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Ausklang




Der letzte Aushauch ist getan,
steht nun für eine lange Reise,
die nicht verschreckt und nicht geliebt,
windhauchend, strömend ihre Weise.

Der höchste Berg, das tiefste Tal -
einebnender Geist, der geboren.
Die Kälte fehlt, auch der Wärme Gewicht.
Qual, Liebe und Stolz gehn verloren.

Verblichen des Lebens lastende Glut.
Die Seele schwebt über den Nebeln.
Tiefsinnend Glück ist endlich erwacht
und atmet in schwindenden Segeln.


 

 

 

 

 

 

 

 

in memoriam




Wir gingen gemeinsam ein kleines Stück
als Freunde, doch oft auch allein

Wir lebten das Leben, wir lebten das Glück,
und fanden uns alle hier ein.

Dann kam eines Tages die schreckliche Kunde:
Sie nahm Dich und ließ uns zurück.
Der Trauer, sie war wohl in aller Munde.

Wir gingen gemeinsam ein Stück.


 

 

 

 


Vollendung




Gestern, da blühten noch dunkele Rosen
Heute stehen weiße Lilien im Feld.
Gestern noch tanzende Harlekine,
Heute Kapiteln ägyptischer Welt.

Schwarzblaue Wolken verdichtenden Lebens,
Krönender Abschluss des menschlichen Seins
Senkt sich die Waage zum ewigen Stillstand
Glänzendes Licht wird zum Schatten des Scheins.

Ein letzter Blick, eine lachende Träne
Totenmaske und Requiem
Unaufhaltsam steigende Fluten
löschend vollendetes Theorem.


 

 

 

 

 

 

Tod eines Freundes



Gestern noch fröhlich gezecht in der Runde.
Heute schon nahe dem schmerzenden Tod.
Glaubtest du Dich mit der Freundschaft im Bunde.
Heute bist du ganz allein in der bittersten Not.

Freunde sind plötzlich verschwunden, verschollen.
Werden und wollen mit Worten, doch nur nicht mit Tat!
Willst du im letzten und schlimmsten Kampf ihnen grollen,
weil sie verweigern die Hand auf dem einsamen Pfad?

Fehlt die Moral? Ist es Angst, einfach nur zu versagen?
Was ist die Freundschaft noch wert, wenn der Tod dich erkor’n?
Freundschaft und Liebe was zähl’n sie in unseren Tagen?
Hat jetzt der Mensch auch das Letzte, das Menschsein verlor’n?

Offene Fragen am Grab, wenn sie schenken dir Rosen,
Rosen im Tod, die im Sterben sie dir nicht geweiht.
Lass dich von göttlichen Flügeln der Engel umkosen.
Schaff dir unendliche Freiheit in Raum und in Zeit!


 

 

 

 

 

 

 

 

Winter




Der Winter krächzt in allen Zweigen
weiß-eisig tanzt er seinen Reigen.
Die Flocken sich im Kreise dreh´n.
Jedwede Spur droht zu verwehn.

Der Wanderer dort auf dem Feld
um den ist’s nicht sehr gut bestellt.
Er flieht vor Kälte, Hagel, Eis.
Sucht einen Weg, den er nicht weiß.

Am nächsten Morgen hebt sich dort,
wo er gesucht an jenem Ort,
ein schmaler Hügel, kalt und still.
Schlaf gut, wo Gott dich schlafend will.


 

 

 

 

 

Zyklus

 

 

 

 
Hoffend und sterbend der Frühling geboren
für eine bessere Zeit
und in des Lebens Fülle erkoren
schon in dem schmerzenden Kleid.

Leuchtet der Frühling,
wenn dir die Sonne so lacht,
ahnst du den Winter, spürst du ihn immer
in der vernichtenden Pracht.

Sommer und Herbst und der Atem steht still.
Halten das Walten, den Kreislauf, der kreisen will.
Sind nur ein unnützes Dehnen der bitteren Not,
graublauer Tagtraum, gesetzt vor den rettenden Tod.

Ewig vorbei? Neu geboren? Reinkarnation?
Vollkommenes Ich? Ist’s am Ende der wirkliche Lohn?
Dürfen wir klagen der einen unbeugsamen Wahl?
Atem der Götter! Vollendung! Liebe und Qual!

Impressum

Texte: © Roland Hass (Texte)
Tag der Veröffentlichung: 02.02.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ausklang in memoriam Vollendung Tod eines Freundes Winter Zyklus

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