Ich hatte Alex schon immer geliebt.
Wenn ich immer sage, dann meine ich auch immer im übrigen.
Unsere Begegnung war schon in der Schulzeit unserer Eltern vorprogrammiert, da seht ihr es!
Mein lieber Herr Papa war seit der Grundschule mit seinem Herrn Papa befreundet, spaeter gingen die beiden zusammen auf die weiterführende Schule, wo mein Papa meine Mama kennenlernte, und anschließend zusammen zur Uni, wo Alex Herr Papa seine Frau Mama kennenlernte. Für alle nur Phil (mein Papa), Nele (meine Mama), Justus (Alex Papa) und Marianne (seine Mama.)
Es kam wie es kommen musste, die beiden hatten Freundinnen die sehr bald ihre Frauen wurden und anschließend Mütter.
Marianne wurde als erste Schwanger und als sie im zweiten Monat waren bekam meine Mutter ihre eigene Schwangerschaft. Das beste kommt jedoch noch.
Die beiden waren nun auch die besten Freunde und da alle ja so gut zusammen passten, dachten sie sich wohl sowas wie, "ach lass uns doch einfach nebeneinander ziehen und unseren Kindern die Hölle heiß machen, ja genau, lass uns die beiden verkuppel!" Denn wie das Schicksal so wollte, so bekam Marianne einen Bub und meine Frau Mama ein Weib. Ihr dachtet das waere alles warum ich Alex mag? Falsch gedacht!
Meine Eltern und seine Eltern erzaehlten uns schon ganz früh was sie für uns geplant hatten, ich bekam mich vor lachen gar nicht mehr ein und Alex hatte nur da gesessen und ernst mit dem Kopf genickt. Damals war ich sieben und er nur zwei Monate aelter als ich. Damals war ich auch die aufmüffige die sich mit jedem und alles anlegen musste und immer krawal gemacht hatte und Alex der vernünftige der die Suppe für mich auslöffeln musste. Wortwörtlich genommen. Ich mochte nie Suppen und da ich weder seine noch meine Eltern damit irgendwie verletzten wollte, so aß Alex seinen Teller leer und dann meinen. Man konnte also sagen er hatte mich beschützt. Schon immer war er so. Er war mein sicherer Hafen. Er war die Person gewesen zu der ich konnte wenn ich kummer hatte oder der mich Nachts in den Arm nahm wenn ich schlecht geschlafen hatte. Manchmal tat ich auch einfach so als haette ich schlecht geschlafen, schlich mich dann zu ihm rüber und ließ mich von ihm in den Arm nehmen. Seine Naehe hatte schon immer etwas beruhigendes für mich gehabt. Er war einfach immer da und das wollte ich auch immer so. Doch im Leben laeuft es ja bekanntlich nicht so wie man es will.
Wir wurden beide aelter und irgendwann teilten sich unsere Wege, von Heute auf Morgen. Er hatte seine Freunde und ich meine. Wir wohnten zwar immer noch nebeneinander und sahen uns jeden Tag in der Schule und auch Zuhause oder am Wochenende wenn unsere Eltern wieder einen dieser "Ausflüge" machen wollten, doch irgendwann kam er einfach nicht mehr. Seine Eltern meinten ich solle mir keine Sorgen machen, doch die machte ich mir. Irgendwie war ich ja nach ihm und seiner Naehe süchtig geworden in all den Jahren und es war, so weiß doch jeder, überhaupt nicht gut einem Süchtigen seine -Droge- von einem auf den anderen Tag zu entziehen. Vorallem auf diese Schmerzhafte weiße. Vorallem da er sich von alleine von mir zu distanzieren schien.
So vergingen Wochen und wir sahen uns... nicht. Doch eines Abends, da sah ich ihn wieder. Ich war mit Freunden feiern, was ich echt selten machte, ich hasste feiern, aber es war der achtzehnte Geburstag von einer Freundin und in wenigen Wochen würde ich auch endlich achtzehn sein, da wollte ich sehen wie man seinen -Ehrentag- wohl feiern könnte. Naja, jedenfalls wir waren feiern und da stand er, groß (nicht mehr der kleine schmaechtige Junge von früher), ein strahlendes Laecheln (die Zahnspange hatte sich in der sechsten Klasse auf jeden Fall gelohnt), ohne Brille (die er mal als Kind eine Zeit lang getragen hatte und die seine Augen selbst in dieser Dunkelheit irgendwie zum strahlen brachte), mit gegelten Haaren und einem laessigen Look (wie ich diesen nur von Superstars kannte) und erkannte mich nicht. Manche mögen jetzt behaupten ich haette mich in sein Aussehen verliebt, was vielleicht nicht ganz an dem jetztigen Dillema unschuldig war, aber es war auch nicht alles. Es war am gleichen Abend, nur viel viel spaeter und die Leute waren viel viel betrunkener und gelassener.
Ich hatte eine Pause gebraucht, bin dummerweise aber alleine vor die Tür gegangen und eins und eins zusammen gezaehlt (Maedchen,17, alleine in einem Partykleid vor einer vollen Disco wo alle schon angetrunken oder gar betrunken waren) gleich = ich wurde angemacht, belaesstigt könnte man sogar sagen und beinahe zu was weiß ich gezwungen wurden, doch aus dem nichts tauchte Alex auf und schlug dem Typen auf die Nase (ich bin mir ziemlich sicher diese war nach diesem Abend gebrochen), nahm mich in den Arm (so wie früher und doch ganz anders) und meinte, "Fass nie wieder MEIN Maedchen an!"
Vielleicht war das der Anfang, der richtige Anfang von allem.
Seit diesem Vorfall bemüehe ich mich immer wieder in seiner Naehe aufzutauchen. Ich versuche so oft wie möglich Blickkontakt zu ihm aufzubauen und ich versuche so zu lachen, dass es ihm gefaellt. Noch nie in meinem Leben war ich so um eine Person bemüht gewesen und das es nun mein bester Freund war, machte es auch irgendwie nicht besser. Aber ich tat mein bestes und ich erwischte ihn dadurch in für mich unglaublich wichtigen Augenblicken.
z.B. in der Bücherei. Er dachte er waere alleine und ich haette nie von Alex gedacht er waere eine Leseratte, doch dann zog er ein Buch herraus, -das Leben es Alexanders-, dass Buch das ich mir noch am selten Tag gekauft hatte... aber das ist hier nicht wichtig! Naja, er zog das Buch herraus und sah es so liebevoll an, mein Herz schmilz bei diesem Anblick dahin. Dann schlug er nicht die erste, sondern die letzte Seite auf und strich so liebevoll über die Seiten, als waeren sie das wichtigste und kostbarste auf diesem Planeten. Ein ander mal erwischte ich ihn dabei wie er einer kleinen Katze etwas zu Essen brachte nach dem Sport. Oder als er einer alten Dame über die Straße half. Oder als er einem verlorenen Kind half seine Eltern wiederzufinden.
Es gab so viele Momente die so unglaublich wichtig und bedeutend für mich waren. So unglaublich viele kostbare Schaetze und die besaß Alex schon immer. Zwar haben wir in den Jahren unsere Rollen getauscht (Er war plötzlich der offene und der aufmüpfige, zugleich aber auch der coole und beliebte der sich mit jedem gut verstand und ich die ruhige, die über ihr Handeln nachdachte und nicht allzu sehr auffallen wollte. Ich war die gewesen die Alex den vortritt ließ, so wie er mir damals) aber wir haben uns nie vom Charakter veraendert.
Und jetzt?
Jetzt sitze ich hier
In einem Krankenhaus
In einem Krankenzimmer
Neben einem Krankenbett
und halte die Hand meines kranken
Alex...
Alex liegt neben mir, ein leichtes Laecheln auf den Lippen, ein Laecheln dass mir Hoffnung und Trost spenden soll, obwohl er es ist der dies braucht und der im sterben liegt und was mache ich? Ich sitze einfach da und kann nichts anderes machen als zu weinen und mich an all die schöenen Momente mit ihm zu erinnern.
Tag der Veröffentlichung: 29.03.2018
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