1. Kapitel
Ich saß in der Kellerecke und sah gelangweilt zu meinem Vater. "Also, du kletterst durch den Lüftungsschacht, okay? Klein genug bist du ja..." meinte er und betrachtete mich spöttisch. "Rob? Du und Spenz gehen durch den Hintereingang! Bei meinem Signal gehts los. Dann kannst du, Elle, zuschlagen. Alle halten sich an diese Anweisungen! Und jetzt schnappt euch die Ausrüstung. Los!" Gelangweilt erhob ich mich und ging langsam zu einer kleinen Handtasche. "Schneller, Elle!" brüllte mich der Alte an. "Fresse! Ich kam ja nicht gut davon, gestern! Hab noch schmerzen!" zischte ich. In dem Moment war er schon hinter mir. "Was? Ich glaub ich hab dich nicht ganz verstanden." flüsterte er mir drohend ins Ohr und drückte mit seinem Unterarm meinen Hals. Die nackten Wände zitterten vor meinen Augen und leichter schwindel erfasste ich. Das kannte ich schon, und so erwartete ich sehnsüchtig den Adrenalinkick, der mich ergreifen würde. Aber diesmal lies mein Dad zu früh wieder los. "Noch einmal, und ich drück richtig zu." meinte er nur und schubste mich in Richtung Ausrüstung. "Du würdest mich doch nie töten." war meine Antwort und ich kramte mir meine Ausrüstung zusammen. Rob und Spencer, meine älteren Brüder, standen schon an der Kellertür. Schnell lies ich mein Jagdmesser unter mein T-shirt gleiten. Dort trug ich einen Messergrürtel von dem nur ich wusste. So fühlte ich mich sicherer. Ich machte noch ein paar Dehnübunge, bei denen jeder Muskel wehtat. War gestern Abend in eine Kneipenschlägerei verwickelt worden, da Rob mal wieder nicht bezahlen konnte. Ich hab dem Wirt ne kleine Dienstleistung versprochen. Heut Abend soll ich sie einlösen. Aber wenn heut alles glatt läuft, ist meine Familie dann schon in Norwegen. Da wollte ich schon immer hin, so wie unser Dad. Seit wir klein waren hat er uns diese Flausen in den Kopf gesetzt.
Ich stieg als letzte aus dem Auto und sah das Gebäude genau an. "Alles wie besprochen, los jetzt!" sagte Dad und verschwand um eine Ecke. Wieder sah ich zum gebäude hoch. Es war ein großer Bürokomplex, in den untersten Stockwerk befand sich eine Bank. Ich lief zur Tür, die zu den Büros führte und steckte einen Dietrich ins Schlüsselloch. Es sah aus, als würde ich darauf warten, dass die Tür aufgemacht wurde. Ein Klick, und schon war ich im Treppenhaus. Hoffentlich würde mich niemand bemerken, mit meiner zerlöcherten Jeans war ich schon sehr auffällig. Ich lief ein paar Stockwerke hoch und fand schließlich ein Lüftungsgitter. Ich seufzte tief. Mit meinen 1 Meter 50 müsste ich da ja rein passen. Zudem war ich noch äusserst zierlich. Ich sah mich nochmal um, entfernte das Gitter und zog mich hoch. Hinter mir verschloss ich alles wieder. Ich zwengte mich durch das System, immer meinem Orientierungssinn nach. Ich musste mich beeilen, bekam langsam Platzangst. Spencer müsste schon alle Kameras deaktiviert und durch Aufnahmen vom letzten Tag ersetzt haben. Endlich war ich im Tresorraum. Hier war das Gitter mit einem Schloss gesichert. Es dauerte bestimmt fünf Minuten, bis ich es endlich geknackt hatte! Ich war richtig aufgeregt und zitterte, sowas großes hatten wir noch nie gemacht! Raubüberfälle, kleine Diebstähle, Erpressung. Aber eine Bank? Das war was andres! Endlich konnte ich mich in den Raum hinab lassen. Beim Aufprall auf den Boden schmerzten wieder alles meine Knochen. Ich schlich zur Tür und öffnete diese, stahl mich den Gang hinab. Ich hörte aus dem Kundenraum aufgeregte Stimmen und Schreie. Rob hatte seine Knarre schon gezogen! Leise öffnete ich eine Seitentür und winkte meinem Dad zu. Er huschte rüber, glaubte unbemerkt zu bleiben, ich hatte auch gedahct, dass ihn niemand gesehen hatte. Rob machte seine Sache gut. Da hörten wir Polizeisirenen und rannten zum Tresorraum, knackten ein paar Schösser, nahem die Geldscheine und stopften sie in unsre Taschen. Mein Vater betrachtete fasziniert ein paar Diamanten. Endlich riss er sich von dem Anblick los und stopfte sie mir in den Ausschnitt. Ich lies auch Geldscheine in meinen Socken und Schuhen verschwinden. Falls wir erwischt, durchsuchte wurden und dann abhauen konnten. Ja, ich hatte eine hohe Meinung von unsrem Können. Ein zu hohe glaube ich. Mir gingen in die bank zurückt, wo keine Menschnseele mehr war. Im Eingang stand ein Polizist und zielt mit seiner Waffe auf uns. Dad nahm mich vor seine Brust und hielt mir eine Pistole an den Kopf. Er drückte richtig fest zu. Ich konnte sein Herz schlagen hören, so nah war ich ihm. Er war richtig aufgeregt, das hörte man. Ich zitterte total und mir brach der Schweiß aus. "Spiel mit!" zischte er. Kapierte er nicht, dass sie wussten, dass wir zusammen gehörten? "Lassen sie mich durch oder ich erschieße dieses Mädchen!" rief er. Der Polizist machte ihm tatsächlich Platz! Wir wankten nacht aussen. Ich hörte einen Schuss. Mein Vater sackte zu Boden. Ich drehte mich um und schrie auf. Der Bulle hatte ihm in den Rücken geschossen! "Nein!! DAAD!" Ich sank auf die Knie, Tränen rannten über mein Gesicht. Alles war verlangsamt, lief in Zeitlupe ab. "Lauf! Ich liebe dich!" waren seine letzten Worte, keuchend hervor gestoßen. Ich starrte in sein Leblosen Geischt. Ein meiner Tränen tropfte in seinen geöffneten Mund. Die berührung eines Polizisten an meiner Schulter weckte mich auf. Voller Wut zog ich mein Messer uns stach blinlinks zu. Tief in seinen Bauch. Schnell zog ich die Waffe wieder hervor, nahm ihm seine Knarre ab, zeilte wallos auf nen Bullen. "Wa-waffen runter." keuchte ich. "Mach keinen Unsinn!" sagte einer von ihnen beschwörend, doch er lies seine Waffe nicht sinken. "Du hast eine Chance, gut rauszukommen." fuhr er fort. Gut? mein Vater war tot! TOT! Er würde nicht mehr wieder kommen! Und ich sollte gut rauskommen? War er jetzt völlig durchgeknallt? "Waffe runter!" stieß ich hervor. Nichts geschah, ich sah, wie Rob und Spencer mir zu nickten. Ich schoss. Die verwirrung nutzen die Zwei und sie rissen sich los, griffen nach den Knarren der Polizisten. Wir schossen wild um uns, ich flüchtete. Vielleicht hatte ich ein paar getötet, verletzt. Es war mir egal. Ich hörte die Schreie meiner Brüder. Ich sprang in ein Taxi und hielt dem Fahrer die Pistole an den Kopf. Es war von aussen nicht zu sehen, da die hinteren Fenster verdunkelt waren und ich hinter dem Fahrer saß. "Fahr! Raus aus der Stadt! LOS!!" schrie ich panisch und der Typ dürckte, zitternd vor Angst aufs Gas. Er rauschte an der Bank vorbei. Etwas davon entfernt lagen meine Brüder in ihrem eigenen Blut. Friedlich, als würden sie noch auf ihrem Matrazenlager schlafen. Ich schloss die Augen und heulte. Sie waren tot. Alle Menschen die mir wichtig waren. Sie würden niemehr kommen. Es war auch nicht besser zu wissen, den Mörder meines Vaters erstochen zu haben. Der Schmerz war unbeschreiblich... einfach schrecklich. Es find an zu regnen. "Halten sie an der nächsten Raststätte." murmelte ich. Der Fahrer hielt. Es war nur ein Parkplatz, niemand war zu sehen. Ich drehte den Kopf weg und schoss. Dann stieg ich aus dem Auto und rannte weinend in den Wald.
"Reis dich zusammen" flüsterte ich. "Los, mach schon!" Ich stand vor kälte zitternd vor einem Fluss, mitten im Wald. Es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen, Blut und Wasser rannen an meinem Körper hinab. Ich hatte Steine in den Taschen. "Nun mach. Los! Das hatt doch alles keinen Sinn mehr!" Wütend krallte ich meine Fingernägel ich meine Handflächen. Da war noch diese Stimme in mir, die aus einer dunklen Ecke in meinem Gehirn sprach.
>Und für was bist du geflohen? Für was ist dein Vater gestorben? Du hast noch etwas Geld! Lass dich nicht hängen! Geh nach Norwegen. Für deine Familie!<
Ich schüttelte mich und sackte auf die Knie. "Halt die Fresse!" zischte ich und presste mein Gesicht in meine Hände. "Hör auf!" flüsterte ich. Wieder kamen die Tränen. "Lass mich in Ruhe! Ich will nicht mehr..." diese Worte kamen über meine blau gefrorenen Lippen, wärend ich die Steine aus meinen Taschen nahm. "Lass mich doch einfach sterben! Bitte!" Doch ich lies es nicht zu, dass ich mich wegschmiss... es war, als wäre ich aufgeteilt. Mein Denken und mein Handeln war so anders... ich handelte überlegt, wusch zitternd meine Klamotten im Fluss, wärend ich mich selbst anflehte, es doch beenden zu lassen. Es hatte aufgehört zu regenen, ich hängte die Sachen zum trocknen auf, jedenfalls Jeans und T-shirt. Dann kuschelte ich mich in den viel zu großen Pulli unter einen Busch und schlief ein, weinte mich in den Schlaf. Mein Kopf konnte nicht mehr, mein Körper wollte noch. Ich träumte wirr, sah meinen Vater sterben, ihn wieder aufstehen, mich packen. Ich hörte ihn fragen: Wieso hast du nicht mitgedacht? Wieso hast du mich nicht gewarnt? Dreckige Fotze! Ich sah, wie er auf mich spuckte, sich umdrehte und sich in Luft auflöste. Doch ich wachte nicht auf. Es war so real... Meine Brüder kamen, mit meinem Messer und zerkratzten mein Gesicht, liesen mich büßen für meinen Fehler, ich hatte zu lang gebraucht, ich hatte nicht mitgedacht, ich hatte ihn sterben lassen. Ich schrie.
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2011
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