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Übernachtung



Jessi und ich dachten gar nicht lange nach. Zielstrebig gingen wir zu meiner Süßigkeitenschublade auch bekannt als Sockenschublade, in der ich meine Süßigkeiten gebunkert hatte. Nach 2 Chipstüten, 2 Tafeln Schokolade und einer Maxipackung Gummibärchen hielten wir es für unnötig, uns den restlichen Tag in irgendeiner Form zu bewegen. Dann rollte Jessi von meinem Bett auf ihre Matratze, und wir fingen an uns zu unterhalten. Das übliche eben. Jessi fragte: „Sag mal… Soll ich Lukas jetzt eigentlich fragen?“ „Was denn fragen?“ Ich war so voll gestopft, dass ich nicht mehr richtig denken konnte. „Na, ob er mich mag!“ Was sollte das? „Ja klar mag er dich. Er ist so süß. Aber nur wenn er will, ne? Wie ein Hundebaby.“ „Hä?“ machte Jessi. „Bist du doof? Lukas ist nicht nur irgendein Hundebaby, sondern zufällig auch der charmanteste, liebste, süßeste Typ aus unserer Klasse!“ „Luki ist in unserer…? Achso, der Lukas! Lukas Braun! Ich dachte mein Luki, mein kleiner Bruder!“, lachte ich. Dann fielen wir fast vom Bett vor Lachen. Naja ich. Man kann ja in Jessis Fall schlecht von der Matratze fallen, oder? Das lustige mit Jessi ist, dass man immer über total unlustige Sachen lachen kann. „Also ich würde ihm einen anonymen Brief schreiben…“, meinte ich. „Ja, das wäre eine gute Idee! Nur… wie soll er dann herausfinden, dass ich es bin, von dem die Briefe sind?“, fragte sie. „Ist doch klar“, erwiderte ich. „Du legst dir eine neue E-Mail Adresse an und schreibst sie in den Brief. Er soll dann eine Mail an diese Adresse schreiben und raten, wer du bist. Wenn er richtig liegt sagst du ja.“ Bei so viel Logik blieb Jessi der Mund offen stehen. „Und wie soll diese E-Mail Adresse sein?“, fragte sie mich dann. „Mhh.“, machte ich. „Vielleicht: Iloveyou@web.de?“ „Ja!“, lachte Jessi. „Gute Idee.“

Mitten in der Nacht wachte ich von einem lauten Gepolter auf. „Jessi?“, fragte ich ängstlich in die Dunkelheit. Jessi antwortete nicht. Da ging die Tür auf. Ich schrie. Es kam nicht JEMAND durch die Tür, sondern ETWAS! Ich schrie auf. Von Jessi kam noch immer nichts! Dann schrie plötzlich Luki, mein kleiner Bruder, der eigentlich Lukas heißt, durch das ganze Haus: „Saaaaaaaskia! Mein Wackelzahn ist draußen!“ Saskia? Ach, jetzt verstand ich: Das „Gespenst“ war Saskia.Saskia ist meine älter Schwester. Sie glaubt immer sie sei was besseres. „Raus!“, brüllte ich. Dann sah ich auch Jessi. Sie war wahrscheinlich mal wieder schlafgewandelt und hatte sich irgendwie in meinen Schrank gequetscht. Jetzt kamen auch noch meine Eltern ins Zimmer gelatscht und fragten, was das hier für ein Lärm war. „Ist das hier eine Volksversammlung?!“, fragte ich die Volksversammlung und schickte alle bis auf Jessi raus.

Der 1. Schultag in der 9. Klasse



Am nächsten Morgen wachten wir mal wieder total früh auf. Jessi klagte den ganzen Schulweg über Nackenschmerzen. Kein Wunder, ich hatte vergessen sie nach dem „Saskiavorfall“ aus dem Schrank zu holen.
In der Schule angekommen hielt Jessi sofort Ausschau nach Lukas. War ja klar. „Ich geh mal kurz auf Klo.“, teilte ich Jessi mit, die mittlerweile auf einen Hocker geklettert war, um nach Lukas zu suchen. Hoffnungslos. Moment mal- Wo hatte sie den Hocker her? Egal.
Auf dem Weg zum Klo traf ich jemanden, der aussah, als hätte man ihn aus einem Modemagazin ausgeschnitten. Ich machte sofort kehrt und ging ihm hinterher. Woow! Sah der GUT aus. Wenn der hier länger zur Schule geht, dann hätte ich ganz schön viel zu tun. Zum Beispiel, mich selbst mit ihm zu verkuppeln. Ich weiß nicht, wieso. Aber ich ging zu ihm hin und fragte: „Hi, ich bin Kiara. Bist du neu hier?“ Oh mein Gott. Hatte ich das grade wirklich gemacht? Na, das war ja mal eine tolle Idee von mir gewesen. Aber der Typ sagte überrascht: „Hey. Ich bin Tim Paul. Ein bescheuerter Name, ich weiß. Nenn mich einfach nur Paul, okay?“ Moment. Hieß das, wir würden uns nochmal unterhalten?! Ich versuchte sexy zu lächeln und sagte: „Ja okay. Wie alt bist du denn?“ Er lächelte auch. „Ich bin fast 16 und du?“ „Du bist süß. Ähhhm..“ Oh Scheiße! Bin ich blöd! „Danke! Du aber auch.“ „Ich bin fast 15.“ „Achso. Hier auf dem Zettel steht meine Handynummer. Ruf mich an!“, sagte er. „Oh… Danke.“, lächelte ich und behindert lächelnd ging ich zurück zu Jessi. Man konnte sie in der Menge sehr gut sehen, weil sie immer noch auf dem Hocker stand. „JESSI!“, brüllte ich sie an. „Wir haben Unterricht.“ Sie nickte, nahm den Hocker in die Hand und entdeckte in dem Moment Lukas. Oh neiin, nicht hinterher laufen! Aber wir taten es doch. Bis in den 3. Stock zu den Musikräumen. „Oh, hey Lukas. Ich hab dich ja gar nicht gesehen!“, säuselte Jessi. Ich verdrehte die Augen, was ziemlich blöd von mir war, weil ich dann nichts mehr sah, stolperte und volle Kanne gegen jemanden vor mir fiel. „Wow, nicht so stürmisch!“, sagte jemand. Ich lag irgendwie auf dem Boden. Hä? Als ich nicht mehr so verschwommen sah, erkannte ich, dass PAUL sich über mich beugte! Ich fuhr hoch. "Ähm... Ich bin gestolpert.", sagte ich intelligenterweise. "Weiß ich doch. Du bist in mich rein gefallen!", lächelte Paul. "Hast du dir wehgetan?", fragte er. "Nein! Nein, mir geht es gut.", sagte ich hastig. "Na dann. Wir sehen uns!", meinte er und ging in einen Musikraum. Wow. Ich blieb sitzen und dachte an Paul. Seine schönen braunen Haare, seine goldbraunen Augen... Hach. "Kia! Wo bleibst du denn?!", rief in dem Moment Jessi und riss mich aus meinen Träumen. Als sie mich auf dem Boden sitzen sah, blieb sie stehen. "Was ist passiert?", fragte sie aufgeregt. "Hast du dich verletzt? Sollen wir ein Pflaster holen? Brauchst du Hilfe? Jetzt sag doch mal was! Kia!!!", regte sie sich auf. "Heey Jessi. Alles gut! Ich bin nur gestolpert und dann hat sich Paul um mich gekümmert, den hab ich übrigens eben kennen gelernt. Er hat mir sogar seine Nummer gegeben, auf einem Zettel! Hier ist er!", rief ich und hielt triumphierend den Zettel in die Luft. "Ähm, Kia. Warum hatte er seine Nummer schon fertig auf einem Zettel? Das sieht doch so aus, als hätte er davon total viele vorbereitet, um sie jedem Mädchen in die Hand zu drücken! Ich sag es dir Kia, lass das bloß!", war Jessis Meinung. Ich nickte, obwohl ich und meine Gedanken anderer Meinung waren. In diesem Moment kam auch schon unsere Musik-/Englisch-/Klassenlehrerin Frau Schreibmann. Sie hat kurze, blonde, lockige Haare. Immer wenn Frau Schreibmann schnell geht, wackeln ihre Haare auf und ab. Das findet besonders Jessi ziemlich lustig. Frau Schreibmann holte ihren Schlüssel raus und öffnete den Musikraum. Wie eine Horde hungriger Löwen stürmte meine Klasse in den Raum. Und dass nur, weil wir hier noch keine Sitzordnung haben. Jessi packte mich am Ärmel und zog mich in die letzte Reihe. Plötzich vibrierte mein Handy in der Hosentasche. Ich holte es unauffällig raus und sah die Nachricht von .... Jessi?!?! "Letzte Reihe: Hier haben wir guten Emfang und ich sitze fast neben Lukas" Jessi stand 2 Meter neben mir und hielt es trotzdem für nötig mir eine SMS zu schreiben. "Hä?", fragte ich Jessi. Anstatt mir aber eine Antwort zu geben, hatte sie ihren "Ich peil gerade voll nicht, was du willst" Gesichtsausdrück. Ich verdrehte wieder mal die Augen, nur diesmal saß ich sicher auf meinem Stuhl. In dem Moment kam Paul in die Klasse. "Frau Schreibmann, können wir bitte den Schlüssel für den Instrumenteraum haben?", frage er mit einem charmanten Lächeln. Ich sah Jessi vielsagend an. Sie guckte auch sofort zu Ami. Wir hatten ihr schon alles von Paul erzählt. In echt hieß sie Amilie. Leider war Ami diese Freundin, die in jedes Fettnäpfchen trat. Deshalb rief sie laut: "DAS IST PAUL?!" Paul drehte sich um und ich wurde knallrot. Ohhh AMI! Ich hätte sie erwürgen können! Paul lächelte verschmitzt und ging hinaus. "Ja.", sagte Frau Schreibmann. "Dann wissen wir ja auch, wie dieser junge Mann heißt. Danke Amilie." Ich guckte sie entsetzt an. Was war denn mit der Schreibmann los?! Darauf bekam ich auch sofort eine Antwort. "Ich habe ja vor einigen Monaten geheiratet, wie ihr wisst. Also werde ich euch auch in ein paar Monaten verlassen.", erzählte Frau Schreibmann. Ich guckte von Jessi zu Ami. Ami flüsterte in ihrer üblichen Lautstärke. Die war leider ziemlich laut. Sie flüsterte also überhörbar: "Häh? Sie brennt mit ihrem Ex durch?!" Ich schlug mir die Hand vor den Kopf. Jessi lachte sich einen ab. In dem Moment platzte Vio in den Raum. "Sorry!", lachte sie und warf sich auf den Platz neben mir. "Alles klar?", fragte ich sie. "Ja, wie immer! Ich bin zwar eben auf dem Schulweg voll hingeflogen, aber egal!" Sie lachte laut. Dann stand sie auf und ahmte mitten im Unterricht ihren Sturz nach. Frau Schreibmann hörte auf von Oktaven zu schwärmen und schmunzelte. Sie sah Viola an, wie sie sich immer wieder auf den Boden warf, während sich der Rest der Klasse den Arsch ablachte. Vio setzte sich auf ihren Stuhl und fing an zu kippeln. Die Hälfte der Klasse wusste, dass das schief gehen würde. Und wir hatten Recht. Sie kippte mit dem Stuhl nach hinten! Aber sie versuchte sich noch an ihrem Tisch festzuhalten, also zog sie den Tisch langsam mit sich nach hinten und landete schliesslich wieder auf dem Boden. Dort gehörte sie anscheinend hin.

Dienstag


So wie jeden morgen ging ich mit Viola und Jessi zum Bus. Wir waren alle ziemlich nervös, da eine Französisch Arbeit, in der ersten Stunde anstand. Und irgendwie hatten wir alle voll Panik. Wir drei beeilten uns um den Bus nicht zu verpassen! Viola, Jessi und Ich standen an der Ampel an der Hauptstraße und warteten, darauf das es grün wird. Jessi hatte wieder ,spontane Französische Fragen an mich . Ich schaute mir ihre Notizen, mit den etwas sinnlosen Eselsbrücken an. Hmmm... Verstehe ich nicht.... Jessis mysteriöse Eselsbrücken... Wir beide schauten nicht auf, da wir so in die Notizen vertieft waren. Viola ging los in Richtung andere Straßenseite und Jessi und ich folgten ihr ohne aufzu schauen. Ich sag ja nur: BLINDES VERSTEHEN. Plötzlich fuhr ein Auto kurz vor unseren Füßen entlang. Jessi und ich gucken erschrocken hoch. "ES IST GRÜN, DU PENNER, DU HATTEST ROT, DANN BLEIB AUCH STEHEN!", brüllte Jessi dem Auto noch hinter her. Ich schaute die Fußgängerampel an... WIR HATTEN ROT, ES WAR NOCH GAR NICHT GRÜN! Ich tippte Jessi Panisch auf die Schulter. "Was'n?", fragte sie ohne mit zu bekommen, dass wir auf einer Hauptstraßen standen. "WIR HABEN....", schrie ich, wurde aber von Viola unterbrochen: "ROT!" Jessi guckte die Ampel, dann mich, dann die Ampel und dann Viola an. Viola drehte sich um und lief zurück. Jessi und ich folgten ihr. Auf der anderen Seite bekamen wir so einen Lachkrampf, dass Viola fast zu Boden ging. Erst jetzt hatten wir bemerkt, dass uns 40 Schüler, von der anderen Straßenseite, etwas verwirrt anguckten... Aber wieso ist Vio auch los gegangen, obwohl rot ist?!? Ich fragte sie, doch sie wusste es selbst nicht mehr... Na toll...

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Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2012

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