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Welt in Panik

 

Die Abendsonne spiegelt sich im Meer, sanfte Wellen schlagen ans Ufer, beständig seit ewigen Zeiten, der Kies, von den Wellen ins Meer zurückgeholt, knirscht, verursacht rollende Geräusche, es ist heiß und das Meer lockt…so nah, kaum 50 m von mir und doch so fern wie auf einem anderen Planeten.

Denn ich darf nicht, darf nicht meinen Körper ins kühle Nass tauchen, darf nicht mit nackten Füßen über den Sand laufen.

Ein kleiner, nur mit dem Mikroskop sichtbarer Virus hat alles verändert, hat die ganze Welt in Panik versetzt. Egal wo, ob im fernen China, in Europa oder im ebenfalls fernen Amerika, alle Menschen haben Angst, Angst vor der Krankheit, vor dem Tod, lassen sich freiwillig einsperren, jammern darüber, aber befolgen doch die strengen Auflagen. Laufen mit Masken herum, halten Abstand, als ob der nächste Aussatz hätte.

Man sitzt zu Hause und bemerkt erst jetzt, wie gut es uns bisher gegangen ist. Wir sind eine Generation des Überflusses, hatten uns nie Gedanken darüber gemacht, wo oder wie wir etwas herbekommen, denn es war immer alles da. Dann die ersten Warnungen und die Menschen stürmten die Märkte, kauften, was sie in die Finger bekamen, je nach Land immer etwas anderes.

Das deutsche Wort „Saubermann“ bekommt nun wohl eine neue Bedeutung?!

Und nun sitzen wir brav zu Hause und nun beginnt doch leise das Jammern, keine Sportveranstaltungen mehr im Fernsehen, alle Lokale zu, ja sogar der Friseur hat zu, wo jetzt die Maniküre, Pediküre, die neueste Frisur, die neue Frühjahrsmode herbekommen?

Die Wirtschaft liegt ebenso am Boden wie die Kranken in ihren Intensivbetten und nicht mal die Wirtschaftswissenschaftler, die sonst ja scheinbar immer alles zu wissen scheinen, können sagen, wie es weiter gehen wird, nur eines ist gewiss, viele werden auf der Strecke bleiben, werden auf staatliche Unterstützung angewiesen sein. Doch auch der Staat hat nicht unendlich Geld und so wird er es auf die eine oder andere Art in Form von Steuern wieder von uns zurückholen.

Ich gehöre nun zwar zu der angeblichen Risikogruppe der Alten, aber umgekehrt brauche ich mir um mein Einkommen keine Sorgen zu machen, die Rente kommt ebenso regelmäßig, wie die Ebbe und die Flut, zumindest jetzt noch.

Wenn ich aber den Europäern so zuhöre, mögen es nun Österreicher, Deutsche oder was auch immer sein, kann ich nur müde lächeln. Seid froh, dass ihr überhaupt noch raus dürft! Dass ihr noch spazieren gehen könnt!

Da ich auf der wundervollen Insel Teneriffa sitze und die nun mal zu Spanien gehört, unterliegen die Kanaren den gleichen strengen Vorschriften wie auf dem Festland. Wir dürfen nur aus dem Haus, um Lebensmittel einzukaufen, zur Apotheke gehen oder wer einen Hund hat, darf Gassi gehen, sonst ist kein Spazierengehen erlaubt, zum frische Luft schnappen bleibt nur die Terrasse, so man eine hat. Das ist durchaus verständlich, wenn man sich die erschreckenden Zahlen auf dem Festland Spaniens ansieht, doch hier auf den Kanaren ist es doch etwas anders. Es gibt Kranke und auch hier sterben Menschen an den Folgen des Virus, aber in viel geringerem Ausmaß.

Noch dazu lebe ich in einem Ort, wo schon zu normalen Zeiten kaum Menschen unterwegs sind, aber nun ist es hier wirklich menschenleer und totenstill. Auch auf unseren Wanderungen waren uns früher fast nie Menschen begegnet, da die Touristen sich ja nur auf den Hot Spots aufgehalten haben, aber die Touristen sind jetzt auch weg, wurden eher massiv als höflich dazu aufgefordert, die Insel zu verlassen. Die Hotels sind alle geschlossen und dass das eine große Arbeitslosigkeit zur Folge hat, kann sich jeder denken.

Aber ich bin trotzdem noch immer gerne auf der Insel, nehme die Ausgangssperre eben hin, versuche, das Beste daraus zu machen, lesen und vor allem schreiben, oder auch nur auf der Terrasse sitzen und den Meereswellen zusehen und mit ein bisschen Glück sehe ich auch Delphine und Wale, die nun ungestört von Schiffen und Surfern ihr Bahn ziehen.

Ich hoffe ebenso wie alle, dass es sich wieder normalisieren wird und die Vernunft langsam die Angst besiegt und so schaue ich doch hoffnungsvoll in die Zukunft.

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Texte: Margo Wolf
Cover: Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 05.04.2020

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