Geschrieben am 25.11.2012
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © / audreydutroux.deviantart.com
Gestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Robin Jander
Bald würde er weiter ziehen müssen. So war es immer gewesen. So würde es immer sein.
Im Augenblick saß er dort wo er immer saß. Es war sein Stammplatz. Zumindest waren er es in den letzten sechs Wochen gewesen. Und es war nicht der schlechteste, Paolos Meinung nach. Jede Menge Touristen und Kaufwillige Einwohner kamen hier entlang. Viele, die ihn hier und da mit ein paar Münzen bedachten.
Bald jedoch würde er gehen müssen. Nicht zu lange durfte er an einem Ort verweilen. Sie würden auf ihn aufmerksam werden, würden bemerken, dass er sie sehen konnte.
Einzig seiner Erfahrung hatte er es zu verdanken, dass er überhaupt derart lange hier hatte verweilen können. Doch sie würde ihn nicht ewig schützen.
Die ersten Anzeichen waren bereits zuerkennen. Ein Blick, der einige Sekunden zu lange auf ihm ruhte. Ein Wispern, welches er nicht hätte hören sollen, dennoch vernahm. Stets musste er so tun, als merke er nichts, als wäre alles wie immer. Doch nicht immer gelang es ihm auch.
Es war eine Last. Eine an der er schon vor langer Zeit zerbrochen war. Er war nicht stark genug gewesen, hatte das gesehene nicht länger ertrtagen können.
Seine Gabe. Eigentlich sein Fluch. Niemand konnte sich vorstellen was es bedeutete. Wie hätte auch jemand verstehen können, wie es war Dämonen und Engel spühren, ja gar sehen zu können?
Und dabei waren sie allgegenwärtig. Sie lebten unter den Menschen, für die Meisten getarnt doch für Paolo absolut sichtbar.
Mancheiner wirkte unscheinbar, verbarg unter der Maske jedoch edle und fremdartige Gesichtzüge. Ihre viel zu dicken Brillen lagen auf langen, spitz zu laufenden Ohren auf. Die Augen, schüchtern auf andere wirkend, bargen dabei die Weisheit mehrerer Jahrtausende.
Andere wiederrum wirkten auf Menschen Agressiv. Ihre Aura war für Jedermann spührbar. Doch sahen sie, diese Glücklichen, nicht wie es unter dem Offensichtlichen Aussah. Diese Wesen waren ausgehölt und entleert. Alles was einst Menschlich gewesen, war herausgerissen und durch etwas anderes ersetzt worden. Dieses Andere steuerte nun die leblosen hüllen.
Wieder Andere wirkten auf ihr Umfeld vollkommen normal. Nicht anders. Nicht geringer, nicht besser. Sie hatten sich eingepasset, waren sich ihrer Rolle wohl bewusst. Doch in diesen schlummerte noch etwas. Eine Wut. Eine Wut, welches sie übernehmen und verwandeln konnte. Sie zu etwas werden ließ, was zu gleich erschreckend und doch bewahrend war.
Es gab auch jene, welche gebrochen schienen. Gefangene, so wirkte es auf Paolo. Sie waren nicht mehr Herr ihres eigenen Schicksals, doch in ihnen strahlte ein Licht, welches größer als das ihrer Kerkermeister war. Nur schienen sie selbst es nie zu bemerken.
Dies alles konnte Paolo sehen und spühren. Dies und noch viel mehr. „Das zweite Gesicht“ hatte es jemand einst genannt. Die Fähigkeit den wahren Kern der Dinge zu erkennen.
Doch die Meiesten dieser Wesen mochte es nicht, erkannt zu werden. Viele spielten mit den Menschen auf die eine oder Andere weise. Sie benutzten sie oder flüsterten ihnen Dinge ein um sie zu verändern. Beobachter konnten sie nicht gebrauchen.
Folglich waren sie auf der Hut. Immer zu achteten sie auf Menschen, die einen Augenblick zu lange hinschauten. Menschen die hörten, was sie nicht hätten hören sollen. Jene, die zeigten, dass sie Masken durchschauen und das Wahre sehen können.
Früher noch hatte Paolo es vor ihnen nicht verbergen können, also hatten sie ihn gejagt. Immer und immer wieder war er ihnen entkommen, doch wollte er es nicht länger ertragen müssen.
Er hatte eine Heilung gesucht. Sie war so einfach gewesen. Alkohol und Drogen hatten es gedämpft, machmal gar vollkommen abgeschaltet. Doch flüchtig war sie gewesen. Viel zu kurz waren die Zeiten des Blindseins. Viel zu heftig das erneute, schlagartige Erwachen seiner Sinne.
Schweren Herzens hatte er erkennen müssen, dass er sich nicht davor verschließen konnte. Es war sein Schicksal die Geschöpfe um sich her zu sehen, ihre Masken zu durchschauen und ihr Wesen spühren zu können.
Wieder spührte er Augen, heiß wie Feuerzungen, auf sich ruhen. Ein flüchtiger Blick, nicht lang genug um bemerkt zu werden, doch gründlich genug um sicher zu sein ließ in seufzen. Wieder stand dort einer von ihnen und Beobachtete Paolo.
Ja es wurde wirklich für ih Zeit weiter zu ziehen. So war es immer gewesen. So würde es immer sein.
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2012
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