst auf Steffen!?“ Etwas flammte in ihren Augen auf, doch ich konnte es nicht richtig deuten. „Weißt du, Steffen ist eine ganz andere Sache. Ich meine ein bisschen Spaß mit anderen Jungs kann man doch haben, oder?“, fragte sie mich. „Ja, aber nicht wenn du mit ihm zusammen bist.“, meinte ich und nahm etwas von meinem Salat in den Mund. „Wer sagt, dass ich jemals mit ihm zusammen sein werde?“, fragte sie mich und hob beide Augenbrauen. „Ich meine, was hat er schon was Andere nicht haben?“ Sie beugte sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr: „Und außerdem kommt er gerade auf dich zu und nicht auf mich.“ Ich sah sie verdattert an und sie zeigte mit ihrer Gabel auf eine Person hinter mir. Ich drehte mich und und sah Steffen. Wen den sonst? „Ich dachte du wolltest mich verarschen! Was macht er hier?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung, aber ich hoffe du findest es gleich raus. Ich muss jetzt los süße, viel Spaß noch!“ Sie nahm ihre Tasche und zwinkerte mir zu, dann verschwand sie durch die Ausgangstür und lies mich verwirrt sitzen. „Ich hoffe ich störe nicht.“, sagte Steffen und nahm sich den Stuhl gegenüber von mir, auf dem gerade noch Maike saß. Ich runzelte die Stirn und gab die dümmste Antwort der Welt von mir: „Nein, nein! Setze dich nur, Maike kommt sowieso nicht wieder und ich muss auch schon los.“ Ich stand auf, nahm meine Tasche und wollte gehen, aber Steffen hielt mich an der Hand und sah mir tief in die Augen. Seine grünen Augen funkelten so schön und ich konnte nicht anders, also setzte ich mich wieder hin und runzelte schon wider die Stirn. Warum habe ich mich wider hingesetzt? Was hat er mit mir gemacht? Ich sah ihn an und er schmunzelte, faltete seine Hände und stürzte die Ellbogen auf den Tisch. Dabei legte er sein Kinn auf seine gefalteten Hände. „Äh, okay.... Was nun?“, fragte ich ihn, weil die Stille mittlerweile peinlich wurde. „Es muss dir nicht peinlich sein.“, sagte er. Ich starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Bestimmt sah ich in diesem Moment total bescheuert aus, doch er sagte: „Du siehst schön aus.“ Und das brachte mich aus der Fassung , also stand ich schnell auf und rannte aus dem Café. Ich weiß nicht warum ich wie ein kleines Mädchen wegrannte, aber mein Unterbewusstsein sagte mir, es sei das beste. Nach einiger Zeit hielt ich an um Atem zu holen. Die frische Abendluft tat gut und ich lief nun in normalen Tempo weiter. „Du kannst nicht wegrennen!“, sagte jemand hinter mir und ich erschrak. Ich drehte mich langsam um und dort stand ein Typ. Er war höchstens 17. Ich wollte wegrennen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Mussten gerade jetzt meine Nerven schlapp machen? Er kam auf mich zu und ich hielt den Atem an. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich tu dir nichts.“ Als ob das so einfach wäre! Doch ich entspannte mich ein wenig. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und fragte: „Warum kann ich nicht wegrennen?“ Er lachte auf und ich zuckte zusammen. „Entschuldigung!“, sagte er etwas leiser und fuhr fort: „Warum du nicht wegrennen kannst?“, sagte er und ich nickte. „Die Sache ist die Süße, du wurdest auserwählt und es gibt keinen Rückweg. Verstehst du?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nich-...Nicht ganz.“, stotterte ich. Er kam noch näher und nahm mich in den Arm. Ich wollte mich losmachen, doch mein Körper wollte es nicht. Dieser junger Mann fühlte sich sicher an, als ob wir und schon lange kennen würden, aber im anderen Augenblick auch, als ob wir völlig fremd wären. Er machte sich los und sah mir in die Augen. Ich konnte im trüben Licht seine grünen Augen gerade noch erkennen. Auf irgendeine Weise sah er wie Steffen aus, aber doch auch irgendwie anders. Er atmete aus. „Es tut mir leid, aber du gehörst ihm. Egal was ich versuche, du wirst immer ihm gehören. Ich bin doch nur sein Schatten. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, wir werden wieder zusammen sein. Ich verspreche es!“ Er küsste mich leicht auf die Lippen und verschwand. Ich machte den Mund auf, aber ich konnte nichts sagen. Ich war, ich weiß auch nicht. Alle Gefühle in einem und ich konnte nicht unterscheiden ob ich glücklich oder traurig war. Ein Stechen in der Brust, Schmetterlinge im Bauch, schlechtes Gewissen, Verwirrung, Schock, und noch vieles mehr. Wer war dieser Typ? Und was meinte er? Wem gehöre ich? Wessen Schatten ist er? Und für was war ich auserwählt? Und warum zum Teufel, gerade ich

? Warum passiert gerade mir

so etwas? Ich klappte auf der Stelle zusammen und fing an zu weinen.

Kapitel 3: Die ganze Wahrheit



Es war bereits Mitternacht und ich konnte immer noch nicht schlafen. Mir kreisten die verschiedensten, verrückten oder auch ganz unvorstellbaren Gedanken im Kopf herum. Wer war dieser Typ?
Diese Frage bereitet mir Kopfschmerzen.
Nachdem ich schluchzend auf der Straße zusammengebrochen bin und keine Ahnung wie lange dort saß, ging ich nach Hause. Die Luft war zum ersticken und schnürte mir die Kehle zu, oder waren es doch noch die ganzen dämlichen Fragen auf die ich höchstwahrscheinlich keine Antworten bekommen werde? Jedenfalls bekam ich keinen klaren Kopf und wurde noch verwirrter als ich es schon war. Verdammt, wenn ich doch nur klar denken könnte! Ich hielt es nicht mehr aus und rannte in Lichtgeschwindigkeit nach draußen. Mein dünnes Nachthemd flatterte im kühlen Nachtwind und meine langen Haare umspielten meine Hüften. Ich seufzte und stellte mir das Meer vor. Seine samten, aufeinanderstoßenden Wellen und die nächtliche Meeresbrise. Kühler Wind umspielte meine Knöchel und im nächsten Augenblick hörte ich das Rauschen der Wellen. Ich befand mich auf Jamaika an dem Montego-Bay-Strand. Dies war mein Lieblingsort und ich konnte hier so oft herkommen wie ich wollte.
Ich dachte erneut an den unbekannten Typen, der mich dazu auch noch geküsst hat! Dass er mich geküsst hat, war sehr komisch und dazu auch noch seine Worte: „Es tut mir leid, aber du gehörst ihm. Egal was ich versuche, du wirst immer ihm gehören. Ich bin doch nur sein Schatten. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, wir werden wieder zusammen sein. Ich verspreche es!“ Diese Worte ergaben Sinn, wenn man nur wüsste wem ich gehöre. Verwirrend war auch, dass er Steffen sehr ähnlich sah. Oh nein! Er sprach von ihm. Wie konnte ich bloß so dumm sein und nicht sofort darauf kommen? Dieser Unbekannte ist Steffens Schatten und ich gehöre diesem! Das kann einfach nicht wahr sein! Weil ich so aufgebracht war, bemerkte ich nicht mal, dass ich schon knietief im Wasser stand.Erst als eine etwas größere Welle auf mich zustieß und auf meinen Bauch klatschte, ging ich zurück zum Strand. Mein Nachthemd ist nass geworden, aber mit etwas Wärme war es auch schon wieder getrocknet. Zwar konnte ich die Elemente noch nicht gut bändigen, aber es genügte um ein Kleid trocken zu kriegen.
Ein schwaches Licht löste mich aus meinen Gedanken und ich ging auf dieses zu. Ich wusste nicht was es war, aber sobald ich in dessen Nähe kam, wurde es immer heller und heller. Ich musste meine Augen vor diesem grellen Licht schützen um erst in seine Nähe zu kommen, aber betrachten konnte ich es nicht, also wollte ich gerade Magie zur Hilfe benutzen, aber sofort verschwand das Licht und an dessen Stelle bildete sich eine Gestalt mit zwei Schnee-weißen Flügeln. Die Gestalt erhob sich vor mir und wirkte auf mich sehr beängstigend und mächtig. Als diese deutlich zu sehen war, entfuhr mir ein Angstschrei. Es war Thorus, die rechte Hand von Gwydon, dem Gott, der das Universum erschuf. Ich verbeugte mich sofort und schaute zu Boden. Als seine mächtige Stimme erklang, durchzuckte mich ein Schauer. „Britania Cortadelia Gomez.“ Er sprach meinen Namen in der uralten Form aus und mir wurde sofort klar, wie mächtig und uralt diese Gott war und das machte mir noch mehr Angst als ich schon vorher hatte. „Du brauchst dich nicht vor zu verbeugen, schließlich gehörst du der Finsternis, nicht dem Licht. Ich bin hier um dich zu warnen.“, er sprach deutlich und mit sehr mächtiger Stimme. Der Boden unter mir vibrierte und Panik brach tief in mir aus. „Du brauchst auch keine Angst vor mir zu haben. Du bist sehr mächtig und könntest leicht mit mir halten. Aber deswegen bin ich nicht hier. Du bist auf dem Weg dich an Sultanus zu binden. Ich hoffe du hast schon von diesem gehört.“ Ich sah zu Thorus hoch und begegnete seinen goldenen Augen, sie verliehen ihm noch mehr Macht, als ich es mir jemals Vorstellen konnte so viel von dieser zu besitzen. Ich schüttelte den Kopf, aber er reagierte nicht, stattdessen wartete er. Ich räusperte mich und sagte: „Nein, ich kenne diesen nicht und habe auch noch nie von ihm gehört.“ Ich hielt immer noch Blickkontakt mit ihm und langsam erhob ich mich, denn ich hatte keine Lust die ganze Zeit vor ihm zu hocken. Woher ich so viel Mut hatte, wusste ich nicht, aber er hat doch selbst gesagt, dass ich nicht dem Licht angehöre und damit auch nicht ihm. „Sultanus ist die rechte Hand von Luzifer und sein Name auf dem Planeten Erde lautet Steffen Kirsch. Diesen kennst du bestimmt.“, sagte er nüchtern und sah mir in die Augen. Mir stockte der Atem. Ich rang nach Worten, aber wusste nicht was ich darauf erwidern sollte. Er durchbohrte mich mit seinem kalten Blick und mir fuhr erneut ein Schauer über den Rücken. Ich senkte die Augen. Was soll das alles heißen? Warum bin ich an Sultanus oder besser gesagt an Steffen gebunden? Mir fiel ein, dass Thorus immer noch auf meine Antwort wartete, aber ich konnte keine zusammenhängende Sätze bilden. „Ja. Warum ich?... verstehe ich nicht... was soll...ich werde daraus nicht schlau... erkläre... warum?“ Seine Ausdruckslose Miene verriet mir nicht das geringste was er gerade dachte oder wie er sich fühlte. Er hatte keine Aura und deswegen musste ich auf eine Antwort warten, aber es kam keine. Vielleicht lag es daran, dass ich keine vernünftige Frage gestellt habe. Als ich noch mal von vorne anfangen wollte, hob er die Hand und zeigte mir damit, dass ich leise sein sollte. Das tat ich auch. „Britania, schon als kleines Mädchen wurdest du von Luzifer auserwählt und soweit ich mich erinnern kann, war deine Seele bis jetzt in jedem Leben auf der Seite der Finsternis. Du hattest nie eine eigene Wahl und hast diese immer noch nicht. Du wurdest von Luzifer erschaffen noch lange bevor ich am Leben war. Du bist seine erste Tochter und sozusagen auch sein erstes Kind. Es ist deine Aufgabe auf seiner Seite zu sein, doch wenn du dich jetzt dazu auch noch an Sultanus binden lässt, bedeutet das das Ende der Menschheit. Das Licht hatte nie ein Problem damit, dass du existierst, denn du hast dich immer an die Regeln der Anderwelt gehalten, doch dies tut Sultanus nicht. Er widersetzt sich sogar Luzifer. So mächtig ist er. Nicht mal Luzifer persönlich ist so abgrundtief böse wie er es ist. Nachdem Sultanus erschaffen wurde, herrschte Krieg, denn er durfte keine Seelen mehr erschaffen. Je jünger die Seele ist, desto böser ist sie und den Regeln nach, durfte Luzifer nur zehn Seelen erschaffen. Sultanus ist sein elftes Kind und deswegen auch so böse. Es ist eine lange Geschichte, die du aber jetzt nicht hören wirst, denn ich bin auch nicht deswegen hier um dir Geschichte zu erzählen.“, er machte eine Pause und wartete. Also hob ich den Kopf und blickte ihn an. Ich wusste einfach nicht wie ich reagieren sollte. Es waren zu viele Informationen auf einmal und damit kam ich überhaupt nicht klar. Ich bin also Luzifers erste Tochter. Die erste Seele des Teufels. Es war meine Aufgabe böse zu sein, aber weil ich seine erste Tochter war, bedeutet das, dass in mir auch viel Gutes ist. Denn bevor er mich erschuf, ist wenig Zeit vergangen, nachdem er Gwydon den Rücken gekehrt hatte. Der Bibel nach, war er der Lieblingssohn Gottes und das heißt, dass er nicht wirklich böse war. Er wollte nur so sein wie Gwydon, also erschuf er sein eigens Reich oder was auch immer. Ich hoffte, dass ich das alles richtig verstanden habe. Doch ein teil fehlte immer noch, um den richtigen Zusammenhang zu verstehen. Was hatte ich damit zu tun? „So weit verstehe ich das alles, aber was für eine Rolle spiele ich?“, fragte ich ihn mit kräftiger Stimme. Ich wusste immer noch nicht woher ich auf einmal so viel Mut und Kraft schöpfte, aber eine Innere Stimme verriet mir, dies käme von meinem Vater. Ha ha, von Luzifer?! Die Welt will mich doch wirklich auf den Arm nehmen. Ein Lächeln umspielte Thorus´ Mund und er antwortete mir: „In der Prophezeiung steht, dass nur die erste Seele von Luzifer, den Rest seiner jämmerlichen Geschöpfe vernichten könnte. Aber ich zweifle daran, dass du dafür bereit bist, denn so viel Erfahrung hast du mit der Magie nicht. Deswegen möchte Gwydon einen seiner Lieblings Söhne dir zur Seite stelle.“ Er lächelte immer noch und ich verstand immer noch nicht warum. „Aber da dieser vom Licht abstammt wird es für dich schwieriger sein die Dunklen Küste zu erlernen.“ Ich zögerte doch dann fragte ich ihn: „Warum wird mir nicht einer meinesgleichen zur Seite gestellt?“ Er lachte laut auf und ich zuckte zusammen. „Na weil alle auf Sultanus´ Seite stehen. Sogar alle deine Geschwister.“, antwortete er. Meine Augen weiteten sich und kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Ich bekam Angst, sehr viel Angst. „Aber wie soll ich dann alle besiegen können? Wenn alle auf seiner Seite stehen? Und das Wichtigste: wie soll ich mich gegen ihn stellen, wenn ich an ihn gebunden bin?“ Er sah mich nachdenklich an und seufzte. „Also erstens: Du hast diesmal die freie Wahl ob du dich zu ihm gesellst oder auf der Seite deines Vaters bleibst. Zweitens: Du musst deinen Vater überzeugen, dass er die Hilfe des Lichts braucht, um Sultanus zu besiegen, aber daran zweifeln wir alle ein bisschen, denn Sultanus ist sein Sohn und welcher Vater will schon seinen eigenen Sohn vernichten? Nur so könnten wir alle Sultanus besiegen oder du musst die uralten Mächte hervorrufen, aber niemand kennt die Konsequenzen für dieses Ritual. Es könnte auch so kommen, dass diese sich lieber auf Sultanus´ Seite stellen, denn sie haben die freie Wahl, egal von wem sie gerufen wurden. Und drittens: Du musst dich jetzt entscheiden auf welcher Seite du kämpfen willst.“ Ich überlegte nicht lange und antwortete: „Natürlich bin ich auf der Seite meines Vaters, aber wird dieser mich denn anhören wollen?“ Thorus schaute kurz in die Ferne und richtete dann die Augen wieder auf mich. „Anhören wird er dich auf jeden Fall, aber ich weiß nicht ob er sich auch gegen seinen Sohn stellt. Einen Versuch ist es Wert, denn schließlich steht die ganze Menschheit auf dem Spiel.“, sagte er bedeutungsvoll und hob seinen rechten Arm. „Ich möchte dir deinen Lehrer vorstellen.“ Plötzlich erschien ein grelles Licht und eine Gestalt kam hervor. Sie kam mir sehr bekannt vor und als ich sie oder eher gesagt ihn besser wahrnehmen konnte, weitet sich meine Augen. Es war der Typ, der mich geküsst hat! Er grinste mich an und mein Herz begann zu flattern. Was sollte das alles bedeuten? Ich sah Thorus an und der grinste bestimmt genauso wie der Typ neben ihm. Ich stand verdattert da und wusste nicht was ich sagen sollte. „So... das ist Dementus.“, stellte Thorus den Typen vor. Er sah Steffen so ähnlich! Er hatte dieselben grünen Augen wie er und manche Gesichtszüge erinnerten mich an ihn und mir lief schon wieder ein Schauer über den Rücken. Warum musste ich nur an ihn denken? Thorus unterbrach meine Grübelei und ich sah ihn wieder an. „Auf der Erde heißt er Dustin. Dustin Kirsch.“ Kirsch? Aber das kann doch nicht! „Thorus, das kann nicht sein. Warum hat er den selben Nachnamen wie Steffen?“, fragte ich ihn. Er lächelte verschmitzt. „Na weil er der Zwillingsbruder von ihm ist. Steffen und Dustin sind in diesem Leben zweieiige Zwillinge. Das ist unerklärlich, wie das zustande gekommen ist, aber so ist es nun mal. Britania, leider muss ich schon aufbrechen. Sprich bitte mit deinem Vater, ich hoffe du weißt wie es geht...“ Ich nickte und er fuhr fort. „Und wenn du Schwierigkeiten hast, dann wende dich doch bitte an Dementus. Oh, und nicht zu vergessen ist: Du musst deinem Vater auch sagen, dass du von einem Sohn des Lichts unterrichtet wirst. Denn wenn er es später selbst erfährt, wird er... nun ja sagen wir mal sehr böse

.“, er lachte ganz kurz nervös auf und wandte sich zum gehen. „Warte! Mein Vater könnte mich doch auch unterrichten!“, sagte ich und fand meine Idee gar nicht mal so schlecht. Er lachte auf. „Ich glaube nicht, dass er so viel Zeit hat, aber du kannst ihn ja mal fragen, aber sag mir später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Auf wiedersehen Britania.“ Und so verschwand er. Ich blickte dem Licht noch ein paar Sekunden hinterher und dann räusperte sich jemand. Ich schaute zu Dementus und er lächelte. Sogar sein Lächeln war wie das von Steffen. „Also, das was heute passiert ist, tut mir Leid. Ich mein das mit dem Kuss und dass ich dich so erschreckt habe...“, sagte er und schaute mir direkt in die Augen. Ich blickte ihn zornig an, doch nach einiger Zeit wurde ich wieder gelassener und antwortete ihm: „Ich weiß nicht warum du eine fremde geküsst hast, aber der Rest ergibt nun Sinn.“ Ich lächelte und schaute in seine Smaragd-grüne Augen. Sie spiegelten die Ruhe wieder und mein Herz flatterte schon wieder. „Du bist mir nicht fremd. Es ist für uns bestimmt, dass wir zusammen gehören. Aber mit jedem begonnenen Leben verschwinden Erinnerungen an das alte Leben in dem unsere Seelen zusammen waren. Es ist ein bisschen kompliziert, aber nach einiger Zeit versteht man das alles.“, sagte er gelassen und schenkte mir ein warmes Lächeln. „Aber du wusstest von mir! Wie kommt das?“, fragte ich ihn und biss mir auf die Lippe. Ich war nervös, aber wusste nicht mal warum. In Dementus´ Nähe fühlte ich Dinge, die ich bis jetzt noch nie gefühlt habe. Dafür gab es nur eine Erklärung, aber im Moment wollte ich diese nicht wahrhaben. „Das kommt davon, dass ich mich schon eine lange Zeit mit der Magie beschäftigt habe und deswegen Kontakt zu den Älteren hatte.“ Jetzt verstand ich es und ich wurde neugierig. Ich wollte ihm so viele Fragen stellen, aber traute mich noch nicht. Irgendwie traute ich ihm noch nicht wirklich, also hielt ich den Mund. Nach einiger Zeit des Schweigens, wurde es mir zu blöd und ich wurde langsam auch schon müde. „Dementus...“, fing ich an, doch er unterbrach mich. „Nenne mich doch bitte Dustin.“, sagte er und ich fuhr fort. „Dustin, ich muss los. Ich bin müde und ich hab mich heute noch nicht richtig ausgeruht.“ Er lächelte mich an und in meinem Bauch fühlte ich ein Stechen. Was machte diese Person nur mit mir? Ich musste mich zusammenreißen und dann dachte ich wieder an mein Zimmer. Die seidenen Vorhänge, mein großes Himmelbett und den leichten Duft von Lavendel. Lavendel war mein zweit-liebster Duft. Rosenduft mochte ich mehr.
Samt umspielte der Wind meine Knöchel und einige Sekunden später stand ich in meinem Zimmer. Mein Herz donnerte gegen meine Brust und ich wollte den Grund dafür immer noch nicht wahr haben. Aber das Schicksal hat es so für mich bestimmt. Ich war in Dementus verliebt oder besser gesagt in Dustin. Hatte ich überhaupt in meinem Dasein eine freie Wahl?

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Tag der Veröffentlichung: 17.12.2011

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