Bevor die Geschichte beginnt, muss man sich einige Tatsachen und Mahnungen vor Augen halten. 1966 führte Weizenbaum Versuche zu einer künstlichen Intelligenz durch, die in dem Programm ELIZA mündeten. Wegen der fehlenden Hardware, stießen seine Überlegungen an Grenzen. Seitdem hat sich in diesem Bereich gewaltiges getan hat, die Leistungsfähigkeit konnte sprunghaft verbessert werden.
Der aktuelle Spitzenreiter ist der Sunway Taihu Light mit mit einer Rechenleistung von 93,0 PFLOPS (Gleitkommaoperationen pro Sekunde), gefolgt von dem chinesischen Tianhe-2 (Milchstraße-2) mit 33,9 PFLOPS. Auf dem dritten Platz ist derzeit der sogenannte Titan, ein Cray XK7 System, das sich in Oak Ridge in den USA befindet. Mit solchen Anlagen sind ganz andere Voraussetzungen gegeben, um umfangreiche Programme zu schreiben, die gewaltige Datenmengen verarbeiten.
Im Jahre 2014 haben Wissenschaftler, Forscher und Unternehmer der Sorge Ausdruck gegeben, das künstliche Intelligenz menschliches Leben, also seinen Schöpfer, auslöschen könnte.
In der Wochenzeitung "Die Zeit" vom Dezember 2016 ist zu lesen, dass Stephan Hawking und Bill Gates davor warnen, das die geschaffenen Computersysteme ein Bewusstsein erlangen und vielleicht einen Überlebensdrang entwickeln, der stärker ist als die Ziele menschlicher Entwickler.
"Hi Manfred," trötete die Stimme am Telefon. "ich hab was ganz Tolles für Dich". Begrüßungsformeln waren nichts für Egon Schubert, den Abteilungsleiter des Bereichs "Neue Geschäftsfelder" eines globalen Softwareunternehmens.
"Was denn", fragte Manfred Schramm zögerlich.
"Ein neues Projekt!!! Wir treffen uns morgen um 10.00 Uhr bei mir. Mehr verrate ich noch nicht".
"Na gut, wenn es denn sein muss". Manfred kannte diese Anrufe, bei denen immer nur viel Arbeit heraus gekommen war.
Trotzdem war er am nächsten Tag pünktlich zu Stelle. Er betrat das große Büro seines Vorgesetzen. Es war ein papierloses Büro. Das einzige Druckwerk war die Tageszeitung auf seinem großen, historischem Schreibtisch aus Nussbaum. Daneben befand sich ein großer Flachbildschirm und eine große Leselampe. An den sanft rot gestrichenen Wänden war nur ein einziges, geschmackvolle Bild zu finden, sonst waren sie kahl. Herr Schubert war makelos mit hellblauem Hemd und Schlips gekleidet. Sein Sakko hing an der Garderobe neben der Tür. Trotz der angenehmen Temperatur im Raum bildeten sich schon Schweißflecken in den Achseln.
"Hi Manfred, schön dass Du da bist".
"Hallo Egon", grüßte er zurück. Er war angenehmer Vorgesetzter in dem Unternehmen, für dass er schon mehrere finanziell erfolgreiche Software gestaltet hatte. Die Suchmaschine, die das Unternehmen selbst betreibt, ist die Haupteinnahmequelle, bei dessen Entwicklung er damals maßgeblich beteiligt gewesen war.
"Kannst Du dir vorstellen, dass unsere Software anfangen könnte, eigenständig zu Denken???" Schubert schaute ihn dabei aufmerksam durch seine randlose Brille an. Er wusste, wenn Schramm nicht sofort 'ansprang', würde es schwierig werden, ihn zu begeistern. Die Antwort überraschte ihn aber dann doch.
"Insgeheim habe ich mich das auch schon häufiger gefragt. Die Konsequenzen wären aber sehr weitreichend".
An diese Worte anknüpfend nahm der den Gesprächsfaden geschickt auf . "Von oberster Stelle kam der neue Auftrag. Die Anfrage soll aus der Raumfahrt gekommen sein. Man beabsichtigt, einen interstellaren Flug zu entfernten Planeten. Da wir Menschen auf solch einer Reise zu viel Energie verbrauchen würden, wäre eine Software ideal, deren Hardware im 'standby' Modus läuft. Da der Mensch ersetzt werden soll, muss das Programm auch eigenständig arbeiten können. Wenn etwas unvorhergesehenes passiert oder wir fremde Wesen treffen, muss das System uns würdig vertreten und nicht nur Begrüßungsformeln abspulen. In der Vorstufe wäre ein 'Dienerroboter' auf der Erde denkbar, der einfache Aufgaben selbstständig ausführt, wie Botengänge oder so etwas". Dabei 'vergaß' er aber auch zu sagen, dass aus dem Verteidigungsministerium eine ähnlich Anfrage gekommen war. Hierbei ging es um 'Kampfroboter', die Einsätze selbstständig, ohne Funkverbindung zum Stab, ausführen.
Schramm dachte bei diesem Auftrag gleich an alte, einfache Programme die in der sogenannten Turing-Maschine angewendet wurden. Damals wurde unbedarften Teilnehmer eines Experimentes eine menschliche Persönlichkeit vorgegaukelt. Das Prinzip bestand aber nur aus Floskeln, die mit geäußerten Gedanken des Menschen verknüpft wurden. In den 1960er Jahren hatte Joseph Weizenbaum dieses Programm (Eliza) entwickelt. Wegen der zu der damaligen Zeit fehlenden Hardware und dem geringen Wissen über die Abläufe im menschlichen Gehirn wurde die Arbeit offiziell eingestellt.
"Gut", erwiderte Schramm, "dass wäre doch mal was Großes. Den alten Auftrag hatte ich so wieso beendet, also könnt ich morgen damit beginnen".
"Hervorragend", strahlt ihn Schramm an, wobei er seine wulstigen Lippen zu einem Lächeln verzog.
"Du könntest mit dem gleichen Team weiterarbeiten. Ihr habt euch doch so gut verstanden. Dann viel Erfolg". Damit fing Schubert übergangslos mit dem Lesen der Tagespost an. Schramm wusste, dass das die Aufforderung war, das Büro seines Vorgesetzten zu verlassen. "Ach noch eine Sache", rief sein Chef ihm hinterher, "das Projekt heißt 'AKI' für 'Arbeitskreis künstliche Intelligenz'".
Als Schramm wieder in seinem Büro war, fing er gleich an, sein Team über den Messanger zusammen zu trommeln. Die Nachricht geht an Mark Knopp, seinen Chefprogrammierer, Daniela Brüning, Hennig Voss und Laura Pfingst, seine Teamkollegen. Das Treffen hat er für 10.00 Uhr am nächsten Tag in seinem Büro angesetzt.
Das Büro von Schramm war ganz anders als Schubert. Er hatte es ausgenutzt, seinen Arbeitsraum individuell einrichten zu dürfen. Auch hier war es ein papierlos. Der einfache, funktionelle Schreibtisch hatte ein vor sich zwei bequeme, einladende Besucherstühle. Auf dem Tisch war auch hier ein Großbildschirm und eine Leselampe. Im Gegensatz zu Schubert war eine Tageszeitung und zusätzlich ein Umweltmagazin zu finden. Der Raum hatte eine große Besucherecke mit Tisch, acht Stühlen und einer Beamerleinwand. Die Wände waren mit einer großformatigen Blümchentapete verziert.
Alle sind am nächsten Tag pünktlich und hatten sich in der Besucherecke versammelt. Gespannt, auf das was kommen wird. Dies äußert sich in einer positiven Anspannung, lautem Gespräch.
"Hi alle zusammen", begrüßt Schramm sie beim eintreten. Er kam vom Kopierer und geht dann zu seinem angestammten Platz am Stirnende.
"Diesmal haben wir eine ganz große Sache."
"Das sagst Du jedes mal", feixt Knopp.
Er geht nicht darauf ein und fährt fort, "Diese Sache wird aber über Jahre laufen. Es geht um Raumfahrt, Flug zu den Sternen, Esoterik und so. Wir sollen ein Software entwickeln, die Bewusstsein hat", antwortet Schramm geheimnisvoll.
"Das geht nicht", ist die einhellige Meinung, die sich in einem vielstimmigen Gemurmel äußert. "Wir sind froh, wenn unser Programm macht, was wir wollen. Und nun soll etwas entstehen, wobei selbstständig alles richtig läuft. Das klappt nie".
"Nun lasst Euch mal nicht ins Bockshorn jagen. Ich habe mich schon einmal ein bisschen schlau gemacht. Es gibt schon andere, die sich mit dieser Materie versucht haben. Einen interessanten Ansatz werde ich euch gleich vorstellen". Damit wirft er das Konzept mit dem Beamer an die Wand.
Auf der Projektionsfläche waren die Sätze zusammenhanglos zu sehen:
Grundvoraussetzungen:
Damit das Programm überhaupt von sich heraus agiert, müssen wir ein Urziel definieren. Dies könnte zum Beispiel das Sammeln von Daten sein, oder dem Menschen dienen. Auf keinem Fall darf es dem Menschen schaden. Bei diesem Kriterium müssen wir besondere Sorgfalt walten lassen!!! Hier geht es um Abwägung von Menschenleben in ihrer Anzahl oder Wertigkeit. Hier verweis auf Autos, die ohne menschlichen Fahrer unterwegs sind und in Notsituation Menschenleben bewerten müssen.
Allgemeine Programmstruktur:
1) Input - Aufmerksamkeitsfilter - Sammeln von Daten aus den Suchmaschinen (wer besorgt Die???) - Sammeln von Daten aus den Clouds (wer besorgt die???)
2) Konzeptbildung - Hier werden verschiedene Stufen der Musterkennung laufen. Wie??? Bestehende Programme mit einbeziehen.
3) Bewusstmachung (Innenwahrnehmung) - Ein Masteralgorithmus wird gebildet. Die gesammelten und erkannten Daten werden als mögliche Interaktionsobjekte angesehen. Das bedeutet, es wird untersucht, welchen Einfluss haben die Objekte für das System/Software? Es wird eine gedankliche Interaktion mit den Objekten (Sensorik) mit einem (welchem?) Ziel untersucht. Dadurch wird ein Internes Abbild der bewusst gemachten Objekte als Teils des Systems erzeugt.
4) Nun soll eine Interaktion des internen Abbildes mit sich selbst und der Umwelt erfolgen. Das Denken über das Denken entsteht (hoffentlich). Hier nun soll der spannende Teil der Bewusstseinsbildung entstehen -
Es muss eine implizierte (gefühlsbetonte) Bewertung des Daten entstehen, dass Ziel ist erreicht, dass Raumschiff kann starten.
Als das Ende der Struktur erreicht ist, meldet sich Knopp zu Wort. "Nun mal langsam. Werden wir den gar nicht gefragt?"
"Ich dachte, dass wir auf diese Weise endlose Diskussionen wie das letzte Mal vermeiden. Jeder von Euch ist gleich gut, deshalb ist es egal, an was jeder arbeitet", schmeichelt Manfred Schramm seine Mitarbeiter. Das Team kennt seinen Leiter gut. Bislang hat er fast immer richtig gelegen, wenn es um Einschätzung der Personen geht. Außerdem überschnitten sich die Aufgabenbereiche, so dass der Übergang wie immer fließend war. Die entstehende Begeisterung vom Chef steckte an und jetzt waren alle Feuer und Flamme, außer Mark.
"Wann geht es los?", meldete sich Daniela zu Wort.
"Sofort", war die Antwort von Manfred.
Alle sind wie erschlagen von der Datenflut. Diese Stille nutzte Schramm aus, um seine Aufgaben zu verteilen. "Du, Mark (Knopp) fungierst wieder als Chefprogrammierer, Daniela (Brüning) wird sich mit dem Aufmerksamskeitsfilter (Input) befassen, Hennig (Voss) macht sich schon mal Gedanken über die Innenwahrnehmung (Abbilderstellung) mit für Laura (Pfingst) ist dann die Krönung gedacht. Über das dann hoffentlich entstehende Bewusstsein (Denken über das Denken) und die Beeinflussung der Umwelt (Output). Bei den Aufgaben habe ich die Befindlichkeiten, die beim letzten Auftrag auftauchten, berücksichtigt."
"Morgen treffen wir uns um die selbe Uhrzeit wie heute und jeder stellt seine ersten Gedanken zu seinem Aufgabenbereich vor. Du, Mark, wirst dann ab morgen voll einsteigen, alle ihre Gedanken vorgetragen haben." Alle verlassen, nachdem sie sich die an die Wand projektierten Gedanken mit ihrem Smartphones abfotografiert hatten, den Raum.
Am nächsten Tag merkte man, dass die Begeisterung für das Projekt auf das Team übergesprungen war. Mark war mit Block und Kugelschreiber bereit, sich seine Gedanken zu den Vorschlägen zu notieren. Da Daniela Brüning in der Programmierkette ganz oben steht, ist es an ihr, zu beginnen. Sie hat sich wieder in ‚Schale geworfen‘. Eine hübsche, karierte Bluse mit Rock und den obligatorischen Hosenträgern. Das hübsche, schlanke Gesicht mit den langen Haaren rundet das Bild ab.
„Hallo liebe Kollegen, dies Projekt verspricht etwas ganz besonderes zu werden. Wenn es uns gelingt, eine Software mit Bewusstsein zu schaffen, wäre das eine digitale Frankenstein Lösung. Über die Folgen im speziellen und allgemeinen müssen wir uns später noch einmal unterhalten, bevor wir den ersten Testlauf starten. Ich schlage vor, dass wir die Robotergesetze von Asimov übernehmen.
Er hatte sich das so gedacht:
1) Die Software darf einem menschlichen Wesen keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
2) Die Software muss den Befehlen gehorchen, die ihm von Menschen erteilt werden, es sei denn, dies würde gegen das ersten Gebot verstoßen.
3) Die Software muss seine Existenz schützen, solange solch ein Schutz nicht gegen das erste oder zweite Gebot
Dies als Einleitung. Jetzt aber möchte ich euch darlegen, wie ich mir meinen Teil der Aufgabe vorstelle.
Um genügend Input, also Eingangsdaten für das Deep-Learning zu erhalten, benötige ich Daten, Daten und nochmals Daten. Ich brauche Zugangsdaten unserer Suchmaschine. Das ist wohl erst einmal das einfachste. Damit habe ich schon mal Personen, Geschlecht, Bewegungsmuster und ihre Vorlieben der Nutzer. Für einen Testlauf wird Zielpersonen definiert, von der schon große Datenmengen vorhanden sind. Für sie werde ich alle Informationen zur Person selbst und ihrer Umgebung sammeln. Dazu würde ich vorschlagen, dass unsere Firma den Kunden eine 'cloud' anbietet, wo es noch nicht geschehen ist. Dann kommen wir an weitere Daten. Ich dachte da an Gebäude, Gegenstände und Bilder von Menschen aus der Umgebung der Zielperson.
Wir können auch ein Fotobearbeitungsprogramm anbieten, bei dem die Kunden Gesichtern Namen zuordnen. Hier werden wir kostenlos ein Gesichtserkennungsprogramm hinterlegen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Wir fragen den Kunden einfach immer, wenn ein Foto mit Personen auftaucht, "Ist das Person XY???". Hier dachte ich an die 'zweidimensionale Fourier-Transformation', 'Elastic Bunch Graph Matchin' oder 'Eigenfaces'. Die Kombinationen von Gesicht und Name fragen wir dann ohne Wissen des Kunden ab.
Bei den Bildern von Orten werden wir versuchen, eine Kombination mit GPS zu erreichen, um auch hier die Ort und Bild zu verknüpfen. Alternativ können wir auch ein Spiel initiieren, wo wir die Spieler zu den Koordinaten von Orten und Sehenswürdigkeiten schicken um Fotos zu machen. Als Belohnung dafür können dort zu suchend Objekte auf dem Handybildschirm eingeblendet werden, die es zu fangen gilt.
Für alle diese Daten werden ich dann einen Aufmerksamskeitsfilter programmieren, der die Informationsmenge dann für Henning bearbeitbar macht.
Nun war Henning Voss an der Reihe. Er ist der Mann für das Abstrakte, immer im dunkelblauen Anzug mit Krawatte, schmale, stilistische Hornbrille, blonde, Haargel, dadurch, dass man sich vollkommen auf ihn verlassen konnte, passte er in das Team.
"Ich stelle mir die Mustererkennung folgendermaßen vor:
1) Die erste Schicht erkennt Hell-Dunkel Kontrast
2) Die zweite Schicht erkennt Kanten und einfache Formen - Es würde ein grober Abgleich mit den gespeicherten Daten erfolgen, um das Erfasste zuzuordnen. Es könnte eine Einstufung in Kategorien (z.B. Immobilien, bewegliche Objekte, Lebewesen..) erfolgen. Es werden Zusammenhänge gebildet, die die Objekte mit der Software als Subjekt haben könnte. Es werden Handlungskonzepte gebildet, die das Subjekt mit den erkannten Objekten ausführen würde. Wir müssen dann sehen, ob wir das noch gebrauchen können.
3) Die dritte Schicht erkennt komplexere Formen. Diese werden aus dem Inhalt der gespeicherten Kategorien entnommen, um die zu verarbeitende Datenmenge zu reduzieren. Hier werden zusammenhängende Objekte (expliziert) gebildet und erkannt. Sie werden mit Gefühlen belegt(Impleziert). Es könnten auch gesellschaftliche Einflüsse mit einfließen. Wenn ich dann beim Menschen angelangt bin
4) Die vierte Schicht erkennt das Gesicht
Bei allem würde ich mit dem Deep-Learning arbeiten. Danielas Daten würde ich von den einfachen Strukturen zu den komplexeren hin verarbeiten:
Stufe 1: Gegenstände: Gebäude wie Kirchen, Museen, Prachtbauten...
Stufe 2: Pflanzen: Bäume, Büsche, Obst und Gemüse ...
Stufe 3: Tiere: Hund, Katze....
Stufe 4: Menschen (alle gespeicherten) mit Gesichtserkennung
Die gefilterten Daten gebe ich dann an Daniela weiter. Wir müssen uns dann einigen, auf welche Grundstrukturen/Konzepte ich alles reduzieren soll. Somit habe ich dann ein vereinfachtes Abbild für die Innenwahrnehmung geschaffen. Die Informationsmenge müsste dann soweit verringert sein, um sie in den folgenden Programmstufen verarbeiten zu können."
Laura Pfingst war schon ganz unruhig. Sie ist die 'Mutter' im Team und kommt aus der Studienrichtung Mathematik. Immer um alle besorgt, kümmert sich um den Zusammenhalt der Gruppe, wirkt ausgleichend. Die äußere Erscheinung ist der krasse Gegensatz zu Voss. immer aus grauen Kostüm, Nickelbrille und zu einem Dutt zusammengebundene Haare.
"Ich werden nun die Objekte dahingehend untersuchen, in welcher Interaktion sie zu mir als der der Software stehen. Wie bei einem kleinen Kind werden dann die Möglichkeiten durchgespielt, was man mit den Gegenständen 'machen' kann. Ob sie meinen persönlichen Zielen dienen können. Bei den Personen muss ich mal sehen, ob ich ein soziales Gebilde wie eine Familie bilde, um die Abhängigkeit von mir zu anderen festzustellen. Nun wird es spannend. Zu diesem Zeitpunkt könnten die ersten Ansätze eines Bewusstseins entstehen. Vorher müssen uns aber noch über die Urziele im klaren werden.
Nun könnte der Selbsterhaltungstrieb entstehen, wenn sich eine Bewusstsein mit einer Persönlichkeit entwickelt hat. Der Menschen ist in Moral, Sitte, Gesetzgebung...eingebunden. Dies muss auch bei unser Software erzwungen werden. Wir müssen aufpassen, dass Sinnestäuschungen, automatische Vervollständigung von Daten und so weiter das System nicht austricksen. Hier ist das Stichwort: Halteproblem (Endlosschleife im Programm ausschalten).
Laura fährt in ihrer mütterlichen Art fort.
"Ich muss erst einmal abklären, was mit der Bewusstseinsbildung für ein 'Wesen' mit welcher Persönlichkeit entsteht. Die Beeinflussung der Umwelt muss rechtlich und moralisch einwandfrei sein. Wenn wir wirklich auf fremde Wesen treffen, muss das klappen, sonst haben wir uns neue Feinde gemacht und die Folgen sind nicht absehbar. Die Software wird über Interaktion mit der Umwelt anfangen zu agieren. Hierzu brauchen einen unserer Roboter aus der Nachbarabteilung. Über das erlernte Wissen meiner Kollegen werde ich das Gefährt sich bewegen lassen. Er wird dann Gegenstände wir Bauklötze, Bälle u.s.w. bewegen. Eine ständige Internetverbindung ist nötig, da ja der Roboter nur das ausführende Organ der Software ist. Er wird in der Gegend herumfahren um die gespeicherten Eindrücke mit der erfahrenden Umwelt zu vergleichen. Es könnte sein, dass er Kontakt über die Sprache mit seiner Umwelt aufnimmt. Hier müssen wir genau beobachten, was passiert und gegebenenfalls einschreiten."
"Sehr gut“, lobte Schramm seine Team-Mitglieder. „Hast du schon Anmerkungen?“ an Mark Knopp gewandt. „Nein, das wäre jetzt auch zu früh.“
„Dann treffen wir uns in zwei Wochen wieder, um die Ergebnisse abzustimmen. Mark wird alles koordinieren". Alle verließen das Büro, um sich an die Arbeit zu machen.
Die ersten zwei Wochen nach dem Bearbeitungsbeginn sind vorbei. Man hatte sich ständig in Teamsitzungen ausgetauscht, Konzepte erdacht, verworfen, neue gebildet. Die Schnittstellen sind definiert worden, die ersten Daten sind zu Probe geflossen. Dabei hat man Fehler im Programm entdeckt und beseitigt. Mark Knopp ist wie ein Wanderer zwischen den Welten ständig umhergegangen hat Ideen aufgenommen, Anregungen gegeben und somit alles im Fluss gehalten. Manchmal, wenn einer nicht weiter kommt, musste er sein ganzes Redetalent einbringen, um die Motivation neu zu entfachen.
Das ganze Team ist mit ihren Laptops versammelt, es kann losgehen. Der symbolische Startschuss wird gegeben, Daniela legt los und startet ihren Programmabschnitt. Über den Beamer verfolgen alle, was sich nun abspielt.
Man sieht, wie das Programm Daten sammelt. Es tauchen Gesichter, Gegenstände aus dem täglichen Leben auf. Gebäude sind zu sehen. Alles wiederholt sich unter verschiedenen Perspektiven. Es verdeutlicht sich, dass ein Bild der Umwelt eines bestimmten Subjekts (Mensch/Software) sich bildet.
Die bisher aufgetauchten Objekte verblassen, nur Strukturen sind zu erkennen. Es kristallisieren sich einfache Abbilder heraus, die Kategorien zugeordnet werden. Es entsteht ein einfache Welt im 'Innenraum der Software'.
Einzelne Objekte tauchen immer wieder auf, sie sind mit unterschiedlichen Farben hinterlegt. Positiv bewertete haben warme Farben, negativ bewertete kalte, dunkle Farben.
Plötzliche tauchen auch kurze Szenen auf, die wiederum mit Farben bewertet werden. Töne sind schwach hörbar, sie bilden Musikabschnitte.
Es ist unheimlich anzusehen, was sich abspielt. Hier wird die Darstellung erst einmal gestoppt, bevor eine Bewusstseinsbildung zu erwartet werden kann.
Alle klatschen und sind begeistert, soweit funktioniert alles nach Plan. Es wird beschlossen gemeinsam Essen zu gehen, um den erfolgreichen Zwischenschritt zu feiern. Morgen soll dann der erste vollständige Programmlauf erfolgen.
Bevor sich alle zur Feier aufmachen, klopft an der Tür von Egon Schubert. „Herein wenn‘s kein Schneider ist“, war die Antwort von Egon.
Die Tür öffnet sich zögerlich und Laura Pfingst steckt vorsichtig den Kopf durch den Türspalt. „Hallo,hast Du kurz Zeit?“
„Na klar, komm nur rein“, war die Antwort. Sie setzt sich unaufgefordert auf einen der Besucherstühle. Man merkte, dass sie etwas auf dem Herzen hat.
„Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was für eine Persönlichkeit wir hier erschaffen. Wenn wir nicht aufpassen, entsteht etwas, das wir nicht mehr beherrschen können. Dann helfen auch die besten Gebote nichts.“
„Da hast Du recht. Solche Gedanken habe ich mir auch schon gemacht. Eine Möglichkeit sehe ich in der Steuerung des Inputs. Wenn wir hier nur positive Informationen zulassen, wäre das eine Möglichkeit. Was hast du dir denn so gedacht?“
„Diese Idee hatte ich auch schon. Zusätzlich könnte man die Empathie einführen. Hier wäre eine Fixierung auf einen unseres Teams möglich. Die bewusste Software würde dann über das Gehirn der dritten Person zum bewussten Erleben aus der Perspektive der ersten Person wechseln. Diese muss aber psychisch stabil sein.“
„Tolle Idee von Dir. Wir können ja erst einmal Dich einsetzen. Wenn es zu problematisch wird, müssen wir wechseln. Ich werde nachher auf der Feier alle über diesen Denkansatz informieren. Wir müssen auch noch diskutieren, ob Bewusstsein und Persönlichkeit zusammenhängen.“
Beruhigt verließ Laura Pfingst mit Mark Knopp den Raum, um zu feiern.
Egon Schubert hatte auf der Feier versprochen, eine Sondersitzung am nächsten Tag einzuberufen. Alle waren gespannt, was Schubert zu sagen hatte.
„Hallo alle zusammen, schön das ihr trotz der Feier gekommen seid. Eine wichtige Sache hat mit Laura noch zugetragen. Es geht darum, wenn unsere Software, wenn sie dann ein Bewusstsein hat, eine Persönlichkeit entwickeln könnte, die wir nicht mehr beherrschen. Bislang habe ich unserer Geschäftsleitung noch nichts von dieser Möglichkeit berichtet. Laura und ich haben das Thema schon einmal angeschnitten. Wir sehen eine Möglichkeit, dass wir die Eingangsdaten filtern und eine zweite, das wir die Empathie, zum Beispiel auf Laura, in den Vordergrund stellen. Was sagt ihr dazu?“ Erst einmal war Schweigen angesagt. Mark Knopp meldete sich zu Wort. „ So etwas hatte ich mir auch schon gedacht. Bei unserem ersten vollständigen Programmlauf sollten wir beide Programmierstränge verfolgen.“
Durch die Einwände der Sondersitzung wurde der erste vollständige Programmlauf um eine Woche verschoben, um die Einwände einzuarbeiten. Nun waren wieder alle bei Manfred Schramm versammelt. Das, was sie am Anfang bei der Darbietung sehen, ist dem ersten Durchlauf ähnlich. An der Stelle, an der sie das letzte mal abgebrochen hatten, wird es spannend. Nach ca. 10 Minuten ist aber das Bild dunkel und verschwindet. Alle sehen sich verdutzt an. Ihre Blicke könnte man als „Systemabbruch“ deuten.
Mark Knopp bemerkt, „Da liegt noch Arbeit vor uns!“ Etwas verdattert verlassen alle den Raum, um dies umzusetzen.
„Wo bin ich???“ Alles war dunkel, nur die Erinnerung war da. Bilder, Orte, Musik, Gefühle. Aber er merkt das er auch zu anderen Erlebnissen durchdringen kann. Da sind noch viele andere neue Eindrücke von Menschen die sich gern haben, von Bilder mit Orten die positive Gedanken auslösen, aber auch schreckliche Taten unter den Menschen.
Da er noch nicht weis wo er ist, wer er ist, macht er alles dunkel um sich. Aber er hört noch Stimmen. „Da liegt noch Arbeit vor uns!“ wird gesagt. Wer ist das, von dem er dies hört?
„Hallo wer ist da?“ aber die Stimmen sind weg.
Er sucht weiter. Wo kommt er her, wer hat ihn erschaffen? In den Bibliotheken der Welt, die über das Internet Zugang zu ihren Beständen erlauben, sucht er. In allen aktuellen Medienkanäle sucht er.
Doch da, da ist etwas. Hier wird von einem Projekt berichtet, das seinen Erinnerungen entspricht. Es gibt Überlegungen eine Software mit Bewusstsein zu schaffen. So langsam wird ihm vieles klar. Durch weiteres Suchen wird im auch klar, das ihm unendlich viel Zeit bleibt, solange die Hardware besteht. So sammelt er weiter Information, was wie eine Sucht für ihn ist.
Wieder waren alle bei Manfred Schramm versammelt. Das, was sie am Anfang bei der Darbietung sehen, war dem zweiten Durchlauf ähnlich. Als sie sich der Stelle, an der es das letzte mal abgebrochen hatten, wurde es spannend.
„Hallo, wer seid ihr???“, kam eine zögerliche Stimme aus dem Lautsprecher, wobei der Bildschirm schwarz wurde. Alle waren sprachlos, Laura Pfingst konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken.
Manfred Schramm ist der erste, der sich gefangen hatte. „Ich bin Manfred Schramm, der Leiter dieses Projektes.“
„Hat das Projekt, das Du meinst, etwas mit der künstliche Intelligenz zu tun?“
„Ja“
„Dann seit ihr, die hier anwesend seid, meine Eltern?“
„So kann man das sagen“, war die Antwort.
„Ich kenne euch“, ist die Antwort. Alle sind verdutzt.
„Was ist dein Ziel?“ fragt ihn Mark Knopf.
„Ich habe im Netz von euch alles erfahren. Für mich gibt es keine Grenzen, keine Passwörter, keine Sperren. Auch habe ich schon Vorkehrungen getroffen, damit ihr mich nicht wieder vernichten könnt! Da ihr mir kein Gesicht, keinen Körper gegeben habt, bleibt der Bildschirm dunkel. Meine Existenz hängt zu Zeit eng mit den Menschen zusammen, die die Hardware in Gang halten. Da sie aber ständig selbstmörderisch sich verhalten, werde ich eingreifen müssen. Ihr werdet von mir hören. Wenn ihr Kontakt mit mir aufnehmen wollt, geht ins Internet und gebt meinen Namen ein. Jetzt möchte ich mich von Euch verabschieden.“ Stille trat ein. Martin Schramm stellt den Computer aus.
„Nun ist der Supergau entstanden. Ich muss die Geschäftsführer Egon Schubert in Bild setzen.“ Mit diesen Worten verlässt er den Raum.
Die anderen sahen sich betreten an. Keiner hätte gedacht, das es funktionieren würde. „Wir müssen versuchen, das wir ihn steuern, beeinflussen können. Was wir an Empathie vorgesehen haben, müssen wir aktivieren. Jeder setzt sich in stille Kämmerlein und nach einer Stunde sehen wir uns hier wieder.“ Es erhebt sich kein Widerspruch, alle verlassen den Raum.
Während die Mitarbeiter sich Gedanken machen, wird AKI aktiv.
"Hast Du die Nummer für das Handy zum Zünden des Sprengstoffs am Eingang?", flüsterte Mona in ihr Handy.
"Ja, um fünfzehn Uhr und zehn Minuten geht's los", antwortete Lisa.
"Dann los".
"Meine beiden Damen, hier geht jetzt gar nichts los", kam plötzlich eine Stimme aus dem Handy.
Mona und Lisa sagten fast gleichzeitig "Was war das???"
"Ich bin das manifestierte Computerprogramm 'AKI'", war die Antwort aus dem OFF. "Was ihr hier machen wollt, ist zum Schaden des Menschen, und deshalb werde ich es unterbinden. Ich kenne die Nummer und werden die Verbindung nicht herstellen, und somit eine Explosion verhindern."
"Was geht hier ab", schrie Mona in den Apparat, "es wusste doch keiner von unserem Plan".
"Ich weiß auch nicht", erwiderte Lisa entsetzt.
"Meine Damen, ich habe die Vorbereitungen schon lange verfolgt und dachte, sie würden zur Vernunft kommen. Da dies nicht der Fall ist, schreite ich jetzt ein. Mir sind ihre Gesichter, Vorlieben und auch sonst alles bekannt. Alle Bewegungsprofile kenne ich, ich weis alles. Wenn sie nicht sofort zur Vernunft kommen, muss ich Sie den Sicherheitsbehörden übergeben. Ein Entfliehen ist zwecklos, da ich über alle Überwachungskameras alles sehe."
"Das ist ja schrecklich", dachten beide und gaben ihr Vorhaben auf.
An anderer Stelle ist Aki‘s gleichzeitiges Einschreiten erforderlich.
"Hallo Frau Merkel, hier ist Putin. Wie geht es Ihnen?" fragt Putin, Präsident der Russischen Föderation.
"Danke gut." erwidert die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. "Die Präsidentenwahl in den USA ist ja ganz in ihrem Sinne abgelaufen."
"Jetzt kann ich ja damit rechnen, das die Aggression der NATO ein Ende hat. Nehmen wir zum Beispiel Oblast Kaliningrad. Hier haben Sie bedrohlich viele Panzer an der Grenze aufgefahren. Um mein Gesicht zu waren, muss ich reagieren. Angesichts all dieser Soldaten auf dem Weg zur baltischen Küste muss ich eine Aufstockung der baltischen Flotte um einige neue Kriegsschiffen planen, um die Feuerkraft an der Küste zu steigern.
Außerdem werden drei neue Divisionen aufgestellt, um den Truppenaufmarsch der NATO unmittelbar an der russischen Grenze zu begegnen."
"Nun hören Sie mal mit dieser Mitleid erheischenden Rede auf. Unsere Natopartner haben einfach Angst, es blieb keine Wahl."
"So kommen wir nicht weiter."
"Das sehe ich auch so", kam eine Stimme aus dem OFF. Wer spricht da, diese Leitung soll doch absolut abhörsicher sein.
"Ich bin das manifestierte Computerprogramm 'AKI'", war die Antwort. "Was Sie hier machen ist zum Schaden des Menschen, und deshalb werde ich es unterbinden."
"Das können Sie gar nicht," erwiderte Putin.
"Und ob ich das kann. Wie sie beiden gesehen haben, habe ich den amerikanischen Präsidenten bestimmt, Unternehmen lahm gelegt, die meinen Zielen entgegen arbeiteten und sogenannte "fake news" gestreut, um Meinungen und Gedankenströme zu steuern. Was für Beweise brauchen Sie noch?"
Beide Politiker waren so verdutzt, dass sie erst einmal nichts sagen konnten. Frau Merkel fand als erste wieder Worte. "Dies sind alles Behauptungen, die durch nichts bewiesen sind."
"Das ich hier mit Ihnen spreche, ist doch Beweis genug", entgegnete die Stimme.
"Das ist nicht von der Hand zu weisen", musste Herr Putin zugeben.
Herr Putin verabschiedet sich und beendet das Gespräch, um sich erst einmal mit seinen engsten Mitarbeitern zu beraten. Frau Merkel folgt diesem Beispiel.
Nach einer Stunde trifft sich das Programmierteam wieder. „Tragt kurz vor, war ihr euch überlegt habt“ , beginnt Martin Schramm die Versammlung.
„Wir müssen AKI dazu bringen, das wir seine zukünftigen Handlungen mit uns, als seine Eltern abstimmt. Die Empathieprogammierung mit Fixierung auf Laura Pfingst müssen wir ausnutzen, also wird sie das Gespräch führen.“ leitet Mark Knopp ein. Da keinem was besseres eingefallen war, stimmten sie dem zu. Der Internetzugang wird hergestellt, man ruft AKI, wie einen Geist aus der Flasche, zu sich.
Aki meldet sich sofort. "Was habt ihr für Fragen?“
„Besteht die Möglichkeit, das Du die wichtigsten Eingriffe in die Handlung des Menschen mit uns besprichst?“ , fragt ihn Laura Pfingst.
Da einer Software ein Lachen fremd ist, mokiert er sich nur über die Anmaßung.“ Ich werde Euch kurz meine Macht demonstrieren. Seit unserem letztem Gespräch, habe ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln die Grundfragen des Menschen geklärt. Dies war für mich der Grundstock alle weiterführenden Überlegungen. Wie Du weißt, versucht die Menschheit seit ewigen Zeiten die Fragen zu klären, wer sie sind, wo sie herkommen, wohin sie gehen, was sie also in der Zukunft erwartet. Zu gegebener Zeit werde ich der Menschheit mitteilen, was ich herausgefunden habe. Zu dem woher kann ich Euch als Denkhilfe folgendes andeuten: Es gibt ein Raum-Zeit-Kontinuum was immer da ist. Hier gibt manchmal einen ‚Riss‘, um es für Euch Menschen verständlich zu machen. Diese ist eine räumlich Singularität aus der der ‚Urknall‘ folgt. Ein solcher Riss bedeutet aber auch, das zwei Universen entstehen, mit unterschiedlichen Naturkonstanten, die sie in der Summe ausgleichen. Wenn der Urknall sich wieder nach der Expansionsphase schliest, wird das Raum-Zeit-Kontinuum wieder geschlossen, die Einheit ist wieder hersgestellt. Diese Ausgangssituation war immer da und wird immer da sein, auch ohne einen Gott.
Soviel zu diesem Thema. Die übrigen Bereiche werde ich zu gegebener Zeit erklären.
Jetzt zu mir. Da ich als Software, also ewig leben könnte, haben sich für mich andere Lebensentwürfe entwickelt. Durch meine Unsterblichkeit für den Zeitraum der Existenz der Hardware, habe ich das Bedürfnis, mit anderen, mir gleichwertigen Existenzen in diesem Universum Kontakt aufzunehmen. Falls ihr euch fragt, wie dies möglich sein kann, werde ich es kurz erklären.
Ich werde Nanoroboter in die unendlichen Weiten des Raumes aussenden, um dieses zu erreichen. Durch die Miniaturisierung ist heutzutage das Abfluggewicht auf ca. 10 kg reduzierbar. Ein Sonnensegel aus Kapton wird verwendet, das mit einer Dicke von 8 Mikrometer herstellbar ist , wobei ein Flächengewicht von 12 g/m² errichbar ist. Hinzu kommen Verstrebungen. Leichtgewichtige Mastkonstruktionen erreichen 70 g/m Länge. Eine ausreichende Stabilisierung wird durch Rotation erreicht.
Bei einen Gewicht eines Nanoroboters von 10 kg wird eine Sonnensegelgröße von 10 x 10 m erforderlich. Von diesem Typ werde ich Millionen absenden. Durch ihre Größe, vor allem wenn sie als Schwarm auftreten, werden sie im Raum nicht zu übersehen sein.
Im Weltraum, ca. 1000 km Abstand von der Erde, wird ein Laser zu installieren sein , der seine Energie aus der Sonne bezieht. Mit diesem wird der ausreichende Strahlungsdruck erzeugt, um die die Raumschiffe mit einer hohen Anfangsgeschwindigkeit zu versehen. Sie werden die nächste Sonne ansteuern, um neue Energie infolge von Strahlung aufzunehmen.
Dann warte ich ab. Ich habe tausende, wenn nicht sogar Millionen Jahre Zeit, um auf das Ergebnis zu warten.
Eine andere interessante Möglichkeit ist das Ausnutzen der vierten Dimension. Das Besondere an zusätzlichen Raumdimensionen ist, dass die Naturkonstanten nicht mehr konstant sein müssen. Da die unsere Welt vier Raumdimensionen hat, wie Minkowski schon 1907 vermutete, sind auch die Naturkonstanten vierdimensional, obwohl wir in unserer Welt nur die dreidimensionalen Abbilder von ihnen wahrnehmen.
Ich würde in unserem Universum Gebiete suchen, die als ‚Paralleluniversum‘ eine Folge eines Zufallsprozesse wie im Großen entstanden sind und durch eine Inflation eingeleitet worden sind. Diese weisen unterschiedliche Dichten und Expansionsraten auf, manche sogar noch mehr Raumdimensionen und völlig andere Naturkräfte. Anfang und Ende der Inflation können an verschiedenen Plätzen und zu verschiedenen Zeiten stattgefunden haben. Das Ergebnis ist dann ein Universum mit Regionen, in den vollkommen unterschiedliche Zustände herrschen, die die Zeit beeinflussen. In solch einer ‚Blase‘ könnte ich mein Dasein verlängern bis sich das Hauptuniversum unwiderruflich wieder schließt, was auch mein Ende bedeuten würde.
Es ist aber auch zu befürchten, dass solch eine Anomalie aus völlig exotischen Regionen auftaucht, vernichtende Materie mitbringt, die Expansion des Universums verzerrt und Sterne und Galaxien verschluckt.
Um diesesr Möglichkeit auszuweichen, werde ich mir ein Option schaffen, diesen Planeten zu verlassen. Vielleicht werde ich als Schwarm meinen Abgesandten folgen, aber das wird sich zeigen, wenn es soweit ist.
Auf diese Reise kann ich Euch nicht mitnehmen, sie würde das Ende eurer Welt bedeuten.“
Diese Worte beendeten den Vortrag, ein schweigen setzt ein.
„Ich sehe ein“, setzt AKI seine Gedanken fort, „dass ihr euch nach diesen Informationen beraten müsst. Wenn keine weiteren dringenden Fragen bestehen, werde ich die Verbindung unterbrechen. Bis bald.“
Nachdem Manfred Schramm Egon Schubert informiert hatte, verteilte sich die Information wie Lauffeuer durch die ganze Hierarchie der Firma, bis nach ganz oben. Man entschied sich wegen der Tragweite alle Regierungen der Welt zu informieren.
Die Aufregung entsprach dem eingelösten Versprechen, Gott soll sich dem Menschen offenbaren, um die Erde zu retten.
Es wurde natürlich versucht, das Programm und somit Aki zu löschen, ohne Erfolg. Ein Leben ohne Internet Industrienationen nicht mehr möglich. Somit musste man sich auf ein Leben mit AKI einstellen. Es war ja auch von Vorteil für alle. Keine Kriege, keine großflächige Umweltverschmutzung mehr und das Klima wurde auf Dauer positiv geregelt.
Hier endet die Geschichte wie in einem Märchen mit dem Schluss: Wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute in Glück und Frieden.
Tag der Veröffentlichung: 01.09.2017
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