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Willkommen, kleine Emilia!

 

Es war eigentlich ein trauriger Tag im Herbst des Jahres 2013, unser Hund war nach 12 wundervollen gemeinsamen Jahren gestorben und die ganze Familie war in trüber Stimmung, als unser Sohn mit der Neuigkeit „Wir bekommen ein Baby!“ herausplatzte.

 

Ein Leben war vergangen, ein neues auf dem Weg zu uns!

 

Nach mehrjährigen Zusammenleben waren mein Sohn und seine Frau erst ein Monat verheiratet und schon mussten sie sich darauf vorbereiten, nicht nur ein Ehepaar zu sein, sondern auch bald Eltern zu werden.

Die ersten Ultraschallbilder wurden bald darauf stolz herumgereicht, obwohl nicht mehr als ein verschwommener Punkt zu sehen war. Und rundherum in der Familie und bei Freunden lief die Babymaschinerie an, es gab bergeweise gute Ratschläge, aber ebenso wurden ganze Kartons mit Babysachen gebracht, oft fast neue Sachen, denn ein Baby wächst ja schnell, dass all die süßen Sachen oft gar nicht zur Anwendung kommen können.

Unsere Schwiegertochter Maria hielt sich brav an alle Ratschläge und tat alles, damit es dem Baby gut ging.

 

Dann der Schock!

 

Bei einer Ultraschalluntersuchung wurde festgestellt, dass der Fötus eine vergrößerte Niere hatte und die Ärzte deuteten an, dass das Baby möglicherweise gleich nach der Geburt operiert werden müsste.

Die werdenden Eltern gerieten in Panik. Unser Sohn Markus, dem Aussehen nach, ein fast zwei Meter großer Bär, in seinem Inneren ein sehr empfindsame Seele, kam vor Sorgen fast um und bei unserer Schwiegertochter spielte der Körper verrückt, der Blutdruck stieg und stieg, andere Werte waren plötzlich auch nicht mehr in Ordnung, alles war aus dem Gleichgewicht, von ihrem seelischen Zustand ganz zu schweigen. Das Internet wurde von uns allen stundenlang durchforstet, aber von: „Das ist ganz harmlos, bis zum oje, ganz schlimm“, gab es alles an Kommentaren.

 

Wir, die angehenden Großeltern, versuchten alles, um die beiden zu beruhigen, damit sie nicht ganz verzweifelten. Jede weitere Untersuchung sagte etwas anderes, einmal, alles in Ordnung, das nächste Mal, tja, da werden wir wohl operieren müssen…

Um den Gesundheitszustand des Babys zu kontrollieren und wegen Verdachts einer möglichen Schwangerschaftsvergiftung musste Maria nun alle paar Tage zur Kontrolle ins Krankenhaus.

Da ich sie nicht allein und auch nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren lassen wollte, fuhr ich sie regelmäßig zu den Untersuchungen, versuchte, ihr soviel Beistand zu geben, wie ich konnte.

Zu allem Unglück bekam sie gegen Ende der Schwangerschaft auch noch Ödeme am ganzen Körper, bald passten ihr keine Schuhe mehr, konnte die Finger nur mehr mit Schmerzen bewegen, alles wurde zur Qual. Ich machte die Ärzte darauf aufmerksam, aber sie beachteten es gar nicht und winkten nur ab.

Das war für mich unverständlich, denn bei meiner eigenen Schwangerschaft Jahrzehnte zuvor, wurde ich bei den ersten Anzeichen von Wassereinlagerungen ins Krankenhaus eingewiesen und bekam dort eine spezielle Diät verordnet, eine Apfeldiät. Ich musste so viel Äpfel wie möglich essen, durfte aber sonst nur Wasser trinken. Und wirklich, nach wenigen Tagen war alles wieder normal und ich hatte den Rest meiner Schwangerschaft keine Probleme mehr.

 

Da nun die Ärzte keinerlei Anstalten machten, meiner Schwiegertochter zu helfen und etwas gegen die Ödeme zu unternehmen, riet ich ihr ebenfalls zur Apfeldiät. Leider mag sie aber Äpfel nicht sehr und konnte diese Diät nicht ganz durchhalten, aber etwas half es doch.

Und dann warteten wir jeden Tag…

 

Ein paar Tage vor dem eigentlichen Geburtstermin, am 4. Juni, rief uns unser Sohn vormittags an und bat uns, ihn in seinem Geschäft zu vertreten, denn bei Maria hatten die Wehen eingesetzt. Den ganzen Tag fieberten wir der erlösenden Nachricht entgegen, aber nichts geschah…

Dann auf dem Heimweg um ca. 19.00 endlich ein Anruf:

„Emilia-Sophie ist da!“

Gleich darauf folgte ein SMS mit dem Bild eines zerknautschten Babygesichtchens.

„Und? Alles in Ordnung?“ war unsere dringendste Frage.

„Weiß nicht“, war die abgelenkte Antwort des frischgebackenen Vaters und weg war er.

Damit blieben wir für Stunden im Ungewissen, erst mitten in der Nacht meldete sich Markus wieder.

„Alles in Ordnung, keine Spur von einer vergrößerten Niere, Emilia-Sophie ist kerngesund“, war die erlösende Nachricht.

Ich glaube, es wird jeder verstehen, dass ich in diesem Augenblick einen ziemlichen Groll gegen die Ärzte hatte. Sechs Monate Ungewissheit, Sorgen, was mit dem Kind sein wird, dadurch eine ziemlich schwierige Schwangerschaft und alles für nichts!

 

Wir plauderten mit unserem Sohn noch fast die ganze Nacht, denn er war verständlicherweise total aufgedreht und von Müdigkeit keine Rede.

Ich weiß nicht mehr wie oft, aber bestimmt mehr als dreimal schilderte er den Ablauf der Geburt, konnte von dem Wunder, dass er gerade erlebt hatte, gar nicht oft genug erzählen.

 

Als wir am nächsten Mittag zum Krankenhaus unterwegs waren, riefen wir unseren Sohn an, um zu erfahren, in welchem Zimmer Maria lag. Zu unserem Erstaunen sagte er uns, dass sie samt Baby bereits zu Hause sei. Da mit beiden alles in Ordnung war, hatten die Ärzte der Entlassung zugestimmt. Ich hielt das zwar für keine so gute Idee, denn es konnten im Nachhinein immer noch Probleme auftauchen, wollte aber der allgemeinen Freude keinen Dämpfer versetzen.

 

Kurze Zeit später hielten wir frischgebackene Großeltern unsere Enkeltochter im Arm. Auch wenn im Sekundentakt Kinder auf die Welt kommen, ist es doch für die betroffene Familie immer ein persönliches Wunder. Und dass Emilia-Sophie natürlich das schönste Baby weit und breit war, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen!

Den ganzen Tag und Abend verbrachten wir voller Freude mit dem Familienzuwachs, auch die Schwestern meiner Schwiegertochter kamen und konnten von ihrer Nichte nicht genug bekommen.

 

Am nächsten frühen Morgen rief uns unser Sohn an und bat uns zu kommen. Maria war es in der Nacht mit ihrem Blutdruck so schlecht gegangen, dass er sie wieder ins Krankenhaus brachte. Das Baby wäre auch im Spital mit aufgenommen worden, aber das wollten sie beide nicht. Ich fuhr sofort zu ihm und fand ihn mit Emilia auf dem Arm etwas verloren in seinem Geschäft vor, das im Erdgeschoß seines Einfamilienhauses ist.

So stand ich nach 30 Jahren wieder mit einem Neugeborenen da, musste mich wieder mit der Technik der Höschenwindeln, Fläschchen machen und Sonstigem vertraut machen. Ich bot meinen Sohn an, ganz zu ihm zu ziehen, aber das lehnte er ab, er wollte sich nachts und in der Freizeit selbst um seine Tochter kümmern.

 

Bei meiner Schwiegertochter wurde eine Schwangerschaftsvergiftung festgestellt, aber da das Krankenhaus keine fünf Minuten von ihrem Haus entfernt ist, durfte sie am nächsten Tag wieder nach Hause, musste allerdings jeden Tag ambulant dort erscheinen. Ich entlastete sie so gut es ging und auch eine ihrer Schwestern half fest mit, so dass wir bald ein gutes Dreierteam waren und Maria auch die nötige Ruhe hatte, sich zu erholen.

Nach einigen noch etwas bangen Wochen war alles überstanden und endlich konnten sich die jungen Eltern ohne Sorgen über ihren Nachwuchs freuen.

 

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Inzwischen sind vier Jahre vergangen und Emilia, von uns Emily, von ihrem Papa Lilly gerufen, hat sich zu einem aufgeweckten, wissbegierigen kleinen, nein, großen Mädchen entwickelt, das ihre Eltern und Großeltern fest im Griff hat.

Und der 4 Juni wird jedes Jahr von allen mit großer Begeisterung und viel zu vielen Geschenken gefeiert.

 

Danke, Emilia, dass es dich gibt!

 

Impressum

Texte: Margo Wolf
Bildmaterialien: Pixabay
Cover: Pixabay
Tag der Veröffentlichung: 08.06.2018

Alle Rechte vorbehalten

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