Unser kleiner Hund namens „Peppi“
Wir gelangten zu Peppi durch eine kleine „Fehlplanung“ meiner Schwester. Als Peppi zu uns kam, war er gerade 15 Wochen alt. Peppi war ein kleiner ängstlicher Deutscher Pinscher. Schwarz/braun mit einem leichten Knick im Schwanz, den er sich wahrscheinlich schon bei seiner Geburt verbogen hatte. Dafür ist er schnell wie ein kleiner Wirbelwind, der im Herbst um die Ecken fegt. Seit unser letztes Haustier wegen eines bösartigen Tumors leider verstarb, haben wir viele Monate lang überlegt, ob wir uns, wegen des Zeitaufwandes und der Kosten, überhaupt noch einmal ein Tier anschaffen. Immerhin wollten wir kein Tier haben, welches durch unseren Alltag irgendwie benachteiligt wird. Außerdem durfte es auch nicht zu aufwendig in seiner Pflege sein, da ich nämlich im Rollstuhl sitze und nicht schnell zufassen kann. Eines Tages also stellte sich heraus, dass meine Schwester ein Baby erwartet. Weil sie sich aber 14 Tage zuvor Peppi geholt hatte, sah sie sich in der Erziehung von zwei kleinen süßen Wesen etwas überfordert. Sie suchte ein anderes Zuhause für Peppi und so kauften wir ihr den Hund ab. Als wir Peppi zum ersten Mal gesehen hatten, haben wir uns gleich kolossal in ihn verliebt. Er schaut einen mit seinen kleinen braunen Knopfaugen einfach nur an und man ist dem vorwitzigen süßen Herzensbrecher sofort zugetan. Wir haben ihn an einem sonnigen Junitag bei meiner Schwester abgeholt und sind dann mit diesem kleinen zitternden verängstigten Kerl nach Hause gefahren. Er hat so heftig gewimmert und gezittert, dass wir vor lauter Mitleid fast wieder zurück gefahren wären. Glücklicherweise war es aber schon sehr spät am Abend, so dass Peppi vor lauter Müdigkeit ganz entkräftet vom Abschied nehmen, bei uns angekommen gleich in sein Körbchen (welches wir mitgenommen hatten) verschwand und sofort einschlief. Am nächsten Tag wurde bei uns natürlich erst einmal alles von ihm erkundet. Überall wurde geschnüffelt und alles auf seine Funktionalität getestet, so dass wir die ganze Zeit mit unseren Augen auf dem kleinen Hund klebten, um sehen zu können, dass er sich durch seine Neugierde nicht in Gefahr begibt. Es macht wirklich Spaß so einen tapsigen Kerl zu beobachten. Man sollte aber auch stets darauf achten, dass nichts herumliegt, was so ein kleiner Hund schnell verschlucken könnte. Selbstverständlich interessierte er sich für alles was er mit seiner kleinen Größe erreichen konnte, fast wie ein kleines Kind. Natürlich erfordert ein Welpe mehr Aufmerksamkeit und Arbeit als ein erwachsener Hund. Auch weitaus mehr „Gassi“, weil die Kleinen eben eine kleinere Blase haben. Schließlich wünscht man sich ja keine Pfützen in der Wohnung. Nur weiß dass kein Hundebaby. Also viel vor die Tür! Aufgrund des schönen Wetters war es uns auch sehr willkommen, dem kleinen Racker seine neue Heimat zu zeigen. Wir wohnen in einem kleinen Dorf wo glücklicherweise nicht sehr viel Verkehr auf den Strassen ist. Wir zeigten natürlich Peppi die Umgebung und seine neue Nachbarschaft. Da Welpen noch nicht für ausgedehnte Spaziergänge kräftig genug sind, sollte man die Ausflüge nicht mit großräumigen Wanderungen verwechseln, sondern lieber kurze Strecken mit genügend Zeit zum Pausieren planen. Wir sahen jedoch keine Gefahr der Überlastung für Peppi, da er sich jederzeit bei mir auf dem Schoß ausruhen und kutschieren lassen kann. Bald stellten wir fest, dass Peppi sich in den 14 Tagen bei meiner Schwester „viel Blödsinn“ von einem anderen Hund abgeguckt hat. Dazu gehörte zum Beispiel das überflüssige Dauerkläffen. Als wir am ersten Grundstück, mit einem dazugehörigen Hund, vorbei kamen, bellte Peppi aus Leibeskräften. In diesem Moment ging Ronny mit Peppi einfach weiter. Ich konnte keinen Hund erblicken und fuhr den beiden mit meinem Rollstuhl hinterher. Beim nächsten Grundstück schimpfte Peppi wieder aus vollem Hals. Zeatha, die dort lebende Hündin, kam vor an den Zaun gerannt, um genauer zu sehen, wer da solch ein Theater macht. Ronny und Peppi liefen weiter, doch ich dachte mir anderes. So rief ich die beiden zurück und wollte die Situation klären bevor Peppi sich das ständige Bellen noch angewöhnt. So standen wir vor dem Zaun und Zeatha steckte ihren Kopf hindurch. Sie zeigte sich äußerst interessiert an Peppi. Sie wedelte mit ihrem Schwanz und fiepte leise. Peppi war zwar immer noch am Kläffen, versuchte sich dabei aber hinter Ronny zu verstecken. Wir kannten Zeatha schon und wussten, dass sie eine ganz Liebe ist. So ging also Ronny zu ihr hin, redete mit ihr und kraulte sie. Peppi beobachtete das Ganze und fing an, sich zu beruhigen. Nachdem Ronny abwechselnd Zeatha knuddelte und dann Peppi an seinen Fingern schnuppern ließ, entspannte sich allmählich die Situation. Zeatha hatte nur Augen für Peppi und dieser schob seine Angst und sein damit verbundenes Bellen langsam beiseite. Nach einer Weile siegte seine Neugier und er traute sich näher an Zeatha heran und versuchte vorsichtig sie anzuschnuppern. Scheinbar war Zeatha richtig interessant für Peppi, denn er wollte gar nicht mehr aufhören. Jedenfalls vertrugen sich die zwei richtig gut. Glücklich darüber zogen wir weiter. Kurz danach kamen wir dann an Rex vorbei. Rex ist ein erblindeter schwarzer Schäferhund-Rottweiler-Mischling, der sein Grundstück bewacht. Obwohl er viel bellt, ist er unheimlich lieb. Schließlich will er durch sein Bellen nur die Geräuschemacher, die er nicht kennt, von seinem Grundstück fern halten. Er orientiert sich mithilfe seiner Ohren und seiner Nase und läuft sicher die Wege ab, die er kennt. Als wir an seinem Grundstück vorbei kamen, ließ er sich von Peppis Geschimpfe gar nicht irritieren. Wir durchzogen das gleiche Spiel wie kurz vorher mit Zeatha. Diesmal ging es sogar soweit, dass Rex Peppi auf sein Grundstück ließ und die zwei sich ausgiebig beschnuffelten. Anschließend wollte Peppi seinen neuen großen schwarzen Freund zum Spielen animieren, doch das ging aus oben genannten Gründen leider etwas schlecht. Nachdem wir zu Hause ankamen, musste Peppi seine Abenteuer verarbeiten und ging sofort in sein Körbchen schlafen. Das Körbchen, welches uns von meiner Schwester mitgegeben wurde, war ein ausrangiertes Katzenkörbchen. Eben nichts Hübsches für einen Hund. Deshalb fuhr Ronny in die Stadt, um für Peppi ein eigenes Körbchen zu kaufen. Als er mit ebendiesem wieder eintraf und es Peppi zeigte, war es sofort von Peppi angenommen und bezogen. Das nächste Problemchen war das Trinken. Obwohl Peppi jederzeit an seinen stets gefüllten Wassernapf kam, zeigte er keinerlei Interesse dafür. Als er auch am zweiten Tag nichts trinken wollte, machten wir uns Sorgen und fragten meine Schwester, wie sie das Problem gelöst hatte. Nach ihrer Antwort wussten wir, dass Peppi noch gar nicht gelernt hatte, aus einem Wassernapf zu trinken. Also nahmen wir ein paar Körnchen von seinem Juniortrockenfutter, welches er sehr mag, und warfen diese in sein Wasser. Er hatte natürlich Appetit und wollte an sein Futter. Dabei schlabberte er jedes Mal im Wasser herum und begriff damit welchen Nutzen er davon hat. Eine halbe Stunde später ging er ohne Lockmittel an seinen Napf zum Trinken. Wir haben uns natürlich sehr darüber gefreut. Der Tag ging zur Neige und wir zufrieden ins Bett. Peppi, der uns inzwischen als sein Rudel anerkannte wollte auch ins Bett. Am liebsten in unser Bett. Aber das geht nicht. Dies war ein weiterer Schritt in seiner Erziehung. Glücklicherweise war unser Bett etwas zu hoch für den kleinen Zwerg. So stand er nur davor und winselte. Obwohl es wirklich reizt, den Kleinen hoch zu nehmen und mit ihm zu schmusen, haben wir uns gezwungen, dies zu vermeiden. Schließlich sind Hundehaare im Bett unbequem, ungesund und nicht sehr einladend. Der Hund nimmt mit Sicherheit keinen Schaden in seinem eigenen Körbchen. Wir sind trotzdem einen kleinen Kompromiss eingegangen und stellten sein Körbchen in unsere Nähe. Nachdem Ronny Peppi an diesem Abend mehrmals in sein Körbchen gebracht hatte und sich von seinem Klagen nicht erweichen ließ, wurde dieser Ruheplatz auch irgendwann von Peppi akzeptiert. Der folgende Tag beinhaltete einen Termin im Reitstall. Wir machten uns erst Sorgen, ob Peppi der Angsthase, das verkraftet. Aber ich bin der Meinung: Egal, was der Hund alles lernen muss – umso eher er es kennen lernt, desto eher und besser kommt er damit zurecht. Also nahmen wir Peppi mit. Ganz nebenbei konnten wir sogar feststellen, dass er sich mehr und mehr ans Autofahren gewöhnt. Immerhin war das sein dritter Tag, der Touren mit dem Auto beinhaltete und Peppi nahm es gelassener. Im Reitstall angekommen wurde Peppi mit hundert neuen Gerüchen überhäuft. Noch fand er alles äußerst interessant und sog die neuen Düfte förmlich in sich auf. Dabei sollte man seinen Hund nicht ganz aus den Augen lassen, denn wenn man nicht möchte, dass der Hund sämtliche Düfte mit nach Hause bringt, kann man dies oft nur im ersten Augenblick verhindern. Denn wälzt der Hund sich bereits im Dreck, bekommt man ihn erst daheim richtig zu spüren. Bei einigen Hunderassen liegt „dieses Tarnen“ in ihrer Natur. Es diente zum Anpirschen. Ein Hund auf Beutezug wälzt sich gern im Kot oder ähnlichem seiner Beutetiere, damit er riecht wie sie oder ihr Umfeld und dadurch nicht so leicht entdeckt wird. Zu diesem besagten Reitstall gehören auch zwei Hunde. Eine Riesenschnauzerhündin namens Easy und ein Jack Russel – Rüde namens Charlie. Ganz vorsichtig äugte Peppi in die Stallungen. Er traute sich sogar ein paar Schritte hinein. Das wurde vom anderen Ende der Halle beobachtet. Dann kam Easy angelaufen, um den Neuankömmling genauer zu begutachten. Da Easy jedoch fast riecht wie ein Pferd aber aussieht wie ein Hund, von hinten kam und um einiges größer ist als Peppi, hat dieser sich mörderisch erschrocken, quietschte um sein Leben und schoss nach draußen. Easy natürlich hinterher. Sie war aber noch einen halben Meter entfernt von Peppi, als Peppi schon die Flucht ergriff. Ronny ging den Hunden hinterher, schickte Easy beiseite und lockte Peppi unterm Auto hervor. Dann nahm er Peppi mit in die Reithalle und schloss die Tür zu den Stallungen, damit Easy draußen blieb. Ronny hatte sich natürlich heftig erschrocken als Peppi erbärmlich quietschte. Ich konnte ihm in diesem Moment nur zurufen, dass Peppi nur vorsichtshalber die Flucht ergriffen hatte und eigentlich nichts passiert ist. Auf dem Heimweg hatte ich redlich Mühe Ronny davon zu überzeugen, dass wir Peppi beim nächsten Mal wieder mitnehmen. Es war ja auch nichts Schlimmes passiert, außer dass Peppi sich heftig erschrocken hatte und vorsichtshalber laut quietschte. Jedenfalls wurde Peppi von Ronny noch den ganzen Abend lang getröstet und „geknutscht“. Ich habe ihm gesagt, dass er bitte kein Weichei aus dem Hund machen soll. Wir bemerkten, dass selbst so ein kleiner Hund sehr schnell lernt. Tags darauf befand ich mich die meiste Zeit zusammen mit Peppi in der Wohnung. Obwohl er ziemlich müde war und viel schlief, waren seine Ohren hellwach. Bei jedem neuen Geräusch schreckte Peppi sofort hoch und schaute zu mir. Ich habe ihm dann immer gleich gesagt was für Geräusche er da gerade hört. Das klingt natürlich lustig. Kein Welpe weiß, was man da redet, aber das ausschlaggebende ist: wie man redet. Wenn man ganz gelassen reagiert und sich ruhig weiterbeschäftigt, merkt der Hund, dass keine Gefahr droht und bleibt friedlich. Dieses Gefühl habe ich ihm stets sofort vermitteln wollen noch ehe er die Gelegenheit nutzt und wachsamerweise anschlägt. Das funktionierte prima. Peppi hat sich immer an mir und meiner Reaktion orientiert und so gelernt, dass es viele Dinge gibt, um die er sich nicht kümmern braucht. Es ist natürlich auch sehr angenehm wenn es so einfach ist, dem Hund verstehen zu geben, dass alles in Ordnung ist. Abends wollten wir noch etwas spazieren gehen und Peppi an der frischen Luft herumtollen lassen. Da Welpen nicht geeignet sind zum Treppen steigen, nahmen wir (wie immer) den Fahrstuhl. Hundewelpen besitzen noch sehr weiche Knochen und Gelenke, so dass sie möglichst wenig herumspringen sollten. Ebenso muss man darauf achten, dass sie nicht übergewichtig werden. Auch wenn sie noch so süß betteln und einen mit herzerweichemden Blick anschauen. Jede Ausnahme wird schnell zum Regelfall. Und wenn man denkt, dass sie es nur tun, weil sie Hunger haben, dann irrt man. Sie nehmen es einem auch nicht übel, wenn sie nichts bekommen. Hunde in der freien Natur wissen nie wann das nächste Beutetier vorbei kommt, doch im Gegensatz dazu wissen wir Menschen eben, dass der nächste Supermarkt sicher nicht plötzlich ausverkauft sein wird. Also Mahlzeiten und deren Umfang einhalten, sonst drohen dem Hund gesundheitliche Schäden! Wir gingen also zum Fahrstuhl. Peppi hingegen wollte erst noch die gesamte Etage abschnüffeln. Er ließ sich auch gar nicht davon beeinflussen, dass die Fahrstuhltür aufging und wir leise einstiegen. Nun wollten wir einfach mal wissen, wie sehr er auf uns achtet und wie er dann reagiert. Ihm konnte ja nichts passieren. Als sich die Fahrstuhltür wieder schloss, verhielten wir uns ganz ruhig. Peppis Schnüffelgeräusche wurden jedoch nicht unterbrochen. Da kam uns eine Idee: Wir fuhren die zwei Etagen nach unten und stiegen aus. Dabei schickten wir den Lift wieder auf die obere Etage und trennten uns. Ronny nahm die Treppen und ich blieb unten stehen. So wollten wir uns überraschen lassen. Nachdem der Fahrstuhl in der 2.Etage gehalten hatte, war sein nächstes eingegebenes Ziel das Erdgeschoss. Als sich dann die Tür im Erdgeschoss öffnete, schoss ein kleiner vierbeiniger Blitz heraus, stürmte auf mich zu, sprang hoch auf meinen Schoß und konnte seine Freude kaum bändigen…Er hatte sein ungewisses Fahrstuhlabenteuer glücklich und heil überstanden und wir gingen gemeinsam spazieren. Das nächste Neue ließ nicht lange auf sich warten. Es war ein wunderschöner Tag und auf den Wiesen herrschte reger Betrieb. Es wimmelte von Schmetterlingen, Hummeln und Bienen usw. Peppi wollte sich dies alles genauer ansehen. Es dauerte nicht lange bis unser Kleiner winselte. Folgendes war passiert. Er versuchte etwas in der Wiese zu beschnüffeln, trat dabei auf eine Biene oder Wespe, welche zustach. Peppi lief rückwärts, stolperte über ein Ameisenvölkchen, das ihn sofort attackierte und wollte nur noch gerettet werden. Ronny wischte ihm die Ameisen ab und bemerkte, dass Peppi stark humpelte. Er klagte ständig sein Leid und wir untersuchten ihn gründlich. Dabei entdeckten wir den Stachel und das Giftsäckchen, welches immer noch an diesem Stachel hin. Natürlich wollten wir es entfernen, doch weil es sehr ungünstig saß und Peppi sich wegen der Schmerzen nicht gerade ruhig verhielt, dauerte es eben ein paar Minuten länger, vielleicht 10 min. Anschließend musste sich Peppi von seinen Strapazen erholen und schlief ganz erschöpft ein. Allgemein trafen wir in den paar Tagen eine Menge Leute, die alle sehr begeistert von Peppi waren und er lernte umgekehrt jede Menge Zweibeiner kennen, die ihm sehr viel Aufmerksamkeit entgegenbrachten. Wir fuhren viel Auto und nahmen Peppi überall mit hin. Er lernte natürlich auch seinen Tierarzt kennen und gleichzeitig, dass die Gerüche von Medikamenten und Desinfektionsmittel nichts Schlimmes bedeuten, denn wir waren mit Peppi nur zum Vorstellen und zur Abholung des Wurmmittels, welches die Welpen vorbeugend bekommen. Der Tierarzt war sehr zufrieden mit Peppi. Eines Tages gab es in unserem Nachbarort eine Rassekaninchenausstellung und da wir ihm alles zeigen wollten, gingen wir mit Peppi da hin. Er scheinte sich jedoch nicht sehr für die Kaninchen zu interessieren. Vielleicht lag es daran, dass die Kaninchen alle faul in ihren Käfigen lagen und dösten. So hatten wir irgendwie aber das Gefühl, dass wir während unserer Gassirunden recht gelassen an Grundstücken mit Kaninchen in Außenhaltung vorbeigehen können. Kurz danach gab es bei uns eine größere Familienfeier und Peppi kam selbstverständlich mit. Wir waren anfangs zwar ein klein wenig skeptisch, weil Peppi erst seit kurzem bei uns wohnte und wir fürchteten, dass bei so vielen Leuten und so vielen Kindern Peppi schnell in eine ruhigere Ecke flüchtet, doch die Zweifel erwiesen sich als unnötig. Peppi hatte nette Spielkameraden und war beschäftigt. Die Hunde blieben in unserer Nähe und wir hatten trotzdem Zeit für uns. Als wir uns abends um das Lagerfeuer versammelten, legten sich die Hunde gemütlich davor. Wir hatten Angst, dass von ihnen einer einen Funken abbekommt, nur das passierte glücklicherweise nicht. Bald folgte Peppis Zahnwechsel. Er bekam zur Unterstützung von uns viel Kauknochen und ließ dafür unsere Wohnungseinrichtung und unsere Schuhe in Ruhe. Wir haben ihm jeden verlorenen Zahn wegnehmen können. Es schien ihm fast ein wenig unangenehm zu sein, dass er seine Zähne verlor. Zumindest wollte er seine Milchzähne auffressen und deswegen haben wir sie aufgelesen. Nur die beiden oberen Eckzähne blieben fest an ihrem Platz. Wir haben erst noch etwas gewartet. Als aber die neuen Zähne schon sehr deutlich zu sehen waren, gingen wir mit Peppi zum Tierarzt. Wir bekamen also einen Termin und wenn dann die Eckzähne noch vorhanden wären, sollten sie gezogen werden. – Sie wurden gezogen. Dafür setzte man Peppi in Narkose und entfernte die zwei Eckmilchzähne, um genügend Platz für die Neuen zu schaffen. Man sagte uns auch, dass die kleinen Hunderassen oft zu solchen Zahnwechselproblemen neigen würden und wir uns deswegen nicht beunruhigen sollten. Schlimmer wäre es, wenn man nicht darauf achte und so der Hund später wegen einer Zahnschiefstellung Probleme bekommen kann. Wir hatten uns vorgenommen mit Peppi zur Hundeschule in die Welpenspielstunde zu gehen, damit er genügend Spielgefährten in seinem Alter kennenlernen kann. Diese Welpenspielstunde war 1x wöchentlich. Leider hat es 4 Wochen hintereinander an diesen Tagen stets heftig geregnet und wir gingen wegen des unangenehmen Wetters nicht. Dann verhinderten wichtige Termine den Besuch in der Hundeschule und als es endlich mal klappte, war niemand auf dem Hundeplatz zu entdecken. Ich war ein wenig enttäuscht über die Tatsache des langen Wartens und den jetzt vorgefundenen leeren Platz. So mussten wir uns eben anderweitig noch intensiver darum bemühen, dass Peppi mehr Vierbeiner kennen lernt, gut mit anderen Hunden zurecht kommt und auch einige wichtigen Alltagsregeln lernt. Die Grundbausteine zu Hause waren sehr einfach, da es schon von Anfang an so gut funktionierte. Zum Beispiel dass der Wassernapf stets gefüllt an seinem Platz steht, dafür aber der Fressnapf immer nur zu seinen Mahlzeiten für Peppi erreichbar ist. Auch dass sein Hundekörbchen der sichere Platz für ihn ist, zu dem er sich zurückziehen kann, wenn er seine Ruhe haben möchte. Tagsüber darf Peppi bei uns auf die Couch (aber nur auf die Stelle, wo eine Decke liegt). Außerhalb des Hauses zeigten wir Peppi, dass er auf die Rasenstreifen zwischen Fußweg und Strasse pinkeln darf und nicht in die Vorgärten. Und an diese Regeln hält er sich! Weiterhin blieben wir an jeder Bordsteinkante stehen bevor wir die Strasse überquerten, auch wenn gar kein Auto kam. Das sah vielleicht manchmal lustig aus, wenn wir immer erst abwarteten bis unser Winzling sich am Fußwegrand hinsetzte, aber ich empfand es als äußerst wichtig, damit unser Hund gar nicht erst anfängt, einfach auf die Strasse zu laufen. Dies funktionierte wunderbar. Von all diesen Regeln abgesehen, suchten wir nach möglichst vielen Spiel- und Abenteuermöglichkeiten, die oft mit ein wenig Lerneffekt verbunden waren. Uns war es mehrmals passiert, dass wir Herrchen und Frauchen trafen, die zu glauben schienen, dass sie ihren Hund vor Allem beschützen müssen. Dabei schimpfen viele Hunde erst recht wenn sie extra angeleint oder hochgenommen werden. Die Hunde meinen in diesem Moment, dass Herrchen selber Angst hat und sie jetzt ihr Herrchen vor dieser Situation beschützen müssen. Bei unserem ersten gemeinsam erlebten Regenwetter zeigte uns Peppi, dass er davor ängstlich ist. Das wollten wir ändern. Zuerst fragte ich bei meiner Schwester nach, ob sie eventuell mit Peppi schon einmal in einen Regenschauer gekommen ist. Sie bestätigte dies und ich wollte von ihr gern wissen, wie sie sich damals verhalten hatte. Sie erzählte mir, dass sie mit Peppi bei jemandem zu Besuch gewesen war und gerade mit ihm nach Hause gehen wollte. Sie waren kaum aus dem Haus als plötzlich ein Wolkenbruch auf sie niederprasselte. Da meine Schwester wichtige Dinge in ihren Händen hielt, die nicht nass werden sollten, lief sie schneller und schneller. Schließlich rannte sie so schnell sie konnte nach Hause. Dabei hatte sie natürlich weniger an den jungen Hund gedacht, der in diesem Augenblick ebenfalls von ihr lernte. Ich war beruhigt, weil ich jetzt wusste, dass Peppi nichts Schlimmes passiert war, sondern er sein regenscheues Verhalten nur gelernt hatte. Da ich durch meinen Rollstuhl nicht unbedingt die Schnellste bin, wollte ich aber auch nicht, dass der Hund beim ersten Regentropfen nach Hause flüchtet und ich dann meinen Weg im Regen allein bestreite. Es bestand in solchen Fragen auch eine rechtliche Konsequenz. Schließlich hätte während einer „Flucht nach Hause“ auch etwas passieren können. Also gaben wir Peppi verstärkt Regentraining. Angefangen haben wir bei leichtem Nieselregen. Wir haben so getan, als wäre es ganz toll und keineswegs störend wenn man vollgenieselt wird und blieben extra lange draußen. So langsam steigerten wir das Training bis wir schließlich sogar bei Platzregen mit Peppi rausgehen konnten. Das fand er irgendwann auch richtig cool aber uns genügte, dass er nicht mehr unkontrolliert nach Hause lief. Wir fuhren ein anderes Mal mit Peppi in den Wald. Bisher konnte Peppi nur die „Wildnis“ der befestigten Wege genießen. Jetzt sollte er beweisen, dass er einen gesunden Gleichgewichtssinn besitzt. Wir wohnen nahe am Wald und das ist eine prima Gelegenheit. Peppi war natürlich auch nicht alleine auf seiner Entdeckungstour. Toni und Kessi haben wir samt Frauchen auch gleich mitgenommen. Die Frauchen sind gute Bekannte von uns, Kessi ist ebenfalls ein Deutscher Pinscher und Toni ist ein Mix aus einem WestHighland Terrier und einem Dackel. Die drei Vierbeiner kennen sich schon und verstehen sich gut. Obwohl Toni und Kessi ein paar Tage älter sind als Peppi schien ihnen der Wald genauso neu zu sein. Die drei Schnüffelnasen hatten jede Menge zu untersuchen und waren schwer beschäftigt. Wir beobachteten Peppi mit ein klein wenig Stolz. Er entfernte sich nicht so unkontrolliert wie die anderen beiden von uns. Stets hatte er uns im Blick und rannte höchstens 60m weit von uns weg. Im Gegensatz zu Toni und Kessi. Vor allem hörte Peppi sofort, wenn wir ihn riefen und kam zu uns. Natürlich lobten wir ihn immer überschwänglich, wenn er wieder bei uns war. Dazu benötigt man auch keine Unmengen von Leckerlis. Der Hund würde nur platzen bei so viel essbarem Lob. Unsere vierbeinigen Begleiter waren bald erschöpft und hatten Durst. Wir kamen an einem Bächlein vorbei und luden die Hunde ein, ruhig daraus zu trinken. Kessi tat dies sofort, Toni stürzte sich gleich hinein und Peppi war gar nicht durstig. Er schaute uns eher mit „fragendem Blick“ an und zeigte keinerlei Abgekämpftheit. Dafür schliefen später alle Drei total erschöpft von ihrem Abenteuer zu Hause ein. Unterdessen wurde uns bewusst, dass Peppi es auch lernen muss, auf uns zu warten. Bisher gab es keine einzige Minute, in der Peppi allein gewesen ist. Also stand Peppis nächste Lektion fest. Wir machten uns diese Gelegenheit gleich zunutze und gingen seit langer Zeit endlich mal wieder Essen. Peppi sollte währenddessen im Auto auf uns warten. Er blickte uns verständnislos hinterher als wir gingen. Uns hatte es ebenfalls etwas Überwindung gekostet, den Kleinen allein zu lassen, aber das gehört eben auch dazu. Zumindest wussten wir, dass seine Blase leer war und er seine Lieblingskuscheldecke im Auto dabei hatte. Unser Abendessen erstreckte sich unplanmäßig über zweieinhalb Stunden, aber dafür waren wir ziemlich gespannt auf Peppis Reaktion, wenn wir wieder am Auto sind. Leise haben wir uns „angeschlichen“ und entdeckten einen kleinen schlafenden Hund in seiner Kuscheldecke. Kaum dass wir einen Ton sagten, war er sofort wach und wollte raus. Nachdem die Autotür endlich aufging, stürzte er heraus und wusste vor lauter Freude gar nicht, wenn er zuerst begrüßen soll. Er entschied sich für mich. Da ich im Rollstuhl sitzend leichter zu erobern bin als eine stehende Person, hatte Peppi wenig Mühe damit, mir auf den Schoß zu springen und mir die ganze Freude zu zeigen. Und so fühlte ich mich, als hätte Peppi mir sämtliche „Knutscher und Schlabberküsse“, die so ein kleiner Hund verteilen kann, aufgedrückt. Vor allem hatte ich große Schwierigkeiten diesen wendigen Knirps von mir fernzuhalten. Das kann man sich ungefähr genauso romantisch vorstellen wie wenn man mit einem Strandbuggy durch die Waschanlage fahren würde und dabei gegen die Waschbürsten kämpft. Ein anderes Mal machten wir uns Gedanken über Peppis „Kinderverträglichkeit“. Wir wollten in keine Situation unvorbereitet hineingeraten und dabei riskieren, dass dabei Peppi aus Unkenntnis heraus unangenehm reagiert. Also fragten wir vorher telefonisch bei Bekannten nach, ob wir zwecks dieses Testes zu ihnen kommen könnten. Der Tag war sehr interessant, für beide Seiten. Wir fuhren auf Besuch zu zwei kleineren süßen Kindern. Der 4jährige Bub hatte bereits eine unfreiwillige Erfahrung mit einem anderen Hund gemacht. Er wurde mal von einem Hund freudig abgeschlabbert und konnte sich damals dessen gar nicht erwehren. Die Mutter hatte seit dem einen kleinen Sohn, der regelrecht panisch reagierte, wenn ein Hund in der Nähe war. Sie wollte daran gern etwas ändern. Ihre 2jährige Tochter hingegen war völlig unvoreingenommen. Wir begegneten uns draußen im Garten und beobachteten die kleine Truppe ohne großen Abstand. Der Bub wurde sofort unruhig und suchte die Nähe seiner Mutter. Das Mädel strahlte übers ganze Gesicht und versuchte Peppi heranzulocken. Peppi, der selber erst halbsogross war wie eine Katze, wusste eigentlich in diesem Moment nicht, was er jetzt mit diesen beiden Kindern machen soll. Wir sagten ihm, dass alles „fein“ und prima ist. Er begriff unsere Gelassenheit sofort und wollte neugierig die Kinder anschnuppern. Da die Angst des Jungen sich steigerte als Peppi die zwei Meter Abstand verkleinern wollte, stoppten wir mit einem deutlichen „Nein“ Peppis Vorhaben. Das funktionierte sehr gut. Unser Hund zeigte sich die ganze Zeit über von seiner besten Seite und wir waren recht zufrieden mit Allem. Interessant fanden wir Peppis Reaktion zu Hause beim Saubermachen. Ronny wischte den Fußboden und Peppi ereiferte sich im Anknurren und Anspringen des Wischlappens. Ich beobachtete das Ganze und mir fiel etwas auf: Ronny wischte also hin und her und ging dabei rückwärts durchs Zimmer. Peppi, der Zwerg, sah nur Ronnys Füße und dass Ronny stets vor diesem Wischer zurückwich. Also schien doch der „böse“ Wischlappen, Ronny zu bedrohen und fast schon anzugreifen. Da musste folglich Peppi seinen Ronny beschützen und dem bösen Wischer Angst machen. Wir fanden das zwar ganz niedlich, mussten uns aber etwas einfallen lassen, damit das nicht zum Regelfall wird. Schließlich möchte man ja mit dem Saubermachen auch irgendwann fertig werden. So wischte Ronny erst in Ruhe weiter und zeigte dann Peppi, wie man kämpferisch mit so einem „bösen Wischgerät diskutiert“. Peppi ging ein, zwei Schritte zurück und beobachtete alles. Ronny wurde mit Wischen fertig, reinigte den Lappen, „drehte ihm den Hals um, warf ihn zu Boden, machte kämpferische Geräusche, sprang auf ihn drauf und trampelte ihn zu Tode…“ Jetzt hatte Ronny den bösen Wischlappen besiegt. Peppi schien zufrieden mit diesem Kampfergebnis und das Thema Wischen war erledigt. Ich machte mir Gedanken darüber, ob ich den Hund wohl auch speziell auf meine Person prägen kann. Durch meine Situation habe ich nämlich das Problem, dass Peppi von mir ausschließlich Das Wort erhalten kann und keinerlei Gesten. Ich bin halsabwärts gelähmt und kann deshalb Peppi nicht an die Leine nehmen, will ihn aber stets kontrollieren können. In den Wochen in denen Peppi bereits bei uns wohnt, hat er sein unnötiges Gekläffe vollkommen abgelegt. Ich hoffe auch mit durch mein beruhigendes Zureden bei jedem neuen Geräusch. Außerdem durfte Peppi jederzeit auf meinen Schoß, wenn er nicht gerade schmutzig war. Und bei jeder passenden Gelegenheit erhielt er begeistertes Lob von mir. Trotzdem war Ronny eben derjenige, der Peppi 2x täglich Futter gibt, für sämtliche Leckerlis verantwortlich ist, Peppi knuddelt, krault, schmust, mit ihm Gassi geht, mit ihm spielt und tobt, ihn rettet wenn er sich verfangen hat und ihn mitnimmt zum Einkaufen, zu anderen Leuten und auch sonst überall hin. Ich dagegen bin diejenige, die konsequent verbietet. Die verbietet sich etwas vom Tisch zu holen oder streng darauf achtet, dass man nichts kaputt macht, dass man sich nichts klaut oder auf der falschen Seite aus dem Auto springt, nicht auf die Strasse rennt und dass man nicht zu weit weg läuft. Zu mir kann Peppi aber kommen, wenn er eine Aus-Zeit braucht. Peppi hat schon längst begriffen, dass ich nichts, aber auch wirklich nichts!, alleine machen kann. Bisher gab es zwar Situationen wo Peppi mit einem „Bleib!“ von Ronny dazu angewiesen wurde, bei mir zu warten, aber ich beobachte auch, dass Peppi sich, zumindest in der Wohnung, vollkommen auf Ronny fixiert. Innerlich ärgert mich das schon. Ich bin sogar fast ein wenig eifersüchtig (einerseits dass Ronny ihm all das geben kann, was ich ihm auch gern geben möchte, andererseits weil Peppi bei Ronny den absoluten „Nummer1-Status“ geniest). Ich versuche aber, mir das nicht wirklich anmerken zu lassen. Schließlich ist es keine bös gemeinte Absicht, wenn der Hund sich einen Lieblingsspielgefährten auswählt. Trotzdem passierte es mir schon, dass ich versucht hatte zu viel in manche Dinge hinein zu interpretieren. Glücklicherweise ist es mir aber selber aufgefallen und wurde mir in diesem Augenblick sogar etwas peinlich. Vergangenen Freitag überraschte mich Peppi positiv. Wir waren unterwegs und besuchten Verwandtschaft. Ich befand mich mit meinem Rollstuhl hinten auf der Wiese, alle anderen waren in ein Gespräch verwickelt und gingen dabei vor’s Haus. Von meinem Punkt aus waren sie für mich nicht mehr zu sehen. Peppi, der sonst Ronny verfolgt wie ein Schatten, blieb aber (ohne Befehl) an meiner Seite sitzen und verrenkte sich nur den Hals, um Ronny hinterher zu schauen. Scheinbar blieb Peppi bei mir, weil ja eigentlich immer jemand auf mich aufpasst. Zudem befanden wir uns auch nicht in der sicheren Wohnung oder im Auto, weil ich an diesen Orten „sicher untergebracht“ bin. Ich war richtig stolz auf den kleinen Zwerg. Wacker blieb er in freier Wildbahn an meiner Seite um auf mich aufzupassen… Es gibt in unserem Ort eine ganze Menge Hunde. Diejenigen die in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen, hat Peppi schon alle kennen gelernt. Da wäre Lea, eine alte Neufundländerin, die meist den ganzen Tag nur im Zwinger sitzt und auf Auslauf wartet oder Rex, der blinde Wachhund, oder Charlie, ein giftiger kleiner Mischling, oder Bella, ebenfalls eine Zwingerhündin, oder Trixi, eine ältere Pekinesenhündin, welche streng an der Leine bleibt usw. usw. Die einzige, die ab und zu mit Peppi ausgelassen herumtollt, ist Zeatha. In unseren Augen ist das jedoch viel zu wenig Unterhaltung für Peppi. Ein paar Häuser weiter gibt es da aber auch noch Ronja. Ronja ist eine Jack Russel Terrierhündin, die gerade mal 1 Jahr älter ist als Peppi. Ronja ist fast genauso flink wie Peppi und die beiden verstehen sich sehr gut. Sie flitzen auch gern gemeinsam über die Wiesen. Ronja schimpft immer, wenn sie mal wieder feststellen muss, dass Peppi um einiges schneller ist als sie. Ich find das recht lustig. Aber durch Ronjas Frauchen haben wir von einer Problematik erfahren, welche uns zu denken gab: Ronja hat sich nämlich zuhause beim Herumtollen die Kniescheibe gebrochen und durfte sich anschließend für mehrere Wochen kaum noch frei bewegen. Das hieß für uns, dass wir ebenfalls versucht haben, Peppi nicht extra im Spiel von größeren Höhen springen und auch keine Treppen steigen zu lassen. Solange die Knochen bei Welpen noch nicht stabil genug sind, sollte man diese eben etwas schonen! Logischerweise ist solch eine Vorsichtsmaßnahme bei einem quirligen Kerlchen wie Peppi schwer durchzusetzen. Nur sollte man überflüssiges Springen in diesem Alter nicht unbedingt fördern. Schließlich gibt es genug andere Abenteuer, die auf einen lauern. Peppi, der inzwischen den Rhythmus unseres Tagesablaufs gut kannte, hat sich dabei die Mittagsstunden für ein kleines Schläfchen ausgesucht. So ein Tag kann für einen kleinen Hund ganz schön lang sein, da ist Zeit zum Ruhen wichtig. Wir haben beobachten können, dass Peppi so aufmerksam und neugierig ist, dass er sogar versucht, sich keinesfalls seine Müdigkeit anmerken zu lassen. Ständig ist er bemüht, uns zu zeigen, wie fit er ist und möchte überall dabei sein. Deswegen lassen wir mittags absichtlich den Tag etwas langweilig erscheinen, damit Peppi schlafen kann. Obwohl er natürlich lieber Action erleben würde. Jedoch gab es auch Tage, an denen keine Zeit für Peppis Mittagsruhe war. Peppi war überall voll dabei und machte bei allem mit. Wir bemerkten zwar, dass er an diesen Tagen oft müde blinzelte, dachten aber, dass er sich sicher einen ruhigen Platz suchen wird. Dies tat er nicht. Dass er aber „seinen Akku“ damit völlig „leer machte“, störte ihn weniger. Uns fiel nur auf, dass unser Hund dadurch etwas zickiger wurde. Peppi fing nachmittags an, uns „besonders aufmerksam zu beschützen“. Er wollte das Gebiet um uns herum gegen jeden Eindringling absichern. Wenn wir an diesen Abenden wieder nach Hause kamen, schimpfte Peppi bereits ins Nichts, noch bevor Ronny das Auto eingeparkt hatte. Kaum war die Autotür auf, sprang Peppi raus und lief in jede Richtung ungefähr 3-4m, um von da in die Welt zu knurren und zu wuffen. Sicherlich vorbeugend, damit erst gar niemand auf die Idee kommt, sich uns zu nähern und uns aufzuhalten. Einmal hat er sogar einen „Gassigänger“ verbellt, obwohl dieser noch ca. 400m weit weg war. Ein andermal trafen wir auf einen guten Bekannten, den Peppi normalerweise sehr mag, den er aber ebenfalls von uns fern halten wollte. Alles nur weil unser Peppi übermüdet war und so schnell wie möglich in sein Körbchen mochte. Und daran sollte ihn, so kurz vorm Ziel, niemand mehr hindern! Damit hatte Peppi uns bewiesen, dass die Mittagsruhe wirklich wichtig ist, egal wie mobil sich der Hund zeigt. Ausgeruhter ist einfach auch ungestresster und ausgeglichener. Wie man aber weiß, gibt es viele verschiedene Arten von Stress. Da wären beispielsweise unter anderem Begegnungen, die von den Hunden völlig anders erlebt werden als vom Menschen. Oft liegt der Grund für dieses Missverständnis einfach nur in der Schuld unseres überstressten Alltags. Wir spazierten mit Peppi quer durch unseren Ort. Dabei kamen wir wie immer an vielen anderen Hunden vorbei. Als wir an einer Kreuzung um die Ecke bogen, entdeckte uns Ronja. Erfreut darüber sauste sie über die Strasse, um ihren Freund Peppi zu begrüßen. Ihr Frauchen versuchte mit vielen verschiedenen Befehlen, Ronja zurück zu rufen. Doch Ronja, die nur 1 Jahr älter ist als Peppi, reagierte nicht im geringsten auf ihr Frauchen. Natürlich war Ronjas Frauchen unheimlich erschrocken, als ihre süße kleine Hündin plötzlich losrannte. Vor allem direkt quer über die Strasse! Zum Glück kam in diesem Moment kein Auto. Erschrocken über Ronjas Blitzaktion waren wir jedoch alle. Ronjas Frauchen war zudem verständlicherweise auch ziemlich sauer über Ronjas Ungehorsam. Als sie merkte, dass Ronja nicht auf sie hört sondern auch noch über die Strasse rennt, kam sie sofort hinterher. Ronja lief voller Freude zu ihrem Kumpel Peppi. Dieser hatte natürlich mitbekommen, was auf der anderen Straßenseite passierte und blieb stehen. Ronja erreichte ihn und wollte Peppi gerade freudig begrüßen, da erreichte ihr Frauchen ebenfalls unsere Dreiertruppe und ihre kleine Hündin. Ronjas Frauchen schimpfte noch kurz, packte Ronja im Genick, nahm sie hoch, ging wieder zurück auf die andere Straßenseite und sperrte Ronja ins Haus. Sie wohnten gleich dort. Ronjas Frauchen war verärgert und wütend über die Tatsache, dass Ronja einfach losrannte und nicht auf sie hörte. Um ihren Frust darüber raus zu lassen, hat sie Ronja eben gleich zuhause eingesperrt. Nur da gibt es noch eine zweite Seite, nämlich die von der Sicht aus den Hundeaugen. Ronny und ich hatten Bedenken, ob diese Situationsbewältigung die richtige war. Der Hund erlebte das eher so: ‚ich seh einen anderen Hund – prima – will ihm nett „Hallo“ sagen – geh mal hin – da wird ich gepackt und bestraft – also war’s falsch – ich darf das nicht’. Dies gab uns zu denken. Jedenfalls wird Ronja bei dieser ganzen Geschichte die Strasse nicht als Gefahrenquelle identifiziert haben. Bei der danach ersten Begegnung von Peppi und Ronja schien unser Zweifel gerechtfertigt. Ronja traf Peppi zufällig in unserem Haus. Vor lauter Freude, Aufregung oder Hektik pinkelte Ronja mitten in den Eingangsbereich. Daraufhin bekam sie gleich wieder Ärger von ihrem Frauchen. Nun projizierte Ronja den Grund für diesen Ärger auf Peppi und seine Begrüßung. Jetzt hat Ronja scheinbar wirklich sich das so abgespeichert, dass sie jedes Mal Ärger bekommt, wenn sie Peppi trifft. Zumindest bellt sie immer gleich und lässt Peppi nicht mehr in ihre Nähe. Man sollte besonders im Welpenalter bzw. in der Prägephase stets den Hund immer im richtigen Augenblick maßregeln. Es ist wichtig, dass der Hund eindeutig erkennen kann für welche Sache er gelobt wird oder Verbote bekommt. Und wenn man erst verspätet eingreifen kann, sollte man sich stets bewusst sein, dass der Vierbeiner bereits in der nächsten Sache steckt. Außerdem brauch man nie mit Belobigungen oder Komplimenten sparen, denn wer hört die nicht gerne? Ein anderes Beispiel für Stress aus Missverständnis ist uns beim Einkaufen passiert. Wir schlenderten durch die Fußgängerpassage und Peppi schien recht interessiert an all den Düften, denen man dort begegnet. Ungefähr 50m vor uns entdeckten wir ein Pärchen mittleren Alters, welches einen kleinen hübschen Pekinesen an der Leine führte. Uns kam sogleich in den Sinn, dass es eine neue Bekanntschaft für Peppi werden könnte, und freuten uns schon auf die Begegnung. In 15m Entfernung wurden wir gesehen und das Frauchen sofort unruhig. Sie nahm ihren angeleinten Hund hoch auf den Arm und warf uns arg nervöse Blicke zu. Peppi hatte inzwischen ebenfalls den Kleinen entdeckt und schaute ihn an, sagte aber keinen Ton sondern wedelte freudig mit dem Schwanz. Dieses andere Frauchen forderte uns auf, unseren Hund wegzunehmen. Wohin eigentlich „wegnehmen“? Peppi hatte gar nichts gemacht. Sie umklammerte ihren Hund als wollte ihn ihr jemand stehlen. Wir fragten sie noch höflich, ob die zwei sich nicht lieber beschnuffeln und somit kennen lernen könnten. Aber das wollte sie nicht und lief mit ihrem Hund auf dem Arm einen großen Bogen um uns herum und weiter. Die ganze Zeit hindurch kläffte und schimpfte ihr kleiner Vierbeiner, so dass man fast Angst bekam, dass der Kleine die nächsten Tage vor lauter Heiserkeit keinen Ton mehr von sich geben kann. Da liegt das Problem. Der Mensch handelt aus übertriebener Sorge um seinen Liebling und dieser arme Hund denkt, weil er die Unruhe und Unsicherheit oder Bedenken seines Herrchens oder Frauchens spürt, dass er ihn/sie „vor dem Bösen“ beschützen bzw. verteidigen muss. Derweilen sind es aber oft nur „Phantombedrohungen“, die der Hundebesitzer oft unbewusst selber schafft. Leider werden die Hunde meist in ihrer Cleverness unterschätzt und sie erhalten dadurch ein irritiertes Herrchen, welches überflüssigerweise in Panik verfällt. Es sind nun inzwischen schon ein paar Monate seitdem wir Peppi zu uns zählen dürfen. Irgendwie freute ich mich schon auf Peppis ersten Schnee. Als endlich eines Tages draußen alles weiß gewesen ist, schaute Peppi zuerst etwas irritiert in die Gegend. Nachdem er dann feststellte, dass es schmilzt, wenn man seine Nase rein steckt, wurde es im Schnee ziemlich interessant. Das Beste war aber das Auseinanderstieben, wenn man hinein sprang. Peppi hatte jetzt scheinbar besonders viel Spaß am Spazierengehen. Er war total beschäftigt. Meist gab es Schneeflocken zu fangen, oder Schneehaufen zu zerkleinern oder einfach nur in riesige Schneeverwehungen zu springen, so dass man vollkommen darin verschwand. Manchmal hätten wir Peppi stundenlang dabei zusehen können, wie er durch den Schnee tollt. Das tat ich auch viel und sehr gerne. Jedoch nur solange Peppi in Bewegung war. So ein kleiner Pinscher fängt im Stillstand bald an zu frieren, und das ist nicht sehr gesund. Spätestens dann sollte man mit dem Hund wieder ins Warme verschwinden. Sehr wichtig sind dabei die Pfoten. Der Hund hat schließlich keine Abwehrkräfte gegenüber dem Streudienst. Peppi wurden die Rückstände vom Winterdienst schnell wieder entfernt. Ronny hat ihm stets sofort mit einem Lappen die vier kalten Pfoten geputzt und abgewischt (Salz entfernt) und ihm den eingetretenen Splitt zwischen den Zehen herausgepopelt. Man kann seinem Hund zur Pflege die Ballen auch mit Vaseline einschmieren. Nur nicht wenn er dann damit ständig auf dem Parkett ausrutscht. Abgesehen von der Wetterlage ist es uns einmal passiert, dass Peppi etwas gefunden und aufgefressen hatte, bei dem wir im Unklaren gewesen sind, ob es etwas Unverträgliches oder Scharfkantiges (wie z.Bsp. ein Kronkorken) gewesen war. Wir wollten es wieder heraus bekommen, ohne dass Peppi innerlich durch das Herausbringen Verletzungen zugefügt werden. Zufällig wussten wir von einem tierärztlichen Tipp: So bekam Peppi von uns eine große Portion von gekochtem Sauerkraut. Das Sauerkraut umwickelt alles, was es so im Bauch findet, und so wäre auch ein Kronkorken seiner scharfen Kanten beraubt. Peppi hat jedenfalls die ganze Portion verschlungen und gab uns knappe 15 Minuten Zeit. Dann tat das Sauerkraut seinen Dienst und Peppi würgte und erbrach sich. Er hat wirklich alles wieder ausgekotzt und es war alles aus seinem Bäuchlein vom Sauerkraut „umwickelt“. Einerseits tat uns Peppi leid, weil wir dieses Experiment an ihm ausprobiert hatten, aber andererseits konnten wir so beruhigt feststellen, dass in seinem Bauch alles in Ordnung ist. Der angebliche Kronkorken war nur ein Hundekeks… Zu guter Letzt muss ich aber noch davon berichten, dass man sich manchmal selbst zum Ei macht. Es ist uns passiert, dass wir in Eile von Peppi etwas wollten und keine Zeit hatten für Spielereien. Beispielsweise sollte er heran kommen, zum Halsband umlegen. Man sagte „komm her“ und Peppi schaut einen nur an. „na, komm her“ – und Peppi schaut – „Peppi, komm her“ – doch er . . . Man kann dieses Spiel unendlich lange machen. Vielleicht ist man sogar noch so schusselig und geht selber hin… Nein, Quatsch! Der Hund hat super Ohren und uns damit auch gehört. Er testet nur ab, wie oft wir uns wiederholen können. Gleichzeitig beweisen wir damit, dass unser Gesagtes nur Gerede ist, denn man wiederholt und wiederholt – und welcher Befehl davon war ernst? Auf welchen dieser vielen soll der Hund hören, wenn dann sogar doch was ganz anderes passiert? Man gibt die Befehle nur 1 Mal mit einer deutlichen (flüstern reicht aus) Aussprache und wartet dann ab, bis der Hund das Richtige tut. Das kann bei den Hunden, die sich gerade erst in der Ausbildung befinden etwas länger dauern, da sie ja erst herausfinden müssen, was eigentlich gemeint ist. Und dann? Dann unbedingt kräftig loben! Denn der Hund muss ebenfalls mitbekommen, dass es genau das war, was man von ihm haben wollte! Dann kann der Hund es kaum erwarten, Dir den nächsten Gefallen zu tun.
Viel Zeit und Freude wünsche ich
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2010
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