Unbeschreiblich
Ein paar Tage nachdem wir von unserer Sportwoche zurückgekehrt waren, nahm ich Kontakt zu einer Freundin auf, die mir schon während der Schullandwoche sehr angenehm aufgefallen war. Sie hieß Annie. Sie war genauso alt wie ich, 15. Sie hatte lockiges braunes Haar und grünliche Augen, die mir schon seit unserer ersten Begegnung sehr gut gefielen. Wenn sie nicht gerade eine Brille trug, hatte sie Ihre Kontaktlinsen in Verwendung, wodurch ihre Augen bläulich wirkten. Nachdem wir noch während der Sportwoche unsere Telefonnummern austauschten, telefonierten wir stundenlang um uns all das zu erzählen, was wir uns im persönlichen Gespräch nicht mitteilen zu vermochten. Die letzte Nacht dieses einwöchigen Ausflugs nach Kärnten war die Nacht unseres längsten Telefonats bislang. Es hat mir sehr gefallen, da ich auch ihre Zuneigung zu mir spüren konnte. Bereits zwei Tage nach unserer Rückkehr nach Niederösterreich trafen wir uns in Mödling und gingen anschließend in meine Wohnung um uns dort einfach zu entspannen. Wir waren alleine. Schnell hatte sie die Musik auf meinem Laptop entdeckt, und stellte sich eine „Play List“ zusammen, welche hauptsächlich aus der Komponistin Enya und der Filmmusik von „Dirty Dancing“ bestand. Bis auf ein Lied, das ich nie wieder vergessen werde, da es nun unser Lied war. Es hieß „Total Eclipse Of My Heart“ von „Bonnie Tyler“. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie schön sie dieses Lied begleiten konnte. Ich verliebte mich schlagartig in ihre Stimme. Im vollen Genuss der Musik legten wir uns in mein Bett und sie kuschelte sich ganz nah an mich und nahm meine Hand in ihre. Da war es um mich geschehen, und ich vergaß, wie glücklich ich mit meiner erst kürzlich erworbenen Freundin „Samantha“ war. Annie hatte mein Herz im Sturm erobert und ich hoffe, dass sie es auch nie wieder aufgibt. Wir genossen diese Nähe sehr, da wir vom jeweils anderen zu spüren bekamen, dass es das ist, was er im Moment brauchte. Ich rang mit mir selbst, sie nach einer Stunde intensiven Kuschelns endlich zu küssen, da ich mich um ehrlich zu sein, nicht so recht traute. Als ich es aber dann trotzdem versuchte, stieß ich auf Wiederstand, da sie genau wusste, dass ich untreu sei, wenn ich sie jetzt küssen würde und sie nicht daran schuld sein wollte. Doch nach einem längerem „geh weg“ und „komm her“ schaffte ich es endlich ihre Lippen für einen Augenblick zu erhaschen und ich spürte diese unbeschreiblich weichen und warmen Lippen die die meinen berührten. Ich wusste, dass sie es auch wollte, doch nach einem äußerst kurzem Kuss stieß sie mich weg von ihr und wehrte sich gegen das Verlangen in ihr, mich weiterhin zu küssen. Doch ich konnte ihren innerlichen Konflikt förmlich hören, da mir ihre wunderschönen Augen verrieten, was sie gerade dachte. Auch wenn es nicht ganz fair von mir war, Samantha untreu gewesen zu sein und dann auch noch diesen Kuss selbst herbeigeführt zu haben, setzte ich diesen Blick auf, der unmissverständlich sagte: „Küss mich jetzt und bereue es nicht, ich brauche dich jetzt!“. Gott sei Dank hat sie diesem Blick Folge geleistet, zog mich zu sich und küsste mich auf eine Art, die ich bislang noch nicht kannte. Leidenschaftlich, schüchtern aber trotzdem mit ein bisschen Wut.
Ich weiß nicht wie lange wir uns in meinem Bett gerekelt und wie viele Züge sie wegen dieser Liebschaft verpasste, doch ich bin mir sicher, dass diese Stunden die Verspätung wert waren. Die Zeit verging wie im Flug und diese Stunden kamen mir vor wie in einem Film, wo sich zwei frisch Verliebte bei gedämpftem Licht und ruhiger Musik endlos lange küssten. Kurz gesagt habe ich so etwas noch nie erlebt aber dennoch gefiel es mir und ich genoss es bis zur letzten Sekunde. Doch dann musste sie auch schon wieder gehen. Am liebsten hätte die Kussserie noch eine Ewigkeit dauern können. So glücklich wie an diesem 14.6.2010 war ich in meinem ganzen Leben noch nicht. Ich liebe sie.
Tag der Veröffentlichung: 29.06.2010
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