Wurde ja Zeit das Sie hier vorbeigucken.
Wissen Sie wie lange ich hier schon liege?
Aber Vorsicht, Satire.
Oh Mann. Der Tag den ich meine schraubte gerade seinen Deckel auf die Nacht. Die ersten Sonnenstrahlen lungerten auf einem Tablett mit den leeren Gläsern. Schlurften weiter auf den Schreibzimmertisch und dort entdeckte ich sie mit bleiernem Schädel. Die Erinnerung des gestrigen Tages. Eine ausgerissene Feder lag da, dem Exemplar Heines nicht unähnlich. Ich befahl meinem ausgedörrten Körper an den Wasserhahn, stöpselte meinen Mund darüber und ließ es laufen.
Endlich konnte ich diesen innerlichen Steppenbrand löschen. Die Glut der gestrigen Idee zerfloss zu einem modrig riechenden Rinnsaal. Ich goss nach, wollte nun endlich alles wegspülen, zerfließen lassen, unsichtbar machen.
In diesem Augenblick, ich schnitt für einen Moment meinen Mund vom Wasserhahn, richtete ich mich kurz auf. Mein an die Wand geworfener Schatten zeigte mir einen Mann in den betrunkensten Jahren. Betrunken vom Leben, vom Whisky und den schlechten Geschichten, die mir wie abgestandener Schnaps aus dem Mund tropften. Dann fiel ich, Zeitlupenhaft, ohne zu wissen warum, auf den Rücken.
Unter mir öffneten sich die Parkettdielen wie eine Bauchwunde. Ich fiel und fiel. Bevor ich endlich auf dem Boden ankam schlossen sich die Dielen wie ein halbes, schützendes Dach über meinem Wasserbauch. Sie machten mich aber auch bewegungslos. Dann klingelte es auch noch an der Tür, doch wie ihr ahnt, ich konnte nicht aufmachen.
Das erledigten die Herren dann doch lieber selbst. Da standen sie dann. Drei Engel in den pinkfarbigsten Anzügen dübelten sich in meinen Blick. Ihre Flügel hatten sie sehr geschmackvoll in einem azurblauen Ton gehalten. Doch irgendwie passten ihre Motorradstiefel nicht dazu und der Vordere, wohl der Gruppenführer, Clanleiter oder wie die Jungs sich sonst nennen, nahm sein Handy vom Ohr und fragte: “Du bist doch der KAPAULKE?“
Ich konnte nur bejahen. „Gut, höre drauf, wir haben mit Dir zu reden.“ Ich muss wohl nicht erzählen, dass ich noch immer im Parkett steckte. „ Gut Johann, hilf ihm.“ Dieser schälte mich wie ein rohes Ei aus dem Parkett, stellte mich auf die Beine und gab mir dann einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
„Wie gesagt“ hob der Erste wieder an: „wir haben mit dir zu reden. Du hast dir doch gestern wieder eine Feder aus meinem Musenflügel geklaut. Und heute Nacht hast du damit eine kleine nette Geschichte geschrieben. Eine die die Leute schmunzeln lässt? Stimmt doch?“ Ich konnte nur nicken.
„ Und warum vergeudest du dein Talent?“ donnerte der Flügelmann, doch ich konnte nur mit den Schultern zucken und dämlich fragen: „ Wie meinen der Herr?“
„ Na du schreibst pillepalle und die wirklichen Probleme des Lebens bleiben unberührt. Du vergeudest dein Talent.“
„ Und wie bitte sehr sollte ich das anders machen?“ Langsam war ich etwas sauer, denn mein Tag hatte nicht sehr gut begonnen. „ Schreib etwas über die Liebe, oder die Schönheit des Lebens. Den Mut, den manche jeden Tag aufbringen um aufzustehen und ihr Dasein fast nur in gebückter Haltung leben. Schreib für die. Mach denen Mut, anstatt die sowieso Satten, die am Leben, am Dasein Satten, zum schmunzeln zu bringen. Das lohnt doch nicht. Wer kein Herz mehr hat, der kann eh nichts mehr fühlen.“
„Und wieso kommt ihr gerade zu mir? Ich hab doch außer den Liedern doch seit Jahren nichts veröffentlicht? Und selbst bei den Liedern, die kommen wie Fingerübungen vor. Auch die haben nachgelassen.
Ich hab keine Kraft mehr ständig gegen die Ignoranz zu schreiben und dafür fast zu krepieren. Ohne Geld dazuhocken, nicht zu wissen wo man am nächsten Tag was zu essen herbekommt. Die arme Künstler Nummer, diese Lüge, nur ein hungriger Künstler schafft Kunst. Leckt mich. Ein hungriger Künstler schafft Rebellion, Wut, und den Tod in sein Werk.
Doch das ist keine Kunst. Das ist nur das Leben. Ein hungriger Künstler soll nach Brot gehen? Sich zum Kasper machen vor all den Mächtigen, zum Narren? Gebt dem Volk da, diesem Haufen fauler, dummer Schafe, da gebt denen Brot und Spiele, dann denken die nicht über den Kuchen nach, der schön unter den Mächtigen bleibt! Ich habe keine Kraft mehr für die Revolution aus meinem Herzen. Ich blute nicht mehr so langsam. Ich laufe jetzt schneller aus, die Herren.“
„ Wir wissen das und warum glaubst du, haben wir dich jedes mal wieder auf die Erde zurückgelassen?
Denk an deine tausend Tode und immer haben wir dich wieder auf die Beine gestellt. Dein erstes Theaterstück. Natürlich der Galilei. Lass mich kurz überlegen...Du schriebst gerade an deiner ersten Fassung. Natürlich und pubertär, doch voller gerechter Wut. Erinnerst du dich?
Du wolltest Feuer spucken. Brände legen. Der letzte Drachentöter wolltest du sein. Aufgegeben niemals. Als du dann in deiner Schreiberkammer aufgewacht bist, spürtest du da nicht so einen Krampf im linken Arm?
Dein so genannter Freund hatte dir einen Wein mitgebracht. Du erinnerst dich? Er öffnete die Flasche, schenkte dir ein..., sprach, trink mein Freund auf dein schweres Werk. Trank er mit? Wohl eher nicht!
Ist das nicht gerade erst 22 Jahre her? Plumps, da lagst du in deinen feinen weißen Blättern. Und die Zeilen, die Zeilen warn ein Gräuel.
Doch der Rest hat doch noch mit dir gestimmt. Da haben wir dich wieder ins Leben geholt und dich ermuntert weiter zu schreiben. Erinnere dich. Die ersten Gedichte und Lieder......
Asphaltblues
hörst du den asphalt flüstern,
wildes kind,
leg ihm deine füße auf den bauch und tanz ,
deinen rhythmus will er kennenlernen,
wildes kind,
hab keine angst und tanz, wildes kind
wenn er dich kennt wird er dich tragen,
nach hause oder sonst wohin,
wildes kind
hörst du wie sich die sirenen zanken,
um das glück und den schlag deines herzens,
hör hin, hier spieln sie dir den blues,
glaube nicht , das sie dich erlösen
spür lieber die wärme der betten,
wenn die häuser ihre fenster aufschlagen,
und höre ihre stolze freude,
wenn sie ihre leute morgens auf die straße schicken und wissen, abends finden sie zurück,
Die verlockung beginnt im kopf
also hör auf die straßenengel an der ecke,
sie schreien nicht, sie erzähln leise was wird,
denn propheten sprechen leise,
wildes kind
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Da warst du stolz wie Bolle. Heute Nacht hast du mir wieder eine Feder rausgerissen. Für was? Hast du je wieder so ein Liebesgedicht geschrieben?
Liebe
Liebe, Liebe, Liebe
Was ist das?
Sie scheint nicht mit mir auf einer Etage wohnen zu wollen, diese Liebe,
Sie hat bestimmt gelbe Zähne und spuckt in der Wohnung herum, diese Liebe.
Liebe, Liebe, Liebe,
ist es das Geknutsche, nachts halb zwei, auf feuchten Parkbänken,
oder ist es das zusammenrotten von Gegenständen in einer Wohnung,
oder ist es die Zahlung monatlicher Festbeträge, infolge Kind?
Liebe, Liebe, Liebe
Was fragt ihr gerade mich was das ist,
da, fragt doch den ewig besoffenen Standesbeamten, oder den vor sich hingrinsenden Scheidungsanwalt,
was fragt ihr mich,
Holt euch doch alle selbst einen runter
Auf eure Liebe,
Ps: Da sind sie miteinander hingegangen
Und lagen da wohl tausend Jahr
Noch immer halten sie sich eng
umfangen
Das klingt so schön, ob´s wohl ein
Märchen war?
„Und was tust du? Du lebst genau entgegengesetzt.“
"Ha, Engel. Du hast gut reden. Weder frierst du, noch weißt du was kaputt geht in Einem, der nun nicht mehr ahnt sondern weiß, er ist zerbrechlich.“
„ Und warum säufst du dann wie ein Hirnloser? Rauchst, als wenn es morgen verboten wäre, frisst, als hätte man das Gemüse abgeschafft? Das Ergebnis war dein zweiter Infarkt. Da haben wir schon etwas gebraucht dich zusammenzuflicken. Haben dich dann aber mit neuen Ideen losgeschickt. „
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: RsT
Bildmaterialien: RsT
Lektorat: rst
Übersetzung: rst
Tag der Veröffentlichung: 19.03.2012
ISBN: 978-3-86479-405-6
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