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NIE MEHR

Nie mehr
höre ich Deine Stimme
Nie mehr
sehe ich Dein Gesicht
Dein Lachen.
Hast Du eigentlich Grübchen?
Ich weiß es nicht.

Hast Du jemals gewusst,
was ich fühle?
Nein. Oder doch?
Die Blumen, die Flasche Sekt,
der Kuss beim Abschied.
Ich weiß es nicht.

Geht es Dir jetzt gut?
Vermisst Du Deine Kinder?
Vielleicht ein bisschen mich?
Ich weiß es nicht.

Ich wünsche, Du hast Ruhe,
ich wünsch es mir so sehr.
Verzeihen kann ich mir nicht,
vielleicht nach einer Weile,
dass ich nie habe gesprochen,
über das, was zählt, was ist.

Nie mehr werde ich Dich sehen.
Nie mehr kann ich Dir sagen,
nie mehr Dich fragen.

Nie mehr lachen, reden, trinken mit Dir.

Nie mehr.


TOCHTER

Guten Tag, mein Kind.
Was heißt hier Kind?
Du bist ja längst
schon eine Frau.

Wo ist das kleine dicke Baby?
Kaum hielt ich Dich im Arm,
da warst Du auch schon weg.
Und wo war ich?

Man gab Dir alle Liebe,
man gab Dir Alles was Du wolltest.
Doch wo war ich?

Du wurdest größer,
immer größer.
Das kleine dicke Baby
war längst weg.
Doch wo war ich?

Zeit heilt Wunden,
sagt man.
Liebe überwindet Grenzen,
sagt man.
Doch wo war ich?

Das kleine dicke Baby
ist längst weg.
Und da steht diese schöne junge Frau.

Doch wo war ich?


LIEBE

Da war ein Blick,
es fiel kein Wort.
Wie auch?
Du warst dort vorn,
umgeben von Obrigkeit,
von Gott.
Und ich ganz klein
und unten.

Es folgten Worte
Und auch die Angst.
Du hattest Gott,
ich hatte nichts.

Ich wollte Dich nicht sehen,
doch manchmal musste ich.
Und immer Angst.

Es durfte keiner merken,
keiner wissen,
es darf nicht sein!

Ein Händedruck,
ein kurzer, dann ein langer,
fast eine Ewigkeit.

Es darf nicht sein,
ich liebe Dich.


STILLE

Wie still es ist.
Geschirrspüler,
Waschmaschine,
Trockner,
alles fertig.

Die Kinder schlafen,
die Katze auch.
Und das Gespenst bin ich.

Das Telefon schweigt,
es ist schon spät.
Die Freunde schlafen,
es ist schon spät.
Keiner zum Reden.
Und das Gespenst bin ich.

Kein Film im TV.
Musik, doch viel zu laut,
so fühle ich nicht.
Und das Gespenst bin ich.

Die Arbeit, die Hektik,
jeder Tag gleich.
Jeder Abend, jede Nacht,
die Wohnung so still.

Und das Gespenst bin ich.


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Tag der Veröffentlichung: 15.05.2009

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