Als Heike ihren Verlobten zwei Tage vor der Hochzeit in flagranti erwischte, brach für sie eine Welt zusammen. Es war schon schlimm genug, ihn zusammen mit einer anderen Frau im Bett vorzufinden, aber dass es sich bei der "Fremden" ausgerechnet um ihre langjährige Fechtpartnerin handeln musste, machte die Sache noch viel schlimmer. Sie kannten sich seit vielen Jahren und waren fast so etwas wie richtige Freundinnen.
Auch Björn verstand sich sofort gut mit ihr und ihrem Mann.
Wäre Heike nicht früher von der Arbeit nach Hause gekommen, würde sie höchstwahrscheinlich noch immer nichts von der Affäre wissen. Sie wollte Björn eigentlich mit einem romantischen Essen und sexy Dessous überraschen, die sie extra aus der Erotik-Boutique geholt hatte. Immerhin war heute ihr achter Jahrestag. Aber daraus wurde nichts. Unter Tränen warf sie zuerst ihre Teamkollegin raus, ohrfeigte Björn, der mit dämlichen Ausreden versuchte, sie zu beruhigen. Seine Sprüche waren so erbärmlich wie "Es ist nicht das, wonach es aussieht." oder "Es war ein einmaliger Ausrutscher."
Solch hirnverbranntes Gerede konnte nur von Männern stammen, die mehr mit ihrer Hose dachten, als mit dem Verstand. Sie nahm seine Sachen, die im gemeinsamen Schlafzimmer des Hauses verstreut lagen und warf diesie aus dem Fenster. Anschließend setzte sie Björn vor die Tür und behielt dessen Hausschlüssel.
Völlig aufgelöst brach Heike im Wohnzimmer auf dem Sofa zusammen und griff nach dem Telefon. Sie brauchte dringend jemanden zum Reden. Die darauffolgenden Tage verbrachte sie heulend im Bett. Ihre beste Freundin Saskia kümmerte sich rührend um Heike und versuchte sie aufzubauen. Außerdem informierte sie die geladenen Gäste, dass es keine Hochzeit geben würde. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von dem Seitensprung. Björn war mit dieser Aktion im gemeinsamen Freundeskreis unten durch. Saskia und ein paar weitere Freunde halfen Heike in den kommenden Wochen, Björns Sachen in Kisten zu verstauen. Dieser wohnte mittlerweile bei Marie, mit der seit fast einem Jahr seine Verlobte betrog. Als Maries Ehemann von Heike von der Affäre erfuhr, hatte er sie sofort vor die Tür gesetzt und mit seinem Anwalt die Scheidung eingeleitet.
Heike wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Da saß sie nun, 37, verzweifelt und Single. Nicht gerade die Traumwerte für Partnersuche. Ehrlich gesagt war ihr im Moment auch nicht danach, sich einen neuen Lebensabschnittsgefährten zu suchen. Ihr Vertrauen wäre absolut nicht bindungstauglich und so begann sie damit, sich mittels Sport abzulenken.
In den kommenden Monaten war Heike auf der Suche nach der passenden Sportart für siich. Sie ging laufen, fuhr mit dem Rad, machte Tae Bo und Yoga. Jedoch konnte nichts davon sie wirklich so ablenken, wie es früher mit Fechten war.
Die Trainingseinheiten und Turniere waren für sie die ultimative Ablenkung vom Berufsalltag. Aber seit der Sache mit Marie, war Heike nur noch ein einziges Mal im Fechtclub. Sie kündigte ihre Mitgliedschaft und nahm ihr persönlichen Sachen aus dem Umkleidespind mit.
Zu Schulzeiten hatte sie gerne Beachvolleyball gespielt, empfand aber mit zunehmenden Alter den Sport als zu sexistisch mit seinen Höschenregeln.
Als sie verschwitzt vom Laufen heimkam, ging sie zuerst in die Küche, um etwas Mineralwasser zu trinken. Der Puls senkte sich, der Körper fuhr runter. Sie ging an das Weinregal, nahm einen Rotwein mit und lief ins Badezimmer, um sich ein Entspannungsbad zu machen. Normalerweise ging sie lieber duschen, aber nach dem anstrengenden Sport sehnte sie sich danach, richtig abschalten zu können.
Sie öffnete die Weinflasche und füllte das Glas, welches direkt neben den Kerzen stand. Mit einem Feuerzeug zündete sie die Duftkerzen an, kippte eine Bademischung ins Wasser und zog ihre verschwitzte Kleidung aus. Langsam stieg sie in die Wanne und stöhnte leise auf, als sie sich im warmen Nass niederließ. Das Wasser war angenehm warm, fer duftende Schaum legte sich um ihre Brüste und der Duft von Rosen streichelte ihren Geruchssinn. Mit dem Wohlfühl-Schwamm fing sie an, ihren Körper zu waschen. Als sie an ihrem Unterleib ankam, rutschte Heike mit den Füßen nach vorne und tauchte mit dem Kopf unter.
Liebevoll massierte der Schwamm ihre Schamlippen und Klitoris. Heike bekam eine Gänsehaut und sogar die wenigen Haare ihres Intimbereichs richteten sich auf.
Schon seit Monaten hatte sie keinen richtigen Sex mehr gehabt. Ihre Gedanken kreisten auch immer um andere Dinge. Doch heute wollte ihr Unterbewusstsein, dass sie wieder die Lust spürte. Ein kleiner Schluck vom Rotwein half. Er war nicht nur durchblutungsfördernd, sondern machte Heike auch etwas entspannter. Zärtlich und behutsam machte sie es sich in der Wanne selbst. Sie genoss den langersehnten Orgasmus, den ihr der Schwamm und die Finger schenkten. Masturbation war für sie immer etwas merkwürdiges. Sex hingegen war normal, doch mehr als die Missionarsstellung kannte sie nicht. Sie hatte sich nie getraut einen Einblick in andere Stellungen oder Praktiken zu nehmen. Selbst erotische oder pornografische Filme hat sie immer gemieden.
Später am Abend traf sie sich - wie jeden Freitag - mit Saskia. Diese erzählte ihr, dass in ihrer Volleyballmannschaft ein Platz freigeworden sei, da eine Kollegin einen positiven Schwangerschaftstest hatte. Und da beide früher zusammen in der Schulmannschaft waren, dachte sie gleich an Heike.
Heike war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, aber Saskias Sturkopf sollte letztendlich siegen und so sagte sie zu, beim morgigen Training zu erscheinen.
Pünktlich um neun Uhr stand Heike auf der Matte. Die Damen waren bereits seit etwa einer Stunde am trainieren. Saskia winkte ihr zu und die restlichen Mädels begrüßten sie herzlich. Heike stellte sich vor und dann schickte der Trainer - zu Heikes Verwunderung - die Mannschaft in die Umkleide und beendete das Training.
Saskia blieb in der Halle und erklärte Heike, dass sie ein Sondertraining machen werden, da Heike seit Jahren kein Volleyball mehr gespielt hat.
Heike machte ein paar Aufwärm- und Dehnübungen, während Saskia sich mit dem Trainer unterhielt. Er verabschiedete sich, als er sah, dass Heike startklar war. Saskia drehte sich um, lächelte und spielte den Ball zu Heike. Beide übten die verschiedensten Situationen. Aufschlag, Blocken, Schmetterbälle. Die Zeit verging wie im Fluge, war dennoch anstrengend.
Sie tranken etwas Wasser und gingen die Umkleide, um sich frisch zu machen. Heike öffnete beim Ausziehen Saskias Sport-BH und zupfte kichernd an den Trägern. Saskia gab ihr einen Klaps auf den Hintern und zog Heikes Tanga nach oben. Heike schrie auf, musste aber dann auch anfangen zu lachen. Nackt tappsten sie in die Duschraum. Sie sangen und lachten, während sie wuschen. Als Heike Saskia bat, ihr den Rücken einzuseifen, half sie selbstverständlich. Doch dann spürte sie Saskias Brüste auf ihrer Haut und Saskia hauchte ihr schmutzige Dinge ins Ohr. Heike drehte sich um und schaute Saskia ungläubig an. Ruckartig umarmte Saskia sie und küsste ihre Lippen.
Heike hatte nie einen Verdacht, dass Saskia eventuell lesbisch sein könnte. Immerhin hatte sie in den letzten Jahren einige sehr nette Freunde. Die Lust in Saskias Augen war unverkennbar. Selbst ein Blinder hätte das Flackern der Flammen in ihren Pupillen gesehen.
Sie versuchte es erneut und massierte diesmal Heikes Brüste. Sie spielte mit ihnen und freute sich, als Heikes Nippel sich verhärteten. Nun ließ sie eine Hand über Heikes Venushügel gleiten. Heike stöhnte leise. Wie in der Badewanne bekam sie eine Gänsehaut. Ihre Intimrasur stellte sich leicht auf. Sie war bereit für dieses außergewöhnliche Abenteuer.
Und so wurde Heike von Saskia in der Dusche vernascht.
Heike konnte die ganze Nacht kein Auge zumachen. Sie war noch immer zu sehr mit den Geschehnissen in der Dusche des Sportvereins beschäftigt. Sie war überrascht, dass sie all die Jahre nichts von Saskias sexueller Orientierung wusste.
Nach ihrem ersten Mal mit einer Frau, war Heike total perplex. Denn es war auch nicht einfach nur eine Frau, nein, es war ihre beste Freundin. Aber ist sie nun auch lesbisch? Oder bi? Heike wusste keine Antwort auf diese Fragen. Die ganze Nacht hindurch zerrte ihr Gehirn an unschlüssigen Antworten auf diese Fragen. Immerhin verhielt sich Saskia nach dem Schäferstündchen völlig normal.
Beide gingen etwas essen und tranken noch im gemeinsamen Stammcafé. Aber Heike schien verändert. Die meiste Zeit über schwieg sie. Saskia wusste, dass sie einige Themen nicht ansprechen sollte, also tat sie es auch nicht. Währenddessen kreisten in Heikes Kopf ein weiteres Dutzend Fragen: Was würden die nächsten Treffen bringen? Wäre dies nicht sogar der Weg in eine neue Partnerschaft, in ein neues Leben? ...
Es vergingen zwei Monate, dann wusste Heike endlich eine Antwort auf alle offenen Fragen.
Sie entschloss sich auf Saskias Flirts einzugehen und bekannte sich dazu, nun ein gemeinsames Leben mit der Frau zu führen, die sie liebt. Drei Wochen später kündigte Saskia ihre Wohnung und zog in Heikes Familienhaus ein. Sie waren ein sehr glückliches Paar, lachten viel, hatten nie ernsthaft Streit. Harmonie pur.
In der Zwischenzeit erfuhr Heike von einem Arbeitskollegen ihres Ex-Verlobten, dass Marie ihn vor die Tür setzte, da Björn sie mit einer Nachbarin betrogen hatte. Was anderes hatte er aber auch nicht verdient.
Für Heike war Björn Geschichte und es interessierte sie nur noch ihre Zukunft mit Saskia.
Vielleicht werden die beiden auch heiraten, denn immerhin sind sie ein Paar, welches sich perfekt ergänzt.
Texte: Nadine Sündowski
Bildmaterialien: pixabay.com
Tag der Veröffentlichung: 25.09.2014
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