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Auf der Heidecksburg

Berthold Rein

Auf der Heidecksburg

 

 

Auf der Heidecksburg

Vorwort

Frühgeschichte der Burg

Katharina die Heldenmütige 1509–1567

Amilie Juliane die Liederdichterin 1637–1706

Rokokozeit auf der Heidecksburg

Empirezeit auf der Heidecksburg

 

Heidecksburg

Vorwort

 

Vorwort

Wissenschaftlich oder künstlerisch aufmerksame Besucher von nah und fern stellen nicht selten Fragen nach Personen, Örtlichkeiten, Geschichts- oder Kunstdenkmälern auf der Heidecksburg. Die Heimatkunde vermochte bisher wohl allgemeine Auskunft zu erteilen, das Schloß mit seinen geistigen Beziehungen war aber doch nur wenig in der Öffentlichkeit bekannt geworden.

Wenn auch die Fürstin Elisabeth zur Lippe bei ihren Lieblingsstudien in Familien- und Kunstgeschichte vieles festgestellt hatte, so ging das doch nur selten über die Zeiten ihrer persönlichen Erinnerungen zurück. Mehreren Hofbeamten hatten die Pflichten ihres Dienstes nahegelegt, sich um die historische Bedeutung einzelner der ihrer Obhut anvertrauten Schätze zu bekümmern. Dankbar erkenne ich diese Vorarbeiten an.

Seit mir die Aufgabe zufiel, zuerst im Auftrag der Güntherstiftung und dann im Dienst der Thüringischen Regierung, die Sammlungen der Heidecksburg zu beaufsichtigen und an ihrer Erhaltung zu tun, was unter den trüben Verhältnissen der Gegenwart möglich ist, trafen oft Anfragen von wissenschaftlichen Anstalten, Kunstvereinen und Gelehrten aus dem In- und Auslande ein, die ohne genauere Kenntnis der Archivakten nicht zu beantworten waren. Deshalb war es nötig, planmäßig zunächst im Staatsarchiv alles zu suchen, was Aufschluß über die Kunstwerke geben konnte, dann aber auch in Verbindung mit der Verwaltung anderer Schlösser und Archive zu treten. So ist es jetzt zum Beispiel möglich, von dem Ende des sechzehnten bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts 56 Maler zu unterscheiden, deren Werke vorhanden waren oder sind und in Beziehung zur thüringischen oder auch deutschen Kunstgeschichte stehen. Mit Architektur, Bildhauerei und Kunstgewerbe verhält es sich ähnlich.

Aus dem, was von den Ergebnissen dieser Arbeit zunächst vielleicht die Aufmerksamkeit eines größeren Leserkreises erwarten kann, lege ich hiermit eine kleine Auswahl vor.

Daß mich dabei Liebe zur Heimat geleitet hat, hoffe ich nicht besonders versichern zu müssen. Aus der Bekanntschaft mit der Vergangenheit kann für die Zukunft treue Erinnerung hervorgehen.

Der Verwaltung des Staatsarchivs bin ich für nie ermüdende Geduld und dem Greifenverlag für unbekümmerten Wagemut zu großem Danke verpflichtet.

Rudolstadt, Ostern 1926.

Dr. Berthold Rein.

Frühgeschichte der Burg

 

Frühgeschichte der Burg

Im Jahre 640 gründete der Herzog Rudolf von Thüringen auf einem felsigen Berge das Haus Rudolstadt. So behauptet die Sage.

Eine Urkunde aus dem Anfang des neunten Jahrhunderts verzeichnet unter den Gütern des Klosters Hersfeld den Ort Rudolstadt und meldet, daß dort auch Slawen wohnen.

Den unstet wandernden Viehzüchtern der sorbischen Stämme war an der Saale Halt geboten worden. Einzelnen von ihnen, die sich zu seßhaftem Leben entschlossen, räumten die deutschen Ackerbauer Wohnplätze neben ihren eigenen Gütern ein, wo sie als Viehknechte gute Dienste leisteten.

Eine lange Burgenkette von Eichicht bis Naumburg sicherte die Grenze, Burgvögte sorgten für Ordnung ringsum und erweiterten ihre Gebiete allmählich ostwärts über die Saale. Das feste Haus Rudolstadt lag dem Waldland der Heide gegenüber und mag davon seinen Namen empfangen haben.

In der Zeit um 900 vermachte ein Rudolstädter namens Bikko dem Kloster Fulda eine Schenkung, vermutlich das Fischerstal im Norden des Hains, das noch im achtzehnten Jahrhundert das Fuldental heißt.

 

Urkunden des dreizehnten Jahrhunderts nennen als Zeugen für Verträge drei Pfarrer, Bruno, Heinrich und Hermann, von Radolvestat. Die Umgegend war bereits reich besiedelt, wie die vielen Dorfnamen im Tal und auf den Nachbarhöhen beweisen.

Aus Burgvögten, die ihren Amtssitz auf den festen Häusern hatten, wurden allmählich erbliche Burgherren als Lehensleute höherer Machthaber, der Thüringer Landgrafen. Da Geldverkehr im Mittelalter spärlich war, traten bei Unternehmungen, die größere Summen erforderten, Verpfändungen oder Verkäufe auf Wiederkauf von Landbesitz ein, und so hören wir, daß auch Haus und Stadt Rudolstadt wiederholt aus einer Hand in die andere gingen.

Am 29. November 1264 überließ der Graf Hermann von Orlamünde dem Erzbischof Ruprecht von Magdeburg sein gesamtes Eigentum, dabei auch Rudolstadt mit zwei Schlössern. Diese, das »niedere« und das »hohe« Haus, wechselten nach der Zeit mehrfach ihre Besitzer aus den Reihen der Orlamünder und der Schwarzburger Grafen, die benachbart und untereinander verschwägert waren.

Die Schwarzburger Günther und Heinrich gaben am 20. Februar 1306 Rudolstadt, das niedere Haus und alles, was dazu gehörte, für neuntehalbhundert Mark dem Orlamünder Otto in Zahlung. Aber schon am 21. Januar 1334 gingen das obere und das untere Haus samt den damit verbundenen Stadtteilen in die Verwaltung Heinrichs X. von Schwarzburg über, und nach dessen Tode fiel 1340 Rudolstadt mit dem orlamündischen Erbe an seine Söhne, die Grafen Heinrich XII. und Günther XXV. Seitdem ist es schwarzburgisch geblieben.

Während der Fastenzeit 1345 drang im Thüringischen Grafenkrieg ein Heereshaufe Landgraf Friedrich des Ernsthaften in Rudolstadt ein, plünderte und brannte es nieder, dabei gingen auch das Rathaus und die beiden Schlösser in Flammen auf.

Wo das niedere Haus, die untere Burg, gestanden hat, läßt sich erschließen. Die Grenzen der Grundstücke und der alte Schloßweg geben den Hinweis dazu. Dieser, der heutige Schloßaufgang VI, in mehreren Jahrhunderten wiederholt erweitert, trägt die Merkmale eines mittelalterlichen Burgwegs und hat vor der Stelle, wo heute das Torgebäude steht, scharf nach rechts umgebogen, um über den Felsen die spitze Bergecke zu erreichen, die jetzt vom Schloßgarten verdeckt wird.

Hier, von dieser schmalen Felsrippe aus, konnte die Burg über die weite Saalaue und das enge Tal des Wüstenbaches die Wache halten. Als ihre Zeit vorüber war, lagen die Trümmer noch lange umher. Graf Wolrad von Waldeck besuchte sie 1548 als Sehenswürdigkeit, und nachdem sie bereits in den gewaltigen Mauern der Schloßgartenterrassen aufgegangen waren, hieß eine Stelle am Südabhang 1669 noch »unter der alten Burg«.

Unmittelbar am Fuße der steilen Höhe schob sich der Pfaffenhügel flach gegen die Talsohle vor. Er trug die Kapelle Sankt Andreas, den Mittelpunkt der deutsch-sorbischen Altstadt. Diese lief am Ufer des Wüstenbaches entlang und dehnte sich um drei Gutshöfe schließlich bis zur heutigen Brückengasse aus.

Das obere Haus stand eine Felsstufe höher, am Ostende des heutigen Schloßhofes. Der Fahrweg zu dieser Burg zweigte an der Krümmung des älteren Burgwegs ab, lief dann noch ein Stück am Südabhang des Berges weiter und bog schließlich scharf und steil nach rechts um. Seine letzte Strecke im heutigen Schloßtunnel erinnert noch an mittelalterliche Wegeführung und an die Leistungen, die man früher, namentlich mit schwerem Fuhrwerk, Menschen und Tieren zumutete. Die Baustelle dieser oberen Burg hat wiederholt tiefgreifende Veränderungen erfahren, zuletzt im Jahre 1823 durch Anlage der Terrassenbauten, die mit Treppen und Reitwegen zum Schloßgarten hinunterführen.

Das obere feste Haus, auch noch von den Orlamündern gebaut, schirmte die deutsche Stadt unmittelbar am Südfuße des Schloßberges. Ihre älteste Hauptstraße, die heutige Stiftsgasse und Kirchgasse, begann am Alten Tore vor dem Hause Stiftsgasse 44 und endete an der Stadtmauer bei der Kleinen Badergasse. Erst im Kampfe mit der Saale wuchs die Stadt nach Süden zu in die Breite. Ihr Gotteshaus war die Kapelle »Sente Elißabeth gelegin uff dem Martte«, an der Ecke der Ratsgasse.

Das Leben der Burggrafen spielte sich durchaus nicht immer in der engsten Heimat ab. Landespolizei auszuüben und Güter zu verwalten überließen sie daheim ihren Beamten, während sie selbst Einkünfte und Ehren im Dienste größerer Herren suchten.

Von Heinrich X. hören wir, er war Kriegsrat Kaiser Ludwigs des Bayern und erwarb sich Verdienste in den Kämpfen des Deutschen Ritterordens gegen die Polen. Einen Bau auf dem oberen Hause in Rudolstadt ließ er aufführen. Sein Bruder war Günther zu Blankenburg, der als Deutscher König 1349 in Frankfurt an Main starb.

Heinrich XII. begleitete den Gegner seines Oheims, Karl IV., auf dessen Krönungszuge nach Mailand und Rom. Sein eigentlicher Wohnsitz war Sondershausen, während sein Bruder Günther in Arnstadt residierte. Beide bezogen aber auch zeitweise die Heidecksburg.

Günther XXVIII. erbte zwar Rudolstadt, wohnte aber auf Ranis. Sein Amt als kaiserlicher Hofrichter führte ihn oft in die Ferne, so 1414–1417 auf das Konzil zu Konstanz, wo er starb.

Heinrich XXIV. hielt nur vorübergehend auf dem Hause Rudolstadt Hof. Er war, wie sein Bruder Günther, der Erzbischof von Magdeburg, zunächst Priester geworden, verließ aber den geistlichen Stand, um das schwarzburgische Erbe anzutreten, und zeigte dann erst seine wahre Natur als streitbarer Held. Sechs Feldzüge gegen die Hussiten führte er als Amtmann im Vogtland.

Heinrich XXVI. verschrieb seiner Gemahlin Elisabeth von Cleve Schloß und Stadt Rudolstadt als Witwensitz. Er ließ 1434–1448 ein neues Schloß mit drei Flügeln aufführen. Die Nordwand des heutigen Marstalles mit dem turmartigen runden Vorsprunge kann aus dieser Bauzeit stammen.

Vier Söhne Heinrichs XXVI., die den Namen Heinrich trugen, wurden Geistliche. Der älteste von ihnen starb als Erzbischof von Bremen in Münster, der zweite war Provisor des Eichsfeldes und endete als fehdelustiger Kämpe in Bremen. Der dritte liegt als Dompropst in der Stiftskirche von Hildesheim begraben, und der vierte starb als Subdiakonus in Straßburg. Drei

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: V F Editions
Bildmaterialien: V F Editions
Cover: V F Editions
Lektorat: V F Editions
Korrektorat: V F Editions
Satz: V F Editions
Tag der Veröffentlichung: 04.01.2024
ISBN: 978-3-7554-6597-3

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