Cover



Geschrieben am 16.04.2012
Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © / bonbonka.deviantart.com &
Coverfoto: © / manarama.deviantART.com
Gestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Robin Jander




„Die Welt, so wie wir sie kennen, ist nur eine Traumwelt. Die Wirklichkeit ist sehr viel düsterer als es sich die meisten Menschen vorstellen könnten. Denn in Wahrheit sind jene Wesen, die wir ins Reich der Mythen verbannt haben, zutiefst real. Geister, Elfen, Drachen und viele Andere Geschöpfe der Nacht existieren und nicht wenige von ihnen sehen eifersüchtig auf die Menschen herab.
Und doch gibt es Hoffnung. Ebenso zahlreich wie die Feinde der Menschen sind auch Ihre Beschützer. Seien es nun die Werwölfe, die seit Garodemäna über die Menschen wachen, oder der Ordo, welcher seit Hunderten von Jahren mit feurigem Schwert die Feinde der Menschen jagd. Sie alle haben nur ein Ziel, für welches sie ihr Leben geben würden: Das Leben der Menschen zu schützen, die sich der Welt um sich herum nicht im geringsten Bewusst sind.
Aber auch jene, die sich dem Schutz der Menschen verschrieben haben, sind sich keineswegs einig. Misstrauen, Konflikte und uralte Fehden sind an der Tagesordnung und nicht selten führen Meinungsverschiedenheiten und Mißverständnisse zu blutigen Konfrontationen.
Und so wird im Geheimen ein erbitterter Krieg geführt, in dem es um nichts Geringeres als das Überleben geht. Unser aller Überleben.“


- Das erste Buch des Ulric


DIE DUNKELHEIT war fast nicht zu ertragen. Schon immer war sie da gewesen. Nie hatte er die strahlende Sonne auf seinen Schuppen gefühlt. Nie den warmen Wind eines lauen Sommertages unter seinen Schwingen gespürt.
Doch das war eine Lüge. Viel zu lange schon schlief er hier unten. Hier, weit unten im Berg, in seinem Hort, in Mitten des all umschließenden Gesteins.
Es war wahr: Auch der mächtigste Geist konnte von seinen Sinnen getäuscht werden. Und so würde wohl auch er als ein Gefangener seines Verstandes enden.
Wie viele Andere waren übrig geblieben? Wie vielen von ihnen ging es ebenso wie ihm? Wie viele gingen zu Grunde? Hatten sie alle es verdient? Verdienten sie es, so wie er selbst? Verdienten sie es, weil er sie alle zu Grunde gerichtet hatte?
Oder war es einfach nur der natürlich Lauf der Dinge? War es einfach natürlich gewesen, dass seine Art einer anderen Rasse Platz gemacht hatte? Gerne wollte er es glauben. Doch wie sinnlos dieser Weg gewesen war.

Einst da waren er und seine Brüder und Schwestern die Mächtigsten unter dem Himmel gewesen. Sie waren es, die den Menschen gefolgt und somit aus dem Großen Zauber gestärkt hervorgegangen waren. Sie hätten ewig herrschen sollen. Zumindest hatten es die Seinen so gesehen.
Sie alle, die Drachen, hatten in den Menschen nicht mehr als eine Jagdbeute gesehen. Einige wenige, vielleicht noch eine Spezies von Dienern und Untertanen, doch nicht mehr.
Wie vermessen, wie arrogant sie doch gewesen waren! Wie hatten sie nur glauben können, die Menschen hätten sich mit solch einem Schicksal abgeben? Sie, die sich bereits über ihre einstigen Herren, den Geistern, erhoben und diese verbannt hatten?
Der Ruhende musste unwillkürlich seinen riesigen Kopf schütteln.
Niemals hätte sich dieses Volk derart unterdrücken lassen. Niemals wäre dies geglückt. Nicht den Geistern, nicht den Drachen, Niemandem. So waren diese Menschen einfach nicht.
Menschen. Alleine bei diesem Wort rührten sich die widersprüchlichsten Gefühle in ihm. Die Menschen waren der Inbegriff der Schwäche. Sie waren das Symbol für verborgene Stärke. Sie waren die Gefolgschaft. Sie waren der Mob. Sie waren die Rebellen. Sie waren die Sünde. Sie waren die Tugend.
Für all dies stand diese unscheinbare Rasse und noch so unglaublich viel mehr.
Warum war er nur der Einzige unter den Seinen gewesen, der es erkannt hatte? Warum hatten all die anderen nur ihre Augen verschlossen und waren in die Richtung ihres Unterganges geflogen?
Alleine er war auf sie, diese junge Art zugegangen, hatte sie leiten wollen. Doch immer wieder kam ihm seine eigene Rasse in den Weg. Niemand von ihnen konnte ihn, der nur das beste für sie alle im Sinne hatte, verstehen. Niemand wollte ihm zuhören, wollte seinen Weg gemeinsam mit ihm gehen.
Anfangs noch versuchte er sie zu überzeugen. Er versuchte ihnen seinen Weg zu erklären, versuchte sie auf seine Seite zu ziehen. Doch verlachten sie ihn.
Sie schimpften ihn einen Weltenverbesserer, einen Menschenfreund, einen Hoffnungslosen, einen Dummkopf, einen Feind an der eigenen Rasse.
Unterdessen ging das Sterben unter den Menschen weiter.
Trauer war zu jener Zeit sein ständiger Begleiter. Er, der ganze Generationen der Menschen kommen und gehen hat sehen, trauerte um jeden Menschen, der unter den Drachen leiden und sterben musste.
Alles, so schien es ihm, was er ersehnt hatte; alles was er den Seinen zu vermitteln versuchte, war vergebens: Niemals würden sie ihre Gelüste abstreifen, ihre Machtgier vergessen können. Nie würden sie die Menschen als Gleiche unter Gleichen anerkennen. Und doch war es so bitterlich nötig.
Alles reden, alles Verhandeln, würde nicht helfen. Es würden Taten folgen müssen. Es würde einen Kampf geben müssen. Er würde gegen seine eigene Art fechten müssen. Er würde seine Familie auslöschen müssen.
Doch hatten sie es nicht herauf beschworen? Waren sie es nicht, die ihn ob seiner Nähe zum Menschen verlacht hatten? Waren sie es nicht gewesen, die ihn gebrandmarkt hatten? Waren sie es nicht gewesen, die ihn, ihren Sohn, ihren Bruder, ihren Vater verstoßen hatten?
Waren es nicht die Menschen, die ihn aufgenommen, die ihm eine Zukunft versprochen, die eine eigene Zukunft verdient hatten? Es war eine Entscheidung. Seine Entscheidung. Eine Entscheidung, mit einer Tragweite, wie er sie nie hätte treffen sollen.
Eine Entscheidung, die zu Gunsten der Menschen ausfiel.
So begann das Zeitalter der großen Drachenjagten. Und so fielen sie. Seine Brüder und Schwestern. Seine Art. Seine Familie. Sie wurden rachsüchtig dahin gerafft von den Klingen der Menschen, unbarmherzig niedergestreckt durch seine Klauen, kaltblütig zermalmt von seinen Kiefern, herzlos verbrannt durch die Magie in seinem Inneren und die der menschlichen Magii.
Kaum ein Drache konnte ihnen entkommen, denn kaum einer stand auf ihrer Seite. Hatten sie es nicht selbst heraufbeschworen? Waren sie nicht selbst schuld? Waren sie nicht ihres eigenen Schicksals Schmied gewesen?
So oft er es sich auch gesagt hatte, es bleib dabei: Er war es gewesen, der den Seinen den Tod gebracht hatte.
Bei jedem letzten Seufzer, bei jedem letzten feurigen Atem war auch etwas ihn ihm gestorben. Etwas, was er niemals wieder erlangen konnte. Er hatte sich an ihnen, an seiner Familie, versündigt. So nobel auch seine Gründe gewesen sein mochten, er konnte es nicht verleugnen.
Schließlich beschlossen die letzten der Drachen sich zurück zu ziehen; einen Schlaf anzutreten, aus dem sie nicht erwachten, bevor die Menschen vergessen hätten. Vergessen hätten, was einst war, was einst existierte. Bis sie erneut die Klauen nach der Macht ausstrecken konnten.
Es sollte ein neues Zeitalter werden. Eine Zeit, in der die Menschen endgültig die Herrschaft übernahmen. Eine Zeit, in der es keine Drachen mehr gab, keine Drachen mehr geben durfte.
Auch er musste verschwinden, das wusste der Ruhende damals ganz genau.
Doch war es ihm nicht vergönnt im Nichts zu entschwinden. Er musste weiter wache halten. Er musste verschwinden, um eines Tages den Schläfern entgegen treten zu könne. Sie, die nun schliefen würden die Menschen erneut versklaven wollen. Jemand musste sich ihnen auch in Zukunft entgegen stellen. Er würde wieder kämpfen müssen. Irgendwann. In der Zukunft.
Und so legte auch er sich schlafen, als der letzte der Drachen; sein Name eine Ehrenbezeugung der Menschen: Draco.

Und nun regte sich Draco unter der Erde. Schon viel zu lange hatten die Menschen die Vergangenheit vergessen. Viel zu lange glaubten sie schon, dass er und Seinesgleichen nicht existierten, dass sie dem Reich der Mythen und Legenden angehörten.
Doch sie irrten. Die Drachen, die Geister, die Werwölfe und Tuatha, sie alle waren real und bedrohten die Ahnungslosen.
Seine einstigen Brüder und Schwestern wussten dies und standen kurz vor ihrem erwachen. Dies war der Grund warum Draco so jäh aus seinem Schlaf geschreckt war.
Endlich wusste er wieder vollkommen, was geschehen war. Wer er war. Nun wurde es Zeit, dass er diese neue Ära erkundete.Viel musste vorbereitet werden. Schließlich ging es um nicht weniger, als die Zukunft der gesamten Menschheit.

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Tag der Veröffentlichung: 16.04.2012

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