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1. Kapitel - Marina

Es war ein eiskalter Morgen in Chicago als der Wecker der 25- Jährigen Marina Whitley klingelte. Das lange goldblonde Haar hing wirr und erschöpft über die schmalen Schultern der jungen Frau und unter ihren stahlgrauen Augen lagen tiefe Augenringe, dennoch fühlte sie sich besser als in den letzten Tagen die sie mit einer Grippe im Bett verbracht hatte. Gähnend schlurfte sie ins Bad, wo sie sich kritisch im Spiegel musterte. Ihr kleines Appartment, welches aus einem winzigen Schalfzimmer, in dem gerade so ein Bett und ein Schrank reinpasste, ein noch kleineres Bad und einem Wohnzimmer, welches mit einer Küche kombiniert war, bestand. Da sie auf dem Land aufgewachsen war, hatte auch ihre Wohnung einen eher ländlichen Stil. Ihre wenigen Freundinnen rümpften zwar die Nase, wenn sie Marinas "Oase" betraten, aber ihr gefiel es nun mal so. Nachdem sie sich die Zähne geputzt und eine schnelle kalte Dusche genommen hatte, saß sie mit mürrischer Miene am Frühstückstisch, wo sie ein Brötchen mit Marmelade hastig verschlang. Warum beeilte sie sich eigentlich? Ihre heutige Schicht in "Trask's Tequila"- Bar fing doch erst um 20 Uhr an. Also hatte sie einen langen freien Tag. Das plötzliche Klingeln des Telefons, ließ sie erschrocken zusammenzucken. Eine negative Eigenschaft von ihr, sie war einfach viel zu schreckhaft. Mit klopfendem Herzen hob sie ab. "Guten Morgen, mein Schatz", rief ihre Mutter fröhlich am anderen Ende der Leitung und lachte als sie ein genervtes Brummeln ihrer Tochter zur Antwort bekam. VanessaWhitley war ein noch viel fröhlicher Mensch als Marina, falls das irgendwie möglich war. "Hab ich dich erschreckt? Das tut mir aber Leid", die Ironie in der Stimme ihrer Mutter war unüberhörbar und wäre sie nicht so furchtbar müde, würde sie ihrer Mutter jetzt die Meinung geigen. "Hmpf, ja du hast mich erschreckt. Du rufst ja auch sonst nie am frühen Morgen an", grummelte Marina. Sie war kein Morgenmensch, ein weiterer Grund, weshalb sie nur am Abend arbeitete. "Wie schon gesagt, es tut mir Leid, aber ich wollte dich fragen ob Rufus und ich heute vorbeikommen können. Ich habe dir einen Kuchen gebacken, und wollte schauen wie es dir geht." plapperte sie fröhlich. "Ja, schon okay, ich muss heute sowieso erst am Abend arbeiten und hab daher den ganzen Tag nichts vor." Widerspruch war zwecklos und sie hatte sich nicht selten darüber aufgeregt, dass ihre Mutter erst höflich fragte, dann aber kein Verständnis dafür hatte, dass ihre Tochter auch ein so genanntes Sozialleben hatte. Mütter eben. "Wunderbar, wir sind dann in einer halben Stunde bei dir" Marina sog die Luft scharf ein. "In einer halben Stunde?! Äh", sie sah sich um. Überall herrschte ein Chaos, bestehend aus dreckigen Klamotten und Tellern mit Essen. Normalerweise war sie ja ordentlich und räumte auch alles hinter sich auf, aber wenn man hohes Fieber hat, ist aufräumen die geringste Sorge. Ihre Mutter wird ihr den Hals umdrehen. "Oh, passt es dir nicht?", der besorgte Ton ließ sie genervt seufzen. "Eine Stunde, gib mir eine Stunde. Ich steh hier nämlich noch im Nachthemd rum." Nachdem sie sich noch durch die belanglosen Erzählungen, die meist über Yogakurse und Meditation handelten, legte sie ohne sich zu verabschieden auf. Gott, wie dieses Gelaber ihr auf die Nerven ging. Zuerst tauschte sie ihr silbernes Nachthemd gegen ein schwarzes, enges T-shirt und eine dunkelblaue Röhrenjeans aus. Auf Make-up verzichtete sie, da ihre Mutter es hasste, Marina geschminkt zu sehen und sie hatte nun wirklich keine Lust unnötig zu provozieren. 45 Minuten später befand sich die letze Ladung Wäsche im Trockner und die Zimmer waren blitzblank. Zufrieden fiel sie auf ihre karamelfarbene Couch und legte die Beine auf den Tisch. Doch die angenehme Ruhe, die sie nun umhüllte und der Schmerz, der sich spürbar aus ihren Füßen löste, hielt nicht lange an. Es klingelte an der Türe und wer könnte es anderes sein, als ihre Mutter? Sie hörte schon das Gebrabbel ihres 5-jährigen Bruders, der mit seinem geliebten Plastik-Traktor die Haustüre hinauf tuckerte. Mit einem missmutigen Grummeln, stand Mirana auf, um den beiden zu öffnen. Das einzige, was diese Situation gerade auflockerte, war der wunderbare Geruch des Rhabarber-Kuchens und das wärmende Lächeln ihrer Mutter, die so gleich ihre Tochter in den Arm nahm. '' Du siehst wirklich schon viel besser aus, als vor ein paar Tagen! Ich sagte doch, du hast mein Immunsystem. '', trällerte sie und brachte den Kuchen in die Küche. '' Natürlich sagtest du das.. '', murmelte Marina bloß darauf und schob ihren sabbernden Bruder durch die Türe, zu ihrer Mutter. '' Wieso musste er mit kommen? Dieser billige Traktor ruiniert mir jedes Mal wieder meine Wände und hinterlässt schwarze Spuren. Das nächste Mal könnt ihr ja die Wände streichen und ich musste mindestens jede Stelle drei Mal übermalen, bis dieser Mist weg war! Das ganze hat mich zwei Tage und zwei Hosen gekostet.. '', knurrte die junge Blondine und ihre Mutter zwickte ihr bloß in die Wange. '' Stell dich doch nicht so an. Ich habe auch nie etwas gesagt, wenn du deine Strümpfe mal falsch rum in den Wäschekorb geschmissen hast. Du wirst dich sicher mal an solche Kleinigkeiten gewöhnen, wenn du erstmal einen Mann findest, der dir das Geschenk Gottes beschert. Kinder sind so etwas Tolles! Also nörgel nicht an deinem kleinen Bruder herum. Glaub mir, du hast mir schon viel öfter den letzten Nerv geraubt. '', sagte sie und auch, wenn ihre Worte gemeiner waren, als ihr Gesichtsausdruck, so gab Marina diese Diskussion mit einem Seufzen aus und streckte ihre Hand nach dem Kuchen aus. '' Eigentlich habe ich ja schon etwas gegessen, aber Platz für deine Kuchen ist immer da. '', diese Worte brachten ihre Mutter nur zu einem noch breiteren Lächeln. Sie nahm die Folie von dem Kuchen und suchte aus den Schubladen ein Messer heraus. '' Marianne, wie oft habe ich dir nun schon gesagt, dass du deine Schubladen ordnen sollst? Nun, wo du ausgezogen bist, habe ich mir ja geschworen, nichts mehr an dir auszusetzen, aber das wird doch noch möglich sein, ein wenig Ordnung in die Schränke zu bringen! '', meinte sie mit mütterlicher Besorgnis und schürzte die Lippen. Marina hatte es schon meisterhaft überstanden, zu ignorieren, wie ihre Mutter sie immer nach ihrem früheren, verhassten Namen 'Marianne' benannte, aber ihre Nörgeleien über ihre Unordnung, würde sie wohl nie abstellen können. Vor allem, weil sie eben noch aufgeräumt hatte. Manchmal taten ihre Ratschläge schon etwas weh, doch sie wusste, dass sie es gut meinte. Da räumt man 45 Minuten wie eine bekloppte auf, nur um dann am Ende doch angeschnautzt zuwerden, dachte sie trotzdem bitter. "Ina, Rufus hat dich vermisst", krähte Rufus und trotz allem, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Kleine Kinder hatten einen Charme, den Marina einfach nicht widerstehen konnte, was dazu führte, dass sie nie streng genug sein konnte. "Bist du fertig?", schnappte sie genervt als ihre Mutter begann andere Schubladen zu inspizieren. "Ina, Schatz...", begann ihre Mutter doch, Ina hielt sie zurück: "Ein Wort und ich schnappe mir den Kuchen und setze euch beide vor die Tür." Ihre Stimme hatte dabei eine solche Intensität, dass ihre Mutter sich mit eingezogenem Kopf auf die Couch im Wohnzimmer setzte. Hoffentlich würde jetzt nicht die "Du-bist-so-gemein-zu-mir"-Predigt kommen, doch glücklicherweise schien Mrs Whitley begriffen zu haben, dass ihre Tochter 25 Jahre alt war und bestens allein zu Recht kam. Rufus hindessen hatte sich mit seinem dicken Hintern auf den Teppich gepflanzt. Seinem Traktor folgten bald darauf eine ganze Sammlung weiterer Plastikteile, die wahrscheinlich in dem dicken Teppich hängen bleiben würden und wenn Marina dann früh am Morgen von der Arbeit nachhause kam, würde sie höchstwahrscheinlich genau auf diese Stücke treten und vor Schmerz so aufheulen, dass die Nachbarn die Polizei anrufen würden. Mal wieder. "Sag mal was macht Dad eigentlich?", fragte Marina und sofort leuchteten die grauen Augen ihrer Mutter, die ihren eigenen so sehr glichen, dass es beängstigend war, auf. Nach 30 Jahren, gemeinsamen Zusammenlebens liebten sich Vanessa und Cliff Whitley immer noch so wie am ersten Tag, anscheinend hatte er die Beförderung bekommen, was dieses kitschige Leuchten in den Augen ihrer Mutter erklären würde. "Oh, Ina du wirst es mir nicht glauben, aber dein Dad hat die Stelle als Abteilungsleiter tatsächlich bekommen!" Ihr Vater arbeitete in einer hoch angesehenen Firma, die irgendetwas mit In-und Export machte. Er hatte es ihr versucht zu erklären was er da genau machte, hatte es aber geschafft Marina und sogar sich selbst zu verwirren. „Das ist schön“, meinte sie nur mit einem kurzen Nicken, welches von einem Lächeln abgelöst wurde. Sie holte zwei Teller, stellte diese auf den Tisch und ließ sich anschließend auf einen der Stühle fallen. „Ach Inalein“, seufzte Vanessa Whitley plötzlich und bei diesem Ton ahnte Marina fürchterliches. „Du bist nun 25 Jahre alt, sag mir, wann hast du vor zu heiraten und Kinder zu kriegen. Ich möchte doch noch meine kleinen Enkel irgendwann in den Arm nehmen und aufwachsen sehen“, der Blick ihrer Mutter bohrte sich in ihre Augen. „Ma, pff ich äh“, toll jetzt würde sie anfangen zu stottern, nur damit ihre Mom einen Heulkrampf kriegen würde. „Findest du nicht auch, dass ich noch ein klein wenig jung bin?“, fragte Ina mit hochgezogener Braue. „Nein, mein Schatz, deine biologische Uhr tickt und wenn du nicht langsam anfängst den Richtigen zu suchen, wird es zu spät sein, du warst schon so alt wie Rufus als ich 25 war“, Ina seufzte gequält. Es war ja nicht so, dass sie nicht heiraten und Kinder kriegen wollte, aber die Männer die bis jetzt in ihrem Leben getroffen hatten, waren entweder totale Idioten oder nicht an Kindern interessiert und zu allem Übel war sie noch Jungfrau, ja keine Beziehung die sie hatte, hatte lange genug gehalten um ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. „Mom, bitte ich werde schon den Passenden finden, okay? Beruhige dich und fang jetzt nicht wieder an zu heulen“, versuchte Marina sie zu beruhigen. Nachdem Mrs Whitley sich irgendwie besonnen hatte, wurde der Tag doch recht angenehm und sogar Rufus machte keine Probleme. Als Mutter und Bruder anschließend verschwanden, blieb ihr noch genügend Zeit um die Küche auf Vordermann zu bringen, die ekelhaften Plastikstückchen, die Rufus‘ Autos hinterlassen hatten aus dem Teppich zu fischen, als es langsam anfing zu dämmern. Es war höchste Zeit sich für die Arbeit fertig zu machen. Sie zog ihr Kellnerinnenoutfit aus der Waschmaschine, bügelte es und steckte es in ihren schwarzen Rucksack. Sie fuhr meistens mit ihrem Motorrad zur Arbeit, weil man so einfach viel besser durch Chicagos Rushhour kam, außerdem war ihr kleiner weißer VW Käfer in der Werkstatt, weil er zum 1000. Mal kaputt war. Nachdem sie ihre Schutzkleidung angezogen hatte, Make-up und anderen Mädchenkram ebenfalls achtlos in den Rucksack geworfen hatte, warf sie einen letzten kontrollierenden Blick durch ihre Wohnung. Ja, alles war in Ordnung, sie ließ die Wohnungstür hinter sich zufallen um dann in der Garage ihrer Harley Davidson Sportster einen bewundernden Blick zuzuwerfen. Das schicke Bike war ein Geschenk ihres Exfreundes Marc und Marinas ganzer Stolz. Wie überkam sie ein erbendes Gefühl als sie das tiefe Knurren des Motors hörte. Marc mochte vielleicht ein kriminelles Arschloch gewesen sein, aber das Bike war weder gestohlen, noch verfälscht. Es war einfach nur eine brandheiße Harley Davidson. Als sie ihre Wohnsiedlung in den Suburbs verlassen hatte und immer tiefer in die Stadt eindrang spürte sie, wie ihr vor allem die Männer hinterher sahen. Sei es wegen ihrem Bike, oder wegen ihrem langen blonden Haar, welches wie ein langer Schleier im Wind wehte, sie genoss die Blicke. Der Weg erschien ihr heute kürzer als sonst, vielleicht war es auch einfach nur, weil sie die Geschwindigkeitsbegrenzung `etwas` überschritt, jedenfalls kam sie heute 15 Minuten früher als sonst an „Trask’s Tequila“-Bar an, eine kleine bescheidene Bar inmitten eines… nicht so ganz sozialen Viertels, was sie aber nicht weiter störte. Jeder wusste, dass es sinnlos war, sich mit Mr Trask’s Leuten anzulegen, da er die besten Gangs bei sich ein und ausließ, vergriff sich einer an den Mitarbeiterinnen, bekam er Lebenslanges Hausverbot, da kannte ihr Chef kein Pardon. Als sie ihr geliebtes Bike auf den Mitarbeiter Parkplatz abgestellt hatte, bemerkte sie wie ihr ein paar Männer verstohlene Blicke zuwarfen. Sie hatte diese seltsamen Kerle noch nie gesehen, war es vielleicht eine neue Gang? Aber wenn ja, mussten sie doch wissen, dass sie auf dem Parkplatz für Mitarbeiter nichts verloren hatten. Wäre sie noch das Mädchen vor ein paar Jahren gewesen, wäre sie ohne Zögern zu diesen Männern gegangen und hätte ihnen auch gesagt, dass sie gefälligst den Kundenparkplatz benutzen sollten, doch mit den Jahren hatten sie gelernt, dass bei Gangs Vorsicht und Diskretion das oberste Gebot waren, weswegen sie einfach nur an diesen merkwürdigen Personen vorbeistakste um dann lautstark von ihrem Chef begrüßt zu werden: „Marina! Na wieder gesund? Wir haben dich hier schon vermisst!“ Sie lächelte bei dieser herzlichen Begrüßung, ihres Hünenhaften Arbeitgebers, der sich bei der niedrigen Decke beinahe den Kopf stieß. Eine Knochenbrechende Umarmung später befand sie sich in der Umkleide. Sie strich gerade den schwarzen Rock glatt und trug ein dezentes Make-up auf, als Natasha eine der Stripperinnen die Tür öffnete. Ja Kellnerinnen und Stripperinnen teilten sich die Umkleide, was am Anfang etwas… unbehaglich war. „Hey, Marina, na wieder da?“, fragte Natasha mit slawischem Akzent. „Ja, endlich mal wieder“, entgegnete sie lächelnd. Natasha war im Gegensatz zu den anderen … Frauen nicht ganz so nervig und hohl, sondern immer freundlich. „Und was macht die Kleine?“, fragte Marina. Sie meinte Natashas dreijährige Tochter Tanya, die sie bekommen hatte, als sie noch etwas `wilder` war. „Sie hatte heute ihren ersten Tag im Kindergarten, ich dachte ich fange an zu heulen als sie sofort anfing auf andere Kinder zuzugehen, ach ja sie ist schon ein großes Mädchen“, meinte Natasha mit schiefgelegtem Kopf. „Schön zu hören, dass sie sich so gut macht und dein Job hat keine der Mütter…?“, sie brach den Satz ab, als ihre Freundin seufzte. „Die Erzieherinnen haben schon ein wenig schief geschaut, als sie es erfahren haben, aber sonst… ich hoffe Tanya bekommt das nicht so zu spüren“, unsicher sah sich die hübsche Brünette im Spiegel an. Ihre Katzenhaften grünen Augen waren voller Sorge und Marina bemitleidete sie. „Ich muss dann mal meine Schicht anfangen“, meinte sie, legte Natasha noch kurz eine Hand auf die Schulter und lächelte die schöne Russin aufmunternd an. „Hey, India“, rief Marina, als sie sah, dass ihre Kollegin India Rose sich mit 6 Biergläsern gleichzeitig abmühte, elegant nahm Marina sie ihr ab. „Ich denke du bist fertig für heute, sag, mir nur noch, zu welchem Tisch die sollen und dann kannst du gehen.“ Ein erleichterter Blick zeichnete sich auf Indias Gesicht ab. „Die sollen zu Tisch 7“, meinte sie knapp und haute ab. Amüsiert sah ihr die Blondine hinterher, bevor sie sich mit einem Klackern ihrer 14 Zentimeter hohen Highheels auf den Weg zu Tisch Sieben machte, dort saßen die Devil Blades, eine der älteren Gangs. „Wen haben wir denn hier, wenn das nicht Miss Whitley ist“, grüßte sie Greg, der Anführer. „Hallo die Herren, hier habt ihr euer Bier“, meinte sie kokett freundlichem Lächeln und stellte Bier perfekt ab. „Schön mal wieder jemanden zu haben, der auch kompetent ist“, meinte Leo mit anzüglichem Blick. „Denk gar nicht erst dran, Leo“, meinte Marina lachend und sofort folgte das Gespöttel der anderen Mitglieder. Mit einem Lachen verschwand sie wieder zur Theke. Es folgten noch jede Menge Begrüßungen der anderen Gangs und ein paar ungenierte Anmachsprüche von den wenigen Neulingen, die Marina mit Humor zurückwies. Alles in allem, war es eine ruhige Schicht und sie genoss es wieder arbeiten zu können. Katherine Noll, eine Praktikantin mit verstörtem Blick machte wahrscheinlich gerade die Hölle auf Erden durch. Marina hatte ihr schon ungefähr tausend Mal erklärt, dass die Gangs nur flirteten, wenn sie jedoch keine Lust darauf hatte, musste sie das einfach sagen und sie würde in Ruhe gelassen werden. „Marina?“, Mr Trask kam auf sie zu. Sie stellte ein Tablett mit 5 Whiskeys für die Chicago Thorns ab und sah ihren Chef fragend an. „Betty ist gerade angekommen, das heißt du kannst für heute Schluss machen, ah aber bevor du gehst… Könntest du vielleicht noch den Müll rausbringen?“, fragte er und grinste zufrieden als Marina lächelnd nickte. „Hast uns wohl auch vermisst, eh?“ „Und wie, ich glaub nicht, dass ich wieder so schnell krank werde“, meinte sie und lachte, als die Chicago Thorns ein „WOOHOO“, grölten und ihr zuprosteten. „Ja, Prost“, rief sie den besoffenen Mitgliedern zu. Nachdem sie sich umgezogen hatte und wieder ihre lederne Schutzkleidung trug, ging sie zur Theke, wo sich Charlie gerade bei Kyle dem Barkeeper ausheulte. „Du gehst schon?“, fragte Kyle sie, glücklich eine Ausrede dafür gefunden zu haben, sich von Charlie abwenden zu können. „Ja, Betty ist da und übernimmt jetzt, ich soll aber noch den Müll rausbringen“, erwiderte sie. Er reichte ihr einen prallgefüllten blauen Müllsack und wandte sich dann wieder Charlie zu. Viel Spaß noch, Kyle, dachte sie amüsiert. Als sie die kühle und schneidende Nachtluft einatmete, fuhr ihr ein eiskalter Schauer den Rücken runter, aber irgendetwas schien nicht zu stimmen… Der sonst typische Geruch nach Abgasen, Tabak und Graß war heute einem… bestialischen Gestank gewichen, der Marina in der Nase brannte. Unsicher erstarrte sie für eine kurze Sekunde, bevor sie den Kopf schüttelte und sich in Richtung Müllcontainer machte. Als sie den Deckel öffnete, strömte ihr noch mehr dieses widerlichen Gestanks in die Nase und ihr wurde speiübel. Sie konnte schemenhafte Umrisse erkennen, die ganze Mülltonne einnahmen, aber es war zu dunkel um zu erkennen was es war. Angstschweiß bildete sich auf Marinas Stirn und der Sack in ihren Händen wog auf einmal unnatürlich schwer. Zitternd ließ sie den Deckel zufallen, legte den Sack ab, holte ihr Handy hervor, öffnete den Deckel erneut. Zuerst realisierte sie nicht, dass sie in zwei panische, vor Angst aufgerissene tote Augen starrte, aber als ihr Gehirn ihr meldete, was sie da sah, schrie auf, stolperte ein paar Schritte zurück und landete dann auf ihren Hintern, ihre Augen starr auf die Mülltonne gerichtet. „Um Himmels Willen, Marina was ist passiert?“, schrie Mr Trask, gefolgt von Kyle und Betty. Sie schluchzte. „Da….da sind Leichen“, stammelte sie und sah weiter auf den Container. „WAS?“, fragte Kyle entsetzt, als er ihr auf die Füße lag. In Marinas Kopf spielte sich alles wie in Zeitlupe ab, als sie noch einmal ansetzte und dieses Mal nicht weniger verstört sagte: „In… der Mülltonne liegen Leichen, blutleere Leichen.“

2. Kapitel - James

Unausgeschlafen rekelte sich Detective James Dawson aus dem knarrenden Bett seines altmodisch eingerichteten Schlafzimmers. Er mochte es rustikal und praktisch, denn er hatte oft genug lernen müssen auf Dinge zu verzichten. Würde er nicht durch sein gutes Zeitgefühl, dass er sich in Jahrhundert antrainiert hatte, wach werden, hätte er nun wieder die morgendliche Streife verpasst. James hörte draußen schon das Hupen der Streifenwagen mit denen er mit seinen Kollegen Mike Lee und Robert Fisher, ebenfalls beide Detectives auf die Jagd nach frischen Verbrechen gehen würde. Die beiden kannte er sicherlich schon seit mehr als 13 Jahren. Seit er 21 war und selbst in diesen 13 Jahren, hat er ihnen nicht sein Geheimnis anvertraut. Das Geheimnis das nur sein altes Rudel kannte. Die Hell Moons. Diese Zeiten sind zu James Bedauern schon lange vorbei und das alles hat auch seine Gründe, die er wie alles in seiner Vergangenheit zu verdrängen versucht. In Chicago wollte er sich ein neues Leben aufbauen und hat es bisher auch gut geschafft. Er lebt in einem einsamen, 80 Jahre alten Schloss, welches sich am Rande der Stadt und nahe eines Waldes befindet. James brauchte diese Nähe zum Wald. Es fehlte ihm nachts durch das dicht besiedelte Geäst zu pirschen, aber er war nun 34 Jahre alt und hatte sich lange genug ausgetobt. Nun wollte er sich mehr zur Ruhe setzen und bodenständiger werden, auch wenn es ihm für eine Familie zu früh oder besser .. zu spät war. Auch wenn er sich danach sehnte, abends von seiner Frau begrüßt zu werden, die ihm schon das Abendessen gemacht hatte und seine 3 kleinen Kinder, die um ihn herum liefen und ihn über seine Arbeit ausfragten. Es gab genug Feinde, die es auf ihn abgesehen hatten und es niemals zulassen würden, dass er noch mehr seiner Art in die Welt setzte, denn seine Art, war eine große Bedrohung. Julia.. James schüttelte die Gedanken von sich und öffnete das quietschende Fenster seines Schlafzimmers. '' Könnt ihr mich nicht einmal von der Streife befreien? Wie oft habe ich dir schon den Arsch gerettet, Mike? Wenn der Chef wüsste, wie oft du blau machst um deine Schwester zu pflegen, würde er dir den Hals umdrehen! Und du Rob, wir haben auch noch eine Rechnung offen! '', rief James ihnen brummend zu, doch statt sich zu rechtfertigen, lachten sie nur und hoben einen Kasten Bier, der auf der Motorhaube stand. '' Entschädigung genug? '', meldete sich Mike mit einem Grinsen und Dawson rollte schmunzelnd mit den Augen. Als Zeichen, dass er jetzt runter kommen würde, nickte er kurz und schloss schließlich wieder das Fenster. Er öffnete den alten, braunen Kleiderschrank, der noch den Leuten gehörte, die vor ihm hier gehaust hatten und griff nach einer dunklen Jeans, einem schwarzen Muskelshirt und einem hellblauen Hemd. Seine Kollegen hatten es zwar nicht verdient, dass er sich so beeilte, denn Gott wusste, wie lange sie immer brauchten um überhaupt erstmal aus dem Bett zu kommen, aber er liebte seinen Job und konnte keinen Dieb durch seine Faulheit entwischen lassen! Nachdem er sich fertig angezogen hatte, lief er die lange Treppe zur Eingangshalle hinab. Damit der Chef von seiner Bierfahne nachher nichts mitbekommen würde, nahm er noch Brot mit, dass den Geruch etwas dämpfen dürfte, dabei wussten schon längst alle Kollegen, wie sich Oberkommissar Desteen jeden Abend vor Feierabend eine Flasche Scotch kippte. Aber wer würde es schon anders machen, wenn er so hohe Alimente durch die Scheidung seiner grausigen Ex bezahlen musste? Wieso hast du sie sterben lassen?! Dawson fasste sich an den Kopf, als würde dies helfen, seine Gedanken zu ordnen und als es halbwegs ging, öffnete er die Haustüre, die ebenso knarrte, wie das Bett, das Fenster und einfach alles in diesem Haus! Aber für den Detective hatten es etwas vertrautes und selbst diese Geräusche konnten ihn das Haus nicht hassen lassen. Mike fing die Packung Brot auf, die James ihm zu warf und stieg in seinen Streifenwagen. James hatte zwar seinen eigenen Streifenwagen, aber die Nachbarschaft war schon einmal in Aufruhr, als ihre drei Polizeifahrzeuge wie Irre einem Taschendieb hinterher fuhren und beinah unschuldige Passanten dafür büßen ließen. '' Habt ihr über den Funk schon irgendwelche Unanehmlichkeiten bekommen? '' Mike schüttelte nur den Kopf und nahm einen kräftigen Schluck von dem Dosenbier, ehe er in die Pedale trat. Fisher gleich hinter ihm. '' Wie geht es Roberts Frau? '', erkundigte sich Dawson und strich über das Amaturenbrett, während er die vorbeiziehenden Straßen besah. Nichts außergewöhnliches.. '' Er meinte, seit sie im 6. Monat ist, soll es wohl ganz schlimm sein. Fliegende Vasen und die unermüdliche Lust ein 'Ich liebe dich' von ihm zu hören. Und wir wissen beide, dass Rob es hasst seine sonst so grobe Art durch diese Worte zu erweichen. Für sie tut er es allerdings.. Ein wahrer Romeo. '' Mike schmunzelte, woraufhin James nur mit den Augen rollte und ebenfalls einen Schluck nahm. '' Ich habe letzte Nacht wieder von ihr geträumt, Mike.. '' Lee warf ihm einen verständnisvollen Blick zu. '' Mit der Zeit wird es leichter. Soll ich nachher mit zum Friedhof kommen? '' James schüttelte den Kopf und seufzte. '' Ich werde heute nicht hingehen, es wühlt mich jedes Mal auf, wenn ich ihr Grab sehe. '' Er krampfte seine Hand leicht um die Dose und schüttelte, wie jedes Mal den Kopf, wenn ihr Gesicht vor seinem inneren Auge erschien. '' Ich hätte von Anfang an 'Nein' sagen sollen. Wieso war sie so stur und hat mir vertraut?! '' Mike fuhr etwas langsamer, als würde ihn die traurige Stimmung die Heiterkeit am Rasen nehmen. '' Ihr habt euch geliebt und Liebe geht nun mal über alles. Ich bin mir sicher, dass sie es auch jetzt, wo sie beim bärtigen, weiß gekleideten Mann oben im Himmel sitzt, nicht bereut, dass sie dir vertraut hat. Du musst nach vorne blicken, James. Sie würde nicht wollen, dass du vor dich hin schmollst. Irgendwann findest du jemand neues und vielleicht sogar für immer. Jeder wird es dir gönnen, erst recht Julia selbst. '' James erwiderte nichts darauf und lächelte ihm bloß dankbar zu. Auch wenn sie Männer waren, redeten sie über ihre Gefühle und daran war nichts falsch. Er würde wohl schon längst an seinen Gedanken scheitern, würde er Mike nicht ständig sein Herz öffnen, welches sich immer mehr zusammen zog und niemanden an sich ran lassen wollte. Er konnte und wollte nicht riskieren nochmal jemanden zu verlieren, nur weil er blind vor Liebe war. Die beiden Detectives wurden munterer und nickten sich zu, als sie beide sahen, wie in einer Gasse in der Innenstadt ein Dieb mit einer Handtasche zu sehen war. Er drehte seinen Kopf in beide Richtungen und lief schließlich los. Eigentlich war es nicht die Aufgabe der Detectives sich kleinen Verbrechen, wie Raub und Drogenmissbrauch zu widmen, allerdings war nicht jeden Tag jemand dazu bereit, jemanden zu ermorden, um ihnen ihren Job wert zu machen, also vertrieben sie ihre Zeit mit kleineren Herausforderungen. Mike parkte den Wagen ein wenig weiter abseits. Für gewöhnlich würden sie nun mit den Sirenen hinterher hetzen, aber das würde den Überraschungseffekt nehmen, den sie so liebten. Der Blick des Diebs, wenn er nach hinten und nach vorne sah, eingekreist von Cops. Unbezahlbar. Mike warf James die Waffe zu, die er sich in den Waffenhalfter steckte und pirschte langsam die Gassen entlang, vorbei an der, aus die eben noch der Dieb gekommen war. Am Ende dieser Gasse hockte eine wimmernde Frau. Mike lief zu ihr und beruhigte sie. Vergewaltigt hat er sie nicht, er wollte einfach nur Geld.. Glück für den Bastard. James war gnadenlos, wenn jemand das Verbrechen begann, zu vergewaltigen, erst recht zu morden.. Es waren diese Taten, die James immer wieder ins Mittelalter zurück versetzen, wenn er mit dem Täter in einem Raum saß. Ihn verhörte und ihn mit seinen tödlichen Blicken quälte. Die meisten brachen wortlos zusammen, aber andere schlugen sich tapfer und gestanden. Es dauerte nicht lange und Detective Dawson hatte ihn eingeholt. Er trat ihm die Beine weg, woraufhin der Dieb mit einem erschreckten Schrei auf die Knie fiel und die Tasche fallen ließ, doch bevor James diese an sich nahm, drückte er den Taschendieb mit seinem Stiefel zu Boden. '' Schon mal eine Nacht auf dem Revier verbracht? Bete, dass deine Eltern die Kaution bezahlen. '', knurrte Dawson verhasst. Er sicherte den Knaben, der gut erst 17 Jahre alt war, mit Handschellen und zerrte ihn auf die Beine. Mike kam den beiden schon mit der Frau entgegen, die nun so mutig war und dem Jungen eine Ohrfeige verpasste, was James nur amüsiert grinsen ließ. '' M'am. '', er überreichte ihr die Handtasche und Mike ließ seine Hand von ihrer Schulter sinken, die eine Weile zu lange auf dieser geruht hatte. Scheinbar brauchte auch er weibliche Präsenz.. Robert hatte während ihrer Jagd noch einen Taschendieb gefasst und traf sich bei seinen Kollegen, hatte seine klumpige Hand fest in dem Nacken des kleinen Burschen verankert. '' Seine Name ist Louis Edwards, 13 Jahre alt. Scheinbar hat er seinen Bruder verpetzt. '', Robert deutete amüsiert auf den Jungen, den James hielt und die beiden nickten sich zu. '' Ihr beide kommt erstmal mit aufs Revier. Unser Chef freut sich immer wieder über Hosenscheißer, wie euch. Dann müssen wir uns seine Launen wenigstens nicht antun. Robert bringst du sie zum Präsidium? Wir halten hier weiter die Stellung. '', James schubste den Jungen zu Robert, der nun auch diesen festhielt und begleitete sie zu seinem Wagen. Dawson drehte sich zu Lee um. '' Wir werden ihnen Schmerzensgeld zu kommen lassen, Miss. Nennen Sie uns ihre Telefonnummer? '', wie eine Streberin ratterte die junge Frau ihre Handy-und Telefonnummer runter und entschuldigte sich, als sie durch wollte. '' Danke, Officers, aber ich muss jetzt zur Uni! '' Ihre Tränen waren schon wieder Geschichte und mit genervtem Blick, den sich Lee und Dawson teilten, gingen sie zurück zu Mikes Wagen. Nach mindestens 5 weiteren Verbrechensbekämpfungen neigte sich der helle Morgen, dem Abend zu und das Bier war schon längst auf gebraucht. Ab und an hatte sich Robert noch gemeldet und Mike und James von seinen Erfolgen berichtet, aber die Feier des Tages war, als er berichtete, wie die beiden Jungs vom Chef Desteen persönlich zusammen gestaucht wurden. Lee fuhr Dawson und sich zurück zum Polizeipräsidium und sie zogen sich in ihre Büros zurück. James genoss die Tatsache, dass in drei Stunden schon wieder Feierabend war und sonnte sich kurz in der Ruhe, die ihm durch sein Büro offenbart wurde, als allerdings Desteen alamierend an seiner Türe klopfte. Noch bevor James das 'okay' geben konnte zu öffnen, platzte sein Chef schon hinein. Er würde wohl niemals das Privileg bekommen, mal für eine Stunde seine Ruhe zu haben, sowie es sein Chef tat. '' Ein Anruf von Trask, Dawson. Mr.Trask aus der Bar 'Trask's Tequila'. '' James seufzte und stand auf. '' Schon klar, wen Sie meinen, aber was ist das Problem? '' Desteen warf ihm einen tödlichen Blick zu und hob eine seiner grauen Brauen, als er zu Worte ansetzte: '' Der Grund weshalb er anrief war, dass eine seiner Kellnerin vier Leichen in den Müllcontainern im Hinterhof gefunden hat. Sie sollen blutleer sein und laut dem Gestank, den er berichtet hatte, wohl auch schon eine Weile da drin. Kann aber auch am Müll liegen. '' Er sagte es mit einer plötzlichen, beunruhigenden Gelassenheit, was James knurren ließ. '' Glauben Sie ernsthaft, dass sich da bloß jemand einen Streich erlaubt hat und dass die Leichen gar nicht echt sind?! '', fragte Dawson und Desteen schüttelte unschuldig mit den Händen vor seiner Brust. '' Das habe ich nicht gesagt. Es kommt mir einfach nur so lächerlich vor und ich bin schon lange im Geschäft, wie Sie wissen, aber da Sie sich mit Vergnügen dem Problem stellen müssen, hier. Fahren Sie mit meinem Wagen vor. Ich werde die Spurensicherung und einen Gerichtsmediziner anfordern. Informieren Sie mich, wenn sie mehr wissen. '' James krallte ihm den Autoschlüssel aus der Hand und verstaute ihn murrend in seiner Manteltasche. Als Dawson an der Tür stand und noch etwas erwidern wollte, nickte Desteen schon mit einem wissenden Lächeln, was seinen weißen Bart amüsiert zucken ließ. '' Mike kann mitkommen. Eigentlich sollte er sich ja nochmal zur Routine bei mir melden, aber das ist wichtiger. '' Detective Dawson lächelte dankbar und gab Mike Bescheid, der sofort mit vollem Verstand dabei war. Die zwei gingen zu den Wagen und fuhren mit lauten Sirenen vom Präsidium. Mike liebte es hörbar, wenn er die Sirenen anschalten und auf Turbo drücken durfte, denn man hörte ihn zufrieden jodeln. Definitiv ein Bier zu fiel.. Nach nur 5 Minuten waren beide bei der Bar angekommen, vor der sich schon ein paar neugierige Tratschtanten versammelten, die James über alles hasste. Sie hatten weder Respekt vor den Officers noch vor den Angehörigen, die sich die Leichen anschauen mussten. Mike wies sie mit harten Worten zu recht, sodass über die Hälfte der versammelten Menschen verschwanden und leise vor sich hin murmelten. '' Vielen Dank. Hätte ich sie angebrüllt, wäre ich wohl meinen Job los. '' Mike klopfte ihm mit belustigtem Grinsen auf die Schulter, doch wurde schon wieder ernst, als sie die Bar betraten. Lee konnte unglaublich professionell sein, aber war außerhalb der Arbeit ein irrer Yankee, doch das liebte James an ihm. Wäre Mike zuhause so, wie auf der Arbeit, wären sie niemals Freunde geworden. '' Wer hat die Leichen gefunden, Joe? '', fragte James den erschüttert drein schauende Mann mit der stets polierten Glatze. Er nannte ihn mit dem Vornamen, da er ein guter Freund von Julia's Familie war. " Äh, M-Marina. Muss ich den Laden für heute schließen? Bin ich verdächtig? James, ich schwöre ich habe nichts damit zutun. '' James klopfte ihm versucht beruhigend auf die Schulter. '' Wie könnte ich dich verdächtigen? Du bist doch gar nicht helle genug, um ein Verbrechen zu begehen. Ein derartiges.. Es wäre besser, die Bar schließen zu lassen. Die Ermittlungen können dauern. Und wo ist diese .. Marina? Wie ist ihr Nachname? '' Mike war schon zum Hinterhof vorgegangen. '' Sie ist in der Umkleide und noch ziemlich geschockt von diesem Fund. Willst du sie jetzt schon verhören? Das arme Ding war zwei Wochen krank und nun musste sie ausgerechnet heute, ausgerechnet jetzt diese bestialisch getöteten Menschen finden.. Ihr Nachname ist Whitley. '', berichtete Joe und senkte gekränkt den Kopf. Der dickbäuchige Mann hatte ein wesentlich böseres Aussehen, als es ihm eigentlich gerecht war. '' Wenn du in ein paar Tagen nicht nochmal 4 Leichen bei dir finden willst, ist es besser, wenn ich mich jetzt darum kümmere, Joe. Vielleicht sind die Täter schon bei ihren nächsten Opfern. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Schließ die Bar und schick die Gäste zu den Officers, die gleich draußen kommen werden. Jeder könnte der Täter gewesen sein. '', James ging an ihm vorbei und suchte die Umkleide. Als er sie gefunden hatte, klopfte er kurz daran und drückte dann die Klinke hinunter. Vor ihm auf einer Bank, saß eine zitternde, verängstigte Blondine, mit langem, goldgelb glänzendem Haar, welches ihr unantastbar über den Schultern hing. Ihre stahlgrauen Augen sahen ehrfürchtig und ein wenig schüchtern zu ihm auf, was ihn Lächeln ließ. Sie war wirklich eine Amazone. Wahrscheinlich erst Mitte 20, mit sportlicher Figur. '' Miss Whitley? Ich bin Detective James Dawson. Mir wurde gesagt, dass Sie die Leichen gefunden haben. Dürften ich Ihnen ein paar Fragen stellen? '' Die junge Frau nickte nur langsam und war immer noch ziemlich starr vor Schock. Als Dawson sich zu ihr setzen wollte, wich sie ein wenig zurück und er atmete tief ein. Kurz erstarrte er. Noch nie zuvor, hatte er solch einen Duft, so einen rosigen Duft in der Nase gehabt, der ihn beinah die Sinne benebelte. Ihre Unschuld, die James ihr sofort von den Lippen gelesen hatte, steuerte wohl mit dazu bei, dass sie so eine magische Anziehungskraft auf ihn bewirkte. Reiß dich zusammen, James! Diese Frau hat gerade 4 Leichen gefunden! Bleib professionell! '' Als Sie die Leichen entdeckt haben.. Können Sie sich noch erinnern, ob Sie sie vielleicht zufällig berührt haben aus Panik? '' Marina schüttelte den Kopf, nachdem sie eine Weile scharf nachgedacht hatte. Dabei hatte sie sich über ihre wunderbar vollen, aber trockenen Lippen geleckt, dass James Fantasien nur so in seinem Kopf rum spukten. Sie ist sicherlich vergeben, mach dir keine Hoffnungen. Oder willst du, dass sie genauso verletzt wird, wie Julia? James seufzte, verursacht durch sein Gedankengut und die Fantasien waren glücklicherweise erloschen. '' Entschuldigen Sie, aber ich .. Ich kann mich nicht daran erinnern, aber ich vermute, dass ich sie nicht angefasst habe. '', sagte sie schließlich und sah dem Detective in die dunkelbraunen Augen. Er hatte wirklich Glück gehabt, dass sich seine Fantasien nicht weiter ausgeweitet haben, denn immer, wenn James wütend oder nun mal erregt war, leuchteten seine Augen goldgelb auf. Aber in einem längst nicht so schönen Gold, wie die Haare der Frau vor ihm. Am liebsten würde er seine Hände darin vergraben und sie durch innige Küsse besänftigen. Wieso verdammt war sie so anziehend für ihn? Nicht mal Julia konnte ihn so durcheinander bringen! '' Gut, ich denke die Jungs von der Spurensicherung werden das schon hinbekommen, auch wenn sie ihre Fingerabdrücke hinterlassen haben. Wenn es Sie nicht zu sehr beansprucht, möchte ich Sie bitten, nochmal mit in den Hinterhof zu kommen. Vielleicht sollten gerade Sie die Leichen finden. Wir können nicht ausschließen, dass es ein Racheakt auf Sie war und eventuell kennen Sie die Opfer. Also, trauen Sie es sich zu? '' Die junge Frau strich sich etwas unbehagen über ihre Beine und leckte sich wiederholt über die Lippen, was James fast um den Verstand brachte, als sie nickte. '' Gehen wir es an.. ''

3. Kapitel - Marina

 Marina saß regungslos in der Umkleide, als die Tür aufging und der Officer eintrat. Der Blick des toten Mädchens krallte sich in ihr Gedächtnis fest, die Panik in ihren aufgerissenen Augen und das schlaffe Gesicht… Hör auf daran zu denken, Marina, du machst dich noch wahnsinnig! Sie wandte sich dem Detective zu und bekam fast einen Anfall. Er war wahnsinnig gutaussehend. Zum einem war er sehr groß, bestimmt an die zwei Meter, zum anderen schienen diese göttlichen dunkelbraunen Augen sie zu rufen, ganz unerwartet stellte sie sich vor wie diese muskulösen Arme sich um ihre Taille legten und diese kräftigen Hände ihre Hüften...''Miss Whitley? Ich bin Detective James Dawson. Mir wurde gesagt, dass Sie die Leichen gefunden haben. Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?“, fragte er und bei seiner ruhigen Stimme, fing sie an etwas klarer zu denken. Sie nickte langsam und versuchte diese grauenhafte Erinnerung loszuwerden. Er fragte sie, ob sie die Leichen berührt hatte und wieder spielte sich jene grauenhafte Szene, wie ein Film in ihrer Erinnerung ab. Trotzdem war sie sich nicht sicher, hatte sie die Leichen nun berührt oder nicht? Sie antwortete verlegen, dass sie sich nicht genau erinnern konnte, dabei half der Anblick des Officers sich zu erinnern nicht wirklich. In ihrem Kopf tobten zudem zahlreiche Fantasien herum, die sich einfach nicht abschütteln ließen. Schließlich bat er sie mitzukommen, um die Leichen zu identifizieren, woraufhin ihr nur wieder übel wurde, dennoch nickte sie tapfer und stand auf. Er folgte ihr durch die leere Bar, dann durch die Hintertür, wo sie wieder von diesem abartigen Gestank begrüßt wurde. Ihre Beine begannen zu zittern und sie drohte das Gleichgewicht zu verlieren. Hinter ihr zuckte, Detective Dawson reflexartig auf, doch sie schaffte es sich zu fangen und weiterzugehen. Der Hinterhof war kaum wiederzuerkennen, er war so grell beleuchtet, dass sie glaubte blind zu werden, außerdem war überall dieses knallgelbe Absperrband, wie man es sonst nur in Filmen sah. Besagtes Band hob sich gerade und ein anderer nicht schlecht aussehender Cop nährte sich ihnen. Sie taxierte ihn unsicher. „Miss Whitley? Ich bin Detective Lee, hat James, äh ich meine Officer Dawson Ihnen erklärt, was nun geschieht?“, fragte er höflich und langsam. Sie nickte einfach nur. Detctive Lee warf seinem Kollegen noch einen Blick zu, den Marina nicht deuten konnte, bevor er ihr vorsichtig einen Arm um die Schulter legte und sie mit einem leisen „folgen sie mir“, beschwor mitzukommen. Der zunehmende Gestank, vernebelte ihr den Verstand und ihre eigene Panik ließ ihr Herz so laut hämmern, dass sie glaubte es würde ihr gleich aus der Brust springen, als eine plötzliche Ruhe sie durchströmte und es war, als würde sie einfach nur wieder ein kleines Mädchen sein, welches eine unrealistische Angst vor einem Monster unter ihrem Bett hatte. Als sie einen ungläubigen Blick nach hinten warf, lächelte Detective Dawson sie an, dabei entblößte er zwei Reihen perfekt geformter, milchweißer Zähne. War es wirklich er, der es irgendwie schaffte sie zu beruhigen? Sie wusste es nicht, aber wer auch immer es war, sie war ihm unendlich dankbar. Unterdessen erreichten sie die Container, die Leichen lagen ordentlich nebeneinander und waren von Gerichtsmedizinern nur so umgeben. Nachdem Detective Lee ein paar Worte, mit einem von ihnen gewechselt hatte, wandte er sich erneut an Marina. „Sehen Sie sich die…Körper nun bitte der Reihe nach an. Lassen Sie sich Zeit, niemand wird Sie drängeln und wenn Ihnen schlecht wird, wenden Sie sich bitte an mich und Detective Dawson wird Sie nach drinnen begleiten“, erklärte er ihr. Ich kann das schaffen, versuchte sie sich Mut zu machen. Ein letztes Mal atmete sie tief ein, bevor sie sich den Körper Linksaußen, den eines Jungen ansah. Nein das Gesicht sagte ihr nichts und auch die anderen beiden waren ihr fremd, aber als sie sich den Körper Rechtsaußen ansah, begann ihr Herz heftig zu klopfen, allerdings war sie sich nicht sicher... . „Ähm, Entschuldigung“, ihr dünnes Stimmchen, kam ihr selbst total falsch vor, jedenfalls stand sie wieder im Fokus, der beiden Detectives und der Gerichtsmediziner, die sie alle erwartungsvoll ansahen. „Ja?“, fragte Officer Dawson sanft, als er ihr bleiches Gesicht sah. „K-könnten sie bitte die Haare, der Leiche Rechtsaußen, zur Seite streichen, damit ich das Gesicht sehen kann?“, bat sie leise und augenblicklich wurde ihrer Bitte Folge geleistet. Als sie in die angsterfüllten, toten braunen Augen sah, begann sie leise zu schluchzen. „Miss Whitley? Kennen Sie…“, Officer Lee brach ab, als sie nickte. „Das ist I-india Rose, meine Kollegin… Sie hatte die Schicht vor mir…“, stammelte sie. „Die Leiche, die die Miss Whitley identifizieren konnte, unterscheidet sich signifikant von den anderen. Während die anderen Drei ungefähr vor 3-4 Tagen umgebracht wurden, wurde diese erst vor ein paar Stunden getötet“, meldete sich eine der Gerichtsmediziner zu Wort. „I-ich glaube, ich muss mich setzen“, flüsterte Marina und ihr wurde kurz schwarz vor Augen, bevor sie allerdings auf den kalten Boden aufprallte, hatten sich die starken Arme von Officer Dawson um ihre Taille gelegt, die intensive Hitze seines Körpers floss durch ihren und zitternd realisierte sie, wie kalt ihr eigentlich war. Die schnellen Reflexe seines besten Freundes verblüfften Mike Lee, der in einem Gespräch verwickelt war und erst viel zu spät bemerkt hatte, dass der jungen Frau die Ohnmacht drohte, immer wieder aus Neue. Mike bemerkte außerdem, wie gut sie in James‘ Armen aussah… Naja zurück zur Arbeit. „Gut aufgepasst, James, ich denke, wir sind hier fertig mit ihr, bring das arme besser Ding weg“, meinte Mike, mit mitleidigem Blick auf Marina, die man nun selbst für eine Leiche halten konnte. „Was ist mit dem Verhör?“, fragte James und zog eine Augenbraue hoch. „Sie sieht zu traumatisiert aus, ich denke wir sollten sie noch einmal in den nächsten Tagen befragen“, Beide tauschten einen schnellen Blick mit einander aus. „Miss Whitley? Soll ich sie nachhause fahren?“, fragte James, als er sich mit ihr auf den Armen von dem Tatort entfernte. „Mein Bike… Ich bin mit dem Motorrad hier“, stammelte sie und sah ihn an, als würde sie den Officer zum ersten Mal sehen. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken“, beruhigte er sie und sie schaffte es ihm irgendwie ihre Adresse zu nennen. Wie ein kleines, zerbrechliches Mädchen setzte er sie in seinen Streifenwagen auf den Beifahrersitz, bevor er sich mit einer flüssigen Bewegung neben sie setzte und mit einem Lächeln den Motor startete. Marina musterte ihn unauffällig, während er sich auf den Verkehr konzentrierte. Er sah wirklich göttlich aus, mit seinem silbernen Haar, das ganz weich um sein Gesicht fiel und seine dunkelbraunen Augen betonte. Seine Lippen waren perfekt, nicht zu voll, nicht zu schmal und sie fragte sich wie sich ein Kuss von ihnen wohl anfühlen musste, höchstwahrscheinlich schwindelerregend gut, nicht das sie irgendwann in so einen Luxus kommen würde. Er war doch bestimmt vergeben, wenn nicht sogar verheiratet. Ihr Blick wanderte zu den schlanken, langen Fingern, doch keiner von ihnen war mit einem Ring bestückt. Verheiratet war er also nicht, aber bestimmt hatte er eine Freundin die zuhause gerade auf ihn wartete. Gott, beneidete sie diese Glückliche. „Ihr Blick ist ziemlich unangenehm, dürfte ich fragen weshalb Sie so starren?“, kam es höflich amüsiert von ihrem Gegenüber und sie errötete. Nein wie peinlich, er hatte ihren Blick bemerkt… Dabei dachte sie, sie wäre unauffällig gewesen… Sie wandte sich ab, ohne zu antworten. Es entstand eine verlegene Stille zwischen den beiden und als er wieder begann, zu sprechen zuckte sie, schreckhaft wie sie nun einmal war, zusammen: „Ich will ihnen nicht zu nahe treten, aber dürfte ich fragen, weshalb sie in Trask’s Tequila Arbeiten?“ Auf ihren verblüfften Blick über so eine zufällige Frage, antwortete er immer noch ruhig: „Mir gefällt diese Stille zwischen uns beiden nicht, Miss Whitley, ich dachte ich halte ein wenig small talk mit Ihnen.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Nun, ich komme ursprünglich vom Land und als ich in mein Apartment zog, musste ich irgendwie Fuß fassen und da hat Betty, eine der Kellnerinnen mich Mr Trask empfohlen und ein paar Tage später bekam ich den Anruf und die Bitte zu einem Vorstellungsgespräch zu kommen. Gosh, ich weiß noch wie aufgeregt ich war“, sie kicherte ein wenig nervös. „Und er hat Sie sofort angenommen?“, fragte er und seine entwaffnende Art zu fragen, ließ sie einfach weiterreden, erst später realisierte sie, dass er das getan hatte um sie Indias Tod für einen Augenblick vergessen zu lassen: „Ich hatte einen Probetag, bei dem ich allerdings so schlecht war, dass ich dachte Mr Trask schmeißt mich höchstpersönlich aus der Bar, jedoch fand er, dass ich gut mit den Kunden umgehen konnte und als ich versprach mich beim Kellnern anzustrengen, hatte er mich tatsächlich angenommen.“ James nickte und sah sie erneut an, wollte er sehen ob es ihr besser ging? „Und Ihr Freund, hat der keine Probleme damit, dass sie dort arbeiten? Ich habe gehört, dass die Gangs ziemlich aufdringlich sein können“, fragte er weiter und Marina zog baff die Augenbrauen hoch. „Nein, ich habe keinen Freund... Ich lebe allein“, antwortete sie und sah zu wie sich seine Augen, für eine Sekunde vor Überraschung weiteten, bevor er sich fing und wieder die ruhige und gelassene Maske aufgesetzt hatte. Ein wenig später, hatte er es geschafft, ihr ihre komplette Lebensgeschichte zu entlocken, während sie von ihm genau so viel wusste wie am Anfang. „Wie machen Sie das?“, fragte sie fasziniert und er sah sie kurz fragend an, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. „Sie haben es geschafft, meine komplette Lebensgeschichte zu erfahren und ich bemerke es erst jetzt, wo es schon zu spät ist“, erklärte sie, was ihm ein Grinsen auf die Lippen zauberte. „Ich wäre garantiert nicht Detective geworden, wenn ich keine Befragungskünste hätte“, meinte er mit einem herrlichen Lächeln, bei dem ihr schwindlig wurde. „Oh, okay Detective, dann drehen wir den Spieß jetzt mal um, sagen Sie, sind Sie eigentlich vergeben?“, fragte sie mit typisch direkten Art. „Sie sind etwas zu direkt Miss Whitley, aber Sie haben Charme, das muss man Ihnen lassen und zu Ihrer Frage… Nein ich bin ebenfalls Ledig“, antwortete er, sie nickte und lächelte bei seinem Kompliment, gerade als Sie ihre nächste Frage stellen konnte, hielt der Wagen an. „Wir sind da“, sagte er und reichte ihr anschließend eine Visitenkarte. „Melden Sie sich bei mir, wenn Sie sich für eine Befragung bereit fühlen“, Sie nahm die Karte und ein Knisterndes Gefühl entstand in ihr, als sich ihre Finger berührten. „Eine Frage noch“, meinte sie, bevor sie die Tür öffnete. „Was ist mit meinem Bike?“ „Würden Sie mir bitte Ihren Schlüssel geben?“, Erstaunt und ohne nachzudenken, reichte sie ihm ihre Halskette an der Schlüssel für ihr Bike hing. Er lächelte schalkhaft. „Ihr Bike wird Morgenfrüh in ihrer Garage stehen, der Schlüssel wird im Zündschloss stecken, noch Fragen?“, sie stieß ein atemloses Lachen aus. „Wehe, Sie machen mein Baby kaputt“, meinte sie streng. Belustigt warf er ihr noch einen letzten Blick zu, bevor sie sich leise verabschiedete und sich für die Ablenkung bedankte. Als er davonfuhr, sah sie ihm noch kurz nach, bevor sie ihre Wohnungstür aufschloss. Jetzt wo er weg war, kehrte die Angst zurück und sie kam sich wie in einem Horrorfilm vor, als sie langsam jedes Zimmer inspizierte. Die Wohnung war leer und genauso wie sie sie verlassen hatte. Nachdem sie eine eiskalte Dusche genommen hatte, fühlte sie sich ein klein wenig lebendiger und statt an Indias grauenvolles Gesicht zu denken, schlugen ihre Gedanken den Weg zu diesem, zugebenermaßen sehr gut aussehenden Detective. James Dawson… Wie konnte alleine schon der Name eines Mannes, so sexy und zugleich so mysteriös wirken? Seine anziehende Art, ging ihr nicht aus dem Kopf… Übermüdet fiel sie in ihr Bett und schlief sofort ein. Gott wusste, weshalb sie keine Albträume hatte. Am nächsten Morgen, war sie schon früh auf den Beinen und fröstelte. Es war unnatürlich kalt im Zimmer und das obwohl sie eigentlich die Heizung angemacht hatte. War das dumme Ding, etwa schon wieder kaputt…? Eine stumpfe und bestätigende Kälte schoss in ihre Finger, als sie die Hand auf den Heizkörper legte. Sie seufzte genervt. Ein schnelles Frühstück später, passierte mal wieder das, was passieren musste. Anscheinend hatte Marina gestern eines von Rufus‘ Plastikteilchen übersehen und als sie sich jetzt ihren Weg zur Couch bahnte, trat sie mit voller Wucht darauf und heulte vor Schmerz auf. Eine dünne Spur Blut floss an ihrem Fuß runter. Fluchend hüpfte sie auf einem Bein in die Küche, tropfte den cremefarbenen Teppich mit Blut voll, die Flecken würde sie garantiert nicht mehr rauskriegen. Nachdem sie sich ein dickes Pflaster auf den Fuß geklebt hatte, überkam sie die Neugier. Hatte er ihr Bike wieder zurückgebracht? Blitzschnell hatte sie sich umgezogen und humpelte mit einem Schuh (Dank dem Pflaster, passte ihr Fuß nicht in den zweiten.) zur Garage. Sie hatte das Garagentor offen gelassen, wer würde schon in eine leere Garage einbrechen wollen? Und tatsächlich stand dort ihr Motorrad unbeschädigt und der Schlüssel steckte im Zündschloss. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Er war also zuverlässig, das war gut zu wissen. Sie hoffte, dass er die Fahrt genossen hatte. Die meiste Zeit verbrachte sie nach der Inspektion auf dem Sofa, noch immer war Detective Dawson der Mittelpunkt ihrer Gedanken. Wenn er Ledig war, war er bestimmt nicht an einer Beziehung interessiert, aber irgendwie war es nicht der Gedanken an einer Beziehung mit ihm, der sie so reizte, sondern sein… Körper. Ja, was sollte sie machen? Sie war erwachsen und sehnte sich schon so lange nach dem Richtigen. Allerdings hatte sie nie wirklich Glück in Beziehungen gehabt, warum sollte es dieses Mal anders sein? Traurig blickte sie an die Decke, bevor sie ihren Kopf auf einem Kissen bettete und den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren ließ.

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Tag der Veröffentlichung: 31.05.2013

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