Cover

Prolog



„Leo! Du bist ja schon da!“, rief ich als ich die Tür öffnete.
„Hast du etwa jemand anderen erwartet? Wenn das so ist, gehe ich wohl besser wieder.“, gab er zurück und schmunzelte ein wenig, was jedoch gezwungen aussah.
„Nein!“ Ich schrie beinahe und sprang einen Schritt vor um die Arme um ihn zu schlingen, damit er nicht weggehen konnte. „Ich erwarte niemand anderen als dich.“
Er lachte leise und küsste mich kurz. „Können wir rein? Ich muss mit dir sprechen.“
„Klar.“
Ich ergriff seine Hand und zog ihn hinter mir her ins Haus und hoch in mein Zimmer, wo wir uns auf meine Couch setzten. Er hatte mich in der Schule zum Kino eingeladen und hatte vor mich um 15 Uhr abzuholen. Aber es war erst 14 Uhr, weshalb er mich ziemlich überraschte, da er immer pünktlich kam. Nie zu früh und auch nie zu spät.
„Ich bin noch nicht fertig, aber wenn du mir zwei Minuten gibst, können wir los. Hast du die Karten schon?“
Ich sprang bereits wieder auf um mich fertig zu machen, aber er hielt mich an der Hand zurück und zog mich auf seinen Schoß.
„Darum geht es nicht.“
Ich hielt seine Hände fest als er sie auf meinen Bauch legte und drehte mich ein wenig um ihn ansehen zu können. „Was ist los?“
Er verzog ein wenig das Gesicht und sah sich im Zimmer um. Er schien sich jedes einzelne Detail einzuprägen. Dann sah er mich an und schien das Selbe mit meinem Gesicht zu tun. Er schien sich jedes noch so kleine Detail einzuprägen. Ein ungutes Gefühl machte sich langsam in mir breit.
„Leo? Du machst mir langsam Angst.“, meinte ich unsicher und suchte seinen Blick als er ihn wieder abwandte. „Leo?“
Er leckte sich kurz die Lippen. „Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns kennen gelernt haben?“
„Natürlich. Du bist hergezogen und kamst in meine Klasse. Du hast den Platz neben mir bekommen und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Warum fragst du? Was ist los?“
Er drückte mir einen Kuss auf die Schulter und küsste sich dann zu meinem Ohr hinauf, bevor er mich einfach nur fest an sich zog und festhielt. Ich bekam fast keine Luft mehr, aber es war mir egal. Leo war bei mir und das allein zählte.
„Cady.“, hauchte er und schien gequält zu sein. „Wir ziehen wieder um.“

Suche



Wer hätte gedacht, dass ich ihn so leicht finde? Ich war gerade 20 geworden als ich bei Mom aus zog. Also vor 11 Monaten. Ich wusste nicht, was ich überhaupt von ihm wollte. Nur, dass ich ihn vermisste. Diese Sehnsucht war beinahe alles was mir von ihm geblieben ist.
Okay, ich hatte ihn noch nicht gesehen, aber ich wusste, dass er hier irgendwo wohnte, also musste ich ihm irgendwann über den Weg laufen, oder nicht...
Ich seufzte tief und überquerte die Straße. Die Adresse die ich bekommen hatte, war unbewohnt.
Auf der andere Straßenseite, ging ich dort die auffahrt hinauf und klingelte an der Tür. Es dauerte nicht lange, bis eine junge Frau öffnete.
„Hallo, kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie höflich und sah mich wartend an.
„Ähm... Ich suche nach Leo Namberda. Kennen Sie ihn zufällig?“
„Leo? Aber sicher.“
„Haben Sie vielleicht eine Adresse, wo ich ihn finden kann?“
Sie schwieg einen Augenblick, während sie offenbar nachdachte. „Nein, tut mir Leid. Aber Shaylon, Milli oder Devin wissen bestimmt etwas. Warten sie kurz, ich gebe Ihnen die Adresse von Shaylon.“
Noch bevor ich irgendwas sagen konnte, verschwand die Frau im Haus, während ich verdutzt an der Tür stehen blieb. Wer waren Shaylon und Milli? Devin kannte ich ja. Das war immerhin sein Zwilling, aber Shaylon und Milli waren mir vollkommen unbekannt.
„Wenn Sie mir Ihren Namen geben, kann ich ihm, sobald ich ihn wiedersehe, sagen, dass Sie ihn suchen.“, meinte die Frau als sie wieder an die Tür kam.
„Ist nicht nötig. Die Adresse reicht mir, danke.“, erwiderte ich und nahm einen kleinen Zettel entgegen.
„War mir eine Freude. Auf Wiedersehen.“
„Ja, auf Wiedersehen.“
Damit drehte ich mich um, während sie die Tür schloss. Als ich das Grundstück verließ, sah ich auf den Zettel und las mir die Adresse durch. Dann steckte ich den Zettel wieder ein und machte mich mit einem Blick auf die Uhr auf den Weg in ein Café, dass ich auf den Weg hier her gesehen hatte. Es war bereits Mittag, was bedeutete, dass ich in anderthalb Stunden bei der Arbeit sein musste.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis ich das Café betrat. Dort setzte ich mich ans Fenster und wartete kurz auf die Kellnerin. Dann hörte ich diese nur allzu vertraute Stimme und sah auf. Er

saß nur zwei Tische weiter und telefonierte mit jemanden.
„Ich habe dir doch gesagt, ich kenne sie nicht. Ich weiß nicht, wie sie an meine Nummer gekommen ist und ich bin dir auch nicht fremd gegangen.“ Schweigen.
Ich wusste nicht warum, aber das, was er gesagt hatte, tat mir irgendwie weh. Ich wusste, dass ich ihn immer noch mochte. Auch wenn er mich einfach allein gelassen hatte, ich mochte ihn noch. Von Liebe konnte man nicht mehr sprechen, aber trotzdem tat mir das, was er gerade gesagt hatte, seltsam weh.
Er sah aufgebracht aus und rieb sich seine Schläfe, was er immer tat, wenn er nicht glauben konnte, was jemand über ihn dachte. „Na schön, wie du willst. Stell meine Sachen in den Flur, ich hole sie morgen ab.“ Damit legte er auf und warf das Handy auf den Tisch, während er tief seufzte und sich auf dem Stuhl zurück lehnte. Als die Kellnerin ihn bediente, sah er kurz auf, gab die Bestellung auf und sah dann wieder auf das Handy. Dann nahm er es wieder und rief jemand anderen an. „Ein Glück, dass du zu sprechen bist, Kleine. Hast du zufällig noch ein Bett für einen armen Jungen wie mich frei?“ Kurzes Schweigen. „Milli hat mich mal wieder rausgeworfen, weil sie dachte, ich hätte sie mit einem wildfremden Mädchen

betrogen.“
Ach so. Er war also mit Milli zusammen. Hätte ich mir ja denken können. Immerhin war der Kontakt zwischen uns nun bereits seit dreieinhalb Jahren abgebrochen.
„Du bist ein Engel, Shaylon. Wie geht’s dem Kleinen?“
Ab da hörte ich nicht mehr zu und wand mich dem Essen zu, dass die Kellnerin mir vorsetzte. Als wenige Augenblicke später mein Handy klingelte, holte ich es kurz aus meiner Jackentasche und hob ab.
„Ja?“
„Wo hast du die Karten hin?“, wollte André, mein bester Freund von mir wissen. „Ich habe jetzt überall gesucht, finde sie aber nirgendwo.“
„Hast du schon in der Kommode im Flur nachgesehen?“
Er schwieg kurz, wobei ich im Hintergrund Geräusche hörte. Dann stöhnte er auf eine Art, die er immer benutzte, wenn er sich ziemlich blöd vorkam. „Gefunden.“
„Demnächst hänge ich dir Notizzettel an die Kommoden und schreibe drauf was in den Schubladen ist.“
„Oh, dann wirst du in meinem Zimmer sehr viele Shorts zählen müssen.“
„Ich zähle doch nicht deine Unterwäsche. Ich trage sie nur hin und wieder.“
„Ach, du hast also immer die blauen Shorts!“
„Die sind toll... Und ich darf das, du bist mein Freund.“
„Ich hätte sie gestern gut geb... Hast du die blaue Shorts mit dem Loch an der Seite an?“
„Ja, warum? Sie sind wirklich sehr gemütlich.“
„Trägst du noch eine Hose?“
„Ja, natürlich.“
„Dann ist gut, aber ich brauche die heute Abend.“
„Ich will sie aber behalten.“
„Und ich brauche sie.“
„Weißt du was? Ich bin gleich Zuhause, dann schmeiße ich dir eine in die Waschmaschine und danach in den Trockner. Später dürfte sie dann trocken sein.“
„Du bist wirklich ein Donas!“
„Ich weiß, ich weiß. Ich hab dich auch lieb.“
Er seufzte tief. „Wir sehen uns dann später, Donas.“
Ich rollte bei dem Kosenamen mit den Augen. „Ja, wir sehen uns dann später. Vergiss nicht einzukaufen, wenn du etwas zu Essen haben möchtest.“
„Ist ja gut, ich mache mich eben auf den Weg. Viel Spaß bei der Arbeit.“
„Werde ich haben.“ Damit legte ich auf und steckte mein Handy wieder ein. Als ich wieder auf die Uhr sah, seufzte ich tief und aß schnell auf. Dann legte ich das Geld auf den Tisch und stand auf um zu gehen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Leo zu mir sah, zwang mich aber es zu ignorieren und machte mich auf den Weg nach hause, damit ich Andrés Wäsche in die Maschine werfen konnte, bevor ich zur Arbeit ging.

8 Stunden später betrat ich völlig erschöpft das Haus und ging direkt in die Wäschekammer um Andrés Wäsche in den Trockner zu werfen. Ich stellte sie auf eine Stunde ein, in der Hoffnung es würde dann trocken sein. Dann ging ich weiter in die Küche um Essen zu machen. Etwa eine Viertelstunde später kam André nach hause und folgte dem Geruch zu mir.
„Hey, Cady!“, meinte er begeistert und sah mir über die Schulter in den Topf. „Oh, lecker. Pasta!“
„Hallo, André. Und das wird keine Pasta.“
„Wird es nicht?“
„Nein, oder siehst du hier irgendwo Nudeln?“
„Dann... Auflauf?“
„Sie haben Hundert Punkte!“
„Hör auf, ich fange gleich an zu sabbern.“
„Dann binde dir dein Sabberlätzchen um.“
„Ich habe kein Sabberlätzchen.“
„Dann kaufe ich dir morgen eins.“
„Hey! Ich brauche kein Sabberlätzchen!“
Ich rollte mit den Augen.
„Du siehst müde aus.“ Er lehnte sich neben mich an die Theke und sah mir beim kochen zu. Natürlich nicht, ohne mich dabei eingehend zu betrachten.
Ich wusste was er sah. Eine Frau die genauso groß war wie er, also 1,75 m, pechschwarzes Haar, das gerade meine Schulterblätter bedecken konnte, helle graue Augen, hübsches Gesicht... Auf meine Figur ging ich nicht ein. Ich mochte sie einfach nicht, weshalb ich größtenteils immer Kleidung von André trug, da seine Sachen zwei Nummern größer waren als meine und somit den Großteil meiner Figur verbargen.
„Du solltest mal wieder etwas von dir anziehen.“, meinte dieser nach einer Weile. „Du hast wirklich einen tollen Körper. Schlank, lange elegante Beine, gefährliche Kurven und einen wunderschönen Hals.“
„Gefährliche was?“ Ich sah ihn mit einer hochgezogenen Braue an.
„Jetzt mal ehrlich, Cady. Solche Proportionen müssen einfach perfekt sein. Wenn jede Frau so aussehen würde wie du, wären sie alle vergeben.“
„Weil die Männer dann keine andere Wahl hätten und sie nicht anders kennen würden.“
„Du weißt wie ich das meine. Du bist wunderschön und verdammt se-“
„André, ich hab dir bereits einmal gesagt, dass wenn du mich so

nennst, dass ich dir dann sowieso nicht glauben würde.“
„xy. Ehrlich. Du bist sexy. Du musst halt nur andere Sachen anziehen. Bitte.“
„Nein. Außerdem mag ich deine Sachen.“
„Du meinst, du magst meine

Shorts.“
„Die mag ich auch, aber der Rest ist auch toll.“
„Nun, es gehört ja auch mir, aber trotzdem solltest du mal etwas von dir anziehen, Schätzchen.“
„Nenn mich nicht immer Schätzchen.“
„Dann Schnuckiputzi?“
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, woraufhin er anfing zu lachen und mir den Kopf tätschelte.
„Ich hab dich auch lieb, Kleines.“ Damit verließ er kopfschüttelnd die Küche. „Schnuckiputzi.“, murmelte er dabei vor sich hin und lachte leise.
Ich dagegen kümmerte mich um das Essen. Eine halbe Stunde später schob ich den Auflauf in den Ofen. Ich stellte die Ofenuhr noch auf eine Stunde ein und setzte mich dann mit einem Magazin an den Küchentisch um mir ein wenig die Zeit zu vertreiben.

„Hey, Cady!“, rief André beinahe direkt in mein Ohr.
Ich schreckte vom Tisch hoch und sah auf den Teller Auflauf der vor mir stand. „Ich hab das Essen gerettet und dir das anrichten und servieren gespart. Du bist offenbar sehr müde, also hab ich dir gleich noch einen Kaffee gemacht.“
Diesen stellte er nun neben den Teller und zog die mittlerweile zerknitterte Zeitschrift unter meinen Armen hervor, bevor er mich zurück schob, sodass ich aufrecht saß und mir den Teller vor die Nase schob.
„Jetzt iss was. Danach kannst du wieder schlafen, aber erst iss.“
Ich seufzte. „Was würde ich ohne dich tun?“
„Oh, ohne mich würdest du noch bei deiner Mutter wohnen.“
Ich lachte leise und griff nach dem Besteck um zu essen. „Ja, du hast Recht. Außerdem wäre ich dann sicher bereits tot.“
Er sah mich finster an, womit er alles an sich vertrieb, dass noch in irgendeiner Art amüsiert, freundlich oder überhaupt nett aussah. „Du warst nicht klar bei Verstand. Es war nicht deine Schuld.“
Ich seufzte tief und aß weiter. Während dem Essen unterhielten wir uns ein wenig über meine Arbeit die ich hier gefunden hatte und witzelten ein wenig herum. Als wir dann fertig waren, bot er an abzuspülen damit ich schlafen konnte. Ich dankte ihm müde und ging dann mit schweren Schritten in mein Zimmer, wo ich mich umzog und zum Bett schleppte. Kurz bevor ich einschlief, klingelte jedoch mein Handy, woraufhin ich müde danach griff, direkt auf die grüne Taste drückte und es an mein Ohr hielt.
„Hallo?“, nuschelte ich als Begrüßung.
Es blieb still. Ich sah auf mein Display um sicher zu gehen das ich wirklich telefonierte und hob es dann wieder an mein Ohr.
„Ist da jemand?“, wollte ich dann müde wissen.
Das Einzige was ich daraufhin hörte war wie jemand leise atmete.
„Dann eben nicht.“
Damit legte ich auf und schaltete das Handy aus, bevor ich es aus mein Nachtschrank legte und schlief.

Am nächsten morgen schaltete ich mein Handy wieder ein und ging ins Bad, wo ich schnell unter die Dusche sprang. Gerade als ich aus dem Bad in den Flur trat, verließ André nur in Shorts sein Zimmer und sah mich - ein Auge reibend - müde an.
„Guten morgen, Kleines.“, meinte er und küsste mich im Vorbeigehen auf die Wange.
„Guten morgen.“, gab ich zurück.
„Was machst du heute?“
„Ich besuche eine wildfremde Person.“
„Wow. Hört sich interessant an. Wie heißt diese Person?“
„Kennst du eine gewisse Shaylon?“
„Schailon?“
Ich fing an zu lachen. „Shaylon.“, meinte ich dann, „Nicht Schailon.“
„Kenne ich nicht. Wer ist das?“
„Keine Ahnung. Sie soll mir angeblich bei Leo weiterhelfen. Ich hab ihn übrigens gestern im Café gesehen.“
„Und du hast nicht mit ihm gesprochen?“
„Erstens, er hat telefoniert als ich rein kam; zweitens, ich musste zur Arbeit als ich raus ging; drittens, er hat mich erst dann bemerkt; und viertens, als ich Zeit hatte ihn anzusprechen habe ich mit dir gesprochen oder gegessen.“
Er rollte mit den Augen. „Viel Glück.“
Damit tauschten wir die Seiten, sodass er ins Bad ging und ich in mein Zimmer, wo ich mich kurz umzog und dann mit einem gerufenem Abschied das Haus verließ.

Okay, Cadence. Das schaffst du schon.

, dachte ich mir als ich vor dem Haus stand. Du gehst jetzt dahin, klingelst und fragst die Person die die Tür öffnet, ob sie Leo kennt. Fertig. Das packst du schon. Irgendwie.

„Verdammt.“, fluchte ich leise und wollte bereits wieder gehen, hielt mich dann jedoch auf und zwang meine Beine die Auffahrt hinauf.
An der Tür hielt ich dann jedoch wieder inne und schwankte mit der Entscheidung zu klingeln oder wieder zu gehen. Letzten Endes hatte mein Finger die Klingel gefunden, woraufhin ich schweigend an der Tür stand und wartete das jemand öffnete.
Es dauerte keine zehn Sekunden, da stand die Tür schon offen und eine wunderschöne Frau stand in der Tür. Ihr runder Bauch sagte mir das sie hochschwanger war.
„Hallo.“, meinte sie lächelnd und etwas verwirrt. „Kennen wir uns?“
„Ähm... Nein, ich denke nicht. Aber man sagte mir Sie könnten mir weiterhelfen.“
„Oh. Wobei denn?“
„Kennen Sie Leo Namberda?“
„Leo? Ja. Warum?“
„Ich suche ihn. Sie haben nicht zufällig eine Adresse von ihm, oder?“
„Nein, im Moment nicht. Er ist gestern aus dem Haus geflogen, aber er ist gerade hier. Er schläft zwar, aber immerhin ist er hier.“
„Liebling, wer ist denn da?“, ertönte es aus dem Haus.
Die Frau drehte sich um. „Eine Frau die mit Leo sprechen möchte.“
Es wurde still und wenige Sekunden später erschien Devin in der Tür. Er sah mindestens so überrascht aus wie ich.
„Cady?“ Er blinzelte, rieb sich sogar die Augen und betrachtete mich genauer. „Cadence?“
„Hallo Devin.“, gab ich zögernd zurück und trat nervös von einem Fuß auf den Anderen.
Im nächsten Augenblick hatte er mich auch schon an sich gerissen und zerquetschte mich quasi in seinen Armen.
„Hey, Cady! Wer hätte gedacht, dass wir uns nochmal wiedersehen?“
„Devin, wer ist das?“, wollte die Frau hinter ihm wissen.
Devin löste sich langsam von mir, küsste mich auf die Wange und zog mich dann ins Haus. „Das ist Cadence. Leo und ich haben sie in Jackson kennen gelernt. Leo wird Augen machen wenn er dich sieht. Komm mit, es wird schon nicht so schlimm sein, wenn wir ihn wecken.“
Ich stolperte hinter ihm her, ohne überhaupt zu wissen was gerade passiert war. Ehe ich mich versah, hielt Devin jedoch an, da ein Junge mit schwarzen Haaren und... waren das katzengrüne Augen?
„Ein neues Gesicht!“ Er lächelte ein wenig. „Wie heißt sie?“
„Das ist im Moment unwichtig für dich.“
„Okay, du hast den Kuss zwischen mir und Shayshay wohl immer noch nicht verziehen. Dann wohl noch eine Woche. Shaylon, wer ist das?“
Devin zog mich weiter, während die Frau hinter mir, die offenbar Shaylon war, dem schwarzhaarigen Jungen antwortete. Als er den Ende des Flures erreicht hatte, zog er mich in ein Gästezimmer, wo Leo auf dem Bauch in einem Bett lag und schlief.
„Ein Augenblick.“, meinte er an mich, ließ meine Hand los und ging zu Leo. „Hey, Leo.“, meinte er und stupste ihm an die Schulter.
„Sonst... lass ihn doch schlafen. Ich kann auch morgen nochmal herkommen.“, meinte ich als Leo sich einfach wegdrehte und weiter schlief.
„Nicht später?“, hakte Devin verwundert nach.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss in zwei Stunden bei der Arbeit sein und bin erst heute Abend wieder Zuhause. Und dann bin ich immer-“
Ich wurde von meinem Handy unterbrochen und ging schnell in den Flur, während ich es hervor holte und abnahm als ich Andrés Namen auf dem Display sah.
„Ja?“
„Diesmal sind es nicht die Karten.“, meinte er sofort.
„Was suchst du diesmal?“
„Die Autoschlüssel.“
„Sieh mal im Wohnzimmer auf dem Tisch nach.
„Da hab ich bereits-“ Stille. Dann stöhnte er wieder. „Gefunden.“
„Du solltest mal die Augen aufmachen.“
„Mach ich ja.“
„Aber?“
„Äh... Ich hab hier nicht nachgesehen.“
Ich rollte mit den Augen. „Dummkopf.“
„Donas.“
„Grrr.“
Er lachte.
„Machst du heute Essen? Bitte.“
„Mal sehen... Was bekomme ich denn dafür?“
„Weiß ich noch nicht. Kommt ganz darauf an, was

du kochst.“
Kurzes Schweigen. „Okay, ich mach was.“
„Lass mich raten. Pasta.“
„Nein.“
„Was? Mal keine Pasta von dir?“
„Nein. Ich verrate es dir nicht. Wir sehen uns dann heute Abend. Bei dir oder bei mir?“
„Oh, sehr schwer. Hmmm... Sagen wir, bei dir.“
„War ja klar. Was für eine Shorts hast du diesmal an?“
„Die rote mit dem schwarzen Herz drauf.“
„Oh verdammt! Cady! Wieso nimmst du immer die, die ich brauche!“
„Man sieht die doch sowieso nicht. Es ist nur deine Shorts.“
„Ja, nur meine Shorts. Und wenn ich mal ein Date habe-“
„Hast du sowieso nicht, weil du dich nie von mir fernhalten könntest.“
Erneutes Schweigen. „Verdammt.“, meinte er dann, „Du hast Recht.“
„Wann habe ich das mal nicht?“
Ich konnte nahezu sehen wie er die Augen verdrehte. „Wir sehen uns dann später.“
„Ja, bis später. Und mach nicht so viel Dreck, dass muss ich wieder weg machen.“
„Ja Mama. Ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch. Bis dann.“
„Bis dann.“
Damit legte ich wieder auf und steckte das Handy kopfschüttelnd weg.
„Fester Freund?“
Ich drehte mich um als hinter mir die Stimme des Schwarzhaarigen ertönte. „Äh... nein, nicht direkt.“
„Oh gut, dann bist du also noch Single?“
„Ja. Warum?“
„Weiß nicht. Du bist hübsch.“
Ich zog eine Braue hoch und sah an mir hinunter. Diesmal trug ich Andrés Hemd, dass nur locker an mir hinunter hing, und eine lockere Jeans, die nur dank eines Gürtels an Ort und Stelle blieb.
„Hübsch?“, hakte ich nach.
„Okay, mit der Kleidung ist es zwar schwer zu sagen, aber ich habe ein Gespür für schöne Frauen. Und du bist definitiv wunderschön. Mein Radar spielt völlig verrückt, wenn ich dich nur ansehe.“
Ich lachte leise. „Dann musst du es wohl mal reparieren.“
„Any, lass sie in Ruhe.“, meinte Shaylon als sie sich neben ihn stellte. „Sie weiß immerhin nicht mal wie du heißt.“
„Any?“, hakte ich nach.
„So darf nur ich ihn nennen.“, mahnte sie.
„Kein Problem.“
„Das ist Andrew.“, stellte sie dann vor, „Pass auf, dass du nicht mit ihm allein bist. Es kann passieren, dass er dich küsst, bevor du überhaupt realisiert hast, dass ihr allein seit.“
„Das kenne ich von André. Das hat er immer gemacht als wir uns kennen gelernt haben. Mittlerweile weiß ich wann er es machen will und blocke immer ab. Dafür küsst er mich immer auf die Wangen.“
„Cady?“ Das war nun Devin hinter mir.
Ich drehte mich um. „Ja?“
„Warum hast du Leo eigentlich gesucht? Also, ich weiß ja, dass ihr kein Kontakt mehr hattet, und dass da mal etwas passiert ist, aber... Was ist überhaupt passiert?“
Ich öffnete bereits den Mund um zu antworten, schloss ihn dann jedoch wieder, da ich nachdenken musste, was überhaupt der Grund gewesen war. „Ich möchte vorher mit ihm darüber reden.“, gab ich schließlich zurück.
Er nickte. „Okay ähm... Bleibst du noch ein wenig, oder musst du schon los?“
„Ich glaube, ich gehe besser wieder.“ Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr und drehte mich dann abrupt um, um zur Tür zu gehen. „Ich muss bereits los. André weiß nicht wie man die Waschmaschine benutzt, also muss ich das machen.“, erklärte ich im gehen, „Das dauert immer ein wenig, weil er sich nicht die Mühe macht, seine Sachen zu sortieren. Dann muss ich zur Arbeit.“
Devin seufzte tief und folgte mir zur Tür. „Aber du kommst morgen wieder?“
„Ich versuche es. Die Arbeitszeiten sind flexibel.“
Er nickte. „Okay. Dann... bis nächstes Mal.“ Er lächelte wieder.
„Ja, bis nächstes Mal.“
„Devin! Shaylon hat gerade eine Spinne entdeckt!“, rief Andrew plötzlich, begleitet von einem Schrei.
Devin schien hin und her gerissen, zwischen mir und Shaylon. Dann gab er mir noch schnell einen Kuss auf die Wange und eilte dann irgendwo ins Haus. Ich dagegen zuckte mit den Schultern verließ das Haus und zog hinter mir die Tür zu. Dann machte ich mich auf den Weg nach hause.

Veränderungen



Als ich diesmal aufstand, fühlte ich mich immer noch müde von der Arbeit am Vortag. Es war nun eine weitere Woche vergangen. Entweder musste ich früher bis später Abends arbeiten, oder ich hatte mich nicht getraut Leo zu besuchen.
Wie wird er wohl reagieren, wenn er mich sieht?

, fragte ich mich in Gedanken, Vielleicht umarmt er mich, wie Devin es getan hatte. Oder er schreit mich wütend an. Vielleicht erkennt er mich auch nicht wieder, oder er ignoriert mich vollkommen.


Ich seufzte tief und zog mich an. Diesmal schlief André etwas länger. Er war am Vortag noch sehr lange wach gewesen, da er das Haus sauber machen musste, während ich arbeiten und danach schlafen war. Dafür würde ich ihm heute etwas Süßes kaufen.
Ich schmunzelte bei dem Gedanken und verließ das Haus. Ich hatte mir fest vorgenommen Leo zu besuchen. Und diesmal würde ich meine Gedanken von Ausreden frei halten. Ich versuchte es zumindest, denn als ich eine Viertelstunde später vor dem Grundstück stand, wurde ich wieder nervös und trat vom einen Fuß auf den Anderen. Gerade als ich dann wieder gehen wollte, kam Andrew von der anderen Straßenseite zu mir.
„Hey, wieder da?“, meinte er und zog mich einfach mit aufs Grundstück. „Super. Wo warst du eigentlich die ganze letzte Woche? Devin hat sich schon Vorwürfe gemacht, wir wären vielleicht etwas zu aufdringlich gewesen und er hätte dich uns erst gar nicht ausliefern sollen.“
„Äh... Ich... Ich musste arbeiten... und... ich musste... einkaufen... Haus sauber machen äh... Wäsche waschen? Und... habe ich einkaufen schon gesagt?“
Er sah mich etwas verwundert von der Seite an und betrat ohne klopfen und klingeln das Haus. „Ich bin’s!“, rief er drauf los, „Und ich hab jemanden mitgebracht!“
„Ach, nicht der schon wieder.“, hörte man Devin aus einem Raum.
Shaylon lachte leise.
„Doch, ich schon wieder!“, rief Andrew zurück und schob mich weiter ins Haus. „Devin, ich glaube du kennst sie noch! Ist Leo noch da?!“
„Ich bin beschäftigt!“, rief dieser irgendwo aus dem Haus. „Hat jemand einen schwarzen Stift?! Am besten einen wasserfesten!“
„Wofür brauchst du schwarze Stifte?!“, rief irgendwo anders ein Junge zurück.
„Alex, du kennst ihn doch!“, rief daraufhin Shaylon, „Er kritzelst wahrscheinlich wieder die Wand an!“
Er malt seine Wand an? Also, das war mir neu. Als ich ihn kennen lerne, malte er nie seine Wände an.
„Komm mal runter!“, rief nun wieder Andrew, „Hier will dich jemand sehen!“
Nun erschien Devin in der Tür. „Hey, da bist du ja wieder.“, meinte er lächelnd und zog mich wieder in die Arme. „Warum warst du die ganze letzte Woche nicht da?“
„Ich musste oft früher arbeiten. Bis spät abends. Dann musste ich mal das Haus sauber machen, einkaufen und einmal hatte ich es, da hat André mir beinahe seine gesamte Wäsche zum waschen gegeben, weil er aus Versehen

Limonade darüber gegossen hat.“
„Wie gießt man denn Limonade über die Kleidung ohne es zu wollen?“ Er löste sich wieder von mir und sah mich verwundert an.
„Ich weiß es selbst nicht.“
„Naja... Auch egal. Leo! Beweg deinen Hintern nach unten und begrüße eine Freundin!“
Im oberen Geschoss fiel irgendwas polternd zu Boden, bevor lautes Fluchen zu hören war. Das war Leo wie ich ihn kannte. Er kannte die verschiedensten Flüche und machte gerne von ihnen Gebrauch.
Dieser kam nun die Treppe hinunter. „Hättest du nicht ein paar Sekündchen warten können? Ich war grad auf der...“
Er wurde komplett starr als er mich sah. Sein Mund klappte ein wenig auf und seine Augen wurden ein bisschen größer, als wolle er nicht so recht glauben was er gerade sah.
„Cady?“, hakte er dann unsicher nach.
Ich senkte den Blick auf den Boden. „Hey.“, meinte ich dabei und sah auf meine Füße.
„Ich... Du... Wir... Wo...“
Ich sah langsam auf und sah wie er den Kopf schüttelte und mich ungläubig ansah.
„Du willst mich wirklich sehen? Also... Aus guten Absichten?“ Er kam langsam und zaghaft die Treppe hinunter und sah mich an als wäre er die Beute und nähere sich dem Jäger. „Du... Cady? Du willst mich... wirklich

sehen?“
Ich nickte langsam. „Ja.“
Den Rest des Weges Legte er so schnell zurück wie er konnte und riss mich in seine Arme. Er hielt mich sogar fester als Devin, aber bei Leo bekam ich Luft. Was jedoch der größte Unterschied war, war die Tatsache, dass Leo mein Gesicht mit kleinen Küssen pflasterte.
„Du hast mir so gefehlt.“, flüsterte er.
„Leo... Leo warte mal.“, unterbrach ich ihn sanft und versuchte mich vorsichtig zu entziehen. „Leo. Ich... Leo, warte! Hör auf, ich möchte mit dir sprechen. Mehr nicht. Nur sprechen.“
Er fasste sich langsam wieder und ließ mich langsam los. „Entschuldige. Ich habe vergessen, dass... dass du mich gar nicht mehr...“ Er rieb sich den Nacken und seufzte tief. „Tut mir Leid.“
„Schon okay.“
Er sah sich kurz um und nahm dann meine Hand, um mich hinter sich her zu ziehen. „Komm mit. Wir sprechen besser in meinem Zimmer. Wenn es um wunderschöne Single-Frauen geht, traue ich Drew nicht so ganz, wenn sie mir wichtig sind.“
„So?“ Ich sah zu Andrew zurück der sich unschuldig umsah.
„Ja. Würdest du mir einen Kuss schenken?“
„Leo!“
Er lachte ein wenig. „Das war der erste Satz den ich zu dir gesagt habe, erinnerst du dich?“
„Oh ja. Gerade weil

du mich danach geküsst hast.“
Im oberen Flur angekommen, zog er mich kurz an ein paar Türen vorbei und betrat mit mir dann ein Zimmer, von dem ich nie erwartet hätte, dass es sein ist.
Das Erste was ich sah, war die Wand gegenüber der Tür. Und sie fiel einem auch direkt ins Auge. Jemand - ich ging davon aus es war Leo - hatte viele verschiedene Bilder darauf gemalt. Einmal war es ein Meer, bei Sonnenuntergang. Dann war es eine schöne grüne Wiese mit vielen Blumen und Schmetterlingen. Ein weiteres zeigte Felder und eine Scheune. Ein Bild zeigte einen Friedhof bei Nacht. Dafür hatte er wohl das schwarz gebraucht. Es war noch nicht fertig.
Leo zog mich zu seinem Bett und setzte sich mit mir hin. „Also... worüber möchtest du sprechen?“
Nun sah ich die Wand, an der die Tür war. Sie war voll mit wunderschönen Bildern von Landschaften. „Hast du die alle gemalt?“, fragte ich unwillkürlich.
„Die da? Ja. Im Laufe der letzten Woche war es ziemlich langweilig. Ich hab dich im Café gesehen und dachte ich träume schon wieder. Dann habe ich dich eben unten gesehen, und dachte schon ich träume immer noch. Das ist ein ziemlich schräger Traum. Ich meine... Die Frau, die ich dreieinhalb Jahre lang liebe und von der ich denke, dass ich sie nie wieder sehen werde, taucht auf einmal wie aus dem Nichts auf und steht mit Devin und Drew im Flur. Am liebsten hätte ich dich einfach gepackt und in mein Bett gezerrt um mir klar zu machen, dass du entweder real bist, oder eben dieser wundervolle Traum. Hey, sag mal... warum trägst du das da? In einem meiner Träume hattest du immer ganz andere Sachen an, wie zum Beispiel hübsche enge schwarze Kleider, oder ein sehr tief ausgeschnittenes dunkelrotes Kleid. Einmal hast du ein dunkles gelbes getragen und wir haben Salsa getanzt.“ Er rieb sich den Nacken. „Einmal hattest du auch einen extrem kurzen Rock ab und ein bauchfreies Top. Bist du jetzt echt oder träume ich wirklich? Denn wenn ich träume, dann muss ich nochmal gründlich über dich nachdenken, denn ich habe dich mir nie in Männerkleidung vorgestellt. Außer du hast jetzt...“ Plötzlich hielt er inne und starrte das Hemd an das ich trug. „Du bist vergeben, oder? Du-“
„Leo, du hast mich bereits vor dreieinhalb Jahren verloren. Aber darüber wollte ich nicht mit dir sprechen. Es geht eigentlich um... um Granny.“, log ich. Ich konnte ihm nicht sagen, dass Sehnsucht mich zu ihm getrieben hatte. Seine Mimik tat mir zwar in der Seele weh, aber er hatte mich bereits einmal verlassen. Und damals war nicht nur der Umzug Schuld daran.

dreieinhalb Jahre früher


Ich sah auf als der neue Schüler die Klasse betrat. Eigentlich hatte ich gedacht es wäre ein Mädchen. Den Namen kannte ich nicht, aber da wir im Moment nur Mädchen in unsere Klasse bekamen, hatte ich bereits damit gerechnet, dass es nun auch wieder ein Mädchen wäre.
Aber der Junge war offensichtlich kein Mädchen. Seine Haare waren braun und erreichten von der Länge gerade seine Ohrläppchen. Er war recht groß und war sicher ein paar Zentimeter größer als ich. Seine Augen waren himmelblau. Meine Lieblingsfarbe.
Er bekam den Platz neben mir und sah mich kurz an, bevor er sich auf den Unterricht konzentrierte.
Es war eigentlich ganz okay. Bis der Neue seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Ich wurde ein wenig starr, hob den Kopf und sah ihn an als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. Er dagegen schrieb gerade mit seiner freien Hand eine Notiz auf und ließ die Hand auf meinem Schenkel liegen, als wäre es das normalste der Welt. Er sah mich nicht einmal an.
Kurz darauf nahm ich ihn einfach am Handgelenk und zog seine Hand da weg, bevor ich mich wieder dem Unterricht widmete. Das hielt etwa fünf Minuten lang an, denn dann schien ihm die Berührung zu fehlen und er legte seine Hand zurück.
Ich räusperte mich leise und sah zu ihm. „Kannst du die Hand bitte da weg nehmen?“
Er sah zu mir, hob eine Braue und sah so aus als würde er nicht wissen was ich meinte. Daraufhin deutete ich auf seine Hand.
„Nimm sie bitte da weg.“
Er sah kurz darauf hinab, zuckte dann mit den Schultern und nahm sie zurück. Daraufhin wanden wir uns wieder nach vorn. Wenige Augenblicke lag die Hand jedoch wieder auf meinem Oberschenkel. Als ich ihm darauf hauen wollte, hob er die Hand um sich zu melden, woraufhin ich mir selbst einen schmerzenden Klaps auf den Oberschenkel gab. Ich unterdrückte ein Aufschrei und sah ihn finster an, während er mich verwundert ansah. Als er dann dran genommen wurde, sahen wir wieder nach vorne, während er die Antwort auf eine Frage gab.
Eine Zeit lang blieb es dann so. Wir konzentrierten uns auf den Unterricht und er behielt seine Hände bei sich. Gegen Ende der Stunde landete seine Hand jedoch wieder auf meinen Oberschenkel, während er sich wieder Notizen machte. Ich zog sie weg, woraufhin er sich zurück lehnte und sich streckte, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte und auf die Uhr sah. Da klingelte es auch schon zur Mittagspause. Ich stand auf und machte mich auf den Weg in die Cafeteria, musste dann jedoch feststellen, dass der Neue mir folgte. Jedenfalls ging er neben mir her und betrachtete mich eine Weile.
„Würdest du mir einen Kuss schenken?“
Ich blieb abrupt stehen und sah ihn mit großen Augen an, während er sich vor mich stellte. Dann nahm er einfach mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Einfach so. Ohne auf eine Zusage zu warten. Und, verdammt küsste er gut!
Als er sich wieder von mir löste, lächelte er und ging fröhlich pfeifend weiter.
„Hey, Leo!“, rief plötzlich hinter mir jemand. „Hat Mom nicht gesagt, du sollst dich erst mal an die Schule gewöhnen, bevor du dir Freunde zulegst?“
Der Neue, der offenbar Leo hieß, blieb stehen und sah zurück. „Du kennst mich, Devin. Und das mit dem Angewöhnen ging ganz schnell. Ich hatte ein bisschen Hilfe.“ Er grinste mich kurz an und sah dann auf den Jungen der an mir vorbei ging.
„Glaubst du, Jenny wohnt hier in der Nähe?“
„Keine Ahnung. Sieh doch im Telefonbuch nach.“ Leo drehte ich um, als Devin ihn erreichte und ging dann mit ihm weiter Richtung Cafeteria. Ich blieb noch eine Weile stehen und ging dann ebenfalls zur Cafeteria. Dort setzte ich mich dann neben meiner besten Freundin.
„Hey, Ciddy-Cat.“, meinte sie lächelnd, „Du siehst ja aus als wärst du im siebten Himmel.“
Ich zog die Brauen hoch und sah sie skeptisch an. „Bist du dir sicher?“
„Ja. Was ist los? Irgendwas passiert?“
„Abgesehen davon, dass ich gerade von einem wildfremden Jungen geküsst wurde? Und, dass er mich in der Stunde begrapscht hat? Nichts.“
Sie sah mich mit offenem Mund an. „Du... du wurdest geküsst?“ Sie blinzelte. „Du hattest deinen ersten Kuss und gerade dann, wenn ich nicht dabei bin?“ Die Tatsache, dass Leo mich begrapscht hatte, schien sie gar nicht gehört zu haben. „Warum hast du nicht gewartet?“
„Ich... ich... Ich wollte es nicht mal. Ich kenne ihn nicht. Ich weiß gerade mal wie er heißt, das wars auch schon.“
„Wer ist es?“
„Einer der Neuen. Leo.“
Sie sah aus als wäre sie kurz vor einer Ohnmacht. „Du wurdest von Leo geküsst?“ Ihre Stimme war so schrill, dass ich das Gesicht verzog und mir ein Ohr zuhalten musste, damit mir das Trommelfell nicht platzte. Das Mädchen neben ihr sah sie ein wenig finster an.
„Layla, nicht so laut. Wir wollen nicht taub werden.“, meinte sie, „Und was hast du gerade gesagt? Wer wurde von wem geküsst?“
„Ciddy-Cat wurde von Leo geküsst.“ Laylas Finger deutete bereits in meine Richtung, bevor das Mädchen zu Ende gesprochen hatte.
„Ciddy-Cat, hm?“, machte Leo hinter mir, „Hübscher Kosename.“
Layla kam der Ohnmacht näher. „Hallo Leo!“
„Hallo Layla. Ein kleiner nett gemeinter Tipp. Wenn du wieder eine hohe Stimme machst, ist dir übrigens sehr gut gelungen, dann solltest du vorher etwas Wasser trinken. Dann wird sie weicher und hört sich ich besser an.“
Layla wurde daraufhin komplett rot im Gesicht und nickte hektisch. Leo dagegen setzte sich so hinter mich, dass seine Beine neben mir waren und ich praktisch gesehen auf seinem Schoß sitzen könnte. Er schlang die Arme um meine Tallie, legte seinen Kopf auf meine Schulter und sah auf mein Essen.
„Sieht lecker aus. Hast du kein Hunger mehr? Wenn du möchtest, füttere ich dich.“
„Ich muss nicht gefüttert werden, ich brauche keinen Sicherheitsgurt und mir ist warm genug. Also kannst du aufstehen und wieder zu... wie hießt er noch gleich? Ah ja, genau. Zu Devin gehen. Viel Spaß.“ Damit lehnte ich mich ein wenig vor um weiter zu essen, aber er blieb bei mir und ließ seine Arme locker um meiner Tallie liegen.
„Devin?“, hakte Layla verdutzt nach.
„Mein Zwilling.“, gab Leo zurück und legte seinen Kopf wieder auf meine Schulter, offenbar um mir beim Essen zuzusehen. „Darf ich mal probieren?“
„Nein. Verzieh dich.“
„Nur wenn ich probieren durfte.“
Ich zögerte ein wenig. Dann hielt ich ihm einfach die Gabel hin, woraufhin er mit einer hochgezogenen Braue darauf sah.
„Du wolltest probieren.“, erinnerte ich ihn.
„Ja, aber auf eine andere Art. Bei der Art die ich meinte, spielt dein hübscher Mund eine sehr große Rolle.“
Ich sah ihn finster an, wand mich ab und aß weiter. Layla kam der Ohnmacht noch ein wenig näher.
„Küsst du nur bestimmte Mädchen, oder darf man dich auch mieten?“, wollte sie wissen.
Leo lachte leise. „Tut mir Leid, aber ich bin unverkäuflich. Ich küsste nur bestimmte Mädchen. Wäre die wunderschöne Ciddy-Cat hier nicht, wärst du an ihrer Stelle.“
Es passierte tatsächlich. Layla fiel in Ohnmacht. Ein Junge der gerade hinter ihr vorbei lief, fing sie auf und sah mit gerunzelter Stirn zu ihr hinab.
„Was hat sie denn?“, wollte er verwundert wissen.
„Zu viel von ihrem siebten Himmel.“ Ich deutete auf Leo der mich offenbar nicht loslassen wollte.
„Siebter Himmel?“, hakte dieser nach, „Ich bin der siebte Himmel? Fühlst du dich auch wohl?“
„Nein.“, gab ich zurück, „Ich fühle mich eingeengt und bekommen langsam Platzangst.“
„Hmmm...“ Er schien nachzudenken, stand dann auf und setzte sich neben mich. Nicht ohne die Hand auf meinen Oberschenkel zu legen. „So besser?“
Ich sah auf seine Hand hinab. „Nimm sie da weg!“
„Warum? Ich mag ihn. Er ist hübsch.“
„Man kann keine hübschen Oberschenkel haben.“
„Doch doch. Und deiner ist der Schönste.“
Nun sah ich ihn nahezu fassungslos an und schlug seine Hand beiseite. „Du spinnst doch!“
„Das ist deine Schuld! Du bringst mich völlig um den Verstand.“
Ich rollte mit den Augen und wand mich ab. „Idiot.“
„Ich weiß, ich weiß. Weißt du, ich hab in der Zeitung gelesen, dass Küsse glücklich machen.“
„Den kenne ich schon.“, unterbrach ich ihn.
„Den hier nicht, ich hab nämlich noch gar nicht gefragt ob ich dich glücklich machen darf.“
Ich hätte beinahe angefangen zu lachen, unterdrückte es jedoch, da ich gerade kaute.
„Lächel mich jetzt bloß nicht an, sonst küsse ich dich auf der Stelle.“
Als ich schluckte, biss ich mir auf die Lippen und sah ihn kurz an. „Ach, tust du das?“
Er grinste mich an. Ich versuchte das Lächeln so gut es ging zu unterdrücken, aber es ging einfach nicht. Kaum das dieses Lächeln in meinem Gesicht klebte, zog er mich zu sich und küsste mich. Okay, er war der Erste, den ich kannte und diesen Spruch ernst nahm. Als er sich von mir löste, sah er mich eine Weile lang an und zog dann die Brauen zusammen.
„Jetzt kenne ich den wahren Grund der globalen Erwärmung.“
Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. „Du bist so was von schräg.“ Ich wand mich wieder dem Essen zu, woraufhin er seufzte und sich an mich lehnte.
„Wenn du nochmal lachst, dann sterbe ich. So viel Schönheit ertrage ich nicht.“
„Was willst du von mir?“
„Gib mir eine Minute. Ich habe die Liste gerade fertig gehabt. Jetzt muss ich mich nur daran erinnern woran ich gedacht habe, bevor du gesprochen hast.“
„Was?“, lachte ich daraufhin und sah wieder zu ihm.
„Ah, genau, darf ich dich glücklich machen?“
„Nein!“
„Oh schade.“ Er schwieg kurz. „Entschuldigung, macht es dir was aus wenn ich dich eine Minute lang anstarre?“
„Warum?“
„Ich möchte mich an dich in meinen Träumen erinnern.“
„Wo kommst du her, dass du so sehr an Anmachsprüchen wie diesen hängst?“
„Entschuldige, ich habe mich in deinen Augen verloren. Wenn du mir eine Karte gibst und ich zurück gefunden habe, musst du die Frage nochmal stellen, weil ich gerade wieder vergessen habe worum es überhaupt ging.“
Es klingelte wieder zur Stunde und ich stand leicht lachend auf, woraufhin Leo seufzte und ebenfalls aufstand.
„Hast du eben einen Stift? Bevor du gehst würde ich mir gerne noch deine Nummer aufschreiben.“
Ich unterdrückte ein Lachen und tat dann dass, was ich am wenigsten erwartet hätte. Ich nahm einen Stift aus meiner Schultasche, griff nach seiner Hand und schrieb ihm meine Handynummer in die Handfläche. Das Lächeln, dass er mir daraufhin schenkte, war nicht amüsiert, triumphierend, begeistert oder belustigt. Es war einfach nur eine schönes warmes Lächeln.
„Ich rufe dich dann um 14 Uhr an.“, meinte er und hob seine eigene Tasche auf. „Bis dann.“
„Ja, bis dann.“
Damit drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zur Klasse.

„Okay, jetzt schieß mal los, was habe ich verpasst?“, wollte Layla wissen als sie sich um etwa 13:55 Uhr bei mir auf dem Bett setzte und mir zusah, wie ich meine Tasche beiseite legte und mir etwas gemütliches anzog.
„Nicht viel. Er hat mich nochmal geküsst, hat mehrere Sprüche fallen gelassen und am Ende habe ich ihm meine Nummer gegeben.“
„Du hast was?!“ Ihre Augen fielen beinahe aus ihrem Kopf, so weit riss sie sie auf. „Du hast ihm deine Nummer gegeben?!“
Als mein Handy klingelte, beantwortete es ihre Frage. Ich nahm das Handy und hob ab.
„Ja?“
Stille.
„Hallo?“
„Rede einfach weiter, ich höre gerne zu.“, meldete sich Leo, „Ab und zu müsstest du etwas lauter werden, damit ich wegen deiner schönen Stimme nicht einschlafe. Singst du zufällig? Das würde mich nämlich nicht wundern, weil es sich definitiv traumhaft anhören würde.“
Ich wurde rot und war froh, dass er mich nicht sehen konnte. „Singen? Nein. Ich kann nicht singen.“
„Doch natürlich kannst du singen.“, protestierte Layla.
Ich warf ihr einen entweder-du-hältst-die-Klappe-oder-ich-werfe-dich-raus-Blick zu, woraufhin sie mich angrinste.
„Sie kann wundervoll singen!“
„Ich würde es gerne mal hören.“, meinte Leo begeistert, „Wann hast du Zeit? Heute? Morgen? Übermorgen? Donnerstag geht nicht, da kann ich nicht, aber Freitag wäre noch frei. Am Wochenende kann ich auch nicht. Nächsten Montag war eigentlich auch etwas geplant, aber für dich kann ich es verschieben.“
„Waaaaas?“
„Soll ich meinen Terminkalender wiederholen? Du kannst ihn ja mit deinen vergleichen, dann können wir nachsehen wann wir beide Zeit haben.“
Wie von selbst eilte ich zu meinem Kalender, als er begann seine Termintage zu wiederholen. Ich wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund wollte ich ihn mal Nachmittags treffen.
„Mittwoch.“, meinte ich als er fertig war. „Nächsten Mittwoch.“
„Was machst du denn all die anderen Tage?“
Ich gestikulierte mit den Händen herum, wohl wissend das er es nicht sehen konnte. „Morgen, Klavierunterricht; Übermorgen, Cellounterricht; Freitag, Gesangsunterricht; nächsten Montag, sowie heute, Putztag im Haus; Nächsten Dienstag, Klavierunterricht.“
„Und wie kommt es, dass du nächsten Mittwoch kein Cellounterricht hast?“
„Dann hat meine Lehrerin ihren halbjährlichen Arzttermin, Zahnarzttermin und einen Termin beim Gynäkologen.“
„Letzteres wollte ich nicht unbedingt wissen. Zu viel Information. Meine Datenbank ist überlastet.“
„Dann sollte ich wohl auflegen, bevor ich sie noch mehr überlaste.“
„Nein! Warte!“
Ich schwieg.
„Verdammt, du bist tatsächlich die Erste, die auflegen wollte.“
„Die Erste von wie vielen?“
Er schwieg eine Weile.
„Leo?“
„Das ist nicht so wichtig.“
„Leo.“
„Schon gut.“ Dennoch sagte er nichts. „Wusstest du, dass du Ähnlichkeit mit meiner dritten Freundin hast?“
„Wie viele hattest du denn schon?!“ Langsam fühlte ich mich irgendwie blöd.
„Zwei.“
Ich wollte bereits etwas erwidern, hielt dann jedoch den Atem an und dachte über die Zahl nach. „Oh.“, meinte ich schließlich. Wie alt war er denn? „Bist du 17?“
„Noch bin ich 16, aber ich werde in den nächsten Wochen 17.“
„Wann denn genau.“
„Nächste Woche...“ Ich hörte bei ihm ein paar Geräusche, als würde er irgendwo hin gehen um nachzusehen wann er Geburtstag hatte, da er wohl nicht wusste was für ein Datum wir hatten. „Hey, Mittwoch.“, meinte er schließlich, „Du bist herzlich eingeladen. Und da du sowieso kommst... Dann kannst du auch meine Familie kennen lernen. Meine Schwester kommt auch zu Besuch. Wir sind nicht besonders viele, aber naja. Wird auf jeden Fall eine Menge Spaß machen. Meine Mutter macht fantastischen Kuchen und mein Dad weiß immer wie man mit Jugendlichen in unserem Alter umgeht. Du wirst die Beiden sicher mögen. Und Devin wirst du auch bestimmt mögen. Er hat zwar Berührungsängste, aber er wird es sicher schaffen dir die Hand zu geben oder dich irgendwann mal zu umarmen. Er ist wirklich ein toller Kerl. Wenn ich nicht ein Auge auf dich geworfen hätte, würde ich ihn glatt für dich empfehlen. Naja, das heißt, solange du ihm treu bleibst und ihm keinen Schaden zufügst. Er hat schon eine Menge durchmachen müssen, weißt du? Er hat schon viele Mädchen getroffen die er mochte, aber sie haben ihm alle weh getan. Er hat sie nicht alle geliebt, aber selbst die, die für ihm als normale Freundin wichtig wäre, hat ihn bereits verletzt. Ich würde mich freuen wenn ihr zwei euch verstehen würdet. Ich muss dir auch noch meine Adresse geben, obwohl... Nein, ich nehme dich einfach nach der Schule mit nach hause. Das wird schon nicht so schlimm sein. Du bist doch nicht eingeschlafen, oder?“
Ich lachte ein wenig. „Nein. Bin ich nicht. Aber wenn du so weiter geredet hättest, wäre ich wohl vom gleichmäßigen Klang deiner Stimme eingeschlafen.“
„Das muss ein Kompliment sein. Ich glaube, ich werde hin und wieder ein bisschen lauter, damit du nicht müde wirst. Was machst du gerade?“
„Ich höre dir zu, behalte Layla im Auge und steh ein meinem Zimmer herum.“
„Hmmm... Wie sieht dein Zimmer aus?“
Ich drehte mich um meine eigene Achse und sah mich ein wenig um. „Langweilig. Ein dunkelblau bezogenes Doppelbett, himmelblaue Wände, Nachtblauer Kleiderschrank, aquamarinblauer Teppich und ein meerblauer Sessel.“
„Alles blau. Hmmm... Was hast du gerade an?“
„Habe ich nicht erwähnt, das Layla in meinem Zimmer ist?“
„Ich glaube du hast es angedeutet. Was hast du an?“
„Leo!“
„Was ist? Ich will nur wissen was du an hast. Du musst ja nichts von deiner Unterwäsche erzählen.“
Ich wurde rot. „Ich kenne dich kaum!“
„Du hast mich bereits zwei mal geküsst und ich habe dir gesagt das ich mich in dich verknallt habe. Ich habe dir gesagt das du wunderschön bist, du weißt wie alt ich bin und das ich hier in der selben Stadt wohne wie du. Ich habe dir zwar nicht gesagt wie ich deine Augen finde, aber das hole ich sofort nach. Ich liebe diese wunderschönen blaugrauen Augen. Ich habe dir auch gesagt, dass ich finde, dass deine Oberschenkel die schönsten sind die ich je gesehen habe. Du kannst mir nicht zufällig ein Foto von dir schicken? Am besten noch eins extra auf dem nur deine Augen sind.“ Er seufzte. „Ich wünsche mir ich träume von dir. Weißt du, man sagt ja, die größten Schätze liegen unter der Erde, aber ich kann dich ja nicht einfach verbuddeln. Sonst kommt noch ein anderer daher und buddeld dich wieder aus! Dann hätte ich erstens, nicht mehr von dir; und zweitens, müsste er dich dann wieder verbuddeln, weil du der größte Schatz bist, der mir je begegnet ist.“
„Leo?“, unterbrach ich seinen Redeschwall.
„Hm? Rede ich zu viel? Tut mir Leid, mir ist nur gerade so viel über dich eingefallen und... Aus irgendeinem Grund wollte ich dir all das sagen. Was wolltest du mir sagen?“
„Augenblick.“ Ich nahm das Handy ein Stück von meinem Ohr weg. „Layla, kannst du vielleicht kurz raus gehen?“
Sie sah auf die Uhr und sprang dann auf. „Gut das du das erwähnst. Ich muss nach hause. Du weißt schon, mein Cousin kommt zu Besuch.“
„Ja. Grüß ihn von mir ja.“
„Mach ich. Bis morgen.“
„Bis dann.“
Damit verließ sie mein Zimmer, woraufhin ich mich auf meinem Bett sinken ließ und das Handy wieder ans Ohr nahm.
„Weißt du eigentlich, dass du mir die schönsten Dinge sagst, die je jemand zu mir gesagt hat?“
Eine Weile war es still. Dann meldete Leo sich wieder. „Meinst du das ernst?“
„Ja. Du solltest verboten werden.“
„Oh... Wow. Ich wusste gar nicht das ich Sowas kann.“ Eine Pause trat ein, in der anscheint keiner von uns wusste, was gesagt werden sollte. Dann meldete Leo sich wieder. „Sag mal, hast du mal zu einem Instrument gesungen?“
„Wie bitte?“
„Also... mit Klavierbegleitung oder so. Cello, Gitarre et cetera et cetera.“ Als er die Gitarre erwähnt wurde er langsam leiser, sodass ich ihn nur schwer verstehen konnte.
„Ja. Ein paar mal. Mit Klavier und Cello. Einmal hat mein Bruder Gitarre gespielt. Ein weiteres Mal waren ein paar meiner Verwanden dabei. Das war ein halbes Orchester.“ Den letzten Satz lachte ich ein wenig. „Cello, Geige, Violine, Gitarre und Klavier.“
„Muss sich ja wunderschön angehört haben.“
„Mom und Dad haben es aufgenommen. Jeder hat eine Kopie bekommen. Das Original habe ich und wir haben, glaube ich, noch eins über.“
„Ehrlich?“ Die Begeisterung in seiner Stimme brachte mich zum lachen.
„Ja, haben wir. Ich glaube, Mom würde es dir sogar mit Freuden schenken. Dad würde dir sogar Geld geben damit du es nimmst.“
„Warum?“
„Meine Granny glaubt irgendein Poltergeist hätte sich darin versteckt.“
„Wie kommt sie darauf?“
„Ich habe mit Layla mal Gläserrücken gespielt. Am nächsten Morgen hat das Band an einer ganz anderen Stelle gelegen. Ich habe ihr gesagt, dass ich es dort hingelegt habe, aber sie glaubt mir nicht. Sie ist sehr abergläubisch, was Geister betrifft.“
Leo schwieg eine Weile. „Devin und ich haben mal einen gesehen.“
„Was?!“
„Ich erzähle es dir ein anderes mal. Und du kannst deinem Dad sagen, ich nehme Das Band auch ohne Geld. Da du darauf singst, würde ich dafür sogar bezahlen.“
Ich ließ mich ins Kissen fallen. „Du bist verrückt.“
„Ach, bin ich das? Da fällt mir ein, du hast mir immer noch nicht gesagt was du an hast.“
Ich hob den Kopf und sah an mir hinunter. „Ein T-Shirt und eine Jogginghose.“
„Machst du etwas Sport? Oder hast du vor Sport zu machen?“
„Im Moment? Nein. In naher Zukunft? Ähm... vielleicht in der Schule. In der Freizeit? Nein. Du?“
„Ich spiele später mit Dad ein bisschen Basketball. Mehr nicht.“
„Du spielst Basketball?“
„Ja. Magst du Basketball?“
„Ja. Ich sehe meinem Bruder und meinen Cousins gerne dabei zu. Und meinem Vater. Manchmal spielt sogar meine Schwester mit.“
„Hört sich interessant an. Ich glaube, ich komme morgen einfach mal mit zu dir.“
„Und mein Klavierunterricht?“
„Ich kann dir ja zuhören.“
Mir wurde warm ums Herz und ich lächelte in mich hinein.

Heute


„Cady, sprich mit mir.“, bat Leo neben mir, „Du sagtest du möchtest mit mir sprechen, sagst aber kein Wort. Du bist die einzige Frau die mein Herz berührt hat. Ich verstehe es, dass ich es bei dir nicht mehr tue und ich möchte mich auch nicht zwischen dir und deinem Freund drängen, aber wenn du hergekommen bist um mit mir zu sprechen, das tu es bitte auch. Ich möchte deine Stimme hören.“
Ich senkte den Blick auf den Boden und schwieg eine Weile. „Ich glaube ich sollte...“
„Noch nicht.“, bat er leise, „Ich habe dich gerade erst wieder bekommen. Ich verstehe es, wenn du mit mir nur befreundet sein möchtest. Aber ich möchte den Kontakt mit dir halten. Ich weiß, ich bin in einer Zeit gegangen, in der es nicht gut für uns war und in der du mich sehr gebraucht hast und glaube mir, wenn ich gekonnt hätte, wäre ich geblieben, aber ich konnte nicht. Ich meine... ach verdammt.“
„Leo, ich glaube wirklich ich...“
„Bleib noch. Bitte.“ Er nahm meine Hände und zog mich zu sich. „Ich möchte dich wenigstens noch ein wenig in den Armen halten.“
Tatsächlich hielt er mich einfach nur fest. Ich konnte regelrecht spüren was für seelische Schmerzen er erlitt, aber er war doch nicht der Einzige der litt. Gut, ich liebte ihn nicht mehr. Aber es tat mir weh ihn leiden zu sehen.
Als mein Handy klingelte, zuckte Leo zusammen und ließ mich ein wenig los, damit ich abheben konnte.
„Hm?“
„Hast du geschlafen?“, wollte André wissen.
Ich rollte mit den Augen. „Nein, habe ich nicht. Was ist es diesmal?“
„Du kennst mich viel zu gut.“
„Warum wohl? Rück raus mit der Sprache. Was suchst du wieder?“
„Du weißt nicht zufällig wo das himmelblaue Hemd ist, oder?“
Ich sah an mir hinunter. „Nun, wenn du nur eins hast, dann trage ich es gerade.“
„Donas!“
Ich rollte mit den Augen. „Ja, ich weiß, ich bin ein Donas. Und du bist mein Kuschelhase.“
„Verdammt, was hast du mit Cady gemacht?“
Ich lachte ein wenig. „Vergiss nicht, ich trage immer noch dein Hemd.“
„Welche Shorts?“
„Die hübsche blaue. Passend zum Hemd.“
Er stöhnte. „Ich bin kein Kuschelhase.“
„Dann bist du eben mein Höllenhund.“
„Höllenhund auf zwei Beinen. Ich habe keine Lust auf Hundefutter und Gassi gehen, geschweige denn auf ein Körbchen.“
„Ja ja. Wofür brauchst du eigentlich das Hemd? Sag jetzt nicht für heute Abend, denn du wolltest etwas für mich kochen wenn ich wieder da bin.“
„Es ist mein Lieblingshemd.“
„Oh toll, meins auch!“
„Donas!“
„Ach du. Morgen hast du es ja wieder, wenn es nicht dreckig wird. Obwohl... übermorgen hast du es wieder. Morgen brauchst du es ja auch nicht, weil du bist ja dann damit dran das Haus zu putzen.“
„Cady, bitte.“
„Nichts da, André. Du bist dran. Ich habe es bereits drei mal hintereinander für dich gemacht, also habe ich es sechs mal hintereinander gemacht. Wenn ich es jetzt nochmal machen muss, dann weigere ich mich.“
„Cady.“
„Nichts da. Du hast selbst Schuld.“
„Ich kann doch nicht mal den Toaster bedienen.“
Ich rollte mit den Augen. „Er hat nur einen Knopf. Du tust den Toast da rein, schiebst es mit dem... Schalter an der Seite runter und wartest kurz. Mehr nicht. Der Knopf ist dafür da, den Toast früher heraus zu holen. So einfach ist das.“
„Oh! Jetzt habe ich es kapiert.“
„Ja, jetzt bist du wieder ein bisschen schlauer. Und morgen zeige ich dir wie das mit der Mikrowelle funktioniert, damit du die auch von innen sauber machen kannst.“
Er stöhnte.
„Das zieht bei mir nicht mehr.“
„Ist ja schon gut. Ich mach dir heute was zu essen, mach dir sogar noch dein Bett und mach dir morgen Frühstück und Kaffee. Wie klingt das?“
„Du bist ein Schatz.“
„Weiß ich doch.“ Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. „Dann bis später. Ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch, bis später.“
Damit legte er auf und ich steckte mein Handy ein. Leo sah mich matt lächelnd an und senkte den Blick als ich zu ihm sah. Ganz langsam verlor sich das Lächeln und er sah eher trostlos aus.
„Es ist schön zu hören, dass du glücklich bist.“, meinte er nach einer Weile. „Das du dein Glück offenbar gefunden hast.“
„Du nicht?“ Ich machte mir nicht die Mühe ihn zu korrigieren und damit seine Hoffnung zu vergrößern.
„Nein, nicht wirklich. Ich habe versucht dich zu vergessen, weil es weh tat an dich zu denken. Nun tut es weh an dich zu denken und zu versuchen dich zu vergessen.“
„Was ist mit... Milli?“
„Hm... Milli ist wirklich nett und reizend. Ich habe sie sehr gern. Aber seit ich dich kennen gelernt habe, habe ich nie eine Andere geliebt. Weder mit dem Herzen, noch mit den Körper.“
Ich wurde etwas rot als er darauf anspielte, aber er sah es nicht, da er auf seine Hände sah die meine wieder festhielten und mit den Fingern spielten.
„Es gab danach keine Andere. Milli ist eigentlich mehr eine normale gute Freundin. Ich weiß nicht wie sie es sieht, aber da ich nichts mehr zu verlieren habe, gebe ich ihr was sie haben möchte. Dafür gibt sie mir etwas Liebe, was sogar etwas tröstlich ist. Ist doch ganz nett so, oder? Sie bekommt was sie haben möchte und ich bekomme was ich brauche um nicht kaputt zu gehen.“
„Wie viele Freundinnen hattest du nach mir?“
„Ich habe nie versucht sie zu zählen.“, gab er zu, „Aber geliebt habe ich keine von ihnen. Man kann ohne Herz nicht lieben, weißt du. Das hast du immer noch. Aber ich will es gar nicht wieder haben. Du kannst es behalten.“
Mir schossen Tränen in die Augen und ich war nahe daran mich einfach in seine Arme zu werfen um seine Schmerzen zu lindern. Aber wenn ich ihm danach erzählen würde, dass ich ihn immer noch nicht liebte, wären die Schmerzen nur größer, weil er sich dann fühlen würde, als hätte er mich ausgenutzt. Er würde es nicht für richtig halten mich zu bekommen, wenn ich ihn nicht liebte. Er war damit zufrieden, dass ich mein Glück ohne ihn haben würde. Auch wenn es nicht der Fall war, aber das wusste er nicht.
„Wenn du möchtest, kannst du gehen. Ich glaube, es wird eine Zeit lang dauern, bis ich wieder funktionsfähig bin.“ Er lachte leise und lächelte matt. „Mir fallen sicher ein paar Bilder ein. Ich zeichne dir welche, okay. Die kannst du dir, wenn du willst, an die Wand hängen.“ Es kam mir so vor als wollte er noch etwas fragen, aber er sagte nichts. „Ich wünsche dir wirklich viel Glück. Besuch mich aber wieder, ja. Und bringt ruhig deinen Freund mit. Und wenn Shaylon ihr Kind bekommst musst du auch auf jeden Fall vorbei kommen. Wenn du mir deine Nummer gibst, rufe ich dich an.“ Er nahm einen grünen Stift vom Nachttisch und hielt ihn mir hin. „Du kannst es einfach an die Wand schreiben. Da geht sie nicht verloren.“
Ich nahm ihn mit zitternder Hand und rutschte über dem Bett an die Wand, wo ich den Deckel des Stiftes abzog und die Ziffern aufschrieb. Leo blieb dabei ganz still und saß an der Bettkante. Als ich die Nummer aufgeschrieben hatte, zögerte ich ein wenig und schrieb dann noch einen kleinen Satz darunter.

Rede einfach weiter, ich höre dir gerne zu.


Ich gab ihm den Stift wieder und stand dann auf, während ich auf meine Armbanduhr sah. „Ich muss jetzt wirklich los. In einer halben Stunde muss ich bei der Arbeit sein.“
Leo stand ebenfalls auf und ließ den Stift auf den Nachttisch fallen. „Kein Problem. Du weißt ja wo du mich finden kannst. Wenn ich mal nicht hier bin, dann musst du nur ein wenig warten. Irgendjemand wird mich sicher anrufen. Dann komme ich sofort.“
„Du bist wirklich der Beste, Leo.“
Er lächelte wieder matt, hob jedoch nicht den Blick zu mir. „Der Beste. Was für ein Fortschritt. Wenigstens stehe ich nicht mehr auf deiner Blacklist, was?“
„Nein. Tust du nicht.“
Ich stritt nicht ab, das er dort schon einmal gestanden hatte. Er wusste es auch. Aber das war Vergangenheit. Jetzt mussten wir wieder an die Zukunft denken. Wir würden Freunde bleiben und er verstand alles, auch wenn er darunter litt.
„Dann... Viel Glück. Bis zum nächsten Mal. Und lass dir nicht wieder so lange Zeit mich zu suchen und zu finden.“ Er hob den Blick, aber nur um mich kurz und schnell auf die Wange zu küssen, bevor er den Blick wieder senkte.
„Bis dann.“, meinte ich leise und ging dann zur Tür hinaus.
Auf dem Weg nach draußen begegnete mir keiner der Anderen. Kein Andrew, kein Devin und keine Shaylon. Auch kein anderer Junge, den Shaylon Alex genannt hatte.
Ich verließ das Haus und ging zur Arbeit. Wie eine Woche zuvor, nur das ich diesmal Höllenqualen litt.

Geburtstag



Die nächste Woche lang, kam mir die viele Arbeit Zuhause ziemlich gelegen. So konnte ich mich gut von Leo ablenken und hatte auch eine gute Ausrede ihn nicht zu besuchen. Falls er mit mir reden wollte, konnte er mich auch anrufen.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ Ich sah auf die in Geschenkpapier eingewickelte Schachtel und sah André skeptisch an. „Oh Gott, es ist dein Ernst.“
Er lächelte mich an. „Ich wusste, dass es dir gefällt.“
„Das ist für mich?“
„Du hast doch Geburtstag.“
Ich sah ihn etwas verdutzt an. „Schon?“
Seine Brauen schnellten hoch. „Du hast es vergessen? Heute ist der 7.8. Ja, du hast Geburtstag und das hier ist mein Geschenk an dich.“ Er hielt mir die Schachtel hin und ich fiel ihm in die Arme. „Hey hey. Nicht so stürmisch. Ich bin zu jung zum sterben.“
Ich schüttelte den Kopf und küsste ihn auf die Wange.
„Jetzt lass uns in das Café gehen. Ich habe Hunger.“ Während er sprach, löste er sich von mir, drückte mir mein Geschenk in die Hand und führte mich am Arm zum Café, dass in der Nähe war. „Du hattest noch kein Frühstück.“
„Woran das wohl lag?“
Er grinste mich ein wenig an und setzte sich mit mir an einen Tisch für zwei. „Wer weiß? Wie wäre es, wenn wir heute ins Kino gehen? Ich weiß schon, in welchen Film wir gehen.“
„Oh, sehr gute Idee. Welcher Film?“
„Das ist eine Überraschung.“
„Wissen Sie schon, was Sie bestellen möchten?“, fragte die Kellnerin und sah uns wartend an.
André und ich sahen auf und gaben kurz die Bestellung auf.
„Nein, ich werde es definitiv nicht probieren.“ Ich sah abrupt auf als Leos Stimme vom Eingang ertönte. „Devin, sag deiner Frau, dass sie aufhören soll, mir ständig diesen Fisch vor die Nase zu halten. Ich werde ihn nicht essen.“
„Shay, versuch besser nicht weiter, ihn dazu zu bringen, den Fisch zu probieren.“, meinte Devin an Shaylon, die neben Leo hergingen.
„Es ist doch lecker.“, bedachte diese und sah zu Devin auf, der ihr daraufhin einen Arm um die Tallie legte.
„Er ist ein Antifischesser

.“
Sie lachte ein wenig und ich wand den Blick ab. André zog fragend eine Braue hoch, woraufhin ich abwinkte.
„Seit wann kannst du Geschenke einpacken?“, neckte ich ihn und zog ein wenig an das Band einer Schleife, die an dem Geschenk befestigt ist.
„Ich brauchte zwar ein paar Anläufe, aber ich habs geschafft.“
„Sieht hübsch aus. In welchem Laden hast du es machen lassen?“
Er seufzte tief, was mir verriet, dass er es immer noch nicht konnte. „Sag ich nicht.“
Ich rollte mit den Augen. „Was machen wir nach dem Kino?“
„Essen gehen. Bei Rosco.“
„Oh super! Darf ich jetzt auspacken, oder soll ich warten, bis wir zu hause sind?“
„Du kannst jetzt auspacken.“
Ich sah kurz zu ihm und zog dann die Schleife auf, bevor ich es aus dem Papier wickelte. Als ich den Aufdruck der Schachtel sah, schrie ich begeistert auf, eilte um den Tisch herum und fiel André in die bereits wartenden Arme.
„Du bist ein Schatz.“, meinte ich und küsste ihn auf die Wange.
„Weiß ich.“, gab er zurück und grinste mich an. „Jetzt geh wieder auf dein Platz, bevor ich dich nicht mehr loslassen kann.“
Ich lachte leise, stand auf und setzte mich wieder auf meinen Stuhl, bevor ich die Schachtel öffnete und den Gutschein nahm, der oben drauf lag.
„Wen soll ich denn alles einladen? Dich auf jeden Fall. Dann sind noch... vier Plätze frei. Wo ist das überhaupt?“
„Ganz in der Nähe. Du könntest deine Freunde einladen.“
„Welche von ihnen?“
„Mit Namen kenne ich nur einen von ihnen. Die anderen hast du ja nie beim Namen genannt.“
„Du meinst Leo?“
„Genau. Und sein Bruder. Wenn ich mich recht entsinne, sagtest du er hätte eine Frau...“
„Also, der Bruder ist Devin. Seine Frau ist Shaylon.“
André nickte. „Und dann hast du noch zwei erwähnt, aber nicht beim Namen genannt.“
„Von den beiden kenne ich nur einen. Und das ist Andrew.“
„Andrew? Oh Gott. Wenn man einen von uns ruft werde ich sicher durcheinander kommen.“
„Andrew, André... Die Aussprache ist doch anders.“
Er zuckte mit den Schultern. „Wer war der letzte?“
Ich hob die Schultern. „Ein Alex. Ich habe den Namen nur gehört. Ich kann ja Jamie anrufen und fragen ob er mitkommt.“
Er beugte sich ein wenig vor und stützte sein Ellenboden auf der Tischplatte ab, während er die Hand an seinen Mund legte. „Glaubst du, er kommt für fünf Stunden Vergnügen her?“
„Wenn ich Glück habe. Und so weit weg wohnt er doch auch wieder nicht.“
„Virginia.“
„Ist doch nur eine Stunde Fahrt.“
„Eine lange Stunde, wenn man außer Auto fahren nichts zu tun hat.“
„Er wird es sicher gerne machen. Für mich. Als nachträgliches Geburtstags Geschenk.“
„Hey, Cadence!“
Ich sah auf als Andrew mich rief und stellte fest, dass er bereits auf uns zu kam.
„Hallo Andrew.“
„Habt ihr was dagegen, wenn ich mich zu euch setze? Die Fünf reden über etwas, das mich nicht sonderlich interessiert.“ Er deutete auf Leo und den anderen. Mir fiel eine weitere Frau auf, die neben Leo saß und Shaylon gerade zuhörte.
„Ähm... Ich habe kein Problem damit.“
„Ich auch nicht.“, stimmte André zu.
Prompt hatte Andrew sich ein Stuhl geschnappt und sich zu uns gesetzt.
„Andrew, das ist André. Mein bester Freund. André, das ist Andrew. Von ihm habe ich dir ja schon erzählt.“
Die Beiden gaben sich kurz die Hand und sahen dann wieder in meine Richtung.
„Wessen Sachen sind das eigentlich, die du da immer trägst?“, wollte Andrew wissen und deutete auf das Hemd, das diesmal grau war.
„Es sind Andrés Sachen.“, gab ich zurück, „Ich finde sie ziemlich bequem. Wer ist eigentlich die Frau bei Leo?“
„Das ist Milli. Die Beiden haben eine Beziehung.“ Er zuckte mit den Schultern. „Alex kennst du, glaube ich auch nicht. Er ist der Mann neben Shayshay. Die Zwei sind Geschwister.“
„Ach so. Okay. Und... seid ihr eine Art WG?“
„Kann man so sagen. Nachdem wir alle die Schule hinter uns hatten, ist Shaylon mit Devin zusammen gezogen. Ein paar Wochen später ist Alex dazu gekommen, weil Sharyl begann Partys zu feiern. Sharyl ist Alex' und Shayshays Mutter. Leo wohnte bei uns, weil Milli ihn raus geworfen hat. Jetzt wohnt er wieder bei ihr, weil sie ihm endlich glaubt.“
„Oh. In welchem Monat ist Shaylon eigentlich?“
„In siebten. Es wird ein Junge.“
„Wie schön! Ich liebe Kinder.“
„Ich auch! Wie wärs mit uns beiden?“
Ich lachte, während er mich angrinste. Dann schüttelte ich langsam den Kopf. „Tut mir Leid. So leicht bin ich nicht zu haben.“
„Schade. Okay, dann sag mir wie ich dich bekomme und dann versuchen wir es von vorn.“
Ich lachte erneut, diesmal jedoch leiser und sah ihn tadelnd an. „Ich kenne dich so gut wie gar nicht.“
„Shayshay und Devin kannten sich auch nicht besonders gut. Und jetzt sieh sie dir an. Sie ist rund wie ein Wal!“
„Any, das habe ich gehört!“, rief Shaylon ihm zu, woraufhin Andrew den Kopf einzog.
„Musst du ihn immer Any nennen?“, wollte Devin von ihr wissen.
Leo sah von einem zum Anderen und ließ seinen Blick dann auf mich fallen. Er lächelte ein wenig und hob zum Gruß die Hand. Ich tat es ihm gleich. Daraufhin sagte diese Milli etwas zu ihm und er sah widerstrebt zu ihr hinab. Sie erzählte ihm lange etwas, woraufhin er nur kurz etwas sagte. Offenbar zum Dank, legte sie ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. Ich wand den Blick ab und stellte fest, das André mich wieder fragend ansah. Ich winkte nur ab und sah auf als die Kellnerin uns das Essen brachte.
„Nun dann... will ich mal nicht weiter stören. Aber eine Frage habe ich noch.“, meinte Andrew und deutete auf das Geschenkpapier. „Hat jemand Geburtstag?“
Ich hob die Hand. „Ich werde heute 21.“
„Oh. Herzlichen Glückwunsch. Wenn du mir das früher gesagt hättest, hätte ich dir etwas besorgt.“ Er beugte sich zu mir und küsste mich auf die Wange. „Süße 21.“ Er seufzte. „Und wunderschön. Bist du dir sicher das aus uns nichts wird?“
„Ja.“
„Schade. Okay, jetzt lass ich euch beiden wieder allein. Ich besorge dir noch etwas. Gibst du mir deine Adresse? Dann bringe ich es dir vorbei.“
Noch bevor ich etwas sagen konnte, nannte André ihm die Adresse, woraufhin sich Andrew bedankte und wieder zurück ging. Ich sah André mit einer hochgezogenen Braue an.
Er lächelte daraufhin ein wenig. „Was ist? Er scheint dich ja ziemlich zu mögen, oder nicht.“
„Ich kenne ihn kaum. Und außerdem wird das nichts.“, gab ich zurück.
„Warum?“
„Hast du ihn mal angesehen?“
„Etwa siebzehn Mal.“
Ich ignorierte es, dass er das zählte und fuhr fort. „Er wird mich nach einer Weile fallen lassen und sich eine Andere suchen.“
André sah wieder zu Andrew, schürzte die Lippen und nickte dann. „Stimmt.“ Er sah wieder zu mir. „Wie wäre es dann mit Alex?“
Ich zog die Brauen hoch und sah mir Shaylons Bruder an. Als Andrew offenbar irgendwas sagte und dabei auf mich deutete, sah Alex zu mir, woraufhin ich sofort wieder zu André sah.
„Ich weiß nicht. Er sieht ja nicht schlecht aus.“
Er machte eine Geste, die ich nicht recht deuten konnte, und gestikulierte weiter, da er den Mund voll hatte. Ich zog verwirrt die Brauen zusammen und sah auf seine Hände, während er kaute und dann endlich schluckte.
„Erzähl weiter.“
Ich rollte mit den Augen und begann stattdessen zu essen. Nach einer Weile fiel mein Blick dann auf Leo, der scheinbar lustlos in seinem Essen herumstocherte. Beim nächsten Mal sah ich wie Milli ihn ansprach und er schulterzuckend etwas erwiderte. Beim dritten Mal sah er gerade zu mir. Er hielt den Blick noch eine Weile und senkte ihn dann wieder.
„Wollen wir gleich los?“
Ich sah zu André und nickte. „Wäre super.“
Er nickte und winkte die Kellnerin zu sich um zu bezahlen. Als ich auf meinen Teller sah, stellte ich fest, dass ich bereits aufgegessen hatte. Nachdem bezahlt war, standen wir dann auf und André ging mit mir hinaus, während er mir einen Arm um die Tallie legte und mich lächelnd an sich zog.
„Mir fällt wieder ein Witz ein.“
„Erzähl.“, bat ich sofort.
„Stürzt ein Mann zum Psychiater rein. 'Herr Doktor, überall Schmetterlinge, lauter Schmetterlinge', wedelt er mit den Armen. 'Doch nicht alle zu mir rüber!', wedelt der Doktor zurück.“
Ich fing an zu lachen und schüttelte amüsiert den Kopf, während er mich nach draußen führte. Etwa fünf Minuten später waren wir am Kino und er kaufte die Karten. Weitere fünf Minuten später setzte er sich mit mir auf unsere Plätze und gab mir eine Popcorntüte, sowie eine Cola.
„Du bist super!“
„Weiß ich doch.“, gab er lächelnd zurück.
Ich lächelte und begann bereits das Popcorn zu essen, während wir darauf warteten, dass der Film begann. Wenige Augenblicke geschah dann auch dies und ich stellte fest, das es mein zukünftiger Lieblingsfilm war.

„Das war fantastisch!“, meinte ich zu André als wir das Kino verließen und er mich weiter führte. „Warum kann ich mich nicht einfach in dich verlieben? Du bist ein Traummann.“
„Und du eine Traumfrau. Glaub mir, du bist nicht die einzige Person, die verzweifelt ist, weil wir uns nicht ineinander verlieben. An dir gibt es so viel positives und trotzdem regt sich bei mir nichts. Weder physisch, noch mental.“
„André!“
Er lachte leise. „Ich bin nur für das verantwortlich, was ich sage, nicht für dass, was du darunter verstehst.“
Ich rollte nur wieder mit den Augen und schüttelte den Kopf. Als wir eine Viertelstunde später bei Rosco waren, blieb ich überrascht stehen. Leo saß mir Milli an einem Tisch in der Ecke. Er schien mich nicht zu bemerken und stocherte in seinem Essen herum. Ich wand den Blick ab und folgte André an einen Tisch, wo er mir wieder den Stuhl zurecht rückte. Ich lächelte über die Geste und setzte mich.
„Was möchtest du essen?“, wollte er wissen als er sich mir gegenüber gesetzt hatte.
„Kann man hier auch Carbonara bestellen?“
„Ja.“
„Dann nehme ich die und Wasser.“
„Um die Soße zu verdünnen?“ Er grinste frech und spielte damit einen kleinen Unfall an, der mir einmal passiert war.
Er hatte mich zu meinem letzten Geburtstag in ein hübsches italienisches Restaurant ausgeführt in dem ich Pasta gegessen hatte. Als ich etwas Wasser trinken wollte, hatte ich die Hälfte auf meinen Teller verschüttet.
„Nein.“, gab ich zurück, „Diesmal passiert mir das nicht.“
„Wenn du es sagst.“
Die Kellnerin brachte Wasser, nahm die Bestellung auf und verschwand wieder, bevor ich ein Schluck trank und mich im Restaurant umsah.
„Hübsch, nicht wahr?“, bemerkte André.
„Ja. Besonders der kleine Wasserfall dort drüben.“ Ich deutete in eine Ecke, in der ein kleines Becken in den Boden eingelassen wurde. An der Wand ragte Gestein heraus und man hatte einen Wasserfall simuliert.
„Du hast Recht. Wenn ich mich recht entsinne, haben sie da Fische und Hummer drin.“
„Ach ja?“
„Ja. Wenn man genug bezahlt, kann man sich einen aussuchen und ihm zubereiten lassen.“
Ich sah ihn erschrocken an. „Wie bitte?“
Er lachte leise und winkte ab. „Denk nicht daran.“
„Du weißt doch, dass ich nicht in einem Restaurant essen möchte, in dem Tiere getötet werden.“
„Sie tun es sehr selten. Soweit ich weiß nur etwa... alle drei Monate. Vier Mal im Jahr. Es gibt nicht sehr viele, die ihr Essen sehen wollen, bevor es auf ihrem Teller landet.“
Ich verzog das Gesicht. „Willst du mir gerade den Appetit verderben?“
Er lachte ein wenig. „Nein. Dann erzähle ich eben von etwas anderem. Zum Beispiel das Leo dich die ganze Zeit ansieht, seit er dich gesehen hat. Okay, jetzt sieht er wieder weg, aber gleich sieht er wieder her, das weiß ich.“ Er schwieg kurz. „Sagte ich doch.“
„Lass das. Das erinnert mich nur an etwas schlechtes.“
„Du musst dich doch nicht übergeben oder?“
„André!“
Er lächelte mich wieder belustigt an. „Du kennst mich doch.“ Er wurde wieder ernst. „Ich habe eine Frage.“
„Nur zu.“
„Was ist damals bei euch passiert? Du hast mir nur erzählt, er wäre umgezogen und du würdest ihn nicht mehr lieben.“
Ich seufzte und sah in mein Glas, während ich darüber nachdachte, was passiert war. Irgendwann zuckte ich mit den Schultern. „Ich habe gesehen wie er eine Andere geküsst hat.“, murmelte ich, „Ein paar Tage später glaube ich ihm die Erklärung, es wäre nur ein Missverständnis, das er den Kuss gar nicht gewollt hatte. Das passierte noch etwa sieben mal mit sieben verschiedenen Mädchen. Immer wieder sagte er mir, er habe den Kuss nicht gewollt und wusste nicht, warum die Mädchen ihn nicht in Ruhe ließen. Dann kam noch ein Mädchen. Damit hatte er zehn verschiedene Mädchen an einer Schule geküsst. Er erzählte wieder das selbe und lud mich zum Kino ein. Ich hatte ihm bereits wieder verziehen als wir nach hause gingen. Aber er kam zu früh wieder zurück.“ Ich holte tief Luft. „Er erzählte mir, sie würden wieder umziehen. Sie zogen nach Birmingham in Alabama. Dann nach Nashville in Tenesee. In Louisville, Kentucky, verlor ich dann den Kontakt mit ihm. Irgendwann habe ich aufgehört ihn zu lieben. Ich weiß nicht wann genau, aber ich vermute, es war zwischen den Zeitpunkt in dem er mein Zimmer verlassen hat und dem Zeitpunkt in dem er ins Auto stieg um mich zu verlassen. Irgendwann in der Zeitspanne.“ Ich trank ein Schluck Wasser. „Mom hatte in der Zeit danach ziemlich mit mir zu kämpfen und ich habe oft Dads Nähe gesucht. Du kennst die Beiden ja. Mom ist die Frau die unbedingt möchte, dass ich einen Freund habe und Dad möchte einfach nur, dass ich glücklich bin.“
„Warum hast du aufgehört ihn zu lieben?“
Ich hob wieder die Schultern. „Ich bin davon ausgegangen, dass er das mir wichtigste Versprechen gebrochen hat. Er sagte, er würde immer für mich da sein und mich nie allein lassen. Nun, dass hat er dann doch getan. Und so sind wir uns dann eben begegnet.“
„Ach ja? Ich dachte, wir wären uns im Freizeitpark über den Weg gelaufen.“
„Ja. Dad ist mit mir dahin gegangen um mich endlich wieder mit einem Lächeln im Gesicht zu sehen. Wer hätte denn gedacht, dass ich einen verrückten Jungen sehen würde, der tatsächlich versucht, sich in einem Kettekarussel auf den Sitz zu stellen. Schon damals hast du mir einen riesen Schrecken eingejagt.“
„Wenn du gewusst hättest, dass ich das bereits perfekt beherrsche, hättest du wohl weniger Angst gehabt.“
„Dann hätte ich dich nicht mal angesprochen um zu fragen ob du keine Angst hattest. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut. Verrückter.“
„Donas.“
Ich schmunzelte ein wenig und nahm noch einen Schluck, bevor die Kellnerin das Essen brachte und ich mit André in Schweigen verfiel. Irgendwann verschüttete ich etwas Wein, den André mir angedreht hatte, auf sein hübsches graues Hemd und versuchte es mit der Servierte zu entfernen. Dann stand ich jedoch auf und ging zur Damentoilette um es mit Wasser zu entfernen. Ich stand eine ganze Weile da, bis es halbwegs raus war. Dann ging ich wieder hinaus und lief jemandem direkt in die Arme, der wohl an der Tür vorbei gehen wollte. Als ich aufsah, blickte ich in himmelblaue Augen. Leos Augen.
„Hallo Cady.“, meinte er leise.
Sag was, Cadence. „Äh... Hallo Leo. Alles klar bei dir?“ Dämliche Frage.
„Es ging schon besser. Und bei dir?“
„Hm... Naja... Eigentlich läuft es ganz gut. Hab nur etwas Wein verschüttet.“
„Sieht man.“ Er machte etwas an meiner Schulter, woraufhin ich ihn verwundert ansah. „Ähm... Fussel.“
Fussel? „Ah. Danke.“ Natürlich. Ein Fussel. Was sonst? Was dachte ich eigentlich in letzter Zeit für seltsame Dinge? „Und was machst du hier?“ Blöde Frage, Cadence.
„Milli wollte mal wieder ausgehen. Und da das hier das beste Restaurant mit netten Preisen ist... Und du?“
„André wollte essen gehen. Es wundert mich nur, dass ich von dem ganzen Popcorn nicht pappsatt bin.“ Zu viel Information.
„Popcorn?“
„Wir äh... Waren noch im Kino und... naja... Popcorn. Weißt schon.“ Ging es noch dämlicher?
„Ja. Hab schon kapiert.“
„Und sonst so?“ Kann man irgendwo zurückspulen?
„Eigentlich ganz nett so. Und du so?“
Ich bemerkte wie meine Mundwinkel zuckten. Er kannte die Wirkung des kleinen Wörtchens so

wohl noch gut genug. „Gar nicht so schlecht.“, meinte ich, „Ich hab ein Geschenk bekommen.“
„Ach ja? Warum?“
„Ich habe Geburtstag.“ Und du hast es vergessen.
Das schien ihm auch klar zu werden, denn er fasste sich an die Kopf und ließ die Schultern hängen. „Verdammt. Tut mir Leid. Ich besorge dir noch etwas. Versprochen. Wenn es dir zu lange dauert, gib mir eine halbe Stunde, ich finde etwas für dich.“
Und er begann zu reden und zu reden und zu reden, so wie ich es von ihm kannte. Ich konnte nichts anderes tun als leicht lächelnd vor ihm zu stehen und ihn anzusehen.
„...passiert nicht nochmal Ciddy-Cat. Versprochen.“
Ich blinzelte verwundert. Wann hatte er mich das letzte Mal so genannt? Oh wow, das war als wir noch zusammen waren.
„Alles in Ordnung?“
Vergiss nicht was passiert ist, Cadence. Er hat insgesamt zehn verschiedene Mädchen an einer Schule geküsst und ist dann weggezogen als du ihn am meisten gebraucht hättest. Am tiefsten Punkt eurer Beziehung.
„Ist alles okay, Ciddy-Cat? Cady? Hey, Cadence. Hörst du mich? Ciddy-Cat?“ Er berührte mich leicht an der Schulter und fing mich dann auf als ich schwankte. „Hey, alles okay?“
Ich blinzelte und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Und bei dir?“ Was rede ich da?
„Bei mir sieht’s nicht besonders prickelnd aus.“ Er schwieg einen Augenblick. Dann zuckten seine Mundwinkel. „Weißt du, dass es viele Männer gibt, die mit irgendeinem Spruch versuchen, ein Mädel anzumachen? Ich bin da ganz anders!“
Ich konnte nicht anders. Ich fing an zu lächeln und lachte leise. „Du bist so anders wie es nur geht.“
„Ich stelle lediglich Tatsachen fest.“
„Zum Beispiel?“
„Das ich ein Lichtschalter sein muss. Immer wenn ich dich sehe, machst du mich an.“
Ich spürte wie ich rot wurde. „Und ich dachte, du würdest nicht mehr an diesen Sprüchen hängen. Du musst ein ziemlicher Herzensbrecher geworden sein.“ Ich sah Verletzlichkeit in seinen Augen aufblitzen, aber dann schien er es mit Humor zu nehmen.
„Oh ja. Und wie. Shaylon war so betroffen, dass sie sich Devin geangelt hat.“
„Was hast du ihr denn angetan?“
„Ach, ich hab sie in der ersten Nacht, hier in Boston, umarmt. Das hat ihr wohl nicht so gefallen. Oder das ich ihr einen Kuss auf die Wange geben habe. Oder ihr das Hinterteil getätschelt habe.“
Ich zog die Brauen hoch.
„Wir wollten sie nur ein bisschen necken. Ehrlich.“
„Wir?“
„Ich und Devin, natürlich.“
„Aha. Und... Alex?“
„Er und Kathy haben sich kaputt gelacht.“
„Wer ist Kathy?“
„Shaylons ehemalige beste Freundin.“
„Ehemalige?“
„Sie hat versucht ihr Devin auszuspannen, damit Kejl sich an Shaylon rann machen kann und Kathy sich an Devin versuchen kann.“
„Und wer ist Kejl?“
„Ein... Shaylons Ex. Er hat sie mehrfach betrogen. Er hatte neben ihr mehrere Beziehungen.“ Er sah mir in die Augen und schwieg eine Weile. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Dann tauchte Milli auf.
„Hier bist du, Leo. Was machst du da?“
Wir sahen abrupt auf. Dann half Leo mir wieder richtig zu stehen und bevor er etwas sagen konnte, ergriff ich das Wort.
„Ich bin gestolpert als ich raus gekommen bin. Leo hat mich aufgefangen.“
„Ihr kennt euch wohl, oder?“
„Ich habe sie in Jackson kennen gelernt.“, gab Leo zurück, bevor ich etwas sagen konnte.
„Ach ja?“
„Beste Freunde. Wir waren eine Weile zusammen. Dann bin ich wieder weggezogen.“
„Du hast gar nicht erwähnt, dass du in Jackson gewohnt hast. Oder dass du vor mir drei

Beziehungen hattest.“
Wo war ich da jetzt nur rein geraten? „Es ist nichts passiert.“, versuchte ich sie zu beruhigen.
Gerade als sie offenbar misstrauisch etwas sagen wollte, tauchte André auf.
„Warum brauchst du denn so lange, Cady?“, wollte er wissen, „Das Essen wird noch kalt.“
„Einen Augenblick noch.“
Milli hatte sich wieder beruhigt, sobald sie festgestellt hat, dass ich offenbar nicht allein hier war. Aber sie schien dennoch nicht sicher genug zu sein um mich mit Leo allein zu lassen.
„Nun... Dann gehe ich wohl besser wieder zu André. Wir sehen uns dann.“ Ich hob die Hand zum Abschied und ging dann an Milli vorbei.
An unserem Tisch setzte ich mich dann wieder und sah aus dem Augenwinkel wie Leo mit Milli wieder an ihren eigenen Tisch gingen.
„Alles okay?“, wollte André besorgt wissen.
Ich lächelte ihn matt an. „Alles okay.“
„Ich habe doch nicht gestört, oder?“
„Nein. Du bist genau im richtigen Augenblick aufgetaucht. Ich glaube nur, Leo denkt jetzt das falsche.“
„Ach ja?“
Ich nickte. „Er denkt wir wären zusammen.“
Die Überraschung auf seinem Gesicht war grenzenlos. „Wir? Zusammen? Das ist mir neu.“
„Das weiß er ja nicht. Und ich habe nicht vor ihn zu berichtigen.“
„Warum?“
„Weil es besser ist, ihm keine Hoffnung zu machen, wenn es hoffnungslos ist.“
„Besteht nicht die Chance, dass du dich wieder in ihn verliebst?“
„Ich habe Angst, dass das, was vor dreieinhalb Jahren passierte, sich wiederholt. Er hat jetzt, genau in diesem Augenblick eine feste Beziehung. Und trotzdem sah er eben so aus als wolle er mich küssen. Er hat wieder zwei Sprüche gemacht. Was ist, wenn er genauso zu einer anderen Frau ist, wenn ich mit ihm zusammen wäre? Es ist die Treue, verstehst du?“
„Liebt er dich?“
„Ja, aber...“
„Da haben wir's. Die Liebe steht über alles andere. Glaub mir, wenn du ihn lieben würdest, würde er Milli sofort fallen lassen. Ich bin mir sicher, er würde es ihr... schonend beibringen, aber er würde alles tun um dich haben zu können.“
„Das hört sich so... animalisch an. Primitiv.“
Er grinste ein wenig. „Wir sind auch nur Männer.“
Ich rollte mal wieder mit den Augen. „Es gibt ein Lied, das heißt 'Männer sind Schweine'. Schon mal gehört?“
„Oh, erwähne es bloß nicht. Hast du kein Hunger mehr?“
„Nicht wirklich.“
Er nickte und bat um die Rechnung. Nachdem er dann bezahlt hatte, standen wir auf und machten uns auf den Weg nach hause, wobei mein Blick noch zu Leo und Milli gingen. Milli schmiegte sich an ihn. Zufrieden wie eine Katze. Leo dagegen sah mit leerem Blick ziellos in die Ferne.

Ein Tag, wie er im Buche steht



Es war wirklich grauenvoll, dass ich meinen freien Tag mit Haus putzen verbringen muss. Während André es sich mit der oberen Etage einfach machte, musste ich die Untere übernehmen. Damit hatte ich das Wohnzimmer, die Küche, ein Badezimmer, das Arbeitszimmer und den Keller. Ich arbeitete es auch in dieser Reihenfolge ab. Glücklicherweise, war ich um etwa 15 Uhr mit dem Badezimmer fertig, woraufhin ich mich auf den ins Arbeitszimmer machte, als es an der Tür klingelte.
Ich seufzte und stieg über den Staubsauger, den André nicht ordentlich zur Seite gestellt hatte. Dann verhedderte ich mich im Kabel, stolperte und fiel zu Boden, wobei ich den Eimer Wasser mit umriss und eine Kommode ins Schwanken brachte.
„Alles in Ordnung da unten?“, wollte André an der Treppe wissen und kam ein paar Stufen hinunter.
„Weiß ich noch nicht. Stell das blöde Teil das nächste mal richtig weg. Geh bitte an die Tür.“
„Wenn du willst.“
Damit kam er ganz hinunter, ging um den Chaos den ich gemacht hatte herum und öffnete die Tür, während ich damit beschäftigt war die Kommode von mir runter zu bekommen, da sie umgekippt war, sobald André den Flur betreten hatte.
„Soll ich dir helfen?“, wollte er leicht amüsiert wissen.
„Es wäre wirklich nett. Die Kommode ist verdammt schwer. Was hast du alle da rein getan?“
„Keine Ahnung. Kommt rein.“
Ich ignorierte die Personen die herein kamen und wartete darauf das André mir half. Dabei sagte ich ihm zum X-Mal dass er diesen blöden Staubsauger bitte das nächste mal ordentlich zurück stellen sollte, statt ihn einfach in den Flur zu pfeffern. Dann ging ich nach oben um mich umzuziehen, wobei ich beinahe über den Besen gestolpert wäre, den André einfach fallen gelassen hatte. Als ich mich darüber beschwerte, hörte ich ihn leise lachen. Als ich wieder nach unten ging, wäre ich erneut fast gestolpert, konnte mich jedoch noch an der Kommode halten, die diesmal nicht schwankte.
Heil und unbeschadet im unteren Flur angekommen, räumte ich schnell die Sachen beiseite und ging dann ins Wohnzimmer, wo André mit unseren Gästen saß. Andrew, Devin, Leo... und Milli?
„Da ist sie ja endlich!“, rief Andrew aus und sprang auf um mich zu umarmen.
„Ja, hier bin ich.“, gab ich zurück und rang nach Luft als er mich losließ. „Was verschafft mir die Ehre gleich euch vier zu sehen?“
„Eigentlich wären die anderen Beiden auch hier.“, gab Devin zurück, „Aber Shaylon hat heute morgen Fieber bekommen und Alex kümmert sich jetzt um sie.“
„Erst hatte er bleiben wollen und wollte Alex für sich her schicken, aber Shaylon wollte das er herkommt, weil du und Alex euch ja nicht kennt. Also haben wir Devin an Armen und Kragen zum Auto gezerrt.“, ergänzte Andrew, „Er macht sich furchtbare Sorgen um sie und das Kind.“
„Würde ich auch tun.“, gab ich zurück.
„Tun wir ja auch, aber wir haben deinen Geburtstag verpasst und wollen ihn nachholen. Was hast du eigentlich gemacht?“
„Ich habe geputzt.“
„Kannst du das verschieben?“
„Ich kann es auch André anhängen. Oben gibt es ja nicht sonderlich viel zu tun.“
„Cady!“, warf dieser ein, „Hab doch Erbarmen.“
Leo schmunzelte. „Cady doch nicht. Sie ist stur und dickköpfig.“
„Und unberechenbar.“, fügte Devin hinzu.
Ich rollte mit den Augen. „So schlimm bin ich doch nun auch wieder nicht.“
„Haben wir auch nicht gesagt.“, warf Leo ein.
„Du bist wundervoll.“, stimmte Devin zu.
Leo nickte. Milli sah es nicht, da sie sich im Wohnzimmer umsah. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb er es tun konnte. Sie führten immerhin eine Beziehung. Nur, warum tat der Gedanke daran so weh?
„Leo?“
Der Angesprochene sah zu Milli als sie ihn ansprach. „Ja?“
„Wie lange bleiben wir hier?“
„Ich habe dir doch gesagt, das ich es noch nicht weiß. Und ich habe dir gesagt, wenn du willst, kannst du Zuhause bleiben. Wir haben darüber schon gesprochen.“
Die Anderen ignorierten die Beiden und unterhielten sich. Ich versuchte das Selbe zu tun, aber das gelang mir nicht sonderlich gut.
„Warum wolltest du überhaupt, dass ich mitkomme.“
„Ich habe dich nur gefragt ob du möchtest. Das nennt man Höflichkeit.“
„Manchmal habe ich das Gefühl du liebst mich nicht.“
„Du kennst meine Antwort.“
„Du liebst mich nicht.“
„Du mich genauso wenig.“
Sie seufzte tief. „Warum machen wir das dann?“
„Weil du es möchtest.“
„Und du?“
Leo schwieg eine Weile, was die Spannung erhöhte. Nicht nur bei Milli, sondern auch bei mir. „Es ist mir relativ ob wir zusammen sind oder nicht.“
„Und warum machst du

das dann?“
„Du bist hübsch. Ich mag dich gern und... Du möchtest es.“
„Du tust es also nur, weil ich es möchte.“
„So kann man es sagen, ja.“
„Und wenn du dich verliebst?“
Er lachte leise, was sich jedoch ein wenig erstickt anhört. „Das bin ich bereits. Ich war es schon als ich nach Boston zog.“
„Aber... Wenn du... Wieso bist du...“
„Sie erwidert es nicht.“
„Oh.“
„Ja. Oh.“
Ich wusste, dass er mich gerade ansah. Aber ich versuchte es zu ignorieren und mich darauf zu konzentrieren was Andrew gerade sagte. Dies erwies sich als ziemlich schwer.
„Ich glaube ich gehe dann nach hause.“, meinte Milli plötzlich etwas lauter, sodass alle es hörten.
„Schon?“, hakte André verwundert nach.
„Ja. Ich wollte auch nicht sehr lange bleiben und habe keine Zeit dafür. Wir sehen uns dann.“
Damit verließ sie das Wohnzimmer und das Haus, woraufhin Leo aufstand und sich zu uns gesellte.
„Wisst ihr eigentlich, dass ihr ziemlich gut zusammen aussieht?“, wollte Andrew von mir und Leo wissen und schob uns ein bisschen näher aneinander.
André schürzte die Lippen. „Da hat er nicht mal Unrecht.“
Devin schmunzelte ein wenig und nickte. Ich wurde ein wenig rot und senkte den Blick. Leo dagegen legte mir eine Hand auf den Rücken.
„Man würde mit ihr immer gut aussehen. Egal wer nun neben ihr steht.“
André lächelte ein wenig. „Er hat auch nicht Unrecht.“
„Das mag zwar stimmen.“, stimmte Devin zu, „Aber bei euch beiden kann man es nicht toppen.“
„Ich mache etwas zu essen.“, meinte ich darauf nur und ging schnellen Schrittes in die Küche.
„Wir haben Kuchen mitgebracht! Du musst nichts machen!“, rief Andrew mir hinterher.
Ich seufzte. Kuchen. Na super. Dabei hatte ich so schon nicht sehr viel Bewegung. Wie sollte ich es dann schaffen, so viele... Egal, es war Kuchen und ich hatte schon lange keinen mehr.
Als ich mit Tellern und Besteck zurück kam, hatten sie sich bereits alle um den Tisch versammelt und sahen auf den Kuchen hinab.
„Überlegt ihr schon wie viel ihr essen wollt?“, neckte ich sie als ich näher kam.
„Wir überlegen wie viel wir dir übrig lassen.“, gab Leo frech grinsend zurück.
„Oh! Ich dachte das ist mein Kuchen.“
„Wenn wir schnell genug essen, hatten wir mehr als du und es blieb dein Kuchen?“
„Ihr seid nicht fair. Jeder bekommt zwei Stücke, das dürfte Reichen.“
Er schürzte die Lippen und sah auf den Kuchen. „Dann bleiben ja vier Stücke übrig.“
„Das bekommen die Vögel.“
„Die Vögel!“, rief Devin aus, „Den hat Shaylon gebacken.“
„Oh, na wenn das so ist, werde ich sie für Shaylon und Alex aufbewahren.“
„Eigentlich heißt er ja Alexander, aber es wird schon nicht so schlimm sein wenn du ihn Alex nennst.“, meinte Andrew.

Während dem Essen war mir eins klar geworden. Der Kuchen war fantastisch. Ich nahm mir vor, Shaylon nach dem Rezept zu fragen, wenn ich sie wieder traf. Aber irgendwann hielt ich es nicht mehr aus.
„Was ist das für ein Kuchen?“, wollte ich wissen und sah zu Leo, Devin und Andrew.
„Kirschtorte.“, meinte Andrew.
Leo rollte mit den Augen. „Wären da sonst Kirschen drinnen?“
„Das ist Schwarzwälder Kirschtorte.“, informierte Devin mich.
„Oh. Und was ist da alles drinnen?“, fragte ich weiter.
„Kirschen.“, erwiderte Andrew.
„Wäre es sonst eine Schwarzwälder KIRSCHtorte?“, wollte Leo von ihm wissen.
„Ich kann Shaylon nach dem Rezept fragen, wenn du möchtest.“, antwortete Devin auf meine Frage.
„Das wäre super.“
Er lächelte ein wenig und rutschte dann etwas nervös auf seinem Platz herum. „Hast du... hast du etwas dagegen, wenn ich... kurz anrufe und frage wie es ihr geht?“
„Nein, mach nur.“
Er stand sofort auf, drückte Leo seinen Teller in die Hand und ging in den Flur, wo das Telefon an einer Wand hing. Ich sah ihm überrascht hinterher und sah dann zu Leo und Andrew. Letzterer zuckte mit den Schultern.
„Er liebt sie über alles. Und er macht sich furchtbare Sorgen um das Kind.“
„Ihr wollt was?!“, hörte man aus dem Flur, woraufhin wir alle zur Tür sahen. „Aber... Verdammt!“
Ein paar Augenblicke später tauchte er blass in der Tür auf. Als er sich setzte, seufzte er tief und nahm Leo seinen Teller ab, bevor er begann den Kuchen in sich hinein zu schaufeln.
„Was ist los?“, wollte Leo wissen
Devin schluckte und wedelte mit der Gabel herum, während wir ihn alle warten ansahen. „Shaylon besteht darauf mit Alex herzukommen. Alex meint zwar, sie sieht besser aus und das Fieber ist etwas zurück gegangen, aber...“ Er seufzte und aß weiter. „Ich habe Angst, das ihr etwas passiert.“, meinte er dabei mit vollem Mund.
Als ihm dann auffiel, dass er den Kuchen einfach nur in sich hinein stopfte, stellte er den Teller weg und ließ seufzend die Schultern hängen. Leo klopfte ihm mitfühlen auf den Rücken, bevor er weiter aß. Etwa fünf Minuten später klingelte es an der Tür, woraufhin André, der schweigend bei uns gesessen hatte, aufsprang und an die Tür ging. Ich hörte wie er jemanden begrüßte, bevor er mit Shaylon und ihrem Bruder herein kam. Kurz darauf war auch Devin bei ihr und küsste sie sehnsüchtig. Sie lachte leise und schlang die Arme um seinen Hals, woraufhin ich den Blick abwandte, da ich es nicht ertrug so viel Glück zu sehen. Mein Blick fiel auf Leo, der mich gerade eingehend betrachtete.
„Was ist?“, wollte er wissen, als er meinen Blick bemerkte. „Alles okay?“
Ich nickte und wand mich wieder an dem Kuchen. Als mir dann eine Hand vor die Nase gestreckt wurde, sah ich überraschend auf und blickte in das Gesicht von Shaylons Bruder.
„Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag.“, meinte er lächelnd.
Ich lächelte unwillkürlich zurück und ergriff seine Hand. „Vielen Dank. Wir kennen uns noch nicht, oder? Ich bin Cadence.“
„Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Alexander, aber du kannst Alex sagen.“
„Nur, wenn du mich Cady nennst.“
„Kein Problem, Cady.“ Damit zog er ein kleines flaches Päckchen aus der Gesäßtasche und reichte es mir. „Und zu einem Geburtstag gibt es doch Geschenke, richtig?“
Ich nahm es entgegen und bedankte mich erneut, bevor ich vorsichtig das Geschenkpapier aufriss und ein Bild in den Händen hielt.
„Ich wusste nicht was du magst, also habe ich Devin gefragt, der mir das Bild dann in die Hand gedrückt hat.“, erklärte mir Alex und setzte sich neben mich. „Es ist doch okay, oder?“
Statt zu antworten, nahm ich ihn einfach in die Arme und küsste ihn auf die Wange. „Das ist super. Richtig super.“
Ich löste mich wieder von ihm und sah auf das Bild hinab. Es war ein Bild von mir Devin und Leo. Leo zu meiner Linken und Devin zu meiner Rechten, standen wir alle vor einem Sonnenuntergang am Strand und lächelten in die Kamera. Leo hatte mir einen Arm um die Schultern gelegt und Devins Arm lag um meiner Tallie. Als ich das Foto umdrehte, das ich genau das, was ich erwartet hatte. Auf der Rückseite stand 'Es endet ein Tag voller Sonnenschein und Cady spiegelt ihn wider'. Ich lächelte als ich es las und stand auf um das Bild in mein Zimmer zu bringen. Ich bemerkte kaum das die Anderen mit hinterher sahen. Oben in meinem Zimmer suchte ich einen Rahmen heraus und rahmte das Bild ein, bevor ich es auf mein Nachttisch stellte und die Tür hinter mir aufging. Als ich mich umdrehte, sah ich Leo.
„Die fragen sich alle warum du hoch gegangen bist.“, meinte er und sah sich überrascht um. „Das ist wirklich dein Zimmer? Ich dachte es wäre wie früher... blau.“
„Ich habe nur das Bild hochgebracht. Und ja, es ist mein Zimmer. Ich habe mittlerweile eine neue Lieblingsfarbe.“
„Grün?“ Er sah auf den grünen Teppich und sah dann auf ein Poster mit einer grünen Wiesenlandschaft.
„Ja. André ist der Meinung, dieser Wandel wäre nur gekommen, weil er grüne Augen hat.“
„Wenn das nicht der Grund ist, welcher ist es dann?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich mag grün eben. Es ist für mich eine schöne Farbe.“
„Und blau?“
„Blau mag ich auch noch. Grün mag ich nur eben mehr.“
„Ah. Und den Wald scheinst du auch zu mögen.“ Er spielte auf die Tapete an, die im Walddesing an der Wand klebte. Genau genommen waren es Fotos gewesen die ich auf eine weiße Tapete kleben ließ.
Ich nickte. „Das ist von einem kanadischen Wald.“
„Sieht schön aus.“
Ich lächelte schräg.
„Ich nehme an, du hast die Fotos gemacht?“
„Ja. Damals war ich mit André in Vancouver Urlaub machen.“
Er nickte langsam. „Wie lange kennt ihr euch eigentlich?“
„Ich habe ihn sieben Monate nach deinem Umzug kennen gelernt.“ Ich lächelte als mir das Bild von André im Kettenkarussell in den Sinn kam.
„Wo war das?“
„In einem Kettenkarussell.“
„Wie bitte?“
Ich lachte ein wenig. „Ich stand in der Schlange und er war im Karussell. Als die Runde beendet wurde ging ich direkt zu ihm. Er war einfach nur schräg. Er hat mich angesehen, meine Frage ignoriert und hat mich gefragt ob ich mit ihm ausgehe.“
„Du hast ja gesagt, nehme ich an.“
Ich hob die Schultern. „Ja. Und gerade als ich mich setzten wollte, küsst er mich einfach und stellt sich wieder in die Schlange.“
Ohne zu klopfen kam André herein und sah zu mir. „Donas, kommst du wieder runter? Shaylon hatte noch nicht die Möglichkeit dir zu gratulieren.“
„Oh ja.“ Ich stand auf und zog Leo am Handgelenk hinter mir her in den Flur. „André?“, meinte ich dort und folgte ihm nach unten.
„Ja?“
„Du hast doch dieses grüne Hemd, richtig?“
„Ähm... Nein?“
Ich schlug ihm leicht auf das Schulterblatt. „Doch hast du.“
„Warum fragst du?“
„Darf ich es morgen anziehen?“
„Es ist egal was ich sage. Du ziehst es so oder so an. Willst du noch die grüne Boxershorts anziehen?“
„Ja, danke für das Angebot.“
Er sah mich nach dem War-ja-klar-Motto an und seufzte. „Du hast doch nichts dagegen, André, oder? Nein, Cady, natürlich nicht. Ich leihe es dir gerne aus.“, meinte er ironisch zu sich selbst. „Du bist definitiv ein Donas. Ein besonderer Donas.“
„Ich weiß.“
„Devin hat übrigens auch ein Geschenk für dich. Und Andrew und Shaylon.“
Ich hörte wie Leo hinter mir seufzte und leise fluchte. Aber ich ignorierte es einfach und ging mit den Beiden wieder ins Wohnzimmer. Dort stand Shaylon auf, sobald sie mich sah und wurde von Devin begleitet, als sie zu mir kam und mich umarmte.
„Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Warum hast du nicht vorher gesagt, dass du Geburtstag hattest? Zum Beispiel, als du uns das erste Mal besucht hast.“
„Sie war doch in meinem Zimmer.“, warf Leo ein.
Devin schüttelte den Kopf. „Sie war eine Woche zuvor bereits einmal bei uns gewesen.“
„War sie? Ich kann mich gar nicht daran erinnern.“
„Wirst du auch nicht. Du hast geschlafen.“
Leo sah ihn mit leerem Blick an. „Und warum hat man mich nicht geweckt?“
„Wollte ich ja. Aber Cady wollte dich schlafen lassen und sie meinte sie müsse sowieso wieder gehen.“
„Ah. Verstehe.“ Er seufzte tief und rieb sich die Brust. „Ich glaube, ich gehe wieder.“, meinte er dann mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Milli hat einen Termin und sie möchte dass ich dabei bin.“
„Du musst schon gehen?“, hakte ich nach.
Shaylon sah mit zusammen gezogenen Brauen zu Devin, der nur mit den Schultern zuckte.
„Ja. Tut mir wirklich Leid. Sie wird sicher wieder total falsch von mir denken, wenn ich nicht auftauche.“ Während er sprach holte er sein Handy hervor und wählte nun eine Nummer. „Ich versuche später nochmal wieder zu kommen, okay.“
„Aber du kommst wirklich.“, gab ich zurück.
„Ich versuche es. Ich kann nichts versprechen.“
Ich seufzte. „Okay. Du kommst aber wieder.“
Er nickte zögernd und wand sich kurz an die Anderen. „Wir sehen uns dann.“ Er ging mit mir noch in den Flur, wo er sich dann an mich wand um sich zu verabschieden. Ihm war sichtbar unwohl und ich bemerkte wieder seinen Schmerz. „Nun dann... ähm... Bis bald.“
Er zog mich kurz an sich, hielt mich am Hinterkopf fest und küsste mich auf die Stirn. Dann ließ er mich wieder los und ging hinaus, bevor ich noch irgendwas sagen konnte. Als ich ins Wohnzimmer zurück kam, saß Devin bereits wieder mit Shaylon auf der Couch und massierte ihren Bauch mit sanften Bewegungen. Andrew unterhielt sich mit André.

„Sagt mal, hättet ihr Lust mit hier hin zu kommen?“ Ich hielt den Gutschein hoch den ich von André bekommen hatte, woraufhin die Anderen aufsahen.
„Gerne.“, meinte Devin lächelnd, „Für Shay genau das richtige. Vergnügen ohne Aufregung.“
Shaylon seufzte und lehnte sich an ihn. „Du machst dir viel zu viele Sorgen. Aber ich gehe auch gerne mit.“
„Ich bin nur vorsichtig.“
„Ein bisschen zu vorsichtig.“
„Du und das Kleine seid auch das Wichtigste in meinem Leben. Da darf man zu vorsichtig sein.“
Ich sah Alex fragend an.
„Ich komme auch mit.“, meinte er nickend, „Da wollte ich sowieso mal hin.“
„Ich auch.“, stimmte Andrew zu, „Was ist das überhaupt?“
Ich schüttelte amüsiert den Kopf.
„Es ist ein Festival.“, erwiderte André, „Cady liebt Festivals.“
„Oh, dann muss ich dich unbedingt mal mit auf die Ranch nehmen.“, meinte Shaylon sofort und lächelte. „Das Rodeofestival wird dir sicher gefallen.“
„Ranch? Rodeofestival?“ Ich sah sie verwirrt an.
„Dad besitzt eine Ranch in Texas.“, erklärte Alex, „Jedes Jahr gibt es ein Frühjahresfestival, ein Sommerfestival und ein Herbstfestival. Auf jedem der drei Festivals ist das Rodeo reiten die Hauptattraktion. Shaylon nimmt immer teil wenn sie dort ist. Und sie ist jeden Sommer dort. Sie hat bis jetzt immer gewonnen wenn sie an dem Rodeo teilgenommen hat.“
„Dieses Mal macht sie natürlich nicht mit.“, ermahnte Devin seine Frau, woraufhin sie ihn unglücklich ansah.
„Devin, das Kind wird dann bereits da sein und ich werde wieder fit sein. Ich werde mitmachen können.“
„Ich möchte aber nicht, dass du dann schon einen Bullen reitest. Ich habe es letztes Mal schon nicht ausgehalten zu sehen, wie Jayjam dich fast abgeworfen hat.“
Sie seufzte tief und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor sie ihm den Rücken zudrehte. Dennoch ließ sie sich von Devin in die Arme ziehen, der Küsse auf ihrer Schulter und ihrem Hals verteilte.
„Kann einer von euch Leo fragen ob er auch mitkommt?“
„Ich rufe ihn eben an.“ Andrew stand auf und holte bereits sein Handy heraus, während er in den Flur ging und eine Nummer wählte.

Leo


Ich trat gegen die nächste Mülltonne und verfluchte mich für die Fehler die in der Vergangenheit gemacht habe. Die größten verdammten Fehler waren die, dass ich diese Mädchen so nahe an mich heran gelassen habe, dass sie mich küssen konnten. Und zwar in Cadys Anwesenheit.
„Verdammt nochmal.“, fluchte ich leise und sah gequält zum Himmel auf. Dann fuhr ich mir mit der Hand durchs Haar und ging weiter. „Ich bin so ein Idiot.“
Als ich zehn Minuten später an Millis und nun auch mein Haus ankam, ging ich einfach kurz hinein und wurde als erstes von Chichi begrüßt. Millis Chihuahua. Genau genommen war Chichi ein nervendes springendes Etwas, dass einem immer hinterherlief.
Ich ignorierte sie einfach und ging ins Wohnzimmer, wo ich mir aus dem Schrank eine kleine Flasche Whisky und ein Glas nahm. Von dem Whisky trank ich erst mal nur ein Glas. Dann blieb ich kurz unschlüssig dort stehen und nahm dann das Glas und die Flasche mit zur Couch, wo ich mich hinsetzte und einen weiteren Whisky trank.
Etwa nach dem vierten Glas kam dann Milli herein.
„Leo, Telefon für dich.“
„Hm? Wer ist das denn?“, wollte ich wissen und sah auf.
Sie seufzte als sie die Flasche sah. „Stell die Flasche wieder weg. Es bringt nichts, wenn du anfängst dich täglich zu betrinken. Das wird dir nicht helfen, Cadence zurück zu bekommen.“
Ich seufzte und lehnte mich auf der Couch zurück, bevor ich die Hand nach dem Telefon ausstreckte.
„Ja?“
„Hey, ich soll dich was von Cady fragen... sag mal, hast du etwa gerade getrunken?“
„Was?“
„Also, das war eine Frage von mir. Hast du gerade getrunken?“
„Ein bisschen.“
„Warum?“
„Egal. Was möchte Cady von mir?“
„Warum hast du getrunken?“
„Sag mir, was Cady von mir möchte und frag nichts anderes.“
Es blieb kurz still, bevor Andrew tief seufzte. „Sie hat von André einen Gutschein bekommen. Hier in der Nähe findet ein Festival statt und sie hat uns eingeladen. Möchtest du mitkommen?“
„Klar. Warum nicht?“
„Gut. Ach und, wenn du mir jetzt nicht sagst warum du getrunken hast, sage ich ihr dass du es getan hast.“
„Lass sie damit in Ruhe.“
„Hey, sie sieht nicht so aus wie jemand die betrunkene Männer mag. Ich muss sie nur rufen.“
„Drew, lass das. Ich habe nicht viel getrunken.“
„Wie viel denn?“
„Das ist egal.“
„Cady, komm mal bitte!“
„Drew, lass sie damit in Ruhe!“
„Dann sag mir, warum du das gemacht hast.“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Weil du es sonst Cady sagen würdest. Ich kenne dich.“
„Also geht es um Cady.“
„Ich schwöre dir, wenn du ihr auch nur ein Wort davon sagst...“
„Was dann? Ein Augenblick noch, Cady.“
„Sag ihr einfach nichts davon.“
„Dann sag mir einfach warum du das gemacht hast und fertig.“
Ich seufzte tief und rieb mir über die Stirn. „Milli, ich glaube Chichi hat heute nocht nichts zu fressen bekommen.“, meinte ich dann an meine Freundin, woraufhin sie sofort aufsprang und in die Küche eilte. „Ich kann nicht glauben, dass ich es dir wirklich sage.“
„Jetzt rück endlich raus damit.“
„Ich halte es nicht aus, das sie mich einfach nicht mehr liebt. Sie ist ohne mich total glücklich. Aber ich bin ohne sie einfach... Ich habe versucht sie zu vergessen, aber ich kann einfach nicht aufhören an sie zu denken. Ich liebe sie immer noch von ganzem Herzen und kann nicht ohne sie leben. Es bringt mich um den Verstand, dass sie... Ach, verdammt nochmal, sie will einfach nur Freundschaft.“
„Ganz oder gar nicht, was?“
„Wenn ich es ertragen könnte, würde ich auf die Freundschaft eingehen.“
„Ihr seid doch Freunde.“
„Ja, aber es fühlt sich nicht so an.“
„Wie wäre es, wenn du es ihr einfach sagen würdest.“
„Sie weiß es ja.“
„Bist du dir sicher?“
„Ja.“
„Dann versuche sie zurück zu gewinnen. Ich muss jetzt aus machen, Cady wartet auf mich. Wir sehen uns dann... Cady, wann fahren wir dahin?“
Ich hörte ihre wunderbare Stimme im Hintergrund, konnte jedoch nicht verstehen was sie sagte.
„Okay. Leo, wir fahren morgen um 10 Uhr los. Dann sind wir um 11 Uhr da. Einverstanden?“
„Ja.“
„Gut. Cady, hast du was dagegen, wenn ich dich küsse?“
Ich wurde starr, auch wenn ich wusste, dass er nur ein Scherz machte.
„Ich soll dir von Leo ein Kuss geben.“
„Was?!“
Ich hörte noch das Cady irgendwas sagte, dann lachte Andrew amüsiert.
„Du hast dir wirklich eine süße Frau ausgesucht. Von dir hätte sie sich küssen lassen, von mir aber nicht.“
„Wie bitte?“
„Sie hat gemeint, es wäre ihr lieber wenn du es persönlich tun würdest. Dann ist sie ins Wohnzimmer geflüchtet. Wir sehen uns dann morgen.“
„Ja. Bis morgen.“
Damit legte er dann auf und ich legte das Telefon neben mich. Ich wusste nicht, was ich gesagt hätte, wenn Andrew sie tatsächlich geküsst hätte.
Ich nahm die Whiskyflasche und stellte sie wieder in den Schrank, bevor ich einen Blick auf die Uhr warf und dann beschloss ins Bett zu gehen.

Festivalbesuch


Cadence


„Sieht gar nicht so schlecht aus.“, meinte ich als wir das Festival betraten.
„Gar nicht so schlecht?“, hakte Leo nach, „Es sieht doch super aus.“
„Es ist so bunt. Und so laut.“
„Es ist ein Festival.“, gab Shaylon zurück, „Die sind immer laut.“
„Aber die die ich kenne, waren nie so laut.“
„Oh, Devin, können wir da rein?!“, rief sie plötzlich aus, blieb stehen und deutete auf eine Bahn die schnell im Kreis fuhr. Eine sogenannte Liebesbahn.
Devin lächelte sie an. „Warum nicht? Aber ich sitze außen.“
Sie rollte mit den Augen. „Wenn du möchtest.“
Sofort begann sie ihn zur Bahn zu zerren. Offenbar war sie nicht die Einzige die mit ihrem Freund da rein wollte. Ein Mädchen mir langen braunen Haaren zerrte gerade einen Jungen dort hin, der sie dann aber einfach über ihre Schulter warf und sich wieder von der Bahn entfernte.
„Luca, lass mich runter. Das ist nicht fair! Wir waren auch in der Geisterbahn. Luca!“
„Wir waren in der Geisterbahn. Aber wir waren auch in dieser komischen Bahn, in der man in einem Schwan über einen Teich fährt. Wie wäre es, wenn wir mal Achterbahn fahren?“
„Oh nein. Das kannst du vergessen.“
„Ich hätte es dir nie sagen sollen.“
Sie begann auf seinem Rücken herum zu trommeln. „Chris, sag ihm, dass er mich runter lassen soll.“, meinte sie dann als sie bei zwei anderen Jungs stehen blieben.
„Luca, Alex sagt, du sollst sie runter lassen.“, gab einer der Beiden zurück, der offenbar Chris war.
„Luca sieh mal, er geht mit seiner Freundin freiwillig mit.“ Das Mädchen, das wohl mit Alex gemeint war, deutete auf Devin und Shaylon.
Luca drehte sich um und folgte ihrem Blick. „Offenbar ist sie schwanger. Verweigere einer schwangeren Frau niemals ihren Wunsch. Das kann eine Katastrophe werden.“
Ich lachte leise, woraufhin André mich verwundert ansah.
„Habe ich einen Witz verpasst?“, wollte er von mir wissen.
„Hm? Nein. Hey, wollen wir mal da rein?“
Er sah die Liebesbahn kritisch an. „Bist du dir sicher?“
Ich nickte.
„Mich bekommen keine zehn Pferde da rein. Nimm Andrew. Oder Leo. Von mir aus auch Alex.“
„Hm?“, meinte Letzterer verwundert. „Was ist mit mir?“
„Kommst du mit da rein?“ Ich deutete auf die Bahn in der Devin und Shaylon sich gerade setzten.
Er zog eine Braue hoch. „Da rein? Niemals. Auch wenn ich dich noch so gern habe, aber da werde ich nie im Leben rein gehen.“
Ich sah Andrew an, der geschockt zurück sah. Daraufhin sah ich zu Leo.
„Gehst du mit mir da rein? Bitte.“
Sein Blick wanderte zwischen mir und der Bahn hin und her. „Du bist dir ganz sicher?“
„Ja.“
Sein Blick blieb an der Bahn haften und er verzog das Gesicht. „Da sind aber Herzchen drauf.“
Ich stöhnte und wand mich wieder ab. „Ihr seid blöd. Und feige.“
Leo seufzte daraufhin tief und hob mich einfach hoch. „Eine Fahrt.“, meinte er, „Aber nicht nochmal. Nur ein einziges mal. Und ich tue es nur weil ich dich liebe.“
Ich lächelte ihn an und gab ihm ein Kuss auf die Wange.
„Sieh mal Luca! Er geht auch da rein. Und sie ist nicht schwanger. Ich will mal mit dir da rein. Bitte!“
„Ist ja schon gut. Einmal schadet ja nicht. Darf ich dich dabei wenigstens küssen?“
„Ja.“
Ich sah über Leos Schulter, wie dieser Luca seine Freundin auf den Boden stellte und dann von ihr zur Bahn gezogen wurde.
„Beeil dich. Da sind nur noch für zwei Paare Platz.“
„Ach du.“
„Was ist denn?“
„Ich liebe dich.“
„Ich dich auch. Jetzt komm schon.“
Wir kamen in etwa zeitgleich dort an und bezahlten nacheinander, wobei Leo mich jedoch abstellen musste.
„Ich schwöre dir, Cady. Wenn du mich nochmal überredest in eine Bahn zu gehen die mit Herzchen bemalt ist, dann werde ich mein Herz dazu zwingen dich zu vergessen.“
Ich rollte mit den Augen. „So schlimm sind Herzen doch gar nicht.“
„Männer sind da wohl anders.“, meinte Alex und sah zu Luca der sie mit einer hochgezogenen Braue ansah. „Luca kann Herzen auch nicht leiden.“
Lucas Gesicht entspannte sich wieder und er seufzte. „Das hat einen guten Grund, weißt du. Kassandra hat gedacht ich wäre ein Mädchen und hat demnach mein Zimmer eingerichtet bevor ich zur Welt kam. Überall waren Herzchen. Eins nach dem anderen.“
„Demnach müsstest du sie doch mögen, oder nicht.“
„Nicht, wenn ich sogar aus einem mit Herzchen bedruckten Teller essen musste zu dem obendrein ein mit Herzchen bedruckter Löffel gehörte.“
Ich lachte leise. „Sie ist wohl besessen von Herzchen.“
Luca nickte. „Im Schlafzimmer von ihr und Dad findet man auch nicht gerade wenig Herzchen.“
Leo sah mich komisch an.
„Was ist?“
„Du machst sowas doch nicht, oder? Wenn du mal ein Kind hast, meine ich. Ein Herz ist ja noch okay, aber kein ganzes Zimmer voll...“
„Nein.“
„Alex würde das sicher auch nicht machen.“, meinte Luca mit einem Blick auf seine Freundin.
„Warum denn nicht?“, wollte diese wissen.
„Weil ich mich sonst in die nächste Achterbahn setze, die extrem genug ist.“
Sie kniff ein wenig die Augen zusammen und sah ihn mahnend an. „Ich hasse es wenn du das sagst.“
„Es hat wohl doch seine Vorteile dass ich es dir damals gesagt habe.“
„Wenn du in eine Achterbahn gehst, schwöre ich dir, dass ich nie wieder im selben Bett schlafen werde wie du.“
„Wolltest du nicht da rein?“ Er schob sie sanft auf die Bahn zu, woraufhin ich Leo an der Hand hinterher zog.
„Habe ich richtig verstanden, dass Sie Alex heißen?“, hakte Leo an der Frau gewandt nach.
„Ja.“, gab sie zurück, „Warum?“
„Wir kennen auch einen Alex. Allerdings ist er ein Mann, keine Frau.“
Sie lächelte etwas. „Präzise gesehen ist es nur mein Spitzname. Ich heiße Alexandra.“
„Und er Alexander.“, gab ich zurück, während Leo mir half mich in die Bahn zu setzen. „Ich bin übrigens Cadence, aber ihr könnt ruhig Cady sagen.“
„Meinen Namen kennst du ja schon. Das ist Luca, mein Verlobter.“ Dieser setzte sich gerade zu Alex in die Bahn.
„Das hier ist Leo. Mein... nunja. Mein Ex. Aber für mich ist er immer noch mein bester Freund. Nach André.“
Leo seufzte und setzte sich zu mir in die Bahn. Daraufhin lächelte ich ihn an.
„Wer ist André?“, wollte Alex neugierig wissen, während Luca sie ein wenig misstrauisch ansah.
„Wie bereits gesagt, mein Freund. Er steht dort drüben bei Alex und Andrew.“
„Und die Beiden sind?“, fragte Luca weiter.
„Alex ist Shaylons Bruder. Andrew ist ihr bester Freund. Und Shaylon ist mit Devin zusammen. Leos Zwilling.“
„Oh, der Mann mit der schwangeren Frau.“, meinte Alex wissend.
„Genau. Im wievielten Monat ist sie jetzt eigentlich?“ Ich sah zu Leo.
„Im siebten.“
„Schon? Das sieht man ihr gar nicht an.“
Da die Fahrt los ging, unterbrachen wir die Unterhaltung. Erst war es recht langsam, aber dann wurde es schneller, weshalb ich an Leo gedrückt wurde. Ihm schien es überhaupt nichts auszumachen.
„Du liebst mich wirklich, oder?“
Er sah zu mir hinab. „Von ganzem Herzen. Ich dachte, das wüsstest du.“
„Ich... Ich wusste, dass du mich liebst, aber... so sehr?“
Ich lächelte schräg. Dann sah er überrascht an mir vorbei, als eine Art Zelt über die Sitzreihen geschoben wurde. Maschinell, versteht sich. Er sah dieses Ding mehr als misstrauisch an. Ich dagegen lächelte in mich hinein und lehnte meinen Kopf an seiner Schulter, woraufhin er abrupt zu mir sah.
„Ich dachte du magst es nicht in der Öffentlichkeit mit mir zu knutschen.“, meinte Luca hinter uns amüsiert.
„Sei still. Es musst ja nicht jeder mitbekommen.“, gab Alex leise zurück, „Sonst lass ich es wieder.“
„Ich bin schon leise. Aber kannst du nicht noch ein bisschen näher kommen?“
Ich ignorierte die Beiden einfach und erwiderte Leos Blick.
„Du bist doch mit André zusammen.“, meinte er und sah wieder nach vorn.
„Bin ich nicht.“, gab ich zurück und umschlang seinen Arm.
„Mit wem dann?“
„Mit niemanden.“
Er sah wieder zu mir. „Ich dachte, du wärst ehrlich zu mir.“
„Bin ich doch auch.“
„Warum hast du mich dann mit dem Wissen leben lassen, du wärst vergeben?“
Ich seufzte. „Ich habe immer noch nicht vor auf eine Beziehung mit dir einzugehen. Erstens, weil ich Angst habe, es könnte sich wiederholen; Zweitens, weil ich dich immer noch nicht mehr liebe. Aber ich habe nie behauptet ich wäre mit ihm zusammen. Das hast du gesagt.“
„Du bist also Single?“
„Ja. Hat dir niemand gesagt das ich mit André nur befreundet bin?“
„Nein. Und... du bist wirklich Single?“
„Ja.“
Okay, vielleicht hätte ich es ihm doch nicht sagen sollen. Er zog mich einfach zu sich, schlang die Arme um mich und küsste mich. Ich wurde starr und konnte nichts anderes tun als mich daran zu erinnern wie er mich früher geküsst hatte. Eins stand fest. Er konnte nun viel besser küssen als damals. Und damals war er ja schon verdammt gut.
Ich seufzte unwillkürlich und schmiegte mich an ihn. Ich bemerkte nicht mal, dass die Bahn anhielt und Rückwärts fuhr. Stattdessen schlang ich die Arme um Leos Hals und zog mich näher an ihn heran, woraufhin er mich einfach auf seinen Schoß zog.
„Luca! Du kannst mich doch nicht einfach ausziehen.“
„Oh, tut mir Leid. Meine Hände haben sich selbstständig gemacht.“
„Wo ist jetzt mein T-Shirt? Verdammt, Luca. Ich hatte nichts unter.“
„Ähm... Ich weiß nicht wo es ist. Ich kann es nicht sehen. Dafür ist es zu dunkel.“
„Hast du etwas unter deinem Pullover an?“
„Ein T-Shirt.“
„Kann ich deinen Pullover haben? Es ist kalt.“
„Genau deshalb habe ich ihn ja angezogen.“
Als ich Stoff an meinem Hals spürte, löste ich mich unwillkürlich von Leo und fasste mir überrascht an den Hals.
„Was ist?“, wollte Leo wissen.
„Ein T-Shirt. Alex, ist das deins?“
„Was?!“, meinte diese erschrocken. „Oh.“
Ich konnte erkennen das Luca ihr den Rücken tätschelte als sie sich zu ihm umdrehte. Sie trug abgesehen von einem BH tatsächlich nichts unter dem T-Shirt.
„Was ist denn da?“, wollte Leo wissen und wollte bereits meinem Blick folgen.
„Nicht nach hinten sehen.“, warf ich ein und hielt seinen Kopf fest.
„Warum nicht?“
„Augenblick.“
Ich reichte Luca das T-Shirt an, wonach er bereits die Hand ausstreckte und ließ mich dann wieder auf Leos Schoß fallen.
„Ist sonst alles okay bei euch?“
„Ich denke schon.“, gab Luca zurück.
Leo schlang sofort wieder die Arme um mich und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe, bevor er eine Spur von Küssen zu meinem Ohr und über meine Wange zog, um mich dann wieder richtig zu küssen. Mein Atem stockte und mein Herz machte Überstunden.
Er hörte nicht mal auf, als die Bahn langsam anhielt und dieses Ding, von dem ich nicht wusste wie man es nannte, wieder zurück gezogen wurde, oder wie auch immer man das nannte. Die Bahn hielt langsam an, aber Leo hielt mich weiterhin fest.
„Was für eine Überraschung.“, meinte Devin als er mit Shaylon neben uns stehen blieb.
Abrupt löste ich mich von Leo und sah zu dem Paar auf. Luca half gerade Alex von dem Sitz.
„Es ist nicht das, wonach es aussieht.“, meinte ich schnell.
Devin zog eine Braue hoch und Luca sah mich nachdenklich an. Alex sah mich mit hochgezogenen Brauen an.
„Nicht das wonach es aussieht?“, hakte sie nach, „Glaube ich nicht. Ihr zwängt euch ja schon fast genauso nahe aneinander wie ich und Luca.“
„Du bist ja auch ein Klammeraffe.“, meinte Luca schräg lächelnd.
„Hey.“
Er küsste sie kurz auf den Mundwinkel und sie lächelte ihn wieder an.
„Das sind Alexandra und Luca. Alex, Luca, das sind Devin und Shaylon.“, stellte ich kurz vor.
„Alex?“, hakte Shaylon nach, „Oh mein Gott. Liebling, mein Bruder ist eine Frau geworden.“
„Was bin ich geworden?“, wollte Alexander von ihr wissen, der mit André und Andrew gerade zu uns kam.
„Alexander, André und Andrew.“, informierte ich Alexandra und Luca.
„Ich glaube ihr solltet da weg kommen.“, meinte Andrew, „Sonst werdet ihr da noch weggeholt.“
Leo schob mich sanft am Rücken die leichte Schräge hinunter. Devin führte Shaylon am Arm und Luca hob Alex einfach kurz hoch. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten ließ er sie wieder runter und drückte ihr dabei einen Kuss auf den Mund. Im selben Moment kamen die Beiden Jungs zu uns, bei denen Alex und Luca gewesen sind.
„Das sind Chris und Davis.“, erklärte Alexandra, „Mein Cousin und mein Zwilling.“
„Oh, noch ein Paar Zwillinge.“, meinte Devin lächelnd.
„Das sind Devin, seine Frau Shaylon, Shaylons Bruder Alexander, Devins Zwilling Leo, Cadence, die offenbar jetzt Leos Freundin ist, Cadence' bester Freund André, und Shaylons bester Freund Andrew.“
„Das sie sich das alles merken konnte rechne ich ihr hoch an.“, meinte ich leise zu Leo, er nur zustimmend nickte.
„Ich heiße Alexandra und das ist mein Verlobter Luca.“, beendete Alex die Runde.
„Alexandra und Alexander, ja.“, meinte Andrew nachdenklich, „Ich nehme an ihr wollt beide Alex genannt werden.“
„Ach du meine Güte.“, meinte Luca, „Dann rufe ich, Alex ich liebe dich, und die Mehrheit glaubt dann wahrscheinlich ich meine den Mann.“
Wir brachen alle in Gelächter aus. Als Alexandra sich wieder eingekriegt hatte, schlang sie die Arme um ihren Verlobten und drückte ihm einen Kuss auf den Mund, bevor sie ihren Kopf seitlich an seine Brust lehnte, sodass sie uns noch sehen konnte.
„Ist er nicht süß?“
Ich nickte und erholte mich vom lachen. Shaylon nickte ebenfalls, woraufhin Luca etwas rot wurde und Alexandra vor sich zog, damit er die Arme ganz um sie legen und gleichzeitig sein Gesicht in ihrem Haar verbergen konnte.
„Warum möchtest du eigentlich nicht, dass er Achterbahn fährt?“, wollte ich neugierig wissen und ließ es zu, das Leo mir einen Arm um die Tallie legte.
Luca sah abrupt auf und legte sein Kinn auf Alexandras Schopf. „Erzähle es ihnen ruhig. Weiß ja sowieso schon jeder den ich kenne.“
Sie seufzte und nahm seine Hand. „Er ist Herzkrank. Bei zu großer Anstrengung bekommt er Herzrhythmusstörungen.“
„Wie furchtbar.“, meinte ich leise.
Sie sah mich überrascht an und nickte. „Schlimmer ist es aber, dass ich ihm selbst damit weh tue.“
„Ach ja?“
Sie nickte erneut. „Jede

körperliche Anstrengung, kann diese Störungen hervorrufen. Und sie tun ihm weh. Und mit Jede

meine ich auch wirklich Jede

.“
„Alex.“, stöhnte Luca frustriert.
Alexander sah auf. „Was?“
Shaylon tarnte ein aufkeimendes Lachen mit einem Hüsteln.
„Genau das habe ich gemeint.“, meinte Luca noch frustrierter. „Wenn ich meine Verlobte anspreche, fühlen sich gleich beide angesprochen.“ Er rieb sich durch die Haare und schnaubte. „Dann nenne ich dich ab heute einfach Lexi.“
„Lexi?“ Sie sah ihn überrascht an. „Hört sich an wie ein Hund.“
„Und Alexa?“
„Das ist besser.“
„Lexi ist aber kürzer.“
„Es hört sich aber an wie ein Hund.“
„Er vermeidet aber jegliche Verwechslungen.“
Chris seufzte. „Jetzt führen sie eine Marathon-Diskussion, die mit einem Marathon-Kuss endet.“
„Wo kommt ihr eigentlich her?“, fragte André an Chris gewandt.
„Wir sind aus Miami. Okay, genau genommen, Alexandra ist aus Boston und der Rest von uns ist aus Miami. Sie ist nur mit 17 zu uns gezogen.“
„Warum?“
„Tante Kate und Onkel William sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“
„Luca?“ Automatisch zog Alexandra unsere Aufmerksamkeit auf sich.
„Ja?“
„Ich habe Hunger.“
Chris seufzte tief und ließ die Schultern hängen. „Du bist der reinste Horror, Cousine, weißt du das? Du treibst uns alle noch in den Ruin.“
Sie schmollte ein bisschen. „So schlimm ist es diesmal gar nicht.“
„Ach du.“, meinte Luca, „Ich hoffe, wenn wir ein Kind bekommen, hat er meinen Appetit und dein Herz.“
Sie schmunzelte. „Ich habe immer noch Hunger. Großen Hunger.“
„Ich such den nächsten Stand.“, meinte Davis und ging.
„Was ist so schlimm daran, dass sie Hunger hat?“, wollte Devin verwirrt wissen.
„Wenn du ihren Appetit kennen gelernt hast, wirst du dir wünschen, sie nie zum Essen einladen zu müssen.“, gab Chris zurück. „Besonders wenn sie kocht.“
„Ich verstehe nur Bahnhof.“, gab ich zu.
„Sie hat mehr Appetit als ein Wal.“, erwiderte Chris.
„Wenn du ihre Gerichte siehst, bekommst du Hunger. Aber sobald du probiert hast, ist er sofort wieder weg.“, fügte Luca hinzu, „Lass sie niemals an den Herd.“
Alexandra sah leicht beleidigt auf den Boden. Daraufhin zog Luca sie enger an sich heran und küsste sie auf den Nacken.
„Aber einige Gerichte kann sie kochen. Und die schmecken wirklich fantastisch.“, meinte er an ihrem Nacken und streichelte ihren Bauch.
Sie lächelte ein wenig und lehnte sich an ihn, woraufhin ich mich unwillkürlich an Leo lehnte. Er sah zu mir hinab und strich mir das Haar aus dem Gesicht.
„Was hast du, Ciddy-Cat?“, wollte er sanft von mir wissen.
„Ist schon gut.“, gab ich zurück und lächelte ihn an.
Kurz darauf kam dann Davis wieder zurück. „Ich hab was gefunden, dass ganz passabel aussieht. Vielleicht schaffen wir es sie satt zu bekommen, ohne pleite zu gehen.“

„Oh wow. Das war jetzt die siebte Portion.“, meinte Andrew fassungslos. „Wie passt so viel in dich hinein? Dehnt sich dein Magen, oder ist da ein schwarzes Loch, das nicht raus will? Oder hast du vielleicht... bist du schwanger oder so? Ich meine, du isst so viel und du bist so schlank und... Hey, da ist ja doch ein kleiner Bauch.“
Luca zog die Brauen zusammen und sah auf den Bauch seiner Verlobten hinab. „Ich sehe da nichts.“
„Na da.“ Andrew deutete auf ihren Unterbauch.
Ich sah, das Alexandra rot wurde und Luca die Brauen weiter zusammen zog. Da er offenbar immer noch nichts sehen konnte, drehte er sie zu sich und schob ihr T-Shirt hoch.
„Luca!“, rief sie aus und versuchte es wieder hinunter zu schieben.
„Du hast einen Körper mit dem mal modeln könnte.“, meinte er, „Lass mich mal gucken.“
„Aber wir sind hier unter Leuten.“
„Dann sehen sie eben, was sie nicht haben können. Es ist nur ganz kurz.“
„Nein.“
Er küsste sie kurz. „Nur ein kleiner Blick.“
Okay, sie schwankte bereits am Anfang. Aber nun schien er endgültig gewonnen zu haben, denn sie seufzte und nahm die Hände beiseite. Luca schob ihr T-Shirt ein wenig hoch und entblößte nur den halben Bauch, aber man sah bereits das sie einen Körper hatte, mit dem man sogar besseres als modeln machen könnte. Wäre da nicht die Tatsache, das sie tatsächlich einen kleinen Bauch bekam. Luca starrte ihn fassungslos an. Kurz darauf zog er dann ihr T-Shirt wieder runter und sah ihr fragend ins Gesicht.
„Können wir das im Hotel besprechen? Wenn nicht alle zuhören... und zusehen.“
Er schielte nochmal kurz auf ihren Bauch hinab. Dann sah er wieder zu ihr auf. „Dir geht es aber gut, oder?“
„Ja.“
„Bist du sicher?“
Sie stöhnte und lehnte sich an ihn. „Es geht mir hervorragend. Du musst dir keinerlei Sorgen um mich machen. Wenn wir wieder im Hotel sind, werde ich von mir aus so viel trinken wie du willst und im Bett liegen bleiben, aber es geht mir gut. Ja?“
„Ich habe nicht vor gehabt dich zu einem Wasserspender zu machen.“
Sie fing an zu lachen und schlang die Arme um ihn. „Ich liebe dich. Ich liebe liebe liebe dich. Über alles.“
Er brachte ihr Ohr an seinen Mund und er flüsterte ihr etwas zu, woraufhin sie ihn regelrecht anstrahlte und sich an seinen Hals warf um ihn zu küssen. Chris seufzte tief und Davis schnalzte mit der Zunge.
„Gäbe es ein Wettbewerb für den längsten Kuss, hättet ihr ihn sicher bereits gewonnen.“, meinte er.
„Ein Kuss Marathon.“, fügte Chris hinzu, „Ihr würdet euch wahrscheinlich sogar küssen, wenn das Schiff auf dem ihr seit gerade untergeht.“
„Oder während einer Achterbahnfahrt.“, korrigierte Davis.
Ich rollte mit den Augen und sah mich ein wenig um. Dann entdeckte ich etwas, das meine vollste Zustimmung bekam.
„Leo?“, meinte ich automatisch und zog diesem unwillkürlich am Ärmel.
„Hm?“, machte er daraufhin und sah zu mir.
„Gehst du mit mir da rein?“ Ich deutete auf die Attraktion und er hob eine Braue.
„Da rein?“ Er deutete ebenfalls darauf.
„Ja.“
Nun zog er die Brauen zusammen. „Geisterbahnen sind was für Kinder, Cady.“
„Bitte.“
Für Kinder.

“, wiederholte er.
Ich rollte mit den Augen und sah durch die Runde. Devin übersprang ich, weil er gerade mit Shaylon schmuste. Andrew war mir etwas zu aufdringlich und André...
„André?“
„Ja?“, meinte dieser, ohne von seinem Essen aufzusehen.
„Gehst du mit mir da rein?“
Er sah auf. „Ich esse gerade.“
Ich seufzte und sah zu Alex. „Alexander?“
Er wollte Chris wohl gerade etwas sagen, hielt dann aber inne und sah zu mir. „Ja?“
„Gehst du mit mir in die Geisterbahn?“
„Geisterbahn?“ Er zog die Brauen zusammen. „Ist das nicht was für Kinder?“
„Habe ich auch gesagt.“, stimmte Leo zu, „Sie möchte trotzdem da rein.“
Alex schürzte die Lippen und zuckte dann mit den Schultern. „Warum nicht.“
Er stand auf und wartete darauf, dass ich ebenfalls aufgestanden war, bevor ich dann mit ihm zur Geisterbahn ging.
„Warum möchtest du eigentlich in eine Geisterbahn

?“, wollte er wissen als er sich mit mir in die Schlange stellte.
„Ich war lange nicht mehr in einer. Und außerdem sieht es ganz interessant aus.“
„So?“ Er sah sich das Häuschen ein wenig an. „Interessant?“ Er deutete auf eine Attraktion zwei Plätze weiter. „Das ist interessant.“
Den Geräuschen nach zu urteilen war es eine Achterbahn. Aber da es in einem Gebäude war, hätte es alles mögliche sein können. Als Alex mich weiter drängte, sah ich nach vorn und stellte überrascht fest, dass wir uns nun in einen der Wagen setzen konnten.
„Du... fängst doch nicht an zu schreien, oder?“, wollte er nun etwas misstrauisch wissen.
Ich zog die Brauen zusammen. „Ich weiß nicht. Meine letzte Fahrt in einer Geisterbahn liegt etwa zehn Jahre zurück.“
Er seufzte, tat jedoch nichts weiter, da die Fahrt begann. Gute zehn Minuten später war es dann vorbei. Ich hatte mich an Alex geklammert und mein Gesicht an seine Brust gedrückt, während er mir aufbauend den Rücken gestreichelte hatte und mich festhielt. Offenbar war ich ein größerer Angsthase als ich gedacht habe.
„Wir sind draußen.“, meinte Alex als der Wagen anhielt.
Ich regte mich nicht.
„Du kannst jetzt loslassen.“
Ich schüttelte den Kopf. Daraufhin seufzte er kurz und hob mich dann hoch, damit wir den Wagen frei machen konnten.
„Also, diese Fahrt vor zehn Jahren.“, hob er an, „Was war das für eine?“
Als ich antwortete, verstand er kein Wort, da ich mich kein Stück von ihn löste.
„Was?“
„Die war furchterregend!“, meinte ich darauf nur frustriert und schwieg dann wieder.
Ein paar Augenblicke war da nur dieses auf und ab bei seinen Schritten. Dann blieb er stehen.
„Leo. Deine Freundin ist ein Angsthase.“, meinte er, als wäre es eine furchtbare Neuigkeit. „Kannst du sie mir abnehmen? Sonst habe ich später ein Abdruck von ihrem Gesicht auf meiner Brust.“
Daraufhin spürte ich Leos Hände die mich sanft an der Tallie nahmen. „Komm her, Ciddy-Cat.“, meinte er sanft und zog mich sanft von Alex weg.
Dieser löste meine Arme von sich und hielt sie an den Handgelenken fest, bis ich komplett auf Leos Schoß saß.
„So schlimm konnte es doch gar nicht gewesen sein.“, meinte Leo und streichelte meinen Rücken, während ich mich nun an ihn klammerte.
Ich nuschelte darauf nur irgendwas vor mich hin, während Leo versuchte zu verstehen was ich sagte.

Zehn Minuten später saß ich wieder normal am Tisch und sah zu der Achterbahn, die Alexander als interessant

beschrieben hatte. Dann sah ich in die Runde.
„Wer geht mit mir da rein?“ Ich deutete auf die Achterbahn, woraufhin alle dorthin sahen.
Sofort hob Luca die Hand. „Freiwilliger anwesend.“
Bevor Alexandra noch etwas sagen konnte, war er bereits aufgestanden und zu mir gegangen. Als ich aufstand, war das Geschrei der Insassen zu hören und Alexandra zog die Brauen zusammen.
„Luca, das ist eine Achterbahn.“, bemerkte sie misstrauisch.
„Jap.“, gab dieser zurück, „Du bist schwanger. Du darfst dich nicht aufregen. Ich bin nur Herzkrank ich halte das schon aus. Hört sich nicht besonders gefährlich an. Bis gleich Liebling.“
Damit zog er mich mit schnellen Schritten zur Achterbahn und sah dort kurz zurück.
„Puh, geschafft.“, meinte er dann und ließ mich los.
„Warum?“
„Sie will nicht, dass ich Achterbahn fahre. Sie hat Angst, dass ich wieder einen Schlaganfall bekomme.“
„Wieder?“
„Ein paar Wochen, nachdem wir uns kennen gelernt haben, waren wir für eine Zeit lang in Boston. Auf einem Jahrmarkt sind wir Achterbahn gefahren. Es war ein bisschen... zu extrem. Das war das einzige Mal, dass ich in ihrer Nähe einen Schlaganfall hatte.“
„Oh... Gab es mehr?“
„Ein paar. Das erste Mal war ich sechs. Beim zweiten Mal war es am Silvester. Ich war zwölf. Das dritte Mal war auf einem Freizeitpark. Da war ich fünfzehn geworden. Dann eben das vierte Mal mit siebzehn. Ab da kam nichts mehr vor.“
„Tut es weh?“
Er sah zu mir. „Ein Schlaganfall?“
Ich nickte.
„Oh ja.“ Er verzog ein wenig das Gesicht. „Als würde man dein Herz zerquetschen

. Es tut so wahnsinnig weh, das ich Probleme habe regelmäßig zu atmen. Die Sicht verschwimmt. Es wird wahnsinnig heiß. Ich werde ganz blass. Und mir wird schwindelig. Mit ein bisschen Glück werde ich ohnmächtig. Dann muss ich den Schmerz nicht ertragen.“ Er lächelte schräg. „Aber es tun eine Menge Dinge weh.“
„Was denn zum Beispiel?“
„Eine ganz normale Achterbahnfahrt. Es tut etwa so sehr wie, wie ein Boxen gegen die Schulter. Nur eben am Herzen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Oder wenn ich eine Stunde lang jogge. Das tut etwa so sehr weh wie... Ein Tritt gegens Schienbein.“
Ich verzog das Gesicht. „Nur eben am Herzen.“
Er nickte. „Es gibt auch Tätigkeiten, bei denen die Schmerzen ganz erträglich sind. Ein Kneifen ins Herz wäre zum Beispiel wenn ich mit Alex... naja.. weißt schon Bescheid.“
Ich wurde rot, woraufhin er leise lachte.
„Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verlegen machen. Ich bin da offenbar nur nicht so zimperlich. Das geht Alex hin und wieder mal auf die Nerven.“ Er zog die Brauen zusammen. „Weißt du warum?“
Ich wurde noch etwas roter. „Naja... es ist als würdest du intime Geheimnisse verraten. Als würdest du zum Beispiel sagen... wie sie genau ohne Kleidung aussieht. Verstehst du?“
„Oh. Daran habe ich gar nicht gedacht. Danke. Ich glaube, jetzt verstehe ich so einiges. Du bist wirklich super, weißt du das eigentlich?“
Ich lächelte etwas und die Röte ging ein wenig zurück. „Du bist auch schwer in Ordnung.“
„Kannst du mir später deine Nummer geben? Damit wir den Kontakt nicht verlieren. Ich würde dich gerne bei der Hochzeit dabei haben. Und die Anderen natürlich.“
Nun lächelte ich ganz. „Sehr gerne. Danke.“
Ich küsste ihn auf die Wange und ging dann weiter, da die Schlange voran kam. Als wir uns drei Minuten später in die Wagen setzten, wurde Luca offenbar ein wenig nervös.
„Es ist alles in Ordnung.“, redete ich ihm zu.
Er nickte. „Ich weiß... aber das ist das erste mal, das ich Achterbahn in einem geschlossenem dunklen Raum fahre. So weiß ich nicht mal, wann es hinab geht.“
Ich nahm seine Hand. „Ich bin direkt neben dir.“
Er sah zu mir und nickte dann. „Danke.“
Ich lächelte nur wieder und sah dann nach vorn als es los ging.

Etwa sieben Minuten später verließen wir die Achterbahn wieder. Als wir wieder ins Licht traten, sah ich, dass Luca blass geworden war. Eine kleine Schweißperle hing an seiner Schläfe, aber er lächelte.
„Das war super.“, meinte er begeistert, „Hier muss ich unbedingt nochmal rein... später.“ Er legte seine Hand auf seine Brust. „Ja, definitiv später. Sonst dreht Alex durch.“
Ich nickte und ging dann mit ihm zurück. Kaum das wir in Sichtweite waren, sprang Alexandra von ihrem Platz auf und eilte zu uns.
„Gehts dir gut, Liebling? Du bist ganz blass. Und du schwitzt. Du bist auch so warm.“
„Ich bin okay.“, gab er zurück und küsste sie kurz. „So sah ich immer nach einer Achterbahnfahrt aus. Mit mir ist alles in Ordnung. Okay?“
Sie seufzte und nickte dann langsam. Dann setzten wir uns zu den Anderen, wobei Leo mir den Arm um die Tallie legte, als wären wir bereits unser halbes Leben lang zusammen.
Ob er sich von dem Kuss zuviel versprach?
Hoffentlich dachte er jetzt nicht... Ich hoffte stark, dass er nicht so enttäuscht sein würde, wenn ich ihm sage, dass ich ihn nicht liebte...

Nachdem wir eine Weile durch die Gegend gegangen waren, fanden wir ein Riesenrad, woraufhin Shaylon Devin direkt dort hinzog. Luca hob Alexandra hoch um sie dorthin zu tragen.
„Nein, Luca! Du weißt, das ich Riesenräder nicht mag!“, rief sie protestierend aus, „Lass mich runter! Ich will da nicht rein!“
Luca lachte nur und stellte sich mir ihr an, während sie weiter protestierte.
„Cady, möchtest du auch da rein?“, wollte Leo von mir wissen.
Ich hatte versucht ein bisschen auf Distanz zu gehen, aber es fiel mir viel zu schwer, ihn allein zu sehen. Shaylon hatte Devin. Luca hatte Alexandra. Alex konnte mit Andrew sprechen und Davis mit Chris. Okay, theoretisch gesehen konnte Leo auch mitreden, aber er wollte bei mir sein. Wie machte ich ihm nur klar, das der Kuss nur ein Ausrutscher war?
„Gerne.“, meinte ich und zog Leo leicht lächelnd zum Riesenrad.
Genau zum richtigen Zeitpunkt. Es wurde gerade eine Gondel frei. Die anderen vier waren bereits zu zweit in jeweils einer Gondel. Wir setzten uns und schon ging es los. Ich lächelte etwas mehr und sah auf die Menschen hinunter. Als ich danach zu Leo sah, stellte ich fest, dass ich jetzt wohl ziemlich in der Klemme steckte. Er sah mich mit diesem Blick an, den ich bei ihm sehr oft gesehen hatte, als wir zusammen waren. In dem Blick lag Glück, Freude, Begeisterung und einfach pure Liebe.
„Was hast du?“, wollte er leicht besorgt wissen, als mein Lächeln langsam verschwand.
Ich seufzte und sah etwas hinab. „Ich muss mit dir reden.“
Bereits am Tonfall bemerkte er, worum es geht, woraufhin sein Blick getrübt wurde. „Was ist los?“
Ich holte Luft, hielt inne und holte erneut Luft, nur um dann wieder inne zu halten. „Ich... Der Kuss... Ich meine...“
Er legte mir einen Arm um die Tallie und zog mich etwas enger an sich. Es erinnerte mich an unser drittes Date. Wären die Küsse in der Schule damals nicht gewesen, hätten wir damals in der Gondel unseren ersten Kuss gehabt. Unsere Beziehung hatte in einem Riesenrad begonnen. Und nun musste ich sie in einem Riesenrad beenden.
Ich atmete kurz tief durch und schob dann seinen Arm von meiner Tallie. „Ich liebe dich nicht.“ Dieser Satz war ein Flüstern, aber er tat so sehr weh, dass ich das Gefühl hatte, der Schmerz würde nie enden.
Unsere Gondel war nun ganz oben angekommen und mache sich nun wieder auf den Weg nach unten.
„Es gibt einen Anderen.“ Ich konnte nahezu spüren, wie Leo von dem Schmerz ergriffen wurde. Ich kämpfte gegen die Tränen an, während er die Hand langsam zurück zog.
„Was ist mit dem Kuss?“, wollte er von mir wissen, obwohl er die Antwort wohl schon kannte.
„Es war ein Ausrutscher. Das hätte nicht passieren sollen.“
Nun ließ er die Hand endgültig fallen. Er wand sich ab und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Der Drang, ihn einfach in die Arme zu nehmen und zu behaupten ich hätte alles erfunden, war nahezu unwiderstehlich. Aber ich blieb sitzen, während mein Herz vor Schmerz weinte. Er war immer noch mein aller bester Freund... Er war mir genauso wichtig wie André.
„Wer ist es?“, wollte Leo leise wissen.
Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, das so leise war, das ich dachte ich hätte es mir nur eingebildet. Er sprach so monoton, wie ich es von ihm noch nie gehört hatte. Das war der Grund, weshalb ich wusste, dass er die Frage wirklich gestellt hatte.
Und ich sagte das Erste, das mir einfiel. „André.“
Leo schwieg. Erst kurz bevor wir wieder unten waren, sprach er wieder mit mir. „Weiß er es?“
„Nein.“ Es tat so weh, das alles zu sagen. Mein Herz blutete und ich war den Tränen verdammt nahe.
„Du sagtest, du und André wärd nur Freunde.“
„Sind wir auch.“
„Aber du liebst ihn.“
„Ja.“ Ich unterdrückte nur schwer ein Keuchen.
„Ich verstehe.“
Er glaubte mir. Er glaubte mir all meine Lügen. Ich wusste ganz genau, dass ich Leo nicht liebte. Ich liebte ihn genauso wenig wie André. Aber es tat verdammt nochmal weh, zu wissen das sie Schmerzen ertragen mussten. Schmerzen, die ich hervorrief, oder die ich nicht beseitigen oder erträglicher machen konnte. Das war die pure Hölle.
„Warum hast du es ihm nicht gesagt?“, wollte Leo weiter wissen.
„Ich weiß es nicht.“
Er drehte seinen Kopf ein wenig zu mir und schaffte es tatsächlich noch sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Er begrub den Schmerz, was ihn jedoch nur schlimmer machte, wie ich wusste. „Du kannst ihn ja einfach küssen. So hat Luca es bei Alexandra gemacht.“
„Woher weißt du das?“
„Sie haben es erzählt, als du mit Alexander in der Geisterbahn warst.“
„Oh.“ Ich schwieg kurz. „Ja. Du hast Recht. Vielleicht sollte ich das machen.“
Mir fiel wieder ein, wie er mich bei unserem Wiedersehen in den Armen gehalten hatte. Er hatte mich fester als Devin gehalten und mein Gesicht mit Küssen bedeckt. Er liebte mich von ganzem Herzen. Und ich zerschmetterte es einfach.
Als das Riesenrad anhielt, sprang ich nahezu aus der Gondel, da ich es einfach nicht mehr aushielt Leo so voller Schmerzen zu ertragen. Dann eilte ich zu André... um Leos Hoffnung endgültig zu Nichte zu machen.
Ich nahm André ohne Worte an der Hand und zog ihn etwas weiter weg, bis die Anderen uns nicht mehr hören konnten. Dann fasste ich mir an mein blutendes Herz, drehte mich zu ihm um und küsste ihn einfach. Ich wusste, das Leo uns dabei zusah. Und ich wusste auch, das der Anblick für ihm Höllenqualen bedeutete.
André hielt mich deutlich verwirrt an der Tallie fest, wies mich jedoch nicht ab. Mir dagegen liefen die Tränen über die Wangen und ich löste mich wieder von ihm.
„Was war das denn?“, wollte er irritiert und völlig verwirrt wissen.
„Ich habe Leo gesagt, das ich ihn nicht liebe.“ Eine Träne tropfte von meinem Kinn. „Ich sagte, ich würde dich lieben.“
Er zog mich sofort in seine Arme und streichelte mir tröstend den Rücken. „Was machst du für Sachen? Du tust euch doch nur damit weh?“
„Aber ich liebe ihn nicht. Und ich möchte ihn nicht ausnutzen. Wie soll eine Beziehung funktionieren, wenn die Liebe nur auf einer Seite besteht? Es würde ihn immer wieder verletzen.“
„Das hier verletzt ihn doch auch.“
„Ja. Aber das hier zeigt ihm auch, dass eine Beziehung einfach nicht möglich ist.“
„Und wenn du dich in ihn verliebst?“
„Das wird nicht passieren.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Ich werde ihn nie wieder lieben. Es ist einfach so.“
Er zog mich etwas enger an sich. „Ich sage dir was, Cady. Sage niemals nie

, denn dann passiert es so oder so.“
Wenn das nur stimmen würde...

Keimende Liebe


Leo


Mein Kopf fühlte sich an, wie ein Presslufthammer. Dieses Bild wollte einfach nicht verschwinden. Das Bild, wie Cadence und André sich küssten.
Ich seufzte tief und drehte mich auf die andere Seite. Wir waren auf dem Festival noch ein paar Stunden lang umhergegangen und hatten die eine oder andere Attraktion ausprobiert.
Nun lag ich hier im Bett. Neben Milli. Sie schlief tief und fest, während ich einfach nicht zur Ruhe kam. Ich drehte mich hin und her, während sie still liegen blieb und schlief. Letzten Endes ging ich ins Wohnzimmer und schaltete durch die Kanäle. Ich fühlte mich elend und hätte am liebsten Tage lang geschlafen.
Als das Telefon klingelte, tastete ich blind danach, während ich mir müde eine Dokumentation ansah, von der ich nicht mal wusste, worum es überhaupt ging.
„Namberda.“, meldete ich mich, als ich das Telefon ans Ohr hob.
„Leo?“
Ich sah auf die Uhr. Warum rief Andrew so spät noch an? „Was?“
„Steh auf und beweg deinen Arsch ins Krankenhaus.“
Ich stand von der Couch auf und schlurfte zum Schlafzimmer um mich anzuziehen. „Warum? Ist es Shaylon?“
„Nein.“
Ich zog die Brauen zusammen. „Jetzt sag schon, was ist los?“
„Es sind Cadence und André.“
„Ich verstehe nur Bahnhof.“
„Die Beiden hatten auf dem Heimweg einen Unfall. Da die Ärzte in ihrer Brieftasche Lucas Nummer gefunden haben, haben sie ihn angerufen. Der hat dann hier bei uns angerufen.“
Ich stand wie erstarrt da und regte mich nicht. Dann legte ich einfach auf, warf das Telefon aufs Bett und zog mich nun hellwach an, bevor ich raus eilte und mich in meinen Wagen setzte. Ich überschritt das eine oder andere Mal die Geschwindigkeitsbegrenzung, ignorierte es jedoch und fuhr direkt zum Krankenhaus. Gerade als ich eine Krankenschwester fragen wollte wo Cadys Zimmer war, hörte ich wie ein paar Meter weiter weg jemand anderes genau diese Frage stellte. Als er hörte, das ich das selbe fragte, drehte er sich überrascht zu mir. Dann hörte er sich kurz an wo das Zimmer war und sah wieder zu mir.
„Du kennst Cadence?“, wollte er unsicher wissen, während wir uns auf den Weg zum Zimmer machten.
„Ich kenne sie sogar ziemlich gut.“, gab ich zurück, „Wer bist du?“
„Einer ihrer besten Freunde. Nenn mich einfach Jamie. Und du?“
„Leo. Ihr-“
„Ich weiß schon Bescheid. Ihr Ex.“
Als wir wenige Minuten später vor dem Zimmer waren, hörten wir Cady weinen. Ich merkte wie ich blass wurde und klopfte kurz an, bevor ich ohne zu warten eintrat. Tatsächlich war es Cady, die sich gerade die Seele aus dem Leibe weinte. Bis auf ein paar Schrammen und einem Verband an ihrem Arm sah sie vollkommen gesund aus.
Ich ging sofort zu ihr, woraufhin sie zu mir aufsah. Als ich mich zu ihr setzte, schlang sie sofort die Arme um mich und drückte ihr Gesicht an meine Brust. Ich zuckte leicht zusammen und sah eine Weile unsicher zu ihr hinab. Dann legte ich ihr die Arme um den zitternden Körper und zog sie so fest an mich, dass mein Herz begann zu bluten. Ich hielt sie einfach nur fest und ließ sie weinen, während ich ihr den Rücken streichelte. Nach einer Weile beruhigte sie sich dann langsam und klammerte sich nur noch an mich fest. Irgendwann sah ich zu ihr hinunter und wischte ihr die Tränen von den Wangen. Jede Träne war ein weiterer Stich ins Herz.
„Was ist passiert, Cady?“, wollte ich sanft wissen und streichelte ihr über den Schopf.
Sie rückte etwas enger an mich heran und drückte ihr Gesicht leicht an meine Halsbeuge, woraufhin mich ein Schauder überlief und mein Herz noch mehr schmerzte.
„Da war ein Gegenfahrer.“, murmelte sie, „André hat ihn nicht gesehen. Wir haben uns ein wenig gestritten und als er kurz zu mir gesehen hat, ist er ins Schleudern gekommen. Der Wagen ist zur Hälfte auf die Gegenfahrbahn geraten und... Das Auto des Gegenfahrers hat uns getroffen.“ Sie begann wieder zu zittern. „Überall war Blut. An der Windschutzscheibe, auf den Sitzen, einfach überall. Die ganze Fahrerseite war eingedrückt.“ Sie machte eine kurze Pause. „André war irgendwo dazwischen. Ich konnte ihn kaum noch erkennen.“
„Wo ist er jetzt? Konnte man ihn da raus holen?“, wollte Jamie nervös wissen.
Wieder krallte sie ihre Hände in mein T-Shirt und zog sich fester an mich. „Er ist gerade im OP. Die Ärzte sagen, dass seine Chancen nicht sehr hoch sind. Sie sagen, dass man nicht mehr hoffen sollte, dass er überlebt.“
Ich hatte das Gefühl mein Herz würde beinahe stehen bleiben. André war ihr allerbester Freund. Der Mann, den sie liebte. Diese Tatsache brachte mich zwar fast um, aber es war so. Und nun war er so schwer verletzt, das er es wohl nicht überlebte.
Ich seufzte tief und wiegte sie sanft hin und her.

Cadence


Etwa drei Tage später konnte ich das Krankenhaus wieder verlassen und wurde von Leo nach Hause gebracht. Die Fahrt über schwiegen wir, während ich den Kopf an die Fensterscheibe lehnte und ziellos aus dem Fenster sah. Zehn Minuten nach Leo und James' Ankommen, geschah das, was ich am meisten gefürchtet hatte. Ein Arzt war herein gekommen und hatte verkündet, das André verstorben war.
„Wenn du möchtest, kann ich die Nacht über bei dir bleiben.“, schlug Leo vor und fuhr auf die Auffahrt, „Dann bist du nicht so allein im Haus.“
„Das wäre super.“, gab ich leise zurück, „Danke.“
„Nicht zu danken. Ich tue es gern.“
Wir stiegen aus und gingen ins Haus, wo ich sofort stehen blieb. Leo legte mir aufmunternd einen Arm um die Tallie, woraufhin ich mich leicht an ihn lehnte und mich von ihm nach oben führen ließ. Es war bereits sehr spät und ich war etwas müde. In meinem Zimmer angekommen setzte ich mich aufs Bett und sah auf Andrés Bild auf meinem Nachttisch. Ich seufzte tief und sah zu Leo neben mir, an den ich mich lehnte und die Arme um ihn schlang. Er fühlte sich gut an. Warm. Und irgendwie gemütlich.
„Geht's?“, wollte er vorsichtig wissen und streichelte mir aufbauend den Rücken.
Ich nickte langsam und sah zu ihm auf. „Danke.“
„Du hast dich doch schon bedankt.“
„Ich meine, danke, dass du für mich da bist, obwohl ich dir so weh getan habe.“
„Ich werde immer für dich da sein, Ciddy-Cat.“
Ich zog mich an ihm hoch, schlang die Arme um seinen Hals und lehnte meine Wange an seinen Hals, während er mich umschlungen hielt und mich vor dem Zerbrechen rettete. Ich bemerkte wieder, wie gut er doch roch. Wie warm er war und wie gut es sich anfühlte von ihm gehalten zu werden. Ehe ich mich versah, drückte ich meine Lippen sanft auf seinen Hals. Als ich sie höher wandern ließ, wurde Leo starr und krallte seine Finger in mein Pullover als ich an seinem Ohr knabberte.
„Cady?“
„Hmmmm...“, machte ich darauf nur und fuhr mit der Hand über seine Brust.
„Cady, warte. Hör auf. Das willst du doch gar nicht.“

Leo


Aber sie machte immer weiter. Ich stand verzweifelt zwischen den Entscheidungen sie unter Schmerzen abzuweisen oder unter Verzweiflung aufs Bett zu drücken.
„Cady, nicht. Du... Du tust uns beiden damit nur weh.“
Sie seufzte nur und knabberte an meinem Kiefer, wobei sie sich enger an mich drängte.
„Cadence. Lass das. Du bist verwirrt. Verletzt. Du suchst nur Trost in einer Tätigkeit die uns beiden Schmerzen zufügt. Cad- Cady, warte.“
Das letzte Wort ging in dem Kuss unter den sie mir auf die Lippen drückte. Mein Atem stockte und ich war gefährlich nahe daran die Beherrschung zu verlieren. Ich hielt ihre Handgelenke fest und versuchte sie sanft wegzudrücken, aber sie entzog mir einfach ihre Gelenke und legte ihre Arme um meinen Hals, während sie mich weiter küsste. Ich begann zu keuchen und versuchte von ihr abzurücken. Sie folgte mir einfach und hielt mich fest.
„Leo.“
Mein Name aus ihrem Mund war wie Aphrodisiakum. Ich keuchte und hielt sie fest. Diesmal jedoch um sie unter mich zu bringen und zu küssen.

Cadence


Ich seufzte als ich aufwachte und kuschelte mich enger an die Wärme an der ich lag. Als diese Wärme jedoch verschlafen seufzte, riss ich die Augen auf und sah auf eine mir nur allzu bekannte Brust.
Leo.
Was hatte ich nur getan? Ich hatte ihn ausgenutzt um mich zu trösten. Als wäre er einfach ein Gegenstand ohne Gefühle.
Leo murmelte im Schlaf etwas und zog mich etwas enger an sich, wobei ich feststellte, dass wir nichts trugen. Mein schlechtes Gewissen wurde größer. Erst dachte ich, ich hätte nur mit ihm geknutscht. Ich konnte mich nicht genau an den vorigen Abend erinnern. Aber nun hatte ich ihn so klar vor Augen, als wäre es erst gestern gewesen.
„Kein Wunder, es war ja auch gestern.“, murmelte ich leise zu mir selbst und kniff die Augen zusammen. Ich hatte mir mehr von Leo genommen, als ich es hätte tun sollen. Ich verachtete mich selbst für die selbstsüchtige Tat und flüchtete aus seinen Armen. Er zog kurz die Brauen zusammen, entspannte sich jedoch sofort wieder und wisperte meinen Namen. Meinen Spitznamen, wie ich bemerkte. Mein spezieller Spitzname. Ciddy-Cat.
Mein Herz zog sich etwas zusammen und ich betrachtete ihn kurz, bevor ich aufstand und ins Badezimmer ging. Dort sprang ich kurz unter die Dusche und dachte an die vergangenen Tage. An die Tage, seit ich hier war. Ich hatte mich nach Leo gesehnt und war verzweifelt. Als ich ihn dann fand, traute ich mich nicht es ihm zu sagen und tat ihm nur wieder weh. Tage später ging ich mit André aus, da ich Geburtstag hatte. Der Gedanke an André schmerzte, aber ich fasste mir ans Herz und erinnerte mich weiter. Er hatte mir dieses schöne Geschenk gemacht. Ein Gutschein mit dem ich den ganzen Tag kostenlos auf dem Festival verbringen konnte. Er galt jedoch nur für die Attraktionen, nicht für Essen und Getränke.
Ich lächelte, als ich mich daran erinnerte wie Leo mich vor der Damentoilette in den Armen gehalten hatte. Er hatte wieder diese Sprüche gesagt, die mich früher in Verlegenheit gebracht hatten, während er seine helle Freunde daran hatte.
Als nächstes kamen Shaylon, Alex, Devin und Leo zu Besuch um mir zum Geburtstag zu gratulieren und mir Geschenke zu geben. Das Bild das ich von Alex bekommen hatte, hatte immer noch den Platz auf meinem Nachttisch. Ich bemerkte, dass ich leise lächelte, als mir einfiel das Leo noch in meinem Bett schlief. Ich schüttelte den Kopf und erinnerte mich an das Festival. An Leos Kuss. Die Geisterbahnfahrt. Die Achterbahnfahrt. Und die Fahrt im Riesenrad. Als ich Leo mehr weh tat als jemals zuvor.
Die Erinnerung an den Unfall übersprang ich und erinnerte mich an den vorigen Abend. Es war wunderschön gewesen. Leo war noch genauso zärtlich und leidenschaftlich wie früher. Genauso hungrig. Und immer noch unsicher. Aber es war dennoch genauso schön wie früher.
Mit einem leichten Lächeln im Gesicht erinnerte ich mich an die wunderschöne Zeit als ich mit Leo zusammen war. Sicher, es tat immer furchtbar weh, wenn ich ihn mit einem anderen Mädchen sah, aber er hatte sich jedes mal tatsächlich vor mich gekniet um mich um Verzeihung zu bitten. Ein paar Mal in Begleitung einer Rose, Pralinen, die Idee auszugehen oder einfach nur pure Reue und Verzweiflung in den Augen. Nach jeder Entschuldigung hatte er sich etwas mehr um mich bemüht. Er schenkte mir mehr Aufmerksamkeit und ließ es mich deutlich spüren das er mich liebte.
Ich stieg aus der Dusche und trocknete mich gründlich ab, bevor ich mich in ein Handtuch wickelte und wieder ins Schlafzimmer ging. Leo schlief noch tief und fest, woraufhin ich mich zu ihm setzte und ihn eine Weile zusah. Er schien meine Nähe sofort zu bemerken und rückte näher zu mir um die Arme um meine Hüften zu legen. Ich streichelte ihm über die Haare, woraufhin er verschlafen seufzte und mich enger an sich zog. Als er ein paar Minuten später aufwachte, blinzelte er ein wenig und zog die Brauen zusammen als er das weiße Handtuch sah. Dann sah er zu mir auf und bemerkte meine Hand in seinem Haar. Der Überraschung in seinen Augen folgte Verwirrung und eine Spur Misstrauen.
Er setzte sich langsam auf und kniff kurz die Augen zusammen, wobei er sich an die Schläfe fasste.
„Was ist los?“, wollte ich von ihm wissen, woraufhin er zu mir aufsah.
„Ich verstehe dich nicht richtig. Erst zerhackst du mein Herz in winzig kleine Teile und dann verführst du mich. Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll.“
Ich seufzte leise und rückte an ihn heran. „Ich weiß. Es... es tut mir so furchtbar Leid, dass ich dir all das angetan habe. Ich habe dich nicht gesucht, weil ich mit dir über Granny sprechen wollte. Ich habe mich nur furchtbar nach dir gesehnt. Ich habe dich all die Jahre so vermisst. Dann finde ich dich und stelle fest, dass du eine Freundin hast und dich verändert hast. Ich wusste, du warst mir noch wichtig, aber ich habe nicht gewusst wie tief das ging. Ich habe es immer mit der Freundschaft zwischen mir und... André verglichen. Ihr ward etwa auf selber Stufe. Aber mir ist erst heute klar geworden, dass du mir mehr wert bist.“
„Aber André-“
„War nichts weiter als ein Freund.“ Eine Träne rollte mir über meine Wange. „Der Streit kurz vor dem Unfall handelte davon, dass ich dir nicht so sehr hätte weh tun sollen. Nachdem ich ihn geküsst habe, sagte er, ich könnte mich doch noch in dich verlieben. Ich sagte das, was ich gedacht habe. Und zwar, dass ich mich nie wieder in dich verlieben würde. Er sagte: 'Sage niemals nie, denn dann passiert es so oder so'.“ Ich schluchzte leise. „Und es ist passiert.“
„Aber du sagtest, du würdest André lieben. Wie konnte er dann nichts weiter als ein Freund sein?“
„Ich habe gelogen. Ich... Ich musste dir irgendwie klar machen, dass ich dich nicht mehr liebte. Ich wollte nicht, dass du all deine Hoffnung darin steckst, dass ich dich noch lieben könnte. Und mit jeder Lüge, blutete mein Herz. Ich kann es nicht ertragen dich leiden zu sehen. Zu sehen, wie du Schmerzen hast. Es tut mir so unsagbar Leid. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. André hatte von Anfang an Recht. Und er war wirklich nur mein allerbester Freund.“
Eine Weile sah er mich einfach nur entrüstet an und beobachtete jede einzelne Regung, während er mir aufmerksam zuhörte. Als ich endete, betrachtete er mich weiter, bevor er mich mit einer schnellen Bewegung unter sich brachte und mich stürmisch küsste. Ich lächelte etwas darüber und schlang die Arme um seinen Hals, während er das Handtuch beseitigte.

Am nächsten morgen fand ich mich allein in meinem Bett wieder, weshalb ich mich verwirrt und müde aufsetzte und mich umsah. Die Decke war sorgfältig über mich ausgebreitet und auf dem Nachttisch lag ein kleiner Zettel. Ich rieb mir verschlafen die Augen und griff danach.

Guten morgen mein Sonnenschein

Tut mir Leid, dass ich nicht bei dir bin, wenn du aufwachst. Ich muss noch etwas erledigen, versuche aber so schnell es geht zurück zu kommen.
In der Küche wartet ein Frühstück auf dich.

In Liebe, Leo



Ich lächelte in mich hinein und legte den Zettel zurück, bevor ich langsam aus dem Bett kletterte und ins Bad ging um zu duschen. Eine halbe Stunde später ging ich in die Küche, wo das Frühstück bedeckt auf dem Tisch stand. Ich schmunzelte, nahm das Tuch vorsichtig herunter und stellte fest, dass dort ein perfektes Omelett lag. Ich biss mir zaghaft auf den Mundwinkel und setzte mich um zu essen. Leo war schon immer ein fantastischer Koch. Und das hatte sich nicht geändert. Ich hätte beinahe aufgestöhnt als ich den ersten Bissen nahm und verschlang das Omelett geradezu. Als ich fertig war, wollte ich gerade abspülen, als ich einen weiteren Zettel an der Kühlschranktür entdeckte.

Ich hoffe es hat dir geschmeckt.

L



Wieder lächelte ich leicht und spülte das Geschirr ab. Als alles sauber war, hörte ich wie ein Auto auf die Auffahrt fuhr und sah aus dem Fenster. Ich lächelte ein wenig als Andrew ausstieg und ging direkt zur Tür. Er erreichte sie gerade als ich sie öffnete und sah etwas überrascht aus. Dann lächelte er leicht.
„Hey.“
Ich erwiderte das Lächeln. „Hey.“
„Geht's dir schon besser?“
Ich nickte. „Ja.“ Ich trat beiseite, damit er herein kommen konnte.
Er zögerte ein wenig, trat dann aber ein und folgte mir ins Wohnzimmer, wo er sich in den Sessel setzte und ich auf der Couch Platz nahm.
„Was führt dich her?“, wollte ich von ihm wissen und sah ihn fragend an.
„Du.“
„Ich?“
„Ja... nun...“ Er schwieg kurz und rieb sich den Nacken. „Ich...“ Er hielt erneut inne. „Du bist die erste, abgesehen von Shaylon, die ich wirklich gern habe. Auch wenn ich dich noch nicht sooo lange kenne. Es kommt mir vor, als würde ich dich schon ewig kennen, verstehst du?“
Ich sah ihn unsicher an und nickte. Er kratzte sich hinterm Ohr, schien das gar nicht zu bemerken und nahm schnell die Hand runter als es ihm auffiel.
„Nun... was ich sagen möchte. Wenn du reden möchtest, dann werde ich für dich da sein, okay? Oder wenn du eine Schulter zum aus heulen brauchst. Du kannst mit jedem Problem zu mir kommen. Ich versuche zu helfen.“
Ich blinzelte überrascht über das Angebot und nickte langsam. „Danke. Es ist schön zu wissen, dass man so einen Menschen hat.“
Er lächelte schwach. „Wie sieht es jetzt eigentlich zwischen dir und Leo aus? Ich komme da nicht so ganz mit.“
Ich wurde ein wenig rot und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir... Also... Er...“
„Ah, okay. Ihr führt also wieder eine Beziehung, ja?“
Ich nickte zaghaft, woraufhin er richtig lächelte.
„Das ist doch super. Ich freue mich wirklich sehr für euch beide. Sag mal, wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“
Ich schmunzelte als ich mich daran erinnerte. Er hörte neugierig zu, während ich ihm von der glücklichsten Zeit meines Lebens erzählte. Als ich an dem Tag ankam, an dem ich mit Leo damals im Riesenrad war, lehnte er sich sogar noch ein wenig vor.
„Er holte mich abends um 7 Uhr ab und beeilte sich mit mir zu diesem Jahrmarkt zu kommen.“ Ich lächelte vor mich hin, als ich mich an den Tag erinnerte.

dreieinhalb Jahre früher


Ich eilte die Treppe hinunter zur Tür und riss sie auf, wohl wissend das Leo dahinter stand.
„Hallo Leo.“, meinte ich lächelnd.
Er ließ die Hand sinken, die er zum klopfen erhoben hatte und grinste mich an. „Hey Cady.“ Er rieb sich den Nacken. „Ich wollte dich abholen.“
„Abholen?“ Ich sah ihn verdutzt an. „Du weißt, dass es schon 7 Uhr hat?“
„Ja. Deshalb bin ich ja jetzt hier. Darfst du noch raus?“
Ich sah an mir hinab. „Äh... So jedenfalls nicht.“
Sein Blick folgte meinem und sein Mund verzog sich zu einem spitzbübischen Grinsen. „Also, so gefällst du mir alle Mal.“
Ich wurde rot. Ich trug lediglich eine kurze Shorts und ein Top. „Ich... geh mich schnell umziehen. Komm doch solange rein.“
Mit hochrotem Kopf trat ich beiseite, damit er herein kommen konnte und rannte dann beinahe die Treppe hinauf.
„Oh. Hallo Leo.“, hörte ich meine Mutter noch sagen, bevor ich meine Zimmertür hinter mir zuwarf und zu meinem Schrank stürzte.
Das war das peinlichste, was mir je passiert ist. Noch nie stand ich in so kurzen Klamotten vor einem Jungen. Noch dazu einem Jungen den ich mochte.
„Typisch Cadence. Das passiert auch nur dir.“
Ich durchwühlte meinen ganzen Kleiderschrank und hielt dann abrupt inne. Warum war ich eigentlich so in Auffuhr? Ich kannte Leo doch schon lange genug. Da sollte ich mich doch nicht mehr wie vor meinem ersten Date benehmen.
Ich schüttelte den Kopf, atmete kurz durch und nahm dann ein schlichtes schwarz weißes T-Shirt und eine Jeans heraus. Nachdem ich mich dann kurz umgezogen hatte, ging ich wieder hinunter und folgte der Stimme meiner Mutter in die Küche.
„...schön, was du vor hast. Oh, hallo Cady. Ich hab dich gar nicht kommen hören.“ Sie sah überrascht auf und lächelte mich an. „Ich lass euch zwei mal allein. Viel Spaß euch beiden.“
„Dankeschön.“, gab Leo zurück und wand sich an mich. „Also, wäre die Dame dann bereit zu gehen?“
Ich schmunzelte. „Was für eine Dame?“
„Na, das hübsche Mädchen hinter dir. Ach nein Warte... das war dein Spiegelbild.“
Ich lachte leise. „Ich bin fertig.“
Er lächelte mich an und verließ mit mir das Haus. Als er dann auf die Uhr sah, begann er mich hinter sich herzuziehen. „Wir kommen zu spät. Komm schon, wir müssen uns beeilen.“
Stolpernd lief ich ihm hinterher. „Wohin geht es denn?“
Er grinste nur und lief weiter. Eine Viertelstunde später erreichte er mit mir den Jahrmarkt, der am nächsten Morgen abgebaut werden sollte und hielt an. Ich beugte mich atemlos vor und schnappte nach Luft.
„Keine Müdigkeit vortäuschen, wir müssen noch weiter. Bis auf die andere Seite des Platzes.“
Ich sah ihn fassungslos an. „Was? Leo, ich kann nicht mehr. Bitte, gib mir nur 5 Minuten.“
Er lächelte mich an. „Du kannst von mir so viel Zeit haben wie du willst. Aber ich würde dir schon gerne etwas zeigen.“ Er sah gen Sonne. Sie näherte sich langsam dem Horizont. „Wir müssen uns dafür noch ein bisschen beeilen.“
Ich richtete mich wieder auf. „Okay. Aber nicht so-“
Noch bevor ich zu Ende sprechen konnte, zog er mich bereits weiter. Mal wieder stolperte ich ihm hinterher und lief ein paar mal beinahe gegen die eine oder andere Person. Wenige Minuten später erreichten wir die andere Seite des Festplatzes... und standen vor einem riesigen Riesenrad.
„Komm.“ Er zog mich weiter.
Ich folgte ihm schweigend und sah neugierig zu den Gondeln hinauf. Als wir einstiegen, setzte er sich direkt neben mich und sah auf die Uhr.
„Wir dürften es rechtzeitig geschafft haben.“, meinte er nachdenklich und sah zur Sonne. Dann sah er wieder auf die Uhr und nickte.
„Rechtzeitig wozu?“, wollte ich von ihm wissen und zuckte zusammen, als es losging.
„Das siehst du noch.“, gab er lächelnd zurück.
Ich sah ihn nachdenklich an, lächelte dann aber zurück und sah mich neugierig um.
„Sag mal...“, begann er irgendwann, woraufhin ich zu ihm sah. „Bist du eigentlich immer noch Single?“
Ich sah ihn überrascht an. Er sah nachdenklich auf den Boden der Gondel. „Ja. Warum?“
Er schwieg und sah erst auf, als die Gondel ganz oben anhielt. Ich folgte seinem Blick zur Sonne und hielt den Atem an. Sie war beinahe ganz untergegangen und färbte den Himmel in einem wunderschönen Rotton. Am Horizont konnte ich den Ross R Barnett Reservoir sehen. Genau dort, wo die Sonne unterging. Sie färbte den See ebenfalls in Rot- und Orangetönen. Noch dazu spiegelte sich der Himmel ein wenig und das Wasser glitzerte. Ich stand auf und stellte mich an den Rand der Gondel.
„Das ist wunderschön!“, rief ich aus und betrachtete lächelnd den Sonnenuntergang.
Leo trat hinter mich und nahm mich vorsichtig in die Arme, als würde ich mich dagegen wehren. Ich sah lediglich überrascht zu ihm auf, aber er sah sich seelenruhig den Sonnenuntergang an. Irgendwann bemerkte er meinen Blick und sah zu mir herab.
„Was ist?“, wollte er verwundert über meinen Blick wissen und lockerte unsicher seinen Griff.
Ich lächelte ihn an. „Danke.“
Er sah mich einen Augenblick nur stumm an. Dann beugte er sich zu mir herab und küsste mich. Es war kein sehr langer Kuss. Aber er war auch nicht wirklich kurz. Er war gerade lang genug, um mir zu zeigen, dass er mehr als nur Freundschaft wollte.
„Ich liebe dich.“, flüsterte er.
Als ich mich umdrehte, ließ er mich überrascht los und trat unsicher einen Schritt zurück. Ich dagegen trat einen Schritt auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. „Ich liebe dich auch.“
Im nächsten Augenblick hielt er mich fest an sich gedrückt und küsste mich erneut. Immer wieder und wieder. Als wir uns voneinander lösten, waren wir bereits fast wieder unten. Er lächelte mich glücklich an und lehnte seine Stirn an meine.
„Ich hatte schon Angst, du würdest nicht genauso fühlen wie ich.“, meinte er leise.
Leise lächelnd küsste ich ihn nochmal und zog ihn dann aus der Gondel. „Komm mit.“
Diesmal war er es, der hinter mir her stolperte. „Wohin?“
„Bist du schon mal Kettenkarussell gefahren?“
„Äh... noch nicht. Warum?“
Ich lächelte zu ihm zurück. „Das siehst du noch.“
Er lächelte zurück.

Als wir früh am Morgen nach hause gingen, liefen wir nicht wie sonst immer nebeneinander her. Diesmal hatte er mir wegen der Kälte seine Jacke gegeben und hatte mir einen Arm um die Tallie gelegt. An meiner Haustür blieben wir dann stehen.
„Kommst... Kommst du mit hoch?“, wollte ich von ihm wissen, „Dann musst du nicht nach hause laufen.“
Er sah zum Küchenfenster, das zwei Meter neben der Haustür war. „Schlafen deine Eltern nicht schon?“
Ich nickte. „Sie hat bestimmt nichts dagegen. Und wenn wir leise sind, wacht sie auch nicht auf.“, fügte ich leise grinsend hinzu.
Er lächelte ein wenig. „Wenn du möchtest, dass ich hier schlafe... dann schlage ich natürlich nicht ab.“
Ich nahm lächelnd seine Hand, schloss die Tür auf und ging leise hinein. Er war noch nie in meinem Zimmer gewesen, geschweige denn in der oberen Etage.
„Du musst Murks-Mäuschen-still sein.“, flüsterte ich.
Er nickte und folgte mir leise die Treppe hinauf. Als ich eine Stufe übersprang, wartete er kurz und tat es mir dann nach. Oben angekommen schlichen wir durch den Flur. An dem Schlafzimmer meiner Eltern hielt ich kurz inne und horchte mit dem Ohr an der Tür. Als ich leises Gerede von meinen Eltern hörte schob ich Leo vorsichtig vorwärts.
„Warte da an der Tür.“, flüsterte ich und deutete auf eine Tür auf der anderen Seite des Ganges zwei Zimmer weiter.
Er tat worum ich ihn bat, woraufhin ich zaghaft an der Tür meiner Eltern klopfte.
„Herein.“, ertönte es müde von meinem Vater.
Ich öffnete die Tür und steckte den Kopf herein. Nachdem ich festgestellt hatte, dass die beiden bereits im Bett lagen und mein Vater meiner Mutter aus einer kleinen Lektüre vorlas, kam ich herein und schloss die Tür hinter mir.
„Ich bin etwas später wieder da, als geplant.“, meinte ich entschuldigend.
Mein Vater lächelte nur. „Komm her, meine Kleine.“
Ich ging zu ihm und setzte mich ans Bett. Er betrachtete mich kurz und lächelte dann etwas mehr.
„Habt ihr euren Spaß gehabt?“, fragte er liebevoll und legte die Lektüre beiseite. Er mochte es, meine Mutter so lange daraus vorzulesen, bis sie tief und fest an seiner Seite schlief, so wie meine Mutter es liebte, mich in den Schlaf zu singen, wenn ich nicht schlafen konnte.
Ich lächelte ihn an. „Wir haben wahnsinnigen Spaß gehabt.“, gab ich begeistert zurück, „Wir waren im Riesenrad, dann im Kettenkarussell, dann waren wir in der Geisterbahn und ein Dutzend mal im Brake-Dancer. Dann waren wir etwas Essen, im Lift, dann sind wir Autos-Skooter gefahren und dann waren wir wieder im Brake-Dancer. Zum Schluss waren wir nochmal in einer anderen Geisterbahn, aber dann wurde es zu kalt und wir sind gegangen.“
Er lachte leise. „Ihr habt die Zeit wohl völlig vergessen, oder?“
Ich nickte. Es war 3 Uhr morgens. Es überraschte mich, dass meine Eltern noch wach waren. „Warum seid ihr noch wach?“, fragte ich direkt.
„Wir waren lange spazieren.“, antwortete meine Mutter leise.
Ich lächelte schräg. „Ich denke, ich sollte jetzt auch ins Bett gehen.“
Mein Vater lächelte mich wieder an, während ich aufstand und beiden ein Küsschen gab. „Gute Nacht“, wünschte er mir, als ich zur Tür ging.
„Gute Nacht.“, gab ich zurück und hörte noch eine leise Erwiderung meiner Mutter.
„Ach, und Cady?“
Ich steckte den Kopf wieder ins Zimmer und sah zu meinem Vater. „Ja?“
„Herzlichen Glückwunsch dir und Leo.“ Er lächelte schräg und griff wieder nach der Lektüre.
„Woher...“
Er begann bereits wieder vorzulesen, weshalb ich leise die Tür schloss und noch eine weile mit schräg gelegtem Kopf davor stand, bevor ich schließlich zu meinem Zimmer ging, wo Leo bereits auf mich wartete. Er küsste mich kurz und folgte mir dann in mein Zimmer, wo mir auffiel, dass ich seine Jacke noch trug. Daher wusste mein Vater also, dass ich mit Leo zusammen war. Ich lächelte ein wenig und zog sie aus. Leo sah mir neugierig zu, wie ich mir wieder die kurze Shorts und das Top anzog, dass ich getragen hatte, als er mich abgeholt hatte. Ich bemerkte erst, dass er mich beobachtete, als ich fertig war und wurde sofort rot.
„Ich... äh...“
Er lächelte schräg. „Ist schon okay. Stört es dich, wenn ich...“
Ich hob die Hände. „Nein nein. Mach nur.“
Ich ging zu meinem Bett und kuschelte mich unter die Decke, erlag dann jedoch der Versuchung und beobachtete Leo beim ausziehen. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Als Leo zu Bett kam und ebenfalls bemerkte, dass ich ihn beobachtet hatte, wurde ich noch roter, während er ein wenig lächelte und sich zu mir legte. Ich rückte zu ihm herüber und kuschelte mich an ihn heran, woraufhin er die Arme um mich legte und an sich zog. Ich gähnte müde und spürte noch, wie er mir einen Kuss auf den Schopf drückte, bevor ich einschlief.

Unsicherheit


Heute


„Nun, danach waren wir drei Wochen zusammen, bevor er wieder umzog.“, beendete ich das Ganze und sah zu Andrew auf.
Er hatte sich bereits neben mich gesetzt und aufmerksam zugehört. „Weißt du, was noch fehlt?“
Ich zog die Brauen zusammen. „Nein. Was?“
Sein Mundwinkel hob sich. „Du hättest dich mit einem Getränk bekleckern müssen.“
Ich hob eine Braue. „Warum?“
„Na, weil dann dein T-Shirt an deinem Oberkörper geklebt hätte.“
Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen worauf er hinaus wollte. „Drew!“, rief ich entrüstet aus und wurde tomatenrot.
Er lachte leise. „Das war natürlich nur ein Scherz. Bekomme ich etwas von dir?“
Ich schwieg kurz, verdaute dass er nur gescherzt hatte und nickte. Daraufhin beugte er sich einfach zu mir vor, nahm mich im Nacken und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Ich riss die Augen auf, stieß ihn weg und verpasste ihm zusätzlich noch eine Ohrfeige. Er blieb einen Moment lang still, bevor er die Hand an die Wange hob.
„Aua.“, meinte er halblaut und rieb sich die schmerzende Stelle, begann dann jedoch zu lächeln. „Naja, es hat sich ja gelohnt.“
Ich zog wieder die Brauen zusammen und wich zurück, als er sich etwas vorbeugte.
„Keine Sorge, ich küsse dich nicht nochmal.“ Er zögerte. „Zumindest heute. Das macht keinen Spaß, wenn Leo nicht dabei ist.“
Ich lachte leise. „Was?“
Er zuckte mit den Schultern. „Es macht Spaß die anderen eifersüchtig zu machen.“ Er grinste. „Ich bin Profi.“
Nun lachte ich richtig und schüttelte amüsiert den Kopf. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen.“
Er grinste mich an und stand mit einem kurzen Blick auf die Uhr auf. „Ich sollte jetzt besser wieder gehen.“
Gerade als er zu Ende gesprochen hatte, wurde die Tür geöffnet. Da die Tür zum Wohnzimmer neben der Haustür war, konnte ich direkt sehen, dass es Leo war, der herein kam. Er steckte gerade etwas ein und legte den Schlüssel auf die Kommode neben der Tür.
„Hallo Leo.“, meinte Drew lächelnd.
Er sah überrascht zu uns und lächelte zurück. „Hallo Drew. Guten morgen Cady.“
Ich lächelte ebenfalls. „Guten morgen.“
Ich folgte Andrew in den Flur und wurde direkt von Leo an sich gezogen und geküsst.
„Du hast echt ein Glück mit ihr.“, bemerkte Drew, „Wirklich sehr weiche Lippen, hat die Kleine.“
Abrupt löste sich Leo von mir und sah Drew irritiert an. Dieser grinste ihn nur an und eilte raus, bevor Leo verstand, was Andrew ihm damit sagen wollte. Da Drew nun nicht mehr da war, sah Leo zu mir und hob fragend eine Braue.
„Weiche Lippen?“, hakte er nach, „Ich glaube nicht, dass er das nur erraten hat.“
Ich hob die Hände. „Ich hab ihn dafür geohrfeigt.“
Nun sah er mich überrascht an. „Ehrlich? Du hast ihm für einen Kuss eine Ohrfeige gegeben.“
Ich nickte langsam, woraufhin er lachte und mich erneut küsste.
„Ehrlich gesagt, bei Andrew ist das so eine Sache. Er küsst jede Frau, die er gern hat. Milli hat er auch schon ein paar mal geküsst. Er küsst sogar Alex.“
Ich zog die Brauen zusammen, als ich mir vorstellte, wie Drew Alexander küsste.
„Ich meine Lucas Frau.“
„Ach so.“ Das erklärte alles. „Aber die beiden kennen sich doch kaum.“
Er zuckte mit den Schultern. „Er mag sie gern. Und sie war regelmäßig zu Besuch. Die Beiden haben sich ganz gut kennen gelernt.“
„Und was sagt Luca dazu?“
„Bei den ersten Malen hat er ihm noch einen Kinnhaken verpasst. Irgendwann hat er ihn nur noch wütend angesehen.“
Ich sah ihn verwundert an. „Und wie würdest du reagieren, wenn er mich vor deinen Augen küssen würde?“
Er schürzte die Lippen. „Kommt ganz drauf an.“, gab er zurück.
„Worauf?“
„Ob du es möchtest. Und wie sehr du es möchtest.“
Ich schüttelte bei dem Gedanken den Kopf und küsste ihn innig. „Ich liebe dich.“
Er lächelte mich glücklich an. „Ich dich auch. Wie wäre es, wenn wir in den Park gehen?“
„In den Park?“, hakte ich nach.
Er nickte. „Es ist angenehm warm heute. Wie wäre es mit Picknick? Oder im See schwimmen.“
Ich schmunzelte. „Schwimmen? Dafür ist es doch wieder ein bisschen zu kalt, findest du nicht?“
Er schürzte die Lippen. „Okay, da hast du wieder Recht. Ich will nicht, dass du dich noch erkältest.“ Er machte eine kurze Pause. „Pack deine Badesachen, ich will dich im Bikini sehen!“
Lachend schüttelte ich den Kopf und ging hinauf.

Ich streckte mich und machte es mir auf der Decke gemütlich, die Leo auf der Wiese ausgebreitet hatte. Ich war pappsatt und vollkommen zufrieden. Leo lag neben mir und hatte seinen Arm um meine Tallie gelegt. Er lag auf dem Bauch und döste vor sich hin. Ich wusste nicht, wie lange wir dort lagen. Irgendwann wurde mir von irgendwas die Sonne versperrt, woraufhin ich die Augen öffnete und blinzelnd zu der Person auf sah, die neben der Decke stand und auf uns hinab sah.
„Oh.“, meinte ich überrascht, als ich Leos Freundin erkannte.
Sie hatte die Arme unter der Brust verschränkt, und sah wütend auf uns herab. „Was für eine Überraschung, dich hier zu sehen, Leo.“, meinte sie mit gespielter Fröhlichkeit.
Leo zuckte neben mir zusammen und hob abrupt den Kopf. „Milli.“
„Wer hätte gedacht, dass die Freunde zu denen du gehst, das Mädchen ist, mit dem du dich im Restaurant unterhalten hast.“
Ich zog die Brauen zusammen und sah zu Leo. „Freunde?“
„Die kennst du nicht.“, erklärte er mir kurz und sah zu Milli auf. „Ich war bei ihnen.“
Sie zog eine Brauen hoch und sah missbilligend zu mir hinab. „Das sehe ich.“
Er seufzte tief.
„Was für Freunde?“, fragte ich weiter.
„Das ist nicht wichtig.“, antwortete er.
„Nicht wichtig?“, hakte Milli nach, „Du bist da doch jedes Wochenende. Wenn nicht sogar in der Woche, wenn du Feierabend hast.“
„Milli, was willst du?“, wollte Leo schließlich von ihr wissen.
„Das fragst du noch? Seit viert Tagen warte ich darauf, dass du dich wieder meldest. Du sagtest du wärst bei deinen ach so tollen Freunden. Weil ich wusste, dass du oft bei ihnen bist, habe ich dir geglaubt und finde dich nun mit dieser... dieser... Göre

hier im Park!“
Göre?

, dachte ich mir.
Leo stand auf und sah Milli wütend an. „Wage es nicht noch einmal Cadence zu beleidigen. Du kennst sie nicht.“
Ich sah überrascht zu ihm auf. Dabei bemerkte ich, dass langsam Wolken aufzogen. Dunkle Wolken.
„Schrei mich nicht an, verdammt nochmal!“, fuhr Milli Leo an.
„Was ist bloß los mit dir?“, wollte dieser darauf wissen.
„Was los ist? Ich habe gerade erfahren, dass du mir fremd gegangen bist. Das ist los!“
„Du tust doch das selbe. Aber im Gegensatz zu dir, liebe ich die Person.“
Es begann zu regnen und Milli sah Leo wütend an.
„Du hast mir erzählt, du würdest mir niemals fremd gehen. Du hast es mir versprochen!“ Ich war mir sicher, das ihr Tränen über die Wangen liefen, aber ich war mir wegen dem Regen nicht sicher.
Ich stand auf und begann die Sachen zusammen zu packen, während Leo sich mit Milli stritt. Ich strengte mich an, einfach weg zu hören. An einigen Stellen gestaltete es sich jedoch als sehr schwierig.
„Als wir bei Cadence zu Besuch waren, sagtest du, sie würde deine Liebe nicht erwidern.“, schrie Milli Leo an.
„Zu dem Zeitpunkt dachte ich auch, es wäre so!“, brüllte Leo zurück.
Ich stellte Teller und Gläser in den Korb und sammelte das Besteck ein.
„...erinnere mich noch gut daran, wie du mir gesagt hast, du würdest mich um nichts auf der Welt verlassen!“
„Ich habe dich noch gar nicht verlassen!“
„Aber du hast es vor!“ Millis Stimme war bereits rau und schrill. Ihr Haar klebte ihr im Gesicht und Leo klebten einige Strähnen an der Stirn.
Ich schob ihn sanft von der Decke und hob sie auf um sie zusammen zu legen. Während ich das tat, kam mir ein kleiner schmerzhafter Gedanke in den Sinn.
Vielleicht hätte ich ihn nicht suchen dürfen. Dann wäre vieles nicht passiert.


Der Gedanke trieb mir Tränen in die Augen. Ich sah überrascht auf die Wiese, als ein Messer aus der Decke viel. Ich musste es übersehen haben.
Ohne groß nachzudenken, wo ich das Messer erwischte, griff ich danach und zuckte zusammen, als ich mich daran schnitt. Ich blinzelte um eine freie Sicht zu bekommen und stellte fest, dass ich zu fest zugepackt hatte. Der Schnitt ging bis an die Knochen meiner Handfläche. Ich nahm das Messer am Griff und legte es in den Korb, bevor ich die Decke in die verletzte Hand nahm, damit Leo es nicht sah und den Korb mit der anderen hochhob. Als ich Aufbruch bereit da stand, sah Leo kurz zu mir und seufzte tief.
„Milli, ich hab jetzt keine Zeit mehr für Streitereien. Da du sagtest, dass du mich nicht liebst, ging ich davon aus, dass es dir nichts ausmacht, wenn ich mit Cadence zusammen bin.“
Ich senkte den Blick als sie zu mir sah. „Tut mir Leid, Milli.“, meinte ich dabei leise.
„Du musst dich nicht entschuldigen.“, meinte Leo an mich und legte mir einen Arm um die Tallie, um zu gehen.
Ich sah Milli noch eine Weile an, ließ es zu, dass Leo mir den Korb aus der Hand nahm und winkte ihr zum Abschied. Sie sah mich kurz verwundert an, winkte dann jedoch ebenfalls.
Ich sah nach vorn und wunderte mich darüber, dass meine Hand nicht weh tat. Leo bemerkte nicht, dass ich mich geschnitten hatte.
„Warum hast du dich bei ihr entschuldigt?“, wollte er von mir wissen und sah mich nachdenklich an.
Weil ich mich zwischen euch gedrängt habe.

Ich hob die Schultern. „Ich weiß nicht.“ Du sieht es nicht, aber sie liebt dich. Und wäre ich nicht gewesen, hätte es zwischen euch etwas werden können.

Der Regen spülte die Träne weg, die an meiner Wange hinunter rann.
„Tut mir Leid, dass du das mit anhören musstest.“
Ich hob erneut die Schultern. „Ist schon okay.“
„Alles in Ordnung?“
Ich sah zu ihm auf und lächelte. „Alles super.“
„Bist du sicher? Du bist etwas blass.“
Ich nickte. „Ich bin in Ordnung.“ Ich spürte, wie etwas von meinem Handrücken tropfte. Und es war kein Regen.
Am Auto stellte Leo den Korb in den Kofferraum und wollte mir bereits die Decke abnehmen. Ich kam ihm zuvor und legte sie so hinein, dass man das Blut ich sehen konnte. Jetzt hatte ich ein Problem. Ich musste während der Autofahrt die Hand vor ihm verstecken und darauf achten, kein Blut zu hinterlassen.
Als mein Handy klingelte, zuckte ich etwas zusammen, holte es aus meiner Tasche und hob ab.
„Ja?“, meldete ich mich.
„Cady?“
Ich zog die Brauen zusammen. „Wer ist da?“
„Ich bin’s.“
„Wer ist ich?“
Ein kurzes genervtes Stöhnen war zu hören. „Wie kann es sein, dass du mich innerhalb von einem halben Jahr vergisst?“
Ich schwieg eine Weile und dachte nach. Dann fiel es mir wieder ein. „Gabriel!“
„Ah, jetzt hast du’s wieder.“
„Ich dachte schon, ich höre gar nichts mehr von dir.“
Leises lachen war auf der anderen Seite zu hören.
„Wie geht’s dir?“
„Fantastisch.“
„Was macht dein Herz?“
„Weg.“
„Weg?“ Ich zog die Brauen zusammen und ging zur Beifahrertür. „Was soll das heißen, weg

?“
„Ich hab mich für ein neues entschieden.“
Ich begann zu lächeln. „Das ist ja super! Wie kommt es zu diesem Sinneswandel?“
„Ich hab da so ein Mädchen kennen gelernt.“
„Bist du verliebt?“
„Ich glaube schon.“ Er seufzte. „Aber sie ist selbst in jemanden verliebt. Ich bin nur ihr allerbester Freund. Und dann hat sie noch ihren Bruder.“ Er schwieg kurz. „Naja, ich bin sicher, irgendwann bemerkt sie, dass sie mich auch liebt.“
Ich lächelte schräg. „Und dann willst du, dass sie sich zwischen euch entscheidet?“
„Muss sie ja. Wenn sie mir erst einmal gesagt hat, dass sie mich liebt, werde ich nicht mehr locker lassen, bis sie mir das Gegenteil beweist.“
Ich schluckte. „Du scheinst dich ja wirklich sehr verguckt zu haben.“
Wieder lachte er leise. „Sieht so aus, ja.“
„Kenne ich das Mädchen?“
Er schwieg erneut. „Erinnerst du dich, an das Mädchen, dass mit mir damals das Zimmer geteilt hat? Als du da im Krankenhaus gearbeitet hast.“
„Ja, ich erinnere mich. Ihr Bruder und ihr Freund waren ständig bei ihr. Du meinst doch nicht etwas sie.“
Es dauerte einen Augenblick, bis er antwortete. „Sie hat eine wundervolle Stimme.“ Er hörte sich an, als würde sie gerade vor ihm stehen. „Und sie ist wunderschön. Sie ist einfach... wundervoll. Sie hat mich sogar in den Schlaf gesungen, obwohl sie mich kaum kannte.“
„Du hast ein gutes Herz. Da muss man dich einfach mögen.“
Er seufzte schwer. „Mögen. Aber was würde ich dafür geben, damit sie mich liebt.“
Ich lächelte schräg. „Gib ihr etwas Zeit. Zeit ihr, wie sehr sie an der hängt. Halte dich ein paar Tage von ihr fern, dann bemerkt sie, dass du ihr fehlst.“
„Schon dabei.“ Es hörte sich so an, als würde er lächeln. „Ich bin für ein Monat bei meinem Bruder.“
„Klasse. Da freue ich mich für dich.“ Das tat ich von ganzem Herzen. Gabriels Eltern hatten ihn links liegen lassen, als seine Mutter schwanger wurde. Da er zu meiner Zeit bei ihm im Sterben lag, gingen sie wohl davon aus, dass er bereits nicht mehr lebte. Sein Bruder hatte keinen Kontakt zu seinen Eltern. Aber er liebte seinen Bruder. Und Gabriel vergötterte ihn.
„Ich muss jetzt wieder auflegen. Jaydon ist gleich wieder da.“
„Ist okay. Ruf mich mal wieder an, ja?“
„Mach ich auf jeden Fall.“
„Tschüss.“
„Bye bye.“
Ich legte auf und steckte das Handy wieder ein, während Leo in meine Straße einbog.
„Wer ist Gabriel?“, wollte er neugierig wissen.
„Ein Junge aus dem Krankenhaus in Kansas.“
„Kansas? Krankenhaus?“
Ich erzählte ihm von Gabriel, während er in der Auffahrt parkte, mit mir ins Haus ging und die Sachen verstaute. Ich achtete währenddessen peinlich genau darauf, dass er meine verletzte Hand nicht sah.
„Ich bin gleich wieder da.“, meinte ich als ich ihm alles erzählt hatte und ging ins Bad.
Dort ging ich direkt zum Waschbecken und hielt meine tropfende Hand unter den Wasserhahn, den ich voll aufdrehte. Es begann sofort weh zu tun, was ich jedoch ignorierte und mit der anderen Hand im Schrank nach Nadel und Faden suchte. Wenn ich es richtig anstellte, würde es so aussehen, als wäre der Schnitt noch vom Autounfall. Ich wollte nicht, dass Leo sich Sorgen um mich machte.
Ich zuckte zusammen als es an der Tür klopfte.
„Cady?“, ertönte Leos Stimme auf der anderen Seite.
„J-ja?“
„Warum ist hier Blut auf dem Boden?“
Ich dachte kurz nach. „Ich hatte heute morgen Nasenbluten.“
„Das Blut ist frisch.“
„Äh...“ Denk nach Cady, denk nach.


Bevor ich antworten konnte, kam Leo herein, woraufhin ich die Schranktür zuschlug und meine Hand hinter mir versteckte.
„Was machst du da?“
„Hände waschen.“ Das war gar nicht so gelogen, wie es sich anfühlte.
„Im Schrank? Und was versteckst du da?“ Er kam langsam näher. „Bist du verletzt oder so?“
Ich schluckte, während er nach meinem Arm griff und hinter mir hervor zog. Ich ballte die Hand zu einer Faust und hoffte, dass es nicht allzu sehr blutete. Aber der Schnitt machte mir einen Stich durch die Rechnung. Wenige Sekunden nachdem ich die Hand zur Faust geballt hatte, rann das Blut bereits langsam an meinem Arm hinab.
„Gott... was hast du gemacht?“, wollte Leo fassungslos wissen und zwang mich die Hand zu öffnen.
Ich verzog bei den Schmerzen das Gesicht. „Ich... Ich habe mich aus Versehen geschnitten. Als ich nach dem Picknick die Sachen eingepackt habe.“
„Das sieht so aus, als hättest du dir mit Absicht da rein geschnitten. Mein Gott, wie hast du das nur geschafft? Ich kann sogar deine Knochen sehen.“ Er ließ meinen Arm los und riss die Schranktüren auf.
„Ich hab nicht gesehen wo ich das Messer angefasst habe und hab zu fest zugegriffen.“
Nachdem er Nadel und Faden gefunden hatte, legte er beides an den Rand des Waschbeckens und hielt meine Hand unter Wasser. Dann nahm er noch das Desinfektionsmittel aus dem Schrank und säuberte die Wunde, bevor er wieder nach Nadel und Faden griff.
„Hältst du das aus?“, wollte er wissen, als er bereit zum Nähen neben mir stand und schluckte hart. „Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, wenn du vor Schmerzen schreist, die ich dir zufüge.“
„Ich werde nicht schreien.“, versprach ich ihm.
Er zögerte noch kurz, bevor er begann zu nähen. Ich biss die Zähne zusammen und drückte bei dem dritten Einstich das Gesicht an seine Schulter. Als er eine Viertelstunde später fertig war, war seine Schulter nass vor Tränen. Meine Hand war steif vor Anspannung und Leo schien geschockt zu sein. Aber er hielt nicht inne. Er schnitt den Rest Faden ab und wusch mir das Blut von der Hand. Nachdem er sie dann abgetrocknet hatte, zog er mich in seine Arme und hielt mich fest bei sich.
„Mach das nie wieder.“, flüsterte er, „Tu mir Sowas nie wieder an.“
Ich klammerte mich an ihn und bereute es umso mehr ihn aufgesucht zu haben. Ich hätte nie herkommen sollen.



„Was ist los?“
Ich sah von dem Buch auf, das ich las. „Was soll los sein?“
Leo seufzte, setzte sich zu mir und sah bedrückt auf den Boden. Seit anderthalb Wochen trug ich nun diese Schuldgefühle mit mir herum. Ab und zu vergaß ich sie und war glücklich mit Leo. Aber dann holten mich die Erinnerungen ein. An das Riesenrad, den Unfall, den Streit und die Narbe an meiner Hand.
„Es kommt mir so vor, als wärst du meilenweit weg von mir. Manchmal kommt du etwas näher, aber dann entfernst du dich wieder.“ Er sah zu mir auf. „Warum?“
Ich senkte den Blick und schlug das Buch zu. „Ich weiß nicht, was du meinst.“, log ich leise, stand auf und flüchtete in die Küche.
Ich hörte Leo noch seufzen. Ich atmete leise durch und begann damit das Mittagessen zu machen. Eine Stunde später saß mich schweigend mit Leo am Tisch. Er stocherte jedoch nur in seinem Essen herum.
„Schmeckt es dir nicht?“, fragte ich ihn verwundert. Bisher hatte er alles verputzt was ich gekocht hatte.
Er sah überrascht auf. „Hm? Oh. Doch, es ist fantastisch.“
Etwas unsicher hielt ich mit Essen inne. „Warum isst du dann nicht?“
Er hob die Schultern. „Ich hab keinen Hunger.“
„Du hast heute noch nichts gegessen. Und gestern Abend auch nicht.“ Er war ins Bett gegangen, bevor ich Abendessen machen konnte. Etwas kleines. „Alles in Ordnung?“
„Ich weiß nicht. Ich habe keinen Appetit.“ Er legte die Gabel beiseite. „Cady?“
„Ja?“
Er schwieg einen Augenblick. „Liebst du mich?“
Ich sah ihn überrascht an. „Ja. Ich liebe dich von ganzem Herzen.“
„Bist du dir da sicher?“
„So sicher wie noch nie. Warum fragst du?“
Er schob den Teller von sich. „Weil ich sich nicht mehr so anfühlt.“, antwortete er leise, „Du redest kaum noch mit mir, weichst mir aus und lässt dich von mir kaum noch berühren. Das letzte Mal, dass ich dich geküsst habe, ist vier Tage her. Du lächelst nicht mehr so oft wie vorher und lachst viel seltener.“ Er sah zu mir auf. „Mache ich irgendwas falsch? Vernachlässige ich dich? Sprich mit mir, Cadence. Habe ich dir irgendwie weh getan?“
„Um Gottes Willen, nein!“, rief ich aus, „Nein nein nein. Du bist doch nicht Schuld daran.“ Ich stand auf, ging um den Tisch herum und warf mich in seine Arme. „Du hast gar nichts falsch gemacht. Du vernachlässigst mich nicht und du hast mir auch nicht weh getan.“
„Was ist es dann?“ Er sah mich gequält an.
„Es ist... Es ist wegen … weil...“ Ich atmete kurz durch. „Ich hätte nicht herkommen sollen.“
„Wie bitte?“
„Ich hätte in Jackson bleiben sollen. Ich hätte dir nie wehgetan, wenn ich in Jackson geblieben wäre. André wäre nicht gestorben und du hättest nie den Streit mit Milli gehabt.“
„Streit mit... Cadence, der Streit ist unwichtig. Ich habe mit ihr gesprochen. Sie versteht mich voll und ganz. Sie hat mir verziehen. Hörst du?“
„Das ist es nicht.“
„Ist... was ist es dann?“
„Sie liebt dich, Leo. Du weißt es nicht und sie wird es dir jetzt wohl nie mehr sagen, aber sie liebt dich. Und irgendwann hättest du mich vergessen. Ihr hättet zusammen glücklich werden können und-“
Er hielt mir den Mund zu und sah mich erschrocken an. „Sag. Sowas. Nie. Wieder.“, sagte er langsam, „Bitte. Sag das nie wieder.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann dich nicht vergessen. Ich liebe dich. Nur dich und ich werde auch keine andere lieben, verstanden? Ich weiß, das Milli mich liebt, aber das geht vorüber. Ich kenne sie schon etwas länger als du. In einem Monat wird sie über mich hinweg sein und sich einen anderen suchen.“ Er nahm sachte die Hand wieder runter.
„Aber du hattest ihr versprochen, sie nie zu verlassen.“, gab ich leise und zaghaft zurück.
„Ich hatte ihr versprochen, sie nie zu verlassen, weil ich sie nicht liebe. Ich habe ihr danach gesagt, dass ich sie erst verlassen würde, wenn die Frau die ich liebe, diese Gefühle erwidert. Sie wusste, dass ich sie verlassen würde, wenn du dich in mich verlieben würdest. Es kam nur etwas... plötzlich.“ Er zog mich an sich und küsste mich sanft. „Ich liebe dich.“, flüsterte er an meinem Mund, „Vergiss das bitte nicht.“
Ich legte ihm vorsichtig die Arme um den Hals und erwiderte den Kuss.

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Tag der Veröffentlichung: 05.03.2010

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Widmung:
Für Lottie Ohne dich würde es das Buch gar nicht geben.

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