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Einführung in die Geschichte der islamischen Theologie

Ali Özgür Özdil

Hamburg 2014

www.alioezdil.de

Inhaltsverzeichnis

1. Allgemeine Bemerkungen

2. Die Entstehung der Kalâm-Schulen

3. Die Ahl as-sunna wal-djamâ‘a

4. Glaubenslehre

5. Gottesverständnis

6. Schlusswort

7. Übersicht der theologischen Strömungen im Islam

8. Quellenverzeichnis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Allgemeine Bemerkungen

Erst einmal möchten wir den Versuch unternehmen, zu klären, was „Theologie“ (griech. „theós ‚Gott‘ und -logie, also die "Lehre von Gott") im islamischen Kontext ist.

 

Im arabischsprachigen Raum begegnen wir dem Oberbegriff „Usûl ad-Dîn“ in der Bedeutung von „Wurzeln/Quellen/Grundlagen der Religion.“

 

Im türkisch- und persisch-sprachigen Raum wird der Begriff „Ilâhiyât“ verwendet, was „Gottbezogene Dinge“ meint, wobei dieser Begriff dem christlichen Begriff von „Theologie“ am nächsten käme. Während in westlichen Gesellschaften Theologie zu den theoretischen Wissenschaften gezählt wird, wird im Verlauf dieser Einführung deutlich, dass sie im Islam eine praktisch ausgerichtete Wissenschaft ist – vor allem in der Religionspädagogik – und in ihrer historischen Entwicklung in enger Beziehung zu den Fächern Mystik und Philosophie steht. Daher soll hier als erstes die Entwicklungsgeschichte der „Spekulativen Theologie“, also des „ilm al-Kalâm“ (علم الكلام‎) behandelt werden. Ilm al-Kalâm ist wörtlich „die Wissenschaft der Rede“. Für die klassischen Theologen wird der damit wortverwandte Begriff „al-Mutakallimûn“ verwendet.

 

2. Die Entstehung der Kalâm-Schulen

Der Tod des Propheten Muhammad ﷺ im Jahre 632 in Medina, hatte die junge Gemeinde der Muslime vor eine neue Situation gestellt, mit der sie alleine, d.h. ohne den Gesandten Gottes, zurechtkommen mussten. Die Entscheidung der Prophetengefährten (arab. Sahâba), dass die Gemeinschaft einen führenden Kopf brauche, d.h. einen Kalifen bzw. Imâm, der die Gemeinde leitet und somit der Nachfolger des Propheten (Khalîfat an-Nabî) wird, hat einige bis heute ungelöste Fragen aufgeworfen:

 

Dass der Kalif Muslim sein muss, stand außer Frage. Musste er aber unbedingt ein Mann sein oder konnte es auch eine Frau sein? Musste er aus der Familie des Propheten stammen oder aus seiner Sippe (den Quraisch)? Musste er Araber sein oder durfte er auch ein Nichtaraber sein? Welche sonstigen Besonderheiten musste er noch haben?

 

Es ist zwar unbekannt, ob sich die Gefährten des Propheten ﷺ alle diese Fragen gestellt haben, bevor sie den Nachfolger wählten. Fakt ist, dass die Wahl eines Kalifen ihr erstes Anliegen war und dass sie dies sogar für so wichtig hielten, dass das Begräbnis des Propheten erst drei Tage nach seinem Tode stattfand.

 

Das hier vom „Kalifen“ die Rede ist, darf nicht verwirren. Das arabische Originalwort lautet „Khalîfa“ (Sg. feminin), was die richtige Wiedergabe des Wortes wäre. So wird es auch ausschließlich im Koran verwendet. Der Begriff Khalifat an-Nabî, wie die Kalifen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 23.07.2020
ISBN: 978-3-7487-5101-4

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Widmung:
Denen, die nach Wissen dursten

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