Vorwort
Ich will Sie, werter Leser und auch werte Leserin nicht länger aufhalten, da Sie ja doch auf die Geschichte gespannt sind und wahrscheinlich begierig sind, zu erfahren, was denn auf Sie zukommen wird. Schlimmstenfalls haben Sie das alles schon gelesen und ich freue mich das Sie sich die Mühe machen noch einmal zu lachen oder ernst die Falten im Gesicht zu verstärken... Statt dieses Vorwort bis zu ihrem Ende zu lesen, können Sie auch zur Geschichte springen! Ich muss Sie jedoch gleich enttäuschen, denn sie ist kurz. Es sind 6% des ganzen Textes. Eine Symphonie besteht ja auch aus mehreren Teilen, die zu einem großen Musikstück zusammengefügt sind.
Also: Wie Sie aus dem Inhaltsverzeichnis entnehmen konnten (falls nicht zur Kenntnis genommen, bitte nachholen!) soll die Geschichte „Der laute Wald" hier mehrfach erzählt werden. Das ist schon mal schlecht für mich als Autor. Ich verrate hier nur soviel, als das ich die Geschichte spontan als kleine Gute–Nacht– Geschichte 1996 erzählt habe. Die beiden Kinder ( 2 und 4 Jahre alt) waren so begeistert, das sie diese gleich ein zweites Mal hören wollten.
Das war zwar schmeichelhaft und für mich ergab sich eine gute Gelegenheit mir die Geschichte besser zu merken, denn ich schrieb sie erst einige Wochen später auf. Die weiteren Versionen kamen dann erst Jahre später hinzu, denn inzwischen anderen Kindern erzählt, wollten auch diese mehr erfahren. Kindern ist es also zu verdanken, dass die Geschichte immer mehr Inhalt bekam. Ich selbst wollte mich mal darüber lustig machen. Es muss nicht immer alles bitter ernst genommen werden und es machte Spaß der Geschichte etwas hinzuzufügen. Es entstand eine weitere Version, die die gleiche Handlung hat, jedoch einen ganz anderen Charakter besitzt, denn ich wollte sie nicht mehr verändern. Nur soviel sei hier verraten, das die weiteren Versionen aufbauen, Unsinn hinzufügen und die Geschichte erst im dritten Anlauf an seinem Schluss ganz aufgeklärt wird. Man könnte es auch als eine Art Steigerung ansehen.
Für Kinder reicht zur Unterhaltung die erste Version, die Mann oder Frau am besten abends vorliest. Für die zweite Versionen braucht man dann ein wenig mehr Bildung. Die dritte Version ist zum großen Teil für Kinder geeignet; zumindest kann man sie lustig genug weitererzählen, wenn man die schwierigen Stellen weglässt. Sie ist natürlich auch geeignet die Geschichte ein weiteres Mal zu Gehör zu bringen...
Für den, der nach dem Lesen der zwei Wiederholungen immer noch nicht genug von dieser Geschichte hat, ist eine Zugabe zum Stöbern da.
Der laute Wald
Es war einmal ein Wald. Er war recht groß und man hätte sehr schön in ihm spazieren gehen können, wenn es da nicht so laut gewesen wäre.
Ein lauter Wald? Das ist ungewöhnlich. Alle Tiere des Waldes machten einen solchen Lärm, dass man seine eigenen Worte gar nicht mehr hören konnte. Der Bär stampfte, das es nur so krachte. Die Raben krächzten, die Eulen schrien, ja jeder Vogel zwitscherte aus Leibeskräften und die Spechte hackten immer wieder an den Bäumen. Die Ameisen gingen im Gleichschritt um lauter zu sein. Die Mäuse raschelten ständig mit dem Blätterlaub am Boden. Die Hirsche röhrten, die Wildschweine grunzten, und wälzten Steine einen felsigen Abhang hinunter, das es nur so polterte.
Auch nachts etwa gab es keine Ruhe: die Mäuse erzählten sich Witze, der Uhu dichtete, die Wölfe heulten und die Fledermäuse flogen lautstark über die Baumwipfel.
Also, niemand wollte dort mehr spazieren gehen. In der Nähe des Waldes gab es ein Dorf. Von dort aus führte ein Weg geradewegs in den Wald.
Die Dorfbewohner hatten schon ein Schild am Waldessrand aufgestellt.
Darauf stand mit großen Buchstaben zu lesen:
Lange schon überlegten sich die Leute aus dem Dorf, wie man den Wald wieder leise machen könnte. Schließlich wollte man denjenigen belohnen, der es fertigbrächte den lauten Wald zu einem ruhigen, normalen Wald zu machen. Es versuchten einige Fremde, doch sie kamen sich die Ohren zuhaltend sehr schnell wieder aus dem Wald heraus. Einer konnte sogar erst am nächsten Tag wieder etwas hören.
Eines Tages aber kam ein sonderbarer, alter Mann mit einem langen, spitzen Hut auf dem Kopf. Als er von dem lauten Wald hörte, machte er sich morgens auf dem Weg. Es war ein heißer Tag. Er näherte sich dem Waldrand und schon von weitem war der Krach zu hören. Der Mann störte sich gar nicht daran. Er war noch nicht weit in den Wald hineingegangen, da hatten ihn einige Vögel bereits entdeckt.
Schnell verbreitete sich die Ankunft des Fremden im ganzen Wald. Der alte Mann konnte nicht sehr schnell gehen. Nach einiger Zeit gelangte er zu einer freien Stelle. In der Mitte war ein alter Baum abgebrochen.
Er setze sich auf den Baumstumpf, um sich auszuruhen.
Es dauerte nicht lange, da wurde es im Wald ringsum noch lauter als zuvor. Kein Tier war zu sehen, aber hinter den Bäumen waren sie versteckt.
Es krachte.
Es polterte.
Es röhrte und
hackte in einem fort.
Es war nicht zum Aushalten. Die Tiere strengten sich mächtig an, um den Fremden zu vertreiben. Selbst alle Kinder des Dorfes zusammen hätten von ihnen noch etwas lernen können; doch der alte Mann sprach kein Wort.
Das ging jetzt eine ganze Weile so. Der Bär stampfte um die Lichtung herum und ließ jeden Ast knacken. Alle Eichhörnchen des Waldes knackten Eicheln und ließen die Schalen fallen, nein warfen sie auf felsigen Boden, damit es lauter war. Die Vögel kreischten durcheinander. Bei einem Vogel hätte man sich schon die Ohren zugehalten; doch der alte Mann blieb ruhig sitzen.
Es wurde Mittag und es wurde Nachmittag. Allmählich ging den Tieren die Puste aus. Der Bär torkelte müde und fiel bald um. Die Eichhörnchen wurden satt und fanden bald keine Eicheln mehr. Die Vögel wurden heiser. Es wurde immer leiser und leiser.
Wind kam auf und es wurde allmählich ganz still. Nun konnte man den Wind durch die Bäume rauschen hören. Am Himmel bildeten sich Wolken; die Luft kühlte ab. Plötzlich war ein Blitz am Himmel zu sehen und gleich darauf donnerte es gewaltig. Und als die Tiere alle zur gleichen Zeit atmeten, begann es zu regnen, nur ganz wenige Tropfen. Es war so still im Wald, dass man jeden Tropfen einzeln hören konnte. Gerade war ein Tröpfchen mit einem leisen „Ping" auf dem höchsten Blatt eines Baumes gelandet. Es rollte zur Blattspitze hinunter und fiel mit einem leisen „Ping" auf das nächste Blatt.
Das hatten die Tiere noch nicht gehört. Sie fragten sich heiser, was das denn für ein feines Geräusch sei. Sie hatten noch nicht zu Ende besprochen, als wieder ein Tropfen zu hören war. Es fielen immer mehr. Da staunten alle. Keiner wagte es dieses neue Geräusch zu stören.
Schließlich regnete es in Strömen. Dem alten Mann war es nur recht. Es war nicht mehr so heiß und er hatte gegen den Regen schließlich einen Hut auf dem Kopf.
Regen kannten die Tiere. Früher hatten sie in den Donner eines Gewitters immer mit eingestimmt. Das war jedes mal ein Spektakel gewesen. Aber jetzt lauschten sie andächtig den neuen Wettergeräuschen.
Nach kurzer Zeit hörte der Regen auf. Für den heißen Tag eigentlich zu wenig. Es war noch immer still. Langsam merkten die Tiere, dass leise sein doch sehr interessant sein kann. Wenn man selbst laut ist, kann man andere Geräusche nicht mehr hören!
Der alte Mann stand auf, sagte in diese Stille hinein noch immer kein Wort und machte sich auf den Wald wieder zu verlassen. Er war jetzt ausgeruht. Außerdem war es angenehm kühl zum Laufen.
Die Tiere des Waldes hatten sich verändert. Erst ein paar Tage später spazierten an einem Sonntag einige Leute aus dem Dorf im Wald. Sie waren von der Ruhe im Wald sehr beeindruckt. Sie konnten das Knacken der Äste unter ihren Füssen hören. Der seltsame, alte Mann bekam seine Belohnung: ein paar Goldstücke.
Es vergingen noch einige Wochen und man konnte sogar zu regelmäßigen Zeiten Konzerte mit den verschiedenen Tieren hören. Danach war es dann wieder ruhig. Nachts wurde es wieder ganz still, damit alle Tiere von der Anstrengung der Konzerte schlafen konnten.
Dieser Wald wurde später für seine außerordentliche Stille, die nur von Konzerten unterbrochen wurde, berühmt als der leise Wald.
Intermezzo
So, liebe Kinder, jetzt geht schön brav schlafen. Ihr habt eine Geschichte gehört und könnt davon träumen, gel. Gute-Nacht-Küsschen....
Für die Erwachsenen, die jetzt noch nicht schlafen gehen, gibt es jetzt noch eine weitere, an manchen Stellen nicht ganz ernst zunehmende Version, die schwieriger zu verstehen ist. Da man ja bekanntlich nie auslernt, lernen sie natürlich auch was dabei:
Zeit für 2 Umläufe des Pluto um die Sonne.
Das Wort Aha Iuj,
was ein Spaziergeber ist,
eine Menge mehr über die handelnden Geschöpfe,
und auch anderes Zeugs...
Aber man sollte etwas wissen was :
eine Ode ist,
das Wort dorschenanner bedeutet,
Kommunalobligationen kennen und
was „Ausserdörfliche" sind.
Anschließend erkläre ich noch ein paar weniger verbreitete Begriffe. doch nun hinein ins Vergnügen. Augen auf und richtig hinsetzen, denn Sie lesen jetzt ein weiteres Stündchen.
Der laute Wald (einmal albern)
Ein ortsansässiger Dorftrottel hatte schon viele Winter erlebt. Erst kürzlich war er zum ersten Bezirksvorsitzenden des Verbandes der Dorftrottel der umliegenden 20 Dörfer gewählt worden. Das brachte ihm den Titel eines Trottulosus Kaffus ein.
In der Nähe seines Heimatdorfes gab es einen Wald. Dieser war recht groß und man hätte sehr schön in ihm lustwandeln können, wenn es da nicht so laut gewesen wäre.
Ein lauter Wald? Das ist doch absolut unmöglich. Alle Tiere des Waldes machten einen solch dreckigen Lärm, dass man seine eigenen Mundpub (Rülpser) nicht mehr hören konnte. Der Bär stampfte, das es nur so krachte. Die Raben krächzten, die Eulen schrien, ja jeder Vogel zwitscherte, tirilierte, pfiff und flötete aus Leibeskräften und die Spechte hackten unentwegt an den Bäumen. Die Ameisen gingen im Gleichschritt um lauter zu sein. Üben mussten sie ja vorher. Die Mäuse raschelten ständig mit dem Blätterlaub am Boden. Die Hirsche röhrten wild dorschenanner. Die Wildschweine grölten und grunzten und wälzten Steine einen felsigen Abhang hinunter, das es nur so polterte.
Auch nachts gab es keine Ruhe. Die Mäuse erzählten sich Witze. Die schmuddeligen will ich hier erst gar nicht erzählen.
Der Uhu dichtete, zum Beispiel: `Ode an den Pup, der mir eines nachts entwich, als ich eine Witze erzählende Maus im Sturzflug zu fangen hatte, da mich der Hunger plagte'.
Das klang dann so:
Dunkel war's, der Mond schien helle,
in der Ferne Hundebellen.
Das stört mich nicht,
Hauptsache Himmelslicht.
Ich hatte eine Not,
da mir droht' der Hungertod.
Ich mußte fressen,
wo gibt's was zu essen?
Den Kopf drehte ich zur Umsicht...
leise und mit Vorsicht.
Da entdeckte ich
ein Mäuslein, armer Wicht.
Die Flügel ausgebreitet flog ich los,
verließ den Ast ganz lautlos.
Ein Pup mich plagt, oh weh
und ich bin unterwegs, oh jemine.
Auf meiner Sturzflugreise
dacht' ich ganz leise:
„Verlass mich schnell!“
Leider tat er's grell.
Oh du schöner Wohlgeruch,
der mir aus dem Hintern kroch.
Erfreut es der Eule Herz,
wenn dadurch nachlässt dann der Schmerz...
Die Maus denkt ganz erschreckt:
„Was war denn das für 'n Dreck?“
Doch ehe sie es hat begriffen,
war sie auch schon ergriffen.
Beim Anflug auf den Ast,
auf dem ich machte Rast,
ging ich in die Eisen,
um die Maus dort zu verspeisen.
Ein letzter Duft dem Mäuslein entwich.
Ihr letzter Pup zum rettend' Nachtgericht.
Das ist nur so eine Kostprobe der Künste der Eule. Ganze Bücher wären voll, hätte man sie alle aufgeschrieben.
Die Wölfe heulten. Das hatte in etwa den Klang, der zu vernehmen ist, wenn an schwülen Tagen von mehreren Kindern nur eines ein Eis bekommt, die anderen aber nur warmes Wasser.
Die Fledermäuse flogen so lautstark über die Baumwipfel, dass nicht nur Espenlaub zitterte, sondern dabei auch noch so manches gegrabenes Erdloch wieder in sich zusammenstürzte.
Kurzum, niemand, auch die lauteste, örtlich zugelassene Rockband aus Groß-Rumpel-Stadt, wollte sich dort mehr aufhalten. Den Bandmitgliedern zufolge, störe der Krach den Rhythmus der übenden „Musiker“.
Etwas abseits vom Wald, eine „Ente 2CV6" hätte die Strecke aus dem Stand heraus in 28607 Millisekunden zurückgelegt, gab es ein Dorf. Von dort aus führte ein Weg geradewegs in den Wald. Und wieder einmal wetterte der ortsansässige Dorftrottel über die schlechte Beschilderung entlang dieses direkten, kurvenlosen Weges zum Wald hin. „Man könnte sich ja im Nebel verirren und wüsste dann nicht mehr, ob man noch auf dem richtigen Weg wäre. Die Dorfbewohner hatten ein Schild am Waldesrand aufgestellt. Darauf stand mit großen Buchstaben eingeritzt:
Dieser Wald ist laut.
Gar schnell kommst du wieder raus!
Und wer das nicht glaubt,
probiere es doch einfach aus.
Lange schon überlegten sich die Leute aus dem Dorf, wie man den Wald wieder leise machen könnte. Schließlich wollte man denjenigen belohnen, der es fertigbrächte, den lauten Wald zu einem ruhigen, normalen Wald zu machen. Sie hatten schon ein hübsches Sümmchen zusammengeworfen:
Gemeindezuschuß
Kirchenkollekten
Banksponsoring
Benefiz-Konzert der Rockband
erhöhte Bußgelder
Das örtliche Schutzsyndikat, deren Name hier nicht genannt werden möchte, spendete einen Teil seiner Erpressungsgelder.
Das Geld hatten sie in Kommunalobligationen und zur Zeit leerstehenden Bürogebäude angelegt, sowie auf zinslosen, gebührenpflichtigen Konten bei einer Laufzeit von 2 Plutoumläufen (das sind immerhin 496 Erdenjahre) festgelegt. Am Ende, so versicherte der Herr Wirtschaftsberater, bleibe noch genügend Zaster für den jetzigen Herrn Bankdirektor als besonderes Dankeschön für das zu führende Konto übrig. Der ortsansässige Steuerberater hatte etwas dagegen, aber auf ihn hörte man nicht, da es als schicklich galt, viel Steuern zu entrichten...
Es versuchten einige dort nicht geborene, wirklich echte Fremde: zum Beispiel Ausserdörfliche. Doch die kamen sich die Ohren zuhaltend sehr schnell wieder aus dem Wald heraus. Einer konnte sogar erst am nächsten Tag wieder etwas hören. Hörsturz, was dachten Sie denn. Ohrenstopfen hätten schon etwas bewirken können; doch wer kommt schon auf solche exotischen Ideen.
Eines Tages aber kam ein sonderbarer, alter Mann mit Miefeln und einem langen, spitzen Hut auf dem Kopf. Eine Zeit lang hatte er geglaubt blind zu sein, bis er merkte, das er einen viel zu großen Hut auf hatte. Er schnitt sich die breite Krempe ab und formte sich aus dem Ende eine neue Krempe.
Als er von dem lauten Wald hörte, machte er sich morgens am 5. Oktober 1582 auf dem Weg.
Es war ein heißer Tag. Er näherte (schlurf, schlender) sich dem Waldrand und schon von weitem war der Krach zu hören. Der Mann störte sich gar nicht daran. Er war noch nicht weit in den Wald hineingegangen, da hatten ihn einige Vögel bereits entdeckt: Der große Dummvogel als erster. Der erzählte es gleich der Schnapsdrossel und die weiter an den Schmutzfink und der weiter an den Trunken... nein Kobold und der natürlich an Plapperhase und Schwätzfuchs. Mit der Schnabelente gelangte die Nachricht rasch über den großen Teich zur Quaselelster.
Damit verbreitete sich die Ankunft des Ausserdörflichen schnell im ganzen Wald. Das von den Tieren eingerichtete Nachrichtensystem funktionierte einfach tierisch gut.
Der alte Mann konnte nicht sehr schnell gehen, denn er hatte Gelenkschmerzen. Früher war er gern Spaziergeber gewesen. In vielen Wäldern des Landes kannte er sich aus. Hier war er noch nicht gewesen. Einmal hatte er eine wilde Horde jugendlicher Spaziernehmer gehabt, die dann eine Gewerkschaft gründeten. Ihr gewählter Sprecher verkündete unannehmbare Forderungen wie zum Beispiel
mehr Pausen,
bessere Verpflegung,
breitere Wege laufen,
längere Aufenthalte auf Spielplätzen,
nicht so schnell laufen müssen,
weniger Steigungen
und so weiter vor. Zum Glück blieb es eine einmalige Sache.
Nach einiger Zeit gelangte er zu einer Lichtung. In der Mitte war eine 125 Jahre alte englische Eiche abgebrochen. Er setze sich schwerkraftmässig auf den Baumstumpf, um sich auszuruhen. Er zog aus seiner teuren Bekleidung eine PSOM-Brille.
Diese Pup-Sens-omat-Brille hatte ein so schlechtes Design, das es den Hauptpreis für Aha-Iuj gewann.
(Die schwer zu sprechende Abkürzung heißt: Aufs Hässlichste aussehendes Industrieprodukt unseres Jahrhunderts. Jetzt wissen Sie was Aha-Iuj heißt.)
Es handelt sich dabei um jenes kleine Gerät zum Aufspüren von für die Nase sehr „interessanten" Fürzen, welches die betroffenen Gaspartien in Form chromoxidstumpf grüner Federwölkchen anzeigte. Er hatte es in Itursk bei einem Straßenhändler für 34 Rubel und 10,2 Kopeken käuflich erworben. Da der Händler auf die letzten 0.2 Kopeken bestand, aber der Kunde es schon teuer genug fand, einigten sie sich schließlich darauf, dass die letzte nämlich die elfte Kopeke auf die Bank Z.Aster & H.Erdamit für etliche Monate, genauer 413 Tage, festgelegt wurde, damit nach Abzug der landesweit üblichen Zinsgebühren und Steuer für solcherlei Geschäftserfolge beim Ertrag von 1,2 Kopeken dem Kunden die einzige und volle Kopeke und dem Händler die restlichen 0.2 Kopeken zukommen sollte, um dann endlich den Kaufakt als vollzogen und erledigt betrachten zu können.
Er setzte die Brille auf und sah hindurch. Keiner schimpfte über das schlechte Design der Brille; wer sollte denn hier einen Kommentar abgeben können?
Zuerst war nichts zu sehen. Beim zweiten Blick bemerkte er einen grünlichen Hauch da vorn. In einer anderen Richtung war es deutlicher. Und noch einmal in einer anderen Richtung waren ja schon Rauchsäulen am Lichtungsrand. Sogar aus den Baumkronen zogen deutliche Schwaden ab. Da, am Horizont gar dunkelgrüne Streifen; bestimmt von den Fledermäusen. Aber so richtig neblicht wurde es nicht. Es dauerte nicht lange, also nicht so lange, wie die zuvor gelesenen Beschreibungen des Aha-Iuj, da wurde es im Wald ringsum noch lauter als zuvor. Kein Tier war zu sehen, aber hinter den Bäumen war die ganze Bande gut getarnt versteckt.
Es krachte. Es polterte. Es röhrte und hackte in einem fort. Es war nicht zum Aushalten.
Hier ein sich leicht zu merkender Vergleich: Haben Sie schon einmal einen 15-Watt-Lautsprecher mit 220 Volt Strom aus der Steckdose. gespeist? Was Sie dann zu hören bekommen ist sehr laut! Bitte nicht ausprobieren, denn die Membrane des Lautsprechers wird dabei zerstäubt.
Die Tiere strengten sich mächtig an, um den Ausserdörflichen zu vertreiben. Das will schon was heißen. Selbst alle 3-Dreikäsehoch des Dorfes zusammen hätten von ihnen noch etwas lernen können, erst recht die Rockband; doch der alte Mann sprach kein Wort.
Das ging jetzt eine ganze Weile so. Der Bär stampfte um die Lichtung herum und ließ jeden Ast knacken. Alle Eichhörnchen des Waldes knackten Eicheln und ließen die Schalen fallen, nein sie warfen sie auf felsigen Boden, damit es lauter war. Die Vögel kreischten durcheinander. Bei nur einem Piepmatz, besser Brüllmatz, hätte man sich schon die Ohren zugehalten; doch der alte Mann blieb eben wie schon einmal erzählt ganz ruhig, besser noch sehr ruhig auf seinem eigenen Hintern schwerkraftmäßig sitzen. Es wurde Mittag, zumindest behauptete das die Kirchturmuhr des Dorfes und anschließend Nachmittag.
Der Dorfastronom hatte noch nicht bemerkt, dass sie 21 Minuten und 45,67 Sekunden nachging. Er war jener berühmt gewordene Spechtelmeister, der mit einem 18 Zoll Fernrohr einen Nebel entdeckte, sofort ein Triokular mit Einzelfokussiertrieb für jedes der 3 Okulare einsetzte, damit es ein lieber Mitmensch auch gleichzeitig mit ihm sehen könnte. Dieser habe dann lapidar gemeint: Diesen Andromedanebel habe er schon als kleiner Junge mit bloßem Auge erkannt. Durch die Ideen des Dorfastronomen entstand auch der im Volksmund bekannte Netenspruch. Es würde zu weit führen das hier zu erklären. (Deshalb steht es im Anhang.) So war das mit dem Astronomen.
Im Wald war es jetzt jedenfalls Nachmittag 15 Uhr 27 Minuten Ortszeit.
Der alte Mann sah an seiner Bekleidung hinunter. Er bemerkte nur sehr undeutlich einen unregelmäßigen Fleck in Höhe seines Bauchnabels. Da erinnerte er sich, dass er gestern abend von der Dorfgemeinschaft, also dem Häuptling, seinem hörigen Ministerstaat, Zenturios, Dekurios und Monokurios zum Abendessen eingeladen worden war. Sie waren bei „Interdent“, jenem Gastronomiebullen gewesen, der die wohlschmeckendsten Soßen weit und breit zubereiten konnte. Das beste daran war: Seine Soßen waren immer farblich auf die Kleidung des Gastes abgestimmt und dennoch passend zum Gericht.
Toll, was! Knorke! Klasse! Dufte! Super! Echt stark! (Das Rezept steht im Anhang.) Was das mit unserer Geschichte zu tun hat? Abwarten!
Allmählich ging den Tieren die Puste aus. Der Bär torkelte müde und fiel bald um. Die Eichhörnchen wurden satt und fanden bald keine Eicheln mehr. Das Exerzieren der Ameisen hatte ein Ende. Die Vögel wurden heiser. Es wurde immer leiser und leiser.
Auf einmal waren sie alle still und kein Tier erzeugte mehr ein Geräusch (10 Dezibel ist schon sehr leise). Wind kam auf. 28,345678 Dezibel!
Das ist noch nicht allzu störend, um sich auf das Öffnen einer Fischdose zu konzentrieren, bei der man dann feststellt, das diese auf dem Weg zum Verzehrort allen Inhalt bereits in der gelöcherten Hosentasche verloren hat...
Es wurde allmählich still, ganz viel still. Nun konnte man den Wind durch die Bäume rauschen hören. 87840 km pro Monat ist noch nicht sehr schnell. Am Himmel bildeten sich Altokumuluswolken, aber keine grünen, sondern einfallslos graue. Ein aufmerksamer Beobachter hätte jetzt in Richtung Sonne einen Farbring sehen können.
Die Luft kühlte ab. Plötzlich war ein Blitz am Himmel zu sehen und gleich darauf donnerte es gewaltig. Da waren sie wieder, die 112 Dezibel für die Dauer von 0.15 Sekunden im zeitlichem Abstand von 1.2 Sekunden, was einem Abstand von 356 Urmetern aus Paris entspricht.
Und als die Tiere alle zur gleichen Zeit atmeten, was selten ist, begann es zu regnen, nur einige wenige Tropfen hier und da und dort und sonstwo (also Regentyp 12). Es war so still im Wald, dass man jeden Tropfen einzeln hören konnte. Gerade war ein Tröpfchen mit einem leisen „Ping" auf dem höchsten Blatt eines Baumes gelandet.
Es rollte zur Blattspitze hinunter und fiel mit einem leiseren, etwas dezenteren, sagen wir mal hohleren, nein dumpferen, jawohl, das trifft es gut, „Ping" auf das nächste Blatt.
Das hatten die Tiere noch nicht gehört. Sie fragten sich heiser, was es denn für ein feines Geräusch sei. Sie hatten noch nicht zu Ende besprochen, da war wieder ein „Ping" von einem neuen Regentropfen.
Es fielen immer mehr. Da staunten alle. Keiner wagte es diese neuen Geräusche zu stören.
Schließlich regnete es in Strömen, also Regentyp 84. Dem alten Mann war es nur recht. Es war nicht mehr so heiß und er hatte gegen den Regen schließlich seine eigene Kreation „Kopfstülpe" im Einsatz auf dem Haupt.
Regen kannten die Tiere. Früher hatten sie in den Donner eines Gewitters mit eingestimmt. Es waren die Typen 80 bis 99, sowie manchmal auch bei Typ 30 und selten bei 44. Ein tolle Darbietung war das immer gewesen.
Aber jetzt lauschten sie andächtig den neuen Wettergeräuschen. Nach kurzer Zeit hörte das von-den-Wolken-Wassertropfen-herunter-gefalle wieder auf. Es war noch immer still.
Langsam merkten die Tiere, dass leise sein doch sehr interessant sein kann. Wenn man selbst laut ist, kann man andere Geräusche nicht mehr hören!
Der alte Mann stand auf, sagte in diese Stille hinein keine Buchstabenfolge oder produzierte gar einen Rül... (Entschuldigung, oder besser der Leser oder die Leserin stellt sich einen vor!) und machte sich auf den Wald wieder zu verlassen. Er war jetzt ausgeruht (trotzdem schlurf, schlender). Außerdem war es angenehm kühl zum Laufen. Als der alte Mann wegging, diskutierten die Tiere das soeben Erlebte.
Die Tiere des Waldes hatten sich verändert.
Erst ein paar Tage später spazierten an einem Sonntag einige Leute aus dem Dorf im Wald. Sie waren von der Ruhe (unter 20 Dezibel) im Wald sehr beeindruckt. Sie konnten das Knacken der Äste unter ihren Füssen hören. Das Knacken stammte nicht vom Braunpelz, der jetzt Sonntags ganz leise in seiner Höhle schnarchte. Der seltsame, alte Mann bekam seine Belohnung: ein paar ganz viele Goldstücke.
Es vergingen noch einige Wochen und man konnte sogar zu regelmäßigen Zeiten Konzerte mit den verschiedenen Tieren hören. Danach war es dann wieder ruhig. Nachts wurde es wieder ganz still, damit alle Tiere von der Anstrengung der Konzerte schlafen konnten. Dieser Wald wurde später für seine außerordentliche Stille, die nur von Konzerten der Tiere, nicht der Rockband, unterbrochen wurde, berühmt als der leise Wald.
Jeder musste versprechen im Wald leise zu sein. Schließlich wollte man die Konzerte hören und nicht stören.
Der alte Mann hatte ja seine Goldstücke, mit denen er mühelos die leerstehenden Büroräume mietete, in der er eine Touristenzentrale einrichtete, so das sich das Kaff später zu einem blühenden Urlaubsort mit eigenen Hotels, sowie einem luxuriösen Campingplatz und einem anspruchsvollen Ferienpark entwickelte.
Die eine Kopeke aus Itursk ließ er sausen. Stattdessen spendete er dem Wald ein neues Schild.
Das alte Schild wurde im neu gebauten Rathaus im Eingangsbereich mit den vom alten Mann gespendeten 18 goldenen Sargnägel, ursprünglich für den Eigenbedarf bestimmt, an der Wand präsentiert. Die von der neu gebildeten Stadtverwaltung in Auftrag gegebene Aufhängung des alten Schildes durch den ortsansässigen Handwerksmeister misslang, weil die Nägel trotz aller Versuche nicht so recht in die Wand eindringen mochten. Einer nach dem anderen wurde krumm gehauen, verbogen oder brach schließlich ab. In der linken oberen Ecke hielt ein Nagel. In Ermangelung weiterer Nägel klebte der ortsansässigen Handwerksmeister die rechte obere Ecke mit seiner Spucke an, was nicht besonders lange hielt.
So machte das Schild bald nach seinem Weggang eine 63° - Drehung im Uhrzeigersinn an der Wand, wobei ein eingeritzter Buchstabe herunterfiel und klirrend am Boden zerschellte. Der Trottulosus Kaffus fegte es weg.
Ach ja, die Sache mit dem Soßenfleck auf der Kleidung: Mit der Zeit wurde er immer deutlicher für den alten Mann zu sehen, jedoch nicht für seine Mitmenschen und schon gar nicht für die Deppen aus dem ehemaligen Kaff. Er wusch diese Kleidung nicht mehr, sondern machte sie haltbar für die Nachwelt, die nach seinem Tode der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Goldene Sargnägel spendete ihm das örtliche Schutzsyndikat, das ihm später so manche Mehreinnahmen zu verdanken hatte.
Die Botschaft verstanden diese Simbel nicht. Auf seiner Vorderseite stand in kracklichten Buchstaben:
Macht eigene Spuren,
anstatt über die Pfade Anderer zu schimpfen!
Dazwischengeschobenes
Es ist Gelegenheit für versprochene Erklärungen:
Ente 2CV6 war ein Schaukel-Auto (besonderes Fahrvergnügen) mit kleinem Motor.
Spechteln bedeutet mit einem Teleskop am nächtlichen Himmel nach lichtschwachen, sehr weit entfernten Objekten suchen. Der Andromedanebel ist unsere Nachbargalaxie und fernab von Städten mit bloßem Auge als verwaschener Fleck zu sehen. Hierzulande ist er fast ständig am Himmel.
Interdent: wörtlich zwischen den Zähnen. Gastronomiebulle ist die Steigerung von Küchenbulle, also ein besonderer Koch.
Triokular für dreiäugiges Sehen gibt es wohl nicht. Ein Binokular-Ansatz für 2 Augen dient zum beidäugigen Sehen durch eine Optik mit nur einem Lichteintritt und findet bei Fernrohren, Teleskopen und Mikroskopen Verwendung.
Simbel sind einfache Menschen.
Miefel sind Miefstiefel, also Stinkstiefel (Schuhart mit den Geruchseigenschaften seines Nutzers). Der alte Mann zog sie selten aus, schon gar nicht in Betten mit Fußmatten.
Farbringe um die Sonne sind einmal der Kranz (nur 1...3 Grad groß, häufig in Verbindung mit Altokumuluswolken) und ein Sonnenhalo (46° im Durchmesser) innen rot und außen blau bei hochfliegenden Schleierwolken, der durch tiefer fliegende Wolken verdeckt werden kann.
Kaff ist ein Dorf.
Ein Spaziergeber ist zum Beispiel ein Familienoberhaupt, der seinen begleitenden Angehörigen beim Spazierengehen den zu nehmenden Weg aussucht.
Den 5.10.1582 hat es wegen einer Kalenderreform, vom damaligen Papst Gregor angeordnet, im heute üblichen Gregorianischen Kalender nie gegeben. Auf den 4.10.1582 folgte der 15.10.1582. Die Abweichungen in der Tageszählung im verwendeten Kalender hatten sich auf genau 10 Tage summiert.Monokurios: Also ein Zenturio ist ein Befehlshaber über eine Hundertschaft, Dekurio ist ein Befehlshaber über eine kleine Gruppe und Monokurios sind in diesem Sinne Befehlshaber über nur eine Person, sich selbst.
Die zweite Version der Geschichte ist ausführlicher und man erfährt doch eine Menge mehr über die handelnden Personen. Leider bleiben noch einige Fragen offen. Warum können die Tiere miteinander sprechen? Wo ist denn der Wald auf der Landkarte? Warum haben die Deppen des Dorfes die Botschaft der Tiere nicht verstanden? Wie viel kostete das erste Schild und wer bezahlte es? Was kostet ein Campingplatz für 2 Wochen und ist dort ein Kinderspielplatz vorhanden? Welchen Beruf hatte eigentlich der alte Mann als er das erste Mal den Wald betrat und warum sagte er kein Wort?
Das sind wahrlich viele offene Fragen. Und so muss ich denn die Geschichte wie angekündigt noch einmal erzählen! Die Handlung soll bleiben. Ein anderer Blickwinkel wäre doch interessant und außerdem kann ich noch ein wenig die Phantasie steigern. Sie bekommen jetzt etwas geboten, denn es kommt noch mehr... Machen Sie ruhig ein kleine Pause nach jedem der drei nachfolgenden Sätze.
Stellen Sie sich selbst, nur in Gedanken, einmal in einen Wald!
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Schräge Lichtstrahlen streifen Bäume, Blätter, Zweige und gelangen lautlos zum Waldboden.
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Jetzt kommt ein ohrenbetäubender Krach wie ein Vogelschwarm, Krähen, Kühe, Löwengebrüll, Elefantengebrüll und andere Tiere gleichzeitig auf einmal dazu.
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Na, da möchten Sie wohl jetzt nicht sein. Aber Sie sind schon mittendrin in der Geschichte...
Der laute Wald (aus der Sicht der Tiere)
Es war einmal ein Wald. Er war recht groß. (Nun ja, Hier fangen ja schon die Schwierigkeiten an. Es ist gar nicht so einfach, aus der Sicht der Tiere zu beschreiben wie groß der Wald denn eigentlich war. Was soll ich dazu erwähnen? Ein Spatz bräuchte 2 Stunden zur Überquerung in der Breite und eine Schnecke einen Sommer für die Länge?)
Man hätte ja sehr schön in diesem Wald
schleichen,
hopsen,
skaten,
hinfliegen,
wandern,
springen,
laufen,
gehen,
kriechen,
robben,
Nickerchen machen
oder einfach nur spazieren gehen können,
wenn es da nicht so laut gewesen wäre.
Ein lauter Wald? Das ist ungewöhnlich. Alle Tiere des Waldes machten gerade einen solchen, wie sie es selbst nannten, Lärm nach Noten, dass man seine eigenen Worte nicht mehr hören konnte.
Halt! Welche Worte denn. Wir wollen doch etwas von den Tieren erfahren.
Also...der Bär stampfte, das es nur so krachte (bieg, brech knack). Die Raben krächzten (brems, kratz), die Eulen schrien (heul, flenn, wein), ja jeder Vogel zwitscherte aus Leibeskräften. Die Nachtigall war übrigens mit der Tagigall verheiratet und sie kannten beide nur G-Dur und h-moll. Die Spechte hackten immer wieder an den Bäumen (bums, knall, splitter). Die Ameisen gingen im Gleichschritt („Links, zwo, drei, vier, links, zwo... da hinten wird nicht gelästert!") um lauter zu sein. Die Mäuse raschelten ständig mit dem Blätterlaub am Boden (Was daran so toll sein soll...). Die Hirsche röhrten. Der schweigsame Hugo konnte es am längsten und in den höchsten Tönen. Er gewann immer den ersten Preis. (Moment mal. .. Schweigsam? Ja, so etwas gab es auch.). Die Wildschweine grunzten (gröl, rülps, grummel). Die jungen Frischlinge konnten es noch nicht so gut, übten dennoch sehr fleißig.
Wenn die Eltern Steine einen felsigen Abhang hinunter wälzten, das es nur so polterte und rumste, dann jubelte die ganze Rasselbande, das es nur so schallte.
Auch nachts gab es auch keine Ruhe: Die Mäuse erzählten sich Witze, (Etwa den: Was ist schlimmer als ein Apfel mit einem Wurm drin? Antwort: Ein von dir selbst angebissener Apfel mit halbem Wurm...), der Uhu dichtete im dreitaktigen Jambus, was ihm allerseits Ehre verschaffte (Hilfe, noch ein Gedicht... - Besser nicht!), die Wölfe heulten gleich Sirenen zu viert im Akkord A-vermindert und die Fledermäuse flogen lautstark über die Baumwipfel. Einen Überschallknall erreichten sie aber selten.
Schauen wir doch mal noch näher hin. Die Vogelmutter Rotgrünorangekehlchen hatte viel zu tun, um den vor kurzem geschlüpften Nachwuchs zu füttern. Bald sollten sie das Fliegen lernen. Lärmen konnten sie schon recht hörbar zur Zufriedenheit der Mitvögel. Nach dem Füttern wollten sie unbedingt noch eine Geschichte hören. Mama las aus dem dicken Buch: „Geschichten, die unser Autor J.H.C.D.H. erfand" ab Seite 20 unten vor:
Auf einer Mauer saß nahe einer Ecke eine Raupe. Sie rutschte unglücklicherweise ab und fiel dabei auf das Erdreich zurück. Das hatte ein Vogel beobachtet und es lockte ihn, die Raupe zu verspeisen. Als er angeflogen kam und nach der Raupe picken wollte, gewahrte er aus dem rechten Augenwinkel heraus an der Mauerecke ein behaartes linkes Ohr, das der Katze des nahen Bauernhofes gehörte. Der Vogel brach seinen Beutezug ab und hatte es plötzlich eilig vom gefährlichen Ort weg zukommen. Die Katze sah den Vogel davonflattern und kam neugierig angeschlichen, um zu sehen, was es denn so Interessantes für den Vogel gäbe. Gerade hatte sie die wieder hochkletternde Raupe entdeckt, da vernahm sie mit ihrem diesmal rechten Ohr ein verdächtiges Geräusch, setze noch mit der rechten, vorderen Tatze aufden Boden und ging in Sprungstellung. Das nun folgende lauter werdende hundemäßige Gebell ließ die Katze mitsamt ihren 2 behaarten Ohren und allen vier Tatzen kehrt machen und verschwinden. Ihren Schwanz hätte sie in ihrer Aufregung beinahe vergessen, zog ihn aber rechtzeitig hinter sich her. Nur wenig später traf schnüffelnd der Hund ein. Als er dann die inzwischen wieder oben angekommene Raupe erblickte, trat sein Fuß auf den Stachel einer von Kindern zuvor verlorenen Rose.
Der Hund begann zu jaulen. Erschreckt von dem wimmernden Hund fiel die Raupe wieder von der Mauer herunter, aber auf der anderen Seite. So wurde die Raupe vor dem gierigen Gefressen werden bewahrt und die Jäger zu Gestörten und Geplagten. Soweit aus dem Vorlesebuch.
Es gab aber auch durchaus anspruchsvolle Dialoge, wie der folgende beweist: Zwei Vögel, Dr. Waldohreule und Professor Dr. Dr. Rabe saßen auf einem vom Wind bewegten Zweig.
Bemerkt die Eule: „An den Umkehrpunkten dieser nicht harmonischen Schwingungen sind die Beschleunigungen nicht notwendigerweise betraglich die größten.“
Darauf der Rabe: „Verwechseln Sie bitte nicht die Geschwindigkeit, die ja die erste Ableitung des Weges nach der Zeit ist und immer Vektorcharakter besitzt, mit der Beschleunigung, die übrigens die zweite Ableitung des Weges nach der Zeit ist und an den Umkehrpunkten der Bewegungsrichtung stets Null ist!"
„Aha!" sprach die Eule nachdenklich, „Aber nahe am Stamm sind diese Vektoren nicht notwendigerweise betraglich die kleinsten auf einem Ast. Wenn irgendwo am Ast Festigkeit versagt, hat das fatale Folgen für den Fortbestand von gelegten Eiern.“
„Sie haben es erfasst, werter Kollege."
Nach einer kleinen Weile fragte die Eule nachdenklich: „Wie war denn das mit dem Netenspruch? Das habe ich noch nicht ganz verstanden!“
„Vergiss es!“ war die kurze knappe, eher mürrische Antwort des Prof. Dr. Dr. Rabe.
Der unter dem Baum zufälligerweise vorbeikommende Schwätzfuchs murmelte nur so was wie „Plöde Oilä...“ (Bla, bla sülz, schwätz, lüg...)
Es war eben nicht alles ganz laut. Aber besonders, wenn Menschen dort spazieren wollten, dann wurde es laut und jedes Tier machte mit. Und warum?
Öhm...
Nichts.
Stille.
Schweigen.
Gar nichts.
Räusper und ...
„Hab' ich vergessen.“
Gerade wegen des Vergessens der Gründe dieser schon zur Tradition gewordenen Ereignisse, wollten alle Tiere dabei sein.
Etwas abseits vom Wald gab es ein Dorf. Von dort aus führte ein Weg geradewegs in den Wald. Die Dorfbewohner hatten ein Schild am Waldesrand aufgestellt. Darauf stand mit großen Buchstaben eingeritzt:
Dieser Wald ist laut.
Gar schnell kommst du wieder raus!
Und wer das nicht glaubt,
probiere es doch einfach aus.
Auf der Rückseite hatte der Prof. Dr. Dr. Rabe die eingeritzten Buchstaben entziffern können: Leihgabe der Rockband, die diese Lokalität meidet.
Einige Fremde kamen und flüchteten, sich die Ohren zuhaltend, sehr schnell wieder aus dem Wald. Lange schon überlegten sich die Leute aus dem Dorf...
(Aber die sind doch jetzt gar nicht dran! – Lieber Einwender, Du hast recht. Die Dorfbewohner sind auch nicht dran, solange sie im Dorf bleiben.. Also lassen wir sie ruhig sich irgendetwas überlegen und sehen wir, was denn noch im Wald so weiter passierte...)
Die Tiere hatten einen trefflichen Spion im Dorf. Es war der pinkfarbene Kater mit dem Namen „Faulpelz“, der in der Dorfkneipe „Schluck runter“ wohnte. Zumindest dachten die Dorfbewohner das er dort zuhause war. Er schlief immer scheinbar, manchmal auch echt, in der Nähe des Kachelofens. Oft schlich er sich im Morgengrauen in den Wald, wo er den Eulen Bericht erstattete. So kam es, dass die Fauna des Waldes im großen und ganzen ein wenig Bescheid wusste, was denn im Dorf so los war. Das war das Geheimnis des pinkfarbenen Katers.
Natürlich diskutierten die Tiere des Waldes darüber und hatten längst gefallen gefunden an dem Spielchen, das sie da trieben.
Elstermama Emilie Schnarchzahn erzählte ihren Pupsiküken (hier klärt sich schon mal die Frage, warum der alte Mann später mit seiner PSOM-Brille etwas Grünes in den Baumkronen entdecken konnte.) eine Geschichte aus dem Buch „Geschichten, die unser Autor J.H.C.D.H. erfand“, hier aber schon ab Seite 427 unten, da sie schon ein wenig älter waren als die Rotgrünorangekehlchen 14 Bäume weiter:
Ein Vogel hatte nach dem Regen Hunger. Er entdeckte eine Wiese und suchte dort nach Würmern. Doch bevor er picken konnte, wurde er von einer heranschleichenden Katze verdrängt. Der Vogel flüchtete auf den hohen Ast eines nahen Baumes. Die Katze hatte eine Maus gehört und pirschte sich langsam heran.
Der Vogel sah es und überlegte sich nun, ob er das Ende der Jagd abwarten oder versuchen solle sich einzumischen, um die Maus zu retten. Er entschied sich zu helfen und krächzte laut. Die Maus verstand die Warnung und begann in Richtung Mausloch zu fliehen.
Die Katze setze zum Sprung an und erwischte die Maus mit ihrer rechten Tatze (Diese rechte Tatze kennen wir bereits aus der Geschichte ab Seite 20.) ganz am Schwanzende, als diese schon mit dem Kopf im Mausloch steckte. Beherzt krächzte der Vogel noch lauter und flog dabei direkt auf die Katze zu.
Die Katze duckte sich und der Vogel sauste dicht über ihren Kopf. Ihre Fellhaare wurden durcheinandergebracht.
Der Vogel ließ nicht locker, machte kehrt und kam noch einmal, diesmal schneller auf die Katze zu. Da kriegte die Katze einen wahrlich großen Schreck.
(Auf der Erschreckskala ist es die Stufe 8. Bei Stufe 9 könnten eventuell die Farben auf dem Fell verrutschen.) Sie ließ dabei die Maus los. Diese verschwand schnell im Mausloch und war jetzt in Sicherheit. Der Vogel hatte die Maus gerettet. Die Katze jagte noch wütend hinter dem Vogel her ohne ihn zu fassen. Sie gab auf und trottete davon. Der Vogel war die Katze los und konnte in Ruhe seinen Hunger stillen und die Maus in gleicher Ruhe von der gefährlichen Wiese auswandern. Damit ist wieder einmal eine Geschichte zu Ende.
Es geht ja noch weiter... Haben wir genug geschaut? (Sonst kommt noch eine ganz lange Episode dazu.)
Eines Morgens aber kam ein sonderbarer, alter Mann mit einem langen, spitzen Etwas auf dem Kopf. Es war ein heißer Tag. Er näherte sich dem Waldrand und schon von weitem waren allgemeine Geräusche zu hören. Der Mann störte sich gar nicht daran. Er war noch nicht weit in den Wald hineingegangen, da hatten ihn einige Vögel bereits entdeckt.
Wer hier wem was erzählte ist ja schon mal beschrieben worden.
Schnell verbreitete sich die Ankunft des Fremden im ganzen Wald. Der alte Mann konnte nicht sehr schnell gehen. Nach einiger Zeit gelangte er zum Hauptplatz, einer großen, freien Stelle. In der Mitte war ja vor langer Zeit der alte Baum abgebrochen. Er setze sich auf diesen Baumstumpf, um sich auszuruhen. Es dauerte nicht lange, da versteckten sich die benachrichtigten Tiere ringsum hinter den Bäumen. Kein Tier war zu sehen, aber hinter den Bäumen waren sie gut versteckt. Nun gaben sie dem Ruf des Waldes entsprechend wieder einmal eine Kostprobe. Ordentliches sollte es werden:
Also: Es krachte. Es polterte.
Es röhrte, kreischte, brüllte, tirilierte, heulte und
hackte in einem fort.
Dabei kamen die Geräuschzutaten aus vielen Richtungen, teilweise gleichzeitig. Es war nicht zum Aushalten. Die Tiere strengten sich mächtig an, um den Fremden zu vertreiben. Selbst alle jungen Dörfler zusammen hätten von ihnen noch etwas lernen können; doch der alte Mann sprach immer noch kein Wort. Das ging jetzt eine ganze Weile so.
Der Bär stampfte um die Lichtung herum und ließ jeden Ast knacken. Alle Eichhörnchen des Waldes knackten Eicheln und ließen die Schalen fallen, nein warfen sie auf felsigen Boden, damit es lauter war. Die Eichhörnchen mit Neigung zu überhöhten Blutfettwerten und Diabetes durften leider nicht so viele davon auf einmal essen. Die Vögel kreischten durcheinander; die kleinen Pupsiküken mit dazu. Bei einem so kleinen Vogel hätte man sich schon die Ohren zugehalten; doch der alte Mann blieb eben ruhig sitzen.
Es wurde Mittag und es wurde Nachmittag. Allmählich ging den Tieren die Puste aus (japs, hechel). Der Bär torkelte müde und fiel bald um. Die Eichhörnchen wurden satt und fanden bald keine Eicheln und Nüsse mehr. Das Exerzieren hörte auf. Die Vögel und die Hirsche wurden heiser (krächz, röchel). So wurde es immer leiser und leiser.
Wind kam auf und es wurde allmählich ganz still. Nun konnte man den Wind durch die Bäume rauschen hören. Am Himmel bildeten sich Wolken; die Luft kühlte ab. Plötzlich war ein kurzzeitiges Leuchten am Himmel zu sehen und gleich darauf donnerte es gewaltig.
Und als die Tiere alle zur gleichen Zeit atmeten, begann es zu regnen, nur wenige Tropfen. Es war so still im Wald, dass man jeden Tropfen einzeln hören konnte. Gerade war ein Tröpfchen mit einem leisen „Ping“ auf dem höchsten Blatt eines Baumes gelandet. Es rollte zur Blattspitze hinunter und fiel mit einem genauso leisen „Ping“ auf das nächste Blatt.
Das hatten die Tiere noch nicht gehört, denn ihre Ideen zu ihren „Lärm nach Noten“ hatten sie den früher einmal dort übenden Rockband entnommen. Da es unter den Tieren auch noch den einen oder anderen Komponisten gab, die das damals gebotene „Geräusch“, also das Konzert der übenden Rockband aufgriffen, entstanden auf diese Weise ähnliche „Geräusche“.
Jetzt aber kam Neues hinzu. Sie fragten sich heiser, was dies denn für ein feines Geräusch sei. Sie hatten noch nicht zu Ende besprochen, da war wieder ein Tropfen zu hören. Es fielen immer mehr.
Da staunten alle. Keiner wagte es dieses neue Geräusch zu stören.
Schließlich regnete es in Strömen. Dem alten Mann war es nur recht. Es war nicht mehr so heiß und er hatte gegen den Regen schließlich einen Hut auf dem Kopf. Regen kannten die Tiere. Früher hatten sie mit dem Donner eines Gewitters immer mit eingestimmt. Das war immer ein Spektakel gewesen. Aber jetzt lauschten sie andächtig den neuen Wettergeräuschen.
Nach kurzer Zeit hörte der Regen auf. Es war noch immer still. Langsam merkten die Tiere, dass leise sein doch sehr interessant sein kann. Wenn man selbst laut ist, kann man andere Geräusche nicht mehr hören!
Der alte Mann stand auf, sagte in diese Stille hinein kein Wort. Das war auch gut so, denn es hätte ja auch auf neue Kompositionen Einfluss haben können.
Prof. Dr. Dr. Rabe bat den Adler um Hilfe. Er hatte auf dem Hemd des Alten eine Schrift entdeckt, die er wegen der großen Entfernung nicht richtig lesen konnte. Der Adler las ihm vor:
Macht eigene Spuren,
anstatt über Pfade
Anderer zu schimpfen!
Prof. Dr. Dr. Rabe war erstaunt und dachte darüber nach, während der Adler über die komische Brille des Alten heiser zu schimpfen begann.
Der alte Mann machte sich auf den Wald wieder zu verlassen. Er war jetzt ausgeruht. Außerdem war es angenehm kühl zum Laufen. So ging für die Fauna dieser Tag mit Erschöpfung, Müdigkeit, Heiserkeit und Nachdenken zu ende.
Der nächste Tag war erst einmal ein ruhiger Tag, der der Erholung diente und den Komponisten unter den Tieren Möglichkeiten zu neuen Ideen gab. Die Tiere des Waldes hatten Neues gehört.
Erst ein paar Tage später spazierten an einem Sonntag einige Leute im Wald. Sie waren von der Ruhe im Wald sehr beeindruckt. Sie konnten das Knacken der Äste unter ihren Füssen hören.
Sie sprachen nur leise, aber die Tiere erfuhren auf diese Weise, das der seltsame, alte Mann eine ordentliche Belohnung bekam: ein paar viele Goldstücke.
Positive Nachrichten gelangten auch zu den Tieren über ihren Spion Faulpelz aus der Dorfkneipe „Schluck runter“.
Es vergingen noch einige Wochen bis Menschen eine fröhliche Melodie pfeifend durch den Wald spazierten. Dies war wiederum Anlass für die Tiere es nachzuahmen und zu verändern. Ihr Melodienschatz wurde auf diese Weise vermehrt.
Jetzt begreift der aufmerksame Leser und selbstverständlich auch die aufmerksame Leserin, wie es dazu kam, dass man sogar zu regelmäßigen Zeiten Konzerte mit den verschiedenen Tieren hören konnte. Danach war es dann wieder ruhig. Nachts wurde es wieder ganz still, damit alle Tiere von der Anstrengung der Konzerte schlafen konnten.
Dieser Wald wurde später für seine außerordentliche Stille, die nur von Konzerten, manchmal zusätzlich im Dolby Surround Klang unterbrochen wurde, berühmt als der Leise Wald.
Das neue Schild empfanden die Tiere als dickes Lob. Über die Aufhängung des alten Schildes im Rathaus, wiederum vom pinkfarbenen Kater erzählt, schüttelte der Specht nur den Kopf, denn er hätte es besser hingekriegt.
Wenn Sie jetzt mal in einen ganz anderen Wald gehen und einzelne Melodiefetzen hören können, wissen Sie ja woher das kommt...
Noch ein Einschub?
Noch ein Einschub?
So ist diese Geschichte also ein drittes Mal erzählt worden. Jetzt wissen Sie liebe Leser und Leserinnen gut Bescheid. Ob ich da vielleicht noch einmal erzählen?.. Wie soll diese denn sein, wo ich doch den Ablauf nicht verändern möchte? Soll sie in Zukunftsform daherkommen? Als Vision? Alles wird erst noch geschehen? Am Ende gar verschlüsselt! So habe ich noch kein Geschichte erlebt.
Wäre das ein Grund für Sie weiterzulesen?
Leider kennen Sie jetzt schon die Geschichte.
Der laute Wald (zukunftsorientiert)
Es kommt die Zeit,
in der es einen lauten Wald geben wird.
Die Tiere dieses Waldes werden laut sein
und dabei Krach machen,
dass sich niemand dort mehr aufhalten mag.
Ein Schild wird es verkünden.
Reiche Belohnung wird fließen
aus ordentlichen und
krummen Geschäften
einer sonderbaren Person zugute.
Diese wird sich trauen zu Gehen
und der Erfolg wird mit ihr sein.
Verschlossen bleibt ihr
allerdings das Verständnis des
Heilungsprozesses.
An diesem heißen Tag wird es nachmittags regnen
und die Tiere werden zum Schweigen kommen.
Der Krach wird sich in vorbildlichen Wohlklang umformen
und ein einfältiger Mensch fegt etwas zusammen...
Werter Leser und werte Leserin, ist das nach Ihrem Geschmack? Es ist gar nicht so einfach so zu schreiben. Oder wie wäre es denn mit einer philosophischen Variante? Das führte sicherlich weit ab vom Weg im lauten Wald. Mir fällt noch eine eventuelle Version aus der Sicht der Bäume des Waldes ein, die ganz schön zu leiden hatten. In Ruhe wachsen konnten sie ja sowieso nie, aber seit es ruhiger geworden war, blieb so mancher Ast und manches Nachwuchsbäumchen heile.
Der alte Mann war übrigens Rentner gewesen und mit seinem letzten großen Geschäftserfolg mit dem Tourismus im Dorf machte er viele Misserfolge im früheren Börsengeschäften wieder gut und übertraf satt seine vielfachen Insolvenzschulden (So etwas wünschen sich die betroffenen Gläubiger...). An den Krach war er von der Börse her gewohnt und der Trick mit der Watte in den Ohren war ihm schon lange bekannt. Denken Sie mal an die unverschämten Spaziernehmer...
Ich wurde später mal nach dem Ursprung des lauten Waldes gefragt. Wie kam es dazu, dass der laute Wald denn so laut war? So etwas ist doch nicht normal.
Also schrieb ich noch eine Geschichte, eine Vorgeschichte sozusagen...
Der laute Wald (wie es anfing)
Am Anfang war der Wald. Niemand der heute dort lebenden Tiere konnte sich vorstellen, was denn vor ihm vorhanden gewesen war. War es ein
Feld?
Graslandschaft?
Sumpf? Oder
Wüste?
Unsere Pupsiküken von Elstermama Emilie Schnarchzahn fragten ihre Mama nach den Ursprüngen des Waldes und dem Krach, von dem manchmal die Rede bei Gesprächen zwischen den Adulten war. Diese versprach nach Antworten zu suchen und flog für eine ganz schön lange Weile davon. Sie kam erst kurz vor Sonnenuntergang wieder zurück und erzählte davon. An dieser Stelle beginnt nun die Geschichte:
„Vor langer Zeit gab es noch kein Dorf in der Nähe. Prof. Dr. Dr. Rabe hat mir einiges aus den alten Geschichtsbüchern vorgelesen. Wie ihr wisst, kann hier nicht jeder lesen. Diese Bücher dürfen nur von wenigen überhaupt angefasst werden, weil ja die alten dünnen Seiten schnell zerreißen. Unser Bär zum Beispiel darf es nicht, weil er zu viel Kraft hat und mit den Blättern im Buch nicht besonders vorsichtig ist."
„Diese Bücher will ich auch mal sehen!" forderte der Jungvogel.
„Geduld, Geduld. Du bist erstens noch nicht weise genug und zweitens kannst du noch nicht lesen und drittens musst du noch einiges bis zum Erwachsenwerden lernen! Verstehen kannst du sie ja, wenn ich sie dir erzähle.", war die zärtliche Antwort der Mama.
„Aber was steht denn nun drin in den Büchern und wie heißt es?"
„Es heißt: „Chroniken“ und ein Kapitel davon beschreibt wie das Dorf entstand. Geschrieben hat es unser Erfinder J.H.C.D.H. Er schrieb es, weil wir, unsere Leser und unsere Zuhörer so neugierig auf mehr Geschichten vom lauten Wald sind. Unsere vielen Bücher, die wir jetzt mittlerweile haben, sind in einer Höhle unter den Bäumen versteckt. Der Herr Specht Meister Harthammer hatte einen gut erhalten Baum gefunden, in denen er Gänge von hoch oben durch den Stamm bis nach unten ins Erdreich aushöhlte. Unter der Erde ist alles vor dem Wasser geschützt, weil es mit Vogelfedern abgedichtet wurde. Kein Igel, Kaninchen oder Fuchs darf dort unter der Erde graben und ein Loch hinein machen. Da der Eingang hoch oben ist, kommt auch kein Hochwasser rein. Als Bücheraufpasser haben wir drinnen die Wühlmäuse und draußen die vielen Eichhörnchen, die sogar die Bären um Hilfe rufen können. Das Versteck war nicht immer dort."
„Aber was steht nun drin in dem Buch?"
„Nun ja.", hub sie an. „Das ist alles sehr verzwickt und in einer alten Zeichensprache geschrieben. Ich kann es dir nur mit eigenen Worten erzählen:
Vor langer, langer Zeit gab es noch kein Dorf. Im damals großen Wald lebten nur wenige Tiere. Sie alle waren Familien. Manche der Tierkinder zogen aus, als sie später groß waren. Viele blieben hier und gründeten neue Familien. Auch kamen neue Tierarten wie die Bären dazu. So lebten mit der Zeit immer mehr Tiere hier im Wald. Der Wald hatte reichlich viel Nahrung und jede Menge Teiche, ganz versteckte Weiher, die kein Tier alle zugleich kannte. Es war ein richtig schöner Wald und es gab keinen Zank unter den Tieren. Eines Tages im Sommer berichteten Vögel, dass sie Männer in einiger Entfernung vom Waldrand gesehen hätten. Einige Tage später waren wieder Leute da.
Diesmal waren auch Frauen und Kinder mit dabei. Es wurde Herbst; es wurde Winter; es wurde wieder Frühling. Da kamen viele Männer und sogar noch in unseren Wald. Sie fällten Bäume und machten daraus ein großes Haus, eine Bauernkate. Die Bauernfamilie hatte dann im Laufe der Zeit viele Kinder, die dann, als sie groß waren auch wieder Kinder hatten.
So gab es dann immer mehr Bauernkaten und auch andere Gebäude wie Mühle, Bäckerei, Wirtshaus, Kirche, Schneiderei und sogar ein Spielzeugmacher war dabei.
Das Dorf wuchs und unser Wald wurde kleiner, aber nur wenig, da ja Bäume immer nachwuchsen. Diesen Teil des Waldes kennst Du heute als den Neuwald. Hin und wieder kamen Leute in unseren Wald, um sich auszuruhen. Familien mit ihren Kindern besuchten uns. Es war schon lustig zuzusehen wie Kinder laufen lernten und immer größer wurden.“
„Wer hat denn das alles erlebt?“ fragte eines der Küken.
„Das weiß ich nicht, denn diese Tiere sind alle schon gestorben.. Selbst die langlebigen Eulen und Unken von damals leben heute nicht mehr. So wird sich ja von heute keiner mehr daran erinnern.“
„Jetzt hast du mir aber immer noch nicht erzählt, wie der Wald denn so laut wurde. War er denn schon immer so laut?“
„Nein. Er war nicht immer so laut. Ich erinnere mich noch, daß es in den ersten Tagen meiner Kükenzeit noch recht angenehm und natürlich war.“
„Erzähle uns doch noch mehr davon. Ich kann mir das gar nicht so recht vorstellen. So ganz leise...“
„Nunja, das ist wieder recht lang zu erzählen:
Es ist schon einige Jahre her, da gab es schon Leute im Dorf, die musizieren konnten. Bei Festen wie Hochzeiten und Gottesdiensten gab es schon mal kräftig laute Musik im Dorf. Eben nur im Dorf. Für lange Zeit blieb es auch so.
Irgendwann gab es noch ganz andere Musik, die unsere Vögel als Zaungäste so gar nicht gut fanden. Natürlich durfte ich dort nicht hin, weil ich ja noch so klein war damals. Zuhause angekommen ging es diesen Zuhörern gar nicht gut: Die Fledermäuse mussten brechen und die Eulen verdreht derart ihre Köpfe, daß sie tagelang nicht richtig ihrer Jagd nachgehen konnten und darum sogar fast verhungerten.
Das alles sprach sich schnell herum und irgendwann erzählten es mir meine Eltern, also eure Großmutter und Großvater. Sie und fast alle anderen Tiere hier im Wald ärgerten sich darüber. Das sei doch eine Frechheit, eine Gemeinheit, etwas Unnatürliches, Übles und so weiter, die sich die Dorfbewohner da erlaubten. Selbst der Kater war vor dieser Musik geflohen und klagte über Müdigkeit, weil ihm doch der Schlaf fehlte. So eine schädliche Musik hatte es vorher gar nicht gegeben. Darin waren sich alle einig: Das musste aufhören.
Aber wie? Wie könnte man diesen miesen Dorfbewohnern das begreiflich machen? Das alles so lassen wie es ist und alles erleiden, wollten sie nicht. Man beschloss etwas zu tun.
Als erstes versammelten sich die Tiere zu einer Konferenz. Mein Vater war auch dabei. Er erzählte manchmal davon. Viel verstand ich ja nicht, aber es muss damals schon recht heftige Reden gegeben haben. Von Überfällen bei Festen war die Rede, was keine Mehrheit fand, denn wie sollten denn die Dorfbewohner begreifen worum es ging und dann gäbe es bestimmt einen Krieg. Abgesehen davon würde es einigen Tieren dann wieder so schlecht ergehen wie den anderen, die schon vorher mal ihre scheußliche Musik ertragen hatten. Es musste eine andere Taktik her.
Ein Vorschlag kam recht gut an: Man wollte den Deppen im Dorf mal genauso belästigen wie sie es mit ihrer Musik den Tieren antaten. Jeder Besucher sollte mal eine Kostprobe erhalten, wenn er mal in unseren Wald käme.“
„Leider trifft es dann immer nur diejenigen, die dann in den Wald kommen.“ warf ein anderes Küken ein.
„Ganz schön pfiffig, meine Kinder.“ erwiderte Emilie Schnarchzahn. „Ihr seid gar nicht so auf den Kopf gefallen.
Dafür musste auch noch eine Lösung gefunden werden, denn man wollte ja die eigentlichen Unfugmusiker oder die, die so was auch noch gut finden, erwischen.
Die Schuldigen waren doch die Menschen. Eben nicht alle.
Wie könnte man die wirklich Schuldigen herausfischen? Das ist reichlich schwer. Wer sollte das schaffen? Hier bot sich der Kater mit dem Namen Faulpelz an. 'Ich schaffe das!' tönte er in der Versammlung.
Das muss wohl ein Tumult dort gegeben haben, das ich gern selbst erlebt hätte.
Alles
quatschte,
kreischte,
piepste,
schnatterte,
grölte
brüllte durcheinander.
Das Röhren des Hirsches Hugo war so gewaltig laut, dass alle vor Schreck still wurden.
'Ich hab's. Was wir alle zusammen soeben erlebt und gemacht haben, ich meine dieses Dorschenanner, ist doch die Lösung. Diesen soeben gemachten Krach sollten wir den Deppen im Dorf vorführen!'
Allgemeiner Beifall folgte.
'Wir sollten das üben und wenn ein Depp hier im Wald spazieren will, so werden wir es ihm schon einheizen und auch so ein Krach machen.' fuhr er fort.
Wie gerne hätte ich das selbst erlebt. Diese Versammlung war wirklich das Gespräch des Waldes. Es wurde viel darüber gesprochen.“
„Was geschah denn dann?“
„Nach kurzer Zeit wurde noch einmal eine Versammlung einberufen. Was dann dort beschlossen wurde, war allen klar. Der Kater spionierte im Dorf in der Kneipe 'Schluck runter' und sollte die Musiker herausfinden, während die übrigen Tiere schon einmal Lärmen üben sollten. Wenn dann später ein Kandidat sich in den Wald wagen sollte, dann....“ und hier waren Mamas Augen begeistert aufgeleuchtet, „gibt es was zu hören für den Besucher.“
„Ach so ist das gewesen. Also der laute Wald wurde erst laut, als es diese verrückten Musiker gab, die so scheußliche Musik machten“, murmelte ein Küken.
Die Sonne ging gerade unter.
„Der Rest ist jetzt schnell erzählt. Der Kater schaffte es nicht die Musiker zu entdecken. Er hörte manchmal in der Kneipe diese scheußliche Musik und rannte dann schnell davon, weil es ihm davor grauste. Schließlich hörte er, dass die Musiker aus dem Nachbardorf kämen.
Doch bei uns im Wald wurde diese Musik einmal gespielt und du kannst dir jetzt denken, was es da für eine Aufregung unter den Tieren gab. Ein Gegenkonzert sondergleichen entstand.
Richtig verstört sind die Musiker wieder abgezogen. Das hat sie so sehr verärgert, dass sie ein Schild aufstellen ließen.
Eines Tages kam dann so ein komischer Kerl mit langen spitzen Hut hierher. Da machten wir wieder ganz schön Krach für den. Der war ja fast taub und rührte sich trotz Lärm so gar nicht von der Stelle. So etwas waren wir ja gar nicht gewöhnt. Auch der stärkste Lärmer wird mal müde. Aber dann kam ein Gewitter und wir hörten alle zu. Da ging der „Komische“ einfach wieder weg. Der Prof. Dr. Dr. Rabe hat da einen guten Spruch auf seinem Hemd gelesen. Macht eigene Spuren statt über die Pfade anderer zu schimpfen. Das haben wir toll gefunden und dazugelernt. Aber die Dorfdeppen da, haben ja wohl nichts kapiert. Solch dämlichen Krach gibt es ja heute noch. Manchmal machen wir uns heute noch darüber lustig.
Das Schild von damals steht heute nicht mehr dort, sondern ist im Rathaus aufgehängt und auch noch so, das man darüber schmunzeln kann.“
Sie erklärte es ihnen und alle Küken lachten: „Welcher Handwerker ist bloß so blöd und wie können den eingeritzte Buchstaben herunterfallen...Ganz schön kompalisirtä Leute.“
„Verstanden hast Du viel und lernen musst du trotzdem noch dazu. Es heißt richtig ausgesprochen kompaliziert... nein kompilisierte, na wie denn nun... kommpa... auch nicht.. äh komplisierte, jetzt habe ich es aber.. komplizierte Leute......“
Es war inzwischen dunkel geworden und Emilie schon müde. Jetzt wussten die Pupsiküken warum das Lärmen ab und zu gemacht wurde; aber Kinder durften laut sein, wenn gerade nichts los war.
Anhang
Oder
Wer immer noch nicht genug von dieser erfundenen Geschichte hat...
Hier folgen noch einige wichtige Erklärungen, um die Geschichte und deren Umstände noch besser zu verstehen.
Die Sache mit dem „Netenspruch"
Der Dorfastronom hatte einen dicken Wälzer herausgegeben und auf Seite 1783 heißt es unter einem Bild, das mehrere symbolisch dargestellte Stabmagnete zeigt, die um einen Planeten eines sterbenden Sternes laufen: „Mit genügend großem finanziellen Aufwand könnten Magnete geschaffen werden, die sogar ganze Planeten regelrecht durchkneten und so den Planeten vor dem drohenden Kältetod durch seinen ausgebrannten Stern retten." Vier solcher Magnete sollten in einer stationären Umlaufbahn synchron rotieren und so abwechselnd den Planeten in einer Richtung und mal in die andere Richtung quer dazu auseinanderziehen. Die Rotationsperiode der Magneten muss dann deutlich unter der Resonanzfrequenz des Planeten liegen, denn sonst schwingt der Planet selbst weiter und zerstört sich selbst. Die Idee durch Gezeitenkräfte fehlende Wärme in einen Planeten zu induzieren klingt freilich verlockend und wäre eine fantastische Möglichkeit Energie zu gewinnen. Kollegen hielten diese Vision für undurchführbar und für unseren blauen Planeten zur Zeit unnötig. Außerdem, wo sollte man auf dem Planeten wohnen, wenn ständig seine Oberfläche in Bewegung ist? Etwa in den Wolken? In Fachkreisen kursierte daher der Spott:
Moneten für Magneten, die Planeten kneten.
Dieser Satz wurde im Volksmund als der Netenspruch bekannt, wobei das Volk sich nur ungern demonetisieren läßt (von Abgeordneten als Steuern deklariert, wäre es wahrscheinlich vom Dorfvolk wohlwollend gezahlt worden), so das dieser Satz schließlich im Menetekelbuch (vergl. dazu in der Bibel Daniel 5. Kapitel) des Dorfes eingetragen wurde. Es enthielt schon viele Themen wie zum Beispiel einen Hinweis auf den lauten Wald, die Wahl gerade ihres Dorfbewohners zum Kaffus Trottulosus usw.
Pup – sens – omat – Brille
Das ist ein abgespeckter Spektrometer (Lichtzerleger mit Sensor für ganz bestimmte Farben) bestehend aus einem Nasenfahrrad und einem taschenformat großen Steuergerät, welches mit Akkumulatoren betrieben wird. Mittels neuartiger Extended – Polaroid – Technik in den Brillengläsern werden diese gefärbt, um die Gase anzuzeigen. Ein Sensor rechts am Brillengestell angebracht erfasst dabei die Gase Methan und Kohlenmonoxid bei einer Gastemperatur oberhalb von etwa 4° Celsius. Der alte Mann besaß nur eine einfache Volksausgabe. Die richtig teuren Geräte konnten noch weitere Gase erkennen. Sie werden von der Feuerwehr, der Chemieindustrie und im Baugewerbe mit wachsendem Erfolg eingesetzt.
Was das schlechte Design angeht, so sahen sie wirklich scheußlich, altmodisch aus. Für nur eine kurze Zeit nach der Erfindung galt es als modern sich damit zu kleiden. Heute (ver-)modern sie in Schubladen, Kartons und Mülleimern, die in Hinterhöfen herumlungern oder ähnlichem.
Der Grund warum sie überhaupt einmal so beliebt waren ist einfach: Man konnte durch sie hindurch die Wolken am Himmel besser sehen. Doch als die gemeine
Bezeichnung Nubius glotzus die Runde machte, wollte niemand mehr so zweckfrei Wolken geniessen...
Soßenrezept
Vom Gastronomiebullen bekam der Autor dann noch das Rezept für seine tolle Soße zugesteckt, das dieser ihm erst lange Zeit nach den hier geschilderten Vorkommnissen verriet. Ich gebe es hier so weiter, wie es mir vom dafür bekannt gewordenen Koch überlassen wurde.
Auf eine Beschreibung seiner krakeligen Handschrift will ich hier verzichten, denn die war schwer genug zu lesen. Erinnert das den geneigten Leser oder geneigte Leserin an das Aussehen der Schrift auf der Oberbekleidung des alten Mannes mit spitzen Hut? Da muss ich Sie enttäuschen, denn sie waren beide krakelig und doch grundverschieden. Der Chefkoch hatte eine seltene Handschrift mit Serifen. Das sind kleine Füßchen unter den Buchstaben so wie das kleine
m gleich auf 3 Füßchen steht.
Man nehme:
100 ml frisch gepressten Orangensaft
150 ml Olivenöl
10 ml Rizinusöl
100 gr. Hafer mit dem Vorschlaghammer plattgeklopft (keine Flocken!)
Erst mal rühren bis es zu schäumen beginnt, danach 1 Stunde von Eiswürfeln umgeben kalt stellen. Wer will kann in dieser Zeit einen rostigen Eisennagel einlegen. Anschließend, wenn das Ganze dann wieder annähernd Zimmertemperatur hat, mit 4 ltr. Sumpfgas aus den Moorgebieten der Everglades sprudeln, erhitzen und 2 Minuten köcheln lassen. Zum Schluss kommen die übrigen Zutaten nach eigenen Wünschen wie zum Beispiel Tomaten, Käse, Schinken, Pupsizwiebeln, Knoblauch, Pilze, Früchte, Nüsse, Rotwein, Kräuter und so weiter dazu. Farbe bekommt die Soße mit den Lebensmittelfarbstoffen E101 bis E106.
Soweit das Rezept. Die Köche unter den Lesern bemerken schon hier die Kunst, die mit dem Grundrezept beginnt. Ohne Rizinusöl geht es nicht, denn sonst ist es ja nicht mehr die tolle Soße. Wem es vor dem Sprudeln graut, der lasse es weg. Ich weiß nicht, wie der Koch dieses Gas erhielt. Vielleicht tut es auch das Moorgas aus den schottischen Moorgebieten im Norden dieses Landes. Wie gesagt, es ist dann doch nicht mehr das Original!
Ach übrigens gab es unter den zahlreichen Touristen auch Künstler. Und einer hatte nach einer Beschreibung eines Zeitgenossen den „Alten“, wie er liebevoll in den Prospekten der Tourismusbranche genannt wurde, ein schönes Bild angefertigt. Ich möchte es nicht vorenthalten.
Schlusswort
So endet jetzt die Geschichte vom lauten Wald. Wenn ich es geschafft haben sollte ihren grauen Alltag für eine vergnügliche Stunde lang mit meinen über 11800 Wörtern, die eine durchschnittliche Länge von 6,310359 Zeichen haben, ein wenig zu erhellen, dann bin ich schon zufrieden mit meinem Ergebnis.
„Der laute Wald“ ist also eine Geschichte in Varianten, die aufeinander aufbauen. Die Varianten sind Wiederholungen der Handlung also eigentlich nur Kopien. Es kommt keine wesentliche geschichtsverändernde Handlung hinzu, aber die Perspektive ist eine andere. Die Standpunkte und Ansichten der Handlungsträger sind damit nicht mehr parallel, sondern hintereinander dargestellt.
Neue Einsichten kommen dabei hinzu. So wird die Geschichte von mehreren Seiten her beleuchtet und dabei immer weiter aufgedeckt, klarer, vollständiger. So gesehen könnte man die Hinweise über den alten Mann nach der 3.Variante als weitere Kopie ausbauen; aus seiner Sicht eben. Die Einschübe zwischen den Varianten waren nötig, damit der Leser nicht einfach so in die Wiederholung stolpert. Der Höhepunkt ist doch vorbei und er braucht einen Ruheraum zum Atemholen. Außerdem ist es eine Vorbereitung und ein Neugierwecken auf weiteres Lesen, denn die Handlung bleibt bestehen. Als Autor mute ich dem Leser eine Menge zu, denn er muss ja mehrmals lesen.
Wie lange hält der Leser oder die Leserin durch ?
Ist es vielleicht eine neue Literaturform? Das war nicht beabsichtigt.
Keine Handlung in der Weltgeschichte hängt nur von einer einzigen handelnden Person oder einer einzelnen Partei oder Gegnern ab. Ein Zurückgehen in die Geschichte kann helfen Handlungen von heute besser zu verstehen.
Ein Märchen (=Verkleinerung von Märe, d.h. Nachricht oder Kunde) ist es nicht, denn von Dämonen und Magie ist keine Spur zu finden. Von dieser Wirklichkeit lassen Sie besser die Finger.
Fabel? Auch nicht, denn es gibt keine Absicht für eine Weisheit.
Den Tieren wird eine Handlungsmöglichkeit (abgesprochenes, gemeinsames Handeln) eingeräumt, wie sie in dieser Form nicht existiert. Dieses Element ist hier erfunden und damit wird eine eigene Welt möglich, die der Leser oder auch Zuhörer in seiner Phantasie selbst ausschmücken kann. Wirklichkeit ist diese Geschichte nicht. Das will sie auch gar nicht; sondern einfach eine spaßige Unterhaltung sein. Also ist es eine Tiergeschichte.
Gibt es denn einen lauten Wald? Ich versuche mal mit einem Bild eine Antwort...
Ein Wasserfall!
Da hört man ja schon förmlich das Wasser fallen, platschen, rauschen. Nicht nur bei Regen, sondern, wie hier im Schwarzwald auch bei Sonnenschein...
Diese Idee ist ja gar nicht schlecht!
Doch nur hier an dieser speziellen Stelle ist es im Wald laut und die Tiere tragen gar nichts dazu bei, das es hier laut ist. In der Geschichte sind es doch die Tiere die Krachmacher.
Stimmt. Im Dschungel geht manchmal von kreischenden Brüllaffen ein großer Lärm aus. Da kann man sich dann die Ohren zuhalten!
Ungesunde Musik gibt es wirklich. Lautstärke, Klang und Tonhöhe können nicht nur zusammen schädlich sein. Jede der drei Eigenschaften kann Unwohlsein erzeugen. Manche „Musik“ ist nichts anderes als eine ungeordnete Aneinanderreihung von nicht zusammenpassenden Geräuschen, deren Klanggebäude sich auch nach Verklingen des letzten Soundschnipsels nicht etwa als ein kunstvolles Monument zeigt, sondern sich als ein staubumhüllter Trümmerhaufen (Kehricht) entpupst.
Sollten Sie meinen Tiere können mit Musik nichts anfangen, dann denken Sie mal an Melodien von Vögeln. Der Klarinettenspieler David erhielt von Singvögeln in einer Vogelvoliere Antworten und entdeckte in deren stark beschleunigten Melodien jazzige Tonleitern. Manche singen mehr als eine halbe Stunde.
Oh, ich habe jetzt noch gar nicht alle meine Fragen beantwortet, wie zum Beispiel:
Was kostet ein Campingplatz für 2 Wochen und ist dort ein Kinderspielplatz vorhanden? Ich glaube das ist hier gar nicht so wichtig. Die im Vorwort erwähnten Kinder sind schon längst aus der Schule raus. Vielleicht schreiben dann andere Kinder im 9. Schuljahr als Klassenarbeit als Aufsatz die Variante: „Das Geheimnis des pinkfarbenen Katers Faulpelz"...
Ich versuche hier noch eine Parodie. Einem Deutschlehrer werden sich die Haare sträuben! Sie müssen sie nicht lesen, denn sie ist abschreckend. Ja, ich will Sie dazu anregen, selbst eine zu erfinden. Diese, geschrieben eben von Vielen, ergeben ein weiteres Buch. Sie kann auch ganz neue Wörter enthalten und anders als das Original ausgehen...
Der laute Wald (linguistisch angehaucht)
Es existierte zu altvorderst ein spezifiziertes Objekt, das in der Nomenklatur mit Baumansammlung bezeichnet wird. Es war mengenmäßig mit 14.112.000 hochgewachsenen Pflanzen bestückt. Dort waren zeitlich unbegrenzt, unerträglich große phonetische Amplituden auditiver (hörbare) Geräusche anzutreffen.
Die Fauna (Tierwelt) innerhalb des bezeichneten Florabereiches (Flora =Pflanzenwelt) übertraf die erträglichen audiblen Grenzwerte für die Sensoren der Spezies homo latschus waldus (Der durch den Wald gehende). Ursa Major (Sternbild großer Bär) stampfte, Corvus canticus (Rabe, singend) krächzte, ja jeder Flügelinhaber zwitscherte mit den zuvor trainierten, und daher übervollen, arteigenen Möglichkeiten. Eine in der Fauna mengenmäßig übliche Anzahl von Formica rufa (Waldameisen) parallelisierten ihre Fußauftrittssequenzen und envolvierten (entwickelten) effektivere Laute als sonst erreichbar.
Eine Gruppierung von Microtus arvalis (Feldmäuse) vollführten Schwingungen mit dem Blätterlaub den Boden tangierend (berührend). Cervus piazza (Platzhirsche) erstrebte einen hohen Reinheitsgrad harmonischer Schwingungen an, den er dabei jedoch qualitativ nicht erreichte. Sus scrofa (Wildschweine) grunzte, und verwandelte die potentielle Energie (Lageenergie) der oben an Abhängen ruhenden granitartigen Objekte, deren Eigenschaften wie Dichte und Härte im Allgemeinen sowie Größe und Farbe im Speziellen keinen Einfluss auf die augenblicklich von Ihnen erfasste Wörtersammlung (dieser Text) besitzen, in eine kinetische Form (Bewegung), dergestalt, das ein polterndes Lautkontinuum Trommelfelle erregen (zum Schwingen bringen) konnte.
Auch ohne das gelbe Gesicht (Sonne) auf der Großwölbung (Himmel) waren die Amplituden (Stärke wechselnder Werte) der Schwingungen noch deutlich über dem Erträglichkeitsniveau: Microtus formte aus Wörtern Geschichten, die die Nahrungaufnahmeöffnung (Mund) zu einer konkaven (hohl) Deformierung verführten, manchmal, nicht notwendigerweise, provozierte es stoßförmige Transversalwellen.
Strigidea (Waldohreule) probierte Verse (wie auch immer sie klangen), Canis lupus (Wölfe) sirenierte (heulte) und einige Myotis myotis (Fledermäuse) glitten lautstark über die vertikalen (senkrechten) Extremstellen der Floraspitzen.
Also, die Menge der Arten der Gattung homo, die dort Raum einnehmen oder dort gar eines der Merkmale des Lebens (Fortbewegung) ausführen wollte, war leer. In einer benachbarten Position der Baumansammlung hatten landestypische Unterkünfte eine unregelmäßig geformte, zusammenhängende Fläche okkupiert (Dorf).
Ein Weg in der Form einer Geraden verband die beiden Lokalitäten. Ein paar Inhaber der Personalausweise mit der Ortsangabe der nahen Häusersammlung hatten schon das Innere einer hochgewachsenen Pinie in eine auskunftstarke Flachtafel (Brett) transformiert und am Rand der Baumansammlung mittels Kegel (Stielform) positioniert. Die darauf befindlichen Symbole ergaben folgenden Sinn:
Ort ischt laut, kimmst' eh' wieder n'aus, wer's net glaubt, soll's doch mache' auch.
Viele Merkurumläufe verstrichen während die Hausbewohner ihre Optionen überdachten. Man wollte eine nullifizierte oder zumindest objektsübliche Phonetizität im Koordinatenbereich der Baumansammlung erwirken. Schließlich sollte der Macher um eine monetäre Belobigung bereichert werden. Das wurde überregional zur Kenntnis gebracht. Es versuchten einige Ortsunkundige, doch sie verließen, sich ihre eigenen überlasteten Frequenzanalyser zustopfend, im hohem Tempo wieder das eingangs definierte Objekt. Einer konnte sogar erst nach dem nächstem Sichtbarwerden des gelben Gesichtes wieder seine Sensoren in Betrieb nehmen.
Als wieder einmal das Gelbe Gesicht über den geografischen Koordinaten der eingangs vorgestellten Baumansammlung zu erblicken war, kam ein sonderbares Wesen der Gattung (ach Sie wissen schon...). Seine Oberflächenstruktur (Haut) besaß schon einen dekrementierten (verminderte) Wohlgeformtheitgrad (also Falten); ebenso seine lange, kegelförmige Abdeckung dessen, was andere Leute Haupt zu nennen pflegen.
Als er vom Projekt des Nullifizierungswunsches Wind bekam, machte er sich nach Erscheinen des gelben Gesichtes über dem Osthorizont explorativ (erforschend) auf dem Weg. Es war ein Tag für erhöhte Schweißbildung (Tipp: vom letzten Wort streichen Sie bitte das w und bilden Sie 2 Wörter...). Sein Abstand zum Rand der Baumansammlung dekrementierte und schon von weitem war die unübliche Eigenschaft sensorisch erfassbar. Dieses Individuum tangierte es nicht. Es war noch nicht weit hineingegangen, da hatten einige beflügelte Faunaangehörige das sich nähernde Geschöpf bereits als ihnen unbekannter Mensch klassifiziert.
Schnell verbreitete sich die Ankunft des Besuchers über die gesamte Ausdehnung der Baumansammlung. Der Sonderbare konnte sich aufgrund fehlender jugendlicher Kräfte nur langsam vorwärtsbewegen. Nach einiger Zeit gelangte er zur elliptischen,
Mittelpunktsgleichung der Lichtung
X² / 70.4² + Y² / 50.6² = 1
Angaben in französischen Urmetern,
wobei X die Entfernung vom Baumstumpf in der Mitte längsseits und Y die Entfernung quer dazu einzusetzen sind
baumfreien Position.
In der Mitte war ein alter Baum aufgrund hoher Windgeschwindigkeiten gekürzt geworden. Er setzte sich auf den Stumpf, um seinen durch Arbeit beschleunigten Blutkreislauf zu normalisieren.
Ohne sichtbarer Fauna stieg im kürzesten Zeitabschnitt das Lautkontinuum auf große Vielfalt und Stärke: Es krachte. Es polterte. Es röhrte und hackte in einem fort.
Der Alte entpackte einen Multiplier (allgemein für Verstärker, Vervielfacher) und hielt eine Strafpredigt. Die Fauna hielt inne und folgte dem Aufruf zur Besonnenheit.
Das später allgemein bekannte Buch des Alten brachte demselben eine erhebliche Menge Kohle ein. Zusammen mit der monetären Belobigung für die Nullifizierung in phonetischer Hinsicht, ergab es eine Menge Zaster, von welchem der Alte nach Abzug der fälligen Einkommenssteuer recht gut leben konnte.
Und wenn er nicht getilgt ist, wie dieser Text,
so (k)lebt er noch heute... Briefmarken auf Postkarten.
Hat Ihnen das gefallen?
Ein Deutschlehrer würde den Autor vermutlich einen kiloinkrementalintelligenten Stuhlgänger nennen...
also Klugscheißer
Übrigens: Seitenlänge eines quadratischen Waldes in Meter geteilt durch den durchschnittlichen Abstand der Bäume untereinander, ebenfalls in Meter, ergibt mit sich selbst multipliziert die Anzahl der darin enthaltenen Bäume
(25200/6)^2 = 17640000
Für freie Stellen und einige Wege sind 20% Bäume abzuziehen:
17640000*(100-20)/100 = 14112000
Die Mittelpunktsgleichung der Lichtung besagt lediglich, daß die Bäume, deren Standorte in Bezug zum Lichtungsmittelpunkt Baumstumpf diese Gleichung erfüllen, genau auf dem Rand der Lichtung wachsen. Prof. Dr. Dr. Rabe riet also seinen unsichtbar bleiben wollenden Krachmachern, dass Sie daher für die Wahl ihrer Position bei ihrem Vorhaben statt des Ergebnisses einer 1 eine größere Zahl anzustreben hätten...
Jetzt ist aber endgültig Schluss, denn heute ist der Wald ja nicht mehr laut...
Texte: Wenn Sie Textpassagen kopieren, erwähnen Sie bitte immer meinen Namen!
Bildmaterialien: Die Bilder habe ich selbst erstellt: Kreidebild, Wasserfall im Schwarzwald, Person mit Spitzhut.
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
gewidmet den beiden Kindern Miriam und Fabian, die diese Geschichte als Premiere erlebt haben