Cover

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Für die Menschen,

für die Kleinkarierten,

für die Egoistischen,

für die Geizigen!

Für die, die denken, sie seien das wichtigste auf der Welt!

Für die, die denken, sie seien Perfekt!

...Einfach für alle...

 

Erstmal Hallo an all meine Leser und Leserinnen. Das ist mein 1. Buch, also nehmt es mir nicht übel, wenn ich manchmal etwas "falsch" mache. Lasst dann einfach eine Kritik da und ich werde es überarbeiten.

Im Vorhinein will ich etwas zu meinem Buch erläutern:

 

Die Geschichte habe ich mir schon seit einer ganzen Weile ausgedacht. Jetzt habe ich mich dazu entschlossen, sie nieder zu schreiben. Sie kritisiert das Verhalten der Menschen, aber das werdet ihr selber sehen.

Auch will ich erwähnen, dass es kein Kapitel 13 gibt, also nicht wundern. Ich bin sehr abergläubisch und da 13 eine Unglückszahl ist, lasse ich es einfach aus. Am Inhalt wird natürlich nichts fehlen, nur ändert sich die Kapitelüberschrift.

Auch sind meine Kapitel noch relativ kurz. Sie haben immer etwa 1000 Zeichen, manchmal mehr. Aber ich werde das Buch, nachdem ich fertig bin noch einmal überarbeiten und länger schreiben. Jedoch werden es am Ende sehr viele Kapitel werden. Jedes Kapitel ist ein Teil der Geschichte. Diese sind unterschiedlich lang, so wie es auch die Kapitel sind. Ich versuche jedoch die längen möglichst gleich zu halten.

Und die drei Sternchen (***), werde ich bei der überarbeitung ganz am Ende entfernen. Ich schreibe das Buch in einem anderen Schreibprogramm und kopiere das dann hier rein. und um die Kapitel besser auseinander halten zu können habe ich die Sterne gemacht. Aber ihr könnt sie einfach ignorieren.

 

So, das war es erst einmal von mir :) Ich hoffe mein Buch gefällt euch. Viel Spaß beim Lesen :)

 

***

 

Landkarte

 

Kapitel 1

Und ich laufe und laufe. Soweit mich meine Beine nur tragen können. Ich ignoriere den stechenden Schmerz und bereue, dass ich nicht so oft joggen war, wie ich es mir vorgenommen habe. Aber das ist jetzt unwichtig, ich muss nur weiter laufen, auf keinen Fall darf ich stehen bleiben. Aber Sie würden mich einfangen und dann würde der ganze Stress erst richtig anfangen, oder wie meine Oma immer so schön gesagt hat: »Dann wäre die Kacke richtig am Dampfen.«

Also laufe und laufe ich. Meine Beine schmerzen wie nach einen Marathon, eine halbe Ewigkeit laufe ich ununterbrochen. Ein Blick auf die goldene Armbanduhr, die mir meine Mutter erst letztes Wochenende gekauft hatte, nachdem wir uns mal wieder fürchterlich gestritten hatten, verrät mir jedoch, dass gerade einmal 15 Minuten vergangen sind. 

Mein Vorsprung ist nicht besonders groß, jedoch haben meine Eltern überhaupt keine Ahnung wo ich hin will, was mir einen großen Vorteil verschafft. In hundert Jahren würden sie nicht auf die Idee kommen das ihre eigene Tochter freiwillig in den dreckigen Wald rennt. Nein, das wäre definitiv der letzte Ort wo sie nach mir suchen würden. Sie haben einfach keine Ahnung. Sie kennen mich einfach nicht! 

Mittlerweile habe ich mein Tempo etwas runter geschraubt und gehe einen schmalen Trampelpfad entlang. Ich komme an einen kleinen Pavillon aus Stein. Er ist sehr alt und wurde mit ein paar Metall Pfosten nachträglich verstärkt. Eine kleine Holzbank steht auf der einen Seite des quadratischen Pavillons. Ich stelle meinen kleinen Rucksack daneben und schaue über die gesamte Stadt, die man von hier aus wunderbar sehen kann. 

An der einen Seite des Pavillons, nämlich dem Eingang, stehen nur die zwei Stützpfeiler an den Ecken. An den anderen drei Seiten sind diese Pfeiler noch mit einer hüfthohen Mauer verbunden. An der Seite, die gegenüber von dem kleinen Eingang liegt, geht es ca. 50 Meter, ziemlich steil hinab. Wenn man da runter fällt, überlebt man es wahrscheinlich nicht und wenn doch findet einen hier niemanden, den nach so eine Sturz hat man sich so schwer verletzt, das man nicht mehr laufen kann. 

Ich stelle mich trotzdem an die Seite und schaue den Mond an. Er erleuchtet die ganze Stadt. morgen ist Vollmond, aber er sieht jetzt schon so rund und wunderschön aus. Gelegentlich schweift mein Blick zu den Sternen ab. Irgendwo da ist mein richtiges zu Hause. Dort ist es viel besser. Nicht mehr lange, dann ist meine Mission hier abgeschlossen und ich kann endlich nach Hause, denke ich. Hier streite ich mich andauernd mit meinen Eltern, die mir als Entschuldigung immer etwas kaufen. Ich müsste hier eigentlich glücklich sein. Ich habe alles, was ein Mensch sich nur wünschen kann: Meine Eltern sind reich ich habe ein eigenes Haus auf dem riesigen Grundstück meiner Eltern, mir wird alles erlaubt, ich bin die beliebteste auf meiner Schule ich schreibe nur gute Noten und trotzdem geht es mir schlecht. Unter all meinen 'Freunden' fühle ich mich nur alleine. Niemand habe ich der wirklich für mich da ist. Niemanden! 

Ich will einfach nur weg von der Erde und in mein richtiges zu Hause, zu meiner Tochter! 

Polizeisirenen reißen mich aus meinen Gedanken. Ich ducke mich und bleibe eine Weile in die Ecke gekauert sitzen. Erst eine Minute nachdem die Sirenen außer Hörweite sind. Ich bin müde. Es ist immerhin schon 2 Uhr morgens. Eigentlich hätten meine Eltern gar nicht bemerken sollen dass ich weg bin. Erst morgen früh aber nein, mein Vater musste ja unbedingt etwas in der Küche machen und hat mich also auf frischer Tat ertappt. Naja, jetzt bin ich weg. Ob sie ein paar Stunden mehr oder weniger nach mir suchen macht keinen Unterschied. Sie finden mich sowieso nicht. 

Ich stelle mich nun in die Mitte des steinernen Pavillons. In den Boden sind alte Runen geritzt. sie sind kreisförmig um den Mittelpunkt herum angeordnet. Ich könnte es lesen, aber dazu habe ich im Moment keine Lust. Ich stehe also in der Mitte und hebe meine Arme. Schnell drehe ich meine Hände um 180° und reiße meine Arme wieder herunter. 

Alle Seiten leuchten kurz auf. Nicht sehr hell aber sichtbar. 

Um zu testen, ob der Schutzzauber funktioniert hat, gehe an eine der Seiten und versuche meine Hand nach draußen zu strecken. Ein kleiner Lichtpunkt breitet sich von er berührten stelle aus. So ist es gut, der Zauber wirkt. Von außen wird es aussehen, als ob Bretter vor Eingang und 'Fenster' geangelt worden wären. Beruhigt lege ich mich auf die Bank, und hole eine Decke aus meine Rucksack. Ich lege sie auf mich, mache es mir bequem und schließe recht bald die Augen um in meiner Traumwelt zu versinken.

Als die ersten Sonnenstrahlen auf mein Gesicht fallen, öffne ich langsam meine Augen. Ich stehe noch nicht auf. Dazu habe ich gerade einfach keine Lust. Alles was ich will, ist hier zu liegen und das erste Mal seit fünfzehn Jahren wieder völlig frei sein. Ich starre auf die Steinmauer rechts von mir, die eines der Seitenteile des Pavillons bildet. Ziegel für Ziegel wurde ordentlich aufeinander gelegt und verputzt. Über all die Jahre wurde sie abgenutzt. Durch Stürme oder einfach durch die Zeit, rissen die massiven Steine an einigen Stellen. Es sind Risse, die nie wieder zusammenwachsen werden. Die für immer und ewig da sein werden, selbst wenn man sie mit Lehm verschließ, werden diese Risse da sein und der Stein wird nie wieder so wie früher sein. Und Steine existieren schon viel länger, als alles andere. Es gab sie von Anfang an. Sie sind einfach da. Sie überlebten einst die Dinosaurier, so wie sie auch die Menschen überleben werden.

Und trotz des hohen Alters der Steine, welches wahrscheinlich bei mehr als 1000 liegt, steht diese Mauer noch. Und wenn sie irgendwann zerfällt, entstehen kleinere Steine, aus denen wieder neue Sachen gebaut werden. Und selbst, wenn er zu Staub zerfällt, er wird immer da sein und seine verschiedensten Aufgaben erledigen. Nicht so, wie etwa Menschen. Nein. Menschen sind vergänglich. Sie werden geboren, leben ein paar Jahre und sterben wieder. Und irgendwann sind sie vergessen. Einfach weg. Für immer.

Langsam setze ich mich auf und kann nun über die Steinmauer in die Ferne sehen. Hinter Wiesen und Feldern wurde die Landschaft durch Menschenhand zerstört. Grausam sind diese Menschen! Wenn ein Tier getötet wird, nur um es zu Essen ist es für sie in Ordnung. Aber wird einer ihresgleichen umgebracht, ist es unverzeihlich. Sie halten sich für die wichtigsten Geschöpfe. Aber das sind sie nicht. Sie rauben den Tieren, die genau wie sie ein Recht darauf haben auf der Erde zu leben, den Lebensraum. Doch das ist so einfach nicht richtig. Jeder hat seine Rolle und jede ist gleichwichtig. Gäbe es hier keine Tiere, würden diese erbärmlichen Menschen wahrscheinlich verhungern. Sie würden genauso qualvoll sterben wie die Tiere und niemand würde ihnen helfen. Nein, sie hätten es nicht verdient!

Da wo ich herkomme werden die Menschen für ihre Grausamkeit verachtet. Ich bin nur hier her gekommen, weil meine Tochter entführt wurde und das jetzt Signal, das ich von ihr erhielt kam von der Erde. Fünfzehn Jahre suche ich jetzt schon nach ihr. Und sobald ich sie wiederhabe verschwinde ich endlich von diesem grausamen Ort und gehe endlich wieder, mit meinem kleinen Mädchen vereint, nach Hause. Aber dazu muss ich sie erstmal finden, was sich in den letzten Jahren als eine echte Herausforderung erwiesen hat. Denn die Erde ist groß und chaotisch. Sie könnte überall sein.

 

Ich schaue in alle Richtungen, um sicher zu stellen, dass mich niemand sieht. Wie heute Nacht, stelle ich mich in die Mitte des Pavillons und breche den Schutzzauber. Erneut blicke ich mich um. Niemand ist hier. Ich nehme meinen Rucksack aus der Ecke, werfe ihn über meine rechte Schulter und laufe in den tiefen Wald hinein. Nur wenig Sonnenlicht dringt durch die dichten Baumkronen. Aber mir reicht es um mich zurecht finden.

Ich weiß genau, wo es etwas zum Essen in diesem Wald gibt. In dieser Welt ist der Wald praktisch mein zu Hause. Naja, also dass, was von ihm noch übrig geblieben ist. Die Menschen fällen die Bäume, als wären sie wertlos, als wären sie keine Lebewesen. Also richtige Lebewesen, nach Definition der Menschen sind sie nicht. Aber es sind Organismen, die zerstört werden, ohne die die Menschen nicht leben können. Es wäre ja viel schlimmer, wenn man seine Luxusvillen nicht mit völlig nutzlosen Kaminen heizen würden. Aber die Menschen denken nicht daran, dass sie irgendwann nicht mehr Atmen können, wenn die Bäume die Luft nicht mehr mit Sauerstoff versehen.

Ich gehe immer tiefer in den Wald. Immer weniger Licht dringt durch die Baumkronen; immer dichter stehen die riesigen Bäume beieinander. Ich laufe immer weiter, bis ich zu einer Felswand komme. Sie ist riesig, bestimmt 30, wenn nicht sogar 40 Meter hoch. Zu den Seiten scheint sie unendlich lang zu sein. Noch nie habe ich versucht, drum herum zu laufen. Warum auch? Ich habe auf dieser Seite alles was ich brauche.

Gezielt gehe ich zu einem kleinen Busch, der einen geheimen Eingang in einer Höhle verdeckt. Ich schiebe ein paar der Blätter zur Seite und kletterte durch die kleine Öffnung. Es ist wahnsinnig eng, also muss ich mich auf allen vieren hindurch zwängen. Ich spüre, wie die Erde über mir an meinem Rücken entlang kratzt, und wie immer wieder kleine Steine dabei sind. Angenehm ist dieses Gefühl nicht. Nein, ganz im Gegenteil.

Nach einer kurzen Zeit, gelange ich an das andere Ende des Tunnels. Ich zwänge mich durch den Ausgang und strecke mich erst einmal. Ich nehme einen tiefen Atemzug und lausche dem plätschern, des Wasserfalls. Die Luft ist hier besser, als außerhalb des Berges. Ja, ich bin im Berg. Hier ist mein persönliches Paradies. Überall stehen Blühende Bäume und ein kleiner Bach fließt von dem Wasserfall weg. Naja, ob man es Wasserfall nennen kann? Er ist nicht riesig, vielleicht so hoch, wie ich, also etwa 1,70 Meter. Aber er ist wunderschön. Es ist meine ganz persönliche Quelle. Sie verleiht mir Kraft. Nicht nur magisch, auch geistlich. Dieser Wasserfall erinnert mich immer an meine gute Zeit, mit Othala, meiner Tochter. Er verleiht mir auf eine für mich unerklärliche Weise den Mut und die Hoffnung, sie wieder zu finden.

Ich wasche mir in dem Bach die Erde von meinen Händen und gehe zu einem der Bäume. Ich inspiziere den Boden und finde nach einer Weile die Luke zu meiner kleinen Waffen- und Vorratskammer. Ich greife hinein und ziehe meinen Bogen und ein Schwert heraus. Es stammt noch aus meiner Welt, der Welt der Kunaro. So heißt mein Volk. Wir sind bekannt für unsere Kampfkünste und ich persönlich darf mich zu den Kujosha Kriegerinnen zählen. Sie sind die Leibwächter der Königin. Sie sind die besten, der besten und beschützen die Königin und unser Volk mit ihrem Leben.

Unsere Königin ist anders, als andere Königinnen und Könige. Sie ist Volksnah, sieht sich nicht als etwas Besseres. Bei uns in Kunaro, steht jeder auf einer Stufe. Keiner ist besser, als der andere. Jeder ist einfach gleich. Und jeder hat seine Aufgaben zu erfüllen um für das Wohl der Gemeinschaft zu sorgen.

 

Gemeinsam mit der Königin und den anderen Kujosha Kriegerinnen, kämpften wir bis zum Schluss, gegen Antaro. Antaro ist ein Kriegsvolk, sie greifen andere Völker grundlos an, und bringen Lebewesen, egal welcher Art einfach um. Diese kalte Art haben sie vermutlich von den Menschen, von denen sie abstammen, denn ein Leben ist für sie nichts wert. Sie waren einst diejenigen, die mir meine Tochter nahmen.

Othala, so heißt meine Tochter, hatte damals ihr Training, in der Anfängerschule. Sie war gerade einmal 4 Jahre alt. Ein Jahr jünger, als die anderen Mädchen. Seit 1 Jahr trainierte sie schon. Bei Kunaro verläuft das Wachstum und alles Drumherum anders, als bei Menschen. Nach 2 Jahren, sind sie ausgewachsen, während ihrer restlichen Lebenszeit sammeln sie nur Erfahrungen. Und Kunaro leben ca. 500 Jahre.

Die Antaro griffen damals, wie aus dem nichts an. Sie nahmen das gesamte Erste und Zweite Jahr mit, also die Anfängerkinder, da diese sich noch nicht so gut wehren konnten. Auch Othala nahmen sie mit. Die Kinder wurden in acht verschiedene Raumschiffe verfrachtet und in verschiedene Welten gebracht. Es erreichten uns mehrere Hilferufe, der entführten Kinder und ich gehe im Moment dem Hinweis, meiner Tochter nach.

Ihre Nachricht enthielt nicht viele Informationen. Sie war in unserer Volkssprache, in der heutzutage aber niemand mehr spricht. Nur unsere alten Schriften sind noch auf Kentar verfasst. Othala sagte, dass man sie auf den blauen Planeten brachte. Blau und Weiß. Mehr sagte sie uns nicht. Es verging nicht viel Zeit, bis wir erkannten, dass sie die Erde meinte.

Und nun bin ich hier und suche meine Tochter. Doch meine ist Suche dauert länger, als erwartet. Andere Kujosha wurden geschickt um die anderen sieben Gruppen ausfindig zu machen. Fünf von ihnen haben es zurück geschafft. Die sechste wurde bei der Flucht getötet. Und von der siebten ist nicht viel bekannt. Sie seien bei Versuchen, die die Antaro an. Ihnen gemacht haben sollen ums Leben gekommen. So steht es im offiziellen Bericht der Suchenden Kujosha. Doch noch bevor man sie ausgiebig befragen konnte, nahm sie sich das Leben. Ich bin die Letzte die noch auf der Suche ist. Doch mit jedem weiteren Tag schwindet meine Hoffnung, Othala endlich wieder zu finden.

 

Plötzlich nehme ich ein schrilles Geräusch hinter mir war. Sofort ist meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich wirbele herum und nur einen Sekundenbruchteil später halte ich Pfeil und Bogen gespannt in der Hand, während ich in die Richtung des   Geräusches ziele.

Kapitel 2

Nach dem ersten Schrei ist alles ruhig. Plötzlich spüre ich, wie der Boden unter meinen Füßen zu beben beginnt. Es ist nur leicht, kaum wahrnehmbar. Immer nach habe ich meinen Bogen in die Richtung des Geräusches Gerichtet. Als ich sehe, was oder eher gesagt wer auf mich zu gerannt kommt, senke ich meinen Bogen. Entspannt stecke ich meinen Pfeil zurück in den Köcher als ich sehe, wie eine Pferdeähnliche Kreatur auf mich zu gerannt kommt. In meiner Welt bezeichnen wir Tiere, wie sie, als Entau. Sie haben eine große Ähnlichkeit mit einem Pferd. Bis auf die Tatsache, dass sie sechs Beine und einen sehr schmalen, aber dafür ziemlich langen Kopf haben. Auch ihre Haut unterscheidet sich von der eines Pferdes. Sie besteht aus großen Schuppen, die etwas an die Schuppen eines Fisches erinnern, nur dass sie größer und wesentlich robuster sind. Auch sind die Schuppen um einiges größer. Die Größe Variiert je nach Körperstelle. Der ganze Körper ist von Schuppen bedeckt, die etwa die Größe eines Fingernagels haben. Am Hals und an den Oberschenkeln haben sie einige Schuppen die etwa die Größe einer Hand haben. Sie stehen leicht ab und werden deswegen als eine Art Waffenversteck verwendet. Entaus haben nur sehr kleine Augen. Mit denen können sie sehr gut in die Ferne sehen. Nahe Dinge spüren sie. Sie nehmen die Wirbel der Luft war. Egal wie gering die Luftstöße sind, mit ihren unzähligen Tastsensoren können die Entaus sie spüren.

Mit Anlauf springt Aka auf mich. Sie ist zwar doppelt so groß wie ich, aber um einiges leichter. Gerade einmal sieben Kilo bringt sie auf die Waage, was bei Entaus jedoch normal ist. Sie ist meine einzige Gefährtin, auf der Suche nach meiner Tochter. Durch einen Tarnzauber kann ich sie aussehen lassen, wie ein riesiges Pferd. Die Größe kann ich leider nicht ändern, aber zumindest ihr aussehen. Durch den Zauber werden zwei ihrer Beine versteckt, sodass sie aussieht wie ein normales, vierbeiniges Pferd.

Mit ihrer rauen Zunge, leckt Aka über mein Gesicht. Ich hasse dieses Gefühl, aber lasse es immer wieder über mich ergehen. Nach einer ausgiebigen Begrüßung, welche fast ausschließlich aus dem ablecken meines Gesichts besteht, setze ich mich im Schneidersitz, wie die Menschen es so schön nennen, auf die Wiese und beginne, zu meditieren. Ich leere all meine Gedanken. Schicke sie alle hinfort. Gebe meinem Geist die Möglichkeit, sich zu befreien und meinen menschlichen Körper zu verlassen. Es dauert immer eine Weile, bis dass gelingt, aber bisher habe ich es immer Geschafft. So, wie dieses Mal auch. Ich sehe die Welt nun, durch die Augen meines Geistes.  

   

Ich stehe neben meinem meditierenden Körper. Einer einfachen leeren Hülle. Meine langen, blonden, fast schon weißen Haare liegen zur Hälfte auf dem Boden, obwohl ich bereits einen hohen Zopf habe. In meiner Welt sind lange Haare ein Zeichen von Weisheit, und Erfahrung. Ich habe die längsten Haare. Sogar länger als die Königin, was aber geheim gehalten wird. Diejenige mit den längsten Haaren unseres Volkes ist unsere Anführerin. Aber ich will keine Königin sein. Es ist zwar eine große Ehre, aber ich könnte nicht mehr ich selbst sein. Immer würde ich von allen beschützen werden. Niemand könnte ich wirklich helfen. Als Kujosha kann ich es mir erlauben, den armen Menschen zu helfen, aber als Königin, muss man es seinen Dienern befehlen. Nichts darf man wirklich selber machen. Und das wollte ich nie! Ich wollte immer frei sein. Ich stehe zwar im Dienst der Königin, kann aber jeder Zeit gehen, wenn ich will. Zwar werde ich nicht mehr zurückkommen können, aber ich wäre frei. Sobald die Königin das Volk verlassen würde, würde sie sterben. Bei ihrer Krönung muss sie einen Trank trinken. Sobald sie dem Volk nicht mehr treu ist, stirbt sie. Nur ein Fehler und sie ist einfach Tot. Aber so sind die Regeln meines Volkes. Unsere Urahnen stellten sie einst auf. Ritzten sie in alter Sprache in die Felsen am nördlichen Hang. Einmal in der Geschichte gab es eine Kujosha, die es öffentlich abgelehnt hat, Königin zu sein. Man sagte zwar man würde ihre Entscheidung anerkennen, doch vom Volk wurde sie ausgeschlossen. Niemand redete mehr mit ihr. Selbst ihre Freunde wandten sich damals von ihr ab. All diese Schikanen, mit denen sie tagtäglich leben musste trieben sie letztendlich in den Selbstmord. Das mit Abstand größte Vergehen. Das Leben ist den Kunaro heilig. Man muss dankbar dafür sein, leben zu dürfen. Wenn man sein Leben selbst beendet, nur weil man zu schwach ist eine schwierige Phase durchzustehen, dann kommt man in eine Art Hölle. Der Geist wird auf ewig in den schlimmsten Albträumen gefangen gehalten. Und dass will ich einfach nicht! Ich bin meinem Volk immer treu, aber ich wäre einfach keine gute Königin gewesen.

Ich teleportiere mich in die Geister Welt. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, durch die Welten zu reisen. Es gibt nur zwei, zwischen denen man hin und her reisen kann. Die dritte ist die Hölle. In sie kommt man nur hinein, aber nie wieder raus. Die zwei bereisbaren Welten sind einmal das Welt der Planeten, wie die Menschen sie nennen und die Geisterwelt. Die Geisterwelt sieht aus, wie ein riesiger weißer Raum, der keine Wände zu haben scheint. Es gibt verschiedene Ebenen. Die unterste ist am leichtesten zu erreichen und die oberste am schwierigsten.

Ich stehe mitten im »weißen Raum« der Geisterwelt und rufe so laut ich kann »Anem, akoni tomara! «- Das ist alte Sprache und bedeutet so viel, wie »Ich rufe dich, meine Königin! « Ich warte kurz und rufe erneut: »Anem, akoni tomara! «, dieses Mal noch etwas lauter. Eine Sekunde später, erscheint der Geist der Königin. Wir stehen eng beieinander. Geister können sich nicht berühren. Es sieht zwar so aus, als ob meine Königin tatsächlich vor mir stehen würde, aber so ist es nicht. Es ist nur das Bild ihres Geistes. Ich würde sie so gerne umarmen, aber dabei würde ich einfach nur durch sie hindurch fallen.

Ein breites Lachen zieht sich über ihr wunderschönes Gesicht. Die braunen Augen kneift sie dabei ungewollt ein kleines Stück zusammen.

»Etta, wie schön es ist, dich endlich wieder zu sehen. «, beginnt die Königin. Wir beide sind sehr gute Freunde. Ich war mit ihr auch vor ihrer Zeit als Königin sehr gut befreundet.  

»Ich freue mich auch, Kira. «, erwidere ich. Gegenseitig lachen wir uns an. So gerne würde ich sie umarmen, aber es geht nicht.  

»Gibt es etwas Neues? Hast du Hinweise gefunden, wo sich die verlorenen Mädchen aufhalten? «, will Kira von mir wissen.  

Ich schüttele mit dem Kopf. »Nein. Alles läuft aus dem Ruder! Ich bin von meiner Erd-Familie weggerannt. Ich habe es bei diesen Eingebildeten Menschen einfach nicht mehr ausgehalten. Ich bin gerade im Wald. Weggelaufen. «, ich mache eine kurze Pause um durchzuatmen. Als ich fortfahre schaue ich Kira nicht mehr an. Stattdessen schaue ich von mir selbst enttäuscht auf den Boden.

»Kira, ich habe alles vermasselt. Ich werde Othala nie wieder sehen! « Ich fange an zu weinen. Mitfühlend schaut mich die Königin an.

»Doch! Du wirst deine Tochter wieder finden! Verliere nie den Mut! Jedes Happy End beginnt mit Hoffnung! « Kiras Worte zaubern ein kleines Lächeln in mein Gesicht. »Bleib stark! Gibt die Hoffnung nie auf. «, sagt sie.

Eine ganze Weile unterhalten wir uns noch über die verschiedensten Dinge, die gerade in meinem Volk passieren. Ich vermisse sie alle so sehr. Seit 15 Jahren habe ich niemanden außer Kira gesehen. Es ist Kunaros nicht gestattet einfach so durch die Welten zu reisen. Auch die Geisterwelt zu betreten ist nicht gerade einfach. Es fordert eine Menge Erfahrung. Und natürlich ist es noch schwieriger auf die oberste Ebene zu kommen. In unserem Volk gibt es nur zwei, die das schaffen. Ich und die Königin. Und zurzeit ist nur eine zu Hause, aber ich werde zurückkehren. Ich werde mit meiner Tochter nach Hause gehen. Ich werde sie finden! Wir werden wieder vereint sein! Wie Mutter und Tochter es sein sollten!  

Kapitel 3

Als ich zurück in meinen Körper kehre, ist es auf der Erde bereits dunkel. Ich sitze immer noch im Schneidersitz da, und meditiere. Ein letztes Mal atme ich tief ein und aus. Dann öffne ich meine langsam Augen. Ich fühle mich befreit, nach dem ausführlichen Gespräch mit der Königin.  

Ich stehe auf und sehe mich um. Aka liegt neben mir und schläft tief und fest. Langsam gehe zu einer alten Eiche. Ihr Stamm hat einen Durchmesser von 1,5 Metern. Sie ist sehr alt. Ich taste langsam den Stamm ab, bis ich eine kleine Einkerbung gefunden habe. Mühevoll schiebe ich meine Finger in die kleine Lücke und ziehe die Türe auf.  

Als ich 7 Jahre hier auf der Erde war fand ich diesen Ort und baute verschiedene Verstecke. Unteranderem mehrere in den Stämmen der Bäume. Die alte Eiche diente als eine Art Kleiderschrank, wo ich Klamotten aus Kunaro verstaute. Sie erinnerten mich an zu Hause.  

Ich hole sie heraus und ziehe sie an. Ich trage nun einen schwarzen, langen Mantel aus Felis. Ein magischer, unzerstörbarer und dazu auch noch ein sehr dünner Stoff aus meiner Welt. Es ist ein Kapuzenmantel, mit sehr weit geschnittenen Armen. Locker fällt er zu meinen Seiten herunter. Mit einem dünnen Band, das ebenfalls auf Felis ist, verhindere ich, das der Mantel aus einander geht. Das Band, das ich als Gürtel verwende, ist im Gegensatz zum gesamten Rest meiner Kleidung blutrot. Unter dem Mantel trage ich ein einfaches, schwarzes Kleid. Es hat keine Träger und auch keine speziellen Verzierungen. Es hängt fast auf den Boden und schaut etwas unter meinem Mantel hindurch. An meiner Hüfte trage ich normalerweise ein Schwert, aber das kann in auf der Erde nicht machen. Wenn mich so jemand sehen würde wäre ich aufgeflogen und hätte keine Chance, Othala und die anderen Kinder zu finden.  

Anstelle des Schwertes, führe ich einen kleineren Dolch mit mir. Er war ein Geschenk meiner Mutter, die ihn einst von ihrer Mutter bekam und die wiederum von ihrer. Sie verstarb im Krieg. Einer der Antaro Krieger, streifte sie mit einem Giftpfeil. Innerhalb von Sekunden war sie tot. Doch sie starb als Heldin! Unzählige Male rettete sie, durch ihren Mut, unser Volk. Sie ist das große Vorbild von unzähligen Kujosha und sie ist auch mein Vorbild! Eines Tages, werde ich wie sie!  

Jedoch ist der Dolch nicht das wichtigste, das ich bei mir trage. Nein, das aller wichtigste ist meine Kette. Ein einfacher Stein, der an einem Geflochtenen Gras band hängt. Othala schenkte ihn mir. Diese Kette ist das letzte, was ich von meiner Tochter noch habe. Und sie erinnert noch jeden Tag daran, wie wunderschön sie war. Wie stark und weise. Diese Kette gibt mir jeden Tag aufs Neue mehr Hoffnung, sie wieder zu finden.  

Ich fülle meine Wasserflasche auf und hänge sie ebenfalls an den Gürtel, an dem auch mein Dolch hängt. Anschließend verzauberte ich Aka, sodass sie wie ein normales Pferd aussieht. Ich setze mich auf sie drauf und reite auf die Felswand zu. Immer schneller und immer schneller. Ich baue um uns ein magisches Schild auf und wir reiten einfach durch die Felswand hindurch. Alleine reicht meine Kraft auf der Erde nicht. Aber mit Aka zusammen schaffe in es. Nur einmal, war Aka zu schnell und wir sind richtig gegen die Wand gedonnert. Aka war zwei Tage beleidigt und hat sich fast nie blicken lassen, aber sie hat mir mittlerweile verziehen.  

Auf der anderen Seite der Felswand angekommen, bleibt Aka erst einmal kurz stehen um zu verschnaufen. Ich reite mit ihr zu dem Pavillon. Geschickt weicht sie den vielen Bäumen aus. Mein Mantel flattert, genauso wie meine langen Haare, im Wind. Ich habe meine hellen, nahezu weißen Haare zu einem Zopf gebunden. Sie reichen mit bis zur Hüfte. Haare sind bei meinem Volk ein Zeichen der Weisheit. Je heller und länger sie sind, desto weiser ist man.   

Auf dem Weg sammele ich noch ein paar Beeren. Dann betrete ich mit Aka den steinernen Pavillon und schütze ihn wieder mit einem Schutzzauber. Aka legt sich mitten auf dem kalten Boden, während ich mich auf die Bank setze und in einer Art Computer, aus Kunaro nach Informationen für Othalas Aufenthaltsort suche. Aber es scheint keine Spuren zu geben. Ich versuche sie über Gedanken zu erreichen. Kunaros können Gedankenlesen und so auch mit anderen kommunizieren. Jedoch weiß ich nicht, wo Othala ist, was es praktisch unmöglich macht, sie zu erreichen. Trotzdem versuche ich es seit 15 Jahren, jeden verdammten Tag, aber immer ohne Erfolg.  

Mittlerweile schläft Aka. Es ist still. Nur das Rauschen des Windes ist zu hören. Ich sehe mich langsam um, um die schöne Landschaft zu bewundern. Hier ist einer der wenigen Orte, den die Menschen noch nicht zerstört haben. 15 Jahre habe ich es meiner Tochter zu liebe, bei dieses gierigen, selbstsüchtigen Kreaturen ausgehalten, aber irgendwann habe auch ich meine Grenzen. Als Baby wurde ich in eine reiche Familie geboren. Wurde von vorne bis hinten verwöhnt. Musste mit ansehen, wie meine selbstsüchtigen Eltern an den Armen Leuten vorbei gingen. Wie sie ihresgleichen behandeltem, wie Dreck. Ich hatte alles, anderen hatten nichts. Ich wollte helfen, doch meine Eltern wollten das nicht! Sie verboten mir, mit ärmeren Leuten zu reden, kauften mir alles, als Wiedergutmachung nach einem Streit. Wir stritten uns quasi durchgehend, über alle möglichen Kleinigkeiten. War es, weil ich mit der Putzfrau geredet habe, oder weil ich nach der Schule zu spät nach Hause kam. Ganz egal, ich wurde von ihnen immer angeschrien und danach beschenkt. Immer dasselbe. Dabei wollte ich nur eins: Meine Tochter!  

Plötzlich höre ich es knacken. Ein Mädchen steht außerhalb des Pavillons und starrt mich an. Sie kann mich eigentlich gar nicht sehen und trotzdem spüre ich ihren Blick wie Eis auf meiner Haut. Wie ist das möglich? Sie schaut mich direkt an, trotz des Schutzzaubers. Und was macht so ein kleines Mädchen überhaupt mitten in der Nacht, alleine im Wald? All diese Fragen schießen durch meinen Kopf. Ich schaue sie auch an. Mustere sie genau. Sie hat lange, schwarze Haare. Sie sind ungekämmt und ungepflegt. Blätter und Erde stecken darin. Ihre Kleidung ist abgenutzt. Sie trägt ein weißes, langes, mit spitze verziertes Kleid. Ihre Smaragd grünen durchbohren meinen Körper. »Wer bist du? «, frage ich. Ihm merke, wie Aka neben mir leicht erschrickt, als sie meine Stimme hört. Das Mädchen zuckt mit den Schultern. »Wo kommst du her? «, frage ich erneut. Wieder zuckt sie nur mit den Schultern. Ich bemerke, wie ich meine rechte Hand um den Griff meines Dolches gelegt habe. Ich halte ihn weiter fest, aber ziehe ihn nicht aus seiner Halterung. Ich schaue auf den Dolch und wieder zu dem Mädchen. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie Narben an ihren Hand- und Fußgelenken hat. Es sind Naben von Fesseln. Eiskalt läuft es mir über den Rücken. Dieses Mädchen sieht aus, als wurde es Jahre lang festgehalten und gequält. »Wie ist dein Name? «, frage ich erneut. Sie zuckt wieder nur mit den Schultern. Dann öffnet sie die Lippen und formt ein »Rette mich!', bringt jedoch keinen hörbaren Ton hervor. Bevor ich etwas sagen kann, dreht sie sich um und rennt davon. Hastig versuche ich den Schutzzauber zu lösen, aber in einer Eile gelingt es nur nicht. Jetzt ist das Mädchen weg. Was hat sie gemeint, mit 'Rette mich'? Und wieso konnte sie mich überhaupt sehen? Durch diese Art von Schutzzauber können nur Kunaros sehen. Plötzlich merke ich es. Eine Welle aus Gefühlen trifft mich. Dieses Kind war eine Kunaro! Sie war eins der verlorenen Kinder! Sie weiß, wo meine Tochter ist! Ich bin überglücklich! Stürmisch umarme ich Aka und flüstere: »Wir haben es fast geschafft! Wir finden Othala! «  

Nach einer Weile habe ich mich wieder etwas beruhigt, aber das anhaltende Glücksgefühl nimmt mir niemand. Ich finde vielleicht bald meine Tochter wieder! Es ist unbeschreiblich! Dieses Gefühl, kann man nicht in Worte fassen! 15 Jahre, 5 Monate und 2 Tage ist es nun her, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe. Und jetzt sehe ich sie bald wieder! Sobald es hell ist, werde ich mich auf die Suche nach ihr machen! Ich werde nach Spuren des kleinen Mädchens suchen und meine Tochter wieder finden! 

*Überarbeitung*

Ab hier ist das Buch noch nicht Überarbeitet, weswegen sich die Kapitelzahlen hier auch ändern.
Ich bemühe mich, schnell weiter zu überarbeiten :)
Ihr könnt mir auch in die Kommentare schreiben, wie ihr es bis jetzt findet und was ihr noch „Wissen“ wollt oder was ich noch umschreiben könnte.

Kapitel 5

***

 

Die ersten Sonnenstrahlen wecken mich sanft auf. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es gerade einmal 6:30 Uhr ist. Die gesamte Stadt scheint noch zu schlafen. Gelegentlich fährt das ein oder andere Auto durch die verlassenen Straßen und verpestet die Umwelt. Diese naiven Menschen, zerstören einfach ihr zu Hause. Naja, lange bin ich ja nicht mehr hier. Bald finde ich Othala und wir gehen nach Hause. 

Anschließend wecke ich Aka und löse den Schutzzauber. Fröhlich springt sie durch den Wald, während ich meine Sachen zusammen packe und in meinen kleinen, magischen Beutel packe. Ich trage ihn, wie meinen Dolch an meinem Gürtel. 

Mit einem Pfeifen rufe ich Aka zurück, die brav gehorcht und in Windeseile auf mich zugeritten kommt. Glücklicherweise kann sie noch rechtzeitig anhalten, um mich nicht über den Haufen zu renne. Ich verfolgte die Spur des kleinen Mädchens, verlor sie aber immer wieder. Ich ritt kreuz und quer durch den Wald. Mal tiefer hinein und dann wieder Richtung Waldrand. 

Einige Stunden bin ich schon unterwegs. Die Sonne hat schon ihren Zenit erreicht und mein Magen beginnt zu knurren. Ich nehme die letzten Beeren aus meiner Tasche und esse sie genüsslich. Es wird Zeit die suche abzubrechen und etwas Essbares zu finden. Leicht deprimiert drehe ich um und reite zurück. 

Nach einer halben Stunde komme ich am großen Berg an und reite hinein. Ich nehme den Tarnzauber von Aka und lasse sie eine Weile springen. Während dessen fülle ich in einen großen Kessel etwas Wasser. Dann kratze ich etwas Baumrinde vom den Bäumen ab und lege sie auf einen Stein, neben dem Kessel. Ich pflücke zwei Äpfel und zwei Birnen. Dazu sammele ich noch ein paar Walnüsse und lege alles auf den großen, flachen Stein, neben dem Kessel. Zu guter Letzt hole ich noch etwas Mennis. Eine Art Getreide, aus meiner Welt. Alles lege ich auf den Stein. 

Ich beginne damit, das Mennis mit bloßen Händen. Es muss nicht sehr fein sein, denn Mennis löst sich in Wasser und bildet eine klebrige Masse. Die Äpfel und Birnen zerquetsche ich zu Apfel- bzw. Birnenmus und gebe es in den Kessel. Die Baumrinde zerkleinerte ich ganz fein und gebe sie auch in den Kessel. Nun verrühre ich alles. Für kurze Zeit erhitze ich den Kessel mit magischen Flammen. Sie sind heißer, als normales Feuer. Fast so heiß, wie die Sonne. Aber das macht meiner Haut nichts. Sie ist so etwas gewohnt. Als Feuerbändigerin ist meine Haut so etwas von Anfang an gewöhnt. Ich kann auch Wasser und Luft Bändigen. Nur Erde habe ich bis jetzt noch nicht gemeistert. Aber das werde ich noch, wenn ich wieder Zeit zum Trainieren habe. 

Zurzeit muss ich all meine Kräfte sparen. Hier auf der Erde sind sie sowieso begrenzt, deswegen muss in mit dem auskommen, was ich habe. Im Kessel ist mittlerweile eine Art Teig entstanden. Ich nehme immer wieder kleine Teigklumpen und Rolle kleine Bälle daraus. Diese lege ist auf den Flache Stein und drücke sie etwas platt. Nach knapp 1 Stunde sind sie vollständig getrocknet. Ich habe jetzt 20 kleine Mennis Brötchen, die ich in meinen kleinen, magischen Beutel packe. Dieser Beutel ist größer, als er aussieht. Natürlich ist in ihm nicht unbegrenzt viel Platz, so etwas gibt es nicht, auch wenn oft in Märchen davon die Rede ist, aber in diesem Beutel ist bestimmt 50 mal so viel Platz, wie sein Äußeres vermuten lässt. 

 

Ich rufe Aka zu mir und Tarne sie wieder als Pferd. Den Kessel verstecke ich im Fluss. Ich steige auf Aka und gemeinsam verlassen wir den Berg wieder, wie wir hinein gekommen sind. Durch die Wand. Draußen bleibt Aka erst einmal kurz stehen. In schaue mich um, doch der Wald ist Menschen leer. Es ist mittlerweile 18 Uhr und die Sonne beginnt bereits unter zu gehen. 

Geschickt reite ich mit Aka durch die Bäume und erreiche den Pavillon 10 Minuten später. Doch da sitzt ein Junge...wer ist das? Was mach ein normaler Mensch hier? Ich steige von Aka ab und befehle ihr, einige Meter entfernt auf mich zu warten. Anschließend gehe ich zu dem Pavillon und setze mich neben den Jungen. Er scheint mich erst gar nicht zu bemerken. Den Kopf auf die Hände gestützt schaut er hypnotisiert geradeaus. Der Junge hat kurze, dunkelbraune Haare, die er sich zur Seite gelegt hat. Er trägt ein einfaches, weißes T-Shirt und eine Jeans. Er hat, genau, wie ich, sehr helle Haut. Schweigend setze ich mich neben ihn. Bestimmt 10 Minuten sitzen wir beide nebeneinander, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

"Wer bist du?", frage ich den unbekannten. 

"Das ist unwichtig.", antwortet er. Seine Stimme klingt seltsam bedrückt. Erst jetzt bemerkte ich, dass er weint. Ich habe selten einen Menschen weinen sehen. Vor allem einen Jungen. 

"Ich bin Etta.", sage ich kurz. Wir beide schweigen wieder. 

"Willst du mir den Grund verraten, warum du hier bist?", frage ich ihn. Wenn ich eins in den 15 Jahren hier gelernt habe, dann ist es, nie Jemanden zu fragen, warum er weint. Ich verstehe zwar nicht warum, aber es ist so. 

"Ich denke nach. Und du?" Dass er mich etwas fragt ist schon einmal ein gutes Zeichen. Aber was soll ich darauf nur antworten? Zu sagen 'ich lebe hier solange, Bus in meine Tochter wieder habe und verschwinde dann von hier' kann ich nicht machen. Dann hält er mich nur für verrückt. Und da gibt es in derer Welt schon genug Menschen, die das denken. 

"Ich bin von zu Hause abgehauen...", erwidere ich. Verwundert schaut er mich an.

„Warum?“, fragt er mich. Er sieht auch aus, als wäre er abgehauen. Mittlerweile hat er aufgehört, zu weinen, aber seine Augen sind immer noch geschwollen. 

„Stress mit meiner Familie.“, antworte ich. Mehr Informationen braucht er nicht. Ich erzähle ihm natürlich nicht, dass Meine Tochter suche. Vermutlich würde er nicht für verrückt erklären und die Polizei rufen. Nein, mehr braucht er nicht zu wissen. So einfältige Menschen haben es nicht verdient etwas über meine Tochter zu erfahren. 

„Ich auch.“, erwidert der Unbekannte.

„Wie heißt du?“, will der Junge wissen. 

„Etta. Und du?“, erwidere ich seine Frage.

„Aaron. Etta ist ein sehr schöner Name.“, antwortet er.

„Danke.“

Eine ganze Weile schweigen wir erneut. Im Laufe des Abends, erfahre ich dass er wegen seiner Freundin weggerannt ist. Sie hat ihn wohl regelrecht gestalkt, deswegen ist er abgehauen. Dumm sind diese Menschen. Bekriegen ihre eigenen Leute. Im Laufe des Gespräches sollte sich aber heraus stellen, dass Aaron nicht so ist, wie die anderen Menschen. Er ist ein sogenannter Vegetarier, das heißt, dass er kein Fleisch isst. Auch ist er nicht so geizig, wie die anderen Menschen. Nein, Aaron ist anders. Er unterscheidet sich von den anderen Menschen. Der Erste, dem ich in meinen 15 Jahren hier begegne. Während unseres Gesprächs kam ich immer wieder in knifflige Situationen, beispielsweise wollte er wissen, warum ich einen schwarzen Mantel trage, was in dieser Welt sehr ungewöhnlich ist. Ich konnte mich gerade noch so retten, indem ich sagte, es würde mir einfach gefallen. Er schien zwar nicht so, als hätte er es mir abgekauft, aber er hörte immerhin auf zu fragen. Irgendwann schlief er ein. Sanft schlummerte er auf der Bank. 

Ich sitze ihm gegenüber, auf der Steinmauer und beobachte ihn. Aaron lag da, mit geschlossenen Augen. Eine, seiner braunen Locken viel in sein Gesicht. Seine Locken sind relativ kurz. Nicht ganz kurz, sie reichten etwa bis zur Höhe der Augen. Nach einer Weile stehe ich leise auf und gehe zu Aka, die sich mittlerweile hingelegt hat. Ich wecke sie auf und reite mit ihr davon. Zurück zum Berg. Ich gehe wieder durch die Wand hinein. Aus einem der unzähligen Verstecke, hole ich eine Decke und lege mich darauf. Ich kann nicht sehr gut einschlafen, denn ich muss sehr viel nachdenken. Es war das erste Mal, dass ich einem Menschen begegne, der nicht so ist, wie die anderen. 

Er frisst keine Tiere, er ist nicht so geizig und selbstsüchtig, wie die anderen. Nein, Aaron ist selbstlos, er hilft armen Menschen. Es verwundert mich. Ich habe mich wohl in den Menschen getäuscht. Es gibt wohl auch gute Menschen. Wenn auch nicht viele. Naja, ihnen wird dasselbe Passieren, wie den anderen Menschen. Sie zerstören ihre eigene Welt. Selber schuld! Mitgehangen, Mitgefangen. Irgendwie tut Aaron mir leid. Er kann nichts dafür! Aber er ist nicht mein Problem. Ich finde Othala und überlasse die Menschen ihrem eigenen Schicksal. 

Immer wieder muss ich an Othala denken. Und an Aaron. Dieser Junge geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er ist so außergewöhnlich. Aber auch er wird ein Opfer der Dummheit der Menschen. Nach mehreren Stunden, in denen ich von Millionen Gedanken gequält werde, schlummere ich endlich ein.

 

***

 

Kapitel 6

***

 

Mein Herz bleibt stehen, als ich sie sehe. Ich wirble herum und ziehe meinen Dolch. Fast 50 Meter steht sie von mir entfernt. Immer noch trägt sie das weiße Kleid. Ihre Narben trägt sie, wie bei unserer Letzten Begegnung immer noch an ihren Handgelenken. Ihre schwarzen Haare fliegen im Wind. Alles ist so, wie beim letzten Mal. Wieder beobachtet sie mich mit ihrem durchdringenden Blick. Ihre grünen Augen starren mich an. Sie durchbohren meinen Körper. Nur der Ort hat sich geändert. Sie ist im Berg. Meinem Geheimen versteck! Wie hat sie das nur geschafft? Woher kennt sie diesen Ort überhaupt?

Auch ich beobachte sie genau. Sie steht angespannt vor mir, aber sie wirkt ängstlich. Nach außen will sie stark wirken, doch im inneren ist sie gebrochen. „Wer bist du?“, frage ich sie. Sie zuckt nur mit den Schultern. Immerhin eine Antwort. Wenn auch nicht die gewünschte Antwort. „Woher kommst du?“, frage ich. Wieder zuck sie mit den Schultern. „Bist du eine Kunaro?“, frage ich. Sie hält kurz inne, zuckt danach aber wieder mit den Schultern. Das war ein ‚Ja‘. Ich wusste es. Wie hätte sie es sonst schaffen können, durch meinen Schutzzauber zu sehen? Wie hätte sie sonst hier reinkommen können? 

Nach einer Weile hebt sie ihre Hand und zeigt auf meinen Dolch. „Macht er dir Angst, soll ich ihn weglegen?“, frage ich sie wieder. Dieses Mal nickt sie mit dem Kopf. Vorsichtig lege ich ihn also auf den Boden. Sie sieht etwas erleichtert aus. Die Angst scheint ein Stück weit aus ihrem Körper zu weichen. Das ist ein gutes Zeichen. Ich muss ihr Vertrauen gewinnen. Nur so kann sie mir verraten, wo Othala und die andern verlorenen Kinder sind. „K…Kennst…Kennst du Othala?“, bei der Frage muss ich stottern. Mein Herz rast wie verrückt. Ist endlich der Moment gekommen, indem ich meine Tochter wieder sehe? 15 Jahre habe ich auf einen Moment wie diesen gewartet. Endlich habe ich eine Spur gefunden. Einen Weg, der mich zu meiner Tochter führt. Naja, ehrlich gesagt, der „Weg“ hat mich gefunden. Aber das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich jetzt keinen Fehler mache. Wenn ich das kleine Mädchen verscheuche, verschwindet jede Spur, dass ich meine kleine Tochter wieder sehe. 

Auf meine frage, ob sie Othala kennt, reagiert das schwarzhaarige Mädchen nicht, also frage ich erneut: „Kennst du Othala? Weißt du, wo sie ist? Weißt du, wo meine Tochter ist?“ Doch das kleine Mädchen antwortet nicht. Es scheinen zu viele Informationen für sie zu sein. „Othala.“, sage ich. In dem Moment, als der Name meiner Tochter meinen Mund verlässt, leuchten ihre Augen kurz auf. Anschließend trübt sich ihr Blick. Jegliches Leben scheint aus ihnen zu weichen. Mit ihrem nun leeren, kalten Blick starrt sie mich an. Sie schaut geradewegs durch mich hindurch, als ob ich Luft wäre. Ihre Arme platzen auf. Blut tropft auf den Boden. Blut aus ihren Armen, aus ihren Augen, aus ihrer Nase, aus ihren Ohren. Es tropft an ihrem bleichen Körper hinunter. Ich eile zu ihr, versuche ihr zu helfen, doch noch bevor ich die 50 Meter bis zu ihr gerannt bin, löst sie sich in Luft auf. Sie ist einfach Weg. 

Unzählige Tränen fließen über meine Wangen. Sie ist Weg! Einfach weg! Meine Chance, Othala wieder zu finden hat sich soeben wörtlich in Luft aufgelöst. Ich habe sie für immer verloren. Weinend liege ich auf dem Boden. Eine Welle aus Gefühlen bricht über mir zusammen. Sie überdeckt all meine Glücksgefühle. Die Hoffnung, meine Tochter wieder zu sehen. In Luft aufgelöst! Alles ist vorbei! Ich werde Othala nie wieder sehen. Ich habe die Chance vertan, meine Tochter wieder zu finden! Es ist vorbei. Diese Qualen sollte niemand erleben müssen. Nicht einmal die Entführer meiner Tochter. Nicht einmal Antaro! Nein, niemand kann so böse sein umso etwas zu erleben. 

 

Es ist einige Stunden vergangen, seitdem das kleine Mädchen verschwunden ist. Ich habe mich zusammengerissen und bin gerade, gemeinsam mit Aka auf dem Weg zum Pavillon. Das Verschwinden des Mädchens hat jedoch eine große Narbe in meinem Herzen zurück gelassen. Doch es macht mich stärker! Mein Wille, Othala wieder zu finden ist größer, als jemals zuvor! 

Immer noch trage ich meinen Mantel. Meine Haare trage ich dieses Mal offen. Sie fallen locker bis zu meiner Hüfte herunter. Aka sieht aus, wie ein Pferd. Sie hat ein strahlend weißes Fell und eine Pechschwarze Mähne. Eine wahre Schönheit. Dieses Mal werde ich sie Aaron vorstellen. Sie soll sich nicht immer verstecken müssen, sobald ich zum Pavillon gehe. Aaron hat mir gestern Abend erzählt, dass er dort eine Weile bleibt. 

 

Aus der Ferne sehe ich Aaron schon auf der Bank sitzen. Er starrt wieder ins Leere. Elegant reite ich mit Aka vor. Mit großen Augen schaut Aaron mich an. Er kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Wow!“, ist das erste, was er sagt. Ich lächle ihn an und er lächelt zurück. Mit seinen wunderschönen, dunklen Augen bewundert er mich. Elegant steige ich von Aka ab und lasse sie springen. Anschließend setze ich mich schweigend neben Aaron. Er beginnt ein Gespräch und fragt mich, wo ich war. 

„Ich war etwas im Wald, wollte ein paar Beeren pflücken.“, Antworte ich. „Und woher hast du dein schönes Pferd?“, will er wissen. Ich muss lachen. „Sie ist mir zugelaufen. Alleine Stand sie, mit einem Stick an einen Baum gebunden.“, lüge ich. Aaron schaut mich unglaubwürdig an, aber nach einer Weile erscheint es mir, als würde er mir die lüge abkaufen. „Woher kannst du reiten?“, fragt er mich.

Ich halte kurz inne. Wenn ich ihn wieder anlüge merkt er es. „Ich kann nicht reiten.“, sage ich. Dieses Mal erzähle ich ihm die Wahrheit. „Ich habe mich einfach auf sie gesetzt und bin losgeritten.“, erzähle ich weiter. Es ist nicht ganz die Wahrheit, aber die ganze Wahrheit werde ich ihm nie erzählen. 

Aaron lacht mich an. „Du bist komisch!“, sagt er. „Das höre ich oft.“, erwidere ich. Wir beide lachen. „Weißt du, Etta…“, beginnt er. „Es passiert nicht oft, dass man ein Mädchen, wie dich trifft. Du bist anders, als der Rest. Und das sage ich nicht nur, weil du so seltsame Klamotten trägst.“, erklärt Aaron. Ich lache und erwidere: „Naja, was soll ich sagen? Ich bin, wie ich bin. Aber du bist auch außergewöhnlich. Nicht so selbstsüchtig, wie die anderen Menschen.“ Wir lächeln uns gegenseitig an. Aaron ist so anders, als der Rest. Ich fühle mich mit ihm verbunden. Immer wenn ich bei ihm bin, habe ich das Gefühl, dass ich ihn kenne. Ich habe ihn schon einmal irgendwo gesehen. Aber wo? Ich habe keine Ahnung. 

Wir reden über alles Mögliche. Alles, was er erzählt, bestätigt mein Gefühl, ihn irgendwo her zu kennen. Er ist fast genauso wie ich. Nur, dass er ein Mensch ist. Er zeigt denselben Respekt vor Tieren. Er kämpft für Gerechtigkeit. Er hat es nicht verdient, zu sterben, wenn dieser Planet eines Tages untergeht. Er tut mir leid. Ich sage es ihm natürlich nicht, aber er scheint zu spüren, dass mich etwas bedrückt. Er scheint zu wissen, dass ich ihm etwas verheimliche. Er weiß nicht was, aber das wird aber auch so bleiben. Nach einer Weile schläft er ein. Ich mache mir nicht die Mühe, wieder zum Berg zu gehen, sondern Bleibe am Pavillon. Ich nehme eine Decke aus meinem Beutel und lege mich neben Aaron, der auf der Bank schläft, auf den Boden. Er hatte mir zwar angeboten, dass ich auf der Bank schlafe und er auf dem Boden, aber ich habe abgelehnt. 

 

Ich habe überlegt, ob ich den Pavillon schützen soll, aber ich habe darauf verzichtet. Wenn er vor mir aufgewacht wäre, wäre er nicht herausgekommen und das hätte mich verraten. Also habe ich Aka befohlen, auf uns aufzupassen. Es ist nicht so sicher, wie wenn ich einen Schutzzauber über den Pavillon gelegt habe, aber es ist das Beste so. Bei Gefahr weckt Aka mich auf und dann kann ich handeln. Entspannt lege ich mich neben Aaron und bleibe noch eine Weile wach. Nachdem, was heute alles passiert ist, werde ich wohl nicht besonders gut schlafen können.

 

 

***

Kapitel 7

 ***

 

Alles um mich herum ist weiß. Ich werde von strahlend hellem Licht geblendet. Meine Arme sind fixiert. Ich gerate in Panik. Um mich herum stehen eigenartige Kreaturen. Alle sind komplett weiß gekleidet. Etwas wird in meinen Arm gespritzt. Dann wird alles schwarz.

Ich bin geistig anwesend, spüre, dass ich bewegt werde, aber ich sehe nichts. Krampfhaft versuche ich mich gegen die Fesseln zu wehren. Aber ich kann es nicht. Es gelingt mir einfach nicht, mich zu befreien. Immer wieder sehe ich kurze Lichtblitze, aber so schnell sie auch kommen, so schnell verschwinden sie auch wieder. Es wird wieder Schwarz. Meine Haut brennt, wie Feuer. Ich weiß nicht, wieso. Aber es schmerzt.

Eine ganze Zeit lang, bin ich bewusstlos. Ich spüre nichts, sehe nichts. Erst, als ich wieder zu mir komme, merke ich, dass ich in einem kleinen, weißen Raum bin. Ein Bett steht in einem Eck. Alles um mich herum ist weiß. Der Raum in dem ich bin ist sehr klein. Alle Wände sind Weiß. Alle, außer Eine. Sie besteht aus einer Glasscheibe. Ich stehe mühsam auf. All meine Knochen schmerzen. Noch immer etwas benommen, gehe ich zur Scheibe und sehe hindurch.

Ich sehe einen schmalen Gang. Gegenüber von mir ist auch ein Raum, wie der, in dem ich gerade bin. Der ganze Gang besteht aus solchen Räumen. Ich jedem dieser Räume ist ein kleines Kind. Was hat das zu bedeuten? Alle sehen Misshandelt aus. Die Haut der Mädchen ist übersät mit Verbrennungen und blauen Flecken. Sie alle haben Fesselale an Fuß- und Handgelenken. Ich sehe jedes der Mädchen genau an. Sie sind alle so al, wie das Mädchen, aus dem Wald. Alle tragen sie dieselben weißen Kleider. Wo zur Hölle bin ich?

Erst jetzt sehe ich mein Spiegelbild in der Glasscheibe. Aber das bin ich nicht! Ein Mädchen, genauso misshandelt, wie die anderen, spiegelt sich darin. Sie hat rote, Schulterlange Locken. Eine richtige Mähne. Doch ihre Haare sind, genauso wie sie selbst, ungepflegt. Ihre Haare sind komplett verknotet. Mein Spiegelbild hat unzählige Narben an den Armen. Der größte Teil ihres Gesichts ist verbrannt. Doch als ich in die Augen des Mädchens sehe, sehe ich das komplette Gegenteil von ihrem Körper. Sie stecken voller Hoffnung, voller Zuversicht, dass sie eines Tages befreit wird. 

Plötzlich fährt es durch mich, wie ein Elektrischer Schlag. Ich fange an zu Zittern und zu weinen. Ich sehe das Spiegelbild meiner Tochter! Ich stecke in Othalas Körper. Aber wie ist das möglich? Ich bin überglücklich. Endlich habe ich es geschafft, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Doch diese Glücksgefühle werden überdeckt von Mitleid und Angst. Was haben die grausamen Antaro ihr angetan? Was haben sie mit meiner Tochter gemacht? Ich schreibe. Zwei der Kreaturen in weißen Kitteln kommen zu mir geeilt und versuchen mich zu beruhigen. Jetzt erkenne ich, was das für Kreaturen sind! Es sind Antaro! Ich trete um mich, versuche sie mit meinen Kräften von mir fern zu halten, aber ich kann es nicht. Ich kann meine Kräfte nicht benutzen! Hass Durchströmt meinen Körper! Meine unglaubliche Wut auf die Antaro gibt mir Kraft. Ich trete um mich. Mit geschickten Schlägen, schaffe ich es, sie von mir fern zu halten. Und es gelingt mir. 

Jetzt stehe ich den beiden gegenüber. Ich schaue sie an. Auch sie haben ihre Kampfstellung eingenommen. „Tu nichts, was du später nicht bereust, kleine!“, ruft der eine mir zu. Und erst jetzt realisiere ich wirklich, was ich hier gerade mache. Ich bringe Othala damit nur in größere Gefahr! Ich muss damit aufhören, sonst wird sie für meine Fehler leiden. Wenn ich jetzt etwas falsch mache, muss meine Tochter dafür vielleicht sogar mit ihrem Leben bezahlen! Ich will hier raus! So schnell wie möglich. Aber wie? Ich kann hier nicht weg. Was soll ich nur tun? Ich gehe rückwärts zur Wand und setze mich hin. Die Antaro versuchen mir gut zuzureden. „So ist es gut, kleine.“, sagen sie immer wieder. Wie gerne würde ich denen beiden gerade eine verpassen. Sie für das bezahlen, was sie meiner Tochter und den anderen Kunaro antuen! Aber das kann ich nicht. Noch nicht. Ich setze mich hin und fange an zu weinen. Ich bin so nah dran, meine Tochter wieder zu finden, aber ich kann es nicht! Ich kann sie nicht retten. Ich fühle mich so schwach. Die Antaro kommen langsam auf mich zu und packen mich anschließend an meinen beiden Armen. Sie tragen mich aus der Zelle heraus und bringen mich in einen anderen Raum. 

Die anderen Kinder schauen mich mitfühlend an. Jeder hat meinen kleinen Wiederstand mitbekommen. Wo bringen sie mich nur hin? Ich schreie und trete um mich. Ich will hier einfach nur weg. Ich will einfach nur mit meiner Tochter nach Hause. 

Ich werde auf eine Liege gelegt und gefesselt. Krampfhaft wehre ich mich dagegen. Doch es bringt nichts. Die beiden Antaro haben den Raum mittlerweile verlassen und ich habe mich etwas beruhigt. Ich liege alleine auf der Liege. Niemand anderes ist im Raum. Das ist meine Chance, mit Othala zu reden. „Othala?“, sage ich einmal. Doch es gibt keine Antwort. Ich habe die Kontrolle über ihren Körper. Ich habe sie vollkommen verdrängt. Ich rufe erneut ihren Namen, aber dieses Mal in Gedanken. ‚Othala! ‘ und ich bekomme tatsächlich eine Antwort. „Wer bist du?“, sagt die Stimme meiner Tochter. Es ist merkwürdig, weil ich diese Stimme nicht laut hören kann. Sie ist in meinem Körper. Beziehungsweise in Othalas Körper. „Ich bin es. Etta, mein Schatz. Ich habe dich gefunden!“, ich fange an zu weinen. Beziehungsweise Othalas Körper fängt an, zu weinen. 

„Mama, bist du es wirklich?“, frag sie. Ich brauche ihr nicht zu antworten. Wie gerne würde ich sie jetzt umarmen. Aber der Moment wird auch noch kommen. „Othala, es tut mir leid…“, beginne ich, aber sie Fällt mir ins Wort. „Nein, mach dir keine Sorgen. Du musst die anderen Mädchen retten. Das ist alles was zählt. Ich schaffe das schon.“, sagt sie. Das sind die Worte einer Heldin. 

„Ich werde nicht nur die anderen Mädchen rette, ich werde auch dich retten. Ich bringe euch alle nach Hause. Ich verspreche es!“, sage ich meiner Tochter. Ich bin so glücklich, dass ich sie endlich wieder gefunden habe. „Du musst jetzt gehen! Ich liebe dich, Mama!“

 

Das waren die letzten Worte, die ich von meiner Tochter hörte. Ich schrie. „Nein! Othala!“ Ich wurde von ihr verdrängt. Ich sitze auf dem kalten, steinernen Boden des Pavillons. Aaron hält mich in den Armen. Ich bin schweißgebadet. „Was ist los?“, fragt Aaron mich. Ich habe keine Ahnung. Ich habe meine Tochter gefunden und jetzt ist sie weg. Was zu Hölle ist gerade passiert? Ich habe keine einzige Antwort auf meine Fragen. Was ist nur passiert? 

Ohne Aaron zu beachten, stehe ich auf und pfeife Aka zu mir. Ich lasse meine Decke und alles auf dem Boden liegen und Reite mit ihr davon. Ein Ziel? Habe ich nicht. Einfach nur Weg! Ich brauche eine Auszeit! Das ist einfach alles zu viel für mich!

 

 

***

Kapitel 8

***

 

Zusammengekauert, sitze ich an einen Baum gelegt. Ich weine. Aka sitzt neben mir. Sie hat wieder ihre normale Gestalt angenommen. Ihre Gestalt als Entau. Sie hat sich an mich gekuschelt, als ob sie mich trösten will. Es sind nur wir zwei hier. Niemand ist in meiner Nähe. Nicht in einem Umkreis von 10 Kilometern. Ich würde es spüren, denn warum auch immer, aber ich habe meine vollen Kräfte. Ich weiß nicht warum. Vielleicht, weil ich mit Othala gesprochen habe. Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß im Moment so vieles nicht. Wie habe ich es geschafft, mit ihr Kontakt aufzunehmen? Ich habe geschlafen und war plötzlich in ihrem Körper. Wie? Keine Ahnung. Ich bin so unglaublich verwirrt. Was hat das alles zu bedeuten? Ich will doch nur meine Tochter wieder haben.

Stunden vergehen und ich sitze immer noch zusammengekauert am Baum. Nur Aka ist bei mir. Sonst bin ich ganz alleine. Ich muss mich zusammen reißen. Wenn ich nur weinend an einem Baum sitze, finde ich Othala nie! Ich muss meine Gefühle erst einmal verdrängen. Ich muss mich jetzt auf die Suche nach Othala und den verlorenen Kindern konzentrieren. Ich darf mich durch nichts und niemanden ablenken lassen. Das heißt ich kann Aaron nicht wieder sehen. Ich muss es tun, für Othala. Für mein Volk.

Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und stehe auf. Aka steht schon für mich bereit. Ich steige auf und reite mit ihr zum Berg. Zum Pavillon kann ich nicht. Aaron würde mich von meiner Suche nach den verlorenen Kindern ablenken und das kann ich mir nicht leisten. Nein. Ich muss mich jetzt vollkommen konzentrieren.

Ich komme am Berg an und meditiere erst einmal. Ich leere all meine Gedanken. Und lasse nur die wichtigen wieder zurück in meinen Kopf. Der Reihe nach versuche ich, all meine Fragen zu beantworten. Wie habe ich es geschafft, mit Othala in Kontakt zu treten? Es war im Schlaf. Soviel weiß ich. Ich schlief am Abend ein und dachte zuerst, ich fange an, zu träumen. Aber dem war nicht so. Es war, als würde ich einfach in diesem weißen Raum aufwachen. Es war, wie einer dieser Träume, bei denen man denkt, es sei real. Ich hatte solche Träume nicht sehr oft. Naja, das letzte Mal war ich in einem ähnlichen Raum. Ich war auf eine dieser Liegen geschnallt. In einem weißen Raum. Ich habe mich damals gewundert, weil ich einfach nur stundenlang auf dieser Liege lag. Aber jetzt wird mir einiges klar. Othala hat vor 6 Jahren bereits einmal versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen. Ich habe es nicht verstanden! Wegen meiner Dummheit habe ich es nicht erkannt. Wegen meiner Dummheit musste Othala so viel länger leiden. Aber ich werde sie finden. Ich werde diesen Fehler wieder gut machen!

Aber dazu muss ich erst einmal wissen, wo sie ist. Es gab während meines Aufenthalts in Othalas Körper keine Anzeichen dafür, wo sie ist. Nur diese weißen Räume. Wo anders haben sie Othala nicht hingebracht. Ich muss es schaffen, irgendwelche Anzeichen für ihren Aufenthaltsort zu finden. Ich muss wieder mit ihr in Kontakt treten. Ich muss unbedingt herausfinden, wie viele Antaro die Kinder bewachen. Irgendwie muss ich sie überlisten.

Aber erst einmal muss ich mit meiner Königin reden. Da ich bereits eine Weile meditiere ist es für mich ein leichtes, aus meinem Körper zu gehen. Ich teleportiere mich in die Geisterwelt und rufe die Kira. "Anem, akoni tomara!"

Dieses Mal hört sie mich beim ersten Mal und erscheint sofort. Sie hat wahrscheinlich gerade meditiert. Sie steht nun vor mir. Es sieht aus, als würde sie wirklich vor mir stehen. Ihre wunderschönen schwarzen Locken fließen, wie ein wilder Fluss ihren Rücken herunter. Sie sind fast so lang, wie meine. Aber nur fast.

Kira sieht aus, als käme sie vom Training, denn sie trägt ihren Annik, das ist unser Trainingsanzug. Ein langer Schwarzer Mantel, so ähnlich, wie der, den ich gerade trage, nur mit dem Unterschied, dass meiner einen V-Ausschnitt hat und der von Kira eng am Hals anliegt.

„Du glaubst mir nicht, was passiert ist Kira!“, beginne ich. Ich bin irgendwie total aufgeregt. Einerseits ist es traurig, andererseits sind es auch richtig gute Neuigkeiten, die ich zu überbringen habe.

„Nicht so hastig, was ist passiert?“

„Ich habe Othala gefunden!“, lasse ich die Bombe endlich platzen. Kira setzt ihren erschrockenen Gesichtsausdruck auf. Sie freut sich mit mir und fordert mich auf, ihr alles zu erzählen. Während ich Kira alle Details erzähle merke ich, wie die Stimmung von glücklich, zu traurig wechselt. Unser Gespräch endet damit, dass ich in Tränen ausbreche. Kira will mich umarmen und vergisst dabei, dass wir uns in der Geister Welt befinden. Ihr Geist flog durch meinen hindurch. Es fühlte sich komisch an. Als ob ein anderer Körper in meinem Wäre. So muss Othala sich auch gefühlt haben, als ich in ihrem Körper war.

Nach einer ganzen Weile gehe ich wieder zurück zum Berg. Ich esse ein paar Mennisbrötchen und lege mir dann ein paar Decken zurecht. Ich lege mich hin und Aka legt sich neben mich. Ich muss mal an was anderes denken, deswegen schaue ich mal auf mein Smartphone, wie es die Menschen nennen. Es ist wie die gesamte Technik der Menschen, nicht sehr fortgeschritten. In Kunaro haben wir keine wirklichen Smartphones. Es sind kleine Würfel, nicht größer als ein Zentimeter groß, die etwas beamen. So, wie Menschen sich die Zukunfts smarphones vorstellen. Sie zeigen also ein dreidimensionales Bild davon, was der andere Würfel mit einer Kamera aufnimmt. Also ist es wie eine Art 3D Video Chat.

Ich habe nach diesen paar Tagen schon über 100 Anrufe von meiner Menschen Mutter. Sie scheint sich echt zu Sorgen. Naja, sie wird es überleben. Vielleicht gehe ich noch einmal zu ihnen um mich zu verabschieden. Immerhin haben sie mich 15 Jahre lang für ihre eigene Tochter gehalten. Die gesamte Nachrichtenliste durch. Alle sind von meiner Mutter. Keine einzige von meinem Vater. Doch eine Nachricht sticht mir ins Auge. Sie ist weder von meiner Mutter, noch von meinem Vater. Nein, diese Nachricht ist von Luna. Ich hatte nie wirklich viel mit ihr zu tun. Sie ist drei Stufen über mir, schreibt nächstes Jahr ihr Abitur. Sie hatte immer schon besonderes Interesse an mir, aber ich wollte nie etwas mit ihr zu tun haben. Ich öffne die Nachricht gespannt.

Hey,

ich muss unbedingt mit dir reden!

Treffe mich so schnell wie möglich

am Waldrand.

Ich bin die ganze Woche da.

Immer gegen Abend

Luna

Was hat das zu bedeuten? Naja, es kann nicht schaden, sich dort einmal Blicken zu lassen. Aber erst morgen. Dann ist Sonntag, da müsste sie noch da sein. Da bin ich mal gespannt. Na toll, jetzt bin ich wieder verwirrt. Was hat das alles zu bedeuten? Ich versuche meine Gedanken zu leeren. Es gelingt mir aber nicht ganz. Trotzdem muss ich schlafen. Ich quäle mich noch eine halbe Stunde, mit meinen Gedanken, bis ich endlich in den erlösenden Schlaf falle.

 

 

***

Kapitel 9

 ***

An diesem Morgen wache ich später auf, als normalerweise. Dass ich so lange geschlafen habe, liegt wahrscheinlich da, dass Schlaf in den letzten Tagen etwas zu kurz gekommen ist. Ein anderer Grund könnte aber auch sein, dass ich sehnsüchtig darauf gewartet habe, dass Othala wieder Kontakt zu mir aufnimmt. Leider wurde mein Wunsch nicht erfüllt. Sie hat sich nicht gemeldet. Hoffentlich meldet sie sich bald wieder. Vor acht Jahren hat sie es geschafft und dann noch einmal gestern Nacht. Ich hoffe so sehr, dass sie es schnell wieder schafft und nicht wieder 8 Jahre braucht.

Ich stehe auf und frühstücke erst einmal zwei Mennisbrötchen. Morgen muss ich schon wieder neue machen, wenn ich nicht verhungern will. Ich wecke Aka, die immer noch schläft. Ich tarne sie wieder und gehe mit ihr in den Wald. Immer noch trage ich meinen schwarzen Mantel, mit dem roten Gürtel und immer noch trage ich den Dolch meiner Mutter. Geschickt reite ich durch den Wald. Ich reite in Richtung Pavillon. Es kann nicht schaden, mal nach Aaron zu sehen. Ich muss ihm ja nicht unter die Augen treten. Geschickt windet Aka sich durch die Bäume. Und das in einer Geschwindigkeit, wo jeder andere gegen den einen oder andern Baum geprallt wäre.

Ein ganzes Stück von dem Pavillon entfernt, verlangsamt Aka ihr Tempo und bleibt kurz darauf stehen. Durch die dichten Bäume kann ich Aaron nur schwer erkennen. Ich steige von Aka ab und schleiche mich näher an den Pavillon. Ich verstecke mich hinter einem Baum. Mein Herz schlägt rasend schnell. Ich bin richtig aufgeregt, aber ich weiß, dass ich nicht zu ihm kann. Das kann ich mir nicht leisten. Es darf keine Ablenkung geben! Wie ein Engel liegt er einsam auf der Bank. Er hat seine Augen geschlossen. Es ist auch erst 9 Uhr am Morgen. Wie gerne würde ich jetzt zu ihm gehen. Immer wieder sage ich mir, dass ich es nicht darf, aber das verlangen ist zu groß. Ich nähere mich ihm leise und stehe fast direkt vor dem Pavillon. Nur ein einzelner Baum trennt mich von Aaron, der immer noch tief und fest schläft.

Seine kleinen Äugelein hat er geschlossen. wieder hängt eine seiner braunen Locken in sein Gesicht. Immer noch trägt er ein einfaches weißes T-Shirt. Naja, von weiß kann man nichtmehr sprechen. Es ist ziemlich dreckig geworden. in den letzten Tagen. Er sieht so süß aus, wenn er schläft. Wie gerne würde ich jetzt zu ihm gehen. Wie gerne würde ich ihm alles über mich erzählen. Aber es geht nicht! Ich kann es mir nicht leisten, irgendeinen Fehler zu machen. Ein letztes Mal schaue ich ihn an und gehe zurück zu Aka. Kein einziges Mal drehe ich mich um, um nach Aaron zu sehen. Es würde mich zu sehr ablenken.

Mit rasender Geschwindigkeit reiten Aka und ich zurück zum Berg. Dort angekommen, meditiere Ich. Stunden lang sitze ich regungslos auf der Wiese. Meine Augen sind geschlossen, aber meine anderen Sinne sind geschärft. Ich höre alles, was um mich herum passiert. Das leichte rascheln der Blätter am Bau. Ich höre jeden Atemzug von Aka, jeden Atemzug von mir. In Gedanken sehe ich alles genau durch, was passiert ist, als ich in Othalas Körper war. Wie ich fixiert war, wie meine Haut gebrannt hat.

Anschließend bin ich in dem weißen Raum aufgewacht. Ich fühlte mich in diesen Moment hinein. Ich fühle mich, als wäre ich wieder in diesem Moment. Dieser Moment, als ich aufwachte. Keine Ahnung hatte, was passiert. Ich achte auf jedes kleinste, unscheinbarste Detail. Ein kleines weißes Bett, das in der Ecke des kleinen Raumes steht. Und ein kleiner Tisch. Alles ist weiß. Die anderen Kinder, alle gequält. Sie tun mir so leid. Und dann kommen die Antaro. Ihre ekelhafte braune und vernarbte Haut sticht mir in die Augen. Sie haben keine Haare am ganzen Körper. Weder Wimpern, noch Augenbrauen. Geschweige von Haaren auf dem Kopf. Ihr Gesicht ist seltsam geformt. Sie haben eine kleine Nase, Schlitzaugen und übergroße Lippen. Ihr Gesicht ist nicht sehr lang, dafür aber ziemlich breit. Diese Kreaturen sind so hässlich. Ich verabscheue sie so sehr! Wie soll ich sie alle überwinden? Wie soll ich Othala nur retten? Ich habe zwar nur wenige Antaro gesehen, aber es sind bestimmt hunderte. Ich kann das nicht alleine machen und Kunaro kann keine Hilfe schicken. Wir können es uns hier nicht leisten, einen Krieg anzuzetteln. Nein, ich muss mir unbedingt etwas einfallen lassen, sie zu überlisten.

Ich habe während ich meditiert habe, nicht gemerkt, wie schnell die Zeit doch vergangen ist. Ich stehe auf und gehe zu einem der Baumverstecke. Ich nehme ein paar menschliche Klamotten heraus und ziehe sie an. Einfache Jeans und ein T-Shirt. Meinen Mantel ziehe ich darüber, binde ihn allerdings nicht zusammen. Ich nehme mir eine Tasche und hänge sie über meine rechte Schulter. Sie ist ziemlich nervig. Ich bevorzuge magische Beutel, aber wenn ich mich mit Luna treffe, muss ich mich menschlich verhalten. Ich nehme Aka und reite mit ihr zum Waldrand. Naja, nicht ganz. Ich lasse sie ein Stück weit vom Waldrand entfernt stehen und gehe zu Fuß weiter. Meinen Mantel und meinen Dolch habe ich in meine Tasche gesteckt und gehe jetzt zu Fuß zum Waldrand. Aus der Ferne sehe ich Luna bereits. Ich bin sehr verwundert. Sie trägt einen ähnlichen Kapuzenmantel, wie ich ihn habe und darunter ein schwarzes, langes Kleid. Neben ihr steht ein Entau. Ungetarnt. Was zu Hölle soll das?

Ich gehe zu ihr und schaue sie nur fragend an. "Anjee", begrüßt sie mich. So begrüßt man sich auf Kunaro. Was hat das zu bedeuten? "Wer bist du?", frage ich sie. "Luna. Und jetzt stell dich nicht so dumm Etta, willst du etwa sagen, dass dir nie aufgefallen ist, das wir anders sind?", fragt sie mich. Ich schaue sie nur verwundert an. Was hat das zu bedeuten? Sie ist auch eine Kunaro? Aber die Königin hätte mir gesagt, wenn noch jemand anders hier wäre. Wie kann das nur sein? "Ich weiß, warum ich hier bin, die Frage ist, warum du hier bist!", antworte ich ihr nach kurzer Überlegung. "Ich sehe, ich muss dir einiges erklären. Und du mir auch! Du bist eine ganze. Wie hast du das gemacht? Die Königin schickt einen nur hier her, wenn man verbannt wird. Und dann stirbt man meistens.", entgegnet sie mir. Was hat das bloß zu bedeuten? Ich sei eine Ganze. Und was ist sie? Ich bin im Moment so verwirrt! Was hat das alles nur zu bedeuten?

Plötzlich höre ich, wie ein stock zerbricht. In Windeseile wirbele ich herum und Aka steht bereits hinter mir. Schnell steige ich auf sie drauf. Luna sitzt ebenfalls auf ihrem Entau. Sie schaut mich an und bemerkt: "Nicht schlecht, Etta!" Sie schaut sich um und inspiziert die Gegend. "Hier ist es nicht sicher, folge mir!" Schnell reitet sie los und ich verfolge sie. Ich sehe mich um und sehe, wie ein schwarzgekleideter Mann mit einer Pistole hinter einem Baum steht. Was hat das nur zu bedeuten?

 

***

Kapitel 10

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Eine ganze Weile reiten Luna und ich auf unseren Entaus kreuz und quer durch den Wald. Immer wieder laufen wir im Kreis, aber das scheint zu Lunas Taktik zu gehören. Sie will unseren Verfolger verwirren. Aber wer ist das überhaupt? Für eine Antwort auf meine Fragen muss ich mich wohl noch gedulden, denn Luna sieht nicht so aus, als hätte sie vor anzuhalten. Eine halbe Ewig reiten wir.

Es ist mittelweile dunkel und wir scheinen Endlich unser Ziel erreicht zu haben. An einem riesigen, alten Baum, bleibt Luna stehen. Sie steigt ab und lässt ihr Entaus laufen, was ich auch mache. Aka rennt dem anderen Entaus hinterher und spielt mit ihm. Es ist so lange her, dass sie das letzte Mal einen anderen Entau gesehen hat. Ich gehe auf Luna zu und Frage sie, was das alles zu bedeuten habe. "Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte...", beginnt sie.

"Vor langer Zeit, kam ein junges Mädchen auf die Erde. Sie war eine Kunaro, die verbannt wurde. Sie verliebte sich in einen Menschen und sie bekamen Kinder. 5 um genau zu sein. Bei der 5. Geburt starb die verbannte Kunaro und der menschliche Vater kümmerte sich um die jungen Kinder. Diese Bekamen ebenfalls Kinder und auch dessen Kinder. Jeder hat ein wenig Magie in sich, aber die meisten wissen es nicht. Einige von uns haben sich als sogenannte 'Halbe' zusammengeschlossen, das bedeutet das wir nur halb Kunaro sind. Wir haben hier im Wald und er Hauptquartier. Die meisten wohnen zwar bei ihren menschlichen Familien, aber sind trotzdem die meiste Zeit im Hauptquartier. Es Ost wie unser zu Hause. Wir trainieren hier, manche leben auch ganz hier. Dazu zählen aber eher weniger. Verwirrt schaue ich Luna an. Ich verstehe nicht, wie sie das meint. Wie kann es sein, dass andere Kunaros hier auf der Erde leben? Dass sie hier überleben?

„Wie ist das möglich? Warum ist so etwas nicht in Kunaro gemeldet?“, frage ich Luna. „Ganz einfach. Wie ich es gesagt habe, Ava, so hieß die verbannte Kunaro, ließ sich mit einem Menschen ein. Sie bekam Kinder, die wieder Kinder bekamen und so ist unser Volk entstanden!“, antwortete sie mir. „Nein, das ist nicht möglich! Du kannst keine Kunaro sein!“, fauche ich sie an. Doch Luna beweist mich ziemlich schnell vom Gegenteil. Sie bändigt gekonnt Wasser aus einer Pfütze und lässt den kleinen Wasserball über ihrer Hand schweben. Wie kann es nur sein, dass ich all die Jahre nicht gemerkt habe, dass sie wie ich ist? Naja, ganz wie ich ist sie nicht. Sie ist halb Mensch. Wahrscheinlich sogar mehr Mensch, als Kunaro. Aber sie hat dieselben Fähigkeiten. Ich muss es erst einmal akzeptieren. Hinterfragen kann ich später.

Mit einem kleinen, unauffälligen Wink mit meiner rechten Hand übernehme ich die Kontrolle über den Wasserball und schleudere ihn in ihr Gesicht. Sie ist Platsch nass, aber scheinst sich, genauso, wie ich darüber zu amüsieren. Sie revanchiert sich, indem sie mir ebenfalls Wasser ins Gesicht spritzt. Ich habe allerdings den Vorteil, dass ich das gesamte Wasser aus meinen Haaren und von meiner Haut bändigen kann und ich so innerhalb von Sekunden trocken bin. Ihre Kräfte sind nicht so stark, aber um ihr Vertrauen zu gewinnen, helfe ich ihr.

Sie weist mich an, ihr zum Baum zu Folgen. Sie sucht eine Einkerbung, die sie sehr schnell findet und steigt mit mir in den Hohlraum, der im Baum ist. Es ist sehr eng. Unsere beiden Körper sind eng aneinander Gedrückt. Es gibt nur sehr wenig Luft, zum Atmen. Luna schließt mit ihren Kräften die Türe im Baum und dann ist alles ruhig. Es gibt kein Licht, doch wegen meiner Kräfte sehe ich fast alles.

Plötzlich klapp der Boden weg und wir Fallen. Die Wand ist nicht mehr aus Holz, sondern aus Metall. Wir fallen und fallen! Alles geht so schnell, ich verliere den Überblick. Luna ist immer noch eng an mich gepresst. Was ist hier los? Eine Falle? Wie konnte ich mich darauf nur einlassen? Ich finde meine Tochter nie wieder!

Wir landen sehr weich. Auf einer Matratze oder so etwas ähnlichem. Alles ist dunkel um mich herum. Ich bin in einem großen Raum. Luna liegt neben mir. Wo sind wir hier? Wir vielen 6 Sekunden und das im freien Fall. Das heißt Fallbeschleunigung durch 2 Mal die Zeit im Quadrat. 176,5 Meter befinden wir uns unter der Erdoberfläche. Das ist wahnsinnig Tief! Was ist das nur für ein Ort? Kein von Menschen geschaffener Bunker oder Tunnel liegt so tief unter der Erde. Wo zur Hölle sind wir hier?

Verwundert schaue ich Luna an. Dann schaue ich mich um. Niemand ist hier. Es gibt 5 Türen, die aus diesem Raum heraus führen. Luna steigt von dem Schaumstoffblock herab und ich folge ihr. Zielstrebig geht sie zu einer der Türen. Und öffnet sie mit einer Elektronischen Karte, die sie in einen Scanner schiebt. Ein grünes Licht leuchtet auf und mit einem klacken öffnet sich die Türe. Luna tritt ein und gibt mir ein Zeichen, dass ich ihr Folgen soll. In dem Raum sind noch andere. Jungen und Mädchen. Teilweise sind sie erwachsen, teilweise sind sie noch ganz klein. Alle starren mich an. Was ist das hier nur?

Die neugierigen Blicke der anderen ignorierend, führt Luna mich in einen anderen Raum. Ich schaue mich um. Dieser Raum ist anders, als der indem wir vorher waren. An der Wand hängt ein riesiger Bildschirm, der eine Karte der Stadt zeigt, in der wir wohnen. 3 Leute sitzen an Computern und unterbrechen ihre Arbeit, als ich den Raum betrete. „Lasst uns alleine!!“, sagt Luna und die drei stehen auf und verlassen den Raum, ohne ein Wort zu sagen. Luna schiebt mir einen Stuhl hin und ich setzte mich. „Also, Etta, falls das dein richtiger Name ist. Wie bist du hier her gekommen?“, fragt sie mich mit einem strengen Unterton. Ist das hier ein Verhör? „Ich bin im Auftrag der Königin hier. Mehr darf ich nicht verraten.“, antworte ich. Naja, ich könnte ihr schon verraten, dass es mein Auftrag ist, die verlorenen Kinder zu retten, aber ich vertraue ihr noch nicht. „Okay. Wieso versteckst du dich im Wald? Warum bist du nicht bei deiner Familie?“

„Das ist nicht meine Familie!“, schnauze ich sie an. Doch sie ignoriert meine Aussage.

„Okay, wenn du nicht kooperierst, müssen wir härtere Maßnahmen ergreifen.“, sagt sie streng.

„Bin ich etwa eine Gefangene? Nein, das kannst du nicht machen!“ Ich stehe auf um bedrohlicher zu wirken, ich bin um einiges Größer als sie, deswegen lässt sie sich etwas einschüchtern, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen will.

„Du bleibst hier! Es ist zu gefährlich da draußen! Du kennst dich hier nicht aus! Und was auch immer dein Auftrag ist, ich werde nicht zulassen, dass du uns auffliegen lässt.“ Nein, du wirst mich hier nicht gefangen halten!“, fauche ich sie an.

„Schätzchen, wir sind hier 176 Meter unter der Erde! Du kommst hier nicht raus!“, sagt sie ganz gelassen. Ich packe sie und schleudere sie gegen die Wand. Hart prallt sie ab und fällt zu Boden. Einige Sekunden bewegt sie sich nicht. Dann setzt sie sich auf und schaut mich wehrlos an.

„Ich will keinen Ärger mit euch! Aber ihr dürft mich nicht gefangen halten, denn ihr wollt keinen Ärger mit mir.“, ich mache eine kurze Pause um meinen Worten mehr stärke zu verleihen und fahre dann fort. „Ich bin Stärker als ihr, eine erfahrene Kujosha. Ich will hier niemanden verletzen, aber ich werde es tun, wenn ich muss.“ Luna schaut mich nur fürchtend an. Schlagartig öffnet sich die Tür und drei der anderen stehen Kampfbereit da. Ich will niemanden verletzen, aber wenn ich keine andere Wahl habe, werde ich es tun!

 

 

***

Kapitel 11

***

 

Der Erste der drei Kämpfer greift mich an. Er bändigt nicht oder nutzt eine andere Art von Magie. Er hat keine Waffen bei sich, ich jedoch schon. Ich trage noch meinen Dolch in meiner Tasche, den ich in Windeseile ziehe und damit meinen Angreifer gezielt ins Bein schneide. Er wird daran nicht sterben, aber er ist erst einmal außer Gefecht gesetzt.

„Ich will niemanden verletzen! Lasst mich gehen und ich tue euch nichts!“, sage ich mit ruhiger Stimme. Doch die beiden Wollen nicht hören. Sie greifen gleichzeitig an, doch mit jeweils einem gezielten Schlag, setze ich auch Angreifer zwei außer Gefecht. Der andere Erwischt mich mit einem harten Schlaf an meiner Schulter, aber ich lasse mich von dem Schmerz nicht einnehmen. Mit der linken Hand bändige ich die Luft und auch der dritte Angreifer fällt zu Boden. Unsanft landet er auf dem Boden, aber er wird es überleben.

Mit meinem Dolch in der rechten Hand trete ich aus dem Raum heraus. Alle starren mich an. Die Kinder verstecken sich hinter den älteren, die sich schützend vor die kleinen Stellen. „Ich werde euch nichts tun! Aber ich werde auch nicht eure Gefangene sein.“, rufe ich allen zu. Keiner von ihnen bewegt sich. Ich merke, aufgrund der Vibrationen im Boden, dass jemand hinter mir aufsteht. Die Person ist leicht, also ist es wahrscheinlich Luna. Die anderen Drei Angreifer waren zu schwer, für diese geringen Vibrationen. Sie steht fast hinter mir und ich wirbele überraschend herum. Mir meinem linken Arm, schlage ich ihr die Beine unter den Füßen weg. Erneut landet sie unsanft auf dem Boden.

Ich beuge mich zu ihr herunter und ziehe sie nach vorne, sodass jeder sie sieht. Wie sie, wie ein kleines Häufchen Elend auf dem Boden liegt. Sie Bewegt sich nicht, aber sie atmet noch. Ich stecke meinen Dolch zurück in meine Tasche und schaue alle an. Ein kleiner Junge schaut mich ängstlich an. „Ich werde euch nichts tun!“, rufe ich noch einmal. Der kleine Junge schaut mich immer noch ängstlich an. Aber auch Hoffnung steckt in seinem Blick. Doch die Angst überwiegt. „Warum habt ihr mich hier her gebracht?“, will ich wissen.

Zuerst antwortet keiner, doch dann sagt der kleine Junge schließlich: „Du musst uns helfen!“ Nachdem diese Worte seinen Mund verlassen hatten, zieht einer der erwachsenen ihn hinter sich. „Kein Wort!“, zischt die alte Frau. Sie ist etwa 70 Jahre alt. Eine Menge Falten prägen ihr Gesicht.

„Wobei helfen? Was ist hier los?“, frage ich. Doch wieder antwortet keiner. Ein Mädchen, etwa so alt, wie meine Tochter flüstert einem anderen Mädchen etwas ins Ohr. „Hey du da, ja genau du! Tritt vor und sage uns allen, was du zu sagen hast!“, befehle ich ihr. Ängstlich tritt sie vor. „Ich tue dir nichts! Aber klär mich auf! Weißt du warum ich hier bin?“, frage ich die Kleine. Sie sieht meiner Tochter in keinster Weise ähnlich. Sie hat lange, pechschwarze Haare und saphirblaue Augen, die mit Tränen gefüllt sind.

„Sie kommen, um uns zu töten! Du sollst uns helfen. Wir werden sonst sterben!“, sagt sie mir, mit weinerlicher Stimme.

„Wer will euch töten?“, frage ich alle anwesenden.

„Die Antaro!“, ruft einer der Erwachsenen. „Bitte, ihr müsst uns helfen! Wir sind zu schwach, um sie zu besiegen. Sie wollen unsere Kinder!“

Was? Es gibt hier noch mehr Antaro? Oder sind es dieselben, die meine Tochter und die anderen verlorenen Kinder entführt haben? „Wer ist hier der Chef?“, frage ich. Eine junge, erwachsene Frau tritt vor. Sie ist vielleicht 25 Jahre alt. „Es stimmt. Bitte helft uns! Ihr seid unsere letzte Hoffnung!“, sagt sie zu mir.

„Okay, zeigt mir die Details. Ich werde alles versuchen um euch zu retten!“, sage ich zu der Frau.

Die Frau führt mich in einen anderen Raum. In ihm gibt es insgesamt 5 riesige Bildschirme. Sie ruft eine Karte auf, auf der eine Stelle mit einem roten X makiert ist. Es ist das Luftbild einer rieseigen Lagerhallenanlage. Auf einem riesigen Grundstück stehen 6 Lagerhallen. „Das ist hier ganz in der Nähe! Da ist ihr Hauptquartier.“, sagt die Frau. „Sie halten dort andere Kinder fest und machen an ihnen Experimente.“ Nachdem sie das gesagt hat, breche ich in Tränen aus. Ich habe es geschafft! Ich habe sie Endlich gefunden! Da ist meine Tochter! Ich kann all diese Gefühle nicht mehr in mir lassen. Es muss alles raus. All der Hasse, all die Wut, die sich in den letzten Jahren angestaut hat!

Ich kann sie nicht mehr in mir halten. Es muss einfach raus. Die junge Frau schaut mich verwundert an. „Was ist los?“, fragt sie mich. Ich schüttele nur den Kopf und umarme sie stürmisch. Irgendjemanden muss ich gerade einfach umarmen! Verdammt nochmal, ich habe endlich einen richtigen Hinweis auf meine Tochter gefunden! Die Frau ist sehr überrascht. Sie scheint mit dieser kompletten Situation überfordert zu sein, aber das ist mir im Moment egal! Ich finde Othala wieder!

Ich brauche nur noch einen Plan, wie ich da rein komme, ganz geschweige denn, wie ich sie wieder da raus bekomme. Aber das schaffe ich auch noch. Ich habe es so weit geschafft. Jetzt werde ich ganz bestimmt nicht scheitern!

 

 

***

Kapitel 12

***

 

Ich habe die junge Frau, die sich mir mittlerweile als Maria vorgestellt hat, über meinen Tränenausbruch aufgeklärt. Sie versprach mir, sie würde diese Informationen vertraulich behandeln. Ob ich ihr dabei glauben kann, wird sich noch heraus stellen. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. In einem langen Gespräch, erklärte Maria mir alle, ihr bekannten Einzelheiten.

Nach ihren Informationen, leben in diesem Lager über 100 Antaro. Ein paar davon sind Wissenschaftler, aber nicht viele. Die meisten sind ausgebildete Soldaten. Sie halten dort etwa 50 Kinder gefangen. Den halben war nicht bekannt, woher diese Kunaros kommen, aber ich habe sie nicht darüber aufgeklärt. Sie hat auch nicht danach gefragt. Nach den Informationen der Halben gibt es keine Möglichkeit in die Lagerhäuser hinein zu kommen. Darauf haben sie sich allerdings nicht spezialisiert. Die Antaro sind viel zu stark, damit sie sie besiegen können. Ich bin ihre letzte Hoffnung. Ohne mich überleben diese armen Kinder wahrscheinlich nicht, oder ihnen passiert viel schlimmeres, als der Tod: Sie werden, wie Othala, gefangen genommen. Und das darf ich nicht zulassen.

Einem Spion der Halben nach, wollen die Antaro in 3 Wochen angreifen. Ich muss schnell handeln. Ich habe mit Maria besprochen, dass ich ab sofort die Ausbildung, aller Halben übernehme. Das wird garantiert keine leichte Aufgabe, aber es geht nicht anders. Denn was Kampferfahrung angehet, haben die meisten Halben keine Erfahrung. Gleich morgen werde ich damit anfangen. Aber jetzt lege ich mich erst einmal schlafen.

Maria bringt mich in einen separaten Schlafraum. Sie hält es für keine gute Idee, dass ich mit den anderen im selben Schlafraum schlafe. Es soll mich nicht stören. Alleine fühle ich mich sowieso sicherer. In dem Raum steht nur ein Bett. Es ist nicht sehr groß, aber immer noch bequemer, als auf dem Boden zu schlafen. Ich lege mich hin und schlafe sofort ein.

 

Schon früh stehe ich auf. Meine Armbanduhr zeigt 7 Uhr. Ich stehe auf, doch alles scheint noch zu schlafen. Ich sehe mich etwas um. Zuerst sehe ich die Waschräume. Sie sind sehr einfach gehalten. Es gibt eine große Gemeinschaftsdusche und Waschbecken in kleinen Kabinen. Alles ist sehr alt und muss dringend mal renoviert werden. Als nächstes komme ich in die Küche und mir fällt die Kinnlade runter. Dort steht ein Koch, der gerade Fleisch anbrät. Richtiges Fleisch! Ich kann es nicht glauben. Diese Halben essen tatsächlich Fleisch! Ohne ein Wort zu sagen drehe ich um und gehe schnellstmöglich aus diesem Raum heraus.

Ich komme in die Trainingsräume. Der Boden ist mit Matten ausgelegt. Ein paar Box säcke hängen in den Ecken. Es ist ein sehr einfach gestalteter Trainingsraum. Hier kann ich sicherlich niemanden Ausbilden. Das werde ich oben machen. Naja, weiter geht’s auf meiner Erkundungstour. Ich gehe zur 5. Und letzten Türe. Sie ist verriegelt. Was ist nur dahinter? Ich lausche an der Türe. Da drinnen sind vier Personen. Alle Atmen, aber es scheint ihnen nicht sehr gut zu gehen.

„Hey!“, ruft es hinter mir. Diese Stimme ist von Maria. Langsam drehe ich mich um. „Was machst du hier?“, will sie wissen. „Ich sehe mich nur etwas um. Was ist hinter der Türe?“, frage ich. „Das hat dich nicht zu interessieren. Und jetzt komm, es gibt Essen.“, sagt sie mir und dreht sich um. Ich folge ihr.

„Maria, ich muss noch einmal mit dir reden.“, sage ich zu Maria, die stehen bleibt und sich zu mir umdreht.

„Was ist los?“, fragt sie mich.

„Wir müssen ein paar Änderungen vornehmen, wenn ihr wollt, dass ich euch Ausbilde.“, sage ich mit strenger Stimme. Sie schaut mich fragend an. „Sie werden ab sofort nicht mehr mit Fleisch kochen! Das ist ab sofort Tabu!“, fordere ich. Maria schüttelt den Kopf.

„Nein. Wir haben sonst nichts zum Essen!“, sagt sie.

„Doch, es gibt genug essen, das ohne Fleisch ist. Ich besorge genug Essen. Hauptsache ihr esst kein Fleisch mehr.“, erkläre ich ihr.

„Das funktioniert nie im Leben! Wir haben hier über 100 Leute! Nie im Leben kannst du sie alle versorgen.“, fährt sie mich an.

„Doch, ich habe mein ganzes Leben hier darauf verzichtet, Tiere zu essen. Wenn ihr nicht damit aufhört, könnt ihr vergessen, dass ich euch trainiere!“, kontere ich. Ich weiß, das Ich die einzige Hoffnung für die Halben bin. Ich kann also fordern, was ich will. Und ich werde sie auf gar keinen Fall trainieren, wenn die Lebewesen essen.

„Einverstanden.“, seufzt sie. „Aber was ist dein Plan, dass wir jetzt essen?“, fragt sie mich.

„Ihr esst das sowieso schon tote Tier. Und für heute Abend besorge ich etwas zum Essen.“, sage ich.

„Okay, und jetzt komm! Es gibt Frühstück!“, fordert Maria mich auf, mit ihr zu kommen, aber ich schüttele nur den Kopf.

„Nein, ich muss mich noch um etwas kümmern. Wo geht es hier raus?“, frage ich sie. Ich sehe ihr an, dass sie mich nicht gehen lassen will, aber sie hat keine andere Wahl. Sie führt mich durch eine kleine Türe. Eine sehr schmale Treppe führt ins unbekannte. Auf Marias Anweisung steige ich die steile Treppe hinauf. Die Treppe ist sehr lang. Wir brauchen fast 5 Minuten, bis wir das Ende der Treppe erreicht haben. Es ist Stockdunkel, aber dank meiner Fähigkeiten, bemerke ich, das sich etwas aus Metall über meinem Kopf nähert. Ich taste die Metalldecke ab und entdecke eine Einkerbung. Mit all meinen Kräften Drücke ich an die Decke und sie öffnet sich. Ich steige heraus und werde von dem Licht geblendet.

Ich steige heraus und gewöhne mich sehr schnell an die Helligkeit und sehe mich um. Ein Stück entfernt entdecke ich den Baum, durch den ich mit Luna nach unten gekommen bin. Mit einem Pfeifen rufe ich Aka zu mir, die sofort angerannt kommt. Sie sieht unglaublich Glücklich aus. Mit ihr kommen noch 7 andere Entaus angerannt, doch Maria weist die anderen an, zurück zu gehen, was sie auch tun.

Ich steige auf Aka und sehe zu Maria herunter. „In 3 Stunden bin ich wieder zurück. Ich finde alleine herunter.“, sage ich zu Maria und reite, ohne auf eine Antwort zu warten weg. Ich bin verwirrt, dass ich nie bemerkt habe, dass es noch andere, wie mich auf der Erde gibt. Aber ich kann sie zu meinem Vorteil nutzen. Und das werde ich auch tun!

 

***

 

Kapitel 14

***

 

Nach einer halben Stunde komme ich endlich am Berg an. Ich gehe hinein und ernte fast mein gesamtes Mennis und sammle die anderen Zutaten um Mennisbrötchen zu Backen. Etwas Mennis lasse ich übrig und lege sie beiseite. Den Rest gebe ich in den Kessel und erhitze das ganze wieder. Dann nehme ich eine große Plane und lege sie auf den Boden und lege die Teigbällchen darauf. Es sind sehr viele Brötchen, die ich jetzt erst einmal Trocknen lassen muss.

In der Zeit gehe ich zu meinen Feldern und pflanze die beiseitegelegten Körner. Aus einem der Baumverstecke hole ich ein kleines Fläschchen mit einer Art Zaubertrank. Ich bändige frisches Wasser aus der Quelle und gebe drei Tropfen des Trankes dazu. Der riesige Wasserball färbt sich lila und ich lasse ihn über dem riesigen Mennisfeld nieder regnen. Normalerweise Braucht Mennis gerade einmal 2 Wochen, bis es fertig gewachsen ist. Aber dank diesem, magischen Wasser, wird es in ein paar Tagen erntereif sein.

Ich packe alle Brötchen in einen magischen Beutel. Dieser ist größer, als der, den ich normalerweise bei mir trage. Er hat in etwa die Größe einer mittelgroßen Handtasche, wie sie die Menschen tragen, aber da er magisch ist, passt natürlich um einiges mehr rein. Und diesen Platz brauche ich auch um alle Mennisbrötchen darinnen zu verstauen.

Bevor ich zu den Halben zurückkehre, ziehe ich mich aber um. Ich ziehe wieder mein schwarzes Kujosha Kleid an und darüber meinen Mantel. An meiner Hüfte trage ich nun mein Schwert. Ich fühle mich um einiges sicherer damit. Erst recht, wenn ich weiß, dass noch andere im Wald sind. Wer war nur dieser Mann, der mich und Luna gestern angegriffen hat? Das wird eine meiner Fragen sein, die ich Maria später stellen werde.

Mit dem Schwer an meiner Hüfte und dem mit Mennisbrötchen gefüllten Rucksack auf meinem Rücken, reite ich los. Ich rase mit Aka durch den Wald. Innerhalb von 20 Minuten, bin ich wieder am alten Baum, zudem mich Luna gestern geführt hat. Ich lasse Aka zu den anderen Entaus rennen. Ich öffne den Baum und steige hinein. Letztes Mal hat es genau 19 Sekunden gedauert, bis der Boden unter meinen Füßen verschwand. Also warte ich und zahle im Kopf.

 

…1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20…

 

Und fällt der Boden weg. Ich falle und falle und 6 Sekunden später lande ich auf dem Schaumblock. Maria erwartet mich bereits. „Auf die Sekunde genau.“, ist ihr einziger Kommentar. Ich stehe auf und gehe ohne ein Wort zu sagen an Maria vorbei. Zielstrebig gehe ich in die Küche und pfeffere meinen Beutel auf den Tisch. Alle anwesenden starren mich an. Eine Frau und drei Männer stehen mit heruntergelassenen Kinnladen da. „Ab jetzt kocht ihr nicht mehr mit Fleisch! Ihr werdet kochen, was ich euch sage!“, befehle ich allen. Sie antworten nicht darauf.

Plötzlich taucht Maria hinter mir auf. „Ihr tut, was sie sagt!“, befiehlt sie. Die vier kommen zu mir und der eine Mann fragt: „Was sollen wir machen?“ Ich erkläre allen, wie man Mennisbrötchen einigermaßen „interessant“ anrichten kann. Wenn man sie immer nur ohne beilagen isst, schmecken sie langweilig, deswegen erkläre ich den 4 Köchen, wie man Mennisbrötchen richtig anrichtet.

Nach der kleinen Kochstunde, lasse ich mir von Maria die Waffen zeigen. Es sind nicht viele, aber Waffen kann man auch selber herstellen. Die Halben haben gerade einmal 10 Bögen, etwa 20 Schwerter, und etwa 50 Dolche. Das sind die einzigen Waffen, die man in Kunaro verwendet. Dazu haben sie noch viele Schusswaffen. Viele Sturmgewehre, Handfeuerwaffen und 8 Scharfschützengewehre. Ich mag Feuerwaffen nicht. Sie sind einfach zu unberechenbar.

„Wir brauchen nur die Schwerter, Bögen und Dolche. Wie viele von euch können gut mit Handfeuerwaffen umgehen?“, frage ich Maria.

„Insgesamt 24. Luna ist unsere beste Schützin. Sie ist das Mädchen, dass sie gestern zusammen geschlagen haben.“, antwortet Maria. Luna hatte ich total vergessen. Ich wollte gestern nicht so hart zu ihr sein, aber sie hat mich heraus gefordert.

„Wie geht es Luna?“, erkundige ich mich.

„Ihr geht es den Umständen entsprechend. Du hast sie ganz schön zugerichtet! Sie liegt auf der Krankenstation. Sie hat ein paar angebrochene rippen und einen gebrochenen Arm.“, erklärt Maria mir vorwurfsvoll. Ich frage, ob ich nach ihr sehen darf, und Maria erlaubt mir, dass ich sie heute Abend besuchen darf.

Ich spreche mit ihr noch die Trainingspläne durch. Mit Handfeuerwaffen werde ich niemanden trainieren, aber dafür mit Schwertern und Bögen. Ich gehe mit Maria in den Versammlungsraum und halte vor allen eine Rede.

 

 .

Hallo erst einmal, mein Name ist Etta.

Ich komme aus Kunaro und bin eine sehr erfahrene Kujosha Kriegerin. Ich werde ab sofort mit euch trainieren, damit ihr euch gegen die Antaro verteidigen könnt. Und ich werde jeden von euch trainieren.

Erst einmal gibt es ein paar Änderungen:

  1. Ihr werdet kein Fleisch mehr essen! In der Küche gibt es Mennisbrötchen für alle. Kinder dürfen pro Tag ein Essen, erwachsene zwei. Das reicht vollkommen und ihr werdet merken, dass ihr nach einem Brötchen auch keinen Hunger mehr habt.
  2. Es gibt ab nun strenge Aufsteh- und Schlafenszeiten. Ihr werdet euch daran gewöhnen müssen. Es ist Teil eurer Ausbildung. Wir werden um Punkt 7 Uhr aufstehen und um spätestens 21 Uhr sind alle Lichter aus.
  3. Niemand von euch verlässt diesen Bunker hier, ohne meine Erlaubnis! Auch werdet ihr nie alleine raus gehen. Es ist zu gefährlich.

 

Nun kommen wir zum Training. Ich werde alle Trainieren, außer Babys, die nicht laufen können. Jetzt werde ich euch in Gruppen aufteilen.

Zuerst kommen bitte alle Kinder bis 8 Jahre nach vorne und stellen sich rechts hinter mich. Dann alle von 8-18 Jahren links hinter mich. Die Erwachsenen bis 50 Jahre kommen nach vorne links und alle über 50 Jahre nach vorne rechts.

Maria hat für alle Trainingspläne. Wir trainieren draußen. Ich erwarte, dass alle pünktlich erscheinen.

Danke für eure Aufmerksamkeit!

 

Jeder macht, was ich sage und stellt sich in die Entsprechende Ecke. Maria verteilt die Trainingspläne und jeder liest sie aufmerksam durch. Es steht nicht viel drauf. Nur, in welchen Zeiten wer, draußen zu erscheinen hat und dass sie bequeme Kleidung tragen sollen. Die Erwachsenen werde ich schon in einer Stunde draußen treffen, deswegen muss ich mich beeilen und planen, was ich mit ihnen machen werde.

 

***

Kapitel 15

***

 

Insgesamt 52 Frauen und Männer stehen vor mir und warten auf meine Anweisungen. Jeder einzelne hat diese Hoffnung in den Augen. Diese Hoffnung, dass sie es durch meine Hilfe tatsächlich schaffen, die Antaro zu besiegen. Ich hoffe ich habe ihnen nicht zu viel versprochen. Ich mache ein paar Übungen mit ihnen, um zu sehen, wer in welchen Bereichen besonders gut ist.

Am Ende habe ich drei Gruppen: Die Guten, die mittleren und die schlechten.

Ich fange mit allen drei Gruppen gemeinsam an und erkläre die Grundtechnicken. Wie man richtig abblockt, wie man richtig zuschlägt und auf was man sonst beim Kampf achten muss, wie zum Beispiel die Körpersprache der Gegner, denn diese verraten ihren nächsten Angriff meist unbewusst durch ihre Körpersprache. Die schlechten und mittleren lasse ich diese Techniken in zweiergruppen üben. Dabei greift nacheinander einer an und der andere verteidigt sich. Manche haben dabei am Anfang ein paar Schwierigkeiten, aber nach einer Weile haben sie die Techniken ganz gut drauf.

Den guten zeige ich ein paar wirkungsvolle Kombinationen, womit sie Antaro schnell außer Gefecht setzen können. Auch die Guten lernen sehr schnell. Ehe wir uns versehen, ist die Trainingszeit vorbei. 3 Stunden sind wie im Flug vergangen. Ich begleite alle über die Treppe hinunter. Unten weise ich alle noch einmal an, mehr für ihre Fitness zu machen. Sie sollen alle noch Liegestutzen und anderes Training machen. Auch sollen sie die Techniken noch einmal wiederholen. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Training der Erwachsenen zufrieden. Sie lernen sehr schnell. Das ist gut. Mit den guten werde ich morgen schon mit der Waffenauswahl beginnen. Morgen wird ein sehr langer Tag für mich. Ich werde mit den beiden Kindergruppen beginnen, dann mit den Alten und zum Schluss mit den Erwachsenen.

Aber für den Rest diese Tages habe ich frei. Ich besuche jetzt Luna. Sie tut mir leid. Hilflos liegt sie in der Krankenstation. Dort liegen noch andere. Eine sehr alte Frau und zwei Kinder. Eines ist etwa so jung, wie Othala. Sie hat sich wohl eine schwere Erkältung eingefangen, denn sie ist schweigebadet und hat stark gerötete Augen. Das andere Kind ist etwas älter, als ich. Sie hat keine Beine und ihr fehlen zwei Finger an ihrer rechten Hand. Ich muss später unbedingt nach ihr sehen. Aber jetzt gehe ich erst einmal zu Luna um mich bei ihr zu entschuldigen.

Mit großen Augen schaut sie mich an. Ich erkenne Angst darinnen, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen will. „Keine Angst, ich werde dir nichts tun Luna. Das wollte ich nie!“, sage ich zu ihr. Sie nickt, doch sie scheint dabei große Schmerzen zu haben. Ich bitte eine der Krankenschwestern um ein Glas Wasser, das sie mir ohne zu fragen bringt.

„Nicht erschrecken, es wird etwas wehtun.“, versuche ich Luna die Angst zu nehmen. Doch dieser Versuch verfehlt leider. Ungestört von Lunas Angst, bändige ich das Wasser und lasse auf ihre verletzten stellen liegen. Ich schaue Luna in die Augen. Sie hat eindeutig Angst. Doch danach wird es ihr besser gehen. Ich falte die Hände und ziehe sie ruckartig wieder auseinander. In diesem Moment schreit Luna auf. Die Krankenschwestern eilen zu ihr, doch ich halte sie fern. Luna weint und schlägt um sich, doch ich halte sie fest. Es dauert nicht lange, bis sie sich wieder beruhigt und einschläft.

Jetzt lasse ich die Schwestern zu ihr, doch sie können nichts machen. „In 2 Stunden wacht sie wieder auf. Es ist wichtig, dass sie nicht vorher aufwacht. Sonst stirbt sie.“, erkläre ich ihnen ruhig. Eine der Schwestern schaut mich Hysterisch an und fragt: „Was hast du getan?“

„Ich habe sie geheilt. Sie wacht in 2 Stunden auf. Wenn ihr sie früher weckt, stirbt sie. Wenn sie nach 2 Stunden, wie geplant aufwacht, sind all ihre Verletzungen geheilt.“ Die Krankenschwester glaubt mir. Sie hat auch keine andere Wahl.

„Was zur Hölle machst du?“, höre ich Marias verärgerte Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und schaue ihr direkt in ihre wütenden Augen.

„Ich habe sie geheilt. Dieser Weg ist schneller, als der Körper dazu in der Lage ist. Wir brauchen sie Kampfbereit.“, sage ich vorwurfsvoll. Maria verdreht nur die Augen. Sie weiß, dass es die richtige Entscheidung von mir war, Luna zu heilen, auch wenn sie erst einmal riesige Schmerzen hat.

„Ich werde mal nach den anderen Kranken sehen und schauen, was sich machen lässt. Ich will nur das Beste für alle, das weist du Maria.“, sage ich. Ich sehe ihr an, dass es ihr nicht gefällt. Aber sie hat keine andere Wahl. Und dass weiß sie auch. Wiederwillens dreht sie um und verlässt sie Krankenstation. Ich gehe zu dem kleinen Kind, mit der Erkältung. Sie tut mir leid, aber es gibt schlimmeres, als eine einfache Erkältung. Mitfühlsam beuge ich mich zu ihr ans Bett.

„Hallo kleines. Wie heißt du?“, frage ich das kleine Mädchen.

„Abby.“, antwortet das kleine Mädchen mit zitternder Stimme. Sie hat eindeutig Angst vor mir. Wahrscheinlich, weil sie gerade gehört hat, wie Luna geschrieben hat. Ich versuche ihr die Angst zu nehmen, indem ich sage: „Keine Angst, ich mache dich wieder gesund.“

Ich nehme ein paar Kräuter aus meiner Manteltasche und gebe sie in ihr Wasserglas. Dann fordere ich sie auf, es zu trinken, was sie auch tut. Sie schaut mich zuerst ängstlich an. Doch nach und nach erscheint ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Anschließend setzt sie sich auf und umarmt mich. Dann geht sie zur Krankenschwester und erzählt ihr von meinem „Wundermittel“ und das es ihr wieder gut gehe. Zu ihrer Enttäuschung verbietet die Krankenschwester ihr aber, die Station zu verlassen. Sie will sie noch eine Nacht hier behalten, da sie meiner Medizin noch nicht zu 100% vertraut. Enttäuscht geht das kleine Mädchen wieder zurück in ihr Bett und schmollt.

Ich versuche ihr gut zuzureden, aber ohne Erfolg. Naja, es ist wohl das Beste, wenn ich sie alleine lasse. Ich gehe zu dem Mädchen ohne Beine. Hoffnungsvoll schaut sie mich an, aber ich muss sie zuerst enttäuschen. Ihre Beine kann ich ihr nicht wieder geben. So etwas ist selbst mit Magie nicht möglich. Aber ich kann ihr eventuell doch ein Paar Hoffnungen geben. Ich nehme Ein Tablett und lege es vor sie. Darauf lege ich eine Feder, die ich aus einem der Federkissen ziehe. Daneben stelle ich eine kleine Schüssel mit Wasser, eine Kerze, ein Stück Erde und einen schwarzen Stein.

Nun weise ich das Mädchen, die sich mir als Skye vorgestellt hat, sich nach und nach auf jeden Gegenstand, der vor ihr liegt, zu konzentrieren.

 

Zuerst die Feder. Langsam fängt sie an zu schweben. Ein sehr gutes Zeichen. Die Krankenschwestern schauen zu und trauen ihren Augen nicht. Sie haben wohl noch nie einen einfachen Magietest gesehen. Aber ich muss gestehen, dass es auch für mich immer wieder erstaunlich ist, so etwas zu sehen. Auch Skye ist von ihren Fähigkeiten sichtlich überrascht. Als nächstes fordere ich sie auf, sich auf die Wasserschüssel zu konzentrieren. Doch dieses Mal passiert nichts. Doch, als sie sich auf die Kerze konzentriert, die ich mittlerweile angezündet habe, fängt die Flamme an wild zu flackern und erlischt letztendlich. Beim Erdstück und Stein passiert nicht.

Sie ist sichtlich enttäuscht, dass bei dem Erdstück, Stein und bei der Wasserschüssel nichts passiert ist, aber ich gebe ihr Hoffnung. Das die Feder sich bewegt hat ist das Beste, was ihr passieren konnte. Die Flamme ist ein schönes extra, doch die Feder steht für Luft. Das ist ihr Weg, wieder richtiglaufen zu können. Und das werde ich ihr ermöglichen.

 

***

Kapitel 16

 ***

 

Da es schon spät war, entschloss ich mich, Skye erst morgen zu trainieren. Aber jetzt ist es zu spät. Ich werde jetzt noch essen, damit ich morgen beginnen kann, die kleinen Kinder zu trainieren. Essen tue ich mit den anderen im Speisesaal. Den Köchen ist es sehr gut gelungen, die Mennisbrötchen anzurichten. Sie haben etwas Apfelmus dazu gemacht. Nach dem Essen gehe ich sofort schlafen, damit ich für morgen ausgeruht bin. Es wird ein langer Tag.

Wieder ist alles weiß. Meine Arme und Beine schmerzen. Sofort weiß ich, wo ich bin. Diese Freude, die ich in diesem Moment verspüre ist einfach unbeschreiblich. Ich habe es geschafft. Bessergesagt Othala hat es geschafft. Aber jetzt muss ich erstmal die Kontrolle behalten.

„Othala? Kannst du mich hören Liebling?“, sage ich in normaler Lautstärke.

‚Nicht so laut!‘, meldet sich Othalas Stimme in meinem Kopf. ‚Denk an das, was du sagen willst und ich werde dich verstehen.‘, sagt Othala. Ihre Stimme ist so wunderschön, auch wenn ich sie nicht ganz klar höre. Sie ist etwas verschwommen. Jedes Wort hallt in meinem Kopf mehrmals wieder. Aber trotzdem verstehe ich sie und folge ihrer Aufforderung, nur in Gedanken mit ihr zu reden.

‚Ich habe es Geschafft Othala! Ich habe einen Weg gefunden, um dich und die anderen zu befreien.‘ Nachdem ich an diese Worde gedacht habe, merke ich, dass Othala sich freut. Ich spüre all ihre unbeschreiblichen Glücksgefühle. Ich merke, wie viel es ihr bedeutet, endlich frei zu kommen.

‚Wie willst du das machen?‘, fragt sie mich. Es ist merkwürdig, da es einem vorkommt, als würde man selber an diese Frage denken, aber in Wirklichkeit keinen Einfluss auf diese „Innere Stimme“ hat, die in diesem Fall meiner kleinen Tochter gehört.

‚Es gibt hier auf der Erde ein paar Halbkunaros. Sie sind halb Mensch, halb Kunaro. Sie wollen mir mehr oder weniger helfen, euch alle zu befreien.‘, erkläre ich ihr. ‚Was heißt mehr oder weniger?‘, fragt sie mich. ‚Es ist kompliziert, mein Schatz. Ich bin noch dabei ihr Vertrauen zu gewinnen. Aber das schaffe ich und bringe dich hier raus.‘, sage ich. ‚Hör zu, ich weiß, wo du bist. Ich habe die riesigen Lagerhallen, in denen ihr hier gefangen gehalten werdet, lokalisieren können. Ich werde dich retten.‘, erkläre ich ihr.

Wir beide freuen uns unendlich. Doch diese Freude soll nicht von Dauer sein. Zwei Antaro kommen und bringen Othala in einen dieser Folterräume. Othalas Körper wird an die Wand gefesselt. Ich wundere mich, warum sie sich nicht wehrt, aber sie erklärt mir ruhig, dass es das ganze nur schlimmer machen würde. Ich kann es einfach nicht glauben! Sie lässt das ganze einfach auf sich zukommen. Sie ist doch eine Kämpferin, oder? Mein armes Kind ist so sehr gebrochen, dass sie diese Qualen auf sich zukommen lässt. Aber ich kann nichts machen. Wenn es Othalas Wille ist das Ganze über sich ergehen zu lassen, dann muss ich das auch respektieren.

Einige Minuten später kommen zwei Antaro herein. Einer hat unzählige Spritzen dabei, der andere hat ein Messer bei sich. Kurz darauf muss ich schmerzhaft erfahren, was sie damit vorhaben. Mir, bzw. Othalas Körper wird erst ein Mittel induziert. Danach beginnt der Antaro mit dem Messer die Arme von Othalas Körper aufzuschlitzen. Blut quillt herunter, aber Othala scheint das nichts auszumachen. Sie ist diese Schmerzen wahrscheinlich schon gewöhnt. Es verletzt mich noch mehr, das ich es 15 Jahre nicht geschafft sie zu befreien. Wegen meiner Unfähigkeit, sie zu retten, musste Othala diese Schmerzen wahrscheinlich täglich erleiden.

Während der gesamten Prozedur, in der Othala immer mehr Schnitte hinzugefügt werden und ihr anschließend Blut abgenommen wird, kommunizieren wird nicht in Gedanken. Wenn ich mir nur ausmale, was sie die letzten Jahre alles erleben musste, wird mir schon schlecht. Erst jetzt wird mir bewusst, was für ein starkes Mädchen ich habe. Aber ich habe sie nicht beschützen können. Ich muss sie o schnell wie möglich daraus holen!

Endlich hören die beiden Antaro auf, Othala zu quälen und verlassen den Raum. Zwei andere kommen rein und schleifen sie zurück in den weißen Raum. Sie tut mir so leid! Doch plötzlich wird alles schwarz.

Wo bin ich? Was ist passiert? „Othala!“, schreie ich. So oft schreie ich ihren Namen. Nein, ich darf sie nicht verlieren. Im nächsten Moment sitze ich schweißgebadet in meinem Bett in dem Bunker der Halben. Luna, Maria und noch 2 andere Halten mich fest. Aber ich schlage wild um mich. Sie haben keine Chance. Ich reiße mich aus ihrem festen Griff. Treffe die eine im Gesicht. Ich weiß nicht, wer es war, aber ich kann einfach nicht aufhören. Ich bin so geladen vor Wut! Wo ist sie? Ich muss zurück zu meiner Tochter. Plötzlich spüre ich einen Stich. Es schmerzt und dann ist wieder alles schwarz.

 

***

Kapitel 17

 ***

 

Schweißgebadet wache ich auf. Ich habe mich wieder beruhigt, aber immer noch schießt Adrenalin durch meinen Körper. Aber das ist nicht mein Bett, in dem ich hier liege. Ich will mich aufsetzen, doch es geht nicht. Ich bin an den Armen und Beinen gefesselt. Panik bricht in mir aus. Wo bin ich hier? Ich versuche mich gegen die Fesseln zu wehren, doch es bringt nichts. Ich bin nicht in Othalas Körper, das spüre ich. Aber wo bin ich sonst? Ich sehe mich um. Niemand ist hier. Ich bin hier ganz alleine. Eingesperrt und gefesselt. Aber jetzt muss ich erst einmal einen klaren Kopf bewahren.

Ich atme tief ein und wieder aus, bis ich mich ganz beruhigt habe. Dann bändige ich meinen eigenen Schweiß. Wer auch immer mich gefesselt hat war dumm. Derjenige hat nämlich nur meine Handgelenke gefesselt und mir so mehr oder weniger gestattet, mich selbst zu befreien. Ich bändige Meinen flüssigen Schweiß so, dass er sich zu einem kleinen Messer formt. Mit der anderen Hand lasse ich ihn gefrieren und fange an, meine Fesseln zu zerschneiden.

Ich steige vom Bett runter und sehe mich im Raum etwas um. Ein dunkler Spiegel hängt an der einen Wand. An einer anderen Wand ist eine große Metalltüre. Ich stemme mich dagegen, aber ich bin zu schwach. Wieder Atme ich tief durch. Einatmen und Ausatmen. Ich muss mich konzentrieren. Ich reiße meine Arme nach hinten und schnell wieder nach vorne. Mit einem Lauten schlag knallt die Türe auf den Boden. Ohne dass ich die Türe berührt habe, öffnete sie sich. Mehr oder weniger. Aber die Türe ist offen. Ich gehe raus, in einen schmalen Gang. Nach rechts geht es in eine Sackgasse. Nach links gibt es eine einzelne Türe. Ich schleiche mich den Gang entlang und arbeite mich so langsam zur Türe vor.

Sie ist verschlossen, aber das hält mich nicht auf. Ich bin gerade dabei, die Türe zu öffnen, doch eine weibliche Stimme unterbricht mich.

„Stopp Etta!“, ruft sie. Ich drehe mich kampfbereit um. Luna steht am anderen Ende des Ganges.

„Was willst du hier? Warum habt ihr mich gefesselt?“, frage ich sie.

„Es war nur zu deiner Sicherheit! Du bist ausgerastet und hast um dich geschlagen. Da mussten wir dich betäuben. Du warst gerade mal eine Stunde weg. Normalerweise hält diese Dosis für mindestens 4 Stunden!“

Ich nehme meine Arme runter und gehe zu ihr. „Wie spät ist es?“, frage ich sie.

„7 Uhr.“, sagt sie ruhig. Immerhin bin ich pünktlich aufgewacht.

„Ich muss jetzt zu den kleinen und sie trainieren. Wo geht’s hier raus?“, frage ich ruhig.

„Bist du dir sicher? Du hattest dich vorhin nicht wirklich unter Kontrolle. Du kannst jetzt nicht mit den kleinen trainieren.“, fährt sie mich an.

„Doch, ich werde trainieren! Ich schaffe das.“, sage ich zu Luna und drehe mich um.

„Warte!“, ruft sie mir zu. „Ich kann dich je sowieso nicht aufhalten. Also, bevor du hier noch mehr kaputt machst, öffne ich dir die Türe.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, geht Luna zur Türe und öffnet sie mit einem Fingerabdruckscanner. Sie führt mich durch unendliche Gänge, bis ich endlich zu meinem Schlafraum komme. Luna lässt mich wieder alleine und ich gehe in mein Zimmer.

Ich ziehe dieses Mal nicht mein schwarzes Kleid an, sondern etwas bequemeres, was zum Trainieren besser geeignet ist. Ich trage eine kurze, schwarze, hautenge Hose und ein Bauchfreies Top. Darüber trage ich wieder meinen schwarzen Mantel. Ein Schwert trage ich nicht. Es würde die kleinen nur verschrecken. Stattdessen nehme ich nur meinen Dolch und stecke ihn unscheinbar in meinen Gürtel. Wenn ich draußen bin, lasse ich es mir nicht verbieten, ohne Waffen zu gehen.

Es ist mittlerweile kurz vor 8 Uhr. Um 8 beginnt das Training, deswegen muss ich mich beeilen. Ich gehe die lange Treppe hinauf und gehe nach draußen. Noch sind keine der Kinder da, deswegen habe ich noch Zeit, ein Schutzschild zu erstellen. Ich will nicht riskieren, dass uns hier Antaro angreifen.

Ich habe das Schutzschild gerade erstellt, als auch schon die ersten Kinder herauf kommen. Alle stellen sich sauber in einer Reihe auf. Dafür, dass sie so jung sind, sind sie sehr diszipliniert. Es ist sehr gut, so muss ich mich nicht damit herum streiten.

Zuerst beginne ich mit einer kleinen Vorführung. Ich bändige etwas Wasser, entzünde etwas Feuer und Bändige die Luft, sodass die kleinen alle fast umfliegen. Bevor sie auf den Boden krachen, fange ich sie jedoch alle ab. Alle sind begeistert und jubeln mir zu. Alles ist möglich, mit der richtigem Motivation.

„Machen wir auch so etwas, wie das, was du mit Skye gestern gemacht hast?“, will eines der vorlauten Kinder wissen.

„Alles zu seiner Zeit.“, muss ich den kleinen enttäuschen. Die Kinder sind alle etwas enttäuscht, aber Magie ist nicht das wichtigste, was ich den kleinen beibringen muss. Ich werde sie auch ganz bestimmt nicht zu Kriegern ausbilden. Nein, ich werde ihnen ein paar Tricks zeigen, um sich selbst zu verteidigen. Sie sind davon nicht ganz so begeistert, wie von der Magie, was auch verständlich ist, aber es ist wichtig, das sie lernen sich selber zu verteidigen.

Heute fangen wir erst einmal mit den Grundtechniken an. Sie brauchen länger, als die Erwachsenen, um das zu lernen. Ich unterteile sie nicht in gut und schlecht, denn ich will, dass sie lernen, als Team zusammen zu halten. Wenn es hart auf hart kommt, können sie nur im Team überleben. Alleine haben sie schon alleine aus körperlichen Gründen, keine Chance gegen einen Antaro. Nur im Team, wenn sie alle zusammenhalten, würden sie überleben. Sie müssen unbedingt lernen, sich selbst zu verteidigen.

Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht, als schon die älteren Kinder vor mir stehen. Alle tragen ihre Sportkleidung und sehen sehr motiviert aus. Die kleinen sind sehr enttäuscht, als sie schon gehen müssen, aber ich muss jetzt mit den Teenies anfangen. Auch ihnen gebe ich eine kleine Vorführung und auch sie sind begeistert. Mit großem Ehrgeiz trainieren sie. Geben alle ihr bestes. Ich bin sehr zufrieden. Es gibt ein paar sehr gute unter ihnen, aus denen noch sehr gute Kriegerinnen werden können.

 

***

Kapitel 18

 

Bevor ich die Alten trainiere, habe ich noch eine Stunde Zeit, also beschließe ich zu Skye in die Krankenstation zu gehen. Während die anderen Kinder die Treppe nach unten nehmen, gehe ich zum Baum und nehme diesen Weg nach unten. 6 Sekunden falle ich und lande auf meinen Beinen. Dann gehe ich auf direktem Weg zur Krankenstation. Ich begrüße die Krankenschwerstern und gehe dann zu Skye.

„Hast du Lust etwas zu trainieren?“, frage ich sie. Verblüfft schaut sie mich an. Sie glaubt mir nicht, dass ich auch mit ihr Trainieren kann, immerhin hat sie keine Beine. Ich nicke ihr zu, damit sie weiß, dass ich es ernst meine. Als sie es richtig realisiert, dass ich mit ihr trainieren will, stimmt sie mir sofort zu. Sie freut sich, dass ich auch mit ihr trainieren will.

Ich trage sie in den kleinen Trainingsraum und beginne mit ihr etwas zu meditieren. Ich habe nicht viel Zeit, deswegen trainiere ich heute Abend noch einmal mit ihr. Ich lasse sie alleine weiter meditieren und verspreche ihr, das ich nach dem Training mit den alten weiter mit ihr üben werde. Ich fordere ein junges Mädchen auf, auf sie aufzupassen.

Ich beeile mich um schnellstmöglich nach draußen zu kommen. Und beginne bei den Alten mit dem Magietest. Sie können, aufgrund ihres Alters können sie nicht mehr so gut kämpfen, da sie in all den Jahren auch an Beweglichkeit verloren haben. Die meisten beherrschen nur ein Element, die wenigsten zwei. Wenn man nicht frühestmöglich anfängt, die Kräfte zu trainieren, verblassen sie und verschwinden irgendwann ganz. Nur wer regelmäßig trainiert, kann seine Kräfte dauerhaft behalten.

Bei fast 30 Alten sind die Hälfte Feuerbändiger. Das häufigste Element. Die wenigstens haben Erdkräfte und nur 4 haben überhaupt keine Kräfte. Es gibt auch in Kunaro wenige ohne Kräfte, aber hier glaube ich, dass es daran liegt, dass die menschliche Seite überwiegt.

Trotzdem fange ich mit allen an, zu meditieren. So wie es Skye gerade tut. Drei Stunden lang meditieren wir nur. Jeder soll sich auf sein inneres konzentrieren. Es gelingt allen sehr gut, wie es aussieht. Ich mache etwas früher Schluss, denn ich gehe runter zu Skye und bringe sie mit nach oben. Sie soll etwas mehr im freien meditieren. Die frische Luft wird ihr gut tun. Ich setze sie neben den alten Baum und weise Aka, die mit den anderen umher rennt, auf sie aufzupassen.

Dann konzentriere ich mich auf die erwachsenen, die sich mittlerweile schon aufgestellt haben. Die schlechten lasse ich noch weiter die Grundtechniken trainieren. Immer wieder gebe ich ihnen neue Anweisungen, wie sie ihren Partner angreifen sollen. Dieser soll sich dann etwas einfallen lassen, um sich zu verteidigen. Am Anfang haben sie noch mehr Zeit um sich die passende Verteidigungs Methode zu überlegen, aber das wird bald noch schneller gehen. Mit den guten mache ich auch Magietests. Vor jeden lege ich eine Feder, einen Erdbrocken, eine Kerze und eine Wasserschüssel. Es gibt viele, bei denen zwei der vier Dinge reagieren, bei wenigen reagieren drei.

Jeder soll sich auf eins der vier Elemente konzentrieren. Jeder muss sich für eins entscheiden. Ich habe zu wenig Zeit, um jeden in all seinen Elementen auszubilden. Die wenigen, die sich zuerst für Erde entschieden Abend, entscheiden sich am Ende zum Glück nicht um. Die meisten haben sich für Feuer entschieden, die wenigsten für Luft. Bei allen fange ich mit meditieren an. Jeder muss die Magie in sich spüren. Jeder muss es fühlen können, wie die Magie durch den Körper strömt, denn das tut sie bei fast jedem. Jeder trägt diesen Funken von Magie in sich, doch nur die wenigsten sind stark genug, sie zu kontrollieren. Viele wissen nicht einmal, dass sie die Magie in sich tragen.

Auch hier gehen die drei Stunden rasend schnell vorbei. Es ist mittlerweile schon dunkel. Aber ich gehe noch nicht runter. Erst einmal beginne ich mit Skye zu trainieren. Es fällt ihr anfangs schwer, die Luft zu Bändigen, doch nach einer Stunde gelingt es ihr, einen kleinen Luftwirbel zu erschaffen. Danach mache ich Schluss für heute. Es ist schon fast Schlafenszeit, also bringe ich sie schnell runter auf die Krankenstation und gehe dann ich mein eigenes Zimmer.

 

Es ist mittlerweile schon nach der Schlafenszeit, aber ich kann einfach nicht schlafen. Mir geht so viel durch den Kopf. Nach ein paar Stunden stehe ich auf und gehe nach oben. Ich steige auf Aka und reite los. Ich mache ein kleines Loch in den Schutzschild und reite hindurch. Ich verschließe es hinter mir wieder und reite eine ganze Weile durch den finsteren Wald. Immer wieder bin ich erstaunt, wie Aka es schafft den engstehenden Bäumen auszuweichen. Mit rasender Geschwindigkeit, reiten wir durch den Wald. Nach einer Weile komme ich mit Aka am steinernen Pavillon an.

Zu meiner Enttäuschung muss ich feststellen, dass Aaron nicht mehr da ist.. Es ist weg. Der Gedanke, dass ich ihn nie wieder sehen könnte, verletzt mich. Er bedeutet mir mehr, als ich anfangs zugeben wollte.

Ich steige von Aka und setze mich auf die einfache Holzbank im Pavillon. Ich denke über alles nach. Wo ist Aaron nur? Wie schaffe ich es nur, Othala zu retten? So viele Fragen gehen durch meinen Kopf. Fragen, auf die ich keine Antworten habe. Alles wäre gut, wenn ich nur wüsste, wie ich Othala befreie. Wie ich mit meiner kleinen Tochter wieder nach Hause kommen könnte. Nach Hause. So lange war ich schon nicht mehr da. In Kunaro. 15 Jahre in einer fremden Welt. Ich habe es so lange geschafft, also schaffe ich es auch noch ein paar Wochen. Erst werde ich die Halben gegen die Antaro verteidigen und dann werde ich mit deren Hilfe Othala befreien.

Ich verbringe die restliche Nacht noch im Pavillon. Erst früh am Morgen gehe ich zurück zum Bunker. Ich schleiche mich herunter, aber werde von Maria erwischt, die unten auf mich wartet.

„Wo warst du?“; fragt sie mich vorwurfsvoll.

„Ich war nur spazieren.“, antworte ich.

„Um die Uhrzeit?“

„Ja, um diese Uhrzeit. Ich brauchte frische Luft, was dagegen?“

„Ja, allerdings. Wir sind hier unten, weil wir hier sicher sind. Wir können nicht riskieren, dass sie da draußen draufgehen!“

„Ich habe 15 Jahre überlebt. Warum sollte ich jetzt sterben?“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, dreht sie sich um und verschwindet in den langen Gängen. Sie hat ja Recht, es war falsch von mir, einfach zu gehen. Zum einen, wegen der festgelegten Regeln hier im Bunker, zum anderen weil ich mir eigentlich fest vorgenommen hatte, Aaron nicht mehr wieder zu sehen. Aber ich habe es nicht geschafft, von ihm fern zu bleiben. Ich weiß nicht, was es für ein Gefühl ist, aber ich habe immer das Bedürfnis, in seiner Nähe zu sein. Irgendetwas ist magisch an ihm. Warum finde ich ihn nur so anziehend? Ich habe absolut keine Ahnung! Aber was ich weiß ist, dass ich jetzt unbedingt ins Bett muss. Ich habe nur noch 2 Stunden, bis ich aufstehen muss. Um mich für das Kindertraining fertig zu machen.

Kapitel 19

*** 

 

Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie Hunde müde ich bin, aber es gelingt mir leider nicht wirklich. Ich bereue, dass ich unbedingt nach Aaron sehen muss. Ist er etwa wieder zu seiner Exfreundin? Nachdem was er mir erzählt hat bin ich mir so sicher, ob er überhaupt wieder nach Hause gegangen ist. Merkwürdig ist es ja schon, dass er sich mir sofort so anvertraut hat. Naja, diese Menschen sind auch dumm. Jetzt muss ich mich erst einmal auf das Training mit den kleinen konzentrieren.  

Ich habe sie mittlerweile in zwei Gruppen, die Guten und die Schlechten eingeteilt, ihnen aber nicht gesagt, wer gut und wer schlecht ist, damit es nicht zu Streitigkeiten kommt. Sie machen alle fleißig ihre Übungen und versuchen mich zu beeindrucken. Nach ca. der Hälfte der Zeit bemerke ich etwas Merkwürdiges. Das Schutzschild verliert an Energie. Ich weiß nicht, warum, aber ich weiß, dass ich schnell handeln muss. Sofort breche ich das Training ab und schicke die kleinen Kinder nach Unten in den Bunker. Ich rufe Aka zu mir, die sofort herbei Eilt. Ich bitte das älteste der Kinder, mit aus meinem Zimmer meinen Bogen zu bringen. Das kleine Mädchen eilt als erstes die Treppe herunter und ich schicke anschließend die anderen Kinder hinterer. 

Ich sitze auf aka und lausche die Umgebung. Ich atme den angenehmen Duft der Tannen ein und lausche dem Rascheln der Blätter im Wind. Meine Hand lege ich um den mit Edelsteinen verzierten Griff meines Dolches. Plötzlich höre ich, wie sich die Falltüren hinter mir öffnet. Ich wirbele herum und sehe, wie das kleine Mädchen verängstigt vor mir steht und mir meinen Bogen und meinen Köcher mit Pfeilen hinhält. 

 „Danke. Und jetzt geh rein. Sag allen, sie sollen drinnen bleiben, egal was sie hören.“ Ich nehme meinen Köcher und werfe ihn über meine Schulter. Dann nehme ich dem Bogen in lasse ich den Griff meines Dolches los und nehme stattdessen meinen Bogen in die Hand. Mit einem Lauten knall, schließt sich die Falltür. Danach folgen die Schritte des kleinen Mädchens, das die Treppe herunter eilt. Immer leiser und immer leiser, bis sie irgendwann gar nicht mehr zu hören sind.  

 

Ich lege einen Pfeil an meinen Bogen und spanne ihn. Dann drehe ich mich langsam in alle Richtungen und wieder zurück. Nichts zu sehen. Nur die grünen Bäume, die seit hunderten von Jahren hier gewachsen sind. Knack, höre ich plötzlich hinter mir. Ein Stock der zerbricht. Rasend schnell wirble ich herum und ziele mit meinem Pfeil auf die Stelle. Etwas bewegt sich und ich schieße. Dann ein Lauter schrei. Ich reite zu dieser Stelle Doch niemand ist da. Wer oder was auch immer es war, ich habe es getroffen. Langsam sehe ich mich wieder um. Ein Antaro mit einem Pfeil in der rechten Schulter schleicht sich zur Falltür. Er hat nicht gemerkt, dass ich ihn gesehen habe, also habe ich schon einmal einen Vorteil. Ich nehme einen neuen Pfeil aus meinem Köcher und ziele auf seinen Halt. Das ist die einzige Stelle, an denen die ekelhafte grüne Haut der Antaro nicht so stark gepanzert ist.  

Ich warte auf den Perfekten Moment. Lausche dem Wind und korrigiere die richtung meines Pfeils um ein paar Grad. Dann lasse ich die Sehne des Bogens los, der Pfeil schießt in die Richtung des Antaro und er trifft genau an den Hals. Schmerzerfüllt quiekt er auf. Dieses Geräusch lässt mich immer Gänsehaut bekommen. Ein hoher, schriller Ton hallt durch den Wald.  

Ich reite zu ihm und steige von Aka ab. Leblos liegt er am Boden. Ich fasse an seine Stirn und spüre, ob noch Blut fließet. Nur an dieser einen bestimmten Stelle am Kopf eines Antaro kann man schauen, ob er noch lebt. Es ist genau so, wie wenn man Menschen an den Hals faßt und schlägt, ob das Blut in den Adern noch pulsiert. Nur bei einem Antaro hört das Blut auf, zu fließen, sobald er tot ist. Und das ist dieser Kerl hier. Ich lege ihn auf Aka und weise Sie an, ihn so weit wie möglich weg von hier zu bringen, was sie auch tut.  

Dann gehe ich zum Baum und öffne die Geheimtüre. Ich lasse mich fallen und lande sicher auf meinen Beinen. Viele haben sich um den Schaumblock herum versammelt. Die Erwachsenen vorne, die Kinder weiter hinten. Alle schauen mich erwartungsvoll an. Sie haben wohl das quieken des Antaro gehört. Manche der Kinder haben Angst, was auch in Ordnung ist. Aber keiner von ihnen will es sich anmerken lassen.  

Maria tritt nach vorne. An ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass sie sehr besorgt ist.  

„Was war das?“ 

„Das war ein Antaro, aber die Gefahr ist vorrübergehend gebannt. Macht euch keine Sorgen.“ 

„Aber warum greift er uns an? Gibt es noch mehr?“ 

„Ich habe keine gesehen, aber es ist möglich, dass noch mehr folgen. Wir werden ab jetzt nicht mehr draußen trainieren. Er hat es geschafft mein Schutzschild zu zerbrechen. Draußen ist es nicht mehr sicher für uns.“ 

„Kann ich kurz mit dir alleine reden?“ 

„Natürlich, Maria. Wir treffen uns in zehn Minuten im Versammlungsraum!“, rufe ich allen zu und verziehe mich dann mit Maria.  

 

„Was war da oben los?“, fragt sie mich wütend. 

„Ein Antaro hat sich hierher verirrt. Er stellt jetzt aber keine Gefahr mehr für uns da!“ 

„Er hat uns hier gefunden. Dann werden uns die andren auch finden! Was sollen wir nur machen? Wir haben noch keine Chance gegen die Armee der Antaro, die in weniger als 2 Wochen angreifen wird.“, murmelt Maria ängstlich.  

„Keine Angst, es wird alles gut. Es war nur ein einzelner. Uns wird nichts passieren. Und wenn etwas passiert, kenne ich vielleicht einen anderen Ort, wo wir hinkönnten.“, versuche ich sie zu beruhigen. „Ich werde neue Trainingspläne aufstellen, sodass ich mehrere gleichzeitig trainieren kann. Alles wird gut Maria.“ 

Wirklich beruhigt ist Maria nach unserem Gespräch zwar nicht, aber das kann man in dieser Situation auch gar nicht erwarten. Ich gehe in den Versammlungsraum, wo alle schon gespannt auf das, was ich zu sagen habe warten. Ich kläre sie über die neuen Trainingspläne auf. Von nun an werde ich größere Gruppen machen. Die ganz kleinen bleiben in ihrer Gruppe und ein paar der schlechteren älteren kommen noch hinzu. Die guten Teenies kommen mit den Erwachsenen zusammen und die Alten bleiben in ihrer Gruppe. So habe ich nur noch drei Gruppen und kann mit denen jeweils vier Stunden trainieren. Zwischen drinnen habe ich nur eine Stunde Pause, aber ich schaffe das schon. Für heute Fahre ich erst einmal mit der neuen großen Gruppe fort, also den guten Teenies und den Erwachsenen. Das ist die Einzige Gruppe, mit denen ich draußen trainiere. Mit den kleinen und den Alten bleibe ich drinnen. Es ist zu gefährlich für die ganz kleinen und die alten, da die Erwachsenen sich besser wehren können, als sie. 

 

 

***

Kapitel 20

 ***

 

Nach 4 Stunden langem Training, mit den Großen, habe ich endlich eine Stunde Pause. Es war ein sehr anstrengendes, aber gutes Training. Die Erwachsenen machen große Vorschritte und auch die Kinder kommen sehr gut mit. Auch Luna ist in dieser Gruppe und schlägt sich super. In den ganzen vier Stunden haben wir gerade einmal fünf Minuten Trinkpause gemach, so begeistert waren alle. Ich nehme in meiner kurzen Pause Skye mit zum Berg. Auch Luna begleitet uns. Luna reitet auf ihrem eigenen Entau, ich reite mit Skye auf Aka.  

Nach einer Weile kommen wir am Berg an. Ich zeige Luna den geheimen Eingang bei den Büschen. Meine Kraft reich nicht, um uns alle in den Berg zu bringen. Der Entau von Luna wartet draußen, während ich mit Skye und Aka in den Berg reite. Ich lasse die beiden drinnen und hole anschließend Lunas Entau herein. Auch Luna ist mittlerweile im Berg. Ich weise Luna an, die Mennis Samen zu sammeln.  

Ich sammele in der Zeit die anderen Zutaten für die Mennisbrötchen. Alles geben wir in dein großen Kessel. Luna beauftrage ich, restlichen Samen einzupflanzen und Skye soll den fertigen Teig zu Brötchen rollen. Ich muss mich beeilen, den mich muss schnellstens wieder zurück und mit dem Training der Alten beginnen. Ich gebe Luna ein Schwert und Skye gebe ich einen vergifteten Dolch. Sobald sie damit jemanden schneidet, stirbt er innerhalb von 5 Minuten. Ich zeige Luna noch, wo sich etwas Gegengift befindet, falls sie sich ausversehen Schneidet, was bei unerfahrenen Kämpferinnen passieren kann.  

Ich reite durch den Wald zurück. Ein mulmiges Gefühl habe ich dabei, Luna und Skye alleine zu lassen, aber sie sind dort sicherer, als im Bunker. Die Antaro kennen dieses Versteck nicht. Ich beeile mich um zurück zum Bunker zu kommen.  

Gerade rechtzeitig treffe ich am Trainingsplatz ein. Aka lasse ich wieder laufen und beginne nun mit dem Training. Ich lasse alle mit leichten Übungen zum Erlernen des Bändigens beginnen. Fast allen gelingt es, etwas kleines zu Bändigen. Ob es eine kleine Flamme ist, ein Luftwirbel, oder etwas Wasser, das kurzzeitig durch die Luft fliegt. Jeder ist stolz auf sich, nach dieser Trainingseinheit. Aber mir bleibt nicht viel Zeit, um zu über diesen Erfolg zu feiern. Nein, ich muss schnell zurück zum Berg. Zu Skye und Luna. Ich warte, bis alle zurück im Bunker sind und reite dann los.  

Innerhalb von 20 Minuten, bin ich wieder am Berg. Ich gehe hinein und erschrecke Skye damit, was ich nicht beabsichtigt habe. Sie richtet ihren Dolch auf mich. Versteckt sich hinter ihm, wie ein kleines Mäuschen, das sich vor einer riesigen Katze verstecken will.  

„An deiner Verteidigungstechnik müssen wir noch arbeiten.“, sage ich zu Skye und wir beide fangen an zu lachen. Beide sind mittlerweile mit ihren Aufgaben fertig, und trainieren fleißig. Stolz zeigt Skye mir ihren Luftwirbel, den sie mittlerweile schon sehr gut beherrscht. Luna zeigt mir stolz, wie sie das Feld mit Hilfe ihrer Kräfte bewässern kann. Ich lächle sie an und lobe beide dafür. Auch ich bin stolz auf die beiden. Sie sind meine zwei Besten bändiger unter den Halben und dass muss gefeiert werden, nur bleibt dafür im Moment nur wenig Zeit.  

Ich wollte mit ihnen eigentlich zurück sein, wenn es noch hell ist, aber die Sonne ist bereits verschwunden und nur der Mond erleuchtet die Erde schwach. Es wäre zu gefährlich, in der Dunkelheit mit den beiden durch den Wald zu reiten. Sie haben noch keine Kontrolle über ihre neugewonnenen Fähigkeiten. Ich beschließe also, hier unser Nachtlager aufzuschlagen. Aus einem der unzähligen geheimverstecke holde ich ein Paar decken und gebe sie Luna und Skye. Beide sind müde, von ihrer Arbeit, denn es ist gar nicht so leicht, Mennis samen ohne Magische Kräfte zusähen, oder gar hunderte von Mennis Brötchen zu formen. Die beiden haben sich ihren Schlaf wirklich verdient. Und auch ich brache mal eine Mütze Schlaf, den das ist bei mir in den letzten Tagen wirklich zu kurz gekommen. Ich gebe all meine Decken Luna und Skye. Ich brauche keine. Ich bin von meiner Zeit als Kujosha schon gewöhnt auch im kalten oder unter anderen Umständen zu schlafen. Ich kuschle mich an Aka ran und decke mich mit meinem Mantel etwas zu. Sanft schließe ich meine Augen und falle bald in einen tiefen Schlaf. 

 

***

Kapitel 21

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Ich wache schon sehr früh am Morgen auf, während Luna uns Skye noch schlafen. Othala hat sich nicht gemeldet, ich hoffe sie schafft es noch einmal, Kontakt zu mir aufzunehmen. Aber ob sie es schafft, oder nicht. Ich werde sie wieder sehen! Jetzt packe ich erst einmal alles zusammen. Die Mennis Brötchen packe ich in einen magischen Beutel. Dann packe ich in einen anderen Beutel noch ein paar Klamotten. Es ist nicht viel, ich habe bei meiner Reise auf die Erde nicht viel mitgenommen. Ich ziehe die Kleidung nicht an, sondern nehme sie einfach mit zum Bunker. Dann wecke ich die beiden Schlafmützen Luna und Skye auf. Sie sind relativ schnell wach und Luna räumt die Decken auf. Ich muss bald die kleinen trainieren, also müssen wir uns beeilen.

Ich führe zuerst Aka durch die Bergwand, dann Luna und dann Skye und den Entau von Luna. Wir steigen alle auf und reiten anschließend durch den Wald. Wir kommen relativ schnell an. Aka und Lunas Entau lassen wir wieder ziehen. Skye und Luna gehen durch den Baum nach unten. Ich warte ein paar Minuten, bis ich nach unten kann, denn Skye und Luna müssen erst weg. Dann steige ich in den Baum und lasse mich dann wieder fallen. Ich lande wieder auf dem Schaumblock und steige schnell herunter. Luna wartet mit Skye auf mich. Skye sitzt wieder in ihrem Rollstuhl und lächelt mich an. Ich weise beide an, mit ihr in mein Zimmer zu kommen.

Ich gehe zuerst in mein Zimmer und leere den Beutel mit den Klamotten auf meinem Bett.

„Sucht euch was aus.“ Das machen sie auch. Gespannt gehen sie zu meinem Bett und durchwühlen den Klamottenstapel. Beide suchen sich etwas aus. Und beiden gebe ich danach noch einen Mantel, wie ich ihn habe. Beide bedanken sich und probieren die neuen Klamotten gleich an.

Skye trägt ein bauchfreies Oberteil und einen kurzen Rock aus Felis. Ich gebe ihr keinen langen Mantel, sondern nur eine kürzere Jacke. Der Mantel würde sie nur stören. Normalerweise trägt man diese Jacke über ein langes Kleid, aber Skye steht ihr neues Outfit. Auch an Luna sieht ihr neues Kleid wunderbar aus. Sie Trägt ein Langes schwarzes Kleid. Der Rock fällt Locker auf den Boden. Er besteht aus viel Stoff, damit die Beine viel Bewegungsfreiheit haben. Mit ihrem schwarzen Mantel darüber sieht sie aus wie eine richtige Kujosha. Es erinnert mich an meine Heimat. Wie als wäre ich wieder in Kunaro. Als wäre ich endlich wieder zu Hause. Ich lasse die beiden mit nach oben kommen, sodass sie mich beim Training beobachten können. Sie können mir in ein paar Tagen bei Training helfen.

Ich trainiere mit den kleinen. Jeder bekommt es heute hin, etwas Kleines zu bändigen. Jetzt muss ich mit ihnen daran arbeiten, ihre Fähigkeiten mehr auszubauen. Sie müssen beim bändigen sicherer werden, damit sie sich im Ernstfall verteidigen können. Auch Skye übt sich darin, ihre Luftbändiger Fähigkeiten auszubauen. Sie schafft es schon einen großen Luftwirbel zu machen. Luna übt in der Zeit mit den Wasserbändigern. Ihre Fähigkeiten sind schon sehr ausgebaut. Sie kann weiß nur noch nicht, wie sie sie im Kampf einsetzen kann. Sie nutzt sie nur um zu spielen. Aber es ist gut genug, damit sie den anderen noch etwas beibringen kann. Ich konzentriere mich auf die Feuer und Luftbändiger. Skye macht von allen die größten Vorschritte und darauf bin ich besonders stolz. Vielleicht kann ich ihr bald beibringen, wie sie sich mit der Hilfe des Luftbändigens ohne ihren Rollstuhl oder fremde Hilfe fortbewegen kann.

 

Nach dem Training mit dem Erwachsenentraining lasse ich mir von Skye ihre Fortschritte zeigen. Dann zeige ich ihr, wie sie es schaffen kann, sich ohne fremde Hilfe fortzubewegen. Ich erzeuge einen Luftwirbel. Wie ein kleiner Wirbelsturm. Ich setzte mich mehr oder weniger darauf. Der Luft wirbelt um meine Beine herum. Es ist eine sehr schwere Technik, da es volle Konzentration erfordert. Man muss zum einen den Luftwirbel aufrechterhalten und zum anderen das Gleichgewicht behalten. Es ist leicht möglich, das man aus dem Wirbel austritt und so herunter fällt. Ich habe eine Weile gebrauch, um diese Technik zu meistern, aber ich beherrsche diese Technik mittlerweile ganz gut.

Ich fange mit Skye an, einen großen Luftwirbel zu erzeugen. Es gelingt ihr sehr gut, aber sie muss es noch weiter üben. Erst, wenn sie diese Technik perfekt beherrscht, kann sie darauf fliegen. Jeder Vogel lernt zuerst, zu laufen, bevor er die Luft zu erobern kann.

Ich lasse sie unten, im Trainingsraum, damit sie sich besser konzentrieren kann. Ich gehe hoch und trainiere mit den Erwachsenen. Heute teile ich sie in neue Gruppen auf. In die, die gut mit Handfeuerwaffen umgehen können, in die, die gut im Nahkampf sind, und die, die noch nicht so gut sind. Die  Handfeuerwaffengruppe übernimmt Luna. Ich übernehme die anderen beiden.  Ich fixiere mich auf die schlechtere Gruppe. Jeder macht in der letzten Zeit große Fortschritte, nur ob ich es schaffe, mit dieser noch so unerfahrenen Armee, meine Tochter zu befreien?

Es wird dabei Tote geben, das ist unvermeidlich. Aber es liegt in meiner Hand, wie viele sterben. Es liegt in meiner Hand, wie gut ich die Halben ausbilde, wie gut sie sich verteidigen können. Wie gut sie kämpfen können. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben, damit alle in der Lage sind um sich zu verteidigen und damit ich mit der Hilfe der Halben endlich meine Tochter retten kann.

 

***

Kapitel 22

***

 

Zwei Wochen sind mittlerweile vergangen. Es sind nicht mehr viele Tage, bis die Antaro angreifen werden. Der Spion der Halben schickt uns immer wieder Berichte, was er alles zu sehen und zu hören bekommt. Die Armee der Antaro ist fast doppelt so groß, wie die der Halben. Das heißt, jeder muss zwei Antaro ausschalten, aber dazu ist noch nicht jeder bereit. Gerade Mal ein Viertel der Halben beherrschen ihre Bändiger Kräfte. Das wird nicht reichen. Ich muss unbedingt mir Maria über unseren Schlachtplan reden. Sie weiß immer noch nicht, dass ich nicht dabei sein werde, wenn die Antaro angreifen. Ich werde in diesem Moment nämlich auf dem Weg zum Antaro Lager sein. Wenn die Armee der Feine auf dem Weg zu den Halben ist, ist es meine Chance, dass ich meine Tochter befreien kann. Maria wird nicht davon begeistert sein, denn ich habe auch vor, Skye und Luna mit zu nehmen, die sich sehr verbessert haben. Skye beherrscht den Luftwirbel mittlerweile und kann während sie sich durch die Luft bewegt auch Laufen.

Ich habe gerade einen unserer Trainingskämpfe beendet und sie hat es fast geschafft, mich zu besiegen. Luna trainiert mittlerweile die Wasserbändiger und die Waffengruppe. Ich übernehme die Erd- und Feuerbändiger. Auch die Kinder und alten trainiere ich noch, aber dadurch, dass Luna mir so viel abnimmt, habe ich mehr Zeit für den einzelnen und kann jeden so individueller trainieren.

Skye setzt sich nach unserem anstrengenden Training in ihren Rollstuhl und geht unser Zimmer. Ich teile mir mein Zimmer mit mir, da sie nicht mehr auf der Krankenstation liegen will. Ich gehe nach unserem Training zu Maria, um mit ihr zu reden. Wir gehen in den Technikraum. Die Techniker schicke ich weg. Alle hören auf mich, denn ich habe mir hier mittlerweile einen Namen gemacht.

„Wir müssen über unseren Schlachtplan sprechen!“

„Ja, ich weiß. Wie ist dein Plan?“

Ich zeichne auf dem riesigen Bildschirm verschiedene Zeichen in verschiedenen Farben ein. Diese einfachen Zeichen sind in Kunaro üblich, beim Zeichnen von Kriegskarten. Ich erkläre Maria, wie ich geplant habe, die einzelnen Gruppen zu postieren. Sie schaut verwirrt, weil ich nie erwähne, wo Skye, Luna und ich aufgestellt werden. 

„Hör zu…“, fange ich an, ihr zu erklären. „Ich, Luna uns Skye werden nicht hier sein…weil… Wir werden nicht hier sein, weil wir zu dem Lager der Antaro gehen werden. Wir werden dort die gefangenen Kinder befreien.“ Ich lasse die Bombe platzen, aber Maria gefällt diese Idee nicht.

„Wir brauchen euch alle drei hier!“, versucht sie mich zu überzeugen, es nicht zu tun. Doch ich werde mich davon nicht abhalten lassen.

„Ich spreche später mit Skye und Luna, und sie werden mir sicher helfen.“, erkläre ich. „Ich werde ihnen die Wahl lassen, ob sie mir helfen, oder ob sie den Bunker hier verteidigen.“

Maria gefällt die Idee überhaupt nicht. Sie will, dass wir hier bleiben. Sie denkt, dass sie ohne uns keine Chance haben. Keine Chance, zu überleben. Aber ich bin da anderer Meinung. Sie haben gute Schützen, gute Bändiger, gute Kämpfer. Ich habe nach diesen Wochen alle so gut ausgebildet, dass sie sich verteidigen können. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verlasse ich den Raum und gehe in mein Zimmer. Skye sitzt auf dem Bett und liest wieder ihre Bücher. Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll und stottere zuerst etwas herum.

„Skye, ich habe dir doch von meiner Tochter erzählt…“, ist der erste richtige Satz, das ich zu Stande bekomme.  

„Ja, du hast gesagt, sie wurde entführt.“

Das stimmt. Mehr habe ich ihr nicht erzählt.

„Und du weißt, dass die Antaro in ihrem Lager, viele Kinder entführt haben und an ihnen Versuche durchführen.“

Als diese Worte meinen Mund verlassen, kann ich an Skyes erschrockenem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie eins und eins zusammengezählt hat.

„oh mein Gott. Das tut mir so leid!“, bemitleidet sie mich.

„Das ist nicht, worauf ich hinaus will. Ich will dich frage, ob du mir hilfst, sie zu befreien. Sie und die anderen verlorenen Kinder.“ Skye versteht die Welt nicht mehr. Ihr Gesicht ist kreidebleich geworden. Sie ist von meiner Frage sichtlich geschockt. Sie hat wohl absolut nicht erwartet, dass so etwas passiert.

„In drei Tagen brauche ich eine Antwort.“, sage ich und verlasse den Raum. Ich gehe zu Luna, die gerade Trainiert. Auch sie frage ich dasselbe, wie dass, was ich Skye gerade gefragt habe. Doch sie scheint ihre Antwort bereits zu kennen.

„Etta, ich fühle mich geehrt, dass du mich so etwas fragst, aber hier…die Halben hier…hier ist meine Familie und ich muss für sie kämpfen. Es tut mir leid.“, stottert sie herum.

„Das ist nicht schlimm, Luna.“, versuche ich sie zu beruhigen. Ich nehme sie in den Arm und drücke sie fest an mich. „Es ist kein Problem. Ich verstehe das.“, erkläre ich ihr. „Und jetzt will ich noch einmal mit dir den Nahkampf trainieren.“

Ich trage, wie immer meine kurze Hose und mein Bauchfreies Oberteil. Darüber trage ich meinen schwarzen Mantel. Luna trägt ihr schwarzes Kleid und darüber ihren Mantel. Er steht ihr sehr gut. Sie sieht aus, wie eine richtige Kujosha. Ich bin so unglaublich stolz auf sie, auch wenn sie mir nicht helfen wird, Othala zu retten.

Ich gebe ihr ein Holzschwert und nehme mit ebenfalls eins. Dann greife ich sie an und erwische sie beinahe am Bein, doch sie wehrt geschickt ab und kontert mit einem Stich in die Richtung meines Brustkorbes. Doch auch den wehre ich mit Leichtigkeit ab. Dann nehmen wir beide wieder unsere Grundstellungen an und ich warte auf ihren nächsten Angriff. Schweigend mustern wir den anderen. Versuchen den nächsten Schritt des anderen vorher zu sagen. Immer wieder starrt sie auf meine rechte Schuler. Das ist mein Zeichen, als sie ansetzt und versucht, mich an meiner rechten Schulter zu erwischen, weiche ich ihr aus und schlage ihr die Füße unter ihrem Körper weg. Unsanft landet sie auf dem Boden.

Sie stellt sich schnell wieder hin und versucht, zum er mir heimzuzahlen. Doch dieser Versuch misslingt ihr. Benommen taumelt sie ein paar Schritte zurück und kracht gegen die Wand. Ich lasse mein Schwert fallen, als Zeichen, dass es vorbei ist. Sie rafft sich wieder auf und kommt lächelnd auf mich zu. Dann greift sie mich plötzlich wieder an und schleudert mich zu Boden. Wir beide fangen an, zu lachen. Sie hat es tatsächlich geschafft, mich zu überwältigen.

 

***

Kapitel 23

***

 

Seit einer ganzen Weile liege ich schon wach im Bett. Es ist mittlerweile schon nach Mitternacht, aber ich kann einfach nicht einschlafen. Skye scheint es genauso zu gehen, denn auch sie liegt wach in ihrem Bett.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, frage ich sie um irgendwie ein Gespräch zu beginnen.

„Nein. Du auch nicht?“, fragt sie mich. Und ich antworte auch mit einem Nein. Eine ganze Weile ist es ruhig, doch dann fragt Skye mich:

„Woran denkst du`“

„An Othala. Du?“, antworte ich kurz.

Nach einem kurzen Zögern antwortet sie: „An meine Eltern.“

„Was ist mit ihnen passiert? Warum schläfst du nicht bei ihnen zu Hause?“

„Sie sind tot. Sie starben bei einem Autounfall.“

„Hast du da auch deine Beine verloren?“, frage ich nach einer ganzen weile.

„Ja.“, flüstert Skye. Danach schweigen wir eine ganze Weile. Die Stille erfüllt den ganzen Raum.

„Wir sind damals alle zusammen einkaufen gegangen, da hat uns ein Auto gestreift...“ Skyes Stimme klingt sehr bedrückt. Man kann richtig hören, wie sehr sie das Ganze belastet.

„Mein Vater hat die Kontrolle verloren und wir sind in ein Geschäft gerast. Es war ein Elektronik laden… Mein Vater war sofort tot. Meine Mutter starb im Krankenhaus. Auch bei mir war es zuerst kritisch, aber ich überlebte knapp.“, immer wieder unterbricht sie. Ich finde es unglaublich stark von ihr, dass sie mir das erzählt. Ich könnte nicht so einfach vom Tot meiner Mutter erzählen, aber das muss ich in Kunaro auch nicht. Jeder kennt dort die Geschichte und hier weiß niemand was davon.

„Ich lag eine ganze Weile im Krankenhaus. Am Anfang hatte ich noch ein Bein, aber dann kam eine starke Blutung in mein rechtes Bein und es musste amputiert werden.“ Ich höre Skye, wie sie anfängt, zu schluchzen und gehe zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen.

Ich halte Sie noch eine ganze Weile im Arm und versuche sie zu trösten. Ich bin darin zwar nicht besonders gut, aber es gelingt mir einigermaßen. Nach einer Weile schläft sie ein und ich gehe wieder zurück in mein Bett. Ich bleibe noch eine ganze Weile ab und schlafe erst um 6 Uhr ein. In einer Stunde muss ich schon wieder aufstehen.

 

Nachdem ich ein Mennis Brötchen gefrühstückt habe, gehe ich in den Versammlungsraum, um allen den Plan für morgen zu erklären. Denn morgen werden die Antaro angreifen. Der Spion bei den Antaro hat berichtet, dass die feindliche Armee am Morgen losläuft und dann gegen Mittag hier eintrifft. Eine Angriffstechnik der Antaro kennen wir leider nicht, aber das ist kein Problem für uns.

 

Hallo, schön, dass ihr alle hier seid.

Wie ihr alle wisst, ist morgen der Tag gekommen, an dem ihr beweisen müsst, was ihr in den letzten Wochen von mir gelernt habt. Ihr werdet euer zu Hause gegen die Antaro verteidigen! Und wir werden siegen! Wir werden den Antaro beweisen, dass sie uns nicht so einfach besiegen können. Denn wie haben etwas, für das wir kämpfen. Wie haben unsere Freunde hier. Wir kämpfen für unsere Familie. Für unser zu Hause. Wir haben ein Ziel, dass wir erreichen werden! Wir werden die Antaro besiegen!

Nach dieser Motivationsrede erkläre ich allen die Aufstellungen. Die Kinder werden in den Schlafraum gehen und dort mit den ältesten zusammen warten. Bei den alten gibt es 3 richtig gute Bändiger und 2 Waffenspezialisten, die die Kinder mit beschützen werden. Die älteren Kinder bleiben an den Bunker Eingängen und halten dort die Stellung. Die besonders guten stehen oben uns beschützen die Eingänge.

Die Erwachsenen werden wie überall auf dem Gelände um die zwei Eingänge zum Bunker verteilen. Sie bleiben in Gruppen. Jeweils ein Waffenspezialist, drei Nahkämpfer und zwei Bändiger. Ein paar der Waffenspezialisten und Bändiger bleiben übrig. Sie werden auf Entaus durch die Gegend reiten und an den verschiedenen Angriff Stellen unterstützen.

Mit den einzelnen Teams mache ich heute noch einmal ein spezielles Training. Jeder packt mit an. Alle die nichts zu tun haben, stellen überall Fässer auf, die von Wasserbändigern mit Wasser gefüllt werden. Man kann die Anspannung spüren, die im gesamten Bunker herrscht. Jeder ist auf den morgigen Tag aufgeregt. Auch ich bin es. Morgen werde ich endlich meine kleine Tochter befreien. Zusammen mit Skye, die mittlerweile zugestimmt hat, mir zu helfen werde ich bei den Antaro eindringen und die Kinder befreien. Ich werde heute Abend noch einmal alles mit Skye besprechen. Jetzt trainiere ich erst einmal  mit den einzelnen Gruppen, gebe jedem individuelle Tipps.

Anschließend gehe ich zu Maria und gebe ihr eine Karte, die zum Berg führt. Falls etwas schief gehen sollte, haben sie dort ein sicheres Versteck. Ich habe ihr die Büsche eingezeichnet, hinter denen der Eingang ist. Ich hoffe natürlich nicht, dass sie dort hin müssten, weil das wirklich die letzte Möglichkeit ist, die sie in Anspruch nehmen können.

Jedem Teamleiter gebe ich ein Headset, sodass die Teams untereinander Kontakt halten können. Nachdem ich mit allen trainiert habe, gehe ich zu Skye um auch mit ihr alles zu besprechen. Der Plan ist, dass wir uns nur an Lagerhalle drei anschleichen und dort so unauffällig, wie möglich eindringen und alle Wissenschaftler und Wachen ausschalten. Mit Hilfe meiner Kräfte, werde ich dann die Container öffnen, in den die Kinder gefangen sind. Dann fliehen wir mit ihren durch den Wald zuerst zum Pavillon und dann zum Berg. Ich will auf keinen Fall riskieren, dass die Antaro, die zu der Zeit den Bunker angreifen, uns erwischen und dann die ganzen Kinder töten.

Falls etwas passiert, haben Skye und ich auch jeweils ein Headset und können im Notfall nach der Rettung der Kinder, den Halben helfen, ihre Angreifer zu besiegen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass morgen alles klappt. Dass ich meine geliebte Tochter endlich in den Armen halten werde. Das ich endlich wieder mit ihr vereint bin!  

 

***

Kapitel 24

 ***

 

Es ist gerade einmal 6 Uhr am Morgen, aber der ganze Bunker ist schon hellwach. In dieser Nacht hat niemand viel geschlafen. Die einen haben trainiert, andere haben die gesamten Aufstellungen auswendig gelernt und wieder andere, wie Skye haben die ganze Nacht lang meditiert und die einzelnen Techniken noch einmal trainiert. Ich hingegen habe bei allen einmal vorbei gesehen und jeden unterstützt. Kurz vor der eigentlichen Aufstehzeit gehe ich in mein Zimmer zu Skye und ziehe meinen Waffenbeutel unter dem Bett hervor. Ich gebe Luna nur einen Dolch. Mit dem Schwert kann sie nicht so gut umgehen und Bogenschießen haben wir gar nicht erst trainiert. Dann träufele ich ihr noch ein paar Tropfen Öl auf die Handgelenke, die ihre Konzentration fördern und so auch ihre Kräfte stärken. Anderen Bändigern im Bunker gebe ich das Öl aber nicht, denn ich muss damit sehr sparsam umgehen. Die Halben haben auch stärkere Kräfte, da sie halb menschlich sind und so ihre eigenen Kräfte dadurch stärken, dass sie selber an Magie glauben.  

Ich bewaffne mich mit einem Schwert, einem Bogen und natürlich mit dem Dolch meiner Mutter. Ich ziehe mein langes Kujosha Kleid an und darüber meinen Mantel. Ich trage meinen mit Pfeilen gefüllten Köcher auf meinem Rücken. Auch den Bogen spanne ich über meine Schulter. Mein Schwert hängt, wie mein Dolch an meiner Hüfte. Wir beide gehen raus, wo sich alle versammelt haben. Ich gebe fast alle meine restlichen Waffen an die Halben aus. Ich werde sie heute nicht brauchen, denn ich habe alles, was ich brauche.  

Ich verabschiede mich von allen und gehe mit Skye nach oben. Ich rufe Aka zu mir und verstecke ein paar Dolche in ihren Schuppen. Verabschiede ich mich noch von Luna. Ich umarme sie ganz fest und verspreche ihr, dass wir uns wieder sehen werden. Dann hebe ich Skye auf Aka und setze mich hinter sie. Ich drehe mich nochmal um und schaue zu Luna herunter. 

„Ihr schafft das!“, sage ich, drehe mich und reite davon. Ich löse dass Schutzschild und reite durch den dichten Wald. Doch plötzlich höre ich ein merkwürdiges Trampeln in der Ferne. Ich weiß sofort, was es ist: Die Antaro Armee. Schnell reite ich zur Seite und verstecke mich hinter den dicken Bäumen. Ich steige von Aka ab und lasse sie mit Skye warten. Dann lege ich einen Pfeil an meinen Bogen uns spanne ihn. Ich ziele in die Richtung, aus der die Antaro kommen. Dann sehe ich sie in der Ferne, wie sie durch den Wald stapfen.  

Ich lausche dem Wind, höre, jedes Blatt, auf das die Antaro treten. Jeden Stock, den diese trampeligen Kreaturen zerbrechen. Ich warte, bis sie an uns vorbei ziehen. Als sie außer Hörweite sind, rufe ich mit Hilfe meines Headsets die Halben an.  

„Maria, wir haben die Antaro Armee gerade gesehen. Ich habe ca. 250 Antaro gezählt. Jeder ist mit einer Axt oder ähnlichem bewaffnet. Sie tragen schwere Rüstungen. Es sind die typischen Antaro Rüstungen. Ihre Schwachstellen sind am Hals und an der Hüfte. Sag das allen Teams!“, berichte ich. Maria wünscht mir viel Glück bei meiner Rettungsaktion. Ich höre ihrer Stimme an, dass sie sehr angespannt ist. Das ist aber auch verständlich. 250 Antaro sind auf dem Weg zu ihrem Versteck um sie alle zu entführen oder umzubringen. Und die die sterben werden in diesem Fall noch mehr Glück haben.  

Ich gehe zurück zu Aka und Skye und steige wieder auf Aka.  

„Waren das die Antaro?“, fragt sie mich. Ihre Stimme ist etwas zittrig. Ich nicke nur und reite dann los. Wie immer windet Aka sich geschickt durch den dichten Wald. Ich merke, wie Skye teilweise die Luft anhält, weil wir mal wieder direkt auf einen Baum zu reiten und Aka erst im letzten Moment ausweicht. Aber auch so merke ich, wie angespannt sie ist. 

Nach einer Weile sehen wir die weißen Lagerhallen hinter den Bäumen. Ich halte an und steige von Aka ab. Skye setze ich auf den Boden. Aber sie stellt sich mit ihrem Luftstrudel sehr schnell wieder auf. Ich setze mich wieder auf Aka und schaue zu ihr herunter. Dann lassen wir beide, wie geplant mit Hilfe unserer Luftbändiger Kräfte einen riesigen Sturm aufziehen. Der Wind prallt mit enormer Wucht gegen die Wände der Lagerhallen, sodass zwei der Wachen nach draußen kommen um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Mit Hilfe meiner Blutbändiger fähigkeiten lasse ich sie unauffällig zu uns hinter die Bäume kommen. Ich ziehe mein Schwert und befehle den beiden, mir zu sagen, wo sich die Kinder aufhalten. 

Der eine stottert rum und schaut den anderen an, der schweigt. Doch dann macht der Stotternde etwas Unerwartetes. Er dreht sich ruckartig um und greift Skye an, die die Kontrolle über ihren Luftwirbel verliert und zu Boden fällt. Dann stellt er sich über sie. Blitzschnell nehme ich mein Schwert und jage ihm mein Schwert in den Rücken. Er quiekt kurz auf und schweigt dann. Leblos fällt er zu Boden. Skye rollt sich schnell weg. Skye atmet auf, doch erst jetztbemerke ich, dass der andere zu fliehen versucht um die anderen zu warnen. Doch ich halte ihn auf. Er bleibt plötzlich stehen und ich befehle ihm umzudrehen, was er ohne zu zögern tut.  

Ängstlich kommt er auf mich zu. „Sag mir, was ich wissen will!“, sage ich laut. Er schlottert vor Angst. „Wo ist die Lagerhalle, in der die Kinder sind?“, frage ich erneut.  

„Da hinten … in Lagerhalle sechs.“, stottert er. Ich lasse ihr nehme einen Bogen und steche ihm damit in die Brust. Skye erschrickt. Sie hat nicht geglaubt, dass ich jemanden so kalt umbringen könnte. Aber so etwas lernt man als Kunaro. Die Dinge, die man tut nicht zu sehr an sich ran zu lassen.  

„Lass uns gehen.“, sage ich zu Aka, die mittlerweile wieder auf ihrem Luftwirbel fliegt. Ich reite in die Richtung der Lagerhallen und versuche dabei immer im Schutz der Bäume zu bleiben. Und dann stehe ich vor ihr. Ein großes Geschlossenes Tor mit der Aufschrift 6, bildet die vordere Wand der Halle. Endlich habe ich es geschafft. Jetzt werde ich meine Tochter befreien! 

 

Kapitel 25

 ***

 

Westen: 

Aus der Ferne höre ich diese lauten Geräusche. Wie, wenn eine Horde Elefanten auf einen zu gerannt kommen. Der Boden vibriert immer Stärker, das Trampeln wird immer lauter. Sie kommen! Adelaine sieht sie zuerst, sie ist eine der Feuerbändigerinnen. „Sie kommen!“, ruft sie. Und jetzt sehe ich sie auf. Die Mordlust ist jedem einzelnen dieser Kreaturen anzusehen. An ihrer ekelhaften grünen Haut erkennt man diese Kreaturen schon aus der Ferne. Adelaine schmeißt ihnen einen riesigen Feuerball und die Haut der Antaro fängt an, zu brennen.  

Diese riesige brennende Herde kommt auf uns zu gerannt. Sie kommen immer näher. Jetzt ist es so weit! „Luna! Jetzt!“, ruft Adelaine mir zu. Ich bändige das Wasser aus einem Fluss, ganz in der Nähe und schleudere diesen Wasserball auf die Brennende Herde, die kurz innehalten. In diesem Moment lasse ich es gefrieren und die vordersten Reihen fallen zu Boden. Doch dahinter werden noch mehr Antaro sichtbar, die aus der Ferne zu uns rennen.  

„Sie kommen von Osten!“, höre ich eine Stimme durch mein Headset. „Von Westen kommen auch welche!“, rufe ich durch mein Mikrophon. Sie kommen also von beiden Seiten. Von Osten und von Westen. Schnell eilen zwei der Erwachsenen Teams zu Adelaine und mir. Mutig Stürmen sie auf die Antaro zu. Von hinten kommt Ivo, einer der Luftbändiger auf seinem Entau angerannt. Er drückt schlagartig die Hände nach vorne und die Massen der Entaus fallen reihenweise um. Da die dahinter nicht stehen bleiben, werden die Antaro, die bei dem heftigen Luft stoß hingefallen sind, überrannt. Viele quieken laut auf. Dieses Geräusch habe ich das letzte Mal gehört, als Etta den Antaro besiegt hat. Es macht mir schon ein bisschen Angst.  

Ich nehme meine Waffe und schieße in die Richtung der Antaro. Wie Etta gesagt hat, auf den Hals und die Hüfte. Viele kann ich aus der Ferne ausschalten. Dann steige ich von meinem Entau ab und renne mit in die Schlacht. Ich bändige Wasser aus einem der umherstehenden Fässer und erledige damit noch mehr Antaro. Auch das Gefrorene Wasser von den Antaro davor ausgeschaltet habe, benutze ich zum Kämpfen. Aber es kommen immer mehr. Unzählige Antaro kommen angerannt und langsam merkt jeder, dass er schwächer wird. Bisher ist noch keiner Wirklich verletzt. Zum Glück! Ich frage mich, wie es bei den anderen läuft. Ob sie auch so gut dran sind und die Antaro besiegen.  

Immer mehr Antaro schalte ich aus. Auch die Nahkämpfer in den Teams schlagen sich gut. Doch dann höre ich plötzlich Adelaine rufen: „Hinter dir!“ Ehe ich realisieren kann, was hier gerade passiert spüre ich einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf. Dann merke ich, wie etwas Warmes meinen Nacken herunter tropft. Ich verliere das Gleichgewicht. Alles wird schwarz. Ich merke nur noch, wie ich falle. Spüre, wie ich hart auf dem Boden lande. Und dann wird alles still. Diese Leichtigkeit, die ich im Moment verspüre. So viel besser, als die Anspannung vor dem Kampf.  

Langsam drifte ich in diese Traumwelt ab. Alles was gerade um mich herum passiert, entfernt sich immer weiter. 

 

Osten: 

Erst, als der Boden zu vibrieren beginnt und ich die lauten Geräusche der Antaro höre, realisiere ich wirklich, was gerade passiert. Es ist so weit! Die Antaro greifen an. Von überall höre ich die Kampfschreie der Antaro. Und jetzt sehe ich sie auch. Diese Ekelhaften Kreaturen kommen auf uns zu gerannt. Ich sehe in ihren schlitzigen Augen diese Mordlust. Sie scheinen sich richtig darauf zu freuen, mich und meine Leute anzugreifen. Ich habe keine starken Kräfte, sitze aber trotzdem mit meinem Bogen auf meinem Entau und warte, bis die Antaro angekommen sind.  

„Sie kommen aus Osten!“, rufe ich durch mein Headset. Viele der Erwachsenen Gruppen kommen zu uns um uns zu unterstützen. Sie reiten nach vorne, um unseren Bunker zu verteidigen. Ich muss mit ansehen, wie immer mehr Halbe fallen. Sie stürzen sich in die Schlacht und besiegen auch ein paar der Antaro, aber Fallen letztendlich.  Ich ziele mit meinem Pfeil auf die Antaro und schieße ein Pfeil nach dem anderen ab. Jeder Pfeil ist ein Treffer, doch das hält die andere Antaro nicht auf, immer weiter zum Bunker vorzudringen. Als ich keine Pfeile mehr habe, steige ich von meinem Entau und ziehe mein Schwert. Jetzt kämpfe ich auf Augenhöhe mit diesen Kreaturen. Einen nach dem anderen Erledige ich. Immer wieder merke ich, wie Feuerbälle, von den Feuerbändigern auf uns geschleudert werden und versuche ihnen so gut, wie möglich auszuweichen.  

Ich wende alle Tricks an, die Etta mir gezeigt hat. Doch langsam lassen auch meine Kräfte nach. Ich kämpfe bis zum geht nicht mehr und noch weiter. Unzählige Antaro besiege ich, doch es sind zu viele. Jeder gibt sein bestes, aber wir können nicht verhindern, dass sie weiter vordringen. Es ist nicht mehr weit, bis sie am Bunker angekommen sind. Auch die guten Kinder kämpfen mittlerweile mit.  

„Wir brauchen Hilfe am Bunker!“, schreie ich durch mein Headset. Immer mehr eilen uns zur Hilfe und bald scheint es tatsächlich so, als ob wir sie wirklich besiegen könnten. Adelaine, eine der Feuerbändigerin, kämpft mit mir Seite an Seite.  

„Wie ist die Lage?“, frage ich sie.  

„Die Angreifer vom Westen sind besiegt. Ivo und Luna sind verletzt. Das Nachkampfteam hat sie in die Krankenstation gebracht.“, berichtet sie. Diese Worte treffen mich sehr und einer der Antaro nutzt das aus. Er schleudert mich zu Boden und ist kurz davor, mich mit seiner Axt zu erschlagen, als Adelaine ihr zur Seite stoßt. Sie greift nach meinem Schwert und ersticht ihn. Sie hat mir gerade mein Leben gerettet. Das werde ich ihr nie vergessen! 

Aber wir haben immer noch nicht die Gelegenheit uns auszuruhen. Aber es scheint aussichtlos. Immer mehr Antaro kommen jetzt auch aus Norden. Wir sind einfach zu wenige. Ich drücke Adelaine Ettas Karte in die Hand. „Hinter der Küche gibt es noch einen weiteren Ausgang. Heg mit den Kindern zum markierten Berg auf dieser Karte! Bring sie in Sicherheit!“, rufe ich ihr zu. Sie eilt zum Treppen Eingang und rast die Treppe herunter. Ich hoffe, dass wir die Antaro aus dem Osten soweit besiegen konnten, dass nach keine mehr in der Nähe des Geheimausgangs sind.  Aber ich habe keine Zeit, daran zu denken. Ich muss mich jetzt auf den Kampf konzentrieren. Die Antaro so lange hinhalten, bis zumindest die Kinder in Sicherheit sind! 

 

***

Kapitel 26

 ***

 

Mit einem riesigen Feuerball, schmelze ich das Eiserne Tor der Lagerhalle. Ein riesiges Loch entsteht und Skye und ich gehen hinein. Doch die Halle ist leer. Ich schaue mich um, aber niemand scheint hier zu sein. Nichts und niemand ist auf dieser großen Fläche. Dann hat dieser verdammte Antaro uns angelogen!

„Etta, die Decke!“, sagt Skye zu mir. Ich schaue sie fragend an. Was soll mit der Decke sein?

„Sie ist zu niedrig! Es muss ein zweites Stockwerk geben!“, sagt sie. Und auch jetzt bemerke ich es. Die Decke ist kaum höher, als ich und Aka zusammen groß sind. Ich stelle mich auf Aka und fasse die Betondecke an. Da bewegt sie Etwas. Die Kinder müssen da oben sein! Ich taste mich langsam an eine Stelle, an der ich keine Vibrationen spüre. Die Wut auf die Antaro und die Hoffnung, meine Tochter endlich wieder zu sehen, treibt mich an. Endlich werde ich sie wieder sehen. Die Wut und diese Hoffnung gibt mir Kraft. Mit meinen Fähigkeiten puste ich ein riesiges Loch in die Decke und klettere herauf. Skye folgt mir. Da stehen überall diese weißen Container. Doch sie sind leer. Meine Tochter war hier! Hier hat sie Kontakt zu mir aufgenommen. Sie muss hier sein. Aber warum ist sie nicht hier? Wo zur Hölle ist sie?

Ich lausche der Umgebung. „Wir sind nicht alleine!“, flüstere ich Skye zu, die mich fragend anschaut. All die weißen Container sind leer, aber der Geruch der Angst liegt noch in der Luft. Ich vertraue auf all meine Sinne und plötzlich nehme ich etwas Merkwürdiges war. Ich kann den Geruch zuerst nicht zuordnen, aber dann trifft es mich schlagartig. „Dynamit!“, rufe ich zu Skye und versuche hier so schnell, wie möglich raus zu kommen. Skye ist schneller, als ich und so auch schneller draußen. Aka ist auch bereits draußen. Nur ich bin zu langsam. Ich höre einen lauten Knall. Dann kommt diese Druckwelle, alles wird hell. Ich höre diese Schreie. Aber ich weiß nicht, von wem. Eine riesen Druckwelle trifft mich und ich werde nach vorne geschleudert. Mein ganzer Körper schmerzt. Ich bin wie benommen. Was passiert hier nur? Ich kann es gar nicht begreifen. Ich liege auf dem Boden und Versuche, aufzustehen, doch es geht nicht. Ich kann mich nicht bewegen. Ohne die Kontrolle, über meinen Körper zu haben, schreie ich los. Ich weiß nicht warum, ich habe einfach keine Kontrolle.

Immer mehr drifte ich ab. Und ich versuche gar nicht erst, mich zu wehren. Ich lasse mich einfach in diese Leere führen. Alles ist dunkel. Aber ich kann es nicht verhindern. Ich will es nicht verhindern!

 

Marias Sicht:

Eine ganze Weile kämpfen wir schon gegen die Antaro. Und wir sind kurz davor, zu verlieren. So viele sind gefallen. Ich kann sie gar nicht mehr zählen. Ich bin eine der letzten, die noch kämpft, aber es ist sinnlos. Es sind einfach zu viele dieser schrecklichen Kreaturen. Eindeutig mehr, als unser Spion gesagt hat. Immer mehr Antaro töte ich und immer mehr kommen, um uns anzugreifen. Wie sind einfach zu wenige, um alle zu besiegen. „Maria! Wir müssen uns geschlagen geben!“, ruft Kyla mir zu. Sie ist eine der Nahkämpferinnen. „Abbruch! Wir ziehen uns zurück!“, schreie ich in mein Headset. „In den Bunker!“, rufe ich. Viele ziehen sich zurück, aber einige, wenige kämpfen weiter. Jeder eilt die Treppe herunter. Ich bin eine der wenigen, die oben bleibt und weiter kämpft. Immer mehr ziehen sich zurück, aber ich bleibe bis zum Schluss da. „Maria! Wo müssen wir hin?“, höre ich immer wieder durch mein Headset. „In der Küche gibt es einen Ausgang!“, rufe ich. Immer mehr Antaro schlagen auf mich ein. Immer mehr Antaro ersteche ich mit meinem Schwert. Ich ignoriere den stechenden Schmerz, meiner Wunden und Kämpfe immer weiter. Immer weiter und immer weiter. Ich darf nicht aufhören! Aber ich sehe in der Ferne immer mehr Antaro, die kommen. Es sind einfach zu viele. Alle haben sich zurückgezogen, und ich bin die letzte, die unser zu Hause verteidigt. Die Antaro kommen aus allen Richtungen. Sie umzingeln mich. Ich habe keine Chance. Ich verteile immer weniger Treffer und werde dafür aber immer öfter getroffen. Ich merke, wie meine Kräfte nachlassen. Ich kann das einfach nicht alleine. Ich muss akzeptieren, dass ich hier nie lebend raus kommen werde! Ich bin bereit, für meine Familie zu kämpfen! Nur, weil ich kurzzeitig unkonzentriert bin, erwischt mich ein Antaro und wirft mich unsanft zu Boden. Ich liege auf dem Rücken. Sehe alles verschwommen. Der Antaro hat mich schwer am Kopf getroffen. Das warme, klebrige Blut fließt langsam meinen Kopf herunter. Die Luft ist von einem ekelhaften Blutgeruch erfüllt. Benommen nehme ich die Schreie der Antaro wahr, bevor langsam die Welt um mich herum schwarz wird. Ich sterbe. Aber ich tue es für meine Familie!

 

 

***

Kapitel 27

 ***

 

Adelaines Sicht:

Was ist nur geschehen? Der Spion hat doch gesagt, dass es nicht so viele sein werden? Jetzt liegt es an mir. Ich muss die Kinder und die Alten retten. Ich stürme in den Schlafraum und weise alle an, durch die Gänge in der Küche gehen. Ich muss noch zu Krankenstation. Jeder, der noch einigermaßen Laufen kann, geht auch in die Küche, um von hier zu fliehen. Doch einige wenige sind nicht mehr in der Lage, zu laufen. Und dann gibt es noch Luna. Ich habe mit angesehen, wie einer der Antaro sie überwältigt hat. Wie sie von ihrem Entau gefallen ist. Ich habe sie noch vor dem Tot bewahren können, aber trotzdem ist sie bewusstlos. Ich nehme sie und folge den anderen in die Küche.

Wir gehen durch ewig lange Gänge und kommen nach einem halben Marathon endlich am Ausgang an. Ich Stämme mich mit dem Rücken gegen die schwere Türe, da ich Luna immer noch in der Hand halte. Ich gehe heraus und sehe mich um. Aber ich muss mich erst einmal an das helle Licht gewöhnen. Andere Folgen mir und plötzlich höre ich einen lauten Knall. Weißer Qualm, der nach faulen Eiern, dem charakteristischen Geruch einer abgefeuerten Waffe, riecht, zieht in mein Gesicht. Erst jetzt begreife ich, dass Jana mir gerade mein Leben gerettet hat. Ein Antaro, der sich verirrt hat, war kurz davor, mich zu überwältigen. Er hätte mich wahrscheinlich getötet, wenn Jana nicht gewesen wäre. Ich lächle sie an, und bedanke mich. Ich werde ihr später noch richtig danken, aber dafür ist gerade nicht die Zeit. Ich lege Luna auf den Boden. Und öffne die Karte, die Maria mir gegeben hat.

Ich weiß genau, wo wir sind und auch, wo wir hinmüssen. Ich kenne diesen Berg. Ich nehme Luna wieder und führe die Kinder zielstrebig in die Richtung des Berges.

Dort angekommen, finde ich die Büsche sehr schnell. Ich schicke die Kinder nacheinander durch. Dann die Alten. Zu guter Letzt gehe ich durch den Engen Gang. Ich schiebe Luna vor mir her. Es ist sehr eng in diesem Gang, aber irgendwie schaffe ich es. Ich staune, als ich das innere Des Berges sehe. Grüne Wiesen, ein blauer Fluss, ein gelbes Weizen Feld. Ein paar Mal atme ich die unglaublich gute Luft ein, bevor ich eine Ansprache halte.

„Ihr seid hier alle in Sicherheit!“, rufe ich erst einmal allen zu. Jeder schaut mich fragend an. „Die anderen kommen nach! Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren, dass sie es schaffen!“, rufe ich in die Runde. Ich versuche über mein Headset Kontakt zu Maria aufzunehmen, aber sie reagiert nicht. Auch andere, die ich versuche anzurufen, antworten nicht. Ich verliere die Hoffnung nicht und denke hoffe, dass es an der weiten Entfernung liegt.

„Jeder der Kämpfen kann, tritt bitte vor.“ Es treten ein paar vor. Unteranderem auch Lisa. Sie ist gerade einmal 8 Jahre. Ich weiß nicht, wie gut sie ist, aber wenn sie sich selbst so einschätzt, dass sie Kämpfen kann, dann ist das schon mal gut. Auch Tammes tritt vor. Er ist einer der besten, der Kinder.

Ich stelle mir ein Team aus vier Starken Kämpfern zusammen. Tammes, ein sehr guter Schwertkämpfer; Milano, ein Luftbändiger; Nala, eine Luftbändigerin Thea, eine Bogenschützin und ich, eine Feuerbändigerin. Milano ist die älteste unseres Teams. Sie ist bereits über 50 Jahre alt, aber immer noch lebendig, wie ein Jugendlicher. Tammes ist, mit gerade mal 12 Jahren, der jüngste. Aber er beherrscht das Schwert perfekt. Die restlichen guten Kämpfer werden hier bleiben und den Berg für den Fall der Fälle beschützen. Ich und mein Team hingegen, wir werden wieder zurück zum Bunker gehen und den anderen helfen. Wir werden den Bunker nicht aufgeben. Wir werden darum kämpfen!

 

Ettas Sicht:

Alles ist dunkel. Alles ist still. Ich kann mich nicht bewegen. Was ist hier nur los? Ich werde panisch, versuche mit all meiner Kraft, mich zu bewegen, doch es geht nicht. Meine Hand und Fußgelenke sind fixiert. Ich merke, dass ich eine Augenbinde Trage. Mit einem geschickten Wink mit meiner rechten Hand, puste ich sie von meinem Kopf. Langsam gewöhnen meine Augen sich an das helle Licht. Ich hänge an der Wand eines leeren Raumes. Der Boden ist, wie die Wände dreckig. An manchen Stellen ist Blut, das nicht richtig weg geputzt wurde. Der Boden ist von Matsch bedeckt. Erde und Wasser, vermischt mit Stroh oder getrocknetem Gras übersähen den Boden. Wo bin ich hier? Alles, an was ich mich erinnern kann ist die Explosion. Ich wollte mit Skyes Hilfe, Othala retten, aber sie war nicht da. Und dann ist alles in die Luft geflogen. Skye war schneller, als ich. Hat sie es geschafft? Ich habe keine Ahnung. Ich hoffe, dass es ihr gut geht! Ich will nicht, dass sie gestorben ist, nur weil sie mir helfen wollte. Bei den anderen ist es bestimmt besser gelaufen. Sie haben die Antaro bestimmt besiegt und sind jetzt alle wieder im Bunker und leben ihr verdammtes Leben! Alles, was ich je wollte, war meine Tochter! Nur sie zählte für mich. Ich habe immer versucht, sie zu beschützen, aber ich konnte es einfach nicht! Ich versuche mich gegen die Fesseln zu wehren, aber ich kann mich nicht befreien. Plötzlich öffnet sich die Türe mit einem lauten Schlag und ein Antaro betritt den Raum. Er sieht sich um, als ob er sicher gehen wollte, dass niemand ihm folgt.

Dann stellt er sich vor mich und starrt mich an. Er hat so einen fragenden Blick aufgesetzt, wie ich ihn von Antaro gar nicht kenne. Nein ich kenne von ihnen nur den angriffslustigen Gesichtsausdruck. Der, der sich darauf freut, Lebewesen zu töten! Aber dieser hier ist anders. Er hat genau so faszinierende Augen, wie Aaron. Der Junge aus dem Pavillon. Aaron...aber das ist nicht möglich! Das Blut in meinen Adern gefriert, als mir klar wird, wer da vor mir steht. Wie kann das nur sein? Er ist doch...Nein! Ich irre mich bestimmt. So ein liebenswerter Junge kann nie im Leben...! Oder doch?

 

 

***

Kapitel 28

***

 

 

Geschockt starre ich ihn an. Da steht tatsächlich Aaron vor mir! Ich kann es kaum glauben! Dieser liebenswerte Junge ist ein Antaro! Ich beobachte, wie sich ein Gesicht verändert. Wie seine Haut immer heller wird, bis sie letztendlich Hautfarbend ist. Seine Augen werden menschlicher. Seine Nase und sein Mund. Auch bekommt er Ohren. 

"Hör mir bitte zu!", bettelt er mich an. Ich schüttel den Kopf. Ich muss mich richtig beherrschen, dass ich nicht augenblicklich in Tränen ausbreche. Wie kann ich min nur so in ihm geirrt haben? Ich kann es mir einfach nicht erklären. Aber ich will auch keine Erklärung. Er hatte nur einen Grund, warum er mit mir Kontakt aufgenommen hat. Weil er mich töten sollte!

"Etta! Bitte!",fleht er erneut. Aber ich wende mich von ihm ab. Der Schmerz ist einfach zu groß, wenn ich in seine bezaubernden Augen schaue. Denn da sehe ich immer noch die selbe liebe und Selbstlosigkeit, wie ich es bei unserem ersten Treffen gesehen habe. Ich kann ihn einfach nicht ansehen. 

Nachdem in den ersten Schock verdaut hat, stellt sich mir nur eine Frage: warum? 

Warum hat er das getan? Warum hat er es mir nicht gesagt?

"Hör mir zu, Etta. Lass mich bitte ausreden!", fängt er an. Ich hindere ihn nicht daran, also fährt er fort: "Ich hatte zuerst den Auftrag dein Vertrauen zu gewinnen. Aber dann hat sich alles verändert, als ich dich kennen gelernt habe!", er macht eine kurze Pause. Das war mal wieder klar! Diese einfältige Schnulze! Erst hat man diesen Auftrag jemanden zu töten, oder in dem Fall, mein Vertrauen zu gewinnen und dann ändert sich alles! So einfältig! 

Ich kann ihm nicht in die Augen sehen! Das alles ist doch sowieso nur erstunken und erlogen! Aaron redet noch weiter, aber ich höre ihm gar nicht zu. Ich kann es einfach nicht. All diese Glücksgefühle, die ich immer harte, wenn ich ihn gesehen habe, fangen an, mich anzugreifen und einfach nur weh zu tun. Ich kann nicht mehr. Mein Herz ist entgültig zerbrochen. Erst das mit Othala und dan auch noh das mit Aaron. In hätte nie gedacht, dass ich mich so in einer Person täuschen kann. 

Nach seinem ewig langen Vortrag, verlässt er den Raum mit gesenktem Kopf. Ich weiß nicht worüber er geredet hat. Ich konnte ihm einfach nicht zuhören. Seine Worte waren zu verletzend. In hänge immer noch an der Wand. Die Fesseln bohren sich in mein Fleisch. Ich versuche noch zu beruhigen, aber ich schaffe es nicht. Ich bin einfach zu geladen. Ich versuche mich mit Gewalt gegen die Fesseln zu währen, aber ich schaffe es einfach nicht, mich zu befreien. Auch mit meinen Bändigerkräften gelingt es mir nicht die Fesseln zu lösen. Ich bin am verzweifeln! Ich habe alles kaputt gemacht. Die Chance, Othala zu finden hat sich in Luft aufgelöst. Und ich werde den nächsten Tag wahrscheinlich gar nicht mehr erleben. Oder die Antaro foltern mich so lange, bis ich Tod bin. Es ist mir egal! Wenn ich hier sterbe, werde ich durch einen starken Zauber in Kunaro wieder geboren. Dann kann in die Suche nach Othala von neuem beginnen. Wenn sie dann überhaupt noch am Leben ist!

Eine sehr lange Zeit vergeht, bis einer dieser hässlichen Kreaturen nach mir sieht. Ich weiß nicht, wie viel Zeit wirklich vergangen ist, aber es fühlte sich verdammt lang an! Ich werfe dem Antaro einen finsteren Blick zu und wende mich dann von ihm ab. Er soll bloß nicht denken, dass ich Angst vor ihm habe auch wenn er sehr furchteinflößen aussieht. Er mustert mich von oben bis unten. Ich trage immer noch die Kleidung, die ich auch trug, als ich mit Skye Othala befreien wollte. Das Kleid ist jedoch größtenteils zerrissen und an einigen Stellen kann man erkennen, das es einmal gebrannt hat. Unter meinem Kleid, wo man an manchen Stellen meine nackte Haut erkennen kann, sieht man auch Verbrennungen. Ich habe aber jeden Schmerz abgeschirmt. Jegliche Gefühle sind bei mir zur Zeit nicht vorhanden. Anderenfalls würde ich diese Situation nicht so stark und selbstbewusst meistern können.

Der Antaro beobachtet mich eine ganze Weile und ruft dann einen anderen herrein. Dieser trägt einen merkwürdigen weißen Kittel. Wobei man das weiß unter dem ganzen Dreck nicht wirklich erkennt. Der zweite Antaro bringt ein Tablett gerrein, auf dem eine Spritze liegt. Ich versuche nicht erst gar nicht zu wehren, als er mir eine rote Flüssigkeit injiziert. Ich kenne so etwas. Damit verhindern sie, dass wir Kunaro unsere Kräfte einsetzen können. Aber eine erfahrene Kujosha weiß, wie man das verhindern kann. 

Als die beiden Antaro den Raum verlassen und mich einsam an der Wand hängen lassen, beginne ich die Flüssigkeit in meinem Körper zu lokalisieren und sie durch die kleine Einstichswunde aus meinem Körper heraus zu führen. Ich lasse sie cor mir einfach auf den Boden fallen und die Flüssigkeit klatscht auf den dreckigen Boden. Es ist mir gelungen die gesamte Flüssigkeit aus meinem Körper zu entfernen, bevor diese beginnt zu wirken und meine Fähigkeiten zu unterdrücken. 

 

Ich hänge so lange an dieser verdammten Wand, dass ich jegliches Zeitgefühl verloren habe. Ich versuche zu schlafen, aber immer wenn ich meine Augen schieße, habe ich diese schrecklichen Bilder in meinem Kopf. 

Othala, wir sie einsam in ihrer Zelle Sitz. Wie sie darauf hofft, dass ich sie nach 15 Jahren endlich befreie. Und wie sie gefoltert wird. Wie die grausamen Antaro meiner armen Tochter schmerzen hinzufügen.

Immer wieder stellt sich mir die Frage, wie in es übersehen konnte. Ich hätte merken müssen, dass in der Halle Dynamit war. Ich hätte es wissen müssen. Warum have ich es nicht gemerkt? Ist wegen meiner In Aufmerksamkeit vielleicht sogar Skye gestorben? Oder wird sie auch gefangen gehalten, wie ich? Ich weiß es einfach nicht!

Auch Aaron geht mir immer wieder durch den Kopf. Warum habe ich nicht bemerkt, dass er ein Antaro ist? Wie konnten mir diese Details entgehen?

 

***

Kapitel 29

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Adelaines Sicht:

 

Gemeinsam mit Tammes, Milano, Nala und Thea, reite ich so schnell, wie möglich zurück zum Bunker. Doch schon aus einiger Entfernung stellen wir fest, dass jede Hilfe zu spät kommt. Auf der Wiese, die um der Falltüren herum liegt, liegen unzählige Leichen.

Die Luft stinkt nach einer Mischung aus Blut und Schweiß. Von den Antaro gibt es keine Spur. Sie sind wahrscheinlich im Bunker und erfreuen sich an ihrer Beute. Wie konnte das nur passieren? Ich kann meine Tränen nicht mehr zurück halten und lasse sie einfach über meine Wangen fließen. Überall liegen leblose Antaro Körper und vereinzelt sieht man auch Halbkunaros auf dem Boden liegen.

„Nein!“, schluchzte ich leise. „Warum?“

Tammes stellt sich neben mich und umarmt mich.

„Wären wir etwas früher gekommen, wäre das nicht passiert! Es gab so viele Tote! Nur Wegen uns!“, schluchzte ich.

„Nein!“, erwidert Tammes. Ich kann einfach nicht glauben, dass das passiert. Sie sind alle tot!

Schweigend steige ich von meinem Entau ab und gehe über die Wiese. Ich gehe durch die Leichen. Tausende Antaro liegen auf diesem Schlachtfeld. Im Vergleich zu uns, sind viel mehr gestorben, aber Antaro interessieren sich nicht für ihresgleichen. Für Antaro sind diese Opfer nichts. Es sind einfach nur weitere Opfer. Mehr nicht. Aber für uns Halben, waren die Opfer Freunde! Sie waren Familie! Und sie wurden kaltblütig ermordet.

Alle wissen, dass wir nicht lange hier bleiben können. Wenn die Antaro noch hier sind, sollten wir eigentlich schnellstens von hier verschwinden! Aber wir müssen uns die Zeit einfach nehmen. Ich gehe über die Wiesen. So viele meiner Freunde liegen hier! Ich versuche stark zu bleiben und weiter zu gehen, aber all diese Gefühle greifen mich an, wie eine riesige Armee.

Als ich vor Maria stehe, breche ich zusammen. Ich falle vor ihr auf die Knie. Warum? Warum sie? Maria ist tot! Sie hat sich für uns geopfert! Sie ist für uns gestorben. Sie ist eine Heldin! Jeder von uns ist ein Held! Jeder, der hier starb, ist als Held gestorben.

Nala packt mich an meiner rechten Schulter. "Wir müssen jetzt los."

Ich nicke und stehe auf. Langsam gehe ich zurück zu meinem Entau und steige auf. Kurz, bevor wir losreiten halte ich inne.

"Wartet.", sage ich. "Wir nehmen sie mit und begraben sie anständig." Ohne auf eine Reaktion der anderen zu warten, steige ihm ab und gehe zielstrebig zu Marias Leiche. Ich Knie mich zu ihr herunter und flüstere: "Ich nehme dich mit! Alles wird gut." der Letzte Satz ergibt zwar wenig Sinn, aber mir erscheint es so am besten. Ich will sie ehren.

Ich nehme sie und trage sie zu meinem Entau. Dann lege ich ihren leblosen Körper auf den Entaus und schaue die anderen an. Sie sind verwirrt, doch dann steigen auch sie ab und helfen mir, die anderen von hier weg zu bringen.

Da es fast 40 Tote sind, reiten wir mehrmals zurück und bringen letztendlich alle Opfer zum Berg. Andere bringen die leblosen Körper in den Berg und legen sie nebeneinander. Über jeden wird eine Decke gelegt. Vorallem die Kinder werden vorerst von den Leichen ferngehalten.

 Als endlich alle im Berg sind, beginnen ein paar der Teenager, Gräber zu schaufeln. Die meisten weinen ununterbrochen. Ich würde ihnen so gerne helfen, aber das liegt nicht in meiner Macht. Ich kann sie nicht mehr zurückholen. Sie sind für immer von uns gegangen.

Eine ganze Weile später, sind die Gräber fertig. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen ist, denn hier drinnen verliert man jegliches Zeitgefühl. Ich weiß nicht, woher das Licht kommt, aber es ist noch hell, also kann es nicht so spät sein. Ich sehe mich um und beobachte, wie die Kinder sich gegenseitig trösten. Auch die Erwachsenen weinen und versuchen sich gegenseitig beizustehen. Ich kann immer noch nicht begreifen, warum das alles passiert ist. Plötzlich sehe ich im Augenwinkel, wie sich eine der Felswände bewegt. Blitzartig greife ich zu meinem Schwert und halte es in die Richtung der Felswand. Und dann passiert etwas Seltsames: Hände kommen durch die Wann, gefolgt von einem Entaukopf und dann, kann ich meinen eigenen Augen nicht trauen. Wie ist das möglich? Sie ist einfach durch die Felswand gekommen, als wäre sie Luft! Ich bin einfach nur verwirrt. Skye ging gerade durch diese Felswand!

 

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Kapitel 30

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Ettas Sicht:

 

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, seit ich hier gefangen bin. Ich weiß nur, dass es mir sehr lang vorkam. Fünf weitere Induktionen habe ich bekommen. Immer habe ich die rote Flüssigkeit aus meinem Blut entfernt. Doch ohne mein regelmäßiges Training, sind meine Kräfte jetzt schon stark geschwächt. Genauso, wie mein Körper. Ich habe hier unten fast nichts zu essen bekommen, was sich auch durch mein Gewicht stark bemerkbar gemacht hat. Alle Hoffnungen habe ich aufgegeben. Ich werde es wohl nie schaffen, Othala zu finden und sie wieder nach Hause zu bringen! Ich habe alles zerstört! Das ist einzig und allein meine Schuld! Ich habe mein eigenes Todesurteil unterschrieben. Aber das alles habe ich in Kauf genommen. Ich lasse es über mich ergehen. Ich habe einfach keine andere Wahl! Ich wahre mich nicht, wenn einer der Antaro in den leblosen Raum kommt und mir meine Arme aufschlitzt. Ich weiß nicht, warum er das tut. Aber das interessiert mich auch nicht! Ich habe akzeptiert, dass ich hier sterben werde! Und dann werde ich endgültig tot sein! Keine Seele wird ausgelöscht. Ich war einfach zu kurz auf der Erde, um in Kunaro wieder geboren zu werden. Mindestens 25 Jahre hätte ich hier sein müssen. Aber es waren nur 15. Der Gedanke zu sterben macht mir nichts mehr aus. Es lässt mich kalt, zu wissen, dass ich nie wieder nach Kunaro kann. Nie wieder meine Tochter sehen kann! Mit einem lauten Schlag öffnet sich die Türe. 'Jetzt bekomme ich wieder die Spritze', denke ich und beachte den einen Antaro, zuerst nicht. Doch ihm folgt ein zweiter und ein dritter. Einer hält einen Wasserschlauch in der Hand, ein anderer einen Kanister. Ich versuche ihnen keine Aufmerksam zu schenken, aber ich bekomme es mit der Angst zu tun und beobachte die drei. "Wir werden dir jetzt ein paar Fragen stellen.", beginnt der Antaro, der den Raum zuerst betreten hat. "Es ist ganz einfach! Du beantwortet unsere Fragen und wir werden dir nicht wehtun." Ich ignoriere ihn einfach und Musters die anderen beiden. Ihre ekelhafte grüne Haut ist total dreckig. Sie stehen etwas unsicher vor mir. Warum weiß ich nicht. Aber ich werde es herausfinden! "Fangen wir an. Warum bist du her gekommen?", will der erste Antaro wissen. Er ist wohl sowas wie der Chef und leitet dieses 'Verhör' ich antworte nicht auf die Frage des Chefs. Warum sollte ich auch?

„Sag mir sofort, warum!“, beginnt er laut zu werden. Man kann ihm Ansehen, dass er nervös ist. Das ist für einen Antaro aber sehr untypisch, deswegen verwirrt es mich, aber ich lasse mich davon nicht beeinflussen.

„Sofort!“, schreit er mich an. Ich antworte ihm nicht, also weist einen der anderen Antaro an, den Kanister über mich zu schütten. Die helle Flüssigkeit reizt meine Atemwege. Nun erkenne ich eindeutig, was es ist. Benzin!

Ich frage mich, was sie damit vorhaben. Ich werde leicht nervös und die Antaro scheinen mir das anzumerken. „Antworte endlich!“, schreit der Chef mich erneut an. Ich antworte ihm immer noch nicht. Ich bin für solche spezielle „Verhöre“ ausgebildet. Sie bekommen aus mir nichts raus, egal wie sehr sie mich Foltern.

Der Chef zieht ein Feuerzeug hervor in lässt eine Flamme entstehen. Ich beachte sie gar nicht. „Wenn du mir nicht antwortest, werde ich die Flamme langsam zu dir führen. Und irgendwann Puff“, er macht eine kurze Pause, die seinen Worten mehr Druck verleihen sollen und fährt dann fort: „Dann wirst du brennen!“ Seine Stimme ist sehr ruhig, aber auch bestimmt. Ich bleibe von seinen Worten unberührt, also beginnt er die Flamme zu meinem mit benzinüberschütteten Körper zu führen. Doch kurz, bevor mein Körper in Flammen aufgeht, zieht er das Feuerzeug zurück.

„Warte. Jetzt weiß ich, warum du keine Angst hast, kleine!“, beginnt er. „Du hast keine Angst, weil du eine Feuerbändigerin bist. Die Flammen können dir nichts anhaben.“, sagt er ruhig. Er hat Recht. Die Flammen würden mir nicht ausmachen. Ich bin mir sicher, dass er aufgibt. Doch dann verändert sich der Gesichtsausdruck des Chefs. Er wirkt plötzlich so…erfreut, fast schon glücklich.

Zweimal klatscht er in seine Hände und ich hörte von außerhalb ein schreien. Es ist das quietschende Schreien eines Mädchens. Und schnell sollte ich herausfinden, wer das Mädchen ist. Zwei Antaro bringen sie in den Raum. Unsicher steht sie vor mir. Ihre roten Locken hängen über ihren Schultern. Da steht meine Tochter vor mir!

Als Othala mich sieht, bricht sie sofort wieder in Tränen aus. „Schhh! Hör auf zu weinen, mein Schatz!“, versuche ich sie zu beruhigen. Doch sie hört einfach nicht auf, fürchterlich zu schluchzen und zu weinen.

„Wenn du nicht antwortest, wird deine Tochter dich mit magischen Flammen anzünden. Magische Flammen verletzen dich, aber sie werden dich nicht umbringen. Doch wenn du nach diesen Schmerzen immer noch nicht plauderst, bringen wir deine Tochter um.“, erklärt er. Aber das dürfen sie nicht! Wie können sie nur so etwas Schreckliches nur tun?

Ich werde panisch. Was soll ich nur tun? Wenn ich es ihnen sage, werde ich aus Kunaro verbannt. Wenn nicht, wird meine eigene Tochter mich umbringen. Und falls ich doch überlebe, werde ich nie wieder wie früher sein. Das würde Othala nie vergessen. Sie ist noch so jung und hat schon so viel mitgemacht. Das kann ich ihr nicht auch noch antun. Ich kann es einfach nicht. Sie ist doch meine Tochter! Der Chef befiehlt Othala, es zu tun. Sie soll einen magischen Feuerball auf mich werfen. Othala weigert sich zuerst, aber knickt letztendlich ein. Sie lässt einen Feuerball entflammen und schaut mich schmerzerfüllt an. Tränen fließen wie ein Wasserfall über ihre Wangen. Auch meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich habe versagt!

 

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Kapitel 31

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"W..w..was...was ist...passiert?" stottere ich. Skye steht plötzlich vor uns. Ihre Haut ist an manchen Stellen verbrannt. Ihr ganzer Körper ist dreckig, ihre Haare sind zerzaust. Und trotzdem schwebt sie aufrecht, vor uns allen, auf ihrem Luftwirbel.

"Das ist eine lange Geschichte. Ich glaube eure ist mindestens genau so lang. Die Kurzfassung, von meiner Geschichte:

Ich bin mit Etta zum Lager gegangen und dort ist eine Bombe explodiert. Wir wurden getrennt. Die Antaro haben die Kinder in ein anderes Versteck gebracht. Ich weiß auch, wo es ist. Aber alleine schaffe ich es nicht, sie zu befreien, deswegen bin ich her gekommen." Skye erzählt das ganze so emotionslos. Als würde es ihr nicht ausmachen. Sie war gerade mal zwei Tage weg und sie hat sich so krass verändert. Ich kann kaum glauben, dass da wirklich Skye vor mir steht. Skye scheint zu bemerken, dass ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll, also fragt sie:

"Wie viele Tote gab es?"

"Fast 40. Wir haben sie da hinten begraben." ich drehe mich um und zeige in die Richtung der Gräber. Doch anstatt das Skye in irgendeiner Weise um die Toten trauert, nickt sie nur und geht dann zu einem der Bäume. Sie öffnet eine Türe und holt ein kleines Fläschchen heraus. Dann geht sie zu einem großen Topf und füllt diesen mit Wasser. Jeder beobachtet sie, aber sie lässt sich davon nicht beeindrucken.

Sie lehrt das halbe Flaschen in den Großen Wassertopf und weist eine Wasser bändigen in an, zu ihr zu kommen.

"Bändigen dieses Wasser so, dass es für 16 Sekunden auf den Verletzungen der anderen liegt. Keine Sekunde länger!", sagt die zu Wasser bändigen in. Dann dreht sie sich zu uns anderen um.

"Marla wird eure Wunden und Verletzungen heilen. Ihr braucht danach Ruhe. Jeder, der mit diesem Wasser in Kontakt gekommen ist, legt sich für mindestens 30 Minuten hin. Wenn ihr euch aufregt, werden die Verletzungen schlimmer und im schlimmsten Fall, sterbt ihr."

Anschließend geht sie wieder zu dem Baum und holt ein weiteres Flaschen heraus. Sie tropft drei Tropfen auf ihre Handgelenke und verschließt das Fläschchen wieder. Dann beginnt sie zu meditieren.

 

Da auch ich während des Kampfes verletzt wurde, lasse ich mich von Marla heilen und lege mich dann, wie die anderen für eine halbe Stunde hin.

Als ich wieder aufwache, betrachte in meine Wunden. Sie sind alle verschwunden. Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen sehen würde.

Ich gehe zu Skye und setze mich ruhig neben sie.

"Was genau ist in den letzten zwei Tagen passiert? Was hat dich so verändert?", Frage in sie. Doch sie antwortet nicht. Erneut Frage ihm: „was ist wirklich passiert?", doch wieder bekomme ich keine Antwort. Skye Sitz aufrecht an einem Baum gelehnt. Sie bewegt sich kaum. Nur ihr Bauch hebt und senkt sich in regelmäßigen Abständen.

Irgendwann gebe ich es auf und gehe zu den anderen. Von über 100 sind nur noch 60 übrig geblieben. So viele mussten sterben! Ich versuche stark zu bleiben, aber trotzdem muss ich mir eine kleine Träne von der Wange wischen. Die anderen sind mittlerweile aufgewacht. Viele weinen immer noch über unsere verstorbenen Freunde. Chloe, ein kleines Mädchen kommt zu mir und streckt die Arme nach oben, als Zeichen dafür, dass in sie auf den Arm nehmen soll.

"Was ist los, kleine?", frage ich sie, als ich sie auf dem Arm habe.

"Warum ist Mama weg?", fragt sie mich. Immer mehr Tränen fließen über meine Wangen. Sie ist gerade einmal 3 Jahre alt und versteht die ganze Situation nicht.

"Deine Mama kommt nicht wieder.", sage ich ruhig. Doch Chloe scheint mich nicht zu verstehen, denn sie schaut mich nur fragend an.

"Deine Mama ist Tod, Chloe.", sage ich erneut. Aber sie scheint es immer noch nicht zu begreifen.

"Okay.", sagt sie nur. Es bricht mir das Herz. "Tante Adelaine. Ich habe Hunger. Wann gibt es Essen?", fragt sie. Ich Weine, aber versuche trotzdem sie anzulächeln.

"Geduldet dich noch etwas. Ich kümmere mich darum." ich setze sie wieder ab und sie läuft zu den anderen Kindern zurück. Ich schaue alle an. Die meisten sitzen in verschiedenen Gruppen. Zwei ältere Gruppen, viele Teenager Gruppen und eine große Kindergruppe.

Alle sitzen beieinander. Sie versuchen sich gegenseitig zu Trösten. Jeder hat während dem Kampf jemanden verloren, der ihm wichtig war.

Ich gehe zurück zu Skye und versuche erneut mit ihr zu reden. Dieses Mal reagiert sie.

Ich setze mich vor sie und höre mir ihre Geschichte an.

"Als wir an den Lagerhallen ankamen, ließ Etta zwei Antaro zu uns kommen. Einer wollte mich angreifen, und sie brachte ihn um. Auch den anderen brachte sie um. Dann gingen wir in die Lagerhalle. Doch sie war leer. Oberhalb war noch eine Etage, also kletterten wir herauf. Dann schrie Etta, das es eine Bombe gäbe und das wir raus mussten. Ehe wir uns versahen, wurde es schlagartig hell. Dann folgte ein lauter Knall und alles flog in die Luft. Ich war schneller, als Etta und konnte in den Wald rennen. Meine Haut brannte, wie Feuer. Ich konnte aus sicherer Entfernung beobachten, wie zwei Antaro Etta wegtragen wollten. Ich versuchte sie, mit meinen Luft bändigen Kräften, von ihr fern zu halten, aber ich konnte nicht bändigen. Auch der Luftwirbel gelang mir nicht. Aka war bei mir und ich ritt zu den Antaro. Ich griff nach einem Dolch und tötete beide. Doch einer erwischte mich am Arm. Es brannte fürchterlich. Ich versuchte Etta, auf Aka zu ziehen, aber es gelang mir nicht.

Von rechts und links kamen immer mehr Antaro zur Explosion stelle gerannt. Ich hatte alleine, ohne Kräfte, keine Chance gegen sie, also ritt ich in den Wald. Ich meditierte eine Weile, in der Hoffnung, meine Kräfte zurück zu bekommen. Doch ich schaffte es nicht.

Beim Meditieren kam ich irgendwann in eine andere Welt. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich wurde von einer jungen Frau gerufen. Sie trug ähnliche Kleidung, wie Etta. Sie sagte mir, wie ich meine Kräfte wieder zurückbekomme.

Ich musste einen Trank brauen. Ich sammelte alle Zutaten und machte dann ein kleines Feuer. Ich erhitzte die Zutaten und trank die ekelhafte Brühe. Doch das Feuer machte die Antaro auf mich aufmerksam. Ein Duzend Antaro kamen keine fünf Minuten später auf mich zu gerannt. Und glücklicherweise hat der Trank gewirkt. Ich hatte meine Kräfte wieder. Jetzt sind sie alle tot.

Ich versuchte Etta zu befreien, aber es klappte nicht. Und jetzt bin ich hier." dann schweigt Skye. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, also schweige ich auch. Wieso hat sie das alles nur so verändert?

"Ich habe gehört, dass das Chloe Hunger hat. Ich kümmere mich darum." sagt Skye und geht in Richtung Mennisfeld, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

 

***

Kapitel 32

***

 

"Stopp!", schreie ich aus ganzer Seele. Othala lässt den Feuerball sofort erlöschen. Sie schaut mich verwundert an. Ihre Augen sind immer noch mit Tränen gefüllt. Auch der Chef schaut mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck an.

"Ich werde euch alle sagen."

"Dann fang mal an!", fährt der Chef mich an.

"Aber zuerst habe ich eine Bedingung. Ich will meiner Tochter reden!"

Der Chef schmunzelt kurz, sagt dann aber: "Okay. Sag deiner Tochter alles, was zu dazu sagen hast. Es wird euer letztes Gespräch sein." Mit diesen Worten verlässt er den Raum, gemeinsam mit den anderen Antaro.

 

Tränen fließen im Strömen über meine Wangen, als ich keine Tochter ansehe. Ihre wunderschönen roten Locken sind zerzaust, ihre Haut ist mit Erde verschmiert, das Kleid ist an den meisten Stellen so dreckig, das man denken könnte, der Stoff unter dem Dreck wäre nicht weiß. Doch trotzdem ist sie das hübscheste Mädchen, dass ich je gesehen habe! Sie ist mein Fleisch und Blut! 15 Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet. Ich habe fast jede Nacht um sie geweint. Jede einzelne Sekunde habe ich an sie gedacht und jetzt steht sie wahrhaftig vor mir. Meine eigene Tochter, in ihrer ganzen Schönheit.

 

"Es tut mir leid.", sage ich. Sie schüttelt den Kopf und tritt näher an mich heran.

"Das muss es nicht! Du bist jetzt hier und gemeinsam kommen wir wieder raus Mama!", redet sie mir zu. Sie hat mich Mama genannt. Das habe ich solange nicht mehr gehört!

Mit ihrem bezaubernden Lächeln, lächelt sie mich an. Sie tritt näher an mich heran und streicht mir ihren weichen Händen über meine Fesseln. Es schmerzt, als sie die offenen Stellen meiner Haut berührt, aber es ist auch in gutes Gefühl.

"Erst gefrieren, dann erhitzen. Immer im Wechsel. Irgendwann werden sie brüchig.", flüstert sie. Als ob sie nicht wollte, dass jemand anderes es mitbekommt. Ich verstehe erst nicht, was sie meint, doch dann wird mir klar, dass sie mir gerade verraten hat, wie man die Fesseln auf bekommt. Ich lächle sie an und nicke.

"Wir haben keine Zeit mehr. Bleib stark! Sag ihnen nichts! Wir sehen uns bald wieder Mama.", sagt sie hastig. Erst jetzt höre ich die Schritte der Antaro auf dem Gang.

 

Mit einem lauten Schlag öffnen sich die Türen und zwei Antaro kommen herein, um Othala raus zu bringen. Dann betritt der Chef den Raum. Dieses Mal ohne seine zwei hässlichen Begleiter.

"Sing für mich, Vögelchen", sagt er, doch ich schweige, wie ein Grab.

"Muss ich die Kleine erst wieder holen?", droht er mir. Ich schüttele den Kopf. Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen. Othala hat gesagt, ich soll ihnen nichts sagen.

"Ich bin her gekommen um meine Tochter zu befreien.", sage ich ihm die halbe Wahrheit.

"Aber ich bin gescheitert. Ich werde es nie schaffen, gegen euch anzukommen!" lüge ich. Wenn er denkt, dass er besser ist, als ich, hört er wahrscheinlich auf, zu fragen und verschwindet wieder.

"Und wer war die kleine, bei dir?", fragt er.

"Ich weiß nicht, wen du meinst. Ich war alleine."

"Lüg mich nicht an! Freche Göre! Da Mädchen ist nach der Explosion in den Wald geflohen! Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen!"

Das ist gut. Denn das heißt, dass Skye davon gekommen ist. Ich schüttele dem Kopf, als Zeichen dafür, nicht zu wissen, wen er meint.

"Na gut. Du bleibst hier. Du hast ja auch keine andere Wahl!" schnauzt er mich an. Mit einem lauten Schlag, zieht er die Türe hinter sich zu.

Jetzt bin ich wieder alleine. Alles ist ruhig. Von draußen kommen keine Geräusche herein. Bur mein schwaches Atmen ist zu hören. Doch diese Ruhe soll nicht von Dauer sein.

Nur kurze Zeit, nachdem der Chef endlich draußen ist, betritt ein anderer Antaro dem Raum. Er ist alleine, was ziemlich merkwürdig ist. Ich denke mir nichts dabei und beachte ihn nicht. Er verschließt die Türe hinter sich und tritt näher an mich heran. Er mustert mich genau. Dann nimmer er eine Spritze aus der Tasche seines weißen Kittels. Er setzt sie an meinen Hals und sticht die Spitze Nadel in meine Haut. Ein ungewohntes, drückendes Gefühl breitet sich an meinem Hals aus. Ich versuche es zusammen zu halten um es später aus meinem Blut zu entfernen, aber ich schaffe es nicht. Eine stärkere Macht verteilt das Mittel in meinem Blut. Was hat er mir da nur injiziert? Ich schaue ihn fragend und gleichzeitig nervös an. Seine Augen sind nicht ganz so schlitzig, wie die der anderen. Seine Haut nicht ganz so grün. Plötzlich gefriert das Blut in meinen Adern. Mein Herz setzt kurzzeitig aus.

"W...Wa...Was...w...war das?", frage ich unsicher. Ich kann diese Unsicherheit einfach nicht verbergen. Nein! Nicht, wenn dieser Wildfremde, der sich zuerst als Mensch ausgegeben hat, mir irgendetwas injiziert hat. Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Die Antaro würden mich nicht umbringen! Ich bin ihnen viel zu wertvoll. Und normale Antaro halten sich an ihre Befehle... Aber Aaron? Mittlerweile bin ich mir bei ihm überhaupt nicht mehr sicher!

"Vertrag mir. Wie deine Tochter es tut!", sagt Aaron ruhig, aber bestimmt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, dreht er sich um und verlässt den Raum. Der merkwürdige Druck hat sich mittlerweile bis zu meinem Kopf ausgebreitet und verursacht fürchterliche Kopfschmerzen. Was zur Hölle war das nur? Und was meinte Aaron mit Othala? Sie vertraut diesem zwielichtigen Kerl? Warum nur? Meine Gedanken Kreisen nur noch um Aaron. Ich verstehe die Welt nicht mehr.

 

Nach fast einer Stunde lassen die Kopfschmerzen langsam nach. Noch immer sind meine Gedanken nicht von Aaron weggekommen.

'Etta?', höre ich plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. Ich erschrecke zuerst. Es fühlt sich an, als hätte ich gerade an meinen Namen gedacht. Zuerst bin ich mir unsicher und ignoriere es, doch als mein Name das zweite Mal in meinem Kopf zu hören ist, glaube ich nicht an Einbildung. "Etta? Kannst du mich hören?", höre ich die Stimme zum dritten Mal. Was zur Hölle ist hier los? Ich werde hier noch verrückt. Da ich im Moment eindeutig neugieriger, als vernünftig bin, antworte ich.

"Ja.", sage ich laut. Sofort antwortet die Stimme in meinem Kopf.

"Nicht laut reden! Einfach daran denken. Das reicht."

"Wer zur Hölle bist du?", denke ich.

"Ich bin Aaron. Bist du alleine? Ich habe hier jemanden, der mit dir reden will."

"Ja." Dann herrscht einige Minuten Stille in meinem Kopf.

 

"Mama?", hält die Stimme von Othala durch meinen Kopf.

"Othala?", antworte ich. "Was ist hier los?"

"Aaron hat Roboter entwickelt, die die Frequenzen deines Hirns lesen und sie in mein, beziehungsweise sein Gehirn senden."

"Er hat was? Du kannst ihm nicht trauen! Er spielt mit allen ein falsches Spiel!"

"Nein tut er nicht, Mama! Ich wollte, dass er dich sucht, weil ich wusste, dass du hier bist. Ich habe es gespürt. Wäre er dir in Antaro Gestalt unter die Augen getreten, hättest du ihn umgebracht! Und behaupte jetzt nicht, dass es nicht so gewesen wäre."

Ich kann einfach nicht glauben, dass sie hinter meinem Treffen mit Aaron steckt. Tränen fließen über meine Wangen. Aber keine Tränen der Trauer. Es sind Tränen aus stolz!

 

***

Kapitel 33

 ***

 

Bereits eine Stunde später, verteilt Skye die Mennisbrötchen. Die meisten haben jedoch keinen Hunger, obwohl sie seit mindestens 2 Tagen nichts mehr gegessen haben. Seit Skye zurück ist, hat sie nicht sehr viel passiert. Mein Gefühl sagt mir, dass im Antarolager mehr passiert ist, als sie zugeben will. Irgendetwas hat sie verändert und ich werde herausfinden was! Aber jetzt muss ich mich erst einmal um die Halben kümmern. Maria hat mir die Verantwortung für alle übertragen. Ich bin jetzt die neue Führerin und ich brauche einen Plan, wie ich alle wieder zum gewohnten Tagesablauf zurückkehren können.

Zu aller erst muss ich mich darum kümmern, das die Kinder wieder in die Schule kommen. Sie haben ihrer Schule und ihren menschlichen Freunden erzählt, dass sie in den letzten paar Wochen zu einem Amerika Austausch gefahren sind. Und übermorgen sollen sie schon wieder von ihrem angeblich an Austausch zurück kommen. Ich rufe alle Kinder zusammen und versuche ihnen zu erklären, dass sie morgen zurück in die Schule müssen, als ob nichts passiert wäre. Nach einigen Minuten muss ich aber erkennen, dass ich damit einfach zu viel von dem Kleinen verlange. Ich bin ja selbst noch jung und auch ich muss morgen wieder zurück in die Schule. Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen! Aber was?

 

Skye hat mittlerweile alle Mennisbrötchen verteilt und ist dabei, neue zu machen. Die Kinder sind wieder zurück gegangen und trauern weiter um ihre toten Freunde und Familienmitglieder. Auch ich habe jeden Grund zum Trauern. Aber ich darf es nicht. Ich bin die einzige hier, die noch klar denken kann. Und das muss auch so bleiben! Ich muss stark bleiben. Für Maria!

Ich drehe mich und 360° und schaue alle überlebenden an. Dann gehe ich der Reihe nach zu den einzelnen Gruppen. Zuerst zu den Alten. Tris begrüßt mich mit einer Umarmung. Sie erzählt mir, wie stolz sie auf mich ist und die anderen bestätigen sie.

"Ich helfe nur meiner Familie.", sage ich bescheiden. Dann wende ich mich von den alten ab und gehe zu den Kindern. Viele schauen mich mit ihren großen verweinten Augen an. Auch mir kullert bei diesem Anblick eine Träne über die Wange. Ich schaue in jedes einzelne Gesicht. Doch bei einem Gesicht bleibe ich hängen.

"Ich ... Ich wusste nicht...ich dachte ..." ich bekomme keinen richtigen Satz zustande. Langsam kommt sie auf mich zu und umarmt mich. Ich kann es kaum glauben. In dachte, sie wäre tot. Doch sie steht lebendig und gesund vor mir.

"Es ist in Ordnung. Wir machen alle eine schwere Zeit durch, Adelaine.", flüstert sie mir ins Ohr.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll, deswegen schweigen ich.

"Es wird alles wieder gut."

"Das hoffe ich, Luna."

Eine Weile halten wir uns schweigend in den Armen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Luna es tatsächlich geschafft hat.

 

Nach einem ausführlichen Gespräch, mit Luna, gehe ich zum Bach um mich zu waschen. Mein Gesicht und meine Arme sind mit Erde verschmiert. Ich knie mich in das frühe Gras und Wäsche zuerst meine Hände. Auch Skye wäscht sich gerade. Ich betrachte die Wunde an ihrem Arm. Warum hat sie sie nicht heilen lassen? Sie sagte, sie hätte die Wunde von einem Antaro. Sie ist sehr tief und muss höllisch weh tunm warum also lässt sie sie nicht heilen? Mir fällt auf, das die Haut und die Wunde herum leicht grün schimmert. Doch ehe ich es genauer betrachten kann, bemerkt Skye, das ich sie beobachte und zieht ihren Arm hastig weg.

"Warum hast du die Wunde nicht heulen lassen?", Frage ich sie. Sie antwortet mir nicht und zieht an stattdessen ihre Jacke von Etta wieder an und geht weg, ohne ein Wort zu sagen. Ich versuche hinterher zu gehen, aber sie ist mit ihrem Luftwirbel schneller, als ich. Da ich kein zu großes Aufsehen erregen möchte, nur weil ich mich mit dem grünen Schimmer wahrscheinlich geirrt habe, gehe ich zurück zum Bach und Wäsche weiter mein Gesicht und meine Arme.

Ich denke über vieles nach. Immer wieder muss ich an Etta denken. Wie geht es ihr wohl in diesem Moment? Hat sie ihre Tochter gefunden? Sie ist bestimmt und einiges besser dran, als wir. Wäre sie nicht gegangen, hätten wir es wahrscheinlich geschafft, die Antaro zu besiegen und es gäbe nicht so viele Tote.

Ich mache Etta immer mehr dafür verantwortlich, was geschehen ist. Dabei ist sie die, die uns geholfen hat. Trotzdem über wiegt mein Hass. Je mehr ich versuche mir einzureden, dass sie nicht daran Schuld ist, desto wütender werde ich auf sie und auf mich selbst.

 

***

Kapitel 34

 ***

 

Othala braucht gerade mal eine Minute, um mir alle Details ihres Plans zu verraten. Hätte sie mit mir von Angesicht zu Angesicht geredet, hätte sie wahrscheinlich eine halbe Stunde gebraucht. Es ist, als wüsste ich alle Details auf einmal. Sie und Aaron haben es schon eine ganze Weile geplant. Ich kann es immer noch nicht glauben, das Othala so groß geworden ist. Sie ist nicht mehr das kleine Mädchen, dass vor 15 Jahren entführt wurde. Sie ist jetzt Erwachsen. Es verletzt mih, dass ich ihre gesamte Kindheit verpasst habe, aber ich muss es akzeptieren. So fortschrittlich die Technologie auf Kunaro auch sein mag, es gibt keine Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen. 

'Hast du alles verstanden?', fragt mich Othala bestimmt. 

'Ja das habe ich.', antworte ich. 

'Okay. Ich kann die Verbindung nicht zu lange aufrecht erhalten. Ich nehme später noch ma Kontakt zu dir auf Mama.'

Meine stolzen Tränen werden zu Tränen der Trauer. Ich will einfach nicht, dass die aufhört, mit mir zu reden. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, das einfach nicht akzeptieren will, was gerade passiert. 

'Das nächste Mal, wenn wir uns sehen, sind wir frei Mama. Glaube mir!', versichert mir meine kleine Tochter. Ich verspüre plötzlich einen Funken der Freude. Doch dann erlischt dieser Funke. Aber nicht nur dieser Funke. Auch jegliche andere Emotionen verschwinden auf meinem Kopf. 

"Othala?", rufe ich laut. Doch ich erhalte keine Antwort. Nicheinmal rufe ich ihrenNamen. Dieses Mal etwas lauter. 

"Othala?" doch wieder kommt keine Antwort.

Sie ist weg. Wann werde ich sie nur wieder sehen? Wann kann ich meine Tochter endlich wieder in meine Arme schließen? Ich bin mir plötzlich bei überhaupt nichts mehr sicher.  Was, wenn Othalas Plan nicht funktioniert?

Bei der Mondfinsternis, wo die Antaro geschwächt sind, mit vereinten Kräften anzugreifen mag zwar eine gute Idee sein, aber es sind zu viele. Alle Kinder haben wahrscheinlich noch nie wirklich gekämpft. Sie könnten es mit einem Antaro aufnehmen, mit mehr auch nicht. Die Angst, dass wirverlieren, breitet sich in mir aus. Ich alleine kann sie nicht besiegen. Meine Kraft reicht zwar, um viele Antaro zu besiegen, aber sobald ich gegen mehr als 6 Antaro gleichzeitig, ohne Waffen kämpfen muss, versagte auch ich. 

 

Ich schließe meine Augen und versuche all meine negativen Gedanken zu vertreiben. Ich trenne meinee Seele von meinem Körper und betreten die Geisterwelt.

"Anem, akoni tomara!", rufe ich laut. Meine Königin antwortet noch, also rufe ich noch einmal.

"Anem, akoni tomara!" 

Nach einer Weile erscheint endlich der Geist meiner Königin. Aber sie trägt nicht ihre normale Kleidung. Nein, sie trägt ihre Krampfuniform. Ich mache nicht lange damit rum, sie ausführlich zu begrüßen.

"Was ist passiert?", Frage ich sie stürmisch.

Sie versucht ersteinmal zu Atem zu kommen und sich etwas zu beruhigen, bevor sie mir antwortet.

"Die Antaro haben uns angegriffen. Wir sind dabei, zu verlieren! Sie haben fast den Palast gestürmt!", erklärt sie mir hektisch.  Angst breitet sich in mir aus. 

"Ich muss wieder zurück! Wir reden ein anderes Mal, okay?", sagt Kira. Ich nicke nur. Von dem einen auf den anderen Moment, verschwindet sie. Ihr Geist löst sich einfach in Luft auf.

Ich setzte mich auf den harten Boden und schaue mich langsam um. Um mih herum gibt es nur unendliche Leere. Alles ist weiß. Mann kann keinen Horizont erkennen. 

Warum sind es auf einmal so viele Antaro? Und warum greifen sie uns trotz Friedenspackt an? Ich hoffe, dass es meinen Freunden auf Kunaro gut geht. Dass sie es schaffen, die Antaro zu besiegen. Aber daran darf ich im Moment nicht denken. Ich muss mich auf Othalas Plan konzentrieren.

Aber es fällt mir nicht sehr leicht, mich zu konzentrieren. Immer wieder gehe ich die Details durch und immer wieder bilde ich mir diese Geräusche ein. Als ob hier jemand anderes wäre, was eigentlich nicht möglich ist. Denn ich kommuniziere mit Kira auf einer sehr hohen Ebene, wo es nur die besten und stärksten Kunaro hin schaffen. Es ist sehr shwet, auf diese Ebene zu gelangen, aber sie ist eine der wenigen, auf der man ein normales Gespräch führen kann. Auf anderen, niedrigeren Ebenen, ist viel mehr los und es ist nicht wirklich Privat. Und auf der untersten Ebene, der Num, kann man sich das Ganze vorstellen, wie auf einem riesigen Konzert, wo die Leute dicht an dicht stehen und größtenteils von anderen fast zerquetscht werden. Ich bin froh, auf der obersten Ebene zu sein. Hier wird man nur sehr selten gestört.

 

Die schöne Stille soll, wie ich ziemlich schnell erfahren muss, nicht lange anhalten. Eine Geheim Sitzung wird ein Stück weit von mir entfernt abgehalten. Sie sind sehr selten und keiner, außer die Teilnehmer kennen die Zeiten. Und genau jetzt, wo in hier meine Ruhe haben will, muss solch eine Sitzung stattfinden, bei der es nicht gerade leise zu geht. 

Ich will gerade wieder zurück in meinen Körper, als ich im Augenwinkel sehe, dass noch jemand auftaucht.

Dieser Geist scheint nicht ganz zu verstehen, wo genau er gerade gelandet ist, denn sie schaut sich fragend um. 

Ich brauche einige Sekunden, bis ich realisieren, wer da gerade aufgetaucht ist:

Es ist Skye!

 

Wie lange habe ich sie schon nicht mehr gesehen? In habe jeden Tag an sie gedacht. Nie war ich sicher, ob sie den Antaro entkommen ist. Aber sie scheint es geschafft zu haben. Sie hat über lebt. Stürmish stehe ich auf und renne auf sie zu. 

"Skye!", rufe ich voller Freude. Ich vergesse alles und jeden um mich herum. Auch sie scheint sich sichtlich zu freuen, mich zu sehen und fliegt auf ihrem Luftwirbel auf mich zu. 

Nur noch ein paar Meter, bis wir uns treffen. Ich kann den Moment gar nicht erwarten, sie endlich wieder in meine Arme zu schließen. Doch ehe ich mich versehen ist Skye hinter mir und ich, durch meinen Schwung ein paar Meter von ihr entfernt. Ich drehe mich um und fange an zu lachen, als ich in Skyes verwirrt es Gesicht blicke. Ich hatte ganz vergessen, das wir und in der Geister Welt nicht berühren können.

Als ich mich wieder eingekriegt habe, erkläre ich dee verwirrten Skye einpaar Dinge über die Geister Welt. Diesen Teil halte ich jedoch relativ kurz um schnell zu den wichtigeren Dingen zu kommen.

"Was ist passiert? Wie bist du den Antaro entkommen? Und geht es den Halben gut?", Frage ich.

"Ich bin mit Aka entkommen. Wir haben uns im Wald versteckt. Ich wollte dir helfen, Etta! Aber es waren zu viele. Es tut mir leid." eine Träne rollt über Skyes Wange. 

"Es ist nicht schlimm!", versuche ich sie zu beruhigen. Natürlich, würde es mir besser gelingen, wenn ich sie umarmen könnte, aber das ist nicht möglich.

"Ich bin mit Aka zum Bunker geritten, doch dort war alles zerstört. Die Antaro haben den Bunker eingenommen. Ich bemerkte zuerst nicht, dass sie unten waren. Ich ging zu den Leichen, die überall auf der Wiese verteilt waren. Die Luft roch fürchterlich nach Blut. Sie haben es nicht geschafft"

 

***

Kapitel 35

 ***

 

Nachdem diese Worte Skyes Mund verlassen hatten, gefror mir das Blut in meinen Adern. Naja, zumindest fühlt es sich so an. 

Ich kann nicht mehr klar denken. Sie haben es nicht geschafft! Die Antaro haben uns alle besiegt!

"Wie ich schnell herausfand sind nicht alle tot.", berichtet Skye, als sie bemerkt, wie mich ihre Worte trafen.

"Die Kinder und die Alten haben es zum Berg geschafft. Aber es sind nicht viele.", Skye unterbricht ihre Erzählung und schaut Buch mit ihren großen Augen an.

Doch anders, als erwartet, sehe ich kein Mitgefühl oder Trauer.nein! Ihre Augen sind kalt und emotionslos. Als würde es sie nicht mitnehmen, dass ihre Freunde gestorben sind!

"Hat Luna es geschafft?", Frage ich zögerlich.

Skye nickt und lächelt dabei. Doch es war nur ein kurzes Lächeln. Ein Bruchteil einer Sekunde, in der ihr Gesichtsausdruck fröhlich wirkte. Aber kurz darauf wurde er wieder kalt, wie Eis. Ich wunderte mich zwar, aber ignoriere es.

"Wie viele sind gestorben?"

"Etwa 40. Sie haben sie im Berg begraben."

Auch nachdem sie von der Beerdigung berichtet hat, ist ihr Gesicht immer noch Gefühlslos. Ich mustere sie genau. Was ist nur mit ihr passiert? Als ich Skye kennenlernte, war sie ein, für ihre damalige Lage, ziemlich fröhlicher Mensch, aber jetzt? 

Plötzlich fällt mir eine Verletzung an ihrem Arm auf. Eine tiefe Schnittwunde.

"Zeig mal deinen Arm.", fordere ich sie auf. Sie zögert kurz und streckt mir dann ihren Arm hin. Ich betrachte die Wunde genau. Ich würde sie gerne genauer inspizieren können, aber ich kann sie nicht anfassen.

Ein dunkler Schorf hat sich auf der Wunde gebildet. Sie ist nicht geradlinig, wie von einem Skalpell, sondern wirkt eher, als hätte man sie mit einem Stumpfen Messer geschnitten. Als hätte man es ruckartig in ihre Haut gestochen und dann am Unterarm entlang geritzt. 

Als ich die Wunde noch genauer betrachte, bemerke ich das die Haut um die Wunde leicht grün schimmert. An der Wunde ist es am grünsten, und weiter weg wird die Haut wieder Hautfarbend. Ich runzele die Stirn. Doch plötzlich zieht sie ihren Arm wieder zurück. Verwirrt schaue ich sie an. Und ehe ich sie fragen kann, warum sie das gemacht hat, verschwindet sie.

 

Jetzt nin ich richtig verwirrt. Zum einen wegen Skyes merwürdigen Verhalten, aber auch wegen den Halben. Sie hätten die Antaro eigentlich besiegen müssen. Und warum zur Hölle greifen sie Kunaro an? Die Antaro müssen doch eigentlich in der Unterzahl sein. Und selbst wenn ist es für Kunaro nicht schwer, die Antaro zu besiegen. Warum fällt es den Kunaro dann so schwer, sich zu verteidigen?  Aber was viel wichtiger ist: Warum greifen die Antaro überhaupt an? 

 

Ich versinken in meinen Gedanken. Als ich wieder "zurück kehre", sind die anderen verschwunden. Ich habe es gar nicht mitbekommen, wie sie ihr Geheimtreffen beendeten.

Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz in meinen Arm. Es ist gruselig zu sehen, wie meine Haut aufgeschlitzt wird, ohne dass ich eine Klinge oder ähnliches sehe. Ich spüre, wie das warme Blut aus der Wunde guillt und langsam meinen Arm herunter fließt.

Irgendetwas zerrt mich zurück in meinen Körper. Zuerst versuche ich dagegen anzukämpfen, aber mein Gegner scheint stärker zu sein, als ich. 

Im nächsten Moment bin ich wieder in meinem Körper. Die Schmerzen als Geist waren bei weitem nicht so stark, wie jetzt in meinem richtigen Körper. Ich kann mich nicht zurückhakten, zu schreien, also schreie ich los. 

"Ah, Madame ist auch mal aufgewacht.", bemerkt der hochnäsige Chef. Ich bemerkte erst hetzt, das ihm nicht alleine bin. Der Chef und ein anderen Antaro sind mit mir im Raum. Der andere Antaro ist dabei, mir die unaushaltsamen Schmerzen hinzuzufügen. 

"Hör auf!", fauche ich ihn an.

"Nana, nicht so vorlaut, juges Mädchen."

"Pff"

"Ich warne dich! Wir wollen nur noch ein paar Tests machen, dann lassen wir dich in Ruhe.", sagt der Chef ruhig.

Wie gerne würde ich ihn mit meinen Luft bändiger Kräften gegen die Wand schleudern! Aber ich darf es nicht. Dann merkt er, das ich meine Kräfte noch habe. Da Othala gesagt hat,  dass ich nichts unternehmen soll,  bis sie mir bescheid gibt, dass wir mit ihrem plan beginnen,  lasse ich die schmerzen uber  mich ergehen. Immer wieder entnimmt er mir Blut.  Nach einer Weile gewöhne ich mich an die Schmerzen.  Es dauert nicht lange,  bis sie mich wieder in meinen Gefängnis alleine lassen.  Jetzt hänge ich hier an der Wand.  

Ich hatte die Hoffnung,  das der Besuch in der Geisterwelt mir Klarheit und Sicherheit gibt,  aber dem war nicht so.  Ich bin jetzt nur noch verwirrter,  als zu vor. Warum muss das alles ausgerechnet mir passieren?  Was ist,  wenn Ich für diese Aufgabe gar nicht geeignet bin? Kann ich es wirkluch schaffen,  meine Tochter und die anderen verlorenen Kinder zu retten?  

Was ist,  wenn ich es nicht kann?  Wenn uch sie alle in den sicheren Tod führe.  Wenn Othalas Plan nicht funktioniert. Was ist,  wenn wir alle sterben,  nur weil ich nicht fähig bin,  die Kinder zu beschützen. 

Ich zweifle immer mehr an mir selbst.  Verliere jede Hoffnung.  Doch Hoffnung ist im Moment das,  was ich am meisten brauche.

 

***

Kapitel 36

***

 

Wochen sind mittlerweile vergangen und immer noch sind wir hier im Berg und verstecken uns wie Feiglinge vor den Antaro. Immer wieder versuche ich alle Halben zu überreden, uns den Bunker zurück zu holen. Aber sie haben zu große Angst. Sie glauben mir nicht, das die Antaro sich langsam vom Bunker zurückziehen. Und ich muss es wohl wissen. Immerhin bin ich so gut wie jeden Tag am Bunker. Manchmal bleibe ich auch über Nacht. Immer wieder frage ich mich, warum sie das Tun. Warum die Antaro so rachsüchtig und eigensinnig sind. Und immer mehr fange ich an, sie zu verstehen.  

Als ich noch keine Luft bändigen konnte und auf den Rollstuhl angewiesen war, habe ich gesehen, wie eiskalt die Menschen oder Kunaro, oder was auch immer sie sind, seien können. Ich habe es nie verstanden, aber ich habe mich damit abgefunden. Ich habe es einfach akzeptiert, aber ich will das jetzt nicht mehr. So groß ist mein Wunsch nach Rache. Ich will mich dafür rächen, das sie mich damals ignoriert haben. Und nicht nur das. Sie haben mich auch verspottet, Immer wieder konnte ich ihre missachtenden Blick auf meiner Haut spüren. Sie fühlten sich, als wären sie besser als ich, auch wenn sie das nie zugaben.  

 

Gerade bin ich auf dem Rückweg. Ich habe vorhin beobachtet, wie die Antaro truppenweise den Bunker verlassen haben. Wenn ich jetzt zurück gehe, werde ich ein letztes Mal versuchen, sie zu überreden. Ich werde sie überreden, für ihr Recht zu kämpfen. Für ihre Heimat.  

Der Wind weht durch meine offenen Haare. Ich fliege auf meinem Luftwirbel zurück zum Berg. Wie ich auch das erste Mal herein gekommen bin, gehe ich wieder durch die Bergwand. Viele schauen mich immer noch verwundert an, wenn ich das mache. Obwohl ich das jedes Mal mache. Der Tunnel ist mir einfach zu eng und zu schmutzig. Da ich jetzt schon von den meisten Aufmerksamkeit habe, beginne ich mit einer überzeugenden Rede. 

 

"Ihr könnt euch sicher schon denken, wo ich war. Aber für die, die es nicht wissen: Ich war am Bunker. In unserer alten Heimat. Ihr müsst mir glauben, wenn ich euch sage, dass die Antaro sich zurückziehen. Sie verlassen den Bunker. Wenn ihr mir nicht glaub, überzeugt euch selbst davon! Kommt mit mir zum Bunker und wir können endlich unsere Heimat wieder zurück bekommen. Wir können endlich wieder um unsere Heimat kämpfen. Alles wird wieder wie früher. Wir können wieder nach Hause! 

Seit Wochen sind wir jetzt schon hier. Die Menschen haben schon angefangen, nach uns zu suchen. Je länger wir weg bleiben, desto schwerer wird es für uns, wieder in unser normales Leben zurück zu kehren. Wir haben jetzt die Chance, zurück zu kehren. Zurück nach Hause. Wie klingt das für euch?" 

 

Viele reagieren auf diese Rede mit gemischten Gefühlen, aber viele scheinen mir zuzustimmen. Und nur wenige sind komplett dagegen. Ich scheine sie größtenteils überzeugt zu haben. 

 

"Wie viele sollen deiner Meinung nach noch ihr Leben lassen?", fragt Adelaine. 

 

"Niemand wird hierbei sein Leben verlieren. Wir werden alle überleben! Gegen die wenigen Antaro haben wir eine gute Chance.", antworte ich. Immer mehr kann ich von meinem Plan begeistern. Nicht nur die Alten,  sondern auch die Kinder und Teenager.  

"Morgen früh werden wir aufbrechen. Um 9 Uhr treffen wir uns draußen!" rufe ich allen zu. Begeistert jubeln mir viele zu. Auf meinem Luftwirbel fliege ich zu einem Baum und setze mich hin. Wieder meditiere ich und versuche, wie ich es schon seit Wochen tue, wieder in diese Geisterwelt zu kommen. Einmal habe ich es geschafft, aber nicht lange. Ich schaffe es einfach nicht, wieder Kontakt zu Etta aufzunehmen. Ich muss sie auch nicht über meinen Plan in Kentniss setzen. Sobald wir die Antaro aus dem Bunker vertrieben haben, beginne ich mit einem Plan, um Etta zu befreien.

Als ich es fast schaffe, in die Geisterwelt zu kommen, Werde ich plötzlich zurück gezogen. Blitzschnell öffne ich die Augen und sehe, dass Luna neben mir steht. Böse funkele ich sie an. Ich habe es fast geschafft! Diese kleine Miststück hat es mir versaut!

"Was willst du?", fauche ich.

"Entschuldigung, ich wollte nur mit dir reden.", erklärt sie leicht erschrocken. Sie hat wohl nicht erwartet, dass ich so reagiere. Naja, heute schaffe ich es eh nicht mehr in die Geisterwelt, also schadet es nichts, mit Luna zu reden.

"Seit du wieder hier bist, haben wir kein einziges Mal richtig über das Geschehene geredet."

Ich nicke nur und starre auf die Wiese.

"Ich dachte, dass wir es schaffen. Doch dann wurde ich erwischt. Du hast mir mein Leben mit deinem Wundermittel gerettet. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich gestorben."

Wieder nicke ich nur und schaue sie nichteinmal mehr an.

"Was hast du an deinem Arm?", fragt sie mich, nachdem sie mich ausgiebig gemustert hat.

"Nichts."

"Du willst mir doch nicht sagen, dass das nichts ist!"

Verwundert schaue ich sie an und schaue dann auf die Wunde auf meinem Arm. Die Haut drum herum ist grün geworden. Auch Etta hat meine Wunde betrachtet, als ich sie das letzte Mal gesehen hat.

"Es ist nicht schlimm.", sage ich und wende mich wieder von mir ab. Luna versucht erneut mich anzusprechen, doch ich antworte ihr nicht und verschwinde wieder.

Nach einer Weile betrachte ich die wunde alleine. Es sieht wirklich schlimm aus. Der Schorf ist dunkelgrün und die Haut drumherum schimmert grün. Fast mein ganzer Arm ist davon betroffen. Langsam mache ich mit wirklich Sorgen. Aber vor den Anderen darf ich mir das nicht anmerken lassen. Ich nehme meinen langen Mantel um die Wunde zu verdecken. Dann lege ich mich ersteinmal hin, um zu schlafen. Für mogen muss ich ausgeruht sein.

Ich hoffe, dass alles gut geht und wir den Bunker wieder zurück bekommen.

 

***

Kapitel 37

 ***

 

"Mama!  Es ist so weit!", höre ich Stimme die  meiner Tochter. Mit Hilfe der kleinen Roboter gibt sie mir genaue Anweisungen, denen ich folge.  

Wie Othala es gesagt hat,  beginne ich damit,  die Fesseln zu lösen indem ich sie stark erhitze und dann wieder gefriere. Es dauert nicht lange, bis ich frei bin und die Antaro haben es noch immer nicht bemerkt. Ich gehe zur Türe und schaue durch ein kleines Fenster hinaus. Ich sehe nur eine Wache. Die erledige ich mit links! Die Türe öffne ich mit der selben Vorgehensweise, wie ich auch die Fesseln geöffnet habe. Gefrieren, erhitzen, gefrieren, erhitzen. Die Türe öffnet sich leicht. Der Antaro will gerade Verstärkung rufen, aber das weiß ich zu verhindern.  

Ein letztes Mal schaue ich ihn auf dem Boden an, wie er hilflos da liegt und verblutet. Ich schleife ihn in meine Zelle und lege ihn in die Ecke. Vorsichtig schleiche ich mich aus dem Zimmer heraus. Ich laufe den Weg, den Othala mir beschrieben hat.  

Ich laufe so lange gerade aus, bis ich zu einer Treppe komme. Diese gehe ich herauf. Oben gehe ich nach links und dann weiter gerade aus. Immer wieder muss ich mich vor den Antaro verstecken, von denen es hier nicht gerade wenige gibt. Ich warte, bis sie vorbei gegangen sind und folge weiter Othalas Wegbeschreibung. Die nächste rechts, dann zweimal links. Nach etwa zehn Minuten komme ich zum Hauptflur. Hier muss ich besonders aufpassen, denn hier sind die meisten Antaro. Ich muss eine Weile warten, bis niemand mehr im Flur ist. Zielstrebig gehe ich zum Kontrollraum und öffne vorsichtig die Türe. Zwei Antaro sitzen auf ihren Stühlen und beobachten gelangweilt die Videos der Überwachungsaufnahmen. Sie bemerken mich nicht. Auch nicht, als ich hinter ihnen stehe.  

Ich nutze den Überraschungseffekt und schlage ihre Köpfe gegen einander. Bewusstlos fallen sie ´von ihren Stühlen auf den Boden. Um sicherzugehen, dass sie nicht wieder aufwachen und Alarm auslösen, ziehe ich die Luft aus ihren Lungen. Für eine jahrelange Luftbändigerin, wie mich, ist es nicht schwer so etwas zu machen. Nachdem die beiden tot sind, gehe ich zum Kontrolltisch. Unzählige Knöpfe und Schalter sind darauf. Zum Glück sind sie alle Beschriftet. Naja, bei der geringe Intelligenz, die die Antaro haben, wäre es auch ein Wunder, wenn sie die Hebel ohne Beschriftungen auseinanderhalten könnten.  

Ich lese alle Beschriftungen und werde Fündig. 

Othala sagte, ich sollte nach dem Knopf mit der Aufschrift "Zb6/07" suchen. Ich sehe noch einmal zu den zwei Toten Antaro und drücke dann den Knopf. Im Augenwinkel sehe ich, wie einer der Überwachungsbildschirme an geht. Es sind einfache Zellen zu erkennen, dessen Türen sich öffnen. Jetzt geht es los. Ich habe nicht mehr viel Zeit, bis ich mich mit den Kindern treffen. Zügig verlasse ich den Raum und sehe mich um. Es sind keine Wachen im Flur, was mir das ganze um einiges erleichtert.  

Ich verlasse den Kontrollraum und verschließe vorsichtig die Türe. Dann gehe ich wieder zurück zur Treppe. Ich gehe sie langsam herunter und gehe dann in die entgegengesetzte Richtung, aus der, ich vorhin gekommen bin, als ich von meiner Zelle zum Kontrollraum gelaufen bin.  

Eine halbe Ewigkeit laufe ich durch endloslange Flure. Oft muss ich mich vor den Antaro verstecken. Wie gerne würde ich sie hier und jetzt für das, was sie meiner Tochter angetan haben, töten. Mit etwas Glück könnte ich es schaffen. Aber eine Kujosha handelt nur im äußersten Notfall alleine. Wenn es nur irgendwie möglich ist, kämpfen sie im Team. Und diese Chance habe ich. 

Nach etwa fünfzehn Minuten, erreiche ich eine große Türe. Mit all meiner Kraft öffne ich sie. Ich werde von dem hellen Licht der Sonne geblendet. Ich muss die Augen schließen und mich langsam daran gewöhnen. Es tut gut, die frische Luft einzuatmen. Den kalten Wind auf der Haut zu spüren. Einfach dieses Gefühl der Freiheit. Aber noch ist es nicht so weit. Ich sehe mich rasch zu allen Richtungen um. Niemand scheint hier zu sein. 

Schnell laufe ich um das Riesige Gebäude herum. Bis ich zu einem großen Lagerhaus komme.  "Zb6", steht auf dem großen Metalltor. Wie ich es Skye beigebracht habe, lasse ich  einen Strudel entstehen. Langsam und kontrolliert fliege ich auf das Dach des Lagerhauses. Als ich gerade auf über die Kante sehen kann, entdecke ich die Kinder, wie sie alle das stehen und sich nach mir umschauen. Kontrolliert lande ich auf dem Dach und sehe in die hoffnungsvollen, aber auch ängstlichen Gesichter der Kinder. Ich kann meine Freudentränen nicht mehr zurückhalten. Über 15 Jahre habe ich darauf gewartet, sie endlich zu befreien.  

ich sehe Greer, die Tochter meiner Nachbarin, oder Klara, die Tochter meiner besten Freundin. Und auch Kenna, Othalas damalige beste Freundin. Fast alle erkenne ich wieder. Doch ein Gesicht fehlt in der Runde.  

"Wo ist Othala? Wo ist meine Tochter?", rufe ich. Jeder schaut sich fragen um, aber Othala ist einfach nicht da. Plötzlich sehe ich, wie sich etwas an einem der Lüftungsschächte bewegt. Othala steigt verängstig aus dem Lüftung Schacht. Sie schaut niemanden an. Sie schaut nur auf den Boden. 

Ich will sie gerade fragen, was los ist, als ich sehe, wie ihr jemand folgt. Und es ist keine Kunaro. Nein, es ist ein Antaro. Ich bekomme kein Wort mehr heraus. Der hässlige Antaro nimmt seine Krallen und legt sie an den zarten Hals meiner kleinen Tochter. 

"Nanana, wen haben wir denn da?", frag der Antaro. "Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass wir euch so einfach gehen lassen, meine süße.  

"Othala ich bringe die hier weg, vertraue mir.", versuche ich meine kleine Tochter aufzumuntern. 

"Naja, ich würde keine Versprechen machen, die du nicht halten kannst. Sieh mal, du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du versuchst ihr zu helfen und tötest so alle anderen, oder du rettest die anderen, und wir behalten deine kleine Hier. Wenn ich ehrlich bin, gibt es noch eine dritte Möglichkeit. Du tötest euch alle, aber dazu müsstest du schon sehr dumm sein." 

Was soll ich nur tun? So wie es im Moment aussieht kann ich nichts machen. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet. Ich hätte sie alle retten können. Der Plan war so perfekt! Es hätte alles funktionieren müssen. Was ist nur schief gelaufen? Warum passiert das nur?  

Ich schließe meine Augen, um über meine weiteren Schritte nachzudenken. Ich halte den Atem an und versuche eine Lösung zu finden. Vergeblich. 

Ich öffne meine Augen und atme tief durch. Der Plan ist wohl gescheitert.

 

***

Kapitel 38

***

 

Jetzt stehe ich hier. Vor mir stehen die verlorenen Kinder, die darauf hoffen, dass ich sie alle rette und Othala, die von einem Antaro bedroht wird. Es ist Hoffnungslos. Es gibt keinen Weg, uns hier alle lebendig rauszubringen. Meine Augen habe ich geschlossen. 

Ich atme tief durch und öffne sie wieder. Und was ich jetzt sehe, kann ich kaum glauben.Hinter dem Antaro steht Aaron, in Menschengestalt. Mein Herz schlägt schneller, als ich sehe, wie Aaron ein Metallrohr in der Hand hält. Er holt damit aus und schlägt ihm gekonnt bewusstlos. Schnell renne ich zu Othala und schließe sie in meine Arme. Nach fünfzehn Jahren habe ich meine Tochter endlich wieder. Und jetzt bin ich bereit, mit ihr nach Hause zu gehen. Ich löse mich von ihr und sehe dann zu Aaron. 

"Wie ist der Plan?", frage ich.

"Jetzt verschwinden wir von hier.", sagt Othala und beginnt zu lächeln. "Lola, komm her."

Ich drehe mich zu den Kindern um und sehe, wie ein kleines Mädchen hervor tritt. Sie hat schwarze lange Haare. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich sie. Das ist das Mädchen, das ich damals im Wald getroffen habe.

"Mama, das ist Lola. Und Lola, du kennst meine Mutter ja bereits. Lola, du weißt, was zu tun ist."

Das kleine Mädchen nickt und setzt sich im Schneidersitz auf den Boden. Alle versammeln sich in einem Kreis um sie herum. Ich weiß nicht, was sie vor hat, aber ich hoffe das es funktioniert.

Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich sehe mich um und erblicke Antaro, die Das Gebäude umzingeln.

"Wir bekommen Besuch.", teile ich den anderen mit.

Othala reagiert sofort. "Kenna, Amelie, Melia, Alinda, Samantha, Miriam, geht nach Osten. Luisa, Klara, Merina, Sonja nach Norden. Elisa, Emily, Lara, Tamara, nach Westen. Und Anna, Jasmin, Lena und Jennifer, ihr geht an die Südseite. Ich, Etta und Aaron, beschützen Lola. Der Rest teilt sich auf. Wenn Lola stirbt, kommen wir nicht nach Hause. LOS!"

Da wir offensichtlich keine Zeit mehr haben, wiederspreche ich Othala nicht und eile, wie jeder andere auch, zu meinem Platz.  Von Süden greifen sie zuerst an. Doch die Kinder sind gut ausgebildet und lassen keinen einzigen Antaro vorbei. 

Jetzt beginnt es. Die Letzte Schlacht hat begonnen.

 

Einige Minuten lauschen wir dem Kampfgeschrei der Antaro. Ubd dann greifen alle vereint an. Wir stehen allen einen guten Meter von der Kante entfernt,  sodass wir die Antaro,  wenn sie oben ankommen,  direkt wieder runter schmeißen können, ohne dass wir selber runter fallen. Ich binbeeindruckt, wie viele der Kinder ihre Kräfte schon beherrschen. Und die,  die sie noch nicht beherrschen,  sind ausgezeichnete Kämpfer. 

Ich bin gerade damit beschäftigt, mit einem Antaro zu kämpfen,  als ich merke,  wie Othala ihren Rücken an meinen stellt und Seite an Seite mit mir kämpft. Abgesehen von unserer aktuellen Lage, ist es ein sehr gutes Gefühl, wieder mit meiner Tochter vereint zu sein. 

"Othala,  runter!",rufe ich ihr zu,  abwohl sie direkt hinter mir steht. Dann beginne ich mit den Armen ummich herum zu schwingen. Ich werde immer schneller und kurz darauf beginne ich auch, mich selbst im Kreis zu drehen. 

"Alle runter!",schreie ich aus ganzer Seele. Und als ob sie wüssten,  was ich vorhabe,  legen sich alle auf den Boden. Es kommt mir vor,  als wären wir ein eingespieltes Team,  das mam so leicht nicht auseinander reißen kann. 

Die Luftbarriere, die ich gerade erschaffe hat sich schon beinahe über das gesamte Dach ausgebreitet und als sie das andere Ende des daches erreicht hat,  sind alle Antaro vom Dach gefallen. Ich halte diese Barriere aufrecht,  da ich sehe,  dass jeder eine Pause braucht. Denn die Techniken der Kinder sund zwar gut,  aber es mangelt ihnen an Ausdauer und richtiger Kampferfahrung. 

"Geht es allen gut?", frage ich und jeder nickt. Dann sehe ich zu Lola,  die immer noch Seelenruhig auf dem Boden sitzt. 

"Wie lange wird sie noch brauchen?", frage ich Othala,  die mit denSchultern zuckt. 

"Nornalerweise schafft sie solche Teleportationen innerhalb einer Minute."

Das kann nichts gutes Bedeuten. Ich weiß,  dass Teleportation eine schwierige Angewohnheit ist und sie ist schon 10 Minuten weg.  Das kann nichts gutes bedeuten. 

Ich fordere alle auf,  die Kampfpositionen wieder einzunehmen und will gerade die Barriere auflösen, als ich sehe,  wie Lola die Augen öffnet. Othala sieht meine Besorgnis um das junge Mädchen ubd scbickt nich zu ihr. 

"Mit den paar Antaro werden wir alleine feritg. Kümnere dich um Lola. 

Ich folge ihrer Anweisung und gehe zu dem kleinen Mädchen. 

"Ich komme einfach nicht nach Kunaro. Irgendetwas schwächt meine Kräfte.", erklärt sie. Sofort wird mir klar,  warum. Das einzige Mal,  das ich erlebt habe,  das sich eine Teleportatin nicht weit weg teleportieren konnte,  war als Marla,  Lolas Mutter in die Nähe eines Kantaro gekommen ist. Sie sind die bessere Version  der Antaro. Sie sind stärker, schneller und tödlicher. Und sie können Kräfte schwächen. 

"Versuche und alle zum Pavillon zu teleportieren.", fordere ich sie auf. Das ist nicht so weit von hier entfernt,  wie Kunaro,  unser Heimatplanet,  aber es schafft sie aus der Reichweite des Kantaro. 

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, schließt sie wieder ihre Augen und beginnt zu meditieren. Ich gehe zu Othala und Aaron und kann beide gerade noch so vor einem überraschungsangriff retten,  der wahrscheinlich ihren Tod bedeutet hätte. 

"Sie haben einen Kantaro hier! Wir müssen schnellstens hier weg!", rufe ich beiden zu. 

'Sie schwächen oder unterdrücken Kräfte. Wenn sie dich verletzen,  stirbst du oder verwandelst dich in einen Kantaro. Sie sind extrem gefährlich!', teile ich den beiden mit hilfe des Kommunikationssystems von aaron mit. 

Othala schaut mich verängstigt an,  aber Arons Gesichtsausdruck kann ich nicht deuten. Ich erkenne einen Funken verwirrtheit. Aber aich Angst. Aber wovor? Hat er Angst vor dem Kantaro?  aber wie passt das mit der verwirrtheit zusammen? Hat er etwa gewusst,  dass sie einen Kantaro haben?  Ich weiß es im. moment nicht,  aber ich habr auch keine Zeit,  mich damit zu beschäftigen. Jetzt hat es ersteinmal Proirität,  den Kantaro zu finden und ihn zu eliminieren, oder ihn zumindest so lamge hinzuhalten, bis Lola uns hier weg gebracht hat. 

Ich kämpfe weiter gegen die Antaro, hindere sie daran,  auf das Dach zu steigen. Aich die anderen leisten gute Arbeit. Kein Antaro ist bisher nur ansatzweise in Lolas Nähe gekommen,  aber dass muss nichts heißen. Nur ein einziger muss es schaffen und wir sind alle aufgeschmissen. 

Plötzluch fährt mir ein Schauer über den rücken. Ich bekomme Gänsehaut, als ich den Schrillen schrei von einem der Mädchen höre.  Reflexartig drehe ich mich um. Einer der Antaro hat eines der Mädchen in seiner gewalt.  Er hebt seine Krallen an den Hals des verängstigten Kindes ich weiß nicht,  wie sie heißt,  aber sie ist eine Kunaro. Es ost meine Pflicht,  ihr zu helfen! Ich starte den Angriff um das Mädchen zu befreien. Erst als es bereits zu spät ist,  erkenne ich,  das es kein normaler Anrato ist,  den ich hier gerade Angreife. Er ist größer, als die anderen. Seine Haut ist viel dunkler. Es ist der Kantaro,  der das kleine Mädchen bedroht. 

 

***

 

Kapitel 39

 ***

 

Um Punkt neun Uhr stehen fast alle Halben vor dem Berg. Nur die alten und kleinen Kinder sind im Berg zurück geblieben, aber dennoch sind wir genug. Wir können die restlichen Antaro mit links besiegen. Ich bedanke mich bei allen,  dass sie gekommen sind und laufe voraus zum Bunker. Jeder hat seine Waffe dabei und folgt mir kampfbereit.  

Es kommt mir vor wie eine Halbe Ewigkeit,  als wir zum Bunker laufen. Es fällt mir zunehmend schwerer,  zu laufen, aber ich lasse mir nichts anmerken. Wen ich jetzt schwach werde, verlieren die Anderen das Vertrauen und kehren zurück zum Berg. Ich kann nicht zulassen, dass sie unseren Bunker komplett aufgeben, also kämpfe ich weiter.  

Kur, bevor wir am Bunker ankommen, bleibe ich stehen. 

"Es ist nicht mehr weit, bis zum Bunker. Wartet hier, ich gehe vor. In fünf Minuten folgt ihr mir. Ich werde die Antaro heraus locken und ihr werdet sie alle umbringen. Lasst keine Gnade walten! Sie haben es nicht verdient. Und vergesst nie, warum wir das alles tun! Wir holen uns unser zu Hause zurück!", erkläre ich. 

Ich drehe mich um und schwebe auf meinem Luftwirbel in die Richtung des Bunkers. Die Lichtung ist leer. Die Antaro haben wohl Überreste ihrer Kameraden, selbst weg geschafft. Ich gehe zur Treppe und steige sie vorsichtig herunter. Der ekelerregende und gleichzeitig auch Typische Gestank der Antaro dringt in meine Nase. Ich halte so lange wie es geht die Luft an um nicht diesen nach faulen Eiern riechenden Gestank einatmen zu müssen. Langsam steige ich die Treppe herunter. Ich kann die Antaro hören. Sie sind im Gemeinschaftsraum. Es sind nicht viele. Vorsichtig öffne ich die Türe und schaue durch einen schmalen Spalt. 

Ich zähle gerade einmal vierzig von ihnen. Wo ist nur der Rest? Ich verwerfe diese Frage wieder, denn damit kann ich mich im Moment nicht beschäftigen. 

Ich gehe vorsichtig zum Vorratsraum und hole aus dem hintersten Regal eine Flasche Alkohol. Dann suche ich nach einem Feuerzeug, dass ich auch ziemlich schnell finde. Das Feuerzeug packe ich in meine Tasche und den Alkohol behalte ich in meiner Hand. Dann fliege ich zur Treppe und beginne eine Alkoholspur von der Treppe bis zum Gemeinschaftsraum. Ich versuche sie so schmal, wie möglich zu halten, aber gleichzeitig dafür zu sorgen, dass sie an keiner Stelle unterbrochen ist. Dann öffne ich vorsichtig die Türe des Gemeinschaftsraums und schütte den gesamten Alkohol herein.  

Die Antaro bemerken meine Anwesenheit und geraten in Panik. Sie wollen mich angreifen, aber ich bin schneller, als sie. In Windeseile bin ich an der Treppe und lasse das Feuerzeug entflammen. Dann lasse ich es fallen und fliege die Treppe herauf. Eigentlich müsste ich eine unglaubliche Hitze spüren, aber ich spüre nichts. Ich weiß nicht warum, aber da ist kein Gefühl der Hitze, oder auch nur der Hauch eines Schmerzes. Ich ignoriere es und beeile mich, um möglichst schnell die Treppe herauf zu kommen.  

Die Antaro folgen mir, so wie es geplant war. Ich sehe, wie die anderen kampfbereit aus dem Wald auf die Lichtung treten. Ich entferne mich ein Stück weit vom Bunkereingang und drehe mich dann zur Bunkertüre. Ich mache mich kampfbereit und warte, bis die Ersten Antaro aus dem Bunker gekrochen kommen. Die Halben kommen von hinten, um mich zu unterstützen.  

Der erste Antaro, der aus dem Bunker kommt steht in Flammen. Gegen ihn müssen wir nicht kämpfen, denn er fällt direkt vor uns zu Boden. aber ihm folgen andere, und nicht alle brennen so stark wie er. Gemeinsam kämpfen wir gegen die Antaro. Es ist nicht wirklich schwer, da wir in der Überzahl sind und nicht alle Antaro gleichzeitig aus dem Bunker kommen. 

Auch ich erledige eine Menge der Antaro, aber ich merke wie meine Kraft nach und nach nachlässt. Unauffällig gehe ich zum Waldrand und stütze mich an einem Baum. Meine Sicht verschwimmt immer wieder. Ich lasse meinen Luftwirbel verschwinden und setze mich an den Baum. Plötzlich höre ich das Rascheln von Blättern hinter mir. Es hört sich an, als würde jemand über den mit Blättern übersähten Boden laufen. Ruckartig drehe ich mich um.  

Plötzlich bin ich wieder klar. Ich wirbele herum und treffe den Antaro so hart, dass er Augenblicklich ins stolpern gerät und zu Boden fällt. Ich bin so schnell, dass der Antaro keine Zeit zum reagieren hat. Auf meinem Luftwirbel fliege ich über ihm und sehe zu ihm herab. 

"Wo ist Etta?", frage ich ihn streng. Meine Stimme hört sich tiefer an, als sonst, aber das ignoriere ich. Der Antaro will nicht antworten, deswegen frage ich erneut. Doch wieder Antwortet er nicht. Stattdessen beginnt er zu lächeln. 

"Du hast keine Ahnung.", murmelt er. 

"Ich frage dich ein letztes Mal. Wenn du antwortest, wir dein Tod schnell und schmerzlos. Wenn nicht, dann wirst du leiden, wie du noch nie zuvor gelitten hast! Also, wo ist Etta?" Ich bin im Moment so unglaublich wütend. Ich weiß nicht, woher das gerade kommt, aber ich kann mich nicht mehr beherrschen. Der Antaro scheint zu merken, wie ernst es mir ist und beginnt zu reden. 

"Du bist zu spät. Sie will ausbrechen, aber das wird sie nicht schaffen. Wir haben eine Geheimwaffe, die sie alle vernichtet. Du kannst nichts tun!", erklärt er. Ich kann mich nicht mehr zusammen reißen und breche ihm kurzerhand das Genick. Ich muss jetzt erst einmal Etta retten.  

 

Ohne den anderen Bescheid zusagen, fliege ich auf meinem Luftwirbel davon. Ich sehe herunter, und schaue ein letztes Mal auf meine Freunde, die gerade dabei sind, die verdammten Antaro zu besiegen. 

Ich fliege in die Richtung des Antaro Lagers. Ich habe meiner Familie geholfen, den Bunker zurück zu erobern und jetzt rette ich Etta! 

Doch plötzlich lassen meine Kräfte nach. Aus etwa fünfzig Metern Höhe, falle ich unsanft zu Boden.  

Eigentlich müsste ich mir bei einem Sturz aus dieser Höhe sämtliche Knochen gebrochen habe, aber das habe ich nicht.  

 

Ich liege am Boden. Das letzte, an das ich mich erinnere ist, das ich geflogen bin und im Moment danach herunter gefallen bin. Ich stehe auf und versuche wieder los zu fliegen, aber es funktioniert nicht. Und plötzlich bemerke ich, das ich stehe. Ich stehe auf Beinen, aber es sind nicht meine. Sie sind dunkelgrün. Dunkler, als die, eines normalen Antaro. Was zur Hölle ist hier nur los? Ich sehe ein paar Meter von mir entfernt einen kleinen See und betrachte mein Spiegelbild im klaren Wasser. Wie zur Hölle sehe ich aus? Ich sehe aus, wie ein verdammter Antaro! Ich verstehe nicht, was hier los ist. Ich bin ein Antaro. Wie ist das möglich? 

 

Doch plötzlich fällt mir ein, was ich eigentlich wollte. Warum, ich eigentlich über den Wald geflogen bin: Ich muss Etta retten!

 

***

Kapitel 40

 ***

 

Ich stürme auf den Kantaro,  der gerade das kleine,  unschuldige Mädchen in seiner Gewalt hat zu. Meine Kräfte sind in der Nähe des Kantaro so stark geschwächt,  dass ich sie nicht verwenden kann. Ich greife ihn an den Beinen an und erwische einen seiner Nervenpunkte. Die einzige Schwachstelle bei einem Kantaro. Wenn man diese,  nicht mal ein Quadratzentimeter großen Punkte trifft, lähmt es seinen Körper für einige Sekunden. Nur so hat man den Hauch einer Chance, ihn zu besiegen.  

Ich treffe einen der Punkte an deinem rechten Bein und er lässt ungewollt das Mädchen los und gerät ins Stolpern. Das Mädchen rennt zu Lola. Das ist der wahrscheinlich sicherste Platz für sie. Der Kantaro kommt schneller als erwartet wieder zu sich und packt mich von hinten. Ich versuche,  mich von seinem Starken Griff zu befreien,  aber vergeblich. Er murmelt mir irgendetwas ins Ohr, aber ich verstehe es nicht. Seine spitzen Krallen drückt er fest in meinen Hals. Ich sehe alle Kinder an und weiß:  

Wenn ich mich Opfern muss,  um all die unschuldigen Kinder zu retten,  dann muss es so sein.  

Plötzlich steht Lola auf und schaut sich verwirrt. Während sie meditiert hat,  hatte sie ihre Umgebung komplett ausgeblendet.  

"Othala,  geh mit den anderen!  Lass dich von Lola fort bringen!", rufe ich meiner kleinen,  verängstigten Tochter zu. Ich akzeptiere, dass ich alleine keine Chance gegen den Antaro habe. 

Othala sieht mich mit Tränen in den Augen an. Endlich haben wir einander wieder gefunden und jetzt müssen wir uns schon wieder trennen. Aber wenn ich es machen muss,  um die anderen zu retten, dann wird es so sein!  

Erst nach mehrmaligem auffordern, folgt Othala meiner Anweisung, mit Lola und den anderen zu fliehen. Sie stellt sich zu den anderen, die sich alle an den Händen halten und schaut mich traurig an. Es bricht mir das Herz, sie schon wieder zu verlieren, aber es geht nicht anders. 

Lola sammelt all ihre Energie, um alle weg zu bringen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis alle verschwunden sind. Ich schließe die Augen. Der Kantaro hält die anderen zurück. Sie wissen, dass sie die Kinder nicht länger hier behalten können, also behalten sie mich. Ich versuche ruhig zu bleiben, meine Tränen zu unterdrücken, damit die Antaro nicht sehen, welche Angst ich vor ihnen habe. Doch ich schaffe es einfach nicht. Ich lasse meinen Tränen freien lauf, was auch verständlich ist, wenn man bedenkt, dass ich meine Tochter diese Mal wahrscheinlich für immer verlieren werde. 

 

Plötzlich höre ich einen schrillen Schrei. Noch bevor ich die Augen aufreißen kann, spüre ich die Krallen des Kantaro nicht mehr an meinem Hals. Nicht einmal eine Sekunde später habe ich meine Augen offen, aber trotzdem brauche ich noch etwas Zeit um zu realisieren, was hier gerade vor sich geht. Der Kantaro wird von einem anderen Kantaro angegriffen. Sie liegen beide auf dem Boden und ringen miteinander. Sie sind so schnell, dass ich den Kampfverlauf kaum mitverfolgen kann. So etwas habe ich noch nie gesehen. Wer ist bloß dieser andere Kantaro? 

"Mama, komm her!", ruft Othala mir zu. Schnell renne ich zu ihr, doch einer der Kantaro reißt mir die Beine unter den Füßen weg und ich gerate ins stolpern. Der andere Kantaro zieht den bösen von mir weg und verpasst ihm ein paar Schläge auf seine Nervenpunkte. Er scheint genau zu wissen, wo sie liegen.  

Schnell versuche ich wieder aufzustehen und renne zu Othala. Ich schließe meine kleine Tochter in die Arme. Aber eines muss ich noch erledigen, bevor ich mit den Kindern fliehen kann. 

Es ist beinahe zu spät, als ich erkenne, wer der Kantaro ist.Ich hätte es schon früher wissen müssen. Schon als ich Skye in der Geisterwelt getroffen habe und ihren Arm gesehen habe. 

"Skye, komm her! Schnell!", schreie ich. Sie schaut mich verwirrt an und der böse Kantaro nutzt seine Gelegenheit und stürzt sich auf Skye. 

Ängstlich schaue ich mich um.  Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, doch Othala scheint es zu wissen. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, rennt sie auf die beiden Kantaro zu und stürzt sich auf den bösen. Sie drückt ihn mit Hilfe ihrer Luftbändigerfähigkeiten zu Boden. Er kann sich nicht wehren. Ich verstehe nicht, wie das möglich sein kann. Selbst meine Kräfte sind in der Nähe des Kantaro geschwächt. Wie macht sie das bloß? 

Sie sieht mich kurz, aber entschlossen an. In ihrem Gesicht erkenne ich ihren Beschützerinstinkt, den sie von mir geerbt haben muss. Ich habe keine Ahnung, was Othala vor hat, aber sie scheint einen genauen Plan zu haben, was sie als nächstes tun muss. Mit der rechten Hand hält sie den Kantaro auf dem Boden. Sie befiehlt Skye, zu mir zu rennen. Dann wirbelt sie ihre linke Hand über ihren Kopf herum. Ein starker Wind weht, sodass die Blätter der Bäume das Rascheln beginnen. Ich höre das plätschern riesiger Wassermengen. Die Erde beginnt zu beben. Und plötzlich beginne ich eine unglaubliche Hitze zu spüren. Ich schaue mich um. Zuerst sehe ich riesige Wassermengen,  die aus dem Osten kommen. Dann spüre ich einen starken wind aus dem Westen. Im Norden öffnet sich der Boden und riesige erdbocken fliegen auf uns zu. Ich spüre die kleinen Beben,  die durch das herausreißen der Brocken aus der Erde ausgelöst werden.  

Alle drei Dinge lässt Othala über sich kreisen. Ein riesiger Strudel entsteht. Dann dreht sie ich langsam nach Süden. Jeder hat Angst davor,  ws sie als nächstes tut. Als ich in ihre Augen blick,  ist jede Farbe aus ihnen gewichen. Sie sind komplett weiß. Als ich bemerke,  das Blut aus ihrer Nase und ihren Augen läuft, will ich zu ihr rennen, aber Lola hält mich zurück. Ich seue sie verwirrt an und dann schnell wieder zu meiner kleinen Tochter. So etwas habe ich noch nie gesehen! 

 

***

Kapitel 41

 ***

 

Wie bin ich nur hier her gekommen?  Alles ist komplett aus dem Ruder gelaufen. Mein Auftrag war es, auf die Erde zu kommen, meine Tochter und die anderen verlorenen Kinder zu retten, die von den Antaro entführt wurden, zu finden und wieder nach Hause zu bringen. Und jetzt habe ich es nach 15 Jahren endlich geschafft, sie zu finden. Doch ich muss feststellen, dass mein kleines Mädchen gar nicht mehr so klein ist. Sie ist die stärkste Bändigerin, die ich je gesehen habe. Nur wenige Kunaro, die ich kenne, sind in der Lagen zwei Elemente gleichzeitig zu bändigen, die wenigsten beherrschen drei. Doch was Othala gerade macht, ist einfach unglaublich. 

Sie bändigt Luft, Wasser und Erde gleichzeitig, und das, obwohl sie noch so jung ist. Und vor allem schafft sie das alles mit einer Hand, während sie mit der anderen Hand die Luft so bändigt, das der Kantaro, der uns alle bedroht, zu Boden gedrückt wird. Ich verstehe immer noch nicht, wie sie es schafft, in der Nähe des Kantaro zu bändigen. Meine Kräfte sind in seiner Nähe schon stark geschwächt und ich bin eine der stärksten Bändigerinnen von ganz Kunaro. 

Plötzlich beginnt Othala laut zu kreischen. Ein unglaublich schriller Ton hallt in meinen Ohren wieder und bereitet mir furchtbare Kopfschmerzen. Jeder hält sich die Ohren zu und das, was ich gerade sehe ist noch unglaublicher, als das was ich bisher schon gesehen habe. 

Die Luft um den riesigen Wirbel aus Luft, Erde und Wasser, beginnt Feuer zu fangen. Ich traue meinen Augen nicht, als ich sehe, was sie vor hat. Sie lässt die untere Spitze des Wirbelsturms direkt auf die Stirn des Kantaro fliegen. Der Kantaro schreit kurz auf und sackt kurz darauf leblos auf den Boden.  

Die Antaro, die um dem Haus herum gewartet haben umd hinauf zu klettern, sind mittlerweile alle geflüchtet und die, die wenigen, die beriets auf dem Dach waren sind heruntergeklettert und haben ebenfalls das Weite gesucht. 

Ich zögere kurz und renne dann zu Othala. Ich schaue ihr in die Augen, die sich wieder Kastanienbraun gefärbt haben. Dann schließe ich sie fest in meine Arme. Ich drücke sie so fest an mich, wie es nur irgendwie möglich ist. Jetzt lasse ich sie nie wieder los! Sie wird für immer bei mir bleiben. Für immer! 

Plötzlich holt der Kantaro tieft Luft, aber als ich ihn ansehe, sieht er nicht mehr aus, wie vorher. Ein blonder Junge liegt an der Stelle, an der der Kantaro zuvor lag.  

"Was hast du gerade gemacht? Wie hast du das gemacht?", frage ich sie verwirrt. 

Sie lächelt mich an. "Aaron hat mir etwas beigebracht. Den Rest habe ich nicht kontrolliert, es ist einfach geschehen.", antwortet sie. "Mama, das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich will jetzt nicht reden. Ich will jetzt einfach nur nach Hause." 

Ich nicke verständnisvoll und sehe die verlorenen Kinder an. Und dann blicke ich zu Skye. 

"Es war der Kratzer des Kantaro.", sage ich. "Deswegen hast du dich verwandelt. Aber Es gibt Wege, diese Verwandlung Rückgängig zu machen.", erkläre ich ihr. 

"Nein danke.", sagt sie mit einem lächeln im Gesicht. "Ich habe Beine. Das ist alles, was ich je wollte.", sagt sie. Ich lächele se an, denn ich kann sie verstehen. An ihrer Stelle hätte ich mich wahrscheinlich genau so entschieden. 

"Du hast mich gerettet, ich Schulde dir etwas.", sage ich. Skye schaut kurz auf den Boden. 

"Da gibt es tatsächlich etwas, das du für mich tun kannst.", murmelt sie so undeutlich vor sich hin, sodass ich sie kaum verstehe. 

Ich schaue sie fragend an. 

"Wir leben hier im Wald versteckt. Es sind nicht mehr viele von uns. Wir sind hier auf der Erde bedroht. wir verstecken und vor den Menschen, Tag für Tag und wir wollen doch einfach nur..." 

"Ihr könnt mit nach Kunaro kommen.", unterbreche ich sie. Dann wende ich mich den Kindern zu, sie mich alle verängstigt ansehen. 

"Ich verstehe, dass ihr alle nach Hause wollt. Aber es gibt hier noch andere, die so sind, wie wir. Wir müssen ihren die Chance geben, mit uns zu kommen. Sie haben mir viel geholfen. Ich bitte euch, helft mir, die Halben mit nach Kunaro zu nehmen." 

Alle Kinder nicken verständnisvoll.  

"Othala, helfe mir mal." Othala kommt zu mir, an die Dachkante und wir heben gemeinsam die Erde an, sodass jeder Platz darauf hat. Die Kinder folgen meiner Anweisung und stellen sich auf den Erdblock. Der einzige, der sich nicht von der Stelle bewegt, ist Aaron.   

"Kommst du?", frage ich ihn mit einem lächeln auf dem Gesicht. Er schau mich verwirrt an.  

"Im ernst?" 

"Du hast meiner Tochter, den verlorenen Kindern und auch mir das Leben gerettet. Da ist es wohl das mindeste,  das ich dir anbiete, mit nach Kunaro zu kommen." 

"Wenn du meinst." mit schnellem Schritt kommt er auf uns zu und stellt sich auf den Vorsprung aus Erde. Langsam lassen Othala und ich den Erdblock wie eine Art Aufzug nach unten fahren. Dann beginnen wor unseren Marsch in die Richtung des Berges. Ich gehe mit Skye und Othala voraus und Aaron schaut,  dass aich alle Kinder mitkommen.  

Othala halte ich die ganze Zeit fest in meinem Arm. Ich bin so unglaublich glücklich, sie endlich hier,  bei mir zu haben.  

"Wie geht es den anderen?", frage ich Skye.  

"Denen geht es gut. Wir haben den Bunker zurück. Die Antaro haben sich von dort zurück gezogen. Aber gerade müssten sie wieder alle am Berg sein.", sagt sie mit einem Lächeln.  Sie freuen sich bestimmt, dich wieder zu sehen." 

"Ich freue mich auch,  sie wieder zu sehen. Und dann gehen wir alle nach Hause." 

Das ist einer der besten Momente meines gesamten Lebens. Ich habe meine Tochter endlich wieder und kann mit ihr nach Hause gehen. 

 

 

***

Kapitel 42

 ***

 

Es dauert nicht lange, bis wir alle am Berg sind. Ich bitte die Kinder und Aaron draußen zu warten und gehe hinein. Als die Kinder mich sehen, rennen sie alle auf mich zu und umarmen mich. Auch dir Alten begrüßen mich mit einer Umarmung. Ich würde ihnen gerne alles erklären, aber dafür ist keine Zeit.  

 

"Ich werde all eure Fragen beantworten. Aber nicht jetzt. Draußen warten die verlorenen Kinder darauf,  endlich wieder nach Hause zu kommen. Und ich biete euch an,  mit uns zu kommen. In eine Welt,  in der jeder ist, wie wir. Eine Welt, in der wir uns nicht verstecken müssen." 

Alle jubeln mir zu. Alle außer Angela, die älteste der überlebenden.   

"Ich komme nicht mit." ,verkündet sie. Jeder schaut sie verwirrt an.  

"Ich bin hier auf der Erde aufgewachsen,  ich wurde hier geboren. Hier will ich auch sterben. Ich bin zu alt für Abenteuer,  die letzten Wochen haben mir mehr als gereicht.", sagt sie.  

Ich lächele sie an und umarme sie.  

Ich verlasse den Berg durch die Wand,  der Rest kriecht langsam durch den schmalen Gang.  

"Lola,  du musst uns in den Palast bringen. Zimmer 342. Dort sind wir sicher." 

Lola nickt und beginnt wieder zu meditieren. Wir warten,  bis die Halben alle aus dem Berg gekommen sind und bis Lola eine stabile Verbindung erschaffen hat.  

 

"Bist du sicher,  dass ich mit kann?", fragt Aaron.  

"Ja. Natürlich. Nur solltest du vorerst deine Menschengestalt beibehalten." 

"Danke." 

"Nein,  ich habe zu danken! Ohne dich wären wir immer noch gefangen. Du hast uns alle gerettet!" 

Aaron lächelt verlegen.  

 

"Etta, wir können los.", sagt Lola, die gerade auf mich zu kommt.  

"Dann lasst uns nach Hause gehen!" 

Ich nehme Aarons Hand und gehe mit ihm zu den Kindern und den Halben.  

"Haltet euch alle an mir oder an jemandem,  der mich berührt fest.", fordert Lola uns alle auf Jeder folgt ihrer Anweisung.  

"Und jetzt schließt die Augen und denkt an Kunaro. An unseren Heimatplaneten!" 

Lola, die in der Mitte des Kreises steht,  der sich gebildet hat schließt ebenfalls ihre Augen. Dann hebt sie langsam ihre Arme und streckt sie zum Himmel hinauf.  

 

Plötzlich fühle ich mich schwerelos. Ich versuche die Augen zu öffnen,  doch alles bleibt schwarz. Ich spüre Aarons und Othalas Hand nicht mehr,  dir ich gerade eben doch mich so fest gehalten habe.  

Nur wenige Sekunden später stehe ich wieder auf festem Boden. Nur ist dieser nicht so uneben, wie der Waldboden. Nein,  er ist flach und hart. Ich öffne meine Augen und weiß sofort,  wo ich bin.  

Zimmer 342  

Ich bin im Kunaropalast. Ich habe es geschafft! Wir haben es geschafft!  Wir sind zu Hause! Ich umarme meine Tochter so fest wie ich kann. Doch irgendetwas fühlt sich komisch an. Und jetzt fällt es mir wieder ein:  

Als ich in der Geisterwelt war und mit der Königin gesprochen habe,  war sie gerade dabei gegen die Antaro zu kämpfen. Aber das ist doch schon eine ganze Weile her, oder?  

 

Langsam öffne ich die hölzerne Zimmertüre. Aber nur einen kleinen Spalt,  sodass ich vorsichtig in den Flur schauen kann. Der Gang ist leer. Ich drehe mich zu Othala um. Sie lächelt mich an. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.  

"Kenna, Merina, Tamara und Lena, kommt her.", sagt sie.  

"Wir gehen jetzt raus und machen und sehen nach, was da draußen vor sich geht. Der Rest bleibt hier. Ihr geht nicht aus dem Zimmer! Falls Feine versuchen hier einzudringen, haltet sie draußen, aber geht aus keinen Fall raus.", dann wendet sie sich an Aaron und mich. "Kannst du hierbleiben, Aaron? Mama uns den Weg zeigen. Ich kenne mich hier nicht mehr do gut aus." 

Meine kleine Tochter ist so selbstbewusst  und verantwortungsvoll. Aaron nickt, als Zeichen  dass er hier bleibt. Dann öffnet Othala die Türe und Kenna, Merina, Tamara, Lena und ich verlassen nacheinander den Raum.  

Ich führe die Kinder durch das Labyrinth der Gänge hier im Palast. Je näher wir den Eingangshallen kommen, desto deutlicher ist das schrille Schreien der Antaro wahrnehmbar.  

Kurz bevor wir die Eingangshallen erreichen, hebt Othala die Hand und alle bleiben stehen. Wir bilden einen Kreis.  

"Mädels, ihr wisst was ich vorhabe. Meine Kräfte sind wieder komplett zurück. Ich kann es schaffen.", sagt Othala ruhig. Die Anderen nicken. Ich bin hier die Einzige, die überhaupt keine Ahnung hat, um was es geht. Othala geht zu einem kleinen Fenster und sieht hinaus. Auch ich sehe nach draußen.  

Vor dem Palast liegt ein riesiges Schlachtfeld. Antaro gegen Kunaro. Und die Kunaro sind dabei zu verlieren. Wie ist das nur möglich? Eigentlich sind die Kunaro stärker, als die Antaro. Erst auf den zweiten Blick fällt mir auf,  das niemand bändigt.  

"Der Karantor.", sagt Othala. "Er blockiert alle Fähigkeiten. Außer meine." 

Ich schaue meine Tochter verwirrt an. "Wie sieht der Plan aus?", frag ich sie.  

"Es dauert zu lange, die alles zu erklären Mama. Wir müssen irgendwie vom Schloss wegkommen. Mindestens 100 Meter. Dabei musst du uns helfen. Und dann musst du uns die Antaro für ein paar Sekunden vom Leib halten.", erklärt sie.  

Ich weiß zwar nicht, was sie vor hat, aber ich vertraue ihr. Sie ist schließlich meine Tochter. Mein eigen Fleisch und Blut.  

Wir eile die riesige Treppen herunter und sind nun in den Eingangshallen. Durch die riesigen Türen, die beinahe dreimal so hoch sind, wie ich, wagen wir uns auf das Schlachtfeld. Direkt am Schloss stehen nur Kunaro und Kujoshas. Jeder trägt seine Kampfkleidung, weswegen wir in unserer Erdkleiding auffallen. Doch wir ignorieren die anderen und laufen auf die Antaro zu. Als eine der besten Kujoshas besiege ich die ersten Antaro mit links. Auch die Kinder helfen, die Antaro außer Gefecht zu setzen, sodass wir schnellst möglich vom Palast weg kommen, damit Othala ihren mysteriösen Plan in die Tat umsetzen kann.  

 

***

Kapitel 43

 ***

 

In Mitten der Antaro kämpfen wir alle um unser überleben. Jeder hier auf dem Schlachtfeld weiß, dass eine falsche Bewegung, ein unaufmerksamer Moment, den Tot bedeuten kann. Also kämpfe ich, versuche die Antaro so gut es geht von den Kindern fernzuhalten. Othala steht in der Mitte und Kenna, Tamara, Merina und Lena stehen um sie herum und legen jeweils ihre rechte Hand auf Othalas Schultern. Es fällt mir schwer, die Antaro von ihnen fernzuhalten, da sie von allen Seiten kommen. Aber Aria, eine  Kujosha und sehr gute Freundin von mir hilft mir dabei. Doch auch zu zweit ist es keine leichte Aufgabe sie Antaro fernzuhalten. Ich muss gegen mehrere Antaro gleichzeitig kämpfen und dass ohne meine Kräfte. Durch meine Gelenkigkeit habe ich einen kleinem Vorteil, aber die Antaro sind mir kraftmäßig überlegen.  

Nur mit einem Schwert bewaffnet, das ich kurz zuvor auf dem Boden gefunden habe, bekämpfe ich diese wiederwertigen Biester.  

Doch plötzlich verspüre ich den Drang, mich auf den Boden zu legen. Ich versuche dagegen anzukämpfen, doch es geht nicht. Doch ich bin nicht die einzige, die die diesen Drang verspürt. Alle Kunaro legen sich gleichzeitig auf den Boden. Keinen Augenblick später werde ich Zeugin von Othalas unglaublicher Kraft. Die Kinder haben eine Pyramide mit Othala an der Spitze gebildet. Und das wohlbemerkt innerhalt weniger Sekunden. Und als wäre dass nicht schon atemberaubend genug,  beginnt Othala sich um ihre eigene Achse zu drehen. Wie gerade eben auf den Dach des Lagerhauses der Antaro,  fliegen Wassermassen herbei und Erdbrocken kommen hinzu. Und dann noch Luft. Und Feuer. Es ist einfach unglaublich. Und plötzlich fallen die wiederwertigen Antaro leblos zu Boden. Ich sehe mich um. Sehe wie jeder au dem Boden liegt und wie sich die Kunaro, meine Freunde und Familie langsam, wieder erheben.  

Dann schaue ich zu Othala. Doch ich brauche einige Sekunden um zu realisieren, dass es immer noch meine Tochter ist, die auf der Pyramide steht. Ihre sowieso schon sehr helle Haut ist schneeweiß. Ihre kleinen süßen Sommersprossen sind verschwunden. Ihre wilde rote Mähne hat sich in prachtvolles, weißes langes Haar verwandelt, dass wie Wasser ihren Rücken herunter fließt. Das einzige, das. Sich nicht verändert hat sind ihre bezaubernden kastanienbraunen Augen.  

Doch nicht nur Othala hat sich verwandelt. Auch Kenna, Merina, Tamara und Lena haben lange weiße Haare. Und auch  ihre Haut ist deutlich heller geworden.  

Plötzlich höre ich klatsch Geräusche. Es werden immer mehr. Auch jubelschreie sind hin und wieder zu hören. Ich sehe mich um. Alle Kunaros applaudieren. Doch als ich mich wieder zu Othala drehe ist sie verschwunden. Panisch sehe ich mich um. Habe uch sie etwa wieder verloren?  

Doch dann erblicke ich sie in der nächsten Sekunde in den Eingangshallen. Hinter ihr die anderen verlorenen Kinder. In mitten der jubelndem Kunaro bildet sich ein Gang, der von Kenna, Merina, Tamara und Lena direkt zu Othala führt. Mit gemäßigtem Tempo gehe ich auf meine kleine Tochter zu. Die anderen vier Folgen mir. Wir haben Othala und die anderen fast erreicht, als ich plötzlich einen lauten Schrei höre. Noch bevor ich reagieren kann hat jemand einen Wasserstrahl direkt auf Skye gelenkt, die immer noch die Gestalt eines Antaro hat. Doch kurz bevor der Strahl Skye trifft, fällt er zu Boden. Jetzt erst bemerke ich, dass Othala ihn aufgehalten hat. Sie hat Skye, die wie angewurzelt da steht, das Leben gerettet.  

 

Ich steige die kleine Treppe, die aus gerade einmal vier Stufen besteht hinauf und drehe mich zu den Kunaro.  

"Habt keine Angst!", rufe ich. Dann winke ich Skye zu mir, die ängstlich zu mir kommt.  

"Das hier ist keine Freundin Skye.", erkläre ich. Dann flüstere ich ihr ins Ohr, dass sie sich verwandeln soll, was sie auch macht. Es dauert nicht lange, bis sie sie sicher auf ihrem Luftwirbel steht.  

"Sie wurde von einem Kantaro gekratzt und hat sich verwandelt. Da sie in ihrer menschlichen Gestalt keine Beine hat, hat sie ihre Kantarogestalt beibehalten. Ich bitte euch  herzlich, es zu akzeptiere." 

"Das werden wir. Sie ist hier herzlich Willkommen.", höre ich eine Stimme aus der Menge. Ich weiß sofort, wer gerade gesprochen hat. Es war die Königin. Langsam tritt sie hervor.  

"Ihr könnt euch alle noch daran erinnern, was vor fünfzehn Jahren passiert ist.", beginnt sie.  

"Als die Antaro das letzte Mal angriffen und die Kinder entführt haben." sie macht eine kurze Pause.  

"Etta hat sie zurück gebracht. Ihr habt uns das Leben gerettet! Aber ich sehe, es sind nicht nur die Kinder, die mit dir zurück gekommen sind Etta." 

"Ja, das stimmt. Ich hatte Hilfe um die verlorenen Kinder zu retten. Sie sind halb menschlich, halb Kunaro. Die meisten von ihnen haben Fähigkeiten. Sie mussten sich auf der Erde verstecken. Sie wurden on den Antaro, die auf der Erde sind, bedroht. Sie haben mich begleitet. Ich sah es als meine Pflicht ihnen zu helfen, da sie in ihrer ehemaligen Heimat nicht sicher sind.", sage ich.  

Jeder jubelt mir zu.  

"Deine Freunde sind hier ebenfalls herzlich Willkommen.", sagt die Königin.  

Ich gehe zu Othala und nehme sie in keinen Arm. Vom Aussehen mag sie sich zwar verändert haben, aber ich spüre immer doch die gleiche Wärme, wenn sie mich umarmt.  

Das ist der beste Tag in meinem Leben. 

 

Es dauert ein paar Tage, bis alle wieder einen gewohnten Tagesablauf haben. Die Halben leben in einer kleinen Siedlung die etwas weiter weg vom Palast liegt. Ich wohne mit Othala und den anderem verlorenen Kindern und deren Müttern im Palast. Auch Aaron lebt mit im Palast. Sein Zimmer ist direkt neben meinem. Er ist einer der Techniker und Forscher und hilft Medizin oder Waffen gegen die Antaro zu entwickeln.  

Alles läuft perfekt, aber das Wichtigste ist, dass ich endlich meine geliebte Tochter wieder habe! 

 

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Tag der Veröffentlichung: 16.03.2015

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