Cover

Gedanken einer Katze

Ich bin Pischel. Und ich weiß, dass da mein Mensch etwas sehr dämliches getan hat, mich Pischel zu nennen. Wieso konnte sie mich nicht Cherry nennen? Der Name hätte mir sehr gut gefallen. Nein, Pischel.

Als ich zu meinem Menschen kam, war ich sehr klein. Sie sagte, ich sei 12 Wochen alt. Und seit dem Tag, als sie das feststellte, dass ich nur aus Beinen bestehe, war sie der Meinung, dass Pischel allein nicht gut genug ist. Ich bin auch jetzt noch ab und an das Pischel-Baby. Igitt. Es schüttelt mich.

Einer meiner Lieblingsplätze ist der Ort, an dem mein Mensch sehr lange sitzt und mit kleinen viereckigen Dingern fröhlich klackende Geräusche macht. Sie nennt das Schreiben. Das, was sie da schreibt, ist da zu sehen, wo es hell und warm ist. Das ist so schön, dass ich daran lecken muss. Das scheint meinem Menschen nicht zu gefallen. Ihr Mund geht dann ganz weit auf und die Stimme von ihr wird so laut, dass ich mich verstecken muss.

Wenn wir ins Bett gehen, deckt sie das Ding mit einem Lappen zu. Ich könnte den ja mal weg kratzen, damit ich weiter an der Wärme lecken kann. Vielleicht freut sich mein Mensch, wenn ich den Lappen schon von dem Ding entfernt habe.

Dann ist da noch das Ding, das mein Mensch Maus nennt. Komisch, diese Maus hat keine Beine, kann nicht laufen und riecht nicht wie eine Maus. Was denken sich Menschen, was eine Maus ist?

Ich habe viel Hunger. Mein Mensch hat immer feines Essen für mich. Und sie gibt mir das jeden Morgen, sie sagt, dass es 6 Uhr ist. Und abends auch um 6 Uhr. Nur an zwei Tagen ist das sehr merkwürdig. Ich weiß immer, wann es 6 Uhr ist. Mein Mensch weiß das an 2 Tagen nie. Da muss ich so richtig laut schreien und auf ihr rumtrampeln. Aber sie ist dann böse und sagt mir, ich solle noch schlafen, es ist Wochenende. Wieso haben Menschen eigentlich Wochenende? Ich habe nie Wochenende und will um 6 mein Essen haben. Meistens bekomme ich das auch.

Komisch ist, dass mein Mensch nie das essen will, was ich esse. Manches, was sie isst, könnte mir auch schmecken. Aber ich krieg nur manchmal ein kleines grünes Ding, das so schön überall rumkullert. Erbse nennt sie das. Sie weiß nicht, dass Spielen mit den grünen Dingern viel Spaß macht. Es ist auch lustig, wenn sie auf die grünen Dinger tritt. Aber dann kann ich sie nicht mehr jagen. Menschen habe nicht viel Spaß, glaube ich.

Lustig ist auch das „Such mich doch“ – Spiel. Dann bin ich ganz leise. Und bin unter dem Stuhl versteckt. Ich weiß aber nicht, wieso mein Mensch mich immer findet. Sie ruft und ruft und ruft und plötzlich lacht sie und sagt mir, dass ich mein Schwänzchen auch verstecken muss. Da schaute nämlich die Spitze raus. Mist, das muss ich aber noch ganz doll üben.

Ich bin sehr froh, dass es mir gut geht. Als ich krank war, musste ich dumme Tabletten schlucken. Mein Mensch hat mich doll festgehalten und die in meinen Hals gesteckt. Weil ich sehr schwach war, hat sie Glück gehabt. Jetzt muss ich auch immer Tabletten essen, aber die schmecken mir gut.

Raus darf ich nicht. Mein Mensch hat mir gesagt, das ist wegen der Autos und wegen dem Rattengift. Am Fenster kann ich die Vögel beobachten. Das macht auch etwas Spaß.

Wenn in meinem Zimmer, das ich mit meinem Menschen teilen muss, eine Fliege ist, versuche ich immer, die zu fangen. Mein Mensch wird dann ganz zappelig, wenn ich die Wände hoch laufen will. Ich komme auch ganz schön weit nach oben, das geht nämlich gut mit meinen Krallen. Manchmal krieg ich die Fliege, wenn ich sie lange genug gejagt habe.

Jetzt muss ich mal in die Küche gehen. Vielleicht finde ich da etwas. Vielleicht das gelbe Zeug, das mein Mensch Butter nennt. Oder einen Teebeutel. Das ist lustig, wenn ich den zerbissen habe. Da sind dann lauter kleine schwarze Punkt auf dem Fußboden. Warum findet mein Mensch das nicht lustig?

Menschen haben wirklich nicht viel Spaß.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.05.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /