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EIN LEBEN LANG VIELLEICHT

Mit klopfendem Herzen fuhr ich die schneebedeckte Auffahrt zu dem kleinen Hotel hinauf, in dem ich die nächsten beiden Tage mit Paula verbringen würde. Ich wusste zwar noch immer nicht so recht, ob ich mich hier in dieser Einsamkeit auch wohlfühlen würde, schließlich hatte ich eine absolut scheußliche Trennung hinter mir.

Mit großer Willensanstrengung verbot ich mir, wieder einmal daran zu denken. Schließlich war ich mit dem Vorhaben hierhergekommen, dieses Erlebnis endgültig aus meinem Gedächtnis zu streichen.

 

Paula, meine Freundin aus Kindertagen und während der scheußlichen Sache mit Klaus zu so etwas wie einer Mutterfigur mutiert, kam auf mich zugelaufen, kaum dass ich die Wagentür hinter mir zugeschlagen hatte.

Sie musste die Straße vor dem Haus vom Fenster aus beobachtet haben!

„Lena …“, rief sie schon fröhlich zu mir herüber, während sie mehr rutschend als laufend auf mich zukam.

Ich konnte nicht umhin, sie um ihre Heiterkeit zu beneiden. In meiner Gegenwart kannte sie anscheinend nichts als Fröhlichkeit und etwas anderes schien Paula aus ihrem Wortschatz gestrichen zu haben.

„Schön, dass du doch hier bist!“, fuhr sie fort, als sie mit rudernden Armen vor mir zum Stillstand gekommen war.

„Ich hatte doch keine andere Wahl“, stellte ich düster fest, als ich mir ihre stürmische Umarmung gefallen lassen musste.

Paula schaute mich nur wissend an, in ihren Augen sah ich ihr großes Verständnis für mich.

Ohne lange zu fragen, holte sie meine Reisetasche aus dem Kofferraum. Mit ihrer eigenen, unnachahmlichen Leichtigkeit marschierte sie wieder auf das am Waldrand gelegene Gebäude zu, darauf vertrauend, dass ich ihr folgte.

 

Im Haus herrschte bereits eine gewisse Betriebsamkeit, die mir zeigte, dass Paula und ich nicht die einzigen Gäste waren.

„Es sind ein paar Leute von unserer Clique gekommen, hoffentlich stört dich das nicht allzu sehr!“, erklärte sie mir die Geräuschkulisse, die mich in der kleinen Halle empfing und schloss mit einer Armbewegung das gesamte Hotel ein.

Ich brachte vorerst nur ein Kopfschütteln zustande.

„Nein … warum sollte ich? Du hast mir nur nicht gesagt, dass wir beide nicht allein sein werden!“, gab ich endlich zu bedenken.

„Natürlich hab ich dir nichts gesagt, du wärst dann doch nicht hier aufgetaucht. In den letzten Wochen hast du dich ja viel zu sehr eingeigelt!“, stellte Paula bedauernd fest, „irgendwie musste ich dich ja aus deinen eigenen vier Wänden herauslocken!“

Dem konnte ich nichts mehr hinzufügen und so nahm ich den Zimmerschlüssel von Paula entgegen, den sie schon vom Tresen der

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 31.12.2015
ISBN: 978-3-7438-8607-0

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