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Anfang der tödlichen Liebe

 

Schon immer gab es zwei Welten auf dieser Erde, vielleicht kaum bemerkbar. Aber diese eine schwarze Hälfte war da, schon immer. Und zog mich mit sich in die Dunkelheit! Warum ich das Recht habe davon zu erzählen? Ganz einfach, weil ich ab dem Tage als das Ungewisse mich umhüllte, selbst zu einem anderen Wesen wurde! Menschlich aber auch gleichzeitig nicht. Wie diese Welt bestand mein Leben aus Zwei Seiten. Hölle und Himmel! Die Erde hatte so viel Respekt nicht verdient um dass ich sie erwähnen sollte, obgleich ich die ganze Zeit von ihr sprach...

 

Mein Name ist Mary, nun ja...war! Mein Körper existierte eigentlich gar nicht mehr. Vater hatte ihn verbrennen lassen, auf einen unausgesprochenen Wunsch von mir. Das ein-zigste was mich aufrecht hielt, war meine verdorbene Seele. Und nun musste ich von Körper zu Körper wechseln um auf dieser Erde zu verweilen. Ob Bloody Marry hin oder her, vielleicht musste jemand einfach zuhören können und verstehen, wieso ich so viele Körper verschwendete. Aber wie jede Geschichte beginnt mein Leben auch mit einem Anfang...

 

 

Ruhig schloss ich mein Schließfach zu und stöhnte kurz als ich in meinen Spiegel hinter mir Sam aufblitzen sah, der mich interessiert aus einer Ecke stalkte und hoffte das ich ihn nicht sehen würde, aber bei so einem auffälligen lumpigen Outfit! Seine Augen waren schon das ganze Schuljahr nur auf mich fixiert, schon wieder einer der Schwärmer die ich haufenweise an meiner Schule hatte!

Zum Glück war ich dann plötzlich der Mittelpunkt meiner Klicke die zu mir geeilt war und ich lächelte ihnen entgegen, als ob sie alle ein Stück meiner wertvollen Puppen Sammlung waren. In der Tat waren sie es, wie Zombies taten sie alles was ich von ihnen verlangte, nur damit sie meine Aufmerksamkeit bekamen! Mir war klar dass keiner von diesen hinterlistigen Schlampen wirklich meine Freunde waren, wenn ich es glauben würde, wäre ich verrückt! Aber doch gab es dort einen dem ich wirklich etwas bedeutete, der mich verstand und mich wie ein Buch lesen konnte. Killian! Auch wenn er einer anderen gehörte, war seine Liebe Mein. Solch eine die Lorika niemals zu spüren bekommen würde! Und ich hatte das Pärchen schon so weit gebracht, dass sie vor der Trennung waren, oder auch besser vor meiner Chance!

 

Meine dunklen Katzenaugen richteten sich nun auf ihn, der gerade um die Ecke bog und mir sachte winkte, währenddessen ich den Blick wieder meinen Puppen widmete und dabei ein spitzes Lächeln auf den Lippen trug. Bald würde er mir gehören, wenn er mir nicht schon längst gehörte!

 

Damals kam ich noch gut damit zurecht ein Mensch zu sein, man konnte mich schon damals als perfekt ansehen. Konnte alles, wollte alles und besaß Macht! So wurde ich von allen in meiner Schule hinter meinen Rücken angesehen, und das die Angst nicht weit weg war, spürte ich auch schon ohne übersinnliche Kräfte!

 

Mitten in meinen Siebzehnten Lebensjahr wurde genau meine Perfektion zum Opfer. Zum hundertsten Mal wahrscheinlich schon, wurde ich zu einer Party, - per Brief eingeladen und sollte meine Klicke auch gleich mitnehmen. Am selben Abend also, als die Feier anfing stand ich noch kurz vorm Spiegel und richtete mein schönes glattes dunkelbraunes Haar und küsste noch einmal zum Spaß den Spiegel, als unten die Klingel ertönte. Mit einem gespielten Lächeln riss ich die Tür auf und nahm meine Mädels mit ins Haus.

 

>>Da gibt es bestimmt wieder die heißesten Jungs!<< Kreischte Denise (So war ihr Name glaube ich) aufgeregt.

 

>>Nicht nur die Jungs, sondern auch jede Menge Alkohol.<< Ich musterte alle Anwesenden dabei und zog meine Augenbrauen verführerisch nach oben.

Schon wieder wurde die Klingel betätigt und die Jungs aus der Klicke stießen auch dazu, mit ihnen ein Geruch nach Aftershave und lautem Gebrüll.

 

Mit zwei Autos waren wir dann zum Party Ort gefahren. Einer der Jungs streckte seine Hand nach mir aus, damit ich bequem aussteigen konnte. Aber ich würden doch niemals einem Idioten die Hand geben und ging einfach an ihm vorbei.

Vor uns lag eine etwas abgeschiedene Villa, die umgeben von hohen Tannen war. Der alte Look versprach auf dem ersten Blick keine gute Stimmung. Doch als wir ins innere vordrangen, kam uns schon eine laute Musik entgegen. Und ich wollte gleich anfangen wild herum zu tanzen, lies es aber nicht anmerken. Kaum waren wir im Inneren angekommen strahlte uns schon ein Scheinwerfer an.

 

>>Die Queen ist nun unter uns!<< Rief einer und meinte natürlich mich! Ganz entspannt nahm ich mir bei den Worten einen Cocktail und leckte mir über die Zunge. Die Komplimente waren nichts neues für mich, bloß der Spitzname änderte sich immer. Schon bald war meine Gruppe unter den Leute gemischt und ich genoss es von außen alles intensiv zu beobachten. Denise hatte mal wieder versehentlich einen Jungen Alkohol über geschüttet und war dann mit ihm in einem Hinterzimmer verschwunden um es zu „Säubern“! Daryl hatte sich gleich mit Zwei vergnügt und eine nach der anderen gekostet. Mein Blick fuhr immer noch über die Tanzfläche als neben mir plötzlich Killian auftauchte und mit meinen Glas anstieß. Kurz überblickte auch er den Raum, dann schaukelte er den Alkohol in seinem Glas hin und her und wand sich an mich.

 

>>Die Queen ist heute wohl nicht so in Party Laune.<<

 

Ich schüttelte den Kopf und öffnete meinen Mund, ohne etwas zu sagen und musste fast grinsen.

>>Im Moment behalte ich nur alles im Auge, wer sagt denn dass ich nicht feiern will?<< Einfach ohne nachzudenken reichte ich ihm meine für mich so wertvolle Hand und war mir todsicher dass er nicht verneinen würde. Wer in aller Welt konnte mir auch schon widerstehen? So nahm er zögernd meine Hand, mit bedacht sich noch einmal nach seiner Freundin umzudrehen und küsste sie anschließend.

Ab da war unsere Unterhaltung nur noch per Gedanken und wir stießen auf die Tanzbühne. Mir waren die vielen Blicke nur kurz aufgefallen, dann versank ich ganz in seine fliederfarben blauen Augen, die mich wie in einen Strudel einzogen. Er war die erste Person bei der ich mich nicht mehr zurück halten konnte, immer wieder kreisten wir umeinander. Er nahm mich in seinen Armen und wir tanzten wie beim Tango. Nur dass unser Blick den Gegenüber fast auffraß. Ich ihm wenn er nur eine Sekunde nicht so nah wie zuvor war, mit einem Finger zu mir lockte. Und mein Sexy Gesicht zeigte. Die Musik um mich herum hörte sich so an als komme sie von ganz weit weg, wir hatten unseren eigenen Rhythmus! Dieses Gefühl was da auf einmal in mich aufstieg schien mir so fremd. Zwar wusste ich das er mir bald gehören würde, aber dass diese Gefühle für ihn so echt waren, lies selbst mich erschaudern!

Doch diesen wunderschönen Moment unterbrach eine nervige Stimme hinter uns. Lorika lief wie von der Tarantel gestochen auf uns zu und schubste mich von ihm weg, so dass ich beinah gegen einen anderen Tänzer stieß!

 

>>Hast du es immer noch nicht geschnallt dass er mit mir zusammen ist?!<< Fragte sie total aufgebracht, näherte sich mir und zeigte mit ihrem schmutzigen Finger auf mich! Wütend riss ich ihn etwas angewidert herunter und stemmte meine Hände in meine Hüften. Gerade als ich sie fertig machen wollte, wäre ihr sogar gerne an die Kehle gesprungen, spürte ich wie sich meine Puppen hinter mich versammelten. Ein sehr abschreckende Wirkung musste es wohl auf sie gehabt haben und sie schnaubte nur kurz. Zog sich dann aber schnell zurück und lies Killian dort. Ihre letzten zittrigen Worte waren: >> Schön, dann kannst du ihn eben haben.<< Noch einmal hatte sie sich Killian zugewendet und schüttelte verständnislos den Kopf. Ihre Tränen versuchte sie zwar zu verbergen, trotzdem waren ihre smaragdgrünen Augen glasig. >>Ich verzichte!<<

Zum Glück! Ich hatte schon gedacht sie würde nie aufgeben. Aber meine kleine Sorge war umsonst! Mal wieder hatte mein Ansehen alles gerettet und ich genoss den Gedanken. Dass sie nun alleine nach hause ging, und ich mit meinen Freunden ohne Störung weiter feiern konnte! Vor allem mit Killian! Mit diesem bestimmten Gewinner-lächeln wollte ich gerade wieder zu Killian herüber gehen. Aber als ich dort hinschaute, wo er noch eben gestanden hatte, war nun eine gähnende Leere. Skeptik überrumpelte mich innerlich, doch außen blieb ich kühl und meine Augen verwandelten sich zu Schlitzen und durch suchten den Raum. Er war verschwunden. Hoffentlich nicht gemeinsam mit Lorika? Wenn er mich tatsächlich allein gelassen hatte, wurde ich ziemlich hart getroffen, und es war für mich so noch viel schlimmer, als wenn er sofort mit ihr mitgegangen war! 

Plötzlich fühlte ich mich klein, als könne jeder auf meinen Kopf spucken. Verschwand heimlich von der Feier, schnappte mir vorher noch ein kühles Bier, stellte mich in den Garten und beobachtete die Rosen, die im Mondlicht eine schwarze Farbe bekommen hatten. Diese Villa war sehr außergewöhnlich und hatte sogar ihren eigenen kleinen See im Hintergarten. Nicht nur der Halbmond spiegelte sich auf dem Wasser, sondern auch mein Gesicht. Ich musterte es eine Weile, schaute mir genau in die Augen. Versetzte mir sogar nach einiger Zeit einen Schauer über den Rücken. So etwas war mir noch nie passiert, dass ich vor mir selbst Angst hatte. Schließlich hatte ich mich einfach nur angeschaut! Mit der Bierflasche in der Hand musste ich aber wieder lächeln und trank dann einen Schluck raus, und betrachte weiter meinen Doppelgänger. Kniete mich herunter und strich über das klare Wasser, wie ein interessiertes Kleinkind an seinen Spielzeugen herum spielte. War so intensiv damit beschäftigt, dass ich gar nicht bekam wie sich von hinten Schritte näherten. Als der Schatten bei mir hielt, konnte ich ihn im Wasser erkennen und erhob mich schnell und warf eine Strähne, die mir bei meinen Spielerein wohl ins Gesicht gefallen war zurück. Mit letzter Hoffnung hatte ich nun damit gerechnet dass Killian hinter mir stehen würde, aber stattdessen war es Sam! Seine Augen sahen mir bemitleidend entgegen, ein wenig unheimlich ebenso. 

>>Was willst du?<< Meine Stimme bebte noch immer wegen Killian, und hörte sich deshalb ein wenig traurig an, obwohl ich versuchte es so bissig wie möglich heraus zu bekommen!

Er antwortete erst gar nicht und lies seinen Blick über mich schweifen, dann weiter in die Ferne hin zum Mond. Jetzt ging er mit erhobenen Händen ein kleines Stück näher auf mich zu. Genau im gleichen Moment wich ich ein Stück zurück und spürte wie meine Highheels wackelnd am Anfang des Sees standen. Wenn ich noch ein Schritt weiter weg gegangen wäre, würde ich Klatsch Nass sein. Doch Sam sah nicht davon ab mir noch zwei Schritte näher zu kommen und stand schlussendlich genau vor meiner Visage und musterte mich noch immer mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Endlich fing er an ein Wort heraus zu bringen und säuselte es mir ins Ohr, sein Blick starr auf den See. 

>>Deine unerwiderte Liebe...<<

Eigentlich war ich absolut nicht ängstlich, doch dieser Irre hatte es geschafft so gruselig zu sein, dass mein Körper wusste dass ich in Gefahr war und das Adrenalin schoss in mir hoch! Mein Hals vertrocknete und ich traute mich kaum zu atmen, so nah stand er bei mir. Zu allem Übel nahm er jetzt auch noch seine Hand und strich mir vorsichtig über den Hals. Diese Bewegung war voller Genuss und ich schluckte nur bei seiner Abartigkeit. 

>>Die wirst du nicht bekommen.<< Jetzt war meine Angst deutlich zu hören! Dieses Schwein sollte mich einfach los lassen und vergessen!

>>Nah, dann... - Werde ich sie mir eben nehmen.<< Diese schulterzuckende Haltung von ihm machte mich krank! Als ob es nicht schlimm sei, was er da von sich gab! Im nächsten Moment packte er mich und zog meinen Kopf zu sich. Er war schon dabei seine Lippen zu spitzen, als ich plötzlich das Gleichgewicht verlor, und unabsichtlich im Teich landete. Das Wasser umschloss meine Augen und grüne Algen tauchten vor mir auf. Schnell versuchte ich mich wieder hoch zu raffen, doch ein Fuß verharrte in einer der Pflanzen! Sofort glaubte ich dass ich so für immer verweilen musste, und trotz meines starken Charakters wollte ich mich schon damit abfinden, bis mir dann aus heiterem Himmel Killian in den Kopf stieß! Panisch zerrte ich schnell daran herum und versuchte sie zu lösen, mein Blick verschwamm schon, aber dann hatte ich es irgendwie geschafft in die Höhe zu gleiten und tauchte wieder auf. Mit einem riesigen Atemzug atmete ich die frische Luft ein, und zog mich an Land. Hatte in der ganzen Aufregung ganz vergessen das der Vergewaltiger noch immer am Beckenufer lauerte! Doch dass war für mich plötzlich egal und ich lies mich erschöpft auf den Rasen fallen. Vielleicht war ich nur höchstens eine halbe Minute unter Wasser gewesen, doch für mich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an und blickte wie Tod in den Himmel. Zwei Schuhe hatten sich dann dann an mein Kopfende gestellt und wieder einmal bückte sich ein Schatten zu mir herunter. Ich glaube vergewaltigt zu werden, war mir in diesem Moment sogar lieber als der Tod! Die Person aber, nahm meinen Kopf behutsam auf seine Knie und blickte auf mich herab, für mich wirklich unglaubwürdig -  Killian! 

 

Tatsächlich war er es und wir blieben für einen Moment in dieser Haltung. Vor kurzen hatte er mir noch einen dunklen Schauer über meine Gefühle gejagt, aber nun schien die Trauer wie weggeblasen! Mit einem Augenschlag hatte ich ihm verzogen und war nur heil froh, das er dort bei mir war. Anders als Sam, zum Glück! War er nur verschwunden, da er schon von Anfang an vor hatte mich in den Teich zu werfen und empfand es als abgeschlossene Sache? Vielleicht war er noch nicht weit gekommen! Hektisch stemmte ich mich auf und war blitzschnell auf den Beinen.

>>H-Hast du Sam gesehen?<< 

Killian starrte mir einen Moment lang einfach nur in die Augen, erhob sich dann aber mit einer unheimlichen Ruhe und nahm seinen Blick von mir herunter.

>>Ich schätze ich sollte dir etwas erzählen...<< Fing er zögernd an zu sprechen, schluckte kurz währenddessen er eine Rose pflückte. >>Genau wie die hier, werden wir alle irgendwann ins Schwarze gezogen, wenn wir nicht schon längst davon umgeben waren.<< Wie in einer Kulisse spielte nun ein einsamer Wind zwischen unserem Körpern und umzog uns einmal komplett. >>Genauso hat mich die Dunkelheit auch schon vor langer Zeit eingenommen und ob ich darauf stolz bin oder nicht... Wir tun Dinge um Leute zu beschützen die wir gern haben. Vielleicht einfach ein Stück zu viel!<< 

Missverstanden blickte ich ihn an, worauf wollte er hinaus? Die Worte die vom ihm kamen waren nicht so schön wie seine Normalen! 

>>Sag mir einfach was mit Sam passiert ist!<< Meine Frage war gezielt, genauso wie mein Blick! Es war im Moment viel zu verwirrend um dass er mir jetzt irgend etwas erklären musste. 

Sein Blick streifte mich erneut, mit hochgezogenen Augenbrauen und zusammengepressten Mundwinkeln schaute er anschließend schnell wieder weg und lächelte den Kopf schüttelnd. 

>>Er ist...Tod.<<

>>Was?<< Ich konnte genau spüren wie eine Erleichterung in mir aufstieg! Obwohl das Wort Tod gefallen war. >>Oh...<< Ergänzte ich schnell unauffällig und richtete meine Halskette. 

>>Es tut mir leid... -<< Seine Stimme hatte sich zurück gezogen und es war nur ein Flüstern.

>>Das muss es nicht!<< Ich schrie schon fast und war erneut erschrocken darüber wie ich mich in seiner Anwesenheit verhielt. Dass ich ihn unterbrochen hatte, fiel mir gar nicht auf. Außerdem kannte ich Sam gar nicht, und wie auch immer er so plötzlich gestorben war, traf es mich recht wenig!

>>Doch! Hätte ich früher gehandelt, wären seine Hände nicht auf deinen Körper gelandet!<< 

Zwar veränderte sich mein Blick nicht, aber tausende Fragen durchbohrten in dem Moment meinen Magen. Woher wusste Killian all dies, hatte er es etwa beobachtet und war nicht eingeschritten, erst als ich in brenzliger Gefahr schwebte?! 

>>Woher -<<

Dieses Mal unterbrach er mich mit einer kalten Stimme.

>>Wie gesagt die Dunkelheit hatte mich eingenommen...<<

Zittrig bewegten sich meine Beine nun schnell weg, aber mein Geist war noch immer symbolisch bei ihm. Ich weiß nicht wieso mich auf einmal diese Angst gepackt hatte und ich weglief. Aber ich tat es einfach, und gerade als ich das Haus fast keuchend erreichte war Killian wie aus dem Nichts vor mir aufgetaucht und ich schrie erschrocken auf. Machte kehrt, doch auch hinter mir erschien er plötzlich. 

>>Lass mich gehen!<< Schrie ich mit zusammengepressten Augen und versuchte ihn mit meinen Händen wegzuschlagen. 

>>Ich kann nicht...Nicht mehr... - Denn auch du wurdest in diese Dunkelheit gezogen...Meinetwegen!<< 

>>Wovon sprichst du da?!<< Völlig verwirrt krallte ich meine Finger in meine Haare und knickte mit einem Mal überfordert zusammen und setzte mich einfach auf den Boden. Mein Kleid war eh hin also wenn schon! Mir wurde das alles plötzlich zu viel. Worüber redete er da bloß. Ich wurde in die Dunkelheit gezogen, welche? Die vom Teich vielleicht? Immer wieder spielten seine Worte in meinen Gedanken wie auf einer Schallplatte. Immer lauter wurden seine Worte, mit ihnen auch meine klagenden Kopfschmerzen. Mit einem Mal stoppte der Schmerz! Killian hatte eine Hand auf meine Schulter gelegt und sah mich von oben herab besorgt an. Ab dem Moment war ich fest entschlossen, dass er mich von diesen unerträglichen Schmerzen löste und blickte dankbar zu ihm hoch. Ich hauchte bloß seinen Namen.

>>Kill...<< 

 

Die andere Welt

 

 

 Zögernd nahm ich noch immer total durchnässt die Tasse Tee an und schlüpfte weiter unter die flauschige Decke, die Killian mir gegeben hatte. Wir saßen zusammen an einem Tisch bei ihm zuhause. Da er es für besser hielt, erst einmal von dieser Party wegzukommen. Meine Rede! Für mich war diese Feier schon am Ende, als ich Killian nicht finden konnte. Obwohl er nun genau vor mir saß, fühlte es sich irgendwie so an als sei er es auch nicht. Ganz in Gedanken war mir die Stille überhaupt nicht aufgefallen. Unterbrach sie anschließend als ich mein Gefäß unberührt auf den Tisch stellte und mich müde nach hinten ausstreckte. 

>>Du wirst wohl gar nicht mehr reden wollen, oder?<< 

Alles was von ihm zuhören war, war ein unterdrücktes Grinsen, dann stellte er sich hin und verschwand kurz in einem der anderen Zimmer. Kam nach kurzer Zeit wieder heraus und hielt etwas in der Hand. Es war ein Amulett, dessen Ende mit einer Kugel verbunden war, die einen grünen Smaragd an sich befestigt hatte und vor sich hin glänzte. 

>>Was ist das?<< Wie hypnotisiert funkelte ich die Kette an. Es war wirklich ein hübsches Schmuckstück! Doch konnte ich nicht einordnen, wieso er mir dieses zeigen wollte.

>>Ich bin auf der Suche...<< Flüsterte er und sah genauso gebannt wie ich auf den Diamanten. Wirklich wissen was er meinte, konnte ich nicht. Und zog es vor ihn einfach aussprechen zu lassen. Alles war eh schon zu verrückt um es noch mit Logik erklären zu können. 

>>Ach, ja?<< Nun schwenkte mein Kopf interessiert in seine Richtung und blieb kurz dort. 

Alles was er tat war leicht zu nicken und fuhr vorsichtig fort. Wahrscheinlich hatte er Angst dass ich noch einmal einen Zusammenbruch bekam und erklärte es mir so schonend wie es ging. 

>>Hör zu...Ich suche keine Amulette, und auch keine Kristalle. Eher eine Begleiterin!<< Auch sein Blick ruhte nun auf meinen Augen. Verwundert versuchte ich seinen Satz einordnen zu können, aber mir fiel beim besten Willen nicht ein was er damit meinen sollte. War es etwa eine Kette für mich und ich sollte seine Freundin sein?

>>Ich verstehe nicht...<< Fing ich stoppend an und legte automatisch eine Hand auf das schöne Schmuckstück. Dann lies ich meine Finger wieder sinken und konnte wieder einmal mein Spiegelbild im Diamanten sehen, und bemerkte dass ich ziemlich verdutzt ausschaute, obwohl ich es mit ganzer Kraft verbergen wollte. 

>>Um ehrlich zu sein bin ich froh dass du es nicht tust.<< In dem Moment färbte sich der Smaragd in ein Kastanienbraun, solch eine Farbe die meine Augen widerspiegelten. Sofort zog ich meinen Kopf zurück und vergrub meinen Mund unter der Decke. Es war auf einmal geschehen und es fühlte sich so an als würde der Schmuck ein Stück meiner Augen gestohlen haben! Unheimlich! Doch, ich sah im Augenwinkel wie Killian noch immer lächelte und hielt sich die Kette nun genau vor seine Augen, dann wechselte der Blick zu mir und wieder zurück. 

>>Mary...<< Beinah kamen die Worte gar nicht bei mir an so leise waren sie. Dennoch hörte ich wie er dabei gestöhnt hatte. Danach sagte er eine Weile gar nichts mehr. Inmitten der eingetretene Stille wippte ich nervös mit meinem Knie hin und her. Beiläufig hatte er es anscheinend mitbekommen und beendete seinen Satz mit einem merkwürdigen Unterton.

>>Du bist Tod!<< Schier weiteten sich meine Augen und formten sich zu zwei runden Kreisen. Das hatte er einfach so ausgesprochen! Vielleicht war das nicht einmal das Fürchterliche daran. Mir machte es mehr Sorgen, das seine Stimme so ernst klang, und auch wenn ich danach suchte, keinen versteckten Humor fand! Angesichts der Tatsache das ich an diesem Tisch saß und nicht in einem Saag lag, konnte ich diesem Satz absolut nicht folgen. Für mich hatte er keinen Sinn!

>>Das soll wohl ein Witz sein!<< Fauchte ich ihn an und in meinen sonst so selbstbewussten Worten, war nun ein Hauch von Unsicherheit. Bloß von diesem Ort weg! Wollte ich!

>>Nein...Tut mir leid.<< In seinen gespielten Worten klang es nicht ein bisschen nach Mitgefühl, es hörte sich sogar leicht nach Freude an!

Was stimmte plötzlich nicht mit ihm? Wie konnte dieser Mann, für den ich wirkliche Gefühle hatte, mir solche kalten und unverständlichen Worte an den Kopf werfen? Bevor er noch etwas sagen würde, stand ich schnell auf und wollte mich aus dem Staub machen. Gleich eine Sekunde nach dem ich mich erhoben hatte, und die Decke an meiner blassen feuchten Haut herunter glitt, stemmte sich plötzlich sein Arm vor mich und schaute mich kühl von der Seite an. 

>>Lass mich gehen!<< Einer Seits war es ein Befehl, auf der anderen Seite aber auch eine Bitte. Kann es kaum in Worte fassen.

Plötzlich nahm er meine Arme und zog sie zu sich. Anschließend fuhr er sie mit seinen Fingern hinab und nahm meine Hände fest in seine. Anfangs hatte ich mich noch gewehrt, aber dann lies ich sie schlaff hinunter und traute mich nicht einmal zu schauen wie sein Gesichtsausdruck aussah. 

>>Hör zu! Du musst mir einfach ein wenig Vertrauen schenken!<< 

>>Ich soll dir vertrauen!?<

>>Wer war das?!<< Fragte ich brummig, ganz bewusst angespielt auf einen Verdacht und zeigte zur Tür. Woraufhin er seine Augen in die Richtung meines Fingers rollte und einfach nur zur Tür starrte, aber niemanden sah. 

>>Keiner. Ich wohne alleine...<< Genauso verblüfft wie er schaute ich dann immer noch in die Richtung. Meine dunklen markanten Augenbrauen waren in die Höhe gezogen, und den Mund schmunzelnd aufeinander gepresst. 

>>Das kann doch nicht sein!<< Schrie ich nach ein paar Sekunden laut und sprang auf.

Dieses Mal gestattete er es, dass ich an ihm vorbei lief und folglich zur Tür. Doch auch als ich in den breiten Flur mit nur einem Schuhregal und einem Kleiderständer angelehnt und völlig außer sich stand war tatsächlich Keiner anwesend. Und mir fiel auf, dass die Frau in die Wand gelaufen sein musste, wenn sie wirklich von Rechts kam und nach Links - also dem Nichts ging. Gerade als ich mich wieder umdrehen wollte, stand Killian schon direkt hinter mir und suchte wie ich den Raum mit seinen blauen Augen ab. 

>>Ich könnte schwören das dort wirklich eine Frau langgegangen ist!<< Versicherte ich ihn, damit er nicht dachte ich sei verrückt. Obwohl er eigentlich der war, der behauptete dass ich Tod sei! 

>>Das was du da gesehen hast, ist nicht wirklich von dieser Welt...<<

>>Ähm...<< Weil ich seinen Worten gewiss für einen kleinen schwachen Augenblick Glauben schenkte, hielt ich mich schon fast selber für wahnsinnig. Durch so eine kleine unwahrscheinliche Sache wie diese Frau, konnte ich mich doch unmöglich aus dem Konzept bringen und schüttelte meinen Kopf und antwortete sarkastisch. 

>>Von welcher Welt denn dann? - Planet Psychiatrie?!<< 

>>Eher der Schattenwelt, der dunklen Seite von der ich sprach. Nur dass diese Wesen irgendwie dazwischen stecken. Der Erde und der Hölle.<< 

>>Erde und Hölle, ja?<< Nicht einmal hatte ich seine Worte ernst genommen und einfach nur mit den Schultern gezuckt. Ich glaube ich wollte seine Worte überhaupt nicht ernst oder für die Wirklichkeit halten. Ob es mir schlussendlich zu viel war, konnte ich nicht definieren. Aber ich beschloss über seine Sätze nicht noch einmal nach zu denken, und sie lieber als Scherz zu verkaufen, oder als Traum. Genau! Diese Sache sollte alles einfach nur ein schrecklicher Albtraum sein, aus dem ich bald erwachen würde. Doch ein Teil wusste in mir: Es konnte tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Immerhin aber war meine Vernunft noch aktiv und stoppte mich vor dem unmöglichen. Es existierte einfach keine Hölle und der Himmel erst einmal recht nicht. Nach dem ganzen war einfach Nichts! 

>>Weißt du was, Killian? Ich werde jetzt gehen, quitt lebendig und so schön wie immer!<< Löste mich kurzerhand von der Wand an der ich mich angelehnt hatte und warf ihn noch einmal einen bedrückten kurzen Blick zu. Zum Glück hielt er mich dieses Mal nicht auf, er hatte sich hoffentlich wohl damit abgefunden dass man mich nicht aufhalten konnte und ich knallte die Haustür zu, die so schnell ins Schloss gedrückt wurde, dass die lose Platte unter ihr noch weiter in die Erde gedrückt wurde und einen Sprung bekam. 

 

Wenig später kam ich endlich zu hause an, frierte bis unter beide Arme und setzte mich mit zittriger Lippe auf die Couch. Vielleicht hätte ich warten sollen, bis meine Haare wenigstens trocken waren, aber ich war so wütend, sprachlos, sehr ungläubig und engstirnig gewesen, dass es noch schwer war irgendwie die Fassung zu behalten. Wer auch immer ihn in diese unreale Welt geführt hatte, musste wohl aus einer Nervenklinik entlassen worden sein! Falls es nicht der Fall war, dass er selbst für alles aufkam... Geschmeidig wie eh und je betrat urplötzlich meine schneeweiße Katze Nuriele mein Wohnzimmer. Bis abgesehen von mir war das Zimmer in absoluter Stille gehüllt, der Mond verlor langsam seinen Glanz und überließ der aufgehenden Sonne den Vortritt, die sofort die ersten Strahlen durch unser großes Balkonfenster scheinen lies und unzählige Schatten warf. 

>>Hey, Nurie.<< Begrüßte ich meinen Liebling und lächelte sie an. Fast nie konnte ich so herzlich lächeln, meine war immer gespielt, aber sie war einer der, bei den ich es wirklich so meinte und immer eins parat hatte! Katzen konnten solche Sachen eben für sich behalten! Auf mein Grinsen reagierte sie mit einem kurzen Schnurren, dann schlängelte sie sich um meine Beine. Schaute zu mir hoch, als warte sie darauf dass ich sie tätschelte und legte sich gemütlich auf den Bauch. Eigentlich war es mir immer unangenehm sie am Bauch zu streicheln. Dementsprechend machte ich aber einfach eine Ausnahme. Vorsichtshalber lies ich sie noch einmal an meiner Hand riechen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kam und sich entschloss mich doch zu beißen. Annähernd so lieb wie sie sich dort nämlich ausgab war sie so gut wie nie! Somit ließ ich meine blassen Finger in ihr Fell gleiten und strich es in eine Richtung. Es war so schön weich und glänzte besonders im Sonnenaufgang, fühlte sich schon fast so an als würde mein Herz einen Sprung nach Rechts wagen. Danach stand ich auf, ging in die Küche und wollte mir etwas zu Essen machen. Ein Glück hatten wir Wochenende! Während ich in der Küche die Cornflakes Packung aus dem letzten Eck heraus zerrte, trat meine Mutter gähnend aus ihrem Zimmer hervor, blieb aber dann wie angewurzelt stehen als sie die Wasserspur sah, die ich auf dem Boden verteilt hatte. Erst da war mir wieder aufgefallen dass ich ja noch immer total nass war! Wie konnte ich so etwas nur vergessen, ich hatte doch kein Altsheimer und meine Sinne funktionierten auch! Und blickte an mir herunter, gleich würde ich den größten Ärger der Welt bekommen und versuchte die Packung die ich in meiner Hand hielt so leise abzustellen wie ich konnte. Aber da war es schon zu spät, sie hatte anhand der Cornflakes durch das Küchenfenster erkannt dass jemand im Haus war. Blödes Essen! Schnell bückte ich mich und hielt mir die Hand vor den Mund.

>>Hallo?<< Jetzt stand sie schon auf der anderen Seite der Theke und wanderte noch einmal drum herum in meine Richtung. Mittlerweile war meine Aktion eh überflüssig, gleich sah sie mich (Schwer zu übersehen, wie ich da kauerte) und ich stand mit erhobenen Händen seufzend auf. 

>>Hi, Mum...<< Eigentlich hatte ich kein schlechtes Gewissen, aber ihr zu liebe verhielt ich mich lieber so, damit "dies schon Strafe genug war" - Wie sie manchmal diktierte. Kurz ruhte mein Blick noch auf dem Behälter, dann unschlüssig zu meiner Mutter. Ich wollte ihren verabscheuten Blick im Grunde genommen nicht noch einmal kennen lernen müssen, doch zugleich wollte ich sie einfach sehen und ihr in die Arme fallen! Dem Vernehmen nach hatten mir die Dinge wohl doch ganz schön zugesetzt. Bei dem ganzen Durcheinander in meinem Kopf fühlte es sich so an, als würde mich etwas innerlich auseinander reißen zu versuchen. 

>>Merkwürdig...<< Hörte ich ihre kalte Stimme vor mir stutzend. Sogleich spürte ich, dass sie gerade zwar meinen Platz musterte aber blickte sie irgendwie durch mich hindurch, als würde ich aus einem schwerelosen Schleicher bestehen. 

Bestürzt stoppte mir plötzlich der Atem, und ich konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen. Was zum Teufel war da gerade passiert?! Wieso konnte sie mich denn nicht wahrnehmen...?

>>Mommy...?<< Hauchte ich schluckend und trat einen Schritt vor, streifte die Cornflakes Packung, so dass sie schaukelte. Unverzüglich wand Mum den Blick ab und ging nun auf das verdammte Kästchen zu, packte es sich und starrte dieses eindringlich an. Nun öffnete sie die Schublade unter der Theke und stellte sie schnell hinein.

Tatsache...! Meine eigene Mutter konnte mich nicht mehr sehen, als sei ich unsichtbar! Tränen stiegen in mir auf und ich hielt mir den Mund unkontrolliert zu, wobei ich mich mit einem lauten Krach gegen die Insel der Küche lehnte und meinen Blick noch immer nicht geändert hatte. Dieser Traum durfte jetzt wirklich zu Ende sein, das war doch der langersehnte Höhepunkt, oder nicht?! Die Mutter konnte ihre Tochter nicht mehr sehen! Es durfte wirklich der Schluss sein. Solange ich bloß aufwachte und eine zweite Chance bekam! Meine Hände klammerten sich so stark in die Theke, als würde ich sonst umfallen! Möglicher Weise würde ich das sogar!... 

Meine Mum verließ den Raum wieder und ging an meiner Katze vorbei, die sich wie normaler Weise sofort auf und davon machte! Dieses Mal aber, lief sie zu mir und funkelte mich mit ihren hellblauen Augen durchdringend an. Weshalb konnte sie mich dann noch sehen, dass war alles so unfair!

>>Nuriele...<< Als ich die Worte aussprach schnurrte sie erneut. Ein inniger kurzer Blick kam nun von beiden Seiten. Wie aus dem Nichts wurde aus ihrem netten Gesicht plötzlich eine fiese Fratze und fauchte mich wie von der Tarantel gestochen an, machte einen Katzenbuckel und verschwand blitzschnell mit einem schmerzenden Mauzen. 

>>Was ist de? -<< Meine Blickfeld wurde ebenso schnell schwarz, wie sich meine Welt in Sekunden geändert hatte...

 

Die Hölle meiner Ängste

Mit meinen Augen nahm ich nach endloser Dunkelheit endlich wieder alles war. Zuerst waren es nur unscharfe Umrisse, doch diese entwickelten sich schnell zu Gegenstände. In mitten dessen kniete vor mir eine Person die mich durch einem verhangenen schwarzen Umhang musterte. 

>>Wo bin ich?<< Fragte ich mit aller Kraft die von meiner schwächlichen Stimme noch übrig war, und versuchte mich aufzustemmen. 

>>Immer ruhig mit den jungen Pferden...<< Flüsterte er langsam und drückte mich mit voller Wucht eiskalt zurück auf den Boden. >>Mary Melese. Es liegt in deiner Hand, ob du dich für die böse oder für die gute Seite entscheidest. Ich würde mich an deiner Stelle schnell beeilen, die Uhr tickt...<< Wer dieser Typ auch war, er sollte nicht solche unverständlichen Worte heraus bringen! Was sollte das bedeuten? Schon wieder diese Unwissenheit in mir! Konnte denn Keiner mehr klare Worte über die Lippen bringen?!

>>Was bist du? Und was gibt dir das Recht mir Dinge vorzuschreiben?!<< Quetsche ich ihn zischend aus und lehnte mich mit hochgezogenen Augenbrauen noch weiter zurück um Abstand zu gewinnen. An irgendjemand erinnerte er mich stark, nur konnte ich es nicht wirklich einschätzen.

>>Früher oder später wirst du es noch erfahren...-<< Fing er gerade an zu sprechen.

>>Sie gehört zu mir!<< Unterbrach ihn dann eine mir nur zu bekannte Stimme. Ein Glück, Killian! Warum auch immer er dort war, war mir da wirklich unwichtig. 

>>Sicher, dass sie es auch will?<< Die Stimme des Fremden bebte fast in meinen Ohren. Der Satz hörte sich so an als hätten die beiden ohne Worte vorher schon kommuniziert. Verwirrt wendete ich mich ihm wieder zu, als ich Killian davor erleichtert angestarrt hatte, und dieser mir einen kurzes Lächeln schenkte.

>>Moment...Was wollen...?<< Mein Gesicht wurde wieder strenger, und in mir kam dieses Wissen auf. Dass ich keinen Schimmer hatte worum es die ganze Zeit ging! Hilflos wie eine Maus in einer Mausefalle! 

So schnell dass ich nicht einmal gucken konnte, saß Killian jetzt neben mir, packte mich Ruck zuck am Arm und stellte sich vor den Mysteriösen Mann in Kapuze. Ich fühlte mich schon fast wie eine Trophäe, dort waren nämlich beide Blicke auf mich gerichtet. Beide Münder leicht geöffnet, als wolle jeder etwas sagen, mir endlich erklären, was dort los war und schließlich rechtfertigte sich Kill. 

>>Die bessere Frage lautet:<< Killian drehte meinen Kopf zu sich und fuhr fort. Unsere Augen trennten sich keine Sekunde. Es war ein hübscher inniger Blick. Selbst wenn die Frage oder besser die Feststellung im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod ging. >>Möchtest du meine Begleiterin sein?... Oder mein Feind?<< 

Antworten wollte ich überhaupt nicht mehr. Einerseits wirkte die Frage für mich überflüssig, anderer Seits aber auch irgendwie nicht. Damals wäre es viel leichter gewesen, wenn Er mir einfach die Wahrheit gesagt hätte! Ehrlich!

>>Killian...<< Ich klang so zart, dass ich mich fast selbst nicht wiedererkannte und schüttelte meine Haare, wie meinen Kopf, damit ich mich aus Killians Griff befreien konnte. >>Ich...<< Dieser Moment war der wichtigste aller die ich noch haben könnte, dass wusste ich aus irgend einem Grund! Es fühlte sich sogar so an, als stände ich vor dem Altar und müsste ihm ein Ja-wort geben, oder eben Keins. So unschlüssig wie ich an diesem Tag war, hoffte ich nie wieder zu sein! >>Zugegeben, ich habe keine Ahnung worum es hier geht. Dennoch fühle ich, das es wichtig ist und entschließe mich dazu, dass ich... -<< 

>>Die Zeit ist um!<< Schrie der verborgene Typ plötzlich und zuckte aus seinem langen dunklen Umhang eine Sense die er mir ins Gesicht hielt und gleichmütig von 5 herunter zählte. Ab da wusste ich woran dieser verrückte mich erinnerte, an den Sensenmann!

>>5...<<

>>Dass ich mich entscheide...-<< Würgte ich schreiend heraus und in mir brach ein Schweißausbruch aus, der die wenigen Sekunden nur noch verschnellte! Die Furcht rückte immer näher an mich heran!

>>3...<< 

Doch die letzten Worte wollten mir einfach nicht über die Zunge gleiten! Oh, Gott! Vielleicht lag es daran, dass ich nicht wusste, was nach der 1 kommen würde und machte mir innerlich entsetzlichen Stress. Würde er mir die Kehle aufschneiden?! Oder mich mit Killian zusammen töten?!

>>1...<

Auch meine restlichen Sorgen verschwanden plötzlich und es fühlte sich so an, als würde mein Körper nicht mehr in meiner Kontrolle stehen, als würde ich von weiter Ferne auf ihn hinab schauen. Wie er zeitlos auf den Boden fiel, ich die Hand von Killian löste und dieser auf mich mit einem seltsamen Blick hinab blickte. In diesen Augen, in die ich oft genug versank war keine Trauer zu sehen. Sie sahen eher glücklich aus, irgendwie aber auch gruselig! Wenn ich nun an sie zurück denke, ist mein ganzer Körper wieder unter Schock! 

>>Nun, komm mit...<< Der Sensenmann verschwieg mir ein Wort des Satzes und war plötzlich neben mir! 

Ich knallte ihn ein wortloses >>Wohin denn?!<< an den Kopf, aber mir fiel auf, dass sich auch meine Stimme von mir verabschiedet hatte und nur noch ein raues Krächzen zu hören war! Das musste der Beweis sein dass ich meinen Körper verlassen hatte. Vielleicht auch schon halb, seid dem ich im See fast ertrunken war! Zuerst war es noch Unmöglich für mich! Doch so wie die Sorgen schwanden, kam der Glaube und stütze...das was noch von mir übrig geblieben war: Meine Seele! Wie aus dem Nichts flogen an mir Bilder vorbei, die mir versuchten zu erklären was genau da überhaupt passiert war. (Alles natürlich nur in Gedanken, was ich damals nicht einmal auseinander halten konnte!) 

Auf einem war der Teufel abgebildet, an seiner Schulter angelehnt saß ein Engel der ihn einen hinterlistigen Blick zuwarf, währenddessen Satan die Augen geschlossen hatte und ruhte, seinen Dreizack umschlungen um zwei Flammen! 

Ein anderes Bild mit einer dicken Eins im Hintergrund zeigte eine Lady, durch die - wie einst bei mir, der Hintergrund durchschimmerte, als Bestände sie nur aus Luft! Allgemein erinnerte sie mich an mich selbst, an all die Fehler die ich begannen hatte, meine Freunde und Killian! Obwohl es nur ein Gedanke war, und nichts symbolisches wiedergab...Bis auf den Spiegel den sie in der Hand hielt. Durch den ich so oft wie es mir ermöglicht wurde hinein blickte um mich zu betrachten und zu verschönern! Genau an diese wunderbare Erinnerung von der Queen wollte ich mich festhalten, und sie immer in Bewahrsam behalten. Für immer...

 

 

 

2 Wochen später...

Die Hölle war grauenvoll. So voller Hass von Allen, die bei jedem schmerzhaften Schritt die Seele noch mehr befleckten als sie es eh schon auf der Erde getan hatten. Nach dem ich von der Welt verschwand, wachte ich plötzlich in der wahren Grausamkeit auf. Folglich wurde mir bewusst, dass all der Schmerz den ich auf der Erde ertragen musste, nichts im Gegensatz zur Hölle war. Der dunklen Seite der Erde! Dieser Name passte eigentlich gar nicht, eher der Pech schwarzen, oder der Satans Seite! Dieser herrschte hinter verschlossenen Türen über uns! Ja, ich gebe es ungern zu, aber als meine Seele sich von meinem Körper trennte wurde ich zu einem Dämon! Und erfuhr von jemanden, dass die Entscheidung eigentlich gar nicht an uns lag. Wir wurden zugewiesen. Je nachdem wie wir uns verhalten hatten! Der Sensenmann hatte sich also ein Scherz mit mir erlaubt, als er fragte, welche Seite ich nehmen würde! Luzifer herrschte über alle Dämonen, mit eisernen Ketten. Der Boden glühte, und hätte ich meine Füße noch gehabt, dann wären sie schon längst verbrannt. Tatsächlich war ich eigentlich schon im See bei der Party gestorben, man hatte meinen Körper zwei Tage später heraus gefischt. Zusammen mit einer anderen Leiche! Die wahrscheinlich Sams war...Insgeheim hatte ich gehofft dass ich ihn nie wieder sehen würde, wurde mein Wunsch erhört? Wie er jedoch starb wollte ich gar nicht wissen! An was ich mich übrigens danach geklemmt hatte, war mein Geist, als ich beim See erwacht war. Zwei Fragen beschäftigten mich dennoch: Wieso konnte mich meine Katze sehen?

Und was war mit Killian? War er etwa auch ein Dämon, und hatte nur darauf gewartet dass ich sterben würde? Wenn dies wirklich der wahre Killian war, dann konnte ich mich wohl glücklich schätzen nur seine warme Art kennen gelernt zu haben, denn nach meinem Abzweig in die Hölle hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Von Tag zu Tag den ich in diesem "Gefängnis" verbracht hatte, wurde meine Liebe für ihn in meinen Augen überflüssiger! Die vielen Erinnerungen an ihm waren auch verschwommen, hatte nur noch ein wages Foto von ihm im Kopf. Dort klammerte er sich an seinen Football Helm, in rot-weißer Rüstung und lächelte in die Kamera. Erst nach dem Tod fiel einem wirklich auf, was ein freundliches Lächeln war und was nicht. Und bei ihm war es einfach nur reine Schauspielerei! Ich konnte mir nicht einmal ausmalen, was ein Dämon in Menschengestalt auf der Erde zu suchen hatte! 

Schon gut, den Grund verstand ich sehr wohl. Welch ein Idiot wollte auch schon von Tag zu Tag ausgepeitscht werden? Aber wie hatte mein mir nun so verfremdeter Killian es nur aus der Hölle heraus geschafft? Dicke Barrieren umzogen uns schließlich und wurden nur für die geöffnet die herein kamen, nicht für die, die heraus wollten! Zum Beispiel ich! 

Mit den Blick auf den warmen Boden gerichtet glitt ich durch die Arbeiter und wollte ihnen gar nicht beim Schuften zu sehen. Bei jedem Schlag die manche Leute dort abbekommen hatten von den sogenannten höheren Gehilfen des Satans kamen mir meine ersten Tage dort in den Sinn. Mit ihnen die zerkleinerten Einzelteile von mir... Inzwischen war ich keiner der Neuen mehr und wurde hin und wieder wie gerade vernachlässigt und ich selber hatte schon für jeden fragenden Blick eine passende Antwort: Ich soll auf die Neulinge aufpassen! ...Auch wenn ich eigentlich eine der Gefangenen war! Aber sie konnten ja nicht hellsehen. Wenn man meine Situation genau unter die Lupe nahm, war dies ein Fluchtversuch. Ganz allein wollte ich mich bis zu den Grenzen durch mogeln! Bisher war ich sogar erfolgreich gewesen, nur noch zwei von den Folterorten und ich stand vor der großen Mauer! Die Hölle hatte eigentlich kein Ende, doch diese Grenze umgab uns trotzdem, damit die Dämonen nicht viele Orte hatten wo sie sich verkriechen konnten. 

Im Schleichmodus stahl ich mich an einem Massaker vorbei, dort wurden Dämonen immer wieder aufs neue verbrannt. Die Luft stank nach verbrannten Fleisch, und ich kniete mich hinter einem Haufen Skelette hin und hielt mir meine Hand vor den Mund. Dieser Geruch war selbst für mich ekelhaft auch wenn er vor einer Woche sogar öfter durch meine Haut entstanden war und ich mir den Gestank eigentlich angewöhnt hatte. So widerlich es auch klang!

Ruhig versuchte ich darauf zu warten, dass die hoch angesehenden Monster endlich aus meinem Fluchtweg verschwanden und schlich mich durch den dichten Nebel der durch die Körper entstand, die einige Zentimeter von mir in Flammen aufgingen und man nur die geisteskranken Schreie hören konnte. Gelegentlich wanderten meine Dämonenaugen die ich noch nie betrachten konnte, da sich dort Nichts spiegelte noch einmal zurück. Mal länger und auch gar nicht. 

Gerade als ich mich endlich in Sicherheit gewogen hatte und den Rauch der Neuen nur noch in weiter Ferne aufleuchten sah lief ich plötzlich in jemanden hinein. Für eine Sekunde hoffte ich mit dem letzen Menschlichen Schluck dass es Killian war und er mich nicht hängen gelassen hatte! Nichtsdestotrotz war es als ich von ihm Abstand nahm und meinen Kopf hob um ihn an funkeln zu können, da er so groß war nicht Killian! Eine der Dämonen, die ich ganz vergessen hatte: Die Wachen! (So nannten sie sich leider gern!) Diese Gestalten waren Luzifers Stützen um Dämonen wie mich unter Kontrolle zu bekommen. In der Rangordnung die unsere Stärke voneinander trennte, waren Diese eine der viert stärksten - Von dreißig! Seine Augen wurden zu zwei Schlitzen, und die rabenschwarze Puppillen umschlossen seine ganze Hornhaut! Blitzschnell kehrte ich um und rannte wie vom Blitz getroffen davon. Wenn der starke Dämon mich schnappen würde, konnte ich gleich zum Himmel wechseln! Hätte ich noch toter sein können, als mit seiner Hilfe? Ganz sicher nicht! 

Mittlerweile kam ich schon wieder an den Sklaven vorbei, dicht gefolgt von meinem Angreifer. Ohne nachzudenken lief ich in eine Gasse, die zwischen zwei große einsamen Gebäuden verlief. Sprang mit ungeahnten Fähigkeiten über Gitter, die eine Todeszone von der anderen trennten und rannte zu guter Letzt in eines der Gebäude hinein, dass enorm genug war um dass ich mich dort verstecken konnte um mir Zeit zu verschaffen! Diese brauchte ich nämlich um jetzt aus diesem verzwickten Zustand heraus zu kommen! Was brachte diese Barriere denn, wenn es dennoch ein paar Verstecke gab? Atem ringend stellte ich mich in ein leeres Zimmer des Hauses und griff ohne zu zögern nach einem Eisenstab der auf den Asche benetzen Boden lag. Da dieses Haus einst wohl als Folterkammer gedient hatte, lagen hier noch viele tödliche Dinge herum und ich war fest entschlossen ihm den Stab, wenn er den Raum gleich betreten würde gegen seinen Kopf zu schlagen. Schade nur, dass wir beide schon Tod waren...Durch das einzige Licht dass durch das kleine Fenster kam, nahm ich langsam seinen Schatten war, der wie eine Flutwelle immer weiter den Flur verdunkelte. Von Schritt zu Schritt. Ganz automatisch drängte ich mich immer mehr in die Ecke des Zimmers, ohne einen Laut zu machen, damit er mich hoffentlich nicht sehen konnte. Plötzlich hing sein Kopf auch schon im inneren vom Raum und sah sich einmal gezielt um. Ich drückte meine Augen gequält aufeinander, spürte schon wie das Eisen zwischen meinen Fingern glitschiger wurde, ich wollte hoffen dass ich es noch länger halten konnte. In der Dunkelheit konnte er meinen Körper nicht sehen, ich schmolz mit ihr auf gewisser Weise zu einer Einheit. Erst nachdem der gefährliche Riese ein paar Zimmer weiter nach mir Ausschau hielt konnte ich wieder auf atmen und hatte meine Hände immer noch um die rostige Stange gelegt. Vorsichtig wagte ich noch einen Blick in die Richtung der Tür.  Als mich plötzlich jemand von hinten packte. Ebenfalls meine Augen verdeckte und mich mitschleifte. Dort hatte selbst meine Stange nichts mehr gebracht, die ich vor Schock mit einem lautem Krach fallen lies! ...

 Ohne einen Mucks setze er sich mit mir in die Hocke und hielt mein Gesicht noch immer verdeckt. In der dort herschenden Ruhe konnte ich seinen Atem hören, der sehr hektisch schien. Zugleich lies er seine Hand nach unten zu meinem Mund sinken. Bevor ich mich dennoch dazu entschlossen hatte ihn zu beißen, hörte ich die Schritte der Wache wieder lauter werden. Er war so schnell, dass er schon mitten im Raum stand, als eine Sekunde nach meiner Feststellung vergangen war. Na, ja. Es war kein Wunder bei dem Krach der die Stange auslöste! Mir blieb nicht einmal Zeit meinen Entführer zu betrachten, denn dieser erhob sich aus meinem schlechten Versteck und lächelte den Dämon selbstsicher entgegen. Letzlich sah ich nur seinen Hinterkopf, der mir aber genügte um feststellen zu können wer mich dort nicht entführen sondern hoffentlich retten wollte. Wieder einmal war es Killian der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, mir mit einem Schlag bewiesen hatte das er wirklich ein Dämon war und sich jetzt auch noch gegen einen Anderen auflehnen wollte!

>>Aita...<< Flüsterte er mit diesem bestimmten Blitzen im Gesicht. Unauffällig ballte er seine Hände zu Fäußten. Aita, so war wohl sein Name - was mich selbst zum Lachen brachte obwohl die Situation nicht wirklich lustig war - richtete seine dunklen Augen auf ihn, nachdem er mich zuerst angeglüht hatte. 

>>Du willst sie also beschützen?<< Da ich die ironische Stimme zum ersten Mal hörte, tropfte mir sofort eine Schweißträne an meiner Stirn herunter, so gewaltig klang sie in meinen Ohren und mir wurde meine Situation noch viel bewusster: Ab nun würden wir beide den Nachtisch für den Teufel abgeben! Denn auch wenn Killian sein bestes gab, Aita würde stärker sein und ihn schließlich das Genick ohne mit der Wimper zu zucken brechen... Keine Sekunde später wurde mein Resultat zur Wirklichkeit! Der stärkere Dämon riss den in meinen Augen Schwächeren zu Boden, ohne das Er reagieren konnte. Killian wurde durch den Aufprall sofort ohnmächtig, das von Aita stolz beobachtet wurde und sich auf das Unterkiefer biss. Währenddessen er einen Fuß auf Kill abstellte und dieser sich kein Stück mehr bewegte.

>>K-K<< Stotterte ich nur und tastete hilflos hinter meinem Rücken nach irgendeinen schlagfesten Gegenstand. Zum Glück konnten Dämonen nicht sterben, dennoch beschädigt werden wenn ihm ein anderer Dämon verletzte...Hätte ich die bescheuerte Stange nicht fallen gelassen, dann hätte ich jetzt wenigstens eine Waffe gehabt und er hätte unseren Standpunkt nicht heraus gefunden. Eine Sache war todsicher: Jetzt würde er sich an mir zu schaffen machen! Beiläufig ließ er nun Killians Kopf auf den Boden fallen, als er ihn zuvor in meiner geistlichen Abwesenheit an den Haaren hochgezogen hatte, um überprüfen zu können dass aus seiner Nase auch Blut strömte. Und nun traf sein emotionsloser Blick auf meinen Panischen. Immer noch waren meine Hände hinter meinen Rücken verborgen und versuchten nun hibbelig ein Stück der Holzwand heraus zu reißen, nachdem keine Zeit mehr blieb mich nach der Eisenstange umzusehen! Sein trübseliges Aussehen kam mir immer näher. Ehe er aber genau neben mir war um mir wahrscheinlich an Ort und Stelle die Zähne ausschlug  - Riss ich das Stück heraus und brach es ihm kurzerhand ins Herz! Meine Reaktion war für ihn wie auch mich so unvorhersehbar, dass ich selbst zusammen zuckte als ich das dichte Fleisch durchbohrte. Hätte ich meine menschliche Form noch gehabt dann wären meine Augen einem Tornado gleich gewesen! Er war die erste Person der ich solch einen Schaden zugefügt hatte. Vermutlich setzte es mir noch mehr zu, als ich den Gesichtsausdruck sah: So als würde er ein zweites Mal zu Grunde gehen, völlig überrumpelt. Ein starrer Blick auf mich, der so viel Hass trug wie ein ganzes Rudel wilder hungriger Wölfe! Die mit ihren Reizzähnen nach mir schnappten. Reflexartig zog ich meine Hände zurück und sah auf ihn herab, als er gerade seine unkontrollierten Finger noch mit letzter Kraft nach mir vergreifen wollten aber die Augen folglich schloss und außer Gefecht gesetzt zu Boden stürzte. Innerlich hatte ich schon ein wenig Mitleid mit ihm, er befolgte doch auch nur wie alle dort automatisch den Befehl vom Satan. Eigenartig das ich für jemanden am liebsten Gnade walten lassen wollte der mir Weh tun wollte! Plötzlich fiel mir auf dass sein Rücken zusätzlich von der Rohrstange, die ich so krampfhaft gesucht hatte durchstochen war. Offensichtlich hatte mir mein eigener Schock die Sicht versperrt! Killian hatte sie von Hinten durch Aitas Rücken gejagt! Wohl genau in dem gleichen Augenblick als ich ihn mit dem Holz erwischte und in einem vollkommenen Blackout verfallen war! Das er sich auch heimlich an pirschen konnte, gab ihn einen neuen mysteriösen Aspekt in meinen Augen. Diesen hatte ich vorher keine Sekunde gesehen, bis jetzt! Killian hatte seine Augen gerade wieder von mir genommen und zog die Stange nebenbei wieder heraus. Mein irritierter Blick war ihm nicht entgangen, und lächelte fast unbemerkbar. Kaum zu fassen! Dieses Mal hatte ich meine Hände wieder nicht wirklich schmutzig gemacht, er hatte meine Last nun auf den Schultern die mich vorher geplagt hatte. Eigentlich sollte ich ihm ja dankbar sein, aber das Gefühl was kurz in mir aufkam, dass ich mich allein verteidigt hatte, befriedigte mich unglaublich stark und doch kaum zu bemerken. Mein Retter nahm mir aber die Befriedung die ich gerade gebraucht hatte. Oder eher das Gefühl und dies hielt ich einfach nicht aus!

Seine Finger fuhren das grobe Metall ab bis er bei der Spitze an kam und die restlichen Blutspuren abwischte. Dort beobachtete ich ihn einfach nur, mit den Augen auf die runde Spitze der Waffe. Anknüpfend zog er plötzlich sein Oberteil bis zum Brustumfang hoch und eine blutige Stichwunde trat zum Vorschein. Die Zeit war zu knapp um seinen Körper mustern zu können. Sofort kam mir ein fieser Gedanke in den Kopf: Hatte ich ihn mit dem Holz in seine heiße Taille getroffen, als wir beide gleichzeitig in Aita einstachen?

>>War ich dass...? -<< Total verblüfft darüber dass er nicht verneinte, legte ich kurz die Hand vor dem Mund und schwieg. Dann trat ich einen Schritt vor um mir die Wunde genauer ansehen zu können, bedacht darauf nicht über den Dämon zu steigen. Die Wunde war nicht besonders tief, aber breit und dass ich solche ungeahnten Fähigkeiten besaß war ebenso schlimm wie das ich Killian verletzt hatte. Dafür brauchte ich nicht einmal Worte...

 

 

Die Geliebten der Trauer

>>Mir geht es gut.<< Versicherte er mir, als ich meinen Blick noch immer nicht von seinem Bauch nahm. Ahnen konnte er nicht dass ich nebenbei ebenfalls von seinen Muskeln angetan war. Vielleicht hatte er aber auch schon eine leichte Vorahnung und genoss es ins Geheim. 

>>Na, dann!<< So als wäre nichts geschehen stand ich schulterzuckend auf und blickte ihn abwartend an. Jetzt war wohl der Zeitpunkt gekommen wo er gerne mit der Wahrheit heraus rücken durfte. Zügig, bevor meine Nerven noch überstrapaziert wurden! Schließlich tappte ich schon viel zu lange in der Dunkelheit! Dass war er mir schuldig!

Manchmal glaubte ich wirklich dass er Gedanken lesen konnte, denn er verstand sofort und blickte mir in die Augen als würde er sich über mich wundern, da ich noch immer von nicht allem Bescheid wusste. Sein Gesicht war anschließend etwas traurig, darüber dass ich ihn ganz offensichtlich nur wegen den Fakten benutzte. 

>>Aber sicher...Du bekommst deine Antworten...<< Mit einem geschmeidigen Schritt trat er zu mir herüber und legte seine Hand auf meine Haare und strich sie mir glatt. So schnell wie sein Gesicht sich wieder in ein Grinsen verwandelte, so war er auch völlig ignorant meinem erschreckten Aussehen gegenüber. Ich wollte ihn wirklich nicht mehr, es war schließlich alles seine Schuld!

>>Doch zuerst... -<< Obwohl die Pause zwischen seinen Worten kurz war, kam es mir wieder unglaublich lang vor und konnte seine dramatischen Pausen nur mit einem Gähnen ausschmücken. Vielleicht war ich Tod, aber meine Zeit konnte auch begrenzt sein!

>>...Musst du mich küssen!<< Der Schluss war allerdings zu schnell für mich! Küssen?! Hatte er mich das wirklich gefragt oder hatte ich von der warmen Luft dort Halluzinationen bekommen? Hatte er meine Abneigung etwa gar nicht bemerkt? Als Mensch hätte ich jetzt einfach spontan gehandelt und meine Lippen auf ihn gedrückt aber da mochte ich ihn auch noch. Dennoch waren diese Gefühle in mir nach der Höllengeschichte nur noch eine kleine Flamme geworden die drohte zu erlöschen! Dämonen würden ihren Verstand nach einer Zeit in der Hölle verlieren, aber ihre innigen Gefühle ebenfalls? 

>>Wieso sollte ich dass tun?<< Die Worte waren ein Stück zu kalt um dass sie meine wirkliche Gefühlslage umschreiben konnten. War er einer der Typen den man klar machen musste, dass ich ihn nicht mehr wollte? 

>>Als meine Begleiterin würde ich dir die Dinge lieber schonend beibringen!<< Das Wort Begleiterin hatte er hoffentlich nicht wirklich ernst gemeint! Ich für meinen Teil konnte mich nämlich nicht daran erinnern, ihn überhaupt zugestimmt zu haben seine Gefährtin zu sein! Galt die Hölle jetzt für die selbe Frage die er mir gestellt hatte? 'Ob ich seine Begleiterin sein wollte oder sein Feind?' Doch das schlimmste war ja noch dass ich mich an ihn sozusagen gebunden hatte, ohne etwas getan zu haben. Dementsprechend war er also doch eher von mir abhängig als umgekehrt!

>>Schonend? Ah, ja! Du würdest mich eher küssen und es tod schweigen!<< Knallte ich ihn giftend an den Kopf. Und verdrehte dabei die Augen, so deutlich dass er es genau sehen konnte.

Er trat noch ein kleines Stückchen näher, unsere Nasen waren jetzt nur einen Finger breit voneinander getrennt. Ein Schlucken konnte ich mir nicht verkneifen. Seine Augen flirteten bereits mit mir, auch wenn ich versuchte ihnen aus dem Weg zu gehen. Was ziemlich schwer war, da er ja genau vor mir stand. 

>>Nur Dich küssen und dir die Informationen geben die du brennend willst!<<

Nun, da wendete sich der Spieß. Wenn ich dadurch die Wahrheit bekommen würde, warum nicht? Ich wollte sie doch schon die ganze Zeit. Ein Kuss musste ja nicht einmal eine Beziehung bedeuten! In Gewissermaßen ähnelte ich dann einem Fisch der an der Angel an biss und anschließend an Land gezogen wurde. Mein Blick wurde etwas erträglicher, dann fuhr ich mit meiner Zunge über meine Lippen, die ich ebenso noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Man, ich vermisste die Spiegel wirklich. Es konnte sogar sein dass er gerade ein rabenschwarzes Monster küssen wollte, da die harte Arbeit und die Brandwunden mich natürlich auch nicht verschont hatten. Anschließend kamen wir uns sehr langsam näher. Die warme Luft peitschte an meine Ohren vorbei, und erinnerte mich an meinen wirklichen jetzigen Wunsch. Ihn zu küssen wirkte für mich immer merkwürdiger, schon überflüssig. Inmitten des Geschehens also als unsere Lippen gerade fast aufeinander trafen, stoppte ich zögernd und ging einen Schritt zurück. Hatte meine Arme dann übereinander gelegt und ihn spitz angeschaut. 

>>Zuerst aber noch ein Kompromiss! Lediglich muss ich aus diesem Loch heraus sein, um meinen Mund auf deinen legen zu können!<<

 

Innehaltend nahm ich seine Hand und zog mich mit einer angestrengten Geste nach oben aufs Dach meines Verstecks. Vor uns beide erstreckte sich die blutrote Barriere, darunter die ewige Weite des Abgrunds. Dort wo ich es schon zwei Wochen aushalten musste und der Ort mir bereits alles menschliche geraubt hatte. Der immer währende abendrötliche Himmel war verhangen von schwarzen Wolken. Ohne jegliche Worte standen wir für einen Moment dort und starrten auf das Böse vor uns. 

>>Da wären wir.<< Meine Worte waren eine Feststellung und hatten keinen einzigen Hauch von Angst in sich. Diese war eh schon verflogen als in mir die Kraft bewusst wurde die Killian und Ich zusammen hatten als wir Aita zur Strecke brachten. Auch wenn er wiederkommen würde, und vielleicht uns sogar auf ewig verfolgen würde. Wusste ich dass wir den mächtigen Dämon bezwingen konnten! Ob jetzt oder in der nahen Zukunft! 

>>Oh, ja...!<< Zuerst war meine Aufmerksamkeit noch auf das Geschehen vor uns gerichtet, schlenderte danach aber zu Killian. Den ich aufmerksam von der Seite musterte ohne dass er es mitbekam. 

>>Wenn du eins über uns wissen solltest - dann ist es die Tatsache dass wir an der Hölle gebunden sind...<< Ich hob eine Augenbraue und stellte mich genau neben ihn. 

>>Du brauchst nicht mehr so bedacht auf meine Gefühle sein! Auch wenn ich dir früher kein Wort glaubte, wurde ich grundsätzlich von der Wahrheit bestraft und denke jetzt dass du kein guter Lügner bist. Verrückt schon gar nicht - Also mach es kurz und schmerzlos!<< 

>>Doch wir sind nicht immer gebunden...<< Erklärte er und überkreuzte seine Arme, als wollte er meine Worte einfach nicht hören. >>Die Hölle wurde erschaffen um uns zu quälen. Wir, die den falschen Weg gegangen waren. Du und ich. Aber wieso sollten wir jetzt nach dem Tod zur Vernunft kommen und unseren ein-zigsten richtigen Weg gehen und dem Satan dienen? Wir sind frei -  wenn wir dass nur wollen!<<

Ich bestätigte ihn in Gedanken. Meine Absicht war sowieso nie den Satan zu dienen! Er hatte Recht, ich würde nie das Richtige tun und warum sollte ich so etwas richtiges (Vielleicht für Menschen falsches) auch machen? 

>>Du verstehst einen entscheidenden Punkt wohl immer noch nicht.<< So plötzlich dass ich selbst in meinen toten Zustand es nicht sofort realisierte nahm er mich auf den Arm. 

>>Hey, was -?!<< Krähte ich dabei und drückte mich von ihn weg, ohne Erfolg! 

Mitten aus dem Stehen heraus rannte er plötzlich auf den Abgrund zu. Könnten wir sterben hätte ich Angst, doch es verwunderte mich nur. Und fing an mich an ihm festzuhalten.

>>Verstehst du nicht?<< Mit dem letzen Fuß stellte er sich auf die kleine Anhebung, hinter der es drei Stockwerke tief herunter ging. >>WIR SIND FREI!<< Gleichzeitig sprang er jetzt hinab, mit mir auf seinen Armen. Meine langen schmutzigen Fingernägel krallten sich in seine Haut und ich verbarg meinen Kopf in seinen Oberkörper. Hätte geschrien, wäre ich nicht so geschockt gewesen. Was zum Teufel hatte er da bloß vor? 

Genauso schnell wie der Sprung in die Tiefe war, so löste sich auch plötzlich mein Körper von seinen. Es fing an in meinen Fingern zu kribbeln, was sich dann immer weiter ausbreitete und mich irgendwie faszinierte. 

>>Was ist dass?<< War meine Frage im Flug und lächelte dem entgegen der nun nicht mehr an mir heftete. 

>>Keine Angst!<< Rief er mir ebenso mit einem Lächeln zu. Umgehend verschwand das Kribbeln, mit dem aber auch entsetzlicher Weise meine Finger! Die sich langsam in Staub verwandelten, was mich dann trotz des Spaßes den ich Anfangs hatte aufschrecken ließ und ich sie mit großen Augen musterte. Dann war der Rauch plötzlich auch um Killian, nachdem ich mich hilfesuchend zu ihm umgedreht hatte. Bevor ebenso meine Augen sich in Staub verwandelten versuchte ich ihn noch zu erreichen doch da war es schon geschehen...

 

>>Du darfst deine Augen nun wieder öffnen!<< Wisperte Killians Stimme verzerrt und ich befolgte seiner Anweisung sofort. Alles sah so aus als würden meine Augen durch einen grauen Sandsturm hindurch blicken. 

Mein Körper hatte eine andere Form angenommen, sich in Rauch verwandelt! Es konnte sein, dass es meine dunkle Seele war, die wie ein Staubkolben plötzlich zehn Meter über das Haus hinweg flog, zusammen mit Killians!

>>Wow!<< Mehr konnte ich wirklich nicht dazu sagen und mir fiel auf, dass meine Stimme auch entstellt war und mein Wort verträumter klang. >>Wir sind wirklich frei...<< Da fiel mir auf, dass meine Erscheinung den Wolken ähnelte die über uns kreisten. 

>>Sind dass etwa auch alles Dämonen?!<< Wir waren den Wolken schon näher gekommen und ich hatte ihn lieber sofort gefragt bevor etwas wieder dazwischen kam!

>>Ja, sind es!<< Seine Wolke umkreiste mich einmal und ich spürte sein Lächeln, obwohl ich es nicht sehen konnte. >>Dämonen haben erstaunliche, aber vor allem starke Kräfte. Nicht nur können wir fliegen, wir sind auch schneller, flinker und haben Macht! Aber -<< 

>>Lass mich raten, man muss es erst erlernen?<< Versuchte ich zuvorkommend zu sein. 

>>Manches! Nicht alles!<< Wie er sich bewegte, musste er schon ziemlich geübt darin sein. Ich da gegen sah eher Stock-steif aus. Solch eine amüsante Umdrehung würde ich auch einmal gerne wagen, aber bisher konnte ich mich nur mit Mühe aufrecht halten. Na, ja. Übung macht den Meister! Unsere Geschwindigkeit war schneller als ein Auto, schneller als alles was ich je gesehen hatte! 

Ohne Verzug waren wir also in der Menschenwelt an gelangt. Wusste nicht einmal wie ich das geschafft hatte, aber war froh der Sonne wieder entgegen blicken zu können! Ich schloss einfach meine Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meinen verstreuten Körperteilen. Sonst immer waren mir die Nacht, der Mond und die Sterne lieber gewesen, aber wenn man für eine etwas längere Zeit sich nur im Dunkeln aufhielt vermisste man automatisch das Licht und die dazugehörige Wärme die nicht aus dem warmen Boden quollte, wie in meinem letzten "Wohnsitz". 

Wir landeten auf dem Boden und der Staub fügte sich automatisch, ohne dass ich darüber nachgedacht hatte wieder zu meinem wirklichen Körper zusammen und ich musterte meine Füße erleichtert. 

>>Freue dich nicht zu früh! Dämonseelen halten es nicht lange ohne Schutz aus.<<

>>Schutz?<< Hackte ich mit einem unruhigen Unterton nach. Killian nickte und betrachtete unsere Umgebung. Wir waren Abseits der Stadt, mitten auf der Straße, neben uns stand hinter ein paar Tannen eine kleine Farm. Dessen Kühe die vorher noch gemütlich auf der eingezäunten Wiese gegrast hatten ihre Köpfe scheu in unsere Richtung drehten. 

>>Wir haben ungefähr Vier Stunden. Bis dahin müssen wir uns einen menschlichen Körper besorgen, da wir uns sonst zurück in Staub verwandeln.<<

>>Gut, dann wird der Kuss zum Glück auch noch aufgeschoben!<< Scherzte ich lachend und machte mich bereit wieder in die Luft zu fliegen. Um nicht dumm da zustehen, fragte ich lieber erst gar nicht wieso wir einen Menschen brauchten.

>>Warte einen Moment!<< Sofort stoppte ich mein Vorhaben. >>Willst du nicht dass ich mitkomme?<< Auch auf seinen Lippen war ein Anflug von Humor den ich sogleich gedeutet hatte. Anscheinend wusste er bereits, dass ich diese Sache lieber allein machen wollte. 

>>Du kennst meine Antwort!<< Erwiderte ich zwinkernd und verschwand in der Luft, ließ nur einen angenehmen Windstoß zurück der Killians glattes Haar aufwirbelte. Im Augenwinkel erspähte ich noch seine Rauchwolke die wie eine Rakete tiefer in den Wald hinein schoss. 

Im Rücken der Wolken blickte ich auf unsere Stadt hinunter. Wie friedlich sie doch auf den ersten Blick wirkte. Also vielleicht war sie ja vieles, aber ganz Gewiss nicht friedlich oder gutherzig! Der Schein trübte, alle Male. Das musste ich am eigenen Leibe heraus finden! Inmitten der Häuserreihe bemerkte ich auf einmal mein Zuhause. Da musste ich direkt an meine Mutter denken und meine Laune wurde gereizter. Wie ging es ihr überhaupt? Kam sie eigentlich mit dem Verlust ihrer einzigen Tochter zurecht? Ich hoffte das sie es tat! Bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, saß ich schon auf unseren Dach und kam durch den staubigen Kamin ins Haus hinein. Ein bisschen Zeit hatte ich ja übrig und einen Menschen auf der Erde zu finden war ja wohl nicht besonders schwer.

Doch der Anblick der mich erwartete vereiste meinen Geist. Mein gesamtes Haus war in Unordnung versunken, überall stand Geschirr herum und Zettel, - die einst ordentlich abgeheftet waren lagen mir zu Füßen. Mitten im Geschehen saß eine Person mit zerzausten Haaren auf dem Sofa, hatte ihre Beine angewinkelt und schaukelte langsam hin und her. Beim genauen Betrachten musste ich schweren Herzens feststellen, das es sich um meine Mutter handelte. 

>>Oh Gott...<< Krächzte ich durch meinen strohigen Hals. Umso näher ich an meine zugerichtete Mom kam, desto schwerer wurden meine Schritte, bis ich schließlich ganz zum stehen kam und sie einfach nur noch musterte. >>Mommy...<<

>>Mommy!<< Schrie ich mit aller Kraft die mir in dem Moment noch geblieben war. Warum konnte sie mich nur nicht hören?! Wenigsten einmal! Sofort lief ich auf sie zu und wollte sie in Umarmen. Doch meine blassen Hände glitten einfach durch sie hindurch! Das erste Mal nach dem ich ein Dämon war, füllten sich meine Augen wieder mit Tränen. Das durfte alles doch nicht der Wahrheit angehören! Als eine Träne bis zu meinem Kinn gelaufen war und ich sie gerade weggewischt hatte, stand meine Katze Nuriele neben mir und begutachtete mich. Natürlich hatte sie ebenso Schaden abbekommen, denn ihr Bauch war so dürr dass ihre Rippen darunter zu erkennen waren. Meine Mutter hatte also ungefähr mehr als einer Woche nichts mehr zu sich genommen und den Rest, eingeschlossen Nuriele keine Beachtung geschenkt. 

>>Wie konnte die strenge Miss Melese nur zu einer solchen Gestalt mutieren?<< Fragte ich sie fassungslos und war in dem Augenblick froh, dass sie mich nicht wahrnehmen konnte. Sonst hätte ich wohl möglich eine Ohrfeige bekommen. Gleichzeitig schenkte ich meiner Katze ein Nicken. >>Wie konnte dass nur passieren?!<< Mal wieder war meine Stimme lauter und fordernder! Am liebsten hätte ich einfach weg geschaut um meiner Mama die Ehre zu erweisen in meinen Erinnerungen als die erfolgreiche Mutter zu gelten, doch mein Verstand sagte mir ich solle ihr versuchen irgendwie zu helfen. Auch wenn diese schon zu Spät war...

 

Als ich noch ein Geist war, da konnte ich Gegenstände bewegen, ohne mich anzustrengen. Doch als Seele fehlte da einfach etwas und ich musste mich viel mehr bemühen! Konzentriert starrte ich auf eine Schachtel Katzenfutter die in einer Ecke herum lag und geziert von Spinnenweben war. Meine Hand griff sie hektisch, damit es hoffentlich nach meinen Fünfundzwanzigsten Versuch endlich klappte. Doch wieder glitt ich durch die Pappe. Stöhnte genervt und drehte mich zurück um meine Katze ansehen zu können. Die sichs hinter mir gemütlich gemacht hatte und mit einem Augen die Situation überblickte. 

>>Tut mir Leid, es könnte noch eine Weile dauern!<< Beichtete ich ihr und streckte mich. Jetzt atmete ich tief ein, schloss meine Augen und verharrte einen Moment so. Dann öffnete ich sie wieder und griff noch einmal nach dem Futter. Dieses Mal aber konnte ich es berühren und unschlang es schnell, bevor das Schicksal sich es anders überlegen würde. Drehte sie auf den Kopf und schüttelte es, so dass das Futter heraus purzelte und vor dem Gesicht von Nuriele landete. 

>>Na endlich...<< Murmelte ich gewurmt. Danach erhob ich mich, den Kopf auf ihr weißes Fell gerichtet. >>Für ein paar Tage sollte die Menge reichen, danach musst du wohl eine Diat machen!<< Am liebsten hätte ich sie ja mitgenommen. Wenn ich noch ein wenig mehr Übung hätte, konnte ich wahrscheinlich auch Tiere transportieren! Da ich sie unmöglich bei meiner Mutter lassen konnte, überlegte ich auch ob ich sie nicht ins Tierheim bringen sollte. 

Nun ging ich zurück zu meiner Mom die schon eine Weile nicht mehr auf dem Sofa saß und sich auf den Teppichboden gelegt hatte und zur Decke starrte. Sie hatte diesen einen Blick in den Augen, den ich mir bei so einer harten Frau nie vorstellen konnte. Konnte genau fühlen was sie dachte: Dass ich sie allein gelassen habe. Sie mir nicht einmal Lebewohl sagen konnte und mein Vater auf mich sauer wäre, würde er es bald erfahren! Auf Grund der Tatsache dass ich ihre Gedanken spüren konnte, wurde mir wieder bewusst was ein Dämon auch für positive Eigenschaften hatte und mich deshalb Killian auch so gut kannte! Es waren zwar kleine Dinge die sich wie ein Puzzle zusammen setzten, aber solch ein Hinweis gab mir Hoffnung dass ich der großen Wahrheit schon ein Stück näher gekommen war, ganz ohne Killian! Auch wenn diese Gedanken nicht wirklich für mich stimmten und sie mich ebenso auseinander pflückten! 

Ich hätte ihr auch gerne geholfen, aber ich konnte sie nicht mit Essen ruhig stellen, sie wollte etwas anderes, was nicht mehr zu Verfügung stand: Mich! Ich gab ihr schluchzend einen Kuss auf die Stirn und ging zurück in die Küche. Dort hatte Nuriele alles nur noch verschlimmert und das Futter quer durch den Raum geschossen. Sie war viel zu beschäftigt um mich zu bemerken und schmiss sich auf einen kleinen Korn. 

>>Mary?<< Hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich folgte den mir bekannten Ton und sah meine Mutter, die sich aufgerafft hatte und nach vorne schaute, nicht direkt zu mir aber in meine Richtung.

>>Mommy?<< Antwortete ich erstaunt mit einer Gegenfrage. Hatte sie gedacht, dass ich in der Küche sei, obwohl es doch Nurie war? Oder hatte sie meine Anwesenheit bemerkt? Und das sie überhaupt aufstehen konnte wunderte mich am meisten.

>>Mary, wenn du gerade hier bist... Dann vergiss alles was du gesehen hast!<< Rief sie und fuhr mit ihren Kopf durch das ganze Zimmer. Mich überraschte es, dass sie aber gläubig war und zu einem 'Geist' sprach, oder war sie so verzweifelt dass sie glaubte ich wäre noch am Leben? Ihr war es peinlich, dass sah ich an ihren zusammen gepressten Mundwinkeln. Aber nicht das Gespräch mit einem toten Mädchen sondern wie sie sich vor ihrer Tochter verhalten hatte. Also ihr konnte man wirklich nicht mehr helfen, außer vielleicht mit einem Psychiater...

>>Wenn du ein Engel bist... - << Der Satz ging noch weiter, doch mich traf ihre Einstellung und widerholte ihren Satz im Kopf, der Rest verstummte ganz. Klar ein Engel...! Wenn sie wirklich ihre ja so liebe tote Tochter als einen Engel bezeichnete wurde mir ja schon beinah schlecht. Im Grunde genommen war ich genau das Gegenteil von ihrer Hoffnung. Also wenn Engel überhaupt existierten dann wurden es nur die, die jeden Tag in die Kirche gingen und dort beteten. Gleichzeitig mit der Dämonensache kam in mir auch der Hass gegen alles Gute auf. Ob dass bei jedem so war, wusste ich nicht. 

>>Ich bin kein Engel...<< Plapperte ich vor mich hin und hatte ganz vergessen dass sie noch immer sprach. 

>> - ist. Wenn ich dann zu dir in den Himmel komme, werde ich eine gute Mutter sein!<< Dass konnte man doch jetzt schon ausschließen! >>Keine Schläge mehr! Ich denke es ist im Himmel eh nicht erlaubt! Dort herrscht Frieden...Hoffentlich hast du deinen auch gefunden, und wolltest dich nur von mir verabschieden! ...Mit dem Kuss auf die Stirn, oder?<< Ach, so! Verstehe! Sie hatte meinen Kuss gespürt! Also etwas was ich nicht unbedingt wollte passierte, aber was ich wollte geschah nicht? 

>>Ja, Mom. Ich wollte mich von dir verabschieden... Verspreche dir aber dich noch einmal zu besuchen, schließlich bin ich ja jetzt wieder auf der Erde! Nur auf der anderen Seite!<< Apropos! Killian hatte mir erklärt dass wir Vier Stunden Zeit hatten uns einen Menschen zu suchen um auf der Erde bleiben zu können. In der ganzen Aufruhr hatte ich die Zeit ganz aus den Augen gelassen und diese fuhren zu unserer Wohnzimmeruhr. Blöder Weise hing sie aber nicht an ihrem Platz und musste irgendwo im Gewühle herum liegen. Machte mich dann sofort auf die Suche. Erst hatte ich doch noch alles unter Kontrolle, wie konnte das nur geschehen?! Den Blick immer noch auf den Boden gerichtet suchte ich weiter. Doch nirgendwo eine Spur von dieser Uhr! Plötzlich spürte ich wieder dieses Kribbeln was kam, wenn ich mich zurück in meine wahre Gestalt verwandelte. Ohne zu atmen hielt ich mir meine Hände vor das Gesicht. Sehr langsam fingen meine Fingerspitzen auch schon an, auseinander zu gehen. 

>>Nein, nein!<< Überschlugen sich meine Worte hektisch und ich versuchte die Uhr weiter zu suchen. Das ein-zigste was ich hätte tun können. >>Noch nicht! Komm schon!<< Befehligte ich meinen Körper, dabei konnte ich deuten wie meine Zehnspitzen bereits anfingen zu verfallen. Mit jedem Schritt wurde ein großer Teil meines Körpers zu Staub und ich sank bereits mit nur noch einem klagenen Auge auf die Knie. Genau vor meine Mutter die mit einem glücklichen Gesichtsausdruck in die Ferne schaute. 

>>Mama...<< Wisperte ich schweren Atems und blickte zu ihr auf. Einsegen hatte ich sie wieder halbwegs in Ordnung gebracht. Auch wenn sie eine völlig falsche Einschätzung von mir hatte! Ich hingegen würde jetzt wieder in die Hölle kommen! Toll...Und wahrscheinlich noch tausend Mal auseinander genommen werden... Plötzlich wurde mein Sichtfeld in pures Rot getaucht, als würde ich irgend ein Tier sein! Blitzschnell erhoben sich meine wenigen toten Knochen und rannte wie eine Verrückte von Wand zu Wand. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle, es war als würde ich von jemanden gesteuert werden. Als ich mich von der Küchewand umgedreht hatte, blickte ich meine Mutter an und fletschte dabei mit meinen Zähnen. 

>>Scheiße, nein!<< Rief ich noch und versuchte mich mit aller Kraft gegen meine Muskeln aufzulehnen, doch trotzdem lief ich weiter auf meine Mutter zu und konnte es nicht mehr verhindern! 

 

Die Spiegelung meiner Augen

Mitten in der Dunkelheit hörte man einen Schlag, der Ton kam mir sehr bekannt vor und erinnerte mich an meine Mutter. Wie sie mich manchmal Stundenlang verhaute, solange bis ich schon in einer Ecke kauerte und trotzdem immer weiter schluchzte. Doch zwischen diesen zwei Geräuschen gab es einen Unterschied: Dieser Schlag war fester und wurde wahrscheinlich von einem Mann verübt. Vor mir erschien eine Szenerie, wo meine Mutter zusammen mit meinem Vater auf einer Wiese saß, umringt von Pusteblumen. Sie sahen wirklich zufrieden aus, hatten die Hände übereinander gelegt und starrten in den wolkenlosen Himmel mit einem kleinen Lächeln aufgesetzt. Alles erschien mir etwas merkwürdig, da ich meine Eltern noch nie so gesehen hatte. Wenn er früher zuhause war, dann hatten sie sich nur gestritten und sich um Gottes Willen nie umarmt. Oder sonst etwas in der Richtung! 

>>Dass war mein Leben vor dir, musst du wissen Mary...<< Flüsterte meine Mutter mir ins Ohr. Es hörte sich für mich wie eine Anschuldigung an. Nach dem Motto dass es meine Schuld war, dass sie sich gegenseitig an die Kehle gesprungen waren. 

>>Ach, ja?<< 

Ein anderer Schauplatz kam mir in den Kopf, dort saßen die beiden zerstritten am Tisch. Mein Vater warf ihr ein paar unverständliche Sätze entgegen, währenddessen sie ihre traurigen Augen schloss und über ihren runden Bauch strich. Es musste sich um eines der Tage handeln, als sie mit mir Schwanger war. Plötzlich hatte mein Vater den Verstand verloren und sie an ihrem Oberteil über den Tisch zu sich gezogen. Seine hasserfüllten Augen wurden bei jedem Wort schlimmer und immer gewalttätiger. Bis sich seine Hand erhob und ihr mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Dabei kam der Laut wieder, den ich zuvor gehört hatte! Oh Gott, meine arme Mutter...

>>Du warst nicht geplant...<< Erklärte sie zittrig und trat dabei aus der Dunkelheit zu mir hervor und musterte mich ausgiebig. >>Schade das mir der Grund jetzt erst einfällt, wieso ich für dich gekämpft hatte, obwohl es schon zu Spät ist...<<

>>Stimmt. Es ist zu spät! Ich bin Tod! Und in meinem ganzen kurzen Leben hatte ich von dir nicht einmal den Satz 'Ich habe dich lieb' gehört, und du kannst es nie wieder umkehren!<< Ich wusste gar nicht wieso so viel Wut in mir aufkam, aber die Bilder ließen mich nicht nur Mitleid haben, sondern machten mich auch wütend! Meine Mutter machte mich wütend, ihre Worte mich rasend! Eine Zeit lang hatte ich sie versucht zu verstehen, dass es einen verdammten Grund gab wieso ich Schläge bekam! Aber die traurige Wahrheit war einfach nur, dass sie mich beide nie wirklich wollten, und wie ich meine Freunde als Puppen bezeichnete tat sie es bei mir! 

>>Ist es in der Tat...<< 

 

Meine Augen öffneten sich verschlafen, es fühlte sich so an als hätte ich Monate langen Winterschlaf hinter mir gehabt. Als ich mich aufstütze, blieb meine Hand versehentlich an einem Papier kleben das auf dem Boden herum lag. Kurz rieb ich mir meine Augen und gähnte immer noch, als ich es wieder entfernte. Nuriele hatte es mitbekommen und sich von hinten an mich ran geschlichen. 

>>Nurie...Ich hatte einen verdammt verrückten Traum...Ich war in der Hölle, dann war Mom verrückt geworden und du konntest mich als Ein-zigste sehen. Verdreht!<< Im Halbschlaf strich ich ihr über den Kopf und stand endgültig auf. Aber dann stimmte etwas nicht. Die vielen Papiere die in meinem Traum an der gleichen Stelle lagen, die Unordnung die meinem Mutter eigentlich schon längst entsorgt hätte und die Sache dass ich mich irgendwie komisch fühlte sprach Bände! Es war die Realität! Selbst wenn ich es versuchte als Lüge ab zu tun - Es war alles so geschehen! Killian war ein Dämon, genau wie ich! Wir waren zurück auf der Erde und ich besuchte mein Zuhause. Aber was führte dazu dass ich auf dem Boden lag? 

Ich ging einmal komplett durch die Wohnung um irgend einen Anhaltspunkt zu erhalten, aber alles was ich fand war ein leeres Zuhause. Nun öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer und legte mich aufs Bett, mit dem Gesicht ins Kissen und hielt es nicht mehr für nötig die Zeit im Auge zu behalten. Vier Stunden hatte Killian gesagt, hatte ich sie wohl schon überzogen? Und wenn ja - ob er mich angelogen hatte, schließlich ging es mir doch gut? Bis auf den kleinen Riss zwischen meinen Erinnerungen. Ich fühlte mich sogar menschlicher, als zuvor! Mit Menschlichkeit kamen anscheinend aber auch die Schmerzen, mein Kopf fühlte sich an als hatte jemand einen Stein gegen geworfen! Vielleicht hatte ich ja eine Wunde am Kopf! Um es überprüfen zu können erhob ich mich schnell und suchte in der Unordnung nach meinem Aufhänge-spiegel. Besonders hier hatte meine Mutter ihre aussichtslosen Taten zurück gelassen. Denn als ich meinen Spiegel fand lag er in tausend Teile zerbrochen auf meinen Schreibtisch. Nein, mein geliebter Spiegel!... Übrigens war er der erste nach meinem Höllentrip. Der Schock aber sollte an diesem Tag kein Ende finden. Rasch begab ich mich vor ihn und beugte mich über die Tischplatte, um mein Spiegelbild dennoch erkennen zu können. Aber wen ich dort plötzlich sah, war nicht mein schönes Gesicht. In tausend verschiedenen geschliffenen Formen sah ich nämlich das von meiner Mutter!

Auch wenn ich nicht wirklich einen Herzinfarkt bekommen hatte, hielt ich mir trotzdem versteift die Hand an die Brust und glaubte es für einen Moment. Und diese Brust war auch nicht einmal meine! 

>>Was zum...<< Stammelte ich völlig verwirrt! Ach, Gott! Ihre Stimme hatte ich auch noch bekommen! 

Zum Glück fiel mir plötzlich alles im gleichen Moment wieder ein! Zuletzt war ich auf meine Mutter zu gerannt und musste wohl irgendwie in ihren Körper gelangen sein. Meinte Killian etwa das mit Schutz? Also konnten wir Dämonen nur auf der Erde verweilen, wenn wir einen Körper - korrigiere: Einen lebendigen Menschen benutzten? Dass mit den Menschen hatte ich mir anders vorgestellt! Und was war dann überhaupt mit diesen Menschen? Fühlten sich vielleicht wie Zombies, willenlos oder wussten sie genau was man tat? Würde ihnen doch das ganze Leben weg nehmen! Dass konnte ich unmöglich tun! Vor allem nicht bei meiner Mutter, sie hatte im Moment schon genug Sorgen durch ihre Tochter bekommen - und ihr jetzt noch das Leben wegzunehmen was sie fast wegen mir aufgegeben hatte kam außer Frage! Hinzu würde es für meinen Vater noch schlimmer sein, wenn er nach Hause käme und die Familie verschwunden und Tod war! Das einzigste Problem war nun nur noch wie ich aus ihrem Körper wieder heraus kommen würde. Hoffentlich hatte Killian Ahnung. Aber wie ich ihn kennen gelernt hatte musste er es wissen!

 

 

Ich ging wieder zurück zu dem Ort als Killian und ich uns trennten um uns 'neue Körper' zu verschaffen, was ich zu dem Zeitpunkt nicht einmal wusste. Ebenfalls wusste ich nicht ob ich auf Ihn sauer sein sollte, da er mir die Wahrheit verleugnet hatte, oder eher auf mich weil ich nicht nachgefragt hatte! In Moms Körper konnte ich meine Dämonenfähigkeiten nicht nutzen, deshalb musste ich Zufuß laufen. Obwohl ich die Kraft zu Fliegen erst vor Vier Stunden entdeckt hatte, hatte ich mich daran schon gewöhnt und umso schwerer war der Moment als ich begriff dass ich nicht mehr Fliegen konnte. 

>>Wow...<< Killian stand plötzlich genau hinter mir und betrachtete Moms Körper. Komisch dass er wohl angetan von Ihrem Aussehen war. Gruselig dass er meine Mutter wohl scharf fand. Auch wenn er meine Mutter nicht kannte, musste er doch wenigstens realisieren dass ich nicht einfach so in einen Körper gelangen war da ich doch von Nichts eine Ahnung hatte! Schnell drehte ich mich um und starrte ihn bloß mit einem widerwilligen Blick an. Dabei bemerkte ich seine neue Gestalt die gleich ein ganz neues Bild von ihm machte! 

Der Junge indem er steckte war ungefähr in seinem Alter. Hatte Mahagoni rotbraunes Haar, dass bis zu seinen Schläfen reichte und durcheinander geworfen war. Killians blauen Augen die mich immer zu als Mensch verzauberten wurden durch Giftgrüne unschuldige Augen verdeckt.

Lange überlegte ich nicht und zog ihn sofort an seiner Krawatte nach unten zu mir um ihn besser anschreien zu können!

>>Wie konntest du mir DASS nicht erklären?!<< Fuhr ich ihn rasend an und erstickte ihn fast bei meinem festen Griff. Dieser hatte absolut nicht mit dieser Reaktion gerechnet und konnte nichts anderes tun als mich zu mustern. Diese grünen Augen machten ihn viel zu unschuldig und passten absolut nicht zu Ihm. Stellte ich fest als ich ihn ebenso anblickte, ohne mit einer Wimper zu zucken. 

>>Als Mutter solltest du mich nicht so anschreien.<< Mutter? Augenblicklich ließ ich meine Hand wieder sinken und streifte seine Krawatte ohne ein Wort glatt. Woher kannte er denn meine Mutter? Ich war immer so darauf bedacht, niemanden von ihr zu erzählen. Doch er wusste dass sie es war...

>>Woher kennst du Sie?<< Meine Augen waren auf seine Krawatte gerichtet, sogar diese war komplett das Gegenteil von Kill! Das tat ich bloß weil ich nicht mit einer fremden Person über meine Mom reden wollte. Denn er wurde von Sekunde zu Sekunde weniger zu Killian für mich. 

>>Alles hat einen Grund...<< Blitzschnell waren seine Arme um meine Schultern gelegt und er blickte zu mir scharmant herunter. >>Küss mich und du wirst alles erfahren!<< Dieses Angebot war schwer abzuschlagen! Die Wahrheit war im Moment alles was ich wollte! Aber mal wieder gab es ein NEIN! Schließlich würde er dann meine Mutter küssen. Also wenn sie wirklich alles mitbekommen würde, dann auch dass! Und ich wollte ihr dass wirklich ersparen, genauso wie mir eigentlich...

>>Ach so! Weil du ja auch so auf Mütter stehst!<<

>>Nicht direkt - Ich stehe eher auf ironische Mädchen!<< Da war sie! Die Minute in der man seine wahre Gestalt unter seiner Verkleidung aufblitzen sehen konnte und dass bloß weil ich ihn in seine Augen geschaut hatte, als er mich versuchte an zuflirten. Dies aber wie ein flacher Stein an mir abprallte. Wie sagte man noch so schön: Die Augen seien der Spiegel der Seele!

>>Tja, dann bist du hier wohl ganz falsch.<< Blockte ich ihn ab, währenddessen ich die Haare meiner Mutter nach hinten warf. >>Ich bin nur eine Mutter... - Die ihrer Tochter nicht einmal nach ihrem Tod sagte, dass sie sie liebt. Falsche Adresse!<< Der letzte Satz schmerzte innerlich in meiner Brust, aber ich verspürte den plötzlichen Drang Ihn mit Killian zu teilen, damit er den wirklichen Ernst der Lage verstand.

Stille machte sich breit und ich traute mich dabei nicht einmal nachzuschauen welcher Gesichtsausdruck ihn zierte.

>>Du willst diesen Körper echt nicht...<< Das waren dann zwar seine ein-zigsten Worte durch seine gekünstelte Stimme, aber sie genügten mir auf einmal völlig. Und im nächsten Moment spürte ich seinen Körper dicht an Meinen. Diese Umarmung erwiderte ich nach kurzem zögern. Mir wurde an der Stelle bewusst wie sehr ich die ganze Zeit auf eine einfache Umarmung hin gebaut hatte, und es so völlig untypisch für mich war. Zumal ich keine Gefühle mehr für ihn hatte...

>>Es ist meine Mutter, wenn du sie kennst dann weißt du wie -<< Seine Finger waren plötzlich auf meinem Mund. Nein, er wollte mich doch nicht...? Dieser Blick der schon alles sagte bevor es passiert war kam meinem nun immer näher. Mein Atem stoppte und sah wie gebannt auf seine Lippen. Nein, nicht so - Nicht sie! Er sollte meine Mutter nicht küssen, sie aufhören zu berühren! Sofort! 

Klatsch! Es dauerte einen Moment bevor ich meine Tat realisiert hatte. Wollte ihn tatsächlich schlagen, mitten ins Gesicht. Aus reiner Wut! Aber Killian hielt meine Hand blitzschnell abwehrend mit seinem Arm ab und blickte mich finster an. Er wusste wahrscheinlich nicht einmal dass ich es nicht absichtlich getan hatte.

>>Ich werde dir einen anderen Körper beschaffen...<< Versprach er mir, ohne den Arm wegzunehmen. Ich hatte in dem Moment auch nicht vor die Position zu ändern! 

 

Der Schlag der Flamme

 

 Killian

 

Kaum zu glauben, was sie da versucht hatte! Auch wenn ich es nachvollziehen wollte. Es konnte nicht in meinen Kopf herein! Klar, sie hatte sich während der Wandelung zu einem Dämon deutlich verändert, innerlich wurde sie viel stärker aber äußerlich war sie immer noch das Mädchen für dass ich mich schon länger interessierte, die schöne menschliche Mary mit der ich so sanft umgegangen war wie mit Samthandschuhen. Damals spürte ich ihre Liebe für mich! Darum durfte die alte Mary nicht ganz ausgelöscht sein! Nicht dass die Dämonen Mary für mich nicht reizend war, sie gefiel mir sogar noch viel besser: Jetzt hatte sie nämlich keine kleine Kerze in sich, sondern war das Feuer. Doch unsere Gefühle waren für eine Zeit ähnlich, aber dadurch dass ihre verschwunden waren, war es nur noch einseitig...Hoffentlich würde es wie bei mir geschehen - dass wenigstens die starken Gefühle wieder kehren würden. Und sie mich nicht gänzlich ablehnte...

>>Ich hatte da diese Illusion, kurz bevor ich aufgewacht war...!<< Erzählte sie mir mit ihrer üblichen Stimme die sie hatte, wenn sie eine Vorahnung bekam und legte einen Finger nachdenklich auf ihre Unterlippe - die ihrer Mutter. 

Nachdem sie mich versucht hatte zu verletzen waren wir bisher nur wortlos nebeneinander hergegangen und meine Wut für dieses unglaubliche Mädchen steigerte sich immer weiter. Aber als ich ihre Stimme wahr nahm, die zwar von ihrer Mutter umhüllt war so kühlte ich langsam ab und konnte sie das erste Mal wieder anschauen. 

>>Wirklich?<< Fragte ich so freundlich wie ich in meinen brodelnden Dämonenzustand konnte und nahm meine Augen von ihrer Gestalt herunter durch die ich die wahre Mary sehen konnte. >>Das war der Abschied von der Seele deiner Mutter gewesen, die versucht hatte in ihrem Körper zu bleiben, bevor du sie verdrängt hattest.<< Das war zwar etwas hart ausgedrückt für einen Neuling, aber sie selbst hatte mich doch einst darum gebeten härter zu sein. >>Was auch immer sie dir gesagt oder gezeigt hatte, hättest du früh oder später eh erfahren.<< 

>>Abschied...<< Wiederholte sie einen meiner Worte in Gedanken und hatte einen geschockten Gesichtsausdruck. Ihr mussten gerade fürchterliche Bilder durch den Kopf gehen. Fürchterlich Falsche! >>Also kann sie nie wieder zurück in ihren Körper... - oder?<< Faselte sie aufgelöst und war schon dabei ihre Tränen zu unterdrücken. Doch ich belächelte sie leicht, nicht weil ich sie auslachen musste sondern weil sie sofort mit dem schlimmsten rechnete. Was manchmal auch gar keine schlechte Eigenschaft war, vor allen in dieser Welt nicht, doch sie sollte nicht so voreilig sein.

>>Deine Mutter lebt. Sie ist nur nicht in ihrem Körper. Sobald du aus Ihr heraus bist, wird ihre Seele und ihr Geist wieder zurück finden...<< Ihr Gesicht strahlte verborgene Erleichterung aus und sie schloss ihre Augen für einen Moment um tief durch atmen zu können.

>>Das heißt also im Klartext, dass -<< Fing sie an zu rätseln, doch ich beendete ihren Satz mit einer bestimmten Kälte und überflog sie erneut. Ihre Augen waren starr auf mich gerichtet als könne sie meine Gedanken lesen. Obwohl sie eigentlich noch zu schwach war dies überhaupt tun zu können. Aber sie hatte immer eine Überraschung übrig. Mit meinen Worten floss ebenfalls der Zorn mit den ich für sie hegte, zugleich ich sie trotzdem mochte und sprach es schließlich aus. 

>>Sie nichts von unserem Kuss mitbekommen hätte.<<

 >>Das ist doch egal! Fakt ist, das du die Lippen meiner Mutter berührt hättest und nicht meine!<< Verteidigte sie sich etwas wackelig und funkelte mich an, als wolle sie mir gleich an den Hals springen. Dort hatte ich mehr Rechte auf sie sauer zu sein, denn noch immer war der Kuss nicht geschehen, obwohl wir ein Abkommen hatten. Schließlich war sie doch überhaupt nicht mehr in der Hölle, also war mein Teil erfüllt! Sie machte sich ihr Leben manchmal unglaublich kompliziert, obwohl es doch so einfach hätte sein können...

 

 

 

Ich überredete meine Begleiterin dazu, dass wir in der Innenstadt nach einem neuen Menschen für sie suchen würden. Jemand den sie nicht kannte und so keine Schuldgefühle haben müsse. Mit langweiligen Blick fuhren meine Augen durch die Menschenmenge und winkelte meine Arme an meinem Kopf an, dabei entglitt mir ein kleines Stöhnen. Wenn ich nach einer menschlichen Hülle Ausschau hielt, gab es da ziemlich viele gute Aussichten, doch Mary war so wählerisch dass sie meine ganzen Angebote ablehnte. Wie immer wollte sie ihre eigene Hülle selber finden. 

>>Was ist mit dem Mädchen?<< Fragte ich sie trotzdem weiter und zeigte auf eine junge Frau in einem Knielangen Kleid, dass mit einem Begleiter in einer Eisdiele saß und dabei ein Eis löffelte. Sie hatte ein sehr durchschnittliches Aussehen, aber ich wusste eh wie ihre Antwort lauten würde.

>>Nicht besonders schön anzusehen, wenn du mich fragst!<< War ihre Meinung natürlich, obwohl sie ihr nur ein Blick gewürdigt hatte. Dann wieder weiter in der Menschenmenge auf der Straße Ausschau hielt. Für einen Moment beobachtete ich sie noch weiter, dann folgte Ich Mary. Die nun schon ein paar Schritte vor mir gegangen war, und sich wie eine Königin durch die Maße schlug, dicht gefolgt von meiner Dämonengestalt. 

Auf einmal blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte irgendetwas wie Besessen an. Hatte sie etwa ein schönes Kleid gesehen, weil sie ganz sicher keinen passenden Menschen finde würde, dass hielt ich zu dem Zeitpunkt schon für unmöglich. Noch immer war ihr Blick wie gebannt nach vorne gerichtet, als ich mich dichter an ihren Rücken schmiegte um Ihr folgen zu können. Eine Sekunde lang drehte sie ihren Kopf zu mir, dann aber wieder nach vorne. Und ich hätte schwören können, dass sie in dem Augenblick nichts gegen meine Nähe hatte. 

Vor uns reihten sich die Leute um zwei Zwillinge, die alle wie verzaubert wirkten, genau wie Mary. Ein Junge und ein Mädchen mit platinblonden und nussbraunen Haar. Sie spielten zu zweit auf einem Flügel und es ertönte eine wirklich schöne Musik... - für Menschen. Meine Ohren allerdings hörten nur ein Gequietsche was mit ohrenbetäubenden Gebrüll zusammen verbunden war. Komischer Weise war Mary davon aber sehr fasziniert und es wirkte nicht so als ob sie Schmerzen spüren würde. Manchmal fragte ich mich wirklich, was sie für ein Dämon war. Wenn man ihre kalte Art ignorierte war sie so menschlich! 

>>Das ist sie!<< Wisperte Mary, überschlug dabei ihre Arme und setzte ein leichtes Lächeln auf. Dieses Lächeln, was sie immer hatte! Das Lächeln was ich an ihr liebte und vermisste wenn sie litt. Und es war nicht die Hülle die ich dort bewunderte, es war Mary die ich trotz ihrem Versteck sehen konnte - Eine Eigenschaft die starke Dämonen, wie ich besaßen. Sogleich hoben sich meine Mundwinkel ebenso und versuchte die Schmerzen auszustoßen. Wie konnte Mary überhaupt die Kraft dazu haben, dem Lärm standzuhalten? Dieser Augenblick war aus irgend einem Grund so friedlich, wie wir beide den Geschwistern zu schauten. Diese ganz konzentriert und mit voller Gefühl auf die Tasten tippten und ab und an einen erleichterten Blick auf die Zuschauer richteten. Für eine kleine Sekunde dachte ich an mein menschliches Leben zurück, da hätte ich es wohl noch viel mehr genießen können. Doch mir gefiel meine Kraft die ich nun in mir trug und auch wenn ich bereits Tod war, fühlte es sich so an als sei ich unsterblich! Na, ja die gleichen Eigenschaften hatte es ja schon, ich war Tod und konnte trotzdem auf der Erde verweilen. 

>>Verstehe.<< Antwortete ich leise zurück. Wie immer hatte sie eine gute Wahl getroffen, das Mädchen hatte eine Leidenschaft und war auch sehr hübsch! Ich hätte Mary von Anfang an vertrauen müssen, wenn es um solch eine Entscheidung ging und hätte mich sogar ganz zurück lehnen können. Aber seid dem Schlag fühlte ich wie sie sich ein kleines Stückchen geöffnet hatte und sogar so weit war etwas über ihre Mutter zu erzählen. Zu Anfang dachte ich noch dass sie vielleicht hatte ihre Kontrolle über sich verloren hätte. Aber nein: Meine Mary war im Prinzip wie immer! Meine Mary...Da sie meine Begleiterin geworden war ohne es auszusprechen wusste ich nicht recht ob ich es sagen durfte. Doch vielleicht würde der reine Gedanke erst einmal genügen um meine Erwartungen zu stillen. Sie gehörte mir!

 

Für eine Weile standen wir noch da, keiner konnte ahnen dass wir nun eigentlich nur noch auf den Schluss warteten um uns den Körper krallen zu können und als der Lärm endlich verstummte und die Darsteller sich bei einem Applaus verbeugten, sahen wir unsere Chance! Bisher hielt ich es für unnötig Mary zu erklären wie sie aus dem Körper heraus kommen würde um in einen neuen zu schlüpfen. Dass würde sie ganz von alleine können. Sie war in meinen Augen schließlich ein sehr talentierter Dämon. Von Anfang an! 

Schnell verschwanden die Zwillinge aus der Menge und tauchten unter die Menschen die in Abendrot getaucht waren als würden sie spüren dass sie jemand verfolge, nachdem sich die Maße wieder verteilte. Das Mädchen klammerte sich an dem Arm ihres Bruders und schaute etwas verzweifelt hinter sich. Wo wir beide noch immer standen und in ihre Richtung starrten. Dies war Marys Moment, sie sollte entscheiden, wie sie vorgehen sollte! Ich bekam es nur halb mit, doch das Mädchen blickte Mary genau in die Augen und diese erwiderte den Blick mit gerunzelter Stirn. Es war als hätte sie eine Nachricht von der jungen Frau erhalten. So als würden sie sich schon lange kennen, aber Mary kannte sie nicht. Das wusste ich! War Mary etwa einer der Dämonen, die zu ihren Menschen eine Bindung aufbauten? 

>>Sie weiß etwas...<< Hauchte Mary nachdenklich und nun schaute sie mich innig an, mit einer Welle von Furcht. Ihre schönen Augen lenkten mich für einen Moment ab, aber wir hatten keine Zeit um den heißen Brei zu reden. >>Ist sie überhaupt ein Mensch?<< Fragte sie mich anschließend und ich spürte wie sie meine Nähe langsam suchte. 

>>Sie ist einer.<< Beruhigte ich sie mit einem zagen Lächeln und wollte sie am liebsten erneut in den Arm nehmen. Wie gesagt, sie hatte noch dieses zerbrechliche an sich, auch wenn ihre Gedanken weniger Besorgnis hatten, so war ihre zärtliche Gestalt noch immer in meinen Kopf. Und mit dem auch der Drang sie zu beschützen! Auch wenn sie dies ganz sicher auch gut alleine konnte, es war schließlich Mary das Feuer! Sie war mein neuer Antrieb! Hingegen ich meine anderen fallen gelassen hatte...

>>Wir sollten ihnen hinterher!<< Schlug ich vor und strich ihr einmal über den Kopf, ohne es überhaupt bedacht zu haben. Aber anstatt das sie ausflippte oder mich schlug nickte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue lächelnd. Ließ sie es langsam zu, dass ich sie berührte?

>>Alles klar!<< So als würde sie es jeden Tag machen, sauste sie auch schon an mir vorbei. Kurz schüttelte ich noch grinsend den Kopf, folgte der Naturtalenten dann aber ebenso geschwind. Diese Perfektion die sie als Mensch schon hatte, war einfach unglaublich. Vielleicht sogar zu perfekt. Doch leider hatten wir nur ein normales Tempo, da wir diese Fähigkeit zusammen mit dem Fliegen in Menschengestalt nicht konnten. 

Die Geschwister beschleunigten und ich konnte hören wie sie beim laufen keuchend riefen: 

>>Du hattest Recht - Lauf!<< 

>>Tue ich doch, Idiotin!<< 

Sie mussten etwas wissen, dass wurde uns gerade oft genug bewiesen. Aber mir machte ihr großes Wissen nichts aus. Mary wollte den Körper und ich wollte ihr selbstverständlich helfen! Die beiden bogen dicht gefolgt von uns Zweien in eine Gasse ein und hielten dort plötzlich an, als sie erschreckender Weise wohl feststellen mussten, dass dies eine Sackgasse war! Für mich wirkten sie so wie wie ein gefangener Maulwurf im Eigenen Loch.

>>Und jetzt?<< Schrie das Mädchen, währenddessen sie sich gegen die Mauer drückte und überlegend auf den Boden schaute - Ihr Blick erinnerte mich an Mary! Allgemein erinnerte sie mich plötzlich total an Mary, vielleicht hatte ich ihr Gesicht zuvor nicht richtig wahrnehmen können, da das Instrument mir neben meiner inneren Ruhe äußerlich den letzten Nerv geraubt hatte.

>>Weiß nicht...<< Antwortete der Junge bloß und drehte sich zu uns um...

 

 

 

Die verborgenen Klaviertöne

Da stand mein Opfer! Ich fühlte mich einerseits gut, anderer Seits wie ein Jäger der ein Reh erschießen wollte. In der ganzen Hektik hatte ich nicht einmal durch Dacht wie ich es jetzt genau anstellen sollte. Doch mir würde eh, wie immer im letzten Moment etwas einfallen!

Plötzlich wurde meine Sicht verdeckt, und ein fremder Mann stellte sich vor mich und Killian. Nahm uns nicht wahr und hielt uns wahrscheinlich für Leute die dort einfach nur herum standen. Dieser schaute die Klavierspieler die mich für einen Moment in eine so ruhige Welt verfrachtet hatten grimmig an. Ach, so! Vor ihm sind sie weggelaufen und nicht vor uns! Im nächsten Moment zuckte er aus seiner Tasche eine Pistole und hielt sie schon in die Richtung der beiden.

>>Ihr wolltet mir das Geld doch nie geben!<< Warf er meinen Zwillingsopfern vor und legte den Finger auf den Abzug. Vorerst hatte ich noch gedacht, dass der Mann wusste was er tat, aber als ich seine zittrigen Finger genauer betrachtete da zerbrach meine Vorahnung. Er wollte diese beiden doch nicht etwa wirklich erschießen. Dafür hätte er nicht die dazugehörige Stärke! Und auch wenn, dann wären sie Tod, von einander getrennt! Dass durfte dieser Irre unmöglich tun, ich brauchte sie doch noch...! Obwohl ob sie jetzt einen Schuss abbekommen würde, oder ob ich den Körper als eigener betrachtete, würde in deren Augen keinen Unterschied machen! Sie würde ja von ihrem Körper getrennt werden...

>>Warte - Wir werden das Geld schon noch aufbringen!<< Flehte sie währenddessen sie sich neben ihren Bruder stellte und trotz ihrer schlackernden Knie immer noch gerade stehen konnte. Dies war erneut eine der Dinge, die ich aufgezählt hatte, weil sie mich beeindruckte, aber das sollte Niemand mitbekommen! Vor allem Killian nicht!

>>Sie wissen überhaupt nicht was sie da tun!<< Versuchte sie ihn noch immer zum Umkehren zu überreden. Aber als ob er auf sie hören würde. Da sah das Mädchen mich und schaute mich hoffnungslos und enttäuscht an. Anscheinend dachte sie ich wäre auf der Seite von diesem Wahnsinnigen, und wäre ein Gehilfe. Tz, dass ich nicht lachte! Gegen diesen Volltrottel sah ich dort vielleicht nicht wirklich gefährlich aus, doch trotzdem war ich das! Ab da wusste ich schließlich: Ich musste mich wohl oder übel beweisen! Das war ja wirklich zu einfach! Sofort schlug ich dem Mann von hinten die Waffe aus der Hand und schleuderte ihn mit einer federleichten Handbewegung Zehn Meter davon. Mein Gesicht hatte jetzt wohl etwas von einer Wahnsinnigen, denn diese Kraft die ich dort verspürt hatte genoss ich aus vollen Zügen und lächelte meinem Gewinn - also dem Mädchen entgegen. Diese hatte ihre Augen die mich an Meine erinnerten weit aufgerissen und waren auf mich gerichtet. Sie hatte Angst, natürlich hatte dass! Irgendwie wollte ich das auch! Lieber sollte sie mich nicht als das Mädchen in Erinnerung haben, was sie rettete und ihr immer eine unsichtbare Sicherheit bot.

>>Was zum?! -<< Stammelte sie verwirrt und als sich meine Schritte näherten warf sich ihr Bruder, den ich keine Beachtung schenkte schützend vor seine Schwester. Killian stand noch immer an Ort un Stelle und war ganz sicher genauso verwundert wie ich innerlich - Dass wollte ich zumindest. Es war nämlich ein Beweis dafür das ich mich auch sehr gut selber verteidigen konnte! Dieser ließ sich aber nichts anmerken. 

>>Gern geschehen.<< Meinte ich noch immer lächelnd und stand nun genau vor ihm. Diese starken Kräfte die ich hatte, waren so ein gutes Gefühl! Ich wusste nicht einmal woher ich die ganze Energie hatte! Aber ich hatte das starke Verlangen meine neuen Kräfte noch einmal zu nutzen. Warum eigentlich nicht an ihrem Bruder, denn es wäre eh Schade wenn er ein einsames Leben führen müsse, da er seiner Schwester wegen mir verloren hatte, was mich in dieser Situation nicht wirklich störte.

>>Tue das nicht...<< Ermahnte er mich plötzlich und ging noch einen Schritt näher an mich heran. Aus seiner unsicheren Gestalt wurde nun ein zäher Bursche. Wie konnte er sich denn dass nur trauen, er hatte doch gesehen was ich mit diesem großmäuligen Typen gemacht hatte! Er spielte sich mit diesen einzigen Worten auf, als würde er wirklich glauben eine Chance gegen mich zu haben. Oh, er hatte ja keine Ahnung. Meine neue Kraft wollte im Moment so gerne heraus, und ich würde nicht mehr lange warten - bevor ich ihn vernichtete. Doch da stand er: Felsenfest! Jetzt schaute ich ihn an, wobei mir  sein gutes Aussehen selbstverständlich nicht entging. Das war das erste Mal dass ich ihn als Person wahrgenommen hatte. Hoffentlich meinte er nicht, dass ihn sein Gesicht retten könnte! Wie armselig!

Ironisch grinste ich ihn eine Sekunde an, dann erhob ich meine Hände und legte sie um seinen Hals. Wenn ich einen Mann weg schleudern konnte, dann konnte ich ihm erst einmal Recht einfach so das Genick brechen! Er hatte nun einen herablassenden Blick für mich auf Lager. Wo eigentlich Angst sein sollte, war Verabscheuung - Noch immer war er so mutig, ob er wohl wusste was ich vor hatte? Komischer Weise waren meine Gefühle solchermaßen gemischt, dass ich wollte das er Angst verspürte und am Besten sollte er leiden! Umso länger ich den Mann ansah, desto mehr wollte ich ihn einfach los werden! Plötzlich legte Killian einen Arm auf meinen. Aber anstatt dass ich ihn abwies, ließ ich ihn gewähren. Es fühlte sich so gut an, ihn zu spüren! Mit einer Berührung hatte er es irgendwie schon geschafft, dass sich meine neue Kraft von selbst auslöschte und verschwand. Nun zog er mich behutsam von ihm weg. Derweil konnte ich überhaupt nicht denken und ließ mich einfach an seine Brust gleiten. 

Tatsächlich wollte ich ihn töten, vor seiner Schwester! Was mir gerade noch völlig egal war. Ich spielte zuerst noch mit dem Gedanken dass ich ihm wenigstens sein Leben lassen sollte, als Tausch für seine Schwester. Aber gerade sah ich nur noch Rot für ihn! Dummer Weise musste ich wohl oder übel zugeben, dass ich Killian zum Dank verpflichtet war. Denn hätte er mich nicht aufgehalten, wäre ich vermutlich gerade dabei seine Gedärme durch die Gegend zu verteilen. Jetzt fühlte sich diese innere Kraft, die ich nun eher als Wut empfand an wie ein Traum. Ein völlig Verrückter...Natürlich wusste ich leider, dass es keiner war und mir wurde meine Tätigkeit noch viel bewusster. Ohne Killian wäre ich wahrscheinlich zu einem Mörder geworden, den nie jemand fassen konnte.

>>Mary...<< Hauchte Killian mit Verwunderung in der Stimme. Da er mein Schluchzen hörte, was einfach so heraus gekommen war und ich es bei der ganzen Situation unmöglich stoppen konnte. Seine Wärme umhüllte mich, konnte mich zwar aufhalten aber meine Gefühle nie im Leben! Es war schon lange her, dass ich mich selbst für eine Sekunde lang anwiderte, und dass es wieder soweit war, ließ mich aus allen Wolken fallen.

>>Was war das?!<< Fragte ich ihn mit zusammen gebissenen Zähnen. >>Diese Energie...<< Wiederholte ich ein Stück meiner Gedanken laut. Kaum zu glauben, dass ich diese Kraft für eine Sekunde geliebt hatte! Sie fühlte sich jetzt so an, als gehöre sie überhaup nicht zu mir. Auch wenn ich es irgendwo versuchte zu akzeptieren, dass sie es doch tat.

>>Süße, dass war deine Dämonische Seite.<< Was zum Teufel?

Auf einmal löste ich mich von Killian und starrte in die Richtung der Zwillinge. Sie standen noch immer in der gleichen Postion, die Schwester stand hinter ihrem Blutsverwandten und meinte wohl sie wäre in Sicherheit. Und der Junge blickte mich etwas rechthaberisch an und zuckte dabei mit den Schultern. Völlig überfordert musste ich wohl feststellen, das der letzte gefallene Satz aus seinem Munde kam. Er wusste wohl mehr, als ich vermutet hatte!

 

>>Wer bist du?<< Eine Hand ließ ich von Killian sinken, die andere klammerte sich noch fester in seine Jacke. Als wenn ich nicht mehr stehen könnte, ohne ihn.  Im Moment hatte ich wohl ein besseres Problem als über meine Fähigkeiten zu jammern, und meine Trauer war wie auf Knopfdruck von mir gewichen. Mein Blick ernst und ich versuchte so ruhig zu wirken wie ich konnte. Auch wenn ich ihm am liebsten lauthals zugeschrien hätte, dass er sich nicht so viel einbilden sollte!

>>Lucian.<< Stellte er sich vor, ohne den Blick von meinem schönen Gesicht zu nehmen. So geschmeidig wie ein Adler schob er seine Schwester nun neben sich. Er wirkte so selbstsicher wie zuvor, als ich ihm an die Kehle gesprungen war. Obwohl in mir das dumpfe Gefühl aufkam, das er genau wusste, wer vor ihm stand. Allerdings spiegelten die Augen seiner Schwester Verwirrung wieder. Also war er der einzige der die Situation überblicken konnte. >>Das ist meine Zwillingsschwester - was ihr Dämonen wahrscheinlich eh schon bemerkt hattet. Avarie.<< Avarie nickte zittrig, aber als sie erneut in meine Augen blickte da beruhigte sie sich langsam wieder. Wieso geschah das immer, bei ihr? Hatte ich eine Aura die meine Opfer beruhigte, oder etwas in der Art? Heute hatte ich schon viel von meinem neuen Ich entdeckt, da würde mich diese kleine Kraft nicht wirklich mehr umhauen, wenn ich sie besäße.

>>Na, gut - dann...Was bist du?<< War eindeutig die bessere Frage, die ich diesem Angeber stellen sollte. Das er ein Mensch war, bezweifelte ich schon fast. Diese Sicherheit die ihm umgab, machte ihn nämlich unglaublich gefährlich. Obwohl er nur ein paar Worte gesprochen hatte und vom Äußeren sehr harmlos wirkte.

Wie aus dem Nichts tauchte er plötzlich aber genau vor meiner Visage auf und lächelte mich spitz an. Dieses Lachen erinnerte mich ein wenig an Meins, aber Seins war noch ein Lachen. Anders als bei mir! Er war so nah bei mir, dass ich glaubte nicht mehr atmen zu können, obwohl er nur ein Mensch war und nichts tat. In dem Moment war es mir lieber, wenn er etwas getan hätte, als wenn er mich anstarrte und anscheinend auf irgendetwas wartete. So kam es mir innerlich vor! Vielleicht aber täuschte sein Aussehen nur und er überlegte insgeheim was er nun tun sollte. Nach endlosen Schweigen, dass mich immer nervöser gemacht hatte und ich schlussendlich spürte wie die Atmosphäre so dicht wie ein Verkehrsunfall  wurde, rückte er doch mit der Sprache heraus.

>>Du musst noch viel lernen. Wie war noch einmal dein Name...?<< Seine halb geschlossenen fiesen Augen wandten sich zu Killian, dessen Gesichtsausdruck ich nicht deuten konnte da er hinter mir stand. Aber ich konnte einen eindeutigen Augenaustausch spüren, da die Luft noch viel schlimmer wurde. Es schien so als war Killian eifersüchtig. Würde mich bei seiner krampfhaften Liebe aber auch nicht wundern, und amüsierte mich in Gedanken über ihn, ohne die Miene zu verziehen. Dann fuhr Lucians Gesicht wieder zu mir. 

>>Ach, ja richtig...Mary.<< Nein, er wusste genau was er dort vollbrachte! Das hatte ich wie einen Gedankenblitz sofort verstanden und meine Gedanken waren wieder im Hier und Jetzt. Ein Finger von ihm um kräuselte nun eine Strähne von den Haaren meiner Mutter, und mir fuhr ein Schauer über den Rücken. Konnte dabei aber auch nicht einfach wegschauen, es würde nur verdeutlichen dass ich Angst hatte! Und dass durfte er keines Falls mitbekommen, da es ja sein konnte, dass er nur auf eine Schwäche wartete. Seine ganze Konzentration beruhte aber gerade darauf die Strähne in seinen Fingern hin und her zu drehen, es erinnerte mich an Killian wie er es einst Killian mit der Rose getan hatte! Auf einmal stoppte er und blickte mir wieder in die Augen. Was ich dann sah, übertraf meine harmlose Erwartung dieses Menschen!

Lucians Augen die vorher noch dunkelbraun gewesen waren, färbten sich in einen lila-roten leuchtenden Ton und umschlangen mich bildlich wie eine Schlange. Dass einzigste was ich noch tun konnte, war zu schlucken, ich war viel zu verwundert um dort noch vernünftig handeln zu können. Versuchte aber meinen entspannt aussehenden Blick zu halten. Jetzt war es offiziell, dass er kein Mensch mehr sein konnte! Auch wenn Killian Anfangs einer anderen Meinung war. Doch vielleicht hatte er nur auf Avarie geachtet und ihn übersehen? Es wurde wirklich höchste Zeit, dass ich diese Fähigkeit auch lernte um solche Fehler zu umgehen.

>>Zum Beispiel dass du keinem Teufelskind begegnen solltest.<< Augenblicklich zuckte er nun für einen Menschen viel zu schnell - eine Doppelflinte hervor, die er wohl schon die ganze Zeit in einer Tasche aufbewahrt hatte und drückte sie mir gegen meine Brust. Ich wusste es welcher Gefahr ich ausgesetzt war, doch versuchte mich an den Gedanken zu klammern, dass es nur eine Waffe sei und wir Dämonen ja schließlich unsterblich waren. Aber was war, wenn es nicht irgend eine Waffe war, sondern die Waffe die meinen Tod verursachen könnte! Alles ging durch einander, wusste nur noch dass ich ihn auf jeden Fall durchdringend anstarrte. Wären mir da nicht so viele verschiedene tödliche Gedanken durch den Kopf geschwirrt, hätte ich vielleicht etwas tun können, aber ich fühlte mich wie gelähmt - Oder besser menschlich! Schlussendlich spürte ich die Worte "Alles ist gut", von wo auch immer ich diese Worte aufgeschnappt hatte! Doch bevor ich eine einzige Bewegung gemacht hatte, spürte ich plötzlich wie Killian an mir vorbei raste und Lucian dabei blitzschnell gegen eine der Mauern die uns umringten stieß und ihn würgte. So ein wütendes Gesicht was ihn zierte, hatte ich noch nie bei seiner ruhigen Person gesehen und es machte mir eigentlich genauso viel Angst wie der Unmensch Lucian!

>>Bastard!<< Schrie dieser währenddessen mit einem verrückten Unterton Ihm entgegen der ihn dabei immer weiter in die Wand drückte. Alles ist gut! - Natürlich! Lucian musste mir diese Gedanken gesendet haben. Ab da war ich völlig verwirrt. Er war doch der, der mir eine Waffe an die Brust hielt, oder?

>>Kill!<< Krächzte ich um ihn aufzuhalten! Wahrscheinlich wollte Lucian mir nichts! Und wenn doch, dann weil er seine Familie und sich versuchte zu beschützen! Vielleicht hätte er ja auch erst geschossen, wenn ich reagiert hätte. Doch dass hatte ich glaube ich gar nicht vor. Aus einem unentdeckten Grund wusste ich selbst nicht, was ich gemacht hätte wenn Killian nicht dazwischen gekommen wäre um mich zu 'beschützen'. Allerdings sah ich dass eher als etwas an was gegen mich war, er hörte ja nicht einmal auf mich. Da musste sich wohl ziemlich viel Wut in ihn aufgestaut haben. Er konnte es wahrscheinlich gar nicht haben, dass ich von einem anderen Mann berührt wurde. Ich selbst fand es auch nicht witzig, eine Waffe in die Mitte von meinem Brustkorb gedrückt zu bekommen! Aber gleich solch einem Wutanfall  zum Opfer werden? Selbst jetzt war Lucian gefahrlos, da er nicht einmal vor hatte, etwas gegen Killian zu unternehmen. Was nur heißen konnte, dass er Ihn nicht verletzten wollte. Bemerkte Killians nichts durch seine blendende Wut? Mit jedem Schlag wurden meine Augen größer. In mir kam sogar kurz das Bild auf, dass ich diejenige war die ihm dort womöglich noch zu Tode geprügelt hätte. Was ich sogar für eine Zeit lang wollte! Aber vielleicht konnte man aus meiner verrückten Kraft auch etwas gutes ziehen. Ich konnte Killian aufhalten wenn ich dass wollte. Schließlich war ich Mary Melese - Nein, Bloody Mary! 

>>Verdammt!<< Murmelte ich bloß noch, währenddessen ich schon zu den Jungen hin gelaufen war. Mich mutig um Killians Hände geschlungen hatte und sie mit aller Kraft die ich hatte zu lösen! Ich hatte die Energie um ihn aufzuhalten! Doch anscheinend ganz ohne Gewalt. Denn dieser stoppte wie als wäre er gerade aus einer Hypnose gekommen. Irgendwie war dies aber auch Schade. Ich wollte meine Fähigkeiten wirklich gegen Killian nutzen, um heraus zu finden, wie stark ich wirklich war! 

Wie ein normaler Mensch war Lucian nun zusammen geknickt und hielt die Waffe immer noch in einer Hand. Da konnte ich mir etwas sicherer sein das er vielleicht nur ein Mensch mit ungeahnten Fähigkeiten und Wissen war! Seine andere Hand war um seinen Hals gelegt und er fuhr atemringend die Abdrücke nach die Killian hinterlassen hatte. Dieser hatte ihn nämlich ziemlich schlimm erwischt und mir tat Lucian wirklich Leid. Mitleid bekamen ziemlich wenig Leute in meinem Umfeld, da sie es meistens nicht verdient hatten. Doch vielleicht hatte Lucian seine Gründe die Waffe gegen mich zu richten. Er wollte mich aber um Hundert Prozent nicht umbringen! Komisch dass ich nicht mal irgend einen Grund für meine Annahme hatte außer die Worte "Alles ist gut", die auch nur in meinem Kopf waren. Nun, es konnte ja sein dass ich mich einmal an eine Person klammern wollte, die nicht Killian oder meine Mutter war. Und dieser Person würde ich also die Schwester rauben und könnte ihn danach schlecht Freund nennen können. Wir wären eher Feinde und laut seinem Charakter würde er seiner Schwester nicht aufgeben. Und da war der entscheidende schmerzende Punkt - Ich war die Gefahr, der todbringende Gegner! Plötzlich fühlte sich alles so falsch an, seine Schwester vorübergehend zu "töten". Aber egal wie viel Mitleid ich für die Familie übrig hatte, meine Absichten würde ich nicht mehr zurück nehmen. 

>>Du hast mich ja ganz schön erwischt.<< Lachte er mit einer stockenden Stimme und richtete den Blick zu Killian. Dieser erwiderte sofort, doch seiner war Nichts sagend, und wirkte für mich als würde er denken "Selber Schuld!". Killian war also immer noch sauer. Hatte ich ihm etwas so geholfen wie er mir zuvor?

Zögernd bückte ich mich zu Lucian herunter und legte eine Hand auf seine. Wieso wusste ich selbst nicht. Vielleicht sollte es als eine Art vorübergehenden Frieden gelten. Oder ich verspürte einfach nur den fiesen Drang Killian eifersüchtig zu machen! Aber als ich seine Hände dann berührte, bemerkte ich meine wirkliche Absicht: Ich wollte seine Künstlerhände berühren, die mich vorher zusammen mit seiner Schwester verzauberten. Er würde bald dann wohl nur noch alleine spielen! Wenn er es das nächste Mal tat, wollte ich seinen Klängen wieder verfallen, und ihm gleichzeitig mit dem Körper seiner Schwester reizen! Zuerst blickte er zu meine Hand, dann in mein Gesicht. Von seinem gruseligen Benehmen abgesehen, war er nun wieder sehr menschlich, wurde sogar leicht rot und blickte mit zusammen gezogenen Augenbrauen verlegen auf den Boden unter uns. In mir stieg das verdächtige Gefühl auf das ich nicht nur Mitleid mit ihm hatte, sondern sich auch eine Sympathie für ihn aufgebaute! Anders als für seine Schwester, die ich nur als mein neues Gesicht ansah!

Während der ganzen Zeit, hatte diese merkwürdiger Weise überhaupt keinen Finger gerührt! So als wäre es ihr egal, was mit ihrem Bruder passieren würde. Das wunderte mich sehr, hatten Zwillinge nicht immer ein sehr enges Verhältnis zu einander? Konnte nich einmal sagen, ob sie noch da war, da ich viel zu gebannt auf ihren Bruder starrte.  Ich hatte wohl total vergessen, sie im Auge zu behalten. Hätte ich das mal gemacht, denn plötzlich bekam ich von hinten eine Kugel mitten in einer meiner geliehene Rippen und brach blutspuckend nach vorne zusammen und landete auf Lucian. Sie war es! Verschwommen konnte ich seine überwältigten roten Augen sehen... Hörte dann noch einen dumpfen Schrei, doch dann gewann die Schwärze. Erneut...

 

 

Vorher in meinem ganzen Leben war es noch nie dazu gekommen, dass ich umgekippt war und kaum zu glauben dass es nach meinem Tod öfter geschah! Ja, diese andere Welt existierte. Aber die dunkle Seite sollte vielleicht sogar gar nicht die Hölle darstellen sondern die nie endende Schwärze! Dieses Mal würde sie vielleicht wirklich nie wieder enden, denn ich hatte das dumpfe Gefühl dass ich falsch lag. Wie viel zu oft schon im Moment. Mit der Theorie, dass meine Mutter nur Schaden nehmen würde, denn sonst hätte ich das Licht längst wieder gesehen! Hoffentlich war dies nicht der Fall, alles war schöner als die Dunkelheit! Aufgrund meines zweiwöchentlichen Aufenthalt in der Hölle hatte ich es begriffen! 

Meine Gedanken streiften die vielleicht letzten Momente meines Daseins. Die Zwillinge waren etwas besonderes, dass merkte ich schon vom ersten Klang an, den sie mit ihrer wunderbaren Musik erzeugten! Damals hatte ich immer gedacht, dass ich ein außergewöhnlicher Mensch war - aber anscheinend war ich nicht die Einzige. Gegen die Zwillinge die offensichtlich etwas auf den Kasten hatten, sah mein menschliches Ich wirklich langweilig aus. Die Dämonensache war dann wirklich ein guter Einstieg in ein neues stärkeres Ich. Ob es richtig war oder nicht, ich hielt es für eine zweite Chance! Diese zweite Option hatte ich auch verdient! Es war als hätte mir Jemand anderes, diese Möglichkeit wahr gemacht, und wer auch immer die Fäden zog, den war ich auf Ewig dankbar! Das neue Leben hatte vielleicht einen häuprigen Start, doch ab dem Killian mich erneut rettete, wurde es doppelt so aufregend wie mein altes Leben! Ich durfte es sogar ohne meine Mutter genießen. Gut, ich war trotzdem zu ihr gegangen, ganz von allein und aus Neugier und steckte darüber hinaus in ihrem Körper - Aber sie hatte mich nicht mehr in der Hand, und ironischer Weise konnte ich sie zum Schluss hin steuern! Diese alte Frau hatte mein Mitleid nicht verdient, wahrscheinlich wurde sie gar von einer Kugel getroffen. Doch zwischen Mitleid und Schadenfreude gab es immer noch einen Unterschied!

>>Mary!<< Hörte ich eine Stimme...Killian war es! Mit aller Kraft die ich besaß, riss ich meine Augen auf und blickte schmerzhaft in Killians Gesicht der sich über mich gebeugt hatte - Oh, man konnte die Situation wirklich zweideutig betrachten. Dieser Perversling! Einen Moment, spürte ich dort tatsächlich Schmerzen? Als Dämon war es doch unmöglich etwas zu spüren? Auch wenn diese Schmerzen nur Kopfschmerzen waren, war es für mich ungewohnt und es war so noch viel schlimmer. Um uns herum war es genauso finster wie in meinem ohnmächtigen Zustand. Für einen Moment dachte ich natürlich an die Hölle, ob wir wieder am Anfang waren? Doch ich lag falsch - schon wieder. Denn es war viel zu kühl, dass es diese hätte sein können. Langsam war es wirklich nervig, wie wenige Male ich nur noch ins Schwarze traf, im Gegensatz zu früher! 

>>Was ist passiert?<< Fragte ich so schwach wie ich mich schon lange nicht mehr gefühlt hatte, dabei drückte ich ihn von mir weg, knickte aber leider wieder zurück zu seinen Oberkörper, der wie immer wie die Hölle selbst wärmte. Stöhnend blickte ich mich anschließend um, darauf bedacht auf alles gefasst zu sein. Neben der Dunkelheit, befand sich im Hintergrund der Typ den ich zu Boden riss, wo er sich immer noch befand. Mein Wurf war zwar hart, aber ich hatte ihn doch nicht etwa wirklich getötet? 

>>Vieles...denke ich...<< Antwortete er bloß und ließ seine Augen über den harten Boden gleiten. Sofort blinzelte ich reflexartig in die gleiche Richtung und sah voll Schreck meine Mutter neben mir liegen. Klar, ich nahm eine Leiche wahr, aber nicht meine eigene Mutter? Für einen Moment befürchtete ich schon dass schlimmste, doch ich merkte ihr ruhiges Ein und Aus atmen, als würde sie schlafen.  Mit einer schwachen Hand Geste legte ich Meine auf ihre Wange und war froh aus ihrem Körper heraus zu sein. Den man für mein Geschmack nicht mit meinem vergleichen konnte! Ich war schon immer hübscher als sie gewesen! Ich war auch in den ganzen anderen Sachen besser als sie, nur wollte sie sich das nie eingestehen. 

Nun aber passte etwas nicht ins Bild. Dämonen brauchten einen Körper, dass hatte ich ja oft genug mitbekommen. Doch ich hatte meinen Alten verloren und an meinen brauchte ich eh nicht denken! Mir schossen alle möglichen Konzepte in den Kopf. Angefangen von Lucians Körper bis hin zu meinen Vater. Der noch immer nichts von meinen Tod wusste, da er im Ausland arbeitete.

>>Mary, du hast es erneut geschafft dich ohne dein Wissen zu retten!<< Seine Krawatte fiel mir nun ins Gesicht und ich fühlte wie er seinen Oberkörper auf mich lehnte und sich seine Hände um mich schlangen. Noch sehr labil schaute ich einfach auf das Krawattenmuster und schwieg. Was hätte ich auch sonst tun sollen?

>>Wer bin ich Killian?<< Fragte ich ihn schluckend in die Stille, die mich wie ein Messer langsam zerschnitt. Hoffte dabei dass ich eine Person war die ich nicht mochte! Komisch schon, wenn man sich den Satz erneut durch den Kopf gehen lässt. Zwar wusste ich dass ich von einem anderen Menschen sprach, trotzdem fühlte es sich so an als meine ich mich selbst: Als könnte ich mich nicht mögen...

Er erhob sich wieder und strich mir über meine Wange, vom wem sie auch immer war - es war nicht meine. >>Alles ist okay. Mary mach dir keine Sorgen!<< Beruhigte er mich wie er es meistens geschafft hatte, doch dieses Mal wollte ich ihm keinen Glauben schenken, ich konnte es gar nicht!

>>Wer bin ich?!<< Quietsche ich erneut! Er sollte es mir sagen! Einfach wie ein Pflaster schnell abreißen! Dann würde es nicht so wehtun! Es fühlte sich plötzlich so an, als sei ich nicht nur äußerlich angeschlagen sondern auch innerlich! Das war wieder eine ganz neue Gefühlsebene, die ich zuvor nur als Mensch gespürt hatte und verschlimmerte meine Schmerzen.

>>Verlass dich auf mich - alles ist in bester Ordnung. Genauso wie wir es wollten!<< Klang seine Stimme in meinen Ohren wieder aber als wären sie in weiter Ferne...

Meine Mundwinkel erhoben sich zwar, doch ein Lächeln gelang mir nicht. Wenn er damit meinte, dass ich zu Avarie geworden war, dann war es nur teilweise gut. Lucian und Ich würden somit die Friedensflagge fallen lassen und uns auf Ewigkeit bekriegen, jagen und hassen. Es konnte ja sein, dass ich einfach zu empfindlich war. Dort sollte ich meine Ehre aufrecht halten. Wie wäre ich denn perfekt, wenn ich meine Fehler nicht ignorieren konnte? Diese Bindung die wir beide hatten durfte gerne brechen, schließlich hatte ich schon eine Klette. Und ich wollte nicht selbst zu einer werden. Der Neid und die Bindung sollten einfach wie eine Fahne herunter fallen und brennen. Brennen wie die Hölle! Das sah ich schon immer als beste Methode wie man Leute aus meinem Kopf bekommen konnte!

>>Avarie, ja?<< Mein Sichtfeld verwandelte sich in einen Sturm der langsam zu meinen Wangen vordrang und ich schüttelte den Kopf. Ich begann zu weinen! Der symbolisierende Regen der das Feuer löschte, was durch die Fahne in meinen Gedanken entstand. Vielleicht war es gar nicht möglich Lucian und Avarie aus dem Kopf zu bekommen, wenn ich nicht mein Gesicht im Spiegel sah. Ich würde nie wieder mein richtiges Gesicht sehen können, und dazu würde ich es wahrscheinlich nach einer Zeit satt haben Avarie anzusehen. Auch wenn unsere Ähnlichkeit verblüffend war - es wäre ein Teil des Gesichts von Lucian! Mein Gesicht würde also immer von einer Maske verdeckt werden - Dass war mir vorher noch überhaupt nicht in den Sinn gekommen! Stimmte ja, ich würde vielleicht sogar anfangen meine geliebten Spiegel zu meiden. Da ich es unmöglich ertragen könnte, jeden Morgen in einen vergangenen Fehler blicken zu müssen. Aber es gab noch Hoffnung, weshalb das neue Gesicht gar nicht so schlimm war. Ich müsste nämlich meine Mutter nicht mehr ausnutzen, auch wenn sie es verdient hatte.  Die Tränen die ich dort vergoss, waren nicht für Avarie. Da sollte sich lieber keiner wundern. Wenn ich egoistisch war, dass ich nicht um Avarie weinte sondern um meine Zukunft, na schön - es war mir egal!

Killian legte eine Hand sachte auf meine neue Wange und strich mir meine Träne weg. Dann legte er sein Kinn auf meinen Kopf und blickte etwas verzweifelt in die Ferne. Etwas errötet lehnte ich mich an ihn an. Als Dämon hatte man einen Grund gehabt zu weinen, doch in der Hölle wurde es nicht erlaubt und die meisten waren viel zu stark um sich von den Gefühlen leiten zu lassen! Aber als ich dann aus der Hölle heraus kam, brachen die Regeln und somit auch die Gefühlssperre. Das musste meine vielen Tränen erklären! Zuerst war es nur Trauer die einen Weg durch meine Blockade gebaut hatte, doch langsam folgten auch Gefühle wie Hass und Schmerz als ich in einen Mensch ging! - Als hätte diese mir meine Gefühle zurück gegeben. Doch nich einfach so, sondern durch ein schlimmes Ereignis. Ein neues kam aber auf positive Weise und überrumpelte mich, als es sich von hinten anschlich und ich es nicht erwartet hatte. Der Grund war Killian... Er rettete mich trotz meiner kalten Art tausend Mal und bedauerte es keine Sekunde! Als Dämon war man nicht mehr besonders mitfühlend doch er war es trotzdem immer! Ich hatte Anfangs als Mensch das Gefühl dass meine Gefühle einseitig waren und ich ihn noch erobern musste, aber er gehörte längst mir! Und dann hatte sich  der Lauf geändert, und er liebte mich - am Glauben festgehalten wie liebevoll er mich behandelte und seine Sucht nach einem Kuss.

>>Der Nachthimmel ist wunderschön...<< Merkte ich an und sah nach oben. Die Dunkelheit die uns umgab, war nichts anderes als die tiefe Schwärze der Nacht. Bis auf ein paar Sterne und der Silbermond wurden wir in schwarze Tinte getaucht! Wie auf einem Gemälde! 

>>Ja. - Wir sollten deine Mutter nach hause bringen...<< Gesagt, getan. Sofort erhob er sich aus unserer Position und nahm meine Mutter die in einem Tiefschlaf versunken war auf die Schultern. Anscheinend war Er nicht nur fürsorglich bei mir, sondern konnte es auch bei Familienmitgliedern sein. 

>>Ist sie verletzt?<< Fragte ich besser noch einmal nach, da sie es ganz bestimmt war. Wie konnte ein normaler Mensch denn schon eine Kugel abwehren? Aber er lächelte mich überraschender Weise nur warm an und meinte hinter seinem unschuldigen Gesicht, was mir immer mehr gefiel.

>>Deine Seele hat sie gerettet, sie ist schnell geheilt.<< 

>>Oh...Z-Zum Glück!<< Wohl eher das Gegenteil. Aber das konnte ich unmöglich aussprechen. Er bemerkte meine innere Unruhe sofort und blickte mich im Schein des Mondes noch einmal an, bevor er davon lief um meine Mutter zu retten, die Hilfe sonst immer abgeschlagen hatte. Und so ließ er mich in der Dunkelheit alleine, um mich wieder mal retten zu können...

 

 

 

 

 

Der Schatten der Tränen

Killian

 

Behutsam legte ich den schwachen Körper von Marys Mutter auf ihr Bett. Kaum zu glauben was Mary getan hatte, als sie von der Pistole getroffen wurde. Noch immer umkreisten meine Gedanken die unfassbare Situation, obwohl es schon längst vorbei war! Erst hatte sich ihre Seele von den alten Körper befreit und danach hatte sie es irgendwie geschafft, obwohl sie sich schon in Avarie befand ein Schutzschild auszusenden, dass eine Heilende Auswirkung auf die kaputten Knochen ihrer Mutter hatte und sie sofort stabilisierte und dass ganz ohne Marys Wissen. Erst einmal hielt ich es für besser, ihr nichts von ihrer erstaunlichen Kraft zu erzählen. Zumal sie schon bei ihren eigentlichen Fähigkeiten das Verlangen hatte zu töten, und wer weiß was diese verborgenen Fähigkeiten noch mit sich brachten! 

Gerade als ich wieder verschwand, indem ich aus dem Fenster springen und auf dem gemähten Rasen landen wollte, packte mich plötzlich die Hand ihrer Mutter im Halbschlaf. 

>>Killian...<< Flüsterte sie, und ich hatte noch immer das komische Gefühl das Mary in ihr war, da ihre Worte so ähnlich klangen wie von Ihr. Zum Glück war diese aber jetzt in ihrer richtigen Hülle und musste ihre ernste Mutter nicht mehr mit einbeziehen. 

>>Victora...<< Nuschelte ich ihren Namen. Ja, ich kannte sie und dass nicht nur durch meine Mary. Wir hatten eine kleine grauenhafte Vergangenheit zusammen erlebt. Wenn ich ehrlich bin, war ich sogar froh aus der verzwickten Situation heraus gekommen zu sein und wechselte meinen Gedankenverlauf. Im Mondschein der durch das Fenster funkelte, nahm ich nun ihre Hand etwas unschlüssig in meine und löste mich dann von ihr. Um nicht zurück zu meiner alten Gewohnheit zurück zu kommen...

 

Da stand sie nun! Meine Begleiterin! In meiner Abwesenheit hatte sie sich unter eine Laterne platziert und hob den Kopf in die Richtung des grellen Lichtes. Um sie herum war die absolute Dunkelheit, die sie wahrscheinlich etwas beunruhigt hatte und nun Schutz bei der spärlichen Lampe suchte. Als ich aber näher an sie heran getreten war, musste ich unwillkürlich feststellen das an ihrer schönen markanten Wange eine Träne herunter lief und am Kinn in die Tiefe fiel. Mit meinem übernatürlichen guten Gehörsinn konnte ich ganz genau hören wie noch ein kurzes Plätschern entstand und sie dann sehr leise aufschreckte als sich meine Gestalt aus der Finsternis abhob und langsam auf sie zukam. 

>>Kill...<< Sagte sie unter Schock und wusch sich schnell die letzten Reste ihrer Träne aus dem Gesicht und lehnte sich an die Hauswand an die hinter ihr war. Vermutlich wollte sie überhaupt nicht dass ich sie in diesem Zustand sah, doch es war eh schon zu spät. Man konnte es für neugierig halten oder einfach nur für fürsorglich, weshalb ich sie fragte. Aber ich wollte ihr helfen, warum auch immer sie einen Grund hatte traurig zu sein!  

>>Alles in Ordnung?<< Fragte ich sie ruhig, dabei  fiel es mir schwer nicht noch an den Satz "Gefährtin" zu ergänzen. Doch ich wusste ganz genau, dass sie mich nicht als ihren Partner ansah! 

>>Klar...<< Setzte sie leise an und ihr Blick überfuhr ihre Schuhe, die sie dann übereinander legte. Ihre Unbehaglichkeit konnte ich genau spüren und lehnte mich aus reiner Interesse an ihrer Nähe neben sie an die Klee bedeckte Wand, die teilweise schon in einem leichten Rot übergegangen war. >>Eigentlich...<< Sie musste nun die passenden Wörter suchen um ihre Gefühlslage zu beschreiben, was sie nicht oft tat, wie ich fand und es ihr so nur schwerer fiel. >>Nein! - Eigentlich geht es mir gar nicht gut!<< Die Worte schrie sie mir schon fast entgegen und ihr todernster Blick bedeutete auch nichts Gutes! Ganz sicher hatte sie sich selbst auch ein wenig überrascht, da sie wieder eine lange Pause machte. >>I-Ich verstehe nicht was mit mir los ist! Es fühlt sich an als müsste ich meinen eigenen Krieg bewältigen!<< Plötzlich drehte sich ihr Kopf etwas lächelnd zu mir und nahm mein Kopf in ihre Hände und blickte mich für einen Moment nur an. Ein glückliches Lächeln spiegelten ihre Lippen wieder, so froh hatte ich sie noch nie in meinem ganzen Leben gesehen. Sie sah so aus, als hätte sie ihren eigenen Frieden gefunden und umso mehr ich über diese Tatsache nachdachte umso freundlicher wurde auch mein Gesicht, dass eine leichte Röte überdeckte. 

>>Aber wenn ich einen Krieg führen muss - dann nur mit dir an meiner Seite!<< Beichtete sie mir unter ihren wieder tränengefüllten Augen. Ihre Worte berührten mein kaltes Herz so, als würde ich wieder erweckt werden! Aus meinem ewigen Traumland und sie mich mit einem Mal wieder zurück in die Realität gezogen hatte. Als ob das Eis gebrochen war, dass uns voneinander trennte. Wie als würde ich einen zweiten Versuch auf der Erde bekommen! Dieser Dämon brachte mich um den Verstand, verwirrte meine wenigen Gefühle und ließ sie immer wieder von Gut nach Schlecht gleiten. Was jetzt geschah, überrumpelte meinen Dämon in mir total! Auch wenn ich meiner Sicht nach, schon tausende Jahre darauf gewartet hatte und dabei dachte das ich in dem Moment meine Ruhe bewahren könne, starrte ich sie trotzdem einfach nur an als es geschah! 

Nachdem sie mir nämlich diese lieblichen Worte schenkte, drückte sie so plötzlich wie eh und je ihre Lippen auf meine! Dieser Kuss enthüllte ihre ganzen Gefühle für mich auf einmal. Sie überfluteten meinen zittrigen Körper unter ihren Händen und als wäre dass nicht genug gewesen, so merkte ich einen innigen Tanz den unsere Zungen derweil führten. Der gleiche Tanz den ich an dem Abend mit ihr tanzte, als sie starb und ich sie in eine andere Welt geführt hatte. Wie die Musik für uns beide verstummt war und wir zu einem ganz anderen Ton tanzten und alles andere ausblendeten. Genau wie jetzt: Ich hatte nur noch sie in meinen Augen, die ich nun auch schloss um den schönen Moment besser genießen zu können! Plötzlich war ich froh, dass sie mich jetzt erst küsste, da sie es vorher wahrscheinlich nur für ihre eigenen Zwecke getan hätte. Um die Wahrheit zu erfahren - und nicht aus ihrer reinen Liebe, die ihre kalte Person nur für mich aufbrachte! 

Ich spürrte wie sich ein innerer Wille in mir breit machte, sie am liebsten gegen die Wand zu drücken um sie noch wilder küssen zu können, doch zuvor löste sie sich schon von mir. Der kleine Löwe ließ die Hände von mir sinken und diese stoppten an meinen Schulten wo sie sich schließlich um meinen Hals kreuzten. Haargenau beobachtete ich nun ihre Reaktion auf mein strahlendes Lächeln: Sie wusste dass ich um meinen Verstand gebracht wurde, und dadurch war sie noch viel zufriedener! War dies der Moment indem sie endlich ganz mir gehörte? Konnte ich sie nun überall und wann ich wollte in den Arm nehmen und verkünden "Sie ist mein Mädchen"? 

>>Natürlich werde ich nicht von deiner Seite weichen...<< Hauchte ich und konnte es kaum selber glauben, aber mein Satz stimmte. Ich würde ihr nie wieder von der Seite weichen, bis in alle Ewigkeit! 

>>Weil du mich liebst?<< Fragte sie spielerisch und wusste erneut was ich antworten würde, dabei glitten ihre zerbrechlichen Arme über meine Schultern und verließen meinen Körper nun ganz, der sie in meinem Unterbewusstsein anflehte zurück zu kommen und mich erneut erbeben zu lassen! 

>>Ja.<< War meine entschlossene Antwort und ich drehte meinen Kopf nachdem ich sie noch eine Weile musterte wieder nach vorne und lächelte froh vor mich hin. Wirklich, ich hatte es zugegeben! Selbst in meinen Gedanken war dies noch nie ertönt. Und dennoch war meine Liebe so stark wie die stärkste Armee der Welt die bereit war, sie bei ihrem Gefühlskampf zu unterstützen. Ich liebte Mary! 

Jetzt stellte ich mich vor sie und küsste ihr Wange so zart, als bestünde sie aus Porzellan. Dies hatte einen ganz bestimmten Grund. Auch hatte ich es aus Liebe getan, gleichzeitig aber auch um ihren sehentlichsten Wunsch endlich wahr werden zu lassen! Mit diesem einzigen Kuss konnte ich ihr dank der Dämonenkraft die Wahrheit geben. Die sie wollte - oder auch nicht...

 

 

 

 

 

 

Die Liebe der Zerrissenen

 

Geschwind lief ich davon, immer weiter und weiter. Wollte und konnte nicht mehr halten! Wie konnte es nur dazu gekommen sein? Das konnte er mir doch unmöglich antun, und dennoch hatte er es getan! Das schlimmste daran war vermutlich, dass ich ihn trotzdem noch liebte. Vielleicht sogar etwas zu viel, so schnell wie ich mich meine Meinung über ihn wieder geändert hatte! Dieser Dämon war unglaublich! - Ich wollte uns eine Chance geben! Noch immer! - doch die Wahrheit schmerzte wie ein Messerstich in die Brust! Er schmerzte, sein Anblick! Einfach alles an ihm! Ich stoppte bei einem Baum und ließ mich an ihm herunter ins Gras gleiten und starrte völlig aufgebracht in die Ferne. Er würde mich finden, alles versuchen zu erklären, doch dass konnte er nicht! Es durfte dafür einfach keine logische Erklärung geben! Alles war erfunden, alles war nur ein süßer Traum - der sich dann in einen Albtraum verwandelte! Bitte! Er hatte nicht die Erlaubnis bekommen mich zu verletzten, nachdem ich in Tränen feststellen musste, dass ich ihn liebte! 

>>Mary!<< Hörte ich seine Stimme zwischen den Bäumen erklingen! Er konnte überall sein, ich konnte aber nicht wahrnehmen woher der Ton genau kam! Das Monster würde mich finden! Aber ich wollte nicht gefunden werden. Nur einmal sollte er seinen Dämon ausstellen und mich alleine lassen! Ich setzte keine Hoffnung mehr in ihn!

 

>>Wie kommt es dazu, dass eine Dämonin sich vor ihrem Begleiter versteckt?<< Die Stimme ertönte vor mir, und ich musste versuchen nicht zu schreien - da Lucian vor mir Platz genommen hatte! Wie er lebte, oder auch nicht - laut Killian... Und wäre dieser nicht da draußen umher gewandert um mich zu suchen, dann hätte ich mir auch den Kopf über Lucians plötzliches Auftauchen zerbrochen, aber dass konnte ich sicher noch später erledigen!

>>Teufelskind...!<< Flüsterte ich nur und hielt mir die Hand vor den Mund. War er dort um mich zu töten, und versuchte seine Schwester zurück zu bekommen? Killian hatte mir mit der schrecklichen Wahrheit ebenso mitgeteilt, was er für eine Gestalt war und dass ich ihm besser nicht trauen sollte. Die Symphatie die ich zuvor für ihn verspürt hatte, hatte sich genauso wie Killians Vertrauen verflüchtigt.

"Ein Kind von Satan wird meistens bei Zwillingen gezeugt. Man sage, dass Eine von ihnen menschlich sei, der andere aber ein Stück von der Seele Luzifer besitze, die er höchstpersönlich vom Teufel bekam. So ist er menschlich und gleichzeitig im Besitz von tiefen inneren göttlichen Kräften, und ist um einiges stärker, als er sich ausgegeben hatte."

Halten Killians Worte in mir wieder, zusammen mit einer Gänsehaut und einem starren Blick auf die leuchtenden Augen von Lucian, der ja genau vor mir saß, und mich ebenso gebannt anschaute. Doch er sah eher ernst, als ängstlich aus. Dieser hatte ja auch keinen Grund um Angst zu haben, da ich dort schließlich das Opfer war! Sobald Killian ihn nämlich in keinem Überraschungsmoment angegriffen hätte, hätte Er den Kampf verloren und wäre damals erst gar nicht bis zur Wand gekommen. 

>>Also hast du es auch mal verstanden. Etwas zu spät, wenn du mich fragst!<< Dich hatte aber keiner gefragt! Konterte ich in Gedanken wütend. Doch dabei hörte ich erneut in weiter Ferne Schritte und drehte mich noch immer bissig drein blickend um und luckte hinter dem Baum hervor, um Killian rechtzeitig erblicken zu können, bevor er mich finden würde! Aber zu meinem Glück, was mir an diesem Tag schon die ganze Zeit gefehlt hatte, hörte ich wie Killian in die falsche Richtung lief. Daraus musste ich dann schließen, dass wir eine zu große Distanz besaßen, um dass er hätte meinen Herschlag hören können.

 >>Ich möchte meine Schwester wieder!<< Fuhr er einfach weiter fort und legte den Kopf schief um ebenfalls um den Baum herum schauen zu können. Anscheinend wusste er von meiner misslichen Lage, sonst hätte er nicht in diesem hauchdünnen Ton gesprochen. Auch wenn dass meine Situation nicht weniger erschwerte, da er mir als Gegenstück einen Stein in den Weg gelegt hatte. Er forderte seine Schwester! Es war eine Sache mit der ich natürlich gerechnet hatte, und es wäre auch dumm gewesen täte ich das nicht. Doch es hätte nicht dort sein sollen. An einem anderen Ort und einem anderen Tag! Indem ich mir die Zeit nehmen konnte um mit ihm reden zu können, - und wenn dass nicht genügte, dann mit ihm zu kämpfen! Denn wenn ich jetzt noch eine mir sinnvoll erscheinende Aufgabe hatte, dann war es meinen Körper beizubehalten!

>>Tja, die werde ich dir nicht geben!<< Flüsterte ich genervt, ohne den Blick von den vielen aneinander gereihten Bäumen zu nehmen. Dass ich ihn mit diesem Satz eigentlich wütend machte, war mir nicht wichtig und egal! Er merkte doch selbst, das sein Timing schlecht war. Außer wenn er schlau genug gewesen war, um genau solch einen Moment abzuwarten. Um mich in einem schwachen Moment zu erwischen! Oh, ja! Wenn es so war, dann war seine Spezies berechtigt verabscheut zu werden! Erneut ein Knacken in der Ferne, was mein Herz noch schneller schlagen ließ. Killian wollte mich ja nur zurück, aber genau dass machte mir im Moment mehr Angst als der Sohn des Teufels, wie er vor mir hockte und gespannt beobachtete, wie sich Killian entfernte, den er sicher ganz klar sehen konnte! Was wiederum meine Kräfte in den Schatten stellte, wie ebenso die von Killian. Mein Empfinden hatte keine Logik. Doch schien mir im Moment eh gar nichts mehr plausibel! 

>>Und das sagt wer?<< Hakte er wieder nach, doch seine Stimmte blieb anders als erwartet ruhig. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie er etwas näher an mich heran rutschte, und dabei interessiert die Bäume musterte, die sich um uns herum befanden und leicht mit dem Wind mitschwanken. Die Sonne ging derweil auf, so dass die ersten Sonnenstrahlen durch die vielen übereinander liegenden Blätter, die wie ein Dach über unseren Köpfen waren, fielen. Und in dem übrig geblieben Tautropfen brachen sich allerlei Lichter und es schien nun so als hätte sich ein kleiner Regenbogen hinein verirrt, der seine Pracht in alle Richtungen reflektierte. Da ich einen Sonnenaufgang noch nie in einem Wald erlebt hatte, war ich umso erstaunter von Mutter Natur. Mir war aber seine freche Frage nicht entgangen und antwortete in dem gleichen Ton, immer noch fixiert auf die vielen Farben die sich über all um uns herum befanden. 

>>Schätze mal, ich!<< Jetzt drehte ich meinen Kopf in seine Richtung, um meinem Satz noch mehr Ausdruck Verleihen zu können und auch meine Macht zu zeigen, die ich besaß ohne einen solchen hohen Stand wie er zu besitzen. Erst dann fiel mir auf, wie nah er mir wirklich war! - Und mein Blick wanderte blitzschnell wieder in Killians Richtung. Mir war seine Nähe viel zu unangenehm, um dass ich mich wieder mit den Tropfen ablenken hätte können. Lucian hatte gerade wohl doch zur harten Alternative umgegriffen. Doch er konnte so nah kommen wie er wollte, ich würde seine Schwester trotzdem heute nicht, und auch in zwei Monaten nicht wieder hergeben, wo ich sie doch gerade erst erlangt hatte. Wie als hätte er meine Gedanken gelesen rückte er wieder ein paar Zentimeter nach vorne zu mir, sein Gesichtsausdruck hatte, obwohl ich ihn nur im Augenwinkel sah, etwas Provizierendes, was ich hätte nicht einfach so auf mich sitzen lassen können. Ohne also groß darüber nachzudenken, drückte ich meine geliehene Hand an seinen Körper und versuchte ihn von mir wegzuschieben, um wieder atmen zu können. Was mir momentan schon schwer erschien, da ich nicht wollte, dass er meinen Atem an seiner Haut spürte. Gleichzeitig spürte ich bei dem Gedanken seiner Nähe eine leichte Röte aufsteigen, was sich durch meine Niederlage, nicht einmal die Kraft darüber zu verfügen ihn von mir wegzuschieben verschlimmerte. Es war einer der ersten Male, dass ich mich in meiner neuen Form schwach fühlte. Obwohl ich dass ja im Grunde genommen nicht wirklich war, er nur die vierfache Stärke von mir besaß.

>>Gib´s auf!<< Mit einem Mal packte er meinen Oberkörper und drückte mich in das kitzelnde Gras unter uns. Und das alles so schnell, dass ich nur mitbekam wie mein Kopf sachte auf die Erde flog. Anschließend lehnte er sich über mich und lächelte mich an als fühle er sich unbesiegbar! Das war er wohl auch, und durch meine Niederlage wurde dies nur noch einmal deutlich gemacht! Durch seine Stärke hätte er mir seine Schwester ganz leicht entrauben können, wenn er dass wollte. Und mich ließ das sichere Gefühl nicht los, dass er es eigentlich schon längst getan hätte, würde ihn nicht irgend etwas davon abhalten! Oder aber einfach, weil er wie sein 'Erschaffer' mit seinen Opfern spielte, bevor er sie auseinander nahm - ganz der Vater. 

Eine Hand von ihm sank tiefer zu meiner Brust und meine Augen wurden größer. Ich fühlte mich, als sei ich eingefroren, meine Arme bewegten sich nicht - sie konnten es auch nicht. Er ging also wirklich den grauenvollen Weg, dass er mich zuerst physisch belastete um mir dann meine Hülle schmerzvoll entreißen zu können. Aber selbst dass würde diesen Schmerz mit Killians in keiner Weise vergleichbar machen! Denn dieser hatte mir bereits mein Herz geraubt. Es gab keinen schlimmeren Schmerz... Allerdings war es ziemlich eigenartig dass sich Lucian gerade theoretisch an seiner Schwester zu Schaffen machte, und dass schien ihn nicht einmal zu stören! In dem Moment wurde ich gezwungener Maßen zu dem Schluss gedrängt, dass es egal war, ob man nun ein halber Dämon oder ein ganzer war. Die Eigenschaften waren gleich und wiesen nichts Menschliches mehr auf! Stellte ich in Gedanken fest und meine halb geöffneten gequälten Augen waren auf seine Finger gerichtet. Doch diese hielten plötzlich inne, und ich vernahm ein leises Schlucken.  Nun blickte er mich einfach nur an. Es fühlte sich so an als konnte er mir in die Seele blicken, und dabei alles noch einmal ins Chaos zu versetzten. Seine rötlichen Augen brannten sich praktisch in mich hinein. Aber ich war Ihm ausgesetzt, musste den Blick erwidern. Da es sich so anfühlte, als würde ich sonst etwas verpassen. Konnte es nicht definieren, aber schätze dass es dabei um sein Wesen ging, was sich langsam wieder zurück fand, und der halbe Mensch wurde, für den ich am Anfang die Symphatie empfunden hatte. Man musste genau hinschauen um die feinen Details zu erkennen, welche sich nun in seinem Gesicht verändert hatten. Doch ich sah sie nun ganz deutlich. Wie die Augen beispielweise vom rot abgenommen hatten und zurück zum lila gewichen waren, was ebenso dezent war wie der Rot-ton. Ich konnte mir nicht erklären wieso, aber er erinnerte mich plötzlich an jemand in meinem Bekanntenkreis. Wodurch es für mich nur noch schwerer fiel, die Ruhe zu bewaren und meinem unbeeindruckten Gesichtsausdruck Stand zu halten. Denn jeder in meinem früheren Bekanntenkreis hatte mich verlassen, oder verabscheute mich! Doch ich konnte nicht länger abwarten, bis er herausgefunden hatte, was er mit mir anstellen sollte. Wehren konnte ich mich zwar nicht, aber konnte ihn mit meinem Gesicht mindestens genauso schlimm verletzten, ohne das meine Augen eine bestimmte Fähigkeit besaßen, weshalb ich wahrscheinlich diese Schmerzen empfand. Also wurde aus meinem emotionslosem Blick ein Verabscheuter, in den ich meinen ganzen Hass hinein steckte, den ich sowohl gerade für die Person über mich empfand als  auch für Killian. Doch leider schwang mit diesem ebenso die Trauer mit, die ich spürte. Sie war tief in meinem Herzen, und selbst wenn ich vorher  die ganze Zeit über das taffe Mädchen war, war etwas in mich zerbrochen was seine Zeit brauchte zu verheilen! Ich konnte es nicht einmal einschätzen, und zu wissen dass ich keine Kontrolle über meine momentan herschenden Gefühle hatte, machte mir bewusst, dass ich wirklich zerstört wurde, und das es dieses Mal keine Lösung war meine Gefühle zu ignorieren. Es schmerzte! Letztendlich stoppte er unseren atemnehmenden Augen-Austausch, zusammen mit unserem Körperkontakt. Stand auf und lehnte sich mit einem edlen überlegenden Blick an den Baum an, wobei er immer wieder über seine Schulter zu mir schaute. Dort lag ich noch immer, atmete schnell und starrte in das grelle Licht der aufgehenden Sonne. Das mir keine Träne die Wange herunter gekullert war, grenzte an ein Wunder. Lucian hatte mich gerade wirklich ziehen gelassen. Ob er meine innerliche Trauer bemerkt hatte? Schwer zu sagen, bei ihm. Es schien plötzlich so als wolle er mich gar nicht verletzten, sondern hatte mich nur getestet. Mit einem Mal verringerte sich der Hass den er in mir aufgekeimt hatte wieder. Obwohl es vielleicht besser gewesen wäre, wenn ich ihn nicht mochte, da er mich ja gerade zu dieser merkwürdigen Situation gebracht hatte. Doch im Gegensatz zu Killian hatte Er gestoppt! Mir kam das Bild seiner zögernden Hand noch einmal in den Sinn. Warum hatte Killian nur nicht...? Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Gesicht rot angelaufen war, und ich selbst davon keine Notiz genommen hatte. Mein starrer Blick wand sich kurz zu Lucian. Bestimmt amusierte er sich gerade über mich ohne dabei die Miene zu verziehen. Wenn es ums Schauspielern ging, so dachte ich war er mir nämlich unglaublich ähnlich. Bloß hatte ich mich überhaupt nicht mehr im Griff! Dass musste sicher an den ganzen Schock gelegen haben, und an die Gedanken die mir die ganze Zeit kreuz und quer durch den Kopf geflogen waren. Ich hätte ihm jetzt am liebsten irgend welche nützlichen Fragen gestellt, um die peinliche Stille zu ersticken, aber ich konnte mich nicht rühren...Wahrscheinlich würde ich mich ohne eine helfende Hand nie wieder aufsetzten. Und auch wenn ich Killian im Moment nicht bei mir haben wollte, sollte es nur seine Hand sein. Ganz allein seine! Denn ich konnte wohl soviel Hass für ihn empfinden wie ich wollte, die Gefühle waren echt! Das wusste und wollte ich! 

>>Du gehörst ihm nicht ganz...<< Flüsterte Lucian nachdenklich und ich war mir sicher, dass er natürlich Killian damit meinte. Anscheinend hatte er ja auch von Anfang an über uns Bescheid gewusst. Er musste bestimmt irgendwelche nützlichen Gaben besitzen, die ihm dies verraten hatten. Nun fiel es mir schwer, noch immerhin daran zu glauben, dass er sich über mich lustig machte. Aber seine Worte - Hatten diese einen tieferen Sinn gehabt? Lucian war ganz sicher einer der Personen die nichts ohne eine Ursache taten, so wie ich. Also was wollte er damit sagen? Geschwind setzte ich mich auf und schaute etwas geblendet vom Licht in seine Richtung, wobei ich meine Haare richtete und mir die letzten Erde vom Oberteil klopfte. 

>>Gehöre ich nicht? - << Als ich kurz darauf meinen Blick auf das Teufelskind richten wollte, war dieser bereits verschwunden. Stöhnend legte ich mir meine Hand an den Kopf. Wenn er mir schon wertvolle Dinge erzählte, dann sollte er sie wenigstens begründen können und nicht einfach wieder abtauchen. Er hatte mich tatsächlich nicht auf dem Gewissen gehabt und ließ mich sogar in dem Körper seiner Verwandten. Wieso würde jemand so etwas seiner Schwester antun wollen? Nicht das ich die Verbindung zwischen Geschwistern verstehen könnte, trotzdem aber konnte ich es nicht nachvollziehen. Total überfordert von der ganzen Situation blieb ich dort einfach sitzen und überlegte stillschweigend. Was hätte ich anderes tun können?...

 

>>Gefunden.<< Durch das schimmernde Licht konnte ich Killians Hand ausmachen, die er zu mir ausgestreckt hatte, damit ich mich von dem kalten Boden endlich erhob. Doch widerwillig schlug ich sie einfach weg, obwohl ich mich vorher noch danach gesehnt hatte. Denn ein Blick reichte, um in mir den Schmerz hervor zu heben, welchen er mir tief in mein Herz gebrannt hatte. Danach stand ich von selbst auf, auch wenn meine Beine etwas zitterten. Für eine Sekunde erhaschte ich erneut sein schönes Gesicht, was nicht einmal Seins war, aber so wunderbar in der Sonne erstrahlte. Ich hatte aber schwören können, dass ich sein Lächeln sah. Nicht das von den Jungen in dem er steckte.

>>Ich hatte schon gedacht, ich hätte dich verloren...<< Flüsterte er mit einem glücklichen Unterton, als ob er meine Abweisung nicht bemerkt hätte. Doch ich war mir zu Hundert Prozent sicher, dass er jeden meiner Schritte genauestens beobachtete. Hoffentlich konnte er es nachvollziehen! Er musste es! Den nur er allein war Schuld an meinen Schmerzen! Aber dem war nicht so!

>>Muss ich etwa so handeln wie ein Mensch?<< Fragte ich ihn traurig und wütend zugleich, wobei ich sein Glück was er in diesem Moment, kaum zu übersehen empfand nieder metzelte. >>Du hast mich verloren!<< Schrie ich und wollte beinah wieder weglaufen. Aber ich hielt in meinen Fluchtversuch inne. Was würde es bewirken, wenn ich jetzt verschwinden würde? So oder So, er hätte mich wiedergefunden und mich mit dem gleichen Lächeln erblickt, welches er mir wenige Sekunden zuvor noch zeigte. Außerdem sollte er meinen ganzen Hass am eigenen Leibe erfahren. Es war die einzigste richtige Möglichkeit, die grausamm genug war um auch sein Herz in zwei Stücke zu reißen! Mein Kopf drehte sich zwar zurück in seine Richtung, doch mein Körper kehrte ihn den Rücken zu. Meine Augen waren zu zwei Schlitzen geengt und mein Mund zierte eine leichte Arroganz. Ballte dabei meine Hände zu Fäusten und wartete auf seine Reaktion. Er sollte verstehen dass, egal wie sehr ich ihn in dem Moment umarmen wollte, seine Anwesenheit nicht länger gewünscht war. Wenn ich nicht verschwinden konnte, dann sollte er meinen Part übernehmen. Doch er wollte es genauso wenig wie ich! 

>>Mary...<< Stammelte er meinen Namen, und schaute betrübt zu Boden. Ich musste ihn wirklich verletzt haben, ohne mich großartig angestrengt zu haben. Doch auf einmal erhob er seinen Kopf und hatte seinen Körper blitzschnell an meinen geklammert. Nun war es zuspät, ich konnte mich nicht mehr wehren und hatte die Umarmung bekommen, die ich mir wohl oder übel in meinem Inneren gewünscht hatte. Dabei hörte ich ein kleines bitteres Lachen, und spürte genau wie meine Schulter einen Tropfen seiner Tränen abbekam. Oh, dass Killian auch nur eine Träne für mich vergoss, machte mich stutzig. Er weinte tatsächlich, und es waren keine gespielten...Nicht so wie der Rest! Nun machte sich das starke Gefühl der Abweisung in mir wieder breit, als hätte sich in einer Sekunde ein Hebel umgedreht. Welcher dazu diente einen Staudamm vor der Überflutung zu bewahren. Und mit einem Mal übergoss das kühle Wasser mich, wie eine kalte Dusche! Als Dämon waren meine Gefühle dort solcher Maßen vermischt, dass ich ihm nun nicht mehr gewehren ließ und mich mit aller Kraft gegen ihn auflehnte! Egal, wie viele Tränen er erst jetzt für mich verschwendete, es war zu Spät! Ich wollte ihn einfach nur noch verlassen! Mein Herz war gebrochen, und wäre wahrscheinlich das einzigste gewesen, was mir geraten hätte, es einfach bei dem zu belassen und ihn eine zweite Chance zu geben! Doch er hatte seine letzte Rettung selbst zu Nichte gemacht! 

>>Lass mich los! - Monster!<< Schrie ich, und egal wie schön die Sonne auf unser Haar schien, dies war der Schreckliste Tag, den ich je erlebt hatte - Sogar schlimmer, als mein Todestag! Es lag teilweise an Killian. Doch Schuld waren auch meine Gefühle, welche die ganze Zeit von Gut nach Böse wanderten! Wieso heftete er noch immer an mir, wobei ich ihn doch inzwischen nur noch verletzten wollte? War ich ihm, all das Wert? Zum Schluss hätten wir seinet wegen, noch beide ein gebrochenes Herz. Doch leider konnte ich mir vorstellen, dass es ihm völlig egal war! Hauptsache er würde mich wieder zurück erlangen. Meine Gefühle spielten für ihn keine Rolle! Es wirkte auf mich so, als sei der alte Killian wie ausgewechselt, umso mehr ich mir Gedanken über ihn machte. Mit dem ganzen Hass der sich mit so vielen Gefühlen gleichzeitig vermischte, fühlte sich mein Kopf plötzlich leer an. Langsam spürte ich wie mein Sichtfeld in einen leichten Rot-ton überging. War jetzt der Zeitpunkt gekommen, bei dem ich meine Kontrolle entgültig verlor? Doch plötzlich wich sein warmer Körper von mir, und mit ihm auch meine ganzen Gefühle, die sich gegenseitig schnitten, so unterschiedlich waren sie. 

Aus meinen Augen schwand der dezente Ton. Meine geweiteten Augen schlossen sich müde. Er hatte mich wieder einmal davor bewahrt, meinen Verstand völlig verloren zu haben. Auch wenn ich es nie für nötig hielt, eine Person um mich zu haben die mich beschütze. Da ich mich sowohl als Mensch, als auch als Dämon überlegen gefühlt hatte. Auch wenn es nur reine Einbildung war. Dennoch fühlte es sich so an, als wäre er mein Retter in der Not gewesen. Wie ein Bösewicht, der aus dem Schatten trat und sich daraus ein Held entpuppte. Und das war nicht einmal, das erste Mal gewesen! Auch wenn er mich nicht von dem Schmerz befreit hatte, so war ich ihn trotzdem dankbar. Mein Retter war der alte Killian! Und genau diesen wollte ich! Er war sicher noch irgendwo in der leeren Hülle vor mir, die mir so fremd schien. Egal was für ein Fehler er machen würde, meine Liebe würde bleiben! Das musste ich mir wohl oder übel eingestehen. Doch es war zu spät! Wahrscheinlich hatte ich ihn für immer vertrieben! Zu Anfang war dies auch noch genau mein Wunsch gewesen, aber nun fühlte es sich falsch an. Nachdem mein letzter Wille als Mensch Killian war! 

 

>>Oh, nein! Die Vergangenheit spielt keine Rolle mehr! - Ich liebe dich und werde dich ganz sicher nicht loslassen!<< Rief er plötzlich und musste meine Gedanken wohl gespürt haben! Für ihn spielte die Vergangenheit vielleicht keine Rolle mehr, aber was war mit mir? Zwar würde ich ihn immer lieben, aber seine Fehler könnte ich ihm insgeheim nicht verzeihen. Dafür war ich zu enstirnig! Würde es dann wieder zu einer überflächigen und unechten Liebe kommen? Konnte ich dem überhaupt noch ausweichen? >>...Schließlich gehörst du zu mir!<<

Meine Augen weiteten sich bei seinen total überlegten Worten und sah ihn mit einem überwältigten Blick an. Ich musste ihn gerade einfach anschauen, seine Worte gaben in mir ein merkwürdiges Gefühl frei. Welches sich nicht einmal schlecht anfühlte. Dort wo er stand, erkannte ich seine wahre Schönheit in seinem Charakter. Ich schaute endlich wieder dem Killian in die Augen, in welchen ich mich verliebt hatte! Die ganze Leidenschaft die er in mich, wie in ein Kunstwerk hinein gesteckt hatte. Seine Liebe die seine netten Augen ausstrahlten und seine entschlossene Art! Zusammen ergaben diese Zutaten meinen Killian! Den echten, der sich hinter der Fassade eines eiskalten Dämons versteckte.

>>Richtig! Ich gehöre dir!<< Drehte ich ihm die Worte im Mund um und lächelte ihn verschmitzt an. Eine Sache die ich für eine kurze Zeit vergessen hatte, und auch dachte, dass mir nie wieder ein Lachen über den Mund entgleiten könnte. Dieses Gefühl was mich umgab, es war Hoffnung. Hoffnung auf eine glückliche Zukunft mit ihm, dass ich ihm doch irgendwann alles vergeben könnte. Nicht nur der kleine Teil im Moment. Aber genau dieser kleine Teil, verhalf mir dazu dass mein Herz wieder zusammen fand! 

>>Du...gehörst mir.<< Wiederholte er meine Aussage ziemlich überrumpelt. Er hatte mit meiner Zustimmung wohl nicht gerechnet! Wobei seine Augen Verwunderung und den Schein der Sonne widerspiegelten die ihm auf seinen Rücken fiel, und für mich wie helle Engelsflügel wirkten, die mich retteten! Auch wenn es für mich lieber keine Engel sein sollten!

Blitzschnell ergriff er sein Amulett, was er wohl immer bei sich trug. Das war mir aber wegen den ganzen immer wieder kehrenden Erlebnissen nie aufgefallen. Nun hielt er es konzentriert in meine Richtung. Noch immer hatte der Diamant genau die Farbe meiner Augen. Fasziniert bewunderte ich ihn für einen Moment, da die Sonne sich in ihm brach, und ebenso wie bei den Tautropfen ein Regenbogen entstanden war, der sich auf mein Oberteil zeichnete.   Aber plötzlich gab das Licht nach, und aus den vielen Farben, die sich zuerst noch über den Braunton meiner Augen ersteckten, kam nun ein kräftiges Rot hinzu. Welches auch in wenigen Sekunden das Braun in sich schlang, bis schließlich nur noch diese eine Farbe geblieben war. Noch immer konnte ich nicht deuten, was es mit den Farben auf sich hatte, die immer wieder wechselten. Doch wusste ich leider, was dieses Medaillon bewirkte...

>>Was ist das nur mit dir?<< Verspottete ich ihn beabsichtigt und ging noch einen Schritt auf ihn zu. Hingegen er die Kette in eines seiner Hände legte und den Blick auf mich richtete. Für eine Sekunde überlegte ich schon, ob ich nicht noch ein paar Schritte näher kommen sollte, denn ich wollte seinen Herzschlag hören! Ein tiefer Drang kam in mir auf, den ich nachgehen wollte. Wie ich mich schlagartig danach sehnte seine Haare zu steicheln. Seine Berührung fehlte mir einfach unglaublich! 

>>Bevor du mir noch näher kommst -<< Stoppte er mich sofort, und erst da hatte ich bemerkt dass zwischen uns kein Meter mehr reichte, und ich tatsächlich noch weiter gegangen war. Nun legte er eine Hand an meinen Arm und seufzte leise. >>Dir ist wirklich bewusst, dass deine Liebe nicht echt ist, oder?<<

Mit einem Mal sank mein Verlangen nach ihm und ich nickte zögernd mit meinen Kopf. Nicht ich wollte ihm da gerade so nah sein, sondern die Seite die von seinem Amulett manipuliert wurde! Auch wenn meine Liebe für ihn teilweise gezwungen hervor gerufen wurde, so liebte ich ihn wirklich! Da war echte Liebe, meine Gefühle waren real! - Nicht wie er behauptete nur von seiner Kette aus...! Ich hatte nicht einmal einen vernünftigen Grund um das zu bezeugen. Aber vielleicht brauchte ich den nicht um mir Vertrauen zu können! Denn mein Verstand war nicht beeinflusst! ...

Der Liebesschwur eines Dämons

Killian

Jetzt war die Wahrheit heraus! Natürlich musste ich mit Marys Verwirrung rechnen. Doch es war nicht einmal Ansatz Weise die Ganze gewesen, also wie würde sie reagieren - wenn sie alles wüsste? Gab es etwas schlimmeres für mich als ihre Abneigung gegen mich? Ganz sicher nicht! Wie konnte ich es ihr also so schonend wie es nur ging beibringen? Im Hinterkopf musste ich schon mit dem Gedanken spielen, dass sie es besser nie heraus finden würde. Mary meine Begleiterin sollte für mich stehts Glück und Liebe empfinden! Was anderes wollte ich mir nie vorstellen! Schon eigenartig wohin ein die Liebe wirklich führen konnte! 

>>Das bin ich?<< Fragte Mary, wobei sie einen Finger auf ihre Unterlippe legte und sich weiter im Spiegel betrachtete. Es war ein kleiner Wandspiegel, den ich ihr ins Gesicht hielt und dabei jeden ihrer Schritte gleich zwei Mal beobachten konnte. Ich musste ihr unbedingt ihre Veränderung zeigen, die sie gemacht hatte: Ihre Augen hatten sich mit den Worten "Ich gehöre dir" an mich in ein Höllen-rot verwandelt. Es waren ja auch nicht irgendwelche Worte die sie mir da gesagt hatte. Dadurch wurde unser Bündnis fest abgeschlossen, als sei sie an mich gekettet. Das hatte ich ihr auch versucht zu erklären, aber sie wollte es erst gar nicht hören...

>>Ja, das bist du.<< Nun konnte ich endlich handeln wie ich wollte, ohne Angst vor einen Schlag zu haben. Behutsam legte ich meine große Hand auf ihre braune Haare und streichelte sie. Dabei ignorierte ich ihre zusammengekniffenen Augen, die jetzt nur noch für mich strahlten und gerade eher unerfreut aussahen. Sie würde immer so bleiben. Ein scheues Kätzchen, welches sich nicht anfassen ließ. 

Mit einem Mal erhob sie sich, und legte den Spiegel auf den Tisch neben sich. Ohne mir auch nur einen Blick zu würdigen öffnete sie nun die ersten Knöpfe ihrer Bluse. War sie es, die den plötzlichen Drang zu meiner Liebe hatte, oder die Beeinflusste? Es war fürchterlich falsch, sie auf diese Weise in meine Fänge bekommen zu haben. Aber wenn ich einmal begonnen hatte, dann konnte ich es nicht mehr Rückgängig machen. Wenn ich noch länger warten könnte, hätte ich etwas unternommen, doch stattdessen war ich wie geblendet darauf bedacht in ihren Ausschnitt zu schauen. Als hätte ich das nötig gehabt. Doch es hatte lange bis zu diesen Tag gebraucht, länger als ich es gewohnt war. Und so schien es, ein guter Zeitpunkt zu sein. Denn eins war mir bewusst: Hätte ich sie nicht so unsagbar verletzt, dann hätte sie jetzt noch immer die Kraft dazu gehabt, ihrem Begleiter zu wiederstehen. 

Anschließend legte sie die Bluse ordentlich neben den Spiegel, wo nach sie gleich an ihrem BH herum fummelte um ihn zu öffnen. Bei der ganzen verführerischen Show wäre es wohl noch viel unterhaltsamer gewesen, ihre schönen Augen betrachten zu können. Aber diese waren halb geschlossen und wirkten irgendwie leer. Es war also wirklich, wie ich es vermutet hatte. Innerlich musste sie wohl gerade mit sich kämpfen, um dem Drang der von meinem Medaillon ausging, wiederstehen zu können. Doch ich war mir sicher, dass die Mauer jeden Moment zusammen stürtzen würde, und sie Gefallen an ihrem Tun finden würde...

>>Öffne mir meine Hose...<< Flüsterte sie sexy und trat zu mir an die Brust, wobei sie ihre verborgenen Busen an mir anlehnte. Meine Hände fingen an zu schwitzen, mein Herz fing an zu rasen. Ich wollte sie! Egal ob dies der richtige Zeitpunkt war, oder nicht! Hätte ich es nicht besser gewusst dann konnte ich meinen dass es mir gleichgültig war wie tief ich Sie zuvor verletzt hatte, und das der Dämon dort die Oberhand in mir übernommen hatte. Meine zittrigen Hände glitten über ihre Taille, bis hin zu ihrer eng anliegenden Jeans. Doch noch immer schien sie nicht wirklich Gefallen an der Sache zu empfinden. Ich musste einfach aufhören, sonst hätte ich sie doch nur wegen ihrer derweiligen Schwäche ausgenutzt. Langsam zog ich mich zurück, und legte meine Hände enttäuscht ans Gesicht. Doch die Enttäuschung galt ganz allein mir! Dieses Mal durfte ich mich nicht wieder von meinem inneren Wunsch steuern lassen. Sonst würde ich wieder einmal etwas zerstören! Doch diese Beziehung musste erhalten bleiben! Sie musste es einfach! Mary war schließlich das erste Mädchen, was sich wirklich in mich verliebt hatte!

>>Ich kann nicht!<< Gab ich zu und schob sie von meinem Körper, bevor ich noch explodieren würde! Wirklich, egal wie viel die Vernunft in mir versuchte zu siegen, so gefiel mir das böse im Moment eigentlich besser. 

>>Wie... - Wie soll ich dir den dann meine reale Liebe beweisen?<<

Ein kleines Lachen glitt mir über die Lippen. Es war nicht Marys echte Seite die dort gesprochen hatte, dass spürte ich und machte mich insgeheim traurig. Diese musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Auch in ihr musste es schmerzen, sich nicht länger unter Kontrolle zu haben. Was sie bis dahin perfektioniert konnte.

>>"Ich liebe dich" Reicht völlig, Mary.<< Gab ich ihr liebevoll zurück und strich meine nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es war alles was ich wollte, und was sie mir im Moment auch als einzigstes wirklich wieder geben konnte. Mir war bewusst, dass sie nicht länger immer ihren eigenen Willen nach gehen konnte, sobald ich in ihrer Nähe war. Dennoch klammerte ich mich an den Glauben, dass es ja schließlich Mary war - die sich jedem widersetzte. Und gegen den echten Willen, konnte mein  Amulett sicher nichts ausrichten! Meine talentierte Begleiterin, hatte also immer einen Schutz bei sich. 

>>Wenn du meinst...<< Meinte sie schulterzuckend und küsste mich auf die Wange. Was mir ein kleines Lächeln zauberte und mir der Gedanke kam, dass wir trotzdem wohl nie wieder die Finger voneinander lassen konnten!

>>Ich liebe dich.<< 

 

 

>>Es tut mir leid...<< Fing ich an, als wir beide in die Richtung ihrer schneeweißen Katze starrten und diese auf uns zu kam. Wir waren zurück in Marys Haus gegangen, da sie schauen wollte wie es Nurie und sogar ihrer Mutter bisher ergangen war. Obwohl sie letzteres weniger scherrte, wie ich traurig feststellen musste.

>>Entschuldige dich nicht, wenn es dir nicht leid tut!<< Antwortete sie kalt. Sie hatte wohl irgendwo Recht. An der Wahrheit war für mich einzig und allein dass schlimmste, dass ich sie verletzt hatte. Solche Schmerzen die ich nicht einmal nachvollziehen konnte, und vielleicht sogar für den stärksten Dämon der Welt unertragbar wären. Ich konnte nur vom Glück sprechen, dass sie mich wohl immer noch liebte. Obgleich ich nicht wusste ob sie mich wirklich liebte, oder ob es mein Amulett war, was sie dazu brachte...

Jetzt bückte sich Mary leidenschaftlich zu ihrer Katze herunter und strich ihr über den Kopf bis hin zum Schwanz entlang. Dieses Lächeln, was sie in dem Moment aufsetzte sah keines Falls gespielt aus und war voller Freude auf ihre wohl einzigs echte Freundin. Auch wenn Mary in einem anderen Körper war, spürte ich dass Nuriele wusste wer sich wirklich hinter den Augen verbarg. Die beiden sahen sehr vertraut aus, und in mir kam ein kleiner Wunsch auf, dass sich Mary eines Tages auch in meiner Gegenwart so verhalten sollte. 

>>Diese Katze ist etwas besonderes, ich wusste es gleich.<< Stellte sie froh fest, und nahm das Tier auf den Arm. >>Schließlich hatte mich niemand gesehen. Mit einer Ausnahme...Sie.<< Ihre glänzenden Augen waren nun nur für die Katze da. Es schien so, als würde sie ihr ihr Leben verdanken, was ja nicht einmal stimmte. >>Ich war Tod, ein Geist...Aber sie konnte mich sehen, als habe sie Kräfte über die wir Menschen nie verfügen könnten.<<

>>Es heißt das Katzen das Geheimnis von Leben, Tod und Wiedergeburt waren. Vielleicht aber auch eine Brücke zwischen den Welten sind.<< 

>>Tz! Du kannst es dir also auch nicht direkt erklären!<< Nun war ihr liebevoller Blick auf mich gerichtet. Egal wie nett sie dort ausschaute. Ich konnte spüren wie schadenfroh sie eigentlich insgeheim darüber war, dass ich auch nicht alles wusste. Was sie vorher wohl immer gedacht hatte. Dies irritierte mich allerdings, konnte sie sich mich wirklich nicht als Mensch vorstellen? Die Art von Mensch die ich einmal war. Ein Unwissender? Gut, es war besser so: Sonst hätte sie mich vielleicht gar nicht als Wissensquelle, - wie ich mich manchmal in ihren Augen fühlte, akzeptiert und würde womöglich ihre Antworten bei anderen Leuten suchen. Und das würde mich kränken...

>>Also...<< Mary setzte sich auf einen der Hocker in ihrer Küche und drehte sich einmal um sich selbst. Nebenbei bemerkt sprang ihre Katze auf den Hocker daneben und ich lehnte mich auf die Theke und begutachtete sie für einen Moment. Wenn sie zuhause war, machte sie einen sehr frohen Eindruck, auch wenn es wegen ihrer labilen Mutter zu einem halben Schachfeld wurde, dass sie wohl mit aller Kraft die sie hatte ignorierte. >>Die Wahrheit ist heraus, ich weiß wieso du bei mir bist - Dann kannst du mir auch ein bisschen über die Kräfte erzählen die wir allen Anschein nach verfügen.<<

>>Damit du dich hinterrücks bei mir rächen kannst?<< Wir beide wussten hoffentlich dass ich scherzte. Und es nicht wirklich der Grund für ihre Neugier war. Denn Mary, war Mary und würde sicher auch über Leichen gehen, wenn sie so jemand los werden würde, was sie hoffentlich nicht wollte! Aber wenn es nun doch ein anderer Grund war? Wollte sie etwa Stärke beweisen? Manchmal war es doch besser, wenn man nicht zu viel wusste. Sie war der lebendige Beweis. 

>>So etwas in der Art, ja!<< Interessiert stemmte sie ihre Ellenbogen auf den Tisch und schloss etwas genervt die Augen, während sie wohl auf eine Antwort wartete. Die ich ihr eigentlich wirklich nicht geben wollte. Die Tatsache dass sie so gut war, konnte ebenso bedeuten dass sie mich schnell übertreffen konnte - Obwohl wir beide verschiedene Dämonenarten waren, und ich der Stärkere. Doch bei ihr konnte es selbst passieren, das Wasser in Brand gesetzt werden würde! Oder erlaubte sich die Faszination die ich für sie empfand, einen kleinen Streich mit mir, und dem war nicht so?

>>Na, da bleibt mir wohl keine andere Möglichkeit.<< Stoß ich stöhnend aus und legte meine Hand an mein Kinn, wobei ich dieses in eine schiefe Position verfrachtete. Für einen Moment musste ich wirklich noch überlegen ob ich ihr gleich alles sagen sollte. Ging sämtliche Theorien und Situationen durch den Kopf die bei ihren neuen Kräften geschehen könnten. Dann schloss auch ich meine Augen und fing einfach an zu erzählen. Da ich meinen Gedankengang schon als merkwürdig empfand. 

 >>Wir sind nicht nur stark wenn wir kurz davor sind auszurasten oder wir wütend sind. Mit richtigen Übungen können wir erlernen unsere Wut, die immer wieder Neu für uns erscheint zu kontrollieren und sie im richtigen Moment zu nutzen. Nach einiger Zeit werden wir normaler Weise ganz von alleine lernen wie man in und aus einem Menschen heraus kommt. Du hast es in wenigen Sekunden, ohne überhaupt zu Wissen was du tust, gekonnt. So etwas nennt man wohl Wahres Können. Also wirst du erst einmal Recht die Kraft dazu haben deine Aggressivität zu bändigen und somit auch die dazugehörige Stärke.<< Kurz zögerte ich und öffnete meine Augen. Mary hatte ihre schon etwas länger offen, was ich nicht einmal bemerkt hatte in meiner ganzen Erklärung. Ihre rötlichen Augen waren auf mich gerichtet, es schien als hätte sie alles außer mich ausgeblendet. Ich spürte ihre Faszination für mich.

>>Was du aber noch nicht weißt, ist dass wir Gegenstände bewegen können, ohne sie dafür zu berühren. Menschen würden es Telekinese nennen.<< Um ihr die gewaltige Kraft die hinter diesen harmlosen Worten steckte zu zeigen, bewegte ich meine Hand in die Richtung von ihr und spreizte die Finger. Sofort erhob sie sich in die Lüfte, und schwebte herüber zu meiner Hand. 

>>Ich kann mich nicht bewegen!<< Zischte sie bloß und es war wohl das ein-zigste was sie dazu sagen konnte. Währenddessen sie damit beschäftigt war ihre Verwunderung und Begeisterung zu unterdrücken. Ich konnte mich sehr gut in sie hinein versetzten, seid dem sie meine vollwertige Begleiterin mit den Worten "Ich gehöre dir" wurde. Natürlich konnte ich dass vorher auch, aber jetzt fühlte es sich richtig an. Da ich nicht mehr heimlich in ihren tiefen Gedanken herum huschen musste. 

>>Du kannst dich nicht bewegen, da ich jeden Muskel und Knochen deines Körpers steuere.<< Erklärte ich ihr schnell, dann ließ ich sie wieder herunter auf den Boden sinken. Diese rang gehetzt nach Luft, als hätte ich ihr die Atemwege abgeschnitten und starrte mich errötet an. Irgendwie süß dass es ihr peinlich war, sie in solch einer schwachen Verfassung zu sehen. Auch wenn ich dabei genau ihren Hass für meine Kraft spüren konnte. Obwohl Diese ebenso irgendwo in ihr schlummerte. 

Ruckzuck stand sie wieder auf den Beinen und setzte sich etwas versteift zurück auf den Hocker. Neben ihrer Katze, die alles genau mitangesehen hatte und Diese von Mal zu Mal immer mehr einem Menschen glich. Dass Mary also angetan von ihr war, war kein Wunder. 

>>Tut mir leid, wenn zurückbleibende Schmerzen entstanden sind.<< Meinte ich schluckend, damit es wirklich so aussah als habe ich Mitleid. Aber ich hatte keinen Schimmer, wie sich derjenige fühlte, den ich steuerte. Was ich tatsächlich nicht wusste, da ich Der war, der Personen steuerte, damit diese meine neue Hülle wurden. Umso mehr wunderte es mich, dass diese wohl immer Schmerzen hatten, selbst wenn meine Methode auf den ersten Blick schnell und schmerzlos wirkte. 

>>Außer dass ich mich steif fühle, merke ich Nichts!<< War ihr letztes Wort dazu, bevor sie blitzschnell eine Handbewegung machte und mit dieser eine Tasse aus dem Regal fiel, was neben uns platziert war. Und mit einen Haufen anderen Geschirr ausgestattet war. Kaum zu fassen, war sie es gerade wirklich gewesen? Die beim bloßen Zuschauen gelernt hatte wie man Gegenstände bewegte? Ich konnte mich nur wieder wiederholen, den dieses Mädchen war der lernfähigste Dämon den ich je erblickt hatte! Und war mir sicher, dass sich ihre Kräfte auch durch unseren Bund verstärkt hatte. 

>>Und ich fühle mich als könnte ich alles schaffen.<< Fügte sie noch hinzu, und ihr spitzes und so selbstsicheres Gesicht bereite mir einen Schauer über den Rücken! Mit solchen kleinen Taten wurde mir wieder bewiesen, weshalb ich mit ihr dort in der Küche stand und ihr das nötige erklärte. Dass ein-zigste Problem war wohl dass mit Können auch Macht verbunden war, und die dazu gehörigen Gegner...

 

Die geschenkte Freiheit

Die Liebe zu bestreiten war schon längst unmöglich, es fühlte sich so an als sei meine Welt ohne Killian es nicht wert. Auch wenn wir uns vor einem Jahr erst getroffen hatten, füllte mein Kopf meine Vergangenheit mit Ihn. Niemals war ich mit Killian in die Stadt gegangen und hatte versucht meinem Ex Freund hinter her zu spionieren, um herauszufinden mit welcher Frau er sich nun traf. Mit ihm fühlte ich mich aber sicher. Eigentlich war ich allein. Aber nicht nur da, die ganze Zeit - dass wusste ich insgeheim. Auch wenn ich viele Freunde im Internet hatte, war keiner davon Echt. Ich konnte die Leute nicht anfassen, ohne dass ich sie zerbrechen würde, wenn sie bei mir waren. Auch Killian hatte ich versucht zu verletzten, ihn loszuwerden. Aber er hielt mich stand und war wie eine Mauer - die die Dunkelheit von mir trennte und mich gleichzeitig noch viel mehr hinein zog, da ich auf der anderen Seite der Wand stand...

 Wie man eine Person lieben konnte, die einen die ganze Zeit lang belogen hatte? Die Frage konnte ich mir selber nicht beantworten. Ich wusste nur dass ich ihn liebte, und für immer mit ihm zusammen sein wollte! Und für immer war eine verdammt lange Zeit. 

Ich versuchte die Wahrheit zu ignorieren, die Wahrheit die das gesamte Bild von ihm und mir zerstörte und daraus nur noch eine wahnsinnige Liebe machte, die eigentlich nicht existierte... Da stellte ich mir nur die Frage wie lange konnte ich noch ignorieren, dass er mich eigentlich getötet hätte, wäre nicht Sam dazwischen gekommen oder dass ich mich nicht in ihn verguckt hätte, wenn er nicht mit seinem Amulett nachgeholfen hätte, was er bereits geplant hatte und dass ich eigentlich eine von vielen war, die er als seine Gefährtin angenommen hatte, die anderen nur schon Tod waren... Umso länger die Worte in mir wieder halten, desto mehr merkte ich das die Mauer von der ich sprach, überhaupt keine war sondern der gefährliche Draht der auf ihr befestigt war. Da ich mich an ihm stützte schnitt ich mir in den Finger! 

>>Succubus...<< Flüsterte er neben mir auf dem Boden, dabei drückte er sich noch ein kleines Stück mehr gegen mich, um mir noch näher zu kommen als er eh schon war. Ich weiß nicht wie es zu dieser absurden Situation gekommen war, aber da lag ich nun. Völlig kaputt vom Training heute, denn wir hatten noch ziemlich lange weiter geübt, da ich so einen Kampfgeist hatte! Obwohl ich schon beim zweiten Versuch das ganze Geschirr in die Luft gehoben hatte. Er nannte mich ständig ein Naturtalent, und es schmeichelte mir natürlich. Aber umso mehr Druck bekam ich, wenn ich etwas erst beim zweiten Versuch geschafft hatte. Wir hatten außerdem noch nicht mit dem Üben, wie ich meine Kräfte kontrollieren konnte angefangen. Was ich zuerst ziemlich skeptisch angesehen hatte. Da er doch schließlich selbst meinte ich sei Unvergleichbar. Doch trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er wusste was er tat und vielleicht sogar selbst erschöpft war.

>>Was ist das?<< Fragte ich ebenso leise und drehte meinen Kopf mit halb geschlossenen Augen zu ihm. Die Menschenkörper entzogen uns die Energien und dass würde auch erklären wieso ich so schnell nicht mehr konnte, obgleich ich mich nicht wirklich bewegt hatte. Succubus, das Wort von dem er sprach kam mir viel zu bekannt vor um dass ich ihn eigentlich fragen müsse, aber mein Kopf konnte nicht mehr klar denken. 

>>Das bist du. Ein Succubus, eine Unterart eines Dämons die man wird wenn man ein Liebhaber vom Besitzer des Teufelsauge - mein Amulett ist. Du bist keine Begleiterin mehr, sondern meine Geliebte. Nur du alleine bist es, hingegen die Anderen nur Müll waren, und meine Gefühle ohne mein Schmuckstück nicht wiedergegeben hätten. Das wollte ich dir eigentlich auch noch sagen, doch da warst du schon verschwunden...<< Ein Succubus, natürlich musste ich zu einer solchen Gestalt mutieren, und die anderen blieben verschont. Es konnte zwar gut möglich sein, dass mit der neuen Gestalt auch neue Kräfte existierten, doch es bedeutete ebenso dass ich wirklich für immer an ihm gebunden war und mich nicht mehr lösen konnte. Und das ich verschwunden war, als er mir ein weiteres Geheimnis anvertrauen wollte,  klang in meinen gereizten Ohren schon viel zu sehr nach einer versteckten Anschuldigung. Doch wenn ich zu dem Zeitpunkt stehen geblieben wäre, dann hätte er mich wahrscheinlich vernichtet, da ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte, und ihm im nächsten Moment wirklich an die Kehle gesprungen wäre...

>>Also bist du einer, der einsamen Typen die nie aufgehört hätten eine Frau zu suchen, wenn ich nicht  aufgetaucht wäre? Und der Höhepunkt war auch noch, dass du sie alle, eingenommen Mich manipuliert hattest - mit deinem komischen - Ding!<< Ich wollte das Wort 'Amulett' nicht wirklich in den Mund nehmen, denn es sollte so wirken als würde ich es verabscheuen als das ich die Kraft insgeheim davon bewunderte. Es zog von jeder toten Seele der Begleiter ein Stückchen und machte seinen Besitzer somit viel stärker. Nach einem Jahr, - so beichtete er mir es wechselte er die Frau. 

>>Muss ich dir wirklich noch einmal erklären, für was mein Amulett gut ist?<< Stöhnte er mit einem kurzen unsicheren Grinsen. 

>>Gut ist? Das ist das falsche Wort! Eher schlecht, da du ein armer kleiner Dämon warst der sich an den Kräften der Frauen stärkte, nur um selber stärker zu werden! Was wohl leider geklappt h -<< Sprudelte es nur so aus mir heraus, und ich hätte ihm gerne weiterhin meine Meinung mitgeteilt, doch er unterbrach mich laut und ich verstummte zusammenzuckend. 

>>Mary!<< Schrie er mir ins Wort und zog mich zu sich hin, wobei er mich auf den Rücken drehte und mich im Licht der Dämmerung von oben wütend musterte. >>Du musst mir glauben, dass ich nie vor hatte dich zu verletzten! Von Anfang an wusste ich dass du die Person sein würdest, die an meiner Seite verweilen sollte! << 

>>Du wolltest mich töten!<< Rief ich noch lauter als er und stand blitzschnell auf meinen Beinen, da ich durch den blöden Menschenkörper nicht schon wieder erröten wollte! Ganz richtig, er wollte mich töten, und dann sagte er gleichzeitig, dass er mir Nichts tun wollte? Die Aussagen gerieten völlig aneinander! Hörte er sich denn überhaupt nicht zu?! 

>>Das stimmt...Ich wollte dein Blut sehen. Aber nur damit wir im Tod für immer vereint waren!<< Jetzt wurde mir einiges klar. Ich war nicht die einzige die Liebeskrank war! Killian war ganz verrückt nach einer Beziehung und hatte dafür sogar getötet. Ob es sein Amulett war, was ihm zu diesen Taten drang? Schließlich hieß es nicht umsonst TEUFELSauge. Aber Fakt war, er musste sich alleine fühlen. Denn wenn jemand zu solchen Taten fähig war, dann hatte man eindeutig noch nie wirkliche Liebe verspürt. Durch Einsamkeit konnte man auch zerbrechen...

>>D-du bist krank!<< Warf ich ihm mit großen Augen vor ging noch einen Schritt zurück. Umso mehr ich an seine tatsächliche Position dachte, die er gerade in meinem Kopf bekommen hatte desto schneller wollte ich Abstand von Ihm! Aber ich konnte ihn nicht im Stich lassen! Dabei wusste ich nicht welche Seite das nicht konnte, meine Manipulierte oder Ich selbst? 

>>Mary, das Spielchen hatten wir schon. Lehne dich nicht gegen dich auf! Das ein zigste was jetzt noch zählt sind meine Gefühle, denn ich liebe dich!<< Blitzschnell stand er nun vor mir und strich mir über den Kopf. Sein Gesicht hatte nun an Wahnsinn abgenommen und für einen Moment wirkte er wirklich wieder so wie am Anfang als ich noch der nichtsahnende Geist war. 

>>Ich liebe dich auch...<< Wisperte ich tränen aufgelöst. Ich war über mich selbst geschockt, wie schnell die ganzen Gefühle wieder zurück fanden die ich kurz vor diesem Zwischenfall noch gespürt hatte. Liebe... Schlaff umarmte ich meinen Begleiter und schaute über seine Schulter hinweg zu Nurie die uns von Weitem beobachtet hatte. Ihre Augen sahen boshaft aus, als wolle sie mich für meine Gefühle ausschimpfen. Nurie, war es so falsch deinen Todesfeind zu lieben? 

 

 

>>Dass würde ich lieber sein lassen...<< Riet mir Killian schlichtend und versuchte meine Hand zu ergreifen. Doch ich war schneller und war bereits zur Tür geeilt in der meine Mutter schlief, meine zierlichen Hände um die Klinke gelegt. Ich musste sie einfach noch einmal sehen! Trotz meiner ganzen Verachtung war ich immer noch ihre Tochter, und auch wenn wir nicht einmal eine vernünftige Bindung zueinander hatten, war ich nun froh ihr schlafendes Gesicht zu sehen als ich die Tür schluckend öffnete. Zögernd trat ich ein, und mich überkam sogleich das Gefühl, dass ich nicht Willkommen war. So wie es schon immer war, sobald ich den Raum betreten hatte, egal ob in der Gestalt von einem Mensch oder ein Succubus war. Irgendwie fühlte sich die Luft hier immer dicker an, und ich konnte die Einsamkeit praktisch riechen. Meine Mutter hatte auch diesen Raum völlig verunstaltet. Die Gardinen waren zugezogen, so dass der Mond keine Chance hatte, seine kühlen Strahlen hinein dringen zu lassen. Der sonst immer so aufgeräumte Schreibtisch war nun von einem Haufen Bücher bedeckt, so dass selbst ich meine Augen anstrengen musste um das strahlende weiße Holz darunter erkennen zu können. 

>>Mary, du wirst sie noch wecken...<< Warnte mich Killian flüsternd und stand nun neben mir und legte seine starken Hände auf meine Schultern. >>Niemand sollte verletzt werden. Deine Mutter würde bloß einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie eine... - zwei Fremde plötzlich in ihrem Zimmer sehen würde.<< Moment mal, mir war seine Verbesserung natürlich sofort aufgefallen. Klar, Killian kannte meine Mutter! - Doch es klang in meinen Ohren als würde meine Mutter sich bei seinem Beispiel nur vor Mich erschrecken und nicht vor dem Mann, der doch eigentlich viel stärker als ein zierliches Mädchen aussehen würde. Plötzlich drehte sich meine Mutter instinktiv um, so das ihr Gesicht in unsere Richtung zeigte. Irgendwie wich ich automatisch zurück, mein Blick war aber immer noch auf sie gerichtet. Jetzt mochte ich wirklich wie ein verängstigtes Mädchen aussehen, was mich zutiefst ärgerte und Killian nur wieder zeigte wie schlecht die Beziehung von mir und meiner Mutter war! 

>>Lass uns gehen...<< Wisperte ich und drehte mich mit den Rücken zu meiner Mutter um und blickte bereits dem schönen klaren Licht entgegen dass aus dem Flur in das dunkle Zimmer drang. Bei der ganzen Eile, kam ich nicht einmal dazu Killian auf seine merkwürdige Verbesserung anzusprechen, und war nur heil froh als ich aus der Dunkelheit verschwunden war. Wäre Killian nicht die ganze Zeit an meiner Seite verweilt, hätte ich jetzt mit zusammengekniffenen Augen traurig gestöhnt, aber diesen Fehler konnte ich meiner perfekten äußeren Erscheinung unmöglich antun. Zumal Killian mich leider schon in sehr erbärmlichen Zuständen gesehen hatte, aber ich durfte dem ganzen unmöglich noch eine Krönung geben! 

>>Ich glaube es wäre besser, wenn wir zu mir nach Hause gehen.<< Schlug Killian vorsichtig vor, wohl bedacht auf eine Abweisung. Doch zu seinem Überraschen nickte ich heftig und lief ohne weitere Worte an ihm vorbei in mein Zimmer. Packte mir dort eine Tasche und stopfte einen beliebigen Haufen meiner Sachen hinein, ohne mir große Gedanken zu machen, was ich dort mit nahm. Rasch war ich auch schon fertig und legte mir die gefüllte Tasche über die Schulter und starrte zur Tür, in der Killian wohl die ganze Zeit schon stand und auf mich gewartet hatte. Seine Augen zeigten dieses Mal aber nicht auf mich, sondern auf den Boden. Wie ein echter Gentleman, der sich nicht über die Unterwäsche einer Frau freute und eher gelangweilt ausschaute. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich mochte es wenn Männer aufgeregt auf etwas Neues reagierten, was mich wiederum wütend über seine abgestumpfte Reaktion machte! Ohne mir etwas anmerken zu lassen, drückte ich ihn einfach meine Tasche gegen die Brust, in seine Hände und ging an ihm vorbei. Im Flur sah ich wie Nurie im Augenwinkel an mir vorbei huschte und konnte sie noch rechtzeitig schnappen. Sie gehörte mit zu den Sachen die ich mitnahm! Ohne mich würde sie schließlich eingehen, da meine bescheuerte Mutter ja viel zu verwirrt war, so dass sie die Katze sicher ganz vergessen hätte!...Was sie ja sowieso schon hatte... Ebenso hörte ich auch Killians Schlucken im Hintergrund, währenddessen er die Haustür verdutzt aufriss. 

>>Dass nenne ich mal eine Nacht und Nebel Aktion!<< Scherzte er dann, und ich konnte mir ein keckes Lachen unmöglich verkneifen! Ich glaube das war das erste Mal, dass ich mich wieder glücklich fühlte, und dass mit Killian! Obwohl er doch mein vorheriges Glück mit einem Augenschlag zerstört hatte! 

Inzwischen hatten wir das Haus verlassen und überquerten gerade wie ganz normale Menschen die Straße. Natürlich musste mir nun wieder etwas wiederfahren, was mir mein kurzes Glücksgefühl wieder verwischte. Vor meinen Augen tauchten Scheinwerfer auf, die Scheinwerfer von einem Auto. Oh, nein - es war nicht irgend ein Auto! Es war DAS Auto von meinem Vater. Der, der noch nichts ahnend von seiner überzogenen Wochenarbeit in einer anderen Stadt wiederkam! Nicht auch noch mein Vater! Er sollte lieber keine Ahnung haben! Völlig überrumpelt ließ ich meine Tasche fallen und starrte auf das parkende Auto! Dieser Mann sollte wegen mir jetzt nicht auch noch vom Weg abkommen! Ich spürte bereits wie meine Augen gläsernd wurden, konnte nicht einmal mehr sehen was Killian gerade tat. Aber konnte mir leider aber schon denken, dass er meine Trauer buchstäblich spürte. 

Nun hörte ich eine Autotür zu knallen, und schnelle Schritte folgten. 

>>Da-<< Was tat ich da? Er würde mich eh nicht wieder erkennen! Meine Knie wurden plötzlich weich wie Wackelpudding und ich sackte zu Boden und landete zitternd auf meinen Kniehen. Die ganze Zeit über hatte Killian meinen Namen gerufen und saß auch gerade neben mir, doch das war mir in dem Moment gleichgültig! Ich konnte seine Stimme nicht einmal hören! Die Situation war einfach zu absurd! In meinem Inneren wollte ich meinen Vater rufen, ihn warnen nicht ins Innere des Chaos zu treten, aber was würde das bringen? Es würde alles nur noch verschlimmern! 

Auf einmal hörte ich im Hintergrund unsere Haustür aufgehen, die dann wahnsinnig schnell zu schlug! Zu meinem Entsetzten hörte ich die verzweifelten Schreie meines Vaters! Erneut versuchte ich seinen Namen zu rufen, aber es gelang mir nicht! Meine Kehle fühlte sich an, als könnte ich überhaupt nicht sprechen! 

>>MARY!!!!!<< Hörte ich ihn dann aber meinen Namen schreien und mit einem Satz gelang es mir dann meiner unkontrollierten Position zu entfliehen und ich erhob meinen Kopf, als wäre ich gerade erst auf die Welt gekommen! 

Jetzt konnte ich auch wieder Killians Worte verstehen, der mich in meiner physischen Abwesenheit hinter ein Auto gezerrt hatte, damit wir nicht auffielen. Konnte es kaum fassen, dass ich gerade nichts mehr mitbekommen hatte! Überhaupt Nichts! Nur eine gähnende Leere! 

>>Killian...<< Flüsterte ich atemringend und blickte in die Richtung meines Vaters! Dieser saß fassungslos auf dem Boden und murmelte immer wieder meinen Namen! Ich konnte wirklich nicht mehr behaupten, dass meine Eltern mich nicht liebten. Schließlich würden nicht alle Eltern so reagieren! Es war meine Schuld, dass sie zu physischen Wracks mutierten! Das mein Vater echte Tränen vergoss, war für mich wie ein Liebesbeweis!

>>Mary, wir sollten gehen!<< Wurden meine Gedanken von Killians Stimme wie ein Schwert zerrissen und ich nickte immer noch etwas neben mich! Gerade als ich aufstehen wollte, merkte ich das weiche Fell von meiner Nurie, die ganz brav bei uns geblieben war und sich an einer meiner Hände schmiegte.

>>Nurielle...<< Hauchte ich und nahm sie seufzend in meine Hände, als sei sie zerbrechlich wie ein Gänseblümchen. Auch wenn sie nur ein Tier war, hilf sie mir dort auch schon mit ihrer bloßen Anwesenheit. Nun erhob ich mich und sah noch einmal herüber zu meinen Vater, der völlig am Ende war! 

>>Liebling!<< Sofort bückte ich mich wieder, da nun meine Mutter wie sie leibte und lebte zu ihm eilte und sein Gesicht in ihre Hände legte, wobei sie ihm die Worte >>Alles wird Gut!<< zuflüsterte und ihn aufstütze. Auch wenn ihre Worte gelogen waren, hatte ich meine Mutter noch nie so liebenswürdig sprechen hören und es bereitete mir einen kleinen Schauer über den Körper. Mein Vater aber wollte sich nicht helfen lassen und drückte sie von sich weg. Anstatt das sie ihn beleidigt oder traurig anschaute, musste sie sanft lächeln und ging wieder zurück ins Haus. Wie konnte meine Mutter seine abweisende Art nur tolerieren?Im Türrahmen drehte sie sich aber dann noch einmal zu ihm um als würde sie auf ihm warten! Und tatsächlich hatte sich mein Vater entschlossen ihr zu folgen. So sollte es sein, aber dass er wirklich so reagieren würde machte mich stutzig! Einst hatte ich mal gehört "dass einem das Trauern zusammen leichter fiel" und es musste wohl wirklich so sein, denn auch wenn mein Vater stur wie immer war, liebte er meine Mutter! Dass wollte ich immer glauben, und es wurde mir sogar noch einmal bestätigt als er nach ihrer Hand griff, während die beiden bereits beide im Türrahmen verschwanden und die schwere Holztür langsam zu schwang. 

>>Lebt wohl...<< Hauchte ich traurig, aber musste trotzdem irgendwie lächeln. Wahrscheinlich über die innige Beziehung von den beiden, die meiner und Killians irgendwie ähnelte. Oder aber auch darüber, dass die beiden nicht mehr alleine waren und durch meinen Tod sich vielleicht wieder etwas näher gekommen waren! 

Gerade als ich mich wieder zu Killian umdrehte, der stehen geblieben war und geduldig gewartet hatte kam er auf mich zu und strich mir über die Wange. 

>>Du hast soeben losgelassen...<< Flüsterte er lächelnd und nahm dabei meinen Koffer unauffällig in seine Hand. Ich wusste dass er damit meine Eltern meinte, dass ich sie gehen ließ! Da hatte er auch vollkommen Recht! Ab dem Zeitpunkt war ich nämlich der festen Überzeugung, dass meine Eltern allein zurecht kommen würden, es würden nur noch Narben zurück bleiben. Wenn ich nämlich an ihn klammern würde, würde ich ihnen nur das Leben verschweren! Also war es besser so! Dass war womöglich mein erster Schritt in die richtige Richtung...Und vielleicht auch mein Einzigster...

 

Die bittersüßen Worte

Die Freiheit also, ja? Wiederholte ich das, was ich meinen Eltern gegeben hatte, indem ich losgelassen hatte. Natürlich würde es noch länger dauern, bis sie sich wohl oder übel mit meinen Tod abgefunden hatten, aber zusammen würden die beiden es schon schaffen. Kaum zu glauben dass sich meine Gedanken über sie positiver gestimmt hatten. Obwohl sie mich so verletzt hatten, all die Worte und Gesten... Auf einmal spürte ich eine altbekannte Hand auf meiner Schulter und blickte auf zu Killian, der mich besorgt musterte. Ich bevorzugte es erst einmal nicht zu sprechen und ließ meine geliehenen Augen durch das Zimmer gleiten. Wir waren inzwischen bei Ihm zu hause angekommen und ob man es glaubte oder nicht, ich saß auf seinem Bett um mich auf eine lange Nacht vorzubereiten, in der ich nach einer kleinen Ewigkeit endlich wieder das erste Mal die Augen schließen konnte. Auch wenn ich meine Eltern losgelassen hatte, fühlte ich mich schwach und überflüssig. Normalerweise wäre es für jede andere Person etwas ganz Normales bei solch einer Situation die Fassung zu verlieren. Aber ich war ja keine normale Person, ich war ein Dämon und brauchte den Schlaf nicht - Ja nicht einmal essen musste ich. Dass ich mich dabei trotzdem so fühlte war alles andere als ein gutes Zeichen. In meinem Inneren ging ich aber auch stark davon aus, dass es an dem Menschenkörper, meiner Hülle liegen könnte. Schließlich war es nur ein normaler Körper, der wegen mir sehr belastet war - Er brauchte Schlaf und auch Essen und Trinken. 

Langsam ließ ich mich mit dem Rücken voran auf die weiche Matratze unter mir fallen und starrte mit flackernden Augen erst zu Killian, der mich wie ein Datpfeil fixierte und dann zur krausen Decke über unseren Köpfen. Sie sah schon etwas älter und mitgenommen aus, wie der Rest der Wohnung. Ob Killian dass überhaupt störte? Ich ging davon aus, dass es nicht so war und es ihm völlig gleichgültig schien. 

Auf einmal rissen mich genau seine Haare die auf meiner Stirn kitzelten aus meinen Gedanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass sich Killian über mich gebückt hatte. Ein glückliches Lächeln kam mir zu Gesicht und ich versuchte es zu erwidern. Wahrscheinlich sah Meins allerdings viel zu gespielt aus. Aber es war immerhin besser, als ihn einfach nur plump anzusehen. Jetzt zog er eine Augenbraue hoch und legte seine große Hand auf meine Wange. Zugleich verstummte meine gefälschte Lache, als hätte er es mir befohlen. Kann es kaum beschreiben, aber die Tatsache das ich ein Succubus wurde, hieß gleichzeitig ebenso dass ich seine Dienerin geworden war... Dieser störende Gedanke plötzlich machte mich wütend! Damit konnte ich mich keines Falls anfreunden! Mit zusammengekniffenen Augen und geschürtzen Lippen drehte ich mein Gesicht aus seinem Griff und ebenso von seinem Körper der über mich ausgestreckt lag. 

>>Ich habs mir anders überlegt. Du kannst das Bett habe, ich nehme die Couch.<< Meinte ich kühl und wollte mich gerade aufstemmen, als er mich am Arm packte und mich wieder zurück zu sich zog, und ich einen leisen Schrei ausstieß. 

>>Hey...!<< Da umschlossen auch schon seine Lippen die Meine. Er konnte mich doch nicht einfach küssen, wenn er auf mich Lust hatte? Egal, ob ich jetzt ein Dämon der Unterart Succubus war, trotzdem hatte ich noch Rechte! Und wenn ich mich gerade versuchte von ihm etwas zu distanzieren, dann konnte er meinen Willen doch nicht einfach wie ein Glas zerbrechen! Jedoch saß ich dort an die Wand gedrückt und küsste Ihn, ohne mich zu wehren. Ich hätte es tun können, doch schon allein mein Wille und seine Stärke standen mir im Weg! Wir rutschten langsam immer tiefer mit den Köpfen zur Matratze und in meinen weit aufgerissenen Augen sah ich buchstäblich sein Verlangen nach mir! Bei der ganzen Sache fühlte ich mich so wehrlos, konnte sogar langsam nachvollziehen wie sich die meisten Frauen im Mittelalter gefühlt haben mussten. Keine Rechte! Ein bitteres Grinsen zierten meine Lippen als er gerade damit anfing meinen Hals zu küssen, als er sich endlich von meinen ungewollten Mund löste. Einfach zu hilflos! Dachte ich mir sauer klagend über mich selbst. So durfte es nicht enden! Mit einem Mal flog ein Bleistift aus einer Packung mit einem Haufen anderer gegen seinen Kopf. Dieser schnallte nach vorne und landete so auf meiner Brust. Dass ich den Bleistift gelenkt hatte war ja wohl klar, doch er sollte dadurch bestimmt nicht noch näher an mich heran kommen! Mein unausgedachter kleiner Plan war also total gescheitert und ich lief Tomaten-rot an, wie ich bald darauf feststellen musste. Man, ich konnte mich nur wiederholen: Menschenkörper waren lästig. 

Blitzschnell stand ich dieses Mal auf und wurde nicht aufgehalten. Killian war einfach wie erstarrt dort sitzen geblieben. Hatte nicht einmal einen kleinen Finger gerührt. War dieser etwa so geschockt darüber, dass ich mich wehrte? Nun, ich musste schon zugeben, dass ich das letzte Mal damit angefangen hatte - und dass er es dann nicht zu ließ. Aber jetzt hatte sich das Blatt gewendet. Meine damalige Reaktion sollte ich vielleicht einfach als  'Verzweifelt' abstempeln, wo ich ja auch in einem erbärmlichen Zustand war. Was wiederum alles seine Schuld war! Zudem waren es dort so viele Gefühle gewesen, dass sie sich vermischten und mich selbst unzurechnungsfähig machten. Doch an dem heutigen Tag war es anders, ich konnte klar denken und lief mit offenen Augen durch mein neues außergewöhnliches 'Sklavenleben'. 

Kopfschüttelnd krallte ich meine Finger um die Klinke. Am liebsten wäre ich wütend aus dem Zimmer gestürmt und hätte nicht mehr mit ihm geredet. Doch ich hatte gerade schon wieder etwas zerbrochen, was äußerlich unantastbar war. Sich im Inneren aber Risse bildeten: So würde ich unsere Beziehung nennen. Immer wenn etwas Schönes passierte, zerstörte einer Es wieder. Meine Hand wurde locker und ich ließ die Klinke langsam los. 

>>Gute Nacht...<< Verabschiedete ich mich in einem ungewöhnlich netten Ton um noch zu retten was zu retten war. Dabei konnte ich ihn allerdings nicht anschauen und beobachte verschwommen in der Spiegel-artigen Türklinke, wie er sich aufsetzte und meinen Rücken musterte. 

>>Süße Träume.<< Wünschte er mir abweichend und fuhr sich mit einer Hand, - die, die zuvor meine Wange streichelte durchs Haar und wand dann den Blick von mir ab. Die Situation fühlte sich falsch an. Einer Seits weil ich noch nie versucht hatte mich zu versöhnen und die Leute meistens von selbst an gekrochen kamen. Anderer Seits weil ich ihm jetzt wieder unglaublich nah sein wollte, obwohl ich ihn vor ein paar Sekunden noch abgelehnt hatte. 

In windes Eile flog plötzlich ein Bleistift an mir vorbei und rammte in die Tür. Es war der Bleistift mit dem ich ihn versuchte abzuwehren. Nur dass er dieses Mal so hart geworfen wurde, dass er mich als Mensch hätte töten können. Erschrocken sprang ich von dem Standpunkt weg an dem ich wohl wie angewurzelt noch herum stand und drehte meinen Kopf fragend in seine Richtung. Dieser hatte sich in meinem kurzen Schock aufgestellt und blickte spitz und gezielt in meine Augen. Als warte er auf eine Herausforderung. Ich wusste dass er mir nicht weh tun wollte, und der Stift ganz sicher absichtlich die Tür und nicht meinen Kopf durch bohrt hatte. Also nahm ich seine Kampfansage spielerisch an und setzte ein mysteriöses Lächeln auf. Das Training was ich vorher als 'Üben' bezeichnet hatte konnte beginnen! Noch in der selben Sekunde riss ich mit einem Blick seinen Schreibtisch vom Boden und ließ ihn auf ihn zusteuern. Wäre mir nicht bewusst gewesen, wie stark Killian war, schon allein wegen seinem Amulett dann hätte ich dass natürlich nicht getan. Dennoch war ich im Vergleich zu ihm ein kleines scheues Reh was bei der kleinsten Bewegung zurück schreckte und in den Wald flitze. Und das Wissen das jemand etwas besser konnte als ich, ließ mein Blut innerlich kochen! Egal, wie doll ich ihn liebte! - Dort wollte ich ihm nur mein Können beweisen, ihn übertreffen! Denn ich hatte das Gefühl das 'talentiert' nicht mehr reichte! 

Rasch wich er, wie erwartet dem Möbelstück aus und machte anschließend kehrt in meine Richtung. Unbeholfen wie ich dort war, riss ich als einzigste Waffe den Bleistift hinter mir heraus und wusste ehrlich gesagt überhaupt nicht wie ich mich damit wehren sollte. Zwar konnte ich viele Gegenstände auf einmal bewegen, dennoch hatten diese keine Kraft und prallten einfach ab. Doch es war schon zu spät und er befand sich genau vor mir. Unser Spiel bestand dort im Moment aus einer kleinen Tanzanlage, flirtenden Augen und Schnelligkeit. Erst hatte er sich nämlich elegant um mich gedreht und mich liebevoll an der Hüfte zu sich gezogen, dann drehte er mich um mich selbst und nahm mir gleichzeitig ohne mein Wissen den Stift weg, wobei er mich wie ein Gewinner musterte als ich es verwundert bemerkte. Wenn Dämonen kämpften, oder in unserem Fall 'spielten' dann vergaßen sie anscheinend vollkommen ihre tatsächliche Situation und fixierten sich nur noch auf den Gegner. So kam es mir zumindest vor! Denn unser vorheriges Verhalten und meine Gefühle fühlten sich so an, als würden sie wie aus einer Tasche gleiten die ein Loch hatte. Raffiniert sprang ich als nächstes ein paar Schritte von ihm weg und landete auf seiner Kommode. Es fühlte sich zuerst so an als würde ich gleich hinunter fallen, da es aus solch einem alten Holz gebaut und wackelig war. Doch ich fand nach kurzer Zeit mein Gleichgewicht wieder und versuchte so elegant zu wirken wie es nur ging. Leider fühlte ich mich da oben schnell wie ein Angriffsziel und bekam es auch sofort zu spüren, als Killian seine Arme um meine Beine legte und mir die Bretter unter den Füßen nahm. Somit landete ich direkt in seinem Arm! Dieser Augenblick fühlte sich so gut an, so locker und... frei! Endlich verstand ich was er meinte, als er mit mir in die Tiefe gesprungen war. 'Verstehst du nicht?....Wir sind frei!' Waren seine Worte! Damals hatte ich gedacht, dass er es gesagt hatte wegen der Tatsache dass wir fliegen konnten. Aber nein, nicht nur deshalb! Ich hatte mich total geirrt! Wir waren frei, da wir alles tun konnten, was wir wollten! Uns gehörte die Welt! Ich war so blind! Hatte oft nur das Negative gesehen, aber es gab auch genügend Vorteile! Zu meiner Perfektion sollte nicht nur das Können gehören, sondern auch die Lebenslage! Jetzt entglitt mir ein echtes Lächeln, was nicht wirklich geplant war. Aber mein Glücksgefühl war nach einem langen Stillstand wieder aktiv geworden, also war es mir Recht! Es mochte stimmen dass ich es ein wenig übertrieben hatte, doch ich wollte diesen Augenblick nutzen! Jede einzelne Sekunde in mich aufsaugen, damit ich sie später wie ein Buch wieder aufklappen konnte. Sein Grinsen verwandelte sich ebenso in ein Lachen und er konnte nicht anders als mir auf meine Stirn zu küssen. Ich tat es ihm sofort gleich und umschmeichelte seine Lippen mit Meinen. Dieses Mal hatte der Kuss noch mehr Feuer und das innige Verlangen konnten wir beide vermutlich schmecken! Doch so leicht bekam er mich nicht! Jetzt raste ich auf die Tür zu und wand mich noch einmal mit einem Auge zu ihm, als Zeichen dass er mir folgen sollte! 

 

So trat ich vom Licht in die Dunkelheit, die mich komplett umschloss, und ich nur anhand meiner tastenden Finger, die an der glatten Wand entlang fuhren erkennen konnte wie weit es noch bis zum Wohnzimmer war. Indem ich unser kleines Spiel fortsetzten wollte. Es war auch der einzige Raum, der mir bekannt schien, da er mich ja einst in das anliegende Esszimmer gebracht hatte, als ich ein Geist wurde. Da fiel mir das Mädchen wieder ein, welches durch diesen Flur gelaufen war und einfach in der Wand verschwand. Vermutlich war es sogar immer noch da, bloß konnte ich es in meinem Dämonenzustand nicht mehr erkennen. Plötzlich riss mich eine mir fremde männliche Hand in eines der Räume die an den Flur grenzten. Ich konnte den Raum nicht einordnen, da er ebenso wie der Flur in Schwärze getaucht war. Eine zweite Hand kam hinzu die sich auf meinem Mund platzierte. Da erkannte ich die Person, die vor mir stand. Und das nur anhand seines Geruchs. Lucian! Noch bevor ich allerdings ein Wort sagen konnte, fragte er mich neckend und in einem Anflug von Zorn. 

>>Darf ich mitspielen?<< 

Widerwillig schüttelte ich meinen Kopf, wobei ich meine Augen zukniff. Da sie sich in der Zwischenzeit schon an die Nachtschwärze gewöhnt hatten und ich ihn sonst klar in seine roten Sehorgane schauen müsste. 

>>Tz! Tut mir Leid!<< Konterte ich wütend, und ich konnte mir nicht einmal erklären woher die ganze Wut plötzlich herkam. >>Aber es gibt nur zwei Spielfiguren!<< Ich hätte mich am liebsten aus seinem harten Griff befreit, doch ich wusste, dass er viel stärker als ich war. Sonst hätte ich mich außerdem doch nur blamiert, selbst wenn mir seine Meinung über mich inzwischen relativ egal war. Und die viel wichtigere Frage war, was er dort in Killians Haus zu suchen hatte. Hatte er mir etwa hinterher spioniert? Und nur auf einen solchen Moment gewartet? Der Grund war natürlich auf alle Fälle seine Schwester, die er wohl immer noch versuchte mit aller Kraft wiederzuerlangen. Mir kam es so vor als würde er sogar seine Hand für seine Schwester ins Feuer legen! Doch genauso hartnäckig war ich auch und würde alles dafür geben diesen Körper vorerst zu behalten. Überwiegend weil ihr Körper natürlich immer noch alterte, und ich mir wohl oder übel nach einiger Zeit einen neuen suchen musste. Mir graute es jetzt schon, vor allem da die Zeit im Tod schneller vorbei zugehen schien - So kam es mir zumindest vor! 

Inzwischen war mir die eingetretene Stille total entgangen und er riss mich mit einem fiesen Lachen aus meinen Gedankengang. Mein Gesicht spiegelte sofort offene Verwirrung wieder, und ich hielt es dieses Mal für besser meine Gefühle nicht zu verbergen. Nun verstummte seine Lache und ebenso wurde sein Griff weniger fest. Es fühlte sich so an als wäre ich gerade wieder einmal fast ertrunken, aber hätte mich rechtzeitig an Land geholt. 

>>Also bist du nun tatsächlich zu einem Succubus aufgestiegen.<< Flüsterte er schon fast und es war wohl eher eine laut ausgedachte Feststellung für ihn und nicht unbedingt für meine Ohren bestimmt. Nichts desto Trotz hatte ich es natürlich gehört und mir fiel sofort sein letztes Wort 'Aufgestiegen' besonders auf, und machte mir weniger Gedanken darüber, wie er es heraus fand, dass ich mich verändert hatte. Sein Wort konnte eigentlich nur bedeuten, dass ich zuvor schwächer war und nun die nächste Ebene erreicht hatte - die aber wohl angemerkt selten war. 

>>Ja...<< Waren meine Worte ebenso leise wie seine und ich beobachtete im gleichen Moment wie sein Griff wieder ein klein wenig fester wurde. Wobei ich ungewollt stöhnte und meinen Mund zusammen presste. Dieses Mal schmerzte sein Griff noch mehr als zu Anfang, obwohl er weniger Druck aus übte. Ich konnte den Schmerz dieses Mal nicht ignorieren und versuchte ihn mit einer Frage zu verringern. 

>>Was willst du hier?<< Noch immer traute ich mich nicht mich gegen ihn aufzulehnen und wartete geduldig seine Antwort ab, die nach einer stillen Pause endlich ertönte. Daraus schloss ich, dass er selbst überlegen musste, was er mir nun antworten sollte. Was mich wiederrum noch viel aufgeregter machte. 

>>Ich bin hier um dir etwas zu verkünden...<< Setzte er in einem nachdenklichen Ton an und ließ mich nun ganz aus seinen Fängen. >>Nun, ich habe mich dazu entschlossen dass du deine Hülle, meine Schwester behalten kannst - Allerdings nur für 3 Jahre.<< Diese Worte, die überhaupt nicht nach ihm klangen ließen mich erleichtert auf atmen. Zwar konnte ich nichts sehen, aber seinen Kopfumfang schon und so lächelte ich ihn wie ein Gewinner an. Der Preis war nicht anhaltend, doch ich hielt ihn in meinen Händen und wenn die Frist zu ende war, würde ich mich heimlich mit ihm aus dem Staub machen. Dass wusste ich jetzt schon! Sein Grund war mir in dem Moment auch egal. Spekulierte bloß, dass es sich vielleicht um meine Verwandlung in den Succubus handelte, und er sich vielleicht vor mir fürchtete. Auch wenn ich noch immer der Ansicht war, dass ein Teufelskind im Rang von Eins bis Zehn auf der Zwei stand und ich ungefähr auf der Sieben. Doch mir blieb überhaupt keine weitere Zeit darüber nachzudenken, da er sich bereits umdrehte und gerade durch das offene Fenster verschwinden wollte. 

Doch genau in dem Moment stürmte Killian wie ein Verrückter in den schaulustigen Raum, direkt auf Lucian zu. Ich hoffte, dass er die kleine Unterhaltung nicht abwartend mit angehört hatte, anstatt mir zu helfen. Wieder ein Nachteil des Menschen, dass meine verstärkten Sinne schwächer waren. Ansonsten hätte ich seine leisen und eleganten Schritte sicher mitbekommen! 

>>Kill!<< Schrie ich und raste als dritter Dämon zum Fenster, wo Lucian auf der Fensterbank kehrt gemacht hatte um sich zu seinem Gegner, der vor ihm stand umzudrehen. Killian konnte das Gespräch unmöglich mitbekommen haben, sonst hätte er auch sicher mitbekommen, dass Lucian mit der weißen Flagge geschwenkt hatte und mir nichts antun wollte!

Beide Blicke waren nun auf mich gerichtet. Selbst wenn ich oft in der Führerposition als Mensch gestanden hatte, konnte ich ihren Blick nur erwidern und musste zuerst die richtigen Worte finden, auf die die Beiden gerade wohl warteten. In einer unbeschwerten Geste stellte ich mich nun zwischen die beiden und streckte die Arme schützend vor Lucian aus. Auch wenn ich mir natürlich im Klaren darüber war, dass Lucian sich sicher selbst beschützen konnte. 

>>Killian, lass ihn gehen.<< Meine Stimmenlage war todernst und hatte einen Hauch von Nachsicht. Ich blieb ganz steif stehen und wartete auf etwas menschliches in Killians todbringender Mimik. Ich fühlte mich schon länger als die ein-zigste Person auf die er hören würde, und war mir deshalb sicher, dass er nachgab. Auch wenn ich seinen Hass auf Lucian spüren konnte und ich mit einer Unterhaltung die die beiden per Blicke führten rechnen musste. Dass hatten sie schon einmal getan, als Lucian das erste Mal ein paar Worte mit mir gewechselt hatte und sich dann gedanklich zu meinem Dämon gewendet hatte, der in einer Angriffs bereiten Pose hinter mir stand. Dieses Mal hatte sich etwas aber verändert. Hinter meinem Rücken stand nun Lucian, und er war auch nicht länger mehr der todbringende Feind. - Zumindest für drei Jahre, und ich kannte ihn auch zu schlecht, um zu Wissen, was er über mich dachte, und ob er mich immer noch als Rivalin ansah. 

>>Nein!<< Widersprach Killian mir nun und ging noch einen Schritt näher auf mich zu. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet und stemmte mich automatisch mit beiden Händen gegen seinen gut durch trainierten Oberkörper und drückte ihn von mir weg. Mir gelang es ein kleines Stück, doch dann gab ich seufzend auf. Natürlich würde ich gegen ihn keine Chance haben, und hielt meine schnelle Reaktion für lachhaft. Da ich mir seiner Kraft und seinem Willen bewusst war. Ganz langsam, als würde ich gerade eine Pistole in der Hand halten und den Abzug zögernd betätigen ließ ich nun meine Finger von ihm sinken und ließ den Kopf hängen. Kaum zu glauben, dass aus der fröhlichen Stimmung, die zuvor ebenso betrübt wie diese war eine solche wurde. 

>>Behandel sie nicht wie ein Fußabtreter, nur weil sie dir gehört.<< Murmelte Lucian auf einmal grimmig hinter mir und sogleich spürte ich seine Hand auf meinem Kopf. Im nächsten Moment sprang er von der Anhebung herunter und landete neben mir. So unrealistisch und doch so Wahr waren seine Worte! In mir kam ein kleines, für mich unbedeutendes Kribbeln auf und ich fühlte mich plötzlich auf der sicheren Seite und nicht irgendwo dazwischen. 

Lucians arroganter Blick fiel von meinem Haar direkt in Killians Augen. Dieser Blick wurde wie ein Spiegel von Killian wiedergegeben, nur dass seiner aus Hass bestand. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass dort auch Neid mitschwang, da dieses Mal nicht er der war, der mich vor etwas rettete, sondern Lucian. Und das etwas war in diesem Fall auch noch er selbst! Gar musste Killian vielleicht gerade auch Selbsthass spüren. Irgendwie fühlte ich mich nun wieder fehl am Platz, hielt es trotzdem aber für besser erst einmal auf Killians, bisher lautlose Antwort zu warten. 

>>Ich versuche sie nur vor dir zu beschützen!<< Verteidigte er sich, und stellte sich nun erneut vor ihn. Mir kam die Situation völlig blöd vor, da meine ganze Bemühung vorher die beiden auseinander gezerrt zu haben nun umsonst war. Gleichzeitig staunte ich über die Selbstbeherrschung der beiden! Wobei sie sich das letzte Mal ja sofort an die Kehle gesprungen waren, und sich dieses Mal mit Worten bekämpfen! Ich weiß nicht ob es nur mir so erging, aber umso länger ich den beiden zuhörte, desto vertrauter klangen sie in meinen Ohren. Hatte Killian etwa auch noch ein Gespräch mit Lucian im Wald gehabt?

>>Du beschützt einen Succubus nicht, indem du sie wie einen Vogel in einem Käfig behandelst!<< Konterte Lucian mit voller Wut! Seine Worte klangen und rochen nach Erfahrung, als wüsste er wie es mir ergang. Und er hatte Recht! Ich war zwar an ihm gebunden, aber ich war noch lange nicht Willenlos und so übernahm ich das Reden!

>>Stimmt! Ich bin frei! Das hattest du einmal selbst gesagt...!<< Ich kam erneut auf das Beispiel in der Hölle zurück! Unser totes Leben war unbeschwert, ich wusste die kalte Wahrheit nicht und Killian war schlau genug gewesen sie zu verbergen!

>>Mary, es tut mir Leid...<< Wisperte dieser mit einem plötzlich umgewandelten traurigen Erscheinen. >>Aber ab dem Zeitpunkt als du sagtest, dass du Mein seist, änderte sich deine Freiheit...<< 

Seine Worte verletzten mich sofort und ich fühlte mich hoffnungslos verloren. Mein Mund öffnete sich leicht und meine Augen fielen zu Boden. Also hatte ich schon wieder meine Freiheit verspielt...Es war theoretisch meine Schuld gewesen, dass ich wieder angekettet wurde, wie zuvor in der Hölle. Das alles war mein Fehler! Ich wollte ihn einfach nur lieben! Doch konnte es anscheinend nur mit einer Hinderung an Freiheit. Wo ich doch gerade meinen Eltern die Freiheit geboten hatte, hatte ich meine schon längst verloren. Auch wenn seine Worte mitfühlend klangen, machten sie mich sauer! Wieso konnte er mich nicht aufgeklärt haben, bevor ich diese Worte aussprach und so in mein eigenes kleines Gefängnis landete? Wie so oft war es dieses Mal nicht nur meine Schuld gewesen, sondern auch seine! Aus dem Grund hielt ich es für besser, ihm einfach die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben. Denn ich hatte nur einen kleinen Teil dazu beigetragen, nur ein paar kleine Worte! Er allerdings hatte mich zuerst mit seinem Medaillon in einen liebeskranken Dämon verwandelt und mich anschließend dazu gebracht dass ich diese Worte aussprach! Leider war mir klar, dass ich die Wahrheit gerade mit ein paar Lügen ausschmückte und sie mir Zurecht legte. Dennoch fühlte es sich richtig an die plötzlich auftretende Schuld weiter zu geben! Salz...Meine Lippen schmeckten eine salzige Träne, Meine...! Mein Kopf erhob sich erschrocken und ich fuhr aufgewirbelt durch die starren Gesichter vor mir! Beide waren verstummt und hatten meinen Schluchzen mitangehört. Wo von ich nicht einmal Notiz nahm! Meine Freiheit war mir wirklich wichtig, da ich so wenig in meinem Leben davon hatte! Und gerade wo alles besser werden sollte, war es wie zuvor. Vielleicht sogar etwas schlimmer! In den nichtssagenden Gesichtern versuchte ich Mitleid auszumachen, doch ich glaubte dass Lucian meine Gefühlskrise erst einmal verdauen musste und Killian tat nichts weiter als seinen Blick auf die Träne zu fixieren, die meine Wange hinunter lief und anschließend auf die kleine Schleife die mein dunkel blaues Oberteil zierte tropfte. 

Ich spürte wie mein Gesicht anfing zu glühen und ich mir schnell meine Träne weg wusch, währenddessen ich ein gespieltes und falsches Lachen aufsetzte. Meine Stimme fühlte sich heiser an, und ich traute mich auch nicht wirklich etwas zu sagen, nachdem ich meine Kontrolle dermaßen verloren hatte. 

Nun konnte ich genau spüren wie das Verlangen in Killian aufkam mich zu drücken, doch er traute es sich nicht. Da er wusste, dass ich ihn weg stoßen würde und genau das würde ich auch tun! Und...danach würde ich ihm um den Hals fallen und tausende Tränen vergießen...

Jetzt ging alles ganz schnell: Lucian hatte den Moment wieder im Überblick und begann so gleich Killian mit der bloßen Faust durch das Zimmer zu schleudern. Erschrocken zuckte ich in meinem unkontrollierten Zustand zusammen und konnte den beiden nur noch zu sehen, wie sie das gegenseitige Aussehen des anderen verunstaltete...

 

 

Die Wahrheit einer Toten

>>Bitte hör auf! D-das ist nur ein Menschenkörper, du wirst ihn töten!<< Flehte ich Lucian mit glasigen Augen an, währenddessen ich an seinem Arm zerrte als würden wir uns schon ewig kennen. Dieser Dämon war unberechenbar und unglaublich stark. So stark, dass er Killian bereits bis auf die Spitze des entgültigen Todes gestoßen hatte und nicht mehr viele Zentimeter bis zum Abgrund fehlten. Wäre ich nicht noch immer total neben mich gewesen, hätte ich sicher mehr für meinen Begleiter tun können, als Lucian Befehle zu erteilen die er nicht nachging. Natürlich nicht! Anders herum würde ich schließlich auch nicht auf ihn hören! 

Killian taumelte gerade zu Boden und wäre, wenn ich nicht rechtzeitig einen Arm um ihn geschlungen hätte, mit dem Gesicht auf den harten Holzboden gelandet. Lucian hatte in meinen Augen keinen Grund um sich für mich für Killians Worte zu rächen, und dennoch hatte er einen solchen gewaltigen Hass in den Augen, dass ich ihn noch mehr fürchtete als zuvor. 

Gerade wollte Er Killian mit einem festen Tritt ins Gesicht treten, doch ich kam ihm zuvor und er stoppte in seiner Bewegung. Es war als hätte ich ihm aus einer kurzen Trance gelockt, solch eine die ich auch schon erlebt hatte und dabei Lucian selbst fast getötet hätte. Sein Gesicht bekam wieder die Menschlichkeit die mir besonders bei ihm auffiel und seine Glieder wurden schwach. 

>>Wir sehen uns...<< Hauchte er mir zu und drehte sich wieder einmal zum Fenster um. Dieses Mal war er aber völlig neben sich, und es schien auch so als sei er etwas enttäuscht und überrascht über sich selbst. Mein Blick schwang zuerst über den verwundeten Killian, dann über Lucian der sich gerade zum Sprung aus dem Fenster bereit machte.

>>Warte!<< Zögernd schaute er zurück zu uns beiden. Ich die keinen einzigen Kratzer hatte und Killian der in dem Augenblick mit dem Kopf auf meinem Schoß lag, und aus allen möglichen Wunden Blut strömte. 

Ehrlich gesagt, war ich mir selbst nicht sicher was ich von ihm wollte. Doch hatte ich das Gefühl, dass ich ihn nicht so unsicher hätte gehen lassen durfte. Mir war sein Wohlergehen wohl doch wichtig gewesen, obwohl es Falsch war. Nach einem stillen Seufzer begann ich schlussendlich zu reden. Und obwohl sich die Worte merkwürdig und unpassend anhörten, weiteten sich trotzdem seine Augen und er hatte sich schlussendlich wieder ganz zu mir umgedreht. 

>>Danke Lucian, dass du mich verteidigt hast...<< 

>>Gerne.<< Wie aus heiterem Himmel war seine Stimmung lächerlich nun glücklich gewesen und er lächelte mich an. Natürlich spiegelte seine Lache wieder Hinterlistigkeit wieder, doch ich wollte das in dem Augenblick gar nicht sehen und versuchte ebenso zu lächeln. Hätte ich das viele Blut nicht auf meinen Beinen gespürt, dann hätte ich ihn jetzt noch die entscheidende Frage gestellt, 'Wieso er mir seine Schwester gab' doch die Zeit reichte einfach nicht aus, und ich konnte meinen Killian - egal welche Fehler er auch weder in naher Zukunft noch heute begann, nicht einfach ignorieren und seine Hülle verbluten lassen. Langsam begann ich Killians Hülle zu streicheln und ging schon davon aus, dass Lucian nun wortlos verschwinden würde, aber er fügte noch einen Satz hinzu, der mich stutzig machte. 

>>Mary, interessant...Du nimmst deine Gefangenschaft also an...<< 

Im nächsten Moment war er auch schon verschwunden und zurück blieb bloß ein eisiger Wind der mich zum Frösteln brachte. Also tat ich laut Lucians Worten etwas, was ich schon wieder nicht selbst entschied. Hatte er dass damit gemeint? Dass ich durch meine Liebe zu Killian unkontrollierbar zu dem Vogel wurde, den Lucian im Beispiel erwähnt hatte? 

>>Killian...<< Murmelte ich seinen Namen traurig und streichelte ihn über die Haare. Ich wusste überhaupt nicht wie ich reagieren sollte und konnte mir auch kaum vorstellen, dass Killian mit seinen vielen Leben die er bereits für seine Macht missbrauchte jetzt einfach starb. Anderer Seits waren die Wunden so groß, dass man sie nicht mehr stoppen konnte. Nun wollte ich die Hand wieder von ihm gleiten lassen, doch da hörte ich ein kleines stilles Stöhnen und ich legte automatisch wie ein Hund meine Hand wieder zurück auf sein schönes durcheinander geworfenes Haar. Wie aus dem Nichts krallte sich plötzlich einer seine Hände an meinem Arm fest und ich konnte beobachten wie die vielen Narben, langsam - ganz langsam wieder heilten und sein Brustkorb wieder auf und ab ging. Was mir zuvor nicht einmal aufgefallen war, dass er es nicht mehr getan hatte. Erleichtert sackte ich ein Stück in mir zusammen und eine Träne fiel auf sein wunderschönes Gesicht. Es war das erste Mal gewesen, dass ich meinen schlauen und starken Freund in einem solch einem schlechten Zustand sah. Und natürlich hoffte ich, dass es das letzte Mal war! 

 

 

>>Schon wach?<< Fragte ich ihn mit einer Kaffeetasse in der Hand, und dem Sonnenschein im Rücken. Es hatte zwar die ganze Nacht gedauert, bis er seine Augen geöffnet hatte, aber ich war froh endlich in sein waches Gesicht blicken zu können und küsste ihm derweil auf seine Stirn. In seiner Abwesenheit hatte ich mich daran gemacht, ihn in die Küche zu schleppen und hatte ihm auf zwei Stühlen platziert. Währenddessen ich ungeduldig auf sein Erwachen wartete und immer wieder auf seine Rippen starrte. Gut, ich gebe zu, dass ich nebenbei Kaffee gekocht und leicht gefrühstückt hatte. Inzwischen hatte er auch nicht mehr den leisesten Kratzer, was mich wiederum noch viel erleichterter machte. 

>>Ja, ich hatte einen schönen Traum...Von dir.<< Um meine Überraschung zu überspielen, nickte ich verlegen und starrte in die Tasse mit dem heißen Kaffee. Natürlich wollte ich nicht wissen, was er geträumt hatte, obwohl es mich insgeheim doch etwas interessierte. 

>>Du musst mir verzeihen!<< Schoss es nun wie aus der Pistole geschossen aus ihm heraus und unsere Blicke trafen sich schnell. Wobei ich meine Augenbrauen verwundert hochgezogen hatte und von seinem einen Auge zum anderen wechselte. 

>>Was verzeihen?<< Fragte ich ihn nun gezielt. Meine Frage war auch berechtigt, er hatte mich zu dem gemacht, was ich im Moment war und dazu gehörte nicht nur eine schlimme Sache, sondern gleich Mehrere. Jetzt stemmte er sich auf, damit er mit mir in einer Augenhöhe war und legte seine Hand mit einem schmerzvollen Blick an sein Kinn. 

>>Ich würde am liebsten Alles meinen, was ich dir angetan habe. Aber du könntest mir nicht verzeihen, dazu würde mir das Recht fehlen DAS anzufordern. Doch vergib mir bitte nur, dass ich dich deiner Freiheit beraubt habe...Ich... - <<

>>Killian, das braucht Zeit bis ich das alles verkraftet habe. Aber es werden keine Wochen sein, sondern Jahre.<< Unterbrach ich ihn in einem bedrückten Ton und schaukelte den Inhalt der Tasse hin und her. Für mich hatte er überhaupt kein Recht irgendetwas davon auch nur in Erwägung zu ziehen, dass ich ihn verzeihen könnte. Das müsste ich vor allem aus freihen Stücken und nicht weil ich darum gebeten wurde tun. Außerdem sollte ich ihm einer der schlimmsten Sachen verzeihen, und das könnte ich nur, wenn er mir die Freiheit zurück geben würde... Doch jetzt wurde mein Gesicht wieder freundlich und ich blickte ihm halb lächelnd in die Augen und sprach scharmant. 

>>Doch da uns die Ewigkeit bleibt, sind die Jahre im Grunde genommen auch nur Stunden!<< Jetzt legte ich meine dünne Hand auf seinen Oberkörper und übte leichten Druck aus. >>Und jetzt ruh dich noch ein bisschen aus, du hast schließlich noch genug Zeit dich mit mir zu unterhalten!<< Inzwischen drückte sein Rücken schon wieder gegen das weiche Polster unter seinem Körper und er musterte mich bloß verwirrt. Natürlich durfte er verwirrt sein, da er doch ein Dämon war und so etwas wie Bettruhe wahrscheinlich nicht einmal mehr in seinem Wortschatz existierte, aber das war vollkommen egal! Denn mir war bewusst, dass ihn einige Knochen noch schmerzten, wie Beispielweise sein Kiefer.

>>Willst du ein Kaffee?<< Fragte ich stöhnend und war schon zur Kaffeemaschine geeilt. Dieser schüttelte seinen Kopf und schien zu spüren, dass ich es nur gut mit ihm meinte, wobei sein verdutztes Gesicht wich und sich in ein warmes Lächeln verwandelte. 

>>Nein, danke...<< Meinte er, so als habe er schon längst seine unmögliche Bitte an mich vergessen und drehte sich auf die Seite um mich besser beobachten zu können. Meine Hand, die in der Zwischenzeit schon auf einen Knopf gedrückt hatte, stoppte sofort und ich drehte mich in seine Richtung. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Nurie auf und schmiegte sich an meine Beine. 

>>Na?<< Ihr entglitt ein leises Knurren und sie schloss genießend die Augen als ich ihren Kopf tätschelte und sie auf meinen Arm nahm. >>Wo warst du gestern nur, als das ganze Chaos passiert war?<< Flüsterte ich ihr zu, in der Hoffnung das Killian es nicht wahrnehmen würde. Aber natürlich hatte er meine Worte gehört, vor allem da seine ganze Aufmerksamkeit mir galt. 

>>Hat sich bestimmt versteckt.<< Antwortete er grinsend und wusste anscheinend genau, dass diese Worte nicht für ihn bestimmt waren. Mein genervter Blick überflog ihn für ein paar Sekunden, dann war meine ganze Aufmerksamkeit aber wieder meiner Katze zugewand. 

Ihre Augen strahlen regelrecht in der Vormittagssonne und zauberte auf meinen Lippen ein verträumtes Lächeln. Mit ihr auf dem Arm machte ich mich nun daran den Kühlschrank auf was Essbares für die Katze abzusuchen, und fand schlussendlich eine teuer wirkende Wurst, in der noch zwei dünne Scheiben übrig geblieben waren. Wohl wissend dass Killian mich noch immer verschlafen beobachtete, und anscheinend nichts dagegen hatte, dass ich die Wurst aufbrauchte, indem ich sie vor das niedliche Gesicht meiner Katze legte und mich insgeheim etwas über den Geruch ekelte. Da der Geruch von diesem Fleisch sehr stark schien. 

>>Hach...<< Stöhnte ich, aber konnte meinen Blick nicht von meiner Katze abwenden und musste wie gebannt das Fleisch mustern. Wie einfach es noch war, als ich einfach eine Dose Katzenfutter heraus holen konnte und sie schon zufrieden war. Das erinnerte mich sofort an den Tag als ich meine Mutter in diesem miesen Zustand gefunden hatte, und meine Katze vergebens versuchte zu füttern...

 

Ich glaubte es war höchste Zeit einmal wieder etwas Normales erledigt zu haben und machte mich entschlossen für einen kleinen Einkauf fertig. Killian hatte mir beteuert, dass es ihm schon wieder besser ging und stand nun angelehnt im Türrahmen und folgte mit seinen Augen meinen Fingern. Die zuerst vom Kleiderhaken zu meiner Jacke fuhren, dann zu meinem Schal und schließlich zur Haustür.

>>Und du bist dir sicher, dass ich nicht mitkommen soll?<< Fragte er mit einem Anflug von Misstrauen und Besorgnis. Entschieden hatte ich einfach mit dem Kopf genickt und hielt es für unnötig ihn noch einmal anzuschauen. 

>>Succubus hin oder her, ich brauche keine Leine!<< Dann war die Tür auch schon zugefallen und ich begab mich in die eiserne Kälte, und wäre ich kein Dämon gewesen, hätte ich mich doch wieder um entschieden und hätte mich ins Haus geflüchtet. So war die Kälte auszuhalten, auch wenn sie dem Menschen gar nicht gut tat. 

 

Als ich dann den langen Weg Zufuß von Killans Haus in die Innenstadt bestritten hatte, blieb ich kurz stehen und musterte die vielen bunten Lichter. Die meisten Geschäfte zierten Gelanden und auch schon das wollig warme Licht einer Glühlampe machte die Schaufenster zu gemütlichen Plätzen, anders als der kalte getäfelte Boden dort draußen. Da hatte ich plötzlich Lust bekommen, einfach nur aus Spaß an der Freude meine früheren Lieblingsläden ein Besuch abzustatten. Dabei darauf bedacht, vielleicht ein paar schöne Anziehsachen zu ergattern! So wie früher immer! Na, was hieß früher - vor ungefähr zwei Wochen! Noch eine Weile war ich dort stehen geblieben, atmetete die Luft ein, ehe ich mich langsam fortbewegte und noch immer die Augen auf die farbenfrohen Geschäfte gerichtete hatte. 

Auf einmal vernahm ich von der Ferne einen kurzen Aufschrei und in der selben Sekunde wirbelten hunderte Blätter in meine Richtung, die von dem stark herschenden Wind getragen wurden. Elegant fing ich eins davon auf, was genau über mein Kopf schwebte und hielt es mir vors Gesicht. Auf dem Pergament war eine feuerrote Überschrift: Wir trauern um den mysteriösen Mord von Mary Melese und Sam Vanechest. 

Interessiert und mit ernster Mimik fuhren meine Augen die restlichen Worte ab. Es schien eine Einladung zu meiner und von dem Idioten Sams Beerdigung zu sein! Also hatte sich mein Tod bereits herum gesprochen, und war sicher schon der Hauptartikel einer Tageszeitung in unserer Kleinstadt geworden. Damit hätte ich wohl oder übel irgendwann rechnen müssen, und kam wohl nicht drum herum, dass meine Schule so etwas für die Queen einrichten ließ. Queen, so hatte mich sonst immer jeder genannt, doch die vielen Leute die ich oberflächig kannte und ausnutze waren nicht mehr da, und zurück blieb als ein-zigster Killian. Es war so ungewohnt den Namen zu hören! Jetzt ließ ich das Blatt sinken, da ich vor mir lauter Schritte wahrnahm. So unglaubwürdig es war, aber vor mir stand meine alte Klicke. Als erstes fiel mir Denise ins Auge, mit der ich noch als ein-zigste  von meinen Mädels ein paar Worte gewechselt hatte, bevor ich von dieser Welt verschwand. Sie hatte, ebenso wie die anderen Mitläufer jeweils zwei Haufen von diesen vielen Einladungen in dem Arm und bemühte sich gerade alle Zettel um mich herum aufzusammeln. Etwas überwältigt streckte ich ihr mein Blattpapier ins Gesicht, und wartete auf ihre Annahme. 

>>Ah, danke...<< Meinte sie beiläufig, ohne mich auch nur wirklich Wahr genommen zu haben. Als wäre ich Luft! Und dabei hatte sie früher immer um meine Aufmerksamkeit gekämpft und jetzt ignorierte sie Meine? Natürlich hatte ich einen anderen Körper, aber das musste nicht heißen dass sie alle anderen außer die Queen ignorieren musste! Plötzlich musste ich schlucken und ich biss mir auf die Lippen. Denn wenn man mein altes Ich genauer unter die Lupe nahm, hatte ich genau das selbe getan... Zögernd bemerkte ich anschließend noch ein Blattpapier unter meinem Fuß und hob es auf und gab es ihr erneut. Dieses Mal sagte sie gar nichts mehr und nickte nur noch. 

>>Mary, also ja?<< Fragte ich sie um ins Gespräch zu kommen, und musste innerlich über meine gezwungene Höflichkeit krampfhaft lachen. Jetzt hatte sich doch tatsächlich der Spieß umgedreht.

>>Ja, echt Schade.<< Mir gefiel ihr Ton absolut nicht. Ich hatte gedacht dass sie etwas mehr Mitleid mit mir zeigen würde, aber stattdessen hörte sich ihre Stimme beinah Schadenfroh an. Konnte aber auch sein, dass ich mir dass nur eingebildet hatte! Ich war anscheinend nicht die Einzige, die Alles und Jeden ausnutzte! Dachte ich mir total zornig, und verspürte den stillen Drang ihr ins Gesicht zu spucken. Auch wenn sich dass für eine Dame eigentlich gar nicht gehörte! 

>>Wie...war sie so?<< Kam eine erneut gezielte Frage aus meinen gezwungenen lächelnden Mund. Ich konnte die ganzen Mädchen früher schon nicht leiden, aber umso weniger sie versuchten einen zu umschmeicheln und viel mehr versuchten jemanden zu ignorieren, desto mehr Hass bildete sich gerade in meinem Kopf. 

Zwei andere Mädchen erhoben plötzlich ihre Köpfe und ließen beinah schon fast das viele Papier in ihren Händen los, wobei sie sich gegenseitig einen unsicheren Blick zuwarfen. Als sie allerdings von meinem arroganten Gesichtsausdruck Notiz nahmen, gingen sie schnell ihrer Arbeit weiter nach. 

>>Sie war die Queen der Schule.<< Jetzt ragte ihr Kopf wieder nach oben und wie dem Anschein nach hatte sie meine Anwesenheit gerade angefangen für interessant zu empfinden.

>>Oh, du bist gar nicht von hier...<< Stellte sie fest und legte dabei die Zettel viel zu ordentlich übereinander. Anschließend grinste sie mich mit einem Leuchten im Augen an und legte im noch selben Moment ihren Arm um meinen Hals. >>Ganz ehrlich: Sei froh, dass du erst jetzt in diese Stadt gezogen bist! Mary war nämlich die schlimmste Schlange die ich kannte! Und diese fand sich auch noch toll! Ist das nicht zu fassen? Und da war sie sogar nicht einmal die Einzige! Jeder Junge hatte feuchte Träume von ihr! Und was war mit mir? Ich hatte letztes Jahr zum Abschlussball einen vertrottelten Typen ausgeführt, dessen Brille seine Augen so groß wie zwei Elefanten machte!<< Sie ließ nach ihren absurden Worten kurz eine Pause und ihr Gesicht ähnelte langsam, dass von einer Schlange. 

>>Doch dieses Jahr, werden die Jungs mir Zu Füßen liegen, da dieses Hindernis aus dem Weg geräumt wurde.<< Wieder einmal merkte ich die stechenden Blicke von den beiden Mädchen hinter uns die unser Gespräch mit Argwohn belauscht hatten. Ich musste ihre Worte erst einmal verdauen! Natürlich war ich meines Wissens rücksichtslos und egoistisch gewesen, aber genau diese Eigenschaften verleite Mir Macht! Dass der Hass von meinen gefälschten Freunden allerdings solch einen Anmaß annahm, hätte ich mir nicht einmal in meinem Träumen denken können. Es überschüttete mich mit Trauer, Hass und Wut! Sonst hatte ich mich doch immer so geliebt gefühlt! Ich konnte immer zu diesem Leben abtauchen, wenn mein Leben Zuhause mal wieder mit der Hölle vergleichbar war! Jeder wollte mir gefallen und falls Derjenige mir nicht gefiel, gefiel er Keinem! Aber jetzt war ich außen vor, konnte die Hebel nicht mehr betätigen und stürzte bildlich gesehen ab. Schnell befreite ich mich aus ihrem Griff, bevor ich noch jemand mitten in der Öffentlichkeit in Stücke gerissen hätte. Außerdem ertrug ich ihre hinterlistige Gestalt nicht mehr länger in meiner Nähe, und schon gar nicht so nah! 

>>So schlimm, ja?<< Zischte ich schon beinah durch meine zusammengebissenen Zähne. Insgeheim bewunderte ich mich selber für meine Selbstbeherrschung. Die ich seid dem ich ein Dämon geworden war, nicht immer unter Kontrolle hatte. 

>>Total!<< Antwortete plötzlich eines der beiden Mädchen mit einer nervenaufreibenden Stimme und die beiden gesellten sich zu uns, zusammen mit einem Stapel Papier.

>>Ja, und jetzt sollen auch noch ausgerechnet wir diese bescheuerte Flyer verteilen!<< Stöhnte das Andere der beiden Mädchen und ließ ihren Blick über die Zettel fahren. Mir war der Name der Beiden völlig entgangen, aber das war auch kein großes Wunder, da ich mir die meisten Namen nie eingeprägt hatte. Sie waren einfach da: Puppe Nummer 23 und 24. 

>>Joline!<< Verknüpfte sich eine sechste Person (Ebenso nervig, wie die anderen) in die Unterhaltung und faltete ihre Hände übereinander. Wenn dieses Mädchen jetzt auch noch schlecht über mich anfangen würde zu sprechen, dann konnte ich tatsächlich für keine Sicherheit mehr garantieren. Mein inneres machte sich bereit auf einen unfairen Kampf - Doch zu diesem Kampf kam es nie, da durch das Mädchen das erste nette Wort über mich fiel. 

>>Jetzt seid doch nicht so hart!<< Beschwichtigte sie die anderen und ihr Blick richtete sich nun auf Mich. In der leeren Hülle die ich zuvor immer in diesem Mädchen gesehen hatte, entpuppte sich ein hübsches erwachsenes Gesicht. Was nicht wie von den anderen Spuren von Falschheit aufwies. 

>>Ihr müsst ihr Verhalten doch nachvollziehen können. Schon allein deshalb, weil ihr ihr alle nach eifert.<< 

>>Tun wir?<< Meinte Denise mit erhobenen Augenbrauen und stemmte ihre Hände in die Hüften. Diese Schlange wusste doch genau wovon das Mädchen sprach! Genau dass tat sie nämlich! Jetzt wo sie es erwähnte, fiel mir dass erst richtig auf. Und es widerte mich auf eine Art und Weise an, die mein Blut noch viel mehr zum Kochen brachte, mir wurde sogar schlecht! 

>>Ja!<< Völlig außer Kontrolle hatte ich dann dieses Wort Denise zugeschrien. Alle zuckten bei meiner gewählten Lautstärke unwillkürlich zusammen und mussten wohl erst einmal realisieren, dass es meine Worte waren. Ich, dass Mädchen was für sie so fremd wirkte! Dieses einzige kleine Worte schwang mit soviel Wut, Ekel und Kraft mit, dass es meine Gefühlslage sehr gut wiedergab. Nachdem sie also verstanden, wurden ihre Augen größer. Ich konnte ihre plötzlich mitschwingende Angst ebenso spüren, wie ich ihre schnellen durcheinander gehenden Herzen hörte. 

Als erstes hatte sich Denise wieder beruhigt und musterte mich nun langsam. Ich fühlte mich als würde ich wie ein Koffer geskannt werden. Doch ich wollte nicht länger nett wirken, da hatte ich meine Chance eh schon vertan, deshalb konnte ich ihn jetzt auch erst einmal meine Meinung mitteilen! 

>>Was starrst du mich so an?<< Fragte ich sie bissig und mit vollem Selbstbewusstsein. 

>>Äh...<< Aus ihrem neutralen Blick wurde langsam ein etwas Panisch wirkender. Sie schüttelte ihren Kopf und versuchte die richtigen Worte zu finden, die ihr aber einfach nicht einfielen. 

>>Sag mal...<< War jetzt die Frage von diesem nett ausschauenden Mädchen und betrachtete mein Gesicht. >>Bist du zufälliger Weise mit Mary Verwandt?<< Die Frage kam so plötzlich, dass sich mein Mund für eine Weile kurz öffnete. Ich hatte ja total außer Acht gelassen, dass mich meine Hülle Anfangs immer etwas an mich selbst erinnert hatte. Und dass mussten Diese jetzt wohl auch alle samt bemerkt haben! Na, toll! Aber vielleicht war dies der einzige, mir übrig bleibende Schritt den ich wagen konnte um meine Ehre Aufrecht zu erhalten. 

>>Ja, ich bin ihre Cousine!<< Erklärte ich kurz und knapp. Dabei fuhr ich mir durch mein Haar und ließ es durch die Luft wirbeln. Nur um ihnen noch einmal ganz deutlich zu machen, dass Ich etwas besseres war, als dieser Abschaum!

>>D-Dann...<< Stotterte eines der beiden Mädchen mit den vielen Zetteln in der Hand, und mich hätte es wirklich nicht mehr gewundert, wenn diese bald erneut auf den Boden landeten. Alle Anwesenden hatten momentan eine Gänsehaut bekommen und niemand wusste so Recht, ob er gleich vor Scham sterben würde oder wegen mir, da mein kurzer katzischer Blick, der meinem eigentlichen unglaublich ähnlich sah allen zeigte, dass ich die gleiche Macht hatte wie meine 'Cousine'. 

Blitzschnell hatte ich mir jetzt Denise vorgeknöpft und zog sie an ihrem teuren Stoff in meine Richtung und sah sie ernst an. Mir gefiel ihr ängstlicher Blick, nichts daran war mehr hinterhältig! Und er widerspiegelte nur meine Macht, die ich in jedem Körper wohl haben würde - Egal ob ich die Queen war oder Bloody Mary!

 

 

Der Blutduft deiner Haare

Killian

 

Endlich! Die Klingel ertönte und ich nahm den Geruch meiner Gefährtin nach zwei Stunden Abwesenheit wieder wahr. Wie ein hungriges Raubtier riss ich die Tür auf und blickte Mary entgegen, meiner heutigen Malzeit! Sie hatte in beiden Händen eine Einkaufstüte und ging einfach wortlos an mir vorbei in die Küche. Dass sie mein Benehmen für merkwürdig hielt spürrte ich, doch meine Erleichterung darüber, dass sie wiedergekommen war, konnte ich einfach nicht verbergen! Ich blieb kurz im Türrahmen stehen und beobachtete sie weiter von hinten. Ich war wirklich glücklich über ihr wiederkehrendes Erscheinen. Manch eine andere hätte bei mir vermutlich die Flucht ergriffen. Dass sie dies nicht tat, konnte aber auch an meinem Amulett liegen. Als nächstes wollte ich mich wieder neben ihr platzieren. Ehe ich aber Platz genommen hatte, schmiss sie mir einen saftigen Kohlkopf gegen den Bauch, welchen ich sofort reflexartig auffing. Erst war mein Blick noch auf das Gemüse gerichtete, dann fuhr er ganz langsam hoch zu Mary. 

>>Wenn du nichts besseres zu tun hast, kannst du mir auch gleich beim Einräumen helfen.<< Brummte sie genervt und knallte noch mehr Gemüse auf die Theke. Da fragte ich mich wirklich heimlich, wer dass alles essen sollte? Ihre Katze? Wo ich gerade an Nuriele gedacht hatte, holte Mary zwei große viereckige Schachteln aus der Tasche, auf dem eine graue Katze abgebildet war, die in einem unendlich lilanen Raum zu sein schien und vor ihren Augen nur ein einziger Napf mit braunen Körnern stand. 

Wie als hätte Nuriele darauf gewartet, lief diese auch schon direkt aus ihrem Versteck an mir vorbei und miaute einmal kurz laut, damit Mary sie beachtete. Welche gerade immer noch damit beschäftigt war, ihre Taschen zu entleeren. Doch bei ihrem Laut plötzlich inne hielt und ihr ein leichtes Lächeln schenkte. Ironisch dachte ich, dass ich vielleicht auch einmal wie eine Katze miauen sollte, damit ich ebenso wie Nurie Marys Aufmerksamkeit bekam. Jetzt erinnerte ich mich an Marys Wunsch, und ging ihn nach. Anders als mein Wunsch an sie, mir zu vergeben war dies eine Sache die man auch tatsächlich tun konnte! Bei dem ganzen Gemüse suchte ich mir erst einmal Sachen heraus die in den Kühlschrank mussten. Schon eigenartig wie das Szenarium auf mich wirkte: Wie ein frisch verheiratetes Ehepaar. Die Stille die eingetreten war, wurde die ganze Zeit durch das lebendige Rascheln der Tüten unterbrochen und so empfand ich sie gar nicht als besonders schlimm. Ganz im Gegenteil, es konnte nur wieder bedeuten, dass wir nicht einmal Worte brauchten und uns auch so verständigen konnten.

Als ich gerade dabei war die letzte Käseverpackung aus der Tüte zu kramen um sie in den Kühlschrank zu legen, ging Mary dicht an meinem Rücken vorbei und hielt bei der Spüle an, die gleich neben mir war. Sofort war mir nun etwas aufgefallen, was ich zuvor überhaupt nicht bemerkt hatte. Wegen den viele Gerüchen die sie an sich trug. Doch unter diesen war auch menschliches Blut, dass ich nun ganz deutlich riechen konnte. Sie hatte doch nicht...? Ich schüttelte meinen Kopf und drehte mich mit weit aufgerissenen Augen zu ihr um. 

>>Du hast es also bemerkt...<< Flüsterte sie in einem traurigen Ton, ohne mich direkt anzusehen. Natürlich hatte ich es bemerkt! Solch einen Geruch konnte man als Dämon nicht übersehen! Ohne wirklich die Worte zu finden lehnte ich mich nun an, und hatte dieses Mal einen wirklichen Grund sie besorgt anzuschauen. Mir gingen viele Theorien durch den Kopf, von wem das Blut hätte sein können. Es fing an mit Lucian und endete mit einer unfreundlichen Verkäuferin. Hoffentlich hatte sie unserer Tarnung nicht gefährdet, oder irgendwelche Verletzungen davon getragen!

>>Ganz offensichtlich wolltest du dass ja...<< Betonte ich ihre Absicht, die wirklich mehr als auffällig war. Und doch sehr geschickt gestrickt. Sie machte den Wasserhahn an und starrte in das klare Wasser, was sich in der Spüle sammelte und anschließend von weißem Schaum überdeckt wurde. Sie war sich ihrer Schuld bewusst, doch hatte ich das Gefühl dass es ihr nicht wirklich Leid tat. Zumindest verrieten das ihre Augen. Ihr Mund allerdings war traurig gesenkt und ich konnte bei genauerem Hinschauen sehen, dass ihr ganzer Körper zitterte. Entweder hatte sie den Vorfall  noch immer vor Augen, oder aber sie hatte Angst vor den Konsequenzen. Nun blinzelte sie für eine Sekunde in meine Richtung, wand ihren kalten Blick aber wieder ab und wollte gerade damit beginnen ihre Hände in das warme Wasser zu tauchen. Meine Augen stoppten bei ihren Fingernägeln, die noch immer ein paar Blutflecken aufwiesen, und mir dabei die Szenerie in den Kopf kam, wie sie es wohl angestellt hatte. Bestimmt hatte sie der Person mit den Fingernägeln die Kehle aufgeschnitten. Was sich in der ersten Sekunde ziemlich absurd in meinem Kopf angehört hatte, doch Mary war dazu auf alle Fälle in der Lage, sobald sie ihre Kontrolle einmal verloren hatte. 

Blitzschnell hatte ich plötzlich nach ihrer Hand gegriffen und ihr mit einem schaudernden Blick in ihre emotionslosen Augen geschaut. Ich hielt ihre Hand dabei so fest, dass sie gar keine Chance mehr hatte, sie in das Wasser einzutauchen und so ihre Spuren zu verdecken. 

>>Mit den Fingernägeln, also?<< Wollte ich von ihr wissen, weil diese genervte Ruhe in ihr mich langsam ebenso unsicher machte. Sie zog es vor, sich nicht aus meinem festen Griff zu befreien und verweilte einfach in ihrer Haltung, mit dem Gesicht auf unsere kreuzenden Hände gerichtet. 

>>Lass mich los...<< Fauchte sie leise. Die Worte klangen so als wolle sie mir drohen. Und ich hoffte, dass ihr noch immer bewusst war, wie stark ich im Gegensatz zu ihr war. Vor allem hatte ich auch keine Lust, auf einen Kampf mit meiner Mary, wobei Dieser eh unfair enden würde. 

>>Also, wirklich!<< Waren meine Worte ebenso leise und an mich gerichtet und ließ ihre schöne Hand dabei los. Ich wusste ja das es von Anfang an eine schlechte Idee war, einen unerfahrenen Dämon ganz alleine unter Menschen zu schicken, und hätte auch mit den Folgen rechnen müssen. Wäre sie nicht so standfest geblieben, dann hätte ich ihr das auch verboten. Doch ich musste ihr wohl oder übel ein wenig Freiraum schenken, weil sie ihre gewollte Freiheit ja an mich verloren hatte. Wenigstens ein bisschen Verständnis sollte sie dadurch in meinen Augen sehen. Aber es kam, wie es kommen musste! 

In meinen Gedankengang hatte ich überhaupt nicht bemerkt, dass ihr Blick wieder ein kleines bisschen Sanfter wurde und sie mir anschließend einen kurzen Kuss auf die Wange gab. Sehr perplex hatte ich sie dann nur angesehen und konnte mich nicht mehr von der Stelle rühren. Mary schüttelte verschmitzt den Kopf, und wäre ihre Art plötzlich nicht so locker geworden, dann hätte ich ihr zu dem Mord an einem Anderen auch ein paar Takte gesagt. Doch mir war das verlorene Menschenleben dabei überhaupt nicht wichtig gewesen, es ging mir nur um ihre Sicherheit! Schließlich konnte ich ihr Handeln nachvollziehen, da ich mich eine Zeit lang auch an Menschen vergriffen hatte. Allerdings befanden sich über diese Erinnerungen schon Spinnenweben, so lange schien es für mich her zu sein. Irgendwie war ich aber trotzdem von ihrer Leichtigkeit verwirrt, wo sie mir sonst doch immer in solchen Situationen als sehr mitfühlend vorkam. 

>>Killian.<< Setzte sie an, und wie jedes Mal, wenn sie meinen Namen erwähnte bekam ich eine kleine Gänsehaut. >>Ich habe niemanden das Leben genommen.<< 

Ab da konnte ich nur noch verwirrter erscheinen und wusste gar nicht so Recht was ich darauf hätte antworten hätte können. >>...Was ist mit dem Blut?<< Fragte ich kleinlaut und wusste bereits dass sie selbst dafür eine plausible Erklärung parat hatte. 

>>Nennen wir es einfach eine kleine Racheaktion.<< Meinte sie, wohl darauf bedacht dass ich nicht weiter nachfragen würde, aber ihre Antwort war zu allgemein! Das konnte schließlich bedeuten, dass ein Mensch noch lebte und sie ihrem wütenden Zustand mitbekommen hatte und das würde unsere Fassade zum Einstürzen bringen! Mir kam der Gedanke in den Kopf, dass ich sie nie wieder allein nach draußen lassen würde, wenn sie mir jetzt erneut ausweichend antworten würde. 

>>War der Mensch sehr verletzt?<<

Wieder ein Kopfschütteln. Doch dieses Mal blickte sie mir in meine Augen, und ich konnte von ihr die Enttäuschung spüren, die sie gerade für mich empfand. Ich konnte mir nur denken wieso!

>>Hast du wirklich so wenig Vertrauen in mich? Ich habe mich wie ein ganz normales Mädchen geprügelt. Keine Sorge - Man wird mich nur als die Cousine von Mary ansehen, die ihre Familie beschützen wollte!<<

>>Oh...<< Beschützen? Hatte jemand ihr Unrecht getan, dass sie so reagierte? Dass musste es sein! Schließlich konnte sie ja nicht einfach jemanden grundlos angreifen. Bemerkenswert, im Gegensatz zu meinem früheren Ich. 

>>Du hättest mich auch rufen können!<< Riet ich ihr lächelnd und legte meine Hand, so vorsichtig wie es mir möglich war auf ihre Schulter. Innerlich wusste ich natürlich wie ihre Antwort lautete, denn Mary war immer schon auf sich allein gestellt. Dass würde meine Anwesenheit auch nicht ändern. 

>>Ich kann gut selbst auf mich aufpassen.<< 

Bei ihren taffen Worte nickte ich gespielt. Obwohl ich genau wusste, dass selbst eine Kriegerin irgendwann jemand hatte, der sie beschütze. Und mein Ziel war es, genau dieser für sie zu werden!

 

Die erfüllten Träume

Wir waren den ganzen Tag schon zusammen gewesen, und bis auf die kleine ernste Unterhaltung heute Morgen, verhielten wir uns merkwürdig ruhig. Lachten und kochten zusammen. Aber als die Sonne bereits untergegangen war und der Mond seinen Höhepunkt fand, da hielt ich diese Nähe nicht mehr aus und zog mich ins Badezimmer zurück. Mir war die Schauspielerei für heute Zuwider! Dachte ich mir seufzend und setzte mich auf die Kante der Badewanne. Denn ich hatte einen Fehler begannen, einen furchtbaren Fehler und war viel zu von mir selbst überzeugt um das ich ihn hätte zugeben können...Nicht nur hatte ich den ganzen Tag mit einer Lüge verbracht, nein ich hatte auch ein Menschenleben gelassen! Wobei ich auch noch zu feige war, Das zuzugeben! Und wenn Killian einmal davon mitbekommen würde, wer weiß ob er mir dann das nächste Mal sogar mit ins Badezimmer folgen würde. Dass konnte ich mir, bei seinem ganzen Klammern sehr gut vorstellen! Etwas schlimmeres konnte ich mir entwischen bei ihm nicht mehr vorstellen. Denn ich hatte das starke Gefühl, dass er wie geblendet von mir wurde, und meine Fehler einfach so hin nahm! Leider war ich mir sicher, dass ich mir irgendwann bei seinem Beisein unbewusst über das Geschehen den Kopf zerbrechen würde, und er meine Gedanken mit Leichtigkeit spüren würde...! Wie konnte ich nur so handgreiflich gewesen sein, und hatte ihr auch noch die Kehle aufgeschlitzt?! Das einigst Gute daran war wohl, dass ich dass alles ohne Zuschauer erledigt hatte. Nachdem ich sie in eine Gasse geschleppt hatte, und den Mädchen aus meiner alten Clique erzählt hatte, ich müsse mit ihr ein kleines Wörtchen reden. Doch dass schlimmste schätze ich, war noch die Entsorgung der Leiche. Ich war völlig in Panik gewesen und hatte sie einfach in den nächst besten Fluss geworfen! Dass ihre Leiche also in den nächsten Tagen gefunden werden würde, war kein Zweifel! 

Müde stand ich auf und betrachtete meinen geliehenen Körper im Aufhänge-spiegel vor mir. Für die Polizisten und Detektive die den Fall übernehmen würden, war es sicher einfach Eins und Eins zusammen zu zählen, nach dem sie die Mädchen befragt hätten. Schließlich war ich die letzte die mit ihr gesprochen hatte... Aber wieso machte ich mir Sorgen? Das Mädchen in dem ich steckte kam aus einer anderen Stadt, und so war es schwieriger, aber leider auch nicht unmöglich sie aufzuspüren. Aber wenn sie dann noch erfahren würden, dass sie ebenso verschwunden war, dann hörte sich das in den Ohren der Spürnasen sicher nach einer Verschwörung an. Und -

>>Marry? Bist du im Bad?<< Hörte ich plötzlich Killians warme Stimme vor der Tür, die ich zur Sicherheit abgeschlossen hatte. Ertappt drehte ich mich um und krallte meine Hände ins Waschbecken, was sich an meine Hüften schmeichelte. 

>>J-Ja.<< Krähte ich immer noch unter Schock. Wobei ich mir nicht im Klaren darüber war, dass genau dieser Schock Killian zum schmunzeln brachte. Mit schnellen Schritten ging ich nun auf die Tür zu und öffnete sie etwas zittrig. 

>>Ich wollte mich nur etwas frisch machen...<< Antwortete ich auf die Frage, die er mir eh im nächsten Moment gestellt hätte. So gut kannte ich ihn, nach der ganzen kleinen Ewigkeit schon. 

>>Mitten in der Nacht?<< Fragte er misstrauisch und ließ seinen Blick hinweg über meinen Kopf gleiten um in das hell erleuchtete Badezimmer sehen zu können, dann aber wieder zurück zu mir. Mit Leichtigkeit lehnte ich mich nun an den Türrahmen an und nickte listig. Seine Frage war leider vollkommen berechtigt! Ich hätte mich das gleiche gefragt, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. 

>>Ich hatte einen Albtraum...<< Log ich ihn schulterzuckend an. Er durfte auf keinen Fall bemerken dass es eine Lüge war! Auch wenn ich viel zu Müde war um glaubwürdig zu wirken. Mir fielen die Augen ja sogar schon die ganze Zeit zu. Ich war ins Badezimmer gegangen um Abstand zu bekommen, selbst wenn wir nicht im gleichen Raum geschlafen hatten. Und ich immer noch auf der Couch im Wohnzimmer, was ich beim vorletzten Streit beteuert hatte.  Abstand um nachdenken zu können, ohne Angst zu haben dass Killian meine Gedanken spüren würde. 

>>Wenn du mich gestattest...<< Ich erhob mich von meiner Anlehne und ging an ihm vorbei zurück zu meinem Schlafplatz. Dieser hatte mir einfach nur hinterher gestarrt und fragend mit dem Kopf geschüttelt. 

 

 

An dem darauf folgenden Tag bemerkte ich schon bei meinem Erwachen, dass etwas auf mich zu kommen würde. Ob es sich um Killian handelte, oder ob die Leiche wohl gefunden wurde konnte ich natürlich nicht deuten. Schließlich war ich keine Hellseherin, auch wenn mir diese Fähigkeit ab und an den Tag gerettet hätte. Dann wäre ich zum Beispiel erst gar nicht auf die Feier gegangen, wo ich mein Leben in einem Teich ließ. Oder hätte mich nie dazu entschieden Killian näher zu kommen und ihn für mich zu gewinnen! Und ganz gewiss wäre es dann nie zu dem Mord an Denise Prussiel gekommen! Ich setzte mich auf und musste sofort einen leichten Schmerz in meinem Rücken spüren. Das alte Sofa hatte mir also ganz und gar nicht gut getan. Aber natürlich war ich viel zu ein geschnappt um wieder mit Killians Bett zu tauschen - wobei er womöglich noch gefragt hätte, ob er nicht mit mir in einem Bett schlafen könne. Kopfschüttelnd schüttelte ich mir den Gedanken ab und legte meine Hand, mit der Handfläche innen auf meine Stirn und sah für einen Moment aus dem Fenster. Natürlich, Regen! Jetzt hielt ich es erst einmal für das Beste, mich fertig zu machen. Denn das ewige Grübeln über den Vorfall und dem Vertuschen darüber, erschwerte mir alles nur noch mehr. 

Mit einer edlen Bewegung zuckte ich aus meiner Tasche, die ich noch nicht ausgeräumt hatte, obwohl mir Killian einige Schränke einwilligte, ein dunkel rotes Oberteil und eine enganliegende schwarze Jeans. Dieses legte ich dann auf den Stuhl neben mir und begann noch einmal in der Tasche nach einer Jacke zu suchen. Zu dumm! Es ärgerte mich wirklich, dass ich keine Zeit mehr gefunden hatte Anziehsachen eingekauft zu haben. Da ich ja viel zu sehr damit beschäftigt war, mir das viele Blut abzuwaschen und die Spuren zu verwischen. Und dabei hatte ich mich dann auch noch unglaublich ungeschickt angestellt! Aber ich konnte es eh nicht mehr ändern! Mit dem letzten gedachten Satz beendete ich das Thema und wand mich von der Tasche um, zum Kühlschrank. Kramte danach etwas Gemüse aus dem Kühlschrank und ein paar Messer aus den Regalen. Auch wenn ich hier bereits drei Tage lebte, wusste ich nur was die Besteckschublade war und wo sich der Kühlschrank befand. Das andere war ja eigentlich unwichtig. Für mich war es ja schon schlimm überhaupt etwas Essen zu müssen, was ich in meiner wahren Gestalt eigentlich überhaupt nicht brauchte! Der Mensch hatte wirklich ziemlich viele Nachteile! 

Wie aus dem Nichts um schlängelten meine Beine plötzlich etwas Flauschiges. Wäre ich nicht in meine Gedanken vertieft gewesen, hätte ich auch sofort bemerkt dass es nur Nurie war, die mich begrüßte. Aber ich musste natürlich geschockt aufschreien und hatte das Bein weggezogen. Mir kam es langsam wirklich so vor, als würde ich mich wieder zurück zu einen Menschen verwandeln, wenn ich sogar die Schritte meiner Katze überhört hatte. 

>>Du bist es!<< Stellte ich erleichtert fest und hatte mich auf einmal so gefühlt, als sei ich zuvor in eine Trance gefallen. Wenn ich heute noch den ganzen Tag immer wieder über etwas nachdenken würde, und mich nebenbei so ungeschickt anstellte dann würde meine Tarnung heute schon auffliegen. War mein erster klarer Gedanke, und ich strich Nuriele mit einem Finger über die Nase, nachdem ich mich zu ihr herunter gebückt hatte. 

>>Guten Morgen, meine Schöne.<< Begrüßte mich jetzt ebenso Killian. Nur dass dieser echte Worte benutzte, die mich umschmeichelten. Nun verharrte er für einen Moment auf seiner Stelle, wobei er sich wahrscheinlich gerade versuchte ein Bild von meinem heutigen Morgen zu machen. 

>>Möchtest du auch etwas?<< Fragte ich ihn dann und hielt es für unnötig ihn richtig in die Augen zu schauen. Da ich viel zu sehr damit beschäftigt war, das Fell meiner Katze glatt zu streicheln. Und gleichzeitig wollte ich nicht, dass er an meinen Blick etwas merkwürdiges endeckte. Denn mir war schon länger aufgefallen, dass meine Fassade zuerst nur gebröckelt hatte, doch inzwischen schien es mir unmöglich, noch ein gespieltes Lächeln aufzusetzen. Nachdem ich meine ganze übrig gebliebene Kraft in den gestrigen Tag gesteckt hatte. 

>>Etwas?<< Wiederholte er mein Wort und ich nahm im Augenwinkel war, wie dieser sich auf die andere Seite von Nurie und mir hockte und uns beide musterte. Erneut hatte er dieses verträumte Lächeln im Gesicht, und wäre ich mir seiner Kraft nicht bewusst, hätte ich ihn dort für einen ganz normalen Menschen gehalten. Auch er fing nun langsam an meiner Katze durchs Fell zu fahren, ohne den Blick von mir abzuwenden. Doch das gefiel Nuriele absolut nicht und sie stand sofort wieder auf und verließ uns beiden mit einem leisen Fauchen. Es war merkwürdig gewesen, aber für meine Katze musste Killians Berührung anscheinend wie ein Angriff wirken und so wich sie ihm immer aus. Verdutzt hatten wir der Diva noch kurz hinter her geschaut. Und wo sich Killian schon wieder mir zu gewandt hatte, waren meine Augen noch immer abweichend auf einen beliebigen Punkt in Nuries Richtung fixiert. 

>>Was ich möchte, bist nur du allein.<< Beendete er nun nach kurzem Schweigen seinen Satz. Sanft hatte er dann eine Hand unter mein Kinn gelegt und meinen Kopf leicht in seine Richtung gezogen. Dabei hatte er dann so plötzlich seine Lippen auf meine Wange gelegt, dass mir keine Gelegenheit blieb ihn zu stoppen. Denn was ich im Moment als letztes wollte, war sein Kuss. Ich hatte ihn mitten ins Gesicht gelogen, und dass er dann meins küsste, war in meinen Augen falsch. Doch das erste Mal, lag es nicht an ihm, sondern an mir. Diesen Fehler hatte ich begannen. Aber sobald er davon mitbekommen würde, dann hätte er ganz sicher die Schuld bei sich gesucht. Aber ich konnte ihm jetzt auch nicht mehr ausweichen. Denn wenn ich ihm die Wahrheit schon nicht beichten konnte, dann sollte ich auch alles geben um es weiter wie mein kleines schmutziges Geheimnis zu wahren. Und es wäre mehr als merkwürdig, wenn ich nach einem schönen Tag mit ihm, plötzlich ohne 'Grund' ausweichend reagieren würde. Seine Lippe löste sich wieder von mir und sah mich mit seinen grünen Augen an. Diese Augen an die ich mich inzwischen sogar schon gewöhnt hatte, und auch wenn sie völlig unpassend für Killian waren, fand ich sie unglaublich anziehend.

>>Und dass habe ich schon bekommen.<< Hauchte er in mein Ohr, als er sich noch einmal zu mir nach vorne gebückt hatte. Meine Mundwinkel gingen ein kleines Stück nach oben. Seine Worte wirkten auf mich erneut, als würde er mir ohne ein schlechtes Gewissen eine Leine um den Hals schlingen. Aber im Moment musste ich dieses Problem vorerst beiseite schieben, da ich ein Viel größeres hatte. Was ihn mal wieder genauso betraf, nur würde es ein Stück verändern. Dadurch würde er die Schlingen nur noch fester ziehen, bis mir schlussendlich die Luft blieb und ich einem qualvollen Tod erleiden würde. 

>>Dein Herz schlägt schnell..<< Flüsterte er plötzlich und sein sinnliches Gesicht wich meinem Ohr. Tatsächlich hatte ich mich wirklich gar nicht mehr unter Kontrolle! Jetzt waren es nicht meine Gedanken die auffällig wirkten, obwohl sie dass ja auch waren, sondern mein Herz. Welches ich natürlich überhaupt nicht kontrollieren konnte! 

>>Wegen deiner Anwesenheit...<< War schon wieder eine Lüge aus meinem Mund. Nur dass diese ihn dieses Mal schmeichelte. 

>>Es ist nicht nur dein Herz, auch Meins schlägt schneller - oder zumindest das von dem Jungen.<< Kurz konzentrierte ich mich auf seine Brust, um auch seinem Herzschlag lauschen zu können. Was ich immer sehr gerne hörte - Und tatsächlich, im Gegensatz zu Sonst schlug sein Herz um einiges schneller. 

>>Wow...<< Entglitt es mir doch glatt. Schnell hatte ich mir die Hand vor das Gesicht gehalten, damit er meine Röte bloß nicht erkennen konnte. Denn empfand ich es als sehr peinlich, dass ich ihm lauthals bewunderte und es war eigentlich auch untypisch für mich, dass ich so etwas überhaupt tat. Aber Killian wunderte sich nicht im Geringsten und nahm mit der gleichen Ruhe, die er die ganze Zeit in sich trug meine Hand in seine. Darauffolgend küsste er sie sanft. Ich weiß nicht ob es mir nur so vorkam, aber er hatte angefangen mit mir deutlich zärtlicher umzugehen! Leider musste das auch nicht unbedingt heißen, dass er es dabei belassen würde. Ich konnte mir auch schon gut vorstellen, wie rasend er bei meiner Lüge reagieren würde, sobald er es wusste. Also wäre spätestens dann, seine Zärtlichkeit nur noch reine Vergangenheit gewesen...Oh man!

 

 

Tatsächlich. Es war gekommen wie es kommen musste, es gab kein Hindernis mehr, welches dies noch verhindern zu versuchen konnte. Nun gab es keinen Ausweg, kein Nein. Ich wollte es auch schon längst nicht mehr unterbinden, es einfach geschehen lassen. Er wollte es genauso, dass sah ich in seinen funkelnden, sogar verlangenden Augen. Niemand hätte sich mehr dazwischen drängen können, unsere Lippen berührten sich. Immer und immer wieder, währenddessen er mich mit Leichtigkeit auf eine Wand zu steuerte und schlussendlich damit anfing meinen Hals zu küssen. Stöhnend zog ich seine Arme herunter zu meiner Taile, welche mich dann scharmant und viel zu zart umgaben. Er hätte mich dort wirklich fester anfassen können, was hatte er denn für Bedenken, dass er mich noch einmal tötete?

Dass war ja wohl ausgeschlossen. Seine Hände wanderten nun hinauf zu meinen Rückrad. Umso höher Sie wanderten, desto mehr begann ich zu zittern. Aber nicht wegen der Angst. Es war das Verlangen, welches mich dort überwältigte. Und meine innere Uhr um einiges schneller schlagen ließ. Seine Lippen waren bereits bei meinem Schlüsselbein angekommen, während seine flinken Finger die kleinen Häckchen meines BHs öffneten. In einer einzigen fließenden Bewegung tauschte ich dann die Position mit ihm, und zog zur selben Zeit meinen königsblauen BH hervor und schmiss ihn ohne große Beachtung zur Seite.

Mein Blick war auf Killians geschlossene sinnliche Lieder gerichtet, welche nun geöffnet auf meinen Reisverschluss blickten und dieser ganz vorsichtig eine Hand darauf legte. Doch ich ergriff sie rechzeitig, bevor er etwas unüberlegtes getan hätte. Die Zeit und der Ort waren perfekt, doch aber war er es der Raum nicht. Eine Küche hatte absolut nichts romantisches an sich, wenn sie von einem Mann geführt wurde, wie sie hier geführt wurde. So zog ich ihn in sein Schlafzimmer, und wir setzten unsere Nacht der Träume fort...

Unvergesslich

Sexy

Unvollstellbar

Atemraubend

Real

....

Wieso musste sich bloß der Gedanke des Selbsthasses dabei immer weiter ausbreiten? Oder besser, weshalb musste ich diesen Fehler begangen haben, und nicht er?

 

Die Wendung der Untoten

Wir wachten auf, zusammen - Hand in Hand. Noch immer schwirrten mir seine Berührungen von gestern Nacht durch den Kopf. Wie konnte ich davon auch je wieder los kommen? Es waren einfach viel zu schöne Erinnerungen, um dass ich diese aus meinen Kopf ausblenden könnte. Es fühlte sich dennoch aber auch so an, als hatte ich ein neues Kapitel in meinen Leben angeschlagen, und als wäre dies der Abschied von meinen unbeschwerten Leben gewesen. Nicht auszumalen, wie er mich behandeln würde, wenn...! 

Ein Kuss überdeckte meine Stirn und unsere Hände lösten sich nun ganz langsam voneinander, als er sich erhob und sich aufstemmte. Killian hatte dieses unbeschwere Lächeln im Gesicht, genau dieses fühlte sich erneut wie ein Tritt ins Gesicht an. Er hatte mir vertraut, ich ihn dafür aber zu wenig. Nun erhob ich mich ebenfalls und setzte mich neben ihn, währenddessen ich meinen Kopf ganz vorsichtig auf seine starke Schulter gleiten ließ. Ich liebte Killian, er liebte mich. Ich war seine Succubus, er mein Führer. Wir hatten miteinander geschlafen und waren uns so nah. Doch im Grunde genommen, war dies alles nur eine Fassade. Hätte ich nämlich nicht versucht, mit allen Kräften die ich noch besaß ihn von meiner durchschaubaren Lage abzulenken, wären wir erst gar nicht in diesem Bett aufgewacht. Natürlich wollte ich es zum Schluss auch, doch wer weiß ob ich dies wirklich wollte, oder doch meine 'Schatten' Seite. 

Killian und Ich verweilten noch für eine kleine Ewigkeit in dieser Position. Die Stille die uns umgab, hatte weder auf mich, oder auf ihn eine unangenehme Wirkung. Ganz im Gegenteil, es fühlte sich so an, als sei der ganze Raum mit Glück überflutet worden. Die Abendröte, die als einzigste noch ihre Spuren vom Tag hinter lassen hatte, erschuf ein warmes Licht, welches in unsere Gesichter schien. Bei genauen Zuhören konnte ich sowohl das Zischen des vorbeiziehenden Windes hören, der leise Atem von Killians Körper, wie auch die leisen Schritte die Nurie auf und ab ging, und sich nun vor die Tür platzierte. Es gab keinen Ort an dem ich im Moment hätte lieber sein wollen. Es fühlte sich einfach so rein an, und so... Perfekt. Das einzige was dieses Glücksgefühl auslöschen konnte, so dachte ich, war wohl allein meine Lüge gewesen! 

Oder auch nicht! 

Plötzlich vernahm ich ein merkwürdiges Geräusch in meinen Rücken, blitzschnell drehte ich mich um mich selbst und blickte mit großen Augen einer Person entgegen die mir leider gar nicht so fremd schien, und dazu auch noch das Fenster von Killians Zimmer zerstört hatte: Aita! Sollte er nicht eigentlich tod sein? War mein erster Gedanke, bevor mein Gesicht an Überraschung abbnahm und zu einem Ernsten schwenkte. Natürlich konnte er nicht ausgelöscht sein, denn schließlich war er es schon vor unserem Treffen! 

>>Hab ich dich!<< Rief er mir mit einem hasserfüllten Blick zu. Dann hatte er sich in 'Null Komma Nix' zu Staub verwandelt und seine wenigen Einzeltteile preschten auf mich zu. Panisch starrte ich nur in die Richtung meines erneuten Angreifers, welcher in weniger als in Fünf Sekunden nun genau vor meinem Gesicht stand. Ich konnte erst gar nicht so schnell schalten, sein Überfall war zu überraschend! Seine Miene war noch immer genauso finster, wie damals als ich ihm das Leben ausgeraubt hatte, oder auch nicht! Mich hätte wirklich jemand Vorwahrnen können! Doch dies war nun zu Spät!

Zögernd öffnete ich meinen Mund, und wollte ihn gerade eine Drohung an den Kopf werfen, aber ich wurde in wenigen Sekunden von Hinten gepackt, und meine Augen nahmen im nächsten Moment die Gestalt von Killian wahr. Welcher sich mutig, so wie immer vor mich gestellt hatte, sein Gesichtsausdruck ähnelte dem starken gegenerischen Dämon vor ihm sehr. 

>>Was willst du hier, Aita?!<< Zischte er, währenddessen er seine Hände zu Fäußten ballte und somit auch meiner Hand das Blut in den Adern stoppen ließ. Am liebsten wollte ich aufschreien. Doch wie erbärmlich würde ich ausschauen, in solch einer Situation, die eh schon gefährlich genug war, wegen so etwas Belanglosen zu schreien? Stattdessen biss ich meine Zähne zusammen und überflog mit meinen schönen Augen, den Höllendämon. Plötzlich bemerkte ich das mein Gegenüber, schon die ganze Zeit über seine müden Augen auf mich gerichtet hatte. 

>>Ich bin wegen der Kleinen hier. Killian! Es wäre besser, wenn du sie kampflos aufgibst.<< Mein Kopf konnte nicht einordnen, ob er wirklich auf einen Kampf verzichten wollte, oder nur auf einen guten Moment wartete, um uns voneinander zu trennen. Denn eines konnte ich mir sicher sein: Dieser Dämon war eine Wache, und wollte seine Ausreißer um jeden Preis wieder zurück ins Gefängnis bekommen, noch bevor Luzifer davon Wind bekam. Und mit einem  Mal wurde mir alles klar: Die Freiheit wurde mir schon seid meinem Tod geraubt, jeder einzelne Schritt den ich dort auf der Erde tat, war ein Verbrechen. Ich gehörte in die Hölle, ob ich es nun wollte oder nicht. Vielleicht konnten Tote ja wieder zurück kommen, und ein neues Leben beginnen. Doch wer behauptete je, dass es auch legal war? Dort fühlte ich mich plötzlich wie ein Schwerverbrecher, und konnte sogar nachvollziehen wieso die meisten, dem Gefängnis entfliehen wollten! Nicht dass ich es vorher nicht verstanden hatte, doch da war auf einmal dieses Gefühl, welches mir befehlte, von diesem Ort zu verschwinden! Ich wollte auf keinen Fall zurück in die Hölle! 

>>Das werde ich nicht zu lassen!<< Schrie ich frech und meine Hände rissen sich aus Killians Griff und machte auf dem Absatz kert. So schnell wie ich konnte rannte ich raus zur Tür, und ließ diese dabei unbeabsichtigt offen. Ich hatte damit gerechnet, dass ich den Dämon überrascht hatte und er sich wohl noch für einen Moment sammeln musste. Doch was für schwachsinniger Gedanke! Er war ein Dämon, und dazu noch in seiner wahren Gestalt, also schneller als ich! Mit einer Umdrehung entschloss ich mich den Flur hinunter zu laufen. Während ich ihn entlang lief, kam dieser mir nicht nur Meilenweit vor, sondern konnte auch spüren wie die einzelnen Einzelteile von Aita wahnsinnig schnell hinter mir entlang peitschten. Plötzlich hatte ich die Klinke der Haustür im Griff und drückte sie ohne noch eine Sekunde zu verschwenden hinunter und sprang der Freiheit entgegen. 

Draußen war es merkwürdig ruhig, keine Menschenseele war zu sehen. Noch immer spürte ich die Sandkörner von Aita um meinen nackten Beinen herum peitschen. Mein einziger Gedanker war momentan, dass ich auf keinen Fall anhalten durfte, und ich wusste nicht einmal wieso er mich nicht schon längst gepackt hatte. 

Plötzlich vernahm ich einen lauten Knall hinter mir, ich folgte dem Geräusch mit einem Auge, noch immer entschlossen weiter zu rennen. Hinter mir stand wenige Meter entfernt Killian, welcher sein Amulett in der linken Hand festumschlossen hielt. Dabei konnte ich zwischen seinen geschmeidigen Fingern den leuchtenden Rot-Ton erkennen, der meiner neuen Augenfarbe unglaublich ähnlich schien. 

>>Mary werde ich nicht kampflos aufgeben!<< Waren seine eisernden Worte. Genau diese Worte machten mich stutzig. Sie klangen einsammer als seine gewohnten liebevollen Wörter, so voller Zorn und ...Trauer. Zudem hatten sie an Menschlichkeit verloren. War das wirklich noch mein Killian? Welcher ich liebte, der auch trotz seiner Dämonengestalt einfühlsam sein konnte? Der, der mich aus Liebe zu mir und vielleicht auch, weil er mich besitzen wollte, töten wollte? Aita hatte nun letztendlich seine menschlich aussehende Erscheinung angenommen und die Augen boshaft in Killians Richtung gelenkt. Auch ich begann langsamer zu laufen, bis mich meine Füße wie Steine am Boden festhielten. 

>>Mir wird es nicht noch einmal passieren, Aita! Hörst du?!!!<< Schrie er. Sein ganzer Körper bebte vor Wut! In diesem Moment hatte ich mir gewünscht, ihn verstehen zu können. Wovon redete er überhaupt? In einer Sekunde hatte er nun sein Amulett über seinen Kopf gehalten. Seine Finger, welche zuvor noch um das Schmuckstück gelegt waren, ließen davon ab. Wie von Zauberhand aber, schwebte das Schmuckstück weiterhin über seinen Kopf. Sein prächtiges Rot wurde immer kraftvoller. Man hatte das Gefühl, das es jede Sekunde in zwei Stücke brechen würde. Doch dazu kam es nie! Um uns herum wurde es windiger, ein kleiner Wirbelsturm tanzte plötzlich um mich herum, und an Aita und Killian vorbei. 

>>Was geschieht hier?<< Flüsterte ich fassungslos an mich selbst gewandt, und wusste dass die beiden den Satz dennoch genau verstehen konnten! Der Wolkenverhangene Himmel wurde nur noch dunkler, in der Ferne hörte ich das Grollen eines zuvorstehenden Blitzes. Auch um Killian wurde der Wind stärker, es wirkte fast so, als würde der ganze Wind aus seinem Inneren kommen. 

Mir flog das Haar ins Gesicht, die Hälfte meines Blickfeldes zierte mein schönes schwarzes Haar. Als ich es gerade wieder nebensächlich hinter mein Ohr streichen wollte, fiel mir die Farbe auf. Schwarz...aber sie waren doch in Avaries Körper braun? Verwirrt fuhr mein Blick zu erst über die Gesichter vor mir, dann über den Asphalt. Mit Schrecken im Gesicht sah ich schließlich auch den Grund dafür! Das hatte auch erklärt, weshalb mich Aita nicht einholen konnte: Am anderen Straßenende, vor Killians Haus - konnte man den Körper von Lucians Schwester erkennen, welcher in einer Blutlache auf dem Boden lag. Die Augen leblos aufgerissen, aus dem Mund ströhmte etwas Blut und ich konnte den leisen Atem von ihr hören, was mich wiederrum ein wenig aufatmen ließ. Meine Chance auf ihren Körper war noch nicht vertan! Und ich hatte mich tatsächlich von ganz alleine, aus ihrem Körper befreit, währenddessen sie wohl noch von Aita angegriffen wurde. Traurig! 

Aber mir blieb keine Zeit mehr, sie wurde mir genommen! Mit einem Mal schmiss sich Aita vor mir, die Hände weit ausgestreckt, als wolle er mich vor etwas beschützen. Doch seine Bemühungen wurden nicht gerecht, ich wurde urplötzlich von etwas gewaltigen getroffen. Es war keine Kugel, kein Stich...Bloß ein gewaltiger geladener Blitz! Auch wenn ich es gerne so gehabt hätte, kam dieser nicht aus dem Himmel, sondern aus Killians Amulett...

 

 

Der Schlag durchbohrte meine Brust, umkreiste mein Herz, wenn er denken konnte, überlegte er sich dort wahrscheinlich ob er es nicht noch einmal in zwei Teile reißen sollte, fuhr aber hinüber in beide Arme, breitete sich in alle 4 Himmelsrichtungen aus, und genau in dem Moment als es bei meinem Gehirn angekommen war, wurde mein Sichfeld rot. Es war dasselbe Rot, welches ich sah, wenn ich mich nicht mehr Unter Kontrolle hatte, sobald diese unglaubliche Kraft in mir aufstieg. Mit welcher ich mich unbesiegbar fühlte. Es war auch gar kein reines Gefühl mehr, dieses Mal war ich es wirklich, so dachte ich... 

Mein Rücken begann plötzlich unglaublich zu schmerzen, als hätte mir gerade jemand ein Seil um die Hüften gebunden, und es solange fester gezogen, bis meine gesammten Knochen darin zerbrachen. Taten sie dies? Konnten sie dem Blitz nicht standhalten? Erschöpft fiel ich auf meine Knie. Bis auf mein rotes Umfeld, konnte ich nichts anderes außer meinen schweren Atem wahrnehmen. Der Schmerz verschlimmerte sich von Sekunde zu Sekunde. Wäre ich nicht schon einmal gestorben, dann hätte ich vermutlich jetzt das Licht gesehen. Das heiße Licht des Feuers in der Hölle! Auf einmal krümmte sich mein Rücken in die entgegen gesetzte Richtung, als er es eigentlich hätte gekonnt. Nein! Meine Knochen wurden nicht zerbrochen, dort wuchs etwas aus meinem Rücken heraus! Meine Finger krallten sich in den Asphalt, meine Hände waren bereits blutig! Was geschah dort mit mir?! Ich traute mich nicht einmal meine Augen vom Boden abzuwenden. Aber dann musste ich es gezwungener Maßen, da mein Rücken erneut in sich zusammen sackte. Meine Knochen knackten, alle nach einander! Ich fühlte mich wie ein Monster, welches langsam außeinander gezogen wurde! Mir entglitt ein Schrei, lange konnte ich das Ganze nicht mehr nur mit einem Stöhnen unterdrücken! Dort wollte etwas aus mir heraus! Und es war nun dort...

Zittrig erhob ich meinen Körper, mein Rücken hatte an Schwere zugenommen. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie schlimm meine inneren Verletzungen wirklich waren. Gar konnte ich es mir nicht ausmalen! Meine roten Augen funkelten Aita an, welcher einen Meter vor mir stand, und meinen Zusammenbruch wohl mit angesehen hatte. Ganz sicher genoss er es, hinter seinem erstmaligen angstverzerrten Gesicht, mich leidend gesehen zu haben. Dieser Spieß würde sich aber bald umkehren! 

Blitzschnell packte ich seine Kehle hasserfüllt und drückte sie langsam und quallvoll zusammen. In mir war wieder genau das gleiche Gefühl aufgekommen wie damals, als ich Lucian nach dem Leben trachtete. Ich wollte einfach nur sein Blut sehen, vielleicht konnte ich ihn jetzt töten, nachdem ich mich so gut fühlte! 

>>Nicht, Mary...<< Hauchte er gequetscht und legte seine starken Hände um meine. Und obwohl meine Finger um einiges schwacher aussahen, hatte er dort nicht die Kraft mich von seinem Hals zu lösen. Wie konnte er überhaupt Luzifer dienen, wenn er solch einen Succubus wie mich nicht einmal besiegen konnte? Wo war der gefürchtete Dämom plötzlich hin? Welchen man nur schwer zu Zweit bekämpfen konnte? Oder war ich früher einfach nur schwach? 

>>D-Du darfst mich nicht...<< Murmelte er kaum verständlich, in einem solchen schwachen Ton, dass ich mich nur daran erfreuen konnte, wie stark ich nun geworden war! Dies war ein Moment meiner Schwäche, was Aita sich zu Nutzen machte. Mit einem Angriff, mit dem ich gar nicht rechnen konnte. Er riss einen Handspiegel aus eines seiner Seitentaschen zum Vorschein und hielt sie mir vor Augen...Ich konnte ja nicht wissen Wer oder Was mich dort erwartete! 

 

 

Wem ich dort in die Augen schaute, wie viel Blut mein schneeweißes Gesicht zierte! Es war längst nicht mehr mein Gesicht, vielleicht ja schon, doch es war umhüllt vom Tod! Meine schönen Augen waren in einem blutroten Ton getaucht, man konnte den Unterschied zwischen dem Augapfel und der Pupille überhaupt nicht mehr erkennen. Überall war da dieses Rot! Sie wirkten leer und kalt, wie ein tatsächliches Monster. Zudem war dort überall Blut in meinem Gesicht, ich konnte nicht ausmachen, von wem es war, ob es gar mein Eigenes war - ich war viel zu geschockt, um dass mich diese Frage hätte auch noch quälen können. Mein schwarzes Haar war aufgewirbelt, vereinzelte Strähnen schlängelten sich über mein Gesicht, und machten es dadurch nur noch blasser. Meine Haare waren nass, als sei ich gerade aus dem Teich heraus gekrochen. Wie sie nass waren, waren sie auch mit Blut getränkt. 

>>Was...<< Flüsterte ich aufgewühlt über mein Erscheinungsbild. Das konnte ich unmöglich gewesen sein, ich war doch früher die Schul-Queen gewesen! Und außerdem war ich eigentlich wunderschön! Doch diese hässliche Fratze vor mir ließ mir eher einen Schauer über den Rücken jagen. Und da ich gerade auf meinem Rücken zu sprechen komme...Dort hatten sich tiefschwarze rieseige knochige Flügel den Weg nach außen gebarndt. Deshalb musste ich diese bitteren Schmerzen erleiden! Auch sie, schienen von dem Blut nicht verschont gewesen zu sein. 

Ängstlich ließ ich ihn los, ging mit aufgerissenen Augen rückwärts, damit ich ihn noch im Blickfeld behalten konnte. Was war da verdammt noch einmal mit mir passiert?! Wo war meine Schönheit geblieben?! Ich sah aus, wie ein Monster! Diese gruseligen Mädchen aus Horrorfilmen! Nein, nein, nein! Das war ich nicht, ich war doch nur ein... Erneut fuhren meine dunklen blutenden Augen über den Spiegel, ich sah mich an. Nie...Niemals, konnte ich tatsächlich so aussehen! D-Das war sicher durch den Blitz geschehen! Meiner Kehle entglitt ein furchtbar lauter Schrei, er hörte sich nicht im Entferntesten nach einer menschlichen Gestalt an! Ich war kein Mensch mehr... Plötzlich hörte ich eine Stimme flüstern.

>>Monster...<< An ihr reite sich noch eine Stimme im gleichen Ton an. >>Monster...<< Erneut. >>Monster...<< Dort konnte ich nicht einmal mehr weinen! Meine Augen ließen es nicht mehr zu. Natürlich, denn Monster weinten niemals! Meine Schritte wurden schneller, noch immer den Blick auf meinen Spiegelbild gerichtet! Monster, ich war ein verdammtes Monster!

>>Monster!!!!!!<<

Auf einmal zerschnitt ein spitzes Schwert den kleinen Handspiegel vor mir. Nicht nur, wurde der Spiegel zerstört, sondern auch die Hände von Aita wurden von seinem Körper mit einem Schnitt sauber getrennt. 

Seine Schreie ignorierte ich, meine Sehorgane fuhren stattdessen die spitze Klinge entlang, wobei ich sofort fest stellen musste, dass sie Killian angehörte. 

>>Killian!<< Schrie ich froh, und meine rote Sicht wurde für eine Sekunde normal. Aber sein Blick war eiskalt, keine Liebe war dort mehr für mich übrig. Er wirkte beinah so, als hätte er mich nie geliebt. 

>>Killian...<< Wiederholte ich mich, dieses Mal aber in einem verwunderten Ton. Er hatte sich noch kein Stück bewegt, und schaute nur auf die einzelnen Splitter unter uns. Die ganze Zeit lang, hatte er mich noch nicht angeschaut! Er sollte es aber! Er sollte mich anschauen!! 

>>Schau mich an!!!!<< 

Kapitel 17

Blut...Überall war Blut. Es war ja nicht nur in meinem Gesicht, es zierte auch meine Vergangenheit, würde zudem meine Zukunft beflecken! Kein Phychologe hätte mir noch helfen können. Ich war zerbrochen, ein Monster! Welches sich nach noch viel mehr Blut verzehrte, als es eh schon an den Händen trug! Es war egal von wem ich es bekommen würde, meine Blutlust war nicht zu stoppen! Er sollte mich verflucht noch einmal ansehen! Ich erhob einer meiner Hände, jeder Finger dort war mit Blut befleckt! Wenn er mich nicht anhören wollte, dann sollte er es wohl auf die harte Tour zuspüren bekommen! Meine Fingernägel, welche zuvor noch normal schienen, fuhren nun in einer schnellen Geschwindigkeit aus den Kuppeln meiner Hände heraus - als ob es die Krallen einer Katze waren. Mein Einziger vernünftiger Gedanke den ich noch hegen konnte, war dass ich ihn verletzten wollte. War mir keiner Konsequenz bewusst. Setzte einfach zum Schlag an, hob meine Hand in die Luft. Fixierte mit dem Blick die Haupschlagade in seiner Kehle. Jedoch, ehe Killian verletzt worden würde, packte er meine entstellte Hand und kehrte die Innenfläche in meine Richtung. Meine Fingernägel glänzten in meine Richtung, als seien sie in Wirklichkeit spitze Dolche. Vermutlich waren sie dies auch. Wie konnte Killlian mir dies nur antun? War es ihn tatsächlich so egal, was mit meinem Leben geschah? Ich spürte wie sich der Hass in mir breit machte, doch dort war auch Glück auszumachen. Ich war froh, das ich ihn nicht verletzten musste und er meinen Blick endlich erwiderte. Sein unmenschlich wirkendes Gesicht allerdings wollte mich nur Tod sehen. Zumindest bildete ich mir dies ein. Das schien mir aber auch egal zu sein, liebeskrank starrte ich ihn an und lächelte in mich hinein. Es war als wäre ich von seiner Schönheit und Anerkennung geblendet gewesen. Sanft lächelte ich ihm entgegen, blendete seine kalte Art einfach aus. Die Tatsache, dass meine Fingernägel in den nächsten Sekunden meine Kehle durchbohren würden, und nicht die von Killian, wie es meine Absicht zuvor gewesen war, ignorierte ich gekonnt als hätte ich es längst vergessen. Seine schönen Augen überbrachten mir eine Nachricht

Alles wird gut...

Dem Anschein nach, würde ich jede Sekunde sterben und alles was sich mein Unterbewusstsein dabei zusammen reimen wollte, war ein Satz der nicht einmal der Wahrheit entsprach? Nicht Killian hatte mir diese Worte geschenkt, sondern Lucian!

>>Tue es nicht Killian!<< Schrie Aita verzweifelt, und ich konnte seine Stimmlage wirklich nicht nachvollziehen. >>Wenn du sie jetzt tötest, wird sich alles noch einmal wiederholen, Killian! ALLES!<< Das Blut ströhmte aus seinen verkrüppelten Handgelenken, wäre er nicht schon längst Tod gewesen, dann wäre er es spätestens jetzt! 

>>Ich weiß!<< Antwortete Killian gereizt, mit einem Hauch von Unsicherheit. Noch immer steuerte er meine Hand weiter auf meinen Hals zu, und wie gehabt schien ich wie gelähmt zu sein. Nach und nach versuchte ich mich zu fangen, aber meine Gedanken wollten sich nicht mit der Situation anfreunden. Noch immer wollte ich glauben, das mir mein geliebter Killian nie etwas antun würde. Lüge...

>>Jedoch ist es eh zu spät, Aita! Sie ist bereits im Endstadion!<<

>>Ja! Das ist einzig und allein deine Schuld!<< Schrie Aita wütend. Dabei drückte er die Wunde schützend gegen seinen Brustkorb. Doch bewirkte es nichts. Es schien, als würde das Blut dadurch nur dunkler zu werden. Aber ich konnte nicht einmal mehr auseinander halten, was nun der Wahrheit ensprach oder ob ich es mir durch meine roten Augen nur einbildete. 

Plötzlich spürte ich meine Fingernägel auf meiner Haut und wendete den Blick innehaltend von dem vielen Blut ab, welches sich in einer Lache um den Dämon bildete. Killian musterte meinen Hals, spielte mit meinen Fingern. So als sei er stolz darauf, mein Leben in seinen Händen zu halten. Er hatte mich so oft schon beschützt, weshalb wollte er es mir nun nehmen?...

>>Stimmt, du hast Recht. Das alles ist meine Schuld - Doch glaubst du wirklich, das ich keinen Plan besitze?<< Hauchte er in einem fiesen Ton und grinste uns beide spöttisch an. >>Sie ist ein Succubus, ich werde nichts zerstören was ich bereits begonnen habe.<< 

Plötzlich ließ er meine Hand aus seinen Fängen und drückte diese an meinen Oberkörper.

>>Egal wie angeschlagen du auch sein magst, Mary - würdest du mir doch nie wirklich etwas antun wollen, nicht Wahr?<< 

Aita schüttelte verständnislos den Kopf. >>Das kannst du sie doch nun unmöglich fragen. Sie ist ein Succubus! Natürlich will sie dich ver -<<

>>Nein...Ich würde dir nie etwas antun wollen.<< Unterbrach ich die Wache und blickte auf meine Hand hinunter. Langsam fuhren die langen Fingernägel wieder zurück unter die Haut. Meine Worte wiedersetzten sich meinen Gedanken. Ich wollte ihm vorhin die Kehle durchschneiden, so könnte er mich wenigstens mit weitaufgerissenen Augen erblicken. Doch nun, da er zu mir sprach und mich wieder Wahr nahm, musste ich ihm einfach zustimmen. 

>>Ich weiß...<< Wisperte er, beinah zu sich selbst. Vielleicht hatte er meine Gedanken gelesen und wusste dass ich log...

Von der Seite spürte ich den verwirrten Blick von Aita. Im gleichen Moment flüsterte der Wind ein Gebet, welches ich vermutlich gehört hätte...

Wäre da nicht plötzlich das Schwert in meiner Brust gewesen...

 

 

>>Nein!<< Hörte ich Aitas Geschreie vernebelt in meinem Ohr. >>Wie konntest du nur?!<< 

Langsam sackte ich in mir zusammen und beugte mich mit unerträglichen Schmerzen nach vorne. Währenddessen ich Blut spuckte und die Welt um mich herum in einer pechschwarzen Dunkelheit unterging. Gott sei gelobt, dass ich nicht ganz bei Sinnen war. Sonst wären die Schmerzen noch schlimmer. Alles um mich herum drehte sich unglaublich schnell. Ich selbst bewegte mich allerdings zu langsam für einen Dämon. In Zeitlupe. 

>>Wenn ich sie nicht haben darf, dann niemand!<< Hörte ich Killian in weiter Ferne schreien. Gefolgt von dem Schwert, welches er aus meiner Brust heraus zog. Das Geräusch der Gedärme in mir, welche nun in Blut versickerten, war nicht zu überhören. 

Weshalb ging meine Welt jedes Mal Killians Wegen unter? Wieso musste es ausgerechnet die Person sein, die ich in mein Herz ließ und der Dieses nun wortwörtlich in zwei Hälften schnitt? Niemanden auf der Erde konnte ich mehr trauen. Jeder nutzte die Schwäche der anderen um sich daraus ein Vorteil zu verschaffen. Killian war meine Schwäche. Natürlich hatte er davon gewusst, und was auch immer sein Grund für die Ermordung an mir sein sollte, hatte er sich selbst ausgeliefert um mich zu töten. War es so allen Frauen ergangen, welche seine Begleiterinnen waren? War er nie der Mann gewesen, für welchen er sich ausgab? Mussten sie zu allererst in ein Monster verwandelt werden, welches wehrlos schien und es dann töten? Das alles ergab keinen Sinn. Keine Schnurr verband sich mit einer Anderen. Wenn es einen Gott gab, dann hatte er eine ziemlich schlechte Arbeit vollbracht...

Langsam banhte sich die Lebensenergie aus meiner Brust einen Weg in die Freiheit. Ein blaues fades Licht schlängelte sich wie eine Schlange aus mir heraus und ging in das Schwert meines Mörders und Geliebten über. Meine Augen schlugen beinah zu, doch konnte ich noch erkennen wie das einztige Schwert sich zurück in Killians Amulett verwandelte. Dieses Mal war die Farbe schwarz...

Oh Killian, weshalb hattest du mich beschützt, wenn du mir doch selbst das Leben nahmst?

Kapitel 18

Kirchenglocken...

Als Mensch konnte ich mir nie vorstellen, dass es nach dem Tod noch nicht zuende war. Das man eine Zweite Chance bekam, um unter den Geliebten für immer unter einer Anderen Identität verweilen zu können. 

Meine Seite vom Tod sah anders aus.

Still...

Leer...

Ohne ein einziges Geräusch zu vernehmen...

Ohne einen einzigen Gedanken zu hegen...

Sobald man die Augen für immer geschlossen hatte, es für den jenigen Nichts mehr gab. Das es das Ende eines Familienvaters, einer alten einsamen Frau oder der verhungerten Katze war. Es kein Licht an der anderen Seite gab, der Sensenmann nicht mit erhobenen Händen auf einem wartete. Nur um dann zu entscheiden, ob man im Himmel oder in die Hölle landete. Er nicht jede kleine Tat von einem genaustens unter die Lupe nahm - jede böse und gute Tat.

Hätte ich allerdings an das für mich Unmögliche geglaubt, so wäre ich eine Andere Person gewesen. Hätte jeden meiner Schritte genaustens überprüft. Ob auch kein Anderer um mich herum, verletzt worden wäre durch meine Taten. Vielleicht hätte ich Sam eine Chance gegeben. Und mich nicht in Leute verliebt, die bereits vergeben waren. Wäre ich doch einfach den leichten Weg gegangen.

Aber hätte ich dies getan, wäre ich nicht Mary Melese gewesen. Ich wäre ein Mädchen in einer Kirche, wie dieser vor meinen Augen gewesen. Eine Nonne, die mit einer Person sprach. Dessen Existens noch nie bewiesen wurde. 

Ganz richtig. Mein Leben war noch immer nicht vorbei, selbst wenn ich es mir seelichst gewünscht hätte. Ich hatte keine Ahnung weshalb ich in dieser Kirche war. Vor mir saßen in vereinzelten Reihen trauernde Leute. Unter anderen meine Mom und mein Dad. Sie saßen in der ersten Reihe, mit tränengefüllten Augen. Gleich hinter ihnen saßen meine alten besten 'Freunde'. Ein Platz schien leer. Auf der Sitzfläche klebte ein weißes kleines Kärtchen mit dem Namen 'Denise'. Der Mord an ihr war noch immer nicht aufgeklärt.

Aber das Wichtigste befand sich in der Mitte Aller. Auf einer kleinen Anhebe stand ein halb geöffneter Sarg. Darauf war ein großer roter Blumenstrauß befestigt. Hinter dem Ganzen luckten Engel von riesigen verglasten Fenstern trauernd auf das Grab herab. Eine kleine Träne befand sich auf einer Wange eines Engels. Nein, es war keine Träne. Es war ein Regentropfen von draußen, welcher das Kirchenfenster benetze. Nun begannen alle Engel in meinen Augen zu weinen. 

Natürlich trauerten sie um mich. Ich lag in diesem gottverlassenen Grab. Mit aufgehübschten dunklen Haaren, und roter Lippenstift auf meinem sinnlichen Mund schaute ich mit geschlossenen Liedern, an die hohe Decke des alten Gebäudes. Über meiner Leiche hing ein Kreuz. Jesus selbst hing angemauert über mir. Sein Kopf baumelte in seinen Hals, und seine blasse gesteinerte Haut ähnelter Meiner. Oh Herr!

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.09.2013

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