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Kapitelübersicht

 

 

1. Das 20. Jahr

2. Schatten unter uns

3. Erwachen

4. Umzug

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Rest in Arbeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prolog

 

„Cailen, bring mir das Kind der schwarzen Witwe! Sie wird sehen was sie davon hat, mich so hinters Licht geführt zu haben! Ich werde dafür sorgen, dass es Qualen erleidet und sie sich wünscht dieses Kind nie geboren zu haben!“ Die Worte hallen noch immer in meinem Kopf. Selbst nach fast 20 Jahren ist mein Vater außer sich. Selbst nach 20 Jahren hegt er den selben Hass, wie am ersten Tag, als er herausfand, dass seine ehemalige Geliebte, die schwarze Witwe ein Kind gebar, dass nicht das seine ist. Dieser unendliche Hass und das Bedürfnis sich selbst nach etlichen Jahren grausam zu rächen. Ich kenne dieses Gefühl. Ich kenne es nur allzu gut. Genau dies empfand ich für die Person, die sich mein Vater nennt! Dieses Stück Dreck, das sich mein Vater nennt! Ich ballte meine Hand zur Faust und schlug so die Wand, die mir am nächsten stand, sodass sich meine Faust in ihr abzeichnete und lauter Risse und kleine Puzzlestücke bildeten. Der Schmerz, der meine Hand durchzuckte war nicht annähernd genug, um mich davon abzubringen weiter auf die Wand einzuschlagen, die in meinen Gedanken den Kopf meines Vaters trug. Das Blut an meinen Händen ließ mich innehalten. Es erinnerte mich an meine Mutter. Meine Mutter, die ich so liebte und alles für mich war. Sie war die Einzige, die sich um mich kümmerte und dieses verdammte Stück Dreck, welches sogar noch eine unsagbar nette Beschreibung war, hatte sie verrecken lassen, während er sich mit der schwarzen Witwe austobte und sich amüsierte. Ich schlug ein letztes Mal auf die Wand ein und ließ meine Hand flach auf ihr ruhen. Ich atmete langsam aus. „Wow wow, was hat dir die arme Wand getan?“ Seth kommt grinsend auf mich zu. Ich seufze genervt, drehte mich um und laufe den Flur entlang, in die Richtung meines Zimmers. „Nichts.“ Ich musste Seth nicht direkt ansehen, um zu wissen, dass er mich skeptisch ansah. „Und deshalb kamst du auf die Idee sie mal mir nichts dir nichts zu verschönern?“ Ich öffne die Tür meines Zimmers und trete ein. Seth folgt mir und schließt sie daraufhin.

„Wann brechen wir auf?“ fragte er nun ernst. Seth ist mein bester Freund und er war es auch schon immer. Wir sind zusammen aufgewachsen und ohne ihn hätte ich viel zu viele Dinge hinter mir, die ich heute bereuen würde. Ich hätte meine Rache nicht durchdacht und wäre blind vor Wut explodiert. „Morgen früh, sobald die Sonne aufgeht.“ antworte ich. „Hast du sie schon ausfindig machen können?“ fragte er erneut. Ich drehte mich um und sah ihn direkt an. „Die schwarze Witwe hatte sich mit einem Lichtan eingelassen.“ Ich lasse mich auf der schwarzen Couch nieder. Ohne fortfahren zu müssen beendet er meinen Gedankengang. „Also werden wir auch dort beginnen. In dem Land, in dem das Licht unterging.“ Ich sehe ihn an und lächle bestätigend. Ich werde den Befehl meines Vaters folge leisten und ihm das Mädchen bringen. Ich werde ihm das Mädchen aushändigen und weiterhin sein Vertrauen gewinnen. Soll er mit ihr machen was er will, dass interessiert mich nicht. Doch sobald der richtige Zeitpunkt da ist, werde ich ihm alles nehmen, was er hat. Er wird derjenige sein, der höllische Qualen erleiden wird. Soll er doch das Mädchen töten. Sie steht eh noch auf der Liste. Meine Mutter ließ völlig umsonst ihr Leben und ich werde derjenige sein der sie rächt.

Als die ersten Strahlen der Sonne die Dunkelheit des Himmels brachen, begannen wir die Reise.

 

Kapitel 1

Das 20. Jahr

 

„Alana, beeil dich doch endlich mal! Wegen dir kommen wir noch zu spät. Wieder mal!“ Meine beste Freundin Avy und ich gehen zur selben Universität. „Ja, bin doch schon bei.“ antworte ich ihr, während ich schnellstens hinter ihr her flitze. Man könnte meinen, sie sollte daran gewöhnt sein, doch sie wird nicht müde mir ständig Standpauken zu halten, weil ich es nicht rechtzeitig aus dem Bett schaffe. Gerade so haben wir es noch geschafft und setzten uns auf unsere Plätze. Unsere Lungen füllen sich ausgiebig mit Sauerstoff, der ihnen während der Eile nur begrenzt zur Verfügung stand. Vorsichtig sehe ich zu Avy rüber und grinse. „Siehst du, wir haben es doch noch geschafft.“ Ich sah ihr an, dass sie nicht wusste, ob sie nun wütend oder erleichtert reagieren sollte. Sie entschied sich anscheinend für beides, in dem sie mir in den rechten Arm kniff, mich böse ansah und im Nachhinein sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Immer wieder dasselbe mit dir.“ seufzt sie. Die Vorlesung hatte mittlerweile schon begonnen. Meine Lippen zu einem Schmollmund geformt, schaue ich sie mit großen Augen an. Mein Hundeblick verfehlt selten seine Wirkung. „Es tut mir wirklich leid. Würdest du mir glauben, wenn ich dir verspreche, dass es nie wieder vorkommen wird?“ Sie lacht. „Nie im Leben!!“ Sie schrie nahezu und alle schauten uns an. „Was passiert nie im Leben, Miss Linden?“ Unser Soziologie Professor sieht nicht begeistert aus, im Gegenteil. „Ups.“ flüstere ich leise zu ihr herüber, so dass nur sie es hören kann. Ich kann sehen wie sie krampfhaft ein Lachen unterdrücken muss und sich zwingt noch eine Entschuldigung herauszuquetschen. „Entschuldigung.“ Ich schließe mich ihr an und entschuldigte mich ebenfalls. „Mir tut es auch leid.“ „Das hoffe ich auch!“ entgegnet er und wirft uns noch einen bösen Blick zu, bevor er fortfährt. Avy stößt mir mit ihrem Ellenbogen in die Seite. „AU!“ Dafür, dass sie sehr zierlich gebaut war und ihre blonden schulterlangen Haare sie wie ein Engel wirken lassen, konnte sie ganz schön austeilen. Nachdem die Vorlesung vorbei war, setzen wir uns auf eine der Bänke, auf dem Gelände. Wir hatten noch etwas Zeit bis zur nächsten. „Also schieß los!“ Sie sieht mein Fragezeichen im Gesicht. „Na dein Geburtstag Al.“ fügt sie augenverdrehend hinzu. Ja es ist nicht mehr lang bis zu meinem Geburtstag. Noch 2 Tage, um genau zu sein. Ich kann mir schon vorstellen wie meine Eltern mich mit Tränen in den Augen ansehen und beteuern, wie groß und hübsch ich doch geworden sei. Erst recht mein Vater. Die Rollen der Frau und des Mannes sind bei meinen Eltern wohl etwas durcheinandergekommen. Während meine Mutter nicht der gefühlsduselige Typ ist, ist mein Vater doch sehr sentimental. Das heißt jetzt natürlich nicht das meine Mum ein Stein ist, was Gefühle angeht. Mein Vater ist bloß etwas über sentimental und tollpatschig. Hach wie ich sie doch liebe. Ich schmunzle, bis Avy mich mit ihrem Blick wieder aus meinen Gedanken zieht. „Lass mich raten, eine Geburtstagsfeier?“ „Du hilfst mir doch mit den Vorbereitungen oder?!“ Das war eigentlich eher eine Feststellung als eine Frage, doch ich freue mich, als sie mich überrascht ansieht und mit „Natürlich!“ antwortet. Ich wohne zurzeit in Mave, einer Kleinstadt, umgeben von Waldgebieten. Mein Bruder und ich beziehen ein Apartment am Rand der Stadt. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und hätte auch während des Studiums bei meinen Eltern wohnen bleiben können, doch es wurde Zeit das Nest langsam zu verlassen. Zumindest halbwegs. Ich bin ein Familienmensch und liebe das Zusammensein. Ohne jemanden, fühle ich mich einsam und aus diesem Grund zog ich zu meinem Bruder, mit dem ich durch dick und dünn gehe. Avy und ich besprachen noch so einiges bezüglich der Party. Und der nächste Tag war schon mit etlichen Vorbereitungen verplant.

Am nächsten Morgen besorgten wir schon einmal genügend Getränke, unter anderem Alkohol. Damit war eigentlich schon einmal das Schwerste abgedeckt. Snacks und andere Leckereien standen auch auf der Liste. „Sind auch ein paar hübsche Mädels bei?“ Mit den Ellenbogen schließt Sam die Autotür und trägt die Kisten mit den Getränken in die Wohnung. „Hast du nicht eine Freundin?“ Ich betrachte meinen Bruder skeptisch. Mein Bruder wieder. Immer wieder dasselbe mit ihm. Naja, nicht das ich nicht auch meine Macken hätte. „Ne, nicht mehr.“ antwortete er mir. Ich öffne ihm die Tür, der Abstellkammer und er stellt die Kisten dort hinein. Ich merke wie Avy´s Gesicht plötzliches Interesse, an den Worten meines Bruders verrät und frage meinen Bruder weiter aus. „Was, schon wieder?! Wieso?“

Die Arbeit war erledigt und wir lassen uns locker auf die Couch fallen, als er antwortet. „Hmm, weiß nicht. Es hat einfach nicht gepasst.“ So oft wie er die Freundinnen wechselt kann man gar nicht gucken. Ich weiß, dass Avy eine heimliche Schwäche für meinen Bruder hegt, doch jedes Mal, wenn ich sie darauf anspreche will sie es sich selbst nicht eingestehen und nun warte ich auf den Moment, bis sie nicht anders kann und zu mir kommt. Sie beobachtet ihn oft mit diesen Augen, die so viel mehr verraten, als sie sich vorstellen kann. Wie kann man sich bloß nicht eingestehen eine Person zu mögen? Man kann schließlich nichts für seine Gefühle und selbst wenn man ihnen aus dem Weg geht, sind sie am Ende trotzdem da. Das ewige Verleugnen bringt doch nichts. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht in dieser Situation bin, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass ich so handeln würde. Mein Bruder ist trotz seiner Frauengeschichten ein verdammt netter Kerl und ich weiß, selbst wenn er nicht dasselbe für Avy empfinden sollte, würde er sie nie einfach dumm dastehen lassen. Dafür ist er viel zu nett. Außerdem würde ich das nicht erlauben. Eines ist aber klar. Ziemlich dämlich ist er trotzdem, dass ihm noch nicht aufgefallen ist, wie sie ihn ansieht. Naja vielleicht ist es ganz gut so. Vielleicht kann ich an der Sache noch etwas drehen und ihnen zu ihrem Glück verhelfen. Manchmal brauch man einfach eine helfende Hand. Während ich noch meine Verkupplungspläne schmiede, holt Sam uns etwas zu trinken. Gerade bei meinen gedanklichen Knuddelattacken meiner besten Freundin, dafür dass ich sie erfolgreich zusammengeführt habe, angekommen, ist Sam auch schon zurück und reicht uns unsere Getränke. Ich sehe den beiden zu wie sie sich unterhalten und kann gar nicht anders, als daran zu denken, dass diese Party genau richtig für die beiden ist, um sich näher zu kommen. Die beiden sind genau richtig für einander. Mit Avy an seiner Seite, hätte Sam endlich eine anständige Freundin, die ihn nicht ständig ausnutzt. Ich schmunzle, während ich sie weiter beobachte.

Der Tag meines Geburtstags ist nun endlich da. Das Erste was ich tue, ist meine Eltern zu besuchen. Sie würden mich lynchen, wenn ich sie nicht gleich morgens an meinen „großen Tag“ besuchen käme. Und weil ich so lieb war und auch hauptsächlich noch an meinem Leben hänge, tue ich das auch. Ich werde ganz fest umarmt und wie jedes Jahr kann sich mein Vater kaum zurückhalten. „Mein kleines Mädchen“ schnieft er mir ins Ohr, als ich ihn umarme. „Ich weiß, Dad.“ Ich streiche meine Hand über seinen Rücken. Und schon werde ich herzlich lächelnd von meiner Mutter in die Arme genommen. Jedes Jahr betrachten sie mich mit diesem herzlichen Blick, voller Liebe und Stolz, sodass es mir schwer fällt nicht selbst ein paar Tränen zu vergießen. Ich blinzle die Tränen fort, schließe die Augen und genieße die Liebe meiner Eltern. Den restlichen Nachmittag erledigte ich noch ein paar letzte Besorgungen und zog mich um. Ich entschied mich für eine schwarze skinny Jeans und ein rotes, am Rücken weit ausgeschnittenes Top. Meine haselnussbraunen Haare trug ich den Tag über in einem messy Dutt, sodass sie mir nun voluminös und gewellt über den Rücken fielen. Nachdem ich mich geschminkt hatte und mir eine Statement Kette umhing, klingelt es auch schon. Avy ist schon mit einigen Freunden und Bekannten aus der Uni angekommen.

Ich falle Avy um den Hals und begrüße sie mit einem dicken Kuss auf die Wange. Auch die anderen umarme ich und schenke ihnen ein aufrichtiges Lächeln. Darunter sind auch Brian, Lia, Jason, Tania und Melinda, mit denen wir oft zusammen Zeit verbringen. Wir kennen uns bereits seit der Mittelschule.

 

---Als es draußen dunkel wurde, kamen allmählich auch die anderen Gäste an. Die Party läuft nun schon auf Hochtouren und ich schau zufrieden durch die Runde. Die Lichtanlage von Sam ist ein echter Hingucker und sorgt für eine super Atmosphäre. Damit wir die Nacht auch schön fit bleiben gibt es genügend Energydrinks. Ich sehe Avy von weitem, nachdem ich ein paar Snacks nachgefüllt habe. Sie sollte sich etwas Heißes anziehen und ich bin auch sehr zufrieden mit ihrer Wahl. Nicht umsonst soll dies die Nacht der Nacht für sie werden. Gerade dabei auf sie zuzugehen, sehe ich wie Sam auf sie zugeht. Sofort blieb ich stehen und beobachte das Geschehen etwas abseits. „Hey Avy. Du bist die einzige, die kein Glas in der Hand hält. Und das auf einer Party.“ Er schüttelt tadelnd den Kopf und drückt ihr ein gefülltes Glas in die Hand. Ich sehe wie Avy charmant Lächelte. Das läuft ja schon einmal sehr gut. Brüderchen, bald haben wir dich. Ich lächele zufrieden, als mein Bruder für einen ganz kleinen, aber für mich sichtbaren Moment aus der Fassung geriet und anschließend ihr Lächeln erwidert. „Was machst du da Alana?“ erschrocken fuhr ich herum. „Oh Jason. Nichts, ich guck nur“ antwortete ich. Er sah mich skeptisch an. Okay ich muss zugeben, es sieht schon ein wenig merkwürdig aus, wie ich von hier aus über meine Schützlinge wache „Möchtest du etwas trinken?“ sagte ich zu Jason, um von meinem merkwürdigen Verhalten abzulenken. Ich sah, dass er kein Glas in der Hand hielt, stupste ihm beim Vorbeigehen an und holte ihm etwas Hochprozentiges. Vielleicht vergisst er ja dann mein komisches Verhalten. Als ich ihm Eiswürfel in sein Glas tun wollte, bemerkte ich, dass das Eis alle ist. „Mist“, zischte ich. Eigentlich wollte ich Sam das Eis besorgen lassen, aber er ist gerade bei Avy und ich möchte diese Chance für die beiden nicht zerstören. Zum Anstoßen, brauchen wir auf jeden Fall Eis! Ich beschloss, selbst welches holen zu gehen. Es ist nicht sehr weit bis zum Spätkauf. Ich schnappte mir einen Ziehwagen und machte mich auf den Weg. Es war eine wunderschöne Nacht. Hier und da wurde die Dunkelheit von dem Licht der Straßenlaternen gebrochen. Auch die Luft war sehr angenehm, wenn auch etwas kühl. Gut, dass ich mir noch eine Strickjacke überzog, bevor ich losging. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit Menschen um mich herum. Trotzdem schätze ich auch die Zeit, in der ich für mich bin und mich mal abseits vom Trubel befinde. Ich feiere nicht sehr oft, doch ab und zu tut es gut, alles von sich zu tanzen.

Im Markt angekommen, schaue ich nach dem Eis. Nachdem ich es fand, packte ich das Eis ein und ging zur Kasse. Die kleine Glocke, die mich beim Betreten des Geschäfts bereits ankündigte, verabschiedete mich nun wieder. Da mein Bruder und ich nicht im Zentrum der Stadt wohnten, war unsere Gegend nicht gerade belebt. Das stört mich aber kein bisschen. Dieses Mal lief ich etwas schneller, als auf dem Hinweg, damit das Eis nicht schmilzt bevor ich Zuhause ankomme. Ich war völlig in meinen Gedanken verloren, als mich etwas plötzlich zu Boden stieß. Etwas Schweres drückt mich von Hinten auf den harten Boden, unter mir. Ich bekam Panik, war aber nicht in der Lage mich umzudrehen. „Hallo, Süße. Allein unterwegs?“ eine tiefe, durch hohes Alter gekennzeichnete Stimme, ließ meine Panik um das 100-fache steigen Oh Gott, bitte nicht!! Ich trat mit allem, was ich hatte um mich und ich schien auch einen guten Treffer gelandet zu haben, denn mein Angreifer fiel nach hinten auf den Boden. Ohne auch nur nachzusehen, stand ich auf und rannte los. Als es ruhig war kam mir das Eis in den Sinn. „Mist!“ Ich habe tatsächlich den Ziehwagen vergessen. Naja verständlich, wegrennen war die Priorität. Ich sah zurück und es war still um mich. Niemand war da, nur das leichte Licht der Laternen, umgab mich. Ist er weg? Ich traute mich nicht noch einmal zurückzugehen und das Eis zu holen. Ich beschloss einfach einen der anderen zu fragen, nochmal mit mir nach dem Eis zu gucken. Gerade als ich mich umdrehe sah ich den alten Typen vor mir. Scheiße! Es ist nur ein alter Kerl, doch er hatte irgendwas an sich, dass mir Angst einjagte. Wenn er wirklich so steinalt ist, dann müsste ich es doch irgendwie schaffen ihn aus dem Verkehr ziehen zu können. Wenigstens abhängen müsste ich ihn. Er hält meine Schultern in einem kräftigen Griff fest und will mich gerade zu Boden schleudern, als ich mich zur Seite beuge und seine Beine mit meinem Bein, wie ein Haken streife, um ihm seinen Halt zu nehmen und hatte anschließend vor wieder loszurennen, nur dieses Mal bis zum Ende durch! Klappte leider nicht so, wie ich mir das vorstellte. Er verlor seinen Halt nicht genug, um mich komplett aus dem Griff zu lassen und zog mich mit hinab. Meine Panik ließ mich erzittern und Übelkeit stieg in mir auf. „Du hast sie doch nicht mehr alle! Du mobile Grotte!“ Ich trat einmal fest zu, dort wo es Männern am meisten wehtun sollte. Es tat ihm nicht annähernd so weh, wie ich erhofft habe. Hätte ich mir bestimmt denken können, so alt wie der war sind wahrscheinlich nur noch Erbsen zurückgeblieben. Er löste den Griff von mir und ich will gerade davon stürmen, als er mir ein Bein stellte. „Du willst schon gehen?“ Und schon spürte ich ein brennendes Stechen. „Das wird dich zwar nicht lange paralysieren, aber das wird reichen.“ sagte er siegessicher. Er hat mir irgendetwas in mein Bein gespritzt. Mir wurde übel. Der Typ ist schlimmer als Unkraut, wie die Mörder in all den Horrorfilmen. Du kriegst sie einfach nicht los. Nun richtet er sich an meinem Bein hinauf und ich spürte seine Hände auf mir, was mir sofort ein ekelhaftes Gefühl hinterließ Warum muss das passieren? Mir liefen heiße Tränen aus Wut und Verzweiflung die Wangen hinab. Ich winde mich immer wieder, um mich von ihm zu lösen, doch meine Kraft schwand und ich merkte, wie meine Beine und Arme immer schwerer wurden. Schon allein wie peinlich ist es von einem alten Mann zur Strecke gebracht zu werden. Ich unterdrücke das Schluchzen. Ich will ihm nicht die Genugtuung geben. Mein Puls rast vor der Befürchtung, was der mit mir anstellen wird. Ich werde mich nicht geschlagen geben. Als ob! Ich spuckte ihm direkt ins Gesicht, als er sich mir nähert. Er entfernte sich kurz, leckte sich aber dann bloß über die Lippen. Ich spürte das Bedürfnis zu würgen und als ich dachte, ich wäre nun komplett geliefert, hörte ich jemanden.

„Verschwinde.“ Der Fremde hatte das Wort kaum ausgesprochen, da verschwand die widerliche Gestalt eines alten Mannes auch schon in der Dunkelheit. Gott sei Dank. Ich seufze und wollte gerade aufstehen, als mir einfiel, dass ich mich immer noch nicht bewegen kann. Also saß ich nur da und beruhigte mich erst einmal. „Willst du nicht endlich mal aufstehen?“ fragte er mit einer Stimme, die mir durch den ganzen Körper ging. Der Klang seiner Stimme war atemberaubend schön. Wie ein Streicheln, nach dieser schrecklichen Erfahrung. Ich sah zu ihm hinüber. Er stand nicht weit von mir, doch er stand an einer Stelle, an der das Licht der Laterne die Dunkelheit nicht erreichen konnte. „Ich kann nicht.“ meine Stimme stockte etwas, bei dem Versuch etwas zu sagen, während mein Verstand sich noch von dem Klang seiner Stimmer erholen musste. „Was auch immer.“ Er wandte sich zum Gehen, als sich mein Verstand wieder vollkommen klärte. Will der mich jetzt einfach hier sitzen lassen? Nach diesem Ereignis? An meinem Geburtstag?! Sag mal geht’s noch? An meinem Geburtstag?! „Hey! Du kannst mich doch nicht einfach hier alleine sitzen lassen!“ schrie ich ihm zu. Er blieb kurz stehen. Seine Silhouette war immer noch alles, was ich erkennen konnte. „Das hat nichts mit mir zu tun. Steh doch auf, wenn es dir nicht passt, dort sitzen zu bleiben.“ Schöne Stimme hin oder her. Habe ich mich verhört? Zu meinem großen Glück kam er mir zur Hilfe und tut jetzt so, als ob nichts gewesen war und er nichts damit zu tun hätte? Ich suche den Boden nach potenziellen Wurfgeschossen ab, warum ist mir das vorhin eigentlich nicht eingefallen?! Als ich einen kleinen Stein fand, warf ich ihn in seine Richtung. Ich bin gut im Zielen, deshalb war mir klar, dass ich genau ins Schwarze treffe. Genervt dreht er sich um. „Was soll das.! Kannst du nicht einfach Danke sagen und mich in Ruhe lassen?! Ich habe wichtigeres zu tun.“ knurrte er. „Hallo?! Glaubst du wirklich ich habe nichts anderes zu tun, als hier herum zu sitzen? Hätte dieser Typ mir nicht irgendwas in die Beine gespritzt... „Meine Stimme brach, als ich daran zurückdachte. Die Tränen kullerten nun wieder meine Wangen hinab. Er meinte die Wirkung lasse nach kurzer Zeit nach, doch wie lange würde das dauern? Ich sah hinab auf meine Beine und alles was ich noch gerade so bewegen konnte waren meine Arme. Doch meine Beine waren so schwer. Ich wische meine Tränen fort. Was soll´s, dann warte ich hier halt. Eine kurze Weile, die für mich eine Ewigkeit dauern würde. Allein im Dunkeln. Ich meine, das Licht der Laterne hat mir ja nun auch nicht geholfen. Ich senke den Kopf und gab mich meiner kleinen Ewigkeit hin. Plötzlich schlingen sich Arme um mich und heben mich hoch. Erschrocken hebe ich den Kopf, um dann den wunderschönsten Typen, den ich jemals gesehen habe, direkt ins Gesicht sehen zu können. Sein schwarzes Haar glänzt im leichten Licht und seine Augen leuchten in einem strahlenden Blau. Ich hatte noch nie solche intensiven Augen gesehen. Sobald er mein Gesicht vom nahen sah, verdunkelte ein dunkler Schatten, für einen Bruchteil einer Sekunde, seine Augen. War es nur meine Einbildung? Er konnte mich ohne Mühe auf seinen Armen halten. Er war schlank und doch muskulös. Seine Arme um mich waren wie Liebkosungen und ließen mich die Berührungen der vorigen schrecklichen Begegnung vergessen. „We....Ri....tu...“ Ich war noch immer so fasziniert, dass ich gar nicht realisierte, was er mir sagte. Was hatte er gesagt? Was soll´s, seine Augen waren so … „Wenn du nicht antwortest, lasse ich dich fallen und du kannst da weiter rumsitzen.“ Seine Stimme riss mich aus der Bewunderung. „Äh... bitte? Was hast du gesagt?“ fragte ich schnell. Er atmet tief aus und dreht seinen Kopf zur Seite. Er scheint genervt zu sein. „Wenn du dann mal damit fertig bist mich anzuhimmeln, würdest du mir dann endl...“ „Haaa...“ ich holte tief Luft und unterbrach ihn, worauf er seinen Kopf wieder zu mir dreht. Was für ein arroganter Kerl! Ich gebe zu, dass ich einen kleinen Augenblick fasziniert war, doch das ist doch die Höhe „Bitte was?! Träum weiter!“ entgegnete ich entsetzt. Er sagt nichts und sieht mich nur an. Ich schüttele verständnislos den Kopf. „Bild dir mal nicht zu viel ein.“ sage ich. „Ach wirklich.“ setzt er an. Seine Arme, die mich noch immer festhielten wurden lockerer und ich fiel fast herunter, wenn ich nicht schnell meine Arme um seinen Hals geschlungen hätte. „Willst du wieder Bekanntschaft mit dem Boden machen?“ fuhr er ruhig fort. Meine Arme um seinen Hals, waren Antwort genug. „Also. Welche Richtung.?“ sagt er bestimmend. Mir gefällt es nicht, dass er am längeren Hebel sitzt und ich habe das Bedürfnis ihn von seinem hohen Ross zu schubsen, in dem ich das Ganze noch weiter in die Länge ziehe. Aber Ich verkneife mir meine Kommentare lieber, bevor er mich hier wirklich noch alleine zurücklässt. Auch wenn ich jetzt nach außen hin auf taff tue, hat mir das Erlebnis einen richtigen Schrecken eingejagt und es kostet mich Mühe das Zittern meines Körpers zu unterdrücken. „Rechts.“ schmolle ich. Ohne weiteres läuft er in die, ihm angegebene Richtung. Er sagte nichts und ich traute mich nicht die Stille zu durchbrechen und hielt vorsichtshalber meinen Mund. Seine Augen sahen geradeaus und ich hatte die Möglichkeit in Ruhe sein Gesicht zu bewundern. Sobald er mich ansah, würde ich wegsehen. Es gab sicherlich viele, die ihn bewundern, da muss ich mich nicht auch noch so offensichtlich anschließen. Im Laufe des Weges beruhigte ich mich ein wenig und das Zittern ließ nach. Ich hoffe er spürte meine eigentliche Angst nicht, die mich zu meiner Erleichterung nun langsam aus ihren Fesseln befreite. Ich kann in der Weite bereits das Licht, des Mehrfamilienhaus erkennen, in dem Sam und ich unser Apartment bewohnen. Gleich werden sich unsere Wege trennen. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust und genoss seinen Duft. Er riecht so gut! Da ich ihn wahrscheinlich eh nicht wiedersehen werde, kuschelte ich mich an ihn und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Der Weg ist nicht sehr lang und doch wünschte ich mir in diesem Moment, er wäre es. Doch alles Träumen dieser Welt würde nichts nützen, denn wir würden unser Ziel erreichen. Ein paar Meter vor dem Gebäude, an einer Bank ließ er mich runter. Meine Arme glitten von seinen Schultern und liegen nun wieder auf meinen Oberschenkeln. Er war so warm und es hat sich so gut angefühlt, an ihm zu sein. Warm und kuschelig. Warte, kuschelig? Kann man jemanden, der gut gebaut und muskulös ist, kuschelig nennen? Ich muss mir ein Lächeln verkneifen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er der Typ ist, der sich über so eine Bezeichnung freuen würde. Gab es überhaupt einen Mann, der sich über die Bezeichnung kuschelig zu sein freuen würde? Ich denke eher nicht. Aber die Vorstellung dies auf ihn zu beziehen, amüsierte mich. Wäre ich nicht so in meinen dämlichen Gedanken verloren gewesen, hätte ich mitbekommen, dass er sich einfach so auf den Rückweg machen wollte. Ich hatte noch nicht die Möglichkeit mich zu Bedanken. Naja wenn man es genau nimmt schon, aber das Beste kommt halt zum Schluss. „Warte!“ rief ich ihm zu. Er blieb nicht stehen. Was soll das denn? Da will man sich bedanken und dann das. Ich weiß, dass er mich noch hören kann. Also warf ich es ihm hinterher, ob er es hören wollte oder nicht. „Danke!“.

Er verschwand in der Dunkelheit. Ich blieb noch ein wenig auf der Bank sitzen und ordnete meine Gedanken. Ich habe ihn noch nie hier gesehen. So jemand wie er wäre mir sicher aufgefallen. Ich seufze und als ich aufstehe, merke ich, wie ich meine Beine wieder bewegen kann. „Das war die schönste kleine Ewigkeit, die ich bisher verbracht habe.“ Ich ging die Treppen hoch und schloss die Tür auf. Laute Musik begrüßte mich und hieß mich Willkommen.

 

Kapitel 2

Schatten unter uns

 

Cailen

 

Am Rande blieb ich stehen und beobachtete, wie sie sich von der Bank erhebt. Sie scheint ihre Beine wieder bewegen zu können. Ich sah ihr noch zu, wie sie das Gebäude betritt und laufe nun die leere Straße entlang mit meinen Händen in den Hosentaschen. Nur leichtes Licht ziert die Dunkelheit. Auf der anderen Seite der Straße parken eine Menge Autos. Dies ist die Welt der Menschen. Die Welt, in der Lichtanen nun leben, ohne sich ihrer Herkunft bewusst zu sein. Das ist eines der Opfer, die sie bringen mussten nach dem Krieg zwischen Licht und Dunkelheit. Ich erinnere mich an die Szene von vorhin. Es war nicht einmal ein Mensch, der sie angriff. Ohne zu wissen von einem ihrer eigenen Leute angegriffen zu werden. „Bewohner des Lichts, dass ich nicht lache! Sie tragen nicht unbedingt weniger Dunkelheit in sich, als wir.“ Ich erinnere mich an das Mädchen. Ich muss zugeben, ich war ein wenig überrascht, als ich sie sah. Sie hatte langes dunkles Haar, dass ihr um die Schulter herum fiel. Die honigfarbenen Akzente ließen ihre hellbraunen Reh-Augen funkeln. Ich lächelte. „Was ist so witzig?“ Seth schlich aus der Dunkelheit und lief nun neben mir, die Straße entlang. Ich antwortete ihm nicht. „Hast du sie schon gefunden?“ frage ich stattdessen. Sein Gesicht verdunkelt sich. „Nein, aber ich habe uns an der lokalen Uni eingeschrieben. Wir sind uns sicher, dass sie hier irgendwo ist.“ Wir sind schon seit Monaten unterwegs. Doch hier sind wir richtig, das spüre ich.

 

Alana

 

Unsere Gäste schlafen noch und ich nutzte die Zeit, um zu duschen. Die Party war wirklich schön und ich beschloss mir das schaurige Ereignis von gestern Nacht nicht anmerken zu lassen. Gerade dabei den Knopf zu drehen, schießt mir ein kobaltblaues Augenpaar durch den Kopf. Wenn er nicht gewesen wäre. Bei diesem Gedanken erschaudert mein Körper unwillkürlich und ich drehe das Duschwasser auf. Die heißen Wassertropfen lassen sich auf meiner Haut nieder, rollen sich an meinem Körper hinab und tropfen in das Innere der Dusche. Heißer Dampf entsteht, umgibt mich und öffnet die Poren meiner Haut. Meine Haut atmet und fühlt sich lebendig. Es geht nichts über eine heiße Dusche. Als ich fertig geduscht, mit einem Handtuch umwickelt in mein Zimmer ging und mich anschließend umzog, bemerke ich, wie die anderen langsam wach werden. Frisch umgezogen, Haare geföhnt und fertiggemacht, setze ich Kaffee auf. Den brauchen die anderen sicher, nach der Nacht. Weil die anderen so nett waren, halfen sie uns beim Aufräumen. Und das lag ganz sicher nicht daran, dass mein Bruder zur Motivation mit dem Knüppel dastand. Nach einer Stunde war das Apartment sogar wieder ansehnlich und die meisten Gäste machten sich nun auch wieder auf den Weg Nachhause. Nur ein paar unserer Freunde blieben noch und wir beschlossen zusammen Frühstücken zu gehen. Es ist ein schöner Tag, auch wenn ab und zu ein kühlerer Wind zu wehen scheint. Der Sommer verabschiedet sich langsam und lässt den Herbst sich ankündigen. Wir betreten ein modern eingerichtetes Restaurant. Lia geht voran und führt uns zu einem Tisch, an dem 6 Leute Platz haben und setzt sich an die Seite. Ich setze mich neben Jason. Mein Bruder setzt sich mir gegenüber und Avy nimmt neben ihm Platz. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Warum bin ich auch nur so offensichtlich? „Alana?“ wieder war es Jason, dem mein komisches Verhalten auffallen muss. Hat er ein Gespür für das merkwürdige Verhalten von Leuten? Ist er vom Geheimdienst, um uns zu spionieren und führt heimlich ein Tagebuch mit den Aufzeichnungen meiner Merkwürdigkeit? Ich glaube ich schweife gerade etwas ab. Ich muss meinen Fantasievogel ja nicht noch mehr mit solchen Hirngespinsten füttern. „Ja?“ antworte ich und drehe meinen Kopf zu ihm. Er guckt mich nur komisch an. Was denn? Kann er es sich denn nicht selber schon denken? Ist ja nicht das erste Mal. Ich nehme die Speisekarte und sehe mich in ihr um. Die Karte ist groß genug, sodass ich meinen Kopf hinter ihr vor den anderen verstecken kann. Nur Jason würde mich sehen, da dieser direkt neben mir sitzt. Die anderen sind ebenfalls in der Speisekarte vertieft, um sich für etwas zu entscheiden. Das ist eine gute Gelegenheit, um ihm davon zu überzeugen, dass mein merkwürdiges Verhalten einen ganz plausiblen Grund hat. Ich stupse ihn unter dem Tisch mit meinem Fuß an. Daraufhin dreht er sich zu mir und guckt mich irritiert an. Ich, immer noch versteckt hinter der riesigen Karte, lege meinen Zeigefinger auf meine Lippen, um ihm zu signalisieren, dass er leise sein und sich nichts anmerken lassen soll. Anschließend forderte ich ihn mit einer wedelnden Handbewegung dazu auf, näher zu kommen. „Ich will die beiden verkuppeln“ flüsterte ich ihm zu, sobald sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. „Verhältst du dich deshalb so merkwürdig? Ich dachte schon ich müsste Angst vor dir haben.“ flüstert er zurück. Er grinste mich schief an. „Trottel“, dachte ich mir. Ich funkelte ihn böse an. „Sehr witzig!“ zischte ich leise und trat ihm gegen sein Bein. Es war anscheinend nicht doll genug, denn es hielt ihn nicht davon ab mich weiterhin so doof anzugrinsen. Nachdem er keine Lust mehr hatte, sah er zu den anderen hinüber, die immer noch mit ihren Karten beschäftigt waren und sich über das Angebot unterhielten. Ich beobachte ihn. „Sam und Avy ja?“ flüstert er mir nun wieder entgegen. Ich nicke. Es verstrichen ein paar Sekunden, ehe er mir „Ich bin dabei!“ zu verstehen gab. Er ist dabei? Er sah mein verwirrtes Gesicht und fügt seiner vorherigen Aussage ein „die beiden zu verkuppeln.“ hinzu. Achsoo... Nun ist er sicher derjenige, der sich „Trottel.“ dachte. Das konnte ich an seinem neckischen Blick erkennen. Zur Strafe tritt ich noch einmal fest zu und dieses Mal schien ich auch einen guten Punkt getroffen zu haben, denn er verzog das Gesicht und unterdrückte einen Ton, bei dem ich ganz stark von einem „AU!“ ausgehe.

Die Kellnerin kam und wir unterbrachen unsere geheime Konversation. „Ich nehme die Pfandkuchen“ sagte ich locker und lege die Karte wieder auf den Tisch. „Ich nehme 2 Bagel.“ sagte Sam. Und die anderen folgten mit „heißer Schokolade, Blaubeermuffin & Co. Die Kellnerin nahm unsere Bestellungen auf und machte sich wieder auf den Weg. „Wie wäre es mit nem DVD- Abend nächstes Wochenende?“ schlägt Jason vor. Wir sehen alle zu ihm. „Klingt gut. Dann muss ich wenigstens den Rest des nächsten Wochenendes nicht mit Alana allein Zuhause rumgammeln.“ grinste Sam. „Na nett von dir Brüderchen.“ gab ich sarkastisch zurück. „Ich bin auch dabei.“ sagte Avy und zwinkerte mir zu. Zwinkerte mir zu? Warum zwinkerte sie mir zu? Habe ich was verpasst? „Sorry Leute, ich kann nicht.“ warf Lia in die Runde. Sofort sah ich sie an. „Warum?“ fragte ich. „Ich bin schon mit meinem Freund verabredet. Er hat für mich was vorbereitet.“ Nun lächelt sie ganz verlegen. Es war so offensichtlich wie glücklich sie mit ihrem derzeitigen Freund, Alex ist. Kent hieß ihr damaliger Freund und der war das reinste Arschloch. Er hat sie von vorn bis hinten belogen und betrogen. Avy und ich sind so froh, dass sie nun jemanden hat, der sie wirklich schätzt und ihr das gibt, was sie verdient. „Ich wünsch euch viel Spaß.“ Ich lächelte ihr zu. „Wir können ja nächste Woche was zusammen machen. Nur wir Mädels.“ schlug Avy anschließend vor. „Unfair!“ sagte Jason schmollend. „Genau!“ schloss sich Sam, Jason an. Wir Mädels lachten bloß. Die Kellnerin kam mit unserem Essen und stellte es zu uns auf den Tisch. Wir aßen gemeinsam und wie es so ist probierte jeder mal was von jedem. Ich liebe diese Truppe. Sie sind für mich wie eine zweite Familie. Der restliche Tag verlief ruhig und entspannt. Als ich im Bett lag, las ich noch ein wenig.

„vrrr, vrrrrr...“ Das vibrieren meines Handys lässt mich kurz ein wenig zusammenzucken. Ich nehme es von meinem Nachttisch. Eine Sms.

~ Mum

Hey Liebes.

Wir waren heute bei Oma Marble

Sie scheint dich wirklich zu vermissen, also lasse dich doch mal bei ihr blicken.

Wir wünschen dir noch einen schönen Abend.

In Liebe Mum & Dad

Ich lege das Handy wieder an seinen Platz zurück und lasse meinen Kopf wieder in mein Kissen sinken. Stimmt, ich war schon lange nicht mehr bei ihr. Meine Oma wohnt in einem Altersheim. Viele wissen nicht, wie sie mit ihr umgehen sollen, da sie als senil und Verschwörungstheoretikerin eingestuft wurde. Sie ist meine Oma, natürlich liebe ich sie. Doch ich muss zugeben, dass sie seit neustem wirklich merkwürdig ist und mir etwas angst macht. Das letzte Mal besucht habe ich sie letztes Jahr. Da fing es auch schon an. Als ich in ihr Zimmer kam, saß sie in ihrem Stuhl und eine Schwester, die ihr gerade den Blutdruck gemessen hatte sah mich aufmunternd an. „Sie ist heute etwas verwirrt.“ sagte sie mir, als sie an mir vorbeiging und das Zimmer verließ. Ich wusste nicht, was sie meinte und trat an den Stuhl heran, um Oma Marble zu begrüßen. „Hey Oma.“ begrüßte ich sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie antwortete nicht sofort und sah einen Moment lang nur aus dem großen Fenster, vor ihr. Als sie mich dann erkannte, lächelte sie schwach. „Mein Kind, schön dass du gekommen bist.“ sagte sie. Ich hatte das Gefühl sie sei nicht ganz bei mir gewesen, denn ihr Blick sah halb durch mich hindurch. „Alles in Ordnung, Oma?“ fragte ich besorgt und ließ mich neben ihr auf einen kleinen braunen Hocker nieder. Ich nahm ihre Hand und plötzlich blinzelte sie ein paar Male und ich sah, wie sie wieder in die Realität gezogen wurde. „Ja natürlich.“ Sie schüttelte leicht den Kopf, als müsse sie verhindern wieder in eine andere Welt abzutauchen. „Ich habe dir was mitgebracht“ sagte ich und kramte die Snacks und ein paar ihrer Lieblingsbücher aus meiner Tasche. „ich lege sie dir hier auf den Tisch.“ Ich drehte mich um und legte die Sachen gerade ab, als Oma Marble plötzlich mein Handgelenk fest umklammerte. „Du musst verschwinden.“ Ich blicke ihr verwirrt in die Augen. „Sie wollen unsere Kräfte!“ fügt sie noch einmal eindringlich hinzu. Ihr Griff wurde lockerer und ich rieb mit meiner anderen Hand die Stelle, die sich von ihrem Griff nun rötlich färbte. Was meinte sie mit ´sie wollen unsere Kräfte´? Hatte sie vor kurzem irgendwelche Fantasy-Romane gelesen oder so? Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, also hatte ich einfach mitgespielt. „Wer will unsere Kräfte?“ fragte ich. „Die Dunkelheit!“ Ich hatte es mir anders überlegt. Ich konnte nicht mitspielen. Ich setzte mich wieder auf den braunen Hocker. „Oma!“ ich wurde etwas lauter. Doch anschließend war sie wieder ruhig und plötzlich schien sie verängstigt. Ich hatte mich irgendwie schuldig gefühlt, entschuldigte mich und verabschiedete mich mit einem Kuss auf die Wange, mit dem Gedanken, dass sie vielleicht etwas Ruhe bräuchte. Als ich das Zimmer verließ, hörte ich sie noch den Namen meiner Mutter sagen.

Ich atme einmal tief ein und anschließend wieder aus. „Ob sie bei Mum und Dad heute auch so war?“ Ich überlegte einen Moment. Soll ich Mum fragen?

Ich schließe die Augen und spüre, wie mein Bewusstsein schwindet und ich langsam in den Schlaf gleite.

„klrrrrrr...“, “vrrr“, „klrrrrrrr“, „vrrrrr“

Das unangenehme Geräusch meines Weckers riss mich aus meinem Schlaf. Ich setze mich auf und schaue mich noch ein wenig verschlafen um. Das Wochenende ist schon vorüber. Ich reibe mir noch einmal die Augen, bevor ich letztendlich aus dem Bett steige und mich auf den Weg ins Bad mache. Nach einer erfrischenden Morgendusche war ich wach, trocknete mich ab und lief nackig wieder in mein Zimmer. Mein Bruder hatte heute später Unterricht und den kriegen nicht mal 10 Nilpferde morgens aus dem Bett, deshalb muss ich mir da keine Sorgen wegen meines Bruders machen. Außerdem weiß er wie eine Frau aussieht, der soll sich mal nicht so haben. Ich glaube aber auch nicht, dass er den Körper seiner eigenen Schwester unbedingt sehen will. Ich gebe zu, die Vorstellung, seines gequälten Gesichtsausdruck reizt mich etwas. Vor meinem Schrank angekommen ließ ich meinen Blick über meine Kleidungsstücke gleiten. Ich entschied mich für eine blaue skinny und eine weiße Bluse mit einem grauen oversize Cardigan. Ein paar Stiefelletten und lange Kette dazu und fertig ist das Outfit. Noch schnell geschminkt und schon verließ ich das Haus. Ich steige ins Auto und lasse den Motor an. Auf dem Parkplatz der Uni, nahm ich meine Tasche vom Sitz und stieg aus dem Wagen. Ich drücke den Transponder, an meinem Autoschlüssel, der mir mit einem Piepen das Schließen der Autotüren zu verstehen gibt und mache mich auf den Weg in das Gebäude. Die Uni war nicht so groß im Vergleich zu den Universitäten in großen Städten. Aber das ist hier ja auch nicht von Nöten. Dafür wird hier mehr getratscht. Ich setze mich in den Saal, an einen Platz und befasste mich aus Langeweile mit meinem Handy. „Oh Gott, die gehören ja sowas von mir.“ Ich hebe den Blick von meinem Handydisplay und sah Alicja mit ihrer Gefolgschaft, die sie Freunde nennt. Alicja ist die Oberzicke an der Uni. Ja ihr habt richtig gelesen. Nichts da mit, an der Uni ändert sich alles. Dieselben Grüppchen, die es auf der High-School gab, gibt es auch in der Uni. Alicja gehört zu der Sorte, die den Eigenschaften eingebildet, arrogant, und zickig zu sein eine ganz neue Bedeutung gibt. Gut, eingebildet bin ich auch. Ja auch hier habt ihr richtig gelesen. Ich finde mich selbst nicht hässlich und sehe gern in den Spiegel. Aber es ist was anderes, andere fertig zu machen, aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens und ihrem sozialen Status. Außerdem reibe ich niemanden ständig auf die Nase, wie hübsch ich doch sei oder lasse mir ständig von anderen sagen wie schön ich doch bin, nur weil ich es geil finde. Ja und da haben wir den Unterschied zwischen mir und Alicja. Ich beobachte wie sie ihren Lippenstift aus der Tasche kramt, die Linie ihrer Lippen perfekt nachzieht und ihre Lippen mit einem dicken Schmatzer befreit, nachdem sie den Lippenstift ausreichend verteilt haben. Was sie jetzt schon wieder hat?! Jedes Drama und jede Soap ist nichts im Vergleich zu ihr. Als sie ihr Aussehen noch einmal im Spiegel überprüft, sieht sie, dass ich sie beobachte. Daraufhin steht sie auf und läuft in meine Richtung. „Na, gefällt dir was du siehst?“ Ich verschluckte mich an der Luft, die ich atmete und huste unweigerlich. Ernst jetzt? Deshalb kam sie jetzt her? Um mir das zu sagen? Als ich mich wieder beruhigt habe, hielt ich ihren herablassenden Blick stand und lächele freundlich. „Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.“ antworte ich sarkastisch. Nachdem sie mich mit einem kühlen Blick ansah, lächelte sie siegessicher. „Denk bloß nicht, du hättest eine Chance bei den Neuen.“, sie würdigte mich keines weiteren Blickes und geht an ihren Platz zurück. Die hat ja n Rad ab. Als ob mich das interessiert. Wenn Avy bloß hier wäre. Sie würde mich jetzt mit weit aus interessanteren Themen voll quatschen. Doch was mache ich? Ich sitze hier allein. Ich kritzel ein paar unwichtige Dinge in mein Heft. Alicja kann mich nicht ausstehen und das beruht auf Gegenseitigkeit. Sie bot mir ihre Freundschaft an, weil sie mich für ´hübsch genug´ erkannte, doch ich lehnte es dankend ab. Stattdessen hatte ich ihr meine Meinung gegeigt, dass ich mit so einer oberflächigen Person nichts zu tun haben möchte. Sie nutzte die Menschen um sich herum nur aus und drehte ihnen den Rücken zu, wenn sie diese nicht mehr brauchte. Auf solche Gesellschaft kann ich gut verzichten. Als der Professor mit ein paar Nachzüglern den Saal betritt, sah ich auf und konnte es nicht fassen. Ist das der Typ, vom Wochenende? Mir steht wortwörtlich der Mund offen und mein Herz klopft laut. Gott sei Dank bin ich nicht die Einzige, die so reagiert. Denn das wäre ziemlich aufgefallen. Professor ohne-Sorge, so heißt er bei uns, da er der lockerste Prof. an der Uni ist, suchte noch schnell seine Materialien zusammen, bevor er begann mit dem heißen Kerl, von Vorgestern etwas zu besprechen. An jenem Tag konnte ich nur seine Silhouette und sein Gesicht erkennen. Jetzt, wo ich ihn im Tageslicht sehe, kann ich ihn besser unter die Lupe nehmen. Sein schwarzes Haar glänzt. Er trägt eine schwarze, an den Beinen schmal geschnittene Jeans, ein weißes T-Shirt und eine dunkelblaue Jacke. Er nimmt etwas vom Prof. entgegen und setzt sich nach hinten, direkt neben mich. Warte! Direkt neben mich? Der Platz neben mir scheint einer der wenigen freien Plätze zu sein, der einfach zu erreichen ist. Ich sitze hinten an dem zweiten Platz von außen. Ist es wirklich normal so gut auszusehen? Ich bemerke die Unruhe im Saal und auch Professor ohne-Sorge hat Probleme, die weiblichen Geschöpfe im Saal zu beruhigen. Der Kerl zuckt nicht einmal, bei der ganzen Bewunderung, die er einheimst. Wie ich schon erwartet habe, er ist der Typ, der es gewohnt ist, mit weiblichen Herzen beworfen zu werden. Höchstwahrscheinlich nicht nur mit Herzen. Prof. ohne-Sorge beginnt die Vorlesung und es fällt den Mädels im Saal schwer, den Blick von dem Neuen abzubringen und ihre Aufmerksamkeit dem Professor zu widmen „Also..“ beginnt Professor ohne Sorge. Ab da, habe ich ihm nicht mehr zugehört. Ich kritzelte nochmals in mein Heft, um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und ihn anzustarren. Ab und zu wage ich dann einen Blick in seine Richtung. Seine helle Haut steht im Kontrast zu seinem schwarzen Haar, welches er leicht gestylt trägt. Er sitzt locker auf dem Stuhl und sieht gelangweilt aus. Sein 1. Tag hat nicht mal richtig begonnen und er ist schon gelangweilt? Ich spiele mit dem Kugelschreiber in meiner linken Hand und sehe wieder nach vorn. Ich sehe wie die anderen das Tafelbild in ihre Aufzeichnungen übernehmen. Das sollte ich eigentlich auch tun. Ich drehe meinen Kopf ganz leicht zur Seite und lasse meine Augen erneut unauffällig zu ihm schweifen. Er holt sein Handy aus der Tasche und sieht hinauf. Seine Bewegung wehte seinen Duft leicht in meine Richtung. Verdammt, was für ein Duft. Ich hätte ihn am liebsten an mich gezogen und seinen Duft einmal tief eingeatmet. Das käme glaube ich aber ein wenig komisch an. Ein wenig. Ich lächelte bei der Vorstellung. „Geht´s vielleicht noch auffälliger?!“ Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken, die gerade dabei waren in eine nicht Jugendfreie Version zu gleiten. Halt. Nicht Jugendfrei? Fragt mich nicht warum, aber der Kerl macht es einem echt schwer, sich nicht an seinen Hals zu werfen. Ich räuspere mich einmal kurz. „Huh?“ fragte ich. Nun wandte er seinen Blick zu mir und ich durfte nochmal einen Blick auf das intensive Blau seiner Augen werfen. Es ist mehr als schön, geradezu hypnotisierend. Erst jetzt fällt mir der kleine Leberfleck unter seinem rechten Auge auf. Das ist süß und gibt ihm etwas jungenhaftes. „Na genau das!“ antwortet er und sah mich vorwurfsvoll an. Ich sagte darauf nichts und sah ihn einen Moment bloß verdutzt an. Er schüttelt ungläubig den Kopf und seufzt. Selbst sein Seufzen klingt betörend. „Jetzt habe ich es auch noch mit einer zu tun, die schwer von Begriff ist.“ sagt er in einem genervten Ton. Hallo? Ist ja nicht meine Schuld, wenn er so gut aussieht und einen damit nur ablenkt. Wie soll man sich denn konzentrieren, wenn er einen mit diesen Augen ansieht?! „Jetzt komm mal runter. Ich mach doch gar nichts.“ sagte ich, um dann nur in ein ausdrucksloses Gesicht zu sehen. „Ich wollte mich nur nochmal für deine Hilfe bedanken und wusste bloß nicht wie ich anfangen sollte.“ ich ließ den Satz gespielt etwas beleidigt klingen. Seine Miene bleibt unverändert. „Was?“ frage ich verwirrt. Warum sagt er denn nichts dazu? Kann er sich nicht mehr dran erinnern? Das war doch erst vor 2 Tagen! „Na am Samstag! Du hast mir doch geholfen, als dieser eklige alte Mann es auf mich abgesehen hatte.“ Seine Miene wechselt von ausdruckslos zu einem skeptischen Blick. „Erinnerst du dich nicht?“ frage ich entsetzt. „Ich wüsste nicht woran ich mich da erinnern soll. Ich kenn dich nicht.“ Die Gleichgültigkeit seiner Stimme und seines Blickes jagen mir einen kleinen Schauer über den Rücken. Bin ich verrückt? Kann doch nicht sein, dass ich mir das eingebildet habe! Oder doch? Nein! Der will mich doch auf den Arm nehmen. Bei dem Gedanken erinnerte ich mich sofort wieder an das Geschehen, als er mich wortwörtlich in den Arm genommen hatte. Das angenehmes Gefühl.. „Selbst wenn das passiert sein soll..“ beginnt er. „Erwartest du doch nicht, dass ich mich an jemanden wie dich erinnere!?“ Ein Schlag ins Gesicht. Einen Moment wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Erst lässt er mich wie eine Verrückte dastehen und im nächsten Moment bin ich es nicht wert, dass man sich an mich erinnert?! Ich fasse es nicht. Was für ein Vollidiot. Reicht ja nicht, dass er eingebildet und arrogant ist. Nein. Er muss ja auch noch ein Arschloch sein. Ohne weiteres dreht er sich wieder von mir weg und beschäftigt sich mit seinem Handy. Er gibt mir nicht einmal die Möglichkeit zu dem noch etwas zu sagen. Sobald die Vorlesung vorbei war quetschte ich mich an ihm vorbei. „Du kannst mich mal!“ und schon stürmte ich aus dem Saal. Ich bin so wütend. Wie er mich dastehen lassen hat. Ich schüttele den Kopf. Ich versuche die ganze Sache und am besten auch den Kerl zu vergessen. Doch das war leichter gesagt, als getan, wenn die ganze Uni auf den Kopf gestellt ist und selbst meine Freundinnen von den Neuen geflasht sind. Es stellte sich heraus das er, der übrigens Cailen heißt und sein Kumpel, Seth soweit ich das richtig mitbekommen habe, die neuste Attraktion an der Uni bildeten.

Die nächsten Tage verbrachte ich damit Konversationen bezüglich der Nachzügler zu vermeiden. Was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht. „Seth sieht so süüß aus!“ schwärmt Melinda. Melinda, Avy, Lia und ich sitzen gerade in der Kantine, an einem der vielen Tische. Auf der anderen Seite der Cafeteria sitzen Seth und Cailen, umringt von Mädels. Die beiden scheinen den Prozess des Flirtens perfektioniert zu haben und ziehen das weibliche Geschlecht auf 360° an. Natürlich. Ich sehe die beiden ständig mit einem anderen Mädchen, dabei sind sie gerade erst seit ein paar Tagen hier. „Und seine Blau-grauen Augen“ fuhr sie fort. „Ich find Cailen ziemlich heiß.“ gab Lia von sich. Ich schaue sie überrascht an. „Bist du nicht schon vergeben?“ frage ich sie. Sie grinste mich an. „Ja natürlich! Das heißt aber nicht, dass ich niemand anderen heiß finden darf.“ antwortet sie und zwinkerte mir zu. „Ich weiß was du meinst.“ Dieses Mal war es Avy, die gespielt verträumt seufzt. Wo bin ich denn hier gelandet?! Ist ja nicht so, dass ich sie nicht verstehe, aber sie hätten Cailen mal erleben müssen, wenn er nicht gerade einen auf Sexgott macht. Sondern sich ganz als Kotzbrocken präsentiert. Ich schüttele den Kopf. „Was ist mit dir?“ fragt mich Melinda. Ich schaue sie an. „Was soll mit mir sein?“ „Wen würdest du von den beiden nehmen?“ fragte sie nun und beobachtete mich mit bedeutungsschwangerem Blick „Muss ich darauf antworten?“ ich seufze. „Sag nicht du willst beide auf einmal?“ Lia sieht mich mit gespieltem Entsetzen an. Ich rollte die Augen. „Nee.., obwohl..“ Dann grinste ich spaßeshalber. „Ich hab´s gewusst.“ Avy schlug mit ihrer Hand leicht auf den Tisch und grinste wissend. Ich ließ sie in dem Glauben, was wenn ich ehrlich bin sogar nicht ganz gelogen war, wenn ich nur nach dem äußeren Erscheinungsbild gehen würde. Zu deren Pech zählt Äußeres gar nichts, bei solch einer Persönlichkeit, wie die von Cailen. Seth hat das Pech mit ihm befreundet zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine bessere Persönlichkeit besitzt. Nachdem für heute nichts mehr geplant war gehe ich wieder zu dem Parkplatz, auf dem mein Auto steht. Während des Laufens suche ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel, bis ich unangenehm gegen etwas Hartes stoße und nach hinten falle und ich letztendlich auf dem Po lande. „Nggh. Mist!“ Ich will gerade wieder aufstehen, als sich jemand zu mir umdreht. „Oh sorry! Hast du dir wehgetan?“ Ich blicke hinauf und vor mir steht die Attraktion, mit der ich noch keine persönlich unangenehme Bekanntschaft gemacht habe. Bisher jedenfalls. „Schon okay.“ Ich wedelte beschwichtigend mit der Hand und beginne aufzustehen. Er will mir hoch helfen, doch ich antwortete „Schon okay. Ich schaff das schon. Außerdem war es meine Schuld“ Er hört nicht auf mich und reicht mir trotzdem seine Hand. Warum nicht. Ich nahm sie und er zog mich hoch. „Danke!“ sagte ich lächelnd und blickte ihn nun direkt in sein Gesicht. Ich wusste, dass er heiß sein soll und ich habe ihn auch schon des Öfteren gesehen, aber ich stand ihm noch nie direkt gegenüber. Das Blond seiner Haare funkelte golden in der Sonne und seine Blau-grauen Augen verengen sich ein wenig, als er mir zulächelt. Das Blau

seiner Augen war anders, als dass von Cailen. Cailen´s Augen leuchten in einem intensiven Kabalt-Blau, während Seth´s Augen etwas blasser, hell und rein wirken. Noch immer meine Hand in seiner, erwidere ich sein Lächeln. „Ich heiße Seth.“ Seine Stimme ließ mein Herz höher schlagen. „A..Alana.“ antworte ich noch etwas benommen. Er sah mich einen Moment lang besorgt an und fragte noch einmal, ob es mir auch wirklich gut geht. Ich lachte. „Mir geht es gut, wirklich! Keine Sorge.“ Ich sah seinen erleichterten Gesichtsausdruck und dieser ließ mein Herz nicht langsamer werden. Im Gegenteil. Er ist verdammt süß. Seine Hand löst sich nun von meiner und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte ich mir er täte es nicht. Ist das normal? „Ich muss dann wieder. Hat mich gefreut dich kennen zu lernen.“ „Okay.“ antworte ich noch überrascht. Er zwinkert mir noch einmal zu und macht sich dann auf den Weg. Als ich im Auto saß, brauchte ich nochmal eine Sekunde. Ich bin geplättet. Ich hätte nicht gedacht, dass er so nett ist! Ich meine der ist mit dem Vollidioten befreundet und die beiden haben eine nach der anderen. Ungläubig ließ ich meinen Kopf auf dem Lenkrad nieder. Nach ein paar Sekunden erhob ich mich wieder und ließ den Motor starten.

Eine Woche ist rum und ich bin überrascht wie ruhig es doch heute an der Uni ist. Ich gehe gerade auf Avy zu, als ich die bedrückten Gesichter vieler Studentinnen sehe. „Hey, was ist denn hier los?“ frage ich während ich Avy mit einer Umarmung begrüße. Sie seufzt. „Die Uni muss wohl wieder ohne Neulinge auskommen.“ Sie verdreht die Augen. „Huh? Ohne? Sind sie wieder weg?“ ich bin verwirrt. „Die haben doch gerade erst hier angefangen.“ Avy nickte bestätigend. „Na das war ja ein kurzes Vergnügen“ sage ich, als ich mich bei ihr einhake und wir uns auf den Weg zu den Prüfungsplänen machen. Ich habe echt nicht damit gerechnet. Zum einen bin ich froh diesen Cailen nicht sehen zu müssen. Zum anderen ist es auch sehr schade, dass meine Augen auf die beiden verzichten müssen. Erst recht jetzt, wo ich herausgefunden habe, dass nur einer der beiden ein Vollidiot sein könnte. Was soll´s! Ich genoss den ruhigen Tag und ging am späten Nachmittag mit Avy und Lia ins Kino.

„Wir waren lange nicht mehr im Kino.“ Avy nahm das Popcorn entgegen. „Stimmt.“ antwortete ich. Wir gehen die Treppen hinauf. 1 → 2 → 3 → .., wir gehen an mehreren Kinosälen vorbei, bis wir an dem 4. angekommen sind. Da nur wir Mädels den heutigen Kinoabend verbringen, gönnen wir uns auch eine romantische Komödie. Wir setzen uns in die weichen Kinositze und teilen die Getränke und das Popcorn auf. Der Vorspann beginnt und ich bekomme ein mulmiges Gefühl. Ich kann es nicht wirklich einordnen, aber ich spüre es. Es ist, als würde mich jemand beobachten. Ich sah mich einmal in dem dunklen Saal um, doch da ist nichts Ungewöhnliches. Die Leute richteten nun ihre Aufmerksamkeit zu dem Film, der nun beginnt. Ich versuche das mulmige Gefühl abzuschütteln und mich auf den Film zu konzentrieren. Eine gute Stunde hielt ich es aus. Doch ich muss mich ständig umsehen. Das Gefühl will nicht verschwinden. „Ist irgendwas?“ Lia sieht mich besorgt an. Ich will sie nicht weiter von dem Film abhalten und sagte ihr das alles in Ordnung sei und ich nur mal eben auf die Toilette gehe. In der Damentoilette stehe ich dem Spiegel gegenüber und stütze mich an dem Waschbecken ab. Warum habe ich solch ein schlechtes Gefühl? Ich will den Abend doch einfach mit meinen Freundinnen genießen. „Beruhige dich Alana.“ Ich klatschte meine Hände auf meine Wangen und atmete 3 Mal tief ein, in der Hoffnung ich würde mich durch den kurz aufkommenden Schmerz wieder fangen und das schlechte Gefühl würde sich legen. Als ich zurück in den Kinosaal ging und mich wieder zu den anderen setzte habe ich kaum noch etwas von dem Film mitbekommen. Ich konnte das Gefühl einfach nicht abschütteln und entschloss mich den Rest des Abends nicht mit den anderen zu verbringen und lieber nach Hause zu fahren. „Bist du dir sicher?“ ich sah in Avy´s enttäuschte Augen. „Tut mir leid. Mir geht’s einfach nicht so gut. Ich denke es ist besser, wenn ich nach Hause fahre.“ Ich umarme sie. „Gute Besserung! Ruh dich gut aus.“ Lia und Avy umarmen mich noch einmal und ich steige ins Auto. Nach 15 Minuten war ich auf der ländlichen Straße, die mich nach Hause führt. Es ist stockdunkel draußen und nur die Scheinwerfer, in Verbindung mit den reflektierenden Markierungen ließen mich etwas sehen. Bald bin ich zu Hause. Und das mulmige Gefühl ist dann hoffentlich weg. „Was ist das?!“ es war nur für einen kurzen Moment. Doch ich bin mir sicher da stand jemand am Straßenrand. Oder bildete ich mir das ein? Ich fahre einfach weiter und nach kurzer Zeit sah ich es erneut. Wieder nur ganz kurz, erblicke ich eine Person am Straßenrand. Da es dunkel ist, kann ich nichts außer die schwarzen Umrisse erkennen. Ich merkte wie sich die Angst in meinem Körper ausbreitet. Beim 1. Mal hätte es meine Einbildung sein können. Aber nach dem 3. Mal steigt die Angst und du weißt es ist nicht deine Einbildung. Ich drücke stärker auf das Gaspedal und erhöhe die Geschwindigkeit. Ich will bloß noch nach Hause! Das hält mich aber nicht davon ab, die Gestalt in regelmäßigen Abständen zu sehen. Es nähert sich mit jedem Mal meinem Auto und die Panik lässt meinen Körper erzittern. Es dauerte nicht lang, bis die Gestalt gegen meine Tür stößt. Es war eine schwarze Gestalt, ohne Gesicht, ohne Alles. Ich schreie. Panik lässt mein Herz so rasen, dass ich befürchte es würde stehen bleiben. Ich verliere die Kontrolle über den Wagen und rase geradezu auf einen Baum. Ich hatte nicht einmal eine Sekunde, um zu reagieren. Mit geweiteten Augen stürzte ich hinein. Hinein ins..

 

Kapitel 3

Erwachen

 

Es ist Schwarz. Einfach nur Schwarz. Wage nehme ich einen dumpfen Schmerz wahr. Nur ein leichtes Brennen im unteren Teil meines Körpers lässt mich darauf hoffen noch am Leben zu sein. Ich versuche mich zu bewegen, doch es geht nicht. Ich weiß nicht wo oben und unten ist. Ich spüre nichts außer den dumpfen Schmerz, der nun zu steigen scheint. Immer stärker. Immer klarer, kann ich ihn vernehmen. Ich kann nicht sagen was genau weh tut. Es tut einfach alles weh. Ein Schmerz, der sich anfühlt, als würden Haut und Wände meines Körpers in winzige Schnipsel gerissen werden und verbrennen. Es hört nur nicht auf und geschieht immer und immer wieder. Der Schrei, der sich in meiner Kehle windet, schafft es nicht sie zu verlassen. Zu stark steigen die Schmerzen an. Das Schwarz wechselt in etwas Schleierhaftes. Es ist dunkel. Die Scheinwerfer meines Autos haben wohl nicht überlebt. Ich kann nichts außer ein paar Umrisse Erkennen, zu dunkel ist der Schleier vor meinen Augen. „Ngg“.. Die Schmerzen sind nun am Höhepunkt und es fällt mir schwer auch nur einen Gedanken zu fassen. Zu gerne würde ich schreien! Zu gerne würde ich das ewige Reißen und Brennen meiner Haut mit Schreien in Töne fassen. Doch alles, was meine Kehle entbehren kann ist ein Wimmern. Ich könnte noch nicht einmal um Hilfe rufen. Heißt das ich … „Nnggk.“ dem Reißen und Brennen schließt sich nun ein stark stechender Schmerz an. Ich kann ausmachen, dass es sich in meinem rechten Bein befindet. Es ist so stark! Als würde man mit etlichen Messern, mit Schwung mehrfach auf mich einstechen. ..werde sterben? Die Schmerzen verbrennen mich bei lebendigen Leibe. Das ist also der Moment, an dem man sich wünscht nicht am Leben zu sein und Erlösung zu finden. Ich schließe die Augen und vor mir sehe ich das Bild meiner Familie. Das Bild, welches wir im Urlaub, am See geschossen haben, als Sam und Mum einen riesigen Fisch gefangen hatten. Sie strahlten über beide Ohren und sie wollten mich unbedingt mit auf dem Bild haben. Dad schoss das Foto und wollte gleich damit an die Presse. Dabei wäre er fast über Board gegangen, da wir uns noch auf dem Boot befanden. Ich kann mich erinnern, wie ich gelacht habe. Ich war zu dem Zeitpunkt 16 Jahre alt und hatte eigentlich keine Lust auf einen Familienausflug. Doch es war schön. Tränen sammeln sich in meinen Augen, bis diese sie nicht mehr tragen konnten und sie an meinen Wangen hinabrollen ließen. Überlebe ich das hier? Ich höre ein Knacksen. Wahrscheinlich ein Ast. Wage kann ich Schritte wahrnehmen. Doch sehen kann ich nichts. Der schwarze Schleier verdunkelt sich wieder. Ich will noch schnell etwas sagen. Um Hilfe schreien. Doch das Feuer meiner Schmerzen übermannt mich und lässt mich ins dunkle gleiten...

Es ist hell. Ich kann meine Augenlider nicht öffnen, doch ich spüre das Licht auf ihnen. Bin ich noch am Leben? Ich versuche meinen kleinen Finger zu bewegen und zu meiner Überraschung funktioniert es. Ich spüre meinen Finger! Nun versuche ich auch andere Teile meines Körpers zu bewegen. Damit hatte ich leider nicht so viel Erfolg. Ich merke jedoch, dass ich liege. Von weitem kann ich leise tiefe Stimmen

wahrnehmen. Ihren Inhalt kann ich aber nicht erfassen. Bin ich im Krankenhaus? Die Schmerzen sind noch immer da. Doch sie sind viel erträglicher geworden. Sie haben mir wahrscheinlich Schmerzmittel gegeben. Die Müdigkeit lässt ein Schatten über das Licht auf meinen Lidern, fallen. Ich merke wie das Dunkle mich einholt und sinke hinab. Hinab in den Schlaf. Das nächste Mal, als ich wach wurde, war es dunkel. Wahrscheinlich ist es in der Nacht. Dieses Mal höre ich nichts außer das Rascheln von Blättern. Noch immer kann ich meine Augen nicht öffnen, aber ich schätze wir befinden uns in der Nähe von Bäumen oder Büschen. Ich versuche noch einmal meinen kleinen Finger zu bewegen. Funktioniert! Dann meine Hand. Funktioniert! Auch das Bewegen meiner Zehen funktionierte! Ehe ich mich versuche aufzusetzen zieht die Dunkelheit mich wieder hinab und ich falle erneut in den Schlaf. Das Zwitschern von Vögeln weckt mich und das Licht brennt in meinen Augen, als ich sie öffne. Ich setze mich auf und nachdem meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, sah ich meine Umgebung. Ein Krankenhauszimmer sieht anders aus! Das Zimmer, in dem ich mich befinde ist in einem Landhaus-ähnlichen Stil eingerichtet. Neben dem Bett steht ein kleiner weißer Nachttisch, auf dem ein Glas Wasser steht. Genau das, was ich jetzt brauche! Ich nahm das Glas in die Hand und trank einen Schluck. Mein Hals fühlte sich so trocken an, dass er höllisch kratzte. Ich leerte das Glas und stelle es wieder an seinen Platz. Mein Körper fühlt sich noch sehr schwer an, als ich die Decke zur Seite schob und aus dem Bett stieg. Schmerzen hatte ich keine mehr. Ich fühlte mich nur geplättet von dem vielen Schlafen. Ich trat an den Spiegel, der an einer Wand, neben einem Schrank steht. Als ich mich darin sah, kam ich mir irgendwie surreal vor. Ich trage ein weißes Nachthemd, welches mir bis zu den Oberschenkeln reicht. Ich kann mich nicht an ein Nachthemd wie dieses erinnern. Meine Haare sind das reinste Chaos und meine Augen weisen neben dem hellen Braun und den honigfarbene Stellen einen grünlichen Schimmer auf. Ich blicke unter das Nachthemd, um meinen Körper in Augenschein zu nehmen. Ich hatte einen schweren Unfall und doch habe ich nicht eine Schramme am Körper!? Wie ist das möglich!? Träume ich noch? Bin ich vielleicht doch im Himmel? Ich kniff in meinen Arm und der Schmerz bewies mir das Gegenteil. „Hmm..“ Ich sah mich nochmal in dem Zimmer um. Ich entdeckte eine Bürste auf der Kommode und kämmte mir erst einmal die Haare. Die waren von dem Unfall und dem Schlaf so verknotet, dass es eine Weile dauerte, bis ich sie wieder bändigen konnte. Nachdem ich meine Fingerspitzen, ohne Widerstand durch mein Haar streifen lassen konnte, fühlte ich mich besser. Ich beschließe aus dem Zimmer zu gehen und die Umgebung zu erkunden. Ich muss ja wissen, wo genau ich mich befinde. Ich öffne die Tür und vor mir erstreckt sich ein großer Wohnbereich. Eine elfenbeinfarbene Couch mit Kissen in einem hellen beige steht auf einem weißen plüschigen Teppich, der die ganze Mitte des Raumes auf dem haselnussfarbenen Boden einnahm.. Ein Fernseher steht auf einer kleinen Anrichte, ein paar Meter gegenüber der Couch. Etwas weiter Links, von dem Zimmer aus dem ich kam, ist ein weiteres Zimmer. Rechts dagegen kann ich eine offene Küche erkennen. Das große Fenster, auf der anderen Seite der Couch ist offen und lässt kühle Luft in den Raum.

Ich atme die frische Luft ein, während ich mich umsehe. Als ich das Zimmer, links von dem ich kam, betreten wollte sah ich einen langen Flur mit 2 weiteren Zimmern. Ich hielt an der Türklinke inne, als eine Stimme ertönt. „Das ist das Badezimmer.“ Der Klang der Stimme lässt mein Herz rasen. Wenn ich nicht gleich mit eigenen Augen sehen würde, wem diese Stimme gehört, dann würde ich es niemals glauben! Erschrocken drehe ich meinen Kopf in die Richtung, der Stimme. Schwarzes Haar, helle Haut... intensives Blau. Ein paar Meter von mir entfernt, an die Wand gelehnt, stand Cailen. Er trägt eine schwarze Jeans, ein weißes T-Shirt und einen Weinroten Cardigan. Die Farben stehen ihm verdammt gut. Aber was macht er hier? Warum bin ich hier und nicht im Krankenhaus?! Warum habe ich keine Verletzungen, obwohl ich.. So viele Fragen schnellen mir durch den Kopf, dass ich ihn einen Moment lang nur angucke ohne etwas zu sagen. Dieses Mal ist er derjenige, der auf eine Antwort wartet. „Was?“ sagt er, ohne auch nur seine Miene zu verändern. Ich antworte nach wie vor nicht, drücke stattdessen die Türklinke hinunter und werfe einen Blick in das Badezimmer. Das Badezimmer ist nicht überraschend eingerichtet. Eine Dusche, Toilette, Waschbecken mit Spiegelanrichtung und ein paar Deko Utensilien, neben normalen Hygieneartikeln. Ich schließe die Tür wieder und drehe mich wieder um. Ich sehe wie er mich beobachtet. Ich stehe ihm nun gegenüber. Seine Haltung bleibt unverändert gegen die Wand gelehnt. „Was machst du hier?“ sage ich in einem Ton, der selbst mich überrascht. Mit der unverkennbaren Überraschung schwang ein Hauch von Feindseligkeit in meinen Worten. Ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen. „Solltest du nicht ein wenig freundlicher reagieren, auf jemanden, der dir das Leben gerettet hat?“ Er hat mich gerettet? Er war es, der mich aus dem Auto gezogen hat? Verwunderung ist mir ins Gesicht geschrieben, doch ich versuche sie schnell abzuschütteln und Antworten auf meine restlichen Fragen zu bekommen. „Und was mache ich hier? Warum bin ich nicht im Krankenhaus?“ Das Lächeln verschwindet und es sieht so aus, als müsse er überlegen, ob und wie er mir antwortet. Schließlich stellte er eine Gegenfrage. „Gibt es an deinem Körper eine Verletzung, bei der du ins Krankenhaus müsstest?“ Er lächelt anspielend. Ich sehe an mir herab und erinnere mich daran, als ich unter das Nachthemd sah, um mich meiner Verletzungen zu erkunden. Sofort schießt es mir wie ein Blitz durch den Kopf. Wer hatte mir das Nachthemd überhaupt angezogen?! Doch nicht... Ich wurde rot und das nicht nur aus Scham! „Du Schwein!“ Ich nahm ein Kissen von der Couch und warf es nach ihm. Er wich gekonnt aus und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Du lachst auch noch! Sag mir nicht du..“ bevor ich ausreden konnte antwortet er. „Keine Sorge.“ Er ringt noch immer mit dem Drang zu lachen. Was natürlich voll süß aussah und auch sein Lachen klang himmlisch, aber egal! Darum geht es hier nicht! „Da war eh nichts, was mich gereizt hätte.“ KLATSCH! Dieses Mal hat das Kissen getroffen. „Tsk! Hast du mal richtig hingeguckt?!“ Ich habe super Rundungen, wohlgeformte Brüste und einen tollen Körper und der.. Ich will mich gerade noch weiter aufregen, als mir etwas einfällt. Wie kann ich das vergessen?! Er hat sich mittlerweile eingekriegt und wartet nun meine nächste Reaktion ab. „Halt mal! Warum habe ich überhaupt keine

Verletzungen?“ Es kann schließlich nicht möglich sein! Ich hatte doch erst den Unfall. Ich sehe wie er einen Moment überlegt, bevor er sich auf die Couch fallen lässt. „Ich zeig´s dir. Komm her.“ Er nimmt ein Messer aus einer kleinen Schublade, des Wohnzimmertischs. Ein Messer?! Statt näherzukommen weiche ich noch ein paar Schritte zurück. Er seufzt. Scheint ihm anscheinend gegen den Strich zu gehen, dass ich nicht das mache, was er von mir verlangt. „Komm her, ich tu dir schon nichts!“ Er krempelt den Ärmel seines Cardigans hoch und setzt das Messer an. Oh mein Gott! Will er sich jetzt selbst aufschlitzen? Ich renne auf ihn zu, um ihn zu stoppen. „Halt! Das kannst du doch nicht machen!“ Er hört nicht auf mich und lässt das Messer durch sein Fleisch gleiten. Das Blut drängt sich an der Klinge vorbei und rann nun seinen Unterarm entlang. Ich bin geschockt. Wer bitte sagt: Komm her, ich zeig dir was und schlitzt sich dann auf?! „Wir müssen die Blutung stoppen!“ Ich suche schon nach etwas, dass wir benutzen können, als er meinen Arm festhält. „Guck hin!“ sagt er ruhig. Wie kann er nur so ruhig bleiben?! Ich will gerade meine Augen schließen, als ich sehe wie sich die Wunde von allein wieder schließt, bis nur noch ein roter Faden in der Länge des Schnittes sichtbar ist. Er lässt meinen Arm wieder los. „In ein paar Minuten ist der auch verschwunden.“ Er wischt das Blut mit einem Tuch fort, säubert die Klinge des Messers und lässt sein Ärmel wieder runter. Ist das ein Trick? Wie erstarrt sitze ich auf der Couch. Ich kann noch immer nicht glauben, was hier gerade passiert. Er sieht mein Unverständnis. „Immer noch Zweifel an dem?“ Er nähert sich mir mit dem Messer. Gerade noch so kann ich mich entfernen. „Sag mal hast du n Rad ab?! Was bist du ?!“ Er seufzt. Ich habe es doch gewusst! Er ist doch nicht normal! Er steht auf und kommt auf mich zu. Seine Miene verrät nichts! Du kannst einen Serienkiller echt nicht nach dem Äußeren beurteilen! Ich renne in das Zimmer, in dem ich aufgewacht bin und schließe die Tür. „Mist! Es gibt kein Schlüssel!“ Ich kann das Zimmer nicht abschließen, also drücke ich mich gegen die Tür und halte die Türklinke von unten nach oben gedrückt. Ich spüre wie er die Türklinke nach unten drücken will, doch ich halte sie so fest, dass sie sich kein Stück bewegt. Gut! Doch ich habe mich zu früh gefreut! Als wäre es nichts, drückt er die Klinke runter. Meine Hand, die dem Widerstand nicht gewachsen war schmerzt und ich drücke mich gegen die Tür. „Lass mich in Ruhe! Ich will nach Hause!“ schreie ich durch die Tür. Er hält für einen Moment inne. „Das geht nicht!“ höre ich von der anderen Seite der Tür. „Warum soll das nicht gehen?“ frage ich nun wütend. Nicht, dass ich davor nicht wütend war. Doch meine Augen beginnen sich mit Tränen zu füllen. „Du bist nicht mehr die, die du einmal warst.“ antwortet er ruhig. Was redet er denn da für einen Blödsinn?! „Du hast sie doch nicht mehr alle!“ Ich merke wie der Widerstand nachgibt. Er gab auf, das Zimmer betreten zu wollen. Unweigerlich knurrt mein Magen. Ausgerechnet jetzt! Ich habe gar nicht gemerkt wie leer mein Magen ist. Ich fühle mich so, als hätte ich tagelang nichts gegessen. „Seth ist unterwegs. Er holt etwas zu Essen.“ Er hat es gehört, super! Warte, Seth? „Sag mir nicht Seth steckt da auch mit drin?!“ Es war weniger an ihn gerichtet, als an mich selbst. Ich lasse mich an der Tür hinabsinken und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. „Ich will nach Hause.“ Leise hinterlassen meine Tränen heiße Spuren auf meinen Wangen.

Ich verharrte eine ganze Weile in dieser Position, bis ich eine Tür ins Schloss fallen höre. Ist er gegangen? Ich öffne die Tür einen Spalt und gucke nach. Sehen tu ich niemanden, doch ich höre Stimmen aus der Küche. Es scheint, dass Seth zurückgekehrt ist. Ich kann mir aeigentlich nicht vorstellen, dass die beiden hier wohnen. Welche Kerle haben denn bitte einen Plüschteppich!? „Grrrww“.. Mein Magen grummelt. Die Stimmen kamen aus der Küche. Hat er nicht gesagt, dass Seth etwas zu Essen holt? Nein! Ich kann jetzt nicht aufgeben. Nicht wegen etwas zu Essen. „Grrrwwwww“... Aber wenn ich nichts esse und verhungere, kann ich auch nicht wieder nach Hause. Ich beschließe wenigstens mal nachzusehen, ob es was gibt. Denn warten bis sie schlafen kann ich nicht. Bis dahin bin ich verhungert! Ich öffne die Tür wieder einen Spaltbreit. Sie scheinen noch immer in der Küche zu sein. Ich öffne die Tür weiter und schleiche auf Zehenspitzen an einen großen runden Spiegel vorbei und bleibe seitlich vor der Küche stehen. Natürlich hinter der Wand, sodass sie mich nicht sehen können. Ich kann die Stimmen nun deutlich hören. „Sie hat Hunger. Sie weigert sich zwar, aber lange wird sie das nicht durchhalten.“ Dieser Arsch! Er hat recht, leider! Ich würde mich jetzt am liebsten umdrehen und ihm das Gegenteil beweisen, aber.. „Ich mache trotzdem was. Sie wird bestimmt etwas essen..“ Ich wage einen klitzekleinen Blick in die Küche. Nur mit einem Auge sehe ich, wie Seth die Pfannen rausholt und ein paar Zutaten aus einer großen weißen Tüte holt. Paprika, Lauch, Hähnchenfleisch.. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, bei der Vorstellung, was er daraus machen könnte. „Na sieh an! Unser Kätzchen hat Hunger.“ Seth sieht nun in meine Richtung und reflexartig verstecke ich mich wieder hinter der Wand. „Das Essen dauert nicht lange. Du kannst ja solange duschen gehen.“ ruft er mir zu. Ich gucke wieder nur mit einem Auge in die Küche. „Ich habe nichts zum Anziehen.“ sage ich leise. „Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht. Die Tüte liegt schon im Bad.“ Er zeigt mit seinem Arm in die Richtung des Badezimmers. Cailen stand die ganze Zeit mit dem Rücken zu mir. Als ob er mich nicht sehen will. Dabei ist er doch derjenige, der mich hier festhält. Ich öffne die Tür des Badezimmers und schlüpfe aus dem Nachthemd. Als ich das heiße Wasser über mich rieseln lasse, seufze ich kurz auf. Es ist so angenehm! Das Bad hat ein kleines Fenster. Ich kann sehen, dass wir von Wald umgeben sind. Vielleicht sind wir doch nicht so weit von zu Hause weg?! Heut Nacht hau ich ab! Ich stelle das Wasser ab, nahm ein Handtuch und trockne mich ab. Ich sehe eine weiße große Tüte neben dem Waschbecken liegen. Als ich hineinblicke, dachte ich, ich sehe nicht richtig, als ich einen schwarzen Slip mit viel Spitze in der Hand hielt. Ein Haufen schwarzer Spitze Unterwäsche, ab und zu Rot und Weiße dazu. 5 Hosen, 7 Blusen, 4 T-Shirt´s, 5 Nachthemden, allesamt kurz und mit Ausschnitt. Oh! Eins ist etwas geschlossener, aber dafür ist es durchsichtig über dem Dekolleté. Ein paar Kleider und andere Sachen sind auch mit drin. „Ist das sein ernst?!“ Ich bin überrascht wie viel doch in diese Tüte passt und ziehe einen schwarzen mit Spitze überzogenen Bh, mit und dazugehörigen Slip an. Eine Hose und eine beigefarbene Bluse drüber und als Letztes ein Paar Socken. Das nasse Haar fällt mir über die linke Schulter. Doch nach einem Föhn suche ich vergeblich. Ich öffne die Tür und gehe in die Küche. Dieses Mal ohne mich zu verstecken. „Habt ihr keinen Föhn?“ Seth grinst breit, sobald er mich sah. „Da beweist sich mein guter Geschmack!“ Er scheint zufrieden. Auch Cailen dreht sich um, als ich die Küche betrat. Er betrachtet mich von oben bis unten und antwortet dann. „Das ist nicht unser Haus. Wenn kein Föhn da ist, musst du wohl ohne auskommen.“ Ich habe keine Lust mich jetzt mit ihm zu streiten. Ich will einfach etwas essen. Ich seufze und setze mich an den Tisch. „Bitteschön.“ Seth stellt mir einen Teller hin. Es war eine Gemüsepfanne mit Nudeln und einer leichten Soße. Es ist ein einfaches Gericht, doch es riecht himmlisch. Die beiden Gesellen sich zu mir, einer links, der andere rechts. Und wir aßen. Es war wirklich lecker und ich war froh, endlich was im Magen zu haben. Seth wäscht ab, während ich meine Haare schüttele, damit sie endlich trocknen. Als ich fertig mit schütteln war und meine Haare wieder über die Schulter warf, sah ich ihm zu. „Du wärst die perfekte Hausfrau.“ sage ich leise, eher an mich gerichtet. Doch er hatte mich gehört. Er ist gerade fertig geworden und hatte seine Hände gewaschen, bevor er sich nun mit einem frechen Grinsen nähert. Ich frage mich was jetzt kommt. Seine Augen funkeln mich an. Er umfasst mein Kinn, mit seinen Fingerspitzen und hebt mein Gesicht an. Unsere Gesichter sind nun wenige Zentimeter voneinander entfernt. Mein Herz schlägt schneller und ich spüre wie sich meine Wangen erhitzen. Seine Augen halten meine fest im Blickkontakt. Ich höre wie jemand die Küche betritt und es kann nur Cailen sein. Oh mein Gott! „Ich habe noch ganz andere Qualitäten. Möchtest du sie kennen lernen?“ Seine Lippen formen sich zu einem Lächeln und sie sehen so weich aus. Ob sie auch so weich sind? Oh mein Gott! Was denke ich hier? Cailen steht direkt neben uns! Doch zu meinem Entsetzen macht dieser nur den Kühlschrank auf. „Wo ist das Wasser?“ Ich höre doch nicht richtig!? Ich werde hier gerade bedrängt und er interessiert sich bloß für sein verdammtes Wasser?! „Unten im linken Fach.“ antwortet Seth ohne auch nur die Position, in der wir uns befinden zu verändern oder auch nur seinen Blick von mir zu nehmen. Ich stoße Seth von mir „Nein danke.“ und stampfe aus der Küche in den Wohnbereich. „Ich fasse es ja nicht!“ brülle ich. Ich höre Seth von hier aus noch Lachen. Und Cailen fragt „Was hat sie denn?“. Ich werde noch verrückt! Ich setze mich auf die Couch und will den Fernseher anmachen, als ich plötzlich innehalte. Was ist mit meinem Bruder? Mit meinen Freunden? Die müssen mich doch vermissen! Ich habe Angst den Fernseher anzuschalten. Angst vor eventuellen Nachrichten wie 20 jährige Studentin wird nach Unfall vermisst! Ich muss mir etwas überlegen! Ich werde heute Nacht auf jeden Fall nach Hause gehen. Ich darf mir jetzt bloß nichts anmerken lassen, bevor sie noch Verdacht schöpfen. „Was ist mit meiner Familie? Und mit meinen Freunden? Sie machen sich sicher Sorgen, weil ich mich seit einem Tag nicht blicken lassen, weder noch gemeldet habe.“ Cailen hat sich mittlerweile auch auf die Couch gesetzt und trinkt sein Wasser aus der Flasche. „Sie denken du bist auf einer Reise.“ Einer Reise? „Ich bin einen Tag weg und schon bin ich auf einer Reise?“ Das macht doch keinen Sinn! Als, ob ich einfach verschwinde! „Du bist schon seit ein paar Tagen nicht mehr zu Hause gewesen. 5 um genau zu sein.“ BITTE WAS? „5 Tage?“ meine Stimme war lauter als gedacht, als ich vor Wut aufstand. „Du warst nach dem Unfall sehr stark verletzt und hast die Tage durchgeschlafen. Dein Körper musste sich regenerieren.“ Ich bin so geschockt, dass ich mich nicht einmal darüber aufrege mit was für einer Gleichgültigkeit er das mal eben so erwähnt. Seit 5 Tagen bin ich hier? Zusammen mit denen? Halt mal! Ich habe 5 Tage gebraucht, um mich von dem Unfall zu erholen? Naja okay, es sind mehr als ich eigentlich gedacht hatte. Aber trotzdem ist es unmöglich nach so einem Unfall in 5 Tagen wieder fit zu sein! Vielleicht war ich doch nicht so verletzt wie ich erwartet habe. „Vielleicht hat sich mein Körper in so einen komatösen Zustand versetzt und wie durch ein Wunder war ich geheilt.“ überlege ich unbewusst laut. „Von solchen Dingen erfährt man doch immer wieder in anderen Kontinenten!“ Cailen beobachtet mich kopfschüttelnd. „Sie will es immer noch nicht kapieren.“ Ich achte gar nicht auf ihn. „Ja das klingt plausibel!“ ich nicke mir selbst bestätigend zu. „Du bist kein Mensch, immer noch!“ Er nimmt genüsslich einen Schluck Wasser. Es ist nur Wasser verdammt! Was... „Was für ein Unsinn...“ Ich gucke wahrscheinlich gerade dumm aus der Wäsche, aber ich bin doch immer wieder verwundert darüber was für einen Blödsinn der Typ von sich gibt! „Und außerdem hast du nicht einmal erwähnt, dass ich angeblich keiner bin!“ „Ich wollte es dir ja zeigen, aber du wolltest ja nicht.“ sagt er locker. Der Typ ist echt die Höhe! Er geht mit einem Messer auf mich los, um mir zu zeigen, dass ich kein Mensch bin? Langsam beginne ich mir ernsthafte Sorgen zu machen. Ich habe nicht das Gefühl, dass er mich auf den Arm nehmen will. Vielleicht ist er ernsthaft krank? Er sieht meinen skeptisch-besorgten Blick und seufzt, als ob ich hier die verrückte bin. „So, ich hau mich ins Bett.“ überrascht blicke ich Seth an und anschließend aus dem Fenster. Stimmt! Ich habe gar nicht mitbekommen wie spät es doch geworden ist. Das Licht im Haus passte sich automatisch der Tageszeit an. „Du solltest auch langsam ins Bett gehen Kitty. Du solltest dich noch schonen.“ sagt er während er langsam den langen Flur betritt und darin verschwand. „Hä.. ich bin doch geheilt.“ sage ich, als er schon weg ist. „Du sollst halt nicht übertreiben.“ Cailen steht auf, nimmt die Kissen von der Couch und legt sie zur Seite. Was macht er da? Er schiebt den Wohnzimmertisch bei Seite und zieht die Couch aus. „Willst du etwa hier schlafen?“ Ich hebe eine Augenbraue und ließ ihn meinen skeptischen Blick spüren. Währenddessen hält er schon die Decken auf seinen Armen. Er dreht seinen Kopf zu mir und lächelt breit. „Ach du willst das ich bei dir schlafe? Sag das doch gleich.“ Er lässt die Decken auf die ausgezogene Couch fallen und bewegt sich mit gezielten Schritten auf das Zimmer zu, in dem ich angeblich zu schlafen scheine. „Halt! Nein!“ ich renne auf mein vermeintliches Zimmer zu und versperre es mit meinem Körper. Er blieb auf halbem Weg stehen und machte mit einem breiten Lächeln kehrt. „Dachte ich mir!“ Ich lief rot an. Er hat mich verarscht. „Da sind doch 2 Zimmer in dem Flur dort.“ ich wies mit einer Hand in die Richtung, in der Seth vorhin verschwand. Er wirft einen kurzen Blick in die Richtung und antwortet „Das eine ist nur ein weiteres Badezimmer.“. Nachdem die Couch fertig bezogen war, geht er ins Bad. Gehen die jetzt wirklich schlafen? Umso besser für mich. Wenn die beiden schlafen, nutze ich die Zeit und haue ab. Trotzdem bin ich etwas überrascht. Vielleicht liegt es daran, dass ich die letzten Tage durchgeschlafen habe, sodass ich jetzt nicht müde bin. Als er im Bad fertig war, geht er wieder zur Couch. Noch immer ungläubig über den Fakt, dass er jetzt vor hat schlafen zu gehen, bemerke ich nicht, wie er seinen Gürtel und den Knopf seiner

Hose öffnet. Erst als er sich das T-Shirt auszog und mir einen Blick auf seinen perfekten Oberkörper bietet realisiere ich, wie dumm ich hier rumstehe. Doch sein Körper... ist der Wahnsinn! Sein Gesicht sieht schon hinreißend aus! Und dazu noch dieser Körper, oh Gott.. „Was? Willst dich doch zu mir legen?“ Sein Lächeln im Zusammenhang mit seinem restlichen Erscheinungsbild vernebelt meine Gedanken und ich schluckte einmal, bevor ich mühsam ein „Nein“ hervorbringen kann. „Träum weiter.“ Ich versuchte meine Worte gleichgültig klingen zu lassen. Doch funktioniert hat es vielleicht gerade mal bis zur Hälfte. Ich zwinge mich meinen Blick von ihm loszureißen, drehe mich um und gehe in das Bad, um mir die Zähne zu putzen und mein Gesicht zu waschen. Zur Tarnung zog ich mir eines der Nachthemden an, das geschlossene mit durchsichtigem Dekolleté. Anschließend nehme ich die Tüte mit den Sachen, mit in mein vermeintliches Zimmer. „Eins noch.“ beginnt er, bevor ich die Tür des Zimmers öffnen will. Er ließ seinen Blick erst auf den durchsichtigen Teil meines Nachthemdes ruhen, bevor dieser dann zu meinen entblößten Beinen glitt. Ein dunkler Schleier verdunkelt seine leuchtenden kobaltblauen Augen. „Glaub ja nicht, dass du einfach abhauen kannst.“ Er schnipst einmal und das Licht geht aus. „Tsk!“ antwortete ich bloß und ging in das Zimmer.

Ich beschäftigte mich eine Stunde lang, in dem ich aus dem Fenster schaute und meinen Fluchtplan durchging. Ich entschloss mich einen Testlauf zu starten, um zu gucken, ob die Luft rein ist. Die Klamotten, die ich später anziehen werde, habe ich bereits auf einen Stuhl gehangen. Okay, los geht’s. Wenn Cailen nämlich noch wach sein sollte, tu ich so, als hätte ich nur Durst und hole mir etwas zu trinken. Ich öffne die Tür ganz langsam und laufe auf Zehenspitzen bis zu dem großen runden Spiegel. „Ich warne dich!“ seine Stimme ertönt in der Dunkelheit. „Hä?! Ich habe Durst! Ich will mir nur etwas zu trinken holen.“ Er sagt darauf nichts. Dieses Mal schleiche ich nicht mehr, sondern gehe in die Küche. Ich sehe kaum etwas und suche den Lichtschalter. Warte mal, hat Cailen vorhin nicht geschnipst und das Licht ging aus? Das ist bestimmt so ein Sensor, der das Licht reguliert. Vielleicht geht es ja wieder an, wenn ich schnipse. Ich schnipse, doch es passiert nichts. Ich versuchte es nochmal, doch mit demselben Ergebnis. Vielleicht war das nur das Zeichen für das Ausschalten des Lichts. Vielleicht gibt es für das Einschalten des Lichts eine Kombination aus Klatschen und schnipsen. Ich versuchte ein paar, doch nichts passiert. Klatschen, Schnipsen, nichts! Genervt such ich nach dem Lichtschalter und es kam mir so vor, als ob ich ein leises Lachen, aus dem Wohnbereich hören konnte. Ich hörte noch einmal genauer hin, doch ich schien es mir nur eingebildet zu haben. Ich fand den Lichtschalter endlich und betätigte ihn. Das Licht erhellt die Dunkelheit. Ich höre ein „Tsk!“ und das leise Rascheln einer Decke. Da scheint sich jemand vom Licht gestört zu fühlen. Geschieht ihm recht. Ich öffne den Kühlschrank und hole eine Flasche Wasser heraus. Dabei ein Glas aus dem Schrank zu holen, fällt mir ein, dass ich noch eins in meinem Zimmer stehen zu habe und stelle es wieder zurück. Außerdem kann mir eine Flasche Wasser auf der Flucht nicht schaden und daraufhin nahm ich mir noch eine weitere Flasche. Ich mache das Licht wieder aus und tipse geradewegs wieder in die Richtung „meines“ Zimmers. „Noch einmal und du schläfst bei mir!“ knurrte er. „Nicht dein Ernst!? Was ist, wenn ich auf die Toilette muss?“ ich rege mich gespielt auf. „Noch einmal!“ wiederholt er knurrend. „Übertrieben!“ gab ich beleidigt von mir und gehe wieder in das Zimmer. Na super. Wenn ich das nächste Mal das Zimmer verlasse und er noch nicht schläft, habe ich die Arschkarte. Wenn er seine Drohung in die Tat umsetzt, komme ich heute Nacht hier nicht weg! Aber glaube mir Cailen, wir alle schlafen mal und ganz sicher auch du! Vorsichtshalber wartete ich dieses Mal 2 Stunden, bevor ich mir meine Klamotten anziehe und den endgültigen Versuch starte. Wieder öffne ich die Tür ganz langsam und leise. Mit Socken schleiche ich an der Couch vorbei, in den Eingangsbereich. Ich hielt kurz inne, als ich etwas Rascheln hörte. Er hat sich wahrscheinlich bloß auf die andere Seite gedreht. Mein Herz pocht für mich unüberhörbar in der Dunkelheit. Ich wartete noch einen Moment, um sicher zu gehen und suchte dann nach Schuhen, die ich anziehen könnte. Ich konnte vier Paar erkennen. Ein paar schwarze Pumps, dieselben noch einmal in nude, ein paar Laufschuhe und Stiefelletten. Auch eine Lederjacke kann ich erkennen und ein paar kurze Mäntel, für die etwas kühleren Tage. Seth hat wirklich an alles gedacht! Und die waren allesamt wirklich schön! Ich würde die ja alle mitnehmen, doch ich denke nicht, dass dies von Vorteil sein wird. Ich mache schließlich keinen Spaziergang. Ich ziehe einen kurzen dunkelgrauen Mantel und die Laufschuhe an. Es ist bestimmt kalt draußen und wer weiß wie lange ich unterwegs sein werde. Ganz vorsichtig öffne ich die Haustür. Als ich sie wieder schloss, fällt mir ein kleiner Stein vom Herzen. Doch ich darf mich nicht zu früh freuen, denn noch bin ich nicht frei. Sie könnten mich sofort einholen, deshalb mache ich mich auf den Weg. Als ich mich umsah, sah ich, dass sich das Haus auf einer großen Lichtung befindet, umgeben von Wald. Ich habe mir vorhin überlegt, den Weg rechts vom Haus zu nehmen und steuere ihn nun an. Es dauerte schon allein 15 Minuten bis ich das Ende der Lichtung erreichte. Die Nacht ist kühl, doch der Mantel verfehlt seine Wirkung nicht und wärmt mich. Ich betrete den Waldboden. Kleine Äste knacken unter meinen Schritten. Es gibt keinen Weg und ich muss mich durch das Geäst kämpfen. Ich bleibe kurz stehen. Wenn es hier keinen Weg gibt, besteht dann überhaupt die Möglichkeit zu Hause anzukommen? Das Wichtigste ist das ich hier erst einmal wegkomme. Vielleicht klappt das alles schon. Vielleicht laufe ich ja irgendwem über den Weg, den ich um Hilfe bitten kann. Aber mitten im Wald, nicht auf einem Waldweg? Klingt unwahrscheinlich. Ich kann nur hoffen einen Weg zu finden. Vielleicht sollte ich umkehren und die Waldrichtung gegenüber dem Hauseingang nehmen. Die Menschen, die das Haus gebaut haben, müssen sich ja etwas dabei gedacht haben oder? Na super! Das muss mir auch gerade jetzt einfallen. Ich will nicht wieder zurück auf die Lichtung. Denn, wenn Cailen und Seth mitbekommen haben sollten, dass ich nicht mehr da bin, laufe ich denen bloß in das offene Messer. Ich beschließe einfach links abzubiegen. Da ich rechts gegangen bin, müsste ich, wenn ich links gehe auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses landen. Ich drehe mich nach links und laufe weiter, in der Hoffnung auf einen Waldweg zu treffen. Niemand stellt ein Haus mitten ins Nichts! Ich streife mindestens eine halbe Stunde umher. Alles sieht gleich aus und ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob ich wirklich in die Richtung der gegenüberliegen Hausseite gehe. Ich bleibe stehen. Ich habe mich tatsächlich verlaufen. Nicht, dass das von vornherein unmöglich gewesen wäre. Und doch bahnt sich eine leise Verzweiflung, im Inneren meines Körpers an. Ich seufze. Kein Grund aufzugeben. Immerhin bin ich die beiden Verrückten los! Ich gehe einfach weiter. Leises Rascheln begleitet mich, doch das sind sicher nur ein paar Eichhörnchen oder ähnliches. Ich komme an eine klitzekleine Lichtung an, auf der ein großer Stein liegt. Ich beschließe mich hinzusetzen und eine Pause einzulegen. Das leise Rascheln der Blätter, als der Wind sie streichelt, wirkt beruhigend auf mich. Ich kann nicht sagen, ob ich weit gekommen bin. Diese winzige Lichtung ist auf jeden Fall mal etwas anderes, als die übliche Sicht. Ich zucke leicht zusammen, als ich ein leises Knurren höre. Haben sie mich gefunden und wollen mir jetzt als Strafe Angst einjagen? „Ihr macht mir keine Angst, also lasst den Blödsinn!“ rufe ich. Das Rascheln eines Busches, ein paar Meter weiter, zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein paar gelbe Augen schauen mich durch das Dickicht an. Jetzt bekomme ich doch Angst! Soweit ich mich erinnern kann haben weder Seth, noch Cailen schmale, stechend gelbe Augen. Ich stehe langsam auf und das Knurren wird lauter. Die Angst sich überhaupt zu bewegen und das Etwas aus dem Dickicht zu locken, schnürt mir die Kehle zu. Doch ohne weitere Provokation meinerseits, erheben sich die Augen, bis sie auf Augenhöhe mit den meinen sind. Ich erkenne nun ein riesiges Tier, das wie ein Wolf aussieht. Doch kein Wolf ist derart unnormal groß! Er tritt ganz langsam auf mich zu und ich weiche vorsichtig zurück. Binnen Sekunden halte ich es nicht mehr aus und renne los. Ich höre wie das riesige Vieh sich nicht hinterherstürzt, sondern sich weiterhin langsam auf mich zu bewegt. Das Ding will mir sicher einen Vorsprung lassen, bevor es mich genüsslich bis an mein Ende jagt und zerfleischt! Das Knurren nähert sich mir und ich renne so schnell ich kann. Äste peitschen mir in mein Gesicht und hinterlassen kleine blutige Wunden. Mein Herz rast und klopft mir in den Ohren. Ich achte nicht darauf, wo ich hinrenne. Hauptsache ich entkomme dem Vieh, irgendwie! Der Wald, der an mir vorbeizieht besteht nur noch aus einem dunkelgrünen, fast schwarzen Strom. Die Luft brennt in meiner Lunge. Meine Kräfte nähern sich dem Ende. Ich traue mich nicht mich umzudrehen, doch als ich es tat, stürze ich über einen, aus dem Boden herauswachsenden Ast und falle. Ich scheuerte mir meine Arme und Beine auf, als ich auf den harten Boden traf. „Tsss.!“ schmerzverzogen richte ich mich wieder auf. Den Schmerz ignorierend renne ich weiter. Noch hat das Tier mich nicht eingeholt. Doch das liegt sicher nicht daran, dass ich schneller bin. Es spielt mit mir. Habe ich überhaupt eine Chance? Ich denke nicht. Ich bin hier allein in dem Wald, habe mich verlaufen und keine Hilfe ist in Sicht. Es ist nur eine Frage der Zeit bis das Tier keine Lust mehr auf Spielchen hat und seine Fangzähne in mein Fleisch gräbt. Mir geht die Puste aus! Ich kann das Knurren nicht mehr wahrnehmen. Zu laut ist das Krächzen meines Halses. Ich habe das Gefühl, dass es kälter wird. Die Kälte ohrfeigt mich stetig und ich werde unweigerlich langsamer. Meine Kräfte halten nicht mehr durch und wieder stürze ich zu Boden. Problematisch ist jedoch, dass ich dieses Mal nicht die Kraft habe wieder aufzustehen. Ich bin am Ende. Nach Luft ringend schnappe ich mir einen spitzen dicken Ast, der zu meinen Füßen liegt. Das wird mir nicht groß helfen, aber besser als nichts. Meine Lunge brennt mit jedem Atemzug, während mein Brustkorb sich hektisch hebt und senkt. Mein warmer Atem formt sich in der kalten Nacht zu einem Nebel, der sich mir nur unter dem kalten Mondlicht zu erkennen gibt. Es ist still, zu still. Ich höre nichts, als die Nachtluft an den Blättern vorbeiziehen. Da ist kein Rascheln, kein Knacksen, keine Eule, deren Rufe die stille Nacht durchbricht. Selbst Sekunden fühlen sich wie Minuten an. Minuten in denen ich hier wie auf einem Präsentierteller sitze. Ich bin mir sicher, das Ding ist unmittelbar in der Nähe und beobachtet mich. Wegrennen kann ich nicht. Die verhängnisvolle Erkenntnis lässt mich den dicken Ast noch fester umklammern. Meine Wunden, die ich mir beim Rennen hinzugezogen hatte, machten sich nun bemerkbar. Mein Knöchel ist spürbar angeschwollen und schmerzt unheimlich. Selbst wenn ich es schaffen würde aufzustehen, Laufen kann ich mit dem sicher nicht. Ein Rascheln lässt mein Herz fast zum Stillstehen kommen. Da ist wieder das stechende Gelb, welches mich aus zwei schmalen Augen anvisiert. „Schon müde, Kleines?“ Die tiefe raue Stimme des Wolfes lässt mich erzittern.

„W..wieso..“ Ich bekomme die Frage kaum in Worte gefasst. Bin ich verrückt? Das ist doch nicht möglich! „Was ist los? Noch eine letzte Frage, bevor ich dir deine Kehle zerfleische?“ Der Wolf streift langsam aus dem Dickicht heraus. Bedrohlich nähert er sich mir. Ich kann in seinen Augen ein höllisches Grinsen erkennen. „Wie.. wie kann das sein? Du.. sprichst..! Ein Wolf kann nicht..“ Er bleckt die Zähne und bot mir einen guten Blick auf sein spitzes Gebiss, das im Mondschein bedrohlich glänzt. „Sehe ich etwa so aus?! Ich bin kein gewöhnlicher Wolf!“ Das Laute Knurren, das er von sich stieß, ließ mich am ganzen Leib erzittern. Ein kurzes Rascheln lässt mich in das Dunkel des Waldes blicken. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, doch ich kann von weitem eine schwarze Silhouette erkennen, die um umherstreift. „Hier spielt die Musik!“ knurrt der Wolf aggressiv und springt auf mich zu. Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, steche ich mit der Spitze des dicken Asts in meiner Hand, zu. Ein lautes Fiepen entfuhr ihm, beim Eindringen des Asts und er taumelte etwas nach hinten. In diesem Moment stehe ich auf und renne panisch los. Mein Knöchel schmerzte zwar höllisch, doch mein Adrenalin dämpfte meine Schmerzen, sodass ich nicht einmal an Schmerzen dachte. Ich musste einfach weg. Hoffen, dass ich einen sicheren Platz finde, an dem ich mich zurückziehen kann. Ich kam nicht sehr weit und plötzlich reißt es mich nach hinten. Krallen schneiden mir ins Fleisch, als die Bestie nun meine Schultern mit seinen Pranken umfasst. „Arrghkk..“ Ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken. „Das wirst du büßen!“ seine Augen färben sich rot. Ich glaube ich habe ihn wütend gemacht. „Du bringst mich doch eh um!“ schreie ich ihm wütend entgegen. Er bleckt erneut die Zähne und ließ sie mich von nahem sehen. Ein fauler, nach Verwesung riechender Geruch steigt mir in die Nase und ich musste die Luft anhalten, um mich nicht übergeben zu müssen. „Richtig! Doch jetzt werde ich dich Stück für Stück zerfleischen, damit du noch so lange wie möglich bei Bewusstsein bleibst“ sein freudiges Knurren lässt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Zur Kostprobe zerreißt er meinen Mantel und schneidet mit seinen Fangzähnen einen feinen Schnitt durch meine Bluse auf meinen Bauch. Es ist ein langer Schnitt und der lässt mir schon schmerzvoll Tränen in die Augen steigen. Wie soll ich dann den Rest durchstehen? Die heißen Tränen rollen meine Wange hinab und tropfen auf den Waldboden. Ich konnte ein Schluchzen nicht vermeiden. Warum auch, es ist eh das Ende.

Wieder ein schauriges Knurren seinerseits. Ihm scheint meine Verzweiflung zu gefallen. „Wenn du lieb bettelst, überlege ich es mir vielleicht noch einmal und du stirbst weniger qualvoll.“ Ich antworte ihm nicht sofort und sah mit tränenden Augen in den Nachthimmel. Wir haben Vollmond, das war mir bis jetzt gar nicht bewusst. Ich blicke wieder zu dem Wolf. Ist er ein Werwolf? Halt, Alana, du glaubst doch hoffentlich jetzt nicht an den ganzen übernatürlichen Kram.!? Aber ein sprechender riesiger Wolf macht es mir schwer meine Zweifel dem Übernatürlichen gegenüber aufrecht zu erhalten. Wie würdet ihr jetzt reagieren? „Na Kleines, hat dir mein großzügiges Angebot dir die Sprache verschlagen?“ Es gibt nur zwei Optionen. Entweder ich bettle darum, nicht qualvoll zu sterben oder ich lasse ihn sich sein scheiß Angebot in den Allerwertesten schieben, werde dann aber höchstwahrscheinlich qualvoll zu Grunde gehen. Wenn ich ehrlich bin, klingt Option 1 super. Also wenn man Bock zu sterben hat. Aber das habe ich nicht. Also versuche ich so lange wie möglich am Leben zu bleiben. auch wenn das heißt unerträgliche Schmerzen erleiden zu müssen. „Vergiss es!“ zischte ich in seine Richtung. „Wie du willst.“ Seine Fangzähne streifen über meine Haut, an meinem Arm entlang. Wieder hinterließ er nur unbedeutende Schnitte. Doch auch diese brennen auf meiner Haut und hinterlassen einen unangenehmen Schmerz. Als seine Zähne tiefer bohren entfuhr mir ein schmerzerfüllter Schrei, den nichts und niemand hätte aufhalten können. Ich habe mir das Ganze hier selbst eingebrockt. Lebend werde ich es aus dieser Situation wohl nicht mehr schaffen. Er ignoriert meine Schreie und setzt gerade erneut an, als er plötzlich meterweit durch die Luft wirbelt und mit einem lauten dumpfen Schlag auf den harten Boden aufschlägt. Ich bin nicht in der Verfassung mich hinsetzen zu können, geschweige denn aufzustehen, doch ich rapple mich gerade so auf, dass ich von weitem einen großen felsartigen schwarzen Brocken von Körper erkennen kann. Der Wolf wird sicher gleich wieder aufstehen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich wissen will, was den Wolf meterweit durch die Gegend schoss. Stattdessen sollte ich, so schnell es geht von hier verschwinden! Genau in diesem Moment schlingen sich von hinten Arme um mich. Erschrocken und verängstigt, wieder von einer Gefahr ergriffen worden zu sein, schlage ich um mich. Doch mein Körper schmerzte so sehr, dass kaum in der Lage bin einen wertvollen Treffer oder überhaupt einen Treffer zu landen. Ich kann einfach nicht mehr! Ich will auch nicht mehr! Wieso kann das alles nicht ein Ende haben? Ich will nicht sterben! Ich werde hochgenommen und als ich, das Gesicht meines neuen Gegners betrachte, stiegen mir unweigerlich Tränen in die Augen. Da war es, dass wunderschön leuchtende Kobaltblau. Vorhin wollte ich Cailen nur loswerden und nun schlang ich meine Arme um ihn so fest es ging und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. „Ich hatte solch eine Angst.“ Meine Tränen liefen unaufhörlich. Es ist, als wäre ein Damm gebrochen. Ein lautes Knurren lässt mich wieder zu dem riesigen Tier sehen. Oh mein Gott! Es wird uns umbringen! Mein Körper spannte sich an, mit allem was er hatte. „Mach dir keine Sorgen, du bist in Sicherheit. Dir wird nichts passieren.“ Seine Stimme klang ruhig und geradezu liebevoll. Ich will ihm glauben, doch das Tier ist riesig! Es versucht aufzustehen, doch es fällt wieder zu Boden, als Cailen mein Gewicht auf einen Arm verlagert und den anderen in der Luft nach unten drückt. „Das wirst du bereuen!“ zischt das Tier. Cailen drückt erneut seinen Arm, in der Luft nach unten und das Tier verliert das Bewusstsein. WAS WAR DAS DENN?! Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll! Während ich noch völlig perplex bin, setzt er sich in Bewegung. Er hat seinen Arm wieder um mich gelegt, als ich ihn völlig verständnislos ansehe. „Was?“ fragt er locker. Hallo?! Ernsthaft?! Als ob, dass was hier gerade passiert ist, das Normalste der Welt wäre. Immer noch bin ich unfähig diese Sachen in Worte zu fassen. Ich sehe an seinem Blick, dass er verstand. „Sieh auf deinen Arm.“ Ich blicke auf die Wunden, meines Arms. Die Verletzungen, die mir der Wolf zugefügt hat, blieben unverändert. Doch die kleinen Schrammen, die während der Flucht vor dem Tier entstanden, beginnen zu verheilen. Ich fasse sofort in mein Gesicht und tatsächlich, ich spüre kein leichtes Brennen, nichts. Die kleinen Wunden auf meinem Gesicht sind mittlerweile verschwunden. „Die Verletzungen, die der Wolf hinterlassen hat, werden etwas länger brauchen, um zu verheilen.“ höre ich ihn sagen. Ist das auch der Grund, warum ich den Unfall überlebt habe? Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir eine Schramme hole. Doch sie verheilten nie in solch einer kurzen Zeit! Was ist mit mir passiert? Bin ich wirklich kein Mensch mehr? „Was ist mit mir passiert? „Was bin ich... und was bist du?“ sage ich leise, während meine Augen immer schwerer werden. Die ganze Prozedur hat mir meine Kräfte geraubt und ich kann kaum noch meine Augen aufhalten. Mein Kopf liegt wieder an seiner Brust und ich konnte das Schließen meiner Augen nicht mehr verhindern. „Wir reden später darüber.“ höre ich ihn sagen und sein ruhiger Herzschlag wurde zu meinem persönlichen Wiegenlied. Alles was ich noch vernehmen konnte, war das Knacksen der Äste, während er mich durch den Wald trug.

 

Kapitel 4

Umzug

 

„Nngg.“ Ich versuche aufzuwachen, doch ich habe das Gefühl erdrückt zu werden und den Ausgang nicht erreichen zu können. Gott sei Dank lichtet sich mein Traum und ich spüre wie ich aus dem Schlaf erwache. Langsam öffne ich meine Augen. Das bedrückende Gefühl ist noch immer nicht verschwunden. Ich versuche mich zu winden, als ich bemerke woher das Gefühl der Schwere kommt. Tatsächlich liegt ein Arm um mich! Woher kommt der? Ich drehe meinen Kopf zur Seite und mir bleibt fast das Herz stehen. Was macht er denn hier?!

Seelenruhig liegt Cailen neben mir und schläft. Ich versuche mich von seinem Arm zu befreien, doch er rührt sich nicht ein Stück. Stattdessen zieht er mich näher an sich und zwischen unseren Körpern ist kaum noch ein Abstand. Ich bin gezwungen ihn anzusehen. Sein Gesicht ist nicht weit von meinem entfernt und er sieht so wahnsinnig süß aus, wenn er schläft. Meine Handflächen sind gegen seine nackte Brust gepresst und mir wird heiß. Ich kann nicht anders, als seinen Oberkörper anzufassen. Meine Hände tasten ihn sanft ab, als es mir endlich dämmerte. Warum ist er nackt? Sag mir nicht... er hat doch nicht...!? Wenn ich könnte, würde ich die Decke heben, um meine Befürchtung zu überprüfen, doch ich kann mich in seinen Armen nicht bewegen. Ich überlege einen Moment und lasse meine Hand langsam etwas tiefer gehen. Meine Hand erreichte seinen unteren Bauch, als eine tiefe Stimme mich innehalten lässt. „Nur zur Vorwarnung: Wenn du erst mal da bist, gibt es kein Zurück!“ Ich blicke sofort wieder in sein Gesicht. Seine klaren blauen Augen sehen mich an und sein Grinsen ließ mich sofort erröten, als ich bemerke in was für einer Handlung ich mich befinde. „Ich weiß nicht was du meinst!“ Ich ziehe sofort meine Hand wieder nach oben, als er sie plötzlich festhält und wieder ein Stück nach unten bewegt. „Du weißt ganz genau, was ich meine.“ Seine Lippen formen ein unwiderstehliches Lächeln. „Nein tu ich nicht! Und jetzt lass mich los!“ Ich versuche meine Hand aus seiner zu entfernen, doch er hält sie weiterhin fest. „Sicher? Finde es doch heraus.“ seine raue leise Stimme fährt durch meinen Körper, wie ein Stromschlag. Seine Stimme, kurz nachdem er geschlafen hat, ist echt sexy! Ich versuche meine Gedanken bei Seite zu schieben, als er meine Hand noch ein wenig weiter nach unten gleitet und ich seine Boxershorts spüren kann. Gott sei Dank, er trägt eine Boxershorts. Als er sah, wie erleichtert ich bin, ließ er meine Hand los und lacht. Wieder erröten meine Wangen. „Du wusstest, dass ich dachte du wärst nackt und hast das ausgenutzt!“ rege ich mich auf und steige aus dem Bett. Gerade wollte ich aus dem Zimmer stürmen, dass übrigens, das Zimmer ist, in dem ich gestern wach wurde, als er mich aufhielt. „Sicher, dass du so rausgehen willst?“ Er lachte anspielend und dann sah ich an mir herab. Ich war nur in Unterwäsche! Ich rannte sofort wieder zu „meinem“ Bett, in dem er noch lag und versuche die Decke zu klauen. Das funktionierte dann leider nicht ganz, wie gedacht, denn er hielt sie fest und zog ruckartig dran, sodass ich auf ihn landete. Ich zapple hin und her, in der Hoffnung er würde mich dann loslassen. Das tat er nicht. Alles was ich verursachte war, dass die Decke zur Seite hinunterfiel. Nun lagen wir aufeinander, in Unterwäsche und ohne Decke, die den Körperkontakt mindern könnte. Ich muss zugeben, es fühlt sich wirklich gut an in seinen Armen zu liegen. Das würde ich ihm aber nie sagen! Er lächelte und rollte uns um, sodass er sich über mir abstützen konnte. Ich liege unter ihm und mein Herz springt mir fast aus der Brust.! Seine kobaltblauen Augen halten mich gefangen und ich möchte am liebsten in ihnen versinken. Seine schlanken Finger gleiten in einer zarten Berührung über meine Stirn. Die leichte Berührung schießt blitzartig durch meinen ganzen Körper und hinterlässt ein Gefühl der Sehnsucht. Ich beiße mir auf die Lippe und zwang mich den Blick von ihm abzuwenden. Ich bin nicht so eine, die sich einem Kerl so darbietet, nur weil er gut aussieht. Wieso wirkt er auf mich so anziehend? Ich darf mich nicht mitreißen lassen, doch ich muss mir sehr viel Mühe geben, mir nicht vorzustellen, wie seine Lippen meinen Körper liebkosen und seine Hitze meinen Körper erobert, und mein Herz. Meine Gedanken werden von ihm unterbrochen. „Lass mich mal nach deinen Wunden sehen.“ Mit ernster Miene löst er den Verband und anschließend die Kompressen. Er bemerkt nicht wie ich rot anlaufe. Gott wie peinlich! Er wollte nur einen Blick auf die Wunden werfen, während ich irgendwelchen Fantasien mit ihm nachgehe. Vor allem mit jemanden, den ich nicht einmal leiden kann! „Sieht schon besser aus. In ein paar Tagen werden die Wunden komplett verheilt sein.“ Aus Scham halte ich mein Gesicht noch immer in meinen Händen verdeckt. So verdammt peinlich! „Hast du Schmerzen?“ Warum ist der Kerl denn nicht einfach so scheiße wie sonst? Warum macht er denn jetzt einen auf besorgt? Er irritiert mich! Er hat mir bis jetzt noch nicht einmal vorgehalten, dass ich abgehauen bin. Stattdessen rettet und verarztet er mich. „Alana?“ seine Stimme klang besorgt... und verdammt schön. Das ist das erste Mal, dass er mich bei meinem Namen nennt. Mein Herz setzte für einen Moment aus. Woher kannte er meinen Namen überhaupt? „N..nein, schon okay.“ antworte ich, um seine Aufmerksamkeit nicht noch weiter auf mich zu lenken. Er sah sich noch schnell meinen Arm an und löste die Pflaster, die ich nun nicht mehr brauche. Der Schnitt ist verheilt und nur ein roter Faden blieb übrig. „Das verschwindet auch wieder.“ sagt er ruhig und setzt sich auf. „Lass uns Frühstücken.“ sagt er während er das Zimmer verlässt. Ich brauchte noch einen Moment, um meinen Herzschlag zu beruhigen. Das kann doch jetzt nicht wahr sein...

Umgezogen ging ich in die Küche. Seth und Cailen sind schon am Frühstücken. Die beiden sind auch schon umgezogen. Seth trägt ein weißes T-Shirt und eine blaue Strickjacke. Cailen hat sich mittlerweile eine Hose angezogen und ein dunkelgrünes Hemd übergeworfen. Ich setze mich und nehme mir ein Brötchen. Schon merkwürdig, das Ganze. Als ob es schon immer so war, dass wir zu dritt hier wohnen. Ich muss mir etwas überlegen, wie ich wieder nach Hause komme. Auf dieselbe Art, kann ich es vergessen. Ich habe keine Lust noch einmal Bekanntschaft mit dem Wolf zu machen. Das nächste Mal würde ich es sicher nicht überleben. Kaum zu glauben, kriege ich eigentlich nicht noch eine Standpauke oder Ähnliches? Ich beobachte die beiden mit einem skeptischen Blick. „Was ist los?“ fragt Seth. „Nichts“ antworte ich. Hmm.. „Ach übrigens“ beginnt Seth noch einmal. „Wir reisen heute Abend wieder ab. Ich habe dir einen Koffer ins Wohnzimmer gestellt.“ Wir reisen ab? „Kann ich wieder nach Hause?“ meine hoffnungsvolle Stimme erreicht ihren Höhepunkt, nur damit sie mit einem „Nein. Du kommst mit uns“ wieder in den Keller sinkt. Warum mache ich mir eigentlich noch Hoffnungen?... Hätte ich mir ja auch denken können. „Könntet ihr mir eigentlich nun endlich mal einen triftigen Grund dafür nennen, nicht nach Hause gehen zu dürfen?“ frage ich, während ich meinen Teller wieder abräume. „Ich habe dir schon gesagt, dass du kein Mensch bist und nach gestern müsste es dir ja auch endlich bewusst sein.“ sagt Cailen, ohne mich anzusehen. Ich lehne mich gegen den Tresen. „Noch so eine Sache! Könntet ihr mich endlich mal aufklären, was mit mir passiert ist?!“ Ich verschränke die Arme vor meiner Brust. Die beiden stellen ihre Teller ebenfalls weg und geben mir zu verstehen, ihnen ins Wohnzimmer zu folgen. Wir setzen uns auf die Couch. „Also.“ beginnt Seth. „Du warst von Anfang an, kein Mensch. Deine Art hat vor etlichen Jahren einen Krieg verloren und lebt seitdem im Ungewissen, was ihre Herkunft angeht.“ Es ist schon echt merkwürdig. Gestern hätte ich ihnen noch den Vogel gezeigt, wenn sie mir so etwas erzählen würden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich das jetzt alles glauben soll. Aber ich komme nicht drum herum zuzugeben, dass etwas nicht mit mir stimmt. „Sie leben wie Menschen. Ihre Kräfte ruhen in ihrem Inneren, kommen aber nie zum Vorschein und sie leben ein gewöhnliches Menschenleben.“ fügt Cailen den Worten von Seth hinzu, ohne mich dabei anzusehen. Seth betrachtet mich mit ernster Miene, während Cailen den Augenkontakt mit mir zu vermeiden scheint. Warum eigentlich? Ist ja nicht so, dass ich ihm etwas getan habe! „Der Unfall hat deinen Körper in eine grenzwertige Situation gebracht. Um zu verhindern, dass du stirbst, ist dein Wesen erwacht und du hast einen Teil deiner ursprünglichen Kräfte wiedererlangt. Dies allein ist sehr selten und bisher gab es noch nie solch einen Fall, von dem man jedenfalls weiß.“ Seth wies auf meinen Arm hin, an dem die Haut noch etwas heller, von dem Pflaster, ist. Damit meint er wohl die schnelle Regenerationsfähigkeit. „Es ist eine Frage der Zeit, bis weitere Fähigkeiten folgen.“ Dieses Mal sieht Cailen mich an und der kleine Blickaustausch lässt mir einen kleinen Schauer über den Rücken laufen. „Und was genau bin ich dann?“ frage ich zögerlich. Soll ich das alles jetzt glauben? Seth räuspert sich einmal kurz, bevor er antwortet. „Es ist so. Es gibt 2 verschiedene Arten von übernatürlichen Lebewesen. Es gibt die, die ihre Kraft aus der Dunkelheit schöpfen und die, die sie aus dem Licht gewinnen. Zwei unterschiedliche Arten zu Leben. Es gibt natürlich einen Haufen von unterschiedlichen Lebensformen und Gruppen. Du gehörst zu den Lichtanen, einer Bevölkerung, die ihre Kraft aus dem Licht schöpft.“... Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Probieren wir es mal mit „Okaay.“ „Das heißt jetzt nicht, dass du im Dunkeln nicht rausgehen kannst oder ähnliches!“ Seth zwinkert mir zu. „Ja das habe ich schon mitbekommen.“ Ich seufze. „Stimmt ja! Ich habe schon von Cailen gehört, dass du ausgerissen bist. Böses Mädchen.“ Er lacht, während Cailen die Erinnerung an gestern Nacht zu verärgern scheint. Er lehnt sich nach hinten und verschränkt die Arme vor der Brust. „Dabei solltest du es noch ruhig angehen lassen.“ Sagt Seth mit einem süßen Lächeln auf den Lippen. Meine Aktion von gestern schien ihn zu amüsieren. Für mich war es Horror pur. Ich fühle mich wie eine gefangene Maus, umhergetrieben von zwei unwiderstehlichen Katern, von denen ich nicht weiß, wann sie genug von mir haben und beschließen mich zu verschlingen. „Was seid ihr eigentlich? Seid ihr dasselbe wie ich?“ frage ich unschuldig, worauf Seth und Cailen sofort loslachen. War das eine dumme Frage? „Nein. Wir gehören zu den Noctras. Wir sind in der Dunkelheit am stärksten“ antwortet Cailen. „Heißt aber nicht, dass wir keine Kräfte am Tag haben.“ fügt Seth den Worten von Cailen noch hinzu. “Entschuldigt meine dumme und überaus abwegige Frage.“ ich blicke beleidigt zur Seite. „Ach komm!“ Seth rückt näher zu mir heran, fässt mir unters Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. „Wir haben dich nicht ausgelacht.“ er lächelt. Als sein Lächeln breiter wurde fragt er „Soll ich es wieder gut machen?“ Sein Gesicht nähert sich meinem unausweichlich und hätte ich nicht schnell mit „Nein, schon okay!“ geantwortet, wären seine Lippen wahrscheinlich schon längst auf meinen. „Sicher?“ Er hat die Position noch nicht gelöst und grinste mich nur an. Plötzlich knallt eine Plastikflasche gegen Seth´s Kopf. „Womit habe ich das denn verdient?!“ Seth dreht sich nun zu Cailen um, der sie ihm an den Kopf schmiss. “Rate mal...“ antwortet dieser, ohne auch nur seine Miene zu ändern. Wenn er so guckt, weiß man nie, was gerade in ihm vor sich geht. Ich unterbreche die beiden: „Und warum genau kann ich jetzt nicht nach Hause? Ist ja nicht so, dass mir „übernatürlich“ auf die Stirn geschrieben steht, oder?!“ Cailen seufzt bevor er zu einer Antwort ansetzt. „Deine Kräfte werden im Laufe der Zeit auftauchen und wenn das geschieht wirst du sie nicht sofort kontrollieren können. Du bist eine Gefahr für deine „Mitmenschen“, wenn der Zeitpunkt da ist.“ Ich hätte nicht gedacht, dass er derjenige sein wird, der mir auf diese Frage antwortet. Vor allem, weil er so genervt von meinen Fragen ist. Was er sagt, klingt plausibel. Wenn man mal von dem ganzen Übernatürlichen Zeug absieht! Aber warum kümmern sich ausgerechnet die

beiden um mich? Ohne, dass ich meine Gedanken in Worte fassen muss, beantwortet er meine Frage. „Es gibt Wesen, die wahrscheinlich nicht ganz einverstanden sind, wenn eine von den Lichtanen wieder über ihre Kräfte verfügt. Also sei froh das wir dich gefunden haben.“ Cailen sah mich eindringlich an, als er das sagte. „Als wir dich gesehen haben, konnten wir nicht einfach weitergehen und dich liegen lassen.“ fügt Seth etwas freundlicher hinzu und lächelt verständnisvoll. Das sind jetzt echt viele Informationen, bei denen einige bis alle noch ziemlich schwierig zu glauben sind. Im Moment bleibt mir wohl nichts anderes übrig, denn ich kann mir die schnelle Regenerationsfähigkeit nicht selbst erklären. Den ganzen Nachmittag sind Cailen und Seth damit beschäftigt ihre Sachen zu packen. Am Abend würden wir irgendwo anders hingehen. Ich sehe aus dem Fenster auf die Lichtung hinaus. Meine Arme umfassend, gab ich mich meinen Gedanken hin. Hier hätte ich es wahrscheinlich eh nicht geschafft zu entkommen. Ein annähernd plausibler Grund wird mich jedoch nicht abhalten, nach Hause zurückzukehren. Ich werde noch einen Weg finden, irgendwie wieder in mein altes Leben zurückzukehren! Doch ich muss erst einmal wissen wo ich bin, um den Weg nach Hause zu finden. Es geht wohl nicht anders, als mit ihnen zu gehen. Sobald sich mir dann die Möglichkeit bietet, mache ich mich auf den Weg nach Hause. Nachdem ich diesen Entschluss gefasst habe begann ich auch mit dem Packen meines Koffers. Es wird langsam dunkel draußen. „Seth holt den Wagen. Ich hoffe du bist fertig.“ Cailen stellt seinen großen Koffer in den Eingangsbereich. Seth seiner steht schon bereit. „Wagen? Fahren wir mit Auto?“ frage ich. „Was sonst, willst du fliegen? erwidert er. Ich gehe nicht auf seinen verächtlichen Tonfall ein und frage „Könnt ihr auch fliegen?“. Meine Augen weiten sich in Neugierde. Er schüttelt ungläubig den Kopf und stößt einen schweren genervten Seufzer aus. Statt mir zu antworten, geht er den längeren Flur entlang und verschwindet in einem der beiden Zimmer. Immer wieder schön, so eine Unterhaltung mit ihm! Ich seufze genervt und schleppe meinen Koffer zu den anderen. Seth öffnet die Haustür. „Los geht’s!“ Nachdem die Koffer im Kofferraum verstaut wurden, sah ich das Auto. Es war ein elegantes schwarzes Auto mit einer elektrischen Schlüsselfunktion. Ich ließ mich auf den hinteren Ledersitz nieder und schnalle mich an. Das Innenleben ist hochwertig eingerichtet. Das Auto muss verdammt teuer gewesen sein! Seth nahm auf dem Fahrersitz platz und Cailen gesellt sich neben ihm, auf dem Beifahrersitz. Gerade überlege ich, wo sie entlangfahren wollen, da wir von Wald umgeben sind, als sie eine Auffahrt befahren, die relativ versteckt liegt. Mein Glück mal wieder! Wäre ich hier entlanggegangen, dann hätte ich mir das gestern auch sparen können. Es dauert eine ganze Weile bis sich der Wald lichtet. Scheint, dass wir doch nicht so in der Nähe von zu Hause waren, wie ich dachte. Seth macht Musik an, als wir abbogen und die Autobahn befahren. Die Fahrt zieht sich verdammt hin und keiner der beiden hält es für nötig Konversationen zu führen. Ich sehe bloß aus dem Fenster. Die vorbeiziehende Szenerie beobachtend nicke ich ab und zu weg. „Sind wir immer noch nicht da? Wohin fahren wir überhaupt?“ Die lange Fahrt zieht etwas an meinen Nerven. Seth sieht mich durch den Rückspiegel an, als er mir antwortet „Wir sind bald da. Wirst du noch sehen.“ Ich seufze. Nach einer weiteren guten Stunde fahren wir eine Ausfahrt entlang. Ich wollte gerade noch nach dem Ortsschild sehen, als wir schon daran vorbeifuhren. Mist! Wir fahren eine Weile eine Landstraße entlang, bis wir eine Stadt zu erreichen schienen. Ich kann jedoch nicht sehr viel erkennen, da es mittlerweile mitten in der Nacht ist. Eine Weile später fuhren wir dann auf die Einfahrt eines Anwesens zu. Endlich da! Cailen stieg als Erstes aus. Ich folgte gleich im Anschluss und dann kam Seth. Es war eine kleine Villa. Sie hat eine helle Fassade und zwei kleine Säulen zieren den Eingang. Sie sieht selbst im Dunkeln sehr hübsch aus. Ich frage mich gerade, ob noch jemand hier wohnt, als Cailen die Tür aufschließt. Anscheinend nicht. Der Eingangsbereich ist edel eingerichtet, wie auch der Rest des Hauses. Es gibt neben einem großen Wohnbereich, Küche und 2 Bäder auch 2 große Schlafzimmer und 1 Gästezimmer. „Such dir eines der Schlafzimmer aus.“ sagt Cailen, während er Seth zwei Koffer abnimmt. Das Zimmer, welches ich für eine Weile beziehen werde, hatte edles dunkles Parkett. Das große dunkle Bettgestell steht auf einem großen cremefarbenen Teppich. Ein edler, ebenfalls cremefarbener Spiegelschrank ziert die Wand, zusammen mit einer großen Vase in denen eine Schefflera platziert wurde. Sie sah verdammt echt aus, doch es stellt sich heraus, dass es eine künstliche Pflanze ist. Neben dem großen Fenster auf der anderen Seite des Zimmers, steht ein Schreibtisch, auf dem eine kleine Tischlampe steht. Ich setze mich auf das große Bett. Es ist kuschelig und lädt geradezu ein, sich niederzulassen. Ich lasse mich nach hinten fallen und sehe an die Decke. Ich muss zugeben, „Ich bin echt müde“. Seufzend schließe ich einen Moment die Augen. Ein lieblich frischer Duft umschmeichelt meine Nase und Sinne. Das Bett wurde erst frisch bezogen. Ich frage mich bloß von wem, denn wir sind doch die einzigen hier. Statt mir allzu große Gedanken darüber zu machen, genieße ich es lieber. Ich liebe den Duft von frischer Wäsche. Vor allem liebe ich es, nach einem heißen Bad mich in ein frisch bezogenes Bett zu kuscheln! Ich schrecke hoch, als die Tür sich öffnet und Cailen meinen Koffer in das Zimmer stellt. „Danke.“ sage ich leise, dennoch so, dass er es hört. Er tritt an das Bett und beginnt seinen Gürtel zu öffnen. „Halt! Was machst du da?“ Ich stehe entsetzt auf. „Ich habe dir gesagt, wenn du versuchst abzuhauen, schläfst du neben mir.“ Was zum... „Ja, aber ich hau nicht ab! Also such dir ein anderes Zimmer!“ Die Erinnerung an heute Morgen erhitzt meine Wangen. Er lacht ein wunderbares Lachen, tritt zu mir heran und beugt sich zu mir runter. Ich will wegsehen, um Abstand zu gewinnen, doch er hebt mein Kinn an und zwingt mich ihm in seine wunderschönen Augen zu sehen. „Nächstes Mal gibt es kein zurück! Dann kommst du nicht so leicht davon. Ich hoffe die Erfahrung von letzter Nacht, waren dir eine Lektion.“ Er sah mich weiterhin an, bis ich beleidigt mit einem „Ja ist okay!“ antworte. Er scheint einen Augenblick zu überlegen und kommt meinem Gesicht schließlich noch ein kleines Stück näher, sodass unsere Lippen nur wenige Millimeter voneinander entfernt sind. Sein „Gut.“ glich mehr das eines Hauchens und sein Atem berührte meine Lippen, die sich sehnsuchtsvoll einen Spalt öffneten. Seine blauen Augen, die ein klein wenig dunkler wirkten, betrachteten mich ganz genau. Mit einem verführerischen Lachen wendet er sich wieder von mir ab und verlässt das Zimmer. Da saß ich, noch elektrisiert von seiner Berührung und mit enttäuschten Lippen, die gerade nichts lieber wollten, als seine auf ihnen zu spüren. Gott, das macht er mit Absicht! Das Schlimmste ist, dass es mir echt schwer fällt, ihn nicht zu wollen. Was denke ich für einen Unsinn! Ich muss mich echt zusammenreißen! Ich verbanne ihn aus meinen Gedanken, öffne den Koffer und suche meine Schlafsachen zusammen. Ich nahm ein heißes Bad und legte mich in das große Bett. Viel lieber läge ich in meinem eigenen Bett. Ich würde, wie immer, Sam eine gute Nacht wünschen, worauf er dann meistens mit „Wünsche ich dir auch Lieblingsschwester“ antwortete. Ich hatte es mittlerweile aufgegeben, ihn anschließend darauf hinzuweisen, dass ich seine einzige Schwester bin.“ Die Müdigkeit übermannt mich nach und nach und ich nehme meine kostbaren Erinnerungen mit in den Schlaf, während vereinzelte Tränen meine Schläfen hinabliefen und vom Kopfkissen aufgefangen wurden.

Merkwürdigerweise habe ich gut geschlafen. Ich strecke mich und sehe mich im Zimmer um. Das Licht scheint durch die cremefarbenen Vorhänge und erhellt das Zimmer auf eine angenehme Weise. Die Schnittwunden sind verheilt und ich bin nicht mehr auf irgendwelche Verbände oder Kompressen angewiesen. Es zieren nur noch breite rote Fäden meinen Körper. Nachdem ich gefrühstückt habe, setze ich mich zu den anderen ins Wohnzimmer, auf eine schwarze eckige Couch. „Warum so gut gelaunt?“ Seth grinst zufrieden, glücklich über die Abwechslung meiner Stimmung. „Ich brauche mal eine Pause.“ Ich habe keine Lust auf weiteren Stress, irgendwelche Angriffe und scheiternde Fluchtversuche. Ich muss das Ganze ganz anders angehen. Ich wiege die beiden in Sicherheit, in dem ich mich eine Weile ruhig verhalte und nicht versuche auszureißen. Wenn es dann soweit ist, sie nicht daran denken und ich zufällig bis dahin unsere Umgebung ausgecheckt habe, werde ich verschwinden. „Wie wäre es dann, wenn wir heute Abend in die Stadt fahren und ein bisschen Spaß haben?“ Ich werde hellhörig bei Seth´s plötzlichen Vorschlag. In die Stadt? Da kann ich die Informationen erhalten, die ich brauche! „Ich weiß nicht.“ Cailen sieht uns skeptisch an. „Hä, wieso?“ frage ich, und auch Seth sieht ihn verwirrt an. „Lass uns doch in die alte Bar gehen, wir waren schon lange nicht mehr dort. Und jetzt wo wir erst einmal eine Weile hierbleiben, können wir nicht wochenlang, wenn nicht Monate hier zu Hause rumhängen“ sagt Seth. „Aber mit ihr?“ Hallo? Bin ich irgendein Parasit? Ich musste mich ganz stark zusammenreißen nicht eine Bemerkung fallen zu lassen. Seth lacht. „Willst du sie hier einsperren? Je mehr sie festgehalten wird, desto eher will sie auch nach Hause. Wir passen schon auf sie auf.“ Darauf kannst du dich verlassen! Also das mit dem nach Hause wollen! Seth konnte Cailen doch noch überreden und wir beschlossen in die Bar zu gehen. Ich habe eines der Kleider an, die Seth mir besorgt hat. Es ist ein dunkelgrünes Kleid, dass mein Dekolleté zur Geltung bringt. Es ist wirklich hübsch und dazu trage ich die schwarzen Pumps. Für den Fall schmiss ich mir noch eine Lederjacke über und geschminkt sah ich noch einmal in den Spiegel, als wir uns dann auf den Weg machen. Im Auto frage ich dann genauer nach. „Also was ist das so für eine Bar?“ Ich lockere meine Haare etwas als Seth antwortet. „Wir waren früher schon öfters da, da Cailen und ich eine Weile in dem Haus gewohnt haben, in dem wir jetzt bleiben. Die haben unter anderem verdammt geile Cocktails.“ Ich kann ihn im Rückspiegel grinsen sehen. „Wehe du versuchst abzuhauen. Wenn du es doch versuchst, darfst du nicht mehr aus dem Haus! Also halte dich lieber an unsere Regeln.“ Cailen dreht sich etwas zu mir nach hinten und sieht mich mit einem kühlen Blick an, der mir wie ein Schauer über den Rücken fährt. „Wenn ich mich daran halte, darf ich öfters rausgehen ja?“ ich bin positiv überrascht. „Das gilt nicht, wenn du dich gerade mal ein paar Tage daran hältst! Sagen wir es so, du hättest ein paar Freiheiten.“ Seine Stimme bleibt unverändert kühl. Das würde mir echt gelegen kommen! Mein Plan steht fest! Zwar muss ich etwas Zeit investieren, denn ich muss erst einmal ihr Vertrauen gewinnen, aber das nehme ich in Kauf. In der Bar angekommen begrüßt uns der Barkeeper mit einem Lächeln. „Hey!“ Die Bar ist recht groß und das warme gedämmte Licht verschafft dem Lokal eine angenehme Atmosphäre. Es gibt sogar eine Tanzfläche etwas weiter rechts und man kann neben dem Bartresen auch an diversen Tischen sitzen, die jeweils eine Kerze auf sich stehen haben. Die Musik wird Richtung Tanzfläche lauter und es lief ein Mix aus aktuellen und alternativen Hits. Die Bar ist gut gefüllt und einige tanzen ausgelassen. Die Stimmung ist super und wir setzen uns an einen der Tische. Sobald wir saßen, bemerke ich die Blicke, der Frauen. Wie kann mir das auch entfallen. Ich sitze schließlich mit zwei verdammt heißen Kerlen an einem Tisch. Demnach könnt ihr euch denken, dass ich nicht gerade die nettesten Blicke abbekomme. „Was willst du trinken, Kitty?“ fragt mich Seth. Ich verstehe nicht, was das „kitty“ soll, aber ich will den Abend genießen, also spreche ich ihn das nächste Mal darauf an. „Ich habe doch gar kein Geld.“ antworte ich. Cailen lacht. „Natürlich nicht, wie denn auch! Nach dem Unfall haben wir dich aufgelesen und seitdem durftest du ja auch nicht nach Hause.“ „Dankeschön für das Resümee!“ ich sehe ihn mit einem vorwurfsvollen Blick an. „Mach dir nichts draus. Geht auf mich.“ Seth zwinkert mir zu. Ich fühle mich nicht wohl dabei, dass er mir alles bezahlen will. Aber sie sind selbst schuld, weil sie diejenigen sind, die mich schließlich entführt haben. Ich bestelle mir einen Caipirinha und die beiden entscheiden sich für einen Bourbon mit Eis. Ich trinke einen Schluck und stelle fest, der Cocktail ist echt gut. Genüsslich trinke ich noch weitere. „Hey, hättet ihr was dagegen, wenn wir uns zu euch setzen würden?“ Zwei Blondinen traten zu uns an den Tisch und ihre Frage galt hauptsächlich den männlichen Geschöpfen, dieses Tischs. „Na ganz und gar nicht!“ Seth setzt ein strahlendes Lächeln auf und auch Cailen lächelt den beiden zu. Ach zu solchen Augenblicken kann er auch lächeln ja? Tsk! War klar! Wenn zwei Blondinen mit gemachten Brüsten auftauchen, fangen sie an zu sabbern. Die Mädels holen sich jeweils einen weiteren Stuhl und setzen sich direkt an die Seiten des Tisches, neben den Jungs. „Seid ihr neu hier? Wir haben euch bisher noch nie hier gesehen.“ fragt eine der beiden. „Wir waren früher öfters hier und jetzt sind wir halt wieder da.“ Cailen schenkt ihr ein verführerisches Lächeln, worauf sie einen Moment lang perplex reagiert und ihre Wangen sich rot färben. Es dauerte nicht lang bis Seth schon dabei war seiner kurzen Bekanntschaft die Zunge in den Hals zu stecken und auch Cailen scheint auf Tuchfühlung zu gehen. Hallo? Ich sitze hier auch noch am Tisch! Das ist mir zu viel! „Ich gehe tanzen!“ keiner antwortet. Warum auch antworten huh! Ich stehe auf und steuere auf die Tanzfläche zu, tummle mich einfach in die Meute und tanze drauf los. Ich mache mir da gar keine Gedanken allein zu tanzen, denn auf der Tanzfläche findet sich immer jemand. Die Musik ist der Hammer und ich hatte schon seit längerem nicht mehr die Möglichkeit loszulassen. Und getanzt habe ich schon immer gerne. Das ist schließlich die beste Möglichkeit mal abzuschalten! Ich ließ meinen Blick noch einmal ganz kurz zu dem Tisch gleiten, an dem Cailen und Seth sitzen. Die beiden scheinen wohl zu vergessen in einer Bar zu sein und nicht in einem Hotel. „Tsk!“ Aber ich bin nicht hübsch genug, um sich an mich zu erinnern!? Was für ein Vollidiot! Ich schüttle den Kopf und denke einfach nicht daran. Ich lasse die Musik in meinen Kopf und meinen Körper von ihr steuern. Tanzen. Einfach tanzen. Mein Kopf schaltet ab und da war ich. Ich genieße die Musik und kurz darauf tanzt mich schon jemand an. Ein Kerl, er scheint nicht älter zu sein, als ich. Im Takt der Musik, kam er mir näher. Ich ließ es zu und gehe drauf ein, indem ich mich an ihm schmiege und gemeinsam mit ihm tanze. Er umfasst meine Hüften und führt meinen Körper durch den Klang der Musik. Ein wahnsinniges Gefühl. Für einen Moment einfach loslassen zu können und sich dem Klang der Musik hinzugeben. Zu viel ist in letzter Zeit passiert. Der Unfall, Seth und Cailen, der riesige Wolf, das schnelle Heilen meiner Wunden … das ganze übernatürliche Zeug. Mein Wesen. Es ist alles noch zu verwirrend, um es komplett zu begreifen. Werde ich es überhaupt begreifen können? Das sind Dinge, über die ich mir keine Gedanken machen will. Dinge mit denen ich unnötigerweise konfrontiert werde. Dinge die mein Leben einfach unnötig komplizieren. Das alles ist in diesem Moment nicht wichtig. Stattdessen genieße ich den Rhythmus, der meinen Körper durchströmt.“ Alana!“ Erst am Ende des Liedes bemerke ich wie Cailen meinen Namen ruft. Ich habe gar nicht mitbekommen wie schnell die Zeit verstrichen ist und Seth und Cailen schon am Ausgang auf mich warten. „Ich muss gehen.“ gebe ich dem braunhaarigen Kerl zu verstehen. „Macht wirklich Spaß mit dir zu tanzen.“ antwortet er grinsend, nimmt meine rechte Hand und küsst sie. „Wow, ein Gentleman!“ ich erwidere sein Grinsen, welches seines noch breiter werden lässt. „Hat mich auch gefreut“ Ich zwinkere ihm zu, bevor ich die Tanzfläche verlasse, an ein paar Tische vorbeischlendere und mit den anderen wieder in das schwarze Auto einsteige. Ich lasse mich geschafft in den bequemen Ledersitz fallen. „Das tat gut!“ ich lehne meinen Kopf an die Kopflehne. „Scheinst Spaß gehabt zu haben.“ Cailen´s Stimme klingt kalt. Was dem jetzt wohl wieder über die Leber gelaufen ist. „Der Abend hat dir wohl gutgetan.“ Seth lächelt mir zufrieden zu. „Auf jeden Fall. Lass uns öfters herkommen.“ Seth´s Lachen erhellt den Wagen. Es klingt wirklich schön und ich lächle. In der kleinen Villa angekommen wich ich den bösen Blicken von Cailen aus und ging duschen. „Was der schon wieder für Probleme hat ey!.“ Meine Haare erschweren sich unter dem Wasser, das mir über den Kopf läuft. Ich wrang sie aus und wickelte mir ein Handtuch drüber, während ich mich anschließend umzog. Nachdem ich mir die Haare geföhnt hatte, mummelte ich mich ins Bettchen. Das Bett ist super bequem. Es ist mit dem Anwesen das Einzige, wofür ich an dem ganzen Spektakel hier, Gefallen finden kann. Ich schließe die Augen und nicht annähernd hätte ich damit gerechnet, was mich am nächsten Morgen erwarten würde.

 

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Tag der Veröffentlichung: 08.10.2014

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