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Kapitel 1


Ich erinnere mich an warme schöne Sommertage, an Menschen die immer noch
lachend aus dem Zirkuszelt kamen. Meine kleine Tochter war immer noch ganz
aufgeregt und sie redete immer nur von den Clowns. Mir schien es als würde ihr
kleines Plappermäulchen nie wieder aufhören zu reden. Wie falsch ich doch nur in
diesem Augenblick, diesen winzigen kleinen Augenblick lag, konnte ich nicht ahnen.

Langsam gingen wir an den extra angelegten Gehegen mit den Tieren vorbei, die man
nach der Vorstellung noch betrachten und teilweise auch streicheln durfte, als einer der
Clowns auf uns zukam. Die Augen meiner Tochter wurden immer größer. Lachend gab er
ihr ein Lutscher und ging dann augenzwinkernd weiter, noch bevor wir danke sagen
konnten. Ich sah dem Clown hinterher und eine Gänsehaut lief mir über den Körper.
Er hatte was Merkwürdiges an sich, nur was es ist konnte ich nicht sagen. Langsam
schob ich den Gedanken beiseite und drehte mich wieder zu meiner Tochter um, doch sie stand nicht mehr da. Angelina war weg! Ich drehte mich in alle Richtungen aber sie war nicht zu
sehen.
Unter Tränen rufend lief ich über den ganzen Zirkusplatz doch sie blieb verschwunden.

Stunden später, die Polizei hatte auch alles abgesucht, durchfuhr es mich wie ein Blitz.
Ich wusste auf einmal ich würde mein kleines Mädchen niemals wiedersehen. Was sollte
jetzt nur werden? Eben hatte sie noch gelacht und nun würde ich dieses Lachen nie wieder
hören. Ich war am Ende mit meinen Kräften.
Als die Polizei dann meine Aussage aufgenommen hatte schickten sie mich mit den Worten,
wir melden uns wenn wir was Genaueres wissen nach Hause.
Als ich schon fast am Ende des Platzes war hörte ich auf einmal eine Frau sagen,
" und mit den Clowns, kamen die Tränen"


Kapitel2
1 Jahr später

Das Zimmer war immer noch so wie sie es verlassen hatte. Der Teddy saß an der gleichen
Stelle und auf dem Nachttisch lag auch noch das Buch aus dem ich meinem kleinen
Engel jeden Abend vorgelesen habe. Ja es war alles so wie früher, nur das es jetzt still war.
Kein Lachen und fröhliches Geplapper mehr. Nichts! Absolute Stille!
Eine Stille die mich innerlich auffrisst.
Als mein Mann kurz nach Angelinas Geburt starb, war sie es die mir die Kraft gab weiter
zu machen und diesen Verlust zu überwinden auch wenn die Abende sehr einsam waren.
Jetzt saß ich so wie jeden Tag in Angelinas Zimmer und versuchte diese innere Gewissheit zu
verdrängen das sie tot war als das Telefon klingelte.
Es war Kommissar Wellbrink, der mich freundlich um ein Treffen bat. Mein Herz schlug wie
verrückt. Was sollte das bedeuten? Haben sie Angelina gefunden? Lebt sie noch?
In Windeseile zog ich mich um, setzte mich in mein Auto und fuhr zum Polizeirevier. Vor
lauter Aufregung fand ich das Zimmer von Kommissar Wellbrink nicht.
In meinem Kopf kreisten soviele Gedanken. Warum Heute dieser anruf kam, genau 1 Jahr nach ihrem verschwinden, 6 Monate nachdem sie die Akte geschlossen haben. Mein Kopf brummte.
Da endlich fand ich das Zimmer, klopfte an, wartete erst gar nicht auf das herein ab sondern riss die Tür auf und fragte sofort wo meine Tochter ist. Als ich in die Augen von Wellbrink
schaute kannte ich die Antwort bereits. Ich wollte schreien doch mich brachte kein Laut raus. Setzten sie sich Erika, bitte. Ja wir haben ihre Tochter gefunden, doch leider muss ich ihnen sagen, das Angelina nicht mehr lebt. Wir haben sie in einem Waldstück in der Nähe von dem Lagerplatz des Zirkus gefunden. Aber sie haben doch alles in einem großen Radius von dem Platz abgesucht und das tagelang. Ich verstehe das nicht. Erica, das verstehen wir ja auch nicht. Nach angaben der Spurensicherung ist sie nicht an dieser Stelle umgebracht worden
sondern erst nach ihrem tot dort hingelegt worden. Es ist eine Stelle an der oft Spaziergänger vorbei kommen. Es macht den Anschein als sollte sie gefunden werden. Kommissar Wellbrink,
warum genau 1 Jahr nach Angelinas verschwinden? Was hat das zu bedeuten? Das wissen wir nicht Erica.
Noch nicht!
Kann ich sie sehen? Bitte, Kommissar! Ja natürlich, wir müssen ja sicher gehen dass es Angelina ist. Das wissen sie noch nicht Kommissar Wellbrink? Doch laut den Unterlagen von ihrem Zahnarzt ist sie es. Es ist nur wichtig dass sie mir das auch nochmal bestätigen.

Als ich 2 Stunden später aus dem Revier kam fühlte ich gar nichts mehr. Es war so als würde
ich in ein schwarzes Loch gezogen. Jetzt war meine innere Gewissheit real geworden.
Meine kleine Angelina war wirklich nicht mehr am leben!!! Langsam kamen die ersten Tränen.


Kapitel3

Ich weiß nicht mehr genau wie ich in meine Wohnung zurück kam aber nun saß ich wieder
in Angelinas Zimmer und weinte leise vor mich hin. Da wo vorher immer noch ein kleines
Fünkchen Hoffnung war, war nun nichts mehr, nur noch Leere. Ich konnte mich nicht
bewegen, dabei war jetzt soviel zu erledigen. Ich wusste was zu tun war aber ich hatte keine
Kraft aufzustehen und diese ganzen Telefonate zu führen. Also blieb ich einfach sitzen und
gab mich meiner Trauer hin, als das Telefon wieder klingelte. Erst wollte ich nicht abheben aber dann kam mir der Gedanke dass es Kommissar Wellbrink mit neuen Informationen sein könnte.
Kaum hatte ich den Hehrer abgenommen, nahm ich auch schon die vertraute Stimme von meiner Mutter wahr. Erica, Liebes warum meldest du dich denn nicht mehr bei mir. Dein Vater und ich machen uns Sorgen um dich. Mutti, sei mir bitte nicht böse, unterbrach ich sie, aber mir ist jetzt nicht nach reden zumute. Aber Erica was ist denn geschehen? Rede doch mein Kind.
Erica, bitte! Erst dachte ich, ich könnte es jetzt noch nicht aber dann brach es aus mir raus und ich erzählte meiner Mutter alles. Am anderen Ende war es still. Mutti? Bist du noch dran? Nichts war zu hören. Mutti? Erica, ich bins dein Vater. Es tut mir sehr leid. Soll ich vorbeikommen und dir helfen. Paps das wäre schön aber kannst du Mutti alleine lassen?
Es wird schon gehen, ich sage der Nachbarin bescheid das sie nach ihr schauen soll. Bin in 30 Minuten bei dir. Bis gleich mein Schatz.
Dank der Hilfe von meinem Vater schaffte ich es die Beerdigung zu Planen und mich mit
dem Bestattungsunternehmen zu einigen.
Jetzt wo alles erledigt war, stellte ich mir immer wieder die gleiche Frage. Warum jetzt? Der
oder die Täter hätten Angelina doch schon viel früher zu diesem Waldstück bringen können.
Meine Frage wurde zum Teil am nächsten Morgen von Kommissar Wellbrink beantwortet. Er
erzählte mir dass gestern wieder ein Kind verschwunden sei. Ungläubig schaute ich ihn an. Kommissar was hat das mit mir zu tun? Das Erica, kann ich ihnen sagen. Vor 3 tagen ist wieder
Zirkus Minelli in die Stadt gekommen, der gleiche Zirkus aus dem auch ihre Tochter verschwunden ist und genau aus diesem ist gestern auch das kleine Mädchen verschwunden.
Spurlos! Oh Gott, das darf doch nicht war sein. Erst findet man meine Tochter und dann wird gleichzeitig wieder ein Kind vermisst. Das kann kein Zufall sein. Das denken wir auch Erica. Gibt es noch irgendetwas, das sie uns vieleicht noch nicht erzählt haben? Ich wüsste nicht was Kommissar. Oder doch warten sie mal. Ich drehte mich doch um, weil ich dem Clown hinterher sah. Welchen Clown? Na der, der meiner Tochter den Lutscher gab. Das gaben sie aber damals gar nicht an. Nicht? Nun ja auf jeden fall bekam ich bei dem Anblick von diesem Clown eine ziemliche Gänsehaut. Irgendetwas stimmte da nicht. Ich hatte ein sehr komisches Gefühl. Erica, das hilft nicht sehr viel. Ein Gefühl, wie soll uns das weiter helfen? Kommissar Wellbrink, was ist wenn der Clown in der Sache mit drin steckt? Vieleicht wollte er mich nur von Angelina ablenken. Wie meinen sie das? Ganz einfach er kam auf uns zu und drückte Angelina den Lolly in die Hand und lief ohne ein Wort zu sagen weiter. Ja und? Wir hatten nicht einmal die Gelegenheit ihm zu danken. Also drehte ich mich erstaunt um uns sah ihm nach. Ganz in Gedanken. Kommissar Wellbrink, sagen sie Paul zu mir, unterbrach er mich. Also gut Paul, was ich mich gerade frage ist, warum, wo doch soviele Kinder da waren, gab er Angelina
den Lolly? Er hatte nur einen in der Hand. Ja das ist in der Tat recht merkwürdig aber vieleicht gibt es ja dafür auch eine ganz einfache Erklärung. Ach und diese wäre? Ich habe keine Ahnung Erica.

Impressum

Texte: Copyright by Nicole Möller
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2009

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