Die Blaue Blume
Sie ist die schönste aller Blumen.
Sie blüht ganz ohne Sonnenlicht.
Du kannst sie atmen, fühlen, träumen.
Nur sehen, sehen kannst du nicht
die Blaue Blume deines Herzens,
die in dir blüht, wenn du erkannt,
dass zartes Schwingen deiner Seele
den Blick der Augen übermannt.
Wenn du mit fest geschlossenen Lidern
erkennst selbst in des Winters Walten,
wie prallgefüllten Blumenknospen
zu leuchtend Blüten sich entfalten.
Dann sieht dein Herz, dann kannst du fühlen.
Dann kannst du lieben, kannst du sein.
Dann bist du Mensch, dem Gottsein nahe
und trunken in des Glückes Schein.
Ein Winter auf Mallorca
Ein Mensch, den tief die Schwindsucht quält,
hat sich Mallorca ausgewählt,
und Valldemossa gut befunden,
um dort im Winter zu gesunden.
Mit der geliebten Frau George Sand
lebt er, inzwischen wohlbekannt,
nicht gern geseh´n an jenem Ort.
Man ängstigt sich vor Krankheit dort.
Valldemosa, hoch gelegen,
ist für ihn denn auch kein Segen.
Wo man warmes Klima suchte,
doch die Kälte bald verfluchte.
Unruhig, von Angst getrieben
Hat er dort auch nur geschrieben
vierundzwanzig kurze Stücke
zu des Musenfreundes Glücke,
die er dann Preludes nannte.
Davon ist wohl die bekannte
Regentropfen-Prelude die,
die dem Winter Ruhm verlieh.
Sie entstand als stundenlang
Regen fiel auf dieses Land.
Als die Regentropfen stieben
und in Depressionen trieben
sie Chopin dann mehr und mehr.
Selbst für George Sand wurd es schwer,
ihm die Wirklichkeit zu zeigen,
die dem Lande nun mal eigen.
Daraufhin entstand zum Glück
dieses große Meisterstück
und durch seiner Kunst Genie
wurde die Verwandlung die,
aus dem Regentropfenfallen
hörte er nur Tränen wallen,
die vom Himmel in sein Herz
runterfielen erdenwärts.
Todeskrank, ganz fürchterlich
schleppt er von der Insel sich.
Starb später, schwindsuchtbesessen.
Die Prelude blieb unvergessen.
Hört in Valldemossas Ruh
man dem Pianisten zu,
spürt man, wenn die Töne schwellen,
Regentropfen -Tränen quellen.
„Ein Winter auf Mallorca“ schrieb
George Sand und in Erinn’rung blieb
dies jedem, der mal dort gewesen
und vielleicht dies Buch gelesen.
Frühling
Glänzende Tage, brechende Knospen,
Wärme besiegte das haltende Eis.
Gelbrote Sonne erwachend erleben.
Hoffnung und Glaube im kreisenden Kreis.
Bald schon die Liebe in unseren Herzen,
bald schon Gewissheit, wo Hoffnung nur war
und nun das Leben erlebend erfahren,
das sich aus endendem Winter gebar.
Klingende Glocken, jauchzende Menschen
Farben mit Strahlen der Sonne gemalt.
Jubelnder Chorgesang streift durch die Sphären,
der wie Schalmaienklang himmelwärts strahlt.
Nimmermehr Dunkelheit in den Gedanken.
Niemals ein Altern der ewigen Jugend.
Göttlichkeit im Gebornen erleben.
Unendlichkeit wird im Menschsein zur Tugend.
Trübt nicht des Frühlings so strahlende Farben
Staub unsres Lebens, aus dem wir gemacht?
Dreht sich der Kreis? Und besinnend zu glauben,
sind wir dem Schatten des Lichts zugedacht!
Texte: © Roland Hass (Texte)
Tag der Veröffentlichung: 04.02.2011
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Widmung:
Die Blaue Blume I
Ein Winter auf Mallorca
Frühling