Cover

Vorwort



Bevor ich mit der eigentlichen Geschichte anfange, muss ich noch einiges vorab los werden.

1. ich hab kein Plan, wie die One Direction Jungs so drauf sind, deshalb schildere ich sie einfach so, wie ich es mir vorstelle!

2. Es ist mir vollkommen egal in welchen unterschiedlichen Altersgruppen sich die Fangemeinde zusammenfügt. Ich hab ein halbes Konzert im Internet angeschaut und meiner Meinung nach, sahen die Mädchen alle nicht älter als 16 aus!

3. Ich bin absolut kein Fan davon irgendwelchen sogenannten "Stars" hinterher zu laufen! Und das schon gar nicht kreischend und mit hochgehobenen Plakat auf dem sowas wie "Bitte Heirate mich!" oder "Ich will ein Kind von dir!" steht. So etwas finde ich Niveaulos und würde das nicht mal Zwecks einer Wette machen!

4. Ich begegne diesem Thema, und auch der unangenehmen Wahrheit, dass ich an One Direction doch irgendwie gefallen gefunden habe, mit zwiespältigen Gefühlen. Aber vor allem mit viel Ironie und Humor. Also fühlt euch bitte nicht persönlich beleidigt, wenn ich mich ein bisschen über die Fans lustig mache! Ich bin ja quasi selbst einer...

Genau, das wollte ich vorne Weg gesagt haben, nicht, dass sich erstens irgendwelche Leute angesprochen fühlen und zweitens, dass hier jemand auf die Idee kommt, mir genau zu schildern, wie die Jungs in Wirklichkeit sind.(So wie die Regenbogenpresse es absolut wahrheitsgemäß aufgeschrieben hat!). Weil, um ehrlich zu sein, interessiert es mich nicht! Ich finde es nett, ihre Musik zu hören und ihre Konzerte anzugucken, weil die Jungs lustig sind und so aussehen als hätten sie Spaß dabei!
Ich möchte nicht zu einem hoffnungslosen Stalker werden!

Trotz diesen etwas... derben(?) Vorwortes, würde ich mich freuen, wenn ihr die Geschichte trotzdem lest und nicht immer alles so schrecklich ernst nehmt! ;D


Lg Marie

Prolog


Das Fanmeer aus jungen Mädchen begann laut zu kreischen, als die Bühne von Scheinwerfern heimgesucht wurde, der riesige Bildschirm aufloderte und ein kurzen Film über die Jungs abgespielt wurde. Die Mädchen um mich herum fingen jedesmal noch lauter an zu schreien, wenn das Gesicht ihres Lieblingsstars auf dem Bildschirm erschien. Überall wurden die Handys hochgehalten um den kurzen Film aufzunehmen, den man später wahrscheinlich vor lauter Gewackel nicht mehr erkennen konnte! Außerdem wurden sie es nicht müde ihre Plakate in die Luft zu strecken auf dem sowas wie "I love One Direction" stand - was ja wirklich nicht schwer zu übersehen war. Ich fragte mich nur, zu wem sie diese Plakate streckten. Noch war niemand auf der Bühne! Ich stand steif da, sah stumm schweigend den Film an und dachte darüber nach, welches Chaos jetzt hinter der Bühne herrschen musste...
Es wurde immer mal wieder eingeblendet wie viele Sekunden es noch dauerte, bis die Jungs auf die Bühne kamen. Noch 20 Sekunden

. Ich musste ein wenig lächeln, als ich daran dachte, welche Halsschmerzen die ganzen Mädchen morgen wegen ihrem ohrenbetäubenden Gekreische bekommen würden. 10 Sekunden

. Ich wollte mich gerade einmal umsehen, als ich von dem Jungen abgelenkt wurde, der nun auf dem Bildschirm erschien und breit in die Kamera lächelte. Mein Herz setzte einen Moment aus. Da war er. 5 Sekunden

. Und er sah sogar noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte! 3 Sekunden.

Ich badete in einem Meer von kreischenden Teenagern und lächelte selig. 2 Sekunden.

Ich konzentrierte mich auf die Bühne. 1 Sekunde

. Und da kamen sie...

Kapitel 1


Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien, der Himmel war blau und ich sonnte mich im Liegestuhl auf der Terrasse. Kaum zu glauben, dass es erst März war. Bei mir Zuhause froren sich jetzt wahrscheinlich alle vor Kälte den Hintern ab. Neben mir lag meine Freundin Jill und blätterte in einer Zeitschrift. Ihre Familie hatte mich für drei Wochen zu ihnen nach Florida eingeladen. Eigentlich reizte mich Amerika nicht besonders, aber ich wollte unbedingt meine Freundin wieder sehen und außerdem musste ich eindeutig mein Englisch aufpolieren. Etwas traurig blickte ich auf meine letzten Tage, die nun angebrochen waren. Denn ich hatte, trotz meiner anfänglichen Bedenken, meinen Urlaub in vollen Zügen genossen und einige neue Freunde kennen gelernt. Plötzlich, von Tatendrang überströmt, setzte ich mich auf und verkündete Jill: "Jill, ich hab keine Lust mehr hier untätig herum zu sitzen. Ich möchte meine letzten Tage sinnvoll nutzen. Wir könnten in die Stadt gehen und uns in ein Cafe setzen. Vielleicht wollen die anderen ja auch mit!" Jill sah über ihre Sonnenbrille zu mir und musste grinsen.
"Du bist verrückt, bei dieser Hitze?" lachte sie, stimmte aber dann doch zu.
Wir ließen alles stehen und liegen und schnappten uns nur unsere Handtaschen. Jill sagte schnell ihren Eltern bescheid und nahm sich dann die Autoschlüssel ihres Pickups.
Es war herrlich sich so amerikanisch zu fühlen. Wir drehten das Radio ganz auf und ich streckte meine Hände auf der Schnellstraße aus dem offenen Dach. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich in Amerika doch so wohl fühlen würde! Ich fühlte mich wie in einem amerikanischen Independentfilm oder wie aus dem einem Musikvideo, dass hier ständig im Fernsehn kam. Jill nahm die Ausfahrt in die Innenstadt und keine zehn Minuten später hatten wir einen Parkplatz und schlenderten an der Strandpromenade entlang. Jill telefonierte gerade mit zwei ihrer Freundinnen, damit wir uns mit ihnen in einem Cafe treffen konnten. Wir suchten uns ein Hübsches, natürlich mit Meerblick, aus und warteten auf die beiden Mädchen. Zum Glück mussten wir nicht besonders lange warten, denn Kate und Jennifer waren schon in der Nähe Shoppen gewesen. Als sie kamen, umarmten sie uns und setzten sich dann erschöpft zu uns an den Tisch. Der Kellner kam auch schon sofort und brachte Jill und mir unsere Säfte, Kate und Jennifer bestellten auch gleich und binnen weniger Minuten stellte der nett lächelnde Mann sie ihnen auf den Tisch.
"Habt ihr eigentlich schon das absolut großartigste ever gehört?" fragte Kate aufgeregt, nachdem sie zwei große Schlücke ihres Saftes genommen hatte und sich entspannt zurück lehnte.
Ich sah Jill fragend an, aber die war genauso ratlos wie ich. Wir schüttelten den Kopf und Kate sah grinsend zu Jennifer, die uns aufklärte.
"Haltet euch fest!" meinte sie und ließ eine kurze Spannungspause. "One Direction kommt hier her, nach Miami! Und das morgen schon! Ist das nicht Wahnsinn?!"
Ich war etwas enttäuscht von der Neuigkeit, denn ich hatte mich noch nicht wirklich mit dem Thema "One Direction" auseinandergesetzt und konnte so die allgemeine Aufregung nicht ganz teilen. Doch Kate, Jill und Jennifer waren heillos davon begeistert.
"Was?! Ist das wahr?" fragte Jill aufgebracht und fächerte sich mit ihren Handflächen Luft zu. "Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!" kreischte sie, sodass die Leute an den Tischen neben uns, uns neugierige Blicke zuwarfen.
"Ja ist das nicht der Hammer? Ich kann es immer noch nicht fassen!" meinte Kate und ignorierte die Blicke von außen. "Ich freu mich schon seit Wochen auf das Konzert! Und auf Harry!" seufzte sie und schmachtete den Himmel an. Jennifer nickte ihr bestätigend zu. "Ich freu darauf Niall endlich mal Live zu sehen! Er sieht einfach so unglaublich süß aus!" meinte sie und fasste sich ans Herz. Jill stimmte sofort mit ein. "Ich würde sie am liebsten alle abknutschen, wenn sie mir die Gelegenheit dazu gäben!"
"Ach komm schon, du hast doch bestimmt auch deinen Lieblingsdirectioner, Jill!" meinte Kate und lächelte sie an. Jill biss sich auf die Unterlippe und lachte süß.
"Ja... Zugegeben, ich steh voll auf Zayne und Louis!"
"Gleich auf zwei?" fragte ich skeptisch und bereute es im nächsten Augenblick gleich. Sechs Augen sahen mich für einen Moment perplex an, dann fingen alle drei an zu lachen.
"Sag mal, Al', hast du diese fünf Sexgötter eigentlich schon mal gesehen?" fragte mich Jennifer und ich zuckte die Schultern.
"Bestimmt. Aber sie haben nicht wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen..." meinte ich.
Kate starrte mich an, als hätte ich mich soeben als Lesbe geoutet.
"Alice, dir ist hoffentlich bewusst, dass du sowas nie, absolut niemals, in der Öffentlichkeit und vor allem nicht in der Anwesenheit von echten Directionern sagen solltest!" meinte Jill und sah mich tadelnd an.
"Tut mir Leid, mir war nicht bewusst, dass ihr das alle so ernst nehmt!" wich ich der Anschuldigung aus.
Jennifer rettete mich, indem sie sagte: "Vielleicht sind die Jungs in Deutschland einfach noch nicht so bekannt! Oder nicht so beliebt wie hier!"
Kate fing sich wieder und musste Jennifer recht geben.
"Die armen deutschen Mädchen! Kein Wunder, dass die so einen seltsamen Geschmack entwickeln, wenn sie keine Ahnung haben, wie richtig heiße Jungs aussehen!"
Ich überhörte gekonnt die unabsichtliche Beleidigung und musste innerlich lachen. Ich wettete mit mir selbst, dass die drei Mädels einfach nur Blind vor "Liebe" waren. Ich meine, die kannten diese Jungs doch gar nicht! Und so gut konnten sie doch gar nicht aussehen, oder? Langsam wurde ich Neugierig aber ich konnte mich beherrschen. Ich wollte auf keinen Fall so werden wie diese drei verrückten Hühner vor mir!
"Ach Jen' du übertreibst mal wieder maßlos!" meinte Jill und grinste, dann wandte sie sich an mich und meinte: "Aber mal ehrlich." sie zückte ihr Handy und hielt mir ein Bild von drei, wirklich gar nicht so schlecht aussehenden, Jungen unter die Nase. "Die sehen doch wohl heiß aus!" kommentierte sie ihr Bild.
Ich nickte und meinte: "Ja. Sie sehen ganz gut aus." Ich schob das Handy aus meinem Gesicht. "Aber ich steh' nicht so auf Boygroups wisst ihr!"
Darüber konnten die drei nur seufzen und den Kopf schütteln. Ich musste schon wieder innerlich lachen.
"Also, lasst uns das Thema wechseln. Unglaublich heiße Jungs hin oder her!" sagte ich und schlug den Mädchen eine Shoppingtour vor, obwohl ich für sowas eigentlich auch nicht wirklich Verständnis aufbringen konnte. Ich hasste es mich durch tausende von Kleidungsstücken zu wühlen um am Ende nur ein Teil zu finden, bei dem ich mir aber trotzdem nicht ganz sicher war, ob ich es wirklich jemals anziehen würde. Das ich letzten Endes aber trotzdem kaufte, damit das ganze Gewühle nicht komplett sinnlos gewesen war. Aber ich wollte, dass die Mädels auf andere Gedanken kamen, denn für Kate, Jen' und Jill war es das Größte sich den ganzem Tag durch stickige Läden zu schlagen um irgendwas zu kaufen, dass sie eigentlich gar nicht benötigten, das aber im Sonderangebot war!
Die Mädels waren von meinem Vorschlag begeistert und nickten eifrig. Wir tranken schnell unsere Säfte aus, bezahlten und gingen im Shoppingschritt Richtung Innenstadt.

Kapitel 2


Als Jill und ich am Abend nach der ausgiebigen Shoppingtour nach Hause fuhren, war die Luft immer noch angenehm warm. Ein herrlicher Sonnenuntergang verabschiedete den Tag.
"Das Wetter will wohl auch nicht, dass ich schon bald wieder Heim muss..." murmelte ich, während Jill auf die Küstenstraße einbog.
"Ich glaube niemand möchte, dass du gehst!" lachte Jill und lächelte mich kurz an.
Ich war irgendwie in Plauderlaune, also fragte ich Jill: "Was findest du eigentlich an den Jungs von dieser einen Band so toll?"
Jill musste einen Moment überlegen und dann meinte sie: "Ich glaube, mal abgesehen davon, dass sie einfach gut aussehen und auch schöne Stimmen haben, gefällt mir der Gedanke, dass sie eigentlich auch nur ganz normale Jungs sind. Und ich mag es, dass man sieht, dass sie für den Moment leben und sich nicht mit unnötigen Fragen aufhalten."
Ich musste lächeln. Jill war nicht besonders tiefsinnig aber dafür genoss sie ihr Leben voll und ganz. Jeder Tag war für sie ein Geschenk.
"Okay. Vielleicht höre ich ja doch mal rein..." meinte ich und Jill lächelte freudig.
"Wir können das auch jetzt gleich tun!" meinte sie und bat mich ihr Handy aus ihrer Handtasche zu kramen. Als ich es, nach längerem Suchen, gefunden hatte, öffnete ich ihre Playlist und merkte gleich, dass sie zur Zeit anscheinend nur One Direction hörte. Ich kicherte leise.
"Was ist dein Lieblingslied?" fragte ich sie dann über dem Fahrtwind.
"Moments" meinte sie, fügte dann aber hinzu: "Aber such du dir einfach ein Lied aus, dass du vom Titel gerne hören würdest! Hör auf deine Intuition!"
Ich scrollte mich durch die Playlist und blieb bei einem Lied hängen, dass mich neugierig machte.
"Wie ist 'Up all night'?" fragte ich Jill und sie lächelte.
"Eine gute Wahl!" meinte sie.
Ich zuckte mit den Schultern und klickte auf Play. Ich kannte die Lieder ja sowieso nicht.
Die erste Minute hörte ich nur zu. Jill ging schon bei den ersten Tönen ab. Sie tanzte im sitzen, soweit das während dem Autofahren ging, und sang dabei laut mit. Irgendwann ließ ich mich etwas ansteckten und wippte mit meinen Bein zum Takt. Ich musste zugeben, dass die Jungs gar nicht so schlecht waren. Singen konnten sie auf jeden Fall.
"Und? Wie findest du sie?" fragte mich Jill und trällerte den Refrain mit. Ich lachte und sang als Antwort mit. Besonders schwer war der Text ja zum Glück nicht.
"Sie gefallen dir!" stellte Jill begeistert fest, als das Lied zu Ende war und wir lachend auf den Parkplatz ihres Hauses fuhren.
"Ja. Sie singen wenigstens schon mal nicht schlecht. Allerdings ist das genau diese Art von Musik die mir leider nach drei Mal hören auf die Nerven geht." meinte ich entschuldigend und zuckte die Schultern.
"Nicht so schlimm. Hauptsache du gehörst nicht zu einen dieser 'Hatern', die ihre Musik kritisieren, ohne sie einmal angehört zu haben!"
"Ich würde ihre Musik nicht kritisieren. Es ist nur nicht mein Geschmack."
"Okay. Dann lass uns aussteigen und unsere Einkäufe ausprobieren!" meinte Jill hibbelig und sprang aus dem Auto.
Ich lachte und folgte ihr.

Als wir das Grundstück betraten, sahen wir Jills Eltern bei ihren Nachbarn sitzen und grillen.
"Mädels, wollt ihr auch kommen? Es gibt leckeres Fleisch!" rief Ben, Jills Vater, uns zu. Wir verneinten und Jill hob unsere Beute hoch.
"Wir müssen unsere neuen Sachen ausprobieren!" rief sie rüber und Jills Mum bekam große Augen.
"Die müsst ihr mir nachher auch alle noch zeigen!" rief sie und lachte dann. Ich mochte Jills Eltern. Sie benahmen sich zwar wie typische Eltern aber trotzdem wirkten sie lockerer und entspannter als andere. Sie vertrauten Jill und gaben ihr ihre Freiheiten. Und Jill nutze das nicht aus.
Wir gingen in ihr Zimmer und sie schloss ihren iPod an ihre Boxen an. Auf ihrem iPod waren alle anderen Lieder gespeichert.
"Was willst du hören?" fragte sie und ich überlegte nicht lange.
"Unsere 'Forever Young' Playlist!" antwortete ich und grinste.
"Ahh, gute Idee!" meinte sie und startete die Playlist.
Wir hatten die Playlist gemeinsam zusammengestellt. Auf ihr waren alle Lieder, die irgendwie was mit Jugend, Leben, Party und Mode zu tun hatten. Wir drehten die Musikanlage ganz auf und spielten Modenschau. Unser Laufsteg war der lange Gang vor ihrem Zimmer. So albernd hatten wir uns schon lange nicht mehr benommen, aber es tat gut mal wieder die verrückte Seite raushängen zu lassen.

Später, als wir alles ausprobiert hatten und uns die Musik, nach dem hundertsten Durchlauf langsam nervte, setzten wir uns raus auf die Terrasse und ließen unsere Füße in den Pool hängen. Die milde Luft wurde langsam kühler aber es war trotzdem noch warm.
"Ich wünschte du würdest hier wohnen, dann könnten wir jeden Tag shoppen gehen und du könntest mit auf das One Direction Konzert!" meinte Jill begeistert und lächelte mich an. Ich lächelte zurück, obwohl ich genau aus diesen zwei Gründen froh war, nach Hause zu kommen!
"Ich mach dir einen Vorschlag. Ich mach erstmal meine Ausbildung fertig, du beendest die Schule und dann schauen wir weiter. Vielleicht kann ich ja ein soziales Jahr hier machen."
"Oh das wäre wunderbar!" Jill bekam bei dieser Vorstellung ganz große Augen.
"Ja, das wäre es..." womöglich

. Eigentlich hatte ich vorgehabt, nach der Ausbildung für ein Jahr nach Irland zu gehen. Aber das konnte sich ja auch noch ändern. Wenn es hier nur nicht so heiß wäre. Ich mochte Florida langsam, aber Irland reizte mich mehr. Dort waren die Wiesen wenigstens grün und nicht ausgetrocknet braun...
Ich konnte nicht mehr weiter denken, denn Jills Eltern kamen gerade durchs Gartentor.
"Jill! Du hast morgen Schule! Es ist schon spät, du solltest langsam ins Bett!" rief ihre Mutter ihr zu, als sie uns sah. Sie kamen zu uns und lächelten uns an.
"Ist schon gut, ich wollte eh grad gehen!" meinte Jill und zwinkerte mir zu.
"Ich komm mit. Die Shoppingtour heute hat mich vollkommen ausgelaugt!" meinte ich und lächelte.
"Aber es hat sich gelohnt!" meinte Jill und ich nickte.
"Ihr müsst mir die Klamotten morgen mal zeigen, jetzt ist es dafür schon zu spät." sagte Ashley, Jills Mum, mit einem Blick auf ihre Uhr. Ich sah ebenfalls auf meine Handyuhr. Es war später als ich gedachte hatte, schon halb zwölf.
Schwerfällig standen Jill und ich auf und gingen hinein.
"Ach ja, bevor ich es vergesse." sagte Jill zu mir, als wir die Treppen in ihr Zimmer hoch gingen. "Hättest du Lust morgen deinen letzten Abend am Strand zu feiern? Ich könnte ein paar aus der Schule, die du auch kennst, fragen ob sie auch mit wollen!"
Ich strahlte begeistert.
"Au ja, das wäre toll!" meinte ich und grinste.
"Abgemacht. Dann frag ich die Mädels und Jungs morgen mal." sagte Jill und gähnte.
"Dann mach mal, dass du ins Bett kommst!" lächelte ich und wünschte ihr eine gute Nacht.

Als ich im Bett lag dachte ich noch über vieles nach. Und plötzlich kam mir der Refrain von 'Up all night' in den Sinn. 'I wanna stay up all night and jump around until we see the sun,...'

Ich lächelte, morgen würden wir den Songtext in die Tat umsetzen. Mit diesen Gedanken im Kopf schlief ich schließlich ein.

Kapitel 3


Der nächste Morgen war ein einziges Chaos. Jill hatte eine viertel Stunde verschlafen und war nun in größter Eile. Ich saß am Frühstückstisch und war bereits fertig, als sie immer noch von einem Zimmer ins Andere hetzte und ihre Sachen zusammen räumte, während sie ein Toast in sich hinein stopfte. Ich musste grinsen und aß gemütlich meine Cornflakes weiter. Ashley saß mit mir am Tisch und trank ihren Kaffee, während sie in einer Zeitschrift blätterte.
"Hast du heute schon was bestimmtes vor, so lange Jill in der Schule ist?" fragte sie mich dann plötzlich und schloss die Zeitschrift. Ich überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.
"Eigentlich noch nicht." meinte ich verlegen und grinste sie dümmlich an.
"Ich hab heute einige Termine in der Stadt, Friseur, Maniküre, Pediküre, Wachsen und so weiter. Wenn du willst, kann ich dich mit nehmen und du beschäftigst dich solange irgendwie an der Strandpromenade oder in der Mall." meinte sie und sah mich fragend an. Ich lächelte und fand die Idee garn nicht so schlecht.
"Gerne!" Ich hatte sowieso vorgehabt mich mal alleine durch die Stadt zu schlagen.
"Okay, um Neun habe ich meinen ersten Termin, also würde ich so in einer viertel Stunde los."
Ich nickte und packte in Gedanken schon meine Handtasche ein.
"Bis nachher!" rief Jill über die Schulter als sie an uns vorbei sauste und aus der Tür stürmte. Wir hörten nur noch den Motor ihres Pickups aufheulen und dann nichts mehr. Ashley grinste und schüttelte leicht den Kopf.
"Also, dann würde ich sagen, packen wir auch die letzten Sachen!" meinte sie, stand auf und stellte ihre leere Kaffeetasse in die Spüle. Dann nickte sie mir zu und verschwand im Gang.
Ich aß schnell meine Cornflakes auf und stellte die leere Schüssel dann neben Ashleys Kaffeetasse in die Spüle. Meine Tasche wartete oben in meinem Zimmer. Ich schmiss einige Dinge hinein, die ich brauchte, oder von denen ich dachte, dass ich sie brauchte und ging anschließend wieder runter. Ashley stand schon mit angezogenen Schuhen im Flur und betrachtete noch einmal ihre braune Haarmähne. Dann lächelte sie mich an, ich schlüpfte schnell in meine Ballerinas und nickte.

Im Auto war es warm. Das erste was Ashley machte, was das Dach zu öffnen und das Radio einzuschalten. Erst als das Getan war, schaltete sie den Motor an und fuhr los, Richtung Stadt. Wir redeten nichts während der Autofahrt. Lauschten nur der Musik und ließen uns den warmen Wind durch die Haare pusten. Die Fahrt dauerte, wie immer, nicht lang. Als Ashley das Auto vor dem Friseur parkte, sagte ich: "Du musst übrigens nicht auf mich warten. Ich wollte Jill in der Schule besuchen und vielleicht darf ich ja ein bisschen bei ihr bleiben. Dann fahr ich mit ihr nachhause."
Ashley nickte und lächelte: "Wie du möchtest!"
Wir stiegen aus, ich verabschiedete mich von ihr und ging dann in Richtung Innenstadt. Es war mal wieder ein schöner Tag. Die Sonne schien schon heiß vom Himmel und ich bereute es schon nach den ersten Schritten, die dünne Strickjacke angezogen zu haben. Ich zog sie während dem Gehen aus und band mein blondes Haar hoch. Darunter war es nämlich auch ganz schön heiß! Ich wunderte mich gar nicht, dass so wenige Menschen auf der Straße waren. Bei dieser Hitze ging man eigentlich nicht freiwillig spazieren. Ich kannte die Innenstadt schon auswendig, da ich mich in den letzten drei Wochen ziemlich oft hier aufgehalten hatte. Deshalb beschloss ich einfach keinen bestimmten Weg einzuschlagen sondern mich einfach von der Stadt verschlucken zu lassen. Ich bog bei der ersten Gelegenheit in eine fremde Straße ein. Doch leider wusste ich noch genau wo ich war. Irgendwas in mir wollte mich nicht in der Innenstadt haben, sondern wollte mich dazu bringen, mich zu verlaufen. Also hörte ich auf mich und lief immer in die Richtung, bei der ich mir nicht ganz Sicher war, wohin sie führte. Ich irrte eine ganze Weile ohne Ziel durch die verschiedenen Straßen.
Die Hitze stieg immer weiter an. Bald hatte ich das Gefühl zu zerfließen. Anscheinend wollte mich das Wetter quälen! Die Häuser um mich herum wurden langsam immer weniger. Links neben mir verlief eine große, unbefahrene Straße. Die Häuser am Straßenrand sahen typisch amerikanisch aus. Haus, Garage, Garten, Pool. Ich lief auf eine Kreuzung zu. Die Fußgängerampel blinkte gerade Grün auf, also beschleunigte ich meinen Schritt etwas.
Gerade als ich die Straße überqueren wollte, lief plötzlich jemand in mich hinein und warf mich zu Boden. Erschrocken schrie ich auf.
"Oh mein Gott! Das tut mir so Leid!" hörte ich eine fremde Stimme sagen und kurz darauf spürte ich starke Hände an meinen Armen, die mich wieder auf die Beine zogen. Ich war immer noch so erschrocken, dass ich das gar nicht richtig mitbekam.
"Tut mir schrecklich Leid! Alles in Ordnung?" fragte mich die Stimme wieder. Diesmal sah ich auf und blickte geradewegs in zwei besorgte, braune Augen. Sie gehörten einen Jungen, der etwa in meinem Alter war, wahrscheinlich war er sogar noch etwas älter. Er hatte braune Haare und war recht groß. Ich musste zu ihm aufsehen, als ich vor ihm stand.
"Äh... ja. Alles in Ordnung!" stotterte ich und rieb mir unbewusst den Ellbogen. Der Junge biss sich auf die Lippen und meinte: "Tut mir echt Leid, ich war total in Gedanken versunken!" Ich lächelte schwach. Meine Hände zitterten noch ein Wenig.
"Kein Ding. Ich hab ja auch nicht wirklich aufgepasst." meinte ich und sah ihn etwas verlegen an.
"Kann ich das irgendwie wieder gut machen?" fragte er und erst jetzt fiel mir seine angenehme Stimme auf. Ich schüttelte leicht den Kopf.
"Ich denke nicht. Ist ja nichts passiert!" sagte ich schnell.
"Ehrlich?" fragte der Junge noch einmal und sah mich eindringlich an. Ich sah misstrauisch zurück. Warum hackte er sooft nach? Ich war doch nur hingefallen! Ich musterte ihn und stutzte. Irgendwo hatte ich diesen Jungen schon mal gesehen, nur wo? Forschend betrachtete ich ihn. Vielleicht war es einer von Jills Freunden. Aber die mussten alle noch in der Schule sein.
"Äh... Kennen wir uns? Du kommst mir bekannt vor!" sagte ich und musterte ihn noch einmal. Kam es mir nur so vor oder wich er wirklich etwas nach Hinten aus?
"Woher sollten wir uns denn kennen?" fragte er mich und ich zuckte die Schultern.
"Ich weiß auch nicht... Aber..." ich sprach nicht weiter. Denn plötzlich flog mir ein Gedanke zu. "Ah! Ich weiß es!" sagte ich und grinste. In dem Gesicht des Jungens mischte sich Neugier und Beklommenheit.
"Du sieht aus wie Finn!" meinte ich und lächelte breit.
"Wie wer?" fragte der Junge verdutzt. Mit einem Schlag hatte er seine gesunde Hautfarbe zurück.
"Ah... äh... Finn ist... ein Bekannter." sagte ich schnell und lächelte verlegen. Er musste ja nicht wissen, dass für mich der Name Finn ein Synonym für perfekt aussehende Jungen oder Männer war. Quasi der Name meines Märchentraumprinzen. Der Junge nickte nur.
"Also ich muss dann auch schon wieder weiter!" sagte ich, nachdem wir uns einige Sekunden angeschwiegen hatten.
"Und du bist Sicher, dass dir nichts fehlt?" erkundigte sich der Junge noch einmal und ich schüttelte wieder nur den Kopf.
"Nein. Wirklich nicht!"
"Okay. Willst du mir dann wenigstens noch deinen Namen sagen?" fragte der Junge und sah mich freundlich an. Ich haderte mit mir. Eigentlich war das ja nichts schlimmes, aber ich traute mich in diesen Moment irgendwie nicht.
"Ich denke es ist besser, wenn wir uns einfach so trennen." meinte ich und nickte ihn verabschiedend zu.
"Wirklich?" fragte er verdutzt und ich nickte.
"Alles klar. Dann... schönes Leben noch!" meinte er und lächelte mich an. Mein Gesicht brannte vor Hitze.
"Ja...äh... Danke. Dir auch!" meinte ich, drehte mich schnell um und lief schnurstracks in die Richtung, aus der ich gekommen war. Schnell zurück in die sichere Innenstadt!
"Ich heiß' übrigens...!" rief er mich noch hinter her. Ich hatte seinen Namen nicht verstanden, drehte mich trotzdem während dem Gehen um und nickte.
"Alles klar!" rief ich und beschleunigte meinen Schritt. Man war das Peinlich gewesen. Wieso musste ich bei jedem Flirtversuch immer so verklemmt sein? Ich seufzte Laut auf, bog in die nächste Straße ein und ließ mich wieder von der Stadt verschlucken.

Kapitel 4


Jill begrüßte mich überschwänglich, als ich nach fast zwei Stunden des Umherirrens, endlich wieder an der Schule ankam. Der Pein hatte sich langsam in Luft aufgelöst und statt dem Stein in der Magengrube plagte mich nun doch der Hunger.
"Hast du was zu essen, Jill?" fragte ich sie und sie sah mich grinsend an.
"Ja in der Tat." meinte sie und zauberte eine Plastiktüte aus ihrer Handtasche.
"Oh mein Gott, du bist meine Rettung!" rief ich ihr erleichtert zu. Ich packte das belegte Toast aus der Tüte und biss vergnügt hinein.
"Was hast du heute Vormittag gemacht?" fragte sie mich und sah mir zu, wie ich ihr Pausenbrot verputze.
"Ach... dies und das." sagte ich und stoppte nur den Bruchteil einer Sekunde in meiner Handlung. Doch Jill bemerkte meine kurze Unsicherheit und sah mich forschend an.
"Was ist dir passiert?" fragte sie und ich sah sie monoton an. Es war mir ein Rätsel wie sie Menschen so schnell durchschauen konnte. Ich seufzte und erzählte ihr dann von der sonderbaren Begegnung mit dem fremden Jungen.
"Das ist so unfair! Ich kann nicht mal richtig flirten!" jammerte ich und sah auf das halb aufgegessene Toast in meinen Händen. Jill grinste schon wieder.
"Das ist ja wirklich eine Tragödie!" meinte sie. Offensichtlich ironisch. "Ach komm schon! Du wirst ihn eh nie wieder zu Gesicht bekommen! Schließlich lebst du auf einem anderen Kontinent!"
Ich lächelte sie schwach an.
"Stimmt auch wieder." gab ich zu. "Aber das mit dem Flirten ist trotzdem fies."
"Man braucht mit Jungen nicht zu flirten, damit sie einen wahrnehmen! Ich finde, die besten Beziehungen entstehen immer noch dann, wenn die beiden Personen davor nicht bewusst miteinander geflirtet haben!" Sie versuchte mich aufzuheitern. Ich biss wieder in den Toast und nickte.
"Alles klar. Irgendwie hast du ja auch Recht. Es war nur... Wahrscheinlich war es mir einfach nur unheimlich peinlich!" ich zuckte mit den Schultern. "Aber egal jetzt. Ich will dir nicht den Tag ruinieren!"
"Ach!" sie winkte ab. "Das hat heute schon mein Mathelehrer geschafft!"
Ich grinste sie an. "So schlimm?" fragte ich und sie nickte.
"Reden wir über etwas erfreulicheres! Bei unseren Gesprächen kann man ja direkt Depressionen bekommen!" meinte Jill und lachte. "Wir könnten über heute Abend reden! Über deine Strandabschiedsparty." Sie holte nur kurz Luft und schilderte mir dann alles ganz genau, wie sie sich was vorgestellt hatte und wer alles kommen würde. Zum Glück kannte ich viele davon, wenn auch, lustigerweise, nicht alle. Wahrscheinlich war ich sowieso nur das Mittel zum Zweck. Aber das störte mich nicht, Hauptsache ich konnte an meinem letzten Abend noch einmal so richtig Feiern!

Impressum

Texte: Für Emily, die meine Träume mit "Directionerstoff" gefüllt hat ;)
Bildmaterialien: http://rebelkiss.com/flags/46-flag-uk.html
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2013

Alle Rechte vorbehalten

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