Ein Drink allein
Rotwein schwängert
den Gedanken
Nüchternheit
ist lang passé
Ich fang langsam an
zu schwanken
weiß nicht mehr
ob ich grade geh
Muß nicht gehen
sitz nur betrunken
schwankend
und nicht grade wach
einfach nur
in mir versunken
noch ein Schluck
Ich bleibe schwach
Wir haben unser Partyleben verloren
Die Musik ertönt,
die Stimmung steigt
Fröhliche Gesichter so weit man sieht
Von der Freude mitgerissen, ekstatisch
Hunderte Körper bewegen sich zum Beat
Ausgelassenheit und Vergnügen durchströmen den Saal
Nur wir werden nicht erreicht
Teilnahmslose Zuschauer dieses Spektakels
Zwar besteht die Gewißheit,
daß ein Spaßpotential vorhanden ist,
aber wir können nicht daraus schöpfen
Wie ein Film zieht die Veranstaltung an uns vorbei,
ein angenehmes Bild für das Auge,
doch es besteht keine Möglichkeit zu agieren
Auch wenn wir teilhaben wollen,
es bleibt uns verwehrt,
denn wir sind nur noch Betrachter.
Weiß in Grau
Ein hoher Raum. Ganz in weiß. Nur der Blick durchs Fenster läßt einen frische Farbstrukturen erschließen. Ich blicke nach draußen bevor ich mich der Monotonie des Saales stellen kann, betrachte das Blau des Himmels, daß die Wolken erst interessant macht in ihrer Beschaffenheit. Ein Baum steht unterhalb des Fensters und erstrahlt in voller Blüte. Leicht rötliche Kirschblüten. Ich genieße den Ausblick, das saftige Grün der Wiese, durch die ein gräulicher Kiesweg verläuft. Während ich das Bild in mir aufsauge, kehrt meine Erinnerung in den Raum zurück: Kalte Statuen, kalte Wände. Eintönigkeit. Ein totes Bildnis vergangener Zeiten, daß eine Faszination besitzt, eine grausame, leblose aber. Ich wende meinen Blick von der farbenfrohen Erscheinung der Aussenwelt ab und zwinge mich mir die Stille und Plastizität hinter mir zu verinnerlichen. Ich sehe unzählige starrende Augen die mich, und die Wände, und auch sonst alles, durchdringen. Ich entferne mich vom Fenster, betrachte die mir am nächsten stehende Gestalt aus der Nähe und versuche wenigstens eine Spur Leben im kalten Marmor zu erkennen. Vielleicht, ich bin mir nicht sicher, war da ein kleiner Hauch von Energie, menschlicher, seelischer Energie. Vielleicht habe ich mich auch nur getäuscht, habe ich nur eine Reflexion auf der glatten Oberfläche wahrgenommen und sie falsch ausgelegt. Ich starre die Figur an während ich sie umkreise und warte darauf, hoffe, ein weiteres, mich überzeugendes Zeichen zu sehen. Es scheint auszubleiben. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die anderen humanoiden Konstrukte. Es dürften etwa ein Dutzend sein. Alle sehen sehr unterschiedlich aus, in Ihrer Haltung, in Ihrer scheinbaren Handlung. Und doch sind sie alle von dieser gleichen Leblosigkeit umgeben. Egal wie sehr ich mich auf die Gestalten konzentriere, sie bleiben tot. Kein Hauch von Leben.
Früher muß das anders gewesen sein. Sie müssen vor Kraft und Lebensmut gestrotzt haben. Ich glaube ihre fröhlichen, lauten Stimmen aus der Vergangenheit zu mir herüber schwappen zu hören. Gelächter, Trinksprüche und heitere, derbe Lieder. Die Stimmen verschwinden nach nur einer Sekunde.
Ich öffne die Augen.
Und sehe nur diesen erfrorenen, traurigen Raum.
Erinnerung
Ich reiße alte Narben auf
und sehe zu, wie ich blute
Es macht keinen Spaß,
aber ich brauche die Erinnerung.
Auch wenn es weh tut.
Nicht Du
tust mir weh,
nur die Erinnerung an dich.
was gewesen ist,
was vielleicht hätte sein sollen.
Wir sind nicht mehr
werden nie mehr sein
und das ist gut so.
aber es schmerzt,
immer noch.
Ausgang
Das Licht ist fahl.
Die Luft ist schal.
Die Tür verschlossen
Kein Fenster offen.
Ich will hier raus
will Luft bekommen.
Nicht hier ersticken
Der Scheiße entkommen.
Aber was kommt dahinter
Wird alles schlimmer oder nicht
Vielleicht ersticke ich in Scheiße
Gar keine Luft, gar kein Licht.
Geh ich durch die Tür
gibt es keinen Blick zurück
Ewige Verdammnis
oder endloses Glück
Das Licht bleibt fahl
Die Luft bleibt schal
Die Tür bleibt verschlossen
Hab dich noch nicht erschossen.
Wurmnegativ
Mein Herz blutet immer noch,
zerfressen vom Getier der Vergangenheit
Was früher ein herrlicher Schmetterling,
ist heut eine stinkende Made
Die meine Seele vezehrt,
nur kleine Scheißehaufen hinterläßt
Doch das Ungeziefer
wird langsam satt,
erstickt jämmerlich
an seiner eigenen Gier
Der Parasit wird selbst zum Aas
zurück bleiben nur noch einige Narben
Nacht
Nacht
Rausch
Verwirrung
Auch
Alleine
Verwirrt
Müde
Verirrt
Morgen
Entsteht
Nichts
Und vergeht
Tag der Veröffentlichung: 15.01.2009
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