Cover

Si por Cuba!

Si por Cuba! - Der etwas andere Kuba Reiseführer.

 

Oldtimer, Zigarren und kubanischer Erfindungsreichtum. 1992 war ich das erste mal auf Kuba. Heute, fast 30 Jahre später. 2021 ist Kuba wieder in der Situation wie Anfang der 90er Jahre, nach dem Ende der UDSSR und dem Wegfall der russischen Öllieferungen. Während Obama die Blockade Kubas lockerte, verschärfte Trump diese während seiner Präsidentschaft erneut.

Im Frühjahr 2021 endete die Castro-Ära auf Kuba. Raul Castro ist nach fünfzehn Jahren an der Macht abgetreten. Das ist eine Zäsur in Kubas 62-jähriger Revolutionsgeschichte, die untrennbar mit dem Namen der Brüder Fidel und Raul Castro verbunden ist. Raul Castro wollte Kuba vorsichtig reformieren - und hinterlässt ein wirtschaftliches Desaster.

 

Noch existiert das alte Kuba: ein Land, das dem schnellen Getriebe der Welt entsagt und dessen Bewohner sich tanzend der Tristesse entziehen. Auch in den aktuell schwierigen Zeiten, ist Kuba immer eine Reise wert.

 

Viel Spass beim lesen und umsetzen der Insidertipps meines Kuba Reiseführers.

“Viva la vida” und “Si por Cuba!”

 

 

 

Wie die Kubaner so drauf sind und wie man einen Kulturschock vermeidet

1.) Wie die Kubaner so drauf sind und wie ihr einen Kulturschock vermeidet.

 

Den Kuba Erstbesucher befällt der initiale Kulturschock sicher dann, wenn er beim ersten Kontakt mit der Stadt sieht, wie alt und einfach alles ist.

 

Die Autos, die Häuser, das Mobiliar usw. Der zweite Kulturschock stellt sich wahrscheinlich dann ein, wenn er merkt, wie die Kubaner damit umgehen. Denn man stelle sich mal vor, wie hoch der Grad der Unzufriedenheit bei uns Zuhause wäre, wenn wir unter diesen Umständen leben würden. Unsere eh ständig quengelnden und unzufriedenen, mürrischen Landsleute würden wohl, da die langen Gesichter kaum noch ausbaufähig sind, alle von der Brücke springen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist ihr Geheimnis, warum und wieso Kubaner immer und überall trotz der Umstände ständig gut drauf sind, lächeln und vor allem Lebensfreunde und Freundlichkeit versprühen.

 

Kubaner sind soziale Wesen, sie sind gern unter Leuten. Und sie sind sehr kommunikativ. Vielleicht lernt man das beim Schlangestehen? Ja, diese Übung kann Geselligkeit durchaus fördern. Was sollte man auch sonst tun, als sich beim Warten zu unterhalten und die neuesten Witze zu erzählen? Schaut man an den Wochenenden in Havanna auf den Malecón, glaubt man zunächst, es fände eine große Sportveranstaltung statt. Alles was Füße hat entflieht der tristen Enge und aufgestauten Hitze der Wohnung, um mit der Freundin zu knutschen, mit Kollegen zu tratschen oder einfach nur mit der kompletten Familie zusammen zu sein und bei mitgebrachten Getränken eine schöne Zeit in traumhafter Kulisse und angenehm kühlendem Wind zu verbringen.

 

Kubaner leben i.d.R. nicht allein. Die Familie hat eine großen Stellenwert und die Mutter ist zeitlebens ein fester Dreh- und Angelpunkt für jeden Kubaner. Die Väter weniger, denn trotzdem fast jeder eine Beziehung hat – gewechselt wird öfter und so manche Mutti hat fünf Kids von fünf Vätern. Mit der Treue nimmt man es eh nicht allzu genau.

 

Kubaner sind impulsiv, sie zeigen oft auch in Gesprächen, in denen es um belanglose Dinge geht, Emotionen. Das äußert sich durch entsprechende Mimik und Gestik, zu der unsereins bestenfalls fähig wäre, wenn gerade das eigene Auto abgefackelt wird.

Kubaner sind sehr humorvoll. Der schwarze Humor hat hohen Stellenwert, was angesichts der als desaströs zu bezeichnenden Wirtschaftssituation und der daraus resultierenden Versorgungslage nicht wirklich verwundern kann. Die Mutigeren machen auch Witze über die “bärtige Familie”, womit natürlich die Castros gemeint sind und besonders der “Comandante en Jefe” und “Maximo Lider” Fidel.

Kubaner neigen dazu, sich (und anderen!) die Welt etwas schönzulügen und es mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau zu nehmen. Seid also nicht zu sehr enttäuscht, wenn das eine oder andere Detail einer Schilderung nicht wirklich stimmt oder wenn ein felsenfest gegebenes Versprechen nicht eingehalten wird. Es ist so etwas wie Notwehr. Wer also Geld an einen Kubaner verleiht, kann das gerne tun, es ist immer eine gute Tat, aber damit zu rechnen, dass er es jemals zurück bekommt, ist ziemlich naiv. Auf entsprechende Forderungen, die man dem Schuldner vorträgt, wird tief erstaunt bis entrüstet reagiert.

 

Mit das Wichtigste im Leben eines Kubaners sind Beziehungen, also “Vitamin B”. Ohne diese kommt man kaum über die Runden. Die Mangelwirtschaft kann nur im Kollektiv einigermaßen überstanden werden. Man hilft sich gegenseitig, so gut es geht. Kubaner sind solidarisch mit ihren Landsleuten. Auf den Autobahnen und Überlandstraßen stehen z.B. immer viele Tramper, von der Hausfrau bis zum Polizisten und alle kommen irgendwie ans Ziel, trotz kaum vorhandener Verkehrsdichte. Dazu benötigen sie viel Geduld, die teils in Lethargie ausarten kann. Nach 50 Jahren Versprechungen kein Wunder…

 

 

 

 

 

 

Kubaner lieben ihr Land und sind stolz darauf. Und auf die Errungenschaften der Revolution, auch wenn natürlich (zu Recht) viel gemeckert wird. Als Gast sollte man sich mit Kommentaren diesbezüglich besser zurückhalten. Wer den Kubanern mit offenem Herzen und freundlich auf Augenhöhe begegnet, wird schnell menschlich akzeptiert und aufgenommen. Man sollte stets versuchen, sich in die Lage der Kubaner zu versetzen, auch wenn das nur ansatzweise gelingen kann – der Versuch wird bemerkt und mit Herzlichkeit honoriert. Freilich sind wir stets der “reiche” Gringo und es wird erwartet, dass wir etwas von unserem Reichtum abgeben, wenn man in einer Gruppe ist. Also ratet mal, wer das Bier bezahlt…

 

 

 

 

 

 

 

Wer hingegen Kubanern gegenüber arrogant und oberflächlich rüberkommt, wird mit Missachtung gestraft und ignoriert.

Ich persönlich schätze mal, dass in etwa grob die Hälfte der Kubaner ganz zufrieden ist mit der Situation bzw. sich mehr oder weniger mit ihr arrangiert hat. Das sind die, die vom System profitieren. Neben der vernachlässigbar kleinen Gruppe von hohen Amtsträgern gibt es die Polizisten, Armeeoffiziere, Beamte usw. die durch das System ein erkleckliches Auskommen haben. Z.B. weil sie ein privates Touristentaxi haben oder eine Casa Particular vermieten dürfen. Nein, das darf nicht jeder, eine gewisse Systemtreue oder zumindest das Fehlen einer allzu kritischen Einstellung dürfte dafür Voraussetzung sein.

 

Unzufrieden sind die Unterdrückten, die, die unter dem Eingesperrt Sein und der mangelnden Freiheit, was die Grundrechte wie Versammlungsfreiheit oder freie Meinungsäußerung angeht, leiden.

 

Privilegiert sind die, die irgendwie an die begehrten Peso Convertible gelangen können, sei es durch einen Job in der Nähe des Tourismus (Trinkgelder als Zimmermädchen in Touristenhotels z.B.), sei es, weil man Verwandtschaft im Ausland hat und regelmäßig Geld geschickt bekommt. Gerade wurde das obere Limit von 500 USD auf 2000 USD (pro Quartal!) heraufgesetzt.

 

Die offizielle Bezahlung der Gehälter in Kuba erfolgt ausschließlich in CUP, also dem Moneda Nacional. Der Gegenwert für ein Monatsgehalt übersteigt das, was wir uns an Trostlosigkeit vorstellen können, bei weitem. Es reicht tatsächlich nicht wirklich zum Leben. Besonders die alten Leute können einem leid tun. Hier kommen die oben beschriebenen Faktoren betreff der Familie und der Solidarität zum Tragen. Meistens. Aber es scheint sich da sehr bald einiges zu tun auf der Isla Grande… hoffen wir das Beste für die Leute.

AirBnB und Casa particulares richtig nutzen. Anreise nach Kuba

 

2.) AirBnB und Casa particulares richtig nutzen. Anreise nach Kuba

 

Wie Ihr Eure Traumferienwohnung auf Kuba finden und buchen könnt und was Ihr dabei beachten müsst. 1992 war ich das erste mal auf der “Isla Grande”. Obwohl es mir damals sehr gut gefallen hatte, wollte ich doch so bald nicht mehr zurückkehren. Aber nach all den Jahren dachte ich mir, dass es mal wieder an der Zeit sei, der Insel einen Besuch abzustatten, zumal die Kubaner sehr nette Leute sind. Außerdem stehen nach einigem Hin und Her was die Innenpolitik und das behandeln der eigenen Bevölkerung angeht, die Zeichen auf Wandel und Entspannung, wenn auch die Entwicklung aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Not geboren wurde. Nachdem der amerikanische Präsident Obama die US Sanktionen gegen Kuba im November 2014 zu lockern angekündigt hat, merkt man mehr und mehr das sich etwas tut auf der Karibik Insel. Ferienwohnungen konnte man schon länger buchen, durch Airbnb wurde eine sehr gut funktionierende Plattform eingebunden und Kuba auch den amerikanischen Touristen eröffnet. Airbnb bietet seit dem Start am 02.04.2015 über 1000 Ferienwohnungen in Kuba an, davon 40% in Havanna. Wie in anderen Urlaubsregionen sind auch in Kuba alle Preiskategorien vertreten.

 

Die Kubaner sind sehr freundliche und aufgeschlossen. Außerdem ist die Insel wirklich sehr schön und Havanna ist unglaublich. Trotz aller Armut und Schwierigkeiten habe die Leute gute Laune, ein beeindruckendes Improvisationstalent und machen gute (handgemachte!) Musik. Die Uhren gehen noch anders auf Kuba. Vielleicht ist gerade jetzt die beste Zeit der Insel einen Besuch abzustatten. Niemand weiss, wie sich die sich am Horizont abzeichnenden politischen Veränderung auswirken werden.

 

Aber jetzt ein paar mehr aktuelle Fakten für deutschsprachigen Kuba Fans.

 

Anreise:

 

In Kuba gibt es mehrere internationale Flughäfen, die aus Europa angeflogen werden. Wer in den Westen will, z.B. nach Santiago de Cuba, sollte den Flughafen Holguin nutzen. Es gibt seit 1993 einen weiteren in unmittelbarer Nähe von Varadero, wohin es die meisten Pauschaltouristen zieht und natürlich der Flughafen von Havanna. Verbindungen nach Europa bestehen beispielsweise mit Condor nach Frankfurt am Main, Air France nach Paris, Edelweiss Air nach Zürich und Virgin Atlantic nach London.

 

Je nach Saison gibt es richtige Schnäppchen zu anderen Zeiten ist es aber nicht unbedingt billig.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 09.07.2021
ISBN: 978-3-7487-8789-1

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /