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Geplante Urlaubsreise

Es sollte mein erster Urlaub mit meiner besten Freundin werden. Viola und ich hatten es lange geplant. Wir hatten einen Urlaub nach Malinska geplant. Malinska ist eine kleine Hafenstadt in Kroatien. Viola und ich hatten geplant mit dem Bus dort hinzufahren und hatten passend dazu ein Reiseunternehmen gefunden. Am Sonntagabend sollte es los gehen. Uns bestand eine sechszehn stündige Busfahrt bevor, doch zum Glück eine Nachtfahrt, sodass wir schlafen konnten und die Zeit schneller  vergehen würde. Doch heute war schon Freitag und ich musste noch so viel erledigen. Deshalb traf ich mich mit meiner besten Freundin in der Stadt. Ich kaufte noch schnell zwei Kaffee und ging dann zum Treffpunkt. „Mia! Endlich da bist du ja! Ich warte gefühlt schon seit Stunden auf dich!“ „Das ist ja mal eine freundliche Begrüßung. Aber schau was ich dir mitgebracht habe.“ Ich hielt Viola einen Kaffee hin. Sofort hellte sich ihre Miene auf. „Genau das brauche ich jetzt! Verspätung verziehen.“ So schnell ging das bei Viola. Ein Kaffee und schon war sie in bester Laune. Ich jedoch brauchte unbedingt noch Sonnencreme. „Können wir zuerst die ganz wichtigen Dinge wie Sonnencreme einkaufen gehen?“, fragte ich Viola. „Ja, da bin ich auch dafür.“ Wir machten uns auf dem Weg zum nächsten Drogeriemarkt. Die Sonnencreme zu finden war nicht das Problem, doch Viola hatte wie immer die Kosmetikabteilung für sich entdeckt und fand kein Ende. Sie überzeugte mich, unbedingt wasserfeste Schminke zu kaufen. Ich hielt diesen Kauf für eine gute Investition, denn man konnte ja schließlich nie wissen, wen man kennenlernen könnte. Nachdem wir bezahlt hatten, schlenderten wir von Geschäft zu Geschäft über den Boulevard und malten uns unseren Urlaub aus. „Das wird so toll werden!“, freute sich Viola. „Hoffentlich lernen wir coole Leute kennen.“ „Das bist typisch du. Immer am neue Leute kennenlernen interessiert sein!“ „Ja und. Immerhin kenn ich viele und so wird nie langweilig und ich hab jemanden mit dem ich um die Häuser ziehen kann, wenn du mal keine Zeit für mich hast Maus.“ „Jetzt werd mal nicht frech Mia“, lachte Viola und verschwand hinter einem Ständer mit Bikinis. Ich brauchte unbedingt noch einen Neuen. Ich hatte zwar drei Bikinis, aber einer von denen schien sich bald zu verabschieden. Ich entdeckte prompt einen schönen. Er war schwarz und hatte ein rotes Blumenmuster aufgedruckt. Viola kaufte sich auch einen neuen. Ihrer war weiß und passte super schön zu ihren braunen Haaren. Außerdem kauften wir uns noch mehrere T-Shirts und Banderas sowie auch Hotpants, denn für so warmes Wetter wie in Kroatien waren wir nicht ausgestattet. Nach dem langen Einkaufsbummel setzten wir uns in ein Eiscafé. Ich bestellte wie immer einen Erdbeerbecher und Viola nahm den Himbeerbecher. Als der Kellner unser Eis brachte, bedankte sich Viola auf italienisch. Doch so wie der Kellner dreinblickte, glaubte ich nicht, dass er verstanden hatte, was Viola gesagt hatte. „Hast du sein Gesicht gesehen? Er war total baff!“, sagte Viola. „Ich glaube eher, dass er gar kein italienisch konnte.“ Nun prustete Viola los. Ich glaube, sie verstand nun, dass sein Gesichtsausdruck nicht Verblüffung aufgelegt hatte sonder Verständnislosigkeit. Nachdem wir unser Eis gegessen hatten, verabschiedeten wir uns voneinander mit einer langen Umarmung. „Bis morgen“, sagte ich. „Ich komm morgen vorbei“, entgegnete mir Viola noch, bevor die Bahn ihre Türen schloss.

Als ich die Haustür öffnete wurde ich freundlich begrüßt: „Na, hattest du einen schönen Tag?“ Es war meine Mom die aus der Küche rief. „Wohl eher anstrengend. Aber war schon toll.“ Ich stellte meine Beutel ab, kickte meine Turnschuhe von meinen Füßen und bemerkte erst jetzt den leckeren Geruch im Haus. Ich ging in die Küche. „Mhh das riecht aber gut. Kochst du argentinisch?“ „Ja, ich hatte mir gedacht, bevor du übermorgen fährst, will ich dich nochmal schön bekochen.“ Wenn eins fest stand, dann war es, dass meine Mom die beste Köchin der Welt war. Sie konnte super gut kochen. „Ich bring schnell meine Einkäufe hoch und decke dann den Tisch.“ „Ist gut Liebling. Ich rufe dich dann, wenn ich fast fertig bin.“ Also schnappte ich die im Flur abgestellten Tüten und ging hoch in mein Zimmer. Ich packte alles das, was ich gekauft hatte, aus und legte es auf mein Bett. Ich war sehr zufrieden mit dem, was ich gekauft hatte. Ich schnitt die Preisschilder ab, legte die gekauften Klamotten zusammen und dann verstaute ich meine Einkäufe in meinem Zimmer. Anschließend ging ich zurück in die Küche und deckte den Tisch. Nach ein paar Minuten kamen auch Papa und mein großer Bruder Patrick. Mom hatte schon das Essen auf den Tisch gestellt und es schmeckte wie immer köstlich. Nach dem Abendbrot ging ich hoch in mein Zimmer, machte meinen Fernseher an und legte mich auf mein Bett. Ich war total geschafft und schlief deshalb auch relativ zeitig ein.

Die große Aufregung davor

Am nächsten Morgen wurde ich halb zehn von meinem Wecker geweckt, denn schließlich musste ich ja noch meinen Koffer packen. Morgen würde es los gehen. Ich konnte es kaum fassen. Doch bevor ich mit dem Koffer anfing, ging ich zunächst ins Bad und dann in die Küche um zu frühstücken. Unten war schon alles vorbereitet. Ich setzte mich zu meinen Eltern an den Tisch. Mein Bruder fehlte. Wahrscheinlich schlief er noch. Nach dem Frühstück ging ich wieder hoch in mein Zimmer. Ich machte mich einen House-Mix an, denn ohne Musik ging bei mir so gut wie gar nichts. Ich tanzte durch mein Zimmer während ich anfing die Sachen rauszusuchen, die ich mitnehmen wollte. Ab und zu rief meine Mom zu mir hoch ob ich auch ja an dies und das oder jenes gedacht habe. Um zwei war ich komplett fertig und um drei wollte Viola vorbei kommen. Ich hatte also noch eine Stunde Zeit. Doch ich merkte ein immer größer werdendes Hungergefühl, weshalb ich runter ging und mir eine Kleinigkeit zu Essen machte. Anschließend ging ich hoch und schaute etwas fern bis es an der Tür klingelte. Viola war total aufgedreht. „Morgen geht es los, morgen geht es los, morgen geht es los.“ Man merkte ihr total an, dass sie total aufgeregt war. Wir verbrachten den Nachmittag damit, uns alte Fotos anzusehen und zu quatschen. Viola erzählte mir von ihrem neuesten Flirt, obwohl das für sie eigentlich total untypisch war. Sie war eher der schüchterne Typ und ich war normalerweise diejenige, die Jungs ganz leicht kennenlernt. Aber ihre Story war voll süß. Sie war am Vormittag mit ihrer Mom in der Stadt und dann wurde sie angesprochen. Sie fand ihn sofort total süß. Sie hatten Nummern getauscht. Doch nun tat sie mir Leid. Sie hatte jemanden kennengelernt und nun würde sie ihn zwei Wochen nicht sehen können. „Ach Mia, das ist doch nicht schlimm. Vielleicht lernen wir in Kroatien noch viel knuffigere Jungs kennen.“ Sie sah wirklich immer alles komplett positiv. Diese Eigenschaft liebte ich so an ihr.

Gegen acht Uhr ging Viola nach Hause und ich nochmal eine Runde in den Park. Ich brauchte dringend frische Luft und meine Mom nervte mich auch leicht mit ihrem Gerede. „Sei ja vorsichtig Mia.“ „Und immer gut eincremen“ und und und… Im Park ging ich an den See zu meinem Lieblingsplatz. Aber dieser war besetzt. Auf dem Baumstamm der vom Ufer bis 3 Meter auf den See reichte, saß ein Junge und warf seinem Hund Stöcke zu. Er hatte braune kurze Haare. Ich wollte im Moment mit niemandem reden und ging deshalb wieder nach Hause. Zu Hause legte ich mir einen Film ein. Während des Films stellte ich mir immer vor genauso wie Baby mit Johnny zu tanzen. Ich liebte Dirty Dancing einfach. Anschließend legte ich mich ins Bett und schlief ein.

Am nächsten Morgen tat die Aufregung bei mir ihr übliches. Ich war total unruhig und nervös. Um sieben sollte es am Bahnhof losgehen. Vormittags war ich mit Mom noch einkaufen. Ich kaufte mir ein paar Knabbereien für unterwegs. Dann war es endlich soweit. Papa packte meinen Koffer ins Auto und ich legte meine Tasche hinzu. Dann verabschiedete ich meinen großen Bruder und meine Mom. Ich stieg ins Auto und wir fuhren los in Richtung Bahnhof. 

Der unerwartete Mitreisende

Als mein Vater und ich am Bahnhof ankamen, drückte er mir fünfzig Euro in die Hand. Mein Papa war eben doch der beste. Meine Eltern hatten mir zwar gestern schon Geld für den Urlaub gegeben, aber ich war Papas Prinzessin. Ich stieg aus und Papa holte mir meinen Koffer aus dem Auto und trug ihn zum Bus. Dort stand auch Viola. „Hallo Süße“, begrüßte sie mich und umarmte mich. „Und? Schon aufgeregt?“, fragte ich sie. „Na und wie!“ Ich ging zu meinem Papa und verabschiedete ihn: „Mach´s gut Papa. Wird dich vermissen und ich hab dich lieb.“ „Mach es gut meine Prinzessin. Ich werd dich auch vermissen meine kleine. Und pass auf dich auf.“ „Mach ich doch immer.“ Nun ging ich zum Bus und suchte Viola. Sie hatte sich schon einen Platz im Bus gesucht. Ich fand sie in der vorletzten Reihe. „Super Platz“, sagte ich zu ihr. „Ja, das sehe ich auch so.“ Wir unterhielten uns bis der Busfahrer fünf Minuten später etwas sagte: „Hallo Leute. Ich bin Dirk und euer Busfahrer für die Fahrt nach Kroatien. Ich bitte euch, sobald es los geht, dass ihr euch anschnallt. Wir werden dann ungefähr alle zwei Stunden eine Pause machen. Doch bevor es los geht möchte euer Betreuer Anton noch etwas sagen.“ „Danke für die Ansage.“ Anton war mir auf Anhieb sympathisch. Er war groß, hatte dunkelblonde Haare und blaue Augen. „Ich werde nun die Anwesenheitsliste durchgehen. Ich bitte euch, ´Ja´ oder ´hier´ zu sagen, wenn ihr euren Namen hört. Isabelle?“ „Hier.“ „Jan?“ „Anwesend.“ So ging es eine ganze Weile. Irgendwann sagte Anton meinen und Violas Namen. „Paul?“ „Hier.“ Die Stimme war direkt vor mir. Sie hatte etwas warmes, war jedoch rau und tief. Ich spähte über den Sitz und konnte es kaum glauben. Es waren dieselben kurzen braunen Haare wie gestern am See. „Das gibt´s doch nicht!“, platze es aus mir raus. Paul drehte sich herum, er war sichtlich etwas erschreckt. „Was gibt es nicht?“ „Ähm…“, stotterte ich. „Ach vergiss es einfach.“ Ich setzte mich schnell wieder ordentlich auf meinen Platz. „Was ist denn mit dir los?“, fragte mich Viola. „Du bist ja völlig geschockt.“ Ich antwortete ihr: „Ich hab den Jungen gestern Abend am See gesehen. Ich wollte zu meinem Lieblingsplatz im Park, doch er war auf dem Stamm. Ich bin dann einfach wieder gegangen. Er hatte mich jedoch nicht gesehen.“ „Du wirst ja ganz rot Mia. Was ist denn mit dir los?“ Viola schaute mich komisch an. Bin ich tatsächlich rot geworden? Okay ich musste zugeben, ich fand Paul schon süß aber…. Ach egal. Der Bus ruckte und setzte sich in Bewegung. Ich machte meine Kopfhörer rein und schaute aus dem Fenster und ließ die Landschaft an mir vorbei ziehen.

 Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn mir ruckelte jemand an der Schulter. Es war Viola. „Hey! Wach auf. Wir machen schon die dritte Rast und ich will nicht alleine auf die Raststätten-Toilette.“ Daher wehte also der Wind. Aber jetzt wo sie es sagte, merkte auch ich, dass meine Blase drückte. „Ist ja gut. Ich komm ja schon.“ Ich verstaute meine Kopfhörer und meinen MP3-Player und folgte Viola aus dem Bus. Es tat echt gut sich mal die Beine zu vertreten. Als wir zurück waren, saß Paul einfach nur da, starrte aus dem Fenster und hörte Musik. Ich setzte mich auf meinen Platz ans Fenster hinter ihm. Es ruckelte und der Bus fuhr weiter. Ich machte mir wieder Musik auf die Ohren und döste weg. Viola tat es mir gleich, nur das sie in einen Tiefschlaf verfiel. Nach circa einer Stunde konnte ich nicht mehr schlafen. Ich war hell wach und auf Musik hören, hatte ich auch keine Lust mehr. Ich steckte meinen MP3-Player in meine Hosentasche und nahm meinen Mut zusammen. Ich streckte meine Hand aus und tippte Paul auf die Schulter. Er zog einen Kopfhörer seines Headsets aus einem Ohr und drehte sich herum: „Was gibt´s?“ „Hey…. Ähm… Also ich bin Mia. Und ich habe das Musik hören satt und habe Lust mit jemandem zu quatschen. Also.. Hast du Lust?“ Er schaute zwar etwas komisch drein, sagte aber: „Klar warum nicht? Also ich bin Paul.“

Sonnenaufgang im Bus

„Ich bin Mia“, sagte ich und lächelte dem fremden Jungen namens Paul zu. „Darf ich dich etwas fragen?“, fragte ich verstohlen. „Klar, du kannst mich alles fragen.“ Er lächelte mich extrem doll an. Mit dieser Reaktion hatte ich absolut nicht gerechnet. „Kann es vielleicht sein, dass du gestern zufälliger Weise eventuell am See warst? Ich vermute nämlich, dass ich dich gestern an meinem Lieblingsplatz gesehen habe. Du warst mit deinem Hund am Baumstamm auf dem See. Deshalb kommst du mir wahrscheinlich auch so bekannt vor. Habe ich Recht?“ Ich fand meine Frage im Nachhinein ein bisschen komisch formuliert, aber daran konnte ich jetzt sowieso nix mehr ändern. „Ähm…. Ja, ich war gestern unten am See. Aber es war leider nicht mein Hund. Meine Eltern wollen keine Haustiere im Haus, weshalb ich Hunde aus dem Tierheim bei uns um die Ecke ausführe. Aber nun kann ich wohl nicht mehr mit denen an den See gehen ohne gleich gestalkt zu werden“, scherzte er. Paul wurde mir mit seinem Humor immer sympathischer. Er war außerdem tierlieb und hatte ein atemberaubendes Lächeln. „Nein quatsch. So etwas würde ich doch niemals tun. Und wenn doch, würde ich es nicht stalken sondern beobachten nennen.“ Ich musste über mich selbst schmunzeln. „Ach, naja wenn das so ist, ist ja alles gut. Ich werde mich nochmal ´ne Weile aufs Ohr hauen.“ Und schon setzte er seine Kopfhörer auf, lächelte mir noch einmal zu und rutschte danach tief in seinen Sitz. Keine zwei Sekunden später war er eingeschlafen.

 

Gerade als ich tiefer in meinen Sitz rutschen wollte wurde Viola wach. Sie fragte, ob sie etwas verpasst hatte. Dies verneinte ich und schlief nochmals ein. Jedoch eine gute Stunde später wurde ich schon wieder von Viola geweckt. „Was ist denn los?“, fragte ich sie verschlafen. „Schau dir das an!“ Sie deutete aus dem Fenster. Und tatsächlich. Es war einfach wunderschön. Natürlich musste ich diesen Augenblick unseres Urlaubs festhalten. Ich holte meine Kamera heraus und fotografierte den einmaligen Sonnenaufgang alle paar Minuten. Wir standen im Stau. Deshalb war es mir möglich viele Bilder zu machen, die man später eventuell im Zeitraffer zusammen setzten konnte. „Wo sind wir eigentlich?“, fragte ich. „Kurz vor der tschechischen Grenze“, antwortete eine Stimme vor mir. „Das nenn ich mal einen Sonnenaufgang. Wirklich beeindruckend sowas.“  Es war Pauls Stimme. Ich schaute auf und blickte direkt in seine Augen. Sie waren Haselnuss-braun. Dies nahm ich erst jetzt richtig wahr. „Wow, krasse Augenfarbe“, sagte ich vor mich hin. „Was?“ Ein verwirrter Paul blickte mich an. „Ähm, vergiss es einfach.“ „OK“, sagte er und wandte sich wieder seiner Musik zu.

Von nun an konnte ich nicht mehr schlafen und schaute deshalb aus dem Fenster oder unterhielt mich mit Viola. Nach eine Weile wurde eine Durchsage gemacht: „So Leute, nach dieser anstrengenden Nacht im Bus haben wir es nun fast geschafft.“ Allgemeine Begeisterung trat im Bus auf bis die Stimme weiter sprach. „Wir werden jetzt unsere letzte Pause machen. Danach sind es noch  einmal gut zwei Stunden Fahrt bis zu eurem Hotel.“ Nach der allgemeinen Begeisterung folgte nun allgemeinen Stöhnen. „Aber, wir haben für alle ein Stück Kuchen zum späten Frühstück dabei.“ Die Ansage war zu Ende und ich schaute auf meine Uhr. Und tatsächlich, es war schon halb zehn. Endlich war ein Ende in Sicht. Der Kuchen war ein Apfel-Streusel. Jeder bekam ein großes Stück. Er schmeckte köstlich. Nach der Pause stiegen alle wieder in den Bus und gingen ihren eigenen Sachen nach. Manche unterhielten sich, andere schliefen noch einmal ein und wieder andere hörten Musik oder machten sonst was. Ich unterhielt mich mit Viola bis einer kleiner Zettel von Paul hinter gegeben wurde. Viola grinste mich verschmitzt an. Ich nahm den Zettel und las was darauf stand.

Zettelwirtschaft

Ich kann nicht mehr sitzen. :b

Ich musste grinsen, doch Viola schaute mich nur verdutzt an. „Ist ´ne lange Geschichte“, versuchte ich sie zum Schweigen zu bringen. Doch Violas Blick gab nicht nach und so erzählte ich ihr die Story mit Paul in Kurzform. Danach musste sie grinsen und sagte: „Jetzt spann doch den Jungen nicht weiter auf die Folter und schreib ihm endlich zurück!“ Stimmt. Ich hatte den Zettel in meiner Hand ganz vergessen.  Ich schrieb schnell zurück und gab den Zettel wieder vor. So ging es eine ganze Weile hin und her bis Viola endlich wissen wollte, was ich so viel mit Paul zu besprechen hatte. Ich reichte ihr den Zettel, sie las ihn von anfing an durch und ich nahm mir einen neuen Zettel und schrieb Paul, da der alte voll war.

Ich kann nicht mehr sitzen. :b

Ich auch nicht. Ich will endlich ankommen!

Da geht’s dir anscheinend wie mir. Bist du eigentlich allein hier?

Nob. Bin mit meiner allerbesten Freundin Viola hier. (Sie sitzt neben mir) J  Du?

„Ach das erklärt den Blick über die Schulter von vorhin in meine Richtung“, murmelte Viola und las weiter.

Naja auch mit ´nem guten Kumpel. Ah. Ok. Nicht schlecht. Sag mal was hältst du eigentlich davon, wenn wir mal was zusammen machen?

Ähm… Klar, wieso nicht. Wenn ich eine Parkmöglichkeit für Viola finde.

Das sollte sich einrichten lassen. Wozu hab ich sonst meinen Kumpel Chris mitgebracht? ;)

Naja dann. Wenn sie mit macht. Aber das wird sie denke ich mal schon.

Dann ist ja alles super. J Hast du eigentlich ´nen festen Freund?

„Was? Das war es schon?“, sagte Viola empört. „Psst. Nicht so laut!“ Von nun an las Viola alle Zettel mit. Am Ende waren es ungefähr sieben oder so. Ich hatte sie alle gesammelt und wollte sie aufheben, als ein Andenken an diesen Urlaub.

Ob ich einen Freund habe? Nee, leider nicht. Bin offen für neues. Wie steht´s bei dir?

Nö, bin auch solo. Und das ist denke ich mal ganz gut so. Und bei der netten neuen Bekanntschaft sowieso.

Ich fühle mich geschmeichelt. ;) Und was treibst du sonst so, wenn du nicht gerade mit einer Stalkerin in den Urlaub fährst?

Das hast du jetzt aber gesagt. :b Naja das was jeder in unserem Alter macht.

Die Zettelei ging so lange, bis wir nach unendlich langer Zeit unsere Nummern ausgetauscht hatten. Und ich musste wirklich zugeben, Paul gefiel mir von Zeit zu Zeit immer mehr. Ich war wirklich gespannt wie das mit ihm und mir enden würde, denn er war schon so in etwa mein Beuteschema, wenn man das bei Frauen so nennen konnte. Oder sagte man eher, er war mein Typ? Aber das spielt nun wirklich keine Rolle. Er gefiel mir eben. 

Endlich angekommen

Dann war es endlich soweit. Wir konnten das Meer sehen und wussten, dass es nicht mehr weit sein konnte. Aber wir hatten uns getäuscht. Es war immer noch ein gute Stunde bis zum Hotel. Aber nach so langer Zeit war einem eine Stunde mehr oder weniger auch egal. Von schlafen jedoch war keine Rede mehr. Ich schaute mir lieber das Meer an. Wir fuhren von Bucht zu Bucht und jedes Mal wurde die Bucht größer.

Nun hatten es wir es geschafft. Der Bus hielt an einer ziemlich großen Bucht und wir konnten aussteigen. Natürlich konnte es keiner erwarten. Wir versammelten uns vor dem Bus ehe Vanessa, eine Betreuerin, noch etwas sagte: „Die gute Nachricht ist: Wir haben es endlich geschafft und sind am Zielort. Unserer Hotel befindet sich dort oben.“ Sie zeigte die Straße hinauf. Wir würden unsere Zeit hier im Hotel Malin verbringen im Hafenstädtchen Malinska. Doch dem Hotel schenkte ich zunächst keine Beachtung. Die Bucht hatte meine volle Aufmerksamkeit erlangt. „Jedoch habe ich auch eine schlechte Nachricht für euch“, fuhr Vanessa fort. „Wir können unsere Zimmer erst in anderthalb Stunden beziehen. Deshalb, schaut euch doch einfach hier ein bisschen am Strand und an den Stegen um, springt ins Meer oder macht das wonach immer ihr gerade Lust habt.“ Damit war ihre kleine Ansprache beendet und sie stellte sich zu den drei anderen Betreuern. Ich und Viola beschlossen erst einmal zum Wasser zu gehen und unsere Beine hineinzuhalten. Wir gingen über die Straße an einer Mauer entlang die zu einem Weg führte. Wir liefen ihm entlang zu einem Steg aus Stein mit jeweils einer in den Stein eingelassen Treppe. Es war wunderschön. Wir setzten uns auf die unteren Stufen, zogen unserer Flip Flops aus und hielten die Beine mit einem Ausblick aufs Meer ins Wasser. Nach ein paar Minuten in der prallen Sonne wurde es total warm. „Wie wär´s? Lust auf ´ne Runde schwimmen?“, fragte ich Viola. „Aber ich hab doch mein Badezeug im Koffer“, jammerte sie. „Ja und? Kurze Hose und BH haben wir an also los!“ „Ach ich weiß nicht…“, druckste sie herum, während ich schon mein T-Shirt ausgezogen hatte. „Baden hört sich toll an“, sagte eine Stimme hinter mir, schon wurde ich von hinten geschubst und landete im kühlen Nass. Gerade als ich wieder auftauchte, tauchte jemand neben mir mit einer Arschbombe ein. Und kurz darauf folgte noch eine. Es war niemand geringeres als Paul, der sich anscheinend entschlossen hatte ebenfalls mit seinem Kumpel eine Abkühlung zu nehmen. „Sag mal geht´s noch?“, pflaumte ich ihn an. „Die Gelegenheit sah so verlockend aus. Und außerdem wolltest du doch sowieso ins Wasser.“ Ich musste schon zugeben, der Junge hatte einige schlagfertige Argumente auf Lager. Aber um ehrlich zu sein, hätte ich die Gelegenheit bestimmt auch ergriffen, wäre ich an seiner Stelle gewesen.  Jedenfalls alberten wir circa fünf Minuten herum. Dann ging Chris aus dem Wasser und bequatschte Viola solange bis sie mit einem eleganten Kopfspruch zu uns ins Wasser sprang. Und da passierte es. Viola und Chris schienen Gefallen aneinander gefunden zu haben. Man konnte es förmlich sehen. Doch mir ging es mit Paul nicht anders. Ich glaube, ich war dabei mich in ihn zu verlieben.

Nach einer gefühlten Ewigkeiten schwammen wir alle zusammen zurück zum Steg um trocken zu werden, damit wir ins Hotel konnten. Am Steg legten Viola und ich uns auf den heißen Stein und ließen uns von der heißen Sonne und den warmen Temperaturen trocknen. Die Jungs setzten sich cool daneben. „Leute noch eine viertel Stunde, dann treffen wir uns mit den anderen am Bus“, ergriff Chris das Wort. Es war das erste Mal das ich ihn sprechen gehört habe. Er hatte eine warme, herzliche Stimme. Wir unterhielten uns über dies und das bis unsere Klamotten trocken waren. Anschließend zogen wir uns wieder an und gingen zum Bus zurück, wo alle anderen auch langsam eintrafen. Als alle da waren ergriff Vanessa das Wort: „Hallo zurück. Wir haben für euch schon mal die Schlüssel für eure Zimmer geholt. Es sind Drei-Bett-Zimmer. Doch bevor ihr jetzt alle losstürmt und eure Koffer holen wollt, kommt ihr zu mir und ich teile euch in eure Zimmer ein. Zusätzlich bekommt ihr jeder ein Armband, damit ihr wisst, wer alles zu uns gehört.“ Mit diesen Worten gingen auch schon die ersten auf sie zu, bekamen ihr Armband und die Zimmerschlüssel (obwohl Zimmerkarten wohl besser passen würde), nahmen ihren Koffer und marschierten den Berg hinauf Richtung Hotel. Viola und ich stellten uns in die Schlange. Wo die Jungs abgeblieben waren, wusste ich nicht. Nach circa fünf Minuten warten, waren wir an der Reihe. „Wie heißt ihr?“, fragte uns Vanessa mit einem Lächeln im Gesicht. „Mia Büchner und Viola Mertens“, antwortete Viola für uns beide. Während wir unsere Namen nannten, bekamen wir die Armbänder. Diese wurden so befestigt, dass man sie nur mit einer Schere abmachen konnte. Aber dies hatte ich gar nicht vor. Wir bekamen Zimmer 112. Wir suchten unseren Koffer und liefen dann die steile Straße zum Hotel hinauf. Im Hotel mussten wir eine Etage nach oben gehen. Unser Zimmer war direkt das erste auf der rechten Seite. „Wollen wir?“, fragte ich meine beste Freundin. „Und ob!“ Ich steckte die Karte kurz ins Schloss und die Tür machte klick. Ich drückte sie auf. 

Impressum

Bildmaterialien: taken by me
Tag der Veröffentlichung: 31.12.2013

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