Cover



Nachdruck, auch auszugsweise nur nach Genehmigung des Autors
Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen
Coverfoto: © / parablev.deviantart.com
Gestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Robin Jander





Geschrieben am 17.01.2012
- meinem 26. Geburtstag:



Ein tiefes Seufzen durchdrang den Raum; entrann meinen Lippen. Zwar hatte die Uhr erst soeben ihren Zenit überschritten, doch für mich war es kein Grund zu feiern.
Wäre ich ein Anderer gewesen, hätte ich eine andere Lebensgeschichte vorzuweisen, dann wäre nun ein Grund gewesen zu feiern.
Alleine die großen braunen Augen, die mich in diesem Moment anschauten erinnerten mich genau daran. Es schien als wollten ihre Wärme und ihr Glanz gegen die Trauer tíef in mir konkurieren.
Wie sollte ich es bloß sagen? Wie konnte man einem jungen Mann, der noch an das Gute im Menschen glaubte nur sagen was ich empfand?
Ich brachte es einfach nicht über das Herz. Zwar zerbrach meine Seele ein weiteres Mal, doch konnte ich es einfach nicht sagen. Ich konnte ihm nicht sagen was ich empfand; konnte einfach nicht gestehen wie sehr ich diesen Tag verabscheute.
Wie könnte er es auch verstehen?
Er war nicht dabei. Er konnte meine frühesten Erinnerungen an diesen Tag nicht sehen.
Diese Bilder sind schmerzhaft. Erzählen konnte ich ihm hiervon nicht.
Doch welche anderen Begebenheiten hätte ich schildern sollen? Welcher Tag wäre es wert gewesen ihn daran Teil haben zu lassen? Ihn, der doch dran glauben wollte, dass ein solcher Tag es wert wäre gefeiert zu werden?

Ich könnte erzählen von einem fünf jährigen Kind, welches noch nichts verstand, sich aber darüber freute, dass seine ganze Familie anwesend war. Ein kleines Kind, welches noch nichts verstand, aber wusste alle kamen nur um etwas zu ersetzen, was nicht zu ersetzen war. Ein Kind welchem nur zu bewusst war, wie sehr es seiner Familie zu wider war zusammen zu sein.
Oder sollte ich ihm Berichten von einem Kind, gerade zehn Jahre alt, welches keine Freunden hatte? Von einem Kind, dessen Mutter eine Feier für die komplette Klasse ausrichten musste, damit überhaupt jemand kam? Von einem Kind, welchem nur zu bewusst war wie einsam es in mitten der bekannten und doch so fremden Kindern war?
Vielleicht hätte ich ihm auch von dem 13 jährigen Jugendlichen erzählt. Dem der in mitten Älterer gefeiert hatte. Dem dicklichen, leicht stotternden Jungen, der unter seinen gleichaltrigen keine Freunde hatte. Dem Jungen, der so voller Kummer war, dass er seinen Schmerz im Alkohol ertänkte und vergiftet auf dem Sofa lag, während seine vermeindlichen Freunde noch stundenlang weiter feierten.
Hätte ich von dem gebrochenen jungen Mann erzählenen sollen, der trotz all dem Frust und der erlittenen Demütigungen, ein Fest für seine Familie und Freunde in seiner ersten eigenen Wohnung organisierte?
Hätte ich ihm erzählen sollen, wie dieser Junge es drei Jahre hinter einander tat, nur um jedes einzelne Jahr mit mehreren Torten und einigen Flaschen Sekt alleine da zu stehen?
Hätte ich ihm sagen sollen wie etwas in ihm zerbrach, als er weg gezogen war und weder seine Familie noch seine Freunde bei ihm anriefen um ihm zu gratulieren?
Hätte ich ihm erzählen sollen, wie dieser Junge, dieser Junge Mann immer weiter abstumpfte, seine Gefühle immer weiter begrub und immer weniger an das gute in den Menschen glaubte?
Hätte er davon erzählen sollen, wie jede einzelne Entäuschung etwas in ihm sterben ließ?

Nein! Keiner dieser „Besonderen“ Tage war es wert ihn weiter zu erwähnen.
Doch das "Warum" konnte ich ihm nicht enthüllen. Er der mich weiterhin voller wärme anschaute konnte es nicht wissen. Er durfte es nicht wissen. Mit jeder Erfahrung, jedem Satz hätte er etwas verloren. Etwas was ich schon vor langem verlor. Doch ihm sollte, durfte es nicht so ergehen.
Er musste sein Weltbild behalten. Er musste es bewahren! Es musste so sein. Es musste so bleiben, damit ich hoffen konnte.

Und somit wusste er nicht warum ich so fühlte.
Er konnte nicht erahnen, weshalb ich diesen Tag so verabscheute.

Für ihn blieb es ein Rätsel, weshalb ich traurig da saß, das Sektglas in meiner Hand, mir selbst zu prostete und im stillen ein fröhlichen Geburtstag wünschte.

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Tag der Veröffentlichung: 17.01.2012

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