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Inhaltsverzeichnis

  1. Vowort
  2. Weshalb flog die Türkentaube nach Europa?
  3. In Hamburch sagen wir "Moin"
  4. Zwischen Angst, Unterhaltung und Autokennzeichen mit PI
  5. Islamischer Staat, stimmt´s?
  6. Böhmermann-Gedicht
  7. Darf Satire alles?
  8. Flop-Ten
  9. FC Integration vs FC Segregation im Live-Ticker
  10. Hans von Müller, der Türken-Imitator
  11. Mein IQ: 287
  12. Rhetorische Figuren
  13. Fremdwörter
  14. Der Artikel ist dem Türken sein Tod
  15. Der Mann im Islam
  16. Traummann sucht Traumfrau
  17. Der Online-Imam
  18. Hasspredigt
  19. Früher war alles besser
  20. Ihr seid die Opfer
  21. Piggeldy wollte wissen, was Islam ist
  22. Vorurteile: Mal etwas anders geäußert
  23. Thread: Du bist Türke, wenn...
  24. Kopftuch: Dein Kopf gehört Dir
  25. Waldemar
  26. Pseudowissenschaftler entdecken immer mehr Arten der Gattung „Homo Muslimicus“
  27. Islamophobie ist heilbar
  28. Das Leid der Wissenden und die Angst der Unwissenden ist größer
  29. Zusammenfassung

 

1. Vorwort

 

Ich interagiere seit mehreren Jahrzehnten als Mann, Türke, (sunnitisch-hanafitischer) Muslim, Islamwissenschaftler, Berater, Fortbilder, um nur einige meiner Identitäten zu erwähnen, mit Deutschen, Arabern, schiitischen Muslimen, Aleviten, (katholischen und evangelischen) Christen, Juden, Atheisten usw. Die Filterblase, in der ich mich Online bewege, ist also relativ groß und vermutliche größer als die der meisten Muslime. Man kann es zwar nie allen recht machen, weil einer immer meckern wird und ein anderer lachen, man kann sich aber darum bemühen, im Rahmen von gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Anerkennung, Unterschiede auszuhalten, ohne bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit getrennte Wege zu gehen.

 

Ich werde nach den jeweiligen Beiträgen gewisse Besonderheiten und Auffälligkeiten bewerten, eventuell was die Anzahl der Likes, die Art der Kommentare und Diskussionsverläufe sowie die Personen, die dabei eine Rolle spielen, anbetrifft. Bei den Kommentaren habe ich nicht alle aufgelistet, sondern lediglich eine Auswahl getroffen.

 

Sollten einige Angaben nach Überprüfung der in den Fußnoten angegebenen Links nicht mit dem Buch-Text übereinstimmen, dann liegt das daran, dass einige nicht mehr oder neu auf Facebook sind und somit die Zahl der Likes und Kommentare variieren kann.

 

Viele Beiträge lassen sich auch Online lesen auf meinem Blog: www.blog.alieozdil.de, wobei dort die Kommentare fehlen. Wer Interesse an den gesamten Kommentaren hat, kann diese über den jeweiligen Link in der Fußnote lesen.

 

Wer in die Öffentlichkeit tritt, wird zur Zielscheibe von Lob und Kritik. Wer jedoch etwas tut, mit dem Anspruch von jedem verstanden und gemocht zu werden, hat die falschen Erwartungen. Das Motto eines jeden „normalen“ Facebook-Nutzers müsste demnach lauten: Keine Erwartungen, keine Enttäuschungen! Manchmal ist die Kritik eines einzigen Feindes wertvoller als das Lob tausender Freunde.

 

Spaß wiederum ist der größte Motivator. Wer Spaß an etwas hat, muss nicht aus dem Bett geholt und zur Schule oder Arbeit geschickt werden. Wenn ich schreibe, dann habe ich Spaß daran, wobei die Dosis von Thema zum Thema variieren kann. Ist etwas humorvoll, dann baut man damit selbst zu religiösen und politischen Gegnern eine Brücke. Es gibt Dinge, über die jeder gesunde Mensch lachen kann. D.h. Emotion hat eine Brückenfunktion.

 

Vor allem zwischen 2010-2020 war ich 10 Jahre sehr aktiv auf Facebook. Dabei habe ich maßgeblich drei Arten von Beiträgen verfasst und geteilt: Theologische, gesellschaftspolitische und satirische Beiträge. Ich habe festgestellt - auch wenn meine Beiträge überwiegend wissenschaftlich oder populärwissenschaftlich verfasst waren, dass mir am meisten die humorvollen Beiträge Spaß gemacht haben. Im Vergleich zu humorvollen Beiträgen, neigen religiöse oder politische Beiträge eher dazu, die Gemüter zu erhitzen, wobei auch humorvolle und satirische Beiträge durchaus politisch sein können.

 

2. Weshalb flog die Türkentaube nach Europa?



Als ich kürzlich auf verschiedenen Links die Erklärungen zu der Frage "Warum überquert das Huhn die Straße" las, musste ich einen eigenen Text zu der Frage "Weshalb flog die Türkentaube nach Europa?" verfassen (Ergänzungen sind willkommen):

Henrik M. Broder: Nicht alle Türkentauben sind Tauben, aber alle Tauben sind Türkentauben.*

Necla Kelek: Damit sie unsere Kultur zerstören. Denn im Koran steht in Sure 105, dass die Türkentauben Europa vernichten sollen.

Thilo Sarrazin: Das senkt das Intelligenzniveau der deutschen Vogelarten, weil die Türkentaube im Vergleich zu anderen Vogelarten genetisch minderwertiger ist.

Angela Merkel: Das bedeutet nicht, dass auch die Türkei in die EU darf.

Hamed Abdel-Samed: Diese Tauben sind in ihrem Ursprung faschistisch. Ich schreibe gerade an einem Buch darüber.

Mouhanad Khorchide: Auch die Türkentauben kommen ins Paradies.

Alice Schwarzer: Wir müssen den Kampf der weiblichen Tauben um Gleichberechtigung unterstützen.

Claudia Roth: Sie sind vor Erdoğan geflohen.

Cem Özdemir: Wir müssen die HDP in ihrem Kampf gegen die Türkentauben unterstützen.

Horst Lorenz Seehofer: Wir müssen unsere Grenzen besser gegen Türkentauben schützen.

AFD: Wir können nicht ausschließen, dass sich darunter auch IS-Anhänger befinden können.

HoGeTa (Hooligans gegen die Türkentaubisierung): Wir kündigen dagegen eine Demonstration in Köln an.

Pegtda (Patriotische Europäer gegen die Türkentaubisierung des Abendlandes): Wir haben zu viele Türkentauben in Dresden.

Heinz-Christian Strache: Für ein Taubenfreies Wien. Nachher verlangen sie noch Halal-Futter auf unseren Straßen.

Dieter Nuhr: Im Koran steht ja auch, dass sie - und denken Sie mal darüber nach - mehr als ein Weibchen haben dürfen. Das mag sein, dass das dort, wo sie herkommen, üblich ist, aber hier wird das niemandem gefallen. Es sei denn, sie sind ein Männchen.

Ralph Giordano: Ich möchte auf unseren Straßen keine hell-beigebraunen Tauben sehen!

Die BILD: Türkentauben überfluten Europa! Sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt!

Akif Pirincci: Gibt es denn keine Konzentrationslager für Türkentauben?

Michel Friedmann: Aber wir müssen auch sehen, dass die meisten von ihnen bereits gut integriert sind.

Die Türkentaube: Ja, wir kamen in den 1930er Jahren aus Südosten und sind "Kulturfolger", aber uns fragt ja keiner.


Kommentare:

- Ein interessanter Kommentar dazu lautete: "Nicht das wir etablierte Bilder dadurch destruieren und damit für Unsicherheit und Ängste sorgen."

Eine weitere Person schlug vor, daraus ein Comic zu machen.


*In Anlehnung an den von Broder oft in Talkshows wiederholten Satz: „Nicht alle Muslime sind Terroristen, aber alle Terroristen sind Muslime“. Diese Behauptung blendet den separatistischen, linken und rechten Terror, den Terror sonstiger Gruppen (siehe Tierschützer) sowie den christlichen und jüdischen Terror völlig aus. Die von Europol seit 2006 erfassten Terrorstatistiken lassen sich auf der Seite der Europol abrufen: https://www.europol.europa.eu/de/about-europol.


Siehe Originalbeitrag unter: https://www.facebook.com/aliozgur.ozdil/posts/1016968348345134


3. In Hamburch sagen wir immer „Moin“



Bis in die Neuzeit war Plattdeutsch in Hamburg offizielle Amtssprache, bis es vom Hochdeutschen verdrängt wurde.

Wenn man in Hamburch Türken ankiekt, denkt man nich gleich: Kiek mal, ein Deutscher. Unsere Gören fragen manchmal: "Sind wir nun Deutsche oder Türken?" Selbst wenn man sacht: "Ihr seid Deutsch!", würden ihnen einige Lüd draußen klar machen: "Nee, seid ihr nich!" Darüber schnacken wir oft. Dass die Kinder deswegen oft in’n Tüddel koomm, ist verständlich. Wir müssen aber klönen, damit wir ihnen helfen könn. Der Klönsnack mit Kindern ist wichtich. Denn sie sind hier geborn und zuhaus. Besonders die Deern mit Koptuch haben es schwer. Manchmal kommt so´n Dösbaddel oder Torfkopp und sabbelt sie voll. Dabei sind die Deern oft sehr plietsch. Wie kann man ihnen verklickern, dass sie dazu gehörn? Wie kann man Ordnung in diese Wuling bringen? Im Extremfall büxen sie ut. Es sei denn, sie hören auf Muddi. Wenn nich, ruft sie einen Peterwagen.

Südlich von Hamburch ist der Hafen. Da arbeiten sehr viele Lüd. Deswegen sacht man in Harburch: "Harbuch arbeitet, Hamburch lebt." Habbich mal so gehört.

Gut, der Tach beginnt oft mit: "Watn Schiet Wedder". Der Himmel ist manchmal zappenduster und die Leude sehr cool und man nennt uns Fischköppe.

Willsu mal nach Hamburch kommn, dann mussu unbedingt aufn Fischmarkt; jeden Sonntach von 5.00-9.30 Uhr.

Hassu das nich gleich alles verstanden, mussu nich verzweifeln. Dabei ist das Leben in Hamburch so einfach: Ob Hallo, guten Morgen, guten Tach oder guten Abend; wir sagen immer "Moin". So issas nun ma bei uns.

Sollte man Dich bei uns aber mit "Hummel, Hummel" begrüßn, dann mussu mit "Mors, mors" antworten.

Ach ja, zum Handy sacht man bei uns "Sabbelknoken".

Wer mehr lernen will: Guckst Du hier: https://www.amazon.de/Sprechen-Sie-Hamburgisch…/…/3863701127

Für die, "danke" sagen wolln: Dafür nich.

Und wie ist es bei euch in Berlin, Köln, Bayern oder im Schwabenland?



Kommentare:

Interessante Kommentare dazu waren, neben „Genial“, von einem Berliner (mit Migrationshintergrund) „Watn hier los? Meine Jüte. Det Jelaber tu' ick mir auf jar keen Fall an... Tach! Und Tschüss!“ oder „Muess ich jetz mit schwiizerdütsch afo? Wil denn verstöhndet ihr au kuum öppis.“

Jemand bescheinigte mir sogar eine gute Integration, mit: „So mag ik dat lieden. Nu bist du richtig integreert.“


Siehe Originalbeitrag unter: https://www.facebook.com/aliozgur.ozdil/posts/1378698842172081


4. Zwischen Angst, Unterhaltung und Autokennzeichen mit PI


Ich höre fast täglich auf dem Weg zur Arbeit und auf dem Weg nachhause Radio. Stündlich, oder - je nach Sender - halbstündlich, gibt es Nachrichten (Vera Birkenbihl würde sagen: "Da wird etwas für uns nachgerichtet"). Diese sind - in der Regel - nicht besonders bereichernd, da auf allen Sendern (egal ob NDR, Delta- oder Alster-Radio, FFN, Radio-HH oder RSH) dieselben Nachrichten laufen, und das den ganzen Tag.

Interessant dabei ist jedoch der Wechsel von überwiegend negativen Berichten (Krieg, Terror, Arbeitslosigkeit, Unfälle, Wetter- und Staumeldungen) zu Musik und Unterhaltung. Das klingt dann etwa so: "Hausbrand in Bergedorf. Die Feuerwehr hat den Brand nach zwei Stunden in den Griff bekommen. Die Feuerursache ist noch unbekannt. Eine alte Frau wurde tot geborgen. Und nun Musik..." Nach der Unterhaltung gibt es wieder dieselben Nachrichten. "Innenminister de Maizière... Terrorwarnung... und nun wieder Musik." Zwischendurch bringen die Moderatoren etwas zur Unterhaltung (man kann anrufen und Geld gewinnen) und dann folgen wieder dieselben Nachrichten.

Auf die Dauer führt das zu Reizüberflutungen. Je mehr man sich in die geschilderten Situationen hineinversetzt (etwa: "Betrunkener Vater wirft dreijährigen Sohn auf dem Fenster im dritten Stock, weil dieser ihn beim Kartenspielen gestört hat..."), umso stärker spürt man den Einfluss auf die Psyche und den Körper. Daher gibt es Phasen, wo ich das Radio abschalte oder den Nachrichtenteil weglasse oder nur der Unterhaltung folge.

Mir ist aufgefallen, dass ich in der Regel an klassischer und deutscher Volksmusik hängenbleibe (natürlich nur, wenn man die entsprechenden Sender hört). Das passiert völlig im Unterbewusstsein. Nach mehreren Minuten frage ich mich: "Was hörst du da eigentlich?" Gut, klassische Musik beruhigt im Vergleich zur Musik, die auf den Rückenmark wirkt und den Körper in Gang setzt. Aber Volksmusik? Ich vermute, dass liegt an den Texten, die oft sehr unterhaltsam sind: "Ein bisschen Spaß muss sein..."

Ich muss dazu ergänzen - und ich weiß, dass das ein Vorurteil ist - das liegt an den vielen Pinnebergern (übrigens, in Pinneberg gibt es genauso wenig ein Berg, wie es in Bergedorf Berge gibt). Hier im Norden wird alles, was hügelig ist (Beispiel "Harburger Berge") als Berg bezeichnet. Jeden Morgen fahre ich an Autos mit Pinneberger Kennzeichen vorbei. Wenn man als Hamburger direkt an der nördlichen Grenze zu Schleswig-Holstein wohnt, kommt man nicht um sie herum. Sie fahren in Zeitlupe um die Kurve, brauchen sehr lange, um anzufahren, wenn die Ampel auf Grün wechselt, sie halten sich an die Geschwindigkeitsverordnung (in der 30er Zone wird konsequent 29 km/h gefahren), sie lassen einen nicht die Spur wechseln, wenn man blinkt und vor sie fahren will (denn dann beschleunigen sie). Immer wenn ich sie sehe, sage ich immer: "Oh nein, wieder ein Pinneberger". Ihre Kennzeichen sind sehr lustig PI NK, PI XI, PI EP, PI MP, PI SS, PI PI. Am gefährlichsten sind aber Pinneberger, die sich als Hamburger tarnen. Da fährt z.B. einer vor dir mit einem HH-Kennzeichen; an seinem Stil erkennst du aber schnell: Pinneberger mit Hamburger Kennzeichen.



Ich mache mir meine eigene Agenda!



Warum schreibe ich das jetzt alles hier? Ich habe mir seit längerem die Frage gestellt, warum immer andere bestimmen sollen, was heute aktuell ist, worüber wir denken oder reden? Nachrichten haben vor allem diese Funktion. Da sagt jemand "Nafri", jemand schreibt dazu und andere kommentieren das, die einen kritisieren, die anderen verteidigen und tagelang haben wir eine Diskussion dazu und Anne Will, Plasberg, Maischberger, Lanz und Illner machen dazu vielleicht eine Talkshow.

Ich dachte mir, ich mache mir meine eigene Agenda! Und über die Pinneberger Autofahrer wollte ich schon immer mal etwas schreiben. Wundert euch also bitte nicht, wenn ich über Themen schreibe, die gerade nicht aktuell (bzw. von anderen bestimmt) sind und uns vielleicht vom Wesentlichen (wie so oft) ablenken.

In diesem Beitrag war für mich das Wesentliche, auf die gefährliche Wirkung von Nachrichten hinzuweisen, die oft an unsere Angst appellieren und dass wir nicht von anderen unser Denken bestimmen lassen sollten.

Und was beschäftigt euch gerade so?


Kommentare:

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Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 11.03.2024
ISBN: 978-3-7554-7860-7

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Das Buch widme ich mal mir selbst :)

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