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Beginn

Der Ursprung der Geschichte liegt in Zeiten einer fernen Vergangenheit. Die Landschaft, in der sich alles abspielte, war ein Hochmoor wie es sein muss. Es war in der Mitte stärker gewachsen als in den Randbereichen. Dadurch kam es zu einer fast fünf Meter dicken Aufwölbung im zentralen Teil der Mitte. Der Randbereich war stark geneigt, so dass er mit Abflussbahnen durchzogen war, über die das überschüssige Wasser abfloss. Hier hatte sich ein schier undurchdringbares Birkengehölz entwickelt, das jede Sicht versperrte.
Aus Furcht vor den Horden aus nördlichen Gebieten hatten sich einige Familien in dieses Gebiet zurückgezogen. Die Unwirklichkeit dieses Gebietes schaffte den Bewohnern ein ungestörtes Leben. Der Preis dafür war ein kärgliches Dasein wegen des geringen Nahrungsangebotes. Als ob nicht schlimm genug sei plagten noch Mückenschwärmen im Sommer.
Um sich vorzustellen, wie kärglich die Verpflegung war, möchte ich sie kurz beschreiben. Die Hauptnahrungsquelle war eine Flechtensuppe, der zur Anreicherung das Fleisch von wild lebenden Hasen zugesetzt wurde. Im Sommer kamen Honig und Beeren als Leckerei hinzu. Was die Tiere an Buchweizen und Hafer übrig gelassen hatten, wurde der Suppe beigegeben.
In den Seen konnten wegen des moorigen Wassers keine Fische leben, sodass ihnen diese Nahrungsquelle versagt war. Die hier lebenden Frösche waren nicht essbar.
Das Moor hatte eine Besonderheit, nämlich einen Sandhügel beträchtlichen Ausmaßes, der für die Besiedlung wie geschaffen war. Als Geschenk des Himmels hatte sich eine Süßwasserlinse gebildet, die die Trinkwasserversorgung für die wenigen Menschen sicherstellte. Durch eine dünne Humusschicht über dem Sand war der Boden an dieser Stelle einigermaßen fruchtbar, sodass sogar ein zwei Schafe gehalten werden konnten. Sie gaben Wolle, Leder und Fleisch für die Festtage.
Die Behausungen, denn Hütten konnte man es nicht nennen, bestanden aus geflochtenen Weidenhütten, mit Lehm und Torf bedeckt. So boten sie einen ausreichenden Schutz vor der winterlichen Kälte und dem Regen. Durch diese Bauweise waren sie aus der Ferne nicht auszumachen, was dem verborgenen Leben der Bewohner sehr zugute kam.
Diese kleine Gruppe bestand aus ungefähr 20 Personen, denen dieser Ort genug zum Leben gab.
Eine besondere Art des Überlebens hatte diese Siedlung. Es wurde von dem Druiden über die Generationen weitergegeben und ermöglichte alleine das Überleben an diesem lebensfeindlichem Ort. Alle vorherigen Besiedlungsversuche waren gescheitert, bis das Geheimnis gelüftet worden war.
Vor der Entdeckung war es nämlich so, dass nach einem Aufenthalt von circa einer Woche auf dieser Moorinsel die Siedler von einer sonderbaren Krankheit befallen wurden. Die Betroffenen bekamen eine blasse Haut, fühlten sich müde und schwach. Dann setzt plötzlich Fieber ein, der den Tod zur Folge hatte.
Durch Zufall hatte ein Schamane eine Kräutermischung herausgefunden, die das Auftreten diese Krankheit verhindert. Dadurch war die Möglichkeit entstanden, an diesem geheimen Flecken Erde zu überleben.
Die Verabreichung des speziellen Suds war in eine kultische Handlung eingebunden. Die Götter wurden angerufen, um Hilfe für diese versprengte Menschengemeinde zu bringen.
Jeden Monat bei Vollmond kamen alle Bewohner zusammen.
Sie standen um einen großen Kessel, der unheimlich vom Mondlicht beschienen wurde. Der Schamane führte seinen geheimnisvollen Tanz auf, in denen die Götter beschworen wurden. Die Zeremonie wurde mit Trommel- und Flötenspiel begleitet. Der besondere Trank braute stundenlang in einem großen Kessel. Jede Zutat wurde unter Beschwörungsformeln hinzu gegeben. Wenn der Trunk die richtige Färbung erreicht hatte, brach die Beschwörungsmusik ab und die Bewohner wussten, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, um jedem einen Becher zu reichen.
Die Musik, die aus der Ferne nur als tiefes Dröhnen und einen hohen Pfeifton wahrgenommen werden konnte, machte den Ort für Fremde noch unheimlicher. Da dies immer mit dem Vollmond zusammenfiel, war die Grundlage für Geistergeschichten perfekt.
Damit die Menschen unentdeckt blieben, durfte nur der Schamane und von ihm ausgewählte Personen den Ort verlassen. Dies geschah immer nur Nachts. Es gab einen einzigen Pfad der benutzt wurde. Dieser war am Moorrand durch Büsche verdeckt. Die Fußspuren verwischte er mit einem Reißigbesen.
Sein Wissen der Welt wurde nur an einen ausgewählten Bewohner weitergegeben. Nach einer Geburt wurde die Person, ob Frau oder Mann, dem Schamanen als Lehrling bestimmt.
Den Bewohnern wurde die Welt von dem Medizinmann außerhalb des Moores als gefährlich dargestellt. Hier würden sich nur Mörder, Vagabunden und Vergewaltiger aufhalten. Bewohner, die dies nicht glaubten und ohne die Erlaubnis des Schamanen einen Versuch der Erkenntnisgewinnung wagten, kamen dankt des Schamanen nicht wieder.
So konnte die kleine Gesellschaft über Generationen stabil gehalten werden. Doch irgendwann wurde das Wissen des Heilkundigen nicht rechtzeitig vor seinem Tode weitergegeben. Die grausame Folge war der Tod aller.

Vorgeschichte

Eine große Erdölgesellschaft war durch Bodensondierungen zu der Erkenntnis gelangt, das in einem bestimmten Gebiet der Gemeinde Erdöl vorhanden sein muss. Deshalb wurden Probebohrungen durchgeführt, die diese Annahme bestätigten. Leider war hier keine Erdölblase mit Erdgas gefunden worden, sondern es war in gebundener Form in Erdschichten vorhanden. Um an die begehrte Flüssigkeit zu kommen, hatte man sich zu dem Schiefergas-Fracking-Verfahren entschieden. Da bei diesem Verfahren grundwasserschädliche Substanzen (u.a. Biozide) eingepresst werden, ist dieses Verfahren umstritten. Außerdem musste in diesem Fall eine dicke Torfschicht durchdrungen werden, bis man eine grundwasserschützende Lehmschicht erreichte. Danach sollten die Gesteinsschichten beginnen, die das begehrte Öl enthalten. Zum Verständnis ist anzumerken, dass bei dem Bohrverfahren Bohrschlamm entsteht, der in einem Absetzbecken aufgefangen wird. Dieser Schlamm ist ein Gemisch aus Bohrflüssigkeit und den ausgeschwämmten Substanzen des Bodens. Ein entscheidendes Faktum dieser Geschichte.

Die Hauptperson

Nun soll die Geschichte beginnen. Was jetzt fehlt ist die Hauptperson, die durch die Handlung führt und das Geheimnis lüftet.

Wir nennen ihn Tom Winter. Er ist im besten Alter von 45 Jahren und eine imposante Erscheinung mit seinen blonden Haaren, die durch eine Naturkrause für den Friseur schwer zu bändigen sind. Damit er die Geschichte durchsteht, soll er durch seine sportliche Aktivitäten fit für die kommenden Ereignisse sein. Er soll den schönen Beruf eines Bauingenieur haben, damit er logisch und mit einem technischen Grundverständnis an die Sache herangeht. Um ihn sympathisch erscheinen zu lassen, sind seine Vorlieben für die Bekleidung Jeans und Cordsackos. Die Brille mit den runden Gläsern verleiht ihm ein intellektuelles Aussehen. Er ist zur Zeit ohne Partnerin, weil er sich noch nicht für eine dauerhafte Beziehung zu einer seiner zahlreichen Freundinnen entscheiden konnte. Eine Homosexualität wäre für diese Geschichte nicht zielführend, vielleicht in der nächsten.

Nun weiter in der Personenbeschreibung.

Die Lieblingsbeschäftigung an den Wochenenden sind seine ausgedehnten Radtouren durch die Natur. Mit dem Tourenrad und der entsprechenden Ausrüstung ist der Radius seine Entdeckungsfahrten groß. Auf den Ausflügen fotografiert er gerne und es sind ihm schon gute Aufnahmen gelungen. Die Digitalkamera hat er immer griffbereit in der Lenkertasche, was sich entscheidend für den Verlauf der Geschichte zeigen soll.

Die Entdeckung

Tom Winter war wieder einmal auf seinen Wochenendtouren unterwegs. Heute war das ehemalige Hochmoor sein Ziel. Als er das angrenzende Dorf auf einem Feldweg verließ, erkannte er sofort den Bohrschlammsee. Er war wohl in der Nähe der Bohrstelle, die am Anfang der Geschichte beschrieben worden war.

Das Gelände war mit einem mindestens zwei Meter Hohen Maschendrahtzaun eingefriedet und mit Warnschildern „Betreten verboten - Lebensgefahr° gekennzeichnet. Der Abschluss der Absperrung bestand aus einem angewinkelten Bereich mit Maschendraht. Hinter dem Zaun war ein Erdwall, den man als Fußgänger nicht überblicken konnte. Wenn man sich aber auf dem Fahrrad aufrichtete, konnte man den Bohrschlammsee sehen. Das Areal war circa zwei Fußballfelder groß. Der Eingang war heute geschlossen und bestand aus einem Wächterhäuschen mit einer Flutlichtanlage.

Auf seinem Weg an dem Gelände vorbei sah unser Radfahrer den großen See. Er dachte sich nichts dabei, machte aber trotzdem ein paar Fotos, weil er sich so schön unnatürlich vor den menschlichen Behausung ausmachte. Er wunderte sich nur, wie nah die Deponie an der Ortsgrenze war.

Dann ging es weiter zu dem naheliegendem Ziel seiner Fahrt.Im Zuge der Urbarmachung hatte man das Moor, sein Reiseziel, in diesem Jahrhundert trockengelegt und es war nur noch in Teilbereichen als solches zu erkennen.

Die Geschichte beginnt

Es war ein kleinen Hügel, der im Volksmund "Weitblick" genannt wurde. Laut einer Ortsbeschreibung sollte dieser Aussichtspunkt ein Sandhügel sein, der sich markant aus der Umgebung erhob und einen guten Rundblick ermöglichte. Um den Berg herum waren noch Reste des einstigen Hochmoores zu erkennen.

Es war Mittagszeit, als er ankam. Die Enttäuschung war groß. Alles war zugewachsen, von einem Ausblick konnte nicht mehr die Rede sein. Der Hügel war nur noch als Birkenwäldchen wahrzunehmen. Um auf die Hügelspitze zu gelangen, führte ein schmaler Trampelpfad, wie das Gewinde einer Schraube, einmal um die Erhebung herum, das war alles. Während seines Aufstieges überkam ihm auf einmal das Gefühl, hier sei etwas Besonderes.

Er blieb stehen und sah sich um. Es war nichts zu stehen, aber das Gefühl blieb. Aus der Richtung des Moores war die Empfindung besonders stark. Dem Gefühl nachgebend schlug er sich durch das Unterholz hangabwärts. Die Empfindung wurde immer stärker. Jetzt kam er an den Ursprung der Ausstrahlung. Kaum sichtbar war hier eine Steele, stark überwuchert, mit verwitterten Runen beschriftet. Da er sich mit dieser Schrift nicht auskannte, aber ihnen eine Bedeutung zu maß, fügte er Fotos von diesem sonderbaren Objekt automatisch seiner Bildergalerie zu, ohne zu wissen, dass dieses Bild noch eine ganz große Wichtigkeit haben wird.

Das Steinmal war nur bei diesem Sonnenstand zu erkennen. Das musste auch der Grund sein, warum bisher noch niemand dieses geheimnisvolle Objekt gesehen hatte. Da er im Moment nichts mit diesen Informationen anfangen konnte, vollendete er seine Aufstieg.

Am Gipfel war eine Schautafel, auf der zu lesen war, das früher einmal dieser Sandhügel der Mittelpunkt eines großen Hochmoores war. Hier hatte man auch einzelne Relikte von Behausungen gefunden. Das war alles. Weil sonst nichts weiter zu sehen war, weil ja wie gesagt der Hügel zugewuchert war, machte er sich an den Abstieg.

Zum Glück fand er sein Fahrrad unbeschädigt. Er machte sich wieder an seine Heimfahrt. Durch das schöne Wetter und fehlender Hindernisse, wie ein Reifenplatten, blieb der Tag ihm in schöner Erinnerung.

Die Bürgerinitiative

 Es waren Wochen nach diesem Ausflug vergangen. Er hatte für dieses Wochenende noch nichts geplant und deshalb blätterte er die Tageszeitung durch, ob etwas interessantes zu erleben sei. Seine jetzige Freundin war auf einem Seminar, deshalb hatte er viel Zeit. Tom stößt beim Stöbern auf einen Artikel über die Erdölbohrungen in der Gemeinde.

Eine Bürgerinitiative läd zu einer Informationsveranstaltung ein. Von einer unerklärlichen Häufung von Krebsfällen war die Rede. Dabei erinnerte sich Tom an einen Zeitungsartikel von vor vielen Jahren, in dem dieses Problem schon einmal erwähnt worden war. Sein Interesse war geweckt.

Als er den Veranstaltungsraum betritt, ist dieser nur spärlich gefüllt. Einzelne Grüppchen haben sich gebildet. Dabei fiel ihm eine Person sehr angenehm auf. Es ist Sarah Mohnhaupt, die Leiterin, die ihm gleichalterig mit ihm erschien. Ihre langen blonden Haare sind zu einem Zopf gebunden. Das schmale, zarte Gesicht mit geschwungenen Lippen waren sehr anziehend auf ihn. Die Bekleidung aus langem Wollrock und einer Bluse mit bestickter Weste, alles in gedeckten Brauntönen rundet das Gesamtbild ab. Man merkt, dass ihre ganze Leidenschaft dem Naturschutz gilt. Aus dem Zeitungsartikel hatte er erfahren, dass sie die Mitbegründerin und derzeitige Vorsitzende der örtlichen Bürgerbewegung gegen das Fracking ist. Auch beruflich ist sie in der Gemeinde für den Umweltschutz zuständig, wie er aus dem Internet erfahren hatte. Es verspricht in vielerlei Hinsicht interessant zu werden. Als der Zeitpunkt des Veranstaltungsbeginns erreicht war, setzten sich alle auf ihre Plätze.

Zur Einleitung zitierte der Stellvertreter aus der örtlichen Zeitung: Eine Auswertung der Fallzahlen beim Epidemiologischen Krebsregister Niedersachsen (EKN) hatte ergeben, dass die Zahl der hämatologischen Krebserkrankungen bei älteren Männern signifikant erhöht ist. Die Analyse zeigte, dass insbesondere für das Multiple Myelom mehr Fälle aufgetreten sind als erwartet. Neun erwarteten Erkrankungen zwischen 2003 und 2012 standen 23 beobachtete gegenüber. Seitdem wurde gerätselt, befragt und Fachliteratur zurate gezogen, Studien mit Menschen in den betroffenen Regionen sind angeschoben. Stets im Fokus: die Erdgas-Förderindustrie mit ihren hochgiftigen Bestandteilen wie Quecksilber, Benzol und radioaktiven Stoffen. Befragungen und Recherchen der Behörden haben Hinweise darauf ergeben, dass Erkrankte bemerkenswert oft in der Nähe zu Bohrschlammgruben wohnen, wo die Förderindustrie ihre Abfälle verklappt hatte.

Nun kommt die Frau Mohnhaupt zu Wort. In ihrer angenehmen weichen Stimme spannt sie den Bogen zu der zur Zeit durchgeführten Bohrungen zur Ölförderung. Der Tonfall ist etwas polemisch, findet Tom.

Als die Veranstaltung zu Ende ist, versucht Tom die Vorsitzende in ein Gespräch zu verwickeln. Er erzählt von seiner letzten Fahrradtour durch dieses Gebiet. Dabei bauscht er die Geschichte etwas auf, als er merkte, dass ein Funke der Sympathie zu ihr übergesprungen ist. Seine Augen fangen nun an zu glänzen, was bei den Frauen immer sehr gut ankommt. Der Höhepunkt ist natürlich die Steele mit ihrer geheimnisvollen Inschrift.

„Stellen Sie sich vor, am Fuß des Aussichtshügels habe ich eine Steele mit einer Runeninschrift gefunden.Sie war stark verwittert und nur durch Zufall bei dem Sonnenstand zu erkennen.“

Frau Mohnhaupt hört gespannt zu.

„Vielleicht hat die Inschrift etwas mit alten und vergessenen Krankheiten in diesem Gebiet zu tun. Vielleicht ist das die Lösung der Krebsfälle?“

Frau Mohnhaupt überlegt kurz. Da ihr Tom sympathisch ist, erzählt sie von einem Kontakt zu einem Druidenverein. Sie weiß, dass sich dieser auch mit Runen beschäftigt. Sie will sich bemühen, einen Kontakt herzustellen.

Der Höhepunkt dieses Abends ist für Tom dann das Austauschen der Handynummern. Auf das äußerste beschwingt, verlässt er die Versammlung. Auf dem Nachhauseweg pfeift er sich sogar ein Lied, was sonst nicht seine Art ist.

Druidenveranstaltung

Tom Winter wartete fast zwei Wochen auf den Anruf von Sarah, wie er sie jetzt in seinen Gedanken nennt. Dann kommt er endlich.

„Hallo Herr Winter, es kann losgehen. Ich habe jemanden vom Druidenverein erreicht.“ erklärt sie in ihrer süßen Stimme. Da der Druidenverein eine private Veranstaltung ist, hat er eigentliche auch Zeit für seine Mitglieder.

„Da ich aber den Vorsitzenden gut kenne, wird er eine Ausnahmen machen. Passt Ihnen das?“

„Klar“ flötet Tom.

„Dann bis Morgen um 20.00 Uhr im Hotel, in dem wir uns kennengelernt haben.“ antwortet sie.

Am nächsten Abend schon soll es also losgehen. Sarah Mohnhaupt hat den 60 Jahre alten Vorsitzenden Maximilian Hamstedt für sich gewonnen. Er ist studierter Historiker und Geschichtslehrer des Gymnasiums des Ortes. Die Schulzeit von Frau Mohnhaupt ist auch der Anknüpfungspunkt ihrer Beziehung. Sein Verdienst ist die Gründung eines Druidenvereins, dessen Vorsitzende er ist. Die Vereinigung mit 10 Mitgliedern hat sich zum Ziel gesetzt, die Erforschung des Druidenkults zu fördern.

Zur Einleitung schildert Hamstedt für die Gäste Mohnhaupt und Winter kurz die Entstehung des aktuelle Druidenkultes.

"Die Herkunft des Wortes „Druiden“ ist umstritten. Plinius vermutete, der Name gehe auf die altgriechische Vokabel für Eiche zurück, da diese Bäume und die auf ihnen wachsenden Misteln beim Kult und in der Heilkunst der Druiden von herausgehobener Bedeutung gewesen seien. Ein rekonstruiertes keltisches Wort wäre druwids, in seiner älteren Form do-are-wid-s für Voraussehender und Wahrsager. Der erste Teil -dru- ist wieder das schon erwähnte Wort „Eiche“. Der zweite Teil geht auf die indogermanische Wurzel -weid- zurück und steht so mit dem griechischen eidon für „ich erblickte/erkannte“ und dem lateinischen video „ich sehe“ und letztlich auch dem deutschen Wissen in einer Reihe. Ein Druide wäre demnach ein „besonders weit Sehender“ oder „besonders viel Wissender“. Dies haben wir in Verlängerung der alten Tradition als Leitfaden und Vereinsmotto übernommen. Durch Vorträge, die jeder von uns bei den vierteljährlichen Treffen abhält, vermehren wir unser Wissen. Soviel zur Einleitung."

Nun wird es für die beiden Gäste spannend. Bevor es zum "geheimen" Teil der Sitzung kommt, wird Tom nach seinem Anliegen gefragt. Jetzt kommt sein großer Auftritt. Er holt mehrere Vergrößerungen der Runeninschrift der Steele aus der Tasche.

"Ich habe die Steele mit dieser Aufschrift an Berg Weitblick im Hochmoor gefunden. Da in der Literatur und im Internet nichts darüber zu finden ist, habe ich die Bitte, ob Sie sich diese Fotos einmal ansehen könnten."

Mit diesen Worten überreicht Tom die Bilder. Alle stehen auf und versammeln sich zu einem Kreis um einen Tisch.

Das Gedicht

Das sieht aus wie ein Runengedicht. Wenn wir jetzt erst einmal davon ausgehen, was der einfachste Fall ist, das es sich hier um Althochdeutsch handelt, wäre das schon mal eine Arbeitsgrundlage. Da die Steele noch nicht so verwittert ist, wäre das ein Alter von circa 1000 Jahren. Der Text könnte dann so lauten:

 

Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum,

Neun lange Nächte,

Vor Mattigkeit, dem Odin geweiht,

Am Ast des Baums, dem man nicht ansehn kann,

Aus welcher Wurzel er sproß.

Er bot mir Rinde zum Mal;

Da neigt ich mich hernieder Nahm von dem wundersamen Mal

Endlich fiel ich zur Erde.

 

Als der nächste Morgen erwachte, war ich wundersam gestärkt. Danach herrschte Stille, weil man auf die Wirkung gespannt war. Aber die Stille blieb, weil es noch keinen Sinn ergab. Sarah und Tom notieren sich den Text und bedanken sich. Da es keine weiteren Fragen gibt, werden sie freundlich herauskomplementiert, denn sie merken, dass es für die Vereinsmitglieder nun spannend wird. Die Fotos lässt Tom da, falls noch neue Erkenntnisse hinzukommen.

Die Lösung

Tom schlägt völlig uneigennützig vor, noch zu ihm zu gehen, um die Auslegung des Gedichtes zu besprechen. Sie willigt ganz im Sinne der Sache ein. Bei einem heißen Tee machen sie sich an die Arbeit.

"Wenn man den Text ganz weit auslegt, hat der Druide durch Zufall eine Medizin für seine Krankheit gefunden" beginnt Tom.

Sarah überlegt kurz um den Faden weiter zu spinnen.

"Diese Mattigkeit ist auch bei diesen Krebsfällen, die in Zeitung erwähnt werden, vorhanden." Man merkt das ein Funken übergesprungen ist. Die Gedanken gehen jetzt bei beiden in eine Richtung, um den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Sarah spinnt den Faden im Sinnes eines Brain-Stormings weiter.

"In dem Moor um die Erhebung aus Sand wuchs das Wollgras mit der wiisenschaftlichen Bezeichung Eriophorum vaginatum. Seine ungeschlechtliche Fortpflanzung, die die dominante Form ist, sorgt für eine schnelle Ausbreitung. Sie erfolgt durch den Mutterpilz, der genetisch identische, meist einkernige Verbreitungsstrukturen bedingt. Durch bestimmte Großwetterlagen und die natürliche Lagenbildung eines Moores ist der Pilz Aspergillus flavus an eine Schicht gebunden worden, weil er die Samen des Wollgrases als Träger benutzt. Die Sporen wachsen in diesen Grassamen, verteilen sich über die Luft und werden über die Nahrung vom Menschen aufgenommen. Der Pilz ist hochgradig krebserzeugend und leberschädigend durch die von ihm gebildeten Mykotoxine wie das Aflatoxine B1 und B2. Sie führen zu Atemnot, Nierenbluten, Herzversagen und Leberkrebs. Diese Samen haben sich in Bodenschichten angereichert, die im Laufe der Jahrhunderte durch neue, obere Ablagerungen tiefer liegende Ablagerungsschichten bildeten. Durch die Bohrungen im Zuge des Frackings werden die Pilze aus den tiefen Schichten des Moores wieder an die Oberfläche geholt. Was sagst Du nun!!!"

Ihre geröteten Wangen zeugten von Begeisterung. Tom konnte nicht ganz folgen. Aber was er verstand klang gut aber auch gefählich.

"Aus der Rinde der Eibe hat der Verfasser der Inschrift die entscheidende Medizin gewonnen. Heutzutage ist dies ja auch der Grundstoff für die Chemotherapie. Was sagst Du nun?"

Tom ist ganz perplex.

"Das würde je vieles erklären!!!" Sarah sinniert weiter,

"Dass muss an die Öffentlichkeit, in die Presse!!!"

Tom will sich darum kümmern. Nach etwas Smalltalk, bei dem man auch zum „Du“ übergegangen ist verlässt Sarah Tom mit der festen Absicht, in Kontakt zu bleiben.
 

Schluss

Am nächsten Tag telefoniert Tom mit dem ihm bekannten Reporter Alex Schöne vom örtlichen Tagesblatt. Als er ihm kurz die Geschichte erzählt, versteht der erst gar nichts. Aus diesem Grunde wird ein gemeinsames Treffen mit Sarah in der Redaktion vereinbart.

Als Tom Sarah darüber informiert, willigt sie ein.

Als am Abend die Zusammenkunft beginnt, hält Sarah einen weit ausholenden Vortrag über die Zusammenhänge, bis der Reporter es versteht. Er sieht auch sofort die Auswirkungen auf den Verlauf der Bohrungen.

"Die Sache muss hieb- und stichfest sein, bevor das an die Öffentlichkeit kommt. Ich muss erst mit dem Chefredakteur reden und noch etwas recherchieren."

Nach einer Woche erschien ein groß aufgemachter Artikel auf der ersten Seite des Tageszeitung. Er erregte großes Interesse. Da der Erdölkonzern die Argumente nicht widerlegen konnte, wurde der Betrieb in dieser Region eingestellt. Die Bohrschlammdeponien wurden fachgerecht entsorgt. Die Krebsfälle gingen auf das statistisch zu erwartende Maß zurück

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Tag der Veröffentlichung: 25.12.2018

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