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Der Bogen zitterte in der Hand des Jungen, als dieser mit der anderen Hand den Pfeil hob und anlegte. Hundert Fuß entfernt grasten die Limanos auf die es der Schütze abgesehen hatte. Langsam zählte er bis Zehn. Es beruhigte ihn und der Pfeil löste sich von der Sehne des Bogens. Da man den Pfeil nicht sehen konnte, horchte Menago und hörte das Sirren und schließlich einen dumpfen Aufprall. Er hatte getroffen. Hastig schaute der Junge auf und sah wie die Herde davon sprang und Zuflucht im Hohen Gras rings herum suchten. Enttäuschung breitete sich im Gesicht von Menago aus. Sein Pfeil steckte in einem Baumstumpf und sei dies nicht genug musste der Junge mit ansehen, wie ein großer Vogel auf seinen einzigen Pfeil Platz nahm. Selbst auf dieser Entfernung konnte er mit anhören wie der dünne Schaft in zwei brach. Wut brannte in ihm auf und der Schrei ließ den Vogel davon fliegen, als Menago sich Luft machte. Wütend trat der blonde Junge seinen Heimweg an. Nur wenig beachtete der Vierzehnjährige seine Umgebung, doch das die Bäume ihre Blätter verloren hatten und der Boden unter ihm gefroren war, fiel ihm auf. Der Winter hat Einzug gehalten. Es würde schwer werden, diese Jahreszeit zu überstehen, besonders für ihn und seinem Vater, weshalb Menago beschlossen hatte, auf die Jagt zu gehen. Sein Vater hatte bei dieser Idee nur gelächelt und ihn Viel Glück gewünscht. Früh war er aufgebrochen und mittlerweile ging die Sonne unter. Der Junge betrachtete den Himmel, während seine Füße ihn nach Hause trugen. Keine Wolke stand am Himmel und langsam ging das blau ins rötliche über. Seine Schritte beschleunigten sich, es waren noch Stunden die er brauchen würde, um das Dorf Nynford zu erreichte. Nynford war ein sehr kleines Dorf und bestand nur aus kleinen Blockhüten, wenigen Höfen und einer kleinen Kirche. Das Dorf lag im Osten des Landes Askide. Die nächst größere Stadt lag Tage entfernt, so waren die Bewohner auf sich allein gestellt. Nur wenige verirrte sich nach Nynford und noch weniger wussten überhaupt das es das Dorf gab, obwohl die Große Hauptstraße des Landes am Dorf grenzte, vielleicht lag es aber auch daran, das Nynford die letzte Siedlung von Menschen war, die man erreichen konnte, wenn man aus Westen kam. Im Osten, ein Tagesritt von Nynford entfernt lag der große Wald Säre lihe. In diesem Wald, so vermuteten die Ältesten im Dorf, lebten die Elfen, große stolze mystische Wesen. Menago hatte noch nie einen gesehen und es war sein Traum, eines Tages nach ihnen zu suchen. Es hieß sie seien Meister im Kampf mit dem Bogen und ihre Schönheit sei unvergleichlich. Seine Freunde im Dorf hielten ihn für Verrückt, denn die Ältesten sagten auch, das nie ein Mensch wieder lebend aus dem Wald herauskam, doch glaubte Menago nicht an dieses Märchen, er hielt es eher für eine leere Drohung, so das niemand auf die Idee kam sich den Wald zu nähern.

Es war schon tief in der Nacht, als Menago das Dorf erreichte. Nur wenige Menschen befanden sich jetzt noch auf den Straßen und sie nickten ihm zu als er an ihnen vorbei trat.
>> Menago? << rief eine Stimme hinter ihm und Menago drehte sich lächelnd um. Sei bester Freund stand hinter ihm. Neldo war in seinem Alter und hatte tief schwarzes Haar. Seine Statur war klein und dürr, oft übersah man ihn. Menago trat zu ihm und schaute ihn fragend an. Er war ein guten Kopf größer als Neldo und auch größer als die meisten seiner Freunde, was ihn unweigerlich zum Anführer machte. Er hatte nie vorgehabt solch eine Stellung einzunehmen und sie gefiel ihm auch nicht, doch konnte er noch soviel sagen, sie konnte er nicht umstimmen.
>> Dein Vater sucht dich, er macht sich Sorgen und stellt soeben eine Gruppe zusammen um dich suchen zu lassen. << sagte Neldo hastig.
Menagos Augen weiteten sich und er rannte los, Neldo dicht hinter sich. Sie konnten es sich nicht leisten die Dorfbewohner für eine Suche zu arrangieren. Als er und sein Freund die Hütte seines Vaters erreichten, sah er wie etwa zehn Mann sich auf Pferde schwangen und los reiten wollten.
>> Halt! << mit schnellen schritten und wild mit den den Armen rudernd trat er auf die Gruppe zu. Menago konnte die Enttäuschung in den Augen der Männer sehen als sie ihn erkannten, denn soeben gingen ihnen viel Silber verloren. Sein Vater trat zwischen den Pferden hervor und kam auf ihn zu. Nun konnte er sich auf eine Standpauke gefasst machen und das vor seinen Freunden und ihren Vätern. Beschwichtigend hob Menago die Hände und setzte eine Entschuldigende Miene auf, doch sein Vater packte ihn und zerrte ihn zu seiner Hütte, während er lautstark seinen Ärger
kundtat. Als die Haustür hinter sie zufiel erstarb der Vortrag seines Vaters und er umarmte seinen Sohn. Menago verdrehte die Augen und löste sich vorsichtig aus der eisernen Umarmung. Sein Vater war ein guter Mann, doch hatte er seine Schwächen. Er wollte, das alle sahen, das er ein guter und doch strenger Vater war, weswegen er ihn immer vor der Dorfgemeinschaft anschrie, während er hinter verschlossener Tür ein liebenswerter Vater war.
>> Und, wie ist es gelaufen? Wo versteckt sich das Limanos? << breit grinsend suchte er spielerisch nach der nicht existierenden Beute. Menago fand dies weniger belustigend und tadelte sein Vater mit einem strengen Blick. Das Lächeln verschwand von den Lippen des Mannes, doch konnte er in den Augen sehen, wie Alfred, so hieß sein Vater, sich weiterhin über ihn lustig machte. Seufzend trat Menago an den Kochplatz und nahm sich ein Stück Fleisch und Brot vom Tisch.
>> Ich ziehe mich zurück Vater, ich bin Müde und brauche Schlaf, ich werde dir später alles erzählen. <<
Mit einem kurzen lächeln trat Menago an seinem Vater vorbei und verließ den Wohn- und Essbereich, nur um ein paar Schritte später sein kleines Zimmer zu betreten. Die Hütte war nicht besonders groß und hatte nur zwei Zimmer, doch hatten sie beide es sich hier gemütlich gemacht, nachdem seine Mutter Svenja vor sechs Jahren verschwunden war. Menago hatte ein Zimmer für sich alleine, während sein Vater im Wohnbereich schlief.
Leise schloss er die Tür hinter sich und legte das Brot und das Stück Fleisch auf einen kleinen Tisch neben seinem Bett ab. Er zog seine Kleidung aus und wusch sich über eine Schüssel das Gesicht und seinen Körper, danach zog er ein Stoffhemd an und legte sich ins Bett. Während er über die Elfen nachdachte, verschlang er hungrig das Brot und das Fleisch. Dann schlief er ein.

>> Sohn, Wach auf! <<
Etwas zerrte und schüttelte an Menagos Bettdecke, doch tat er so als würde er weiter schlafen. Er hatte keine Lust aufzustehen. Als er horchte, konnte er hören wie sein Vater etwas vom Boden nahm und kurze Zeit später wusste er auch was. Etwas kühle ergoss sich über seinen Kopf und Menago schreckte auf, nur um wenige Sekunden später wieder auf dem Bett zu liegen und sich den Kopf haltend. Stöhnend sah er wie sein Vater sich ebenfalls den Kopf hielt. In seiner Hand konnte Menago die Schale sehen, in der er sich am vorherigen Tag gewaschen hatte.
>> Du verdammter Narr! << Menago fluchte vor sich hin und deutete auf seinen Vater, während er aufstand und sich mit einen Tuch trocken rieb. Wieder einmal sah sich der blonde Junge darin bestätigt einen Tollpatsch als Vater zu haben. Wie konnte man jemanden mit Wasser begießen und sich anschließend sofort über ihn beugen. Jeder Mensch wusste doch, das die erste Reaktion eines Schlafenden war, aufzuschrecken, wenn Literweise kalten Wassers über Kopf gegossen wurde. Kopfschütteln und böse Blicke straften den alten Mann, der sich schnell wieder gefangen hatte und nun breit grinste.
>> Ich habe Frühstück gemacht. Ich möchte das wir zusammen essen und anschließend auf den Markt gehen. Wir brauchen neue Vorräte, genug um den Winter zu überstehen. Ich werde Janosch verkaufen, so werden wir genug Gold haben um über die Runden zu kommen. << sagte Alfred.
Menago konnte seine Ohren nicht trauen. Janosch war das kostbarste was sie besaßen. Ein gutes Pferd, das beste im ganzen Dorf, doch war dies nicht der springende Grund, warum Menago das Pferd nicht verkaufen wollte. Es war das Pferd seiner Mutter gewesen, sie war damit in die Stadt geritten und hatte dort ihre Stickereien verkauft, um so mehr Geld für die Familie zu verdienen.
Gerade als er etwas aus Protest sagen wollte, hob sein Vater die Hand. Menago konnte sehen das es auch ihn nicht leicht fallen wird das Pferd zu verkaufen, doch wusste Menago auch, das sie nicht genug Gold besaßen um den Winter zu überstehen. Kurze Zeit später war Menago angezogen, sein Vater hatte das Zimmer verlassen und er folgte ihn mit einem unguten Gefühl im Bauch.


Das Frühstück zog sich unangenehm in die Länge, als keiner von beiden wirklich ein Bissen hinab bekam. Fast gleichzeitig standen sie auf und traten aus dem Wohn- und Essbereich nach draußen. Menago sah, das sein Vater Janosch schon gefüttert hatte und so brachen sie auf zum Dorfmarkt.

Kaum hatten sie den Platz erreicht, kam auch schon der erste Interessent auf sie zu geeilt. Sie wusste alle das Janosch verkauft werden sollte, denn sie hatten das Pferd bis jetzt noch nie mit auf den Markt genommen. Der Schmied Beon gab Alfred die Hand und mit Interesse betrachtete er das Pferd. Schon mehrfach hatte er versucht Janosch zu erwerben, doch stand es nie zum Verkauf.
>> Alfred mein Freund, ich gebe dir fünf Goldstücke für das Pferd und dazu einen Platz für deinen Jungen in der Schmiede als mein Gehilfe. << begann Beon und man konnte ihn seine Zuversicht ansehen.
Das Angebot war mehr als Großzügig. Janosch war höchstens drei Goldstücke Wert und ein Platz für seinen Sohn in der Schmiede würde Alfred den Schmerz an dem Verlust des Pferdes vergessen lassen. Ohne zu Zögern schlug er ein. Das Pferd wechselte den Besitzer, so wie das Gold und die Silberstücke. Fünf Goldstücke reichten zu genüge aus um Monate an Verpflegung einzukaufen.
Alfred grinste breit, doch als er die Miene seines Sohnes sah schwand das Lächeln in seinem Gesicht. Menago hatte nicht vor in einer Schmiede zu arbeiten und das wusste sein Vater nun.
>> Menago, du weißt wir brauchen das Gold und in der Schmiede wirst du genug verdienen um uns beide zu ernähren. << erklärte Alfred und etwas bitteres lag in seinem Tonfall.
Jeder im Dorf wusste von Alfreds Gebrechen. Sobald der alte Mann sich anstrengte, versteifte sich dieser und Schmerzen überfuhren ihn, als würde eine Herde Limanos über ihn trampeln, so hatte sein Vater es ihm zumindest versucht zu erklären. Es blieb ihn also nichts anderes übrig als im Frühling seine Arbeit anzutreten.
Plötzlich brach Unruhe auf dem Dorfplatz aus und als Menago sich umschaute, sah er eine große Traube von Menschen an dem Stand des Metzgers. Sowohl er als auch sein Vater traten mit schnellen Schritten auf das Geschehen zu. Als Menago den Grund für die Aufruhr sah stockte ihn der Atem. Ein junger Mann stand dort, in gelben Roben gekleidet und diskutierte mit dem Metzger, der Sichtlicht eingeschüchtert schien. Was hatte ein Magier in Nynford verloren. Als ob der Magier seine Gedanken gehört hatte, drehte sich dieser um und schaute zu ihm herüber. Menago merkte wie die anderen Dorfbewohner ebenfalls zu ihn schaute und auf ihn deuteten. Langsam kam der gelb gekleidete Mann auf ihn zu und erst jetzt bemerkte er, das der Magier einen hell gelben Stab in der Hand hielt der auf ihn deutete. Angst packte ihn und er war unfähig sich zu bewegen, gerade als er daran Gedacht hatte kehrt zu machen und nach Hause zu laufen. Fünfzig Fuß. Dreißig Fuß. Plötzlich stellte sich sein Vater in den Weg und versperrte damit die Sicht auf den Magier.
>> Verschwinde Magier, hier gibt es nichts für dich! << erklang Alfreds Stimme und Menago war überrascht über den Mut seines Vaters.
Der Magier lachte, doch schien er stehen geblieben zu sein. Menagos Umklammerung löste sich und er konnte sich wieder bewegen. War dies ein Zauber gewesen? Vorsichtig schaute er um seinen Vater herum und betrachtete den gelb gewandten Mann.
>> Es reicht, Gravion. << rief eine Stimme über die Menge. Alle Dorfbewohner drehten sich Augenblicklich um und schauten auf den Neuankömmling. Der Atem Vieler stockte als sie einen zweiten Magier sahen, der sich ohne Mühe einen Weg durch die Menge bahnte. Dieser war in schwarzen Roben gekleidet und noch furchteinflößender als der Gelb gekleidete. Sein Aussehen zu urteilen, so alt wie sein Vater. Lächelnd trat er auf Menago und seinen Vater zu.
>> Es tut mir Leid, mein Assistent ist noch unerfahren und weiß nicht wie man sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hat. Der ältere Magier tadelte den jungen Magier mit einen Blick, der hätte töten können. Mein Name ist Meister Ones, Stellvertretender Schulleiter von Dunah he. Dies ist Gravion, der erst vor kurzem sein Examen zum Magier bestanden hat. <<

Impressum

Texte: (c)2011 Copyright by Daniel Maushake
Tag der Veröffentlichung: 22.02.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich einer ganz besonderen Person, die mir die Kraft gibt weiter zu schreiben. Ich danke dir.

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