Planet Genesis
Admiral James T. Kirk stand in der Zentrale der halb zerstörten Enterprise und starrte auf den Bildschirm. Doch er sah weder die fast ebenso verwüstete Zentrale des gegnerischen Schiffes noch die große Gestalt des klingonischen Kommanders an. Er hörte Leutnant Savik, die ihm in dem für Vulkanier üblichen kühlen und neutralen Tonfall meldete, dass sie tatsächlich Gefangene der Klingonen waren. Sie, David – und Spock. Spock, der vor Wochen gestorben war. Kirks Gedanken überschlugen sich, als er ihre Worte hörte: „Er ist nicht er selbst, aber er lebt, Sir.“
Sarek hatte also Recht gehabt. Jim Kirk hatte keine Erklärung, wie es möglich sein sollte, dass Spock am Leben war. Doch es war eindeutig. Spocks Körper lebte dort unten auf Genesis, doch seine Seele steckte in Doktor McCoy fest. Und nun hörte er auch David. Erleichtert atmete er auf, sein Sohn lebte. Doch ungläubig hörte Kirk, wie David ihm erklärte, dass das Projekt Genesis Fehlschlag sei. Der Planet – und Spock – unterlagen einem rapiden Alterungsprozess. Was bedeutete das für Spock? Der Planet würde sich in wenigen Stunden selbst zerstören. Und die drei dort? Er musste sie herausholen!
Doch jetzt sprach der Kommandant der Klingonen wieder – und er befahl den Tod eines der Gefangenen. Entsetzt versuchte Kirk, ihn aufzuhalten: „Warten Sie!“
Die einzige Reaktion des Klingonen war die wütende Bemerkung an seine Leute, es sei ihm egal welcher. Kirk lauschte hilflos auf die undeutlichen Geräusche, die von Genesis stammten. Dort, wo sein Sohn war. Dort, wo Spock war. Schließlich hörte er Savik’s Stimme. Er hatte genug Erfahrung mit Vulkaniern, um hinter ihrer neutralen Stimme die Trauer und den Schmerz herauszuhören: „Sir, David ist tot.“
Planet Simunal
Die drei Mädchen ließen sich auf die bequemen Stühle vor dem Café fallen. Vor ihnen standen schon die bestellten Getränke und Eisbecher. Zwei von ihnen griffen hastig nach den Gläsern, die Hitze hier auf dem großen Platz war fast schon unangenehm lästig. Doch ernsthaft störten sie sich nicht daran, sie lachten fröhlich und stießen ihre Freundin an: „Hei, was ist los, Shee? Mensch, jetzt freu dich doch mal. Wir haben vier wunderbare Tage frei. Das heißt amüsieren, shoppen und feiern. Hast du gehört? A-mü-sie-ren. Du weißt doch, wie das geht.“
Das angesprochene Mädchen riss sich zusammen und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Sie lächelte automatisch: „Klar weiß ich das.“
Sie griff nach dem Glas. Sie hatte wirklich Durst. Doch sie hatte Mühe, nicht sofort wieder in ihre Gedanken zurückzugleiten.
Ihre Freundinnen kannten sie gut. Sheena Winslow war immer wieder mal höchst eigenartig. Zuweilen stand sie einfach da und starrte Löcher in die Luft, als sei sie ganz woanders. Dann hörte sie kaum zu, wenn man sie ansprach. Dennoch war sie eine tolle Freundin, mit der sie schon alles Mögliche angestellt hatten. Sie vertrugen sich einfach gut, und so achteten sie auch jetzt kaum auf deren geistige Abwesenheit. Lachend machten sie sich auf einige gut aussehende junge Männer aufmerksam, die immer wieder zu dem fröhlichen Trio hinübersahen.
Sheena versuchte, nicht allzu abwesend zu wirken, doch in Wirklichkeit lauschte sie in sich hinein. Was geschah bei David? Seit vielen Wochen war er auf Genesis und erforschte diese Welt, die er geschaffen hatte. Die Verbindung war nur schwach, wie immer, wenn sie räumlich weit getrennt waren. Und Genesis war viele Lichtjahre entfernt. Doch sie spürte seine Gefühle und ebenso, dass er gezielt den Kontakt mit ihr suchte. Und er war besorgt, fast verzweifelt, unsicher, erstaunt und verblüfft. So viele Eindrücke, was geschah dort?
Sie zuckte, unbemerkt von ihren Freundinnen, zusammen. David war in Gefahr. Sie spürte es deutlich. Langsam stand sie auf, ging zu der niedrigen Steinmauer, die den Platz umsäumte und sah blicklos auf die darunterliegenden Terrassen. Ihre Augen waren weit offen, doch sie sah nichts. Ihre Gedanken waren bei David, versuchten mehr zu erfassen, mehr zu spüren. Gefahr, Angst, Wut und dann – ein entsetzlich intensiver Gedanke: „Sheena, halt mich!“ Gleichzeitig durchfuhr sie grauenvoller Schmerz.
Aufschreiend brach ihre Gestalt zusammen, ihre Arme schlugen blind um sich. Entsetzt fuhren ihre Freundinnen von ihren Stühlen empor und rannten zu ihr. Sie versuchten ihre Arme zu fassen, doch Sheena schlug ihre Hände weg und schrie und schrie...
Jim Kirk saß in einem der bequemen Sessel seiner kleinen Wohnung. Beide Hände lagen locker gewölbt um das große, bauchige Glas, der saurianische Whisky darin schimmerte wie dunkles Gold. Langsam und in Gedanken nahm er einen tiefen Schluck. Vor genau – er sah auf die Anzeige an der Wand gegenüber – 42 Stunden war seine Degradierung zum Captain ausgesprochen worden. Es fraß an ihm, an seinem Stolz, seinem Ego. Er war ein guter Admiral gewesen. Er hatte alle seine Aufgaben schnell und effizient erledigt.
Er hatte diesen verdammten Schreibtischjob gehasst.
Wie oft hatte er nach einer Gelegenheit gesucht, wieder den Boden eines Schiffes unter sich zu spüren? Und wenn es nur um die Überprüfung von Kadetten ging – Hauptsache, er war auf einem Raumschiff und nicht in diesem verdammten Büro.
Er würde einen Auftrag bekommen. Sobald die neue Enterprise einsatzfähig war – und da Scotty dort war, würde das schon sehr bald sein – würde er starten. Mit seiner neuen Mannschaft. Neu? Zum ersten Mal an diesem Tag grinste er. Pille hatte ihn abgefangen, als er gestern Abend nach Hause gekommen war.
Dr. Leonard McCoy, der schon immer davon geträumt hatte, einmal als einfacher Landarzt zu praktizieren. Er hatte seinen Traum wahrmachen wollen, hatte sich schon nach einer Praxis umgesehen. Dennoch war er gestern gekommen – und hatte ihm erklärt, er fühle sich noch zu jung, um auf dem Land zu leben. Pille würde wieder mit ihm kommen.
Ein Summen ertönte und störte ihn in seinen Gedanken. Missmutig starrte Kirk auf das rot leuchtende Lämpchen des Kommunikators, wollte es ignorieren. Doch schließlich drückte er dennoch auf den kleinen Knopf und nahm das Gespräch an. Ein Gesicht erschien auf dem Bildschirm, und James Kirk begann zu strahlen, obwohl auf dem kantigen, von tiefen Falten durchzogenen Gesicht keine Regung zu erkennen war. Nur in den schwarzen Augen schimmerte es warm, und Kirk wusste, dass der Mann dort auf dem Bildschirm lächelte.
„Captain!“ Die tiefe, sonore Stimme tönte aus dem Lautsprecher, kühl und fast modulationsfrei – wie immer. „Nach meinen Informationen fehlt noch ein Erster Offizier in Ihrer Mannschaft.“
„Dem ist so.“
Kirk versuchte das fast unverschämte Grinsen zu verstecken, schaffte es jedoch nicht. Erwartungsgemäß wanderte deshalb auch eine der dunklen Augenbrauen missbilligend nach oben.
Ungerührt sprach Spock weiter: „Wären Sie mit einem Vulkanier einverstanden?“
„Nur mit einem ganz bestimmten Vulkanier.“
„Dann werde ich mich in vier Tagen, einer Stunde und 30 Minuten auf der Enterprise melden.“
Diesmal grinste Kirk völlig offen. Spock war eindeutig wieder der völlig der Alte.
„Ich erwarte Sie.“ Ehe der Freund abschalten konnte, fügte er noch hinzu: „Danke, Spock.“
Wieder wanderte die Augenbraue nach oben.
„Wofür, Captain?“
„Das wissen Sie genau, Sie alter Halunke.“
Jim Kirk blieb vor dem Gerät sitzen, immer noch breit grinsend. Damit war seine Mannschaft komplett. Zum Teufel mit der Degradierung! Er hatte wieder das Kommando über die Enterprise – mit der besten Mannschaft, die es je gegeben hatte. Nyota Uhura und Hikaru Zulu hatten sich sofort zu seinem Kommando versetzen lassen. Obwohl Zulu ansonsten vermutlich schon bald sein eigenes Kommando bekommen könnte. Und General Rasling hatte die Versetzungen schnellstens genehmigt. Und auch Pawel Chekow würde wieder zu ihm stoßen. Scotty gehörte ohnehin zur Mannschaft.
Kirk lehnte sich zurück und dachte an die unglaublichen Ereignisse der letzten Monate. Er hatte geglaubt, einen seiner besten Freunde verloren zu haben. Doch Spock hatte durch eine Verkettung erstaunlichster Umstände überlebt.
Sein Lächeln verschwand. Denn ein anderer war von ihm gegangen. Vor wenigen Wochen erst hatte er seinen Sohn gefunden – hatten sie zueinander gefunden. David hatte ihn endlich als Vater akzeptiert. David! Schmerz und Trauer überfielen ihn und wurden mühsam zurückgedrängt.
Ein neuer Schmerz kam hinzu: Carol – sie hatte sich geweigert, mit ihm zu sprechen. Gab sie ihm die Schuld an Davids Tod? Hätte er es verhindern können? Eine Frage, die er sich selbst immer wieder stellte. Wenn er anders gehandelt hätte, wenn er früher nach Genesis zurückgekehrt wäre, wenn… wenn…
Hart stellte er das Glas auf den Tisch. Er konnte es nicht mehr ändern, und wenn er noch so viel grübelte. Er würde mit dem Tod seines Sohnes leben – leben müssen. So, wie er mit vielen anderen Erinnerungen lebte. Erinnerungen an Siege – und an Niederlagen.
Ein lautes Summen ließ ihn aufschrecken. Irritiert blickte er zur Tür, dann zur Zeitanzeige. Früher Nachmittag. Er aktivierte die kleine Kamera, die den Eingangsbereich zeigte. Eine junge Frau stand vor der Tür. Schlank, größer als der Durchschnitt und ausgesprochen gut aussehend, wie er während der Musterung feststellte. Er hatte sie noch nie gesehen.
„Ja?“
Sie sah zur Aufnahmelinse empor.
„Admiral Kirk? Mein Name ist Sheena Winslow. Sie kennen mich nicht. Aber …“, sie zögerte kurz. „Ich muss Sie sprechen. Es ist sehr wichtig für mich – und für Sie.“
„Worum geht es denn?“
Sie wirkte nervös und etwas unsicher. „Das möchte ich nicht unbedingt vor der Tür erläutern.“
„Hm.“ Er brummte und öffnete, immer noch etwas widerwillig, die Wohnungstür. Die junge Frau trat ein und musterte ihn.
„Danke, Admiral Kirk.“
„Captain!“
Fragend sah sie ihn an.
„Captain Kirk. Nicht Admiral. Seit fast zwei Tagen.“
„Oh.“
Verlegenheit zeigte sich auf ihrem Gesicht und die Unsicherheit, wie sie darauf reagieren sollte. Dann blitzte plötzlich Zorn in ihren Augen auf. „Das ist ungerecht!“
Verblüfft sah er sie an, dann lachte er sarkastisch auf.
„Sagen Sie das Star Fleet.“
„Das mache ich auch. Es ist ungerecht, Sie für diese schrecklichen Geschehnisse auf Genesis derart zu bestrafen. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätten die Klingonen Genesis erbeutet. Sie können doch nichts dafür, dass das Forschungsschiff zerstört wurde.“
Seine Amüsiertheit verschwand schlagartig.
„Woher wissen Sie von Genesis? Wer hat Ihnen davon erzählt?“
Sie sah ihn an. Leise bekannte sie: „Ich kenne David – sehr gut.“
Ihre Augen wurden dunkel vor Schmerz, Tränen glitzerten in ihnen. Sie blinzelte hastig und wandte sich ab.
„Sie – Sie kannten David?“
Sie nickte.
Kirk überlegte hastig, nach ihrer Reaktion waren sie mehr als Bekannte gewesen. Allerdings – er war sich sicher, dass David und Leutnant Savik mehr verbunden hatte als Kollegialität.
Die junge Frau vor ihm hatte sich wieder gefangen und sah ihn an.
„Deshalb bin ich hier. Ich muss mit Ihnen sprechen. Bitte Ad- Captain Kirk, ich möchte keine frischen Wunden aufreißen, ganz gewiss nicht. Aber ich muss einige Dinge erfahren – über David. Es ist sehr wichtig.“
Er bot ihr mit der Hand einen Sessel an, und sie ging langsam hinüber. Er trat an die Bar, um ein weiteres Glas zu füllen.
„Woher … Sie wollen behaupten, dass David Ihnen von Genesis erzählt hat? Von einem Projekt, das absolut geheim war?“
Sie lächelte ein wenig verloren: „Zwischen David und mir – es gibt keine Geheimnisse zwischen uns. Ja, ich weiß von Genesis. Keine Einzelheiten natürlich, ich bin keine Wissenschaftlerin. Das ganze Formelzeug ist mir zu kompliziert. Aber ich weiß worum es geht, was Genesis ist.“
Er stutzte ein wenig, sie sprach von David in der Gegenwart.
Sie nahm ihm das Glas ab und nahm einen kleinen Schluck – und verzog das Gesicht.
„Saurianischer Whisky“, erklärte er. „Wenn Sie ihn nicht mögen, stellen S-ie ihn einfach beiseite. Ich hätte vorher fragen sollen. Was kann ich Ihnen anbieten?“
Sie warf noch einen Blick in das Glas, dann reichte sie es ihm zurück. Wieder erschien das kleine, verlegene Lächeln.
„Danke, aber … Kaffee vielleicht?“
Er nickte und kurze Zeit später saßen sie sich gegenüber.
Sie begann zögernd zu sprechen: „Ich weiß ungefähr, was auf Genesis geschehen ist. Es wurde ja nicht viel bekanntgegeben, aber ich kann mir einiges zusammenreimen. Ein Schiff der Klingonen hat das Forschungsschiff im Orbit des Planeten angegriffen und zerstört. David kann aber nicht auf dem Schiff gewesen sein. Er war auf Genesis, nicht wahr? Er und einige andere Personen. Aber dann – was ist dort geschehen? Was ist mit David geschehen? Bitte Ad- Captain, ich muss es wissen!“
Flehend sah sie ihn an.
„Er wurde von den Klingonen getötet – ermordet.“
Er seufzte, als er ihren bittenden Blick sah.
„Ich kann Ihnen keine Einzelheiten erzählen, Miss Winslow. Ich darf es nicht. Sie wissen ohnehin viel zu viel. Ich würde gerne erfahren, woher.“
„Von David.“
„Das ist nicht möglich.“ Seine Stimme war nun hart. „David hatte seit Monaten keinen Kontakt mehr mit Außenstehenden. Dazu war das Projekt zu geheim.“
Zu seiner Verblüffung nickte sie.
„Stimmt. Aber es gibt etwas, das niemand von uns - von David und mir - weiß. Niemand, verstehen Sie? Auch Dr. Marcus nicht, seine Mutter“, setzte sie erklärend hinzu.
Jim Kirk wartete.
„Zwischen David und mir – besteht eine Art empathischer Verbindung.“
„Sie sind Empathin?“
„Nein. Diese Verbindung besteht ausschließlich zwischen David und mir. Wenn wir beieinander sind, in einem Raum oder Gebäude, jedenfalls räumlich recht nah, dann können wir sogar direkte Gedanken austauschen. Ansonsten sind es Gefühle, Bilder und Eindrücke. Aber es ist völlig egal, wie weit wir voneinander entfernt sind, diese Verbindung zerreißt nie, verstehen Sie? Sie kann von uns blockiert werden, David kann das besser als ich, was auch ganz gut ist.“
Sie begann schelmisch zu lächeln. „Es wäre manchmal recht peinlich, immer seine Gefühle zu empfangen. Er weiß etwas zu gut, wie er auf Frauen wirkt. Und er sieht ja nun wirklich geradezu unverschämt gut aus.“
James Kirk starrte sie verdutzt an – wenn sie mit David zusammen gewesen war …?
Seine Gedanken waren anscheinend gut an seinem Gesicht abzulesen, denn sie schmunzelte: „Oh, das hätte ich wohl etwas genauer erklären sollen. Nein, David und ich sind kein Paar.“
Wieder das leichte Schmunzeln. „Obwohl meine Freundinnen und auch einige andere Personen dies glauben. Es ist manchmal recht praktisch, wenn man als liiert gilt.“ Sie schüttelte noch einmal den Kopf. „Die Beziehung zwischen David und mir ist völlig anders.“
Dann blickte sie ihn neugierig an: „Die Personen, die mit ihm auf Genesis waren – es war eine Frau dabei, nicht wahr?“
Kirk nickte, immer noch verblüfft.
„Hat sie überlebt?“
„Ja, David hat sie geschützt.“
Sheena schluckte und presste die Augen zusammen, um die Tränen zurückzuhalten. Nein, nein, nein, es gab keinen Grund für Tränen!
„Captain! Ich habe mit David in Verbindung gestanden. Er hat mir seine Eindrücke über Genesis mitgeteilt. Deshalb weiß ich so viel darüber. Ich habe ihn auch gespürt als …“
„Himmel! Sie haben miterleben müssen, wie – er starb?“
Unwillkürlich ergriff er ihre Hände, in dem verzweifelten Bemühen irgendwie Hilfe – und Trost - zu geben.
Sie nickte, diesmal rannen die Tränen wirklich über ihre Wangen.
„Es war furchtbar“, flüsterte sie. „Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, dass er in Gefahr war. Aber es war alles so durcheinander. Er war so verblüfft gewesen. Er hat jemanden gefunden, eine Person. So viel habe ich aus seinen Eindrücken und Bildern verstanden. Aber dann, da war so viel Entsetzen. Er hatte – Schuldgefühle. Es war wegen Genesis, nicht wahr?“
Sie sah ihn so flehend an, dass er diesmal antwortete: „Genesis – das Projekt war ein Fehlschlag. Der Planet war instabil.“
„Und – und sie konnten nicht fort. War es so? Der Angriff der Klingonen hat das Forschungsschiff zerstört und sie waren auf Genesis gefangen?“
Kirk nickte, dann begann er zu erzählen. Stumm hörte sie zu. Ihre Hände verkrampften sich, als er leise berichtete, selbst immer wieder stockend, wie David gestorben war.
„Sie sind dorthin geflogen, um David zu retten. Aber warum macht man Ihnen dies jetzt zum Vorwurf?“
„Ich wusste nicht, dass Genesis in Gefahr war. Ich habe die Enterprise gekapert, um einem Freund zu helfen.“
„Gekapert??“
Nur einem Moment zögerte Kirk. Dann berichtete er ihr von Spock, von seinem Tod und dieser für Menschen so unglaublichen Seelenwanderung. Und wie Spocks Körper auf Genesis – durch den Genesiseffekt – wieder geschaffen und belebt wurde.
Sheenas Augen wurden immer größer.
„Das war die Person, die David gefunden hat. Wie – lebt er, richtig meine ich?“
James Kirk nickte: „Spocks Seele wurde auf Vulkan wieder in seinen eigenen Körper transferiert. Fragen Sie mich nicht, wie. Ich habe es erlebt, aber begreifen kann ich es immer noch nicht.“
Sie ergriff plötzlich seine Hand und presste sie.
„Dann werden Sie mich jetzt auch verstehen. Wenn Sie das alles erlebt haben – wenn Sie dies für Ihren Freund getan haben, werden Sie auch verstehen, dass ich jetzt nach Genesis muss. Ich muss dorthin!“
Kirk sah erst in ihr Gesicht, dann auf seine Hände, die von ihren umschlossen wurden.
„Warum?“
„Weil ich David höre. Verstehen Sie? Ich höre ihn jetzt, immer wieder. Er ruft nach mir.“
„Jetzt? Miss Winslow, es sind Monate vergangen seit seinem Tod.“
„Ich war krank.“
Sie lehnte sich wieder in den Sessel zurück.
„Ich bin damals zusammengebrochen, ich muss halb wahnsinnig gewesen sein. Man brachte mich in ein Sanatorium. Nun, es dauerte zum einen recht lange, bis ich wieder klar denken konnte. Und dann musste ich die Ärzte noch davon überzeugen, dass ich wieder in Ordnung bin. Was nicht leicht war, da ich nicht zum ersten Mal dort war.“
Sie schüttelte sich.
„Aber das ist jetzt unwichtig. Ich habe einige Erfahrungen darin, das was in mir ist, zu verbergen. Ich höre David seit Wochen, seit ich wieder normal denken kann. Aber ich bin erst vor zwei Tagen entlassen worden. Ich muss David helfen. Ich weiß nicht, was auf Genesis geschehen ist, deshalb kam ich zu Ihnen. Aber ich weiß, dass David irgendwo dort draußen ist und Hilfe braucht.“
Eindringlich sah sie ihn an: „Meine Hilfe – und Ihre Hilfe!“
„Sie glauben, dass David lebt?“
Er nahm wieder ihre Hände.
„Es tut mir leid, Miss Winslow. Ich war auf Genesis. Der Planet zerbrach. Davids Körper, ich habe gesehen wie er …“ Er senkte den Kopf. Es tat weh, die Bilder wieder vor den Augen zu haben. „Er stürzte in eine der Lavaspalten. Ich konnte ihn nicht einmal mit zurückbringen.“
Zu seinem Erstaunen drückte sie seine Hände.
„Aber das ist doch die Erklärung. Der Genesis-Effekt. Er hat sich mit Genesis verbunden. Wie ihr Freund.“
„Genesis existiert nicht mehr. Und dann – David ist kein Vulkanier. Wie soll ein Mensch – eine menschliche Seele …“ Er fand nicht die Worte, die er suchte. Doch sie verstand ihn.
„Aber er war mit mir verbunden. Und das letzte, was ich von ihm hörte, war ein gedanklicher Hilferuf. Ich solle ihn halten. Er hat versucht, sich an mir festzuhalten.“
Jim Kirk sah sie ungläubig an. Konnte dies sein? Konnte es eine Möglichkeit geben, irgendeine Möglichkeit, dass David, seine Seele, überlebt hatte? Es klang so unwahrscheinlich. Aber waren Sareks Worte damals, als er ihm von der Seelenwanderung der Vulkanier berichtete, glaubhafter gewesen? Kirk stand auf und ging wortlos zum Kommunikator.
Sheena sah ihm nach. Sie hatte viel von ihm gehört. Er sah, selbst für sein Alter, noch sehr gut aus, attraktiv. Nun, das war ja zu erwarten gewesen. Und er hatte ihr zugehört, ohne sie als Verrückte hinauszuwerfen. Dennoch war sie irgendwie enttäuscht. Sie hätte nicht zu sagen vermocht, warum. Aber sie hatte ihn sich anders vorgestellt, irgendwie anders. Sie konnte nicht sagen, wie. Einfach anders.
Kirk stand kurz überlegend vor dem Gerät, dann drückte er einige Knöpfe. Er sprach mit jemandem, wurde weiter geleitet. Kirk sah in das ernste, zerfurchte Gesicht General Raslinds.
„General, die Enterprise wird in einigen Tagen einsatzbereit sein. Gibt es schon einen Auftrag für mich?“
„Sie können es kaum erwarten, wie?“ grollte Raslind. „Nun, es gibt mehrere.“
Er runzelte die Stirn. „Sie fragen doch aus einem bestimmten Grund, oder?“
Kirk nickte. „Ich möchte das Gebiet um Genesis überprüfen.“
„Der Planet existiert nicht mehr. Was wollen Sie dort überprüfen?“
„Nun“, Kirk kniff die Augen zusammen. Er musste den Mann dort überzeugen. „Die Bedingungen, die zur Schaffung bzw. Entstehung von Genesis geführt haben, waren einigermaßen ungewöhnlich. Ebenso die Situation der Zerstörung dieser Welt. Es dürfte wissenschaftlich interessant sein, den atomaren Staub und die energetischen Verhältnisse, die dort jetzt zu finden sind, zu messen und auszuwerten.“
„Offiziell, meinen Sie?“
Kirk begann zu grinsen, der Mann kannte ihn einfach zu gut. Raslind seufzte auf.
„Und was wollen Sie wirklich dort, Captain Kirk?“
„Einem Hinweis nachgehen.“
„Geht es vielleicht ein wenig genauer?“ knurrte der General.
„Einem Hinweis darauf, dass David vielleicht noch lebt.“
„Dr. Marcus?!“
„Ja.“
„Sie selbst haben uns von seinem Tod berichtet. Leutnant Savik’s Bericht über die Geschehnisse auf Genesis bestätigen dies.“
Kirk nickte wieder und hob unbewusst trotzig den Kopf.
„Ich habe auch Spock sterben sehen. Und er lebt. Auch damals wollte mir niemand glauben.“
„Das …“, der General stockte.
Diese Geschichte hatte einiges an Staub aufgewirbelt. Dass Kirk ein unglaublicher Exzentriker war, war nichts Neues. Seine Akte war gut gefüllt mit Verweisen deswegen. Allerdings gab es noch mehr Belobigungen – auch deswegen.
Dass er ein Schiff kaperte, hatte niemanden wirklich verwundert. Seine Gründe dafür waren unglaublich – absolut unvorstellbar – gewesen! Doch sie hatten sich als wahr herausgestellt. Und so ganz nebenbei hatte der verdammte Kerl auch noch einen eklatanten Vertragsbruch und brutalen Überfall der Klingonen aufgedeckt.
Kirks Degradierung war im Grunde genommen eine Belobigung gewesen. Raslind selbst hatte darauf gedrungen, Kirk wieder das Kommando über die Enterprise zu geben. Dieser Mann gehörte auf den Kommandosessel eines Raumschiffes – und nicht hinter einen Schreibtisch.
Raslind fixierte seinen Captain aus zusammengekniffenen Augen. „Und wenn ich Ihnen diesen Auftrag nicht gebe?“
„Ich werde nach Genesis fliegen“, kam die ruhige Antwort.
Raslind kniff die Augen noch weiter zusammen. Hatte er es sich doch gedacht. Der Kerl lernte aber auch nie dazu.
Und wenn er wieder Recht hatte?
Verdammt, musste dieser Mann aber auch derart stur sein? Dieselbe Frage hatte ihm einer seiner Kollegen gestellt. Und Raslind wusste genau, was er darauf geantwortet hatte: „Genau deshalb ist Kirk einer der besten Kommandanten, den wir haben.“ Allerdings würde er ihm das ganz gewiss niemals sagen. Kirk besaß ohnehin schon genug Selbstbewusstsein, das musste nicht noch gestärkt werden.
Sheena Winslow starrte auf den Rücken des Mannes, der vor ihr stand. Sie hatte sich diesen Mann anders vorgestellt – war enttäuscht gewesen? Sie hatte sich geirrt! Sie wusste jetzt auch, weshalb. Zahm! Er hatte auf sie zahm gewirkt. Doch dieser Mann da, der vor dem Kommunikator stand, war nicht zahm. Beileibe nicht!
Er ging wohl nicht mit dem Kopf durch die Wand – vielleicht nicht mehr, das wusste sie nicht – aber er kam dennoch durch jede Wand durch. Er schlug nicht blind um sich, sondern sorgte auf andere Weise dafür, dass er sein Ziel erreichte. Und vermutlich schneller und besser als mit Wut und Zorn. Aber beides war da, das war jetzt deutlich zu sehen – aber sehr kontrolliert. Und das hatte sie getäuscht.
Sie begann zu lächeln. Oh nein, dies dort war genau der Mann, den sie immer verteidigt hatte. Wie oft hatte sie sich beinahe mit David gestritten, wenn er über ihn gewütet hatte? Sie war so froh gewesen, als David ihr zeigte, sie spüren ließ, dass er Kirk endlich akzeptierte – als Vater akzeptierte.
General Raslind sagte James Kirk seufzend zu, für einen entsprechenden Auftrag zu sorgen. Die Enterprise würde starten, sobald sie einsatzbereit war. Kirk dankte ihm und beendete das Gespräch. Als er sich umwandte, stand Sheena hinter ihm.
Sie ergriff seine Hände: „Danke, danke Captain. Ich weiß wie unwahrscheinlich und verrückt meine Worte klingen.“
Kirk lächelte: „Ich habe in meinem Leben schon sehr viele unwahrscheinliche und verrückte Dinge erlebt. Wie rasch können Sie Ihre Vorbereitungen treffen?“
Sheena zuckte die Schultern. „Ich brauche nur ein paar Dinge einzupacken. Arbeit habe ich derzeit nicht mehr.“
„Dann melden Sie sich doch in fünf Tagen an Bord der Enterprise. Ich werde dafür sorgen, dass Sie an Bord können. Sie müssen sich in der Base bei …“
Sie unterbrach ihn: „Ich weiß, wie ich zu den Hangars komme, ich war schon mehrmals dort. Ich komme in fünf Tagen an Bord.“
Sie lächelte ihn strahlend an. Eine fast unmerkliche Bewegung zeigte Jim Kirk, dass sie ihn beinahe umarmt hätte. Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Er ergriff ihre Arme, zog sie kurz an sich und gab ihr einen kleinen, harmlosen Kuss auf die Stirn.
„Nochmals danke, Captain. Ich werde pünktlich sein.“
Schmunzelnd verließ Sheena die Wohnung. War das nun ein Annäherungsversuch gewesen, oder tatsächlich so harmlos, wie es sich angefühlt hatte?
James Kirk sah noch Minuten später auf die längst wieder geschlossene Tür. Er schien alt zu werden. Eine junge Frau ließ sich von ihm in die Arme ziehen. Und ihm fiel nichts anderes ein, als sie harmlos, fast väterlich, auf die Stirn zu küssen. Er schüttelte über sich selbst den Kopf.
Und doch, etwas anderes als freundschaftliche Gefühle hatte sie in ihm nicht ausgelöst. Freundschaftlich? Nein, nicht einmal das. Väterlich! So ein Blödsinn – er nannte sich selbst einen Narren. Ein alter Mann würde vielleicht väterliche Gefühle für eine junge Frau entwickeln, doch er bestimmt nicht. Außerdem war er nicht alt!
Leise zischend öffnete sich die Tür des Fahrstuhls. Sheena Winslow betrat die Brücke und blieb wie gebannt stehen. Sie bemerkte nicht einmal, dass der Captain sich zu ihr umdrehte. Kirk, der sie eigentlich begrüßen wollte, klappte den Mund wieder zu, als er ihre weit aufgerissenen Augen sah. Schmunzelnd wandte er sich wieder dem Hauptbildschirm zu.
Sheena starrte fasziniert auf den riesigen Bildschirm. Gerade schob sich die Enterprise durch die weit geöffneten Hangartore hinaus. Das Schiff glitt langsam – fast majestätisch – an den Toren vorbei, in die Unendlichkeit hinein. Erst die gleichmütige Meldung Zulus riss sie aus ihrer Starre.
„Enterprise frei für Warpflug, Captain.“
„Danke, Zulu.“
James Kirk wandte sich wieder ihrer Besucherin zu und meinte lächelnd: „Willkommen an Bord der Enterprise, Miss Winslow.“
„Danke, Captain Kirk.“
Ihr Blick wanderte zwischen ihm und dem Bildschirm hin und her. „Gewöhnt man sich irgendwann daran?“
„Irgendwann, ja.“
„Es ist fantastisch.“
Kirk schmunzelte.
„Commander Zulu, fertig für Warp 3. Sie übernehmen das Kommando. Ich bin in der Kantine.“
Er stand auf. „Ich habe Hunger, kommen Sie mit?“
Sheena nickte.
Während er die wenigen Stufen hinaufging, wandte er sich an Spock: „Kommen Sie auch mit, Mr. Spock?“
Der Vulkanier drehte sich auf seinem Stuhl um und sah Kirk einen Moment fragend an. Dann nickte er ungerührt. „Ja, Captain.“
Sheena Winslow lehnte sich an die Wand des Fahrstuhls und schloss die Augen. Wie immer, wenn sie an David dachte – und sie dachte sehr oft an ihn – hörte sie das leise, drängende Rufen. Dieses eindringliche und beschwörende Drängen, das sie in Worte umsetzte: „Sheena, ich brauche dich. Komm! Komm hier her. Ich brauche dich!“
Sie spürte eine Berührung und öffnete rasch die Augen. James Kirk hatte ihren Arm umfasst.
„Miss Winslow? Alles in Ordnung?“
„Ja. Es ist nichts, danke.“
In der Kantine ließ sie sich eine Suppe aus dem Automat und eine große Tasse Kaffee. Neugierig sah sie auf Spocks Teller. Tatsächlich, dort lagen nur rein pflanzliche Speisen.
„Wir werden etwa zwanzig Tage brauchen, bis wir das Gebiet von Genesis erreichen. Kommen Sie klar?“
Sheena nahm einen genüsslichen Schluck aus ihrer Tasse und nickte Kirk zu.
„Ich denke schon. Obwohl ich mich vermutlich ein paar Mal verirren werde. Dieses Schiff ist im Moment noch wie ein Labyrinth, aber das macht nichts.“
„Das meinte ich jetzt nicht. Aber wenn Sie möchten, stelle ich jemanden ab, der sie begleitet, bis Sie sich zurecht finden.“
„Danke, Captain, aber das ist nicht nötig. Ich werde schon finden, was ich suche.“
Sie sah ihn stirnrunzelnd an. „Was meinten Sie dann?“
„Was ist im Fahrstuhl passiert? Sie waren völlig weggetreten.“
„Oh, hat man mir das so sehr angesehen?“ Erstaunt blickte sie ihn an. „Normalerweise bin ich recht gut darin, mir nichts anmerken zu lassen. Ich habe David gehört. Ich höre ihn oft.“
Sie fühlte Spocks dunkle Augen auf sich ruhen. Zögernd wandte sie sich ihm zu.
„Darf ich Sie etwas fragen?“
Spock nickte schweigend. Sheena zögerte noch immer.
„Mr. Spock, ich weiß“, sie warf einen Blick zu Kirk, „was auf Genesis geschehen ist. Ich möchte jedoch nicht zu persönlich werden.“
Spocks Augenbrauen wanderten nach oben. Erstaunlich, nach seiner Erfahrung hatten die meisten Menschen keinerlei Hemmungen, persönlich zu werden. Obwohl er zugestehen musste, dass für Vulkanier weitaus mehr Themen und Dinge persönlicher Natur waren, als dies bei Menschen der Fall war.
„Fragen Sie.“
„Sie haben – hatten – eine Verbindung zu Genesis. Ist das – ich meine – besteht – gibt es noch irgendetwas davon?“
„Nein.“
„Dann ...“, ihre Finger spielten nervös mit der Tasse. „Ich meine, ich weiß, dass Vulkanier Telepathen sind, jedenfalls irgendwie.“
Sie brach ab, wusste nicht, wie sie ihre Frage formulieren sollte. Doch Spock hatte sie verstanden.
„Ich habe keine Verbindung zu Dr. Marcus. Es wäre auch sehr unwahrscheinlich. Wenn Ihnen bekannt ist, dass wir telepathische Fähigkeiten haben, wissen Sie vermutlich auch, dass dazu ein physischer Kontakt notwendig ist.“
Sie nickte. „Ja, ich dachte nur – eventuell …“
Sie riss sich zusammen und lächelte ein wenig gezwungen. „Ich weiß, dass ich nicht fantasiere. Aber es wäre schön gewesen, es bestätigt zu bekommen.“
„Sie haben David gehört oder gespürt – im Fahrstuhl?“
„Ja“, sie wandte sich Kirk zu. „Jedes Mal, wenn ich an ihn denke, höre ich ihn. Ich brauche nur die Augen zu schließen und mich ein wenig zu konzentrieren. Er ist immer da, sozusagen im Hintergrund.“
„Und Sie spüren immer dasselbe?“
Spock war nicht sicher, was er davon halten sollte. Konnte diese Frau wirklich über eine derartige Entfernung jemanden hören, der nach menschlichem – und vulkanischem – Wissen tot sein musste?
„Nein“, jetzt lächelte sie offen und fast erleichtert. „Nein, es hat sich verändert. Ich habe versucht, David zu übermitteln, dass ich mit Ihnen zusammen nach Genesis komme. Und seitdem ist das Rufen etwas anders. Er weiß, dass wir kommen.“
Wieder blickte sie Kirk an: „Es wundert mich immer noch, dass Sie mir einfach so geglaubt haben.“
„Einfach so? Bestimmt nicht, aber ich habe genug erlebt, um zu wissen, dass auch unglaubliche Dinge möglich sind. Und wenn … wenn es um jemanden geht, der einem sehr viel bedeutet, ist man vermutlich noch eher bereit, auch die unwahrscheinlichsten Dinge zu glauben.“
Sie hatte die Suppe aufgegessen und trank den letzten Schluck Kaffee.
„Igitt, kalter Kaffee schmeckt grässlich.“
James Kirk lachte leise. „Soll angeblich gut für die Schönheit sein.“
„Da ziehe ich doch andere Mittel vor.“
„Sie brauchen keine.“
Hoppla, der Mann würde doch nicht tatsächlich versuchen, ihr näher zu kommen? Dann musste sie dem schleunigst einen Riegel vorschieben. Obwohl er ja wirklich sehr viel Charme besaß. Das bemerkte sogar sie. Und das, obwohl sie genau wusste, wer er war und vor allem, was er für sie war.
Sie stand auf, um das Tablett fort zu bringen. Kirk nahm seines ebenfalls und ging mit ihr zusammen hinaus.
„Ich bringe sie zu Ihrer Kabine, damit sie den Weg kennenlernen.“
Er spürte ihr Unbehagen sofort und fügte erklärend hinzu: „Meine Bemerkung galt nur einer Tatsache. Schließlich dürfte ich bald doppelt so alt sein wie Sie.“
Sie sah rasch zu ihm auf. „Nicht ganz, aber es ist beruhigend, dass Sie es so sehen.“
Sie lachte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
„Nehmen Sie es nicht persönlich. Ich weiß, was über Sie erzählt wird.“ Ihr Grinsen wurde noch breiter. „Und ich kann nur bestätigen, dass Sie durchaus eine nicht ganz ungefährliche Wirkung auf eine Frau haben. Glücklicherweise bin ich jedoch, nun sagen wir, aufgrund gewisser – hm – Dinge –, dagegen gefeit.“
Einen Moment war er völlig verblüfft, dann lachte er herzlich auf. Freundschaftlich schob er ihr eine Hand unter den Arm. Er wurde rasch wieder ernst.
„David?“ fragte er leise.
Sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Oder“, sie begann wieder zu lächeln, „zumindest nur höchst indirekt.“
Sie waren vor ihrer Kabine angekommen. Sie sah ihn schelmisch an.
„Nun, vielleicht könnte man sagen, es ist die Tatsache, dass Sie Davids Vater sind. Obwohl das auch nur ein Teil der Wahrheit ist.“
„Und die ganze Wahrheit?“
Das Gespräch machte ihm inzwischen sehr viel Spaß.
Nachdenklich sah sie ihn eine Weile an, dann schüttelte sie wieder den Kopf.
„Irgendwann werde ich es Ihnen sagen.“ Damit öffnete sie die Kabinentür und trat ein.
Er sah noch einen Moment auf die wieder geschlossene Tür, ehe er, amüsiert und doch gleichzeitig verwirrt, wieder zur Brücke ging.
In wenigen Tagen hatte Sheena die Enterprise mehr oder weniger gründlich studiert und verlief sich nicht mehr. Sie staunte über die großzügige Aufteilung und Ausstattung des Schiffes. Allein der Freizeitbereich übertraf fast die Möglichkeiten, die jemand in einer normalen Kleinstadt der Erde hatte. Und das alles für etwa vierhundert Menschen, bzw. Menschen und andere Wesen. Die Enterprise hatte viele Menschen von Kolonialwelten an Bord und auch Wesen völlig anderer Planeten. Die Einrichtungen waren so angelegt, dass sich alle wohlfühlen konnten.
Sheena ging oft in den großen Sportraum. Die Trainingsmöglichkeiten hier waren fantastisch, obwohl sie mit einigen Geräten überhaupt nichts anfangen konnte. Jim Kirk erklärte ihr lächelnd, dass diese Geräte für einige nichtmenschliche Mitglieder der Mannschaft waren. Er unterhielt sich gerne mit ihr, sie war offen, klug und lachte oft. Er hörte sie gerne lachen, wunderte sich aber immer wieder im Stillen darüber, dass sie ihn als Frau überhaupt nicht ansprach. Wurde er vielleicht doch alt? Er schüttelte den Gedanken ab. Blödsinn! Sie hatte deutlich gezeigt, dass sie kein Interesse hatte, und er hatte sich noch nie einer Frau aufgedrängt. Das war alles!
„Ich habe nicht im Traum damit gerechnet, auf einem Raumschiff einen derartig gut ausgestatteten Freizeitpark zu finden. Man merkt hier überhaupt nicht, dass die Enterprise ein Militärschiff ist.“
Der Captain schmunzelte, sah die junge Frau jedoch gleichzeitig forschend an. Das Wort Militär hatte recht geringschätzig geklungen.
„Haben Sie ein Problem mit Star Fleet?“
„Ich habe etwas gegen Uniformen. Sie machen aus Menschen Marionetten.“
„Autsch! Haben Sie hier schon irgendjemanden gesehen, der wie eine Marionette wirkt?“
Sheena schüttelte den Kopf und sah ihn etwas zerknirscht an. „Tut mir leid. Das war reichlich taktlos von mir.“
„Ich würde es ehrlich nennen.“
„Was manchmal recht taktlos sein kann.“
Sie gingen langsam den langen Gang hinunter. Kirk sah sie nachdenklich von der Seite an.
„Und warum dann diese negative Meinung? Allgemeines … Unbehagen oder gibt es einen Grund dafür?“
„Sie meinen Vorurteil.“
Er grinste: „Ich wollte es etwas höflicher ausdrücken.“
Sie blieb stehen und sah ihm direkt ins Gesicht. Der Blick dieser warmen, dunklen Augen traf sie und sie stellte wieder einmal fest, dass dieser Mann geradezu unverschämt anziehend war. Besonders, wenn er dieses Lächeln aufsetzte.
„Tzse.“
Sein Blick wurde fragend, und Sheena bemerkte, dass sie laut geseufzt hatte. Sie schüttelte den Kopf und murmelte: „Ich musste nur gerade daran denken, wie viel von ihrem Ruf wohl der Wahrheit entspricht?“
Jims Grinsen wurde breiter. „Schätzen Sie!“
Sie musste lachen. „Tja, es könnte durchaus eine ganze Menge davon wahr sein. Sie sind alles andere als ungefährlich.“
Er fügte hinzu: „Und Sie müssen mir nicht antworten, wenn Sie nicht möchten."
Sie schüttelte den Kopf, wieder ernst werdend: „Es war kein Versuch, ihrer Frage auszuweichen.“
Sie setzte sich wieder in Bewegung.
„Marionette klingt vielleicht zu hart. Aber ist es nicht so, dass einer befiehlt und alle anderen müssen gehorchen? Egal, ob sie wollen oder nicht? Und auch, wenn die Befehle oder Entscheidungen völlig falsch sind?“ Ihre Stimme war bitter geworden.
„Glauben Sie wirklich, dass es so einfach ist?“
„Ist es denn nicht so? Sie haben hier doch auch die absolute Befehlsgewalt.“
Jim Kirk schüttelte den Kopf: „In gewisser Weise haben Sie natürlich Recht. Meine Befehle müssen befolgt werden. Um es altmodisch auszudrücken, hier an Bord ist mein Wort Gesetz. Das stimmt. Doch Sie vergessen, dass auch ich kontrolliert werde. Würde ich unsinnige Befehle erteilen oder völlig falsche Entscheidungen treffen, wäre ich mein Kommando rasch los.“
„Wenn es zu spät ist.“
Nachdenklich betrachtete er die junge Frau neben sich.
„Nicht unbedingt. Wenn eindeutig ist, dass ein Kommandant nicht mehr in der Lage ist, ein Schiff zu führen, kann er von den Senior-Offizieren abgesetzt werden.“
„Theoretisch vielleicht. Aber so etwas kommt doch garantiert niemals vor.“
„Nun, zumindest recht selten, das stimmt. Im Allgemeinen hat ein Kommandant genug Erfahrung und Intelligenz, um eine Lage nicht völlig falsch einzuschätzen.“
Sheena schwieg und stieß die Tür auf, die in die Beobachtungskanzel führte. Kirk fühlte, dass sie seine Worte nicht akzeptierte, sah ihr aber an, dass sie auch nicht weiter darüber sprechen wollte. Was hatte sie so gegen Star Fleet eingenommen? Er hatte sich über sie erkundigt. Sie hatte noch nie direkten Kontakt mit Star Fleet gehabt.
Sheena hatte sich den großen Fenstern zugewandt und sah schweigend hinaus. Unendliche Schwärze breitete sich vor ihr aus, gesprenkelt mit tausenden von hellen Punkten. Langsam lösten sich alle innerlichen Spannungen. Alles, was sie so viel beschäftigte – Sorgen, Bitterkeiten, einfach alles– fiel von ihr ab. Ein tiefer Frieden erfüllte sie, unwillkürlich lächelte sie.
Hätte man sie gefragt, was sie denn dort draußen sah, hätte sie es kaum in Worte fassen können. Erhabenheit vielleicht, eine grenzenlose Erhabenheit, die sich dem Verständnis eines Menschen entzog. Und ihn doch mit einbezog. Man war nicht ausgeschlossen von dieser Unendlichkeit, sondern ein Teil davon. Ein winziger Teil nur. Aber der Mensch – jeder einzelne – gehörte zu dieser Unendlichkeit, zu diesem grenzenlosen, nicht begreifbaren Wunder, das Universum genannt wurde.
Jim Kirk stand neben ihr, doch er schaute nicht nach draußen. Er lehnte bequem an der Wand und beobachtete die Frau. Die Bitterkeit verschwand aus ihrem Gesicht und die kleine Falte auf der Stirn glättete sich. Er kannte die Wirkung, die der Anblick des Weltraumes auslöste. Nur zu oft suchte er selbst diesen Frieden, kam hierher, um einige Augenblicke lang in die Schwärze zu sehen und Kraft zu tanken.
Nach einer Weile löste er sich von der Wand und ging schweigend hinaus. Kaum jemand sprach in diesem Raum, obwohl fast zu jeder Tages- oder Nachtzeit jemand hier war. Doch dieser Raum, dieser Anblick, erforderte einfach keine Worte.
Der Captain ging in die Bibliothek und rief dort die Daten der jungen Frau ab. Das meiste hatte er schon gelesen, doch jetzt suchte er gezielt nach einer Verbindung zu Star Fleet. Er fand nichts. Sie hatte einen sehr guten Schulabschluss gemacht, dann eine Ausbildung als Mediendesignerin abgeschlossen. Auf Simunal hatte sie eine gute Anstellung bekommen, die sie vor kurzer Zeit erst gekündigt hatte. Er sah auf das Datum, sie hatte einen Tag bevor sie zu ihm gekommen war gekündigt.
Erst als er weiter in die Vergangenheit ging, wurde er fündig. Sheena war als Sechsjährige adoptiert worden, von einen Ehepaar Eliza und Thorsten Winslow. Ihr Adoptivvater war Kommandant eines Passagier- und Versorgungsfrachters gewesen. Sheena war zwölf gewesen, als der Mann zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden war.
Kirk suchte weiter und setzte sich schließlich aufatmend zurück. Ihr Vater war zu Unrecht verurteilt worden. Er hatte sich einem Starfleet-Kommandanten widersetzt, der die Befehlsgewalt über seinen Frachter verlangte, um einen recht gefährlichen Auftrag durchzuführen. Doch auf dem Frachter waren Passagiere gewesen, und Winslow hatte sich geweigert, diese einer Gefahr auszusetzen.
Captain Pernok hatte das nicht interessiert. Der Frachter sollte seine Tarnung sein, um in die Nähe eines vermutlichen Stützpunktes von Raumpiraten zu kommen. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Kommandanten war eskaliert. Winslow hatte den Frachter gegen den ausdrücklichen Befehl Pernoks auf Warpgeschwindigkeit gebracht und den Raumsektor verlassen. Damit hatte Pernok keine Möglichkeit mehr gehabt, sein Vorhaben auszuführen.
Captain Pernok hatte Winslow vor das Kriegsgericht stellen lassen. Nach seinen Ausführungen hatte er seine Befehlsgewalt genutzt, um den Frachter unter sein Kommando zu stellen. Das Gericht hatte Winslow wegen Befehlsverweigerung und Meuterei verurteilt. Es wurde in keiner Weise berücksichtigt, dass Pernok viel zu weit gegangen war. Da Zivilisten an Bord waren, hätte er den Frachter dieser Gefahr nicht aussetzen dürfen.
Erst zwei Jahre später, nach einem weiteren Vorfall, in dem Pernok seine Befugnisse weit überschritt, wurde die Sache noch einmal aufgerollt. Winslow wurde freigelassen und rehabilitiert. Pernok verlor sein Kommando. Kirk verstand nun die Bitterkeit der jungen Frau.
Er seufzte. Nicht öffentlich bekannt war die Tatsache, dass Captain Pernok in der Flotte als äußerst herrisch und rechthaberisch bekannt gewesen war. In seiner Akte waren mehrere – genügend – Verweise zu finden, dass Pernok immer wieder seine Befehlsgewalt ausnutzte und überstrapazierte. Es hätte nicht so weit zu kommen brauchen. Star Fleet hätte früher reagieren können. Doch Kirk hatte schon vor langen Jahren gelernt, dass niemand vollkommen war. In Star Fleet wurden Fehler gemacht, wie überall. Und manche Fehler hatten bittere Folgen.
Er fand allerdings noch etwas über Sheena Winslow heraus. Sie hatte die ersten sechs Jahre ihres Lebens in einem Sanatorium verbracht. Diagnose: geistige Labilität und Wahnvorstellungen. Mit sechs Jahren hatte sie als geheilt gegolten und war kurz darauf adoptiert worden.
Jim Kirk sah mit gerunzelter Stirn auf den Bildschirm. Sie hatte auf ihn einen völlig normalen Eindruck gemacht. Dennoch – konnte es sein, dass alles, was sie ihm erzählt hatte nicht stimmte? Er rief sich jedes einzelne Wort ins Gedächtnis. Nein! Sie hatte viel zu viele Dinge gewusst, die sie niemals hätte wissen können. Er schaltete den Computer aus und ging in seine Kabine. Nein, so fantastisch wie ihre Geschichte auch klang, sie musste stimmen. Sie hatte irgendeine Art telepathischer Verbindung zu David. Das hieß, dass David lebte!
„Werte?“
„Geringfügig erhöhte atomare Strukturen gegenüber dem normalen Wert außerhalb eines Systems. Absolut erwartungsgemäß nach dem Zerbrechen und dem anschließenden atomaren Zerfall des Planeten.“
Spocks Stimme war ruhig, gleichmütig und gelassen. Nur die emporgezogene Augenbraue hätte zeigen können, dass er nicht ganz so ruhig war. Doch Spock hatte das Gesicht dem Computer zugewandt, seine Finger glitten schnell und sicher über die Tasten. Er kannte die nächste Frage, die auch prompt kam: „Absolut nichts Außergewöhnliches?“
„Nichts, Captain.“
Jim Kirk sah missmutig auf den Rücken seines ersten Offiziers. Er wusste, auch ohne die Augenbraue zu sehen, dass er Spock nervte. Er hatte diese Fragen jetzt zum fünften Mal gestellt – in einer Stunde!
Es war vier Uhr morgens. Die Enterprise näherte sich langsam dem Gebiet von Genesis. Von dem künstlich geschaffenen Planeten war nichts mehr zu erkennen. Der atomare Zerfall hatte ihn völlig aufgelöst. Der Raum war – nach menschlichem Ermessen – leer.
Der Captain hatte die Nachtcrew in die Betten geschickt. Er war immer unruhiger geworden, obwohl sie noch gute zwölf Stunden brauchen würden, um die eigentlichen Koordinaten von Genesis zu erreichen. Vielleicht war es einfach die Ereignislosigkeit der letzten Tage gewesen, die seine Nerven vibrieren ließ. Jim Kirk hasste es, abwarten zu müssen. Immer wieder hatte er sich mit Sheena Winslow unterhalten, doch auch sie hatte ihm nichts Neues sagen können. Die Verbindung zu David hatte sich nicht mehr verändert.
Er starrte auf den Bildschirm, der nichts anderes zeigte als Schwärze und ferne Sterne. Wie konnte David hier überlebt haben? Im Nichts. Es musste etwas da sein! Ein Bruchstück des Planeten vielleicht.
„Mr. Spock, schicken Sie einige Sonden raus. Irgendwo dort draußen muss etwas zu finden sein.“
„Captain!“ Spock wandte sich zu ihm um. Er achtete darauf, völlig ausdruckslos zu wirken. Ihm war der gereizte Tonfall des Captains nicht entgangen.
„Ja?“
„Wir sind noch zu weit entfernt, um von den Sonden nützliche Daten zu erhalten. Bei unserer jetzigen Geschwindigkeit würde ich vorschlagen, die Sonden in drei Stunden und vierundzwanzig Minuten auszustoßen. Dann sind wir nahe genug, um eventuell vorhandene Bruchstücke des Planeten erfassen zu können.“
„Sie haben die Sekunden vergessen“, knurrte Kirk, der weiterhin den Bildschirm anstarrte, als wolle er ihn hypnotisieren.
Jetzt zog Spock doch die Braue hoch. „Diese sind in diesem Fall bedeutungslos, Captain.“
„Himmel, Spock! Sie machen mich wahnsinnig.“
Uhura, Zulu und Chekow beugten sich tiefer über ihre Kontrollen und waren anscheinend sehr beschäftigt. Doch keiner von ihnen lächelte über Kirks Ausbruch. Die Anspannung und Nervosität des Captains war zu deutlich zu erkennen. Und auch sie selbst hatten in der letzten Stunde immer wieder auf den Bildschirm gestarrt und nach Anzeichen gesucht, die ein Überleben von Dr. Marcus möglich machen würden. Uhura hatte sämtliche möglichen und unmöglichen Frequenzen durchgeschaltet und nach Funksignalen gesucht – und wenn es nur eine geringfügige Veränderung des statischen Rauschens gewesen wäre.
„Lt. Uhura, fragen sie bei Miss Winslow nach, ob sie irgendetwas hört.“
„Captain“, Uhura zögerte und sprach erst weiter, als sie den fragenden und gleichzeitig aufgebrachten Blick auf sich ruhen sah. „Es ist gerade vier Uhr morgens. Miss Winslow wird tief schlafen. Soll ich sie wirklich wecken? Sie hätte sich bestimmt schon gemeldet, wenn sie etwas von Dr. Marcus hören würde.“
Jim Kirk ballte die Fäuste auf den Knien. Natürlich hätte sie das. Er versuchte sich zu beruhigen. Er konnte sich hier nicht gehen lassen wie ein unreifer Knabe.
Er schluckte, nickte: „Natürlich. Lassen Sie sie schlafen, Uhura.“
Sheena schreckte aus dem Schlaf empor, keuchend setzte sie sich auf und presste die Hände an den Kopf.
‚David!’ schrie sie in Gedanken. Bilder und Gefühle überschwemmten sie mit einer Stärke, dass sie vor Schmerzen fast wimmerte. Dann waren plötzlich klare, eindeutig verständliche Gedanken in ihrem Kopf. Sheena riss die Augen auf, achtete nicht mehr auf die Kopfschmerzen.
‚David! David, ich höre dich. Wo bist du?’
‚Sheena, Liebes. Endlich, ihr seid da. Du hast es geschafft. Ich wusste, dass Vater dir glauben würde. Ihr habt mich bald erreicht. Aber kommt nicht näher als … km.’
‚Als was? David, welche Entfernung meinst du und von wo?’
‚Sheena, was ist bei dir los? Du hast Schmerzen. Was ist passiert?’
‚Du bist entsetzlich laut, David. Aber das ist egal. Ich bin so glücklich, dich überhaupt zu hören.’
Die Kopfschmerzen ließen schlagartig nach, die Empfindungen wurden leiser.
‚Entschuldige, ich muss wohl noch etwas üben.’
‚Üben? Was üben? David, wir stehen doch immer in Verbindung.’
‚Ja, aber es hat sich einiges geändert. Ich kann dir das jetzt nicht erklären. Ich zeige es dir, wenn ihr hier seid. Kommt bis auf 25000 km zum Mittelpunkt von Genesis heran. Nicht näher, das wird zu gefährlich.’
‚David, was ist mir dir geschehen? Wo bist du?’
‚Ich erkläre es dir später, Sheena. Ihr müsst mir helfen, dann werdet ihr mich sehen können.’
‚Das verstehe ich nicht.’
Sie hörte in ihrem Kopf sein leises Lachen und versuchte, mehr zu erfahren oder zu spüren. Doch sie fühlte vor allem Erleichterung – und eine starke Anspannung.
‚David?’
‚Es ist im Moment alles sehr schwierig. Ohne Hilfe werde ich nicht mehr lange existieren. Sheena, tu einfach, was ich sage.’
‚Ja, gut. Natürlich mache ich das, David. Warte, ich sage Jim Kirk Bescheid.’
Sie fiel fast aus dem Bett, griff wahllos nach ein paar Kleidungsstücken und rannte durch die Gänge zum Fahrstuhl. Die ganze Zeit spürte sie Davids Gegenwart. Sie weinte vor Glück, ohne es zu bemerken.
‚Hast du ihm eigentlich gesagt, wer du bist?’
‚Nein, es erschien mir unwichtig. Wichtig war nur, dass er mir glaubt und hierher kommt.’
‚Wirst du es ihm sagen?’
‚Zwangsläufig. Es wird uns wohl nichts anderes mehr übrig bleiben. Außerdem ist es nicht Jim Kirk, wegen dem ich mir Sorgen mache. So, wie ich ihn jetzt kennengelernt habe, wird er mich akzeptieren. Höchstens, dass er sauer wird, weil ich nicht gleich damit rausgerückt bin.’
‚Ich weiß ja. Aber ich bin mir sicher, sie wird dich ebenfalls akzeptieren. Es gibt sicher Gründe für ihr Handeln.’
‚Ich habe nicht vor, sie zu kritisieren. Das weißt du.’
‚Ich verstehe, dass du sie nicht sonderlich magst. Das ginge mir genauso. Ich begreife ja auch nicht, wieso sie so handeln konnte.’
Sheena Winslow stürzte aus dem Fahrstuhl.
„Captain!“
Jim Kirk fuhr herum. Fassungslos sah er die völlig aufgelöste junge Frau an. Ihr Gesicht war tränennass, die Haare wirr. Sie trug das Shirt links herum – und war barfuß.
„Was ist passiert? David?“
„Er ist hier. Ich höre ihn ganz deutlich. Er ist hier – er ist hier!“ Ihre Stimme brach, sie schlug die Hände vor das Gesicht.
Kirk holte tief Luft und wartete darauf, dass sein Herzschlag sich wieder beruhigte. Er stieg die Stufen hinauf und zog Sheena behutsam an den Schultern zu sich heran. Schluchzend lehnte sie den Kopf an seine Brust.
„Ich höre ihn. Ich kann ihn hören, ganz genau.“
Etwas Beruhigendes strömte durch sie hindurch. David versuchte, sie zu beruhigen.
„Jagen sie mir bitte nicht noch einmal so einen Schrecken ein.“
„Schrecken?“ Verständnislos sah sie den Captain an. Das war doch eine wunderbare Botschaft!
Jim fuhr ihr leicht mit dem Finger über die Wange und hielt ihn ihr hin. Sie sah die Nässe daran, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und starrte fassungslos auf die Tränen darauf.
„Ich heule ja.“
„Nicht nur. Sehen Sie sich mal an.“
Sie blickte an sich herunter, zupfte am Shirt, sah auf ihre Füße – und begann plötzlich hemmungslos zu lachen.
„Seien Sie froh, dass ich überhaupt etwas anhabe. Ich bin einfach nur losgerannt.“
Sie sah wieder an sich herunter. „Aber anscheinend habe ich noch so viel Verstand besessen, wenigstens irgendetwas anzuziehen.“
„Hm.“ Jim Kirk zog es vor, sich dazu nicht weiter zu äußern. „Geht es jetzt wieder? Können Sie mir sagen, was sie genau gehört haben?“
Sie nickte und holte tief Luft. Dann sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus: „David lebt, es geht ihm gut, aber irgendetwas stimmt nicht. Er ist furchtbar angespannt. Er braucht unsere Hilfe. Wir sollen bis auf 25000 km an den Mittelpunkt von Genesis herankommen. Aber nicht näher, das sei gefährlich. Er kann es nicht genau erklären.“
Noch ehe Kirk sich umdrehen konnte, hatten sich Zulu und Spock wieder ihren Kontrollen zugewandt.
„Kurs eingegeben, Sir.“
„Entfernung berechnet, Captain. Wir werden das Ziel in 10 Stunden, dreiundzwanzig Minuten – und zwölf Sekunden erreichen.“
Kirk grinste. Wer Spock gut kannte, erkannte auch seinen Humor. Die kleine, fast unmerkliche Pause im Satz sagte ihm nur zu genau, dass der Freund die genaue Angabe als Scherz meinte.
Sheena Winslow dagegen starrte den Vulkanier kopfschüttelnd an.
„Sind Sie immer so genau?“
Spock blickte sie gelassen an, nicht einmal die Augenbraue zuckte. „Das ist für einen Vulkanier selbstverständlich.“
Jim Kirk verbiss sich mühsam das Lachen. Seltsam, seine Anspannung und Nervosität waren verflogen.
Sheena sah auf den Bildschirm, dort war nichts zu sehen. „Wann kann man Genesis sehen?“
„Der Planet existiert nicht mehr, Miss Winslow. Er zerbrach damals, und es setzte zusätzlich ein atomarer Zerfall ein.“
„Atomarer ...? Was bedeutet das genau?“ Erschrocken sah sie den Captain an. Das konnte doch nicht das bedeuten, was sie sich darunter vorstellte?
Jim schluckte und sah kurz auf den Schirm.
Spock wandte sich an die junge Frau. „Die Materie des Planeten hat sich in seine molekularen bzw. atomaren Bestandteile zersetzt.“
Sheena wurde bleich. „Das kann nicht sein. David – er muss doch atmen, leben. Genesis – ein Teil – es muss noch ein Teil von Genesis existieren.“
‚David! David! Wo bist du?’
‚Ganz ruhig! Keine Angst, Sheena! Sheena, ich möchte jetzt noch keine Erklärungen geben. Ich würde dich erschrecken. Bitte vertraue mir. Ich existiere und wenn ihr mir helft, wird alles wieder gut. Du wirst mich bald sehen, Sheena. Glaube mir einfach.’
Sie starrte mit leeren Augen in die Luft. Jim Kirk beobachtete sie. Es war eindeutig, dass sie intensiv dachte. Konnte er sie dabei stören? Oder zerbrach die Verbindung dann?
„Miss Winslow?“
„Es – es gibt eine Erklärung. Ich höre David deutlich.“ Sie runzelte die Stirn. Seine Wortwahl irritierte sie.
„Was ist?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich sehe schon Gespenster. Nein, es ist alles in Ordnung. David braucht nur unsere Hilfe. Er sagt, dass wir ihn schon bald sehen können.“
Sie sah hoffnungsvoll zu Jim Kirk auf. „Das heißt doch, dass dort draußen irgendwo noch etwas sein muss – ein Kleinplanet oder irgendetwas jedenfalls, nicht wahr?“
Kirk sah zu Spock, der sich sofort wieder seinen Kontrollen zuwandte. Seine langen, schlanken Finger glitten eilig über die Tasten. Er hatte diese Ortung in der letzten Stunde unzählige Male durchgeführt. Es war völlig unlogisch, jetzt, nach so kurzer Zeit, ein neues Ergebnis zu erwarten. Dennoch suchte er den Raumsektor systematisch noch einmal ab. Dann zögerte er, es war unnötig, die gleichen Messungen noch einmal zu machen. Nach gerade einer Minute und zehn Sekunden konnten die Werte sich nicht verändert haben. Dennoch kontrollierte er die äußersten Entfernungen des Ortungsbereiches noch ein zweites Mal.
Unlogisch und unnötig! Sein Verstand rebellierte dagegen. Ein positives Ergebnis der Ortung zu erwarten – darauf zu hoffen – war nicht die Handlungsweise eines Vulkaniers. Das war menschliches, emotionelles Denken – und für einen Vulkanier absolut inakzeptabel. Rigoros schob er diesen Gedanken beiseite. Er war gründlich! Es gehörte zu seinen Pflichten und Aufgaben, eine Ortung gründlich durchzuführen! Dennoch kostete es ihn einige Anstrengung, seine ruhige, ausdruckslose Stimme beizubehalten, als er sich schließlich wieder umwandte.
„Ortung negativ, Captain.“
Auf dem Gesicht der Frau breitete sich Angst aus. Dann bekamen ihre Augen wieder diesen konzentrierten Ausdruck.
‚Hab keine Angst, Sheena. Ich bin soweit in Ordnung. Nur ist es schwierig, jetzt genau zu erklären, was geschehen ist. Wann werdet ihr hier sein?’
Sie schluckte. ‚In zehn Stunden etwa.’
‚Gut, ich warte auf euch. Ich melde mich kurz vorher wieder. Es ist anstrengend, so klar zu denken.’
‚Wie kann das überhaupt sein, David? Bisher mussten wir doch fast beieinander sein, um mehr als Eindrücke zu empfangen.’
Sie spürte sein Zögern ehe die Antwort kam.
‚Das hängt wohl damit zusammen, was mit Genesis und mir geschehen ist. Du wirst alles erfahren, Sheena. Ich verspreche es dir.’
Sie nickte. „Ich glaube an dich, David“, fast unhörbar leise erklangen die Worte.
Dann wandte sie sich wieder an den Captain.
„David meldet sich in zehn Stunden oder kurz vorher wieder. Es ist anstrengend für ihn, so mit mir zu reden.“
Sie sah wieder zu dem Bildschirm, auf dem weiterhin nur kleine, helle Punkte schimmerten – weit entfernte Sterne.
„Bisher konnten wir das nur, wenn wir praktisch zusammen waren. Wir haben es manchmal gemacht, wenn wir auf einem Fest waren. Es war lustig, sich zu unterhalten, ohne dass es jemand anderer hören konnte.“
Sie seufzte. „Ich wünschte, er würde mir endlich sagen, was passiert ist. Er war schon immer besser darin, sich abzuschotten. Ich habe es nie so gut geschafft. Wenn David wollte, konnte er immer mit mir Verbindung aufnehmen.“
„Und Sie nicht? Das heißt, bei David ist diese Begabung stärker ausgeprägt?“
Sheena schüttelte den Kopf. „Nein, genau anders herum. Ich kann die Verbindung zu ihm nicht völlig trennen. Die Verbindung von mir zu ihm ist viel stärker als anders herum. Deshalb kann er, wenn er es will, mich immer spüren. Seine Verbindung zu mir ist weitaus schwächer. Wenn er nicht will, kann er sie sozusagen blockieren. Dann kann ich ihn nicht erreichen.“
Jim Kirk überlegte kurz. Im Moment konnten sie nichts mehr machen. Doch in zehn Stunden … er riss sich zusammen. Dann fiel sein Blick auf die junge Frau, und er begann unwillkürlich zu grinsen. Sie sah aber auch zu grotesk aus.
„Was halten Sie davon, sich ein wenig besser herzurichten? Und dann mit mir zu frühstücken?“
Sheena sah ihn unschlüssig an. „Wenn David …“
Jim zuckte mit den Schultern. „Er kann sie doch jederzeit erreichen. Und so wie sie jetzt aussehen, wollen Sie ihm doch sicher nicht gegenübertreten.“
Die junge Frau sah an sich herunter und grinste ebenfalls. „Nein. Das muss wohl nicht sein.“
Kurze Zeit später saßen sie sich in der Kantine gegenüber. Spock hatte sich ihnen angeschlossen – nachdem er wie beiläufig erklärt hatte, dass er in spätestens einer Stunde wieder nach Bruchstücken von Genesis suchen würde. Vor Sheena stand die obligatorische große Tasse Kaffee.
Jim lächelte: „Wie viel von dem Zeug schütten Sie am Tag eigentlich in sich hinein?“
Die junge Frau lachte ebenfalls. „Keine Ahnung, ziemlich viel, das stimmt allerdings.“
„Irgendwann werden sie davon Magengeschwüre bekommen. Lassen Sie sich das von einem Arzt sagen, der weiß es schließlich.“ Dr. McCoy setzte sich gähnend an den Tisch und stellte seine Tasse vor sich hin. Seine Blicke wanderten von Kirk zu Spock.
„Wir haben noch nichts gefunden, aber wir sind noch zu weit entfernt, um genaue Daten zu bekommen“, beantwortete Jim die stumme Frage. „Aber Miss Winslow hat Kontakt zu David. Direkten Kontakt. Er hat ihr genaue Angaben gemacht, wohin wir fliegen sollen.“
Pille stellte die Tasse wieder auf den Tisch – ohne getrunken zu haben. Er starrte seinen Freund an. Der Mediziner in ihm suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, wie David hier überlebt haben könnte – vergeblich.
„Ich bin nicht verrückt.“
„Das behaupte ich auch nicht.“
Er wandte sich der jungen Frau zu. Jim hatte ihn über ihre Vergangenheit informiert und Leonard McCoy hatte sich die medizinischen Unterlagen besorgt. Darin wurde bestätigt, dass Sheena Winslow als Kleinkind unter starken Wahnvorstellungen gelitten hatte, die erst mit zunehmendem Alter zurückgingen. Eine Ursache konnte jedoch nie festgestellt werden.
Und allem Anschein nach hatte sie vor einigen Wochen eine Art Rückfall gehabt. Fast vier Wochen lang hatte Sheena Winslow ihre Umgebung nicht erkannt und immer wieder mit nicht vorhandenen Personen gesprochen. Danach war sie jedoch überraschend schnell wieder zu sich gekommen und hatte völlig klar gesprochen und gehandelt.
„Die Ärzte, die Sie untersucht und behandelt haben, wissen nichts von Ihrer Fähigkeit?“ Der Arzt sah die junge Frau fragend an.
„Ich habe noch nie darüber gesprochen, mit niemandem.“
„Warum nicht? Sie hätten sich vieles ersparen können. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass die Diagnose auf Wahnvorstellungen und geistige Labilität lautete.“
Sheena nickte: „Ja, aber andererseits wäre ich dann niemals aus dem verdammten Sanatorium heraus gekommen. Man hätte darauf bestanden, Untersuchungen an mir vorzunehmen. Und ich habe nicht vor, eine Laborratte zu werden.“
„Dazu können Sie nicht gezwungen werden. Sie hätten ablehnen können.“
Sie lachte freudlos auf. „Dr. McCoy, ich glaube nicht, dass sie so naiv sind, dies tatsächlich zu glauben. Man hätte einfach behauptet, es wäre unwahrscheinlich, dass diese Verbindung nur zu David besteht. Und damit hätte man sich auf das Esper-Gesetz berufen können.“
McCoy hätte ihr gerne widersprochen. Doch er wusste – leider –, dass sie Recht hatte. Nach verschiedenen – höchst unerfreulichen – Vorfällen durch psi-begabte Menschen hatte die Regierung das sogenannte Esper-Gesetz erlassen. Danach mussten sich alle Menschen der Erde oder von der Erde stammende Personen, die einen erhöhten Esper-Wert besaßen, zu verschiedenen Untersuchungen bereit erklären. Dieses Gesetz war höchst umstritten, griff es doch stark in die persönlichen Rechte der Menschen ein. Andererseits konnte niemand abstreiten, dass durch psi-begabte Menschen viel Leid verursacht worden war.
„Hatten Sie diese Fähigkeit denn schon als Kind? Damals kannten sie David doch gar nicht.“
Sheena zögerte nur kurz. „Ich bin damit geboren worden. Und als Säugling oder Kleinkind war es mir natürlich nicht möglich, damit umzugehen. Ich wusste nie, was real und was nur in meinem Kopf existierte.“
Sie lächelte schmerzlich.
„Das war nicht gerade einfach. Aber ich habe als Kind rasch gelernt, von welchen Dingen ich erzählen durfte, und was ich für mich behalten musste. Schließlich musste man mich gehen lassen, und ich kam zu Thorsten und Eliza. Sie waren immer gut zu mir.“
„Aber Ihre Adoptiveltern wissen auch nichts davon?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich war zu dieser Zeit ziemlich misstrauisch Erwachsenen gegenüber. Die Behandlungen im Sanatorium waren nicht gerade angenehm. Und je älter ich wurde, desto mehr begriff ich, dass ich sofort wieder in diese Tretmühle kommen würde, wenn ich über meine Fähigkeiten rede.“
Pille sah sie forschend an. „Und wann haben sie Dr. Marcus kennengelernt?“
Sheena lächelte. „Als ich vierzehn war. In einem Feriencamp. Wir haben uns angesehen und wussten, dass wir uns kannten. Von da an – nun wir waren nie wieder alleine.“
„Und Sie haben niemals über diese erstaunliche Verbindung gesprochen? Waren Sie denn nicht neugierig, wie es dazu kommen konnte, obwohl sie sich nicht kannten?“
Die junge Frau zögerte. Sichtlich befangen hob sie die Tasse und trank langsam, eindeutig, um Zeit zu gewinnen. Doch dann hob sie den Blick wieder und zuckte leicht mit den Schultern.
„Wie kennen den Grund für diese Verbindung. Natürlich waren wir neugierig. Wir haben nach einer Ursache gesucht.“
Sie grinste leicht. „Davy war damals schon der reinste Wissenschaftler. Er hat alle möglichen und unmöglichen Theorien aufgestellt und nach Hinweisen gesucht. Aber dennoch habe ich dann den Grund für alles herausgefunden. Nun, ich muss dabei jedoch zugeben, dass es David gar nicht möglich war, dahinterzukommen. Er hatte zu diesen Informationen keinen Zugang.“
Es sah aus, als wolle sie noch etwas hinzufügen, schwieg dann aber. Jim Kirk warf Pille einen kurzen Blick zu. Sie verschwieg etwas. Aber hatten sie das Recht, weiter in sie zu dringen? Das war schließlich ihre ganz persönliche Angelegenheit.
Der Captain räusperte sich schließlich: „Miss Winslow, Ihnen ist hoffentlich klar, dass sie jetzt Ihr Geheimnis nicht mehr länger für sich behalten können. Ich habe gegenüber General Raslind nichts über Sie gesagt, aber man wird wissen wollen, woher ich den Hinweis habe, dass David lebt. Wie wollen Sie darauf reagieren?“
Sie verzog leicht das Gesicht. „Ich weiß. Aber, nun ja, inzwischen bin ich kein wehrloses Kind mehr. Abgesehen davon, wenn wir die Ursache für diese Verbindung angeben, werden sich die meisten Untersuchungen sowieso erübrigen.“
Sie sah nun direkt den Captain an.
„Dass David und ich bis jetzt so eisern geschwiegen haben, hatte sehr persönliche Gründe. Zumindest in den letzten Jahren. Wir sind beide alt genug – und dickschädelig genug“, sie grinste fröhlich, „um uns gegen unsinnige Untersuchungen zu verwehren. David ist schließlich selbst Wissenschaftler. Nein, inzwischen haben wir unser Geheimnis nur noch bewahrt, damit ganz bestimmte Personen nichts davon erfahren.“
Sie seufzte. „Nun ja, eigentlich nur eine Person. Bei der zweiten“, ihr Gesicht blieb ruhig, doch das Lächeln in ihrer Stimme war deutlich zu hören, „Person habe ich keine Bedenken. Im Gegenteil, inzwischen freue ich mich schon auf d…, nun auf die Reaktion.“
Jim sah sie forschend an. Sie hatte eindeutig große Mühe, ernst zu bleiben. Ihre Mundwinkel zuckten recht verräterisch. In ihm kam der starke Verdacht auf, dass es sich bei dieser zweiten Person um ihn selbst handelte. Ein Verdacht, der ihn dazu brachte, schleunigst das Thema zu wechseln. Dies wurde eindeutig zu privat, um es derart öffentlich zu diskutieren. Auch wenn die einzigen Zuhörer seine besten Freunde waren.
Sheena stand auf dem erhöhten Rundgang der Brücke und starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Ihre Hände umklammerten das Geländer. Niemand sprach. Nur das leise Summen der Maschinen war zu hören – und das beständige kaum hörbare Klicken der Computertastatur. Spocks Finger huschten ohne Unterlass über die Tasten, forderten immer wieder die gleichen Messdaten an – und er wusste doch genau, dass es sinnlos war.
Sie standen in genau 25000 km Entfernung vom ehemaligen Mittelpunkt des künstlich geschaffenen Planeten Genesis. So nahe, dass man selbst mit einfachsten Mitteln ein Planetenbruchstück würde erkennen können. Zumindest eines, das groß genug war, damit ein Mensch darauf überleben könnte. Doch abgesehen von der deutlich erhöhten Anzahl atomarer und molekularer Strukturen, war im Raum vor ihnen absolut nichts.
Spock hatte keine Erklärung dafür und wagte kaum, sich umzuwenden, um dem Captain diese enttäuschende Mitteilung zu machen. Doch Jim Kirk fragte nicht nach den Daten. Er kannte die Antwort, denn Spock hätte nicht einen Augenblick gezögert, wenn es eine positive geben würde. Jim blickte abwechselnd auf den Bildschirm und hinter sich zu der jungen Frau, die dort stand, mit dem Ausdruck höchster Konzentration auf dem Gesicht.
Seit einigen Minuten rief Sheena immer wieder intensiv in Gedanken nach David. Warum meldete er sich nicht? Verzweiflung kroch in ihr hoch. Konnte es denn sein, dass in den letzten zehn Stunden etwas geschehen war? Etwas, das David getötet hatte? Waren sie doch noch zu spät gekommen?
‚Shee, Liebes! Um Himmels willen, entschuldige, ich war so beschäftigt, dass ich die Zeit vergessen habe.’
„David!“ Vor Aufregung und Erleichterung rief sie ihn laut an.
Jim Kirk fuhr herum und sah in ihr strahlendes Gesicht. Endlich! Doch er hielt sich zurück, damit sie in ihrer Konzentration nicht gestört wurde.
‚David, wo bist du? Wir sind hier, genau 25000 km von Genesis entfernt, wie du gesagt hast. Aber es ist absolut nichts hier. Wie kann das sein?’
‚Ich bin hier, keine Sorge. Ich habe inzwischen genau berechnet, wie ihr mir helfen müsst. Pass jetzt gut auf und gib die Daten an Vater weiter: Die Enterprise hat die neuartigen MX6-Raketen an Bord. Davon müssen fünf etwas umgebaut werden.’
‚Was? Wozu? David, bitte! Erkläre mir, was mit dir los ist? Wo bist du?’
‚Bitte Shee, wenn ich dir jetzt sage, was geschehen ist, wirst du furchtbar erschrecken. Und völlig unnötig. Es ist mit Worten nicht zu erklären, dazu ist alles viel zu fantastisch.’
Sie seufzte laut auf, dann suchten ihre Augen den Captain, der sie gespannt ansah. „Wenn ich nicht so glücklich wäre, ihn zu hören, würde ich ihn umbringen. Er weigert sich immer noch, mir zu sagen, was geschehen ist. Aber er sagt, dass Sie … Moment.“
‚Was für Dinger?’
‚MX6-Raketen.’
„Dass Sie MX6-Raketen an Bord haben.“
Jim sah sie völlig verblüfft an, und auch Spocks Augenbraue wanderte ruckartig nach oben.
„Ja, haben wir. Aber wozu ...?“
Er brach ab, als ihr Blick wieder abwesend wurde.
‚Die molekular-Einstellung für den Brennbeginn muss geändert werden und zwar – Sheena?’
‚Die was ...? David, ich verstehe kein Wort von diesem Zeug, das weißt du doch.’
‚Brauchst du auch nicht. Wiederhole einfach alles Wort für Wort, ich spreche ganz langsam. Erkläre es Vater. Sie müssen die Raketen nach meinen Angaben umbauen und dann in einem ganz bestimmten zeitlichen Abstand auf den Mittelpunkt von Genesis abfeuern.’
Sheena schluckte und gab seine Worte weiter. Jim Kirk warf jedoch nur einen auffordernden Blick zu seinem ersten Offizier, der sofort aufstand und sich neben die Frau stellte.
„Wiederholen Sie einfach alles, was Dr. Marcus sagt. Wort für Wort. Es spielt keine Rolle, ob Sie den Sinn verstehen.“
Sheena nickte und begann: „Die molekular-Einstellung …“
Wortwörtlich gab sie die für sie völlig unverständliche Anleitung Davids weiter. Spock nickte jedoch nur hin und wieder zustimmend, was sie soweit beruhigte, dass sie die Augen schloss, um sich besser auf David konzentrieren zu können. Halblaut sprach sie seine Worte nach, ohne weiter darüber nachzudenken.
Endlich beendete David seine Anweisungen: ‚Wenn die Raketen abgefeuert sind, dürft ihr nicht warten bis sie zünden. Zieht euch mit der Enterprise sofort weit zurück, mindestens zwei bis drei Lichtminuten. Das ist lebenswichtig. Die Zündung wird einen Prozess einleiten, der das Schiff zerstören kann. Hörst du, Shee? Ihr müsst dann sofort weg hier.’
Sheena gab auch das weiter und öffnete die Augen wieder.
„Ich mache mich sofort an die Arbeit. Mit Mr. Scott zusammen dürften die Raketen in einer Stunde einsatzbereit sein.“
Spock sah den Captain fragend an, ob er noch Anweisungen hätte, doch der schüttelte nur den Kopf: „Gehen Sie, Mr. Spock. Haben Sie eine Ahnung, was damit ausgelöst werden wird?“
Der Vulkanier sah zum Bildschirm und zögerte, ehe er langsam antwortete: „Nein, diese Anweisung ist … sehr … verwirrend.“
Wieder zögerte er. „Allerdings – aber das ist unvorstellbar. Das ist absolut unmöglich.“
„Was ist unmöglich?“
„Nun, durch die gleichzeitige Zündung dieser umgebauten Raketen könnte es zu einem Anstieg der elektronischen Kräfte innerhalb der molekularen Strukturen des Raumes kommen. Das könnte wiederum dazu führen, dass sich die elektromagnetische Wechselwirkung der Quantenelektrodynamik verändert. Und dies …“
„Mr. Spock!“
„Captain?“
„Kann man das nicht so ausdrücken, dass wir eine Chance haben, es auch zu verstehen?“
„Ich fürchte, nein, Captain. Ich verstehe es nämlich selbst nicht.“
„Aber sie können die Raketen umbauen?“
Spocks Gestalt wurde noch gerader, die Augenbraue wanderte langsam nach oben. „Selbstverständlich, Captain.“
„Dann gehen Sie, und tun Sie es einfach.“
Spock neigte andeutungsweise den Kopf und verließ die Brücke. Jim sah ihm nach. Er wusste, dass er den Vulkanier mit dieser Frage beleidigt hatte. Doch er würde es ihm nicht übelnehmen.
Sheena sah den Captain fragend an.
„Ja?“
„Captain, ich habe kein Wort von dem verstanden, was ich da gesagt habe. Können Sie mir das erklären?“
„Bedaure, ich habe nicht viel mehr verstanden als Sie. David hat sich sehr präzise ausgedrückt. Was bedeutet, dass ihn nur ein anderer Wissenschaftler verstehen kann. Aber keine Sorge, für Spock sind diese Anweisungen vermutlich nicht schwerer zu verstehen, als für uns das kleine Einmaleins.“
Sheena lachte über den Vergleich. „Er ist ungeheuer klug, wie?“
„Spock ist Vulkanier. Das sagt, glaube ich, alles.“
„Wissen alle Vulkanier so entsetzlich viel?“
„Nach meinen Erfahrungen, ja.“
Kirk schmunzelte, als er ihr entsetztes Gesicht sah.
„Das muss eine grässliche Welt sein.“
Jim lachte laut auf.
Eine Stunde später. Spock stand wieder an seinem Platz und überwachte zusammen mit Scotty im Maschinenraum die genaue Platzierung der Geschosse im Abwurfschacht. Pawel Checkow kontrollierte zum x-ten Mal den Kurs und die Abwurfzeit der Raketen. Hikaru Zulu hatte die Enterprise punktgenau auf die von David angegebenen Koordinaten manövriert und achtete mit Argusaugen darauf, dass das Schiff sich auch nicht einen Meter davon entfernte.
„Raketen feuerbereit, Captain.“
„Der Kurs, Zulu?“
„Schiff ist stabil und exakt auf Zielkoordinaten, Captain.“
„Chekow?“
„Kurs der Raketen einprogrammiert. Die Raketen werden in zeitlichem Abstand von exakt 0,5 Sekunden ausgestoßen.“
Sein harter, russischer Akzent war deutlicher zu hören als gewöhnlich, das sicherste Anzeichen seiner Aufregung und Nervosität. Sie waren alle nervös. Niemand konnte sich vorstellen, wozu David die gewaltige Feuerkraft von fünf dieser Raketen benötigte. Höchstens, dass Spock eine vage Ahnung hatte. Doch der Vulkanier weigerte sich, auch nur über diese Ahnung nachzudenken.
Kirk wandte sich zu der jungen Frau um, die wieder auf dem Rundgang stand. Sie war blass, und im Gegensatz zur Crew war ihr die Aufregung deutlich anzusehen. Sie konzentrierte sich auf David, dann nickte sie dem Captain zu. Der wandte sich scheinbar ruhig um, in Wirklichkeit konnte er kaum still sitzen.
„Lt. Commander Chekow!“
„Captain!“
„Feuer!“
Aus den Abwurfschächten schossen kleine silberne Blitze heraus und verschwanden im Dunkel des Raumes. Nur den Bruchteil eines Atemzuges zögerte Kirk, ehe er fest und sicher befahl: „Rückzug auf vorgegebene Position. Exakt drei Lichtminuten von hier.“
Die Enterprise setzte sich in Bewegung, immer schneller strebte sie von dem nicht mehr existierenden Planeten weg. Wenige Sekunden später glomm auf dem Bildschirm ein Lichtfunke auf, wurde größer und heller und weitete sich zu einer weißlich schimmernden Wolke aus, die erst nach einigen Minuten wieder schwächer wurde, aber nicht verschwand. Sie stand leicht schimmernd im Raum.
„Raketen haben exakt gleichzeitig gezündet, Captain.“
„Danke Chekow. Sie haben hervorragend gearbeitet.“
Aufatmend lehnte sich Kirk zurück. Nun hieß es warten. Es sei denn, David würde sich endlich dazu bequemen, ihnen etwas genauere Angaben über sich zu machen. Jim drehte den Sessel und warf Sheena einen fragenden Blick zu. Doch sie schüttelte nur den Kopf und hob die Schultern. David hatte ihr zuvor nur noch kurz gesagt, dass er sich nach der Zündung der Raketen für eine längere Zeit nicht mehr melden könne.
„Geschwindigkeit des Schiffes verlangsamt sich, Captain.“
„Wie bitte?“ Kirk sah ungläubig seinen ersten Offizier an. Hastig drückte er auf einen Knopf in der Armlehne des Kommandosessels, während Zulu sich über seine Kontrollen beugte und verschiedene Daten abrief.
„Hier Maschinenraum“, meldete sich Scotty.
„Scotty, was ist los? Die Enterprise wird langsamer.“
„Das kann nicht sein. Moment.“
Zulu wandte sich verwirrt um. „Der Kurs stimmt. Die Geschwindigkeit ebenfalls, halbe Lichtgeschwindigkeit.“
„Captain!“
„Scotty?“
„Die Maschinen funktionieren einwandfrei. Leistung exakt halbe Lichtgeschwindigkeit.“
Kirk sah zu Spock hinauf. Der blickte nur kurz noch einmal auf seine Kontrollen.
„Geschwindigkeit des Schiffes beträgt im Moment 0,437 Prozent Lichtgeschwindigkeit. Weiter fallend.“
„Verd … Wie?“
Doch Spock hatte sich schon wieder abgewandt. Er sah in den schachtartigen Monitor und ließ sich dort einige Diagramme und Messdaten anzeigen. Dann flogen seine Finger über die Tasten. Ungläubig sah er die Messergebnisse an.
„Captain! Die elektromagnetische Wechselwirkung der atomaren Strukturen haben sich ebenso wie die Gravitationskräfte …“
Er unterbrach sich und begann noch einmal: „Vom Explosionspunkt der Raketen aus ist ein starker Sog entstanden. Die Gravitationskraft ist enorm. Das Schiff wird dadurch zurückgezogen.“
Einen Moment starrte Jim ihn sprachlos an. Seit wann benutzte Spock Worte wie ‚enorm’ anstatt genauer Angaben? Spock, der genau wusste, weshalb sein Captain ihn so ansah, sprach halblaut weiter: „Die Messwerte sind äußerst unglaubwürdig, Captain.“
„Sie können nicht stimmen?“
„Ich fürchte doch. Das Absinken unserer Geschwindigkeit passt exakt zu den Daten.“
Wieder drückte Kirk auf die Sprechanlage. „Scotty?“
„Ja?“
„Leistung der Maschinen um die Hälfte erhöhen. Wir fliegen so lange weiter, bis wir außerhalb dieses Soges sind.“
Die Sogwirkung wurde immer stärker. Doch schon nach kurzer Zeit bestätigten die Messwerte, dass die Enterprise ihm entkommen würde.
„Kein Wunder, dass David uns gewarnt hat“, murmelte Jim vor sich hin.
Sheena blickte die ganze Zeit von einem zum anderen. Jetzt hielt sie es nicht mehr aus. „Captain, was geschieht dort draußen?“
„Mr. Spock, erklären Sie es uns.“
Der Vulkanier sah zu ihm, dann wandte er sich an die junge Frau. Er bemühte sich sichtlich, sich so einfach wie möglich auszudrücken.
„Die Zündung der Raketen hat eine Veränderung verschiedener Kräfte in den atomaren Strukturen hervorgerufen. Dadurch wurde die Gravitationskraft an diesem Punkt äußerst schnell, fast schlagartig, um ein Vielfaches erhöht.“
„Aber“, Sheena war immer noch völlig verwirrt. „Was bedeutet das denn nun?“
„Jede Materie, die innerhalb des Wirkungsradius dieses Soges liegt, wird in das Zentrum gezogen. Nur die rasche Flucht hat das Schiff davor bewahrt, in die Explosionswolke hineingezogen zu werden.“
Spock sah, dass sie immer noch nicht verstand. „Dort draußen ist nicht Nichts. Für das menschliche Auge unsichtbar schweben dort unzählige Atome und Moleküle des zerstörten Planeten. Die Materiedichte ist weitaus größer als normalerweise im Raum üblich. Und diese Materie wird nun auf einen Punkt hingezogen.“
Endlich begriff Sheena. „In die Explosionswolke.“
„Ja.“
„Und was geschieht dort damit?“
Jetzt sah Kirk den Vulkanier derart gespannt an, dass dieser nickte. Sie hatten beide dieselbe Vermutung.
„Ich vermute, dass Dr. Marcus auf diese Weise Genesis wieder erschaffen will.“
„Sie meinen, dass die ganze Materie dort draußen wieder zu einem Planeten wird?“
Spock nickte und sprach seine Zweifel über das Gelingen eines solchen Plans lieber nicht aus. Doch Kirk besaß genug wissenschaftliche Kenntnisse, um den Fehler in diesem Gedanken zu sehen.
„Spock, wie viel Masse existiert dort?“
„Zu wenig, Captain. Viel zu wenig.“
Sheenas Blicke flogen zwischen den Männern hin und her.
„Wieso zu wenig? Der Planet ist zerbrochen, und jetzt setzt er sich wieder zusammen?“ Es war eine bange Frage.
Spock wandte sich wieder ihr zu. Sein Gesicht war unbewegt wie immer, doch selbst sie, die keinerlei Erfahrungen mit Vulkaniern hatte, konnte in seinen dunklen Augen das Mitgefühl erkennen. Und Jim hörte auch aus seiner Stimme heraus, wie ungern er diese Erklärungen gab.
„Genesis ist nicht nur zerbrochen, Miss Winslow. Bei einer atomaren Zersetzung wird ein Großteil der Materie in hochenergetische Strahlung umgewandelt. Diese Strahlung bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit fort. Dies ist schon vor Monaten geschehen. Selbst wenn es eine Möglichkeit gäbe, diese Strahlung wieder in Materie zurückzuverwandeln – diese Möglichkeit gibt es jedoch nicht –; selbst dann wäre es unmöglich, da die Strahlung längst nicht mehr hier ist.“
Entsetzt und ungläubig sah Sheena auf den Bildschirm. Spock hatte die Einstellungen so geändert, dass trotz der riesigen Entfernung die Explosionswolke sichtbar war.
„Aber David wollte doch, dass wir dies hier ermöglichen. Dann muss es doch einen Sinn haben.“
Jim nickte schwer, genau darauf hoffte er ebenfalls. Doch immer wieder fragte er sich, wie David dort draußen überhaupt überleben konnte. Das war nach menschlichem Ermessen völlig unmöglich.
„Gravitationskräfte haben Normalwert erreicht, Captain.“
„Das heißt, dort draußen herrschen jetzt wieder völlig normale Zustände wie vorher auch, außer natürlich, dass sich die gesamte Materie des Raumes jetzt in der Wolke befindet?“
„Exakt.“
Jim Kirk schüttelte leicht den Kopf und versuchte, auf dem Bildschirm irgendeine Veränderung zu erkennen. Doch es gab dort nur die immer noch leicht schimmernde Wolke, die nach der Zündung der Raketen im Mittelpunkt des ehemaligen Planeten Genesis entstanden war.
Seit fast zwanzig Stunden stand die Enterprise fahrtenlos vier Lichtminuten von diesem Ort entfernt im Raum. In dieser Zeit war die gesamte atomare Masse im Raum durch eine gewaltige Sogwirkung in die Wolke gezogen worden. Sheena Winslow hatte keinen Kontakt mehr mit David. Immer wieder versuchte sie, ihn zu erreichen. Jim konnte ihr ansehen, dass sie langsam verzweifelte. Er trat auf sie zu und schüttelte sie leicht an den Schultern, als er den abwesenden Blick in ihren Augen sah. Sie versuchte sich von ihm loszumachen, doch er schüttelte sie nur noch fester.
„Sheena. Hören Sie auf.“
Zum ersten Mal nannte er sie einfach beim Vornamen. Es erschien ihm völlig selbstverständlich.
„David hat Ihnen gesagt, dass der Kontakt abbrechen wird. Er wird sich wieder melden.“
Hoffte er jedenfalls inständig.
Ihr Blick wurde klarer, und sie sah zu ihm auf. Er bemerkte die Blässe in ihrem Gesicht ebenso, wie die dunklen Ringe unter ihren Augen. Sie brauchte dringend Schlaf, doch sie würde sich mit Sicherheit nicht hinlegen, selbst wenn er sie in die Kabine schickte. Wenn sie überhaupt gehen würde.
Ihre Hände legten sich auf seine Arme, doch nicht, um ihn wegzudrücken, sondern um sich festzuhalten. Leise und flehentlich klang ihre Stimme: „Ich habe Angst.“
„Er wird sich wieder melden. Glauben Sie daran. David hat bis jetzt überlebt, auch wenn wir keine Erklärung dafür haben. Und er wollte, dass dies da draußen geschieht.“
Eindringlich sprach Jim auf sie ein, wollte sich selbst damit jedoch ebenso beruhigen, wie die junge Frau.
Ihre Augen glitzerten vor unterdrückten Tränen, als sie ihn fast bettelnd ansah: „Sind Sie sicher?“
Fast hätte er gelächelt. Das war die Frage eines Kindes, das noch daran glaubte, dass die Erwachsenen die Welt verändern können.
„Sicher“, nickte er.
Tief einatmend löste sie sich von ihm und fuhr sich mit den Händen kurz über das Gesicht.
„Ich benehme mich idiotisch.“
„Nein.“
Sie zwang ein Lächeln um ihren Mund. „Ich bin kein Kind mehr, Captain.“
„Nein.“ James Kirk wandte sich um. „Mr. Spock, schicken Sie eine Sonde los. Sie soll den Raum absuchen, ob die Werte wirklich überall wieder normal sind und wenn möglich auch in die Wolke eindringen.“
Wieder warteten sie. Doch noch ehe die Sonde die Explosionswolke erreicht hatte, richtete sich Spock plötzlich hastig auf. Eilig überflog er die Daten auf dem Monitor, mehrmals überprüfte er die Sensoren des Schiffes.
„Captain, die Explosionswolke verändert sich.“
„Inwiefern?“
„Das ist …“, Spock hatte große Mühe, seine Selbstbeherrschung zu bewahren. „Sie dehnt sich aus – und die Masse in ihrem Inneren nimmt zu. Sie hat sich innerhalb der letzten drei Minuten verdoppelt.“
„Was?“ Jim starrte auf den Bildschirm, doch mit bloßem Auge war selbstverständlich nichts zu erkennen.
Ängstlich sah Sheena den hochgewachsenen Vulkanier an. „Und was bedeutet das?“
Dieser sah zu seinem Captain, den es nicht mehr in seinem Sessel gehalten hatte. Nun drehte Jim Kirk sich langsam zu der jungen Frau um.
„David hat eine Möglichkeit gefunden, den Planeten wieder entstehen zu lassen.“
„Das ist im Moment nur eine Vermutung, Captain.“ Spock fühlte sich verpflichtet, diese Einschränkung zu machen.
„Haben Sie eine andere Erklärung dafür?“
„Nein, Captain.“
Fünf Tage lang sahen sie zu, wie die Wolke sich ausdehnte und immer stärker an Masse zunahm. Was in der Wolke geschah, war nicht zu erkennen. Jim Kirk wagte es nicht mehr, eine Sonde hineinzuschicken, um den Prozess dort drinnen auf keinen Fall zu stören. Die Enterprise hatte sich vorsichtig und langsam näher an die Wolke herangeschoben und war nun nur noch 10 000 km vom Rand der Wolke entfernt.
Seit einigen Stunden schien sich deren Größe nicht mehr zu verändern, die Wolke war jetzt nur noch wenig kleiner als der Mars im heimischen Sonnensystem. Das weißliche Leuchten schien immer matter zu werden. Plötzlich verschwand es völlig, und vor der Enterprise schwebte ein grünblau schimmernder, kleiner Planet im Raum.
„Faszinierend.“ Spock betrachtete bewundernd den neu geschaffenen Planeten.
‚Hallo Shee! Nun wie gefällt es dir?’
„David!“
‚David!’ wiederholte sie in Gedanken. Sie sah nicht, wie Jim Kirk herumfuhr und auch nicht die Erleichterung, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete.
‚Was ist mit dir? Ist alles in Ordnung? Oh David, ich habe dich nicht mehr gespürt. Es war schrecklich.’
‚Tut mir leid, Liebes. Es ging nicht anders. Ich musste mich von dir lösen. Aber wollt ihr nicht herunterkommen?’
‚Herunterkommen?’
‚Ja, natürlich. Hierher nach Genesis. Ich erwarte euch, und ich werde dann jede Frage beantworten. Ehrlich.’
„David. David möchte, dass wir herunterkommen. Auf den Planeten, auf Genesis. Er erwartet uns.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Jim lächelte unwillkürlich, ihre Freude war ansteckend. Er beugte sich über seinen Sessel. „Pille?“
„Jim?“
„Komm in den Transporterraum, wir beamen uns auf den Planeten.“
„Mr. Spock, Sie kommen ebenfalls mit, Sie selbstverständlich auch, Miss Winslow. Commander Zulu, Sie übernehmen das Kommando.“
Sie materialisierten auf einer Grasebene. In der Ferne war Wald zu erkennen, auf der anderen Seite wurde das Land hügeliger. Sheena starrte verblüfft auf das Blockhaus, das in nur wenigen Metern Entfernung stand. Kirk wurde jedoch misstrauisch. Wie kam dies hierher? Der Planet existierte erst seit wenigen Stunden, niemand konnte in dieser Zeit eine derart große Hütte bauen.
Als eine Gestalt aus dem Schatten der Hütte trat und ihnen entgegenging, griff er unwillkürlich zur Waffe, zwang sich aber, sie nicht aus dem Halfter zu ziehen. Spock und Pille hantierten an ihren Tricordern.
Sheena jedoch stieß einen Freudenschrei aus und stürmte auf die Gestalt zu. „Davy!“
„Nein, Sheena, bleiben Sie stehen!“
Doch sie hörte Jim Kirk überhaupt nicht, stürzte auf den Mann zu und umarmte ihn ungestüm. David Marcus schloss sie fest in seine Arme und wirbelte sie fröhlich einmal um sich herum.
„Hey, hey, nicht weinen. Shee, ich bin in Ordnung. Mir geht es gut.“
„Ich bin so glücklich, Davy“, schluchzte sie.
Sanft wischte er ihr die Tränen ab, aber sie lächelte schon wieder. Er legte den Arm um sie und ging die letzten Schritte zu den drei Männern. Ein verständnisvolles Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er die Tricorder in ihren Händen sah.
Dann sah er seinen Vater an. Jim Kirk schluckte hart, vergaß alle Fragen und jedes Misstrauen und ging rasch auf ihn zu. Sheena trat beiseite und sah glücklich zu, wie sich Vater und Sohn umarmten. Fest, fast schmerzhaft gruben sich Jims Hände in Davids Schultern.
„Du lebst.“ Mehr brachte er nicht hervor.
„Dad! Ich wusste, dass du kommen würdest.“
Jim schluckte wieder, er hatte Mühe, nicht loszuheulen wie ein kleiner Junge.
„Ich werde alles erklären“, fuhr David leise fort.
Wieder nickte Jim nur. Er wusste, dass es viele Fragen gab und auch, dass er selbst Erklärungen brauchte. Doch im Moment war nur eines wichtig: Sein Sohn lebte!
Mühsam fasste er sich. „Bist du in Ordnung?“
„Völlig.“
Gelassen wandte sich David Marcus den beiden wartenden Männern zu und zeigte lächelnd auf die Tricorder.
„Ich glaube nicht, dass Sie darauf irgendetwas Ungewöhnliches zu sehen bekommen. Es würde mich jedenfalls wundern.“
Pille steckte das Gerät wieder ein.
„Nein, Sie sind eindeutig menschlich. Aber auf Ihre Erklärungen bin ich mehr als gespannt. Vor allem freue ich mich jedoch, Sie zu sehen.“ Das Lächeln auf McCoys Gesicht war offen und ehrlich.
Auch der Vulkanier steckte sein Gerät wieder ein und neigte leicht den Kopf.
„Dr. Marcus, Vulkanier kennen keine Freude, doch ist es für mich äußerst zufriedenstellend, Sie zu sehen – entgegen jeder Logik.“
Jim grinste und Sheena lachte hell auf. „So redet er immer. Ich verstehe meist nur die Hälfte von dem, was er sagt, aber ich mag Mr. Spock sehr. Er ist wundervoll.“
Jim grinste noch breiter, als er sah, wie Spocks Augenbraue höchst indigniert nach oben gezogen wurde.
„Setzen wir uns doch, dann werde ich alles erklären, was geschehen ist. Es wird eine Weile dauern.“
Er zeigte nach vorne, und als die vier sich umdrehten, standen hinter ihnen gemütliche Stühle und ein großer Tisch. Darauf lag Geschirr für fünf Personen und einige Platten mit Obst und anderen Nahrungsmitteln.
Alle rissen erstaunt die Augen auf, außer Spock natürlich, der sich wie immer ungerührt gab. Allerdings hatte er schlagartig wieder den Tricorder in der Hand und versuchte, die so plötzlich aufgetauchten Gegenstände zu analysieren. Doch die Werte bestätigten nur, was seine Augen sahen. Möbel und Esswaren waren echt.
Während seine Gäste noch nach Worten suchten, ging David ruhig hinüber und setzte sich. Dann erst sah er Sheena an.
„Ich bin Genesis“, bekannte er leise.
„Wie meinst du das, du bist Genesis?“
„Diese Welt hier, alles was du siehst, bin ich. Ich bin im wörtlichen Sinne genommen kein Mensch mehr.“
„Das begreife ich nicht. Du … du bist doch hier. Natürlich bist du ein Mensch.“
Pille hantierte ebenfalls wieder mit seinem Tricorder, doch auch diesmal konnte er nichts Ungewöhnliches erkennen. Jim Kirk fasste die Gestalt seines Sohnes forschend ins Auge.
„Vielleicht erklärst du uns in Ruhe und nacheinander, was geschehen ist.“
David nickte bereitwillig. „Einiges weiß ich selbst nicht. Ich weiß, dass der Klingone mich getötet hat.“
Sheena zuckte unwillkürlich zusammen, und David nahm ihre Hand, um sie zu beruhigen.
„Das letzte, an das ich mich erinnere, ist der Schmerz und dass ich versucht habe, mich an dir festzuhalten. Was dir nicht besonders gut getan hat. Ich fürchte, ich bin schuld daran, dass du einige schlimme Wochen durchstehen musstest.“
„Das spielt doch jetzt überhaupt keine Rolle“, wehrte Sheena heftig ab. „Ich verstehe nur immer noch nicht … ich kapiere überhaupt nichts von dem, was du gerade gesagt hast.“
Wieder nickte David.
„Das ist wahrscheinlich auch nicht so einfach“, murmelte er, dann sprach er weiter. „Nun, genau genommen war nur mein Körper tot. Ich selbst, tja durch unsere Verbindung miteinander habe ich etwas machen können, das wohl noch keinem Menschen gelungen ist. Jedenfalls habe ich etwas Derartiges noch nie gehört.“
Er sah in die gespannten Gesichter und redete hastig weiter: „Mein Bewusstsein verflog nicht. Ich war mir weiterhin bewusst, dass ich auf irgendeine Weise existiere. Aber ich konnte nichts tun, zumindest anfangs nicht. Es war ein einziges Durcheinander, doch ich begriff, dass ich mit Sheenas Bewusstsein verschmolzen war. Was für Sheena gar nicht gut war, ein menschliches Gehirn ist nicht dafür gebaut, zwei Bewusstseine in sich zu haben.“
„Das kann ich bestätigen“, brummte Dr. McCoy mit einem Seitenblick zu Spock. „Ich glaube, ich kann nachempfinden, wie Sie sich gefühlt haben, Miss Winslow.“
„Ich bin völlig durchgedreht, begriff meine Umwelt nicht mehr. Teilweise hatte ich überhaupt keinen Bezug mehr zur Wirklichkeit.“
„Sie hatten wenigstens einen Menschen in sich. Stellen Sie sich mal vor, einen Vulkanier in Ihrem Gehirn zu haben. Die Kerle sind selbst dann noch logisch, wenn sie tot sind.“
Die Spannung, die über ihnen lag, löste sich in einem spontanen Gelächter. Pille war zufrieden mit sich.
David fuhr fort: „Dann, es war seltsam, irgendetwas geschah mit mir. Ich habe eine Vermutung, aber keine Gewissheit.“
Er wandte sich an seinen Vater. „Ist Leutnant Savik an Bord? Sie müsste wissen, was danach mit mir und Genesis geschehen ist.“
Jim schüttelte den Kopf.
„Nein, aber ich weiß es auch. Es gelang uns, Lt. Savik und Spock von Genesis wegzuholen. Mehr oder minder in letzter Minute. Der Planet war dabei, zu zerbrechen. Die Kruste brach auf und du …“, er stockte, als er das grässliche Bild wieder vor Augen hatte. Seine Stimme war heiser, als er weiter sprach: „Ich habe gesehen, wie du, dein Körper, in eine dieser Lavaspalten gefallen ist.“
„Das war es also.“ Wieder sah David die ratlosen und verständnislosen Gesichter um sich herum. Einzig Spock saß stocksteif und gerade da, und als sich ihre Augen trafen, nickte der Vulkanier leicht.
„Ihr Körper ging in die Materie von Genesis auf.“
David nickte. „Ja, das ist die einzige Erklärung. Genesis zerfiel, als mein Körper in der Lava verbrannte. Doch Genesis war kein normaler Planet und die energetischen Prozesse innerhalb der Atome haben dazu geführt, dass meine atomaren Strukturen sich mit denen von Genesis verbunden haben.“
Er blickte wieder Sheena an. „Dadurch wurde ich mir selbst wieder stärker bewusst und konnte mich wenigstens etwas von dir lösen. So, dass du wieder zu dir selbst finden konntest. Allerdings dauerte das alles eine ganze Weile. Es tut mir leid, Liebes, dass ich dir das angetan habe.“
„Blödsinn“, fuhr sie auf. „Du lebst, und wenn das alles nötig war, damit du überleben konntest, ist es mir völlig egal, ob ich ein paar Wochen weggetreten war oder nicht.“
David lächelte. „Ich glaube, dein Temperament hat mir richtig gefehlt. Aber weiter: Ich begriff immer mehr, was mit mir geschehen war, auch wenn ich keine echte Erklärung dafür hatte. Aber das war zweitrangig. Meine Lage war nämlich nicht allzu gut. Mein Körper war in unzählige einzelne Atome und Moleküle zerteilt, die sich langsam immer weiter voneinander entfernten und mein Bewusstsein war immer noch teilweise an Sheena gebunden und wenn diese Verbindung zerbrochen wäre, wäre dies mein Ende gewesen.“
Jim schloss kurz die Augen, das eben Gehörte war einfach unfassbar.
David atmete tief ein und schloss seinen Bericht ab: „Ich musste mir also etwas einfallen lassen, wie ich meinen Körper bzw. das, was ich nun war, wieder vereinen konnte. Ja, und das bin ich nun. Dieser Planet bin ich, und alles hier, auch dieser Körper ist ein Teil davon. Ich kann Genesis gestalten, wie ich möchte. Landschaften, die Hütte, ich selbst. Wenn ich will, dass etwas da sein soll, dann entsteht es eben.“
„Warum zeigen unsere Tricorder dann an, dass dieser Wald ein Wald ist, Sie ein normaler Mensch sind und so weiter? Müssten die Werte nicht gleich sein? Schließlich ist der Wald ebenso ein Teil von Ihnen wie dieser Körper, nach dem, was Sie sagen.“
„Nein, Dr. McCoy. Ihre Tricorder können nichts anderes zeigen, weil es genau so ist. Auf Genesis gab es mehrere ökonomisch in sich stabile Landschaften, künstlich geschaffen, aber dennoch absolut echt. Auch dort waren die Wälder echte Wälder, die Seen richtige Seen. So ist es jetzt auch. Wenn ich einen Wald entstehen lasse, setzen sich die atomaren Strukturen exakt so zusammen, dass auch ein Wald entsteht. Es ist nicht nur ein Abbild, auch keine Täuschung. Was Sie sehen, ist echt.“
Sheena hielt schon eine ganze Weile einen Apfel in der Hand, von dem sie einen Bissen genommen hatte. „Aber es ist trotzdem ein Teil von dir. Ich meine, der Wald, die Stühle, alles bist du, dein Körper, egal wie es aussieht oder wissenschaftlich, chemisch, biologisch oder was weiß ich analysiert wird.
„Stimmt.“
„Dann habe ich gerade einen Bissen von dir selbst gegessen?“ Sie starrte völlig entsetzt auf den Apfel und legte ihn rasch auf den Tisch zurück.
David lachte herzhaft auf. „Nun ja, wenn man es ganz extrem genau nimmt, ja. Aber du kannst ruhig weiter essen. Ich bezweifle ernsthaft, dass man das als Kannibalismus bezeichnen könnte. Nein, im Ernst, Sheena, der Apfel ist ein Apfel, auch wenn er aus mir heraus entstanden ist. Aber das ist unwichtig. Die Energie, die ich durch die Zündung eurer Raketen aufnehmen konnte, gibt mir die Möglichkeit, aus vorhandener Materie neue Materie zu bilden.
Es ist das Gleiche, das ursprünglich den Genesiseffekt ausmachte. Oder ausmachen sollte. Ein toter Planet oder Planetoid sollte eine lebendige Welt werden. Dabei wurde Materie nicht nur in andere Materie umgewandelt, sondern auch völlig neu geschaffen. Sonst hätte Genesis nicht entstehen können.“
Spock nahm sich ebenfalls einen Apfel. „Das heißt, Sie sind in der Lage, Materie, die Ihnen verlorengeht, wieder zu ersetzen.“
„Genau das.“
Der Vulkanier nickte und biss zufrieden in den Apfel. Jim Kirk und Dr. McCoy starrten das Obst und die appetitlichen Häppchen auf dem Tisch an.
„Ich glaube, ich habe keinen Hunger“, murmelte Pille, und Jim schüttelte ebenfalls ablehnend den Kopf.
„Deine Mutter wird überglücklich sein, wenn sie dies hört. Sie hat … es war sehr schwer für sie.“
Jim Kirk sah seinem Sohn glücklich in die Augen. Oh ja, Carol würde endlich wieder lachen können und wohl auch wieder mit ihm sprechen – und vielleicht …
David warf Sheena einen Blick zu, den sie schulterzuckend zurückgab.
„Ich hoffe es“, antwortete er leise. Auf den verblüfft fragenden Blick hin, zuckte er ebenfalls mit den Schultern. „Ich bin jetzt anders, kein normaler Mensch mehr.“
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Carol das interessiert? Du lebst, das ist alles, was für sie zählen wird.“
David atmete tief ein. „Wir werden es sehen.“
Jim begriff nicht, wie er daran zweifeln könnte. „Du bist ihr Sohn, David.“
Der nickte, sah jedoch zu Boden. „Es gab eine Zeit, da hätte sie anders gehandelt, da hätte es eine Rolle gespielt, eine große sogar. Ich hoffe, dass sich das geändert hat, nicht nur um meinetwillen.“
Er seufzte noch einmal, dann wandte er sich Sheena zu, die plötzlich ebenfalls reichlich unsicher wirkte.
„Wird es nicht langsam Zeit, dass du redest?“ David nahm ihre Hand, zärtlich sah er sie an. „Es ist deine Entscheidung, das weißt du.“
Dr. McCoy stand plötzlich auf. „Tja, Dr. Marcus, haben Sie etwas dagegen, wenn Spock und ich uns etwas umsehen?“
Er wurde mit dankbaren Blicken aus zwei Augenpaaren belohnt. Spock stand langsam auf, er wusste nicht, was der Arzt vorhatte. Doch der machte sich zielstrebig auf den Weg, so dass Spock ihm wohl oder übel folgen musste. Im Vorbeigehen beugte McCoy sich jedoch zu David hinunter und flüsterte ihm kurz etwas zu: „Sie sieht Ihnen übrigens ähnlich.“
Sheena sah ihnen nach, dann riss sie sich zusammen. „Ja, ich hätte Ihnen das wohl schon viel früher sagen sollen, nur, es ist … Ach, ich wollte Sie einfach erst einmal kennenlernen. Und außerdem war es wichtiger, David zu helfen.“
Jim sah von ihr zu David. „Und was hätten Sie mir sagen sollen?“
Er konnte förmlich sehen, wie die junge Frau sich wand.
„Es gibt eine Erklärung dafür, weshalb es diese Verbindung zwischen David und mir gibt. Ich meine, wieso sie ausgerechnet zwischen uns ist. Wie es dazu überhaupt kommen konnte, weiß ich natürlich nicht. Ist auch nicht wichtig.“
Ihre Stimme wurde immer leiser. David beobachtete sie lächelnd, dieses Geständnis war unglaublich schwierig für sie. Wie oft hatte er früher über seinen Vater gewütet, immer hatte sie ihn verteidigt. Doch gleichzeitig hatte sie Angst davor, ob er sie akzeptieren würde.
Noch einmal holte sie tief Luft. „David und ich sind gleich alt, wir wurden im Jahr 2261 geboren, am selben Tag.“ Ganz leise fügte sie hinzu: „Wir sind Zwillinge.“
Jim Kirk glaubte, sich verhört zu haben. „Was??“
Da die junge Frau den Kopf gesenkt hielt, blickte er zu David. Der nickte bestätigend. „Shee ist vier Minuten älter als ich. Sie ist deine Tochter.“
„Eine Tochter. Meine Tochter. Carol hat nie … ich wusste von David, wieso hat sie nie über dich gesprochen?“ Jim schüttelte heftig den Kopf, als müsse er etwas verscheuchen. „Du bist adoptiert worden. Wieso hat Carol das zugelassen? Wieso lebst du nicht bei ihr?“
Sheenas Fäuste ballten sich, dann hob sie endlich den Kopf. Sie war bleich, aber ihre Augen blickten Jim klar und offen an. Und er sah Bitterkeit und Wut darin.
„Als … nach unserer Geburt stellte sich sehr schnell heraus, dass mit uns irgendetwas nicht stimmte. Wir schrien stundenlang. Niemand konnte eine Ursache finden. Zufällig bemerkte Carol, dass wir ruhiger wurden, wenn wir räumlich recht weit getrennt waren. Bei David war dann überhaupt nichts mehr zu bemerken, er verhielt sich wie jedes andere Baby. Ich dagegen war weiterhin sehr unruhig, aber nicht so sehr, als wenn wir zusammen waren.“
Sie griff wie hilfesuchend nach Davids Hand.
„Ich wurde in ein Sanatorium gebracht. Gehirnsonden stellten fest, dass mein Gehirn überaktiv war. Ich wurde ruhiggestellt und so gut es ging behandelt. Als ich zwei oder drei war und mich sprachlich ausdrücken konnte, wurde erkennbar, dass ich Bilder und Dinge sah, die nicht existierten. Wahnvorstellungen also, wie man dachte. Ich begann zu lernen, wie ich mich vor den Behandlungen drücken konnte, über welche Dinge ich reden durfte, welche ich für mich behalten musste. Oder anders ausgedrückt, ich lernte die Realität von dem zu unterscheiden, was in meinem Gehirn existierte.“
Langsam und bewusst öffnete sie die Fäuste und zwang sich, sich zu entspannen.
„Mit sechs Jahren war ich perfekt darin, die Ärzte und Pfleger zu täuschen. Ich hasste die Behandlungen, hasste es ausgefragt zu werden, und immer wieder zu hören, dass ich nicht normal sei. Ich bewegte mich wie ein normales Kind, spielte genauso und redete auch so. Ich achtete ständig darauf, nichts falsch zu machen, nichts von den Bildern und Eindrücken zu zeigen, die immer wieder in mir waren. Alle waren glücklich und zufrieden, und ich galt offiziell als geheilt.“
„Warum hat Carol dich dann nicht zu sich geholt?“ Jim wusste nicht, was er davon halten sollte. Carol war doch sicher überglücklich gewesen, dass es ihrer Tochter gut ging?
„Das Sanatorium schrieb ihr, dass ich entlassen werden könne. Auch wenn ich mit Sicherheit noch viel Aufmerksamkeit bräuchte, und ob sie nicht nach mir sehen wolle.“
„Moment, was heißt, nach dir sehen wollte?“
Wieder sahen sich die beiden Geschwister an. Als Sheena verbissen schwieg, sprach David es aus: „Mutter hat sie nie besucht.“
Ungläubig und fassungslos sah Jim die beiden an, wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
Sheena sprach schließlich weiter: „Sie erklärte den Ärzten, dass sie das Risiko nicht eingehen wolle. Sie habe einen gesunden Sohn und einen anstrengenden Beruf. Sie habe nicht die Zeit, sich um ein geistig labiles Kind zu kümmern. Sie gab mich zur Adoption frei.“
„Ich bin ihr sogar dankbar dafür“, fuhr sie fort, „Eliza und Thorsten waren gute Eltern. Sie haben sich immer liebevoll um mich gekümmert. Ich war glücklich bei ihnen, auch wenn ich ihnen niemals sagte, dass ich weiterhin Bilder und Gefühle sah und spürte, die nur in einem Kopf existierten. Mit den Jahren wurden aus den unwirklichen Bildern und Eindrücken fast greifbare Dinge. Ich hatte immer das Gefühl, einen heimlichen, unsichtbaren Freund zu haben. Niemand konnte ihn sehen oder hören, nur ich. Ich habe niemals darüber gesprochen, ich hatte viel zu viel Angst, dann wieder ins Sanatorium zu kommen.“
Sie lächelte David an. „Und dann sind wir uns im Feriencamp begegnet. Ich dachte, ich würde ohnmächtig, als ich Davy sah. Er wurde käseweiß und starrte mich an wie ein Gespenst. Naja, wir tasteten uns ganz langsam aneinander heran. Keiner von uns wagte, zu viel zu sagen, wir wollten beide nicht wie Verrückte aussehen.“
David mischte sich ein. „Bei mir war es längst nicht so stark wie bei Shee. Ich weiß, dass es immer wieder irgendwelche Eindrücke gab, die mich beschäftigten oder auch ängstigten, aber sie verschwanden meist recht schnell wieder. Aber wie Shee habe ich nie darüber gesprochen. Ich glaube, als ich klein war, habe ich manchmal davon angefangen, aber Mutter wurde dann meist sehr ängstlich oder wütend. Also schwieg ich und später … welcher Junge gibt zu, dass er irgendwelche Bilder sieht oder Gefühle spürt, die nicht die seinen sind.“
„Aber im Camp …“, er grinste. „Es war, als würde mir jemand mit einem Hammer über den Schädel schlagen. Ich sah dieses Mädchen und wusste, dass ich sie kannte. Selbst ihren Namen wusste ich, und dass sie Bohnen nicht ausstehen konnte, aber dafür Lauch liebend gerne aß. Ich hasse Lauch übrigens.“
„Schließlich begannen wir auszuprobieren, wie weit, wie intensiv diese seltsame Verbindung zwischen uns funktionierte.“
Sheena lächelte schon wieder, das Schwerste hatte sie hinter sich. „Und wir suchten natürlich nach Erklärungen. Schließlich fanden wir heraus, dass wir am selben Tag geboren worden waren und am selben Ort. Das machte uns stutzig. Ich schrieb an das Sanatorium, in dem ich gelebt hatte und bat um meine Unterlagen. Ich gab an, dass ich wissen wollte, wer meine leiblichen Eltern waren. Mit vierzehn hat man dieses Recht ja.“
David griff wieder nach ihrer Hand. „Und dann wurde alles klar. Wir waren Zwillinge und irgendetwas während der Schwangerschaft hatte dazu geführt, dass unsere Gehirne miteinander kommunizieren können.“
„Ihr habt … du hast deiner Mutter nie etwas gesagt? Sie nie gefragt, warum sie deine Schwester fortgegeben hat?“ Jim konnte es nicht glauben.
Davids Antwort kam nur leise. „Aus den Unterlagen, die Shee vom Sanatorium bekommen hatte, ging eindeutig hervor, dass Mutter sie nicht wollte. Oder anders gesagt, sie wollte kein Kind, das nicht normal war. Abgesehen davon, wir waren damals noch Kinder. Wir hatten viel zu viel Angst davor, besonders Shee, dass man uns einsperren und ständig untersuchen würde. Warum wir dies alles können und so weiter.“
„Als wir erwachsen wurden“, ergriff Sheena wieder das Wort, „war es hauptsächlich mein Wunsch, darüber zu schweigen. Ich glaube, David hätte es nichts mehr ausgemacht, aber ich wollte nicht preisgeben, wer ich bin. Ein wenig auch aus Trotz. Carol hatte mich als Kind nicht haben wollen, also war ich jetzt als Erwachsene nicht bereit, mich zu ihr zu bekennen.“
Bittend sah sie Jim an. „Und zu dir? Na ja, du hast dein eigenes Leben geführt, und außerdem wusstest du ja überhaupt nichts von mir.“
„Hör auf damit, du wolltest dich bei Vater melden. Sie hat wegen mir geschwiegen“, bekannte David. „Ich habe dich lange, viel zu lange abgelehnt. Aus Trotz oder - ach, es tut mir leid, Dad.“
„Ich habe mich nie um dich gekümmert.“
„Mutter wollte es so. Ich habe das lange nicht begriffen oder nicht begreifen wollen.“
Jim sah von einem zum anderen.
„Ich habe einen Sohn und eine Tochter.“ Seine Stimme vibrierte vor Stolz und Freude. Er streckte die Arme aus und beide ergriffen sie.
Nach einer Weile fragte Jim vorsichtig: „Und jetzt? Werdet ihr Carol gegenüber weiter schweigen?“
Sheena hob unschlüssig die Schultern.
„Am liebsten ja“, bekannte sie. „Aber das wird kaum möglich sein.“
David nickte dazu. „Du musst ja schließlich angeben, dass Sheena dich hierher geführt hat und warum. Mutter weiß, von wem Shee adoptiert wurde, das heißt, sie kennt ihren Namen. Selbst wenn sie das nicht stutzig macht, wenn sie von der Verbindung zwischen uns erfährt, wird sie zwei und zwei zusammenzählen. Nein, sie wird erfahren, wer Shee ist. Ich hoffe, dass sie sie jetzt akzeptieren kann. Und dass Shee irgendwann Mutter akzeptiert.“
Was er nicht aussprach, waren seine eigenen Bedenken. Sheena war kein normaler Mensch, bei ihr waren die emphatischen und telepathischen Fähigkeiten viel stärker entwickelt als bei ihm. Carol hatte sie als Kind abgelehnt, weil sie nicht wie ein normales Kind war. Wie würde sie heute reagieren? Auch er war jetzt kein normaler Mensch mehr. Sicher, er konnte seinen Körper ausbilden und damit vortäuschen, dass er wie jeder andere war. In Wirklichkeit jedoch war er ein Planet, ein lebender, denkender, intelligenter Planet.
Jim begriff Davids Unsicherheit. Er wollte begütigen, versichern, dass es Carol egal wäre. Doch er konnte es nicht. Er hatte sie jahrelang nicht mehr gesehen. Im Grunde genommen kannte er sie kaum noch. Er wusste nicht, wie sie dachte, was ihr wichtig war. Es hatte ihn erschüttert, dass sie ihr eigenes Kind verleugnet hatte.
Und er war wütend! Er hatte das Recht gehabt, zu erfahren, dass er eine Tochter hatte. Carol hatte verlangt, dass er sich von David fernhielt, und er hatte ihre Gründe akzeptiert. Auch wenn das im Endeffekt bedeutet hatte, dass sein Sohn ihn lange Zeit regelrecht verabscheut hatte. Sie hätte ihm zumindest sagen müssen, dass Sheena lebte, dass sie seine Tochter war!
Die Meldung von der Enterprise, dass der Planet Genesis wieder existierte, dass Dr. David Marcus lebte und identisch mit dieser Welt war, löste große Aufregung aus. Carol Marcus erfuhr auf ihrem Flug nach Genesis die Einzelheiten über die Rettung ihres Sohnes. Und als sie von Sheena Winslow und ihrer empathischen Verbindung zu David hörte, begriff sie augenblicklich die Zusammenhänge. Sie zögerte nicht, sich mit ihrer Tochter auszusprechen und sie um Verzeihung zu bitten.
Der Einfachheit halber blieb man für den Planet bei dem Namen Genesis, so dass David von nun an zwei Namen hatte. Einen für den Menschen David Marcus und einen für den Planeten Genesis. Die Existenz dieser erstaunlichen Welt wurde zu einem der größten Geheimnisse von Star Fleet, ähnlich wie der Planet des Wächters. Nur ausgesuchte Wissenschaftler durften dorthin und auch nur, wenn Dr. Marcus damit einverstanden war. Einzig Sheena Winslow hatte unbeschränkten Zugang zu Genesis.
Als sie nach einigen Wochen auf der Enterprise wieder zur Erde zurückflog, lehnte sie sich zutraulich an Jim Kirk, als er mit ihr zusammen zur Kantine ging.
„Ich hoffe, du nimmst es mir nicht mehr übel, dass ich auf deine kleinen Annäherungsversuche nicht eingegangen bin“, lachte Sheena Winslow schelmisch.
Einen Moment sah Jim verdutzt zu ihr hinunter, dann lachte er laut auf.
„Du kleines, durchtriebenes Biest.“
Lachend gingen sie den Gang hinunter und Jim dachte bei sich: Na also, bei jeder anderen Frau hätte ich anders reagiert. Ich bin noch nicht alt!
--- Ende ---
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Tag der Veröffentlichung: 13.12.2015
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